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Tiroler Suchtkonzept 2012

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Abteilung Soziales<br />

<strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> <strong>2012</strong><br />

Abteilung Soziales


Amt der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung<br />

Arbeits- und Projektgruppe<br />

Mag. Josef Danner<br />

MMag. Christina Greil-Thum<br />

Harald Kern<br />

Astrid Mallaun<br />

Dr. Ernst Putz<br />

Dr. Johann Wiedemair<br />

Gesundheit Österreich Forschungs- und Planungs GmbH<br />

Dr. Martin Busch<br />

Mag. Alexander Grabenhofer-Eggerth<br />

DI Elisabeth Türscherl


Vorwort<br />

Menschen mit einem Abhängigkeitssyndrom sollen in<br />

Tirol die dafür notwendige Beratung, Behandlung und<br />

Betreuung erhalten. Sucht ist als Krankheit und nicht<br />

als persönliches Versagen zu verstehen. Auch Ange-<br />

hörige, Partnerinnen und Partner müssen auf Unter-<br />

stützung zählen können. Außerdem ist der Nachsor-<br />

ge und gesellschaftlichen Integration der betroffenen<br />

Menschen hohe Bedeutung beizumessen.<br />

Das <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> <strong>2012</strong> tritt an die Stelle des Drogenkonzeptes aus dem Jahr 1993,<br />

das evaluiert und fortgeschrieben wurde. So wird die Darstellung einer substanzgebundenen<br />

Abhängigkeit durch einen breiter gefassten Suchtbegriff ersetzt, der stoffungebundene Ver-<br />

haltenssüchte wie pathologisches Glücksspiel sowie Essstörungen einschließt. Ziel der <strong>Tiroler</strong><br />

Suchtpolitik ist es, durch Gesundheitsförderung eine Verbesserung der Gesundheit sowie Er-<br />

höhung der Lebensqualität zu erreichen. Das neue <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> bezieht sich gleich-<br />

zeitig stärker als früher auf die gesamte Lebensspanne der Menschen – Suchtpolitik wird als<br />

gesellschaftliche und politische Querschnittsmaterie verstanden.<br />

Rationales, nachhaltiges und politisches Handeln benötigt ausreichende wissenschaftliche<br />

Grundlagen und ein entsprechendes Datenmonitoring. Die Umfeldanalyse der Gesundheit Ös-<br />

terreich Forschungs- und Planungs GmbH (GÖ FP) zur Suchtsituation in Tirol hat den aktuellen<br />

Stand der Suchthilfe und alle relevanten Rahmenbedingungen erhoben. Auf dieser Grundlage<br />

aufbauend haben die Fachleute der GÖ FP, des <strong>Tiroler</strong> Suchtbeirates und der Arbeits- und<br />

Projektgruppe im Amt der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung den dynamischen Entwicklungen, insbeson-<br />

dere dem geänderten Suchtverhalten Rechnung getragen. Das Ergebnis dieser gemeinsamer<br />

Bemühungen ist das <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> <strong>2012</strong>.<br />

Suchtkranken Menschen und ihren Angehörigen in Tirol soll ein regional ausgewogenes, be-<br />

darfsgerechtes Beratungs- und Betreuungsnetz zur Verfügung stehen, um ihre soziale und<br />

<br />

Wir danken allen Expertinnen und Experten, die ihren Beitrag zu einer zukunftsorientierten<br />

Neuausrichtung der <strong>Tiroler</strong> Suchtpolitik geleistet haben.<br />

Ihr<br />

Gerhard Reheis Bernhard Tilg<br />

Landesrat für Soziales Landesrat für Gesundheit


Inhaltsverzeichnis<br />

Tabellen ....................................................................................................................................... 6<br />

Abbildungen ................................................................................................................................ 7<br />

Einleitung..................................................................................................................................... 8<br />

1 Zielsetzungen der <strong>Tiroler</strong> Suchtpolitik ......................................... 9<br />

2 Rechtliche und strukturelle Rahmenbedingungen ............................10<br />

2.1 <strong>Tiroler</strong> Mindestsicherungsgesetz .......................................................................................10<br />

2.2 <strong>Tiroler</strong> Rehabilitationsgesetz..............................................................................................11<br />

2.3 <strong>Tiroler</strong> Jugendschutzgesetz ...............................................................................................11<br />

2.4 Suchtmittelgesetz ...............................................................................................................12<br />

2.5 Substitutionsbehandlung als Teil der Suchtgiftverordnung ...............................................13<br />

2.6 Allgemeines Sozialversicherungsgesetz ...........................................................................14<br />

2.7 EU-Drogenaktionsplan 2009 bis <strong>2012</strong> ...............................................................................15<br />

3 Relevante Gremien im Suchtbereich ........................................... 16<br />

3.1 Gremien auf Bundesebene ................................................................................................16<br />

3.2 Gremien auf Landesebene .................................................................................................18<br />

......... 19<br />

4.1 Stoffgebundene Abhängigkeiten ........................................................................................19<br />

4.2 Stoffungebundene Verhaltensstörungen .......................................................................... 22<br />

5 Suchtsituation in Tirol und Gesamtösterreich ................................... 24<br />

5.1 Illegale Drogen ...................................................................................................................24<br />

5.1.1 Drogenkonsum in der Allgemeinbevölkerung ..........................................................24<br />

5.1.2 Problematischer Drogenkonsum ............................................................................ 28<br />

5.1.3 Klientinnen und Klienten der Drogenhilfe: DOKLI-Daten ....................................... 29<br />

5.1.4 Klientinnen und Klienten der Drogenhilfe: Substitutionsbehandlungen ................. 35<br />

5.1.5 Klientinnen und Klienten der Drogenhilfe: Gesundheitsbezogene Maßnahmen .... 37<br />

............................................................ 39<br />

5.1.7 Suchtgiftbezogene Todesfälle ................................................................................. 40<br />

5.1.8 Suchtgiftbezogene Anzeigen .................................................................................. 42<br />

5.1.9 Verurteilungen nach dem SMG .............................................................................. 45<br />

5.2 Legale Substanzen ............................................................................................................ 46<br />

5.2.1 Alkohol .................................................................................................................... 46<br />

5.2.2 Nikotin (Rauchen) ................................................................................................... 50<br />

5.2.3 Neue Substanzen: „Legal Highs“ und „Research Chemicals“ ................................ 52<br />

5.2.4 Psychotrope Medikamente ..................................................................................... 53


5.3 Stoffungebundene Süchte ................................................................................................ 53<br />

5.3.1 Pathologisches Glücksspiel .................................................................................... 54<br />

5.3.2 Essstörungen .......................................................................................................... 54<br />

5.3.3 Andere Verhaltenssüchte ........................................................................................ 55<br />

6 Zum Stand der Suchtsituation in Europa ......................................55<br />

6.1 Illegale psychoaktive Substanzen ..................................................................................... 55<br />

6.2 Legale psychoaktive Substanzen ...................................................................................... 61<br />

6.2.1 Alkohol .................................................................................................................... 61<br />

6.2.2 Nikotin (Rauchen) ................................................................................................... 63<br />

6.2.3 Neue Substanzen: „Legal Highs“ und „Research Chemicals“ ................................ 64<br />

6.2.4 Psychotrope Medikamente ..................................................................................... 64<br />

6.3 Substanzungebundene Süchte ......................................................................................... 65<br />

6.3.1 Pathologisches Glücksspiel .................................................................................... 65<br />

6.3.2 Essstörungen .......................................................................................................... 65<br />

7 Empfehlungen anhand der epidemiologischen Analyse .....................65<br />

8 Geplante Maßnahmen auf Bundesebene ......................................66<br />

9 Grundsätze der <strong>Tiroler</strong> Suchtpolitik ...........................................68<br />

9.1 Grundsätzliche Überlegungen .......................................................................................... 68<br />

9.2 Aus dem Public-Health-Ansatz abgeleitete Empfehlungen für Tirol ................................ 69<br />

<br />

im Suchtbereich in Tirol ......................................................... 71<br />

10.1 Vorbemerkungen ................................................................................................................71<br />

10.2 Maßnahmenübersicht ........................................................................................................71<br />

............................................................ 73<br />

11 Ambulante und stationäre Einrichtungen der Suchthilfe ...................78<br />

11.1 Ambulante Drogeneinrichtungen ...................................................................................... 78<br />

11.2 Stationäre Drogeneinrichtungen ....................................................................................... 83<br />

11.3 Ambulante Alkoholeinrichtungen ...................................................................................... 84<br />

11.4 Stationäre Alkoholeinrichtungen ....................................................................................... 86<br />

Bibliographie ............................................................................................................................. 87<br />

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................. 91


6<br />

Tabellen<br />

Tabelle 4.1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen<br />

und ihre jeweilige dreistellige Codierung nach ICD-10 ...................................... 20<br />

Tabelle 4.2: Möglichkeit der verfeinerten Beschreibung von dreistellig codierten<br />

Störungen der Kategorien F10 bis F19 nach ICD-10 ..........................................21<br />

Tabelle 5.1: Überblick über ausgewählte Studien zu Suchtmittelerfahrungen in der<br />

Gesamtbevölkerung in Österreich aus den Jahren 2004 bis 2011 .................... 25<br />

Tabelle 5.2: Überblick über ausgewählte Studien zu Suchtmittelerfahrungen bei<br />

Jugendlichen in Österreich aus den Jahren 2003 bis 2007 ............................... 27<br />

Tabelle 5.3: Mittelwert der Prävalenzschätzungen 2007 bis 2009 des problematischen<br />

Opioidkonsums für Tirol, Österreich und Österreich ohne Wien; korrigiert<br />

und unkorrigiert in absoluten Zahlen und pro 100.000 Einwohner im Alter<br />

............................................. 29<br />

Tabelle 5.4: Anzahl der in den Einrichtungen der Drogenhilfe betreuten Personen 2009;<br />

in absoluten Zahlen und pro 1.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren .... 30<br />

Tabelle 5.5: Personen, die 2009 eine längerfristig ambulante oder stationäre<br />

Betreuung begonnen haben und intravenöser Drogenkonsum bzw.<br />

„zu Beginn der Betreuung in Substitutionsbehandlung“ .................................... 33<br />

Tabelle 5.6: Personen, die 2009 eine längerfristig ambulante oder stationäre<br />

Betreuung begonnen haben, und ausgewählte Indikatoren der<br />

..................................................... 34<br />

Tabelle 5.7: Anzahl der in Substitutionsbehandlung gemeldeten Personen 2008<br />

und 2009 in absoluten Zahlen und pro 100.000 Einwohner im Alter<br />

von 15 bis 64 Jahren .......................................................................................... 36<br />

Tabelle 5.8: Ergebnisse der Begutachtungen durch die Bezirksverwaltungsbehörden<br />

2009 nach Bundesländern ................................................................................. 37<br />

Tabelle 5.9: Anzahl der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle 2000 bis 2009 in<br />

absoluten Zahlen und pro 100.000 Einwohner im Alter von 15 bis<br />

64 Jahren .............................................................................................................41<br />

Tabelle 5.10: Anzahl der Verurteilungen nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) 2001<br />

bis 2009 in absoluten Zahlen und pro 100.000 Einwohner im Alter<br />

von 15 bis 64 Jahren .......................................................................................... 45<br />

Tabelle 5.11: Anzahl der Spitalsaufenthalte mit alkoholbezogenen<br />

Entlassungsdiagnosen 2006 bis 2009 ............................................................... 48<br />

Tabelle 5.12: Prävalenz des Rauchens in diversen Bevölkerungsbefragungen<br />

1999 bis 2008 ......................................................................................................51<br />

Tabelle 6.1: Schätzungen und wichtige Indikatoren des Drogenkonsums der<br />

europäischen Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren im Überblick .............. 55<br />

Tabelle 6.2: Pro-Kopf-Alkoholkonsum bei 15- bis 99-Jährigen im internationalen<br />

Vergleich (Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr) ............................................. 62<br />

Tabelle 6.3: Jährlicher Pro-Kopf-Zigarettenkonsum in Europa bei über<br />

15-Jährigen im Jahr 2007 in Stück .................................................................... 64


Abbildungen<br />

Abbildung 5.1: Personen, die 2009 eine längerfristige ambulante oder stationäre<br />

Betreuung begonnen haben, in Tirol und Gesamtösterreich nach<br />

Leitdrogen in Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich) .......................31<br />

Abbildung 5.2: Leitdrogen Opioide bzw. Cannabis 2006 bis 2009 von Personen, die<br />

mit einer längerfristigen ambulanten Behandlung begonnen haben, in<br />

Tirol und Gesamtösterreich in Prozent (Mehrfachnennungen waren<br />

möglich) ..........................................................................................................31<br />

Abbildung 5.3: Leitdrogen Opioide bzw. Cannabis 2006 bis 2009 von Personen,<br />

die mit einer längerfristigen stationären Betreuung begonnen haben,<br />

in Tirol und Gesamtösterreich in Prozent (Mehrfachnennungen<br />

waren möglich) .............................................................................................. 32<br />

Abbildung 5.4: Vorwiegende Einnahmeform von Heroin bei Personen, die 2009 eine<br />

längerfristige ambulante oder stationäre Betreuung begonnen haben,<br />

nach dem Alter .............................................................................................. 33<br />

Abbildung 5.5: Anzahl der am Stichtag 1. 2. 2008 in Substitutionsbehandlung<br />

.............................................. 36<br />

Abbildung 5.6: Ergebnisse der Begutachtungen durch die Bezirksverwaltungs-<br />

behörden 2009 in Prozent nach Bundesländern .......................................... 38<br />

Abbildung 5.7: Anzahl der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle 2004 bis 2009<br />

pro 100.000 Einwohner zwischen 15 und 64 Jahren nach<br />

Bundesländern ...............................................................................................41<br />

Abbildung 5.8: Anzahl der Anzeigen wegen Cannabis ........................................................ 42<br />

Abbildung 5.9: Anzahl der Anzeigen wegen Kokain ............................................................. 43<br />

Abbildung 5.10: Anzahl der Anzeigen wegen Opioiden ......................................................... 43<br />

Abbildung 5.11: Anzahl der Anzeigen wegen suchtgifthaltiger Medikamente ....................... 44<br />

Abbildung 5.12: Anzahl der Anzeigen wegen Ecstasy ........................................................... 44<br />

Abbildung 5.13: Anzahl der Anzeigen wegen Amphetaminen ............................................... 45<br />

Abbildung 5.14: Anzahl der Verurteilungen wegen Verstößen gegen das<br />

SMG 2001 bis 2009 ...................................................................................... 46<br />

Abbildung 5.15: Problematischer Alkoholkonsum nach Versorgungsregionen .......................47<br />

Abbildung 5.16: Spitalsaufenthalte mit alkoholrelevanten Entlassungsdiagnosen F10<br />

(Haupt- oder Nebendiagnose) 2006 bis 2009 .............................................. 48<br />

Abbildung 5.17: Prävalenz und Ausmaß des Zigarettenkonsums in den ATHIS-Befra-<br />

gungen 1999 und 2006 in Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahre .................51<br />

Abbildung 6.1: 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums unter allen Erwachsenen<br />

(im Alter von 15 bis 64 Jahren) und unter jungen Erwachsenen<br />

(im Alter von 15 bis 34 Jahren bzw. von 15 bis 24 Jahren) .......................... 56<br />

Abbildung 10.3:<br />

Maßnahmen .................................................................................................. 73<br />

7


8<br />

Einleitung<br />

Die <strong>Tiroler</strong> Landesregierung wurde aufgrund der Entschließung des <strong>Tiroler</strong> Landtages aufge-<br />

fordert, das Drogenkonzept 1993 zu evaluieren und fortschreiben zu lassen. Es soll dabei den<br />

dynamischen Entwicklungen im Suchtbereich und insbesondere dem geänderten Konsumver-<br />

halten der Betroffenen Rechnung getragen werden.<br />

Das bestehende Drogenkonzept wurde durch eine landesinterne Arbeits- und Projekt gruppe<br />

evaluiert und zwei Teilberichte dazu erarbeitet. In der Folge wurde im Auftrag der <strong>Tiroler</strong><br />

Landes regierung von der Gesundheit Österreich Forschungs- und Planungs GmbH (GÖ FP)<br />

eine Umfeldanalyse zur Suchtsituation in Tirol erarbeitet. Diese stellt die relevanten Rahmen-<br />

bedingungen sowie den aktuellen Stand der Suchthilfe in Tirol dar. In der Landesverwaltung<br />

wurde eine Arbeitsgruppe zur Begleitung dieses Projektes sowie der weiteren Gestaltung des<br />

<strong>Suchtkonzept</strong>es eingerichtet. Nach einer Angebotseinholung durch die Abteilung Soziales wur-<br />

de die GÖ FP mit Beschluss der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung vom 22. 3. 2011 beauftragt, das<br />

<strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> neu zu erstellen. Im Rahmen von mehreren Arbeitssitzungen wurden mit<br />

Vertreterinnen und Vertretern der GÖ FP die Inhalte des <strong>Suchtkonzept</strong>es diskutiert und Vor-<br />

schläge dazu unterbreitet.<br />

Das vorliegende <strong>Suchtkonzept</strong> gibt einen Überblick über die rechtlichen und strukturellen<br />

<br />

Rechtsgrundlagen. Weiters wurden neben den illegalen Substanzen die legalen Suchtmittel<br />

sowie die stoffungebundenen Abhängigkeiten in das Konzept aufgenommen. Des Weiteren<br />

wird anhand epidemiologischer Erhebungen die Suchtsituation in Tirol, in Gesamtösterreich so-<br />

wie in Europa dargestellt. Auf Grundlage aktueller Jahresberichte der europäischen Beobach-<br />

<br />

aus Österreich und Europa präsentiert.<br />

Weiters wird auf die Grundsätze der <strong>Tiroler</strong> Suchtpolitik, insbesondere auf die aus dem<br />

Public-Health-Ansatz abgeleiteten Empfehlungen für Tirol, eingegangen. Die Erstellung des<br />

<strong>Suchtkonzept</strong>es, speziell die vom Suchtbeirat erarbeiteten Maßnahmenempfehlungen zur Ver-<br />

besserung der Versorgung im Suchtbereich in Tirol, wurde von der Arbeits- und Steuerungs-<br />

gruppe des Amtes der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung in redaktioneller Abstimmung mit der GÖ FP<br />

vorgenommen.<br />

Ein besonderer Dank für die Mitarbeit am <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> gilt den Expertinnen und<br />

Experten der GÖ FP, des <strong>Tiroler</strong> Suchtbeirates und der Arbeits- und Projektgruppe im Amt der<br />

<strong>Tiroler</strong> Landesregierung.


1 Zielsetzungen der <strong>Tiroler</strong> Suchtpolitik<br />

Im Jahr 1993 wurde vom <strong>Tiroler</strong> Landtag das erste <strong>Tiroler</strong> Drogenkonzept mit der Zielsetzung<br />

<br />

zu führen. Der im Drogenkonzept des Landes Tirol integrierte Maßnahmenkatalog wurde in den<br />

folgenden Jahren sukzessive umgesetzt.<br />

-<br />

troffenen Zielgruppe zu optimieren und den suchtkranken Menschen in Tirol ein regional ausge-<br />

wogenes, bedarfsgerechtes Beratungs- und Betreuungsnetz mit der Wahlmöglichkeit zwischen<br />

ambulanten und stationären Maßnahmen zur Verfügung zu stellen.<br />

Im neuen <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> wird der Suchtbegriff weiter gefasst und schließt neben den<br />

illegalen auch verstärkt die legalen Suchtmittel sowie auch die stoffungebundenen Abhängig-<br />

keitserkrankungen bzw. Verhaltensstörungen mit ein. Neben individuellen Maßnahmen werden<br />

auch gesellschaftliche Zusammenhänge des Suchtverhaltens mit einbezogen. Ziel des Public-<br />

Health-Ansatzes ist es, für die Betroffenen eine gesundheitliche Verbesserung sowie eine er-<br />

höhte Lebensqualität zu erreichen. Ein sektorenübergreifender Zugang und eine entsprechende<br />

Bewusstseinsbildung bei allen Systempartnern sind wesentliche Grundvoraussetzungen.<br />

Ein wesentliches Ziel des <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong>es ist die Erstellung von Empfehlungen zur<br />

Optimierung der Versorgung im Suchtbereich. In Anlehnung an das Drogenkonzept 1993 wurde<br />

eine aktuelle, prioritäre Maßnahmenübersicht, welche sich in kurz-, mittel- und langfristige<br />

Maßnahmen untergliedert, erarbeitet. Die Prioritätendarstellung umfasst im Wesentlichen den<br />

Alkoholbereich, die Substitutionsbehandlung, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Jugend-<br />

drogenberatung, die Wohnstrukturen für suchtkranke Menschen, die Suchtprävention, gender-<br />

<br />

9


10<br />

2 Rechtliche und strukturelle Rahmenbedingungen<br />

Innerhalb der Europäischen Union (EU), auf nationaler Ebene sowie im Bereich der Gesetzge-<br />

bung der österreichischen Bundesländer kommen unterschiedliche rechtliche und strukturelle<br />

Rahmenbedingungen zur Anwendung, von denen Personen betroffen sind, die illegale oder<br />

legale Substanzen konsumieren. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang das <strong>Tiroler</strong><br />

Mindestsicherungsgesetz, das <strong>Tiroler</strong> Rehabilitationsgesetz, das <strong>Tiroler</strong> Jugendschutzgesetz,<br />

das österreichische Suchtmittelgesetz, die Suchtgiftverordnung, ausgewählte Rechtsmaterie<br />

im Bereich des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes (ASVG) sowie der EU-Drogen-<br />

aktionsplan.<br />

Im Folgenden werden die als Input zum <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> wesentlich erscheinenden In-<br />

halte der genannten Gesetzeswerke kurz beschrieben.<br />

2.1 <strong>Tiroler</strong> Mindestsicherungsgesetz<br />

Das <strong>Tiroler</strong> Mindestsicherungsgesetz (LGBl. Nr. 99/2010) ist am 1. 1. 2011 (in Teilen rückwir-<br />

kend ab 1. 9. 2010) in Kraft getreten und hat das bis dahin geltende <strong>Tiroler</strong> Grundsicherungs-<br />

gesetz abgelöst. Aufgabe der Mindestsicherung ist es, in Tirol aufhältigen österreichischen<br />

Staatsbürgerinnen und -bürgern sowie diesen gleichgestellten Personen, die sich in einer Not-<br />

-<br />

liche Hilfeleistung zukommen zu lassen, um ihnen damit die Führung eines menschenwürdigen<br />

Lebens zu ermöglichen.<br />

<br />

dann, wenn sie ihre existenziellen Grundbedürfnisse (den Lebensunterhalt im herkömmlichen<br />

<br />

bedürftigkeit, Mutterschaft etc.) nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Mitteln oder mit Hilfe<br />

Dritter abdecken kann. Da die Mindestsicherung also lediglich als „zweites Netz der sozialen<br />

Sicherung“ konzipiert ist, gelangt sie erst dann zur Anwendung, wenn der Person eigene Mittel<br />

bzw. Mittel, welche aufgrund anderer gesetzlicher Grundlagen lukriert werden können, nicht<br />

oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Primär werden dabei Leistungen für eine mate-<br />

rielle Existenzsicherung wie vor allem die Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhaltes und des<br />

Wohnbedarfes sowie die Krankenhilfe im hoheitlichen Verwaltungsbereich der Mindestsiche-<br />

rung gewährt.<br />

Daneben sieht das <strong>Tiroler</strong> Mindestsicherungsgesetz vor, dass das Land Tirol als Träger von<br />

Privatrechten spezielle Hilfen zur Abfederung besonderer sozialer Risiken gewährt, auf deren<br />

Gewährung hilfesuchende Personen allerdings keinen Rechtsanspruch haben. Der kosten-<br />

<br />

<br />

<br />

Hilfe leistung zur Überbrückung akut aufgetretener und außergewöhnlicher Notlagen durch den<br />

von der Landesregierung verwalteten Mindestsicherungsfonds bilden hierbei die größten Auf-<br />

gabenbereiche.


2.2 <strong>Tiroler</strong> Rehabilitationsgesetz<br />

Das <strong>Tiroler</strong> Rehabilitationsgesetz (LGBl. Nr. 58/1983 i. d. g. F.) ist die rechtliche Grundlage für<br />

die Förderungen von Menschen mit Behinderung. Ziel ist es, durch die Gewährung von zu-<br />

<br />

Fähigkeiten des Menschen mit Behinderung zu entfalten und zu erhalten und so den Menschen<br />

mit Behinderung in die Gesellschaft (wieder) einzugliedern.<br />

Als Menschen mit Behinderung im Sinne des Gesetzes gelten Personen, die wegen eines<br />

physischen oder psychischen Leidens oder Gebrechens in ihrer Fähigkeit dauernd wesentlich be-<br />

einträchtigt sind, ein selbständiges Leben in der Gesellschaft zu führen, insbesondere eine ange-<br />

messene Erziehung, Schulbildung oder Berufsausbildung zu erhalten oder eine ihnen auf Grund<br />

ihrer Schul- und Berufsausbildung zumutbare Beschäftigung zu erlangen oder zu behalten.<br />

Rehabilitationsmaßnahmen im Sinne des Gesetzes sind medizinische (darunter fallen vor-<br />

wiegend Therapien), pädagogische (das sind unter anderem Frühförderung sowie Maßnahmen<br />

<br />

Unterstützungen bei den geschützten Werkstätten) und schließlich soziale (hauptsächlich in<br />

Form von persönlicher Hilfe und Zuschüssen) Leistungen.<br />

Im Rahmen dieser gesetzlichen Vorgaben werden unter anderem auch Leistungen für Men-<br />

schen mit Suchterkrankungen gewährt. Die Leistungen werden dabei nicht vom Land selbst<br />

erbracht, sondern von Systempartnern, mit denen Tarifvereinbarungen bestehen.<br />

2.3 <strong>Tiroler</strong> Jugendschutzgesetz<br />

Die Handhabung bezüglich des Substanzkonsums bei Kindern und Jugendlichen ist in Öster-<br />

-<br />

schutzgesetzen geregelt. Der Erwerb und Konsum von Tabak und alkoholischen Getränken ist in<br />

allen Bundesländern bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres verboten (vgl. www.api.or.at/akis).<br />

Nach dem <strong>Tiroler</strong> Jugendschutzgesetz von 1994 ist der Erwerb bzw. Konsum von Alkohol<br />

und Tabak Jugendlichen unter 16 Jahren nicht gestattet (LGBl. Nr. 4/1994). Bei Nichteinhaltung<br />

der gesetzlichen Bestimmungen kann eine Geldstrafe verhängt werden, die Bezirksverwal-<br />

tungsbehörde kann aber von dieser Form der Bestrafung absehen, wenn sich der Jugendliche<br />

-<br />

gespräch teilzunehmen.<br />

Weiters sieht das Gesetz im Abschnitt über die Förderung der Jugend die Errichtung eines<br />

Jugendberatungsdienstes in jedem politischen Bezirk mit fachlich ausgebildeten und geeig-<br />

neten Personen vor. Das Land Tirol hat für die Errichtung dieses Dienstes zu sorgen oder hat<br />

diese Aufgabe einer entsprechenden Einrichtung zu übertragen. Zusätzlich kann das Land Tirol<br />

Förderungen u. a. für Jugendzentren oder für die Ausbildung von Personen der Jugendarbeit<br />

gewähren.<br />

11


12<br />

2.4 Suchtmittelgesetz<br />

Der Konsum von und der Handel mit illegalen Substanzen ist über das Suchtmittelgesetz (SMG)<br />

geregelt (Fabrizy 2009). Durch die am 1. 1. 2008 in Kraft getretene SMG-Novelle 2007 wurden<br />

die Straftatbestände und Strafdrohungen an den EU-Rahmenbeschluss angepasst, wobei sich<br />

das Gesetz nicht nur auf Suchtgifte, sondern auch auf psychotrope Stoffe und Drogenaus-<br />

gangsstoffe bezieht.<br />

Im Folgenden werden exemplarisch einige Paragraphen des SMG genauer beschrieben.<br />

In § 11 SMG ist die Durchführung gesundheitsbezogener Maßnahmen bei Suchtgiftmissbrauch<br />

<br />

<br />

(einer) solchen Maßnahme(n) unterziehen.<br />

<br />

Substanzmissbrauchs auffällig geworden sind, gezielte Hilfe anzubieten. In diesem Fall hat die<br />

Schulleitung die/den Jugendliche(n) einer schulärztlichen bzw. schulpsychologischen Untersu-<br />

chung zuzuführen. Je nach Ausgang der Untersuchung ist gegebenenfalls eine gesundheitsbe-<br />

zogene Maßnahme gemäß § 11 Abs. 2 notwendig. Werden die angeordneten Untersuchungen<br />

<br />

gegenüber den Behörden.<br />

Durch § 15 SMG sind die erforderlichen Eigenschaften von Einrichtungen und Vereinigun-<br />

gen mit Betreuungsangebot für Personen im Hinblick auf Suchtgiftmissbrauch geregelt.<br />

Die §§ 27, 28, 28a und 28b behandeln die gerichtlichen Strafbestimmungen, die im Zusam-<br />

menhang mit Suchtgiften gelten. Dabei wird in § 27 der unerlaubte Umgang mit kleinen Mengen<br />

von Suchtgiften behandelt, während sich die §§ 28 und 28a SMG mit (Vorbereitung von) Sucht-<br />

<br />

die selbst an ein Suchtmittel gewöhnt sind (= „Abhängige“), gilt, außer in den schwersten Fällen,<br />

ein geringeres Strafausmaß.<br />

Weiters beinhaltet die SMG-Novelle 2007 analoge Anpassungen der Strafbestimmungen für<br />

psychotrope 1 Stoffe sowie Erweiterungen bei den Drogenausgangsstoffen.<br />

Der Stellenwert von Maßnahmen der Diversion (Alternativen zur Strafverfolgung und Modell<br />

„Therapie statt Strafe“) wurde durch einen weiteren Ausbau bzw. eine noch bessere Veran-<br />

kerung (zwingende statt fakultative Regelungen) weiter gestärkt.<br />

Die §§ 35 bis 37 regeln weiterhin die Möglichkeit eines Rücktritts von der Verfolgung durch<br />

die Staatsanwaltschaft bzw. einer Einstellung des Verfahrens durch das Gericht. Die Möglich-<br />

keit von der Einholung einer Stellungnahme der Bezirksverwaltungsbehörde als Gesundheits-<br />

behörde über die Notwendigkeit gesundheitsbezogener Maßnahmen durch die Staatsanwalt-<br />

schaft abzusehen, bezieht sich nunmehr neben Tatbegehungen in Bezug auf Cannabis auch<br />

auf solche betreffend psychotrope Stoffe und Pilze, wenn die Tat für den eigenen persönlichen<br />

Gebrauch oder für den persönlichen Gebrauch eines anderen begangen worden ist (§ 35 Abs.<br />

4 SMG).<br />

Der in § 39 geregelte Aufschub des Strafvollzugs für suchtgiftabhängige Verurteilte zwecks<br />

Ermöglichung von (einer) gesundheitsbezogenen Maßnahme(n) ist bei Freiheitsstrafen bis zu<br />

drei Jahren zwingend vorgesehen – sowohl bei SMG-Delikten als auch bei Beschaffungskrimi-<br />

1 Psychotrope Stoffe oder Substanzen sind Stoffe oder Substanzen, die auf die Psyche einwirken.


nalität. Ausgenommen vom Aufschub sind Verurteilungen zu einer 18 Monate übersteigenden<br />

Freiheitsstrafe wegen Beschaffungsdelikten, wenn dies aufgrund der Gefährlichkeit der Täterin<br />

bzw. des Täters geboten erscheint (insbesondere bei Gewaltdelikten). Entgegen der bisherigen<br />

Regelung ist vor der Zustimmung der/des Verurteilten zu einer stationären Maßnahme vom<br />

Gericht nicht mehr zwingend ein Sachverständigengutachten einzuholen.<br />

Im Jahr 2009 wurden hinsichtlich der so genannten „Research Chemicals“ 2 gesetzliche<br />

Änderungen vorgenommen, wobei das Inverkehrbringen, der Import und das Verbringen von<br />

Räuchermischungen, die cannabinomimetisch 3 wirksame Stoffe enthalten, vom Bundesminis-<br />

ter für Gesundheit durch eine auf dem Arzneimittelgesetz basierende Verordnung verboten<br />

wurden. Damit soll eine Kriminalisierung der Konsumierenden verhindert und gleichzeitig der<br />

Handel mit den Substanzen unterbunden werden (BGBl II 2009/58 vom 3.3.2009). Diese Ver-<br />

ordnung wurde im Herbst 2010 durch die Verordnung BGBl II 2010/341 vom 29.10.2010 auf<br />

weitere Subs tanzen ausgeweitet. Im Mai 2011 wurden schließlich auf Basis eines generischen<br />

Ansatzes ganze Substanzgruppen per Verordnung erfasst (BGBl II 2011/158 vom 13. 5. 2011),<br />

<br />

wurde. Wird gegen das Verbot verstoßen, so ist mit Verwaltungsstrafen von bis zu 25.000 Euro,<br />

im Wiederholungsfall von bis zu 50.000 Euro zu rechnen (GÖG/ÖBIG 2011).<br />

2.5 Substitutionsbehandlung als Teil der Suchtgiftverordnung<br />

Im Jahr 1987 wurde in Tirol ein Drogenersatzprogramm eingerichtet. Damit war Tirol das erste<br />

österreichische Bundesland mit einem derartigen Angebot. Rechtlich geregelt ist die Substitu-<br />

tionsbehandlung im Rahmen der Suchtgiftverordnung, wobei sich die Rahmenbedingungen der<br />

Substitutionsbehandlung durch die 2007 in Kraft getretenen Verordnungen vor kurzem erneut<br />

geändert haben (BGBl. II Nr. 374/1997).<br />

Das Gesetz gibt Auskunft darüber, welche Mittel für die Substitutionsbehandlung zu ver-<br />

wenden sind und, dass beim Einsatz dieser Mittel auf das Alter der zu behandelnden Person<br />

Rücksicht zu nehmen und gegebenenfalls die Meinung einer (weiteren) Fachärztin bzw. eines<br />

(weiteren) Facharztes einzuholen ist; auch der Abgabemodus wird festgelegt. Weiters wird fest-<br />

geschrieben, dass die Behandlung der Kontrolle der Amtsärztin bzw. Amtsarztes der unterliegt,<br />

-<br />

dung einer geeigneten Behandlungsalternative zu unterstützen.<br />

Unter § 23i ist im Gesetz vermerkt, dass die Landeshauptleute für die Einrichtung einer<br />

Sachverständigenkommission zur regionalen Koordination der Substitutionsbehandlung Sorge<br />

zu tragen haben. Mitglieder dieser Kommission sind unter anderem die/der Drogen- oder Sucht-<br />

koordinator/in des Landes, Vertreterinnen und Vertreter der Ärztekammer etc.<br />

Auf Bundesebene (BMG) wurde ein Ausschuss für Qualität und Sicherheit in der Substitu-<br />

tionsbehandlung eingerichtet (§ 23k-Ausschuss), der sich mit Fragen und Problemstellungen<br />

dieser Form der Behandlung auseinandersetzen soll; ihm gehören Vertreterinnen und Vertreter<br />

der Ämter der Landesregierungen, der Drogen- oder Suchtkoordinationen, der Ärztekammer,<br />

des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungen etc. an (vgl. Kap. 3).<br />

Mit dem Inkrafttreten der Novelle von 2007 wurde in Tirol eine eigene Honorarbasis – ähnlich<br />

der in Wien existierenden Leistungshonorierung – eingeführt, mit der die Drogenersatztherapie<br />

abgerechnet werden kann.<br />

2 Damit werden neue synthetische, psychoaktiv wirksame Substanzen bezeichnet, die in „Head Shops“ (kleine Läden, die<br />

Zubehör für die Cannabis-Szene und szenetypische Produkte anbieten) oder über das Internet, teilweise auch auf der<br />

Straße, verkauft werden.<br />

3 Cannabinomimetische Stoffe oder Substanzen haben eine ähnliche Wirkung wie Cannabis.<br />

13


14<br />

Im Dezember 2009 wurden die rechtlichen Grundlagen der Substitutionsbehandlung novel-<br />

liert (BGBl II 2009/485 vom 23.12.2009). Die darin festgehaltenen Änderungen hinsichtlich der<br />

Mitgaberegelung sowie der Einholung einer zweiten Meinung bei der Indikationsstellung bzw.<br />

diagnostischen Abklärung zielen auf die Ausgewogenheit zwischen Sicherheits- und therapeu-<br />

tischen Aspekten. Dabei wird in § 23a der Suchtgiftverordnung u. a. festgehalten, dass bei<br />

Personen unter dem 18. Lebensjahr möglichst das neue Sonderfach „Kinder- und Jugendneuro-<br />

psychiatrie“ zum Einsatz kommen soll. Im Verlauf der Indikationsstellung kann somit alternativ<br />

zur zweiten Meinung einer Fachärztin / eines Facharztes auf dem Gebiet der Psychiatrie auch<br />

die einer/eines auf dem Gebiet der Kinder- und Jugend(neuro)psychiatrie eingeholt werden<br />

(GÖG/ÖBIG 2010c).<br />

Neu ist des Weiteren, dass in Fragen der Substitutionsbehandlung nun sowohl der Aus-<br />

schuss für Qualität und Sicherheit als auch das Bundesdrogenforum befasst werden kann und<br />

dass die Sucht- und Drogenkoordinatorinnen bzw. -koordinatoren und die Ämter der Landes-<br />

regierung aller Bundesländer im Ausschuss für Qualität und Sicherheit vertreten sind, was eine<br />

verbesserte Berücksichtigung der regional unterschiedlichen Organisationsstrukturen der Sub-<br />

stitutionsbehandlung ermöglicht (vgl. Kap. 3; GÖG/ÖBIG 2010c).<br />

2.6 Allgemeines Sozialversicherungsgesetz<br />

Das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG) aus dem Jahr 1955 betrifft Leistungen der<br />

Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung und regelt damit die Sozialversicherung von im<br />

Inland beschäftigten Personen und diesen gleichgestellten Personen sowie von Pensionis-<br />

tinnen und Pensionisten (BGBl. Nr. 189/1955).<br />

Im Folgenden werden auszugsweise Gesetzesteile wiedergegeben, die im Zusammenhang<br />

mit Sucht und deren Behandlung zum Tragen kommen können.<br />

Die Krankenversicherung trifft unter anderem Vorsorge für medizinische Maßnahmen der<br />

Rehabilitation, der Gesundheitsförderung und der Krankheitsverhütung (§ 116 ASVG). Leistun-<br />

<br />

<br />

Im Falle einer Krankenbehandlung – ärztliche Hilfe, Heilmittel, Heilbehelfe – wird diese wäh-<br />

rend der Versicherung für die Dauer der Krankheit ohne zeitliche Begrenzung gewährt (§ 134<br />

[1] ASVG).<br />

-<br />

gemeinen Gebührenklasse von Krankenanstalten geregelt, die über den Landesgesundheits-<br />

<br />

<br />

der Versicherungsträger zu den Krankenanstalten, die über den Landesgesundheitsfonds<br />

<br />

Weiters gewähren die Krankenversicherungsträger nach § 154a ASVG unter anderem im<br />

Anschluss an die Krankenbehandlung die Unterbringung in Krankenanstalten, die vorwiegend<br />

der Rehabilitation dienen. Ebenfalls mit Rehabilitation beschäftigt sich § 200 (1) ASVG, wo<br />

festgelegt wird, dass der Unfallversicherungsträger die Durchführung von Maßnahmen der<br />

<br />

die Kosten zu ersetzen sind.


Träger der Sozialhilfe zur Unterstützung Hilfsbedürftiger nicht berührt. Werden solche Personen<br />

allerdings vom Träger der Sozialhilfe oder einer Dienststelle des Bundes unterstützt, sind diese<br />

Leistungen vom Versicherungsträger bis zu den im Rahmen des Gesetzes festgelegten Höhen<br />

zu ersetzen. Das betrifft etwa Personen, die z. B. auf Kosten eines Trägers der Sozialhilfe oder<br />

der Jugendwohlfahrt in einem Altersheim, Fürsorgeerziehungsheim, in einer Trinkerheilstätte<br />

oder ähnlichen Einrichtungen untergebracht werden.<br />

Nach § 89 ASVG ruhen Leistungsansprüche aus der Kranken-, Unfall- und Pensionsver-<br />

sicherung, solange die/der Anspruchsberechtigte eine Freiheitsstrafe verbüßt oder in einer An-<br />

stalt angehalten wird. Dauert die Freiheitsstrafe oder die Anhaltung weniger als einen Monat,<br />

tritt das Ruhen von Renten- bzw. Pensionsansprüchen nicht ein. Ebenso ruhen Leistungsan-<br />

sprüche aus der Krankenversicherung während der Dauer des Präsenzdienstes.<br />

2.7 EU-Drogenaktionsplan 2009 bis <strong>2012</strong><br />

In der EU ist die Drogenpolitik vorwiegend Sache der Mitgliedstaaten, die auch in erster Linie<br />

für die entsprechenden Rechtsvorschriften zuständig sind. In den Verträgen wird indessen aus-<br />

drücklich bekräftigt, dass die Drogenproblematik auf EU-Ebene behandelt werden sollte und<br />

zwar insbesondere in den Bereichen Justiz und Inneres sowie Gesundheitswesen.<br />

Der vorgeschlagene Aktionsplan schließt in diesem zur Umsetzung der EU-Drogenstrategie<br />

2005 – <strong>2012</strong> an, die der Rat 2004 akzeptiert hat. Ziel dieser Drogenstrategie ist es, das Wohl<br />

der Gesellschaft und des Einzelnen zu wahren und zu verbessern, die Volksgesundheit zu<br />

schützen, der Öffentlichkeit ein hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten und das Drogen-<br />

problem mit einem ausgewogenen integrierten Konzept anzugehen.<br />

Im September 2008 hat die Europäische Kommission einen EU-Drogenaktionsplan für 2009<br />

bis Ende <strong>2012</strong> angenommen, der Vorschläge für weitreichende Maßnahmen zur Stärkung der<br />

europäischen Zusammenarbeit enthält, um die Folgen des Drogenkonsums einzudämmen und<br />

die Zahl der Drogendelikte zu senken (der EU-Drogenaktionsplan, der ab 2013 gelten soll,<br />

<br />

Drogennachfrage“ und „Verringerung des Drogenangebots“, die durch die Querschnittsthemen<br />

Koordination, internationale Zusammenarbeit sowie Information, Forschung und Evaluierung<br />

ergänzt werden.<br />

Für jeden dieser Bereiche wurden Prioritäten festgelegt, die durch Aktionen mit folgenden<br />

Zielsetzungen umgesetzt werden sollen:<br />

Verringerung der Drogennachfrage und Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />

Hierzu gehören Maßnahmen zur Verbesserung der Wirksamkeit von Prävention, Behandlung<br />

und Schadensminderung. Besondere Aufmerksamkeit soll gefährdeten Gruppen und der Prä-<br />

vention von Mischkonsum geschenkt werden.<br />

Mobilisierung der Unionsbürgerinnen und Unionsbürger zur Übernahme einer aktiven Rolle<br />

Die Kommission schlägt eine Konsultation der Mitgliedstaaten und der europäischen Zivilge-<br />

sellschaft im Hinblick auf die Annahme einer Allianz der Unionsbürgerinnen und Unionsbürger<br />

<br />

15


16<br />

umfassen, an denen sich die Bürgerinnen und Bürger orientieren könnten, wenn sie in ihrer un-<br />

<br />

der Unionsbürgerinnen und Unionsbürger gegen Drogen hätte zum Ziel, in der Bevölkerung ein<br />

größeres Bewusstsein für die Risiken des Drogenkonsums zu schaffen und bewährte Verfah-<br />

ren in diesem Bereich zu unterstützen.<br />

Verringerung des Drogenangebotes<br />

Es sollen Initiativen gesetzt werden, um die Strafverfolgung in der EU zwecks Bekämpfung<br />

der Drogenherstellung und des Drogenhandels zu intensivieren und zwar durch volle Nutzung<br />

der Kapazitäten von Europol und anderen EU-Strukturen auf der Grundlage eines erkennt-<br />

nisgestützten Konzeptes. Über regionale Sicherheitsplattformen sollen verstärkt koordinierte<br />

Aktionen unterstützt werden.<br />

Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit<br />

Durch besser koordinierte Maßnahmen der Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft würde die<br />

EU als weltweit größter Geber im Bereich der globalen Drogenbekämpfung bei der Suche nach<br />

nachhaltigeren Lösungen für die Problematik des Drogenanbaus wesentlich mehr Wirkung<br />

erzielen.<br />

Besseres Verständnis des Drogenproblems<br />

Das Wissen über alle Aspekte des Drogenproblems ist durch stärkere Koordinierung von For-<br />

schungsanstrengungen und Daten – einschließlich Daten über Drogendelikte und das Funktio-<br />

nieren des illegalen Drogenmarkts – zu verbessern.<br />

3 Relevante Gremien im Suchtbereich<br />

3.1 Gremien auf Bundesebene<br />

Drogenpolitisch relevante Gremien auf Bundesebene sind die Bundesdrogenkoordination und<br />

das als Koordinationsgremium mit den Ländern dienende Bundesdrogenforum. Den Bundes-<br />

ländern kommt aufgrund der föderalistischen Struktur des Gesundheits- und Sozialbereichs<br />

bezüglich der Gestaltung und Umsetzung drogenpolitischer Maßnahmen große Bedeutung zu<br />

(GÖG/ÖBIG 2011).<br />

Die Bundesdrogenkoordination ist im Bundesministerium für Gesundheit angesiedelt und<br />

ist verantwortlich für die operationale und strategische Koordination drogenbezogener Angele-<br />

genheiten. Weitere Aufgabenbereiche betreffen die Vorbereitung ministerieller Entscheidungen<br />

und die Vertretung Österreichs auf internationaler Ebene in Zusammenhang mit den genannten<br />

Tätigkeitsfeldern. Sie besteht aus drei ständigen Mitgliedern und zwar jeweils einer Vertreterin<br />

bzw. einem Vertreter der Bundesministerien für Gesundheit, für Inneres und für Justiz. Vertre-<br />

terinnen und Vertreter anderer Ministerien werden bei Bedarf beigezogen. Den Vorsitz in der<br />

Bundesdrogenkoordination hat derzeit die Vertreterin des Bundesministeriums für Gesundheit,<br />

die auch nationale Drogenkoordinatorin ist (SQ32 2011).


Bundesdrogenforums statt und sorgen für die kontinu-<br />

ierliche Abstimmung auf Bundes- und Landesebene im Zusammenhang mit illegalen Drogen.<br />

Im Bundesdrogenforum vertreten sind die Bundesministerien, die Drogen- und Suchtkoordina-<br />

tionen der Bundesländer, der nationale Knotenpunkt der Europäischen Beobachtungsstelle für<br />

Drogen- und Drogensucht, der Städte- und der Gemeindebund sowie vom Gesundheitsministe-<br />

rium nominierten Expertinnen und Experten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

(SQ32 2011).<br />

Im Jahr 2007 wurde vom BMG der Beirat für das Informations- und Frühwarnsystem über<br />

besondere Gesundheitsgefahren im Zusammenhang mit dem Substanzkonsum eingerichtet. Er<br />

dient zur Einschätzung und Bewertung des Risikopotenzials neu auftretender illegaler Substan-<br />

zen, zur Beratung über etwaige Präventionsmaßnahmen und gibt Empfehlungen zum jeweiligen<br />

Handlungsbedarf. Der Beirat besteht u. a. aus Vertreterinnen und Vertretern der Drogen- und<br />

Suchtkoordinationen der Bundesländer, des BMG, des BMI, der GÖG/ÖBIG, der Medizin, der<br />

Vergiftungsinformationszentrale, der Prävention, betreuender Einrichtungen, der Österreichi-<br />

schen Apothekerkammer und der Wissenschaft und tritt routinemäßig einmal pro Jahr zusam-<br />

men. Eine Befassung und Einberufung des Beirats kann jederzeit auf Ad-hoc-Basis erfolgen.<br />

Der als Qualitätssicherungsmaßnahme eingerichtete Ausschuss für Qualität und Sicher-<br />

heit in der Substitutionsbehandlung („§ 23k-Ausschuss“) gemäß § 23k der Suchtgiftverord-<br />

nung ist ein beratendes Gremium in Fragen der Substitutionsbehandlung und dient der dies-<br />

bezüglichen Koordination zwischen dem BMG und allen Bundesländern. In den Ausschuss<br />

eingebunden sind auch die relevanten, mit der praktischen Behandlung bzw. Betreuung von<br />

Substitutionspatienten befassten Berufsgruppen bzw. Einrichtungen sowie der Sozialver-<br />

sicherung. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher struktureller und organisatorischer Rahmen-<br />

bedingungen der Substitutionsbehandlung in den Bundesländern und damit einhergehender<br />

unterschiedlicher Frage- und Problemstellungen stellt er eine fortlaufende Kommunikation<br />

<br />

und Vollzugspraxis). Damit schafft er die notwendige Voraussetzung zur gezielten Koordination<br />

und Wahrnehmung der dem BMG obliegenden Verantwortung in diesbezüglichen Koordina-<br />

tions- und Steuerungsfragen (Bayer, p. M.). Zusätzlich soll durch diese Zusammenarbeit u. a.<br />

eine verbesserte Berücksichtigung der regional unterschiedlichen Organisationsstrukturen der<br />

Substitutionsbehandlung ermöglicht werden.<br />

Der Oberste Sanitätsrat ist ein beratendes Gremium, das im BMG angesiedelt ist. Ihm<br />

<br />

<br />

jeweils drei Jahre bestellt werden. Dem Obersten Sanitätsrat obliegt insbesondere die Bewer-<br />

tung medizinischer Fragestellungen dahingehend, inwieweit sie dem „Stand der medizinischen<br />

Wissenschaft“ entsprechen. Im Rahmen dieser Aufgabe kann der Oberste Sanitätsrat auch für<br />

drogenbezogene Themenstellungen wie z. B. Substitutionsbehandlung herangezogen werden.<br />

Die Entscheidungen haben jedoch nur Vorschlagscharakter und sind somit für das Bun-<br />

desministerium nicht bindend. Der Oberste Sanitätsrat hält zwei- bis dreimal jährlich eine<br />

Vollversammlung ab. Er teilt sich in Unterkommissionen, die die Themen „Impfen“, „Aids“,<br />

„Mutter-Kind-Pass“ und „Zahnmedizin und -prophylaxe“ behandeln. Die neu gegründete<br />

Public-Health-Kommission befasst sich speziell mit Gesundheit am Arbeitsplatz und „Zivilisa-<br />

tionskrankheiten“.<br />

17


18<br />

Die Aktivitäten des ebenfalls im BMG eingerichteten Alkoholforums ruhen seit 2009. Von<br />

den im Rahmen des Gremiums ausgearbeiteten Empfehlungen wurden einige umgesetzt, der<br />

Großteil wurde jedoch aufgrund seiner Budgetimplikationen nicht verwirklicht.<br />

Im Tabakbereich bestehen keine Gremien auf Bundesebene. Konzepte und Entwürfe liegen<br />

vor, wurden jedoch bis jetzt nicht in die Praxis umgesetzt.<br />

3.2 Gremien auf Landesebene<br />

<strong>Tiroler</strong> Suchtbeirat<br />

Zur fachlichen Beratung der für Suchtangelegenheiten zuständigen Regierungsmitglieder ist<br />

beim Amt der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung ein Suchtbeirat eingerichtet. Diesem gehören Vertre-<br />

terinnen und Vertreter der ambulanten und stationären Suchteinrichtungen, der Suchtprä-<br />

vention, des öffentlichen Gesundheitswesens, des Sicherheitswesens sowie Vertreterinnen<br />

und Vertreter der für Suchtangelegenheiten zuständigen Abteilungen des Amtes der <strong>Tiroler</strong><br />

Landesregierung u. a. an. Die Mitglieder werden von der Landesregierung auf die Dauer von<br />

drei Jahren bestellt.<br />

In der Praxis werden im Beirat u. a. Anfragen zur Versorgungsstruktur suchtkranker Personen<br />

diskutiert sowie den zuständigen Regierungsmitgliedern bei Bedarf Vorschläge unterbreitet.<br />

Die Beschlüsse des Beirates haben Empfehlungscharakter.<br />

Suchtkoordinationsstelle des Landes Tirol<br />

Die Suchtkoordination ist zuständig für die Vernetzung und Koordination der ambulanten und<br />

stationären Suchteinrichtungen in Tirol unter Einbindung der Prävention. Ziel ist es, dass die Be-<br />

troffenen die adäquaten Beratungs- und Therapiemöglichkeiten in Anspruch nehmen können.<br />

Der Aufgabenbereich umfasst:<br />

<br />

unter Einbeziehung der Prävention<br />

<br />

Rehabilitationsverfahren


4 Abhängigkeitserkrankungen –<br />

<br />

In den derzeit maßgeblichen Diagnostiksystemen (ICD-10 4 und DSM-IV 5 ) werden stoffgebun-<br />

dene und nicht stoffgebundene Verhaltensstörungen dadurch voneinander abgegrenzt, dass<br />

bei ersteren Missbrauch und Abhängigkeit im Vordergrund stehen, während bei zweiteren<br />

von Störungen der Impulskontrolle ausgegangen wird (Uchtenhagen 2011). Der Aufbau des<br />

Kapitels schließt sich dieser Einteilung an; auf eine Unterteilung in Abhängigkeiten von legalen<br />

bzw. illegalen Substanzen wird dementsprechend verzichtet.<br />

4.1 Stoffgebundene Abhängigkeiten<br />

<br />

in der wissenschaftlichen Fachwelt und auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

durch den Begriff Abhängigkeit-<br />

<br />

der WHO (ICD-10) wieder.<br />

Abhängigkeit 6 <br />

bestimmte Substanzen oder Verhaltensweisen“, wobei sich die Spannbreite von einfachen<br />

Gewohnheiten bis hin zur Abhängigkeit mit erheblichem Zerstörungspotenzial erstreckt. Als<br />

„verschiedene Formen“ werden die körperliche (physische) und die seelische (psychische)<br />

Abhängigkeit unterschieden.<br />

Körperliche Abhängigkeit 7 zeigt sich in der Entwicklung einer Toleranz gegenüber der<br />

Substanz (Dosissteigerung notwendig) und im Auftreten körperlicher Entzugserscheinungen.<br />

Bei der psychischen Abhängigkeit stehen andere Merkmale im Vordergrund. Dabei han-<br />

delt es sich z. B. um das heftige und gelegentlich unbezwingbare Verlangen, eine Substanz<br />

<br />

<br />

<br />

unten).<br />

Physische und psychische Abhängigkeiten werden auch oft unter dem Begriff Abhän-<br />

gigkeitssyndrom 8 zusammengefasst. Das Abhängigkeitssyndrom ist eines der klinischen<br />

Erscheinungsbilder bei Störungen durch bestimmte Substanzen, wie sie die diagnostischen<br />

Leitlinien des ICD-10 benennen.<br />

Eine psychotrope oder psychoaktive Substanz 9 ist ein die Psyche des Menschen beein-<br />

<br />

Bewusstseins eines Menschen zur Folge hat, wird als psychotrop oder psychoaktiv bezeichnet.<br />

-<br />

genehme Stimmungsänderung positiv erlebt werden, den Bewusstseinszustand aber auch<br />

weitreichend bis hin zum Krampfanfall oder Koma beeinträchtigen. Gesundheitliche Folgestö-<br />

<br />

Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen zusammengefasst.<br />

4 <br />

5 Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (Diagnostisches und Statistisches Handbuch psychischer Störungen)<br />

6 http://www.medizinfo.de/sucht/sucht/start.shtml (5. 10. 2011)<br />

7 Ebenda.<br />

8 Ebenda.<br />

19


20<br />

-<br />

sches 10 -<br />

stellige allgemeine Systematik (z. B. F10: Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol),<br />

eine vierstellige ausführliche Systematik (z. B. F10.1: Schädlicher Gebrauch von Alkohol) und<br />

gelegentlich fünfstellige Verfeinerungen (z. B. F10.25: Alkoholabhängigkeit). Für die Codierung<br />

der Diagnosen in österreichischen Krankenanstalten und verwandten Einrichtungen (z. B. zur<br />

Rehabilitation) wird allerdings nur die vierstellige Systematik angewendet.<br />

Sucht- und substanzbezogene Erkrankungen werden mit den in Kapitel V des ICD-10-<br />

<br />

psychotrope Substanzen (F10 bis F19) codiert (WHO 2011). Eine Vielzahl von Störungen un-<br />

terschiedlichen Schweregrades und mit unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbildern kann<br />

so mithilfe von ICD-10 beschrieben werden. Krankheiten bzw. Störungen, die nicht mit F10 bis<br />

F19 zu codieren sind, werden explizit erwähnt. So ist etwa der Missbrauch von nicht abhängig-<br />

keitserzeugenden Substanzen mit F55 zu codieren.<br />

In der nachfolgenden Tabelle 4.1 wird dargestellt, wie psychische und Verhaltensstörungen<br />

im Zusammenhang mit dem Konsum der jeweils genannten Substanz im Rahmen von ICD-10<br />

grob (= dreistellig) codiert werden können. Dabei zeigt sich, dass – wie bereits erwähnt – primär<br />

nicht zwischen legalen (z. B. Alkohol) und illegalen (z. B. Kokain) Substanzen unterschieden<br />

wird. Damit kann bei Substanzen, die sowohl legalen als auch illegalen Ursprung haben können<br />

(z. B. Sedativa 11 ), eine entsprechende Differenzierung nicht getroffen werden.<br />

Tabelle 4.1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen und ihre<br />

jeweilige dreistellige Codierung nach ICD-10<br />

Codierte Störung<br />

Dreistelliger<br />

Diagnoseschlüssel<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol F10<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch Opioide F11<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide F12<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika F13<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch Kokain F14<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch andere Stimulanzien, einschließlich Koffein F15<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene F16<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak F17<br />

F18<br />

Psychische und Verhaltensstörungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum<br />

anderer psychotroper Substanzen<br />

Quelle: WHO 2011; Zusammenstellung: GÖG/ÖBIG; GÖG/ÖBIG – eigene Darstellung<br />

10 <br />

11 Unter Sedativa versteht man Beruhigungsmittel.<br />

F19


Die in Tabelle 4.1 grob festgehaltenen Krankheitsbilder, die im Zusammenhang mit dem Kon-<br />

sum von legalen und illegalen Substanzen auftreten können, werden im Rahmen von ICD-10<br />

durch Hinzufügen einer vierten Stelle verfeinert codiert und damit näher beschrieben werden.<br />

So liegt z. B. ein Abhängigkeitssyndrom (F1x.2) vor, wenn von den folgenden acht Kriterien<br />

innerhalb eines Jahres mindestens drei auftreten (Uchtenhagen 2011):<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Tabelle 4.2: Möglichkeit der verfeinerten Beschreibung von dreistellig codierten Störungen der<br />

Kategorien F10 bis F19 nach ICD-10<br />

Verfeinerte Beschreibung der dreistellig codierten Störungen aus Tabelle 2.1<br />

Akute Intoxikation (akuter Rausch)<br />

Das Zustandsbild kann bei Aufnahme einer psychotropen Substanz mit Störungen der Bewusstseinslage,<br />

der Wahrnehmung etc. auftreten und steht in einem direkten Zusammenhang<br />

mit den akuten pharmakologischen Wirkungen der Substanzen. Komplikationen können z. B.<br />

als Trauma, Aspiration von Erbrochenem oder Krampfanfällen auftreten. In diese Kategorie fallen<br />

z. B. pathologischer Rausch oder Horrortrip (Angstreise) bei halluzinogenen Substanzen.<br />

Intoxikationen im Sinnen einer Vergiftung sind innerhalb der Kategorien T36 bis T50 zu codieren.<br />

Schädlicher Gebrauch<br />

Die Gesundheitsschädigung kann beim Konsum psychotroper Substanzen als körperliche<br />

oder psychische Störung eintreten.<br />

In diese Kategorie fällt z. B. der Missbrauch psychotroper Substanzen.<br />

Abhängigkeitssyndrom<br />

Hier wird eine Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen nach wiederholtem<br />

Substanzgebrauch beschrieben, wobei der Wunsch, die Substanz einzunehmen,<br />

sehr hoch ist. Eine Toleranzerhöhung entwickelt sich und manchmal auch ein körperliches<br />

Entzugssyndrom.<br />

Das Abhängigkeitssyndrom wird z. B. bei chronischem Alkoholismus oder nicht näher bezeichneter<br />

Drogensucht codiert.<br />

Entzugssyndrom<br />

Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Symptomen unterschiedlicher Zusammensetzung<br />

und Schwere, die nach dem Entzug einer psychotropen Substanz, die anhaltend konsumiert<br />

worden ist, auftritt. Beginn und Verlauf des Entzugssyndroms sind zeitlich begrenzt und von<br />

der Substanz und der konsumierten Dosis abhängig.<br />

Entzugssyndrom mit Delir<br />

Das oben genannte Entzugssyndrom (.3) wird durch ein Delir kompliziert, das als F05 codiert<br />

wird, sofern es nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen hervorgerufen wird.<br />

Psychotische Störung<br />

Das Zustandsbild beschreibt eine Gruppe psychotischer Phänomene, die nicht durch eine<br />

akute Intoxikation und nicht als Teil eines Entzugssyndroms erklärt werden können. Die Störung<br />

ist z. B. durch Halluzinationen, psychomotorische Störungen oder intensive Angst sowie<br />

Ekstase gekennzeichnet.<br />

Die psychotische Störung wird z. B. bei alkoholischer Paranoia oder Alkoholhalluzinose codiert.<br />

Bei einem durch Alkohol oder andere psychoaktiven Substanzen bedingten Restzustand und<br />

einer verzögert auftretenden psychotischen Störung wird als vierte Stelle mit .7 (siehe unten)<br />

codiert.<br />

Vierte Stelle des<br />

Diagnoseschlüssels<br />

F1x.0<br />

F1x.1<br />

F1x.2<br />

F1x.3<br />

F1x.4<br />

F1x.5<br />

21


22<br />

Amnestisches Syndrom<br />

Hier handelt es sich um eine ausgeprägte und andauernde Beeinträchtigung von Kurz- und<br />

Langzeitgedächtnis.<br />

In diese Kategorie fällt z. B. eine Alkohol- oder substanzbedingte amnestische Störung.<br />

Ein(e) nicht alkoholbedingte(s) Korsakow-Psychose oder -Syndrom ist als F04 zu codieren.<br />

Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung<br />

Alkohol- oder substanzbedingte Veränderungen z. B. der kognitiven Fähigkeiten, des Verhaltens<br />

oder der Persönlichkeit bestehen über den Zeitraum hinaus, in dem noch eine direkte<br />

Substanzwirkung angenommen werden kann. Der Beginn der Störung sollte in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit dem Gebrauch der psychotropen Substanz stehen.<br />

Z. B. werden Nachhallzustände (Flashbacks) oder residuale affektive Störungen als .7 codiert.<br />

Das Korsakow-Syndrom wird als .6, der psychotische Zustand als .5 als vierter Stelle codiert.<br />

Sonstige psychische und Verhaltensstörungen F1x.8<br />

Nicht näher bezeichnete psychische und Verhaltensstörungen F1x.9<br />

Quelle: WHO 2011; Zusammenstellung: GÖG/ÖBIG; GÖG/ÖBIG – eigene Darstellung<br />

4.2 Stoffungebundene Verhaltensstörungen<br />

Während sich die stoffgebundenen Störungen auf gesundheitliche Schäden beschränken, wer-<br />

den die nicht stoffgebundenen Störungen als Impulskontrollstörungen mit einem Element der<br />

<br />

der Impulskontrolle wird angenommen, wenn ein bestimmtes Verhalten wiederholt als unwider-<br />

stehlich erlebt und befolgt wird. Dieses Verhalten führt dazu, dass ein Spannungszustand durch<br />

<br />

Beschäftigung mit dem bestimmten Verhalten die Störung (Uchtenhagen 2011). ICD-10 kennt<br />

unter abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle (F63.x) vier solcher Stö-<br />

rungen. So wird pathologisches und zwanghaftes Spielen – allerdings nicht das exzessive<br />

Spielen manischer Patientinnen und Patienten, nicht das Spielen bei dissozialer Persönlich-<br />

keitsstörung und nicht das Spielen und Wetten ohne nähere Angaben – mit der Codierung<br />

F63.0 beschrieben. Pathologische Brandstiftung (F63.1), pathologisches Stehlen (F63.2) und<br />

pathologisches Haarausreißen (F63.3) fallen ebenfalls in die Kategorie der Störungen der Im-<br />

pulskontrolle (BMSG 2001).<br />

Dabei geht das größte Gefährdungspotenzial von Glücksspielautomaten, Sportwetten und –<br />

allerdings mit deutlichem Abstand – den klassischen Casinospielen aus 12 . Frauen spielen eher,<br />

<br />

-<br />

viert ist (Mörsen 2009).<br />

Essstörungen 13 <br />

körperlichen Störungen und Faktoren (F50-F59). Dokumentiert werden hier Magersucht (Ano-<br />

rexia nervosa; F50.0-1), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa, F50.2-3), Essattacken bei anderen<br />

psychischen Störungen (F50.4, allerdings nicht Übergewicht), Erbrechen bei anderen psychi-<br />

schen Störungen (F50.5) und sonstige Essstörungen (F50.8-9). Bei Vorliegen von Fressatta-<br />

cken (ohne Erbrechen; englisch: „binge-eating-disorder“) ist der Suchtcharakter umstritten. Sie<br />

werden unter F50.9 codiert. Die einzelnen Störungen sind nicht klar voneinander abgrenzbar.<br />

Oft wechseln die Betroffenen von einer Form zur anderen, und die Merkmale gehen ineinander<br />

über und vermischen sich. Im Mittelpunkt steht immer, dass die Betroffenen sich zwanghaft mit<br />

dem Thema Essen beschäftigen. Bei allen chronisch gewordenen Essstörungen sind lebens-<br />

gefährliche körperliche Schäden möglich (Unterernährung, Mangelernährung, Fettleibigkeit).<br />

12 http://www.praevention.at/seiten/index.php/nav.24/view.208/level.3/ (6. 10. 2011)<br />

13 http://www.praevention.at/seiten/index.php/nav.24/view.400/level.3/ (7. 10. 2011)<br />

F1x.6<br />

F1x.7


Andere sogenannte Verhaltenssüchte geraten zunehmend in den Fokus, können jedoch im<br />

Rahmen von ICD-10 nicht dokumentiert werden. Ähnlich wie bei stoffgebundenen Süchten<br />

werden dabei durch exzessive Verhaltensweisen – mit negativen Konsequenzen – Gefühle<br />

reguliert und Stress verarbeitet. Neuere Theorien über das Belohnungssystem legen nahe,<br />

dass es für das Gehirn nicht wichtig ist, ob die Belohnung durch Zufuhr chemischer Substanzen<br />

oder durch Erfahrung erfolgt. Demnach basiert der psychotrope Effekt der Verhaltenssüchte<br />

auf körpereigenen biochemischen Veränderungen, die sich im Laufe der Suchtentwicklung ein-<br />

stellen (Mörsen 2009).<br />

Exzessives oder übermäßiges Kaufen wird in der aktuellen Forschungsliteratur als Kauf-<br />

sucht, exzessives, pathologisches oder zwanghaftes Kaufen bezeichnet. Das klinische Bild der<br />

Kaufsucht beschreibt Personen, die stark vom Akt des Kaufens und Bezahlens eingenommen<br />

sind und übermäßig viel Zeit oder materielle Ressourcen in diese Verhaltensweisen investieren.<br />

Der durch die erworbenen Güter ermöglichte Genuss ist dabei nebensächlich (Mörsen 2009).<br />

Durch die verstärkte Nutzung von Computern und Internet werden zunehmend patholo-<br />

gische Nutzungsmuster im Sinne einer Verhaltenssucht beschrieben. Computer- oder Inter-<br />

netsucht<br />

wie z. B. Cybersex, Online-Bekanntschaften, Online-Glücksspiele, exzessive(r) Online-Handel<br />

bzw. Informationssuche und Online-Computerspiele unterteilt. Dabei wird die Computernut-<br />

zung zunächst als belohnend empfunden und im Laufe einer Suchtentstehung als inadäquate<br />

Stressverarbeitungsstrategie und zur Emotionsregulierung eingesetzt (Mörsen 2009). Busch<br />

(2005) problematisiert die aktuellen Ansätze zu Internetsucht dahingehend, dass dem Aspekt<br />

der Dauer nicht genügend Bedeutung beigemessen wird. Bei vielen Spielarten des exzessiven<br />

Internetgebrauchs (z. B. chatten) könnte es sich um ein vorübergehendes Phänomen handeln,<br />

das mit der Zeit seinen Reiz (Kick) verliert und daher kaum als Sucht bezeichnet werden kann.<br />

Arbeitssucht 14 -<br />

verhalten, Kontrollverlust, Abstinenzunfähigkeit, Entzugserscheinungen, Toleranzentwicklung<br />

und das Auftreten psychosozialer und/oder psychoreaktiver Störungen. Ein Problem in der Aus-<br />

einandersetzung mit der Arbeitssuchtproblematik ergibt sich aus dem hohen Stellenwert, der<br />

Arbeit in unserer Gesellschaft zukommt. Erfahrungsberichte und empirische Untersuchungen<br />

zeigen, dass Frauen und Männer im selben Ausmaß von arbeitssüchtigem Verhalten betroffen<br />

<br />

Sexsüchtiges Verhalten 15 versucht, Probleme wie Missbrauch (emotional, sexuell, körper-<br />

lich) in der Kindheit und z. B. Selbstwertprobleme wenigstens zeitweise abzuwehren und eine<br />

in der Kindheit vermisste Nähe und Zuneigung herzustellen. Dabei wird der Wunsch nach<br />

Erleichterung und Nähe – wenn überhaupt – nur kurz befriedigt, und auf den sexuellen Rausch-<br />

zustand folgt die Enttäuschung. Diese wird abgelöst von der Hoffnung, beim nächsten Mal die<br />

-<br />

len, es sind jedoch deutlich mehr Männer als Frauen betroffen. Als Kennzeichen von Sexsucht<br />

gelten die allgemeinen Kriterien für stoffungebundene Süchte wie z. B. Kontrollverlust, Zwang-<br />

haftigkeit, Leidensdruck, Dosissteigerung, emotionale Destabilisierung und Bewältigungs-<br />

versuch.<br />

Nach Uchtenhagen (2011) ist es wesentlich, zu erwähnen, dass der Trend dahin geht, stoff-<br />

gebundene und nicht stoffgebundene Verhaltensstörungen als verwandte Störungen zu verste-<br />

hen, die vermeidbaren und präventiven sowie kurativen Interventionen zugänglich sind.<br />

14 http://www.praevention.at/seiten/index.php/nav.24/view.209/level.3/ (7. 10. 2011)<br />

15 http://www.praevention.at/seiten/index.php/nav.24/view.314/level.3/ (7. 10. 2011)<br />

23


24<br />

Die Einordnung von Verhaltensweisen als Sucht ist in der Wissenschaft umstritten, bisher gibt<br />

<br />

<br />

kation als Störung der Impulskontrolle. Diese Einordnung ist allerdings oftmals nicht korrekt,<br />

da dadurch weder eine möglicherweise vorhandene Toleranzentwicklung noch die eventuell<br />

entstehenden Entzugssymptome erfasst werden.<br />

5 Suchtsituation in Tirol und Gesamtösterreich<br />

5.1 Illegale Drogen<br />

5.1.1 Drogenkonsum in der Allgemeinbevölkerung<br />

Die wichtigsten Datenquellen zum Drogenkonsum in der Bevölkerung stellen die 2004 und<br />

16<br />

zum Thema Alkohol, Tabak und Drogen dar. Für Schülerinnen und Schüler können Daten aus<br />

den ESPAD-Befragungen 17 (2003 bis 2007) herangezogen werden. Daneben werden in einigen<br />

<br />

<br />

Bei der Prävalenz des Drogenkonsums (Prozentanteil der Bevölkerung, der die entspre-<br />

chende Droge konsumiert hat) wird unterschieden zwischen der Lebenszeitprävalenz (Droge<br />

wurde irgendwann im Leben konsumiert), der Jahresprävalenz (Droge wurde im letzten Jahr<br />

konsumiert) und der Monatsprävalenz (Drogenkonsum in den letzten 30 Tagen). Für Aussagen<br />

über den aktuellen Konsum von Drogen kann ausschließlich die Jahres- bzw. die Monatspräva-<br />

lenz herangezogen werden.<br />

<br />

<br />

Gesamtbevölkerung und von 20 bis 40 Prozent bei jungen Erwachsenen. In den meisten<br />

<br />

Kokain und Amphetamine und von rund 1 bis maximal 2 Prozent für Opioide (vgl. Tabelle 5.1<br />

und Tabelle 5.2.). In den letzten Jahren wurde beim Probier- und Experimentierkonsum 18 fest-<br />

gestellt, dass immer mehr unterschiedliche Substanzen verwendet werden. In bestimmten<br />

<br />

von Substanzen, darunter auch biogene Drogen und Schnüffelstoffe. Die wenigen verfügbaren<br />

Daten zum Konsum von sogenannten „Research Chemicals“ bzw. zu „Legal Highs“ 19 in der All-<br />

gemeinbevölkerung sprechen trotz der großen Aufmerksamkeit in den Massenmedien für eine<br />

geringe Einnahmeprävalenz (GÖG/ÖBIG 2011).<br />

16 Es wird eine Gruppe von Personen ausgewählt, die in ihren Merkmalen (z. B. Alter, Geschlecht, Schulbildung, etc.) möglichst<br />

der Gesamtbevölkerung entspricht und befragt. Für die Auswahl der zu Befragenden gibt es unterschiedliche wissenschaftliche<br />

Verfahren (z. B. Zufallsauswahl, Quotenstichprobe etc.).<br />

17 Im Rahmen der ESPAD-Studie (European School Survey Project on Alcohol and other Drugs) werden Schülerinnen und<br />

Schüler mit einem europaweit einheitlichen Fragebogen befragt. 2007 nahmen aus Österreich 277 Schulklassen mit insgesamt<br />

5.959 Schülerinnen und Schülern an der ESPAD-Befragung teil.<br />

18 Unterschiedliche Drogen werden in einer bestimmten Lebensphase (meist Jugend oder frühes Erwachsenenalter) probiert,<br />

aber nicht über längere Zeit konsumiert.<br />

19 Unter Research Chemicals versteht man neue synthetische, psychoaktive Substanzen, die als „legal highs“ in „Headshops“<br />

(= Geschäfte, in denen Wasserpfeifen und ähnliche Rauchutensilien, Literatur und legale, (leicht) psychoaktiv wirkende Naturprodukte<br />

verkauft werden) oder über das Internet, teilweise aber auch auf der Straße verkauft werden. In Headshops werden<br />

<br />

Badesalz oder Dünger verkauft, die Substanzen sind aber auch unter ihren chemischen Bezeichnungen und in größeren


Analysen der Bevölkerungsbefragung aus dem Jahr 2008 ergeben folgendes Bild: Männer be-<br />

<br />

in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern leben (= „Stadt“), weisen höhere Prävalenzraten<br />

auf als Personen, die in kleineren Orten (= „Land“) leben. Für die meisten Substanzen steigen<br />

zudem die Prävalenzraten mit der Höhe des Bildungsabschlusses, das heißt, Personen mit<br />

<br />

erfahrungen mit illegalen Substanzen an als Befragte mit Lehrabschluss und Matura (GÖG/<br />

ÖBIG 2010c).<br />

Tabelle 5.1: Überblick über ausgewählte Studien zu Suchtmittelerfahrungen in der Gesamtbe-<br />

völkerung in Österreich aus den Jahren 2004 bis 2011<br />

Studie<br />

(Erscheinungsjahr)<br />

Bevölkerungsbefragung<br />

Österreich<br />

(Uhl et al. 2005a)<br />

Bevölkerungsbefragung<br />

Österreich<br />

(Uhl et al. 2009)<br />

Wiener<br />

Suchtmittelstudie<br />

(IFES 2009a)<br />

Bevölkerungsbefragung<br />

OÖ<br />

(Seyer et al. 2010)<br />

Wiener<br />

Suchtmittelstudie<br />

(IFES 2011)<br />

Einzugsbereich<br />

Erhebungsjahr<br />

(abgefragter Zeitraum)<br />

Österreich<br />

2004<br />

(Lebenszeit)<br />

Österreich<br />

2008<br />

(Lebenszeit)<br />

Wien<br />

2009<br />

(Lebenszeit)<br />

Oberösterreich<br />

2009<br />

(Lebenszeit)<br />

Wien<br />

2011<br />

(Lebenszeit)<br />

Zielgruppe<br />

(Sample)<br />

Gesamtbevölkerung<br />

ab 14 Jahren<br />

(n = 4.547)<br />

Gesamtbevölkerung<br />

ab 14 Jahren<br />

(n = 4.196)<br />

Gesamtbevölkerung<br />

ab 15 Jahren<br />

(n = 600)<br />

Gesamtbevölkerung<br />

ab 15 Jahre<br />

(n = 1.547)<br />

(15–59: n = 1.385)<br />

Gesamtbevölkerung<br />

ab 15 Jahren<br />

(n = 600)<br />

Zusammenstellung: GÖG/ÖBIG; GÖG/ÖBIG – eigene Darstellung<br />

Erhobene<br />

Drogenarten<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Amphetamine<br />

Kokain<br />

Opiate<br />

biogene Drogen<br />

LSD<br />

Schnüffelstoffe<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Amphetamine<br />

Kokain<br />

Opiate<br />

biogene Drogen<br />

LSD<br />

Schnüffelstoffe<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Amphetamine<br />

Kokain<br />

Opiate<br />

biogene Drogen<br />

andere Drogen<br />

(z. B. LSD)<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Amphetamine<br />

Kokain<br />

Heroin<br />

Morphium<br />

LSD<br />

Schnüffelstoffe<br />

biogene Drogen<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Amphetamine<br />

Kokain<br />

Opiate<br />

biogene Drogen<br />

andere Drogen<br />

(z. B. LSD)<br />

Anteil der<br />

Befragten<br />

mit Erfahrung<br />

Altersgruppe %<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

14+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15–59<br />

15–59<br />

15–59<br />

15–59<br />

15–59<br />

15–59<br />

15–59<br />

15–59<br />

15–59<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

15+<br />

20,1<br />

3,0<br />

2,4<br />

2,3<br />

0,7<br />

2,7<br />

1,7<br />

2,4<br />

12<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

16<br />

3<br />

3<br />

4<br />

3<br />

4<br />

3<br />

19,6<br />

3,2<br />

3,5<br />

2,7<br />

1,2<br />

1,0<br />

1,8<br />

5,3<br />

3,5<br />

21<br />

3<br />

3<br />

5<br />

2<br />

6<br />

2<br />

25


26<br />

Generell ist der Konsum von illegalen Substanzen im Gegensatz zu Alkohol bei den meisten<br />

Personen auf eine kurze Lebensphase beschränkt. So betrug beispielsweise die Lebenszeit-<br />

prävalenz des Cannabiskonsums bei der Bevölkerungserhebung 2008 12 Prozent, während<br />

lediglich 2,8 Prozent der Bevölkerung angaben, im letzten Jahr Cannabis konsumiert zu haben.<br />

Dies bedeutet, dass zwar 12 Prozent der Befragten irgendwann im Leben einmal Cannabis<br />

konsumiert haben, jedoch nur 2,8 Prozent dies in letzter Zeit (im letzten Jahr) gemacht haben<br />

(GÖG/ÖBIG 2010c).<br />

Einschränkend muss zu den Daten angemerkt werden, dass die Prävalenzraten lediglich<br />

als sehr grobe Richtschnur angesehen werden können. In Bevölkerungsbefragungen zum Dro-<br />

genkonsum wird nach einem illegalen, gesellschaftlich unerwünschten Verhalten gefragt. Es ist<br />

aber davon auszugehen, dass Faktoren wie die gesellschaftliche Akzeptanz eines bestimmten<br />

<br />

Personen sich möglicherweise nicht „trauen“, den Konsum von illegalen Drogen anzugeben.<br />

Zudem ist erwiesen, dass Personen mit problematischen Drogenkonsummustern im Rahmen<br />

von Bevölkerungsbefragungen kaum erfasst werden können (z. B. wenn die Befragung in Haus-<br />

halten durchgeführt wird und ein Großteil der Personen mit Problemkonsum obdachlos ist oder<br />

wenn Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Schulunterrichts befragt werden und Jugend-<br />

liche mit problematischem Drogenkonsum gehäuft Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher<br />

sind).


Tabelle 5.2: Überblick über ausgewählte Studien zu Suchtmittelerfahrungen bei Jugendlichen<br />

in Österreich aus den Jahren 2003 bis 2007<br />

Studie<br />

(Erscheinungsjahr)<br />

ESPAD Österreich<br />

(Uhl et al. 2005b)<br />

ESPAD Österreich<br />

(Strizek et al. 2008)<br />

Bevölkerungsbefragung<br />

OÖ<br />

(Seyer et al. 2007)<br />

Schulstudie<br />

Burgenland<br />

(Falbesoner und<br />

Lehner 2008)<br />

Flash Eurobarometer<br />

Youth attitudes on<br />

drugs (Euopäische<br />

Kommission 2011b)<br />

Einzugsbereich<br />

Erhebungsjahr<br />

(abgefragter Zeitraum)<br />

Österreich<br />

2003<br />

(Lebenszeit)<br />

Österreich<br />

2007<br />

(Lebenszeit)<br />

Oberösterreich<br />

2006<br />

(Lebenszeit)<br />

Burgenland<br />

2007<br />

(Lebenszeit)<br />

Österreich<br />

2011<br />

(Lebenszeit)<br />

Zielgruppe<br />

(Sample)<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler im Alter von<br />

14 bis 17 Jahren<br />

(n = 5.281)<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler im Alter von<br />

15 bis 16 Jahren<br />

(n = 4.574)<br />

Jugendliche und<br />

junge Erwachsene<br />

im Alter von<br />

15 bis 24 Jahren<br />

(n = 669)<br />

Schülerinnen und<br />

Schüler der 7. bis<br />

13. Schulstufe<br />

(n = 1.213)<br />

Jugendliche<br />

von 15 bis 24<br />

(n = 501)<br />

Zusammenstellung: GÖG/ÖBIG; GÖG/ÖBIG – eigene Darstellung<br />

Erhobene<br />

Drogenarten<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Kokain<br />

Crack<br />

Heroin<br />

Amphetamine<br />

GHB<br />

LSD<br />

Schnüffelstoffe<br />

Magic Mushrooms<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Kokain<br />

Crack<br />

Heroin<br />

Amphetamine<br />

GHB<br />

LSD<br />

Schnüffelstoffe<br />

Magic Mushrooms<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Heroin<br />

Morphium<br />

Amphetamine<br />

Kokain<br />

LSD<br />

Schnüffelstoffe<br />

biogene Drogen<br />

Cannabis<br />

Ecstasy<br />

Kokain<br />

Heroin<br />

Speed<br />

Schnüffelstoffe<br />

biogene Drogen<br />

Anteil der Befragten<br />

mit Erfahrung<br />

Altersgruppe %<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

14–17<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–16<br />

15–24<br />

15–24<br />

15–24<br />

15–24<br />

15–24<br />

15–24<br />

15–24<br />

15–24<br />

15–24<br />

12–19<br />

12–19<br />

12–19<br />

12–19<br />

12–19<br />

12–19<br />

12–19<br />

22<br />

3<br />

2<br />

2<br />

1<br />

5<br />

1<br />

2<br />

15<br />

4<br />

18,0<br />

3,4<br />

3,2<br />

2,3<br />

1,8<br />

7,7<br />

2,3<br />

2,8<br />

14,1<br />

4,1<br />

36,9<br />

12,3<br />

7,7<br />

8,5<br />

12,3<br />

10,0<br />

9,0<br />

16,5<br />

13,0<br />

11<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

15<br />

4<br />

Cannabis 15–24 18,1<br />

27


28<br />

5.1.2 Problematischer Drogenkonsum<br />

-<br />

tungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) lautet „injizierender Konsum oder länger dau-<br />

ernder bzw. regelmäßiger Konsum von Opioiden, Kokain und/oder Amphetaminen“ 20 . Derzeit<br />

-<br />

<br />

Österreich deckt sich weitgehend mit jener der EBDD. Betont wird jedoch, dass in erster Linie<br />

das Konsumverhalten und nicht Substanzen als solche problematisch oder unproblematisch<br />

sind. Als problematisch wird Drogenkonsum dann bezeichnet, wenn er mit körperlichen, psy-<br />

chischen und/oder sozialen Problemen einhergeht. Ausschließlich rechtliche Probleme reichen<br />

nicht aus, um Drogenkonsum als problematisch zu bezeichnen (GÖG/ÖBIG 2011).<br />

Prävalenzschätzungen des problematischen Drogenkonsums (Schätzung des Prozent-<br />

anteils) sind in Österreich derzeit nur für problematischen Drogenkonsum mit Beteiligung von<br />

Opioiden möglich. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass polytoxikomane Kon-<br />

summuster (Konsum mehrerer illegaler Drogen) unter Beteiligung von Opioiden den Groß-<br />

teil des Problemkonsums im illegalen Bereich in Österreich ausmachen (GÖG/ÖBIG 2011).<br />

Wissenschaftliche Methoden zur Schätzung der Gesamtzahl der von problematischem Dro-<br />

genkonsum betroffenen Personen können prinzipiell nur eine grobe Richtschnur liefern, da es<br />

sich um eine sogenannte „hidden population“ (versteckte, nicht direkt beobachtbare Gruppe)<br />

handelt. Zudem sind diese Schätzungen von der Datenqualität der zugrunde liegenden Daten-<br />

quellen abhängig. In Österreich werden solche Schätzungen mittels der Capture-Recapture-<br />

Methode (CRC) 21 durchgeführt (auf Basis der Daten aus dem Substitutionsregister und der<br />

polizeilichen Anzeigen wegen Opioiden). Aufgrund von Datenqualitätsproblemen im Substitu-<br />

tionsregister wurde im Jahr 2004 von der GÖG/ÖBIG ein Korrekturfaktor berechnet (GÖG/<br />

ÖBIG 2009a). Derzeit wird im Rahmen des Projekts e-Suchtmittel an einer Verbesserung<br />

der Datenqualität im Substitutionsregister gearbeitet, die diesen Korrekturfaktor in Zukunft<br />

<br />

des problematischen Drogenkonsums angegeben werden (Untergrenze: Schätzung mit Kor-<br />

rekturfaktor; Obergrenze: Schätzung ohne Korrekturfaktor). Eine detaillierte Darstellung der<br />

<br />

Details zur Methode erläutern Uhl und Seidler (2001).<br />

Werden die Schätzungen für Tirol betrachtet, so zeigt sich eine große Bandbreite der Ergeb-<br />

22 : 958 Personen; unkorrigierte<br />

<br />

auf die im statistischen Sinne kleine Population der problematisch Drogenkonsumierenden in<br />

Tirol zurückzuführen. Ein etwas engeres Intervall ergibt sich, wenn die Prävalenzschätzung für<br />

Österreich ohne Wien herangezogen wird 23 . Überträgt man den niedrigsten Wert dieser Schät-<br />

zungen (266 pro 100.000 Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren) und den höchsten Wert (397<br />

pro 100.00 Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren) auf Tirol, so erhält man in Absolutzahlen<br />

1.273 bzw. 1.902 Personen mit problematischem Drogenkonsum unter Beteiligung von Opioi-<br />

20 www.emcdda.europa.eu/themes/key-indicators/pdu (15. 7. 2010)<br />

21 Bei der Capture-Recapture-Methode handelt es sich um eine anerkannte statistische Schätzmethode für „hidden populations“,<br />

die im Wesentlichen auf den Überlappungsbereichen von Datenquellen beruht (Personen, die in mehr als einer Datenquelle<br />

aufscheinen).<br />

22 <br />

dem der entsprechende Wert höchstwahrscheinlich liegt (in diesem Fall mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 %).<br />

23 Wien ist aufgrund seines Großstadtcharakters und dem damit verbundenen größeren Drogenproblem nicht mit Tirol vergleichbar.


den in Tirol. Dieser Wert entspricht in etwa dem von der EBDD (EBDD 2008) für die Länder der<br />

EU angegebenen Wert von 0,4 Prozent der Allgemeinbevölkerung von 15 bis 64 Jahren (0,4 %<br />

der insgesamt 478.903 15- bis 64-jährigen <strong>Tiroler</strong>innen und <strong>Tiroler</strong> sind 1.916 Personen).<br />

Tabelle 5.3: Mittelwert der Prävalenzschätzungen 2007 bis 2009 des problematischen Opioid-<br />

konsums für Tirol, Österreich und Österreich ohne Wien; korrigiert und unkorrigiert in absoluten<br />

<br />

Art der Schätzung<br />

95 %<br />

CI UG Schätzer<br />

Schätzung in absoluten Zahlen<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

95 %<br />

CI OG<br />

95 %<br />

CI UG Schätzer<br />

95 %<br />

CI OG<br />

95 %<br />

CI UG Schätzer<br />

95 %<br />

CI OG<br />

unkorrigierte Schätzung 1.485 2.037 2.590 32.974 34.511 36.049 15.878 16.808 17.737<br />

korrigierte Schätzung 958 1.289 1.620 23.715 24.791 25.867 11.877 12.552 13.226<br />

Art der Schätzung<br />

95 %<br />

CI UG Schätzer<br />

Schätzung pro 100.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

95 %<br />

CI OG<br />

95 %<br />

CI UG Schätzer<br />

95 %<br />

CI OG<br />

95 %<br />

CI UG Schätzer<br />

95 %<br />

CI OG<br />

unkorrigierte Schätzung 310 425 541 586 613 641 356 376 397<br />

korrigierte Schätzung 200 269 338 421 441 460 266 281 296<br />

<br />

Quelle: Suchtmitteldatenbank des BMG, Capture-Recapture-Prävalenzschätzungen 2007 bis 2009,<br />

GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

<br />

Seit 2006 werden im Rahmen des österreichweit einheitlichen Systems zur Dokumentation von<br />

Klientinnen und Klienten der Drogenhilfe (DOKLI) Daten zu Konsummustern und zur Lebens-<br />

bzw. Betreuungssituation gesammelt. Die maßgeblichen Einrichtungen der Drogenhilfe sind im<br />

DOKLI-System nahezu vollständig vertreten – es kann daher von einer sehr guten Repräsenta-<br />

tivität der Daten ausgegangen werden. Einschränkend ist jedoch anzumerken, dass es sich um<br />

ein relativ „junges“ Dokumentationssystem handelt (wenig Erfahrungswerte, Längsschnittana-<br />

lysen nur eingeschränkt möglich). Auch können Doppelzählungen von Klientinnen und Klienten<br />

auf Einrichtungsebene zwar ausgeschlossen werden, nicht jedoch, wenn eine Person im Refe-<br />

renzjahr in mehreren Einrichtungen betreut wurde. Nachfolgende Auswertungen beziehen sich<br />

auf im Jahr 2009 betreute Klientinnen und Klienten (Details siehe GÖG/ÖBIG 2010d).<br />

Tabelle 5.4 gibt einen Überblick über die Anzahl der in den Drogeneinrichtungen betreuten<br />

Klientinnen und Klienten. Während Tirol bei stationär betreuten Personen in etwa im Österreich-<br />

-<br />

24<br />

<br />

Betreuung).<br />

24 Seitens der EBDD wird immer die Bezugsgruppe der 15- bis 64-Jährigen herangezogen, da bei Personen unter 15 Jahre und<br />

über 65 Jahre kaum Konsum von illegalen Drogen auftritt.<br />

29


30<br />

Bei den Konsummustern zeigt sich, dass in Gesamtösterreich Opioide als Leitdroge 25 dominie-<br />

ren. In Tirol gilt dies nur für Personen im stationären Setting. Bei den ambulanten Betreuungen<br />

liegt Cannabis als Leitdroge in Tirol mit 47 Prozent vor den Opioiden mit 29 Prozent (vgl. Abbil-<br />

dung 5.1). Dabei ist jedoch zu beachten, dass es sich um Mehrfachnennungen handelt – d. h.,<br />

ein Teil der Personen mit Leitdroge Cannabis gab auch noch eine oder mehrere andere Leit-<br />

drogen an. Es zeigt sich jedoch, dass auch der Anteil der Personen, die Cannabis als einzige<br />

Leitdroge nennen, in Tirol mit 52 Prozent über dem Österreichdurchschnitt (27 %) liegt.<br />

Tabelle 5.4: Anzahl der in den Einrichtungen der Drogenhilfe betreuten Personen 2009; in<br />

absoluten Zahlen und pro 1.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

Betreuungssetting und Grundgesamtheit<br />

Absolutzahlen<br />

Tirol Österreich<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

Betreute Personen: stationäre Betreuung 155 2.128 1.324<br />

Betreute Personen: längerfristige ambulante Betreuung 1.530 9.759 4.970<br />

Personen, die 2009 eine stationäre Betreuung begannen 141 1.662 1.025<br />

Personen, die 2009 eine längerfristige ambulante Betreuung begannen 465 4.187 2.485<br />

Betreuungssetting und Grundgesamtheit<br />

Pro 100.000 Einwohner im Alter<br />

von 15 bis 64 Jahren<br />

Tirol Österreich<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

Betreute Personen: stationäre Betreuung 32 38 30<br />

Betreute Personen: längerfristige ambulante Betreuung 318 173 111<br />

Personen, die 2009 eine stationäre Betreuung begannen 29 29 23<br />

Personen, die 2009 eine längerfristige ambulante Betreuung begannen 97 74 55<br />

Anmerkung: Bei den stationären Betreuungen wird das Bundesland, in dem sich der Lebensmittelpunkt der Klientin<br />

<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG 2010d, DOKLI-Auswertung Betreuungsjahr 2009; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

Neben der „klassischen“ Klientengruppe der Opioidabhängigen mit meist polytoxikomanen<br />

Konsummustern wird in den Einrichtungen der Drogenhilfe eine nicht unerhebliche Gruppe von<br />

Personen mit Cannabiskonsum betreut. Diese Gruppe ist in Tirol besonders groß. Ob dies auf-<br />

grund tatsächlich durch den Cannabiskonsum bedingter gesundheitlicher oder psychosozialer<br />

Probleme erfolgt, wäre zu diskutieren. Eine andere Interpretation wäre, dass in Tirol Personen<br />

mit (unproblematischem) Cannabiskonsum vermehrt angezeigt werden (vgl. auch Kap. 3.1.8)<br />

und die Bezirksverwaltungsbehörde bei diesen Personen öfter auf gesundheitsbezogene Maß-<br />

nahmen hinwirkt 26 als in anderen Bundesländern.<br />

25 Unter Leitdroge ist jene Droge zu verstehen, die der Klientin / dem Klienten aus deren/dessen subjektiver Sicht die meisten<br />

<br />

liche und nicht auf rein rechtliche Problemstellungen.<br />

26 Wird der Bezirksverwaltungsbehörde der Fall eines Suchtmittelmissbrauchs bekannt, so leitet diese eine Begutachtung<br />

der entsprechenden Person ein und kann auf unterschiedliche gesundheitsbezogene Maßnahmen hinwirken (z. B. ärztliche<br />

Behandlung, Psychotherapie etc.)


Abbildung 5.1: Personen, die 2009 eine längerfristige ambulante oder stationäre Betreuung be-<br />

gonnen haben, in Tirol und Gesamtösterreich nach Leitdrogen in Prozent (Mehrfachnennungen<br />

waren möglich)<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

29<br />

56<br />

82 80<br />

5<br />

20<br />

14<br />

11<br />

1<br />

3<br />

Opiate Kokain Stimulantien Tranquilizer/<br />

Hypnotika<br />

Halluzinogene Cannabis<br />

Tirol (ambulant – n = 293)<br />

Tirol (stationär – n = 138)<br />

6<br />

8<br />

9<br />

11<br />

23 22<br />

Österreich (ambulant – n = 3.591)<br />

Österreich (stationär – n = 1.476)<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG 2010d, DOKLI-Auswertung Betreuungsjahr 2009; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

Abbildung 5.2: Leitdrogen Opioide bzw. Cannabis 2006 bis 2009 von Personen, die mit einer<br />

längerfristigen ambulanten Behandlung begonnen haben, in Tirol und Gesamtösterreich in Pro-<br />

zent (Mehrfachnennungen waren möglich)<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol: Opiate Tirol: Cannabis Österreich: Opiate Österreich: Cannabis<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG 2010d, DOKLI-Auswertung Betreuungsjahr 2009; Darstellung: GÖG ÖBIG<br />

0<br />

1<br />

3<br />

2<br />

47<br />

34<br />

15<br />

22<br />

31


32<br />

Abbildung 5.3: Leitdrogen Opioide bzw. Cannabis 2006 bis 2009 von Personen, die mit einer<br />

längerfristigen stationären Betreuung begonnen haben, in Tirol und Gesamtösterreich in Pro-<br />

zent (Mehrfachnennungen waren möglich)<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol: Opiate Tirol: Cannabis Österreich: Opiate Österreich: Cannabis<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG 2010d, DOKLI-Auswertung Betreuungsjahr 2009; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

Auch ist zu überlegen, ob den bedürfnisorientierten Aspekten in ihrer Gesamtheit dieser Klien-<br />

tengruppe in den Einrichtungen der Drogenhilfe Rechnung getragen werden. Vertiefende Stu-<br />

dien zu diesen im Routinemonitoring 27 DOKLI gefundenen Ergebnissen wären zur Abklärung<br />

dieser Thematik erforderlich.<br />

Abbildung 5.2 und Abbildung 5.3 zeigen, dass die Leitdrogenprävalenz von Cannabis und<br />

Opioiden in den Jahren seit Beginn der DOKLI-Aufzeichnungen in Österreich relativ stabil ist.<br />

Die Schwankungen, die sich bei den <strong>Tiroler</strong> Daten aus ambulanten Einrichtungen bei der Leit-<br />

droge Cannabis zeigen, sollten aufgrund der geringen Fallzahlen nicht überinterpretiert werden.<br />

Werden Klientinnen/Klienten mit Leitdroge Opioide betrachtet, so zeigt sich, dass der An-<br />

teil von Personen, die sich zu Beginn der Betreuung bereits in Substitutionsbehandlung 28<br />

<br />

Drogenkonsums bei den Opioidabhängigen liegt Tirol im Bundestrend. Interessant ist jedoch,<br />

dass immerhin etwa ein Viertel der Opioidabhängigen (sowohl auf Bundesebene als auch auf<br />

Landes ebene) angibt, noch nie Drogen gespritzt zu haben (siehe Tabelle 5.5).<br />

27 <br />

monitoring dient in erster Linie der Beschreibung der aktuellen Situation bzw. von Veränderungen über die Zeit. So können in<br />

der Regel zwar Besonderheiten oder Veränderungen aufgezeigt werden, Aussagen über Hintergründe und Ursachen sind aber<br />

nur sehr eingeschränkt möglich. Um diese Fragestellungen beantworten zu können, sind vertiefende wissenschaftliche Studien<br />

notwendig.<br />

28 Das Prinzip der Substitutionsbehandlung besteht darin, dass das illegale Opioid (z. B. Heroin) durch ein anderes, die Entzugserscheinung<br />

bekämpfendes, legales, ärztlich verschriebenes Opioid (z. B. Methadon) ersetzt wird (Details siehe Kap. 4.1.4).


Tabelle 5.5: Personen, die 2009 eine längerfristig ambulante oder stationäre Betreuung begon-<br />

nen haben und intravenöser Drogenkonsum bzw. „zu Beginn der Betreuung in Substitutions-<br />

behandlung“<br />

Variablen<br />

Bereits intravenös Drogen<br />

konsumiert<br />

Zu Beginn der Betreuung in<br />

Substitutionsbehandlung<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

17<br />

12<br />

10<br />

58<br />

Heroin sniffen<br />

48<br />

Tirol Österreich<br />

32<br />

25<br />

Tirol: unter 20 Jahre (n=12)<br />

Tirol: 20 bis 29 Jahre (n=92)<br />

Tirol: 30 Jahre und älter (n=70)<br />

Gesamtklientel Klientel mit Leitdroge Opioide<br />

25<br />

19<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

12<br />

9<br />

8<br />

Tirol Österreich<br />

Heroin rauchen Heroin injizieren<br />

50<br />

60<br />

70<br />

29<br />

Österreich: unter 20 Jahre (n=381)<br />

Österreich: 20 bis 29 Jahre (n=2.193)<br />

Österreich: 30 Jahre und älter (n=1.057)<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

40 % 50 % 48 % 76 % 69 % 74 %<br />

33 % 39 % 28 % 68 % 54 % 45 %<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG 2010d, DOKLI-Auswertung Betreuungsjahr 2009; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

In diesem Zusammenhang sind die im Jahr 2008 durchgeführten Analysen zur vorwiegenden<br />

Einnahmeform von Heroin interessant (GÖG/ÖBIG 2008b, Busch/Eggerth 2010). Ausgehend<br />

von dem Ergebnis, dass der Prozentsatz von Personen mit intravenösem Konsum als vorwie-<br />

gender Einnahmeform von Heroin bei älteren Heroinkonsumierenden wesentlich größer ist als<br />

bei den jüngeren (vgl. Abbildung 5.4 – Daten für 2009 aktualisiert), wurden vertiefende Analy-<br />

sen durchgeführt.<br />

<br />

Heroinabhängigen im Laufe der Drogenkarriere vom Sniffen auf den intravenösen Drogenkon-<br />

sum umsteigt. Diesen Umstieg zu verhindern, könnte ein drogenpolitisches Ziel im Sinne der<br />

Schadensminimierung darstellen (Details siehe GÖG/ÖBIG 2008b). Hinsichtlich der Einnahme-<br />

form von Heroin ist auch interessant, dass es in Tirol im Gegensatz zu Gesamtösterreich auch<br />

einen relativ großen Anteil von Klientinnen und Klienten gibt, der das Rauchen als vorwiegende<br />

Einnahmeform von Heroin angibt.<br />

Abbildung 5.4: Vorwiegende Einnahmeform von Heroin bei Personen, die 2009 eine länger-<br />

fristige ambulante oder stationäre Betreuung begonnen haben, nach dem Alter<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG 2010d, DOKLI-Auswertung Betreuungsjahr 2009; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

42<br />

58<br />

33


34<br />

Hinsichtlich Alter und Geschlecht zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen der<br />

<strong>Tiroler</strong> Klientel und jener in den anderen Bundesländern. Lediglich der Anteil der <strong>Tiroler</strong>innen<br />

mit Leitdroge Opioide ist etwas höher. Auffallend niedrig ist der Prozentsatz der Klientinnen<br />

-<br />

tel größer ist als im Bundesdurchschnitt, kann möglicherweise durch den großen Anteil der<br />

Klientinnen und Klienten mit Leitdroge Cannabis erklärt werden. Betrachtet man nämlich die<br />

entsprechenden Zahlen für Klientinnen und Klienten mit Leitdroge Opioide, zeigen sich keine<br />

Abweichungen. Bei Schulbildung und Wohnsituation lassen sich kaum Unterschiede feststel-<br />

len. Der Prozentsatz der allein lebenden Klientinnen und Klienten ist in Tirol etwas kleiner als<br />

im Bundesdurchschnitt (siehe Tabelle 5.6).<br />

Tabelle 5.6: Personen, die 2009 eine längerfristig ambulante oder stationäre Betreuung begon-<br />

<br />

Variablen<br />

Gesamtklientel Klientel mit Leitdroge Opioide<br />

Tirol Österreich Österreich<br />

ohne Wien<br />

Tirol Österreich Österreich<br />

ohne Wien<br />

Frauen 23 % 25 % 24 % 33 % 26 % 26 %<br />

Alter < 20 Jahre 17 % 15 % 19 % 8 % 10 % 11 %<br />

Alter 20 bis 29 Jahre 49 % 54 % 56 % 50 % 60 % 62 %<br />

Alter 30 und älter 34 % 31 % 25 % 42 % 30 % 26 %<br />

22 % 33 % 35 % 15 % 25 % 23 %<br />

Erwerbstätig 33 % 24 % 29 % 19 % 17 % 20 %<br />

Arbeitslos 25 % 37 % 36 % 31 % 43 % 44 %<br />

Sozialhilfe 7 % 12 % 7 % 12 % 15 % 10 %<br />

Präsenz / Zivildienst / Karenz / Pension 11 % 6 % 8 % 18 % 8 % 11 %<br />

6 % 7 % 4 % 5 % 5 % 3 %<br />

<br />

weiterführender Schulabschluss<br />

55 % 58 % 50 % 59 % 59 % 49 %<br />

Gesicherte Wohnsituation 88 % 89 % 89 % 83 % 90 % 88 %<br />

Allein lebend 18 % 27 % 23 % 18 % 29 % 23 %<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG 2010d, DOKLI-Auswertung Betreuungsjahr 2009; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

Eine im Jahr 2010 im Rahmen von DOKLI durchgeführte vertiefende Analyse zu geschlechts-<br />

<br />

DOKLI-Einrichtungen jenem in anderen Datenquellen entspricht (z. B. Anzeigen, suchtgiftbezo-<br />

gene Todesfälle, Substitutionsbehandlungen). Frauen scheinen demnach nicht – wie manchmal<br />

vermutet – im System der Drogenhilfe unterrepräsentiert zu sein. Einige weitere Ergebnisse<br />

legen nahe, dass Frauen möglicherweise eine bessere Prognose hinsichtlich des Ausstiegs<br />

aus der Suchterkrankung haben als Männer, was eventuell bedingt sein könnte durch grö-<br />

ßere Krankheitseinsicht (Haas 2005) oder durch Schwangerschaft und mit ihr verbundener<br />

Motivation, früher aus dem Drogenkonsum auszusteigen (GÖG/ÖBIG 2010d).


5.1.4 Klientinnen und Klienten der Drogenhilfe: Substitutionsbehandlungen<br />

Das Prinzip der Substitutionsbehandlung besteht darin, dass das illegale Opioid (z. B. Heroin)<br />

durch ein anderes, die Entzugserscheinung bekämpfendes, legales, ärztlich verschriebenes<br />

Opioid (z. B. Methadon) ersetzt wird. Das Substitutionsmittel wird unter kontrollierten Bedin-<br />

gungen eingenommen und erlaubt es, den Behandelten sich vom lebensdominierenden Zwang<br />

zur Beschaffung von Drogen und den damit verbundenen negativen Begleitfaktoren zu lösen<br />

(z. B. Kriminalität, Prostitution, Infektionsrisiko bezüglich Hepatitis und HIV) (Stimmer 2000).<br />

Substitutionstherapie für Opioidabhängige hat eine lange Tradition. Entsprechende Behand-<br />

lungsformen etablierten sich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts, werden allerdings später<br />

verboten. Gegen Ende der 1960er Jahre wird die Substitutionsbehandlung vor dem Hinter-<br />

grund einer steigenden Zahl von Opioidabhängigen in Europa wieder ein Thema. In den fol-<br />

genden Jahren lässt eine Reihe von europäischen Ländern (wie Schweden, Großbritannien,<br />

die Niederlande, Dänemark, Irland, Finnland, Italien) Methadon zur Substitutionsbehandlung<br />

zu. Bis Ende der 1980er Jahre bleibt die Substitutionsbehandlung aber noch umstritten. Erst<br />

auf Basis von Belegen über die positive Wirkung in Hinblick auf die gesundheitliche wie psy-<br />

chosoziale Stabilisierung sowie vor dem Hintergrund der Aids-Problematik 29 <br />

Akzeptanz. Auf gesundheitspolitischer Ebene wird aber weiter über Nutzen und Grenzen der<br />

Substitutionsbehandlung diskutiert. Lange Zeit wird die Substitution nicht als gleichberechtigte<br />

Therapieform akzeptiert, sondern als – im Vergleich zur unmittelbar abstinenzorientierten Be-<br />

handlung – nachrangige Alternative im Sinne einer „ultima ratio“ 30 gesehen. Diese Auffassung<br />

wandelt sich aber in den letzten Jahren nochmals. Die Substitutionsbehandlung steht nunmehr<br />

in allen Mitgliedsländern der Europäischen Union zur Verfügung und stellt – zumindest in den<br />

-<br />

lung der Opioidabhängigkeit dar. Der Trend in Richtung weniger restriktive Zugangskriterien<br />

bestätigt ihre zunehmende Akzeptanz als gleichberechtigte Behandlungsform. Substitutions-<br />

behandlung wird in immer mehr Ländern auch im Strafvollzug bereitgestellt (Busch et al. 2007).<br />

Tirol war das erste Bundesland Österreichs, das im Jahr 1987 die Substitutionsbehand-<br />

lung einführte.<br />

Neben Methadon werden im Laufe der letzten Jahre in vielen Ländern auch andere Substan-<br />

zen (vor allem Buprenorphin) als Substitutionsmittel zugelassen. Hinsichtlich der Verwendung<br />

von Morphin in Retardform (z. B. Substitol) als Substitutionsmittel stellt Österreich eine Aus-<br />

nahme dar 31 . Rezent werden in Österreich auch Suboxone (Kombination von Buprenorphin und<br />

Naloxon) und Polamidon in der Substitutionstherapie eingesetzt.<br />

Der Substitutionsbericht für Tirol 2008 (Ärztekammer für Tirol 2008) beziffert die Anzahl<br />

-<br />

tenbasis dafür wurde eine Erhebung bei den Gesundheitsämtern in Tirol herangezogen. Im<br />

zentralen Substitutionsregister des BMG sind für das Jahr 2008 insgesamt 506 Personen aus<br />

<br />

den oben referierten Zahlen ein Underreporting 32 dar (vgl. Tabelle 5.7). Im Rahmen des Projekts<br />

e-Suchtmittel wird derzeit an einer Verbesserung des bundesweiten Substitutionsregisters<br />

<br />

auszugehen, dass ab 2011 auch auf Bundesebene vollständige Daten verfügbar sein werden.<br />

29 Zahlreiche Studien belegen, dass die Substitutionsbehandlung eine der wirksamsten Maßnahmen zur Senkung der HIV-Rate<br />

bei Personen mit Opioidproblemen darstellt (ECDC und EBDD 2011a).<br />

30 Substitutionstherapie wird erst als letztes Mittel eingesetzt, wenn alle anderen Therapieformen bereits versagt haben.<br />

31 Morphin in Retardform wird in der EU nur in Österreich, Slowenien und Bulgarien in der Substitutionsbehandlung verwendet.<br />

32 Das heißt, dass offensichtlich nicht alle Substitutionsbehandlungen ans zentrale Substitutionsregister gemeldet wurden.<br />

35


36<br />

Tabelle 5.7: Anzahl der in Substitutionsbehandlung gemeldeten Personen 2008 und 2009 in<br />

absoluten Zahlen und pro 100.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

Datenquelle<br />

Substitutionsmonitoring BMG<br />

(alle behandelten Personen)<br />

Substitutionsbericht Tirol<br />

(zum Stichtag 1.2. behandelte<br />

Personen)<br />

Datenquelle<br />

Substitutionsmonitoring BMG<br />

(alle 2008 behandelten<br />

Personen)<br />

Substitutionsbericht Tirol<br />

(zum Stichtag 1. 2. behandelte<br />

Personen)<br />

83<br />

177<br />

Tirol Österreich<br />

22<br />

69<br />

9<br />

11<br />

463<br />

Absolutzahlen<br />

2008 2009<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

Innsbruck - Stadt<br />

Innsbruck - Land<br />

Kufstein<br />

Schwaz<br />

Imst<br />

Tirol Österreich<br />

Kitzbühel<br />

Reutte | Lienz | Landeck<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

506 11.119 5.644 772 13.460 6.957<br />

834 – – – – –<br />

Tirol Österreich<br />

Pro 100.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

2008 2009<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

Tirol Österreich<br />

Österreich<br />

ohne Wien<br />

106 197 126 160 238 155<br />

174 – – – – –<br />

Quelle: Ärztekammer für Tirol 2008, Substitutionsregister des BMG; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Geht man von etwa 1.500 bis 2.000 Personen mit Opioidproblemen und 800 bis 900 Personen<br />

in Substitutionsbehandlung aus, so befanden sich im Jahr 2009 zwischen 40 und 60 Prozent<br />

der <strong>Tiroler</strong>innen und <strong>Tiroler</strong> mit Opioidproblemen in Substitutionsbehandlung.<br />

Abbildung 5.5 stellt die 834 im <strong>Tiroler</strong> Substitutionsbericht für das Jahr 2008 referierten Per-<br />

sonen in Substitutionsbehandlung aufgeschlüsselt nach Bezirken dar.<br />

<br />

Personen in Tirol nach Bezirken<br />

Quelle: Ärztekammer für Tirol 2008


Ob die Versorgung hinsichtlich Substitutionsbehandlung in Tirol bzw. Österreich ausreichend<br />

ist, kann auf Basis der vorliegenden Daten nicht festgestellt werden. Dies wäre nur im Rahmen<br />

einer wissenschaftlichen Bedarfsanalyse möglich 33 . International wird davon ausgegangen,<br />

dass maximal 70 Prozent der Personen mit problematischem Opioidkonsum mit dieser Thera-<br />

pieform erreicht werden können (EBDD 2010).<br />

5.1.5 Klientinnen und Klienten der Drogenhilfe: Gesundheitsbezogene Maßnahmen<br />

Wenn aufgrund bestimmter Tatsachen (z. B. Anzeige, Meldung der Schulbehörde) ein Sucht-<br />

giftmissbrauch bei einer Person anzunehmen ist, so ist sie von der Bezirksverwaltungsbehörde<br />

als Gesundheitsbehörde einer Begutachtung durch einen mit Suchtgiftmissbrauch hinreichend<br />

vertrauten Arzt zuzuführen (§ 12 SMG). Ergibt die Begutachtung, dass eine gesundheitsbezo-<br />

gene Maßnahme nach § 11 SMG 34 notwendig ist, so wird auf diese seitens der Bezirksverwal-<br />

tungsbehörde als Gesundheitsbehörde hingewirkt.<br />

Hinsichtlich der Ergebnisse der Begutachtungen der Bezirksverwaltungsbehörden bestehen<br />

große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Aus diesem Grund erfolgt die nachfolgende<br />

<br />

Tabelle 5.8: Ergebnisse der Begutachtungen durch die Bezirksverwaltungsbehörden 2009<br />

nach Bundesländern<br />

Ergebnis der Begutachtung<br />

Absolutzahlen<br />

B K NÖ OÖ S ST T V W Ö<br />

Ärztliche Überwachung 34 119 317 252 346 44 220 24 182 1.538<br />

Ärztliche Behandlung 56 40 241 102 95 24 104 7 1.449 2.118<br />

Klinisch psychologische Betreuung 101 17 26 20 5 11 31 5 7 223<br />

Psychotherapie 2 11 14 21 8 3 5 12 128 204<br />

Psychosoziale Betreuung 16 71 119 251 257 74 132 154 19 1.093<br />

Bedarf keiner gesundheitsbezogenen<br />

Maßnahme<br />

108 9 624 194 58 89 166 93 1.593 2.934<br />

Meldungen gesamt 317 267 1.341 840 769 245 658 295 3.378 8.110<br />

Ergebnis der Begutachtung<br />

Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

B K NÖ OÖ S ST T V W Ö<br />

Ärztliche Überwachung 18,3 31,9 30,2 26,8 96,3 5,4 46,4 9,7 15,8 27,5<br />

Ärztliche Behandlung 30,2 10,7 22,9 10,9 26,5 3,0 21,9 2,8 126,1 37,9<br />

Klinisch psychologische Betreuung 54,5 4,6 2,5 2,1 1,4 1,4 6,5 2,0 0,6 4,0<br />

Psychotherapie 1,1 2,9 1,3 2,2 2,2 0,4 1,1 4,9 11,1 3,7<br />

Psychosoziale Betreuung 8,6 19,0 11,3 26,7 71,6 9,2 27,8 62,5 1,7 19,6<br />

Bedarf keiner gesundheitsbezogenen<br />

Maßnahme<br />

58,3 2,4 59,4 20,7 16,2 11,0 35,0 37,7 138,6 52,5<br />

Meldungen gesamt 171,0 71,6 127,6 89,4 214,1 30,3 138,7 119,7 293,9 145,1<br />

Quelle: Suchtmitteldatenbank des BMG; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

33 Eine solche Bedarfsanalyse sollte alle Elemente der Substitutionsbehandlung einschließlich neben der medizinischen<br />

Versorgung notwendiger psychosozialer und psychotherapeutischer Begleitmaßnahmen einbeziehen.<br />

34 Gesundheitsbezogene Maßnahmen nach § 11 SMG sind: 1) die ärztliche Überwachung des Gesundheitszustands, 2) die<br />

ärztliche Behandlung einschließlich der Entzugs- und Substitutionsbehandlung, 3) die klinisch-psychologische Beratung und<br />

Betreuung, 4) die Psychotherapie und 5) die psychosoziale Beratung und Betreuung.<br />

37


38<br />

Die Daten stammen aus der Suchtmitteldatenbank des BMG (vgl. Tabelle 5.8). Zur Datenqua-<br />

lität ist anzumerken, dass die Meldungen je nach Bundesland unterschiedlich vollständig sind<br />

(Lücken in der Datenerfassung) und daher Vergleiche hinsichtlich der Absolutzahlen nur sehr<br />

eingeschränkt interpretiert werden können. Insbesondere Fälle, bei denen auf keine gesund-<br />

heitsbezogene Maßnahme hingewirkt wurde, werden von den Bundesländern in unterschied-<br />

lichem Ausmaß ans BMG gemeldet. An einer Optimierung der Datenerfassung wird derzeit im<br />

Rahmen des Projekts e-Suchtmittel auf Bundesebene gearbeitet.<br />

Am aufschlussreichsten ist derzeit die prozentuelle Verteilung der Ergebnisse der Begutach-<br />

tungen (ohne Kategorie „bedarf keiner Maßnahme“) nach Bundesland (vgl. Abbildung 5.6). Hier<br />

zeigen sich massive Unterschiede zwischen den Bundesländern. In Tirol wird in erster Linie auf<br />

ärztliche Überwachung und psychosoziale Betreuung hingewirkt.<br />

Abbildung 5.6: Ergebnisse der Begutachtungen durch die Bezirksverwaltungsbehörden 2009 in<br />

Prozent nach Bundesländern<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

16<br />

56<br />

34<br />

11<br />

17<br />

101 71<br />

40<br />

119 317<br />

21<br />

26 20<br />

119<br />

241<br />

B KTN NÖ OÖ SBG STMK T VBG W<br />

Ärztliche Überwachung Ärztliche Behandlung Psychosoziale Betreuung<br />

Klin. psycholog. Betreuung Psychotherapie<br />

Quelle: Suchtmitteldatenbank des BMG; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

251<br />

102<br />

252<br />

5<br />

257<br />

95<br />

346<br />

11<br />

74<br />

24<br />

44<br />

31 12 128<br />

5<br />

7<br />

132<br />

104<br />

220<br />

154<br />

1.449<br />

24 182


Infektionen mit HIV bzw. mit den Infektionskrankheiten Hepatitis A, B, C sind insbesondere in<br />

Hinblick auf die Ansteckungsgefahr bei intravenösem Substanzkonsum für den Drogenbereich<br />

von Relevanz. Weder auf Bundes- noch auf Landesebene existieren hinsichtlich der Infektions-<br />

raten bei intravenös Drogen konsumierenden Personen verlässliche Zahlen. Es liegen lediglich<br />

Daten aus einigen kleinen Samples aus dem Behandlungsbereich bzw. aus der niederschwel-<br />

ligen Betreuung vor, die zudem stark schwanken. Allgemein können folgende Aussagen gemacht<br />

werden (alle Prävalenzraten beziehen sich auf Personen mit intravenösem Drogenkonsum):<br />

<br />

sich seither auf niedrigerem Niveau (0 % bis 4 %).<br />

35 hat sich in den letzten Jahren bei rund 50 Prozent ein-<br />

gependelt. 2009 steigt der Wert in einigen Datenquellen an. Ob es sich dabei um einen<br />

verallgemeinerbaren Trend handelt, kann mangels eines entsprechenden Monitorings nicht<br />

gesagt werden.<br />

<br />

Die repräsentative Erfassung der Infektionsraten im Rahmen einer Sero-Prävalenzstudie in<br />

Österreich stellt seit Jahren ein Forschungsdesiderat dar (GÖG/ÖBIG 2008a).<br />

Zum Thema HIV kann auch auf die österreichische HIV-Kohortenstudie 36 (AHIVCOS) zu-<br />

rückgegriffen werden. Diese startete im Jahr 2001 in fünf österreichischen HIV-Behandlungs-<br />

zentren (AKH Wien, Otto Wagner Spital Wien, AKH Linz, LKH Graz West, LKH Innsbruck – Uni-<br />

versitätskliniken). Seit 2008 nehmen auch das LKH Salzburg und das LKH Klagenfurt an der<br />

<br />

Das Studienteam geht davon aus, dass etwa zwei Drittel aller in ART-Behandlung (antiretrovi-<br />

<br />

Personen ohne ART in der Kohorte erfasst sind. Insgesamt wird die Anzahl der Personen mit<br />

HIV in Österreich vergleichsweise relativ niedrig auf etwa 6.600 geschätzt. Als „aktuelle Ko-<br />

horte“ werden jene 2.430 Personen bezeichnet, die im Zeitraum Juli bis Dezember 2010 eine<br />

Kontrolluntersuchung der CD4-Zellen durchgeführt haben. Im Rahmen der Studie wird neben<br />

<br />

medizinischer Parameter erhoben. Laut dem „17th Report of the Austrian HIV Cohort Study<br />

(AHIVCOS)“ haben insgesamt 384 der 2.430 Mitglieder (16 %) der „aktuellen Kohorte“ ihre<br />

HIV-Infektion über intravenösen Drogenkonsum erworben. In Tirol sind es 87 (25 %) von 353<br />

(AGES 2010).<br />

In den drei Drogeneinrichtungen der Caritas in Tirol wurde im Juli 2008 eine Hepatitis-Erhe-<br />

bung durchgeführt 37 . 29 Prozent der Befragten sagten aus, im letzten Monat eine gebrauchte<br />

<br />

höher ist. Wird das letzte Jahr als Bezugszeitraum herangezogen, erhöht sich der Anteil der<br />

Personen, die „needle sharing“ angeben, auf etwa die Hälfte der Befragten. Die Autoren schlie-<br />

35 Hepatits C-Ab<br />

36 <br />

eingeholt.<br />

37 Im Rahmen der Erhebung wurden 62 Personen (41 Männer, Durchschnittsalter 33,6 Jahre; 21 Frauen, Durchschnittsalter 29,8<br />

Jahre) per Fragebogen zum Thema Safer Use und Infektionskrankheiten befragt. Es handelt sich ausschließlich um i. v.<br />

Drogenkonsumierende, wobei 34 % der Befragten aussagten, mehrmals täglich, 26 % täglich, 18 % zwei- bis sechsmal pro<br />

Woche, 9,8 % weniger als einmal pro Woche i. v. konsumiert zu haben. 11,5 % gaben an, in den letzten vier Wochen nichts<br />

konsumiert zu haben. 79 Prozent der Befragten haben schon einmal einen HIV-Test gemacht (Ergebnis: 73 % negativ, 3,2 %<br />

positiv, 1,6 % unbekanntes Ergebnis, 22,6 % Antwortverweigerung). 87 Prozent haben bereits einen HCV-Test gemacht<br />

(Ergebnis: 23 % negativ, 55 % positiv, 8 % unbekanntes Ergebnis, 16 % Antwortverweigerung). Knapp die Hälfte der<br />

Befragten gab an, gegen Hepatitis A/B geimpft worden zu sein.<br />

39


40<br />

ßen aus den Ergebnissen der Studie, dass der Konsumalltag in der Realität immer noch fernab<br />

von Safer-Use-Leitlinien 38 <br />

<br />

Während es gelungen ist, die HIV-Infektionsrate bei intravenös Drogenkonsumierenden<br />

deutlich zu reduzieren, stellen die hohen Infektionsraten bei Hepatitis nach wie vor eine große<br />

Herausforderung für das System der Drogenhilfe dar. Verlässliche und repräsentative Informa-<br />

tionen über die Hintergründe und Ursachen der hohen bzw. rezent steigenden HCV-Prävalenz<br />

sind sowohl österreichweit als auch im Bundesland Tirol nicht verfügbar. Die oben referierte<br />

Studie in den Drogeneinrichtungen der Caritas stellt derzeit eine der wenigen Studien dar, die<br />

auf dieses Thema fokussieren. Für eine rationale Planung im Bereich schadensminimierender<br />

Maßnahmen wäre eine systematische Erhebung der Hintergründe der hohen Hepatitis-<br />

Infektionsraten dringend erforderlich.<br />

Ein wichtiges Ziel – auch vor dem Hintergrund der hohen HCV-Prävalenzen – wäre eine<br />

möglichst hundertprozentige Durchimpfungsrate hinsichtlich Hepatitis A und Hepatitis B, da<br />

<br />

5.1.7 Suchtgiftbezogene Todesfälle<br />

Bei der Anzahl der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle 39 (Todesfälle in direktem Zusammen-<br />

hang mit einer Überdosierung) war in Österreich nach einer relativ stabilen Phase Ende der<br />

1990er Jahre bzw. Anfang der 2000er Jahre ein Anstieg zu verzeichnen. Seit 2004 schwanken<br />

die Werte auf einem hohen Niveau zwischen 170 und 200 Fällen. Die Zahlen in Tirol entspre-<br />

chen in etwa diesem Bundestrend, wobei im Jahr 2007 mit 11 Fällen der niedrigste Wert und<br />

2008 mit 18 Fällen der höchste Wert zu verzeichnen war.<br />

Schwankungen bezüglich der Anzahl der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle müssen<br />

wegen der im statistischen Sinne geringen Anzahl (insbesondere auf Landesebene) mit Vorsicht<br />

interpretiert werden und dürfen keinesfalls mit der Entwicklung der Drogensituation insgesamt<br />

gleichgesetzt werden. Über 90 Prozent der Todesfälle sind auf Mischintoxikationen mit Betei-<br />

ligung von Opioiden zurückzuführen, wobei sowohl illegale Substanzen als auch Alkohol und<br />

psychoaktive Medikamente mit Opioiden gemischt werden (GÖ FP 2010b).<br />

Werden die Zahlen auf die Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren bezogen, so zeigt sich<br />

über die Jahre in Tirol eine etwas höhere Rate als in Österreich ohne Wien (vgl. Tabelle 5.9 und<br />

Abbildung 5.7).<br />

38 Als eine der wirksamsten Maßnahmen zur Verringerung des Infektionsrisikos wird das Verwenden steriler Nadeln beim<br />

intravenösen Drogenkonsum angesehen (ECDC und EBDD 2011a).<br />

39 Prinzipiell lassen sich zwei große Gruppen suchtgiftbezogener Todesfälle unterscheiden. Direkt suchtgiftbezogene Todesfälle<br />

sind tödlich verlaufende Überdosierungen unter Beteiligung mindestens einer illegalen Droge. Alle anderen Todesfälle, bei<br />

denen ein mittelbarer Kausalzusammenhang zum Drogenkonsum angenommen werden kann (z. B. Versterben an den<br />

<br />

<br />

der suchtgiftbezogenen Todesfälle bezieht sich ausschließlich auf direkt suchtgiftbezogene Fälle. Zur Erfassung der<br />

indirekten suchtgiftbezogenen Mortalität wären Mortalitätskohortenstudien notwendig (die Mortalität einer Gruppe von<br />

Drogenabhängigen wird über mehrere Jahre beobachtet).


Tabelle 5.9: Anzahl der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle 2000 bis 2009 in absoluten Zahlen<br />

und pro 100.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

Absolutzahlen<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 11 16 13 13 15 17 16 11 18 15<br />

Österreich 167 139 139 163 185 191 197 175 169 187<br />

Österreich ohne Wien 57 70 64 71 97 99 102 85 114 105<br />

pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 2,39 3,48 2,79 2,77 3,18 3,58 3,36 2,31 3,76 3,12<br />

Österreich 3,07 2,56 2,56 2,98 3,29 3,42 3,53 3,09 3,00 3,31<br />

Österreich ohne Wien 1,31 1,60 1,46 1,61 2,19 2,23 2,29 1,91 2,55 2,34<br />

Quelle: Berichte zur Drogensituation 2001 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Ein für die Prävention von suchtgiftbezogenen Todesfällen sehr relevantes Ergebnis stellt die<br />

Tatsache dar, dass der weitaus größte Teil der tödlichen Überdosierungen in privaten Räum-<br />

lichkeiten geschieht. In Tirol passierten in den Jahren 2008 und 2009 von den insgesamt 33<br />

tödlich verlaufenden Überdosierungen 26 entweder in der eigenen (21) oder in einer fremden<br />

Wohnung (5). Dies zeigt, dass ein Großteil des hochriskanten Drogenkonsums im (schein-<br />

bar) geschützten privaten Raum<br />

Ausbleiben von rascher Hilfe bei Intoxikationen bedeuten und damit das Risiko einer tödlich<br />

verlaufenden Überdosierung erhöhen. Somit sind Maßnahmen zur Sicherstellung rascher, kos-<br />

tenloser und eventuell anonymer 40 medizinischer Hilfe bei Drogennotfällen sinnvoll.<br />

Abbildung 5.7: Anzahl der direkt suchtgiftbezogenen Todesfälle 2004 bis 2009 pro 100.000<br />

Einwohner zwischen 15 und 64 Jahren nach Bundesländern<br />

Anzahl der Fälle pro 100.000<br />

Einwohner zw. 15 und 64 Jahren<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Burgenland<br />

Oberösterreich<br />

Tirol<br />

Kärnten<br />

Salzburg<br />

Vorarlberg<br />

Niederösterreich<br />

Steiermark<br />

Wien<br />

Quelle: GÖG/ÖBIG – Berichte zur Drogensituation 2005 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

40 So ist es z. B. kontraproduktiv, wenn bei der Verständigung der Rettung befürchtet werden muss, dass diese auch die Polizei<br />

verständigt.<br />

41


42<br />

5.1.8 Suchtgiftbezogene Anzeigen<br />

Die Anzeigenstatistik erlaubt nur bedingt Rückschlüsse auf die Entwicklung von Konsum und<br />

Missbrauch illegaler Drogen, da sie in erster Linie Intensität und Schwerpunktsetzung der Maß-<br />

nahmen der Sicherheitsbehörden widerspiegelt. Dies ist bei der Interpretation der Daten zu<br />

berücksichtigen. Beispielsweise ist der Knick in der Anzeigenstatistik bei den meisten Substan-<br />

zen im Jahr 2008 (vgl. Abbildung 5.8) vermutlich auf die geänderte Schwerpunktsetzung der<br />

Exekutive im Zuge der Fußballeuropameisterschaft zurückzuführen (GÖG/ÖBIG 2009b).<br />

Anzahl der Anzeigen pro 100.000<br />

15- bis 64-Jährige<br />

Die bei weitem größte Anzahl an Anzeigen bezieht sich auf Delikte wegen Cannabis. In Tirol<br />

liegt die Anzahl dieser Anzeigen – bezogen auf die Population der 15- bis 64-Jährigen – über<br />

jener in Österreich (vgl. Abbildung 5.8).<br />

Der Großteil der Anzeigen wegen Cannabis im Jahr 2009 bezieht sich auf § 27 SMG „uner-<br />

laubter Umgang mit Suchtgiften“ (Tirol: 91 %; Österreich: 92 %).<br />

Abbildung 5.8: Anzahl der Anzeigen wegen Cannabis<br />

700,0<br />

600,0<br />

500,0<br />

400,0<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

Quelle: BMI-Berichte 2007 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Auch bei den Kokain-Anzeigen liegt Tirol etwas über dem Bundesdurchschnitt (vgl. Abbildung<br />

5.9). In Tirol beziehen sich 71 Prozent der Kokain-Anzeigen im Jahr 2009 auf § 27 SMG, in<br />

Gesamtösterreich sind es 78 Prozent.


Abbildung 5.9: Anzahl der Anzeigen wegen Kokain<br />

Anzahl der Anzeigen pro 100.000<br />

15- bis 64-Jährige<br />

120,0<br />

100,0<br />

80,0<br />

60,0<br />

40,0<br />

20,0<br />

0,0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

Quelle: BMI-Berichte 2007 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Bei Anzeigen wegen Opioiden und bei suchtgifthaltigen Medikamenten (in der Regel Substitu-<br />

tionsmittel) liegt Tirol deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (vgl. Abbildung 5.10 und Abbil-<br />

dung 5.11). In Tirol beziehen sich im Jahr 2009 75 Prozent und in Gesamtösterreich 81 Prozent<br />

der Anzeigen wegen Opioiden auf § 27 SMG. Bei den suchtgifthaltigen Medikamenten lauten<br />

die entsprechenden Werte 94 bzw. 93 Prozent.<br />

Abbildung 5.10.: Anzahl der Anzeigen wegen Opioiden<br />

Anzahl der Anzeigen pro 100.000<br />

15- bis 64-Jährige<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

Quelle: BMI-Berichte 2007 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

43


44<br />

Abbildung 5.11: Anzahl der Anzeigen wegen suchtgifthaltiger Medikamente<br />

Anzahl der Anzeigen pro 100.000<br />

15- bis 64-Jährige<br />

Anzahl der Anzeigen pro 100.000<br />

15- bis 64-Jährige<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

Quelle: BMI-Berichte 2007 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

<br />

und in den Jahren davor lag Tirol weit über dem Bundesdurchschnitt, seit 2007 liegt es darunter.<br />

80 Prozent der ecstasybezogenen Anzeigen in Tirol beziehen sich auf § 27 SMG (Gesamtöster-<br />

reich: 78 %).<br />

Abbildung 5.12: Anzahl der Anzeigen wegen Ecstasy<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

Quelle: BMI-Berichte 2007 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Bei Amphetaminen liegen die Werte in Tirol unter dem Bundesdurchschnitt (vgl. Abbildung<br />

5.13). Im Jahr 2009 beziehen sich in Tirol 79 Prozent bzw. in Gesamtösterreich 81 Prozent der<br />

Anzeigen auf § 27 SMG.


Abbildung 5.13: Anzahl der Anzeigen wegen Amphetaminen<br />

Anzahl der Anzeigen pro 100.000<br />

15- bis 64-Jährige<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

Quelle: BMI-Berichte 2007 bis 2010; GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Insgesamt besteht in Tirol wie in Gesamtösterreich bei allen Substanzen ein deutlicher Über-<br />

hang von Vergehen (§ 27 SMG) 41 im Vergleich zu Verbrechen (§ 28 SMG) 42 .<br />

5.1.9 Verurteilungen nach dem SMG<br />

Bei den Verurteilungen wegen SMG-Delikten liegt Tirol in etwa im Bundestrend. Insgesamt ist<br />

in den letzten Jahren ein Rückgang dieser Verurteilungen festzustellen (vgl. Tabelle 5.10 und<br />

Abbildung 5.14)<br />

Tabelle 5.10: Anzahl der Verurteilungen nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) 2001 bis 2009 in<br />

absoluten Zahlen und pro 100.000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

Region<br />

41 Als Vergehen werden Delikte unter § 27 SMG bezeichnet, der den unerlaubten Umgang mit Suchtgift unter Strafe stellt.<br />

42 Als Verbrechen werden Delikte unter §§ 28 und 28a SMG bezeichnet, die die Vorbereitung von Suchtgifthandel bzw. den<br />

Suchtgifthandel unter Strafe stellen.<br />

Absolutzahlen<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 467 381 414 569 620 507 386 326<br />

Österreich 4.394 4.532 5.706 6.128 5.795 5.437 4.291 3.928<br />

Region<br />

Pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 100 81 88 120 130 106 81 68<br />

Österreich 80 82 103 110 104 97 77 69<br />

Quelle: Statistik Austria (Gerichtliche Kriminalstatistik); GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

45


46<br />

Abbildung 5.14: Anzahl der Verurteilungen wegen Verstößen gegen das SMG 2001 bis 2009<br />

Fälle pro 100.000 15- bis 64-Jährige<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich<br />

Quelle: Statistik Austria (Gerichtliche Kriminalstatistik); GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

5.2 Legale Substanzen<br />

5.2.1 Alkohol<br />

Das „Handbuch Alkohol – Österreich“ (Uhl et al. 2011) setzt sich intensiv und kritisch mit<br />

Schätzmethoden der Prävalenz des Alkoholismus in Österreich auseinander. Als derzeit rea-<br />

listisch wird die anhand der Spitalsentlassungsdiagnosen und einer Dunkelzifferabschätzung<br />

durch Uhl (1994; zitiert nach Uhl et al. 2009b) grob geschätzte Prävalenz angesehen, dass<br />

etwa 5 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ab dem 16. Lebensjahr als „chronische<br />

<br />

würde bedeuten, dass österreichweit insgesamt 350.000 Personen als alkoholkrank zu dia-<br />

gnostizieren sind. Berechnet man den entsprechenden Anteil für die <strong>Tiroler</strong> Bevölkerung ab 15<br />

Jahren, so beläuft sich diese Schätzung auf etwa 29.000 Alkoholikerinnen und Alkoholiker in<br />

Tirol. Etwa ein Viertel der Personen mit chronischem Alkoholismus ist weiblich.<br />

Im Vergleich der Ergebnisse der österreichischen Repräsentativerhebungen zum Substanz-<br />

gebrauch 1994, 2004 und 2008 (Uhl et al. 2009) zeigt sich, dass der durchschnittliche Alko-<br />

holkonsum in Österreich langsam, aber kontinuierlich zurückgeht. Die Zahl der problematisch<br />

konsumierenden Personen ist über die Jahre weitgehend konstant geblieben und liegt bei rund<br />

einem Sechstel der Befragten, die Zahl der Personen mit mittlerem oder geringem Konsum<br />

nahm ab, die Zahl der fast oder ganz abstinenten Personen (maximal einmal im letzten Vier-<br />

teljahr Alkohol konsumiert) ist über die Jahre angestiegen und liegt 2008 bei 42 Prozent. Bei<br />

<br />

54-Jährigen, bei Frauen gibt es nur geringe Schwankungen zwischen den einzelnen Alters-<br />

gruppen. Die Zahl der Personen, die täglich Alkohol konsumieren, hat sich seit 1994 praktisch<br />

halbiert und liegt 2008 bei 6,6 Prozent.


In der von der Statistik Austria durchgeführten ATHIS-Befragung 2006 (Österreich: n = 15.474;<br />

Tirol: n = 1.993 – zitiert nach ÖBIG 2008), die auf Selbstauskünften der Befragten beruht, wei-<br />

<br />

bejaht werden mindestens zwei Punkte von „Gefühl, den Alkoholkonsum verringern zu wollen“,<br />

„Verärgerung durch Kritik am Alkoholkonsum“, „Schuldgefühle aufgrund des Alkoholkonsums“,<br />

„Konsum von Alkohol in der Früh“). Hochgerechnet auf die <strong>Tiroler</strong> Bevölkerung sind dies<br />

23.702 Personen. Allerdings wird im „Handbuch Alkohol“ ausführlich erläutert, dass auf Selbst-<br />

auskünften beruhende Befragungen zu einer Unterschätzung der Prävalenz führen. Interessant<br />

an der ATHIS-Befragung sind die starken regionalen Unterschiede in Tirol. Während in den<br />

Versorgungsregionen Tirol-Zentralraum (Bezirke: Innsbruck-Stadt, Innsbruck-Land, Schwaz),<br />

Tirol-West (Bezirke: Reutte, Imst, Landeck) und Osttirol (Bezirk Lienz) der problematische<br />

Alkoholkonsum eine Prävalenz von 2 bis 3 Prozent aufweist, ist diese in der Versorgungs region<br />

Tirol-Nordost (Bezirke: Kitzbühel, Kufstein) mit 9 Prozent dreimal so groß (vgl. Abbildung 5.15).<br />

Allerdings ist dieses Ergebnis aufgrund der geringen Stichprobengröße bei regionalen Auf-<br />

schlüsselungen mit Vorsicht zu interpretieren.<br />

Im Jahr 2009 wurden pro Person (über 15-Jährige) jährlich rund 124 Liter Bier und etwa 34<br />

Liter Wein getrunken. Rund ein Drittel des in Österreich verkauften Alkohols wird von Alkoho-<br />

likerinnen und Alkoholikern konsumiert, ein weiteres Drittel von Personen mit problematischem<br />

Konsum, insofern ist die Alkoholsucht ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor (Uhl 2009, 2011). Wel-<br />

cher Prozentsatz des verkauften Alkohols von Touristinnen und Touristen konsumiert wird, ist<br />

unklar 43 .<br />

Abbildung 5.15: Problematischer Alkoholkonsum nach Versorgungsregionen<br />

Quelle: ATHIS 2006; GÖ FP – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

43 So gibt es beispielsweise Regionen, wo die Anzahl der Touristinnen und Touristen die Anzahl der Einwohnerinnen und<br />

Einwohner bei weitem übersteigt (z. B. kommen im Bezirk Imst 3 bis 4 Touristinnen bzw. Touristen auf eine <strong>Tiroler</strong>in bzw.<br />

einen <strong>Tiroler</strong>).<br />

47


48<br />

Bei den Spitalsentlassungsdiagnosen nach ICD-10 (Grundgesamtheit: alle Krankenanstalten<br />

bzw. alle Personen mit Wohnsitz in Tirol bzw. Österreich bzw. Österreich ohne Wien) zeigt<br />

sich, dass die alkoholbezogenen Hauptdiagnosen F10.0 bis F10.9 in Tirol etwas öfter gestellt<br />

werden als im Bundesschnitt (vgl. Tabelle 5.11). Werden Haupt- und Nebendiagnosen zusam-<br />

mengefasst, so ist dieser Unterschied etwas geringer (vgl. Abbildung 5.16 und Tabelle 5.11). Bei<br />

den alkoholbedingten Lebererkrankungen (K70.0 bis K70.4, K70.9) liegt Tirol etwas unter dem<br />

Bundesdurchschnitt. Die höchste Anzahl an Diagnosen F10.0 bis F10.9 wird in der Altersgruppe<br />

der 40- bis 49-Jährigen gestellt. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass die Entwicklung<br />

einer Alkoholabhängigkeit ein mitunter jahrelanger Prozess ist, spricht dieses Ergebnis dafür,<br />

Maßnahmen für Alkoholsuchtprävention nicht nur auf Kinder und Jugendliche zu beschränken.<br />

Abbildung 5.16: Spitalsaufenthalte mit alkoholrelevanten Entlassungsdiagnosen F10 (Haupt-<br />

oder Nebendiagnose) 2006 bis 2009<br />

Fälle pro 100.000 Einwohner über 15 Jahre<br />

900,0<br />

800,0<br />

700,0<br />

600,0<br />

500,0<br />

400,0<br />

300,0<br />

200,0<br />

100,0<br />

0,0<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol Österreich Österreich ohne Wien<br />

Quelle: BMG Diagnosen- und Leistungsdokumentation der österreichischen Krankenanstalten;<br />

GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Tabelle 5.11: Anzahl der Spitalsaufenthalte mit alkoholbezogenen Entlassungsdiagnosen<br />

2006 bis 2009<br />

Region<br />

ICD-Hauptdiagnose F10<br />

Absolutzahlen<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 2.911 2.802 3.032 2.521<br />

Österreich 20.731 21.044 22.734 22.176<br />

Österreich ohne Wien 17.100 17.523 19.075 18.552<br />

Region<br />

Pro 100.000 Einwohner über 15 Jahre<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 503,5 480,3 514,6 424,4<br />

Österreich 297,7 300,0 321,7 311,9<br />

Österreich ohne Wien 308,2 313,6 338,9 327,8


Region<br />

ICD-Haupt- und Nebendiagnose F10<br />

Absolutzahlen<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 4.827 4.664 4.956 4.996<br />

Österreich 40.664 41.230 42.911 44.144<br />

Österreich ohne Wien 33.149 33.505 34.846 35.563<br />

Region<br />

Pro 100.000 Einwohner über 15 Jahre<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 835,0 799,5 841,1 841,1<br />

Österreich 583,9 587,8 607,2 620,8<br />

Österreich ohne Wien 597,4 599,6 619,2 628,4<br />

Region<br />

ICD-Hauptdiagnose alkoholische Leberkrankheit K70<br />

Absolutzahlen<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 97 142 103 104<br />

Österreich 2.123 2.215 2.108 2.175<br />

Österreich ohne Wien 1.496 1.593 1.526 1.603<br />

Region<br />

Pro 100.000 Einwohner über 15 Jahre<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 16,8 24,3 17,5 17,5<br />

Österreich 30,5 31,6 29,8 30,6<br />

Österreich ohne Wien 27,0 28,5 27,1 28,3<br />

Region<br />

ICD-Haupt- und Nebendiagnose alkoholische Leberkrankheit K70<br />

Absolutzahlen<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 682 729 753 826<br />

Österreich 8.980 8.936 8.779 9.521<br />

Österreich ohne Wien 7.087 7.132 6.889 7.509<br />

Region<br />

Pro 100.000 Einwohner über 15 Jahre<br />

2006 2007 2008 2009<br />

Tirol 118,0 125,0 127,8 139,1<br />

Österreich 129,0 127,4 124,2 133,9<br />

Österreich ohne Wien 127,7 127,6 122,4 132,7<br />

Quelle: BMG Diagnosen- und Leistungsdokumentation der österreichischen Krankenanstalten;<br />

GÖG/ÖBIG – eigene Berechnungen und Darstellung<br />

Daten zum Alkoholkonsum bei Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) für das Jahr 2007 liefert die<br />

ESPAD-Erhebung bei Schülerinnen und Schülern (n = 5.679; Strizek et al. 2008). 79 Prozent<br />

der befragten Jugendlichen gaben an, im letzten Monat mindestens einmal Alkohol konsumiert<br />

zu haben. 29 Prozent gaben an, im letzten Monat mindestens zehnmal Alkohol getrunken zu<br />

haben. Die Monatsprävalenz des Alkoholkonsums ist im Westen Österreichs höher als im<br />

Osten, es wird im Westen auch pro Anlass mehr getrunken. Männliche Jugendliche weisen eine<br />

höhere Monatsprävalenz auf als weibliche Jugendliche. Schülerinnen und Schüler von höheren<br />

49


50<br />

Schulen trinken tendenziell seltener und weniger. Im Rahmen einer parallel durchgeführten<br />

qualitativen Validierungsstudie (Schmutterer et al. 2008) konnte gezeigt werden, wie metho-<br />

disch problematisch die internationale ESPAD-Erhebung ist und, dass daher auch die Daten-<br />

qualität der Ergebnisse der vergangenen Jahre zu hinterfragen ist. Konkret waren Begriffe wie<br />

<br />

schwer verständlich, was zu auffälligen Widersprüchen in den Antworten führte.<br />

Das medial vielfach diskutierte Thema „Komasaufen“ wurde in Studien von Strizek et al.<br />

(2010) in Wien bzw. Starzer et al. (2010) in Oberösterreich untersucht. Auf nur sehr wenige<br />

Jugendliche, die mit Alkoholintoxikationen in Spitäler eingeliefert wurden, würde der Ausdruck<br />

„Komatrinkerinnen“ und „Komatrinker“ tatsächlich zutreffen. Zum einen, da z. B. nur 3 von 54<br />

in Wien eingelieferten Jugendlichen tatsächlich bewusstlos waren, zum anderen handelte es<br />

sich zumeist um ungeplante „Trinkunfälle“ bei alkoholunerfahrenen Jugendlichen, die sonst kein<br />

exzessives Trinkverhalten aufwiesen. Die befragten Ärztinnen und Ärzte sowie Sanitäterinnen<br />

und Sanitäter aus den Spitälern und Rettungsdiensten orteten in den letzten Jahren keine<br />

wesentliche Zunahme der Problematik. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Diagnosekrite-<br />

rien im ICD-10 bezüglich des Rauschtrinkens unscharf sind und entsprechende Steigerungen<br />

daher nur vorsichtig interpretiert werden sollten. Dennoch konnten die Autoren zeigen, dass<br />

es tatsächlich eine (wenn auch kleine) Gruppe von Jugendlichen gibt, welche ein stark pro-<br />

blematisches Konsumverhalten aufweisen und die möglichst niederschwellige Hilfsangebote<br />

benötigen. Kritisch anzumerken ist, dass es in manchen Bundesländern übliche Praxis ist, Spi-<br />

tals- bzw. Rettungskosten nach Alkoholintoxikationen den Jugendlichen bzw. deren Familien zu<br />

verrechnen. Dies kann dazu führen, dass die Rettung in derartigen Fällen in einem geringeren<br />

Ausmaß alarmiert wird. Damit erhöht sich indirekt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es zu<br />

lebensbedrohlichen Komplikationen kommt.<br />

Die alkoholassoziierten Verkehrsunfälle sind seit den Spitzenwerten in den 1960er Jahren<br />

zurückgegangen, im Jahr 2009 wurden rund 2.500 alkoholassoziierte Unfälle mit Personen-<br />

schaden registriert, was 6,6 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden entspricht (in den<br />

1970er Jahren standen fast 10 % der Unfälle mit Personenschaden durch Alkoholkonsum im<br />

Zusammenhang). 2009 gab es bei alkoholassoziierten Unfällen rund 3.400 Verletzte (Tirol:<br />

326) und 46 Tote (Tirol: 1; im Jahr 2008 waren es 9) zu beklagen.<br />

Studien zum volkswirtschaftlichen Schaden oder Nutzen durch Alkoholismus werden auf-<br />

grund ihrer methodischen Schwächen und ihres oftmals spekulativen Charakters hier nicht<br />

berücksichtigt, eine ausführliche Darstellung der Problematik dieser Kosten-Nutzen-Berech-<br />

<br />

5.2.2 Nikotin (Rauchen)<br />

In Abbildung 5.17 sind die Ergebnisse aus den ATHIS-Befragungen 1999 und 2006 zum<br />

Nikotinkonsum dargestellt. Es zeigen sich kaum Unterschiede zwischen Tirol und Gesamtöster-<br />

reich. Jedoch ist kritisch zu hinterfragen, ob die Zunahme der Ex- bzw. Nichtraucherinnen und<br />

Ex- bzw. Nichtraucher zwischen 1999 und 2006 um 18 Prozentpunkte realistisch ist.


Abbildung 5.17: Prävalenz und Ausmaß des Zigarettenkonsums in den ATHIS-Befragungen<br />

1999 und 2006 in Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahre<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

55<br />

30<br />

9<br />

1999<br />

55<br />

31<br />

14<br />

9<br />

10<br />

5 5<br />

4<br />

Tirol: Nie- oder Exraucher/in<br />

Tirol: bis 10 Zigaretten pro Tag<br />

Tirol: 11 bis 20 Zigaretten pro Tag<br />

Tirol: mehr als 20 Zigaretten pro Tag<br />

Quelle und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2008<br />

72<br />

2006<br />

73<br />

11<br />

12<br />

Österreich: Nie- oder Exraucher/in<br />

Österreich: bis 10 Zigaretten pro Tag<br />

Österreich: 11 bis 20 Zigaretten pro Tag<br />

Österreich: mehr als 20 Zigaretten pro Tag<br />

<br />

bei Uhl et al. 2009a. Die Übersicht über die in diversen Studien eruierten Prävalenzzahlen zum<br />

Rauchen in den Jahren 2004 bis 2008 liegen zwischen 39 und 47 Prozent der Bevölkerung über<br />

15 Jahre, jene für das tägliche Rauchen zwischen 23 und 39 Prozent (vgl. Tabelle 5.12)<br />

Tabelle 5.12: Prävalenz des Rauchens in diversen Bevölkerungsbefragungen 1999 bis 2008<br />

Befragte Personen<br />

Raucherinnen und<br />

Raucher gesamt<br />

Tägliche Raucherinnen<br />

und Raucher<br />

Mikrozensus 1999 ca. 60.000 45 % 36 %<br />

Spectra & Eurobarometer 2002 ca. 1.000 39 % –<br />

Bevölkerungserhebung 2004<br />

(Market und LBI Suchtforschung)<br />

ca. 4.500 47 % 38 %<br />

Spectra & Krebshilfe 2005 ca. 1.000 47 % 39 %<br />

ATHIS 2006/2007 ca. 15.000 – 23 %<br />

Spectra & Krebshilfe 2008 ca. 1.000 39 % 30 %<br />

Bevölkerungserhebung 2008<br />

(Market und LBI Suchtforschung)<br />

Quelle: Uhl et al. 2009a; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

4.196 38 % 28 %<br />

Aufgrund der großen Schwankungsbreite dieser Werte kann nach Meinung der Autoren hin-<br />

sichtlich Trends keine seriöse Aussage gemacht werden. Überträgt man die referierten Zahlen<br />

auf Tirol, so ist mit 227.000 bis 273.000 Raucherinnen und Rauchern zu rechnen, von denen<br />

134.000 bis 227.000 täglich rauchen.<br />

3<br />

51


52<br />

Daten zum Zigarettenkonsum bei Jugendlichen für das Jahr 2007 liefert die im Rahmen der<br />

ESPAD-Studie durchgeführte Erhebung bei Schülerinnen und Schülern (Uhl et al. 2009a). Hier<br />

geben im Alter von 14 Jahren 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, bereits vierzigmal<br />

geraucht zu haben, 31 Prozent dieser Altersgruppe haben im letzten Monat vor der Befra-<br />

gung geraucht, und 12 Prozent behaupten, täglich mindestens sechs Zigaretten zu rauchen.<br />

Mit zunehmendem Alter steigen diese Zahlen (17-Jährige: 52 %, 54 % und 35 %). Weibliche<br />

<br />

öfter geraucht haben und erreichen auch eine höhere Monatsprävalenz. Jugendliche aus den<br />

<br />

Schüler aus Polytechnikum und Berufsschule sind deutlich öfter unter den starken Rauche-<br />

<br />

<br />

Unter Research Chemicals versteht man neue synthetische psychoaktive Substanzen, die als<br />

„legal highs“ in „Head Shops“ oder über das Internet, teilweise aber auch auf der Straße verkauft<br />

werden. In Head Shops werden diese Substanzen unter klingenden Namen wie z. B. „Miaow“,<br />

„Blow“ oder „NRG“ und in bunten Verpackungen beispielsweise als Badesalz oder Dünger ver-<br />

kauft. Die Substanzen sind aber auch unter ihren chemischen Bezeichnungen und in größeren<br />

<br />

Chemicals“. Medial größte Aufmerksamkeit erlangte bislang Mephedron (MMC), das in Öster-<br />

reich im August 2010 unter das Suchtmittelgesetz gestellt wurde. Research Chemicals stam-<br />

44 (3-Fluoromethamphetamin, 2- bzw.<br />

3-Fluoroamphetamin ...) bzw. aus der Subgruppe der Cathinone 45 (Mephedron, Butylon …),<br />

eine weitere, spezielle Substanzgruppe ist die der synthetischen Cannabinoide. Letztere sind<br />

in diversen „Räuchermischungen“ enthalten, die als „Spice“-Nachfolgeprodukte zu sehen sind.<br />

Allein im Jahr 2010 wurden von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und<br />

Drogensucht 41 neue Substanzen registriert. Allen Substanzen gemein ist, dass sie zumeist<br />

in großem Maßstab in Asien (v. a. China) produziert werden und über ihre möglichen Wirkungen<br />

und Gefahren wenig bis gar nichts bekannt ist. „Research Chemicals“ stellen somit Prävention<br />

und Gesetzgeber vor neue Herausforderungen, umso mehr, als es für die Produzenten sehr<br />

einfach ist nach dem Verbot einer Substanz auf eine andere legale Substanz auszuweichen.<br />

Es besteht die Befürchtung, dass so auch sehr gefährliche Substanzen (Toxizität, Suchtpoten-<br />

zial …) auf den Markt kommen könnten. Aufgrund der vielfältigen möglichen Substanzvarianten<br />

ist anzunehmen, dass das Thema die nächsten Jahre aktuell bleiben wird.<br />

Über die Verbreitung dieser Substanzen in Österreich gibt es wenige Daten. Im Wiener<br />

Suchtmittelmonitoring 2011 (IFES, 2011) gaben 2 von 600 befragten Personen an, bereits ein-<br />

mal Mephedron konsumiert zu haben; 16 Personen (3 %) gaben an, bereits einmal eine Räu-<br />

chermischung geraucht zu haben. Im „Flash-Eurobarometer“ (Europäische Kommission 2011)<br />

gaben in der österreichischen Stichprobe knapp 4 Prozent der 501 Befragten an, „neue legale<br />

Substanzen, die wie illegale Substanzen wirken“ bereits einmal probiert zu haben.<br />

Derzeit wird auf Bundesebene über eine gesetzliche Regelung für diese Substanzen dis-<br />

kutiert. Verlässliche Daten zur Prävalenz des Konsums der noch legalen Substanzen liegen<br />

nicht vor.<br />

44 Als Phenylethylamine bezeichnet man eine Gruppe chemischer Verbindungen, die sich vom Phenylethylamin ableiten.<br />

Zu den Phenethylaminen zählt beispielsweise auch Amphetamin oder auch die körpereigene Substanz Dopamin.<br />

45


5.2.4 Psychotrope Medikamente<br />

Obwohl das Thema sowohl in Fachkreisen als auch medial diskutiert wird, liegen zum Miss-<br />

brauch psychotroper Medikamente bzw. zur Medikamentenabhängigkeit sowohl bundesweit als<br />

auch auf <strong>Tiroler</strong> Ebene keine verlässlichen Zahlen vor. Aus der Analyse der Medikamenten-<br />

daten der <strong>Tiroler</strong> Gebietskrankenkasse 1999 bis 2006 (Pfeiffer 2008) geht hervor, dass die Ver-<br />

ordnungen von Antidepressiva in diesem Zeitraum um 60 Prozent und jene von Neuroleptika<br />

um 100 Prozent gestiegen sind. Auch in einer Studie der GÖG (2010e) konnte ein starker An-<br />

stieg der Verordnungen von Antidepressiva in Österreich gezeigt werden. Ob dies als Hinweis<br />

auf eine verschärfte Medikamentenproblematik interpretiert werden kann, ist jedoch nicht zu<br />

beurteilen, zumal sich das Indikationsspektrum für Antidepressiva erweitert hat.<br />

Die Verordnungsdaten zu Hypnotika und Sedativa sind nicht aussagekräftig, da z. B. die<br />

Kosten für die meisten Benzodiazepine unter der Rezeptgebühr liegen und diese Verordnungen<br />

daher nicht erfasst werden. In der österreichweiten Repräsentativerhebung zu Substanz-<br />

gebrauch 2004 wurde auch nach dem Gebrauch von Beruhigungs- und Schlafmitteln gefragt<br />

(Uhl et al. 2005a). Die Autoren der Studie spekulieren, dass unter Berücksichtigung diverser<br />

Fehler quellen mit einer Prävalenz von etwa 2 Prozent der Erwachsenen hinsichtlich der Abhän-<br />

gigkeit von Tranquilizern bzw. Hypnotika zu rechnen ist. Das wären in Absolutzahlen fast 10.000<br />

Personen in Tirol. Im Jahr 2009 waren 182 Aufenthalte von Personen mit Wohnsitz in Tirol<br />

wegen der ICD-10-Hauptdiagnose F13 „Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa<br />

oder Hypnotika“ in österreichischen Krankenanstalten zu verzeichnen.<br />

In jüngster Vergangenheit wurde medial unter dem Schlagwort „Doping fürs Gehirn“ immer<br />

wieder über sogenannte „Neuro-Enhancer“ berichtet. Konkret geht es dabei zumeist um ver-<br />

meintlich leistungssteigernde – tatsächlich aber eher die Wachheit steigernde – amphetamin-<br />

<br />

und -studenten sehr beliebt sein sollen. Zum Konsum von Neuro-Enhancern liegen keine Daten<br />

aus Österreich vor. Auch zur möglichen Rolle von Internet-Apotheken bei Medikamentenmiss-<br />

brauch sind keine Daten verfügbar.<br />

5.3 Stoffungebundene Süchte<br />

Die Integration stoffungebundener Süchte wie z. B. pathologisches Spielen, Arbeitssucht, Kauf-<br />

sucht, diverse Mediensüchte, aber auch Essstörungen stellt eine Neuerung im vorliegenden<br />

Konzept dar. Diese sogenannten Verhaltenssüchte weisen starke Parallelen zu substanz-<br />

gebundenen Süchten auf und können für die Betroffenen ähnlich problematisch sein. Ein-<br />

schränkend ist anzumerken, dass die Einordnung bestimmter (exzessiver) Verhaltensweisen<br />

als Sucht wissenschaftlich nicht gänzlich unumstritten ist. Die meisten Verhaltenssüchte sind im<br />

ICD-10-Katalog nicht explizit erwähnt, weshalb es auch wenige valide wissenschaftliche Daten<br />

dazu gibt. Stellvertretend für alle Verhaltenssüchte werden im Folgenden das pathologische<br />

Glücksspiel und die Essstörungen beschrieben.<br />

46 3 bis 4 erfüllte DSM-IV-Kriterien<br />

53


54<br />

5.3.1 Pathologisches Glücksspiel<br />

<br />

wiederholtem episodenhaftem Glücksspiel besteht, das die Lebensführung der betroffenen<br />

<br />

-<br />

sucht (Kalke et al. 2011) wiesen 0,4 Prozent aller Befragten ein problematisches 46 und 0,7 Pro-<br />

zent ein pathologisches Spielverhalten 47 -<br />

denzintervalle ergibt das auf Österreich hochgerechnet zwischen 16.000 und 35.000 Personen<br />

mit problematischem Spielverhalten und zwischen 27.000 und 50.000 Personen mit patholo-<br />

gischem Spielverhalten (in Tirol wären das rund 4.000 Personen mit pathologischem Spielver-<br />

halten und über 2.000 weitere gefährdete Personen). Von jenen Personen, die im vergangenen<br />

Jahr an einem Glückspiel teilgenommen haben, weisen 1 Prozent ein problematisches und 1,6<br />

Prozent ein pathologisches Spielverhalten auf. Männer zwischen 18 und 35 Jahren und speziell<br />

<br />

Gefährdungspotenzial konnten die Autoren für Automatenglücksspiele und Sportwetten zeigen.<br />

Im Bundesländervergleich ergab die Studie mit 2,4 Prozent mit pathologischem Spielverhalten<br />

für Tirol die höchste Prävalenzzahl im gesamten Bundesgebiet, wobei die regionalen Ergeb-<br />

nisse aufgrund der relativ geringen Stichprobengröße mit Vorsicht zu interpretieren sind.<br />

5.3.2 Essstörungen<br />

Essstörungen sind zum Teil lebensbedrohliche psychosomatische Erkrankungen mit Sucht-<br />

charakter. Im ICD-10-Katalog wird unterschieden zwischen Anorexia nervosa (Magersucht),<br />

Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) und atypischen Essstörungen (z. B. Binge-Eating-Störung<br />

= Fressanfälle ohne anschließendes Erbrechen). Da die Übergänge in der Diagnostik, aber<br />

<br />

epidemiologische Daten zu erheben. Die Essstörungsberatungsstelle „so what“ gibt folgende<br />

epidemiologische Richtwerte an:<br />

<br />

Auf Österreich übertragen ergäbe das pro Jahr geschätzte 660 bis 675 Neuerkrankungen im<br />

gesamten Bundesgebiet. Im Laufe ihres Lebens erkranken ca. 0,1 Prozent aller Frauen an<br />

Anorexie (Krüger et al. 2001).<br />

<br />

Van Hoeken et al. 2005). Auf Österreich übertragen bedeutet dies geschätzte 975 bis 1.140<br />

Neuerkrankungen im Bundesgebiet.<br />

<br />

2003). Im Laufe ihres Lebens erkranken geschätzte 2,6 Prozent aller Menschen daran<br />

(DeZwaan, M. 2004).<br />

Im Jahr 2009 waren 440 Aufenthalte von Personen mit Wohnsitz in Tirol wegen der ICD-<br />

10-Hauptdiagnose F50 „Essstörungen“ in österreichischen Krankenanstalten zu verzeichnen.<br />

47 5 bis 10 erfüllte DSM-IV-Kriterien


5.3.3 Andere Verhaltenssüchte<br />

Zu den anderen Verhaltenssüchten werden im europäischen Raum Erhebungen durchgeführt.<br />

Entsprechende valide bzw. allgemein anerkannte epidemiologische Daten stehen noch aus,<br />

sodass keine wissenschaftlich fundierten Grundaussagen getroffen werden können.<br />

6 Zum Stand der Suchtsituation in Europa<br />

6.1 llegale psychoaktive Substanzen<br />

Der Bericht zum Stand der Drogenproblematik in Europa wird jeden Herbst von der Euro päischen<br />

Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) herausgegeben und beruht auf Infor-<br />

mationen, die von den EU-Mitgliedstaaten, den Kandidatenländern und von Norwegen in Form<br />

nationaler Berichte zur Verfügung gestellt wurden. Die dabei veröffentlichten Daten beziehen<br />

sich jeweils auf das Vorjahr oder den jüngsten Zeitraum für den die entsprechenden Daten ver-<br />

fügbar waren. Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die Inhalte des Berichts von 2010<br />

(EBDD 2010) gegeben. Dabei soll die unten stehende Tabelle 6.1 dazu dienen, einen ersten<br />

Eindruck über die zum Teil sehr unterschiedlichen Angaben der beteiligten Länder zu gewinnen.<br />

Für den Zeitraum 1998 bis 2008 lassen sich in den 15 Ländern, die ausreichend Daten<br />

erhoben haben, drei wesentliche Tendenzen bezüglich des Cannabiskonsums unter jungen Er-<br />

wachsenen beobachten. Fünf Länder (Bulgarien, Griechenland, Ungarn, Finnland, Schweden)<br />

haben niedrige und relativ stabile Prävalenzwerte 48 (unter 9 % der jungen Erwachsenen haben<br />

im letzten Jahr Cannabis konsumiert). Sechs Länder (Dänemark, Deutschland, Frankreich, die<br />

Niederlande, Spanien, das Vereinigte Königreich) weisen insgesamt höhere Prävalenzwerte auf,<br />

-<br />

lung verzeichnen. Vier weitere Länder (Estland, Italien, Slowakei, die Tschechische Republik)<br />

haben ebenfalls einen höheren Cannabiskonsum, jedoch mit steigender Tendenz, gemeldet.<br />

Tabelle 6.1: Schätzungen und wichtige Indikatoren des Drogenkonsums der europäischen Be-<br />

völkerung zwischen 15 und 64 Jahren im Überblick<br />

Substanz<br />

Prävalenzen Ländervariation<br />

(letzte 12 Monate)<br />

Lebenszeit letzte 12 Monate letzte 30 Tage<br />

Cannabis ~ = 75,5 Mio. (22,5 %) ~ = 23 Mio. (6,8 %) ~ = 12,5 Mio. (3,7 %) 0,4 % bis 15,2 %<br />

Kokain ~ = 14 Mio. (4,1 %) ~ = 4 Mio. (1,3 %) ~ = 2 Mio. (0,5 %) 0,0 % bis 3,1 %<br />

Ecstasy ~ = 11 Mio. (3,3 %) ~ = 2,5 Mio. (0,8 %) 0,1 % bis 3,7 %<br />

Amphetamine ~ = 12 Mio. (3,7 %) ~ = 2,0 Mio. (0,6 %) 0,0 % bis 1,7 %<br />

Problematischer Opioid-Konsum<br />

<br />

<br />

In etwa 75 Prozent der Fälle wurden Opioide nachgewiesen<br />

<br />

<br />

Quelle: EBDD 2010; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

48 Prävalenz = der Prozentsatz, der die jeweilige Droge konsumiert hat.<br />

55


56 49<br />

Hinsichtlich des Cannabiskonsums unter Schülerinnen/Schülern zwischen 1995 und 2007<br />

lassen sich ähnliche Tendenzen beobachten. Sieben vorwiegend nord- und südeuropäische<br />

Länder melden eine insgesamt stabile und niedrige Lebenszeitprävalenz 49 des Cannabiskon-<br />

sums. Die meisten westeuropäischen Länder sowie Kroatien und Slowenien, die bis 2003 eine<br />

hohe oder stark zunehmende Lebenszeitprävalenz des Cannabiskonsums zu verzeichnen<br />

<br />

in den osteuropäischen Ländern, in denen zwischen 1995 und 2003 eine zunehmende Tendenz<br />

beobachtet wurde, hat diese nun ein Ende gefunden. In dieser Region melden sechs Länder für<br />

den Zeitraum 2003 bis 2007 eine stabile Situation, lediglich zwei Länder eine weitere Zunahme.<br />

Die verfügbaren Daten belegen die unterschiedlichen Muster des Cannabiskonsums. Von<br />

den 15- bis 64-Jährigen, die mindestens einmal Cannabis probiert haben, haben nur 30 Pro-<br />

zent die Droge in den letzten 12 Monaten konsumiert. Von jenen, die die Droge in den letzten 12<br />

Monaten konsumiert haben, haben jedoch durchschnittlich 50 Prozent dies auch in den letzten<br />

30 Tagen getan.<br />

Nachfolgende Abbildung 6.1 gibt einen Überblick über die Werte der 12-Monats-Prävalenz<br />

des Cannabiskonsums unter allen Erwachsenen im europäischen Vergleich.<br />

Abbildung 6.1: 12-Monats-Prävalenz des Cannabiskonsums unter allen Erwachsenen (im Alter<br />

von 15 bis 64 Jahren) und unter jungen Erwachsenen (im Alter von 15 bis 34 Jahren bzw. von<br />

15 bis 24 Jahren)<br />

%<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Bulgaria (2005)<br />

Greece (2004)<br />

Sweden (2006)<br />

Cyprus (2006)<br />

Lithuania (2004)<br />

Poland (2002)<br />

Finland (2004)<br />

Portugal (2001)<br />

Latvia (2003)<br />

Anmerkung: Die Daten stammen aus den jüngsten nationalen Erhebungen, die zum Zeitpunkt der Berichterstattung in den<br />

jeweiligen Ländern zur Verfügung standen. Die Länderabfolge entspricht der Gesamtprävalenz (unter allen Erwachsenen).<br />

Quelle und Darstellung: EBDD 2007<br />

Prozentsatz jener Personen, die irgendwann im Leben die entsprechende Droge konsumiert haben.<br />

Hungary (2003)<br />

Slovakia (2004)<br />

Estonia (2003)<br />

Norway (2004)<br />

Ireland (2002/03)<br />

Belgium (2004)<br />

Denmark (2005)<br />

Netherlands (2005)<br />

15 – 64 15 – 34 15 – 24<br />

Germany (2003)<br />

Austria (2004)<br />

France (2005)<br />

United Kingdom 1 (2005/06)<br />

Czech Republic (2004)<br />

Spain (2005/06)<br />

Italy (2005)<br />

1 England und Wales


Daten aus einer Stichprobe aus 13 europäischen Ländern, die sich auf insgesamt 77 Prozent<br />

der erwachsenen Bevölkerung in der Europäischen Union und in Norwegen beziehen, zeigen,<br />

dass rund 40 Prozent der schätzungsweise 12,5 Millionen Europäerinnen und Europäer, die in<br />

den vergangenen 30 Tagen Cannabis konsumiert haben, die Droge an einem bis drei Tagen im<br />

letzten Monat konsumiert haben; ein Drittel hat die Droge an vier bis 19 Tagen konsumiert und<br />

ein Viertel an 20 Tagen oder mehr. Auf Grundlage dieser Daten kann berechnet werden, dass<br />

schätzungsweise mehr als 1 Prozent der europäischen Erwachsenen, d. h. etwa vier Millionen<br />

Menschen, täglich oder fast täglich Cannabis konsumieren. Die meisten, also etwa drei Millio-<br />

nen dieser Cannabiskonsumenten, sind zwischen 15 und 34 Jahre alt und machen etwa 2 bis<br />

2,5 Prozent aller Europäerinnen und Europäer in dieser Altersgruppe aus. Die Prävalenz unter<br />

den Männern, die täglich oder fast täglich Cannabis konsumieren, ist möglicherweise um ein<br />

Vierfaches höher als bei den Frauen.<br />

Im Jahr 2008 wurde Cannabis bei etwa 21 Prozent der Behandlungsaufnahmen (ca. 85.000<br />

Patientinnen und Patienten) in 27 Ländern als Leitdroge genannt, wobei die Werte in den<br />

Ländern zwischen unter 5 und 30 Prozent schwanken. Die meisten Personen dieser Gruppe<br />

nehmen eine ambulante Betreuung in Anspruch. Bezüglich der Unterschiede zwischen den<br />

Ländern wird seitens der EBDD gemutmaßt, dass diese auf unterschiedliche Faktoren zurück-<br />

geführt werden können. Unterschiede hinsichtlich der Prävalenz des Cannabiskonsums sowie<br />

des Konsums anderer Drogen, des Behandlungsbedarfs, der Erbringung und Organisation<br />

der Drogenbehandlung oder der Überweisungspraxis könnten hier eine Rolle spielen. So ver-<br />

zeichnet z. B. Frankreich (neben Ungarn) die größten Anteile von Cannabispatientinnen bzw.<br />

-patienten, wobei es in Frankreich spezielle Beratungsstellen für junge Drogenkonsumierende<br />

gibt, während in Ungarn Straftäterinnen bzw. -täter bei Drogendelikten im Zusammenhang mit<br />

Cannabis eine Drogenbehandlung als Alternative zur Bestrafung angeboten wird. In diesen bei-<br />

den Ländern spielt das Strafvollzugssystem bei der Überweisung in Behandlungseinrichtungen<br />

eine zentrale Rolle, jedoch ist den Berichten der Mitgliedstaaten zu entnehmen, dass sich in<br />

Europa insgesamt die meisten Cannabiskonsumentinnen bzw. -konsumenten aus eigenem An-<br />

trieb in Behandlung begeben. Einige Konsumierende wiederum begeben sich unter Umständen<br />

aus anderen Gründen in Behandlung, z. B. aufgrund von psychischen Gesundheitsproblemen<br />

<br />

Insgesamt ist Kokain<br />

Droge, wobei es jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gibt. Bei den<br />

Tendenzen des Kokainkonsums in Europa sind verschiedene Muster auszumachen. In den zwei<br />

Ländern mit den höchsten Prävalenzraten bei Kokainkonsum (Spanien und Vereinigtes König-<br />

reich) nahm der Konsum dieser Droge in den späten 1990er Jahren drastisch zu. Anschließend<br />

stabilisierten sich die Prävalenzraten, wobei aber weiterhin insgesamt ein Aufwärtstrend zu<br />

beobachten war. Drei weitere Länder (Dänemark, Irland und Italien) verzeichneten einen<br />

weniger ausgeprägten Anstieg der Prävalenz, der etwas später einsetzte. Die Konsumraten in<br />

diesen Ländern sind jedoch im Vergleich zum europäischen Durchschnitt hoch. In den anderen<br />

Ländern mit wiederholten Erhebungen zwischen 1998 und 2008/2009 scheint die Prävalenz<br />

unter jungen Erwachsenen (15 bis 34 Jahre) mit Werten von unter 2 Prozent für den Zeitraum<br />

des letzten Jahres stabiler. Ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen in den 15 Ländern, die im<br />

Zeitraum zwischen 2003 und 2008 wiederholt Erhebungen durchgeführt haben, zeigt, dass<br />

die 12-Monats-Prävalenz unter jungen Erwachsenen (15 bis 34 Jahre) sich zwar mindestens<br />

verdoppelt hat, in drei der Länder (Bulgarien, Lettland, Tschechische Republik) jedoch auch<br />

57


58<br />

weiterhin unter der Zwei-Prozent-Marke liegt. In zwei Ländern (Irland, Vereinigtes Königreich)<br />

hat sich die Rate um rund 50 Prozent erhöht, und in acht Ländern (Deutschland, Estland, Finn-<br />

land, Litauen, Österreich, Polen, Slowakei, Ungarn) ist entweder eine stabile Situation oder<br />

<br />

In einigen europäischen Ländern wird Kokain von einer beträchtlichen Anzahl an Personen<br />

auf experimenteller Basis oder nur ein- oder zweimal konsumiert (Van der Poel et al. 2009). Unter<br />

den regelmäßigen oder intensiv Konsumierenden können zwei große Gruppen unterschieden<br />

werden. Zu der ersten Gruppe zählen sozial integrierte Konsumentinnen bzw. Konsumenten,<br />

die Kokain vorzugsweise am Wochenende, auf Partys oder zu anderen besonderen Gelegen-<br />

heiten bisweilen in großen Mengen („Binges“) 50 oder in kurzen Abständen konsumieren. Viele<br />

der sozial integrierten Konsumierenden geben an, ihren Kokainkonsum zu kontrollieren, indem<br />

-<br />

stände des Konsums (Decorte 2000). Einige dieser Konsumentinnen bzw. Konsumenten leiden<br />

an gesundheitlichen Problemen im Zusammenhang mit ihrem Kokainkonsum, oder sie ent-<br />

wickeln zwanghafte Konsummuster, die eine Behandlung unabdingbar machen. Studien lassen<br />

jedoch darauf schließen, dass ein beträchtlicher Anteil jener, die an kokainbedingten Störungen<br />

leiden, diese unter Umständen auch ohne formale Behandlung überwinden kann (Cunningham<br />

2000). Die zweite Gruppe umfasst die eher marginalisierten, sozial ausgegrenzten Konsumie-<br />

renden, einschließlich aktueller und ehemaliger Opioidkonsumentinnen und –konsumenten, die<br />

Crack konsumieren oder Kokain injizieren. Ebenfalls zu dieser Gruppe zählen intensiv Kokain-<br />

und Crack Konsumierende, die sozial benachteiligten Gruppen angehören, beispielsweise<br />

Prosti tuierte oder Immigrantinnen bzw. Immigranten (Prinzleve et al. 2004).<br />

Im Jahr 2008 wurde EU-weit von etwa 17 Prozent aller Patientinnen und Patienten Kokain,<br />

vor allem Kokainpulver, als Hauptgrund für die Aufnahme einer Drogenbehandlung genannt, das<br />

entspricht etwa 70.000 gemeldeten Fällen in 27 europäischen Ländern. Unter den Erstpatien-<br />

tinnen bzw. -patienten ist der Anteil der Drogenkonsumierenden, die Kokain als Primärdroge an-<br />

geben, höher (24 Prozent). Hinsichtlich des Anteils und der Zahl der primären Kokainpatien tinnen<br />

bzw. -patienten gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Die höchsten Anteile an<br />

Kokainkonsumierenden werden aus Spanien (46 Prozent), den Niederlanden (33 Prozent) und<br />

Italien (28 Prozent) gemeldet. In Belgien, Irland, Zypern, Luxemburg und im Vereinigten König-<br />

reich beläuft sich der Anteil der Kokainpatientinnen bzw. -patienten auf 11 bis 15 Prozent aller<br />

Drogenpatientinnen bzw. -patienten. In den übrigen europäischen Ländern geben weniger als<br />

-<br />

märdroge an, wobei dieser Anteil in acht Ländern unter 1 Prozent liegt. Die Zahl der Patienten<br />

bzw. Patientinnen, die sich wegen des Konsums von Kokain in Behandlung begeben, steigt in<br />

Europa seit mehreren Jahren an, wobei diese Entwicklung stark durch einige wenige Länder<br />

(Italien, Niederlande, Spanien, Vereinigtes Königreich) bestimmt wird (EBDD 2010).<br />

Ein relativ hoher Konsum von Amphetaminen oder Ecstasy in der Allgemeinbevölkerung<br />

wird nur aus einigen EU-Mitgliedstaaten gemeldet (Estland, Tschechische Republik und Verei-<br />

nigtes Königreich). In einigen wenigen Ländern betrifft der – oftmals injizierende – Konsum von<br />

Amphetamin oder Methamphetamin einen erheblichen Anteil aller Klientinnen und Klienten mit<br />

problematischem Drogenkonsum und der Patientinnen bzw. Patienten, die sich wegen Drogen-<br />

problemen in Behandlung begeben. Anders als bei diesen chronischen Drogenkonsumierenden<br />

<br />

<br />

50 Unter Binge-Konsum wird der Rauschkonsum großer Mengen einer Droge innerhalb kurzer Zeit verstanden.


aten unter jungen Menschen gemeldet werden. Die Gesamtkonsumraten halluzinogener Dro-<br />

gen wie Lysergsäurediethylamid (LSD) und halluzinogener Pilze sind insgesamt niedrig und in<br />

den letzten Jahren weitgehend stabil geblieben (EBDD 2010).<br />

Der Anteil der Drogenkonsumierenden, die sich wegen des Konsums von Amphetamin als<br />

Primärdroge in Behandlung begeben haben, ist in den meisten europäischen Ländern (nämlich<br />

in 18 der 27 Berichtsländer) mit unter 5 Prozent relativ gering, macht jedoch vor allem in Schwe-<br />

den (32 Prozent), Finnland (20 Prozent) und Lettland (15 Prozent) einen erheblichen Anteil<br />

aller gemeldeten Behandlungsaufnahmen aus. In fünf weiteren Ländern (Belgien, Dänemark,<br />

Deutschland, Ungarn, Niederlande) gaben zwischen 6 und 10 Prozent der Patientinnen bzw.<br />

Patienten bei der Behandlungsaufnahme Amphetamin als Primärdroge an; in den übrigen Län-<br />

dern liegt dieser Anteil bei unter 5 Prozent. Andere Patientinnen bzw. Patienten in Behandlung<br />

geben Amphetamin auch als Sekundärdroge an. Zwischen 2003 und 2008 blieb die Zahl der<br />

Erstpatientinnen bzw. -patienten, die sich wegen des Konsums von Amphetamin in Behandlung<br />

begaben, in den meisten Ländern weitgehend stabil.<br />

Nur wenige Drogenkonsumierende begeben sich wegen Problemen im Zusammenhang mit<br />

Ecstasy in Behandlung. In 21 der 27 Berichtsländer wurde Ecstasy im Jahr 2008 von weniger<br />

als 1 Prozent der Erstpatientinnen bzw. -patienten als Primärdroge genannt, während dieser<br />

Anteil in den übrigen Ländern zwischen 1 und 3 Prozent lag. Mit einem Durchschnittsalter von<br />

24 Jahren zählen Ecstasykonsumierende zu den jüngsten Patientinnen bzw. Patienten, die sich<br />

-<br />

derer Substanzen an, darunter Alkohol, Kokain und in geringerem Maße auch Cannabis und<br />

Amphetamine.<br />

Im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt, wo der Methamphetaminkonsum in den letzten<br />

Jahren zugenommen hat, werden in Europa offenbar nur geringe Konsumraten verzeichnet. In<br />

der Vergangenheit konzentrierte sich der Konsum dieser Droge in Europa auf die Slowakei und<br />

die Tschechische Republik. Im Jahr 2008 war die Zahl der Klientinnen und Klienten mit pro-<br />

blematischem Methamphetaminkonsum in der Tschechischen Republik mit schätzungsweise<br />

20.700 bis 21.800 (2,8 bis 2,9 Fälle je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Alter zwischen<br />

15 und 64 Jahren) knapp doppelt so hoch wie die geschätzte Zahl der Klientinnen und Klienten<br />

mit problematischem Opioidkonsum, während sie in der Slowakei mit 5.800 bis 15.700 (1,5 bis<br />

4,0 Fälle je 1.000 Einwohner/innen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren) um etwa 20 Prozent<br />

unter der geschätzten Zahl der Klientinnen und Klienten mit problematischem Opioidkonsum<br />

lag. Seit Kurzem tritt Methamphetamin auch auf den Drogenmärkten anderer Länder, insbe-<br />

sondere im Norden Europas (Lettland, Schweden, Norwegen und in geringerem Maße auch<br />

in Finnland), in Erscheinung. Methamphetamin scheint dort teilweise Amphetamin als Droge<br />

zu ersetzen, da die Konsumierenden die beiden Drogen praktisch nicht unterscheiden können<br />

(EBDD 2010).<br />

Die durchschnittliche Prävalenz des problematischen Opioidkonsums beläuft sich in den<br />

Ländern der Europäischen Union und in Norwegen auf schätzungsweise 3,6 bis 4,4 Fälle je<br />

1.000 Einwohner im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Dies entspricht etwa 1,35 Millionen<br />

(1,2 bis 1,5 Millionen) Klientinnen und Klienten mit problematischem Opioidkonsum in der<br />

EU und Norwegen im Jahr 2008. Diese Schätzung umfasst auch Konsumierende, die sich in<br />

-<br />

anstalten – insbesondere Straftäterinnen und Straftäter, die eine längere Haftstrafe verbüßen<br />

– in diesen Schätzungen unterrepräsentiert.<br />

59


60<br />

Im Jahr 2008 wurden in Europa als Primärdroge nach wie vor Opioide vom Großteil der Patien-<br />

tinnen bzw. Patienten (53 Prozent), die sich in Behandlung begeben, angegeben, Heroin wurde<br />

von 48 Prozent aller Patientinnen bzw. Patienten genannt. Hinsichtlich der Anteile der Dro-<br />

genkonsumierenden, die sich wegen Problemen im Zusammenhang mit diesen Drogen in Be-<br />

handlung begeben, sind jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den europäischen Ländern<br />

festzustellen: In Bulgarien, Estland und Slowenien machen Opioidpatientinnen bzw. -patienten<br />

mehr als 90 Prozent, in 15 Ländern zwischen 50 und 90 Prozent und in weiteren neun Ländern<br />

zwischen zehn und 49 Prozent der Drogenkonsumierenden aus, die sich in Behandlung bege-<br />

ben. Neben den etwa 200.000 Behandlungsaufnahmen im Jahr 2008, bei denen Opioide als<br />

Primärdroge genannt wurden, gaben weitere 47.000 Konsumierende anderer Drogen Opioide<br />

als Sekundärdroge an. Viele Opioidkonsumierende nehmen an Programmen teil, die langfris-<br />

tige Betreuungen anbieten, darunter insbesondere die Substitutionsbehandlung.<br />

Aufgrund der begrenzten Zahl wiederholter Schätzungen zur Inzidenz und Prävalenz von<br />

problematischem Drogenkonsum und der mit den einzelnen Schätzungen verbundenen Un-<br />

sicherheit, sind die Tendenzen bei problematischem Opioidkonsum im Zeitverlauf nur schwer<br />

abzuschätzen. Die Daten aus acht Ländern, in denen im Zeitraum 2003 bis 2008 wiederholte<br />

Prävalenzschätzungen vorgenommen wurden, lassen jedoch auf eine relativ stabile Situation<br />

schließen (EBDD 2010).<br />

Zu den gravierendsten gesundheitlichen Folgen des Drogenkonsums zählen Infektions-<br />

krankheiten wie HIV/Aids und Hepatitis B und C. Selbst in Ländern mit einer niedrigen HIV-<br />

Prävalenz unter injizierenden Drogenkonsumierenden treten bei diesen unverhältnismäßig häu-<br />

<br />

Krankheiten, Tuberkulose, Tetanus, Botulismus, Anthrax (Milzbrand) und Infektionen mit dem<br />

humanen T-Zelllymphotropen-Virus. Die EBDD beobachtet systematisch Infektionen mit HIV<br />

und Hepatitis B und C unter injizierenden Drogenkonsumierenden.<br />

Die Daten über neu diagnostizierte HIV-Fälle im Zusammenhang mit dem injizierenden<br />

Drogen konsum für das Jahr 2008 zeigen, dass seit dem in den Jahren 2001 und 2002 aufgrund<br />

der Epidemien in Estland, Lettland und Litauen verzeichneten Höchststand die Infektions raten<br />

<br />

2008 sind Prävalenzdaten aus 24 Ländern verfügbar. In 16 Ländern ist die HIV-Prävalenz<br />

in diesem Zeitraum unverändert geblieben. In sechs von sieben Ländern (Bulgarien, Italien,<br />

Polen, Portugal, Spanien und Norwegen) war auf der Grundlage nationaler Stichproben ein sta-<br />

<br />

diese Tendenzen auf die Daten aus fünf Städten. Drei Länder meldeten regionale Zunahmen:<br />

<br />

diagnostizierten HIV-Infektionen unter injizierenden Drogenkonsumierenden ist in diesen drei<br />

Ländern jedoch eine Abwärtstendenz zu verzeichnen (EBDD 2010). Jüngste Informationen aus<br />

dem Jahr 2011 berichten über einen massiven Anstieg der HIV-Infektionen in Griechenland und<br />

Rumänien (EBDD und ECDC 2011b).<br />

Während eine hohe Prävalenz von HIV-Infektionen nur in einigen EU-Mitgliedstaaten zu<br />

verzeichnen ist, sind die Virushepatitiden und insbesondere Infektionen mit dem Hepatitis-<br />

C- Virus (HCV) in ganz Europa unter injizierenden Drogenkonsumierenden weit verbreitet. Die<br />

HCV-Antikörper-Prävalenzraten in nationalen Stichproben von injizierenden Drogenkonsumie-<br />

renden lagen im Zeitraum 2007 bis 2008 zwischen etwa 12 und 85 Prozent, wobei acht von zwölf


Ländern Prävalenzraten von über 40 Prozent meldeten. Drei Länder (Slowenien, Tschechische<br />

Republik, Ungarn) berichten über Prävalenzraten von unter 25 Prozent in nationalen Stichpro-<br />

ben bei injizierenden Drogenkonsumierenden. Allerdings stellen Infektionsraten in dieser Höhe<br />

noch immer ein erhebliches Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Aufgrund regionaler<br />

Unterschiede und der Merkmale der in der Stichprobe erfassten Gruppe werden auch innerhalb<br />

der einzelnen Länder zuweilen sehr unterschiedliche HCV-Antikörper-Prävalenzraten ermittelt.<br />

Beispielsweise reichen in Italien die regionalen Schätzungen von etwa 31 bis 87 Prozent.<br />

In jüngeren Studien (2007 bis 2008) wurden für injizierende Drogenkonsumierende unter 25<br />

Jahren sowie für Drogenkonsumierende, die seit weniger als zwei Jahren injizieren, sehr unter-<br />

schiedliche Prävalenzraten ermittelt. Dies deutet darauf hin, dass in den europäischen Ländern<br />

unterschiedlich hohe HCV-Inzidenzraten unter diesen Bevölkerungsgruppen zu verzeichnen<br />

sind. Allerdings zeigen diese Studien auch, dass das Zeitfenster für die Einleitung wirksamer<br />

Maßnahmen zur Prävention einer HCV-Infektion recht klein ist, da sich viele injizierende Dro-<br />

-<br />

ren (EBDD 2010).<br />

-<br />

sundheitsprobleme und Todesfälle unter jungen Menschen. Auch ein beträchtlicher Anteil von<br />

Todesfällen bei Erwachsenen kann darauf zurückgeführt werden. Neben den Todesfällen durch<br />

den unmittelbaren Konsum (tödliche Überdosierungen) schließt die Gesamtmortalität im Zu-<br />

sammenhang mit dem Drogenkonsum auch Todesfälle ein, die mittelbar auf den Drogenkon-<br />

sum zurückzuführen sind. Die Todesursachen umfassen Überdosierungen (drogeninduzierte<br />

Todesfälle), HIV/Aids, Verkehrsunfälle (insbesondere in Kombination mit Alkohol), Gewalt,<br />

Selbstmorde und chronische Gesundheitsprobleme infolge eines wiederholten Konsums (z. B.<br />

kardiovaskuläre Probleme bei Kokainkonsumierenden). Aus verschiedenen Studien geht her-<br />

vor, dass zehn bis 23 Prozent der Todesfälle in der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen mit<br />

Opioidkonsum in Verbindung zu bringen sind (Bargagli et al. 2008). Die Daten über drogen-<br />

induzierte Todesfälle (tödliche Überdosierungen) im Jahr 2008 liefern keine Hinweise auf ein<br />

<br />

Berichtsländer verzeichnete zwischen 2007 und 2008 einen Anstieg der Zahl der drogenindu-<br />

zierten Todesfälle.<br />

6.2 Legale psychoaktive Substanzen<br />

6.2.1 Alkohol<br />

Die Global Alcohol Database der WHO weist für Österreich einen jährlichen Pro-Kopf-Konsum<br />

reinen Alkohols von 12,8 Litern (im Jahr 2006) aus, womit Österreich im Spitzenfeld der OECD-<br />

Staaten (Tabelle 6.2) liegt. Allerdings sind die Daten zum Alkoholkonsum in den einzelnen<br />

Ländern nur schwer vergleichbar, die Angaben fußen auf methodisch sehr unterschiedlichen<br />

Bevölkerungsbefragungen und auf Alkoholverkaufsdaten, die aufgrund unterschiedlicher Be-<br />

steuerungssysteme ebenfalls schwer vergleichbar sind.<br />

61


62<br />

Tabelle 6.2: Pro-Kopf-Alkoholkonsum bei 15- bis 99-Jährigen im internationalen Vergleich<br />

(Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr)<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Estland 4,04 4,27 4,74 5,46 6,28 10,65 11,20 11,69 12,81 14,65 16,24 n/a<br />

Tschechien 12,53 12,82 13,12 13,04 13,22 15,25 15,05 15,15 15,32 14,76 14,82 14,94<br />

Irland 11,88 12,30 12,60 12,52 12,32 13,68 13,76 14,22 13,35 13,48 13,35 13,36<br />

Frankreich 14,16 13,88 13,35 13,33 13,19 14,00 14,20 13,78 13,49 13,18 13,24 n/a<br />

Österreich 11,89 11,74 11,49 11,22 11,19 11,06 10,79 12,90 12,60 12,50 12,70 12,80<br />

Ungarn 12,21 12,55 12,26 12,71 12,80 12,54 12,40 12,79 12,33 11,97 12,51 n/a<br />

Kroatien 12,00 11,23 13,27 13,75 11,98 12,96 13,31 13,49 12,62 12,72 12,50 n/a<br />

Litauen 6,09 7,13 7,34 6,35 6,75 8,21 8,90 11,30 11,40 12,20 12,50 12,90<br />

Portugal 14,71 14,15 13,49 13,33 13,18 12,25 12,21 12,04 12,85 12,31 12,18 n/a<br />

Luxemburg 14,32 13,60 15,71 15,23 15,13 13,08 12,25 12,90 12,03 12,24 11,75 n/a<br />

Deutschland 13,35 13,12 13,00 12,74 12,78 12,63 12,46 12,25 11,92 11,83 11,67 11,90<br />

UK und Irland 9,55 9,42 9,90 10,15 9,89 10,36 10,33 11,46 11,70 11,78 11,54 11,39<br />

Dänemark 12,10 12,20 12,11 11,64 11,60 11,50 11,60 11,34 11,55 11,29 11,27 10,80<br />

Slowakei 10,34 10,64 10,81 10,09 10,14 11,06 10,73 10,80 9,90 10,10 11,00 10,60<br />

Bulgarien 9,74 9,44 8,43 8,14 7,87 10,82 11,72 11,07 11,46 11,34 10,94 n/a<br />

Rumänien 11,32 11,11 11,68 10,01 8,99 9,89 9,56 10,81 10,80 12,57 10,54 11,79<br />

Slowenien 13,36 12,04 11,22 8,31 7,90 12,18 7,84 12,47 12,18 13,85 10,53 12,40<br />

Lettland 9,21 8,53 8,60 8,79 9,45 9,37 9,06 8,40 9,40 8,90 10,20 11,20<br />

Schweiz 11,76 11,39 11,27 11,14 11,00 11,00 10,80 10,70 10,70 10,50 10,10 10,20<br />

Serbien n/a n/a n/a n/a n/a 9,89 10,17 9,37 9,79 10,04 10,08 10,56<br />

Spanien 11,38 11,07 11,95 11,91 11,63 11,48 11,46 9,87 10,24 10,44 10,03 9,99<br />

Finnland 8,31 8,24 8,56 8,60 8,62 8,59 8,95 9,24 9,30 9,89 9,95 10,14<br />

Belgien 11,10 11,07 11,06 9,96 10,19 10,26 10,31 9,93 9,86 9,76 9,69 9,69<br />

Bosn. und Herzeg. 8,48 9,69 9,99 8,37 8,57 8,99 8,64 8,47 9,77 9,49 9,64 n/a<br />

Niederlande 9,80 9,80 10,05 9,93 10,06 10,06 9,95 9,68 9,56 9,56 9,54 9,41<br />

Polen 8,14 8,08 8,64 8,43 8,34 8,27 7,71 8,23 9,33 9,84 9,47 10,43<br />

Zypern 9,57 8,58 8,52 9,01 9,34 8,25 8,81 9,02 9,98 9,93 9,29 n/a<br />

Griechenland 10,46 10,05 9,87 9,36 9,91 8,55 8,65 8,09 8,73 8,90 9,21 n/a<br />

Italien 9,62 9,13 9,12 8,98 8,86 8,96 8,61 8,62 8,61 8,37 8,02 8,02<br />

Schweden 6,20 6,00 5,90 5,80 6,10 6,01 6,00 6,90 7,00 6,50 6,60 6,80<br />

Norwegen 4,79 5,04 5,28 5,24 5,45 5,66 5,49 5,89 6,03 6,22 6,37 6,46<br />

Mazedonien 6,63 5,68 5,53 6,24 5,03 5,03 4,47 3,81 5,42 5,60 5,81 n/a<br />

Malta 6,88 6,77 6,48 6,45 6,50 5,80 5,77 5,86 5,24 5,17 5,26 n/a<br />

Albanien 2,87 3,12 2,22 1,54 2,19 3,97 2,71 3,95 4,29 4,58 4,88 4,28<br />

Türkei 1,48 1,47 1,31 1,43 1,42 1,54 1,48 1,48 1,42 1,38 1,31 n/a<br />

Quelle: „Global Alcohol Database“ (WHO, 2010): sortiert nach 2005, die Daten für 2007 und 2008 sind nicht dargestellt,<br />

da nur rudimentär vorhanden – Darstellung SucFoDok


Insgesamt ist laut Uhl et al. (2009) seit Jahren eine Angleichung der europäischen Trinkgewohn-<br />

heiten zu beobachten. Historisch gesehen herrschten im protestantisch dominierten englisch-<br />

sprachigen und nordeuropäischen Raum lange Zeit „explosive“ Konsummuster vor, das heißt,<br />

es wurde eher selten und eher mäßig getrunken, jedoch mit gelegentlichen Alkoholexzessen.<br />

Im katholisch dominierten mediterranen und alpinen Raum herrschten hingegen „integrative“<br />

Trinkmuster vor, bei denen eher regelmäßig und eher viel getrunken wird, dafür sind Rausch-<br />

exzesse eher selten. In den letzten Jahrzehnten stieg der durchschnittliche Alkoholkonsum<br />

in den nördlichen Ländern, gleichzeitig sank der durchschnittliche Konsum im Süden. Diese<br />

Konvergenz der europäischen Trinkmuster zeigt sich nicht nur in der konsumierten Alkohol-<br />

menge, sondern auch bei der Art der Getränke, traditionelle Aufteilungen in Bier-, Wein- oder<br />

Spirituosenländer treffen immer weniger zu. Zu möglichen Gründen dieser Annäherung gibt es<br />

mehrere Hypothesen, von denen jede einzelne das Phänomen vermutlich nur teilweise erklä-<br />

ren kann. Ob im Zuge der Angleichung der Konsummuster mit einem verstärkten exzessiven<br />

Rauschtrinken in Österreich zu rechnen sein wird, kann anhand der vorliegenden Daten nicht<br />

gesagt werden. Zur Frage des „Komasaufens“ siehe Kapitel 3.2.1.<br />

6.2.2 Nikotin (Rauchen)<br />

Beim jährlichen Pro-Kopf-Zigarettenkonsum liegt Österreich im europäischen Mittelfeld (vgl.<br />

Tabelle 6.3), allerdings ist der Anteil der täglich rauchenden Wohnbevölkerung in Österreich<br />

im Vergleich zu den anderen EU-27-Ländern sehr hoch (Eurostat Datenbank, Health Interview<br />

Surveys, 2004). Besonders der Anteil der weiblichen Raucher gehört mit 32,2 Prozent zu den<br />

höchsten in der EU-27. Nur Dänemark weist einen annähernd ähnlich hohen Anteil an Frauen<br />

aus, die täglich rauchen. Besonders niedrige Anteile an täglich rauchenden Frauen sind in<br />

-<br />

zustellen, dass Frauen in West- und Nordeuropa höhere Anteile an täglichen Raucherinnen<br />

aufweisen als in Süd- und Osteuropa. Der Anteil starker Raucherinnen (über 20 Zigaretten pro<br />

Tag) ist in Österreich mit 8,2 Prozent im Vergleich zu den anderen EU-27-Ländern gering.<br />

Auch beim Rauchverhalten von Männern liegen die Österreicher mit einem Anteil von 40,7<br />

Prozent täglichen Rauchern im oberen Bereich. Nur in den baltischen Staaten, in Griechenland,<br />

Polen, Bulgarien und Slowenien zeigen sich noch höhere Anteile männlicher Personen, die<br />

täglich Zigaretten konsumieren. Im Gegensatz zur Verteilung der täglich rauchenden Frauen in<br />

<br />

Mit einem Anteil von 18,6 Prozent zählt Österreich innerhalb der EU-27 zu den Ländern mit<br />

geringen Anteilen starker Raucher in der männlichen Bevölkerung (mehr als 20 Zigaretten pro<br />

Tag). Länder, die einen hohen Anteil von täglich mehr als 20 Zigaretten rauchender Männer<br />

aufweisen, sind Zypern, Griechenland, die Niederlande, Portugal, Polen, Rumänien und Slo-<br />

wenien.<br />

63


64<br />

Tabelle 6.3: Jährlicher Pro-Kopf-Zigarettenkonsum in Europa bei über 15-Jährigen im Jahr<br />

2007 in Stück<br />

Griechenland 3.017 Türkei 1.499<br />

Slowenien 2.537 Dänemark 1.495<br />

Tschechien 2.368 Rumänien 1.480<br />

Mazedonien 2.336 Slowakei 1.430<br />

Russland 2.319 Irland 1.391<br />

Spanien 2.225 Portugal 1.318<br />

Bosnien und Herzegowina 2.145 Deutschland 1.125<br />

Lettland 1.890 Finnland 956<br />

Weißrussland 1.846 Litauen 920<br />

Zypern 1.830 Niederlande 888<br />

Polen 1.810 Frankreich 876<br />

Belgien 1.763 UK 790<br />

Estland 1.718 Schweden 751<br />

Schweiz 1.698 Norwegen 493<br />

Österreich 1.684 Luxemburg keine Daten<br />

Ungarn 1.623 Monaco keine Daten<br />

Italien 1.596 Montenegro keine Daten<br />

Quelle: www.tobaccoatlas.org; Darstellung: GÖG/ÖBIG<br />

<br />

Zu den neuen als „Legal Highs“ oder „Research Chemicals“ verkauften Substanzen gibt es<br />

wenige internationale Daten. Laut europäischem Drogenbericht 2010 (EMCDDA 2010) ergab<br />

eine polnische Studie im Jahr 2008 eine Lebenszeitprävalenz von 3,5 Prozent unter 18-jährigen<br />

Schülerinnen bzw. Schülern, was mit den Werten zu halluzinogenen Pilzen vergleichbar war.<br />

Bei einer Studie an allgemeinen und berufsbildenden Schulen in Frankfurt gaben 6 Prozent<br />

der Befragten an, mindestens einmal „Spice“ konsumiert zu haben, und 3 Prozent hatten diese<br />

Droge im letzen Monat konsumiert. Einschränkend wird angeführt, dass die Zahlen durch die<br />

mediale Aufmerksamkeit zum Erhebungszeitpunkt verfälscht worden sein könnten. Im Rahmen<br />

des „Flash-Eurobarometer“ (Europäische Kommission 2011) gaben 5 Prozent der befragten<br />

Jugendlichen in Europa an, schon einmal „Legal Highs“ konsumiert zu haben.<br />

6.2.4 Psychotrope Medikamente<br />

Der UNODC-Weltdrogenreport für 2011 (UNODC 2011) berichtet vor allem für die USA stei-<br />

gende Zahlen von medizinischen Notfällen im Zusammenhang mit dem Missbrauch von ver-<br />

-<br />

lich eingeschätzt und sind insgesamt sozial akzeptierter als illegale Suchtmittel. Laut UNODC<br />

ist der missbräuchliche Konsum von Medikamenten nicht nur bei Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen, sondern auch bei älteren Patientinnen bzw. Patienten und Personen in Gesund-<br />

heitsberufen zu beobachten. Die Ein-Jahres-Prävalenz wird für die USA mit 6,4 Prozent der


Bevölkerung über 12 Jahren angegeben. Im Gegensatz zu anderen Weltregionen wird das<br />

Problem für Europa als geringer betrachtet. Thematisiert wird hier vor allem der Missbrauch von<br />

<br />

im skandinavischen Raum.<br />

6.3 Substanzungebundene Süchte<br />

6.3.1 Pathologisches Glücksspiel<br />

98,9 Prozent der Befragten der österreichischen Repräsentativerhebung (Kalke et al. 2011)<br />

zeigten kein problematisches Spielverhalten 51 , im „British Gambling Prevalence Survey“ lag<br />

der Prozentsatz bei 99,1 Prozent der Befragten. Umgelegt auf die letzten beiden deutschen<br />

Erhebungen und auf die Altersgruppe der 18- bis 65-Jährigen ergeben sich für Österreich 1,17<br />

Prozent problematische oder pathologische Spielerinnen und Spieler, in Deutschland werden<br />

1,2 Prozent (BISDRO Studie 2006) und 1,09 Prozent (BZGA Studie 2009), in der Schweiz ca.<br />

2 Prozent (ESBK 2007, 2009) berichtet. Aufgrund der teils gänzlich unterschiedlichen Methodik<br />

sind die einzelnen Studien nur schwer vergleichbar, sie kommen aber dennoch zu ähnlichen<br />

Ergebnissen.<br />

6.3.2 Essstörungen<br />

Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geht von einer (internationalen)<br />

Prävalenz von 0,5 bis 1 Prozent der Magersucht aus, für Bulimie werden 2 bis 4 Prozent ge-<br />

schätzt und für die Binge-Eating-Disorder 1 bis 3 Prozent (www.bzga-essstoerungen.de). Da<br />

-<br />

ßend sind, ist es nicht zulässig, die Daten einfach zu addieren, um auf eine etwaige „tatsäch-<br />

liche“ Prävalenz der Essstörungen zu kommen.<br />

7 Empfehlungen anhand der epidemiologischen Analyse<br />

Die folgenden Empfehlungen ergeben sich aus der Analyse der allgemeinen epidemiologischen<br />

<br />

als Zielvorgaben zu verstehen und nicht als Hinweis auf etwaige Versorgungslücken.<br />

<br />

auf intravenösen Konsum um. Diesen Umstieg zu verhindern, sollte ein wichtiges Ziel im<br />

Sinne der Schadensminimierung sein. Trotz aller Maßnahmen zur Schadensminimierung<br />

scheint der Konsumalltag vieler Konsumentinnen und Konsumenten noch immer fernab von<br />

Safer-Use-Leitlinien zu sein. „Needle Sharing“ ist nach wie vor gängige Praxis. Um dem zu<br />

begegnen, sollte der Zugang zu sterilen Utensilien noch niedrigschwelliger als bisher gestal-<br />

tet werden.<br />

51 Weniger als drei Kriterien nach DSM-IV erfüllt.<br />

65


66<br />

rationale Planung im Bereich schadensminimierender Maßnahmen wäre eine<br />

systematische Erhebung der Hintergründe der hohen Hepatitis-Infektionsraten dringend<br />

erforderlich. Ein wichtiges Ziel – auch vor dem Hintergrund der hohen HCV-Prävalenzen<br />

– wäre eine möglichst hundertprozentige Durchimpfungsrate hinsichtlich Hepatitis A und He-<br />

<br />

erhöhen.<br />

-<br />

Berücksich-<br />

ist im Bereich der Suchthilfe und ganz beson-<br />

ders bei schadensminimierenden Maßnahmen von großer Bedeutung.<br />

<br />

intoxikationen den Jugendlichen bzw. deren Familien zu verrechnen, führt dazu, dass sich<br />

die Wahrscheinlichkeit verringert, in derartigen Fällen die Rettung zu rufen. Damit erhöht<br />

sich jedoch die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten lebensbedrohlicher Komplikationen.<br />

-<br />

<br />

Ausbleiben von rascher Hilfe bei Intoxikationen bedeuten und damit das Risiko einer tödlich<br />

verlaufenden Überdosierung erhöhen. Somit sind Maßnahmen zur Sicherstellung rascher,<br />

kostenloser und eventuell anonymer medizinischer Hilfe bei Drogennotfällen sinnvoll.<br />

<br />

mitunter jahrelanger Prozess ist, der oft im Jugendalter beginnt, sollten verstärkt Maßnah-<br />

men der Alkoholsuchtprävention und der Frühintervention für Erwachsene ab 30 Jahren<br />

angedacht werden.<br />

-<br />

hilfe eine große Rolle. Inwieweit bedürfnisorientierte Aspekte dieser Klientel adäquat abge-<br />

deckt werden bzw. werden können, sollte Gegenstand vertiefender Studien sein.<br />

-<br />

bundenen Abhängigkeitsformen sollen diese bei suchtpräventiven Maßnahmen und Pro-<br />

grammen verstärkt miteinbezogen werden.<br />

<br />

über die Haltungen und Sichtweisen in den jeweiligen Behandlungssystemen bewirken. Für<br />

alle Bereiche sollten Ansätze wie akzeptierende Haltung, kontrollierter Konsum, Risikoredu-<br />

zierung, Schadensminimierung oder Abstinenzorientierung diskutiert werden.<br />

8 Geplante Maßnahmen auf Bundesebene<br />

Im Mai 2011 wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) eine Delphi-Studie zur<br />

Erarbeitung des Entwurfs für eine nationale Suchtstrategie in Auftrag gegeben. An der<br />

Studie nehmen Expertinnen und Experten von BMG, BMUKK, BMLV, BMLFUW, BMVIT, BMI,<br />

BMJ, GÖG/ÖBIG, Vertreterinnen und Vertreter der Drogen- und Suchtkoordinationen der Bun-<br />

desländer und regionale Fachleute teil, die von den Koordinationen nominiert wurden. Zusätz-<br />

lich sind in die Studie Expertinnen und Experten der Industrie eingebunden sowie Fachleute,<br />

die vom BMG nominiert wurden.


Das Ziel ist, ein gemeinsames Verständnis von Sucht sowie die beste Strategie, ihr zu begeg-<br />

-<br />

sichtigt sowohl substanzgebundene als auch substanzungebundene Süchte.<br />

Die Studie wird von Alfred Uhl vom Anton-Proksch-Institut (Suchtpräventionsforschung und<br />

-dokumentation) durchgeführt. Nach einer ersten Ideensammlung liegt das Delphi-Ausgangs-<br />

dokument vor. Die Studie soll im Laufe des Jahres <strong>2012</strong> abgeschlossen sein, sodass danach<br />

noch genug Zeit für eine politische Abstimmung zur Verfügung steht (GÖG/ÖBIG 2011, SQ32<br />

2011). Auf Basis der Studie soll ein Strategiepapier als Grundlage für die politische Abstimmung<br />

erarbeitet werden.<br />

Die Studie selbst wird nicht nur Abhängigkeiten von illegalen Substanzen, sondern auch von<br />

Alkohol, Tabak etc. behandeln. Auch nicht substanzgebundene Abhängigkeiten sollen in der<br />

<br />

Im Rahmen des in Kapitel 3 des vorliegenden Berichts genauer beschriebenen Ausschusses<br />

für Qualität und Sicherheit in der Substitutionsbehandlung (§ 23k-Ausschuss; vgl. Kap. 2.5)<br />

werden Empfehlungen im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Benzodiazepinen bei<br />

opioid abhängigen Personen in Erhaltungstherapie erarbeitet.<br />

<br />

Schutz vor Gesundheitsgefahren im Zusammenhang mit neuen psychoaktiven Substanzen<br />

(„Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz“, NPSG) erlassen und das Suchtmittelgesetz (SMG)<br />

geändert wird. Damit soll versucht werden auch neue psychoaktive Substanzen, die bisher der<br />

internationalen Suchtmittelkontrolle und Drogengesetzgebung entgehen konnten, gesetzlich zu<br />

erfassen und zu regeln, um u. a. Gesundheitsgefahren für die Käuferinnen und Käufer sowie<br />

Konsumentinnen und Konsumenten zu verhindern. Eine allfällig legale Verwendung der in Rede<br />

stehenden Chemikalien zu gewerblichen Zwecken oder zu Forschungszwecken wird durch das<br />

Regelungsvorhaben nicht berührt. In dem Entwurf werden neben Einzelsubstanzen in voraus-<br />

<br />

wurden nach dem Vorbild jener Bestimmungen festgelegt, die für die cannabinomimetisch wir-<br />

kenden Substanzklassen entwickelt wurden (Bayer, p. M.).<br />

Lange geplant, aber bis dato nicht umgesetzt ist es, die Jugendschutzbestimmungen der<br />

Bundesländer zu vereinheitlichen. Diese Bestimmungen legen Mindestaltersgrenzen für den<br />

öffentlichen Konsum oder für jeglichen Konsum von Alkohol durch junge Menschen bzw. die<br />

Abgabe von Alkohol an diese fest. Zusätzlich werden im Rahmen der Jugendschutzgesetze<br />

auch der Erwerb und Konsum von Tabak geregelt (Uhl et al. 2009b).<br />

Vom Bundesministerium für Justiz (BMJ) ausgearbeitet werden derzeit Standards entspre-<br />

chend den in § 21 Strafvollzugsgesetz (StVG; BGBl. Nr. 144/1969 i.d.g.F.) beschriebenen Vor-<br />

gaben im Bereich des § 22 (Behandlung der Strafgefangenen) und des § 68a (Entwöhnungs-<br />

behandlung einer/eines Strafgefangenen) Strafvollzugsgesetz.<br />

67


68<br />

9 Grundsätze der <strong>Tiroler</strong> Suchtpolitik<br />

9.1 Grundsätzliche Überlegungen<br />

Es besteht der politische Anspruch, einen wesentlichen Beitrag für eine breite und tiefe inhalt-<br />

liche Ausrichtung in der <strong>Tiroler</strong> Suchtpolitik zu leisten. Dies basiert auf dem Public-Health-<br />

Ansatz, welcher umfassende suchtpolitische Themen integrierend inkludiert. Die Weltge-<br />

<br />

Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und andere gesundheitsbezogene Interventionen<br />

auf die Verbesserung von Gesundheit, Lebensverlängerung und Erhöhung der Lebensqualität<br />

von ganzen Bevölkerungen oder bestimmten Gruppen abzielt (WHO 1998). Der Gegenstand<br />

der modernen Suchtpolitik wird daher breiter verstanden als in früheren Konzepten. Konkret<br />

bedeutet dies, dass der Fokus in mehreren Bereichen erweitert wird.<br />

Über den engen Begriff der Abhängigkeit hinausgehend, wird suchthaftes Verhalten bzw. der<br />

problematische Konsum mitberücksichtigt, zumal gesundheitliche und/oder soziale Folgen häu-<br />

<br />

auf problematisches (Konsum-)Verhalten.<br />

Da der gesamtgesellschaftliche gesundheitliche Schaden und die sozialen Folgen in vielen<br />

Bereichen unabhängig von der Differenzierung in legale und illegale Suchtmittel sind, tritt die<br />

Bedeutung des Legalstatus von Substanzen in den Hintergrund.<br />

Basierend auf dem Wissen um das Entstehen von Sucht wird die Fixierung auf substanzge-<br />

bundene Abhängigkeit zugunsten eines breiter gefassten Suchtbegriffes aufgegeben, der<br />

stoffungebundene (Verhaltens-)Süchte miteinschließt.<br />

Bei diesen Erweiterungen geht es nicht darum, jeden Genuss zur Abhängigkeit zu erklären<br />

oder jede potenziell schädliche Handlung zu verbieten, sondern um Gesundheitsförderung. Der<br />

Public-Health-Ansatz basiert auf der Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung. „Gesundheit<br />

wird von den Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt, dort, wo sie spielen,<br />

lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für<br />

andere sorgt, dass man in der Lage ist, selber Entscheidungen zu fällen und Kontrolle über die<br />

eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Be-<br />

dingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen“ (WHO 1986). Das <strong>Tiroler</strong><br />

<strong>Suchtkonzept</strong> fokussiert daher nicht nur auf individuelle Maßnahmen (= Verhaltensprävention),<br />

sondern berücksichtigt das direkte soziale Umfeld einer Person und auch gesellschaftliche Zu-<br />

sammenhänge (= Verhältnisprävention). Es orientiert sich an der faktischen gesellschaftlichen<br />

Problemlast und bezieht sich stärker als früher auf die gesamte Lebensspanne von Menschen.<br />

Es versteht Suchtpolitik als gesellschaftliche und politische Querschnittsmaterie.<br />

Das <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong> inkludiert daher Maßnahmen in Bezug auf Verhalten und Ver-<br />

hältnisse, auf Angebot und Nachfrage ebenso wie auf schadensminimierende Angebote und<br />

berücksichtigt generell gesundheitsfördernde Maßnahmen. Ein wesentliches Kriterium stellt<br />

dabei eine adäquate Einbeziehung der Betroffenen dar. Insbesondere im Rahmen einer nach-<br />

haltigen Verhältnisprävention werden auch andere Politikbereiche als der Gesundheits bereich<br />

im engeren Sinne zu befassen sein.<br />

Rationales, nachhaltiges politisches Handeln benötigt ausreichende wissenschaftliche Grund-<br />

lagen und ein entsprechendes Datenmonitoring. Die kontinuierliche Verbesserung der Daten-<br />

qualität von Routinemonitoringinstrumenten und die hypothesengeleitete Erhebung wichtiger Zu-<br />

satzinformationen im Rahmen wissenschaftlicher Forschungsprojekte sind daher unabdingbar.


Der Public-Health-Ansatz wird nur dann gesamtgesellschaftlich relevant werden, wenn er zu-<br />

nächst einmal im Kernbereich der Thematik, nämlich in der Suchtarbeit (Prävention, Beratung,<br />

Behandlung und Nachsorge) akzeptiert und praktiziert wird. Ein sektorenübergreifender Zu-<br />

gang und eine entsprechende Bewusstseinsbildung bei allen Systempartnern sind wesentliche<br />

Grundvoraussetzungen.<br />

Suchtprävention<br />

-<br />

botsebene nicht nur mit der Prävention von Abhängigkeitserkrankungen (inkl. Verhaltens-<br />

süchten; legal und illegal), sondern auch mit problembehaftetem Konsum.<br />

<br />

als die <strong>Tiroler</strong> Suchtprävention in ihren Programmen interdisziplinär mit zahlreichen System-<br />

partnern relevanter Lebenswelten (Schule, Familie, Jugendarbeit, Arbeitswelt, Gemeinde,...)<br />

und Berufsgruppen (Suchtberatung, Polizei, Mediziner, ...) kooperiert. Darüber hinaus wird<br />

der Public-Health-Ansatz in Bildungsmaßnahmen, Projekten und Publikationen thematisiert.<br />

Voraussetzung einer umfassenden Umsetzung des Public-Health-Ansatzes in der Sucht-<br />

prävention ist eine entsprechende personelle Grundausstattung in den Handlungsfeldern<br />

Schule, Familie, Jugendarbeit, Arbeitswelt und Gemeinde.<br />

Lebenskompetenz-Programme zu forcieren:<br />

Menschen brauchen persönliche Ressourcen, die das eigene Handeln für die Gesundheit<br />

unterstützen. Dem wird in der Verhaltensprävention mit dem Lebenskompetenzmodell Rech-<br />

nung getragen, das die Entwicklung von Selbstverantwortung fördert. Neben dem Erwerb<br />

einer breiten Lebenskompetenz ist es auch wichtig, einen kritischen Umgang mit psycho-<br />

aktiven Substanzen und neuen Medien wie dem Internet zu lernen. Solche Programme<br />

<br />

<br />

<br />

Gedankens präventiv gearbeitet wird. Ergänzend zum bestehenden Betreuungsangebot für<br />

Jugendliche, die im Kontext von Suchtmittelkonsum auffällig werden, sollte es künftig weitere<br />

geeignete Angebote geben (z. B. erlebnispädagogischer Art, Kreativangebote), mit denen<br />

auch jene erreicht und wirkungsvoll unterstützt werden können, für die das vorhandene<br />

„Standardangebot“ nicht ausreicht.<br />

Beratung, Behandlung und Nachsorge<br />

-<br />

lung und Betreuung erhalten, da Sucht als Krankheit und nicht als persönliches Versa-<br />

gen zu verstehen ist. Auch Angehörige, Partnerinnen und Partner sowie Kinder müssen auf<br />

Unterstützung zählen können. Für die Suchtberatung bedeutet dieser Befund, dass ganz-<br />

heitliche Beratungskonzepte und -settings notwendig sind. Ergänzend zu Maßnahmen für<br />

Betroffene und deren erwachsenen Angehörigen ist auch ein Unterstützungsangebot für die<br />

Risikogruppe der Kinder aus suchtbelasteten Familien von großer Bedeutung.<br />

69


70<br />

Nachsorge und gesellschaftlichen<br />

Integration hohe Bedeutung beigemessen wird. In Tirol hat dieser Anspruch hohe Priorität<br />

und wird auch umgesetzt. Diese Herangehensweise sollte fortgesetzt werden.<br />

-<br />

akzeptanz, Lebensweltorientierung und akzeptanzorientierte Suchtarbeit; dies erfordert ziel-<br />

<br />

Strukturelle Neuorientierung der Suchthilfe<br />

-<br />

reichen eine Trennung von z. B. Alkohol- und Drogenhilfe sowie Hilfe bei Verhaltenssüchten<br />

weiterhin sinnvoll und notwendig ist, auch im Hinblick auf die Einrichtungsstrukturen.<br />

<br />

und Suchterkrankungen ist die engere Verschränkung von Gesundheitssystem und<br />

Suchtarbeit. Insbesondere Hausärztinnen und -ärzte sowie Krankenhäuser könnten in der<br />

Weitervermittlung Betroffener an Einrichtungen der Suchtarbeit eine noch größere Rolle ein-<br />

nehmen. Darüber hinaus werden Möglichkeiten einer ambulanten Betreuung durch Haus-<br />

ärztinnen und -ärzte noch zu wenig aktiv genutzt. Außerdem bedarf es einer ausreichenden<br />

-<br />

tureller Kooperationen mit den Einrichtungen der Suchtarbeit.<br />

<br />

kann, ist künftig spezielles Augenmerk auch auf erwachsene und ältere Menschen zu richten.<br />

Einbindung (Fallverantwortung, Case<br />

Management) von sozialpsychiatrischen und psychosozialen Einrichtungen, die nicht<br />

dem Suchthilfesystem angehören, aber in die Betreuung und Beratung dieser Zielgruppe<br />

einzubeziehen sind. Es bedarf eines vernetzten Hilfesystems mit ganzheitlichem und inter-<br />

disziplinärem Ansatz, um eine fachgerechte Betreuung zu gewährleisten.<br />

Schnittstellenmanagement eine zentrale Bedeu-<br />

tung zu. Die Effektivität des Gesamtsystems hängt nicht nur von der Qualität der Einzelmaß-<br />

nahmen ab (Einrichtungen), sondern ebenso sehr von deren Zusammenwirken.<br />

Kooperation mit der nationalen Ebene<br />

<br />

<br />

Eine aktive Interessenvertretung in entsprechenden Gremien kann wesentlich zu einer guten<br />

Umsetzung des <strong>Tiroler</strong> <strong>Suchtkonzept</strong>s beitragen.<br />

nationale Strategie der Prävention und Suchtarbeit.<br />

Die Entwicklung einer solchen wurde inzwischen von Bundesseite beauftragt und soll in den<br />

nächsten zwei Jahren fertig gestellt werden. Die Einbindung von <strong>Tiroler</strong> Suchtexpertinnen<br />

und -experten ist dabei anzustreben.


Forschung und Weiterbildung<br />

<br />

Substanzen – insbesondere auch Psychopharmaka, Konsummuster) und von geschlechts-<br />

<br />

Weiterentwicklung einer zielgruppengerechten Versorgung und Betreuung.<br />

<br />

Die Erforschung der Versorgungsbedürfnisse dieser Gruppe ist zur Planung und Weiter-<br />

entwicklung passender Betreuungsstrukturen notwendig.<br />

<br />

und die hypothesengeleitete Erhebung wichtiger Zusatzinformationen im Rahmen wissen-<br />

schaftlicher Forschungsprojekte sollen helfen, notwendiges Wissen zur optimalen Ge-<br />

staltung des Suchthilfesystems zur Verfügung zu stellen.<br />

<br />

sind eine sich stetig weiterentwickelnde Materie. Neben der Weiterführung der jährlichen<br />

<strong>Tiroler</strong> Suchttagung, die Gelegenheit bietet, aktuelle Themen aufzugreifen, sollte strukturell<br />

sichergestellt sein, dass ein Mindestmaß an fachlicher Fortbildung in allen Einrichtungen der<br />

Suchtarbeit verankert ist.<br />

<br />

im Suchtbereich in Tirol<br />

10.1 Vorbemerkungen<br />

In einem ersten Schritt wurde von Seiten der GÖG/ÖBIG eine Umfeldanalyse vorgenommen,<br />

welche als Grundlage für die Maßnahmendarstellung zu sehen ist.<br />

Im Rahmen von vier Arbeitsgruppen des <strong>Tiroler</strong> Suchtbeirates wurde eine Bestandsaufnahme<br />

<br />

Die Evaluierung der vorliegenden Expertise wurde von der Arbeits- und Steuerungsgruppe des<br />

Amtes der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung unter Berücksichtigung der redaktionellen Abstimmung mit<br />

der GÖG/ÖBIG vorgenommen.<br />

10.2 Maßnahmenübersicht<br />

Optimierung der Versorgung von Menschen mit problematischem Alkoholkonsum und<br />

Menschen mit einer Alkoholabhängigkeitserkrankung<br />

-<br />

gung in den Regionen<br />

-<br />

sierte Akutstationen)<br />

-<br />

holkranken Patientinnen und Patienten<br />

<br />

71


72<br />

Optimierung der Versorgung von Menschen in Krisensituationen mit problematischem<br />

Drogenkonsum und Verbesserungen im Rahmen der Substitutionsbehandlung<br />

<br />

Krisensituationen<br />

<br />

<br />

<br />

Verbesserungen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

<br />

-<br />

senen Bereich (Kassenstellen)<br />

-<br />

hängigkeitserkrankung<br />

<br />

Weiterentwicklung der Suchtprävention und Optimierung der Angebote im Bereich<br />

der Jugenddrogenberatung<br />

<br />

<br />

suchtkranken Eltern<br />

-<br />

gische Ansätze<br />

Wohnstrukturen und Arbeitsprojekte für suchtkranke Menschen<br />

<br />

<br />

Flächendeckende Versorgung mit sterilem Injektionsbesteck<br />

<br />

sterilem Injektionsbesteck mittels Spritzenautomaten<br />

Forschungsprojekte im Suchtbereich zu folgenden Themen


Kurz- bis mittelfristige Maßnahmen<br />

<br />

und Menschen mit einer Alkoholabhängigkeitserkrankung unter Berücksichtigung<br />

<br />

<br />

<br />

der Jugenddrogenberatung<br />

<br />

Mittel- bis langfristige Maßnahmen<br />

<br />

Drogenkonsum und Verbesserungen im Rahmen der Substitutionsbehandlung<br />

<br />

<br />

<br />

Quelle und Darstellung: Arbeits- und Steuerungsgruppe des Amtes der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung<br />

Maßnahme: Optimierung der Versorgung von Menschen mit problematischem Alkohol-<br />

konsum und Menschen mit einer Alkoholabhängigkeitserkrankung<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

1. Die Schaffung einer Alkoholambulanz im Großraum Innsbruck erscheint wünschenswert.<br />

Insgesamt wird eine regional ausgewogene, bedarfsgerechte Versorgung empfohlen. Das<br />

Angebot sollte mit entsprechender Fachkompetenz ausgestattet sein.<br />

2. Verbesserte Einbindung der Hausärztinnen und Hausärzte im Rahmen der Versorgung von<br />

alkoholkranken Patienten (z. B. hausärztliche Kurzintervention bei alkoholbezogenen Pro-<br />

blemen)<br />

3. Die Etablierung einer eigenen spezialisierten Akutstation bzw. von tagesklinischen Struk-<br />

turen kann nur mit Abstimmung mit dem <strong>Tiroler</strong> Krankenanstaltenplan (TirKAP) erfolgen.<br />

4. Förderung bedarfsgerechter Angebote für alkoholabhängige Frauen.<br />

73


74<br />

Begründung<br />

Ziel soll es sein, Menschen mit problematischem Alkoholkonsum eine adäquate Behandlungs-<br />

möglichkeit anzubieten. Dazu sollten verschiedene Angebote im ambulanten, stationären und<br />

-<br />

bidität sowie der krisenhaften Verläufe der Abhängigkeitserkrankung (und der Therapie) sind<br />

-<br />

sondere Anforderungen an die von ihnen genutzten Einrichtungen. Studien zufolge werden im<br />

<br />

-<br />

kömmlich“ sind.<br />

Maßnahme: Optimierung der Versorgung von Menschen in Krisensituationen<br />

mit problematischem Drogenkonsum<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

Im Zentralraum Innsbruck wird die Schaffung einer eigenen stationären Organisationseinheit<br />

für Patientinnen und Patienten in Krisensituationen empfohlen. Die Etablierung dieser speziali-<br />

sierten Fachabteilung kann nur in Abstimmung mit dem <strong>Tiroler</strong> Krankenanstaltenplan (TirKAP)<br />

erfolgen.<br />

Begründung<br />

<br />

Die möglichst gesunde Bewältigung von Krisen ist ein prognostisch wichtiger Faktor für den<br />

Verlauf der Erkrankung bezüglich der Erhaltung der Gesundheit, sozialen Funktionsfähigkeit<br />

und der Lebensqualität von Suchtkranken. Nicht zuletzt hängt es auch davon ab, ob ein absti-<br />

nentes Leben ein realistisches Ziel werden kann.<br />

Maßnahme: Verbesserungen im Rahmen der Substitutionsbehandlung<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

1. Im Großraum Innsbruck werden derzeit die meisten Substitutionsbehandlungen durchge-<br />

führt. Insgesamt wird eine regional ausgewogene, bedarfsgerechte Versorgung empfohlen.<br />

Das Angebot sollte mit der entsprechenden Fachkompetenz ausgestattet sein und die Mög-<br />

lichkeit zur täglichen Abgabe von Substitutionsmedikamenten gegeben sein.<br />

2. Kleinere ambulante Therapieeinheiten werden für periphere Regionen vorgeschlagen.<br />

3. Schaffung entsprechender Anreize für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zur Substitu-<br />

tionsbehandlung (bessere Honorierung, fachliche und praktische Unterstützung bei „schwie-<br />

rigen“ Behandlungsverläufen).<br />

Begründung<br />

Eine der wesentlichen therapeutischen Interventionen bei Drogenklientinnen und Drogen-<br />

<br />

untersuchte Therapiemethode, die die Sterblichkeitsrate senkt, den Gesundheitszustand ver-


und Patienten, sondern auch die Gesellschaft (Reduzierung medizinischer Kosten sowie Kos-<br />

ten für die Strafverfolgung). Ziel sollte daher sein, möglichst viele Opiatabhängige mit dieser<br />

Therapie zu erreichen. In der Versorgungsforschung besteht weitgehend ein Konsens darüber,<br />

<br />

und Problemen der Betroffenen besser Rechnung getragen werden kann.<br />

Maßnahme: Verbesserungen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

1. Optimierung des stationären und spitalsambulanten Angebotes<br />

2. Schaffung einer bedarfsgerechten, regional ausgewogenen niedergelassenen Versorgung<br />

(Kassenstellen)<br />

3. Verbesserung des Angebotes von Psychotherapie für Kinder und Jugendliche mit einer Ab-<br />

hängigkeitserkrankung<br />

4. Schaffung von Möglichkeiten für eine integrierte Versorgung für betroffene Jugendliche<br />

Begründung<br />

Ziel ist es, eine adäquate Versorgung für Kinder und Jugendliche mit Abhängigkeitserkran-<br />

kungen zu erreichen. Für den Aufbau einer Therapiekette für Kinder und Jugendliche mit Ab-<br />

hängigkeitserkrankungen werden eine fachliche Kompetenz und entsprechende Hilfsangebote<br />

benötigt.<br />

Maßnahme: Weiterentwicklung der Suchtprävention<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

1. Neben dem Informationsservice und der Öffentlichkeitsarbeit ist die Bildungsarbeit für Multi-<br />

plikatorinnen und Multiplikatoren ein wesentliches Handlungsfeld im Bereich der suchtprä-<br />

ventiven Aktivitäten. Vernetzung, Koordination und Qualitätssicherung suchtpräventiver<br />

Maßnahmen sind weitere wesentliche Tätigkeitsbereiche.<br />

2. Die Optimierung von präventiven Unterstützungsangeboten für Kinder und Jugendliche von<br />

suchtkranken Eltern stellt einen Schwerpunkt dar. Dies geschieht auf der Basis geeigneter<br />

Methoden, wie Gesprächsführung und familientherapeutischer Interventionen unter Nutzung<br />

von adäquaten Informationsmaterialen für Eltern und Jugendliche.<br />

Begründung<br />

Die Suchtprävention ist ein integrativer Bestandteil des 4-Säulen-Modells (Prävention – Scha-<br />

densminderung – Behandlung – Repression), auf dem die Suchtpolitik der EU-Staaten basiert.<br />

Die Präventionsmaßnahmen sind ein Beitrag dazu, auf die Ursachen der Suchtproblematik ein-<br />

zugehen und damit die Entwicklung von Suchterkrankungen zu reduzieren.<br />

75


76<br />

Maßnahme: Optimierung der Angebote im Bereich der Jugenddrogenberatung<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

Die Verbesserung von erlebnispädagogischen Angeboten stellt einen wesentlichen Bestandteil<br />

-<br />

tischen Suchtmittelkonsums von Jugendlichen und ihr Abgleiten in ein Suchtproblem durch eine<br />

erweiterte Palette geeigneter Interventionen möglichst gering zu halten.<br />

Begründung<br />

Jugendliches Risikoverhalten wie etwa erste Erfahrungen und Experimente mit Rausch- und<br />

Suchtmitteln sind verbreitet und vielfach Teil einer normalen Persönlichkeitsentwicklung Heran-<br />

<br />

dieses Verhalten auch dazu dient Alltagsschwierigkeiten zu kompensieren (Aufwachsen in<br />

prekären Lebensverhältnissen, schulische Probleme, Arbeitslosigkeit, ...). Diese Jugendlichen<br />

werden öfters auffällig und sollen in vorhandenen Strukturen aufgefangen und betreut werden<br />

(Jugendzentren, Streetwork, ...).<br />

Es sollte auch eine Abstinenz von Suchtmitteln angestrebt werden.<br />

Maßnahme: Wohnstrukturen für suchtkranke Menschen<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

-<br />

tiplem Substanzgebrauch<br />

1. nach stationärer Entzugsbehandlung<br />

2. nach Haftentlassung<br />

3. mit psychiatrischen Mehrfachdiagnosen<br />

4. mit Migrationshintergrund<br />

5. Frauen (mit Kindern) in Substitutionsbehandlung<br />

6. Jugendliche mit problematischem Konsumverhalten<br />

Begründung<br />

Für den oben angeführten Personenkreis wird im Suchtbereich nach objektiv angepassten<br />

Bedürfnissen eine adäquate Wohnstruktur als notwendig erachtet, da in den derzeitigen Wohn-<br />

-<br />

ben ist.


Maßnahme: Optimierung von Arbeitsprojekten im Suchtbereich<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

Arbeitsprojekte sollten bedarfs- und zielgruppenorientiert konzipiert werden, um den sucht-<br />

kranken Personen die notwendige Tagesstruktur anbieten zu können.<br />

Begründung<br />

Ziel soll es sein, durch tagesstrukturierte Angebote im Rahmen von Arbeitsprojekten den Be-<br />

troffenen eine Möglichkeit zur psychosozialen Stabilisierung sowie eine Integration am Arbeits-<br />

markt anbieten zu können.<br />

Maßnahme: Flächendeckende Versorgung mit sterilem Injektionsbesteck<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

Schaffung eines unkomplizierten, leicht erreichbaren und kostengünstigen Zuganges (inklusive<br />

Austausch) zu sterilem Injektionsbesteck mittels Spritzenautomaten.<br />

Begründung<br />

Es gilt als gesichert, dass ein niederschwelliger Zugang die Verwendung von sauberem Sprit-<br />

zenbesteck erhöht und damit infektionsbedingte Erkrankungen (z. B. HIV, Hepatitis C) deutlich<br />

reduziert werden können.<br />

Maßnahme: Forschungsprojekte im Suchtbereich insbesondere unter<br />

<br />

Maßnahmenbeschreibung<br />

Beauftragung von Studien zu folgenden Themen:<br />

-<br />

sondere unter der Berücksichtigung von Psychopharmaka<br />

2. Bedürfnisse von Personen mit Leitdroge Cannabis im System der Suchthilfe<br />

3. Hintergründe der hohen Hepatitis Infektionsraten bei Opioidkonsumierenden<br />

4. Bedarfsanalyse zur Substitutionsbehandlung<br />

<br />

Begründung<br />

Die wissenschaftliche Forschung zur Beantwortung wichtiger aktueller Fragestellungen im sich<br />

stetig wandelnden Suchtbereich soll helfen, notwendiges Wissen zur optimalen Gestaltung des<br />

Suchthilfesystems zur Verfügung zu stellen.<br />

77


78<br />

11 Ambulante und stationäre Einrichtungen der Suchthilfe<br />

11.1 Ambulante Drogeneinrichtungen<br />

Stelle für ambulante Suchtprävention – ASP<br />

Träger Innsbrucker Soziale Dienste GmbH<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Ing. Etzel-Straße 5/3. Stock<br />

Angebot Die Stelle für ambulante Suchtprävention bietet Menschen mit Suchter-<br />

krankungen und Suchtgefährdung (illegale Drogen, legale Drogen,<br />

Arzneimittel, Essstörungen und nicht stoffgebundene Abhängigkeitser-<br />

krankungen) ambulante Psychotherapie, Beratung und Betreuung an.<br />

Zusätzlich werden die Vorbetreuung für stationäre Drogentherapien<br />

sowie die Nachsorge angeboten und primärpräventive Veranstaltungen<br />

durchgeführt. Zusätzlich werden auch Angehörige suchtkranker Per-<br />

sonen betreut und beraten.<br />

Art der Leistungen Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie, psychiatrische Behand-<br />

lungen und Begutachtungen, Durchführung von kurzfristigen Substi-<br />

tutionsbehandlungen, Beratung und Begleitung, vor und nach einem<br />

stationären Aufenthalt, Beratung und Information für Betroffene und<br />

<br />

Angelegenheiten.<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie, Psychotherapeutinnen/-therapeu-<br />

ten, Juristinnen/Juristen, Soziologinnen/Soziologen, Psychologinnen/<br />

Psychologen, Pädagoginnen/ Pädagogen, Klinische und Gesundheits-<br />

psychologinnen/Gesundheitspsychologen<br />

Qualitätsstandards Es handelt sich um eine anerkannte Einrichtung gemäß § 15 SMG. Die<br />

Einrichtung nimmt am österreichischen Klientendokumentationssystem<br />

teil.<br />

Verein Suchtberatung Tirol<br />

Träger Verein Suchtberatung Tirol<br />

(Land Tirol, TGKK, <strong>Tiroler</strong> Gemeindeverband und die Stadt Innsbruck)<br />

Adresse 6060 Hall in Tirol, Schmiedtorgasse 5<br />

<br />

und Nachsorge für Drogenklientinnen und -klienten sowie für deren An-<br />

gehörige und Informationsveranstaltungen zum Thema Sucht an.<br />

Art der Leistungen Psychosoziale Beratung und Betreuung für Betroffene und Angehörige,<br />

klinisch-psychologische Beratung, Begleitung zu Ämtern und Behör-<br />

den, Vermittlung zu Entzugs- und Therapieeinrichtungen, Nachsorge,<br />

Durchführung von gesundheitsbezogenen Maßnahmen gemäß § 11<br />

SMG, Betreuung von Justizklientinnen und -klienten gemäß § 35 und<br />

39 SMG, Beratung von Schülerinnen/Schülern gemäß § 13 SMG<br />

Berufsgruppen Klinische und Gesundheitspsychologinnen/-psychologen, Pädagogin-<br />

nen/Pädagogen, Psychotherapeutinnen/-therapeuten


Qualitätsstandards Der Verein hat um die Anerkennung gemäß § 15 SMG angesucht. Die<br />

Einrichtung wird nach erfolgter Kundmachung im Bundesgesetzblatt am<br />

Klientendokumentationssystem teilnehmen.<br />

Drogenberatungsstelle des Zentrums für Jugendarbeit Z6<br />

Träger Verein Z6<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Dreiheiligenstraße 9<br />

Angebot Die Drogenberatungsstelle des Zentrums für Jugendarbeit Z6 infor-<br />

miert, berät und begleitet Jugendliche und junge Erwachsene und deren<br />

Bezugspersonen zum Thema Drogenkonsum sowie Suchtproblematik.<br />

<br />

Bestandteil des Angebotes. Dabei werden erlebnispädagogische Aktio-<br />

nen wie Klettern, Canyoning, Kanu- bzw. Raftingfahrten, Breakdance,<br />

Reiten sowie sämtliche Wintersportarten usw. durchgeführt.<br />

Art der Leistungen Psychosoziale Betreuung und Beratung, Durchführung von gesund-<br />

heitsbezogenen Maßnahmen gemäß § 11 SMG, Betreuung von Justiz-<br />

klientinnen und -klienten gem. § 35 und 37 SMG, Beratung von Schü-<br />

lerinnen und Schülern gem. § 13 SMG, Vermittlung zu Therapieeinrich-<br />

tungen, Nachbetreuung nach stationären Aufenthalten, Unterstützung<br />

bei Arbeits- und Wohnungssuche, juristische Beratung, Begleitung für<br />

Betroffene zu polizeilichen Vernehmungen, Durchführung von Informa-<br />

tions- und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Sucht (tirolweit)<br />

Speziell im Jugendbereich ist das Internet ein sehr wichtiges Kommu-<br />

nikationsmittel. Deshalb wird seit 1. 5. 2009 auch eine online-Beratung<br />

angeboten.<br />

Berufsgruppen Sozialpädagoginnen/-pädagogen, systemische Suchtberaterinnen/-be-<br />

rater, Juristinnen/Juristen<br />

Qualitätsstandards Es handelt sich um eine anerkannte Einrichtung gemäß § 15 SMG. Die<br />

Einrichtung nimmt am österreichischen Klientendokumentationssystem<br />

teil.<br />

MDA-basecamp – Mobile Drogenarbeit des Z6<br />

Träger Verein Z6<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Dreiheiligenstraße 9<br />

Angebot MDA-basecamp bietet (jugendlichen) Drogenkonsumentinnen und Dro-<br />

genkonsumenten im Rahmen von Musikevents Beratung an. Zusätzlich<br />

werden auch telefonische und persönliche Kontakte in der Zentrale an-<br />

geboten. Seit 2005 bietet das MDA basecamp zusätzlich Beratung via<br />

Internet an: www.onlinedrogenberatung.at<br />

Art der Leistungen Beratung bei Events und Szeneveranstaltungen; Beratung (persönlich,<br />

telefonisch, online), Alltagsinfostände, Information für Jugendliche und<br />

junge Erwachsene bezüglich Gehörschutz, Erste Hilfe, Infektionsrisiko<br />

(HIV und Hepatitis)<br />

Berufsgruppen Diplomsozialarbeiterinnen/-arbeiter, Pädagoginnen/Pädagogen<br />

79


80<br />

Komfüdro<br />

Träger Caritas der Diözese Innsbruck<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Ing.-Etzel-Straße 1<br />

Angebot Das Komfüdro ist eine niederschwellige Drogeneinrichtung. Angeboten<br />

-<br />

<br />

Art der Leistungen Medizinische, sozialarbeiterische und hygienische Beratung sowie sani-<br />

täre Einrichtungen, erlebnispädagogische Aktivitäten und Kriseninter-<br />

vention<br />

Berufsgruppen Diplomsozialarbeiterinnen/-arbeiter, Allgemeinmedizinerinnen/-mediziner<br />

Qualitätsstandards Das Komfüdro wendet das Managementsystem EFQM an und nimmt<br />

Mentlvilla<br />

am österreichischen Klientendokumentationssystem teil.<br />

Träger Caritas der Diözese Innsbruck<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Mentlgasse 20<br />

Angebot Die Mentlvilla ist eine niederschwellige Drogeneinrichtung für wohnungs-<br />

lose Drogenabhängige. Sie besteht aus einer Notschlafstelle sowie<br />

5 von der Caritas zur Verfügung gestellten ambulant betreuten Woh-<br />

nungen. Weiters werden soziale Grundversorgung, Spritzentausch, Ge-<br />

sundheitsberatung und Nachbetreuung angeboten.<br />

Art der Leistungen Unterkunft, medizinische, sozialarbeiterische und hygienische Bera-<br />

tung, psychosoziale Begleitung, Krisenintervention, Freizeitaktivitäten<br />

Berufsgruppen Psychologinnen/Psychologen, Sozialarbeiterinnen/-arbeiter, Theologin-<br />

nen/Theologen, Gesundheitswissenschafterinnen/-wissenschafter<br />

Qualitätsstandards Die Mentlvilla wendet das Managementsystem EFQM an und nimmt am<br />

Abrakadabra<br />

österreichischen Klientendokumentationssystem teil.<br />

Träger Caritas der Diözese Innsbruck<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Karmelitergasse 4<br />

Angebot Das Abrakadabra besteht seit 1998 und ist ein niederschwelliges<br />

Arbeitsprojekt für Drogenkonsumentinnen und -konsumenten.<br />

Art der Leistung Tagesstruktur, Beratung und Hilfe bei Wohnungs- und Arbeitssuche,<br />

Hilfe bei Behördenwegen, Krisenintervention, Vermittlung zu sozialen<br />

und medizinischen Einrichtungen, Bewerbungstraining, Vermittlung zu<br />

sozialökonomischen Betrieben und in den ersten oder zweiten Arbeits-<br />

markt, Freizeitaktivitäten<br />

Berufsgruppen Sozialarbeiterinnen/-arbeiter, sowie Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter in ad-<br />

ministrativer und/oder handwerklicher Verwendung<br />

Qualitätsstandards Das Abrakadabra wendet das Managementsystem EFQM an und nimmt<br />

am österreichischen Klientendokumentationssystem teil.


Zentrum für systemische Beratung und Betreuung – ZSB<br />

Träger Verein Zentrum für systemisch-orientierte Beratung<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Dreiheiligenstraße 27<br />

Angebot Das ambulante Nachsorgeprogramm am ZSB richtet sich an Jugend-<br />

liche und junge Erwachsene, die eine Entzugs- und Entwöhnungsbe-<br />

handlung erfolgreich abgeschlossen haben.<br />

Art der Leistungen Krisenintervention, psychosoziale Beratung<br />

Berufsgruppen klinische Psychologinnen/Psychologen<br />

Qualitätsstandards Die Einrichtung nimmt am österreichischen Klientendokumentations -<br />

system teil.<br />

kontakt+co Suchtprävention Jugendrotkreuz<br />

Träger Rotes Kreuz – Landesverband Tirol / Jugendrotkreuz<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Bürgerstraße 18<br />

Angebot Die Präventionsstelle ist zuständig für suchtpräventive Maßnahmen in<br />

Tirol und erarbeitet zusammen mit ihren Systempartnern fachliche<br />

Standards für die Suchtprävention.<br />

Art der Leistungen Präventionsmanagement: Planung, Entwicklung, Koordination, Quali-<br />

tätssicherung suchtpräventiver Maßnahmen<br />

Informationsservice: Materialien (Plakate, Broschüren, Flyer, ...),<br />

Bibliothek, Newsletter, Website etc.<br />

Bildungsarbeit: für Multiplikatoren aus unterschiedlichen Settings (Fa-<br />

milie, Schule, Jugendarbeit, Arbeitswelt, Gemeinde, Gesundheitswesen)<br />

Programme und Projekte: für unterschiedliche Zielgruppen z. B. für<br />

Schülerinnen/Schüler und Lehrkräfte; Konzeptentwicklung und Projekt-<br />

beratung (z. B. Suchtinformation und Prävention an Schulen, Training<br />

und Coaching von Multiplikatoren, Elternarbeit)<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Berufsgruppen Pädagoginnen/Pädagogen, Betriebswirtinnen/-wirte, Psychologinnen/<br />

Psychologen<br />

81


82<br />

Drogen- und Substitutionsambulanz Wörgl<br />

Träger Gemeindeverband BKH Kufstein<br />

Adresse 6300 Wörgl, Bahnhofstraße 19<br />

Angebot Die Drogenambulanz in Wörgl führt in der Versorgungsregion Tirol<br />

Nordost (VR 73) Substitutionsbehandlungen durch. Weiters führt sie<br />

auch eine abstinenzorientierte Nachsorge durch und steht für nieder-<br />

schwellige Erstkontakte, Beratung, Beratung für Angehörige zur Ver-<br />

fügung.<br />

Maßnahmen nach § 11 SMG Abs. 2 Z. 1<br />

Art der Leistungen Initiierung von Aufnahmen in Entzugs- und Entwöhnungseinrichtungen,<br />

Nachsorge, Initiierung von gesundheitsbezogenen Maßnahmen gemäß<br />

§ 11 Abs. 2 Z 1 und 5 SMG, ambulante Beratung von Angehörigen<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie, diplomierte Gesundheitskranken-<br />

<br />

Qualitätsstandards Die Einrichtung nimmt am österr. Klientendokumentationssystem teil.<br />

LKH Innsbruck Universitätskliniken, Department für Psychiatrie und Psychotherapie:<br />

Ambulanz für Abhängigkeitserkrankungen<br />

Träger TILAK<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Innrain 66a<br />

Angebot Die Ambulanz für Abhängigkeitserkrankungen bietet, als anerkannte<br />

Einrichtung gemäß § 15 SMG, neben der Substitutionsbehandlung auch<br />

psychiatrische und psychotherapeutische Interventionen, sowie sozial-<br />

arbeiterische Unterstützung für die Betroffenen an. Zudem werden für<br />

nach dem SMG verurteilte Klientinnen und Klienten entsprechende Pro-<br />

gramme (Überwachung des Gesundheitszustandes, Psychotherapie,<br />

psychosoziale Unterstützung, klinisch-psychologische Beratung und<br />

Behandlung etc.) angeboten.<br />

Art der Leistungen Substitutionsbehandlung, Reduktions- und Überbrückungsprogramme,<br />

medizinische und psychiatrische Grundversorgung, kostenlose Hepati-<br />

tis B Impfungen, HIV-Tests; Schwangerschaftstests, Krisenintervention,<br />

systemische Psychotherapie und Familientherapie, Beratung und Un-<br />

terstützung bei der Organisation von Entzügen und Therapien, Vermitt-<br />

lung zu anderen Betreuungseinrichtungen<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie, diplomierte Gesundheitskranken-<br />

<br />

sozialarbeiterinnen/-arbeiter, klinische Psychologinnen/Psychologen,<br />

Psychotherapeutinnen/-therapeuten, Sozialpädagoginnen/-pädagogen<br />

Qualitätsstandards Es handelt sich um eine anerkannte Einrichtung gemäß § 15 SMG.<br />

Die Einrichtung nimmt am österreichischen Klientendokumentations-<br />

system teil. Verwiesen wird auf die Qualitätsstandards des ÖSG.


11.2 Stationäre Drogeneinrichtungen<br />

Psychiatrisches Krankenhaus des Landes Tirol in Hall<br />

Träger TILAK<br />

Adresse 6060 Hall, Thurnfeldgasse 14<br />

Angebot Die Fachstation B3 bietet Drogenklientinnen und Drogenklienten eine<br />

stationäre Entzugstherapie an. Neben der körperlichen Entgiftung wer-<br />

den auch Begleit- und Folgeerkrankungen behandelt. Zunehmend ver-<br />

sucht die B3 dem dringenden Bedarf nach stationärer Kriseninterven-<br />

tion von Drogenkonsumentinnen und -konsumenten und Substituierten<br />

(auch ohne Entzugsindikation) nachzukommen.<br />

Art der Leistungen Medikamentenunterstützter körperlicher Entzug, Teilentzüge, Behand-<br />

lung von körperlichen und psychischen Begleiterkrankungen, Hilfestel-<br />

lung bei der Klärung sozialer Probleme, psychotherapeutische Einzel-<br />

und Gruppengespräche, Vermittlung in weiterführende ambulante oder<br />

stationäre Entwöhnungseinrichtungen<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie, Assistenzärztinnen/-ärzte, Psycho-<br />

loginnen/Psychologen, diplomierte Gesundheitskrankenschwestern/<br />

<br />

-therapeuten<br />

Qualitätsstandards Es handelt sich um eine anerkannte Einrichtung gemäß § 15 SMG.<br />

Verwiesen wird auf die Qualitätsstandards des ÖSG.<br />

Haus am Seespitz – Kurzzeittherapie für Drogenabhängige<br />

Träger Therapienetz GmbH<br />

Adresse 6212 Maurach am Achensee, Pertisauer Straße 32<br />

Angebot Das Haus am Seespitz ist eine stationäre Drogeneinrichtung, welche<br />

Betroffenen eine 6-monatige stationäre Entwöhnungstherapie ermög-<br />

licht.<br />

Art der Leistungen Psychotherapie in Form von Einzel-, Paar- und Gruppentherapie, Be-<br />

schäftigungstherapie, Sozialarbeit, Wohnbetreuung, freizeitpädago-<br />

-<br />

kamentenausgabe), Unterstützung bei Arbeits- und Wohnungssuche,<br />

Nachsorgegruppe<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie bei Bedarf, Psychotherapeutinnen/<br />

-therapeuten, Klinische und Gesundheitspsychologinnen/-psychologen,<br />

Pädagoginnen/Pädagogen, Ergotherapeutinnen/-therapeuten, diplo-<br />

-<br />

arbeiter in handwerklicher Verwendung<br />

Qualitätsstandards Es handelt sich um eine anerkannte Einrichtung gemäß § 15 SMG.<br />

Die Einrichtung nimmt am österreichischen Klientendokumentations-<br />

system teil.<br />

In der Einrichtung Haus am Seespitz wird das Qualitätsmanagement-<br />

system EFQM angewandt.<br />

83


84<br />

Langzeittherapie des Vereins KIT<br />

Träger Verein KIT<br />

Adresse 6130 Schwaz, Schlingelberg 10<br />

Angebot Der Verein KIT bietet Drogenklientinnen und -klienten die Möglichkeit<br />

eine Langzeittherapie zu absolvieren. Die stationäre Therapie erfolgt<br />

mittels psychosozialer lernorientierter Einzel- und Gruppenthera-<br />

pie. Weiters bietet die KIT Schule formelle und inhaltliche Zeit- sowie<br />

Tagesstrukturen, verhaltensorientierte Einzel- und Gruppentherapien,<br />

Beschäftigungs- und Arbeitstherapie an.<br />

Art der Leistungen Psychotherapie, Mal- und Gestalttherapie, Erlebnispädagogik, medizi-<br />

nische und psychiatrische Behandlung, Ergotherapie, Freizeitgestal-<br />

<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie, Psychotherapeutinnen/-therapeuten,<br />

Pädagoginnen/Pädagogen, Diplomsozialarbeiterinnen/-arbeiter, diplo-<br />

mierte Ergotherapeutinnen/-therapeuten, systemische Paar- und<br />

Familientherapeutinnen/-therapeuten, diplomierte Gesundheitskranken-<br />

<br />

Verwendung<br />

11.3 Ambulante Alkoholeinrichtungen<br />

BIN<br />

Träger Verein BIN – Beratung Information Nachsorge<br />

Adresse 6060 Hall, Schmiedtorgasse 5/I<br />

Angebot Der Verein BIN hat 11 Außenstellen und bietet ein tirolweites Beratungs-<br />

und Nachsorgeprogramm für Alkohol- und Medikamentenabhängige,<br />

Nikotinabhängige und deren Angehörigen an. Zusätzlich werden auch<br />

Informationsveranstaltungen und Präventionsprogramme in Koopera-<br />

tion mit kontakt&co durchgeführt.<br />

Art der Leistungen Klinischpsychologische Beratung und psychosoziale Beratung, Motiva-<br />

tionsarbeit sowie Einleitung und Begleitung existenzsichernder Maß-<br />

nahmen, Angehörigenberatung, Vermittlung in ambulante und statio-<br />

näre Beratungseinrichtungen sowie Spezialambulanzen und stationäre<br />

Suchteinrichtungen, Gruppennachsorge in allen Beratungsstellen min-<br />

destens einmal pro Woche und Einzelnachsorge<br />

Berufsgruppen Allgemeinmedizinerinnen/-mediziner, Klinische und Gesundheitspsy-<br />

Anzahl der betreuten Klientinnen und Klienten<br />

chologinnen/-psychologen, Diplomsozialarbeiterinnen/-arbeiter, diplo-<br />

<br />

Im Jahr 2008 wurden ca. 1.300 Klientinnen und Klienten betreut, davon<br />

ca. 300 in Nachsorgegruppen


Verein Emmaus<br />

Träger Caritas der Diözese Innsbruck<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Holzgasse 16<br />

Angebot Der Verein bietet wohnungs- und arbeitslosen Frauen und Männern mit<br />

einer Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit nach einer abgeschlos-<br />

senen Entwöhnung die Aufnahme in einer Wohngemeinschaft und in<br />

einem Arbeitsprojekt an.<br />

Art der Leistungen Pädagogische Betreuung, Entwicklung konkreter Berufsperspektiven,<br />

-<br />

lernung des Arbeitsablaufes sowie der Selbständigkeit), Begleitung zu<br />

Behörden, Schuldenregulierung, Weitervermittlung in andere suchtspe-<br />

<br />

Berufsgruppen Psychotherapeutinnen/-therapeuten, Fachärztinnen/-ärzte, Beraterinnen/<br />

Berater, Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter in handwerklicher Verwendung<br />

Projekt Lama – Tagesstruktur für Alkoholkranke<br />

Träger Verein für Obdachlose<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Kapuzinergasse 43<br />

Angebot Das Projekt LAMA des Vereins für Obdachlose ist ein niederschwelliges<br />

und akzeptierendes Beschäftigungsprojekt für chronisch mehrfach ge-<br />

schädigte alkoholkranke Menschen. Bis zu acht Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer wird eine alternative Vormittagsgestaltung geboten, bei der<br />

auf einem Bauernhof, je nach individueller Verfassung, angepackt wer-<br />

den kann und soll.<br />

Art der Leistungen Beschäftigungs- und Arbeitstherapie, Arbeitsanleitung, psychosoziale<br />

Betreuung und Begleitung<br />

Berufsgruppen Diplomsozialarbeiterinnen/-arbeiter oder Psychologinnen/Psychologe<br />

<br />

85


86<br />

11.4 Stationäre Alkoholeinrichtungen<br />

Psychiatrisches Krankenhaus des Landes Tirol in Hall<br />

Träger TILAK<br />

Adresse 6060 Hall, Thurnfeldgasse 14<br />

Angebot Die Fachstation B4 bietet Alkohol- und Medikamentenabhängigen eine<br />

stationäre Entwöhnungstherapie. Das ganzheitliche Konzept berück-<br />

sichtigt im Besonderen auch die Behandlung von Begleit- und Folge-<br />

erkrankungen der Sucht. Zusätzlich gibt es frauen- und männerspezi-<br />

<br />

Art der Leistungen Abklärung des körperlichen und sozialen Zustands sowie des seelischen<br />

-<br />

dizin, Selbsterfahrung, Anbieten von Alternativen zum süchtigen Verhal-<br />

ten, Einzel-, Paar- und Gruppenangebote, Ergotherapie, Entspannung,<br />

Autogenes Training, kognitives Training, psychosoziale Beratung, Wie-<br />

dereingliederungshilfe bei Arbeits- und Wohnungssuche, Vermittlung<br />

in weiterführende ambulante bzw. stationäre Nachbetreuungseinrich-<br />

tungen, Rückfallprävention<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie und psychotherapeutische Medi-<br />

zin, Ärztinnen/Ärzte in Ausbildung, klinische Gesundheitspsycholo-<br />

ginnen/-psychologen, diplomierte Gesundheitskrankenschwestern/<br />

-<br />

<br />

Qualitätsstandards Verwiesen wird auf die Qualitätsstandards des ÖSG.<br />

LKH Innsbruck Universitätskliniken, Department für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Träger TILAK<br />

Adresse 6020 Innsbruck, Anichstraße 35<br />

Angebot Die Station VI bietet Männern und Frauen mit Missbrauch oder Abhängig-<br />

keit von Alkohol und Medikamenten eine Entzugsbehandlung in der<br />

Dauer von 2-3 Wochen an. Weiters werden Behandlungen von Begleit-<br />

und Folgeerkrankungen angeboten.<br />

<br />

Pharmakotherapie, Krisenintervention, soziale Abklärung und Maßnah-<br />

menplanung, medizinische und psychiatrische Beratung, Weitervermitt-<br />

lung in stationäre Entzugs- und Entwöhnungseinrichtungen.<br />

Berufsgruppen Fachärztinnen/-ärzte für Psychiatrie, Diplomsozialarbeiterinnen/-arbei-<br />

<br />

chologinnen/Psychologen, Ergo- und Physiotherapeutinnen/-therapeuten<br />

Qualitätsstandards Verwiesen wird auf die Qualitätsstandards des ÖSG.


Bibliographie<br />

AGES (2010): HIV/AIDS in Austria 2010 – 17th Report of the Austrian HIV Cohort Study. Austrian Agency<br />

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Bargagli, A. M., Hickman, M., Davoli, M., et al. (2006), Drugrelated mortality and its impact on adult mor-<br />

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Bayer, R aus dem Bundesministerium für Gesundheit. (2011): Persönliche Mitteilung<br />

BGBl. Nr. 189/1955: Bundesgesetz vom 9. September 1955 über die Allgemeine Sozialversicherung<br />

(Allgemeines Sozialversicherungsgesetz – ASVG) in der geltenden Fassung<br />

BGBl. Nr. 144/1969: Bundesgesetz vom 26. März 1969 über den Vollzug der Freiheitsstrafen und der mit<br />

Freiheitsentziehung verbundenen vorbeugenden Maßnahmen (Strafvollzugsgesetz - StVG.)<br />

BGBl. II Nr. 374/1997: Verordnung der Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales über den<br />

Verkehr und die Gebarung mit Suchtgiften (Suchtgiftverordnung – SV) in der geltenden Fassung<br />

BGBl. II Nr. 58/2009: Verordnung des Bundesministers für Gesundheit vom 3. März 2009 betreffend das<br />

Inverkehrbringen, den Import und das Verbringen von Räuchermischungen, die cannabinomimetisch<br />

wirksame Stoffe enthalten<br />

BGBl. II Nr. 485/2009: Verordnung des Bundesministers für Gesundheit vom 23. Dezember 2009 mit der<br />

die Suchtgiftverordnung geändert wird<br />

BGBl. II Nr. 341/2010: Verordnung des Bundesministers für Gesundheit vom 29. Oktober 2010 mit der die<br />

Verordnung betreffend das Inverkehrbringen, den Import und das Verbringen von Räuchermischungen,<br />

die cannabinomimetisch wirksame Stoffe enthalten, geändert wird<br />

BGBl. II Nr. 158/2011: Verordnung des Bundesministers für Gesundheit vom 13. Mai 2011 betreffend das<br />

Inverkehrbringen, den Import und das Verbringen von Räuchermischungen, die cannabinomimetisch<br />

wirksame Stoffe enthalten<br />

BMI (2007). Suchtmittelkriminalität Jahresbericht 2006. Bundesministerium für Inneres. Wien<br />

BMI (2008). Suchtmittelkriminalität Jahresbericht 2007. Bundesministerium für Inneres. Wien<br />

BMI (2009). Suchtmittelkriminalität Jahresbericht 2008. Bundesministerium für Inneres. Wien<br />

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IMPRESSUM<br />

Gesundheit Österreich Forschungs- und Planungs GmbH . A-1010 Wien . Stubenring 6<br />

Amt der <strong>Tiroler</strong> Landesregierung<br />

Abteilung Soziales . 6020 Innsbruck . Eduard-Wallnöfer-Platz 1-3<br />

für den Inhalt verantwortlich Dr. Johann Wiedemair<br />

Abteilung Krankenanstalten . 6020 Innsbruck . Eduard-Wallnöfer-Platz 1-3<br />

Abteilung Landessanitätsdirektion . 6020 Innsbruck . Bozner Platz 6<br />

Layout: CITYGRAFIC Design Group . 6020 Innsbruck . <br />

Fotos: istockphoto/Peeter Viisimaa/Oleg Filipchuk/Digitalskillet (S. 1);<br />

Druck: Druckerei Pircher . 6430 Ötztal-Bahnhof . pircherdruck.at<br />

Der Umwelt zuliebe: Dieser Bericht ist auf chlorfrei gebleichtem Papier ohne technische Aufheller hergestellt.


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abs. Absatz<br />

AGES Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH<br />

<br />

AMS Arbeitsmarktservice<br />

ASVG Allgemeines Sozialversicherungsgesetz<br />

BGBl. Bundesgesetzblatt<br />

BMG Bundesministerium für Gesundheit<br />

BMI Bundesministerium für Inneres<br />

BMJ Bundesministerium für Justiz<br />

BMLFUW Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,<br />

Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

BMLV Bundesministerium für Landesverteidigung<br />

BMSG Bundesministerium für Soziales und Gesundheit<br />

BMUKK Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur<br />

BMVIT Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie<br />

bzw. beziehungsweise<br />

DSM Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders<br />

etc. et cetera<br />

(Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen)<br />

EBDD Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht<br />

et al. et alii (und andere)<br />

EU Europäische Union<br />

ff folgende Seiten, Paragraphen usw.<br />

GÖG/ÖBIG<br />

GÖ FP Gesundheit Österreich GmbH, Forschungs- und Planungsges.m.b.H. /<br />

Arbeitsbereich Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen<br />

<br />

<br />

idgF in der geltenden Fassung<br />

LGBl. Landesgesetzblatt<br />

Mio. Million(en)<br />

NPSG Neue Psychoaktive Substanzen-Gesetz<br />

Nr. Nummer<br />

SMG Suchtmittelgesetz<br />

SQ Structured Questionnaire (strukturierter Fragebogen)<br />

StVG Strafvollzugsgesetz<br />

u. a. unter anderem<br />

usw. und so weiter<br />

WHO World Health Organisation (Weltgesundheitsorganisation)<br />

z. B. zum Beispiel<br />

91

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