2010_11_13 Pressetext AT lang - Historisches Museum Frankfurt ...
2010_11_13 Pressetext AT lang - Historisches Museum Frankfurt ...
2010_11_13 Pressetext AT lang - Historisches Museum Frankfurt ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Pressemitteilung<br />
ABISAG TÜLLMANN 1935–1996.<br />
Bildreportagen und Theaterfotografie<br />
24. November <strong>2010</strong> bis 27. März 20<strong>11</strong><br />
Das historische museum frankfurt stellt mit der Präsentation „Abisag Tüllmann<br />
1935–1996. Bildreportagen und Theaterfotografie“ anlässlich des 75. Geburtstages der<br />
Künstlerin erstmals posthum das vielschichtige Werk einer der bedeutendsten Fotokünstlerinnen<br />
Deutschlands der Öffentlichkeit vor. Neben dem umfangreichen, bildjournalistisch-künstlerischen<br />
Werk steht ein mehr als 200 Bühnenaufführungen umfassendes<br />
theaterfotografisches Œuvre – beide führen die Ausstellung und der begleitende<br />
Katalog erstmals zusammen.<br />
Aus vierzig Jahren freier bildjournalistischer Arbeit zeigt die Präsentation neben einer<br />
Auswahl von über 450 Schwarz-Weiß-Fotografien und Farbprojektionen Arbeiten, die<br />
im Zusammenhang mit Filmprojekten entstanden sind, sowie Beispiele für die umfangreiche<br />
Veröffentlichungspraxis in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern.<br />
Als grandioser Auftakt zu Abisag Tüllmanns vielseitigem Bildschaffen sind die Originalaufnahmen<br />
für das 1963 veröffentlichte Fotobuch „Großstadt“ zu sehen – eine Hommage<br />
an ihre Wahlheimat <strong>Frankfurt</strong> am Main. Fotografien von den Ereignissen und Akteuren<br />
der 68er-Bewegung wie Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer, von der Künstler-<br />
und Theaterszene im In- und Ausland mit Bilder von Joseph Beuys und Bernhard Minetti,<br />
aber auch von Politikern und Wirtschaftsführern machen Abisag Tüllmann zu einer<br />
Chronistin der Zeitgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dies gilt auch für<br />
ihre Auslandsreportagen über die postkolonialen Entwicklungen in Algerien, Rhodesien<br />
/ Simbabwe, Südafrika und über den Israel-Palästina Konflikt.<br />
Ihr zweiter Arbeitsschwerpunkt ist die Theaterfotografie. Wichtige Sprech- und Musiktheaterbühnen<br />
waren ihre Auftraggeberinnen im In- und Ausland. Erste Aufnahmen entstanden<br />
bereits Anfang der 1960er-Jahre in <strong>Frankfurt</strong>. Im Mittelpunkt steht die fast dreißig<br />
Jahre währende künstlerische Zusammenarbeit mit Claus Peymann, dessen Inszenierungen<br />
sie fotografisch begleitete.<br />
Seit 1958 prägten Abisag Tüllmanns in Zeitungen, Magazinen und Büchern publizierte<br />
Fotografien das kollektive Bildgedächtnis der deutschen und internationalen Öffentlichkeit.<br />
Als Bildjournalistin und Theaterfotografin richtete sie ihren Blick auf die politischen,<br />
gesellschaftlichen und künstlerischen Umbrüche ihrer Zeit. Mit hintergründigem Humor<br />
beobachtete sie den Alltag und die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens in der<br />
Welt. Themen wie Ausgrenzung, Unbehaustheit und die Verletzbarkeit menschlicher<br />
Existenz standen immer im Zentrum ihres engagierten fotografischen Handelns.<br />
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz,<br />
Berlin, dem Deutschen Theatermuseum, München und der Abisag Tüllmann Stiftung,<br />
<strong>Frankfurt</strong>, die den überwiegend unveröffentlichten fotografischen und schriftlichen<br />
Nachlass bewahren.
Kunst und Szene<br />
1957 zog Abisag Tüllmann von Wuppertal nach <strong>Frankfurt</strong> am Main und bewegte sich<br />
bald in der jungen Kunst- und Kulturszene. Zu ihren Freunden gehörten Schriftsteller,<br />
Künstler und Grafiker. Sie fotografierte die „documenta“ in Kassel ebenso wie die Biennale<br />
in Venedig oder das bunte Treiben der Pop-Kultur in London. Zahlreiche ihrer Porträts<br />
zeigen uns die Akteure neuer und experimenteller Kunstrichtungen: Joseph Beuys<br />
und Nam June Paik ebenso wie die Avantgarde der bundesdeutschen Literatur wie<br />
Hans Magnus Enzensberger oder Marie Luise Kaschnitz. Ausdrucksstarke Fotografien<br />
der Musikwelt, wie Aufnahmen der „Internationalen Ferienkurse für Neue Musik“ in<br />
Darmstadt oder von Protagonisten der Jazz- und Rockszene wie Albert Mangelsdorff,<br />
John Coltrane und Frank Zappa belegen Tüllmanns Aufgeschlossenheit gegenüber den<br />
künstlerischen Strömungen ihrer Zeit.<br />
Stadt und Gesellschaft<br />
Mit ihrem fulminanten Debüt, dem Fotobuch „Großstadt“, entwarf Tüllmann schon 1963<br />
ein eindringliches Porträt ihrer Wahlheimat <strong>Frankfurt</strong>. Die in den darauf folgenden Jahren<br />
entstandenen Ansichten dieser widersprüchlichsten Stadtlandschaft der frühen BRD<br />
und der politischen Bewegungen um Universität, Häuserkampf im Westend und Startbahn<br />
West, bilden den Ausgangspunkt ihres umfassenden Werks. Ihre Fotografien von<br />
den Akteuren der 68er-Bewegung wie Daniel Cohn-Bendit, Rudi Dutschke und Joschka<br />
Fischer, den Philosophen der <strong>Frankfurt</strong>er Schule, von der Frauen- und Schwulenbewegung<br />
und neuen Formen der Erziehung wie freie Schule und Kinderkollektive auf der<br />
einen und den Trägern der politischen und wirtschaftlichen Macht auf der anderen Seite,<br />
machen sie zu einer Dokumentaristin der Zeitgeschichte.<br />
Unverwechselbar ist auch der Blick der Fotografin auf die Bedingungen menschlichen<br />
Zusammenlebens. Tüllmann vermittelt Einblicke in den Alltag unterschiedlichster sozialer<br />
Gruppen wie Immigranten, Hausbesetzer, Bankiers, Hausfrauen und Obdachlose.<br />
Sie untersucht die vielfältigen Formen der Ausgrenzung und der Unbehaustheit. Die<br />
Verletzbarkeit der menschlichen Existenz steht dabei im Zentrum ihrer Arbeit. Ihre Bilder<br />
leben von der Spannung des beiläufigen dokumentarischen oder analysierenden<br />
Zeigens und ihrer Haltung als einfühlende Beobachterin.<br />
Internationales Zeitgeschehen<br />
Abisag Tüllmann legte ihr Augenmerk auf Politik, Gesellschaft und Kultur der Bundesrepublik,<br />
aber auch auf die Analyse des internationalen Zeitgeschehens. Im Dezember<br />
1969 porträtierte die Fotografin auf der „Al Fatah-Konferenz“ in Algier den Palästinenserführer<br />
Jassir Arafat und kam in Kontakt mit den afrikanischen Befreiungsbewegungen.<br />
In den 1970er-Jahren verfolgte sie intensiv die postkolonialen Konflikte und die<br />
damit einhergehenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Algerien,<br />
Rhodesien / Simbabwe, Sambia, Namibia und Südafrika.<br />
PM <strong>AT</strong> <strong>lang</strong> <strong>13</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2010</strong> Seite 3
In den 1980er-Jahren reiste sie regelmäßig für große Bildreportagen nach Israel, in die<br />
besetzten Palästinensergebiete und in den Libanon. Sie beobachtet kritisch den Israel-<br />
Palästina-Konflikt und dokumentierte 1982 den Libanonkrieg. Dabei versteht es die<br />
Fotografin, die Konflikte bildlich zu analysieren und den Dialog oder Disput der Kontrahenten<br />
ins Auge zu fassen.<br />
Theaterfotografie<br />
Abisag Tüllmanns Rolle in der Geschichte der Theaterfotografie ist nicht hoch genug<br />
einzuschätzen. Erste Aufnahmen entstanden bereits 1962 in <strong>Frankfurt</strong> für das Studententheater<br />
„neue bühne“. Die Berichterstattung über das <strong>Frankfurt</strong>er Theaterfestival<br />
„Experimenta“ wurde in den Jahren 1967, 1969 und 1971 maßgeblich durch ihre Bilder<br />
geprägt. Fast 30 Jahre <strong>lang</strong> währte ihre künstlerische Zusammenarbeit mit Claus Peymann,<br />
dessen Inszenierungen sie vor allem in Stuttgart, Bochum und Wien fotografisch<br />
begleitete. Darüber hinaus arbeitete sie für zahlreiche weitere Regisseure und Regisseurinnen,<br />
darunter Ruth Berghaus, Luc Bondy, Andrea Breth, Einar Schleef, Peter<br />
Stein, George Tabori und Robert Wilson. Wichtige Sprech- und Musiktheaterbühnen im<br />
In- und Ausland waren ihre Auftraggeber, so die Berliner Schaubühne, das <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Schauspiel, das Théâtre Royale de la Monnaie in Brüssel, das Théâtre Vidy in Lausanne,<br />
das Burgtheater in Wien und die Salzburger Festspiele.<br />
Informationen zur Ausstellung<br />
Ausstellungsdauer: 24. November <strong>2010</strong> bis 27. März 20<strong>11</strong><br />
Pressekonferenz: Montag, 22. November <strong>2010</strong>, <strong>11</strong> Uhr<br />
Ausstellungseröffnung: Dienstag, 23. November <strong>2010</strong>, 19 Uhr<br />
Ort Eröffnung: Römer 9, Evangelische Stadtakademie, Römerberg 9 (gegenüber hmf)<br />
Ort:<br />
historisches museum frankfurt, Saalgasse 19, D-603<strong>11</strong> <strong>Frankfurt</strong> / M.<br />
Tel. +49 (0)69 / 212 35599, Fax +49 (0)69 / 212 30702<br />
www.historisches-museum.frankfurt.de, info.historisches-museum@stadt-frankfurt.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag – Sonntag 10–18 Uhr, Mittwoch 10–21 Uhr; Montag geschlossen.<br />
An folgenden Feiertagen geöffnet: 25./26.12. <strong>2010</strong> (1. und 2. Weihnachtsfeiertag),<br />
31.12.<strong>2010</strong> (Silvester) 10–16 Uhr, 1.1.20<strong>11</strong> (Neujahr) 14–18 Uhr.<br />
Eintritt: <strong>Museum</strong>seintritt 4,00 / 2,00 €; ermäßigter Eintritt in der letzten Öffnungsstunde<br />
Verkehrsverbindung: U 4, U 5, Straßenbahn Linie <strong>11</strong> und 12, Haltestelle "Römer“<br />
Besucherservice, Buchungen, Führungen: Susanne Angetter, besucherservice.historisches-museum@stadt-frankfurt.de,<br />
Tel. +49 (0)69 / 212 35154<br />
PM <strong>AT</strong> <strong>lang</strong> <strong>13</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2010</strong> Seite 4
Kuratorinnen:<br />
Martha Caspers M.A. (Projektleitung)<br />
Dr. Kristina Lowis, Barbara Lauterbach M.A., Ulrike May M.A.<br />
Gestaltung:<br />
exposition GbR, <strong>Frankfurt</strong> / M. – Martin Krämer und Sabine Gutjahr<br />
Förderer und Kooperationspartner:<br />
Abisag Tüllmann Stiftung, <strong>Frankfurt</strong> / M.<br />
Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin<br />
Deutsches Theatermuseum, München<br />
Dr. Marschner Stiftung, <strong>Frankfurt</strong> / M.<br />
Evonik Industries AG, <strong>Frankfurt</strong> / M.<br />
Hessische Kulturstiftung, Wiesbaden<br />
Kulturamt Stadt <strong>Frankfurt</strong> / M.<br />
Richard Stury Stiftung, München<br />
Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg<br />
Weitere Ausstellungsstation:<br />
<strong>Museum</strong> für Fotografie, Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek,<br />
Staatliche Museen zu Berlin, 17. Juni –18. September 20<strong>11</strong><br />
Begleitbuch<br />
Abisag Tüllmann 1936-1996. Bildreportagen und Theaterfotografie, 304 Seiten, 298<br />
SW- und Farbabbildungen mit Texten von Martha Caspers, Monika Haas, Barbara<br />
Lauterbach, Kristina Lowis, Ulrike May, Katharina Sykora, hrsg. von Martha Caspers,<br />
erschienen als Bd. 30 der Schriften des historischen museums frankfurt, hrsg. von<br />
Jan Gerchow, Hatje Cantz Verlag, Preis 29,80 €<br />
Begleitprogramm<br />
Donnerstag, <strong>13</strong>. Januar 20<strong>11</strong>, 19:30 Uhr<br />
Abisag Tüllmann 1935–1996. Bildreportagen und Theaterfotografie.<br />
Vorstellung von Katalog und Ausstellung durch die Kuratorinnen des historischen<br />
museums frankfurt<br />
Ort: Zentralbibliothek Stadtbücherei <strong>Frankfurt</strong> am Main, Hasengasse 4, 603<strong>11</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
PM <strong>AT</strong> <strong>lang</strong> <strong>13</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2010</strong> Seite 5
Sonntag, 30. Januar 20<strong>11</strong>, <strong>11</strong>:30 – 20 Uhr<br />
Zwischen Stillstand und Bewegung – Abisag Tüllmanns Arbeiten für den Film.<br />
Filme und Diskussionen in Anwesenheit der Regisseurinnen.<br />
Filmprogramm in Kooperation mit dem Mal Seh’n Kino und Kinothek Asta Nielsen e.V.<br />
Ort: Mal Seh’n Kino, Adlerflychtstraße 6, 60318 <strong>Frankfurt</strong> / M., gesonderter Eintritt<br />
Filmprogramm:<br />
Von der Schönheit des Alltäglichen. Die Fotografin Abisag Tüllmann, Deutschland 1996<br />
(Regie und Buch: Carola Benninghoven)<br />
Tue recht und scheue niemand – Das Leben der Gerda Siepenbrink, BRD 1975<br />
(Regie und Buch: Jutta Brückner)<br />
Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers, BRD 1977<br />
(Regie und Buch: Helke Sander)<br />
Die Reise nach Lyon, BRD 1978–80<br />
(Regie und Buch: Claudia von Alemann)<br />
Mittwoch, 2. März 20<strong>11</strong>, 19 Uhr<br />
„Schauplatz Großstadt. Abisag Tüllmanns <strong>Frankfurt</strong>ansichten“<br />
Vortrag von Prof. Katharina Sykora, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig<br />
Ort: Römer 9, Evangelische Stadtakademie, Römerberg 9, 603<strong>11</strong> <strong>Frankfurt</strong> / M.<br />
Die Einrichtung ist nicht barrierefrei.<br />
Sonntag, 27. März 20<strong>11</strong>, 14 Uhr<br />
Finissage<br />
Öffentliche Führungen<br />
Mittwochs 18 Uhr und sonntags 14 Uhr, davon in englischer Sprache mit Laura Padgett:<br />
15. Dezember <strong>2010</strong>, 19. Januar 20<strong>11</strong>, 16. Februar 20<strong>11</strong>, 16. März 20<strong>11</strong><br />
Kuratorinnenführungen:<br />
Sonntag, 12. Dezember <strong>2010</strong>, 14 Uhr<br />
Martha Caspers M.A.: Sehen – Hinsehen. Einblicke ins bildjournalistische und theaterfotografische<br />
Werk Abisag Tüllmanns<br />
Sonntag, 9. Januar 20<strong>11</strong>, 14 Uhr<br />
Barbara Lauterbach M.A.: Abisag Tüllmanns Theaterfotografien 1962–1996. Dokumente<br />
des Spektakels oder Kunst des Augenblicks?<br />
Sonntag, <strong>13</strong>. Februar 20<strong>11</strong>, 14 Uhr<br />
Dr. Kristina Lowis: Kunstgerecht. Abisag Tüllmanns fotografische Beobachtungen von<br />
Kunst und Szene<br />
Sonntag, <strong>13</strong>. März 20<strong>11</strong>, 14 Uhr<br />
Ulrike May M.A.: Verknüpfungen. Leben und Werk Abisag Tüllmanns<br />
Pressekontakt<br />
Ulrike May M.A., Tel. +49 (0)69 / 212 34273, mobil +49 (0)160 / 4036553<br />
ulrike.may@stadt-frankfurt.de<br />
PM <strong>AT</strong> <strong>lang</strong> <strong>13</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2010</strong> Seite 6