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Kohlenstofffaserverstärkte thermoplastische ... - Ulaga Partner AG

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<strong>Kohlenstofffaserverstärkte</strong> <strong>thermoplastische</strong> Lamellen<br />

für die Verstärkung von Betontragwerken<br />

Tomaž <strong>Ulaga</strong> 1)<br />

Urs Meier 2)<br />

Zürich, März 2002<br />

1) Dipl. Bauing. ETH, Institut für Baustatik und Konstruktion (IBK),<br />

ETH Hönggerberg, 8093 Zürich<br />

2) Prof., EMPA Dübendorf, Überlandstrasse 129, 8600 Dübendorf


Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung 5<br />

1 Einleitung 7<br />

1.1 Problemstellung 7<br />

1.2 Projektorganisation 8<br />

1.3 Zielsetzung und Vorgehen 8<br />

2 Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle 11<br />

2.1 Grundlagen 11<br />

2.1.1 Anlehnung an die Lamelle Sika CarboDur S512 11<br />

2.1.2 Die Komponenten des Faserverbundwerkstoffs 12<br />

2.1.3 Verfahren für die Lamellenherstellung 16<br />

2.2 Entwicklung 18<br />

2.2.1 Evaluierung der Fasern 18<br />

2.2.2 Evaluierung des Matrixwerkstoffs 20<br />

2.2.3 Zugscherversuche an verklebten Testlamellen 23<br />

2.2.4 Die „T700S + PA12“ - Lamelle 25<br />

3 Bauteilversuche 37<br />

3.1 Versuchsprogramm 37<br />

3.2 Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche 40<br />

3.2.1 Der Träger PS 40<br />

3.2.2 Versuchsdurchführung 44<br />

3.2.3 Versuchsresultate 49<br />

3.3 Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum 63<br />

3.3.1 Der Träger LV 63<br />

3.3.2 Versuchsdurchführung 66<br />

3.3.3 Versuchsresultate 71<br />

3.4 Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch 83<br />

3.4.1 Der Träger ET 83<br />

3.4.2 Versuchsdurchführung 86<br />

3.4.3 Kurzbeschreibung der Versuche an Balken 1 und B1 90<br />

3.4.4 Versuchsresultate 91<br />

4 Weitere Erkenntnisse 103<br />

4.1 Aufrollversuch 103<br />

4.2 Haftzugversuch 105<br />

Verdankungen 107<br />

Bezeichnungen 109<br />

Literatur 111<br />

3


Zusammenfassung<br />

Im Rahmen des KTI-Projektes 3795.1 haben die <strong>Partner</strong> EMPA Dübendorf, Sika<br />

(Schweiz) <strong>AG</strong> und Sulzer Composites eine neuartige kohlenstofffaserverstärkte Lamelle<br />

für die Verstärkung von Betonbauwerken entwickelt und geprüft. Bei den bisherigen<br />

Produkten besteht die Matrix aus einem duromeren Kunststoff, der wegen seiner beschränkten<br />

Aushärtungsgeschwindigkeit einen nur langsamen Herstellungsprozess ermöglicht.<br />

In der neuen Lamelle sind die Fasern in einem <strong>thermoplastische</strong>n Polymer<br />

eingebettet. Dieses Produkt kann schneller produziert werden und hat deshalb vor allem<br />

wirtschaftliche Vorteile gegenüber den marktüblichen Lamellen.<br />

In einer ersten Projektphase ging es um die Entwicklung der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle.<br />

Verschiedene Fasern und Kunststofftypen wurden bezüglich der technischen Eigenschaften,<br />

der Verarbeitbarkeit und der Wirtschaftlichkeit verglichen. Für die<br />

Untersuchungen der Applizierbarkeit mit einem Epoxidharzklebstoff wurden Zugscherversuche<br />

an verklebten Prototypen durchgeführt.<br />

Aufgrund dieser Voruntersuchungen wurden die Faser T700S und der <strong>thermoplastische</strong><br />

Matrixwerkstoff PA12 als aussichtsreichste Verbundpartner erachtet. Die aus diesen<br />

Komponenten hergestellte Lamelle hatte sowohl bezüglich der technischen<br />

Eigenschaften als auch bezüglich des Aussehens eine recht grosse Ähnlichkeit zu bereits<br />

etablierten Produkten.<br />

Für die Untersuchung der Einsatztauglichkeit im Bauwesen wurden drei Typen von<br />

praxisrelevanten Bauteilversuchen durchgeführt.<br />

Die Versuchskörper der Serie PS waren Betonbalken mit einer Spannweite von<br />

2.1 m, die Biegezugzone war mit je zwei CFK-Lamellen verstärkt. Die Träger wurden<br />

im Vierpunkt-Biegeversuch geprüft, um die Wirkung der Lamellen zu erfassen. Die<br />

Versuche konnten die Verstärkungswirkung der neuartigen Lamelle im statisch durchgeführten<br />

Kurzzeitversuch bestätigen sowie ein gewisses Verbesserungspotenzial aufzeigen.<br />

Das Verhalten bei Langzeitbeanspruchungen wurde mit den Versuchen der Serie LV<br />

untersucht. Die mit einer Lamelle in der Biegezugzone verstärkten Träger hatten eine<br />

Spannweite von 2.3 m und waren einer permanent wirkenden, hohen Biegebeanspruchung<br />

ausgesetzt. Die Temperatur und die Feuchtigkeit wurden während etwa einem<br />

Jahr schrittweise erhöht und danach ein weiteres Jahr bei 55°C und 80% rel. F. belassen.<br />

Schon zu Beginn dieser anspruchsvollen Klimastufe versagte der mit dem herkömmlichen<br />

Produkt Sika CarboDur S512 verstärkte Versuchskörper infolge Erweichung des<br />

Klebstoffs Sikadur-30. Der mit der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle verstärkte Träger zeigte<br />

- trotz der Verwendung des gleichen Klebstoffs - bis Ende des Beobachtungszeitraums<br />

keine Anzeichen, die auf ein Versagen hindeuteten. Die Versuche konnten zeigen, dass<br />

beide Verstärkungssysteme ein günstiges Langzeitverhalten aufweisen, solange die<br />

produktebedingten klimatischen Grenzen eingehalten werden.<br />

Das Ermüdungsverhalten der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle wurde im Versuch ET untersucht.<br />

Ein Plattenbalken mit 6 m Spannweite wurde mit vier Lamellen verstärkt und<br />

5


insgesamt 10 Millionen Lastzyklen ausgesetzt, wobei während der zweiten Hälfte dieser<br />

Ermüdungsphase eine Luftfeuchtigkeit von 95% herrschte. Danach wurde die Last statisch<br />

erhöht, bis das Trägerversagen erreicht war. Der Versuch zeigte, dass die neue<br />

<strong>thermoplastische</strong> Lamelle bezüglich der Ermüdungsempfindlichkeit ähnlich unsensibel<br />

ist, wie die handelsüblichen CFK-Lamellen.<br />

Die Versuche an den wirklichkeitsnahen Betonbauteilen haben gezeigt, dass die<br />

<strong>thermoplastische</strong> Lamelle – eingesetzt als geklebte Bewehrung – sehr ähnlich wirkt, wie<br />

das zu Vergleichszwecken beigezogene marktübliche Produkt. Die unterschiedliche<br />

Steifigkeit führte erwartungsgemäss zu geringen Abweichungen im quantitativ erfassten<br />

Versuchsverlauf.<br />

Aufgrund dieser Resultate kann die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle als gleichwertig zu den<br />

gängigen Produkten eingestuft werden. Sie eignet sich also für die langfristige (oder<br />

kurzfristige) Verstärkung von Betontragwerken unter statischer Last oder Wechsellast,<br />

wobei bezüglich den klimatischen Bedingungen die gleichen Einschränkungen gelten<br />

wie bei den duromeren Lamellen.<br />

Neben der mechanischen Wirkungsweise wurde auch die für die Praxis wichtige<br />

Handhabbarkeit untersucht. Hierbei konnten gewisse Schwächen bezüglich der Kriechneigung<br />

der PA12-Matrix bei erhöhten Temperaturen sowie bezüglich der interlaminaren<br />

Zugfestigkeit festgestellt und behoben werden. Aus den hierbei gemachten<br />

Erkenntnissen folgt, dass ein Mindestmatrixgehalt eingehalten werden muss, damit<br />

diese die Funktion der Faserfixierung erfüllen kann.<br />

6


1 Einleitung<br />

1.1 Problemstellung<br />

Viele der heute bestehenden Betonbauten befinden sich im Mittelbereich der ursprünglich<br />

vorgesehenen Nutzungsdauer. Nach Jahren der Alterung machen sich oft Projektierungs-<br />

und Ausführungsfehler bemerkbar oder es entsteht das Bedürfnis, das Tragwerk<br />

zu verändern um es danach für einen anderen Zweck als bis anhin zu nutzen. Eine<br />

Überprüfung ergibt, dass in Anbetracht dieser Umstände einige Tragwerksteile den an<br />

sie gestellten Anforderungen nicht mehr genügen und daher verstärkt werden müssen.<br />

Eine seit Mitte der 90er Jahre übliche Verstärkungsmethode ist das Ankleben kohlenstofffaserverstärkter<br />

Kunststofflamellen (CFK-Lamellen) als Ergänzung der innenliegenden<br />

Stahlbewehrung zur Erhöhung des Biegewiderstands. Die Grundlagen dieses<br />

Verfahrens wurden in den 80er Jahren an der EMPA Dübendorf geschaffen. Die beeindruckenden<br />

Resultate führten zu intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an<br />

dieser Anstalt und an verschiedenen Institutionen weltweit. Seit dem Durchbruch in der<br />

Praxis ist das Verlangen nach CFK-Lamellen stetig gestiegen, eine Tendenz, die weiterhin<br />

anhält.<br />

Einige der ersten Anwendungen wurden mit einer Lamelle realisiert, die von der<br />

Schweizer Firma Stesalit <strong>AG</strong> (Zullwil, SO) entwickelt und produziert wurde (z.B. Verstärkung<br />

der Holzbrücke bei Sins, Meier et al. [18] ). Das heute von der Sika <strong>AG</strong> vertriebene<br />

Verstärkungssystem Sika CarboDur umfasst verschiedene Lamellentypen,<br />

diese entsprechen aber im wesentlichen immer noch dem damals verwendeten Produkt:<br />

Die streifenförmigen Lamellen bestehen zu etwa 70% aus unidirektional angeordneten<br />

Kohlenstofffasern, die in eine Epoxidharzmatrix eingebettet sind und von dieser zusammengehalten<br />

werden. Bei der Herstellung wird das Aushärten der Matrix zum geschwindigkeitslimitierenden<br />

Prozess, so dass nur eine bescheidene<br />

Herstellungsgeschwindigkeit, begleitet von entsprechend hohen Produktionskosten, erreicht<br />

werden kann.<br />

Mit einem schnelleren Herstellungsprozess könnte eine kostengünstigere Lamelle<br />

produziert werden. Eine Möglichkeit, um dies zu erreichen, wäre der Ersatz des duroplastischen<br />

durch einen <strong>thermoplastische</strong>n Matrixwerkstoff. Die Erstarrung dieser<br />

Kunststoffe kann um Grössenordnungen schneller ablaufen als die Vernetzung der bisher<br />

verwendeten Epoxidharzsysteme.<br />

7


Einleitung<br />

1.2 Projektorganisation<br />

Projektbeteiligte: EMPA Dübendorf (im Folgenden genannt EMPA)<br />

CH - 8600 Dübendorf<br />

Unterstützung durch:<br />

als:<br />

Projektbeginn:<br />

Projektende:<br />

Sika (Schweiz) <strong>AG</strong> (im Folgenden genannt Sika)<br />

CH - 8048 Zürich<br />

Sulzer Markets and<br />

Technology <strong>AG</strong>,<br />

Sulzer Composites 1) (im Folgenden genannt Sulzer)<br />

CH - 8401 Winterthur<br />

1) vormals Sulzer Innotec <strong>AG</strong>, Gruppe Faserverbundwerkstoffe<br />

Kommission für Technik und Innovation (KTI)<br />

KTI-Projekt 3795.1: Verstärkung von Bauwerken mit<br />

kohlenstofffaserverstärkten <strong>thermoplastische</strong>n Polymerbändern<br />

1998<br />

2001<br />

1.3 Zielsetzung und Vorgehen<br />

Das Ziel des KTI-Projektes 3795.1 war die Entwicklung einer <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle<br />

für die Biegeverstärkung von Betontragwerken, die bezüglich ihrer Eigenschaften<br />

vergleichbar ist mit den bereits auf dem Markt etablierten Produkten, der Herstellungsprozess<br />

aber schneller und damit kostengünstiger.<br />

Entsprechend den aus der Zielbeschreibung folgenden Projektphasen wurden die<br />

Aufgabenbereiche unter den Projektpartnern verteilt: die Sulzer war federführend zuständig<br />

für die Entwicklung der Lamelle, die EMPA übernahm die Durchführung von<br />

Bauteilversuchen zur Untersuchung der Wirksamkeit und die Sika prüfte die Eignung<br />

8


Zielsetzung und Vorgehen<br />

verschiedener Klebstoffe und koordinierte den Gang der Arbeiten hinsichtlich einer<br />

später folgenden Markteinführung.<br />

Im Rahmen der Lamellenentwicklung war das erste Teilziel die Zusammenstellung<br />

und Evaluierung verschiedener Kohlenstofffasern und Matrixwerkstoffe, die sowohl in<br />

technischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine sinnvolle Kombination versprachen.<br />

Schon von Beginn an wurde beachtet, dass für die Kraftübertragung zwischen der<br />

Lamelle und dem zu verstärkenden Bauteil ein ausreichender Verbund mit dem für die<br />

Applikation vorgesehenen Klebstoff erreicht werden muss. Hierbei wurde gefordert,<br />

dass dieser Verbund bessere Festigkeitseigenschaften aufweist als das Betongefüge des<br />

zu verstärkenden Bauteils und dadurch nicht zum kritischen Element im System wird.<br />

Schliesslich liessen sich die Anforderungen an das neue Produkt zu drei Hauptpunkten<br />

zusammenfassen:<br />

� Schnell und wirtschaftlich produzierbare Lamelle mit <strong>thermoplastische</strong>r Matrix.<br />

� Ähnlichkeit zu bereits auf dem Markt etablierten Produkten (bezüglich der technischen<br />

Eigenschaften, der Applikation und des Aussehens).<br />

� Ausreichende Verbundfestigkeit zum favorisierten Klebstoff.<br />

Zur Untersuchung der Wirksamkeit waren Versuche an wirklichkeitsnahen Bauteilen<br />

vorgesehen. Das Versuchsprogramm wurde so zusammengestellt, dass einige wichtige<br />

Fragen betreffend dem neuen Material beantwortet werden konnten. Folgende Aspekte<br />

standen hierbei im Vordergrund:<br />

� Kann die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle gleich appliziert werden, wie die bisherigen Produkte?<br />

� Wie verhält sich ein mit <strong>thermoplastische</strong>r Lamelle verstärkter Träger...<br />

...bei statischer Beanspruchungserhöhung bis zum Versagen?<br />

...bei Langzeitbeanspruchung mit erhöhten klimatischen Anforderungen?<br />

...bei einer hohen Anzahl von Lastwechseln kombiniert mit erhöhter Feuchtigkeit?<br />

� Gibt es spezielle Berechnungs- oder Bemessungsregeln für Träger, die mit einer<br />

<strong>thermoplastische</strong>n Lamelle verstärkt sind?<br />

Zur Ermittlung der mechanischen Eigenschaften war die Durchführung einfacher<br />

Werkstoffprüfungen geplant. Der Projektpartner Sika übernahm die Duchführung von<br />

Zugscherversuchen für die Kontrolle der Verbundfestigkeit Lamelle-Klebstoff und von<br />

Aufroll- sowie Haftzugversuchen zur Prüfung der Handhabbarkeit.<br />

Parallel zum Versuch mit der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle war stets auch ein Versuch<br />

mit dem handelsüblichen Produkt Sika CarboDur S512 vorgesehen. So konnten die<br />

Resultate verglichen und die Wirkung der neuen Lamelle beurteilt werden.<br />

9


2 Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

2.1 Grundlagen<br />

2.1.1 Anlehnung an die Lamelle Sika CarboDur S512<br />

In den vergangenen Jahren haben sich mehrere Produktreihen von CFK-Lamellen auf<br />

dem Markt etabliert. Die Geometrie und die Eigenschaften sind auf den Verwendungszweck<br />

als Klebebewehrung abgestimmt, deshalb sind diese Produkte weitgehend miteinander<br />

vergleichbar.<br />

Die Sika vertreibt das Verstärkungssystem Sika CarboDur, das aus einer Palette verschiedener<br />

CFK-Lamellen besteht. Die einzelnen Typen haben unterschiedliche Abmessungen<br />

und Steifigkeiten, so dass je nach Anwendung das geeignetste Produkt<br />

gewählt werden kann.<br />

Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle sollte sich nahtlos in die bestehende Marktpalette eingliedern.<br />

Aus diesem Grund wurde eine möglichst grosse Ähnlichkeit zur Lamelle<br />

CarboDur S512 angestrebt, welche die weltweit meistverwendete der von der Sika vertriebenen<br />

Lamellen ist.<br />

Eigenschaften der Lamelle CarboDur S512<br />

Die Lamelle CarboDur S512 besteht aus Kohlenstofffasern (T700S von Toray), die in<br />

eine Epoxidharzmatrix gebettet sind und mindestens 68% der Querschnittsfläche ausmachen.<br />

Die Bezeichnung „S512“ gibt Angaben über die Eigenschaften und Abmessungen<br />

des Produkts: „S“ gibt die Steifigkeitskategorie der Lamelle an („Standard“) und<br />

„512“ steht für die Querschnittsabmessungen von 50·1.2 mm2 . Tabelle 1 enthält eine<br />

Zusammenstellung der wichtigsten Eigenschaften.<br />

Breite Dicke Zugfestigkeit E-Modul Bruchdehnung<br />

bl tl flu, min flu, m El, m εlu, min<br />

[mm] [mm] [MPa] [MPa] [GPa] [‰]<br />

50 1.2 2800 3050 165 17<br />

Tabelle 1: Eigenschaften der Lamelle CarboDur S512 (nach Sika [21])<br />

Für die Applikation der Lamellen wird üblicherweise ein Epoxidharzklebstoff verwendet.<br />

Auch davon gibt es eine Vielfalt von Produkten mit unterschiedlichen Eigenschaften.<br />

Für das Ankleben der Lamelle Sika CarboDur-Lamellen wird in den meisten Fällen<br />

der Armierungsklebstoff Sikadur-30 eingesetzt. Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle sollte<br />

11


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

deshalb ebenfalls so beschaffen sein, dass sie mit diesem Klebstoff appliziert werden<br />

kann.<br />

Eigenschaften des Armierungsklebstoffs Sikadur-30<br />

Der Klebstoff wird aus den zwei Komponenten A (Harz) und B (Härter) im Massenverhältnis<br />

3:1 angerührt. Nach dem Mischen von A und B bleibt die Konsistenz während<br />

etwa einer Stunde viskos, so dass der Klebstoff in dieser Zeit verarbeitet werden kann.<br />

Beide Komponenten sind mit Quarzsand vermischt, der im ausgehärteten Klebstoff als<br />

Zuschlag wirkt und dadurch eine hohe Schwind- und Kriechresistenz ermöglicht. In<br />

Tabelle 2 sind die technischen Eigenschaften zusammengestellt. In Kapitel 2.2.4 folgen<br />

Angaben zum Zusammenhang zwischen der Steifigkeit und der Umgebungstemperatur.<br />

Druckfestigkeit<br />

fg<br />

Zugfestigkeit<br />

fgt<br />

Druck-E-Modul<br />

Eg<br />

Glasumwandlungstemperatur<br />

[MPa] [MPa] [GPa] [°C]<br />

90...100 ca. 30 12.8 62<br />

Tabelle 2: Eigenschaften des Klebstoffs Sikadur-30 (nach Sika [21])<br />

2.1.2 Die Komponenten des Faserverbundwerkstoffs<br />

Die Faser<br />

Funktion und Eigenschaften<br />

Die Faser ist die Komponente, die die mechanischen Eigenschaften eines Faserverbundwerkstoffs<br />

bestimmt. Handelt es sich dabei um eine Lamelle, sind die Fasern „endlos“<br />

lang und parallel (unidirektional, UD) zur Längsrichtung angeordnet. Bezüglich<br />

dieser Richtung entsprechen sich Steifigkeit und Festigkeit der aufsummierten Fasern<br />

und des fertigen Produkts in guter Näherung.<br />

Für die Verarbeitung zu Lamellen werden technisch hergestellte Endlosfasern (Filamente)<br />

benutzt, die in Form von aufgewickelten, parallellaufenden Fadenbündeln vom<br />

Hersteller geliefert werden. Ein solcher Roving wird z.B. als 24k-Roving bezeichnet,<br />

wenn er aus 24000 Filamenten besteht.<br />

Bei der Herstellung der Filamente werden diese mit einer Schlichte versehen, die sie<br />

vor Beschädigungen während der Verarbeitung (z.B. durch Reibung an Umlenkstellen)<br />

schützt. Die Schlichte kann die Haftung zur Matrix verbessern oder verschlechtern, je<br />

nach Art von Schlichte und Matrixwerkstoff.<br />

Verschiedene Faserarten<br />

Für die Verstärkung von Kunststoffen werden in der Regel anorganische Fasern wie<br />

Kohlenstoff- und Glasfasern oder synthetische Fasern verwendet (z.B. Aramidfasern).<br />

12<br />

Tg


Grundlagen<br />

Für spezielle Anwendungen werden auch metallische, keramische oder Bor-Fasern verarbeitet,<br />

darauf wird aber im Folgenden nicht weiter eingegangen.<br />

In Tabelle 3 sind die technischen Eigenschaften der wichtigsten Faserarten zusammengetragen<br />

und den entsprechenden Werten von Stahl gegenübergestellt. Man erkennt,<br />

dass diese Fasern ähnliche Festigkeitseigenschaften besitzen wie Stahl. Eine höhere<br />

Steifigkeit erreichen aber nur die Kohlenstofffasern.<br />

Faser<br />

Filamentdurchmesser<br />

Øf<br />

Dichte<br />

ρf<br />

Zugfestigkeit<br />

ffu<br />

E-Modul<br />

[µm] [g/cm 3 ] [MPa] [GPa]<br />

Glasfasern 1) 7...10 2.50...2.55 1800...3900 73...87<br />

Aramidfasern 1) 12 1.44 2500...3000 70...130<br />

Kohlenstofffasern 2) 4.8...7.0 1.70...1.94 1800...7300 180...820<br />

Stahlfasern 1) 5...250 7.80 1800...4200 210<br />

1) nach Meier [19]<br />

2) nach Flemming et al. [11]<br />

Tabelle 3: Mechanische Eigenschaften verschiedener Faserarten<br />

Die Glasfasern bestehen aus einem dreidimensionalen Netzwerk von Sauerstoff- und<br />

Siliziumatomen mit amorpher Struktur. Dadurch besitzt die Faser isotrope Eigenschaften.<br />

Die guten Festigkeitswerte und der (bei einigen Glassorten) recht tiefe Preis hat zu<br />

einer grossen Verbreitung der Glasfaser für verschiedene Anwendungen geführt.<br />

Die Glasfaser hat aber auch Nachteile, die die Einsatzmöglichkeiten einschränken.<br />

Für eine genauere Betrachtung müssten hierbei die unterschiedlichen Glasfasersorten<br />

unterschieden werden, darauf wird aber im Folgenden verzichtet und stattdessen eine<br />

Sammlung von möglichen Problemen aufgelistet (nach Flemming et al. [11], Michaeli<br />

und Wegner [17], Hull and Clyne [13], Eckold [8] und Daniel and Ishai [3]):<br />

� Bescheidene Steifigkeit<br />

� Beträchtliche Reduktion der in Tabelle 3 gegebenen Festigkeit infolge Schädigung bei<br />

der Weiterverarbeitung<br />

� Linearelastisches Verhalten bei Kurzzeitbeanspruchungen, viskoelastisches Verhalten<br />

bei Langzeitbeanspruchungen<br />

� Geringe Resistenz gegenüber Ermüdungsbeanspruchungen<br />

� Neigung zur Spannungsrisskorrosion bei moderatem Beanspruchungsniveau<br />

� Mangelnde Beständigkeit beim Kontakt mit verschiedenen Medien und Chemikalien<br />

(Säuren, Basen aber auch z.B. reines Wasser)<br />

� Schädigung bei Bestrahlung mit ultraviolettem Licht<br />

Viele dieser potenziellen Nachteile stehen in einem direkten Konflikt mit den Anforderungen,<br />

die an die zu entwickelnde Lamelle gestellt werden. Aus diesem Grund<br />

wird die Verwendung von Glasfasern nicht weiter in Betracht gezogen.<br />

Ef<br />

13


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Die Aramidfaser besteht aus Amidgruppen und aromatischen Ringen, die in Faserrichtung<br />

orientiert sind. Dadurch entsteht ein anisotropes Gebilde mit guten mechanischen<br />

Eigenschaften in Längsrichtung. Als besondere Qualität der Aramidfasern (z.B.<br />

KevlarTM ) gilt das hohe Energieaufnahmevermögen infolge ausgeprägter Faserverformbarkeit<br />

(z.B. Biegeradien im Bereich weniger Faserdurchmesser).<br />

Die Nachteile, die die Anwendungsmöglichkeiten der Aramidfaser einschränken,<br />

sind im Folgenden aufgeführt (nach Flemming et al. [11], Michaeli und Wegner [17],<br />

Hull and Clyne [13], Eckold [8] und Daniel and Ishai [3]):<br />

� geringere Steifigkeit als Stahl<br />

� beschränkte Druckbeanspruchung möglich (daher z.B. Mikroschädigungen bei Wicklung)<br />

� hohe Wasserabsorption führt zur Veränderung der mechanischen Eigenschaften<br />

� Dauerbeanspruchungen führen zu von Mikroporen ausgehendem Risswachstum, das<br />

zu plötzlichem Versagen führen kann<br />

� z.T. geringe Beständigkeit in saurem Milieu<br />

� Festigkeitsverlust bei Bestrahlung mit natürlichem Sonnenlicht<br />

Auch die Aramidfaser birgt einige mögliche Probleme und wird daher für die Verarbeitung<br />

zur Lamelle nicht weiter berücksichtigt.<br />

Kohlenstofffasern sind aus Graphitschichten aufgebaut und besitzen eine ausgeprägte<br />

Anisotropie. Die parallel zur Faser laufenden Schichtstrukturen verleihen dieser Richtung<br />

ausgezeichnete mechanische Eigenschaften, quer dazu werden allerdings nur bescheidene<br />

Werte erreicht.<br />

Während die heute gebräuchlichen Kohlenstofffasern meist aus Polyacrylnitrilfasern<br />

(PAN-Fasern) produziert werden, ist in den nächsten Jahren ein Umstieg auf Pech als<br />

kostengünstigeres Ausgangsmaterial denkbar. Unterschiedliche Ausgangsstoffe und<br />

Verfahren ermöglichen die Herstellung von verschiedenen Kohlenstoffasertypen. Die<br />

HT-Fasern (high tenacity) haben eine hohe Festigkeit und werden vor allem wegen ihres<br />

verhältnismässig tiefen Preises oft eingesetzt. Verlangt die Anwendung dagegen eine<br />

hohe Steifigkeit, können die teureren HM-Fasern (high modulus) verwendet werden. Ein<br />

hohes Arbeitsaufnahmevermögen kann mit HST-Fasern (high strain and tenacity) erreicht<br />

werden und die IM-Fasern (intermediate modulus) liegen bezüglich der Eigenschaften<br />

zwischen den HST- und den HM-Fasern.<br />

Kohlenstofffasern haben unter Längsbeanspruchung einen quasi linearen Spannungs-<br />

Dehnungs-Verlauf. Neben den mechanischen Qualitäten besitzen diese Fasern auch andere<br />

interessante physikalische Eigenschaften. Dazu gehören zum Beispiel die elektrische<br />

Leitfähigkeit und der negative Wärmeausdehnungskoeffizient, beides wiederum<br />

einer ausgeprägten Anisotropie unterliegend.<br />

14


Grundlagen<br />

Die Matrix<br />

Funktion und Eigenschaften<br />

Die Matrix hält die Fasern eines Faserverbundwerkstoffs zusammen, damit diese ihre<br />

Verstärkungsfunktion erfüllen können. Diese Aufgabe umfasst drei Punkte: Fixieren der<br />

Fasern in der gewählten geometrischen Anordnung, Kräfteübertragung auf die Fasern<br />

und zwischen den Fasern sowie das Stützen der Fasern bei Druckbeanspruchungen. Da<br />

die Matrix die Fasern vollständig einbettet und gegenüber der Umgebung versiegelt,<br />

dient sie auch als Schutz vor schädigenden äusseren Einwirkungen (z.B. Angriff durch<br />

Feuchtigkeit, Chemikalien oder Strahlung).<br />

Verschiedene Matrixtypen<br />

Je nach Auslegung des Begriffs „Faserverbundwerkstoff“ können sehr viele Werkstoffe<br />

als Matrixmaterial betrachtet werden, so zum Beispiel auch Beton oder Metalle. Im<br />

Sinne der kunststofftechnologischen Definition sind aber aussschliesslich polymere<br />

Werkstoffe gemeint, auf andere Materialien wird daher nicht weiter eingegangen.<br />

In der bisherigen Geschichte der Faserverbundwerkstoffe wurden vor allem duromere<br />

Kunststoffe als Matrixmaterial verwendet. Die Duromere entstehen durch eine<br />

Härtungs- bzw.Vernetzungsreaktion aus niedermolekularen Monomeren. Nach diesem<br />

chemischen Prozess sind die Moleküle dreidimensional vernetzt, so dass der Werkstoff<br />

thermisch nicht mehr verformt werden kann. Unter den wichtigsten Vertretern der Duromere<br />

findet man die ungesättigten Polyesterharze, Vinylesterharze, Phenolharze und<br />

die für die Herstellung der im Bauwesen eingesetzten Lamellen Sika CarboDur verwendeten<br />

Epoxidharze. Auf die erstgenannten dieser Duromere wird nicht näher eingegangen.<br />

Epoxidharze entstehen durch die Polyadditionsreaktion (Härtung bzw. Vernetzung)<br />

eines Harzes (Epoxid) mit einem Härter (Amine, Phenole oder Säuren). Die gute Eignung<br />

als Matrixwerkstoff kommt daher, dass die niedermolekularen Präpolymere eine<br />

geringe Viskosität besitzen und sich deshalb sehr gut zur Faserimprägnierung eignen,<br />

während der ausgehärtete Werkstoff gute mechanische Eigenschaften aufweist. Durch<br />

die Wahl der Komponenten Harz und Härter können diese Merkmale sowie auch der<br />

Härtungsverlauf gesteuert werden. Der bezüglich der Produktion wichtigste Nachteil ist<br />

die beschränkte Vernetzungsgeschwindigkeit, die keine besonders schnelle Herstellung<br />

erlaubt.<br />

Thermoplastische Kunststoffe gewinnen je länger je mehr an Bedeutung für die Herstellung<br />

von Faserverbundwerkstoffen. Bei diesen Kunststoffen liegt das Grundmaterial<br />

in bereits vollkommen polymerisierter Form vor. Zur Verarbeitung wird es erwärmt bis<br />

in den Schmelzezustand, umgeformt und wieder abgekühlt bis zur Erstarrung. Dieser<br />

Vorgang ermöglicht eine hohe Prozessgeschwindigkeit.<br />

Zur genaueren Beschreibung der Eigenschaften der Thermoplaste müssten die einzelnen<br />

Vertreter gesondert betrachtet werden. Viele besitzen aber gute mechanische Eigenschaften,<br />

eine gute Medienbeständigkeit und eine geringe Feuchtigkeitsaufnahme.<br />

Allen gemeinsam ist die thermische Schweissbarkeit und die Wiederverwertbarkeit der<br />

Abfälle. Zu den wichtigsten Nachteilen zählen die Kriechneigung bei höheren Temperaturen<br />

und die wegen der hohen Viskosität der Schmelze schwierige Faserimprägnierung.<br />

15


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

2.1.3 Verfahren für die Lamellenherstellung<br />

Die Sulzer betreibt seit 1996 eine selbst konzipierte Imprägnierungsanlage (Vodermayer<br />

et al. [22]) für die Herstellung der <strong>thermoplastische</strong>n Faserverbundwerkstoffe<br />

SUPreMTM (Sulzer Prepreg Material, Kärger und Vodermayer [14]).<br />

Die erste Ausführung dieser Anlage konnte Rovings mittels Pulverimprägnierverfahren<br />

zu maximal 25 mm breiten und ca. 0.1 mm dicken Tapes verarbeiten. In einer<br />

zweiten Phase wurden diese Tapes durch eine Konsolidierungsanlage geführt, wo sie<br />

neben- und aufeinander zu Lamellen verpresst wurden. 1999 wurde die Gesamtanlage<br />

verbessert und erweitert. Die seither zur Verfügung stehende Imprägnierungsanlage<br />

kann Tapes mit einer Breite bis 300 mm herstellen, so dass der Querschnitt in Querrichtung<br />

keine schwächende Stossfuge mehr aufweist. Bild 1 zeigt den schematischen Aufbau<br />

dieser Anlage. Die Konsolidierungsanlage ist in Bild 2 dargestellt.<br />

Bild 1: Schematischer Aufbau der Imprägnierungsanlage der Sulzer Composites<br />

Die Faserbereitstellung ist die erste Stufe der Imprägnierungsanlage. Hier werden die<br />

zu Rovings gebündelten Fasern unter leichter Spannung von den Spulen abgewickelt<br />

und vor dem Eintritt in die Anlage zusammengeführt.<br />

Das Imprägnierbecken besteht aus einem Wasserbad, in welchem der pulverförmige<br />

Matrixwerkstoff (Polymer) mit Hilfe von Dispersionsmitteln und einem Rührwerk in<br />

Schwebe gehalten wird. Die Fasern werden über mehrere Umlenkbolzen durch das Bad<br />

geführt, damit sich das Pulver regelmässig im Faserzwischenraum verteilt (Vodermayer<br />

et al. [22]).<br />

Im Trockenofen wird das Wasser mit dem Dispersionsmittel aus dem Faser-Polymergefüge<br />

entfernt und einer Abluftanlage zugeführt.<br />

16


Grundlagen<br />

Das trockene Faser-Polymergefüge durchläuft anschliessend eine Serie von Schmelzöfen<br />

und Formgebungswalzen. Das Polymer verschmilzt zur Matrix und wird zusammen<br />

mit den Fasern in die gewünschte Tapeform gebracht. Wegen der walzenförmigen<br />

Formgebungswerkzeuge wird die gesamte Herstellung auch als Rolltrusion bezeichnet.<br />

Der Bandabzug zieht die Fasern bzw. das Tape durch die Anlage. Ein Sensor im Bereich<br />

der Faserbereitstellung kontrolliert die Einhaltung einer Minimalspannung, die für<br />

das Erreichen einer guten Tapequalität nötig ist. Bei zu hoher Spannung kommt es aber<br />

zu starkem Abrieb bei den Werkzeugen und an den Umlenkstellen.<br />

Am Ende der Anlage wird das fertiggestellte Tape auf Spulen aufgewickelt.<br />

Bild 2: Konsolidierungsanlage der Sulzer Composites<br />

17


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Das mit der Imprägnierungsanlage hergestellte Tape ist das Ausgangsmaterial für die<br />

Lamellenherstellung. Am Anfang der Konsolidierungsanlage wird das Tape von den<br />

Spulen abgerollt und in die Anlage hineingeführt (Tapebereitstellung).<br />

Im Schmelzofen wird das Matrixmaterial wieder aufgeschmolzen, damit die Tapes<br />

untereinander verschweisst werden können.<br />

Die Doppelbandpresse ist das eigentliche Konsolidierungswerkzeug (Formgebungswerkzeug).<br />

Die Tapes mit aufgeschmolzener Matrix treten am vorderen Ende ein<br />

und werden unter Abkühlung in die gewünschte Form (Lamelle) gepresst. Damit die<br />

Wärme über die Stahlbänder der Presse abgeführt werden kann, müssen diese eine ausreichende<br />

Lauflänge ausserhalb der Pressstrecke haben.<br />

Wenn die Lamelle mit einer Beschichtung versehen werden soll, kann dieser Arbeitsschritt<br />

hinter der Doppelbandpresse angehängt werden (im Rahmen des Projektes<br />

wurde keine solche Beschichtung verwendet).<br />

Der Bandabzug treibt die Tapes bzw. die Lamelle durch die Anlage (wie bei der Imprägnieranlage).<br />

Das fertige Produkt wird am Ende der Anlage aufgewickelt.<br />

2.2 Entwicklung<br />

2.2.1 Evaluierung der Fasern<br />

Voraussetzungen für die Eignung als Lamellenverstärkung<br />

Damit die dünne und schmale Lamelle ihre Funktion als Bauwerksverstärkung erfüllen<br />

kann, muss sie möglichst hohe Kräfte aufnehmen und übertragen können. Mit einer<br />

steifen Lamelle können – bei geringen Dehnungen – hohe Kräfte übertragen werden, die<br />

zugehörige Kraftaufnahme verursacht aber hohe Schubspannungen und kann so zu Festigkeitsproblemen<br />

führen. Die Festlegung der sinnvollsten Lamellensteifigkeit ist demnach<br />

ein Optimierungsproblem, das einen gewissen Spielraum zulässt.<br />

Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle sollte bezüglich der technischen Eigenschaften ähnlich<br />

sein wie die Lamelle Sika CarboDur S512. Um eine ausreichende Näherung zu erreichen,<br />

können höher- oder tiefermodulige Fasern eingesetzt und die Endsteifigkeit mittels<br />

Variation der Rovingzahl gesteuert werden.<br />

Die Faserfestigkeit ist von zweitrangiger Bedeutung. Alle in Betracht gezogenen<br />

Produkte erreichen hohe Werte, so dass ein Zugbruchversagen der Lamelle nicht erwartet<br />

werden muss. Entsprechend den Erfahrungen mit solchen Verstärkungssystemen<br />

(z.B. Deuring [4], Kaiser [15]) versagen diese in der Regel durch Abschälen der Lamelle<br />

nach lokaler Schubfestigkeitsüberschreitung.<br />

Die Rovinglänge hat im Rahmen der Herstellung eine grosse Bedeutung. Das Wechseln<br />

der Rovingspulen und Wiedereinfädeln in die Maschine ist ein aufwändiger Arbeitsvorgang,<br />

so dass lange Einheiten bevorzugt werden.<br />

Die Rovinggrösse kann einen Einfluss haben auf die Qualität des Endproduktes.<br />

Grosse Faserbündel haben tendenziell mehr Verdrehungen pro Längeneinheit, die zu<br />

Unregelmässigkeiten im Querschnitt des „Endlosproduktes“ führen können.<br />

18


Entwicklung<br />

Wenn die Faserqualität innerhalb eines Rovings streut, kommt es zu Abrieb bei der<br />

Verarbeitung. Hierbei reissen einzelne Filamente und bilden Flusen bei den Umlenkstellen<br />

und Werkzeugen der Fertigungsanlage.<br />

Die von den Herstellern gelieferten Kohlenstofffasern sind mit einer Schlichte versehen,<br />

die meist für einen guten Verbund zu Duromeren konzipiert ist. Für eine befriedigende<br />

Haftung mit einem <strong>thermoplastische</strong>n Matrixwerkstoff muss diese Schlichte<br />

unter Umständen entfernt bzw. ersetzt werden.<br />

Damit das Endprodukt (Lamelle) wirtschaftlich interessant ist, ist die Verwendung<br />

einer günstigen Faser sinnvoll. Eine kurze Rovinglänge oder eine für die Weiterverarbeitung<br />

ungeeignete Schlichte kann aber die Endkosten gegenüber einer anfänglich teureren<br />

Faser wieder erhöhen.<br />

Evaluierung<br />

Für die Entwicklung einer <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle wurden verschiedene Kohlenstofffasern<br />

bezüglich der mechanischen Eigenschaften, der Verarbeitbarkeit und der<br />

Wirtschaftlichkeit verglichen. Tabelle 4 enthält einen Überblick über die untersuchten<br />

Produkte. Die Einteilung in die Preisklassen dient als grobe Richtlinie für die Darstellung<br />

der Preissituation im Zeitraum von 1998 bis 2001.<br />

Für die Evaluierung wurden die Fasern bezüglich der vorangehend beschriebenen<br />

Eignungsmerkmale beurteilt. Zur Untersuchung der Verarbeitbarkeit wurden kleine<br />

Materialmengen mit der Imprägnierungsanlage verarbeitet.<br />

Hersteller Faser<br />

Fortafil<br />

(USA)<br />

Tenax (D)<br />

Grafil<br />

SGL Carbon<br />

Group (D)<br />

Toray<br />

(Japan)<br />

Fortafil 510<br />

Fortafil 502<br />

Tenax STS<br />

5631<br />

Grafil 34-600<br />

WD<br />

Rovinggrösse<br />

Rovinglänge Preisklasse<br />

Zugfestigkeit<br />

ffu<br />

Bruchdehnung<br />

εfu<br />

E-<br />

Modul<br />

[Anz.<br />

Fasern] [m] 1) [MPa] [%] [GPa]<br />

80 000<br />

40 000<br />

24 000<br />

48 000<br />

24 000<br />

1660 (5160)<br />

3320<br />

2500, 3700,<br />

5000<br />

1400<br />

2800<br />

m<br />

m<br />

Ef<br />

3800 1.6 231<br />

g 4000 1.5 240<br />

m<br />

m<br />

4000 1.7 234<br />

Sigrafil C30 3000 ~1.3 ~230<br />

T700S (50C)<br />

12 000<br />

24 000<br />

5000<br />

3600<br />

t<br />

t<br />

4900 2.1 230<br />

T1000G 12 000 t t 6370 2.1 294<br />

Zoltek (USA) Panex 33 48 000 1500 g 3800 1.7 228<br />

1) tt: sehr teuer; t: teuer; m: mittel; g: günstig<br />

Tabelle 4: Mögliche Kohlenstofffasern für die Herstellung einer <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle<br />

19


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Die Fortafil-Fasern hatten eine leichte Neigung zur Flusenbildung, konnten aber<br />

grundsätzlich erfolgreich verarbeitet werden. Wegen des im Vergleich zu anderen Produkten<br />

ungünstigen Festigkeits-Preis-Verhältnisses wurden aber diese Fasern nicht weiter<br />

in Betracht gezogen.<br />

Die preislich günstigen Tenax-Fasern konnten einwandfrei verarbeitet werden. Sie<br />

wurden schliesslich als mögliche Alternative zur ersten Wahl erachtet.<br />

Mit der Grafil-Faser gelang eine ähnlich gute Verarbeitung wie mit der Tenax-Faser.<br />

Die mechanischen Kennwerte sind ebenfalls ähnlich, der Preis der Grafil-Faser etwas<br />

höher und die Rovinglänge geringer. Die Grafil-Faser wurde deshalb leicht hinter der<br />

Tenax-Faser eingestuft.<br />

Das Produkt Sigrafil konnte ebenfalls gut mit der Imprägnierungsanlage verarbeitet<br />

werden. Da diese Faser aber eine verhältnismässig geringe Festigkeit und Bruchdehnung<br />

besitzt, war sie gegenüber den anderen Fasern nicht konkurrenzfähig.<br />

Mit der Faser T700S gelang eine einwandfreie Verarbeitung. Die Verfügbarkeit<br />

zweier verschiedener Rovinggrössen, beide fast verdrehungsfrei, erlaubt eine flexible<br />

Steuerung der Lamellensteifigkeit und die grosse Rovinglänge ermöglicht eine wirtschaftliche<br />

Verarbeitung. Die Ausführung 50C ist mit einem besonders geringen<br />

Schlichteanteilanteil (0.3%) versehen und verspricht deshalb eine sehr gute Haftung zu<br />

einer <strong>thermoplastische</strong>n Matrix. Wegen der beachtlichen Festigkeit wird trotz des höheren<br />

Preises ein gutes Preis-Leistungsverhältnis erzielt. Aus diesen Gründen wurde beschlossen,<br />

diese Faser für die Herstellung der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle einzusetzen.<br />

Die T1000-Fasern konnten ebenfalls gut verarbeitet werden. Dieses Produkt ist aber<br />

sehr teuer und daher wenig interessant für die Herstellung einer wirtschaftlichen Lamelle.<br />

Mit der Panex-Faser konnte keine befriedigende Verarbeitung durchgeführt werden.<br />

Die Rovings hatten viele Verdrehungen und zeigten eine starke Flusenbildung an den<br />

Umlenkstellen der Imprägnierungsanlage.<br />

2.2.2 Evaluierung des Matrixwerkstoffs<br />

Voraussetzungen für die Eignung als Matrixwerkstoff<br />

Unterhalb der Glasübergangstemperatur Tg befinden sich die amorphen Bereiche eines<br />

Kunststoffes im eingefrorenen Zustand (Glaszustand) und verleihen dem Werkstoff dadurch<br />

gute mechanische Eigenschaften, wobei die dazugehörige Sprödigkeit in Kauf<br />

genommen werden muss. Wird diese Temperatur überschritten, können Steifigkeit und<br />

Festigkeit um ganze Grössenordnungen abnehmen. Dies gilt vor allem für Kunststoffe<br />

mit wenigen oder keinen kristallinen Bereichen.<br />

Bei der Beurteilung der Einsatztauglichkeit von Kunststoffen kann für viele Kunststoffe<br />

die Glasübergangstemperatur als thermische Grenze betrachtet werden, bis zu<br />

welcher das entsprechende Bauteil mechanisch beansprucht werden kann.<br />

20


Entwicklung<br />

Die Bedeutung der Absolutwerte der mechanischen Eigenschaften ist schwierig abzuschätzen.<br />

Die interlaminaren Kräfte beanspruchen die Matrix mehrachsial und sind<br />

vom Betrag her nicht genau bekannt, so dass ein Vergleich mit tabellierten Festigkeitsund<br />

Steifigkeitswerten kaum möglich ist.<br />

Damit bei der Lamellenherstellung (entsprechend den Ausführungen in Kapitel 2.1.3)<br />

eine gute Faserimprägnierung gelingt, muss der Matrixwerkstoff als feines Pulver<br />

(Korndurchmesser < 50 µm) vorliegen. Die Verarbeitung zu dieser Form ist – je nach<br />

Kunststoff – ein mehr oder weniger technologieintensiver und dadurch teurer Prozess.<br />

Der Preis des Kunststoffs hat eine grosse Bedeutung, da die zu entwickelnde <strong>thermoplastische</strong><br />

Lamelle vor allem wirtschaftliche Vorteile gegenüber den bisherigen Produkten<br />

haben soll. Es gilt zu beachten, dass die Verarbeitung zu feinem Pulver unter<br />

Umständen ein wesentlicher Kostenfaktor sein kann.<br />

Die Lamelle soll mit dem Epoxidharzklebstoff Sikadur-30 appliziert werden können.<br />

Da die Matrix den grössten Teil der Kontaktfläche ausmacht, sollte der Kunststoff eine<br />

möglichst gute Haftung zu Epoxidharzen aufweisen.<br />

Evaluierung<br />

Für die Herstellung einer für das Bauwesen geeigneten Lamelle wurden verschiedene<br />

<strong>thermoplastische</strong> Matrixwerkstoffe untersucht. In Tabelle 5 sind die in Betracht gezogenen<br />

Thermoplaste zusammengestellt (zu Vergleichszwecken ist auch Epoxidharz<br />

aufgeführt). Von einigen dieser Kunststoffe gibt es eine Vielzahl von Familien, die sich<br />

z.B. durch Modifikationen im Molekülaufbau oder durch einen unterschiedlichen Kristallinitätsgrad<br />

unterscheiden. Die Eigenschaften können dementsprechend stark variieren,<br />

so dass die Werte in Tabelle 5 nur als Richtgrössen zu verstehen sind. Die<br />

Einteilung in Preisklassen dient als grobe Übersicht über die von 1998 bis 2001 herrschenden<br />

Preisverhältnisse innerhalb dieser Kunststoffauswahl.<br />

PA12 erwies sich als gut geeignet für die Herstellung von Lamellen. Das Pulver war<br />

– bei vernünftigem Preis - in der gewünschten Grösse lieferbar und ermöglichte eine<br />

gute Faserimprägnierung. Dadurch wurde eine gute Lamellenqualität mit einwandfreier<br />

Fasereinbindung erzielt. Zur Ermittlung der Verbundfestigkeit mit Sikadur-30 wurden<br />

die ersten Lamellen damit verklebt und im Zugscherversuch geprüft (Tabelle 6). Die<br />

Haftung war besser als erwartet und konnte durch die Schaffung einer porösen Oberfläche<br />

(„Käsestruktur“) bei späteren Serien noch verbessert werden (Kapitel 2.2.4).<br />

Die Glasübergangstemperatur von PA12 ist relativ niedrig, liegt aber nahe bei dem<br />

von Sikadur-30. Da der Klebstoff in diesem Temperaturbereich viel heftiger reagiert<br />

(Bild 9), wirkt er als kritische Systemkomponente und rechtfertigt dadurch die Verwendung<br />

von PA12.<br />

PA12 wurde zum bevorzugten Matrixwerkstoff und konnte schliesslich erfolgreich<br />

zu Lamellen verarbeitet werden.<br />

21


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Kurzbez.<br />

Name<br />

Preisklasse<br />

(für<br />

Pulver)<br />

4)<br />

Klebbarkeit<br />

Struktur<br />

(teilkristallin/<br />

amorph)<br />

Glasübergangstemperatur<br />

Tg<br />

Wasseraufnahme<br />

bei 23°C,<br />

5O% r.F.<br />

Zugfestigkeit<br />

Reissdehnung<br />

[°C] [M.-%] [MPa] [%]<br />

E-Modul<br />

nach<br />

DIN 53457<br />

E<br />

[MPa]<br />

EP Epoxidharz g + a 50...150 0.1...0.5 55...80 2) 2800...4200<br />

PA12 Polyamid-12 m 0 t 60 0.5...0.7 3) 15...30 2) 250...300 2) 300...750<br />

PE Polyethylen gg - t -125...0 0.01...0.1 10...28 2) 300...600 2) 250...850<br />

PEI Polyetherimid tt + a 217 1.35 105 2) 10 2) 3000<br />

PMMA<br />

Polymethylmethacrylat<br />

t + a 0.3 74 2) 5 2) 3200<br />

PP Polypropylen g g - t -18...-10 < 0.1 32 2) 70 2) 1300<br />

PPS<br />

PVC<br />

Polyphenylensulfid<br />

Polyvinylchlorid<br />

PVDF Polyvinylidenfluorid<br />

t 0 t 88 0.03 75 2) 5 2) 4400<br />

g + a 82 < 0.2 58...74 2) 11...15 2) 3200...3400<br />

m + t -35 0.03 ~50 1) > 20 1) 1900<br />

1) Reissfestigkeit bzw. Reissdehnung nach ASTM D 1457<br />

2) Streckspannung bzw. Reissdehnung nach DIN 53455 nach Lagerung bei 23°C, 50% r.F.<br />

3) bei 20°C, 65% r.F.<br />

4) tt: sehr teuer; t: teuer; m: mittel; g: günstig; gg: sehr günstig<br />

Tabelle 5: Für den Einsatz als Matrixwerkstoff untersuchte Thermoplaste und Vergleich mit<br />

Epoxidharz (nach Dominighaus [7], Angst+Pfister [1], Flemming et al. [11],<br />

Winistoerfer [23], Habenicht [12], Callister [2], Frank und Biederbeck [10])<br />

Mit PP gelang keine Lamellenherstellung, weil die Schlichte der Kohlenstofffasern<br />

(die für die Anbindung an einen Duromer vorgesehen ist) einen tauglichen Verbund<br />

zwischen Matrix und Fasern verhinderte. Bei Bruchversuchen an Testserien rutschten<br />

die Fasern daher ohne viel Widerstand aus dem Gefüge. Für eine erfolgreiche Lamellenherstellung<br />

wäre ein thermisches oder chemisches Entfernen der Schlichte sowie eine<br />

eventuelle Nachbehandlung nötig gewesen. Da auch die Klebbarkeit nicht ohne weiteres<br />

gewährleistet war, wurde PP trotz guter Langzeiterfahrung bei verschiedenen Anwendungen<br />

und dem tiefen Preis nicht weiter untersucht.<br />

PEI schien wegen der hohen Temperaturbeständigkeit, der mechanischen Eigenschaften<br />

und der guten Klebbarkeit ein sehr gut geeigneter Matrixwerkstoff zu sein. Hier<br />

erwies sich aber die Lieferform als Problem: die Lieferung von feinem Pulver hätte eine<br />

grosse Bestellmenge bei sehr hohem Preis gefordert. Für die Herstellung einer Testlamelle<br />

wurden dünne PEI-Bänder der Firma Cytec Fiberite Inc. (USA) zu Lamellen verpresst<br />

(Erwärmung bis zum Aufschmelzen der Matrix und anschliessendes Verpressen<br />

mit der Doppelbandpresse). Die Faserverteilung in den Tapes war recht inhomogen und<br />

führte zu einer unbefriedigenden Lamellenqualität. Schliesslich wurde die Verwendung<br />

von PEI als unwirtschaftlich erachtet und nicht weiter verfolgt.<br />

22


Entwicklung<br />

Bei der Verwendung von PMMA zeigten sich ähnliche Probleme wie bei PP: die<br />

Haftung zu den Fasern war ungenügend, die Herstellung einer tauglichen Lamelle hätte<br />

ein Entfernen der Schlichte erfordert und wurde deshalb nicht weiter untersucht.<br />

Wegen der guten Haftung zu Epoxidharzen wurde versucht, mit PMMA-Blends die<br />

Klebbarkeit der PA12-Matrix zu verbessern. Die Resultate der Zugscherversuche (Tabelle<br />

6) zeigten aber keinen entsprechenden Effekt, so dass auf eine weitere Verwendung<br />

von PMMA verzichtet wurde.<br />

Hinsichtlich der Verwendung von PE wurden–ähnlichwiebeiPP und PMMA –<br />

Probleme mit der Haftung zur Faser erwartet. Da auch die Klebbarkeit von PE ein Problem<br />

darstellt, wurde dieser Kunststoff - trotz des tiefen Preises - nicht weiter untersucht.<br />

PPS wurde aufgrund seiner mechanischen und thermischen Eigenschaften als erfolgversprechendes<br />

Matrixmaterial erachtet. Wegen der schlechten Klebbarkeit und des<br />

hohen Preises wurde aber dieser Thermoplast schliesslich nicht zu Lamellen verarbeitet.<br />

Bei den fortgeschrittenen Generationen der PA12-Lamelle wurden zur äussersten<br />

Lamellenschicht PPS-Partikel beigegeben, die als „Abstandhalter“ zwischen den Fasern<br />

wirkten und dadurch die Schaffung einer porösen Oberfläche („Käsestruktur“) ermöglichten<br />

(Kapitel 2.2.4).<br />

Auf die Verwendung von PVC wurde frühzeitig verzichtet. Wegen der oft enthaltenen<br />

Weichmacher gelten sie als umweltschädlich und wegen des Chloridgehalts werden<br />

bei starker Erwärmung toxische Gase freigesetzt.<br />

PVDF ist gut klebbar und wurde deshalb versuchsweise als Blend zur PA12-Matrix<br />

beigemischt. Die Zugscherversuche (Tabelle 6) haben aber keine Verbesserung der<br />

Verbundfestigkeit mit Sikadur-30 gezeigt, so dass auf eine weitere Verwendung verzichtet<br />

wurde.<br />

2.2.3 Zugscherversuche an verklebten Testlamellen<br />

Eine wichtige Anforderung an die neue Lamelle war eine gute und dauerhafte Verklebbarkeit<br />

mit dem Klebstoff Sikadur-30. Zur Untersuchung dieser Eigenschaften wurden<br />

verklebte Lamellenproben bei unterschiedlichen Umgebungsbedingungen gelagert und<br />

in verschiedenen Zeitabständen im Zugscherversuch geprüft.<br />

Die Proben wurden mit Sika Colma-Reiniger entfettet, entsprechend den geometrischen<br />

Angaben in Bild 3 verklebt und während sieben Tagen bei Raumtemperatur<br />

(23°C) ausgehärtet.<br />

Die raumgelagerten Proben (RL) wurden auch nach der Aushärtungsphase bei<br />

„Aushärtungsbedingungen“ gelagert. Ein Teil der Proben wurde in ein Wasserbecken<br />

gegeben (Wasserlagerung, WL), das sich in einem klimatisierten Raum befand und daher<br />

eine konstante Temperatur von 23°C hatte. Zur Untersuchung des Einflusses besonders<br />

anspruchsvoller Umgebungsbedingungen wurde die aus der Automobilindustrie<br />

übernommene Kataplasmalagerung (KL) durchgeführt. Hierbei wurden die Proben in<br />

saugfähiges Papier gewickelt, mit Wasser getränkt und in einen dichten Plastiksack gepackt.<br />

Der Sack wurde in einen verschlossenen Blecheimer mit ein wenig Wasser drin<br />

gelegt und in einem Ofen bei 80°C gelagert.<br />

23


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Die Zugscherversuche wurden nach unterschiedlichen Lagerungszeiten durchgeführt.<br />

Die Vorschubgeschwindigkeit der dafür verwendeten Instron Universalprüfmaschine<br />

betrug 2 mm/min . Zur Vermeidung von Biegemomenten war eine der Einspannstellen<br />

mit einem Gelenk versehen.<br />

Die Resultate in Tabelle 6 stammen aus der Division der Bruchkraft durch die Klebefläche,<br />

wobei jeder Wert dem Mittel von drei Versuchen entspricht.<br />

Der Zugscherversuch eignet sich eigentlich nicht für die Messung von Schubfestigkeitswerten:<br />

Wegen der exzentrisch auf die Klebefläche wirkenden Kräfte werden recht<br />

tiefe „Festigkeitswerte“ gemessen, die bei geringen Änderungen in der Prüfkörpergeometrie<br />

stark variieren und daher nur für Vergleichszwecke mit gleichartigen Versuchsserien<br />

verwendet werden dürfen.<br />

Th. Lamelle, Gen. 0 Th. Lamelle, Gen. 1 Th. Lamelle, Gen. 2, Ch. 1 Th. Lamelle, Gen. 2, Ch. 2<br />

Zeit RL WL KL Zeit RL WL KL Zeit RL WL KL Zeit RL WL KL<br />

7 d<br />

28 d<br />

7 mt<br />

9 mt<br />

12 mt<br />

7.1<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

6.1<br />

4.3<br />

4.6<br />

5.3<br />

4.0<br />

3.9<br />

-<br />

-<br />

-<br />

7 d<br />

28 d<br />

3 mt<br />

6 mt<br />

12 mt<br />

8.5<br />

7.8<br />

-<br />

-<br />

-<br />

8.7<br />

6.8<br />

-<br />

-<br />

-<br />

6.4<br />

4.7<br />

-<br />

-<br />

-<br />

7 d<br />

28 d<br />

3 mt<br />

6 mt<br />

12 mt<br />

7.2<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

7.0<br />

-<br />

7.5<br />

4.8<br />

4.4<br />

6.0<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

7 d<br />

28 d<br />

3 mt<br />

6 mt<br />

12 mt<br />

PA12 + 5% PMMA PA12 + 10% PVDF PEI-Lamelle CarboDur S512<br />

Zeit RL WL KL Zeit RL WL KL Zeit RL WL KL Zeit RL WL KL<br />

7 d<br />

28 d<br />

7 mt<br />

9 mt<br />

12 mt<br />

4.8<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

5.6<br />

5.7<br />

4.9<br />

5.2<br />

4.0<br />

3.3<br />

-<br />

-<br />

-<br />

7 d<br />

28 d<br />

7 mt<br />

9 mt<br />

12 mt<br />

RL: raumgelagerte Proben<br />

WL: im Wasser gelagerte Proben<br />

KL: Kataplasmalagerung<br />

4.5<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

3.5<br />

5.1<br />

4.5<br />

4.8<br />

3.0<br />

3.9<br />

-<br />

-<br />

-<br />

7 d<br />

28 d<br />

3 mt<br />

6 mt<br />

12 mt<br />

5.6<br />

5.7<br />

-<br />

-<br />

-<br />

6.2<br />

7.2<br />

6.2<br />

5.3<br />

5.6<br />

6.3<br />

5.1<br />

-<br />

-<br />

-<br />

7 d<br />

28 d<br />

3 mt<br />

6 mt<br />

12 mt<br />

Tabelle 6: Resultate der Zugscherversuche: mittlere Versagensschubspannungen in [MPa]<br />

24<br />

[mm]<br />

Bild 3: Zugscherversuch – Prinzip und Geometrie<br />

1.0<br />

20<br />

Klebstoff Sikadur-30<br />

CFK-Lamelle<br />

5.8<br />

5.1<br />

-<br />

-<br />

-<br />

8.7<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

5.6<br />

5.3<br />

5.1<br />

5.2<br />

3.8<br />

-<br />

-<br />

8.2<br />

8.6<br />

6.1<br />

5.3<br />

4.6<br />

-<br />

-<br />

-<br />

6.0<br />

6.2<br />

-<br />

-<br />

-


2.2.4 Die „T700S + PA12“ - Lamelle<br />

Entwicklung<br />

Entwicklung und Aufbau<br />

Nachdem mit der Kohlenstofffaser T700S und dem Thermoplast PA12 die Herstellung<br />

einer Lamelle gelungen war, wurde das Produkt untersucht und entsprechend den Ergebnissen<br />

schrittweise verbessert. Tabelle 7 enthält einen Überblick über diese Entwicklung.<br />

Für die Herstellung der Generation 0 wurden die Fasern zu dünnen Tapes verarbeitet<br />

und anschliessend zu Lamellen verpresst. Da die einzelnen Tapes eine Breite von nur<br />

25 mm hatten, bestand die Lamelle letztlich aus zwei nebeneinanderliegenden, verschweissten<br />

Tapepaketen. Eine schwache Dickenvariation führte zu einem leichten Gefälle<br />

in Lamellenquerrichtung, ansonsten war das Produkt aber homogen und von guter<br />

Qualität.<br />

Lamellenbezeichnung<br />

Herstellungsdatum<br />

Anz.<br />

Fasern<br />

nf<br />

Breite<br />

1)<br />

bl<br />

Dicke<br />

2)<br />

tl<br />

[·10 3 ] [mm] [mm]<br />

Generation 0 17.11.1998 768 49.7 1.00<br />

PA12<br />

+5% PMMA<br />

PA12<br />

+10% PVDF<br />

18.11.1998 144 13.0 0.75<br />

18.11.1998 144 13.0 0.75<br />

Generation 1 26.04.1999 960 49.9 1.15<br />

Generation 2<br />

Charge 1<br />

30.07.1999 960 49.7 1.20<br />

Charge 2 24.01.2000 960 49.8 1.15<br />

Charge 3:<br />

„SUPreM<br />

CarboDur<br />

T 512<br />

Lot 001“<br />

17.11.2000 1020 49.8 1.25<br />

Charge 4 19.11.2001 984 49.9 1.23<br />

Merkmal Untersuchung/<br />

Einsatz<br />

Querschnitt homogen,<br />

keine „Käsestruktur“<br />

PMMA-Blends im<br />

Oberflächenbereich<br />

PVDF-Blends im<br />

Oberflächenbereich<br />

„Käsestruktur“<br />

nicht gelungen<br />

mit einseitiger<br />

„Käsestruktur“ zur<br />

Verbesserung des<br />

Verbunds zum<br />

Klebstoff<br />

1) auf 0.1 mm gerundeter Mittelwert; 2) auf 0.05 mm gerundeter Mittelwert<br />

LM: Lichtmikroskop<br />

REM: Rasterelektronenmikroskop<br />

PS: Versuch am Plattenstreifen<br />

LV: Versuch am Langzeitversuchsträger<br />

ET: Versuch am Ermüdungsträger<br />

Tabelle 7: Entwicklung der „T700S + PA12“ - Lamelle<br />

Festigkeit,<br />

Zugscherversuch<br />

Zugscherversuch<br />

Zugscherversuch<br />

LM, REM,<br />

Steifigkeit, PS1<br />

LM, REM,<br />

Steifigkeit, PS4<br />

LV, ET<br />

Festigkeit, Steifigkeit,Haftzugversuch,<br />

Aufrollversuch<br />

Haftzugversuch,<br />

Aufrollversuch<br />

Ergebnis<br />

schwacher Verbund<br />

mit Sikadur-30<br />

schwacher Verbund<br />

mit Sikadur-30<br />

schwacher Verbund<br />

mit Sikadur-30<br />

Beachtlicher Verbund<br />

mit Sikadur-<br />

30, trotz fehlender<br />

„Käsestruktur“<br />

guter Verbund mit<br />

Sikadur-30<br />

guter Verbund mit<br />

Sikadur-30<br />

guter Verbund mit<br />

Sikadur-30, Probleme<br />

bei Haftzugund<br />

Aufrollversuch<br />

Probleme bei<br />

Haftzug- und Aufrollversuchbehoben<br />

25


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Mit Zugscherversuchen (Tabelle 6) wurde die Haftung zu Sikadur-30 untersucht.<br />

Wegen der bescheidenen Resultate lag der Schwerpunkt für die Folgeserien bei der<br />

Verbesserung der Klebbarkeit.<br />

Die Thermoplaste PMMA und PVDF zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine gute<br />

Haftung zu Epoxidharzklebstoffen besitzen. Bei den Serien PA12 + 5% PMMA und<br />

PA12 + 10% PVDF wurde darum versucht, durch Beigabe dieser Polymere zur PA12-<br />

Matrix eine – gegenüber der reinen PA12-Matrix – bessere Klebstoffhaftung zu erreichen.<br />

Versuchshalber wurden 13 mm-Bänder zu „schmalen Lamellen“ verpresst, wobei<br />

die äusserste Lage aus einem PA12-Tape mit 5% PMMA- bzw. 10% PVDF-Blends bestand.<br />

Die mit solchen Proben durchgeführten Zugscherversuche zeigten aber, dass dadurch<br />

keine nennenswerte Verbesserung der Klebbarkeit erreicht wird (Tabelle 6).<br />

Die Lamelle der Generation 1 hatte ein anderes Konzept zur Verbesserung der<br />

Klebstoffhaftung. Mit einer (einseitig) porösen Oberfläche sollte eine mechanische<br />

Verzahnung mit dem Klebstoff realisiert werden (Formschluss). Für die Herstellung<br />

dieser Lamelle wurden ebenfalls dünne Tapes mit der Doppelbandpresse verpresst, wobei<br />

für die äusserste, oberflächenbildende Lage ein nur schwach imprägniertes Tape<br />

zum Einsatz kam. Dieses hatte einen reduzierten Matrixgehalt und war darum porös.<br />

Die Lamelle der Generation 1 wurde unter anderem für die Verstärkung des Trägers<br />

PS1 eingesetzt. Der Versuch verlief erfolgreich, die Klebstoffhaftung der Lamelle<br />

schien aber weiterhin ungenügend (siehe Kapitel 3.2.3).<br />

Zur Untersuchung dieses Problems wurden licht- und rasterelektronenmikroskopische<br />

Aufnahmen an Lamellenproben gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass keine der<br />

beiden Oberflächen porös war. Offenbar hat die äusserste, schwach imprägnierte Tapelage<br />

beim Verpressen mit der Doppelbandpresse Matrixmaterial von den inneren Tapelagen<br />

erhalten, so dass die Poren wieder geschlossen wurden.<br />

Das Konzept der rauhen oder porösen Oberfläche zur Verbesserung der Klebstoffhaftung<br />

wurde beibehalten, es musste aber eine andere Herstellungsmöglichkeit gefunden<br />

werden.<br />

Eine solche „Käsestruktur“ konnte bei der Lamelle der Generation 2 realisiert werden.<br />

Für die Oberfläche wurde ein Tape verwendet, das nebst PA12 mit PPS-Partikeln<br />

imprägniert war. Wegen der höheren Schmelztemperatur waren letztere im Herstellungsprozess<br />

nicht geschmolzen und wirkten dadurch als „Abstandhalter“ zwischen den<br />

Fasern.<br />

In Bild 4 ist eine rasterelektronenmikroskopische (REM) Draufsicht auf die Lamellenoberfläche<br />

dargestellt. Die PPS-Partikel spreizen die oberflächlichen Fasern, so dass<br />

ein Hohlraum entsteht, in welchen der Klebstoff eindringen kann.<br />

Ein Schliffbild des Gesamtquerschnitts ist in der lichtmikroskopischen (LM) Aufnahme<br />

in Bild 5a) zu sehen. Auf der „oberen“ Seite lässt sich die „Käsestruktur“ erahnen,<br />

während der restliche Bereich des Querschnitts sehr homogen erscheint. Die<br />

Vergrösserung in Bild 5c) zeigt ein Detail der „Käsestruktur“. Neben den Fasern und<br />

der PA12-Matrix kann man die PPS-Partikel und die von ihnen verursachten Poren erkennen.<br />

Ein Teil dieser Poren ist zur Oberfläche hin geöffnet, ein anderer Teil liegt<br />

mehr im inneren der Lamelle, ist in sich geschlossen und kann nicht vom Klebstoff verfüllt<br />

werden. Dieser Porenraum wirkt daher als interlaminare Schwächung. Bild 5b)<br />

zeigt die Verzahnung des Klebstoffs Sikadur-30 mit den äusseren Poren der Lamelle.<br />

26


Entwicklung<br />

Der Bauteilversuch PS4 (Kapitel 3.2.3) zeigte, dass die „Käsestruktur“ einen besseren<br />

Verbund mit dem Klebstoff Sikadur-30 bewirkte. Für die Durchführung weiterer<br />

Untersuchungen und Versuche wurden deshalb drei weitere Chargen der Generation 2<br />

produziert (Chargen 2 und 3).<br />

Bei Charge 3 der Generation 2 wurde der Fasergehalt zwecks Annäherung an das<br />

Produkt Sika CarboDur S512 erhöht. Diese Charge erhielt bereits einen für kommerzielle<br />

Zwecke gedachten Namen. Aus der von Sulzer benutzten Bezeichnung SUPreM TM<br />

und der von Sika unter dem Namen CarboDur vertriebenen Produktepalette entstand<br />

der Name „SUPreM CarboDur T512 Lot 001“ („T“ indiziert die <strong>thermoplastische</strong><br />

Lamelle, „Lot 001“ die Serienummer). Das Foto in Bild 6 enthält sowohl das herkömmliche<br />

Produkt Sika CarboDur S512 als auch diese neue Lamelle.<br />

Die in Kapitel 4.1 bzw. 4.2 beschriebenen Aufroll- und Haftzugversuche anhand<br />

Charge 3 zeigten, dass bei der Handhabung Probleme auftreten können. Vermutlich<br />

führte der höhere Fasergehalt dazu, dass die interlaminare Festigkeit reduziert war und<br />

diese Versuche nicht erfolgreich durchgeführt werden konnten.<br />

Bild 4: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der „Käsestruktur“<br />

27


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Aufgrund der Erkenntnisse bezüglich der Handhabungsprobleme mit Charge 3 wurde<br />

Charge 4 mit einem etwas geringeren Fasergehalt hergestellt. Auf diese Weise gelang<br />

es, die interlaminare Festigkeit (gegenüber Charge 3) zu erhöhen und sowohl Haftzugals<br />

auch Aufrollversuch erfolgreich durchzuführen.<br />

Bild 5: Lichtmikroskopische Aufnahmen: Querschnitt mit „Käsestruktur“<br />

28


Bild 6: Thermoplastische Lamelle, Vergleich mit marktüblichem Produkt<br />

Entwicklung<br />

Mechanische, thermische und hygroskopische Eigenschaften<br />

Zur Messung der Festigkeit und der Steifigkeit wurden Zugversuche durchgeführt. Wegen<br />

der hohen Längszug- und der geringen Querdruckfestigkeit der Lamellen hängen die<br />

Resultate der Festigkeitsmessung von der angewendeten Prüftechnik ab. Für die Einleitung<br />

der hohen Zugkraft wird in der Regel ein Klemmsystem verwendet, das zu lokal<br />

hohem Querdruck führt. Hier kommt es zu einem frühzeitigen Versagen, die aus dem<br />

Fasergehalt bestimmte, theoretische Festigkeit wird nicht erreicht. Für die Messung<br />

„guter“ Festigkeitswerte muss also eine möglichst „sanfte“ Krafteinleitung realisiert<br />

werden. In Tabelle 8 sind die gemessenen Festigkeiten und die angewendete Prüftechnik<br />

enthalten. Bild 8 zeigt die aufgezeichneten Spannungs-Dehnungsdiagramme.<br />

Für Versuche mit der Universalprüfmaschine Instron 1251 wurden geschnittene<br />

Lamellenstreifen mit einer Breite von ca. 14 mm verwendet. Zur Erhöhung der Reibung<br />

waren die Enden der Proben beidseitig mit feinem Korundpapier beklebt. Die freie<br />

Probenlänge zwischen den Einspannungen betrug mindestens 200 mm. Die Prüfgeschwindigkeit<br />

lag bei 5 mm/min . Folgende Versuchstechniken wurden ausprobiert<br />

(Bild 7):<br />

� Ein Teil der Proben wurden zwischen zwei Hälften eines Klemmkonus (KK) aus glasfaserverstärktem<br />

Polyamid gegeben und in eine Stahlhülse eingebaut. Auf diese Weise<br />

konnte die Zugkraft auf einer Länge von 190 mm in die Lamelle eingeleitet werden.<br />

� Eine einfachere Versuchsdurchführung war mittels Probeneinspannung mit den hydraulischen<br />

Klemmbacken der Prüfmaschine möglich. Zur Untersuchung des Einflus-<br />

29


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

ses auf die Festigkeitsmessung wurden einige Parameter variiert:<br />

Bei der Variante Klemmbacken mit Stützplatten (KS) wurden die 50 mm tiefen<br />

Klemmbacken mit glatten Stahlplatten auf eine Länge von 100 mm verlängert, die<br />

Probe lag zwischen diesen Stützplatten. In dem Bereich, wo die Stützplatten ausserhalb<br />

der Klemmbacken lagen (50 mm) sollte ein Übergang von hoher Querpressung<br />

unter den Klemmbacken zu geringer Querpressung am Ende der Stützplatten möglich<br />

sein.<br />

Die Variante Klemmbacken mit geschraubten Stützplatten (KgS) war bezüglich der<br />

Anordnung gleich wie Klemmbacken mit Stützplatten. Hier waren aber die Enden der<br />

Stützplatten mit Schrauben zusammengepresst, so dass auf der ganzen Stützplattenlänge<br />

(100 mm) ein hoher Querdruck herrschte.<br />

Bild 7: Verschiedene Klemmtechniken für Zugversuche<br />

Für die Prüfung der ganzen Lamelle wurde die grössere Universalprüfmaschine Instron<br />

1346 verwendet. Die Proben wurden zur Erhöhung des Reibungskoeffizienten<br />

ebenfalls beidseitig mit Korundpapier beklebt. Die freie Lamellenlänge zwischen den<br />

Einspannungen betrug 200 mm. Auch bei diesen Versuchen lag die Prüfgeschwindigkeit<br />

bei 5 mm/min . Die hydraulischen Klemmbacken dieser Maschine erlaubten eine grössere<br />

Einspannlänge (als bei Instron 1251) und erreichten auch einen höheren Querdruck.<br />

Für die Durchführung der Versuche Klemmbacken lang (KL) wurde die Lamelle<br />

zwischen die mit glatten Stahlplatten belegten Klemmbacken der Prüfmaschine gespannt<br />

und geprüft (Bild 7).<br />

Bei den Zugversuchen an den Proben der Generation 2, Charge 3 (bzw. SUPreM<br />

CarboDur T512 Lot 001) wurde das gesamte Spannung-Dehnungsdiagramm aufgenommen<br />

(Bild 8). Zu diesem Zweck wurde in der freien Lamellenlänge ein Extensome-<br />

30<br />

190<br />

KK KS KgS KL<br />

[mm]<br />

50<br />

100<br />

190


Entwicklung<br />

ter mit einer Basislänge von 50 mm und einer Auflösung von 1 µm angeklemmt. Die<br />

Elastizitätsmoduln in Tabelle 8 wurden als Sekantenmodul im Dehnungsbereich εA bis<br />

εB bestimmt.<br />

Lamellenbezeichnung<br />

Versuchstechnik<br />

Generation 0 KK<br />

KK<br />

KK<br />

KK<br />

Generation 1 KK<br />

KK<br />

Generation 2<br />

Charge 1<br />

Generation 2<br />

Charge 3<br />

„SUPreM<br />

CarboDur<br />

T 512<br />

Lot 001“<br />

KL<br />

KL<br />

KgS<br />

KgS<br />

KS<br />

KS<br />

KL<br />

KL<br />

KK<br />

KK<br />

KK<br />

KK<br />

Probenbreite<br />

Probendicke<br />

Zugfestigkeit<br />

Dehnung<br />

bei flu<br />

E-Modul<br />

(Sekantenmodul)<br />

Dehnungsbereich für<br />

Sekantenmodul<br />

bl tl flu εlu El εA εB<br />

[mm] [mm] [MPa] [‰] [GPa] [‰] [‰]<br />

13.2<br />

14.5<br />

14.0<br />

13.8<br />

49.7<br />

49.6<br />

49.9<br />

49.9<br />

13.9<br />

14.0<br />

13.8<br />

13.9<br />

49.7<br />

49.7<br />

13.9<br />

13.9<br />

13.9<br />

13.6<br />

1.02<br />

1.01<br />

1.02<br />

1.02<br />

1.21<br />

1.21<br />

1.17<br />

1.12<br />

1.22<br />

1.21<br />

1.19<br />

1.20<br />

1.23<br />

1.23<br />

1.29<br />

1.27<br />

1.25<br />

1.23<br />

Mittelwert m:<br />

Standardabweichung s:<br />

(Variationskoeffizient v:)<br />

2434<br />

2436<br />

2327<br />

2271<br />

2319<br />

2222<br />

2432<br />

2156<br />

2369<br />

2480<br />

2078<br />

2252<br />

2251<br />

2211<br />

2277<br />

124<br />

(5.4%)<br />

1)<br />

nach DIN 2561 [6]: Sekantenmodul zwischen 0.1·flu und 0.5·flu<br />

KK: Klemmkonus<br />

KL: Klemmbacken lang<br />

KS: Klemmbacken mit Stützplatten<br />

KgS: Klemmbacken mit geschraubten Stützplatten<br />

Tabelle 8: Festigkeiten und Steifigkeiten der Lamellen<br />

16.2<br />

16.7<br />

17.4<br />

16.7<br />

17.9<br />

18.7<br />

17.2<br />

18.0<br />

17.4<br />

17.5<br />

122.7<br />

131.0<br />

104.4<br />

101.2<br />

129.8<br />

133.3<br />

137.2<br />

131.3<br />

140.8<br />

130.2<br />

129.3<br />

133.0<br />

134.1<br />

134.1<br />

133.3<br />

3.6<br />

(2.7%)<br />

0.26<br />

0.26<br />

0.24<br />

0.26<br />

1.9 1)<br />

2.0 1)<br />

2.0 1)<br />

1.8 1)<br />

2.1 1)<br />

2.0 1)<br />

1.9 1)<br />

1.9 1)<br />

1.9 1)<br />

1.9 1)<br />

1.5<br />

2.0<br />

2.0<br />

2.0<br />

8.6 1)<br />

8.7 1)<br />

8.9 1)<br />

8.5 1)<br />

9.3 1)<br />

9.3 1)<br />

8.3 1)<br />

8.7 1)<br />

8.6 1)<br />

8.6 1)<br />

Die in Bild 8 dargestellten Spannungs-Dehnungsverläufe zeigen eine leicht progressive<br />

Abweichung vom ideal linear-elastischen Stoffgesetz. Dieser Verlauf kommt daher,<br />

dass infolge unvermeidbarer geometrischer Imperfektionen einige Fasern erst bei höheren<br />

Spannungen zum Zugtragverhalten beitragen.<br />

Mit den Versuchen an der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle der Generation 2, Charge 3<br />

(bzw. SUPreM CarboDur T512 Lot 001) kann der Effekt der unterschiedlichen Zugprüfkonzepte<br />

(KgS, KS, KL und KK) verglichen werden (Tabelle 8). Erstaunlicherweise<br />

liegen die Messwerte recht nahe beieinander, so dass keine eindeutige Einstufung der<br />

Güte der Prüfkonzepte möglich ist.<br />

31


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Bild 8: Spannungs-Dehnungsdiagramme der Versuche an<br />

Generation 2, Charge 3 (bzw. SUPreM CarboDur T512 Lot 001)<br />

Die gemessenen Festigkeiten und Steifigkeiten können mit theoretisch bestimmten<br />

Werten verglichen werden. Letztere lassen sich – unter Vernachlässigung der Wirkung<br />

der Matrix – abschätzen, indem lediglich die Anzahl und die Eigenschaften der darin<br />

enthaltenen Fasern berücksichtigt werden (Tabelle 7; Tabelle 4, der Durchmesser der<br />

Faser T700S beträgt gemäss Herstellerangabe 7 µm). Die auf diese Weise bestimmten<br />

Werte sind in Tabelle 9 enthalten.<br />

Bei den Versuchen an der Charge 3 der Generation 2 (bzw. SUPreM CarboDur T512<br />

Lot 001) stimmen die gemessenen Elastizitätsmoduln recht gut mit dem berechneten<br />

Wert überein (δE = El,exp : El,ber = 0.92). Bezüglich der Festigkeit lassen sich deutlichere<br />

Abweichungen feststellen: das Verhältnis zwischen experimentellem und theoretischem<br />

Wert betrug lediglich δf = flu,exp : fl,ber = 0.74. Diese Beobachtung kann damit begründet<br />

werden, dass die Lamellen im Bereich der Einspannung durch eine Kombination von<br />

Längszug und Querdruck beansprucht wurden und deshalb von dieser Stelle ausgehend<br />

„frühzeitig“ versagten.<br />

Während von der Charge 3 der Generation 2 die Resultate einer etwas umfangreicheren<br />

Versuchsserie vorliegen, wurden anhand der anderen Chargen nur einzelne<br />

Messungen durchgeführt. Für die Charakterisierung der technischen Eigenschaften<br />

wurde deshalb angenommen, dass mit den Faktoren δE = 0.92 und δf = 0.74 auch bei den<br />

letztgenannten Chargen der Bezug zwischen experimentell und theoretisch ermitteltem<br />

Wert hergestellt und dass die Streuung ebenfalls mit den Variationskoeffizienten<br />

vf = 0.054 und vE = 0.027 beschrieben werden kann. Ferner wurden die leicht vonei-<br />

32<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

σ [MPa]<br />

0 5 10 15 20<br />

ε [‰]


Entwicklung<br />

nander abweichenden Querschnittsabmessungen in Tabelle 7 zu nominellen Querschnittwerten,<br />

bl,nom und tl,nom, vereinfacht und der daraus folgende nominellen Fasergehalten,<br />

ρf,nom, bestimmt. Mit diesen Überlegungen folgen die charakteristischen<br />

Eigenschaften in Tabelle 10, welche den Vergleich mit den Angaben in Tabelle 1 (Eigenschaften<br />

der Lamelle CarboDur S512) ermöglichen.<br />

Lamellenbezeichnung<br />

Generation 0 0.59<br />

Generation 1 0.64<br />

Generation 2<br />

Charge 1<br />

0.62<br />

Generation 2<br />

Charge 3<br />

„SUPreM<br />

CarboDur<br />

0.63<br />

T 512<br />

Lot 001“<br />

Generation 2<br />

Charge 4<br />

1)<br />

ρf 1) ffu Ef f lu, ber =f fu ⋅ρ f E l, ber =E f ⋅ρ f<br />

[-] [MPa] [GPa] [MPa] [GPa]<br />

0.62<br />

4900 230<br />

ρ f : geometrischer Fasergehalt , ρ f =<br />

nf⋅( d 2<br />

f<br />

2)<br />

b l ⋅t l<br />

Tabelle 9: Abschäzung der mechanischen Eigenschaften<br />

⋅π<br />

2891 136<br />

3136 147<br />

3038 143<br />

3090 145<br />

3023 142<br />

(n f : Anz. Fasern<br />

b l : Lamellenbreite<br />

t l : Lamellendicke)<br />

Zur Untersuchung der thermischen Abhängigkeit der Steifigkeit wurde ein Torsionsschwingversuch<br />

nach DIN 53 445 [5] durchgeführt. Hierbei wird eine streifenförmige<br />

Materialprobe (Lamellenstreifen mit l =50 mm, b =10 mm) oben eingespannt und unten<br />

mit einer Schwungmasse gekoppelt. Die Umgebungstemperatur wird nun stufenweise<br />

gesteigert, wobei bei jeder Stufe die Streifenprobe durch Auslenken der Schwungscheibe<br />

in eine freie Torsionsschwingung versetzt wird. Durch Auswertung von Frequenz<br />

und Dämpfung lassen sich der zur Temperatur gehörende Schubmodul<br />

(Speichermodul G') und die Phasendifferenz tan δ zwischen Scherung und Schubspannung<br />

bestimmen. Auf diese Weise wird neben der Temperaturabhängigkeit der Steifigkeit<br />

auch die Glassübergangstemperatur Tg ermittelt, diese entspricht der Temperatur<br />

mit dem Maximum der Phasendifferenz tan δ (Michaeli und Wegener [17]).<br />

In Bild 9 sind die Resultate von Torsionsschwingversuchen an einer <strong>thermoplastische</strong>n<br />

Lamelle der Generation 2 sowie auch an einem Streifen Sikadur-30 (Deuring [4])<br />

dargestellt.<br />

33


Die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle<br />

Die Glasübergangstemperatur von Sikadur-30 liegt bei etwa 55°C. Wegen der<br />

amorphen Struktur des Epoxidharzes sinkt die Steifigkeit in diesem Bereich auf ca. 1%<br />

des Raumtemperatur-Wertes. Die Tg des für die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle verwendeten<br />

PA12 liegt bei nur ca. 48°C. Der Steifigkeitsabfall ist aber wegen der teilkristallinen<br />

Struktur hier geringer als bei Sikadur-30, so dass die Frage nach der kritischen Komponente<br />

bei thermischer Beanspruchung offen bleibt.<br />

Neben der Glassübergangstemperatur Tg sollte noch ein anderer thermischer Punkt<br />

beachtet werden: ab ca. 42°C, d.h. vor Erreichen von Tg, beginnen die Steifigkeiten<br />

beider Proben abzunehmen. Unter Umständen sind schon hier Probleme zu erwarten,<br />

wenn ein Bauteil unter hoher Beanspruchung steht und diese Temperatur überschreitet.<br />

Lamellenbezeichnung<br />

Breite 1) Dicke 1) Fasergehalt<br />

2)<br />

Zugfestigkeit 3), 4) E-Modul 5) Bruchdehnung<br />

6)<br />

bl, nom tl, nom ρf, nom flu, 5% flu, m El, m εlu, 5%<br />

[mm] [mm] [-] [MPa] [MPa] [GPa] [‰]<br />

Generation 0 50 1.0 0.59 1949 2139 125 16<br />

Generation 1 50 1.2 0.62 2048 2248 131 16<br />

Generation 2<br />

Charge 1<br />

Generation 2<br />

Charge 3<br />

50 1.2 0.62 2048 2248 131 16<br />

„SUPreM<br />

CarboDur<br />

T 512<br />

Lot 001“<br />

50 1.2 0.65 2148 2357 138 16<br />

Generation 2<br />

Charge 4<br />

50 1.2 0.63 2081 2284 133 16<br />

1) Nominelle Werte.<br />

2) Nomineller Fasergehalt: ρf, nom = (bl·tl)/(bl, nom·tl, nom)·ρf ; (bl, tl, ρf entsprechend Tabelle 7 und Tabelle 9)<br />

3) 5%-Fraktilwert : flu, 5% = flu, m– 1.645·(vf· flu, m) ; (vf = 0.054, entsprechend Tabelle 8)<br />

4) Mittelwert der Zugfestigkeit: flu, m = δf·ρf, nom ·ffu ; (δf = 0.74, ffu entsprechend Tabelle 9)<br />

5) Mittelwert des Elastizitätsmoduls: El = δE·ρf, nom·Ef ; (δE = 0.92, Ef entsprechend Tabelle 9)<br />

6) Zur 5%-Fraktilwert-Festigkeit gehörende Bruchdehnung: εlu, 5% = flu, 5% / El<br />

Tabelle 10: Charakteristische Eigenschaften der Generationen 1 und 2 der thermoplast. Lamelle<br />

Polyamide nehmen – im Vergleich zu anderen Thermoplasten – verhältnismässig viel<br />

Wasser auf. Neben einer Volumenzunahme führt dies auch zu Änderungen der mechanischen<br />

Kennwerte. Innerhalb der PA-Reihe ist PA12 ein Vertreter mit recht geringer<br />

Wasseraufnahme. Trotzdem müssen mögliche Problem bei Dauerkontakt mit Wasser<br />

oder Wasserdampf erwartet und untersucht werden (Kapitel 3.3).<br />

34


1'000<br />

100<br />

10<br />

G' [MPA]<br />

Speichermodul G'<br />

Phasendifferenz tan δ<br />

-100 -50 0 50 100 150<br />

T [°C]<br />

Bild 9: Torsionsschwingversuch an <strong>thermoplastische</strong>r Lamelle und an Sikadur-30<br />

48°C<br />

42°C 55°C<br />

Thermoplastische Lamelle<br />

Sikadur-30<br />

Entwicklung<br />

tan δ [-]<br />

10<br />

1<br />

0.1<br />

0.01<br />

35


3 Bauteilversuche<br />

3.1 Versuchsprogramm<br />

Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

Zur Untersuchung der Wirksamkeit der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle als Biegeverstärkung<br />

wurden Vierpunkt-Biegeversuche am „Plattenstreifen“ PS durchgeführt. Die Beanspruchung<br />

wurde entsprechend der Darstellung in Bild 10 stufenweise gesteigert, bis<br />

das Versagen erreicht war. Die Resultate ermöglichten die Beurteilung der <strong>thermoplastische</strong>n<br />

Lamelle als Biegeverstärkung bei statisch aufgebrachten Kurzzeitbelastungen.<br />

Der Grund für die Wahl dieses Versuchskonzepts lag in der einfachen Durchführbarkeit,<br />

der umfangreichen weltweit bestehenden Erfahrung, der guten theoretischen<br />

Erfassbarkeit und der Aussagekraft der Resultate.<br />

Im Rahmen dieser Vierpunkt-Biegeversuche wurden vier unterschiedlich verstärkte<br />

Träger geprüft (PS1...PS4). Bei Träger PS1 bestand die Verstärkung aus zwei <strong>thermoplastische</strong>n<br />

Lamellen der Generation 1. Als Referenzversuche dienten die Versuche an<br />

den Trägern PS2 (verstärkt mit zwei Lamellen des Typs Sika CarboDur S512) und PS3<br />

(unverstärkter Träger). Bei Träger PS4 wurden zwei <strong>thermoplastische</strong> Lamellen der<br />

Generation 2 appliziert. Durch Modifikation der Oberfläche („Käsestruktur“) konnte bei<br />

der Lamelle der Generation 2 ein besserer Verbund mit dem Klebstoff Sikadur-30 erreicht<br />

werden als bei der Lamelle der Generation 1. Tabelle 11 enthält eine Zusammenstellung<br />

der einzelnen Versuche.<br />

Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

Mit den Langzeitversuchen wurde untersucht, ob sich die <strong>thermoplastische</strong> Lamelle für<br />

den Einsatz bei anspruchsvollen klimatischen Bedingungen eignet. Dabei wurden Träger<br />

des Typs LV („Langzeitversuchsträger“) mit je einer Lamelle verstärkt und entsprechend<br />

Bild 10 einer konstanten hohen Biegebeanspruchung ausgesetzt.<br />

Die mechanischen Eigenschaften der für die Herstellung der Lamellen verwendeten<br />

Kunststoffe sind abhängig von deren Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt. Um die<br />

Grenze der Anwendbarkeit zu finden, wurden die Umgebungstemperatur und -feuchtigkeit<br />

stufenweise erhöht. Dieses Vorgehen führte zu einer Versuchszeit von ungefähr<br />

zwei Jahren.<br />

Für die Versuchsdurchführung wurde eine Vorrichtung verwendet, die zwei Prüfkörper<br />

gleichzeitig belasten kann. So war es möglich, den Träger LV1 (verstärkt mit einer<br />

<strong>thermoplastische</strong>n Lamelle) und den Träger LV2 (verstärkt mit einer Lamelle Sika<br />

CarboDur S512) parallel zu prüfen.<br />

37


Bauteilversuche<br />

Vor der Durchführung der Versuche LV1 und LV2 wurden zwei analoge Träger LV1*<br />

und LV2* getestet, wegen eines technischen Problems mit der Klimasteuerung versagten<br />

diese aber frühzeitig. In Tabelle 11 sind die Versuchsparameter der Langzeitversuche<br />

aufgelistet.<br />

PS LV<br />

ET<br />

Bild 10: Übersicht über die Versuchstypen<br />

38<br />

810<br />

Q<br />

1360<br />

Q Q = 17.6 kN<br />

Q<br />

Q<br />

520<br />

Q<br />

200<br />

480 810<br />

1000 300 1000<br />

2100<br />

Q<br />

t<br />

M<br />

V<br />

6<br />

2240<br />

6000<br />

1010 Lastzyklen<br />

Q<br />

520<br />

Q<br />

Q<br />

2300<br />

Q<br />

1360<br />

M = 17.6 kNm<br />

t<br />

t<br />

M<br />

V<br />

500<br />

M<br />

V<br />

[mm]<br />

160


Versuchsprogramm<br />

Versuch am Träger ET: Ermüdung und Bruchversuch<br />

Von den handelsüblichen CFK-Lamellen ist bekannt, dass sie recht unempfindlich sind<br />

gegenüber Ermüdungsbeanspruchungen. Um das entsprechende Verhalten der <strong>thermoplastische</strong>n<br />

Lamelle zu untersuchen, wurde der von der Spannweite her mit wirklichen<br />

Bauteilen vergleichbare „Ermüdungsträger“ ET damit verstärkt und insgesamt 10 Millionen<br />

zyklischen Lastwechseln ausgesetzt (Beanspruchung gemäss Darstellung in Bild<br />

10). Die erste Hälfte dieser Lastzyklen (LZ) erfolgte bei Raumklima, die zweite Hälfte<br />

bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von mehr als 90%.<br />

Nach der Ermüdungsuntersuchung wurde die Beanspruchung statisch erhöht, bis der<br />

Träger versagte.<br />

Die Geometrie und Bewehrung des Trägers ET sowie die Lastanordnung und teilweise<br />

auch der Versuchsablauf wurden übernommen von früher realisierten Arbeiten<br />

(Deuring [4], Sika [21]). Die Resultate dieser vorangegangenen Versuche konnten zum<br />

Vergleich herbeigezogen werden, daher wurde auf die Durchführung eines Referenzversuchs<br />

verzichtet. Die wichtigsten Merkmale des Versuchs am Träger ET sind in Tabelle<br />

11 enthalten.<br />

Bezeichnungen<br />

Die Träger der drei Versuchseinheiten tragen die Namen PS, LV und ET. Zur Vereinfachung<br />

der Verständigung werden die zugehörigen Versuche ebenfalls als PS, LV und ET<br />

bezeichnet (im Versuch PS2 wurde also der Träger PS2 geprüft).<br />

Bez. Prüfkörper Biegezugbewehrung<br />

Verstärkungslamelle Versuchsaspekte<br />

l b h As Typ Al, tot 1)<br />

PS1<br />

PS2<br />

PS3<br />

PS4<br />

LV1*<br />

LV2*<br />

LV1<br />

LV2<br />

[mm] [mm] [mm] [mm 2 ] [mm 2 ]<br />

2300 500 200 252<br />

2500 160 160 308<br />

ET 6700 900/<br />

260<br />

1) nominelle Querschnittsfläche<br />

500 2124<br />

Th.L., Gen. 1<br />

CarboDur S512<br />

-<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 1<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 2<br />

CarboDur S512<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 2<br />

CarboDur S512<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 2<br />

(SUPreM CarboDur<br />

T512)<br />

Tabelle 11: Übersicht über das gesamte Versuchsprogramm<br />

120<br />

120<br />

-<br />

120<br />

60<br />

60<br />

60<br />

60<br />

240<br />

Vierpunkt-Biegung,<br />

Kurzzeitbeanspruchung,<br />

statischer Bruchversuch.<br />

Vierpunkt-Biegung,<br />

Langzeitbeanspruchung,<br />

erhöhte Temperatur,<br />

erhöhte Feuchtigkeit.<br />

Grossbauteil,<br />

Ermüdungsverhalten,<br />

statischer Bruchversuch.<br />

39


Bauteilversuche<br />

3.2 Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

3.2.1 Der Träger PS<br />

Abmessung und Bewehrung<br />

Für die Vierpunkt-Biegeversuche wurde der Versuchsträger PS („Plattenstreifen“) entworfen.<br />

Die Dimensionen und Proportionen dieses Trägers sollten vergleichbar sein mit<br />

reellen Bauteilen. Gleichzeitig war die Grösse beschränkt, denn die für die Versuche<br />

vorgesehene Tonindustrie Biege- und Scheiteldruckprüfmaschine erlaubte eine maximale<br />

Spannweite von 2100 mm. Die Querschnittsmasse, die Bewehrungsüberdeckung<br />

und der Bewehrungsgehalt wurden so gewählt, dass durch die Applikation von zwei<br />

Lamellen eine sinnvolle Verstärkungswirkung erreicht wird. In der Trägermitte (zwischen<br />

den Krafteinleitungen) wurden keine Bügel gesetzt, damit sich dort ein ungestörtes<br />

Rissbild ausbilden kann.<br />

In Bild 11 sind die Masse und die Bewehrung des Trägers PS sowie die beim Versuch<br />

realisierte Lagerung und Krafteinleitung dargestellt. Im Rahmen der Versuchsserie<br />

wurden vier Träger (PS1...PS4) mit unterschiedlicher Verstärkung geprüft. Tabelle 12<br />

enthält eine Zusammenstellung der Geometrie und der verwendeten Lamellen.<br />

100<br />

Bild 11: Versuche PS - Trägermasse, Bewehrung und Laststellung<br />

40<br />

[mm]<br />

810<br />

875 (Bügelbereich)<br />

3 ø 8<br />

5 ø 8<br />

2300<br />

480<br />

Q Q<br />

550 (Bügelfrei)<br />

Bg ø 8, s=75<br />

2000 (Lamellenlänge)<br />

3 ø 8<br />

Bg ø 8, s =75<br />

5 ø 8<br />

Betonüberdeckung 30<br />

125<br />

Stahlplatte<br />

55×580×40<br />

50<br />

810<br />

500<br />

150<br />

50<br />

100<br />

116<br />

42<br />

42<br />

Stahlplatte<br />

50×1000×15<br />

CFK - Lamellen<br />

ζ<br />

200


Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

Bez. Prüfkörper Bewehrung Lamellen Herstellung<br />

PS1<br />

PS2<br />

PS3<br />

PS4<br />

l b h As ζ(As) As' ζ(As') Bügel Typ Anz. Al 1) ζ(Al)<br />

[mm] [mm] [mm] [mm 2 ] [mm] [mm 2 ] [mm] [mm 2 ] [mm]<br />

2300 500 200 252 158 151 42<br />

1) nominelle Werte<br />

Tabelle 12: Versuche PS – Zusammenstellung<br />

Ø8,<br />

s=75<br />

Th. L., Gen. 1<br />

CarboDur S512<br />

-<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 1<br />

2<br />

2<br />

-<br />

2<br />

60<br />

60<br />

-<br />

60<br />

201<br />

201<br />

-<br />

201<br />

19.04.'99<br />

Versuchstermin<br />

19.05.'99<br />

31.05.'99<br />

23.06.'99<br />

06.08.'99<br />

Baustoffe<br />

Beton<br />

Die Träger der Serie PS stammten alle aus der gleichen Betoncharge und wurden am<br />

gleichen Tag betoniert. Der Beton der Qualität B35/25 wurde von der Firma Hard <strong>AG</strong><br />

(Volketswil, ZH) hergestellt und mit dem Fahrmischer zur Verarbeitung an die EMPA<br />

Dübendorf transportiert. Die Frischbetonkontrolle ergab die in Tabelle 13 zusammengestellten<br />

Werte.<br />

Der Zuschlag bestand aus Rundkies mit einem Grösstkorndurchmesser von 32 mm<br />

und einer Korngrössenverteilung gemäss Bild 12. Als Bindemittel wurde Portlandzement<br />

Cem I 42.5 mit einer Dosierung von 300 kg/m3 verwendet.<br />

Trägerherstellung Lufporengehalt<br />

Verdichtungsmass<br />

nach Walz<br />

Ausbreitmass W/Z-Wert<br />

[%] [-] [cm] [-]<br />

19.04.1999 1.0 1.15 38 0.58<br />

Tabelle 13: Versuche PS – Eigenschaften des Frischbetons nach Norm SIA 162/1 (1989) [20]<br />

Mit Würfeldruckversuchen nach Norm SIA 162/1 [20] wurde die Druckfestigkeit<br />

ermittelt. Die drei Prüfkörper hatten eine Kantenlänge von 200 mm, waren am Tag der<br />

Prüfung 30 Tage alt und wurden mit einer Geschwindigkeit von 0.6 MPa/s belastet.<br />

Nachdem die Versuchsserie PS abgeschlossen war, wurde die Zugfestigkeit des Betons<br />

geprüft. Zu diesem Zweck wurden aus dem Versuchsträger PS3 fünf Bohrkerne mit<br />

Durchmesser 50 mm entnommen (Bohrrichtung „vertikal“), die Enden abgeschnitten<br />

und mit Stahlkappen für die Lagerung in der Zugprüfmaschine verklebt. Die schliesslich<br />

ca. 150 mm langen Zylinder wurden mit einer Belastungsgeschwindigkeit von<br />

0.05 MPa/s geprüft; das Alter zur Zeit der Prüfung betrug ca. 20 Monate. Alle Festigkeitsmesswerte<br />

sind in Tabelle 14 zusammengestellt.<br />

41


Bauteilversuche<br />

Bild 12: Versuche PS – Korngrössenverteilung des Betonzuschlags<br />

Würfeldruckversuche Bohrkernzugversuche<br />

Rohdichte WürfeldruckfestigBohrkernzugfestig- Bemerkung:<br />

keitkeit<br />

Bruch im/ bei...<br />

ρc<br />

Versuche 2395<br />

2393<br />

2399<br />

fcw<br />

fctb<br />

[kg/m 3 ] [MPa] [MPa]<br />

41.6<br />

42.8<br />

40.3<br />

2.2<br />

1.3<br />

2.6<br />

2.7<br />

2.3<br />

Mittelwert 2396 41.6 2.2<br />

Standardabweichung<br />

3.1 1.3 0.6<br />

Tabelle 14: Versuche PS – Festigkeitswerte des Betons<br />

Stahlbewehrung<br />

...Betongefüge<br />

...Betongefüge<br />

...Betongefüge<br />

...Bewehrungsstab<br />

...Bewehrungsstab<br />

Die Zug- und Druckbewehrung bestand aus geripptem Betonstahl mit nominellem<br />

Durchmesser Ø = 8 mm vom Typ topar-S (SIA-Register-Nr. 4.6: aus der Walzhitze<br />

vergütetes Stabmaterial der Firma Stahl Gerlafingen <strong>AG</strong>).<br />

An drei Proben wurden Zugversuche nach Norm SIA 162/1 [20] durchgeführt. In der<br />

Mitte der freien Prüflänge war ein kalibriertes Extensometer mit einer Basislänge von<br />

lo = 5·Ø = 40 mm angebracht, mit dem die Dehnung in diesem Bereich erfasst wurde.<br />

Vor Erreichen der Fliessspannung fy betrug die Prüfgeschwindigkeit ca. 20 MPa/s, danach<br />

wurde mit einer Verformungsgeschwindigkeit von (0.1·lo)/min gefahren. Bei einem<br />

der Versuche lag die Einschnürung ausserhalb von lo, deshalb fehlt der entfestigende<br />

42<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Sieblochdurchgang [Massen-%]<br />

0.125 0.25 0.5 1.0 2.0 4.0 8.0 16.0 31.5 45.0<br />

Sieblochgrösse [mm]<br />

Beton der Träger PS<br />

Grenzbereich gemäss Norm SIA 162


Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

Teil der Kurve. Die Spannungs-Dehnungsdiagramme sind in Bild 13 enthalten. Die<br />

mechanischen Kennwerte in Tabelle 15 beziehen sich alle auf den nominellen Querschnittsdurchmesser<br />

(und nicht auf den aus Wägung und Längenmessung bestimmten<br />

effektiven Durchmesser).<br />

Für die Bügelbewehrung wurde ein Betonstahl mit Durchmesser Ø = 8 mm vom Typ<br />

BSW-Super-Ring verwendet (SIA-Register-Nr. 13.4: warmgewalztes Ringmaterial der<br />

Firma Badische Stahlwerke GmbH). Dieses Material wurde ohne weitere Untersuchungen<br />

eingesetzt.<br />

Nennquerschnitt<br />

As,nom<br />

Versuche 50.3<br />

50.3<br />

50.3<br />

Querschnitt aus<br />

Wägemessung<br />

As,f(M,l,ρ)<br />

Fliessgrenze<br />

fy<br />

Zugfestigkeit<br />

[mm 2 ] [mm 2 ] [MPa] [MPa]<br />

51.0<br />

50.4<br />

51.1<br />

Mittelwert<br />

Standardabwei-<br />

50.3 50.8 554 616<br />

chung 0 0.4 11 17<br />

566<br />

544<br />

552<br />

Tabelle 15: Versuche PS – Mechanische Kennwerte der Biegebewehrung (Festigkeitswerte<br />

beziehen sich auf den Nennquerschnitt)<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

σ [MPa]<br />

0 50 100 150 200 250<br />

ε [‰]<br />

Bild 13: Versuche PS - Spannungs-Dehnungs-Diagramme der Biegebewehrung<br />

CFK-Lamellen<br />

Die für die Verstärkung der Träger eingesetzten CFK-Lamellen waren die eigentlichen<br />

Versuchsparameter. Die Materialeigenschaften sind in den Kapiteln 2.1.1 und 2.2.4<br />

ftk<br />

636<br />

608<br />

605<br />

43


Bauteilversuche<br />

dargestellt. In der Übersicht in Tabelle 12 sind die Versuche und die jeweils eingesetzten<br />

Lamellen zusammengefasst.<br />

Klebstoff<br />

Für die Applikation der Lamellen wurde der Klebstoff Sikadur-30 verwendet. Die Eigenschaften<br />

dieses Klebstoffes sind in Kapitel 2.1.1 zusammengestellt.<br />

3.2.2 Versuchsdurchführung<br />

Versuchsanlage<br />

Für die Versuche wurde die in Bild 14 gezeigte Biege- und Scheiteldruckprüfmaschine<br />

der Firma Tonindustrie (Berlin) verwendet. Die Anlage besteht aus einem Rahmen, in<br />

welchen Bauteile mit einer Gesamtlänge von max. 2.4 m hineinpassen. In der Mitte des<br />

oberen Trägers ist eine hydraulische 400 kN-Presse befestigt, die von einer manuell gesteuerten<br />

Ölpumpe gespiesen wird. Die Vorrichtungen für die Bauteillagerung und für<br />

die Krafteinleitung sind verstell- bzw. auswechselbar, so dass eine Vielfalt von Versuchen<br />

durchgeführt werden kann.<br />

Bild 14: Tonindustrie Biege- und Scheiterdruckprüfmaschine<br />

(Baujahr 1967, Serie-Nr. 2626)<br />

Orientierung<br />

Die Prüfmaschine stand nahe an einer Wand, eine ungestörte Versuchsbeobachtung war<br />

daher nur von „vorne“ her möglich. Daraus ergaben sich die Bezeichnungen „links“,<br />

44


Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

„rechts“ und „hinten“, wobei die Blickrichtung „vorne“ – „hinten“ in der Achse NNW –<br />

SSO lag.<br />

Lagerung und Krafteinleitung<br />

Für die Versuche am Plattenstreifen PS wurden die Auflagerblöcke so fixiert, dass die<br />

Spannweite zwischen den Auflagepunkten 2.1 m betrug. Die auf dem linken Block<br />

(entsprechend Bild 14) liegende Stahlrolle wurde gehalten, während die Rolle rechts<br />

horizontal verschieblich gelagert war. Mit zwei im Abstand von 0.48 m an einem Verteiljoch<br />

montierten Rollenlagern wurde die Kraft eingeleitet. Beide dieser Lager erlaubten<br />

horizontale Bewegungen des Prüfkörpers.<br />

Mit Mörtelbetten wurde eine einwandfreie Krafteinleitung an diesen Kontaktorten<br />

ermöglicht.<br />

Messungen<br />

Fest verdrahtete Messinstrumente<br />

Für die kontinuierliche Erfassung der globalen Biegeverformung wurden die sechs in<br />

Bild 15 dargestellten induktiven Wegaufnehmer (W3...W8) eingesetzt: W5 und W6 für<br />

die Durchbiegungsmessung in Trägermitte und W3, W4, W7 und W8 für die Messung<br />

der Durchbiegung bei den Krafteinleitungen.<br />

Die eingesetzten Aufnehmer hatten einen Messbereich von ±50 bzw. ±100 mm. Der<br />

maximal zu erwartende Fehler lag bei ±0.2% des Messwertes.<br />

Mit Hilfe von Dehnmessstreifen wurde die Betonstauchung in der Mitte der Trägeroberseite<br />

(DMS1) und die Dehnung in den Lamellenmitten (DMS2, DMS3) gemessen.<br />

Die Messlänge von DMS1 betrug 150 mm, die von DMS2 und DMS3 je 50 mm. Der<br />

Betrag des Messfehlers betrug (gemäss Herstellerangaben) maximal ±1% der Messlänge.<br />

Die Pressenkraft konnte über den in der Pressenkammer herrschenden Öldruck bestimmt<br />

werden. Die auf diese Weise bestimmte Kraft hatte (gemäss Kalibrierungsbericht)<br />

im Bereich bis 200 kN eine maximale Abweichung zum Sollwert von 0.74%.<br />

Die Registrierung aller von den fest verdrahteten Instrumenten stammenden Messwerte<br />

erfolgte automatisch in Zeitintervallen von 5 Sekunden.<br />

Manuelle Messungen<br />

Für eine etwas detailliertere Erfassung der Biegeverformungen wurden Aluminiumbolzen<br />

appliziert, die die 200 mm-Messstrecken D1...D27 markierten (Bild 15). Mit einem<br />

Deformeter (Setzdehnungsmessgerät mit Auflösungsvermögen 1 µm) konnte die Längenänderung<br />

dieser Strecken gemessen und die zugehörige mittlere Dehnung bestimmt<br />

werden.<br />

Damit eine z.B. temperaturbedingte Messgerätveränderung erfasst werden konnte,<br />

wurde folgender Messablauf eingehalten: Eichmessung am Invarstab (Messstrecke D0),<br />

Durchführung der eigentlichen Messung (Messstrecken D1...D27), Abschlussmessung<br />

am Invarstab (D28); die Abweichung von dieser letzten Eichmessung (D28) zur ersten<br />

Eichmessung (D0) wurde als systematischer Fehler interpretiert, der parallel zur Mess-<br />

45


Bauteilversuche<br />

reihe entstanden ist und daher zur Korrektur der „fehlerbehafteten“ Messungen<br />

(D1...D27) verwendet werden kann.<br />

Die Deformetermessung lieferte den Dehnungsverlauf entlang der Lamellen sowie<br />

die Verformung des Querschnitts in Trägermitte.<br />

Die während der Belastung auf der „Vorderseite“ entstandenen Risse wurde mit einem<br />

Filzstift nachgezeichnet und deren Breite auf Höhe der Zugbewehrung mit einem<br />

Rissmassstab (Auflösungsvermögen 0.05 mm) gemessen.<br />

[mm]<br />

Bild 15: Versuche PS - Messungen am Träger<br />

46<br />

vorne (hinten)<br />

hinten<br />

oben<br />

vorne<br />

vorne<br />

40 240 240 240<br />

hinten<br />

W4<br />

W6<br />

W3 W5 W7<br />

DMS3<br />

D14<br />

S1 S2 S3 S4 DMS2<br />

S5 S6 S7 S8<br />

unten<br />

D4<br />

D19<br />

D5<br />

D20<br />

W3 (W4) W5 (W6) W7 (W8)<br />

Q<br />

Q<br />

D6<br />

D21<br />

D7<br />

D22<br />

Legende<br />

Induktiver Wegaufnehmer (Ansicht)<br />

Induktiver Wegaufnehmer (Achsrichtung)<br />

DMS<br />

Deformetermessstrecke (500 mm)<br />

Deformetermessmarke Ansicht<br />

Deformeter für manuelle Messung<br />

Silverpaint-Streifen (bei PS4)<br />

D13<br />

D8<br />

D23<br />

D15<br />

D2 (D17)<br />

D3 (D18)<br />

W8<br />

D9<br />

D24<br />

116<br />

Lasteinleitplatte Lagerplatte<br />

D16<br />

DMS1<br />

D1<br />

175<br />

175<br />

42<br />

42<br />

25<br />

50<br />

50<br />

25<br />

75<br />

D10<br />

D25<br />

75<br />

W2, W4, W6<br />

hinten<br />

D11<br />

D26<br />

D12<br />

D27<br />

2550 50 25<br />

350<br />

75 75 100 100 75 75<br />

W3, W5, W7<br />

vorne<br />

116<br />

42<br />

42


Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

Die Durchführung der manuellen Messungen erfolgte bei vorher festgelegten Laststufen.<br />

Hierbei wurde der Belastungsvorgang unterbrochen und die Verformung konstant<br />

gehalten, bis die Messungen abgeschlossen waren. Das Mittel von zwei vor<br />

Belastungsbeginn durchgeführten Nullmessungen diente als Referenz. Die Aufzeichnung<br />

der Deformetermessungen erfolgte direkt mit dem Computer, für die Protokollierung<br />

der Rissweiten wurden diese am Träger angeschrieben und fotografisch<br />

festgehalten.<br />

Zusatzmessung bei Versuch PS4: „Silverpaintmethode“ zur Erfassung des Abschälvorganges<br />

Bei Biegeversuchen an Stahlbetonträgern, die mit CFK-Lamellen verstärkt sind, wird<br />

meist ein vorzeitiges Versagen des Systems beobachtet: in einem Sekundenbruchteil<br />

lösen sich die Lamellen vom Träger ab („Abscheren“ bzw. „Abschälen“ der Lamellen).<br />

Dieser Vorgang läuft so schnell, dass er von blossem Auge oder mit gängigen Messungen<br />

(z.B. Videoaufnahme) nicht erfasst werden kann.<br />

Mit Hilfe der „Silverpaintmethode“ wurde der Abschervorgang genauer untersucht.<br />

Die Methode basiert auf einem einfachen Konzept: Mit stromleitfähiger Farbe („Silverpaint“)<br />

wurden acht Streifen (S1...S8) quer über die Lamellen auf der Trägerunterseite<br />

gemalt (Bild 15). Ein entlang einer Lamelle laufender Riss (=Lamellenablösen)<br />

musste diese Leiter unterbrechen, so dass von deren Versagensreihenfolge auf den Abschälursprung<br />

geschlossen werden konnte.<br />

1 kΩ<br />

2 kΩ<br />

Silverpaintstreifen<br />

am Betonbalken<br />

Bild 16: Schaltung zur Erfassung des Silverpaintstreifenleitfähigkeit<br />

S1<br />

S2<br />

U = konst.<br />

Oszilloskop<br />

U (Kanal 1)<br />

mess<br />

Für die Messung selbst wurde ein Oszilloskop verwendet, das mit einer hohen Abtastrate<br />

die Leitfähigkeit der Streifen kontrollierte. Das zur Verfügung stehende Gerät<br />

hatte vier Kanäle, so dass für die Überwachung von acht Streifen ein „Trick“ angewendet<br />

werden musste. Zu diesem Zweck wurden je zwei Streifen mit der in Bild 16 dargestellten<br />

Schaltung verbunden (S1+S2, S3+S4, S5+S6, S7+S8). Jeder Streifen wurde mit<br />

einem Vorwiderstand von unterschiedlicher Grösse (1 kΩ bzw.2kΩ) mit der Versorgungsspannung<br />

verbunden. Der Unterbruch eines einzelnen Silverpaintstreifens führte<br />

V<br />

100 Ω<br />

47


Bauteilversuche<br />

zu einer eindeutigen Spannungsänderung am 100Ω-Widerstand. Dadurch konnte klar<br />

zugeordnet werden, welcher Leiter zu welchem Zeitpunkt versagt hatte:<br />

� „kleiner“ Spannungsabfall bei Leiter S1, S3, S5, S7;<br />

� „grosser“ Spannungsabfall bei Leiter S2, S4, S6, S8.<br />

Der Arbeitsspeicher des Oszilloskops konnte pro Kanal maximal 106 Messwerte<br />

aufnehmen. Es wurde beschlossen, mit einer Messfrequenz von f =105 Hz zu arbeiten<br />

und damit ein Zeitfenster von 10 s zu erfassen. Das Versagen von Leiter S2 oder S7<br />

löste die Messung aus, dieses Ereignis selbst wurde an die Stelle 7 s im 10 s-Zeitfenster<br />

gelegt (Bild 23).<br />

Versuchsvorbereitung und -ablauf<br />

Versuchsvorbereitung<br />

Die wesentlichste Arbeit im Rahmen der Versuchsvorbereitung fand ungefähr eine<br />

Woche vor der Durchführung statt: das Verstärken das Trägers durch Aufkleben von<br />

zwei CFK-Lamellen. Diese Arbeit wurde entsprechend dem heute üblichen Vorgehen<br />

verrichtet, unabhängig also von der Art der Verstärkungslamelle.<br />

Folgende Zusammenstellung enthält eine stichwortartige Beschreibung der Arbeitsschritte<br />

(Vorgehen gemäss Sika [21]) :<br />

� Vorbereiten der Betonoberfläche (hier durch „Stocken“: Bearbeitung des Betons mit<br />

einem Schlaghammer bis eine rauhe Oberfläche vorliegt, die aus leicht freigelegten<br />

Zuschlagkörnern besteht).<br />

� Reinigen der gestockten Fläche mit Druckluft und Staubsauger.<br />

� Die für die Klebung vorgesehene Lamellenseite mit Lösungsmittel (z.B. Aceton) reinigen.<br />

� Klebstoff Sikadur-30 im Massenverhältnis Harz : Härter = 3:1 anmischen.<br />

� Mit Spachtel den Klebstoff in die rauhe gestockte Betonoberfläche einreiben und dann<br />

glatt abziehen.<br />

� Mit dem übrigen Klebstoff einen dachförmigen Auftrag auf der gereinigten Lamellenseite<br />

aufbringen („Giebelhöhe“ 2-3 mm).<br />

� Mit Hilfe eines Gummirollers die Lamelle andrücken, so dass der Klebstoff seitlich<br />

ausgepresst wird. Auf diese Weise wird eine gleichmässige Klebstoffschicht mit einer<br />

Dicke von ca. 1 mm angestrebt.<br />

Während der ersten 24 Stunden nach der Applikation der Lamellen wurden keine<br />

weitere Arbeiten am Träger verrichtet. Danach konnten die Aluminiumbolzen für die<br />

Deformetermessungen und die Dehnmessstreifen angebracht und der Versuchskörper<br />

weiss gestrichen werden.<br />

Für den Einbau in die Prüfmaschine wurde der Träger mit Mörtel auf die Stahlplatten<br />

der Rollenlager gebettet. Als letztes folgten die Anpassung der Krafteinleitung, die<br />

Montage und Einstellung der induktiven Wegaufnehmer sowie die Verkabelung und<br />

Justierung aller Messinstrumente.<br />

Die Vorbereitungen für die Durchführung der „Silverpaintmethode“ bei Versuch PS4<br />

waren nicht besonders aufwändig. An den Enden der geplanten Silverpaintstreifen<br />

48


Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

wurden Kupfernieten an den Träger geklebt, dann wurden die Streifen selbst gemalt. An<br />

die Kupfernieten konnten dann die zum Oszilloskop führenden Kabel gehängt werden.<br />

Neben den technischen Vorbereitungen wurde im Rahmen der Vorarbeiten auch die<br />

Durchführung geplant, die wegen der unterschiedlichen Verstärkungen bei den einzelnen<br />

Versuchen leicht verschieden war. Die Grundlage dafür war die Berechnung der<br />

Riss-, der Stahlfliess- und der Versagenslast sowie der zugehörigen Verformungen. Mit<br />

dieser Prognose war die Festlegung der Laststufen für die manuellen Messungen möglich.<br />

Aus Gründen der Arbeitssicherheit musste die letzte Laststufe besonders sorgfältig<br />

geplant werden: wegen der Messarbeiten in unmittelbarer Trägernähe durfte die zugehörige<br />

Kraft nicht höher sein als 90% der prognostizierten Versagenskraft.<br />

Versuchsablauf<br />

Vor Belastungsbeginn wurden sowohl ein Nullabgleich der von den fest verdrahteten<br />

Instrumenten stammenden Messwerte als auch zwei Nullmessungen mit dem Deformeter<br />

durchgeführt.<br />

Durch manuelle Bedienung eines Handrads wurde die Kraft langsam gesteigert.<br />

Nachdem die für eine Laststufe massgebende Kraft oder Verformung erreicht war,<br />

konnte durch vorsichtige Regulierung an diesem Rad die Verformung konstant gehalten<br />

werden, bis die Messungen beendet und die fotografischen Aufnahmen gemacht waren.<br />

Mit diesen Resultaten und den Vergleichswerten, die bei der Berechnung bestimmt<br />

worden sind, war eine zuverlässige Versuchsüberwachung möglich. Nach Abschluss aller<br />

manueller Messarbeiten folgte wieder eine Phase der Kraftsteigerung bis zur nächsten<br />

Laststufe. Auf diese Weise wurde die Kraft kontinuierlich erhöht (ohne Entlastung),<br />

bis nach etwa 90 Minuten das Versagen erreicht war.<br />

3.2.3 Versuchsresultate<br />

Auswertung und Darstellung der Messdaten<br />

Fest verdrahtete Messinstrumente<br />

Die von den fest verdrahteten Instrumenten erhaltenen Signale wurden mit Hilfe von<br />

selbst bestimmten Eichprotokollen oder mit gerätespezifischen Umrechnungsparametern<br />

in die gesuchte Messgrösse umgewandelt. Der für die Messung eingesetzte Computer<br />

übernahm diese Aufgabe, so dass die auf diese Weise bestimmten Werte als „direkt<br />

gemessen“ bezeichnet werden. Für die Ermittlung von abgeleiteten Messwerten wurden<br />

manuelle Auswertungen durchgeführt.<br />

Die Wegaufnehmer (W3...W8) dienten der Messung der Trägerdurchbiegung bei den<br />

Krafteinleitungen und in der Trägermitte. Für die Erfassung einer allfälligen Torsionsverformung<br />

wurden an jeder dieser Stellen zwei Aufnehmer platziert: einer „vorne“ und<br />

einer „hinten“. Die Torsionsverformung erwies sich schliesslich als vernachlässigbar, so<br />

dass nur die Mittelwerte der von den Wegaufnehmerpaaren (W3,W4), (W5,W6) und<br />

(W7,W8) gemessenen Werte verwendet wurden.<br />

Die Änderung des elektrischen Widerstands eines Dehnmessstreifens gibt eine Angabe<br />

über die zugehörige Dehnung. Die Umrechnung wurde mit der Messsoftware des<br />

am Messverstärker angeschlossenen Computers durchgeführt.<br />

49


Bauteilversuche<br />

Die Kraftmessung erfolgte - wie bereits erwähnt - über den Öldruck in der Pressenkammer.<br />

Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde die Bezeichnung dieser Gesamtkraft<br />

stets mit einem Zähler versehen, der der Anzahl der auf den Prüfkörper wirkenden<br />

Krafteinleitungen entsprach: Beim hier beschriebenen Vierpunkt-Biegeversuch gab es<br />

zwei Krafteinleitungen, die Gesamtkraft war also 2Q.<br />

In Tabelle 16 sind die Zusammenhänge zwischen den Messinstrumenten und den daraus<br />

folgenden Messwerten dargestellt.<br />

Manuelle Messungen<br />

Die mit dem Deformeter gemessene Längenänderungen der Strecken D1...D27 wurden<br />

zuerst korrigiert, um den beim Messvorgang entstandenen systematischen Fehler zu<br />

eliminieren (Kapitel 3.2.2). Dabei wurden die Werte um den an ihnen vermuteten Anteil<br />

(unter Annahme einer linearen Fehlerentstehung) des Gesamtfehlers (aus der Differenz<br />

der Eichmessungen am Invarstab, d.h. D28-D0) berichtigt. Danach folgte die<br />

Subtraktion der Nullmessung von allen übrigen Messungen und die Division dieser<br />

Differenzen durch die Basislänge der Messstrecken, um schliesslich die mittleren Dehungen<br />

zu erhalten.<br />

Die auf diese Weise ermittelten Lamellendehnungen werden direkt ausgewiesen. Die<br />

Dehnungen aus den Messstrecken D1...D3, D8, D13...D18 und D23 wurden für die Bestimmung<br />

der mittleren Querschnittsverformung verwendet. Für die zweidimensionale<br />

Darstellung in Bild 24 wurden aus den auf gleicher Querschnittshöhe liegenden Dehnungswerten<br />

der Mittelwert verwendet.<br />

In Tabelle 16 ist eine Übersicht über das Zustandekommen aller dargestellter Messresultate<br />

gegeben.<br />

Messinstrument/<br />

physische Messgrösse<br />

Induktive<br />

Wegaufnehmer<br />

Dehnmessstreifen<br />

Pressenkraft<br />

Deformetermessstrecken<br />

direkter Messwert abgeleiteter Messwert<br />

Messwert Auswertung Messwert Auswertung<br />

W3..W8 w1...w8 direkt gemessen wm<br />

DMS1<br />

DMS2<br />

DMS3<br />

D1...D3<br />

D13...D16<br />

D4...D12<br />

D19...D27<br />

εc (DMS1)<br />

εl (DMS2)<br />

εl (DMS3)<br />

direkt gemessen<br />

2Q 2Q direkt gemessen<br />

εc (D1)...εc (D3)<br />

εc (D13)...ε c (D16)<br />

εl (D4)...εl (D12)<br />

εl (D19)...εl (D27)<br />

Korrektur systematischer<br />

Messfehler, Differenzbildung<br />

zur Nullmessung, Bezug zur<br />

Basislänge<br />

Tabelle 16: Versuche PS - Vom Messinstrument zum Messwert<br />

50<br />

wQ,l<br />

wQ,r<br />

εc, sup<br />

εs, sup<br />

εs, inf<br />

εc, inf<br />

εl, m<br />

Mittelwert {w5, w6}<br />

Mittelwert {w3, w4}<br />

Mittelwert {w7, w8}<br />

Mittelwert {εc (D1), εc (D16)}<br />

Mittelwert {εc (D2), εc (D17)}<br />

Mittelwert {εc (D3), εc (D18)}<br />

Mittelwert {εc (D13)...εc (D15)}<br />

Mittelwert {εl (D8), εl (D23)}


„Silverpaintmethode“<br />

Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

Jeder der vier Oszilloskopkanäle lieferte ein Diagramm, das den Zustand von je zwei<br />

Silverpaintstreifen während den letzten ca. 10 Sekunden vor dem Trägerversagen darstellte.<br />

Auf der Ordinate war die vom Gerät gemessene elektrische Spannung aufgetragen.<br />

Beim Versagen des einen Streifens kam es zu einem ersten, beim Versagen des<br />

zweiten Streifens zu einem weiteren Spannungsabfall. Diese Abfälle waren unterschiedlich<br />

gross, so dass eine eindeutige Zuordnung der Streifen möglich war.<br />

Das eigentliche Versagensereignis lag in einem sehr schmalen Abschnitt des 10-Sekunden-Zeitfensters.<br />

Dieser Bereich der vier Diagramme wurde zur genaueren Betrachtung<br />

übereinandergelegt.<br />

Versuch PS1<br />

Bei Versuch PS1 wurde ein Träger geprüft, der mit zwei <strong>thermoplastische</strong>n Lamellen<br />

der Generation 1 verstärkt war.<br />

Laststufe<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

2Q wm εc (DMS1) εl (DMS2) εl (DMS3) Bemerkung<br />

[kN] [mm] [‰] [‰] [‰]<br />

0.0<br />

0.0<br />

14.5<br />

14.4<br />

25.6<br />

24.1<br />

32.8<br />

30.2<br />

45.4<br />

41.7<br />

73.0<br />

68.7<br />

79.8<br />

76.4<br />

89.8<br />

86.6<br />

99.9<br />

95.8<br />

0.0<br />

0.0<br />

0.28<br />

0.29<br />

0.66<br />

0.66<br />

1.40<br />

1.32<br />

3.44<br />

3.35<br />

7.86<br />

7.87<br />

9.10<br />

9.13<br />

12.40<br />

12.5<br />

16.20<br />

16.3<br />

0<br />

0<br />

-0.06<br />

-0.06<br />

-0.13<br />

-0.13<br />

-0.25<br />

-0.25<br />

-0.45<br />

-0.44<br />

-0.77<br />

-0.76<br />

-0.87<br />

-0.87<br />

-1.10<br />

-1.11<br />

-1.33<br />

-1.34<br />

0<br />

0<br />

0.05<br />

0.05<br />

0.22<br />

0.26<br />

0.85<br />

0.93<br />

1.67<br />

1.66<br />

3.10<br />

3.07<br />

3.63<br />

3.63<br />

5.27<br />

5.26<br />

6.82<br />

6.77<br />

0<br />

0<br />

0.06<br />

0.06<br />

0.14<br />

0.15<br />

0.50<br />

0.59<br />

1.47<br />

1.46<br />

3.03<br />

3.02<br />

3.55<br />

3.56<br />

5.21<br />

5.23<br />

6.76<br />

6.71<br />

Nullmessungen<br />

ungerissen<br />

(Zustand I) 1)<br />

Erstriss bei<br />

2Q = ca. 26 kN<br />

Zustand II 1)<br />

Zustand II 1)<br />

Zustand II 1)<br />

Zustand II 1)<br />

Zustand III 1)<br />

Zustand III 1)<br />

Zustand III 1)<br />

110.0 20.49 -1.55 8.2 8.1 Höchstlast<br />

1) Zustand I: Träger ungerissen<br />

Zustand II: Träger gerissen, Stahlbewehrung unterhalb der Fliessgrenze beansprucht<br />

Zustand III: Träger gerissen, Stahlbewehrung im fliessen<br />

Tabelle 17: Versuch PS1 – Laststufen<br />

In Tabelle 17 sind die Laststufen aufgelistet, bei welchen manuelle Messungen<br />

durchgeführt wurden. In Bild 20 ist der Kraft-Durchbiegungsverlauf des Versuchs PS1<br />

enthalten. Um den Vergleich unter den einzelnen Versuchen zu vereinfachen wurden die<br />

51


Bauteilversuche<br />

dort dargestellten Kurven „geglättet“, indem die während dem Verweilen auf den Laststufen<br />

entstandenen Daten gelöscht wurden. In Bild 24 sind die Durchbiegungsverläufe<br />

bei den Krafteinleitungen und in Trägermitte sowie die Lamellendehnungen und die<br />

Stauchung auf der Trägeroberseite gegeben (Messdaten ohne Glättung). Bild 25 enthält<br />

den Dehnungszustand der Lamellen und des Querschnitts in Trägermitte bei einigen<br />

ausgewählten Laststufen.<br />

Bild 17: Versuch PS1 - Entwicklung der Risse und Versagen des Trägers<br />

Bei 2Q = 26 kN wurde der erste Riss erkannt (Übergang Zustand I – Zustand II).<br />

Entsprechend den geplanten Laststufen wurde die Kraft weiter gesteigert, bei<br />

2Q = ca. 74 kN begann der Bewehrungsstahl zu fliessen (Übergang Zustand II – Zustand<br />

III) und bei 2Q = 110 kN versagte der Träger durch plötzliches Abscheren der<br />

Lamelle.<br />

Im Verlauf dieser Belastungsgeschichte hatten sich stetig neue Risse gebildet, eine<br />

Entwicklung, die ausserhalb des Trägermittelbereichs auch nach Überschreiten des<br />

Stahlfliessens noch anhielt und schliesslich zu einem recht ausgeglichenen Rissbild<br />

führte. In der bügelfreien Trägermitte verliefen die Risse vertikal mit einem mittleren<br />

Abstand von ca. 101 mm (Zustand nach Versagen des Trägers), während sie ausserhalb<br />

52


Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

dieser Zone vertikal bis leicht geneigt waren und an den Orten der Schubbügel lagen.<br />

Nach dem Versagen des Trägers konnten insgesamt 15 Risse gezählt werden. Die Entwicklung<br />

des Rissbildes und die Rissweiten auf der Höhe der Stahlbewehrung sind in<br />

Bild 17 dargestellt.<br />

Nach Versagen des Trägers waren beide Lamellen auf der „rechten“ Seite abgelöst.<br />

Die ursprünglich am Träger haftende Seite der Lamelle war vorwiegend schwarz und<br />

sah fast unbeschädigt aus, während am Beton ein durchgehender grauer Klebstoffstreifen<br />

zurückgeblieben war (Bild 18a)). Offenbar hatte hier der Verbund zwischen Lamelle<br />

und Klebstoff versagt. Daneben hatte es aber auch andere (kleinere) Bereiche, in welchen<br />

die Versagensebene innerhalb der Lamelle oder der Klebstoffschicht (beides vor<br />

allem im Trägerendbereich zu finden) oder im Beton (im Trägermittelbereich zu finden)<br />

lag.<br />

Der Ursprung des Ablösens konnte wegen der hohen Geschwindigkeit des Vorgangs<br />

nicht bestimmt werden.<br />

Bild 18: Versuche PS1,PS2, PS4 – Abgeschälte Lamellen<br />

Versuch PS2<br />

Bei Versuch PS2 war der Prüfkörper mit zwei Lamellen des Typs Sika CarboDur S512<br />

verstärkt.<br />

Die Laststufen für die manuellen Messungen sind in Tabelle 18 gegeben. Die Resultate<br />

der kontinuierlichen Messungen sind in Bild 20 und Bild 24 dargestellt, ausgewählte<br />

Dehnungszustände aus den manuellen Messungen sind in Bild 25 enthalten.<br />

Bei 2Q = 28 kN bildete sich der erste Riss, bei 2Q = ca. 78 kN begann der Stahl zu<br />

fliessen. Das Versagen folgte bei 2Q = ca. 127 kN durch plötzliches Abscheren der<br />

Lamellen.<br />

Die Rissentwicklung verlief ähnlich wie bei Versuch PS1: Die Rissbildung ausserhalb<br />

der Trägermitte hielt an bis zu einer Kraft, bei welcher die Stahlfliessgrenze schon<br />

deutlich überschritten war (Bild 19). Auch das am Schluss vorliegende Rissbild liess<br />

53


Bauteilversuche<br />

sich mit dem von PS1 (Bild 17) vergleichen, wenn auch hier etwas mehr Risse entstanden<br />

waren (ca. 17 Risse) und die Abstände im bügelfreien Bereich leicht geringer waren<br />

(ca. 94 mm).<br />

Beim Versagen hatten sich die Lamellen auf der „linken“ Seite gelöst. Die äusserste<br />

Betonschicht wurde über weite Bereiche mitgerissen. Dieser an den Lamellen verbliebene<br />

„Mörtel“ hatte eine Dicke von ca. 1 bis 3 mm, darin eingebettet waren Zuschlagkörner<br />

mit Durchmesser bis ca. 5 mm (Bild 18b)). Am Lamellenende sah die<br />

Trennfläche anders aus. Hier waren sowohl die Lamelle als auch der Beton des Trägers<br />

mit einer lückenlosen grauen Klebstoffschicht bedeckt, die Trennfläche lag in diesem<br />

Abschnitt also in der Klebstoffschicht.<br />

Auch bei Versuch PS2 hatte sich das Ablösen so schnell ereignet, dass keine Aussage<br />

über den Ursprung dieses Vorgangs möglich war.<br />

Bild 19: Versuch PS2 - Entwicklung der Risse und Versagen des Trägers<br />

54


Lststufe<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

2Q wm εc (DMS1) εl (DMS2) εl (DMS3) Bemerkung<br />

[kN] [mm] [‰] [‰] [‰]<br />

0.0<br />

0.0<br />

14.7<br />

14.6<br />

27.8<br />

27.8<br />

39.2<br />

36.8<br />

50.9<br />

48.6<br />

78.1<br />

74.4<br />

89.2<br />

86.0<br />

99.6<br />

93.6<br />

108.7<br />

105.0<br />

0.00<br />

0.00<br />

0.30<br />

0.33<br />

0.84<br />

0.84<br />

2.21<br />

2.21<br />

4.04<br />

4.06<br />

8.03<br />

8.03<br />

9.63<br />

9.61<br />

12.00<br />

11.93<br />

14.64<br />

14.63<br />

0<br />

0<br />

-0.06<br />

-0.06<br />

-0.14<br />

-0.14<br />

-0.34<br />

-0.34<br />

-0.54<br />

-0.53<br />

-0.83<br />

-0.82<br />

-0.96<br />

-0.95<br />

-1.15<br />

-1.14<br />

-1.33<br />

-1.32<br />

0<br />

0<br />

0.06<br />

0.05<br />

0.17<br />

0.17<br />

0.94<br />

0.94<br />

1.71<br />

1.69<br />

2.91<br />

2.89<br />

3.44<br />

3.42<br />

4.60<br />

4.55<br />

5.62<br />

5.58<br />

0<br />

0<br />

0.06<br />

0.06<br />

0.20<br />

0.21<br />

1.00<br />

1.00<br />

1.70<br />

1.70<br />

2.99<br />

2.97<br />

3.56<br />

3.54<br />

4.74<br />

4.68<br />

5.79<br />

5.74<br />

Nullmessungen<br />

ungerissen<br />

(Zustand I)<br />

Erstriss bei<br />

2Q = ca. 28 kN<br />

Zustand II<br />

Zustand II<br />

Zustand II<br />

Übergang<br />

Zustand II - III<br />

Zustand III<br />

Zustand III<br />

Zustand III<br />

127.1 20.07 -1.63 7.28 7.49 Höchstlast<br />

Tabelle 18: Versuch PS2 – Laststufen<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

2Q [kN]<br />

PS2<br />

PS1<br />

nach Erreichen des Lamellenabschälens:<br />

Versuchsabbruch<br />

nach Erreichen des Lamellenabschälens:<br />

Kraftabfall und weiterer Verlauf<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

wm [mm]<br />

Bild 20: Versuche PS1...PS4 – Vergleich der Kraft-Durchbiegungskurven<br />

PS4<br />

PS3<br />

55


Bauteilversuche<br />

Versuch PS3<br />

PS3 war der Referenzversuch am unverstärkten Träger. Mit den hierbei gewonnenen<br />

Resultaten sollte die Wirsamkeit der Verstärkungen beurteilt werden können, die bei<br />

den übrigen Versuchen appliziert waren. In Tabelle 19 sind die Laststufen dieses Versuchs<br />

gegeben.<br />

Bei 2Q = 26 kN wurden gleich zwei „Erstrisse“ entdeckt. Das Stahlfliessen begann<br />

bei 2Q = ca. 55 kN. Nach Erreichen der Kraft 2Q = 66 kN und der zugehörigen Mittendurchbiegung<br />

von wm = 56 mm, fing die Kraft langsam an abzufallen.<br />

Die Rissbildung begann in der Trägermitte, mit fortschreitender Verformung entstanden<br />

dann immer näher bei den Auflagern liegende Risse. Am Schluss präsentierte<br />

sich ein ausgeglichenes Bild von 10 meist vertikalen, sich z.T. gegen die Druckzone<br />

verästelnden Rissen, die in der bügelfreien Trägermitte einen Abstand von ca. 171 mm<br />

hatten (Bild 21).<br />

Der Versagensvorgang war ein duktiler Prozess nach dem Modus „Betonbruch bei<br />

Stahlfliessen“.<br />

Laststufe<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

2Q wm εc, sup εc, inf Bemerkung<br />

[kN] [mm] [‰] [‰]<br />

0.0<br />

0.0<br />

14.6<br />

14.5<br />

27.3<br />

23.4<br />

33.9<br />

30.9<br />

39.5<br />

36.5<br />

48.2<br />

44.1<br />

54.9<br />

52.9<br />

58.6<br />

56.3<br />

64.5<br />

62.8<br />

0.00<br />

0.00<br />

0.20<br />

0.20<br />

1.16<br />

1.08<br />

2.85<br />

2.67<br />

4.14<br />

3.99<br />

5.76<br />

5.50<br />

14.87<br />

14.75<br />

24.59<br />

24.65<br />

49.43<br />

49.76<br />

0.00 0.00 Nullmessungen<br />

-0.05 0.07<br />

-0.18 0.30<br />

ungerissen<br />

(Zustand I)<br />

Erstriss bei 2Q = ca. 26 kN<br />

Zustand II<br />

-0.42 1.50 Zustand II<br />

-0.54 2.13 Zustand II<br />

-0.67 2.80 Zustand II<br />

-1.61 13.88 Zustand III<br />

-2.04 18.37 Zustand III<br />

-3.79 24.01 Zustand III<br />

66.19 56.26 - - Höchstlast<br />

58.0<br />

57.1<br />

65.92<br />

66.03<br />

Tabelle 19: Versuch PS3 - Laststufen<br />

56<br />

- - Zustand III


Bild 21: Versuch PS3 - Entwicklung der Risse und Versagen des Trägers<br />

Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

Versuch PS4<br />

Im Versuch PS4 wurde ein Träger geprüft, der mit zwei <strong>thermoplastische</strong>n Lamellen der<br />

Generation 2 verstärkt war. Bei Versuch PS1 hatte sich herausgestellt, dass der Verbund<br />

der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle der Generation 1 zum Klebstoff Sikadur-30 ungenügend<br />

war. Aus diesem Grund wurde die Generation 2 entwickelt (Kapitel 2.2.4), welche mittels<br />

der modifizierten Oberfläche („Käsestruktur“) einen besseren Verbund ermöglichen<br />

sollte. In Tabelle 20 sind die Laststufen für die Durchführung der manuellen Messungen<br />

gegeben.<br />

Ein Kraftabfall bei 2Q = 25 kN deutete die Entstehung des ersten Risses an, dieser<br />

konnte aber visuell nicht gefunden werden. Das Fliessen der Bewehrung folgte bei<br />

2Q = ca. 75 kN und das spröde Versagen durch Lamellenabscheren bei 2Q = 110 kN.<br />

Die Rissentwicklung und das Rissbild waren vergleichbar mit den Versuchen PS1<br />

und PS2. Nach dem Versagen des Trägers wurden 15 Risse gezählt, die in Trägermitte<br />

liegenden hatten einen mittleren Abstand von ca. 89 mm (Bild 21).<br />

Die im Versuch PS4 gemessenen Kraft- und Verformungswerte waren fast identisch<br />

mit denjenigen aus Versuch PS1, und das Versagen erfolgte ebenfalls durch Abschälen<br />

der Lamellen. Trotzdem erwies sich die Verbesserung der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle<br />

von der Generation 1 zur Generation 2 als Erfolg: die Versagensebene lag nicht mehr in<br />

der Grenzschicht Klebstoff-Lamelle, sondern zum grössten Teil im Beton, wie bei Versuch<br />

PS2 (Bild 18).<br />

57


Bauteilversuche<br />

Bild 22: Versuch PS4 - Entwicklung der Risse und Versagen des Trägers<br />

Laststufe<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

2Q wm εc (DMS1) εl (DMS2) εl (DMS3) Bemerkung<br />

[kN] [mm] [‰] [‰] [‰]<br />

0.0<br />

0.0<br />

14.7<br />

14.7<br />

29.7<br />

30.0<br />

45.6<br />

45.1<br />

73.1<br />

73.1<br />

80.2<br />

78.7<br />

90.1<br />

89.6<br />

99.9<br />

99.7<br />

0.00<br />

0.00<br />

0.26<br />

0.29<br />

0.61<br />

0.69<br />

3.32<br />

3.49<br />

8.01<br />

8.12<br />

8.24<br />

9.28<br />

12.61<br />

12.75<br />

16.12<br />

16.67<br />

0<br />

0<br />

-0.05<br />

-0.06<br />

-0.12<br />

-0.13<br />

-0.45<br />

-0.46<br />

-0.76<br />

-0.77<br />

-0.85<br />

-0.86<br />

-1.09<br />

-1.10<br />

-1.31<br />

-1.34<br />

0<br />

0<br />

0.07<br />

0.07<br />

0.23<br />

0.26<br />

1.68<br />

1.72<br />

3.10<br />

3.15<br />

3.54<br />

3.60<br />

5.10<br />

5.16<br />

6.50<br />

6.64<br />

0<br />

0<br />

0.05<br />

0.05<br />

0.13<br />

0.14<br />

1.15<br />

1.20<br />

2.64<br />

2.72<br />

3.10<br />

3.20<br />

4.78<br />

4.85<br />

6.20<br />

6.35<br />

Nullmessungen<br />

ungerissen<br />

(Zustand I)<br />

Erstriss bei<br />

2Q = ca. 25 kN<br />

(Zustand II)<br />

Zustand II<br />

Zustand II<br />

Zustand III<br />

Zustand III<br />

Zustand III<br />

109.7 20.9 -1.52 7.72 7.45 Höchstlast<br />

Tabelle 20: Versuch PS4 – Laststufen<br />

58


Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

Zur Erfassung des plötzlichen Lamellenabschälens wurde bei Versuch PS4 die „Silverpaintmethode“<br />

angewendet. In Bild 23 ist das Resultat dieser Messung dargestellt:<br />

Der Streifen S5 versagte vor dem Auslösen der Messung und lag auch ausserhalb des<br />

10s-Zeitfensters. Vermutlich hat ein Biegeriss zu diesem Unterbruch geführt. Danach<br />

folgten die Streifen S8, S7 und S6. Das Lamellenablösen kam also offenbar von der<br />

„rechten“ Verankarungszone. Der Grund für die „falsche“ Reihenfolge der Streifen S3<br />

und S4 ist unklar. Das Abscheren kam vor Erreichen der Streifen S1 und S2 zum Stillstand,<br />

deshalb blieben diese Leiter bis am Schluss ununterbrochen.<br />

U<br />

Versagen<br />

S8<br />

6608.2 6608.4<br />

Versagen S7<br />

Versagen S6<br />

Versagen<br />

S3<br />

6999.8 7001.2<br />

t [ms]<br />

K1: S1+S2<br />

K2: S3+S4<br />

K3: S5+S6<br />

K4: S7+S8<br />

S1 S2<br />

4. S3 5. S4 S5<br />

3. S6<br />

(bei 7001.15 ms) (bei 7054.85 ms) (bei 7000.01 ms)<br />

Bild 23: Versuch PS4 – Lamellenablösen gemäss „Silverpaintmethode“<br />

2. S7<br />

(bei 6999.80 ms)<br />

Versagen<br />

S4<br />

7054.8 7055.0<br />

1. S8<br />

(bei 6608.25 ms)<br />

59


Bauteilversuche<br />

PS1<br />

PS2<br />

PS3<br />

PS4<br />

Bild 24: Versuche PS1...PS4 – Kraft-Durchbiegungs- und Kraft-Dehnungs-Diagramme<br />

60<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

2Q [kN]<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

7<br />

6<br />

5<br />

8<br />

110 kN<br />

nach Erreichen des Lamellenabschälens:<br />

Kraftabfall und weiterer Verlauf<br />

wm wQ,l wQ,r 0<br />

2Q [kN]<br />

w [mm]<br />

80<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

5<br />

8<br />

7<br />

6<br />

127 kN<br />

nach Erreichen des Lamellenabschälens:<br />

Versuchsabbruch<br />

wm wQ,l wQ,r 0<br />

2Q [kN]<br />

w [mm]<br />

80<br />

5 6 7<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

wm wQ,l wQ,r 0<br />

2Q [kN]<br />

w [mm]<br />

80<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

6<br />

5<br />

7<br />

110 kN<br />

nach Erreichen des Lamellenabschälens:<br />

Kraftabfall und weiterer Verlauf<br />

8<br />

wm wQ,l wQ,r 0 w [mm]<br />

80<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

2Q [kN]<br />

8.2 ‰<br />

ε c (DMS 1)<br />

ε l (DMS 3)<br />

ε l (DMS 2)<br />

-2.0<br />

2Q [kN]<br />

ε [‰] 10.0<br />

7.4 ‰<br />

ε c (DMS 1)<br />

ε l (DMS 3)<br />

ε l (DMS 2)<br />

-2.0<br />

2Q [kN]<br />

ε [‰] 10.0<br />

εc sup<br />

εc inf<br />

-2.0<br />

2Q [kN]<br />

ε [‰] 10.0<br />

7.6 ‰<br />

ε c (DMS 1)<br />

ε l (DMS 2)<br />

ε l (DMS 3)<br />

-2.0 ε [‰] 10.0


PS1<br />

PS2<br />

PS3<br />

PS4<br />

0.0<br />

7.0<br />

0.0<br />

7.0<br />

0.0<br />

7.0<br />

0.0<br />

7.0<br />

-100<br />

100<br />

0.0<br />

7.0<br />

0.0<br />

7.0<br />

ε l [‰]<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

-800<br />

εl [‰]<br />

x [mm]<br />

800<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

-800 800<br />

x [mm]<br />

z [mm]<br />

1) Dehnungen εl(D4)...εl(D12)<br />

2) Dehnungen εl(D19)...εl(D27)<br />

3) Dehnungen εc,sup, εs,sup, εs,inf, εc,inf, εl,m (von „oben“ nach „unten“)<br />

4) Dehnungen εc,sup, εs,sup, εs,inf, εc,inf (von „oben“ nach „unten“)<br />

Bild 25: Versuche PS1...PS4 – Dehnungen bei vergleichbaren Laststufen<br />

Versuche am Träger PS: Vierpunkt-Biegeversuche<br />

-100<br />

100<br />

-100<br />

100<br />

z [mm]<br />

Laststufe:<br />

2<br />

3<br />

5<br />

7<br />

-2.0 ε [‰] 7.0<br />

3)<br />

z [mm]<br />

Laststufe:<br />

2<br />

4<br />

5<br />

7<br />

-2.0 ε [‰] 7.0<br />

3)<br />

-4.0 ε [‰] 30.0<br />

εl [‰]<br />

4)<br />

z [mm]<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

-800 x [mm]<br />

800<br />

-100<br />

100<br />

Laststufe:<br />

Laststufe:<br />

2<br />

5<br />

8<br />

2<br />

3<br />

5<br />

7<br />

-2.0 ε [‰] 7.0<br />

3)<br />

61


Bauteilversuche<br />

Folgerungen aus den Versuchen am Träger PS<br />

Die Kurzzeitversuche am Träger PS haben gezeigt, dass mit der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle<br />

und mit dem Produkt Sika CarboDur S512 eine vergleichbare Verstärkungswirkung<br />

erzielt wird. Gegenüber dem unverstärkten Träger wird eine deutlich höhere<br />

Versagenslast bei allerdings viel geringerer Verformung erreicht (wegen der etwas tieferen<br />

Steifigkeit der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle liegt die entsprechende Versagenslast<br />

geringfügig unter derjenigen, die mit der Lamelle Sika CarboDur S512 erreicht wird).<br />

Die Festigkeit der CFK-Lamellen wurde bei keinem der Versuche massgebend, sie ist<br />

demzufolge ausreichend hoch.<br />

Die Weiterentwicklung der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle von der Generation 1 zur<br />

Generation 2 hat dazu geführt, dass die Abscherebene nicht mehr in der Grenzschicht<br />

Lamelle – Klebstoff sondern innerhalb des Betonträgers lag. Damit war das Ziel erreicht,<br />

wonach die Festigkeit der Verbindung Lamelle – Klebstoff höher sein sollte als<br />

die Festigkeit des Betongefüges.<br />

62


Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

3.3 Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

3.3.1 Der Träger LV<br />

Mit den Langzeitversuchen sollte eine möglichst wirklichkeitsnahe Tragwerksbeanspruchung<br />

nachgestellt werden. Wegen der langen Versuchszeit in einem zimmergrossen<br />

Klimaraum und dem Wunsch, zwei Versuche parallel zu betreiben, war die<br />

Prüfkörpergrösse beschränkt.<br />

Am Institut für Baustatik und Konstruktion (IBK) der ETH Zürich konnten fünf geeignete<br />

Träger gefunden werden. Die Versuchskörper wurden ca. 1986 hergestellt und<br />

hatten daher ein mit reellen Tragwerken vergleichbares Alter, so dass auch ein ähnliches<br />

Kriechverhalten erwartet werden konnte.<br />

Entsprechend dem Einsatzzweck werden die Versuchskörper und die Versuche als<br />

„LV“ („Langzeitversuche“) bezeichnet.<br />

Abmessung und Bewehrung<br />

In Bild 11 sind die Masse und die Bewehrung des Trägers LV und die Orte der Krafteinleitung<br />

gegeben. Die Prüfkörper waren ursprünglich für den Einsatz als Stützen mit<br />

gleicher Biegesteifigkeit um beide Hauptachsen geplant. Aus diesem Grund war der<br />

Querschnitt quadratisch mit einem Bewehrungeisen in jeder Ecke. Für Anschlusszwecke<br />

ragten die Stäbe am „vorderen“ Ende um 300, am „hinteren“ Ende um 100 mm aus dem<br />

Träger heraus. In Abständen von 100 mm wurden Bügel angeordnet, die die Längseisen<br />

umschlossen und von 22 mm Beton überdeckt waren.<br />

Insgesamt wurden vier Versuche durchgeführt: LV1* und LV1 waren mit je einer<br />

<strong>thermoplastische</strong>n Lamelle der Generation 2 verstärkt, LV2* und LV2 mit je einer Lamelle<br />

Sika CarboDur S512.<br />

Eine Zusammenstellung der Geometrie und der verwendeten Lamellen ist in Tabelle<br />

21 gegeben.<br />

Bez. Prüfkörper Bewehrung Lamellen Herstellung<br />

LV1*<br />

LV2*<br />

LV1<br />

LV2<br />

l b h As ζ(As) As' ζ(As') Bügel Typ Anz. Al 1) ζ(Al)<br />

[mm] [mm] [mm] [mm 2 ] [mm] [mm 2 ] [mm] [mm 2 ] [mm]<br />

2500 160 160 308 125 308 35<br />

2500 160 160 308 125 308 35<br />

1) nominelle Werte<br />

Tabelle 21: Versuche LV – Zusammenstellung<br />

Ø6,<br />

s=100<br />

Ø6,<br />

s=100<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 2 1 60 161<br />

CarboDur S512 1 60 161<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 2 1 60 161<br />

CarboDur S512 1 60 161<br />

ca.<br />

1986<br />

ca.<br />

1986<br />

Versuchszeitraum<br />

07.-<br />

25.02.'00<br />

29.02.'00 -<br />

14.01.'02<br />

...<br />

63


Bauteilversuche<br />

2 ø 14<br />

2 ø 14<br />

Bild 26: Versuche LV - Trägermasse, Bewehrung und Laststellung<br />

Baustoffe<br />

Beton<br />

Über die Beschaffenheit des Betons konnte nur wenig in Erfahrung gebracht werden. Es<br />

handelt sich um einen gewöhnlichen Beton mit einem Grösstkorndurchmesser von<br />

16 mm. Der Zementgehalt betrug 325 kg/m3 , der W/Z-Wert ca. 0.45 und als Zusatzmittel<br />

wurde 1% des Verflüssigers Sikament beigegeben.<br />

Zur Untersuchung der Zugfestigkeit wurden 50 mm-Bohrkerne entnommen und im<br />

einaxialen Zugversuch geprüft. Das Vorgehen ist in Kapitel erläutert, die Resultate sind<br />

in Tabelle 22 enthalten.<br />

Bohrkernzugfestigkeit<br />

fctb<br />

[MPa]<br />

Versuche 2.8<br />

2.8<br />

2.3<br />

2.1<br />

2.9<br />

Mittelwert 2.6<br />

Standardabweichung 0.4<br />

Tabelle 22: Versuche LV - Zugfestigkeit aus Bohrkernzugversuch<br />

64<br />

100<br />

[mm]<br />

Q = 17.6 kN<br />

Bg ø 6, s=100<br />

1000<br />

2180 (Lamellenlänge)<br />

300 1000<br />

2500<br />

Stahlplatte<br />

60×160×15<br />

2 ø 14<br />

Bg ø 6, s =100<br />

2 ø 14<br />

Betonüberdeckung 22<br />

Q<br />

60<br />

50<br />

160<br />

100<br />

Bemerkung:<br />

Bruch im...<br />

...Betongefüge<br />

...Betongefüge<br />

...Betongefüge<br />

...Betongefüge<br />

...Betongefüge<br />

Stahlplatte<br />

100×40×10<br />

CFK - Lamelle<br />

ζ<br />

160<br />

35<br />

90<br />

35


Stahlbewehrung<br />

Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

Für die Längsbewehrung wurde ein gerippter Betonstahl vom Typ topar 500 S (SIA-<br />

Register-Nr. 3.1: aus der Walzhitze vergütetes Stabmaterial der Firma Von Moos Stahl<br />

<strong>AG</strong>) mit nominellem Durchmesser Ø =14 mm verwendet.<br />

Nach Abschluss der Versuche LV1* und LV2* wurden zwei Stäbe freigespitzt und<br />

Zugversuche durchgeführt. Die Prüfungen wurden entsprechend den Ausführungen in<br />

Kapitel 3.2.1 durchgeführt. Die Spannungs-Dehnungsdiagramme sind in Bild 27 gegeben,<br />

die mechanischen Kennwerte können Tabelle 23 entnommen werden; alle Werte<br />

beziehen sich auf den nominellen Durchmesser.<br />

Die Bügel bestanden aus geripptem Baustahl mit Ø = 6 mm; dieser wurde nicht weiter<br />

untersucht.<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

σ [MPa]<br />

0 50 100 150 200 250<br />

ε [‰]<br />

Bild 27: Versuche LV – Spannungs-Dehnungsdiagramme der Längsbewehrung<br />

Nennquerschnitt<br />

As,nom<br />

Versuche 153.9<br />

153.9<br />

Querschnitt aus<br />

Wägemessung<br />

As,f(M,l,ρ)<br />

Fliessgrenze<br />

fy<br />

Zugfestigkeit<br />

[mm 2 ] [mm 2 ] [MPa] [MPa]<br />

149.6<br />

150.8<br />

497<br />

517<br />

ftk<br />

605<br />

624<br />

Mittelwert 153.9 150.2 507 614.5<br />

Tabelle 23: Versuche LV – Mechanische Kennwerte der Biegebewehrung (Festigkeitswerte beziehen<br />

sich auf den Nennquerschnitt)<br />

CFK-Lamellen<br />

Die für die Verstärkung der Langzeitversuchsträger eingesetzten Lamellen sind in Tabelle<br />

21 zusammengestellt. Deren Materialeigenschaften sind in den Kapiteln 2.1.1 und<br />

2.2.4 erläutert.<br />

65


Bauteilversuche<br />

Klebstoff<br />

Für die Applikation der Lamellen wurde der Klebstoff Sikadur-30 verwendet. Die Eigenschaften<br />

dieses Klebstoffes sind in Kapitel 2.1.1 zusammengestellt.<br />

3.3.2 Versuchsdurchführung<br />

Versuchsanlage<br />

Für die Durchführung der Versuche in der Klimakammer wurde ein dafür geeigneter<br />

Versuchsstand entworfen und gebaut. Von dieser Anlage wurde verlangt, dass mit Hilfe<br />

von Gewichten eine hohe Prüfkörperbeanspruchung erreicht wird und dass trotz knapper<br />

Platzverhältnisse zwei Träger gleichzeitig geprüft werden können.<br />

In Bild 28 ist der Versuchsstand im Klimaraum abgebildet. Für die Erläuterung des<br />

Lagerungs- und Belastungskonzepts ist in Bild 29 der Versuchsstand mit nur einem<br />

Prüfkörper gezeigt. Auf dem grossen Betonwürfel in der Mitte steht zur Erhöhung ein<br />

kleiner Würfel, darauf wiederum liegt eine Stahlschaukel für die Lagerung des Trägers.<br />

Mit hängenden Betonwürfeln wurde die (negative) Biegebeanspruchung realisiert: die<br />

Seilumlenkung bewirkte einen Flaschenzugeffekt der dazu führte, dass an den Trägerenden<br />

das doppelte Würfelgewicht lastete. Die Seile führten zu einem Stahlträger am<br />

Boden, der den Kraftfluss innerhalb des Systems wieder schloss.<br />

Für eine bessere Verteilung der Flächenpressung wurde der als Auflager dienende<br />

Betonwürfel auf Schaltafeln aus Holz abgestellt.<br />

Die Klimakammer war ein isolierter Raum mit ca. 2.5·6 m 2 Grundrissfläche. Ein stufenlos<br />

einstellbarer 6 kW-Heizlüfter erzeugte die im Raum gewünschte Temperatur. Für<br />

die Regelung der Luftfeuchtigkeit wurde ein Zerstäuber mit fest angeschlossener Wasserleitung<br />

eingesetzt.<br />

Niveau der Trägerbeanspruchung<br />

Bei der Bemessung von Klebebewehrungen wird unter anderem verlangt, dass die<br />

Spannung in der inneren Bewehrung des verstärkten Bauteils im Gebrauchszustand unter<br />

keinen Umständen die Fliessgrenze erreicht (Deuring [4]). Basierend auf dieser<br />

Forderung wurde die Beanspruchung des Trägers LV festgelegt: die Spannung in der<br />

inneren Bewehrung sollte sich im Bereich der Fliessgrenze befinden, so dass sich der<br />

Träger im höchstzulässigen Gebrauchszustand befindet. Dies bedeutet auch, dass bei<br />

einem Ausfall der Lamelle ein Versagen des Trägers zu erwarten ist.<br />

Orientierung<br />

Die zwei gleichzeitig geprüften Versuchsträger waren beide parallel zur langen Wand<br />

des Klimaraums gelagert. Die Orientierungsbezeichnungen folgten aus der Betrachtung<br />

von der Tür in der „vorderen“ kurzen Wand des Klimaraums. Es gab also eine Krafteinleitung<br />

„vorne“, eine „hinten“. Die sich gegenüberliegenden Prüfkörperlängsseiten<br />

lagen „innen“, die anderen „aussen“.<br />

Die Prüfkörperachse „vorne“ – „hinten“ lief von NNW nach SSO.<br />

66


Bild 28: Versuche LV – Versuchsstand im Klimaraum<br />

Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

Lagerung und Krafteinleitungen<br />

Für die Lagerung in Prüfkörpermitte wurde eine aus einer Platte mit drei aufgeschweissten<br />

Halbzylindern bestehenden Stahlschaukel verwendet (Bild 29). Jeder der<br />

Stahlhalbzylinder lag in der Dreiecksnut einer Stahlplatte, die über ein Mörtelbett den<br />

Kontakt zum Prüfkörper herstellte. Zur Vermeidung von Zwängungen war das „vordere“<br />

dieser Lager zusätzlich mit einer Teflongleitschicht versehen. Der Abstand der<br />

Auflagerpunkte der Stahlschaukel war fest und betrug 300 mm.<br />

Die Seilumlenkungen dienten der Krafteinleitung an den Trägerenden. Damit dort<br />

keine Torsion eingeleitet wurde, ruhte dieser Apparat auf einem schmalen Stahlstreifen<br />

(Last-einleitplatte, Bild 30), der in Trägerlängsrichtung lag und dadurch einen Schaukeleffekt<br />

in Trägerquerrichtung bewirkte.<br />

Zur Stabilisierung des ganzen Systems wurde der „hintere“ der beiden grossen Betonwürfel<br />

mit etwas Zusatzgewicht belegt, so dass er auf Kanthölzern am Boden stand<br />

und nur der vordere Würfel frei am Seil hing.<br />

67


Bauteilversuche<br />

Bild 29: Versuche LV – Lagerungs- und Belastungskonzept am halben Versuchsstand<br />

Messungen<br />

Für die Erfassung der Verformungsvorgänge wurde ein umfangreiches Messprogramm<br />

konzipiert. Dieses ermöglichte einerseits die Überwachung der globalen Prüfkörperdeformation,<br />

anderseits aber auch die Registrierung von lokalen Verformungen (z.B. der<br />

Schlupf der Lamelle am Trägerende).<br />

Wegen der langen Laufzeit und den hohen klimatischen Anforderungen wurde darauf<br />

verzichtet, fest verdrahtete Messinstrumente anzubringen. Manuelle Messungen versprachen<br />

eine höhere Zuverlässigkeit bei vertretbarem Aufwand, da die Versuchsart<br />

ohnehin eine regelmässige visuelle Kontrolle erforderte.<br />

Für die Messung der Biegeverformung wurden an den herausragenden Stäben der<br />

Längsbewehrung Messmarken angebracht (Bild 30), von welchen aus die Distanz zu<br />

Messmarken am Boden gemessen werden konnte („hinten“: Distanz zu Messmarken auf<br />

den stehenden Betonwürfeln). „Vorne“ war zudem eine Verlängerung dieser Stäbe in<br />

Trägerlängsrichtung nötig, weil im Trägerbereich selbst die grossen Betonwürfel hingen<br />

und so keine vertikale Linie zum Boden „frei“ war.<br />

Für die Messung selbst wurden Durchbiegungsmesser eingesetzt: Mit einer mechanischen<br />

1 /100 mm-Messuhr am einen und einer Kugelspitze am anderen Ende eines Invargestänges<br />

konnte in die Messmarken hineingegriffen und deren Abstand bestimmt<br />

werden.<br />

68


Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

Die Dehnungen in der Lamelle, auf der Betonoberfläche um die Lamelle und im<br />

Querschnitt in Trägermitte wurden mit dem Deformeterverfahren gemessen (Messstrecken<br />

D4...D30). Das Vorgehen wurde bereits in Kapitel 3.2.2 erläutert.<br />

Der Schlupf am Lamellenende (Verschiebung des Lamellenendes gegenüber dem<br />

umliegenden Beton) wurde mit einem eigens dafür zusammengesetzten Schlupfmesser<br />

erfasst. Das Gerät bestand aus einem Querbalken mit einer elektronischen 1 /1000 mm-<br />

Messuhr. Damit konnte die relative Verschiebung dreier in einer Linie liegenden Aluminiumwinkel<br />

gemessen werden, von welchen die äusseren auf die Betonoberfläche und<br />

der mittlere auf die Lamelle geklebt waren (Bild 30).<br />

Vor und nach jeder Messserie (Durchbiegungs-, Dehnungs- und Schlupfmessung)<br />

wurde das Messgerät an einer gleichbleibenden Referenzstrecke (Komperator: z.B. Invarstab<br />

bei Deformeter) geeicht. Damit konnten im Verlauf der Messung auftretende,<br />

systematische Messgerätveränderungen erfasst und später korrigiert werden.<br />

M<br />

W 1<br />

W 2<br />

Lasteinleitplatte<br />

W 1 (W )<br />

2<br />

340<br />

vorne<br />

V<br />

[mm]<br />

Q Q<br />

s lV<br />

innen<br />

aussen<br />

D13<br />

D22<br />

D14<br />

D23<br />

D15<br />

D24<br />

D31 (D33)<br />

D32 (D34)<br />

D16<br />

D25<br />

Bild 30: Versuche LV – Messungen am Träger<br />

D4<br />

D5<br />

Legende<br />

Deformetermessstrecke (200 mm)<br />

Deformetermessmarke Ansicht<br />

Deformeter (manuelle Messung)<br />

1)<br />

Schlupfmesser<br />

(manuelle Messung)<br />

Durchbiegungsmesser<br />

(manuelle Messung)<br />

D6<br />

D7<br />

D8<br />

D17<br />

D26<br />

D9<br />

D18<br />

D27<br />

27.5<br />

52.5<br />

52.5<br />

27.5<br />

35<br />

90<br />

35<br />

Lagerplatte<br />

D10<br />

D19<br />

D28<br />

D11<br />

D20<br />

D29<br />

innen vorne aussen aussen<br />

D12<br />

D21<br />

D30<br />

27.5<br />

hinten<br />

H<br />

s lH<br />

52.5<br />

52.5<br />

27.5<br />

W 1 W 2 W 3<br />

innen<br />

hinten<br />

1)<br />

Schematischer Aufbau des Schlupfmessers<br />

Draufsicht<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1 5<br />

Ansicht<br />

3<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1<br />

5<br />

1 0.001 mm-Messuhr<br />

2 Messnadel<br />

3 Referenznadeln<br />

4 Querbalken<br />

5 Distanzring<br />

W 3<br />

W 4<br />

N<br />

90<br />

W 3 (W )<br />

4<br />

40<br />

35<br />

35<br />

69


Bauteilversuche<br />

Für die Klimaüberwachung wurde ein kombinierter Temperatur- und Feuchtigkeitsfühler<br />

eingesetzt, der zwischen den Versuchskörpern gelagert war. Die Ablesung dieser<br />

Messwerte erfolgte ausserhalb der Klimakammer.<br />

Neben den Versuchsträgern wurden auch vier kurze lose Lamellenstücke im Klimaraum<br />

gelagert: Handstücke THELA1...3 waren Proben der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle,<br />

Handstück CaDu war eine Probe der Lamelle Sika CarboDur S512. Da diese dem gleichen<br />

Klima ausgesetzt waren wie die an den Trägern angebrachten Lamellen, konnten<br />

sie für die Abschätzung der Wasseraufnahme verwendet werden. Zu diesem Zweck<br />

wurden die Handstücke regelmässig mit einer Laborwaage mit Auflösungsvermögen<br />

0.001 g gewogen. Der zu Versuchsbeginn herrschende Wassergehalt wurde mittels<br />

coulometrischer Wassergehaltsbestimmung nach Karl Fischer gemessen. Er betrug bei<br />

der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle 0.09% und bei der Lamelle Sika CarboDur S512 0.04%<br />

(Prozentangaben bezogen auf die Lamellenmasse).<br />

Versuchsvorbereitung und -ablauf<br />

Versuchsvorbereitung<br />

Jeder Versuchskörper war mit einer Lamelle verstärkt. Das Vorgehen beim Applizieren<br />

war gleich wie bei den Trägern der Serie PS und ist in Kapitel 3.2.2 erläutert.<br />

Nach dem Kleben der Lamelle konnten die Messmarken angebracht werden. Wie in<br />

Bild 30 gezeigt, wurden die Marken für die Durchbiegungsmessung an den aus dem<br />

Träger herausragenden Bewehrungstäben bzw. an der daran angeschweissten Stahlplatte<br />

(Messplatte, Bild 29) befestigt. Die Aluminumbolzen und -winkel für die lokale Verformungsmessung<br />

wurden mit Schnellklebstoff auf die Betonoberfläche und die Lamelle<br />

geklebt.<br />

Nachdem der Prüfkörper mit den Messvorrichtungen versehen war, wurde er in den<br />

Versuchsstand eingebaut.<br />

Versuchsablauf<br />

Vor dem Aufbringen der Belastung wurden mit allen Messgeräten zwei Nullmessungen<br />

durchgeführt.<br />

Für das kontrollierte Aufbringen der Belastung wurde der vordere Würfel mit einem<br />

Hebegerät angehoben, an das über den Träger laufende Stahlseil gehängt und dann<br />

langsam abgelassen. Mit etwas Bleiballast wurde dann das Würfelgewicht leicht korrigiert.<br />

Durch verstellen der Spannschlösser konnte der Träger am Schluss in die horizontale<br />

Lage gebracht werden.<br />

Die ersten Untersuchungen zum Langzeitverhalten wurden anhand der Versuche<br />

LV1* und LV2* durchgeführt. Einige Tage nach der Inbetriebnahme wurden auch der<br />

Heizlüfter und der Befeuchter eingestellt, so dass ungefähr am zehnten Versuchstag das<br />

angestrebte Klima von ca. 50°C und 80% relative Luftfeuchtigkeit erreicht war. Während<br />

einiger Tage blieben diese Werte etwa konstant. Am folgenden Wochenende kam<br />

es dann zu einer Klimastörung: infolge eines Defekts am Heizlüfterthermostat kam es<br />

70


Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

zu einem ungedrosselten Temperaturanstieg in der Klimakammer. Als der Vorfall entdeckt<br />

wurde, betrug die Raumtemperatur 65°C und die relative Luftfeuchtigkeit 70%.<br />

Der Träger LV2* hatte versagt, daher wurde der Gesamtversuch wieder abgebrochen.<br />

Nach den Erfahrungen mit LV1* und LV2* wurde beschlossen, die Nachfolgeversuche<br />

LV1 und LV2 bei moderatem Klima anzusetzen und dieses stufenweise zu verändern.<br />

Jede Klimastufe wurde während mehreren Wochen beibehalten, damit die<br />

Entwicklung der Versuchskörperverformung erfasst werden konnte. Durch Veränderung<br />

(in der Regel Erhöhung) der Temperatur oder der Feuchtigkeit wurde dann ein neues<br />

Klima eingestellt.<br />

Insbesondere bei hoher Temperatur und Feuchtigkeit kam es oft zu Defekten am<br />

Heizlüfter oder am Befeuchter, die zu Klimastörungen führten. Die Probleme wurden<br />

aber meist früh erkannt und behoben, so dass der Versuch erfolgreich durchgeführt<br />

werden konnte.<br />

3.3.3 Versuchsresultate<br />

Auswertung und Darstellung der Messdaten<br />

Die Biegeverformung wurde mit Messmarken erfasst, die ausserhalb des eigentlichen<br />

Trägers lagen (Bild 30). Die Durchbiegung der Trägermitte gegenüber den Orten der<br />

Lasteinleitung wurde mit Hilfe eines einfachen Modells abgeschätzt. Hierbei wurde angenommen,<br />

dass der beanspruchte Träger die Form einer kubischen Parabel annimmt;<br />

die Messmarken liegen auf tangentialen Verlängerungen der Trägerenden. Mit diesem<br />

Modell konnten die eigentliche Trägerverformung und die Verkippung auf der Stahlschaukel<br />

(Starrkörperrotation) separiert werden. In Bild 31 ist das Modell und die daraus<br />

folgenden Formeln dargestellt.<br />

Die mit dem Deformeter erfassten Dehnungen wurden entsprechend den Ausführungen<br />

in Kapitel 3.2.3 ausgewertet.<br />

Die Resultate der Schlupfmessung wurden ähnlich behandelt wie die der Deformetermessung:<br />

die systematischen Fehler infolge z.B. temperaturbedingter Messgerätveränderung<br />

wurden korrigiert und dann die Werte der Nullmessung subtrahiert. Damit war<br />

der Absolutbetrag des Schlupfwegs bestimmt.<br />

Tabelle 24 enthält eine Zusammenstellung über den Weg von der Verformungsmessung<br />

zum Messresultat.<br />

Die bei den Versuchen LV1 und LV2 mittels Wägung der Handstücke ermittelte<br />

Massenänderung wurde als Wasseraufnahme bzw. -abgabe interpretiert. Der zum jeweiligen<br />

Messzeitpunkt herrschende totale Wassergehalt wurde unter Berücksichtigung<br />

des zu Versuchsbeginn ermittelten Wertes bestimmt. Aus den Resultaten der Handstücke<br />

THELA1...3 wurde der Mittelwert gebildet.<br />

71


Bauteilversuche<br />

M<br />

M<br />

Messinstrument/<br />

physische Messgrösse<br />

Durchbiegungsmesser<br />

Schlupfmesser<br />

Deformetermessstrecken<br />

W1, W2<br />

W3, W4<br />

Sl<br />

D4...D12<br />

D22...D34<br />

D13...D21<br />

direkter Messwert abgeleiteter Messwert<br />

Messwert Auswertung Messwert Auswertung<br />

w1, w2<br />

w3, w4<br />

slV<br />

slH<br />

εc (D4)...εc (D12)<br />

εc (D22)...εc (D34)<br />

εl (D13)...εl (D21)<br />

Korrektur systematischer<br />

Messfehler, Differenzbildung<br />

zur Nullmessung<br />

Korrektur systematischer<br />

Messfehler,Differenzbildung<br />

zur Nullmessung<br />

Korrektur systematischer<br />

Messfehler,Differenzbildung<br />

zur Nullmessung, Bezug zur<br />

Basislänge<br />

Tabelle 24: Versuche LV – Vom Messinstrument zum Messwert<br />

72<br />

V<br />

Q<br />

g: V η = m ξ+c<br />

V<br />

p: η = aξ<br />

3<br />

Ort der Krafteinleitung: V(x V ,y V bzw. ξ V ,η V) und H(x H ,y H bzw. ξ H ,η H)<br />

Ort der Wegmessung: M(x M ,y M bzw. ξ M ,η M) und N(x N ,y N bzw. ξ N ,η N)<br />

Koordinatentransformation für kleineφ :<br />

ξ=x�y⋅φ x =ξ�η⋅φ<br />

η=�x⋅φ � y y =ξ⋅φ�η<br />

Aus Geometrie folgt: φ= 3⋅( y N⋅ξ N)�l⋅( y N�y M)<br />

6⋅ξ M⋅ξ N�ξ M⋅l�ξ N⋅l<br />

w m = y M�ξ M⋅φ<br />

1�φ 2 ⋅ ξ V<br />

3⋅ξ M�2 ξ V<br />

Bild 31: Versuche LV – Modell zur Bestimmung der Mittendurchbiegung<br />

η<br />

w m<br />

y<br />

φ<br />

w m<br />

l<br />

wm<br />

εc, sup<br />

εs, sup<br />

εs, inf<br />

εl,m<br />

χm<br />

H<br />

aus w1...w2 durch Trägermodellierung<br />

als kubische Parabel<br />

(Bild 31)<br />

Mittelwert {εc (D8), εc (D26)}<br />

Mittelwert {εc (D31)...εc (D33)}<br />

Mittelwert {εc (D32)...εc (D34)}<br />

εl,m = εl (D17)<br />

Steig. der mittels lin. Regr. aus<br />

{εc (D8), εl (D17), εc (D26),<br />

εc (D31)...εc (D33)}<br />

bestimmten Dehnungsebene.<br />

H<br />

Q<br />

N<br />

N<br />

g H<br />

ξ<br />

x


Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

Versuche LV1* und LV2*<br />

LV1* und LV2* waren die ersten, infolge einer Störung am Thermostat früh abgebrochenen<br />

Langzeitversuche. LV1* war verstärkt mit einer <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle der<br />

Generation 2, LV2* mit einer Lamelle Sika CarboDur S512.<br />

Der Klimaverlauf und der Gang der Verformungen ist in Bild 32 dargestellt.<br />

Nach Aufbringen der Beanspruchung hatten sich die initialen Verformungen eingestellt.<br />

Die Risse bildeten sich entsprechend der Bügelanordnung in Abständen von<br />

100 mm und ergaben dadurch ein sehr regelmässiges Gesamtbild. Während den ersten<br />

drei Tagen liefen die Versuche ohne besondere Klimaregelung, die Temperatur- und<br />

Feuchtigkeitsverhältnisse entsprachen dem umgebenden „Kellerklima“. Die Zunahme<br />

der initialen Verformungen schien schon nach dem ersten Tag abgeklungen.<br />

Am dritten Tag wurde der Heizlüfter in Betrieb genommen. Die Temperatur stieg<br />

schnell auf 40°C, dann langsam weiter, bis nach insgesamt sieben Tagen etwa 47°C erreicht<br />

waren.<br />

Der Temperaturanstieg führte zu einer ähnlichen Zunahme der Verformungen: auf<br />

eine sprungartige Erhöhung folgte eine mässige aber anhaltende Verformungsänderung.<br />

Nach einem Abstellen (Tag 4) und Wiederanstellen (Tag 7) des Heizgerätes folgte<br />

ein Sprung im Durchbiegungs- und Dehnungsverlauf.<br />

Am siebten Versuchstag wurde der Befeuchter angestellt. Die relative Feuchtigkeit<br />

von ca. 70% war bald erreicht, die Temperatur schwankte weiterhin um die 48°C.<br />

Im Verformungsverlauf war kaum eine Reaktion auf die Feuchtigkeit zu erkennen:<br />

die langsame Zunahme wurde fortgesetzt, ohne erkennbaren Knick oder Sprung.<br />

Am 21.2. wurde im Klimaraum eine Temperatur von 65°C und eine relative Luftfeuchtigkeit<br />

von 70% gemessen. Wegen der feuchten Umgebung hatte im Verlauf des<br />

vorangegangenen Wochenendes der Thermostat des Heizlüfters versagt, so dass das<br />

Gerät ungebremst zu heizen begann.<br />

Die Lamelle Sika CarboDur S512 des Versuchsträgers LV2* war abgeschält. Der<br />

Klebstoff Sikadur-30 hatte offenbar seine Schubfestigkeit weitgehend verloren, denn die<br />

Versagensebene lag in der Klebstoffschicht. Sowohl an der Lamelle als auch am Beton<br />

war eine schuppenartig gemusterte Klebstoffschicht zurückgeblieben.<br />

Versuch LV1* hatte die hohe Temperatur überstanden. Der Grund dafür lag vermutlich<br />

in der geringeren Schubbeanspruchung in der Klebstoffschicht infolge tieferer Steifigkeit<br />

der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle. Der Schlupf am Lamellenende war sprunghaft<br />

angestiegen, während sich die Biegeverformung erstaunlich wenig verändert hatte.<br />

Der Versuch LV1* wurde noch während einigen Tagen weiterbetrieben und dann<br />

zugunsten einer neuen Versuchsserie abgebrochen.<br />

73


Bauteilversuche<br />

Bild 32: Versuche LV* - Klimaverlauf und Gang der Verformungen<br />

74<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

4.5<br />

4.0<br />

3.5<br />

3.0<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

65<br />

55<br />

45<br />

35<br />

25<br />

15<br />

w m [mm]<br />

ε lm [‰]<br />

s l [mm]<br />

T [°C]<br />

LV1* V<br />

LV1* H<br />

LV2* V<br />

LV2* H<br />

Temperatur (T)<br />

LV2*<br />

LV2*<br />

7.2. 21.2.<br />

Feuchtigkeit (H)<br />

LV1*<br />

LV1*<br />

25.2.<br />

H [%]<br />

0 7 14<br />

21<br />

t [Tage]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20


Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

Versuche LV1 und LV2<br />

Aus den Versuchen LV1 und LV2 konnten aufschlussreiche Erkenntnisse über das<br />

Langzeitverhalten von CFK-verstärkten Betonträgern bei erhöhten klimatischen Anforderungen<br />

gewonnen werden. LV1 war mit einer <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle der Generation<br />

2 verstärkt, LV2 mit einer Lamelle Sika CarboDur S512.<br />

In Tabelle 25 ist ein Überblick über den Versuchsverlauf gegeben. Die Diagramme in<br />

den Bildern 33 und 34 enthalten eine Zusammenstellung über die Verformungs- und<br />

Klimamessungen. In Tabelle 26 sind die Zahlenwerte einiger charakteristischer Verformungsgrössen<br />

zu ausgewählten Zeitpunkten gegeben.<br />

Die initiale Verformung (z.B. wm, Bild 33) war – entsprechend der unterschiedlichen<br />

Steifigkeit der CFK-Lamellen – bei LV1 leicht grösser als bei LV2. Wie bei den Versuchen<br />

LV1* und LV2* lagen die Risse bei den Bügeln und hatten daher Abstände von<br />

100 mm.<br />

Die für die Klimastufe 1 massgebende Solltemperatur von 40°C wurde nach wenigen<br />

Tagen erreicht. Bezüglich der Feuchtigkeit gab es keine bestimmte Anforderungen und<br />

daher auch keine Regelung.<br />

Die Mittendurchbiegung nahm sowohl bei LV1 als auch bei LV2 anfänglich deutlich<br />

zu, während sich die Lamellendehnung kaum veränderte. Die Verformungszunahme<br />

hatte dementsprechend ihren Ursprung vermutlich im Kriechen der Betondruckzone<br />

oder im Kriechen des Verbunds zwischen Beton und Bewehrung.<br />

Nach 48 Tagen (am 17.04.2000) wurde Klimastufe 2 gestartet. Die Temperatur war<br />

die gleiche wie bei Stufe 1 (40°C), durch Inbetriebnahme eines Befeuchters wurde aber<br />

die relative Luftfeuchtigkeit auf 80% erhöht.<br />

Der Verformungsverlauf liess kaum erkennen, dass ein Klimawechsel stattgefunden<br />

hatte: die Deformationen in Klimastufe 2 bildeten eine nahtlose Fortsetzung von den in<br />

Stufe 1 gemessenen Werten.<br />

Am 05.07.2000 erfolgte der Wechsel von Klimastufe 2 auf Klimastufe 3. Bei der nun<br />

herrschenden Temperatur von 45°C musste aufgrund der vorangegangenen Materialuntersuchungen<br />

eine Steifigkeitsabnahme des Klebstoffs Sikadur-30 und der <strong>thermoplastische</strong>n<br />

Matrix angenommen werden (Kapitel 2.2.4).<br />

Die Mittendurchbiegung wm und die Dehnung in Lamellenmitte εlm zeigten zu Beginn<br />

der Klimastufe 3 eine - gegenüber vorher – leichte Zunahme, die aber bald wieder abklang.<br />

Ein steiler Deformationsanstieg war beim Schlupf sl am Lamellenende zu erkennen.<br />

Während etwa sechs Wochen änderte sich der Betrag aller vier Messwerte um insgesamt<br />

ca. Faktor 2.5, danach folgte auch hier eine Stabilisierung. Der Grund für diesen Verformungssprung<br />

war vermutlich der Abfall des Schubmoduls des Klebstoffs Sikadur-30.<br />

75


Bauteilversuche<br />

Bez.<br />

Klimastufe<br />

Nenntemp.<br />

T<br />

Nennfeucht.<br />

rel. F.<br />

(Beginn/<br />

Ende)<br />

Dauer<br />

∆t<br />

[°C] [%] [Tage]<br />

2/29/2000 - Versuchsbeginn<br />

Ereignisse, Bemerkungen<br />

Stufe 1 40 30 48 - Baldiges Abklingen der Verformungszunahme.<br />

(17.04.'00)<br />

Stufe 2 40 80 79 - Kein Einfluss der Feuchtigkeit auf Verformungen erkennbar.<br />

(05.07.'00)<br />

Stufe 3a 45 80 78<br />

(21.09.'00)<br />

Stufe 3b 45 30...80 46<br />

(06.11.'00)<br />

Stufe 4 50 80 84<br />

(29.01.'01)<br />

Stufe 5 55 80 350<br />

- Einsetzender Steifigkeitsabfall bei Klebstoff und <strong>thermoplastische</strong>r<br />

Matrix.<br />

- Anfängliche Verformungszunahme klang bald wieder ab.<br />

- Befeuchterdefekt infolge Temperaturerhöhung von 45 auf 50°C;<br />

Temperaturrückstellung auf 45°C; Feuchtigkeitsabfall bis zur Befeuchterwiederinbetriebnahme<br />

am 9.10.'00.<br />

- Kurzfristige Klimastörung (Temperaturanstieg, -wiederabnahme und<br />

Feuchtigkeitsabfall) hat Verformungssprung bewirkt, der aber wieder<br />

abflaute.<br />

- Stetige, wieder abnehmende Verformungszunahme nach Beginn der<br />

Stufe 4.<br />

- Endgültiges Versagen des Luftbefeuchters. Fortan wurde mit passiver<br />

Luftbefeuchtung (Verdunstung aus wassergefüllten Entwicklerschalen)<br />

die gewünschte relative Feuchtigkeit von 80% erreicht.<br />

- Wie bei vorangehenden Temperaturerhöhungen zeigte sich vor allem<br />

beim Schlupf am Lamellenende eine sprunghafte Zunahme folgend<br />

auf die Temperaturerhöhung.<br />

- Drei Schlupfmessungen zeigen bald eine Verformungsstabilisierung,<br />

die vierte beginnt nach kurzer Ruhephase steil anzusteigen und<br />

kündigt so das Versagen von LV2 ca. 8 Wochen im voraus an.<br />

- Versagen von LV2 im Zeitraum 08. ... 15.05.'01.<br />

- Seit Versagen von LV2 wurde Versuch mit LV1 alleine forgesetzt.<br />

(14.01.'02) - Letzte im vorliegenden Bericht dargestellte Messung. Bis dahin gab<br />

es keine Anzeichen, die auf ein bevorstehendes Versagen von LV1<br />

hinwiesen.<br />

- Versuch wurde auch nach dem 14.01.'02 fortgesetzt.<br />

...<br />

Tabelle 25: Versuche LV - Überblick über den Versuchsablauf<br />

76


Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

Am 21.09.2000 sollte die Temperatur wieder um 5°C erhöht werden, um damit das<br />

Klima von Stufe 4 zu erreichen. Der Temperaturanstieg führte aber zum Versagen des<br />

Befeuchters, so dass dieser aus dem Klimaraum entfernt und die Temperatur auf 45°C<br />

zurückgestellt wurde. Diese Klimastufe wurde schliesslich als Stufe 3b bezeichnet. Der<br />

Unterschied zur Stufe 3 (bzw. 3a) lag in der Feuchtigkeit, die bis zur Wiederinbetriebnahme<br />

des Befeuchters (09.10.2000) stetig sank.<br />

Die kurzfristige Temperaturerhöhung zu Beginn von Stufe 3b führte zu deutlich erkennbaren<br />

Verformungsänderungen. Während die Dehnung in Lamellenmitte εlm und<br />

der Schlupf am Lamellenende sl zunahmen, ging die Mittendurchbiegung wm zurück.<br />

Letztgenannte Beobachtung kam wahrscheinlich nicht von einem wirklichen Verformungsrückgang,<br />

sondern von einem hier erkannten systematischen Messfehler: Die<br />

ganze Versuchsanlage war auf Schalungsbrettern und Kanthölzern gelagert. Wegen der<br />

hohen Feuchtigkeit hatte sich im Raum Kondenswasser gebildet, das sich am Boden zu<br />

zusammenhängenden Wasserpfützen zusammenschloss und so zum Quellen der darin<br />

abgestellten Holzteile führte. Da die Messung der Mittendurchbiegung zwischen Boden<br />

und Bauteil erfolgte, waren die Werte immer mit einem entsprechenden Fehler behaftet.<br />

Wegen des Aussetzens des Befeuchters am 21.09.2000 trockneten in der darauf folgenden<br />

Zeit die Pfützen aus und die Quellverformung der Holzteile gingen zurück. Nach<br />

dem Erkennen dieses Messfehlers wurden die Werte der Mittendurchbiegung nicht mehr<br />

für die Interpretation des Verformungsverhaltens beigezogen.<br />

Nach der Wiederinbetriebnahme des Befeuchters kam es wieder zu einer Stabilisierung<br />

der Verformungen.<br />

Nachdem der Befeuchter wieder funktionierte, wurde am 06.11.2000 die Temperatur<br />

um 5°C erhöht und so auf den Sollwert von Stufe 4 gebracht. Nun herrschten 50°C und<br />

eine Luftfeuchtigkeit von ca. 80%.<br />

Gegenüber Stufe 3b war nur eine geringe Änderung der Verformungen erkennbar. Da<br />

die Temperatur von 50°C schon zu Beginn der Stufe 3b kurzfristig herrschte, hatten sich<br />

vermutlich schon damals die zugehörigen Verformungen eingestellt.<br />

Am 29.01.2001 wurde Klimastufe 4 von Stufe 5 abgelöst. Fortan lag die Temperatur<br />

bei 55°C. Der Befeuchter, der nicht für den Betrieb bei dieser Wärme gedacht war,<br />

musste aus dem Klimaraum entfernt werden. Als Ersatz wurden vier Entwicklerschalen<br />

mit einer Grundfläche von je 525·665 mm 2 mit insgesamt 100 l Wasser gefüllt und im<br />

Raum verteilt. Wegen der hohen Temperatur konnte auch auf diese Weise (passive<br />

Verdunstung) die relative Luftfeuchtigkeit bei 80% gehalten werden.<br />

Die Dehnung εlm machte gleich nach der Temperaturerhöhung einen kleinen Sprung,<br />

danach folgte aber sogleich eine Stabilisierung und im weiteren ein Verbleiben auf<br />

konstantem Niveau.<br />

Der Schlupf sl stieg am Anfang von Klimastufe 5 stark an, nach etwa vier Wochen<br />

schien aber auch diese Verformungszunahme weitgehend beendet. Während der Schlupf<br />

der Lamelle von LV1 auch in den nächsten Wochen etwa konstant blieb, begann der am<br />

„hinteren“ Ende von LV2 gemessene Wert slH wieder zu steigen. Der Anstieg wurde in<br />

der folgenden Zeit immer steiler und wies so auf ein baldiges, von dieser Stelle ausgehendes<br />

Versagen hin. Bis am 30.04.2001 war keine sichtbare Schädigung zu erkennen,<br />

am 08.05.2001 war dann ein ca. 180 mm langer Riss im Klebstoff entlang der Lamelle<br />

zu beobachten. Wahrscheinlich war die Lamelle in diesem Bereich bereits weitgehend<br />

77


Bauteilversuche<br />

vom Untergrund losgelöst. Folgender Messwertvergleich (am Träger LV2) stützt diese<br />

Vermutung:<br />

30.04.'01 08.05.'01 Beobachtung<br />

slH : 0.237 mm 0.459 mm Ca. Verdoppelung des Schlupfbetrags innerhalb<br />

von acht Tagen.<br />

εl(D21): 1.20 ‰ 0.66 ‰ Durch den grossen Schlupf slH wird die Lamelle<br />

in diesem Bereich entlastet, die nächstgelegene<br />

Deformetermessstrecke (D21) zeigt eine deutliche<br />

Dehnungsabnahme (vgl. auch Bild 34).<br />

Am 15.05.2001 wurde Träger LV2 schliesslich mit abgeschälter Lamelle vorgefunden.<br />

Auf einer Länge von mehr als 1 m war sie völlig vom Träger losgelöst. Die innere<br />

Längsbewehrung konnte die Biegezugkraft nicht alleine aufnehmen, dadurch kam es<br />

zum Versagen von LV2: der Träger war stark über die Schaukel in dessen Mitte gekrümmt,<br />

so dass der zuvor am Ende hängende Betonwürfel nun am Boden stand.<br />

Die Trennfläche lag vollständig im Klebstoff. Die Beobachtungen entsprachen denjenigen,<br />

die bei Versuchen LV2* gemacht wurden und bestätigten die dort geäusserten<br />

Vermutungen (Kapitel 3.3.3): Wegen der Erweichung des Klebstoffes kam es zum<br />

Schubversagen, beide Trennflächen wiesen eine schuppenartige Oberflächenmusterung<br />

auf (Bild 35). Der Grund für das alleinige Versagen von LV2 lag vermutlich in der höheren<br />

Steifigkeit der Verstärkungslamelle, welche höhere Schubspannungen verursachte<br />

als die weichere <strong>thermoplastische</strong> Lamelle.<br />

Bemerkenswert bleibt, dass die Schlupfmessung slH das Versagen während ca. 8<br />

Wochen vor dessen Eintreten ankündigte, alle anderen Messgrössen (mit Ausnahme von<br />

εl(D21) unmittelbar vor dem Eintreten des Versagens) aber keine Anzeichen hinsichtlich<br />

dieses Ereignisses erkennen liessen. Diese Beobachtung ist damit zu begründen, dass<br />

sich der Schlupf in der ungerissenen Trägerendzone abspielte und damit keinen Einfluss<br />

hatte auf die Dehnungen und die Krümmung im Trägermittelbereich.<br />

Nach dem 15.05.2001 wurde der Versuch mit Träger LV1 alleine fortgesetzt. Während<br />

etwa 8 Monaten blieben die Verformungen nahezu konstant. Am 14.01.2002, nach<br />

insgesamt 350 Tagen bei 55°C und 80% rel. Feuchtigkeit, wurde schliesslich die letzte<br />

für den vorliegenden Bericht verwendete Messung durchgeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

wurden keine Anzeichen erkannt, die ein bevorstehendes Trägerversagen vermuten<br />

liessen.<br />

Nach dem 14.01.2002 wurde der Versuch bei unveränderten klimatischen Verhältnissen<br />

(55°C, 80% rel. F.) bis auf weiteres fortgesetzt.<br />

78


Datum Laufzeit<br />

t<br />

Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

LV1 LV2<br />

wm εlm slV slH χm wm εlm slV slH χm<br />

[Tage] [mm] [‰] [mm] [mm] [m -1 ] [mm] [‰] [mm] [mm] [m -1 ]<br />

29.02.'00 0 12.30 3.42<br />

-0<br />

.002<br />

0.001 0.0313 11.10 2.97 0.000 -0.002 0.0253<br />

Klimastufe,<br />

Bemerkung<br />

Anfang Stufe 1,<br />

initiale Verformg.<br />

17.04.'00 48 14.12 3.69 0.006 0.014 0.0342 12.23 3.15 0.010 0.009 0.0270 Ende Stufe 1<br />

05.07.'00 127 14.61 3.72 0.016 0.027 0.0349 12.68 3.19 0.019 0.021 0.0274 Ende Stufe 2<br />

21.09.'00 205 14.88 3.91 0.052 0.065 0.0368 13.19 3.45 0.051 0.057 0.0301 Ende Stufe 3a<br />

29.01.'01 335 14.93 3.93 0.087 0.098 0.0371 13.24 3.47 0.094 0.096 0.0302 Ende Stufe 4<br />

30.04.'01 426 14.90 3.99 0.119 0.130 0.0374 13.27 3.50 0.146 0.237 0.0305<br />

08.05.'01 434 14.91 3.99 0.118 0.131 0.0375 13.28 3.52 0.149 0.459 0.0306<br />

14.01.'02 685 15.07 4.00 0.136 0.144 0.0381 - - - - -<br />

Tabelle 26: Versuche LV – Verformungswerte zu ausgewählten Zeitpunkten<br />

Stufe 5, vor erkennbaremTrennriss<br />

Stufe 5, vor Versagen<br />

von LV2<br />

Stufe 5, letzte Messung<br />

Der mittels Handstückwägung ermittelte Wassergehalt ist in Tabelle 27 dargestellt.<br />

Ein Zusammenhang zwischen Wassergehalt und Verformungsverhalten konnte nicht<br />

erkannt werden.<br />

Datum<br />

Thermoplastische<br />

Lamelle<br />

[% der Lamellenmasse]<br />

Wassergehalt<br />

Sika CarboDur<br />

S512<br />

[% der Lamellenmasse]<br />

Klimastufe, Bemerkung<br />

29.02.'00 0.09 0.04 Anfang Stufe 1<br />

17.04.'00 0.07 0.01 Ende Stufe 1<br />

05.07.'00 0.27 0.11 Ende Stufe 2<br />

21.09.'00 0.29 0.12 Ende Stufe 3a<br />

09.10.'00 0.04 0.01 Stufe 3b, vor Wiederinbetriebnahme des Befeuchters<br />

29.01.'01 0.26 0.11 Ende Stufe 4<br />

30.04.'01 0.21 0.08 Stufe 5, vor erkennbarem Trennriss<br />

08.05.'01 0.21 0.08 Stufe 5, vor Versagen von LV2<br />

14.01.'02 0.23 - Stufe 5, letzte Messung<br />

Tabelle 27: Versuche LV – Wassergehalt zu ausgewählten Zeitpunkten<br />

79


Bauteilversuche<br />

Bild 33: Versuche LV – Klimaverlauf und Gang der Verformungen<br />

80<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

4.5<br />

4.0<br />

3.5<br />

3.0<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

65<br />

55<br />

45<br />

35<br />

25<br />

15<br />

w m [mm]<br />

ε lm [‰]<br />

s l [mm]<br />

T [°C]<br />

29.2.00 17.4.<br />

Feuchtigkeit (H)<br />

Temperatur (T)<br />

5.7.<br />

0 8 16 24 32 40 64 72<br />

80 88<br />

t [Wochen]<br />

LV2<br />

LV2<br />

Schlupf bei fortgeschrittenem<br />

Lamellenabschälen: sl = 0.46 mm<br />

21.9. 9.10. 6.11. 29.1.01<br />

8.5.<br />

LV1<br />

LV1<br />

LV1 V<br />

LV1 H<br />

LV2 V<br />

LV2 H<br />

14.1.02<br />

H [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20


LV1<br />

LV2<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

ε [‰]<br />

ε [‰]<br />

Lamelle 1)<br />

Betonoberfläche Zugseite 2)<br />

-800 800<br />

x [mm]<br />

Lamelle 1)<br />

Betonoberfläche Zugseite 2)<br />

Entlastung durch fortschreitendes<br />

Lamellenabschälen<br />

-800 800<br />

x [mm]<br />

1) Dehnungen εl(D13)...εl(D21)<br />

2) Mittelwert der Dehnungen [εc(D4), εc(D22)]...[εc(D12), εc(D30)]<br />

Bild 34: Versuche LV – Dehnungszustand zu ausgewählten Zeitpunkten<br />

Versuche am Träger LV: Langzeitversuche im Klimaraum<br />

-80<br />

80<br />

z [mm]<br />

Bild 35: Versuch LV2 - Infolge Klebstofferweichung abgescherte Lamelle<br />

-80<br />

80<br />

ε s,inf<br />

ε s,sup<br />

ε l (D17)<br />

ε c,sup<br />

29.2.00<br />

5.7.00<br />

21.9.00<br />

29.1.01<br />

8.5.01<br />

14.1.02<br />

-0.5 4.0<br />

ε [‰]<br />

z [mm]<br />

ε s,inf<br />

ε l (D17)<br />

ε c,sup<br />

ε s,sup<br />

29. 2.00<br />

5. 7.00<br />

21.9.00<br />

29.1.01<br />

8.5.01<br />

-0.5 4.0<br />

ε [‰]<br />

81


Bauteilversuche<br />

Folgerungen aus den Versuchen am Träger LV<br />

Die Langzeitversuche in der Klimakammer haben gezeigt, dass die <strong>thermoplastische</strong><br />

Lamelle auch bei hoher Beanspruchung und anspruchsvollen klimatischen Bedingungen<br />

genutzt werden kann. Die gleichen Erkenntnisse gelten aber auch für die Lamelle Sika<br />

CarboDur S512, mit der bisher keine solchen Versuche gemacht worden sind.<br />

Die Versuche haben gezeigt, dass die Systeme auch beständig sein können bei Temperaturen,<br />

die höher liegen als der Beginn des Steifigkeitsabfalls des Klebstoffs Sikadur-30<br />

(s. Bild 9). Trotzdem ist in der Praxis von einer Nutzung in diesem<br />

Temperaturbereich abzuraten, da Abweichungen in der Geometrie und in der Last zu<br />

anderen Verhältnissen führen und die mit den Versuchen am Träger LV gemachten Erfahrungen<br />

nur beschränkt beigezogen werden können. Kommt es aber nur temporär zu<br />

solchen Verhältnissen, darf eine verbleibende „Reserve“ bis zum Versagen vermutet<br />

werden.<br />

Der Einfluss der Feuchtigkeit bleibt weitgehend unklar. Vom <strong>thermoplastische</strong>n Matrixwerkstoff<br />

PA12 ist bekannt, dass er Feuchtigkeit aufnimmt und dadurch einige negative<br />

Änderungen der mechanischen Eigenschaften erfährt. Aus den<br />

Verformungsmessungen und dem am Schluss eingetretenen Versagensmodus konnten<br />

aber keine entsprechenden Beobachtungen gemacht werden.<br />

Ein Vergleich der realisierten Verformungsmessungen hat gezeigt, welche Grössen<br />

empfindlich bzw. unempfindlich auf Klimaänderungen reagieren. Globale Deformationen,<br />

wie zum Beispiel die Durchbiegung, reagieren träge, so dass der Zeitpunkt des<br />

Einsetzens einer Umgebungsveränderung kaum ermittelt werden kann. Die Dehnungsmesswerte<br />

entsprechen Mittelwerten über die Länge der Deformetermessstrecke von<br />

200 mm. Die in Bild 33 dargestellte Dehnung in Lamellenmitte ist jeweils recht deutlich<br />

angestiegen, wenn die Temperatur erhöht wurde, eine Ankündigung des Versagens<br />

wurde aber auch hier nicht erkannt. Der Schlupf am Lamellenende ist eine sehr lokal<br />

wirkende Verformung, die sehr sensibel auf Temperaturänderungen reagiert hat. Nur<br />

hier konnte eine deutliche Ankündigung des Versagens erkannt werden.<br />

Diese Erfahrungen zeigen, dass für die Langzeitüberwachung von CFK-verstärkten<br />

Strukturen das Messsystem sorgfältig konzipiert werden muss. Anderenfalls besteht die<br />

Gefahr, dass die Ankündigung eines allfällig eintretenden Versagens zwar stattfindet,<br />

durch die Messungen aber nicht erfasst wird.<br />

82


Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

3.4 Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

3.4.1 Der Träger ET<br />

Der für den Versuch ET verwendete Prüfkörper war ein Plattenbalken mit 6 m Spannweite,<br />

der schon in den 70er Jahren bei verschiedenen Forschungsprojekten an der<br />

EMPA Dübendorf eingesetzt wurde (Ladner und Weder [16]). Deuring benutzte eine<br />

leicht modifizierte Version des Trägers für die Untersuchung der Verstärkungswirkung<br />

von gespannt applizierten CFK-Lamellen (Balken 1, T Nr. 1 ... T Nr. 7; Deuring [4]). Im<br />

Rahmen eines Prüfauftrags der Sika (Schweiz) <strong>AG</strong> wurden 1999 zwei Versuche (B1 und<br />

B2) am gleichen (modifizierten) Balken durchgeführt (EMPA Bericht [9]).<br />

Für die Untersuchung des Ermüdungsverhaltens der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle<br />

wurde wiederum die von Deuring verwendete Ausführung des Plattenbalkens eingesetzt.<br />

Zum Vergleich wurden schliesslich die Resultate der Versuche an Balken 1 und<br />

B1 herbeigezogen.<br />

Abmessung und Bewehrung<br />

Bild 36 enthält eine Übersicht über die Masse und die Bewehrung des Trägers ET, sowie<br />

über die im Versuch realisierte Lagerung und Krafteinleitung. Im Trägermittelbereich<br />

waren keine Bügel vorgesehen, da diese die Lage der Risse beeinflusst hätten.<br />

Der Plattenbalken war mit vier <strong>thermoplastische</strong>n Lamellen der Generation 2 verstärkt.<br />

Tabelle 28 enthält eine Zusammenstellung der wichtigsten Versuchsdaten.<br />

6700<br />

350 1360 520<br />

2240<br />

[mm]<br />

Q Q<br />

Q Q Stahlplatte<br />

120×200×20<br />

4 ø 10<br />

4 ø 26<br />

2180 (Bügelbereich) 2240 (Bügelfrei)<br />

5755 (Lamellenlänge)<br />

Bg ø 6, s=104<br />

Bg ø10, s=104<br />

4 ø 10<br />

Bg ø 6, s =104<br />

Bg ø 10, s =104<br />

4 ø 26<br />

Betonüberdeckung 25<br />

Bild 36: Träger ET – Trägermasse, Bewehrung und Laststellung<br />

520 1360<br />

900<br />

50<br />

122,5<br />

350<br />

40<br />

412<br />

48<br />

Stahlplatte<br />

200×300×40<br />

160<br />

340<br />

500<br />

320 260 CFK - Lamellen<br />

ζ<br />

83


Bauteilversuche<br />

Bez. Prüfkörper Bewehrung Lamellen Herstellung<br />

l b h As ζ(As) As' ζ(As') Bügel Typ Anz. Al 1)<br />

[mm] [mm] [mm] [mm 2 ] [mm] [mm 2 ] [mm] [mm 2 ] [mm]<br />

ET 6700 900/<br />

260<br />

1) nomineller Wert<br />

500 2124 452 314 36<br />

Ø10,<br />

s=104<br />

Tabelle 28: Träger ET – Zusammenstellung der Trägerdaten<br />

ζ(Al)<br />

Th. L., Gen. 2, Ch. 2 4 60 501 19.05.'00<br />

Versuchszeitraum<br />

18.07.-<br />

14.11.'00<br />

Baustoffe<br />

Beton<br />

DerTrägerETwurdeauseinemEMPA Standardbeton der Qualität B35/25 hergestellt.<br />

Für den gesamten Träger mussten drei 600 l-Chargen dieser Mischung produziert und<br />

verarbeitet werden.<br />

Der Zuschlag bestand aus Rundkies mit einem Grösstkorndurchmasser von 32 mm.<br />

Bei jeder Charge waren die Fraktionsanteile folgendermassen zusammengesetzt:<br />

0...4 mm – 388.2 kg; 4...8 mm – 193.8 kg; 8...16 mm – 205.8 kg; 16...32 mm –<br />

424.2 kg. Mit 180 kg eines Portlandzemetes Cem I 42.5 und 90 l Wasser wurde ein<br />

W/Z-Wert von 0.5 angestrebt.<br />

Die Bestimmung der Würfeldruckfestigkeit und der Bohrkernzugfestigkeit erfolgte<br />

entsprechend den Ausführungen in Kapitel 3.2.1. Das Alter der Würfel betrug am Prüftag<br />

53 Tage, das der Bohrkerne ca. 7 Monate. In Tabelle 29 sind alle gemessenen Festigkeitswerte<br />

zusammengestellt.<br />

Würfeldruckversuche Bohrkernzugversuche<br />

Rohdichte WürfeldruckfesBohrkernzug- Bemerkung:<br />

tigkeitfestigkeit Bruch im/ bei...<br />

ρc<br />

Versuche 2410<br />

2426<br />

2416<br />

fcw<br />

fctb<br />

[kg/m 3 ] [MPa] [MPa]<br />

41.6<br />

42.8<br />

40.3<br />

2.4<br />

0.9<br />

0.6<br />

1.7<br />

1.1<br />

Mittelwert 2417 44.0 (1.3)<br />

Standardabwei-<br />

(0.7)<br />

chung 8.1 1.6<br />

Tabelle 29: Versuch ET – Festigkeitswerte des Betons<br />

Stahlbewehrung<br />

...Betongefüge<br />

...grossem Zuschlagkorn<br />

...grossem Zuschlagkorn<br />

...Betongefüge<br />

...grossem Zuschlagkorn<br />

Die Zugbewehrung bestand aus vier Stäben mit nominellem Durchmesser Ø = 26 mm<br />

vom Typ topar 500 S (SIA-Register-Nr. 3.1: aus der Walzhitze vergütetes Stabmaterial<br />

der Firma Von Moos Stahl <strong>AG</strong>).<br />

84


Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

An drei Proben wurden Zugversuche entsprechend den Ausführungen in Kapitel<br />

3.2.1 durchgeführt. Die daraus gewonnenen Spannungs-Dehnungsdiagramme in Bild 37<br />

und die mechanischen Kennwerte in Tabelle 30 beziehen sich auf den nominellen<br />

Querschnittsdurchmesser.<br />

Für die Druckbewehrung wurde ebenfalls Bewehrungsstahl vom Typ topar 500 S<br />

verwendet, der nominelle Durchmesser war Ø = 10 mm. Die Bügelbewehrung bestand<br />

aus Stäben mit Durchmesser Ø = 6 mm bzw. Ø = 10 mm vom Typ BSW-Super-Ring<br />

(SIA-Register-Nr. 13.4: warmgewalztes Ringmaterial der Firma Badische Stahlwerke<br />

GmbH). Die Druck- und die Bügelbewehrung wurden nicht weiter untersucht.<br />

Nennquerschnitt<br />

As,nom<br />

Versuche 530.9<br />

530.9<br />

530.9<br />

Querschnitt aus<br />

Wägemessung<br />

As,f(M,l,ρ)<br />

Fliessgrenze<br />

fy<br />

Zugfestigkeit<br />

[mm 2 ] [mm 2 ] [MPa] [MPa]<br />

523.9<br />

524.1<br />

525.0<br />

Mittelwert<br />

Standardabwei-<br />

530.9 524.3 516 626<br />

chung 0 0.6 3.6 3.6<br />

Tabelle 30: Versuch ET – Mechanische Kennwerte der Zugbewehrung<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

CFK-Lamellen<br />

σ [MPa]<br />

Der Träger ET war mit vier <strong>thermoplastische</strong>n Lamellen der Generation 2 verstärkt<br />

(Tabelle 28). Die Eigenschaften dieser Lamelle sind in Kapitel 2.2.4 enthalten.<br />

519<br />

512<br />

517<br />

0 50 100 150 200 250<br />

ε [‰]<br />

Bild 37: Versuch ET – Spannungs-Dehnungsdiagramm der Zugbewehrung<br />

ftk<br />

629<br />

627<br />

622<br />

85


Bauteilversuche<br />

Klebstoff<br />

Für die Applikation der Lamellen wurde der Klebstoff Sikadur-30 verwendet. Die Eigenschaften<br />

dieses Klebstoffs sind in Kapitel 2.1.1 zusammengestellt.<br />

3.4.2 Versuchsdurchführung<br />

Versuchsanlage<br />

Der Versuch wurde in dem in Bild 38 gezeigten Prüfrahmen durchgeführt. Am Träger<br />

oben waren zwei Amsler Prüfzylinder montiert. Deren Maximalkraft betrug je 500 kN<br />

im dynamischen bzw. je 1000 kN im statischen Betrieb.<br />

In der Ermüdungsphase wurden die Prüfzylinder von einem hydraulischen Pulsator<br />

Amsler P131 gespiesen, bei welchem die Unter- und die Oberlast durch Einstellung des<br />

zugehörigen Öldrucks geregelt werden konnte.<br />

Für den statischen Bruchversuch wurden die Zylinder an eine Walter + Bai Ölpumpe<br />

mit Federkraftanzeige angehängt. Die Steuerung erfolgte manuell mit einem Handrad.<br />

Bild 38: Versuch ET - Versuchsanlage<br />

86


Orientierung<br />

Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

Die Versuchsanlage stand parallel zu einer nahen Wand. Die Betrachtung von der offenen<br />

Seite her zeigte den Träger von „vorne“, die wandzugewandte Seite war „hinten“.<br />

„Links“ und „rechts“ folgten dementsprechend.<br />

Die Betrachtungsrichtung „vorne“ – „hinten“ entsprach der Orientierung NNW –<br />

SSO.<br />

Lagerung und Krafteinleitung<br />

Als Lager dienten zwei Betonblöcke mit darauf montierten Rollenlagern aus Stahl. Die<br />

von den Amsler Prüfzylindern erzeugte Kraft wurde mit kurzen Verteilträgern aufgeteilt,<br />

so dass der Träger in insgesamt vier Punkten belastet wurde.<br />

Mit Stahlplatten und Mörtelbetten konnte an den Lager- und Krafteinleitorten eine<br />

saubere Verteilung der dort hohen Spannungen realisiert werden.<br />

Während der Schwingphasen wurden an beiden Lagerorten die horizontale Bewegung<br />

zugelassen. Beim statischen Bruchversuch war die Rolle „links“ blockiert, horizontale<br />

Verschiebungen waren somit nur im Lager „rechts“ möglich.<br />

Messungen<br />

Fest verdrahtete Messinstrumente<br />

Im statischen Bruchversuch wurden die zwei in Bild 39 abgebildeten induktiven Wegaufnehmer<br />

(W1i, W2i: Messbereich ±100 mm; Maximaler Messfehler ±0.2% des<br />

Messwertes) verwendet, um die Durchbiegung in der Trägermitte zu erfassen.<br />

Die aus der Öldruckmessung ermittelte Pressenkraft (4Q) hatte (gemäss Kalibrierungsbericht)<br />

eine maximal Sollwertabweichung von 2.4% im Bereich bis 200 kN bzw.<br />

von 1.1% im Bereich bis 2000 kN (im statischen Betrieb).<br />

Die Daten der (nur im statischen Bruchversuch verwendeten) fest verdrahteten<br />

Messinstrumente wurden in Intervallen von 5 Sekunden automatisch registriert.<br />

Manuelle Messungen<br />

In der Ermüdungsphase wurde das Schwingen regelmässig unterbrochen (Schwingpausen),<br />

um bei statischen Beanspruchungen die Verformung zu messen. Hierbei kamen<br />

ausschliesslich die im Folgenden beschriebenen manuellen Messmethoden zur Anwendung.<br />

Für die Erfassung von Dehnungen wurde eine Serie von 500 mm – Messstrecken<br />

(D4...D34, Bild 39) mit Aluminiumbolzen markiert und deren Längenänderung mit dem<br />

Deformeter gemessen. Auf diese Weise konnte die Querschnittsverformung in Trägermitte<br />

(mit Messstrecken D4...D12, D18 und D29) und der Dehnungsverlauf entlang den<br />

Lamellen (mit Messstrecken D13...D34) bestimmt werden. Das Vorgehen beim Messen<br />

entsprach der in Kapitel 3.2.2 erläuterten Prozedur. Das Deformeter war an einen portablen<br />

Computer angeschlossen, so dass die Werte direkt in eine Tabelle eingelesen und<br />

grafisch dargestellt werden konnten.<br />

87


Bauteilversuche<br />

[mm]<br />

Bild 39: Versuch ET – Messungen am Träger<br />

Mit mechanischen 1 /100 mm - Messuhren wurde die Durchbiegung in Trägermitte<br />

(W1m, W2m) und bei den Krafteinleitungen (W3A, W3B) gemessen (Bild 39). Bei charakteristischen<br />

statischen Lasten (bei Schwingpausen oder bei Laststufen im statischen<br />

Bruchversuch) wurden sie abgelesen und die Werte von Hand notiert.<br />

Für den statischen Bruchversuch wurden die mechanischen Messuhren (W1m, W2m)<br />

durch die induktiven Wegaufnehmer (W1i, W2i) ersetzt, damit die Verformung kontinuierlich<br />

aufgezeichnet werden konnte.<br />

Die auf der „Vorderseite“ sichtbaren Risse wurden regelmässig mit einem Filzstift<br />

nachgezeichnet und fotografisch festgehalten.<br />

In der zweiten Hälfte der Ermüdungsphase war der Träger in eine Folie eingepackt,<br />

in der mit Hilfe von zwei Luftbefeuchtern ein feuchtes Klima erzeugt wurde. Zur groben<br />

88<br />

Lasteinleitplatte<br />

vorne<br />

oben<br />

vorne<br />

Lagerplatte<br />

hinten<br />

vorne<br />

60<br />

35<br />

600 1200<br />

D13 D14 D15<br />

W3A W1 (W2)<br />

W3B<br />

Q Q<br />

Q Q<br />

W3A<br />

D16<br />

252<br />

48<br />

40<br />

40<br />

120<br />

100<br />

60<br />

290<br />

290<br />

60<br />

100<br />

S1S2 D24<br />

S3<br />

D25 D26 D27 D28 D29 D30 D31<br />

S4<br />

S5<br />

unten<br />

hinten<br />

D17<br />

Legende<br />

Induktiver Wegaufnehmer (Ansicht)<br />

Induktiver Wegaufnehmer (Achsrichtung)<br />

DMS<br />

Deformetermessstrecke (500 mm)<br />

Deformetermessmarke Ansicht<br />

Deformeter für manuelle Messung<br />

Silverpaint-Streifen<br />

D7 (D10)<br />

D8 (D11)<br />

D9 (D12)<br />

D4<br />

D5<br />

D6<br />

W1<br />

D18<br />

W2<br />

D19<br />

D20<br />

100<br />

W3B<br />

60<br />

D21<br />

D22<br />

D32 D33<br />

S6<br />

290<br />

D23<br />

D34<br />

150<br />

140<br />

60<br />

100<br />

W3A,<br />

W2 W3B<br />

W1<br />

hinten<br />

vorne<br />

S7 S8<br />

120<br />

252<br />

40<br />

40<br />

48


Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

Überwachung der Feuchtigkeit und der Temperatur wurden „links“, in der Mitte und<br />

„rechts“ am Träger je ein Haushaltshygrometer und ein -thermometer fixiert. Die<br />

Messwerte wurden von Hand protokolliert.<br />

Zusatzmessung: „Silverpaintmethode“<br />

Wie bei Versuch PS4 wurde auch beim statischen Bruchversuch am Träger ET das Lamellenabschälen<br />

mit der „Silverpaintmethode“ untersucht. Das Prinzip der Messmethode<br />

ist in Kapitel dargestellt. Die Anordnung der Silverpaintstreifen ist in Bild 39<br />

gegeben.<br />

Versuchsvorbereitung und -ablauf<br />

Versuchsvorbereitung<br />

Nachdem der Beton des Trägers ausgehärtet war, wurde die Stegunterseite durch Stocken<br />

für das Kleben vorbereitet. Danach folgte der Trägereinbau in die Prüfanlage, so<br />

dass das Kleben der vier <strong>thermoplastische</strong>n Lamellen als Überkopfarbeit verrichtet<br />

werden musste (in der Praxis übliche Ausführungsweise). Das Vorgehen entsprach ansonsten<br />

den Ausführungen in Kapitel 3.2.2.<br />

Vor Start der Ermüdungsphase:<br />

Nachdem der Klebstoff ausgehärtet war, konnten die Messvorrichtungen angebracht<br />

werden: die Aluminiumbolzen wurden geklebt und die mechanischen Messuhren positioniert<br />

und justiert. Zwecks besserer Sichtbarkeit der Risse wurde schliesslich die Trägervorderseite<br />

weiss gestrichen.<br />

Nach 5 Millionen Lastzyklen (LZ):<br />

Für die zweite Hälfte der Ermüdungsphase wurde der Träger in eine Plastikfolie gepackt.<br />

An zwei Stellen wurde ein Befeuchter montiert, der Wasserdampf in das „Folienzelt“<br />

hineinblies. Die „Talsohle“ des Folienzelts hatte ein konstantes Gefälle, so<br />

dass Kondenswasser abgeleitet werden konnte.<br />

Nach 10 Millionen Lastzyklen (LZ), vor dem statischen Bruchversuch:<br />

Nach der zweiten Hälfte der Ermüdungsphase wurde das Folienzelt wieder entfernt und<br />

der Träger für den statischen Bruchversuch vorbereitet. Hierbei wurden vor allem die<br />

mechanischen Messuhren W1m und W2m durch die induktiven Wegaufnehmer W1i und<br />

W2i ersetzt und die Messvorbereitungen für die Durchführung der „Silverpaintmethode“<br />

getroffen (wie in Kapitel 3.2.2 dargestellt).<br />

Für die Versuchsüberwachung wurde eine statische Berechung durchgeführt, die eine<br />

Prognose des Biegeverhaltens lieferte.<br />

89


Bauteilversuche<br />

Versuchsablauf<br />

Vor Belastungsbeginn war der Plattenbalken nur durch sein Eigengewicht beansprucht.<br />

In diesem Zustand wurden die mechanischen Messuhren abgelesen und zwei Nullmessungen<br />

mit dem Deformeter durchgeführt.<br />

Mit einer statischen Vorbelastung bis 4Q = 450 kN wurde das in Bild 40 abgebildete<br />

Rissbild erzeugt. Die über die Walter + Bai Federkraftanzeige gesteuerte Belastung erfolgte<br />

stufenweise und mit regelmässiger Verformungsmessung. Danach wurde die<br />

Kraft wieder abgelassen.<br />

Anschliessend wurde die Ermüdungsphase gestartet. Mit einer Frequenz von<br />

ca. 4.3 Hz wurde die Belastung zwischen Unterlast (4Q = 150 kN) und Oberlast<br />

(4Q = 300 kN) alterniert. Nach 1.9 und 3.4 Millionen Lastzyklen wurde eine Schwingpause<br />

eingelegt, um bei den statischen Lasten 4Q = 0, 150 und 300 kN Verformungsmessungen<br />

durchzuführen. Nach 5 Millionen Lastzyklen war die erste Hälfte der<br />

Ermüdungsphase abgeschlossen.<br />

In der zweiten Hälfte der Ermüdungsphase wurde der Plattenbalken einem feuchtwarmem<br />

Klima ausgesetzt. Nach insgesamt 6.6 und 8.4 Millionen Lastzyklen folgten<br />

Schwingpausen mit Verformungsmessungen, nach total 10 Millionen Lastzyklen war<br />

auch die zweite Hälfte der Ermüdungsphase abgeschlossen.<br />

Die Schwingpausen dienten, wie bereits erwähnt, der Erfassung der Verformung bei<br />

drei statisch aufgebrachten Laststufen. Damit aber die Messarbeiten in einem angenehmen<br />

Arbeitsrhythmus durchgeführt werden konnten, wurden die Unterbrüche als<br />

Pufferzeit genutzt und manchmal während einigen Tagen aufrechterhalten.<br />

Wie bei der Vorbelastung wurde der statische Bruchversuch über das Handrad der<br />

Walter + Bai Federkraftanzeige gesteuert. Damit gelang eine sehr sorgfältige Regulierung<br />

der Kraftzunahme, bis die für die Verformungsmessung vorgesehenen Laststufen<br />

erreicht waren. Auf diesen Stufen wurde die Verformung während je etwa 10 bis 15<br />

Minuten konstant gehalten, bis alle Messungen abgeschlosen waren. Durch Vergleich<br />

der Messresultate mit den prognostizierten Werten konnte der Versuch überwacht werden.<br />

Die stufenweise Krafterhöhung wurde fortgesetzt, bis nach etwa 90 Minuten das<br />

Versagen erreicht war.<br />

3.4.3 Kurzbeschreibung der Versuche an Balken 1 und B1<br />

Versuch an Balken 1<br />

Deuring prüfte von 1990 bis 1992 acht Plattenbalken mit identischer Geometrie und<br />

Lastanordnung (Deuring [4]). Balken 1 war der unverstärkte Referenzversuch und bildete<br />

den Anfang dieser Serie.<br />

Für die Herstellung des Trägers wurde ein Beton der Qualität B 35/25 verwendet.<br />

Das Grösstkorn hatte einen Durchmesser von 32 mm, der Zementgehalt betrug<br />

300 kg/m3 und der Wassergehalt 150 kg/m3 . Die Bewehrung bestand aus Betonstahl<br />

vom Typ topar-500S.<br />

90


Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

Balken 1 wurde in einem statischen Bruchversuch geprüft. Das heisst, dass entsprechend<br />

dem Laststufenplan die Kraft kontinuierlich erhöht wurde, bis das Versagen eintrat.<br />

Die Verformungsmessung wurde jeweils bei Erreichen einer Laststufe ausgelöst.<br />

Versuch an B1<br />

B1 war der erste von zwei Versuchen am Plattenbalken, die 1999 im Auftrag der Sika an<br />

der EMPA durchgeführt wurden (EMPA Bericht [9]). Mit diesen paxisnahen Versuchen<br />

sollte die Tauglichkeit des CFK-Verstärkungssystems CarboDur bei Ermüdungsbeanspruchung<br />

bestätigt werden.<br />

Auch der Träger B1 wurde aus Beton B 35/25 hergestellt. Der Grösstkorndurchmesser<br />

betrug 32 mm, der Zementgehalt 300 kg/m3 . Die Bewehrung bestand aus einem<br />

Bewehrungsstahl der Qualität S500.<br />

B1 war mit vier Lamellen vom Typ Sika CarboDur S512 verstärkt. Die Querschnittsfläche<br />

betrug je 62.5 mm2 , der Elastizitätsmodul 163 GPa. Für die Applikation<br />

wurde der Klebstoff Sikadur-30 verwendet<br />

Nach dem Einbau in den Prüfrahmen wurde zuerst die statische Last 4Q = 450 kN<br />

aufgebracht, um ein möglichst vollständiges Rissbild zu erzeugen. In der darauf folgenden<br />

Ermüdungsphase wurde der Träger mit einer Frequenz von ca. 4.4 Hz dynamisch<br />

beansprucht. In drei ungefähr gleich grossen Schwingeinheiten wurde die Kraft<br />

zwischen der Unterlast (4Q = 150 kN) und der Oberlast (4Q = 300 kN) alterniert, bis<br />

nach ca. zwei Wochen 5 Millionen Lastzyklen erreicht waren. Nach jeder dieser Einheiten<br />

wurden die Trägerverformung bei statisch aufgebrachter Unter- und Oberlast gemessen.<br />

Nach Abschluss der Schwingphase folgte ein statischer Bruchversuch.<br />

3.4.4 Versuchsresultate<br />

Auswertung und Darstellung der Messdaten<br />

Fest verdrahtete Messunginstrumente<br />

Der für die Messungen eingesetzte Computer lieferte direkt die von den induktiven<br />

Wegaufnehmern registrierten Verformungen in Balkenmitte (Auswertung entsprechend<br />

den Ausführungen in Kapitel 3.2.3).<br />

Durch die doppelte Messung an dieser Stelle (W1i „vorne“, W2i „hinten“) sollte eine<br />

allfällige Verkippung um die Längsachse bzw. Torsion erkannt werden. Dieser Effekt<br />

erwies sich als vernachlässigbar, daher wurde im weiteren nur der Mittelwert der zwei<br />

Messwerte verwendet.<br />

Über den Öldruck in den Kammern der zwei Pressen wurde die an den vier Stellen<br />

eingeleitete Kraft ermittelt. Diese Kraft wurde daher als 4Q bezeichnet.<br />

91


Bauteilversuche<br />

Manuelle Messungen<br />

Die mit dem Deformeter erfassten Längenänderung der Messstrecken D4...D34 wurden<br />

entsprechend den Ausführungen in Kapitel 3.2.3 ausgewertet.<br />

Die von den mechanischen Messuhren stammenden Ablesewerte mussten um die<br />

Referenzwerte aus der Nullmessung reduziert werden. Dann lagen auch hier die Nettodurchbiegungen<br />

vor.<br />

„Silverpaintmethode“<br />

Die Auswertung der „Silverpaintmethode“ erfolgte so, wie in Kapitel 3.2.3 dargestellt.<br />

Tabelle 31 enthält eine Übersicht über die Herkunft der Messwerte.<br />

Messinstrument/<br />

physische Messgrösse<br />

Induktive<br />

Wegaufnehmer <br />

Pressenkraft<br />

Deformetermessstrecken<br />

W1, W2<br />

W3A, W3B<br />

D4...D12<br />

D13...D34<br />

direkter Messwert abgeleiteter Messwert<br />

Messwert Auswertung Messwert Auswertung<br />

w1, w2<br />

w3A, w3B<br />

4Q 4Q direkt gemessen<br />

εc (D4)...εc (D12)<br />

εl (D13)...εl (D34)<br />

direkt gemessen wm Mittelwert {w1, w2}<br />

Korrektur systematischer Messfehler,<br />

Differenzbildung zur<br />

Nullmessung, Bezug zur Basislänge<br />

Tabelle 31: Versuch ET – Vom Messinstrument zum Messwert<br />

εc, sup<br />

εs, sup<br />

εc, m<br />

εs, inf<br />

εl, m<br />

Mittelwert {εc (D4)...εc (D6)}<br />

Mittelwert {εc (D7)...εc (D10)}<br />

Mittelwert {εc (D8)...εc (D11)}<br />

Mittelwert {εc (D9), εc (D12)}<br />

Mittelwert {εl (D18), εl (D29)}<br />

Versuch ET<br />

Vorbelastung und Ermüdungsversuch<br />

In Tabelle 32 sind die Laststufen und die Schwingpausen aufgelistet, bei welchen die<br />

Verformung infolge statischer Belastung gemessen wurden. Die dabei erfassten Durchbiegungen<br />

der Trägermitte sind in Bild 41 dargestellt. Die Dehnungen bei einigen ausgewählten<br />

Punkten der Belastungsgeschichte sind in Bild 42 enthalten.<br />

Die statische Vorbelastung führte zu einem ersten Riss bei einer Last von<br />

4Q = ca. 55 kN. Die stufenweise Erhöhung der Beanspruchung wurde fortgesetzt bis<br />

4Q = 450 kN, dann wurde die Kraft wieder vollständig abgelassen. Durch diese Beanspruchung<br />

hatten sich entlang der gesamten Trägerlänge Risse gebildet. Im bügelfreien<br />

Mittelbereich, zwischen den Krafteinleitstellen, verliefen sie meist senkrecht und hatten<br />

einen mittleren Abstand von ca. 90 mm. Gegen die Auflager hin waren sie zunehmend<br />

geneigt, wobei die äussersten Risse eine Neigung von ca. 45° hatten (Bild 40).<br />

Nach der Entlastung wurde eine verbleibende Verformung gemessen. Diese ist sowohl<br />

im Kraft-Durchbiegungsdiagramm in Bild 41 als auch in den Dehnungsdiagrammen<br />

in Bild 42 erkennbar.<br />

92


Bild 40: Versuch ET – Rissentwicklung bei der Vorbelastung<br />

Laststufe<br />

0<br />

½ 123210<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

0<br />

1<br />

2<br />

4Q wm εc, sup εl (D18) εl (D29) Anzahl<br />

Lastwechsel<br />

[kN] [mm] [‰] [‰] [‰] [·10 6 ]<br />

0<br />

75<br />

150<br />

300<br />

450<br />

300<br />

150<br />

0<br />

0<br />

150<br />

300<br />

0<br />

150<br />

300<br />

0<br />

150<br />

300<br />

0<br />

150<br />

300<br />

0<br />

150<br />

300<br />

0<br />

150<br />

300<br />

0<br />

150<br />

300<br />

0.00<br />

2.84<br />

7.18<br />

16.17<br />

25.65<br />

19.29<br />

11.82<br />

4.37<br />

6.28<br />

12.12<br />

19.70<br />

6.02<br />

12.25<br />

19.82<br />

5.46<br />

11.90<br />

19.54<br />

6.25<br />

12.42<br />

20.12<br />

6.49<br />

12.79<br />

20.30<br />

6.92<br />

12.87<br />

20.36<br />

7.37<br />

13.09<br />

20.53<br />

0.00<br />

-0.11<br />

-0.22<br />

-0.43<br />

-0.67<br />

-0.49<br />

-0.30<br />

-0.08<br />

-0.11<br />

-0.31<br />

-0.51<br />

-0.13<br />

-0.33<br />

-0.53<br />

-0.12<br />

-0.31<br />

-0.51<br />

-0.15<br />

-0.34<br />

-0.54<br />

-0.14<br />

-0.34<br />

-0.54<br />

-0.14<br />

-0.34<br />

-0.54<br />

-0.14<br />

-0.34<br />

-0.54<br />

Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

0.00<br />

0.26<br />

0.70<br />

1.50<br />

2.27<br />

1.65<br />

1.00<br />

0.34<br />

0.45<br />

1.03<br />

1.70<br />

0.47<br />

1.03<br />

1.70<br />

0.42<br />

1.00<br />

1.68<br />

0.47<br />

1.03<br />

1.70<br />

0.53<br />

1.11<br />

1.76<br />

0.59<br />

1.13<br />

1.79<br />

0.59<br />

1.13<br />

1.78<br />

0.00<br />

0.30<br />

0.71<br />

1.48<br />

2.24<br />

1.63<br />

0.98<br />

0.32<br />

0.45<br />

1.02<br />

1.68<br />

0.45<br />

1.02<br />

1.68<br />

0.40<br />

0.99<br />

1.65<br />

0.46<br />

1.02<br />

1.69<br />

0.51<br />

1.06<br />

1.71<br />

0.56<br />

1.10<br />

1.74<br />

0.61<br />

1.11<br />

1.75<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1.9<br />

1.9<br />

1.9<br />

3.4<br />

3.4<br />

3.4<br />

3.4<br />

3.4<br />

3.4<br />

5.0<br />

5.0<br />

5.0<br />

6.7<br />

6.7<br />

6.7<br />

8.4<br />

8.4<br />

8.4<br />

10.0<br />

10.0<br />

10.0<br />

Datum Bemerkung<br />

18.07.'00<br />

18.07.'00<br />

18. 07.'00<br />

18. 07.'00<br />

18. 07.'00<br />

18. 07.'00<br />

18.07.'00<br />

18.07.'00<br />

24.07.'00<br />

24.07.'00<br />

24.07.'00<br />

28.07.'00<br />

28.07.'00<br />

28.07.'00<br />

03.08.'00<br />

03.08.'00<br />

03.08.'00<br />

07.08.'00<br />

07.08.'00<br />

07.08.'00<br />

23.08.'00<br />

23.08.'00<br />

23.08.'00<br />

28.08.'00<br />

28.08.'00<br />

28.08.'00<br />

01.09.'00<br />

01.09.'00<br />

01.09.'00<br />

Nullmessung<br />

Vorbelastung<br />

Vorbelastung<br />

Vorbelastung<br />

Entlastung<br />

Entlastung<br />

Entlastung<br />

Entlastung<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Start Unterbruch<br />

Ende Unterbruch<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „trocken“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Ermüdung „feucht“<br />

Tabelle 32: Versuch ET – Laststufen der Vorbelastung und Schwingpausen in der Ermüdungsphase<br />

93


Bauteilversuche<br />

Die erste Phase des Ermüdungsversuchs wurde bei Raumklima (ca. 22°C,<br />

40% rel. F.) durchgeführt. Die Messung in den Schwingpausen nach 1.9, 3.4 und 5<br />

Millionen Lastzyklen ergaben eine leichte Verformungszunahme mit steigender Anzahl<br />

Lastzyklen. Die gedrängte Sägezahnlinie in Bild 41 zeigt die Auswirkung auf die<br />

Durchbiegung. In Bild 42 ist der Dehnungszustand am Ende der ersten Phase des Ermüdungsversuchs<br />

(nach 5 Millionen Lastzyklen) dargestellt.<br />

Gegenüber dem Träger nach der Vorbelastung waren die Risse teilweise leicht gewachsen,<br />

neue hatten sich aber keine gebildet.<br />

In der zweiten Phase des Ermüdungsversuchs war der Plattenbalken einer relativen<br />

Luftfeuchtigkeit von 95% und einer leicht erhöhten Temperatur von 26°C ausgesetzt.<br />

Die Messungen in den Schwingpausen nach 6.6, 8.4 und 10 Millionen Lastzyklen ergaben<br />

wiederum eine leichte Zunahme der durch die statische Belastung verursachten<br />

Verformung (Bild 41 und Bild 42). Es konnte aber kein starker Einfluss der nun anspruchsvolleren<br />

klimatischen Bedingungen erkannt werden.<br />

Risse hatten sich keine neuen gebildet, einige der bestehenden waren aber leicht gewachsen.<br />

Bild 41: Versuche ET und B1 – Kraft-Durchbiegungsdiagramm bei Vorbelastung und<br />

Ermüdungsversuch<br />

94<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

4Q [kN]<br />

B1 (0...5 Mio LZ)<br />

ET "trocken" (0...5 Mio LZ)<br />

ET "feucht" (5...10 Mio LZ)<br />

0 5 10 15 20 25<br />

wm [mm]


4Q = 0 kN<br />

4Q = 150 kN<br />

4Q = 300 kN<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

ε l [‰]<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

-2500 2500<br />

ε l [‰]<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

Statischer Bruchversuch<br />

x [mm]<br />

-2500 x [mm]<br />

2500<br />

1.8<br />

0.0 Lamelle "hinten" 2)<br />

1.8<br />

ε l [‰]<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

-0.6 1.8<br />

ε [‰] 3)<br />

-0.6 1.8<br />

ε [‰]<br />

1) Dehnungen εl(D13)...εl(D23)<br />

2) Dehnungen εl(D24)...εl(D34)<br />

3) Dehnungen εc, sup, εs, sup, εc, m, εs, inf, εl, m (von „oben“ nach „unten“)<br />

3)<br />

-2500 x [mm]<br />

2500<br />

Bild 42: Versuch ET – Dehnung bei statischer Last nach verschiedener Anzahl Lastzyklen<br />

In Tabelle 33 sind die Laststufen dargestellt, bei welchen Verformungsmessungen<br />

durchgeführt wurden. Das Kraft-Durchbiegungsdiagramm in Bild 43 stammt aus der<br />

kontinuierlichen Messung mit den induktiven Wegaufnehmern, die Dehnungen in Bild<br />

44 zeigen den Zustand bei einigen ausgewählten Laststufen.<br />

Da der Plattenbalken bereits gerissen war, verlief der Anstieg im Kraft-Durchbiegungsdiagramm<br />

(Bild 43) bis zum Erreichen des Stahlfliessens bei 4Q = ca. 610 kN<br />

-200<br />

300<br />

-200<br />

300<br />

-200<br />

300<br />

z [mm]<br />

z [mm]<br />

1. Belastung<br />

1. Entlastung<br />

nach 5 Mio LZ<br />

nach 10 Mio LZ<br />

1. Belastung<br />

1. Entlastung<br />

nach 5 Mio LZ<br />

nach 10 Mio LZ<br />

-0.6 1.8<br />

ε [‰] 3)<br />

z [mm]<br />

1. Belastung<br />

1. Entlastung<br />

nach 5 Mio LZ<br />

nach 10 Mio LZ<br />

95


Bauteilversuche<br />

nahezu linear. Die Kraft wurde weiter erhöht, bis nach dem Erreichen des Maximums<br />

von 4Q = 702 kN das Versagen durch Lamellenabscheren folgte.<br />

Die aus der Vorbelastung stammenden Risse blieben quasi unverändert bis zur Egalisierung<br />

der damals aufgebrachten Kraft von 4Q = 450 kN. Danach wuchsen sie langsam<br />

hinauf bis in die Platte des Trägers hinein; die Druckzone lag also, wie durch<br />

Berechnung und Messung bestätigt, innerhalb der Platte. Neue Risse hatten sich bis zum<br />

Trägerversagen keine mehr gebildet.<br />

Die Auswertung der „Silverpaintmethode“ lieferte das Diagramm in Bild 45. Demnach<br />

hatte das Ablösen seinen Ursprung unter der „linken“ Krafteinleitung. Von dort<br />

aus lief der Riss gegen das „linke“ Auflager und trennte so die Lamelle vom Träger,<br />

dann folgte die Rissausbreitung gegen „rechts“. Schliesslich blieb die Lamelle an einem<br />

ca. 20 cm langen Abschnitt beim „rechten“ Auflager hängen.<br />

Über eine Länge von etwa ¾ der Spannweite lag die Abscherebene im Beton des<br />

Trägers (inkl. des Bereichs, wo der Ursprung des Ablösens ermittelt wurde). Zwischen<br />

den Krafteinleitungen, wo der Träger keine Bügel hatte, reichte die Tiefe der abgerissenen<br />

Betonschicht bis auf die Biegezugbewehrung. Anders sah die Trennebene im Bereich<br />

der Auflager aus: dort lag sie in den Lamellen selbst. Beim „rechten“ Auflager<br />

herrschte vermutlich eine „Mode I“ - dominierte Beanspruchung (d.h. Rissuferzugkraft<br />

senkrecht zur Rissebene), die zu einer bürstenartigen Ausfransung der Trennfläche<br />

führte (Bild 46).<br />

Laststufe<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

4Q wm εc, sup εl (D18) εl (D29) Bemerkung<br />

[kN] [mm] [‰] [‰] [‰]<br />

0<br />

0<br />

150<br />

148<br />

302<br />

298<br />

448<br />

437<br />

597<br />

573<br />

626<br />

611<br />

651<br />

642<br />

0<br />

0<br />

5.85<br />

5.65<br />

13.3<br />

13.2<br />

21<br />

20.9<br />

30.1<br />

30.15<br />

40.1<br />

40.5<br />

55.3<br />

55.55<br />

-0.22 0.44 0.44<br />

Nullmessung<br />

Zustand II<br />

-0.41 0.96 0.95 Zustand II<br />

-0.61 1.64 1.61 Zustand II<br />

-0.8 2.31 2.27 Zustand II<br />

-1.04 3.25 3.18 Zustand II<br />

-1.3 4.82 4.75 Zustand III<br />

-1.59 6.64 6.58 Zustand III<br />

701 80.1 ~ -2.1 1) ~ 9.6 1) ~ 9.6 1) Höchstlast<br />

1) Wegen des linearen Verformungsverlaufs innerhalb der Zustände I, II und III wurden die Dehnungen bei Höchstlast<br />

durch Extrapolation der vorangehenden Messwerte bestimmt, z.B.:<br />

ε l,max (D18)≈6.64�(6.64�4.82)<br />

Tabelle 33: Versuch ET – Laststufen im statischen Bruchversuch<br />

96<br />

80.1� (55.55�55.3)<br />

2<br />

(55.55�55.3)<br />

�<br />

2<br />

(40.5�40.1)<br />

2<br />

= 9.6


800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

4Q [kN]<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

4<br />

Balken 1 (unverstärkter Träger)<br />

B1 (mit CarboDur S512)<br />

ET<br />

B1 Schwingphase (0...5 Mio LZ)<br />

ET Schwingphase (0...10 Mio LZ)<br />

-10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

wm [mm]<br />

Bild 43: Versuche ET, B1 und Balken1 – Kraft-Durchbiegungsdiagramm im statischen<br />

Bruchversuch<br />

5<br />

Vergleich der Ermüdungsversuche an den Trägern ET und B1<br />

In Bild 41 sind die Kraft-Durchbiegungsdiagramme der Vorbelastung und der Ermüdungsversuche<br />

an den Trägern ET und B1 dargestellt.<br />

Die Vorbelastung war bei beiden Versuchen gleich und erzeugte ähnliche Verformungen.<br />

Während der Ermüdungsversuch an Träger ET aus zwei Phasen bestand (5 Millionen<br />

Lastzyklen „trocken“ + 5 Millionen Lastzyklen „feucht“), wurde Träger B1 nur entsprechend<br />

der ersten dieser Phasen geprüft. Bei Träger ET wurden in den Schwingpausen<br />

die Verformung bei 4Q = 0, 150 und 300 kN durchgeführt, während bei Träger B1<br />

die erste dieser Laststufen ausgelassen wurde.<br />

Trotz dieser Unterschiede erkennt man eine gute Übereinstimmung der Durchbiegungsmesswerte<br />

in Bild 41. Da die Stahlbewehrung nur im elastischen Bereich beansprucht<br />

wurde (Zustand II), ist die unterschiedliche Steifigkeit der für die Verstärkung<br />

der Träger ET und B1 verwendeten Lamellen nicht erkennbar.<br />

6<br />

97


Bauteilversuche<br />

Einfluss der LZ, 4Q=0kN<br />

Einfl. der LZ, 4Q=150kN<br />

Einfl. der LZ, 4Q=300kN<br />

Stat. Bruchversuch<br />

98<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

1.8<br />

0.0<br />

ε l [‰]<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

-2500<br />

εl [‰]<br />

x [mm]<br />

2500<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

-2500<br />

εl [‰]<br />

x [mm]<br />

2500<br />

1.8<br />

0.0 Lamelle "hinten" 2)<br />

1.8<br />

0.0<br />

5.0<br />

0.0<br />

5.0<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

-2500<br />

εl [‰]<br />

x [mm]<br />

2500<br />

Lamelle "vorne" 1)<br />

Lamelle "hinten" 2)<br />

-2500 x [mm]<br />

2500<br />

1)<br />

Dehnungen εl(D13)...εl(D23)<br />

2)<br />

Dehnungen εl(D24)...εl(D34)<br />

3)<br />

Dehnungen εc, sup, εs, sup, εc, m, εs, inf, εl, m (von „oben“ nach „unten“)<br />

-0.6 ε [‰] 1.8<br />

3)<br />

Bild 44: Versuch ET – Dehnungen im Ermüdungsversuch und im statischen Bruchversuch<br />

-200<br />

300<br />

-200<br />

300<br />

-200<br />

300<br />

-200<br />

300<br />

z [mm]<br />

z [mm]<br />

1. Belastung<br />

1. Entlastung<br />

nach 5 Mio LZ<br />

nach 10 Mio LZ<br />

1. Belastung<br />

1. Entlastung<br />

nach 5 Mio LZ<br />

nach 10 Mio LZ<br />

-0.6 1.8<br />

ε [‰] 3)<br />

z [mm]<br />

1. Belastung<br />

1. Entlastung<br />

nach 5 Mio LZ<br />

nach 10 Mio LZ<br />

-0.6 1.8<br />

ε [‰] 3)<br />

z [mm]<br />

Laststufe:<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

-2.0 7.0<br />

ε [‰] 3)


U<br />

Versagen<br />

S3<br />

1024.4 1024.6<br />

3. S1<br />

(bei 3064.55 ms) 2. S2<br />

(bei 3064.52 ms)<br />

K1: S1+S2<br />

K2: S3+S4<br />

K3: S5+S6<br />

K4: S7+S8<br />

Bild 45: Versuch ET – Versagen der Silverpaintstreifen<br />

Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

Versagen S2<br />

Versagen S1<br />

Versagen S4<br />

3064.2 3065.2<br />

1. S3<br />

(bei 1024.45 ms)<br />

t [ms]<br />

4. S4<br />

(bei 3064.94 ms)<br />

Versagen<br />

S5<br />

3071.6 3071.8<br />

Versagen<br />

S6<br />

4027.2 4027.4<br />

5. S5<br />

6. S6 S7 S8<br />

(bei 3071.71 ms) (bei 4027.30 ms)<br />

Vergleich der Bruchversuche an den Trägern ET, B1 und Balken 1<br />

In Bild 43 sind die Kraft-Durchbiegungsdiagramme der statischen Bruchversuche an<br />

den Trägern ET, B1 und Balken 1 dargestellt. Die mit CFK-Lamellen verstärkten Träger<br />

ET und B1 waren zuvor schon einem Ermüdungsversuch ausgesetzt gewesen, während<br />

Balken 1 bei Versuchsbeginn noch nicht einmal angerissen war.<br />

Die Kraft-Durchbiegungsdiagramme der Versuche ET und B1 verliefen bis zum Erreichen<br />

des Stahlfliessens bei 4Q = ca. 610 kN nahezu deckungsgleich. Danach verhielt<br />

sich Träger B1 etwas steifer und erreichte mit 4Q = 743 kN eine um ca. 6% höhere<br />

Versagenslast als Träger ET. Letzterer versagte dafür bei einer etwas grösseren Verformung.<br />

Wie schon beim Vergleich der Versuche PS1 (bzw. PS4) und PS2 (Kapitel<br />

3.2.3) erwähnt, kommt diese Beobachtung vermutlich von den unterschiedlichen Steifigkeiten<br />

der Lamelle Sika CarboDur S512 (am Träger B1) und der <strong>thermoplastische</strong>n<br />

Lamelle (am Träger ET).<br />

Balken 1 verhielt sich von Anfang an weicher als die verstärkten Träger ET und B1.<br />

Die Kraft, bei welcher der Bewehrungsstahl zu fliessen begann, war fast gleich wie bei<br />

den anderen Versuchen. Danach folgte aber kaum mehr ein Ansteigen der Kraft, so dass<br />

bei 4Q = 636 kN die Traglast erreicht war.<br />

Das Diagramm zu Balken 1 in Bild 43 entstand aus den wenigen Punkten, die bei den<br />

Laststufen im Versuch erfasst wurden.<br />

99


Bauteilversuche<br />

Bild 46: Versuch ET – Abgescherte Lamelle nach dem Versagen<br />

Folgerungen aus dem Versuch am Träger ET<br />

Die Lastzyklen haben keine erkennbaren Ermüdungserscheinungen an der <strong>thermoplastische</strong>n<br />

Lamelle bzw. am Verbund zwischen Lamelle und Beton bewirkt. Wäre es zu<br />

Schädigungen gekommen, die das Tragverhalten des Plattenbalkens ET beeinflussen,<br />

hätte dies vermutlich einen Einfluss gehabt auf das Last-Verformungsverhalten des am<br />

Schluss durchgeführten Bruchversuchs. Entsprechende Beobachtungen wurden allerdings<br />

keine verzeichnet.<br />

Die mit der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle gemachten Erfahrungen decken sich sehr gut<br />

mit denjenigen, die anhand des weitgehend identischen Versuchs mit der Lamelle Sika<br />

CarboDur S512 gemacht wurden (EMPA Bericht [9]). Die Produkte können daher bezüglich<br />

der Eignung zur Aufnahme von Wechsellasten als gleichwertig eingestuft wer-<br />

100


Versuch am Träger ET: Ermüdung und statischer Bruchversuch<br />

den: beide haben sich im Versuch sehr gut bewährt und dürfen deshalb auch für die<br />

Verstärkung von wechsellastbeanspruchten Bauteilen in Betracht gezogen werden.<br />

Wie schon in Kapitel 3.3.3 bemerkt, wurde wegen der erhöhten Feuchtigkeit in der<br />

zweiten Hälfte der Ermüdungsphase eine Veränderung der mechanischen Eigenschaften<br />

des Matrixmaterials PA12 erwartet. Die Lamelle wurde aber in diesem Versuch in keinerlei<br />

Hinsicht massgebend. Auch sonst konnte keine feuchtigkeitsbedingte Versuchsbeeinflussung<br />

festgestellt werden.<br />

Der statische Bruchversuch hat zum Versagen durch Lamellenabscheren geführt. Die<br />

gute Haftung Lamelle-Klebstoff äusserte sich wieder darin, dass die Abscherebene im<br />

Bereich des Versagensursprungs innerhalb des Betongefüges lag.<br />

101


4 Weitere Erkenntnisse<br />

4.1 Aufrollversuch<br />

Von im Bauwesen eingesetzten Werkstoffen wird in der Regel verlangt, dass sie keine<br />

besonderen Massnahmen bezüglich Lagerung, Transport und Handhabung erfordern.<br />

Die bisher verwendete Lamelle Sika CarboDur S512 wird für Transportzwecke gerollt<br />

(Innendurchmesser ca. 900 mm) und in Transportcontainern gelagert. Bei der Verfrachtung<br />

per Schiff können in einem solchen Container Temperaturen bis 60°C<br />

auftreten.<br />

Lamellenbezeichnung<br />

Generation 2<br />

Charge 3:<br />

„SUPreM<br />

CarboDur<br />

T 512<br />

Lot 001“<br />

Generation 2<br />

Charge 4<br />

Generation 2<br />

Charge 4<br />

Generation 2<br />

Charge 4<br />

Generation 2<br />

Charge 4<br />

Rollendurchmesser<br />

innen<br />

Anzahl<br />

Lagen<br />

[mm] [-]<br />

Lage der<br />

Käsestruktur<br />

Temperatur<br />

ca. 650 3 innen 45<br />

ca. 650 4 innen 56<br />

ca. 750 4 innen 56<br />

ca. 900 4 innen 56<br />

ca. 650 4 aussen 56<br />

Tabelle 34: Ergebnisse der Aufrollversuche<br />

Beobachtung<br />

[innen/<br />

aussen] [°C] nach 3 Tagen nach 27 Tagen<br />

Rolle ausgeknickt,<br />

vgl. Bild 47<br />

blasenartiges Ablösen<br />

der Fasern auf<br />

Rolleninnenseite<br />

(Ausknicken der<br />

Oberflächenfasern)<br />

blasenartiges Ablösen<br />

der Fasern auf<br />

Rolleninnenseite<br />

(Ausknicken der<br />

Oberflächenfasern)<br />

keine erkennbare<br />

Schädigung<br />

keine erkennbare<br />

Schädigung<br />

-<br />

Beobachtung wie<br />

nach 3 Tagen, etwas<br />

ausgeprägter<br />

Beobachtung wie<br />

nach 3 Tagen, etwas<br />

ausgeprägter<br />

erste Anzeichen von<br />

blasenartigem Ablösen<br />

der Fasern auf<br />

Rolleninnenseite<br />

keine erkennbare<br />

Schädigung<br />

103


Weitere Erkenntnisse<br />

Um die Beständigkeit der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle zu prüfen, wurde zuerst anhand<br />

der Charge 3 der Generation 2, danach auch an Charge 4 einige Aufrollversuche durchgeführt.<br />

Hierbei wurden Lamellenstücke mit mehreren Metern Länge aufgerollt und in<br />

in einen Klimaschrank gegeben. Die Versuchsparameter und die Beobachtungen sind in<br />

Tabelle 34 zusammengefasst.<br />

Der kritische Bereich beim Aufrollversuch ist die Rolleninnenseite. Hier werden die<br />

oberflächennahen Fasern auf Druck beansprucht und möchten ausknicken, werden aber<br />

von der Matrix zurückgehalten. Bei erhöhten Temperaturen beginnt diese verstärkt zu<br />

kriechen, so dass die stützende Wirkung nachlässt.<br />

Besonders deutlich äusserte sich dieses Verhalten bei der Charge 3 der Generation 2,<br />

welche wegen des hohen Faseranteils einen geringeren Matrixgehalt enthielt und deshalb<br />

schon nach kurzer Lagerzeit im Klimaschrank in sich kollabierte (Bild 47). Durch<br />

die Reduktion des Fasergehalts bei Charge 4 konnte diesem Problem erfolgreich begegnet<br />

werden. Demnach braucht es einen minimalen Matrixgehalt, der auch in Oberflächennähe<br />

die Fasern im Gefüge hält und gegen das Ausknicken sichert. Da die<br />

Käsestruktur schwächer imprägniert ist und dadurch weniger stützende Matrix enthält<br />

scheint es sinnvoll, bei Transporten und Lagerungen darauf zu achten, dass diese<br />

Schicht nicht in der druckbeanspruchten Rolleninnenseite liegt. Dies wird auch durch<br />

die Beobachtungen in Tabelle 34 bestätigt.<br />

Bild 47: Aufrollversuch: ausgeknickte Rolle nach der Lagerung im Klimaschrank<br />

104


4.2 Haftzugversuch<br />

Haftzugversuch<br />

Ein üblicher Versuch zur Prüfung der Verbundgüte von Lamelle und Betonoberfläche<br />

ist der Haftzugversuch. Hierbei wird nach sieben Tagen Aushärtungszeit mit einem<br />

Hohlbohrer (im Allgemeinen mit Durchmesser 30 mm) durch die Lamelle durchgebohrt<br />

und weiter bis ca. 5 mm in den darunterliegenden Beton hinein. Auf die abgetrennte<br />

„Lamelleninsel“ wird ein Stahlzylinder geklebt, der mit einem Zuggerät gefasst werden<br />

kann. Bei zweckmässiger Wahl von Lamelle und Klebstoff findet das Versagen im Betongefüge<br />

statt, es wird also die Haftzugfestigkeit des Betons gemessen.<br />

Der Haftzugversuch wurde anhand der Chargen 3 und 4 der Generation 2 durchgeführt.<br />

Die Resultate sind in Tabelle 35 enthalten.<br />

Lamellenbezeichnung Versuch Nr. Stempeldurchmesser<br />

Generation 2<br />

Charge 3:<br />

„SUPreM CarboDur<br />

T 512 Lot 001“<br />

Generation 2<br />

Charge 4<br />

Tabelle 35: Ergebnisse der Haftzugversuche<br />

Øs<br />

Haftzugfestigkeit<br />

fh<br />

[mm] [MPa]<br />

Bruchbild<br />

1 30 2.4 interlaminar (vgl. Bild 48a))<br />

2 30 2.1 interlaminar (vgl. Bild 48a))<br />

3 30 2.4 interlaminar (vgl. Bild 48a))<br />

1 30 4.3 im Betongefüge (vgl. Bild 48b))<br />

2 30 5.1 im Betongefüge (vgl. Bild 48b))<br />

3 30 4.1 im Betongefüge (vgl. Bild 48b))<br />

Bei der Charge 3 der Generation 2 kam es zu einem interlaminaren Versagen, die<br />

innere Zugfestigkeit der Lamelle war demnach geringer als die des Betons. Das Bruchbild<br />

(Bild 48a)) erinnerte an die bürstenartige Ausfransung, die schon im Lagerbereich<br />

von Träger ET beobachtet wurde (Bild 46). Die Zugfestigkeit der Lamelle in Querrichtung<br />

ist nicht von essenzieller Bedeutung für die Erfüllung der ihr zugewiesenen Verstärkungsaufgabe,<br />

bei geringer interlaminarer Festigkeit kann allerdings die Güte des<br />

Verbunds Lamelle-Beton nicht mit dem Haftzugversuch beurteilt werden.<br />

Wie bereits in Kapitel 4.1 beschrieben, wurde durch die Reduktion des Faseranteils<br />

bei Charge 4 der Matrixgehalt erhöht. Die Wirkung dieser Massnahme konnte mit dem<br />

Haftzugversuch bestätigt werden: das Versagen konnte aus dem interlaminaren Bereich<br />

in den Beton verlagert werden (Bild 48b)), so dass bei Charge 4 der Versuch wieder für<br />

die Prüfung der Verbundgüte beigezogen werden kann.<br />

105


Weitere Erkenntnisse<br />

a) b)<br />

Bild 48: Bruchbild im Haftzugversuch<br />

106


Verdankungen<br />

Die Entwicklung und Prüfung einer kohlenstofffaserverstärkten Lamelle mit <strong>thermoplastische</strong>r<br />

Matrix wurde realisiert von den Projektpartnern EMPA Dübendorf, Sika<br />

(Schweiz) <strong>AG</strong> und Sulzer Markets and Technology <strong>AG</strong>. Die Inangriffnahme des Projekts<br />

wurde von den den Herren Prof. Urs Meier (EMPA), Alexander Bleibler (Sika),<br />

Dr. Bernd Burchhardt (Sika), Ernesto Schümperli (Sika) und Dr. Walter Looser (Sulzer)<br />

gutgeheissen und unterstützt.<br />

Die Lamellenentwicklung und -optimierung wurde bei der Sulzer Markets and<br />

Technology <strong>AG</strong> in Winterthur durchgeführt. Der technische Teil dieser Arbeiten wurde<br />

geleitet von den Herren Dr. Albert Vodermayer und Dr. Jens Kärger.<br />

Mit den an der EMPA Dübendorf durchgeführten Bauteilversuchen wurde die Eignung<br />

der <strong>thermoplastische</strong>n Lamelle für die Verstärkung wirklicher Tragwerke untersucht.<br />

Die Vorbereitung und Durchführung der Versuche erfolgte unter massgeblicher<br />

Beteiligung von Frau Janine Régnault und der Herren Heinz Altorfer, Giuseppe Cuccuru,<br />

Bruno Dürst, Kurt Hermann, Hanspeter Hutter, Bernd Jähne, Heinrich Lippuner,<br />

Dr. FrankStenger,IwanStöcklin,Werner Studer, Walter Trindler und Dr. Andreas<br />

Winistörfer. Die Konzeptionierung und Umsetzung der Messtechnik erfolgte mit Unterstützung<br />

der Herren Peter Anderegg, Dr. Rolf Brönnimann, Enzo Cattarin, Klaus<br />

Hörtner und Roger Vonbank.<br />

Von der Sika (Schweiz) <strong>AG</strong> wurden die Entwicklungs- und Versuchsarbeiten rege<br />

begleitet und unter dem Aspekt der Markttauglichkeit begutachtet. Hierbei wirkten insbesondere<br />

die Herren René Bächli, Miklos Basler, Urs Hüssy und Heinz Meier.<br />

Der Verfasser des vorliegenden Berichts wurde für die Bearbeitung des Projekts von<br />

seinem direkten Vorgesetzten, Prof. Thomas Vogel (Institut für Baustatik und Konstruktion,<br />

IBK, ETH Zürich), für zwei Jahre freigestellt.<br />

Allen Aufgeführten sei für ihre kompetente und entgegenkommende Mitarbeit herzlich<br />

gedankt.<br />

Das Projekt wurde finanziell unterstützt durch die Schweizerische Kommission für<br />

Technik und Innovation (KTI). Für die Bereitstellung der Mittel wird aufrichtig gedankt.<br />

107


Bezeichnungen<br />

Lateinische Grossbuchstaben<br />

A<br />

D<br />

E<br />

G<br />

H<br />

K<br />

M<br />

N<br />

Fläche<br />

Deformetermessstrecke<br />

Elastizitätsmodul<br />

Schubmodul<br />

Bauteilort („hinten“); Feuchtigkeit<br />

Messkanal<br />

Biegemoment; Messort<br />

Messort<br />

Lateinische Kleinbuchstaben<br />

a<br />

b<br />

c<br />

f<br />

h<br />

l<br />

m<br />

n<br />

s<br />

Parameter (Steigung)<br />

Breite<br />

Parameter (Achsenabschnitt)<br />

Festigkeit<br />

Höhe<br />

Länge<br />

Mittelwert<br />

Anzahl<br />

Schlupf; Standardabweichung;<br />

Bügelabstand<br />

Griechische Kleinbuchstaben<br />

δ<br />

ε<br />

ζ<br />

η<br />

ξ<br />

Verhältniszahl<br />

Dehnung<br />

Koordinate (vertikal nach unten, ab<br />

OK Bauteil)<br />

Koordinate (senkrecht zu ξ, ab<br />

Schwerpunkt)<br />

Koordinate (in Bauteillängsrichtung,<br />

ab Schwerpunkt)<br />

Weitere Zeichen<br />

∆ Differenz Ø Durchmesser<br />

Q<br />

S<br />

T<br />

U<br />

V<br />

W<br />

t<br />

v<br />

w<br />

x<br />

y<br />

z<br />

ρ<br />

σ<br />

φ<br />

χ<br />

Kraft<br />

Silverpaintstreifen<br />

Temperatur<br />

elektr. Spannung<br />

Querkraft; Voltmeter; Bauteilort<br />

(„vorne“)<br />

Wegaufnehmer<br />

Zeit; Dicke<br />

Variationskoeffizient<br />

Durchbiegung<br />

Koordinate (in Bauteillängsrichtung,<br />

ab Schwerpunkt)<br />

Koordinate (orthogonal zu x und z,<br />

ab Schwerpunkt)<br />

Koordinate (vertikal nach unten, ab<br />

Schwerpunkt)<br />

geometrischer Gehalt; Dichte<br />

Spannung<br />

Winkel<br />

Krümmung<br />

109


Fusszeiger<br />

A<br />

B<br />

b<br />

ber<br />

c<br />

E<br />

exp<br />

g<br />

f<br />

H<br />

h<br />

i<br />

inf<br />

k<br />

l<br />

M<br />

m<br />

Krafteinleitungsort; Index<br />

Krafteinleitungsort; Index<br />

Bohrkern<br />

berechnet<br />

Beton<br />

bezügl. Elastizitätsmodul<br />

experimentell<br />

Klebstoff; Glasumwandlung<br />

Faser; bezügl. Festigkeit<br />

Bauteilort<br />

Haftzugversuch<br />

induktiver Wegaufnehmer<br />

„unten“<br />

charakteristischer Wert<br />

Lamelle; „links“<br />

Messort<br />

in Bauteilmitte; Mittelwert; mechanische<br />

Messuhr<br />

Kopfzeiger<br />

* Kennzeichnung der Vorversuche<br />

110<br />

max<br />

mess<br />

min<br />

N<br />

nom<br />

Q<br />

r<br />

s<br />

sup<br />

t<br />

tot<br />

u<br />

V<br />

w<br />

y<br />

maximal<br />

gemessen<br />

minimal<br />

Messort<br />

nominell<br />

am Krafteinleitungsort<br />

„rechts“<br />

Stahl; Stempel<br />

„oben“<br />

Zug<br />

total<br />

Versagen<br />

Bauteilort<br />

Würfel<br />

Fliessgrenze


Literatur<br />

[1] Angst+Pfister: Technische Kunststoffe. Fachkatalog, Angst+Pfister <strong>AG</strong>, Zürich<br />

(Schweiz), 1998, 184 pp.<br />

[2] Callister, W. D., Jr.: Materials Science and Engineering, An Introduction, 4th Edition.<br />

John Wiley & Sons, Inc., ISBN 0-471-13459-7, 1997, 852 pp.<br />

[3] Daniel, I. M., Ishai, O.: Engineering Mechanics of Composite Materials. Oxford<br />

University Press, ISBN 0-19-509738-6, 1994, 395 pp.<br />

[4] Deuring, M.: Verstärken von Stahlbeton mit gespannten Faserverbundwerkstoffen.<br />

EMPA Bericht Nr. 224, Dübendorf (Schweiz), 1993, 279 pp.<br />

[5] DIN 53 445: Prüfung von Kunststoffen, Torsionsschwingversuch. DIN Deutsches<br />

Institut für Normung e.V., Berlin (Deutschland), 1965.<br />

[6] DIN EN 2561: Kohlenstoffaserverstärkte Kunststoffe, Unidirektionale Laminate,<br />

Zugprüfung parallel zur Faserrichtung. DIN Deutsches Institut für Normung e.V.,<br />

Berlin (Deutschland), 1995, 12 pp.<br />

[7] Dominighaus, H.: Die Kunststoffe und ihre Eigenschaften, 5. Auflage. Springer-<br />

Verlag, ISBN 3-540-62659-X, 1998, 1293 pp.<br />

[8] Eckold, G.: Design and Manufacture of Composite Structures. Woodhouse Publishing<br />

Ltd., ISBN 1 85573 051 0, 1994, 397 pp.<br />

[9] EMPA Bericht Nr. 402'017/2: Sika CarboDur Strengthening Systems, Ermüdungs-<br />

und Bruchversuch. Unveröffentlichter Untersuchungsbericht im Auftrag<br />

der Sika (Schweiz) <strong>AG</strong>, 1999, 15 pp.<br />

[10] Frank, A., Biederbeck, K.: Kunststoff-Kompendium, 3. Auflage. Vogel Buchverlag,<br />

ISBN 3-8023-0135-8, 1990, 412 pp.<br />

[11] Flemming, M., Ziegmann, G., Roth, S.: Faserverbundbauweisen. Springer-Verlag,<br />

ISBN 3-540-58645-8, 1995, 309 pp.<br />

[12] Habenicht, G.: Kleben, 3. Auflage. Springer-Verlag, ISBN 3-540-62445-7, 1997,<br />

893 pp.<br />

[13] Hull, D., Clyne, T.W.: An Introduction to Composite Materials, 2nd Edition.<br />

Cambridge University Press, ISBN 0 521 38855 4, 1996, 326 pp.<br />

[14] Kärger, J.C., Vodermayer, A.M.: Ein neuer Werkstoff erobert den Markt. Sonderdruck<br />

aus Sulzer Technical Review 2/99, 1999, 4 pp.<br />

[15] Kaiser, H.P.: Bewehren von Stahlbeton mit kohlenstoffaserverstärkten Epoxidharzen.<br />

Dissertation ETH Nr. 8918, Zürich (Schweiz), 1989, 224 pp.<br />

[16] Ladner, M., Weder, Ch.: Geklebte Bewehrung im Stahlbetonbau. EMPA Bericht<br />

Nr. 206, Dübendorf (Schweiz), 1981, 64 pp.<br />

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[17] Michaeli, W., Wegener, M.: Einführung in die Technologie der Faserverbundwerkstoffe.<br />

Carl Hanser Verlag, ISBN 3-446-15786-7, 1989, 178 pp.<br />

[18] Meier, U., Deuring, M., Schwegler, G.: Strengthening of Structures with Advanced<br />

Composites. Reprint from Alternative Materials for the Reinforcement and<br />

Prestressing of Concrete, Blackie Academic Professional, ISBN 0 7514 0007 6,<br />

1993, pp. 153-171.<br />

[19] Meier, U.: Grundlagen zum Bemessen von Kunststoffbauteilen. Skript zur ETH-<br />

Vorlesung 39-605, EMPA, Dübendorf (Schweiz), 1995, 63 pp.<br />

[20] SIA Norm 162/1: Betonbauten, Materialprüfung. Ausgabe 1989, Zürich<br />

(Schweiz), 78 pp.<br />

[21] Sika: Technisches Merkblatt zum Verstärkungssystem Sika CarboDur. Sika <strong>AG</strong>,<br />

Zürich (Schweiz), 1999, 8 pp.<br />

[22] Vodermayer, A. M., Kaerger, J.C., Hinrichsen, G.: Manufacture of high performance<br />

fibre-reinforced thermoplastics by aqueous powder impregnation. Composite<br />

Manufacturing Vol 4 No 3, 1993, pp. 123–132.<br />

[23] Winistoerfer, A. U.: Development of non-laminated advanced composite straps<br />

for civil engineering applications. PhD Thesis, University of Warwick (UK),<br />

1999, 170 pp.<br />

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