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Das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße

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Credit: Kass<strong>im</strong> et al., NRAO/AUI/VLA 1986<br />

<strong>Das</strong><br />

<strong>Schwarze</strong><br />

<strong>Loch</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Zentrum</strong><br />

<strong>unserer</strong><br />

<strong>Milchstraße</strong><br />

Franziska Storz,<br />

Seminar „Die <strong>Milchstraße</strong>“<br />

Uni Heidelberg, WS 11/12


Inhalt<br />

● Was ist ein <strong>Schwarze</strong>s <strong>Loch</strong>?<br />

● <strong>Das</strong> <strong>Schwarze</strong> <strong>Loch</strong> <strong>im</strong> <strong>Zentrum</strong> <strong>unserer</strong><br />

Galaxie<br />

● Besuch eines <strong>Schwarze</strong>n <strong>Loch</strong>s<br />

(Gedankenexper<strong>im</strong>ent)<br />

● Weitere <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

● Wissenswertes


● Grundlagen<br />

Was ist ein <strong>Schwarze</strong>s <strong>Loch</strong>?<br />

– 1687: Newton veröffentlicht sein Gravitationsgesetz (basierend auf den<br />

Kepplerschen Gesetzen):<br />

F grav = G Mm<br />

r 2 mit G = 6,67⋅10 −11 m 3<br />

kg⋅s 2<br />

– <strong>im</strong> späten 18.Jh: John Michell, Laplace: Spekulation über so kompakte<br />

Objekte, dass Licht nicht entweichen kann.<br />

Berechnung der Fluchtgeschwindigkeit durch:<br />

v Flucht = 2Gm<br />

r m<br />

– Zitat aus einem Brief von Newton, 1662:<br />

„<strong>Das</strong>s der eine Körper eine Fernwirkung auf den anderen ausüben kann,<br />

und zwar durch ein Vakuum, ohne die Vermittlung von irgend etwas,<br />

durch welches ihre Wirkung und Kraft vom einen zum anderen<br />

fortgepflanzt werden könnte, ist für mich eine [..] Absurdität, [...].“ (zitiert<br />

nach John Archibald Wheeler: Gravitation und Raumzeit, Spektrum-der-Wissenschaft-<br />

Verlagsgesellschaft, 1991)<br />

– nach fast 230Jahren, 1915: Einstein revolutioniert den<br />

Gravitationsgedanken durch die Allgemeine Relativitätstheorie


Exkurs: ART (Teil 1)<br />

● Erweiterung der Speziellen Relativitätstheorie<br />

● Neu: Die (4-d<strong>im</strong>.) Raumzeit wechselwirkt:<br />

→ Gravitation verursacht Krümmung der Raumzeit<br />

→ größere Masse → stärkere Krümmung → Zeit vergeht langsamer<br />

● Bewegung von Objekten erfolgt entlang von Geodäten (kürzeste<br />

Verbindung zweier Punkte, abhängig von der vorliegenden<br />

Geometrie)<br />

Bild: Jeffrey Bennett u.a., Astronomie, die kosmische Perspektive, S.641


Exkurs: ART (Teil 2)<br />

● Äquivalenzprinzip: Gravitation = Beschleunigung<br />

Rettung des Relativitätsprinzips<br />

– <strong>Schwarze</strong>s <strong>Loch</strong> in ART:<br />

unendliche Krümmung der<br />

Raumzeit<br />

Bilder nach: Jeffrey Bennett u.a., Astronomie, die kosmische Perspektive, S.630 bzw. S. 840


Eigenschaften eines SLs<br />

Name der mathematischen Lösung Masse Dreh- elektr.<br />

der Einsteinschen Feldglgen <strong>im</strong>puls Ladung<br />

Schwarzschild – Lsg x 0 0<br />

Kerr – Lsg x x 0<br />

Reissener-Norström – Lsg x 0 x<br />

Kerr-Newman – Lsg x x x<br />

Karl Schwarzschild (1873-1916), deutscher Astronom und Physiker.<br />

Er erarbeitete während des Kriegsdienstes in Russland 1916 die<br />

ersten Lösungen der Feldgleichungen der ART. Kurz darauf starb er<br />

an einer Krankheit, die er sich an der Front zugezogen hatte.


Definition des Ereignishorizonts<br />

● sphärische Grenzfläche um ein SL, aus der nichts mehr entweichen<br />

kann<br />

● Fluchtgeschwindigkeit = Lichtgeschwindigkeit<br />

● für die Schwarzschild-Lsg gilt:<br />

r Ereignishorizont = RSchwarzschild = 2GM M<br />

= 3,0⋅ 2<br />

c M Sonne<br />

für die Kerr-Lsg gilt:<br />

● Beispiele:<br />

r Ereignishorizont R Schwarzschild<br />

R sSL von10Sonnenmassen = 30 km<br />

R sSL von Erdmasse = 9 mm<br />

km


Besuch eines <strong>Schwarze</strong>n <strong>Loch</strong>s<br />

Gedankenexper<strong>im</strong>ent<br />

Person A<br />

● eigene Uhr läuft normal<br />

● Uhr von Person B läuft <strong>im</strong>mer<br />

langsamer<br />

● Gravitationsrotverschiebung<br />

● Person B benötigt benötigt eine<br />

Ewigkeit, um den Ereignishorizont<br />

zu überqueren<br />

Person B<br />

● eigene Uhr läuft normal<br />

● Uhr von Person A läuft <strong>im</strong>mer<br />

schneller<br />

● Blauverschiebung<br />

● Ereignishorizont lässt sich ohne<br />

Probleme überqueren<br />

● keine Überlebenschance, da<br />

Gezeitenkräfte Person B<br />

irgendwann zerreißen


<strong>Das</strong> <strong>Schwarze</strong> <strong>Loch</strong> <strong>im</strong> <strong>Zentrum</strong><br />

Gestalt der <strong>Milchstraße</strong>, Credit:<br />

Andreas Müller<br />

<strong>unserer</strong> <strong>Milchstraße</strong><br />

● Unsere Entfernung vom<br />

<strong>Zentrum</strong>: etwa 27000 Lichtjahre<br />

● in der Galaktischen Scheibe<br />

erschwert viel interstellares<br />

Material die optische und<br />

ultraviolette Sicht aufs <strong>Zentrum</strong><br />

(„Extinktion“)<br />

● Ausweichen auf Beobachtung<br />

mit Radio-, Infrarot- und<br />

Röntgenstrahlung<br />

● <strong>Zentrum</strong> liegt von uns aus<br />

gesehen <strong>im</strong> Sternbild<br />

Sagittarius (deutsch: „Schütze“)


1.) Radiobeobachtungen<br />

● Erste Beobachtungen mit dem<br />

VLA, Titelbild:<br />

In der auffallend hellen<br />

Zentralregion Sagittarius A (Sgr<br />

A) befindet sich kompakte<br />

Radioquelle Sag A*;<br />

Ausdehnung etwa 30<br />

Lichtminuten<br />

● Bild rechts: turbulente<br />

Gasbewegung <strong>im</strong> <strong>Zentrum</strong>, wie<br />

sie in Nähe eines <strong>Schwarze</strong>n<br />

<strong>Loch</strong>s erwartet wird<br />

● Hypothese der Indentität von<br />

Sag A* als supermassereiches<br />

<strong>Schwarze</strong>s <strong>Loch</strong><br />

bearbeitetes Radiofoto (Wellenlänge von 3,6 cm)<br />

vom Zentralbereich der <strong>Milchstraße</strong>; Ausblenden<br />

der hellen Punktquelle Sag A*;<br />

Credit: Roberts et al., NRAO/AUI/VLA 1993


2.) Infrarotbeobachtungen<br />

● Beobachtungen:<br />

– seit 1982: Nahinfrarotbetrachtungen des Galaktischen <strong>Zentrum</strong>s<br />

(Genzel, Eckert; MPE), anfangs Nutzung des NTT der ESO<br />

→ Ergebniss: Zentrale Masse etwa 2,6 Mio Sonnenmassen,<br />

Radius von nur 0,05 Lichtjahre<br />

– seit 2002: u. a. Nutzung des VLT (NACO, SINFONI);<br />

Auflösungsvermögen: 1€-Stück in grob 10000km Entfernung<br />

→ zwei Ergebnisse:<br />

a) aktuell favorisierte Masse/Radius (Eisenhauer et al., 2005):<br />

M SL = 3,6 Mio±300000 M Sonne<br />

RS SL ≈ 15,3 RSonne (Anm: bei rotierendem <strong>Loch</strong> geringer)<br />

b) Dreh<strong>im</strong>puls des SLs etwa halb so groß wie der mögliche<br />

Max<strong>im</strong>alwert (Genzel et al., Nature 2003):<br />

a ~ 0,5


2.) Infrarotbeobachtungen<br />

● zu Ergebnis a):<br />

Kepler Gesetz; Credit: Andreas Müller<br />

Bahnen der S-Sterne um das galaktische <strong>Zentrum</strong>;<br />

Credit: Stefan Gillessen et al., astro-ph/0810.4674, ApJ<br />

2009; MPI f extraterrestrische Physik; Gruppe R. Genzel


2.) Infrarotbeobachtungen<br />

● zu Ergebnis a):<br />

– Über 16 Jahre (etwa 50 Nächte Beobachtungszeit):<br />

Beobachtung der Bewegung von 28 zentralen<br />

Sternen (Study's first Author: „Stefan Gillessen“)<br />

– S2, nächster Stern zu Sgr A*(Abstand nur 17<br />

Lichtstunden): in 15 Jahren eine Umrundung; etwa<br />

8000 km/s schnell<br />

– Rückschluss auf Zentrale Masse mithilfe des 3.<br />

Keplerschen Gesetzes und Newtonscher Mechanik.


2.) Infrarotbeobachtungen<br />

● Ergebnis b) basiert auf folgender Beobachtung:<br />

ESO Press Video, Detection of a powerful flare from the centre of the Milky Way galaxy. (Wavelength 1,65 µm),<br />

NACO (Imager on the 8.2-m VLT YEPUN telescope at the ESO paranal Observatory 9.5.2003; 45x45 lightdays)


2.) Infrarotbeobachtungen<br />

● Ergebnis b) basiert auf:<br />

– 2002: erstaunliche Entdeckung: Sgr A*blitzt<br />

regelmäßig auf: Infrarotflares, typ. mehrmals<br />

täglich, Dauer ca. 1 Stunde<br />

– Ursache nicht genau geklärt:<br />

Annahme: Grund ist regelmäßige Bahnbewegung<br />

→ obige Aussage über die <strong>Loch</strong>rotation, da Radius<br />

der marginal stabilen (engste) Bahn in Raumzeit<br />

von Dreh<strong>im</strong>puls des <strong>Loch</strong>s abhängt


3.) Röntgenbeobachtungen<br />

● Seit 2000: Beobachtungen durch<br />

das weltraumgestützte<br />

Observatorium Chandra<br />

● heiße Plasmabereiche, die<br />

thermisch <strong>im</strong> Röntgenbereich<br />

strahlen<br />

– Erklärung: durch Akkretion wird<br />

Materie stark aufgeheizt<br />

– Bild: 2000 Röntgenquellen auf<br />

kleinem Raum, hellste Röntgenquelle<br />

(hier weiß): Sag A*<br />

● europ. Röntgenteleskop XMM-<br />

Newton, 2002: helle Röntgenflares<br />

mit Quasiperiode<br />

→ Berechnungen liefern unabh.<br />

Ergebnis von*:<br />

Falsch-Farben-Röntgenfoto des innersten Bereichs der<br />

<strong>Milchstraße</strong>; Credit: NASA/CXC/MIT Babanoff et al.<br />

2003, etwa 60x60 Lichtjahre<br />

M SL ≈ 2,7 Mio M Sonne und a ≈ 0,99 * (Aschenbach et al., 2004)


<strong>Das</strong> <strong>Schwarze</strong> <strong>Loch</strong> <strong>im</strong> <strong>Zentrum</strong><br />

<strong>unserer</strong> <strong>Milchstraße</strong><br />

Résumee<br />

● Bei der Masse <strong>im</strong> <strong>Zentrum</strong> <strong>unserer</strong> Galaxie handelt es sich<br />

wahrscheinlich um ein supermassereiches Kerr-<strong>Loch</strong>:<br />

M SL = 3,6 Mio±300000 M Sonne RS SL 15,3 RSonne a ~ 0,5<br />

● Beobachtungen der Kosmischen Wolke Sgr B2 deuten darauf hin,<br />

dass man das <strong>Schwarze</strong> <strong>Loch</strong> vor 350 Jahren als „aktiv“ beobachten<br />

hätte können (intensive Röntgen- und Gammastrahlungsausbrüche,<br />

die heute bei Sgr B2 ankommen)<br />

● Ergebnis a) beruht auf indirektem kinematischen Anhaltspunkt<br />

(SLer können <strong>im</strong> Moment nur indirekt ermittelt werden)<br />

● letztlicher tatsächlicher Beweis für die Existenz SLer könnte über<br />

Gravitationswellen geschehen – diese müssen allerdings selbst erst<br />

noch nachgewiesen werden


Typen <strong>Schwarze</strong>r Löcher<br />

Unterscheidungskriterien: Masse und Evolution<br />

● Supermassereiche <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

● Stellare <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

● Mittelschwere <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

● Pr<strong>im</strong>ordiale <strong>Schwarze</strong> Löcher


Stellare <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

<strong>Das</strong> Ende von Sternen (I)<br />

● Kollaps eines einzelnen sehr massereichen Sterns<br />

Hydrostatisches Gleichgewicht eines lebenden Sterns<br />

Idee zur Graphik: „<strong>Schwarze</strong> Löcher“, Andreas Müller


Stellare <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

<strong>Das</strong> Ende von Sternen (I)<br />

● Kollaps eines einzelnen sehr massereichen Sterns<br />

– be<strong>im</strong> lebenden Stern herrscht Hydrostatisches Gleichgewicht:<br />

● durch Rotation verursachter Zentrifugaldruck,<br />

● Gasdruck des kochenden Plasmas <strong>im</strong> Sterninnern,<br />

● Strahlungsdruck der <strong>im</strong> Innern frei werdenden Strahlung wirken entgegen<br />

dem<br />

● Gravitationsdruck der Schwerkraft<br />

– Energiequelle des Sterns steckt <strong>im</strong> heißen Inneren: Kernfusion<br />

von leichteren zu schwereren Elementen setzt Energie frei<br />

– chemische Zusammensetzung eines Sternes ändert sich mit der<br />

Zeit: Fusionskette erzeugt <strong>im</strong>mer schwerere chemische Elemente<br />

– Eisen besitzt die größte Bindungsenergie pro Nukleon → für<br />

Elemente ab Eisenmasse lässt sich Energie nur durch<br />

Kernspaltung gewinnen → Fusionsstopp → Gravitationskollaps


Stellare <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

<strong>Das</strong> Ende von Sternen (I)<br />

● Kollaps eines einzelnen sehr massereichen Sterns<br />

Idee zur Graphik: „<strong>Schwarze</strong> Löcher“, Andreas Müller


Stellare <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

<strong>Das</strong> Ende von Sternen (I)<br />

● Hat der Kollaps aufgrund des Fusionsstops eingesetzt, ergeben sich<br />

für den ehemaligen Stern drei mögliche folgende Existenzen,<br />

abhängig von seiner ursprünglichen Masse:<br />

– Sternrestmasse < 1,46 Sonnenmassen („Chandrasekhar-Masse“):<br />

Pauliprinzip verbietet den Elektronen sich zu nahe zu kommen →<br />

Entartungsdruck der Elektronen hält dem Gravitationsdruck stand<br />

→ System <strong>im</strong> Gleichgewicht: „Weißer Zwerg“<br />

– Sternrestmasse zwischen 1,5 und 3 Sonnenmassen:<br />

Entartungsdruck der Elektronen hält dem Gravitationsdruck nicht<br />

mehr stand → Inverser Betazerfall verwandelt Elektron+Proton in<br />

ein Neutron → Entartungsdruck von Neutronen stabilisiert das<br />

System: „Neutronenstern“<br />

– Sternenrestmasse > 3 Sonnenmassen:<br />

Kein bekannter Druck kann den Gravitationskollaps noch<br />

aufhalten → kompaktestes bekanntes Objekt bildet sich:<br />

„<strong>Schwarze</strong>s <strong>Loch</strong>“


Stellare <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

<strong>Das</strong> Ende von Sternen (II)<br />

Benett: Astronomie, Die Kosmische Perspektive, Kap. 18, S.832<br />

● Kollaps <strong>im</strong> Doppelsternsystem:<br />

– stabiler Weißer Zwerg sammelt<br />

durch Akkretion Materie an<br />

– Tritt eine Nova auf, stößt er<br />

einen Teil seiner Masse wieder<br />

ab, danach beginnt die<br />

Akkretion von neuem<br />

– in manchen Fällen: Weißer<br />

Zwerg gewinnt <strong>im</strong> Laufe der<br />

Zeit an Masse<br />

– Überschreiten der kritischen<br />

Masse v. 1,46 Sonnenmassen<br />

verursacht Kollaps<br />

– Doppelsternsystem mit<br />

Neutronenstern → Akkretion →<br />

eventuell Entstehung SL


Mittelschwere <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

● neueste Art: 10^2 bis 10^6 Sonnenmassen<br />

● Starke Hinweise auf die Existenz in Kugelsternhaufen<br />

● möglicherweise durch Akkretion aus Stellaren SLern entstanden<br />

● Kugelsternhaufen sind sehr alt → kein Gas mehr zur Akkretion → SL<br />

hungert<br />

● Problem: alternative Erklärungen (z.B. große Ansammlung<br />

massereicher Sterne <strong>im</strong> <strong>Zentrum</strong>) auch nicht unwahrscheinlich<br />

Pr<strong>im</strong>ordiale <strong>Schwarze</strong> Löcher<br />

● Entstehung unklar (möglicherweise be<strong>im</strong> Urknall), Existenz nicht<br />

nachgewiesen<br />

● auch „Minilöcher“ genannt, Masse ~ 10^(-15) Sonnenmassen (etwa<br />

irdische Bergmasse), R_S ~ 10^(-12)m (subatomarer Bereich)


● Hawkingstrahlung<br />

Wissenswertes<br />

– Hawking: Semiklassischer Quantengravitationsansatz<br />

(Berücksichtigung QM-Effekte) → Möglichkeit, dass SLer auch in einer<br />

konstanten Rate Teilchen emittieren: „Hawking-Strahlung“<br />

– Prinzip: Große Gravitationsenergie erzeugt spontan virtuelle Teilchen-<br />

Antiteilchen-Systeme (Paarbildung) → Wahrscheinlichkeit besteht, dass<br />

eines der Teilchen <strong>im</strong> SL verschwindet → Rekombinationsprozess<br />

unterdrückt → übriges Teilchen wird reell → dem SL ist Energie<br />

entzogen worden<br />

– Folge: SLer können „verdampfen“ → begrenzte Lebensdauer von<br />

t Hawking ≈ M<br />

3<br />

⋅10 64 Jahre<br />

M Sonne<br />

– Hawking und Co. definierten um diese Zeit auch thermodynamische<br />

Begriffe für <strong>Schwarze</strong> Löcher und können in ihrer Theorie zeigen, dass<br />

SL den Gesetzen der Thermodynamik gehorchen: SL strahlen demnach.<br />

Berechnet man diese Strahlung st<strong>im</strong>mt sie mit obiger Hawking-Strahlung<br />

überein


Wissenswertes<br />

● Was befindet sich innerhalb eines <strong>Schwarze</strong>n <strong>Loch</strong>s?<br />

– Einsteinsche Feldgleichungen lassen die Existenz einer<br />

Singularität (Punktmasse, Raumzeit unendlich gekrümmt) zu,<br />

ABER: Singularitäten in Natur bisher nicht nachgewiesen<br />

– ART ist klassische Theorie<br />

– Hawking und Penrose, 1960er: Aufstellung der<br />

Singularitätstheoreme (Mathematische Sätze, die unter best<strong>im</strong>mten<br />

Voraussetzungen auf notwendige Existenz von Singularitäten hinauslaufen),<br />

ABER: Bestätigung der Singularitätstheoreme in der Quantenwelt<br />

fraglich<br />

– String-Theorie und LQG (Loop-Quanten-Gravitation) bieten beide<br />

eine theoretische Ableitung der Bekenstein-Hawking-Entropie<br />

(relevant für die Thermodynamik <strong>Schwarze</strong>r Löcher)<br />

→ haben Potential das Verständnis von SLern zu revolutionieren<br />

→ vorläufige Rechnungen zeigen, dass die Ausbildung einer<br />

Singularität verhindert werden kann


Wissenswertes<br />

● <strong>Schwarze</strong> Löcher <strong>im</strong> Labor erzeugen?<br />

– theoretisch möglich: SL entsteht, wenn kritische Dichte einer Masse<br />

überschritten wird, also der Radius der Masse auf Schwarzschildradius<br />

verkleinert wird<br />

– Teilchen lassen sich <strong>im</strong> LHC mit hohen Energien von etwa 10^12eV<br />

aufeinanderschießen: reicht nicht aus, um Energiekonzentration <strong>im</strong><br />

Volumen des Protonen-Schwarzschildradius von 2,45*10^(-54)m zu<br />

erreichen;<br />

ES SEI DENN: Stringtheorie st<strong>im</strong>mt → Ausnutzen der vorhergesagten<br />

weiteren D<strong>im</strong>ensionen <strong>im</strong> Mikrobereich (Wirken zusätzlicher<br />

Gravitationskräfte) → praktische Herstellung möglich<br />

– Auswirkungen:<br />

von solchen Mikro-Löchern geht keine Gefahr aus, da<br />

– Masse des SL (entspricht der Protonenmasse) so min<strong>im</strong>al, dass durch<br />

Akkretion nur etwa 10^(-36)g pro Sekunde aufgesammelt werden würde<br />

– SL hätte eine Lebensdauer von nur etwa 10^(-24)Sekunden


Wissenswertes<br />

● Gravasterne - Alternative Theorie zu <strong>Schwarze</strong>n Löchern:<br />

(auch „Vakuumsterne“ oder „Quasi- <strong>Schwarze</strong> Löcher“)<br />

– kompaktes Objekt ohne intrinsische Singularität, neue Lösung<br />

Einsteinschen Feldglgen (2001)<br />

– Fluchtgeschwindigkeit bleibt knapp unter der Lichtgeschwindigkeit<br />

→ kein Ereignishorizont<br />

– Außenraum genügt der Schwarzschild-Lösung<br />

– Struktur besteht aus drei Zonen; innerste Zone: materiefreie<br />

(daher „Vakuum“) Blase aus dunkler Energie


Meine Vermutung ist, dass das Universum nicht nur<br />

seltsamer ist, als wir uns vorstellen, sondern seltsamer als wir<br />

uns vorstellen können.<br />

(J.B.S. Haldane, Possible Worlds, 1927)


Quellen<br />

● Andreas Müller: <strong>Schwarze</strong> Löcher - die dunklen Fallen der Raumzeit, Spektrum<br />

● Helmut Hetznecker: Kosmologische Strukturbildung, Spektrum<br />

● Karl-Heinz Spatschek, Astrophysik, Eine Einführung in Theorie und Grundlagen,<br />

Teubner<br />

● Jeffrey Bennett u.a., Astronomie, Die kosmische Perspektive, 5.Auflage, Pearson<br />

● A.Weigert u.a., Astronomie und Astrophysik, Ein Grundkurs, 5.Auflage, Wiley-Vch<br />

● http://arxiv.org/pdf/0810.4674v1<br />

● http://www.eso.org/public/videos/eso0330a/<br />

● http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/astro_slgc.html<br />

● http://www.eso.org/public/germany/science/gc.html<br />

● http://www.eso.org/public/news/eso0846/<br />

● http://www.mpe.mpg.de/ir/GC/index.php

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