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Königlich-bayerische Vorfeldkontrolle - GdF Gewerkschaft der ...

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3/2007<br />

Think – before we sink<br />

Eine tarifliche Nachbetrachtung<br />

Privatisierung: Zweiter Anlauf<br />

„Die Stunde <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungstäter“<br />

Report<br />

Die NATO-Frühwarnflotte<br />

46. IFATCA Konferenz<br />

Ausführlicher Bericht<br />

MUC Apron<br />

„<strong>Königlich</strong>-<strong>bayerische</strong> <strong>Vorfeldkontrolle</strong>“<br />

ATC an Regionalflughäfen<br />

„TTC“ o<strong>der</strong> Beispiel Lahr<br />

Wie geht es weiter?<br />

Richtig gehört ???<br />

Lotsen geben nur<br />

Empfehlungen ?!


von<br />

Klaus<br />

Berchtold-<br />

Nicholls,<br />

<strong>Gewerkschaft</strong>svorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Brennpunkt<br />

4<br />

Editorial<br />

Beratung ist gut,<br />

Kontrolle ist besser<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

kürzlich durfte ich in einer politischen<br />

Veranstaltung etwas Bahn brechend Neues<br />

über die Flugsicherung erfahren: sie ist keine<br />

hoheitliche Aufgabe, son<strong>der</strong>n eine beratende<br />

Dienstleistung („Fluglotsen beraten Piloten<br />

nur bei <strong>der</strong> Flugdurchführung.“).<br />

Nun werden Sie vielleicht erfahren wollen, wer<br />

solch einen haarsträubenden Unfug erzählt und in<br />

welchem Zusammenhang. Da es sich beim Erfi n<strong>der</strong><br />

dieser Aussage um eine sehr hochgestellte Führungskraft<br />

<strong>der</strong> DFS handelt, stellte sich mir<br />

persönlich die Frage nach dem „warum“. Die<br />

Veranstaltung, in <strong>der</strong> diskutiert wurde, warum, wie<br />

schnell und wie weit die DFS privatisiert werden<br />

sollte, hatte den einzigen Zweck, etwaige Zweifel an<br />

Sinn und Rechtmäßigkeit <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung<br />

zu entkräften und die vermeintliche Natur <strong>der</strong><br />

Flugsicherung als privatwirtschaftliches Geschäft<br />

heraus zu streichen. Ich glaube so wenig wie Sie,<br />

dass <strong>der</strong> Zitierte seine eigene Äußerung Ernst<br />

nahm, eher schon, dass er sich dabei bewusst war,<br />

wie sehr er die Aufgabe seines eigenen Unternehmens<br />

abwertete und wie heftig er die Arbeit <strong>der</strong><br />

eigenen Mitarbeiter damit verunglimpfte.<br />

Dass diese Position unhaltbar ist, belegt die bei<br />

selber Gelegenheit nachgeschobene Behauptung,<br />

die operative Flugsicherung habe nichts mit<br />

Gefahrenabwehr zu tun. Jede Luftverkehrsfreigabe,<br />

jede Prüfung und Korrektur von Flugplänen, jede<br />

Aktion zur Instandhaltung <strong>der</strong> technischen<br />

Ausrüstung ist direkte Gefahrenabwehr – sofern<br />

man Kollisionen von Luftfahrzeugen als Gefahr<br />

einordnet. Hätten die Angestellten <strong>der</strong> DFS den<br />

Dienstleistungsgedanken nach Lesart des Managements<br />

verinnerlicht, stünde das in unvereinbarem<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong> erfreulichen Entwicklung <strong>der</strong><br />

Sicherheitsstatistik <strong>der</strong> DFS, die im Jahr 2006 bei<br />

etwa 3 Mio. Flugbewegungen nur 2 von ihr verursachte<br />

so genannte Airproxes <strong>der</strong> kritischsten<br />

Kategorien verbuchte (gegenüber angeblich mehr<br />

als 300 <strong>der</strong> selben Kategorien bei 1,6 Mio. Flügen<br />

im Jahr vor <strong>der</strong> Organisationsprivatisierung).<br />

Es ist eine wahrhaft weltfremde Fantasie, dass die<br />

aktive Flugverkehrskontrolle in Wahrheit nicht<br />

mehr nötig, vielleicht gar hin<strong>der</strong>lich geworden ist,<br />

und zu Gunsten einer rein beratenden Unterstützungsleistung<br />

ganz aufgegeben werden sollte. Im<br />

Gegenteil: Der immer dichtere Luftverkehr verlangt<br />

nicht nur eine immer kompromisslosere, aktive<br />

Führung <strong>der</strong> einzelnen Luftfahrzeuge, son<strong>der</strong>n in<br />

immer schnellerer Abfolge Eingriffe und Korrekturen<br />

auf Grund von Fehlern und Abweichungen.<br />

Und gleichzeitig erfor<strong>der</strong>t er immer bessere<br />

technische Hilfssysteme, um eben nicht nur eine<br />

effi ziente son<strong>der</strong>n vor allem eine sichere Flugdurchführung<br />

aller Luftraumnutzer zu ermöglichen.<br />

Handelte das Flugsicherungspersonal in <strong>der</strong>


dargestellten, im doppelten Sinne verantwortungslosen<br />

Weise, hätten wir jedoch täglich hun<strong>der</strong>te <strong>der</strong><br />

erwähnten Airproxes zu vermelden.<br />

Käme dieses außergewöhnliche „Dienstleistungskonzept“<br />

jemals zum Einsatz, müsste die Bundesrepublik<br />

Deutschland, und damit je<strong>der</strong> einzelne<br />

Bürger, bald tief in die Tasche greifen, nicht nur,<br />

um entstandene Schäden zu bezahlen, son<strong>der</strong>n<br />

auch um die zweckentfremdete Flugsicherung<br />

wie<strong>der</strong> zurück zu übernehmen. Denn nach <strong>der</strong><br />

Chicago Convention sind die Staaten für das<br />

ordnungsgemäße Funktionieren nach den uns allen<br />

bekannten Kriterien (sicherer, geordneter, fl üssiger<br />

und umweltverträglicher Luftverkehr) verantwortlich,<br />

woran auch SES nie zu rütteln versuchte.<br />

Zur Privatisierung <strong>der</strong> Flugsicherung ist unzweifelhaft<br />

eine Grundgesetzän<strong>der</strong>ung nötig. Im Versuch,<br />

diese Än<strong>der</strong>ung so leise wie möglich an <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

vorbei zu schmuggeln, damit sich nicht<br />

auch hier, wie bei <strong>der</strong> Deutschen Bahn, berechtigter<br />

Wi<strong>der</strong>spruch regt, scheint jedes Argument recht zu<br />

sein, wobei nun in Ermangelung von hard facts als<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Klaus Berchtold-Nicholls<br />

<strong>GdF</strong> Bundesvorsitzen<strong>der</strong><br />

Brennpunkt<br />

Argumentationshilfe für eine Verfassungsän<strong>der</strong>ung<br />

auf Ammenmärchen Rückgriff genommen wird.<br />

Als Beleg dafür, dass es neben dem organisierten<br />

auch individuellen Wi<strong>der</strong>stand gibt, rufe ich Sie<br />

heute in unser aller Namen dazu auf zu handeln.<br />

Schreiben Sie ihren Führungskräften, aber vor<br />

allem schreiben Sie Ihrem/Ihrer Bundestagsabgeordneten<br />

und for<strong>der</strong>n Sie sie/ihn dazu auf, sich<br />

einem Ausverkauf <strong>der</strong> Flugsicherung zu wi<strong>der</strong>setzen.<br />

Nutzen Sie alle Ihnen zu Gebote stehenden<br />

Mittel, um die Verantwortlichen von ihrem<br />

absurden Plan abzubringen.<br />

Flugsicherung erfüllt eine unverzichtbare Aufgabe<br />

im Gesamtsystem Luftfahrt und so muss es unserer<br />

Ansicht nach auch bleiben. Manager, <strong>der</strong>en einziges<br />

Ziel ist, sich dieser Aufgabe zu entledigen und<br />

Profi t zu machen, gehören nicht in dieses System.<br />

Opportunisten und Hasardeure sollten sich als<br />

Wirkungsfeld eine gewinnorientierte Branche<br />

suchen, denn Sicherheit kennt keine Kompromisse<br />

und darf nicht zum Spielball ökonomischer<br />

Interessen werden.<br />

5 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


von<br />

Thorsten<br />

Wehe<br />

von Jörg<br />

„Yogi”<br />

Biermann<br />

<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Aktuell<br />

6<br />

… aus <strong>der</strong> Tarifkommission<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

in <strong>der</strong> Rubrik Aktuell werden wir zukünftig über Neuigkeiten<br />

an <strong>der</strong> Tariffront bei <strong>der</strong> DFS berichten. Die Berichte werden<br />

kurz den Stand zu einzelnen Tarifthemen beschreiben. Für<br />

weitergehende Fragen stehen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tarifkommission<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Tarifverträge für Vergütung und Eingruppierung<br />

bei <strong>der</strong> DFS sind unterzeichnet<br />

Am 25.04.2007 wurden nach rund drei Monaten<br />

Redaktionsverhandlungen die Tarifverträge (VTV,<br />

ETV, ZTV, ÜTV und VTV-A) für die Mitarbeiter bei <strong>der</strong><br />

DFS unterzeichnet. Die Einmalzahlung wurde bereits<br />

mit <strong>der</strong> Aprilvergütung (von <strong>der</strong> DFS noch mit <strong>der</strong> Bemerkung<br />

vorbehaltlich) ausgeschüttet. Die Nachberechnungen,<br />

die im Übrigen bis zum Weihnachtsgeld<br />

November 2006 zurückreichen, werden voraussichtlich<br />

mit <strong>der</strong> Junivergütung ausgezahlt. Danach hat<br />

die DFS endlich ihre rückstehende Vertragsverpfl ichtungen<br />

erfüllt. Der lange Zeitraum hat die Geduld <strong>der</strong><br />

Mitgliedschaft sehr beansprucht. Insgesamt ist mit<br />

<strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> „operativen Zulage“ eine langfristige<br />

Weichenstellung erreicht worden. Der drohende<br />

Lizenzverlust für Mitglie<strong>der</strong> in den Bereichen FST,<br />

FDB und FB im Rahmen <strong>der</strong> gesetzlichen Neuordnung<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung wird keine fi nanziellen Nachteile<br />

mit sich bringen. Im Überleitungstarifvertrag (ÜTV)<br />

sind die Details für die Transition vom alten zum<br />

neuen System beschrieben.<br />

Verhandlungen zum Rationalisierungsschutz-Tarifvertrag<br />

wie<strong>der</strong> aufgenommen<br />

Anfang Mai 2007 wurden die bereits im Herbst 2006<br />

zum Scheitern erklärten Verhandlungen zum „Ratsch-<br />

TV“ wie<strong>der</strong> aufgenommen. Dieser Tarifvertrag ist<br />

noch ein Erbe aus dem Abschluss im November<br />

2004. Die Tarifvertragsparteien verpfl ichteten sich<br />

damals die Themen Rationalisierung und Flexibilisie-<br />

rung in Tarifverträgen zu fi xieren. Bei einer<br />

befürchteten Zerschlagung <strong>der</strong> DFS nach<br />

einer Kapitalprivatisierung wird dieser Tarifvertrag<br />

enorme Bedeutung bekommen.<br />

Son<strong>der</strong>regelungen FS-Dienste – Belastungsausgleich<br />

in <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle<br />

Die Schiedsvereinbarung zur Interimslösung für<br />

einen Belastungsausgleich in <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle<br />

wurde am 15.07.2007 unterzeichnet. Die<br />

Interimslösung gilt bis zum 30.09.2007. Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt müssen sich die <strong>GdF</strong> und DFS auf eine<br />

neue Regelung einigen. Ab dem 01.10.2007 endet die<br />

Friedenspfl icht zu diesem Tarifthema. Die <strong>GdF</strong> hat in<br />

einer Arbeitsgruppe bereits einen Vorschlag erarbeitet.<br />

In den nächsten Monaten werden die Verhandlungen<br />

aufgenommen<br />

Neuregelung <strong>der</strong> betrieblichen Altersversorgung<br />

Bis zum 31.12.2008 haben sich die DFS und die <strong>GdF</strong> in<br />

<strong>der</strong> Schiedsvereinbarung vom 26.07.2006 verpfl ichtet,<br />

die betriebliche Altersversorgung von <strong>der</strong> heutigen<br />

Leistungszusage in ein beitragsorientiertes System<br />

umzustellen. Auch hierzu werden auf Seiten <strong>der</strong> <strong>GdF</strong><br />

bereits Vorüberlegungen angestellt. Für dieses komplexe<br />

Thema werden die Tarifvertragsparteien wahrscheinlich<br />

mehrere Verhandlungsrunden benötigen.<br />

Ausblick<br />

Bei dem Umfang <strong>der</strong> zu lösenden Aufgaben im Tarifbereich,<br />

kann man nur froh sein, dass <strong>der</strong> Herbst 2007<br />

nicht erneut mit einer Vergütungsrunde belastet wird.<br />

Man kann nur hoffen, dass die Vertragsparteien zielorientiert<br />

am Verhandlungstisch Lösungen vereinbaren.<br />

Beide Schlichter haben sich wohl nicht träumen lassen,<br />

zu fast je<strong>der</strong> Verhandlungsrunde eingeschaltet zu<br />

werden. Über den Fortgang <strong>der</strong> einzelnen Tarifgebiete<br />

werden wir hier weiter berichten.<br />

Eine tarifl iche Nachbetrachtung<br />

Think – before we sink o<strong>der</strong> Eingruppierung des für den Mitarbeiter<br />

bestimmten Zahlenwerkes in Zeiten erregter Tarifverhandlungen<br />

Sehr geehrte <strong>GdF</strong> Mitglie<strong>der</strong>, liebe Raubzügler <strong>der</strong> DFS,<br />

nach Veröffentlichung von Lotsengehältern in <strong>der</strong> BILD-Zeitung<br />

und dem ebenfalls medienwirksamen Vorwurf des „potenziellen<br />

Geiselnehmers“ wäre nun diese Anrede en vogue.<br />

Zumindest dann, wenn man die nach unten offene<br />

Niveauskala <strong>der</strong> DFS für den öffentlichen Umgang mit<br />

ihren eigenen Mitarbeitern zugrunde legt.<br />

Diesmal nachzulesen gewesen in einem als<br />

Pressemitteilung zu ihrer Schlichtungsvorbereitung<br />

überschriebenen Beitrag eines<br />

Autors namens U. Manz, DFS Bereich VK,<br />

im Intranet vom 05.01.2007. Doch nicht das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> Geschäftsleitung zu ihren Mitarbeitern soll


das Thema sein. Es geht vielmehr um die Frage, ob<br />

das schlechte Gewissen, das man uns in Verbindung<br />

mit unseren eingebrachten Tariffor<strong>der</strong>ungen mal<br />

wie<strong>der</strong> versuchte, einzutrichtern, gerechtfertigt ist.<br />

Immerhin, so die Behauptung, hätten sie ein für die<br />

DFS ruinöses Volumen.<br />

BILD war gestern. Als Megaphon dient nun<br />

vornehmlich das fi rmeneigene Intranet, mittels dem<br />

ein ehemaliger Journalist mit seinen Helfern <strong>der</strong><br />

Aufgabe nachzugehen hat, die für das Angestelltenvolk<br />

bestimmten Informationen entsprechend zu<br />

garnieren und zu uns nach unten durchzureichen.<br />

Hinzu kommen allerlei externe Medienbeiträge,<br />

<strong>der</strong>en Quantität in direktem Verhältnis zum Grad <strong>der</strong><br />

Zuspitzung während den <strong>GdF</strong> Tarifverhandlungen mit<br />

<strong>der</strong> Deutschen Flugsicherung steht.<br />

In Personalunion aus <strong>GdF</strong> Mitglied und Konsument<br />

von Tarifi nformationen sowie Kommentaren aus<br />

diesem zum Teil recht illustren Flugsicherungsexpertenlager,<br />

hat man da alle Mühe, sich reinen Gewissens<br />

halbwegs über Wasser zu halten. Das ehrenamtliche<br />

Ressort Kommunikation <strong>der</strong> Interessenvertretung<br />

seines Vertrauens ist anerkannt fl eißig, hat aber sein<br />

Organ auch nicht permanent auf Dauerfeuer gestellt,<br />

um all das einer Bewertung zu unterziehen, was da<br />

so den lieben langen Tariftag in die Welt gesetzt wird.<br />

Und zu allem Übel hat man auch noch den letzten <strong>GdF</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>-Infoabend versäumt.<br />

Was nun – oh Du des Raubzugs Angeklagter?<br />

Kann man sich in diesen stürmischen Zeiten vielleicht<br />

auch irgendwie fürs Erste selber Not versorgen?<br />

Läßt sich <strong>der</strong> Gehalt von Meldungen zunächst auch<br />

eigenständig in bestimmte Schubladen verteilen? Ich<br />

meine - und dafür möchte ich hier werben – das geht.<br />

Und zwar allein durch Auswerten allgemein zur Verfügung<br />

stehen<strong>der</strong> Informationen. Hintergrundwissen<br />

ist zunächst nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Das einzige, was wir brauchen, ist die Fähigkeit,<br />

uns zu wun<strong>der</strong>n. Damit ausgestattet, kreuzen<br />

zwangsläufi g zwei gegenpolige Zahlen unseren Weg<br />

in den vermeindlichen Ruin.<br />

780 vs 230 Millionen Euro<br />

1. Etwa Mitte des Jahres 2006 bereitet die DFS<br />

die Öffentlichkeit darauf vor, eine Bilanzlücke<br />

von 780 Millionen Euro schließen zu müssen.<br />

Das eigene Personal wird am 28.06.2006 in <strong>der</strong><br />

Intranetinfo „Die Pensionszusagen <strong>der</strong> DFS haben<br />

Bestand“ darüber aufgeklärt und beruhigt.<br />

2. Während <strong>der</strong> Vergütungs „verhandlungen“ ereilt<br />

uns am 15.11.2006 über die Unternehmensbildschirme<br />

die Pressemitteilung „Tarifverhandlungen<br />

bei <strong>der</strong> Flugsicherung gescheitert“. Über<br />

einen Autor des Bereichs VK läßt die DFS ausrichten,<br />

die <strong>GdF</strong> For<strong>der</strong>ungen für die nächsten zwei<br />

Jahre beliefen sich auf 230 Millionen Euro, das<br />

wie<strong>der</strong>um „sei für das Unternehmen ruinös“. In<br />

einem an<strong>der</strong>en Text wird noch <strong>der</strong> Hinweis gegeben,<br />

das Eigenkapital bewege sich ebenfalls in<br />

dieser Größenordnung. Der Aussagewert dieses<br />

Querverweises liegt zunächst einmal vorrangig<br />

in seinem praktischen Nutzen. Ausgestattet mit<br />

Vertrauen, erübrigt sich eine Expedition in die<br />

Tiefen <strong>der</strong> DFS Bilanz.<br />

Aktuell<br />

An dieser Stelle soll ausdrücklich nicht die Seriosität<br />

<strong>der</strong> Zahl 230 Millionen als <strong>GdF</strong> For<strong>der</strong>ungsvolumen<br />

aus Sicht des Arbeitgebers untersucht werden. Diese<br />

von <strong>der</strong> DFS errechnete Zahl nehmen wir hier einfach<br />

mal so hin. Interessanter ist <strong>der</strong> damit einhergehende<br />

Brückenschlag zu dem, was Unternehmensführer und<br />

Politiker des Standorts Deutschland in den vergangenen<br />

Jahren durch die Bank recht gut beherrschten:<br />

Wie erzeuge ich Untergangsstimmung im eigenen<br />

Land, damit auch wirklich alle Spar- und Steueranstrengungen<br />

ausschließlich vom Volke ausgehen? Und<br />

- mal Hand auf´s Herz – wessen schlechtes Gewissen<br />

regte sich in diesem Moment nicht? Gute Tarifverhandlungen<br />

führen, na klar, aber es darf natürlich nicht zu<br />

einer Schiefl age des Unternehmens führen. Das würde<br />

dann doch zu weit führen. Also <strong>GdF</strong>, erklär mir die 230<br />

Millionen, wenn ich hier weiter mitmachen soll. Doch<br />

halt – wollten wir uns nicht zunächst wun<strong>der</strong>n?<br />

Sollte das wirklich die Frage sein, die sich in<br />

diesem Moment zwingend stellte; die unbedingt - und<br />

umgehend sowieso - per <strong>GdF</strong> Info hätte beantwortet<br />

werden müssen? Nein, das war sie nicht!<br />

Als Mutter aller Fragen, noch dazu gerichtet an<br />

den kritischen Medienkonsumenten in uns selber,<br />

drängt sich doch vielmehr die folgende Frage auf:<br />

Wieso ruinieren uns angeblich 230 Millionen, mehr<br />

als das Dreifache davon - 780 Millionen - aber nicht?<br />

Und als wäre das noch nicht verwun<strong>der</strong>lich genug:<br />

Es ist noch nicht einmal nötig, sich wegen dieses<br />

Nachfi nanzierungsbedarfs von 780 Millionen zu sorgen,<br />

läßt mir VKM von oben ausrichten.<br />

Man konnte also allein schon durch aufmerksames<br />

Lesen <strong>der</strong> für uns DFS-Mitarbeiter aufbereiteten Berichte<br />

ausmachen, woher <strong>der</strong> Hase des Ruins zu laufen<br />

scheint. Um bei dieser vorgefundenen Aktenlage zu<br />

einem - na ja - nennen wir es mal vorsichtig „Anfangsverdacht<br />

hinsichtlich einer möglichen Schiefl age <strong>der</strong><br />

geäußerten Ruinbehauptung“ zu gelangen, muß man<br />

kein Bilanzexperte sein. Der mitunter zum zweifeln<br />

neigende, also kurz, <strong>der</strong> gesunde Menschenverstand,<br />

reicht dafür völlig aus. Think – before we sink.<br />

Einem Anfangsverdacht sollten weiter führende<br />

Untersuchungen folgen. Hier also ein paar Infos zu den<br />

780 Millionen an Pensionsrückstellungen für die DFS<br />

Mitarbeiter, die sich später laut Zeitungsberichten auf<br />

„nur noch“ 610 Millionen reduzierten.<br />

IFRS<br />

Das International Accounting Standards Board<br />

(IASB) in London hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

neue Standards und eine Internationalisierung in<br />

<strong>der</strong> Rechnungslegung für kapitalmarktorientierte<br />

europäische Unternehmen zu setzen. Herausgekom-<br />

7 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Aktuell<br />

8<br />

men sind dabei die International Financial Reporting<br />

Standards (IFRS), die für kapitalmarktorientierte<br />

Muttergesellschaften ab dem Geschäftsjahr 2005<br />

erstmals verbindlich anzuwenden sind. Damit wird<br />

das deutsche Bilanzrecht nach Handelsgesetzbuch<br />

(HGB) zurück gedrängt. Alle Unterschiede, Vor- und<br />

Nachteile zwischen IFRS und HGB auszulisten, gehört<br />

in die Ausgabe eines Fachblattes für Bilanzrecht.<br />

Nur so viel sei zusammengefaßt gesagt:<br />

IFRS verfolgt das Ziel, verstärkt analysten- und anlegerfreundlich<br />

zu sein, um ihnen vor einem fi nanziellen<br />

Engagement ein durch und durch transparentes Unternehmen<br />

zu Füßen zu legen. Das gute alte HGB Prinzip<br />

„zählen, messen, wiegen“ wird weitgehend abgelöst<br />

und durch eine neue Bilanzwelt ersetzt, in <strong>der</strong> das<br />

Management ganz wesentlich seine Einschätzungen<br />

zur künftigen Unternehmensentwicklung mehr o<strong>der</strong><br />

weniger nachvollziehbar darlegen kann. Kritiker sprechen<br />

deshalb auch von einer Entobjektivierung <strong>der</strong><br />

Bilanz und raten mitunter Firmen, die nicht zu den IFRS<br />

verpfl ichtet sind, davon ab, freiwillig umzusatteln.<br />

Fachleute räumen selbstkritisch ein, die Bilanzanalyse<br />

stelle künftig eine beachtliche Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

Was hat die DFS GmbH als nicht kapitalmarktorientiertes<br />

Unternehmen mit <strong>der</strong> ganzen Sache zu tun?<br />

Die EU hat mit ihrer Single European Sky (SES) Verordnung<br />

festgelegt, daß in einem gemeinsamen<br />

europäischen Luftraum alle Air Navigation Service<br />

Provi<strong>der</strong> (ANSP) miteinan<strong>der</strong> vergleichbar sein müssen.<br />

Grundsätzlich sicher kein abwegiger Gedanke. Deshalb<br />

müssen alle ANSP künftig nach den IFRS bilanzieren.<br />

Ob IFRS mit seinen an die hellseherischen Fähigkeiten<br />

<strong>der</strong> Unternehmensführer appellierenden Bilanzierungsspielräumen<br />

dafür geeignet ist, muß sich zeigen. Die<br />

DFS wird nach eigenen Angaben erstmalig ab dem<br />

Geschäftsjahr 2007 eine solche Bilanz vorlegen. Es sei<br />

noch einmal unterstrichen, daß die DFS als deutsches<br />

Unternehmen kein Wahlrecht hatte zwischen HGB- o<strong>der</strong><br />

IFRS Rechnungslegung. Letzteres wurde ihr seitens <strong>der</strong><br />

EU über den deutschen Gesetzgeber verordnet.<br />

Soweit in knappen Worten die Ausgangslage.<br />

Was reißt denn nun die großen „Löcher“?<br />

Die „Bilanzlücke“ (warum das in Anführungsstrichen<br />

steht, später) – wir machen jetzt mit 610 statt 780<br />

Mio. Euro weiter- entsteht für die mittlerweile 14<br />

jährige DFS GmbH, erstmalig mit den IFRS. Das Pensionsvermögen<br />

wurde auch nach HGB schon immer<br />

bilanziell ausgelagert ausgewiesen und konnte mit<br />

einem Kapitalmarktzins von steuerlich bis zu 6%<br />

versehen werden.<br />

• IFRS spricht jedoch in diesem Zusammenhang von<br />

Pensionslasten, die eine Verpfl ichtung aus Zusagen<br />

auf Leistungen darstellen. Mit dieser Defi nition bewegt<br />

man sich buchhalterisch auf <strong>der</strong> Sollseite.<br />

• Die Kapitalmarktverzinsung des Pensionsvermögens<br />

(nach IFRS <strong>der</strong> Pensionslasten) darf zudem nur noch<br />

mit dem zum Bilanzstichtag aktuellen Zins angesetzt<br />

werden, was ja auch irgendwie Sinn macht. Hier ist<br />

allerdings im Vergleich zum Vorjahr (3,9 %) zu aktuell<br />

etwa 4,5 % eine leichte Entspannung für die Unternehmen<br />

eingetreten, liegt aber immer noch unter den<br />

6% des HGB. Da kommt, angesichts <strong>der</strong> Kontostände<br />

in den Pensionskassen, schon ein erkleckliches<br />

Fehlsümmchen zustande. So groß, wie die Unterschiede<br />

im ersten Moment erscheinen, sind sie dann<br />

aber auch wie<strong>der</strong> nicht. Denn wer sein Pensionsvermögen<br />

bilanziell mit 6% verzinst, diese in Wirklichkeit<br />

am Kapitalmarkt aber gar nicht erwirtschaften kann,<br />

kommt irgendwann in die Situation, Geld nachschießen<br />

zu müssen. Spätestens dann nämlich, wenn <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter aus dem Erwerbsleben ausscheidet und<br />

Zusagen auf Leistungen eingelöst werden müssen.<br />

Der Nachteil bei den IFRS konzentriert sich letztlich<br />

also in <strong>der</strong> Hauptsache auf den Bereich des steuerlichen<br />

Vorteils <strong>der</strong> Unternehmen. Ganz allgemein gilt<br />

jedoch: Je niedriger <strong>der</strong> Kapitalmarktzins, um so höher<br />

die Zuschüsse zur Pensionskasse.<br />

• Ferner hat es mit IFRS eine Verschiebung des<br />

Deckungsgrades* <strong>der</strong> Pensionsansprüche gegeben,<br />

sprich: Es muß auf <strong>der</strong> Zeitleiste <strong>der</strong> Dauer des<br />

Arbeitsverhältnisses zu einem früherem Zeitpunkt<br />

ein höherer Deckungsgrad an Pensionsrücklagen für<br />

den Mitarbeiter gebildet worden sein.<br />

Diese drei Punkte sind die wesentlichen Gründe für die<br />

„Bilanzlücke“ mit <strong>der</strong> nicht nur die DFS, son<strong>der</strong>n beispielsweise<br />

auch alle DAX Unternehmen zu kämpfen<br />

haben. Daneben müssen noch weitere Einfl üsse aus<br />

<strong>der</strong> Arbeitsplatzbeschreibung eines Versicherungsmathematikers<br />

betrachtet werden. Insbeson<strong>der</strong>e sind da<br />

die Einschätzung <strong>der</strong> künftigen Gehaltsentwicklung im<br />

Unternehmen und die durchschnittliche Lebenserwartung<br />

<strong>der</strong> Versorgungsberechtigten anhand <strong>der</strong> offi ziellen<br />

Sterbetafel zu nennen. Keine Umstände also, die<br />

bisher nicht zu betrachten gewesen wären.<br />

* Deckungsgrad ist defi niert als das Verhältnis des ausgelagerten<br />

Pensionsvermögens zur versicherungsmathematisch<br />

kalkulierten Pensionslast.<br />

Die sogenannte „Bilanzlücke“<br />

Die „Bilanzlücke“ steht bewußt in Anführungsstrichen,<br />

denn es sind ausdrücklich keine sog. sprunghaften<br />

Anwartschaften hinzu gekommen. Sprunghafte<br />

Anwartschaften wären z. B. neu übernommene<br />

Mitarbeiter, die hohe, zu übernehmende Ansprüche<br />

mitgebracht hätten. Nein, so läßt sich dieser Fehlbetrag<br />

plausibel nicht begründen. Die Mitarbeiterzahl<br />

<strong>der</strong> DFS lag immer um die 5000.<br />

Mit VerpfIichtung zu IFRS muß lediglich zu einem<br />

früheren Zeitpunkt ein höherer Deckungsgrad an<br />

Pensionsrückstellungen vorhanden sein. Das brachte<br />

die Unternehmen einschließlich DFS, in die Lage,<br />

kräftig Kapital nachschießen zu müssen.<br />

Es gilt jedoch als völlig unstrittig, dass sich die<br />

Gesamtsumme <strong>der</strong> zu leistenden Pensionsrückstellungen<br />

für einen Mitarbeiter während seines Erwerbslebens<br />

im Unternehmen überhaupt nicht verän<strong>der</strong>t hat.


Es ist real gar keine Lücke entstanden, son<strong>der</strong>n nur<br />

auf dem Bilanzpapier. Hätte die DFS weiter nach HGB<br />

bilanzieren können, hätten auch ohne den 610 Millionen<br />

alle Mitarbeiter ihre betriebliche Altersvorsorge<br />

in zugesagter Höhe erhalten. Deshalb die Anführungsstriche<br />

um das Substantivum Bilanzlücke.<br />

Man darf sich das an dieser Stelle also ruhig noch<br />

einmal auf <strong>der</strong> Zunge zergehen lassen. Ausgerechnet<br />

das EU-Parlament, angetreten mit so sportlichen<br />

SES-Zielen wie sage und schreibe<br />

• eine Verdreifachung <strong>der</strong> Kapazität im europäischen<br />

Luftraum<br />

• einhergehend mit einer Steigerung <strong>der</strong> Sicherheit<br />

um den Faktor 10<br />

• und: Gleichzeitiger Kostenhalbierung<br />

beendet die Erfolgsgeschichte <strong>der</strong> Organisationsprivatisierung<br />

BFS. Statt eines weiter vorgesehenen<br />

Kurses <strong>der</strong> Gebührensenkung, muß ab 2007 jäh die<br />

Umkehrkurve eingeleitet werden.<br />

• An-/Abfl ug: + 11,0% 1<br />

• Strecke: + 6,5% 2<br />

1 In den letzten zehn Jahren um etwa 50% gesunken.<br />

2 In den letzten drei Jahren um etwa 30% gesunken.<br />

Damit läßt sich die „Bilanzlücke“ aber bei weitem<br />

nicht binnen eines Jahres stopfen. Per EU Son<strong>der</strong>regelung<br />

ist den ANSP eine Streckung auf 15 Jahre<br />

zugebilligt worden, um die Teuerungsrate in<br />

einem erträglichen Rahmen zu belassen. Für die<br />

so geschröpften Airlines rückt also die vollmundig<br />

angekündigte billige europäische Flugsicherungslandschaft<br />

in weite Ferne, noch bevor sie überhaupt<br />

ansatzweise zarte Knospen bilden konnte.<br />

Die <strong>GdF</strong> als anerkannte <strong>Gewerkschaft</strong> ist sich ihrer<br />

Verantwortung in dieser Funktion selbstverständlich<br />

bewußt. Jedoch hat die Tarifabteilung nicht die Absicht,<br />

die Lohntüten und Arbeitszeitkonten unserer Mitglie<strong>der</strong><br />

zur Abmil<strong>der</strong>ung dieses Rechnungslegungs-Schabernacks<br />

zu öffnen. Jedoch, so ganz wollen wir unsere<br />

Augen vor <strong>der</strong> neuen Wirklichkeit nicht verschließen.<br />

Wenn ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen, also<br />

irgendwo auf eine hochmotivierte Führungskraft <strong>der</strong><br />

DFS trefft, die euch auf die dringende Notwendigkeit<br />

eines „Wir müssen billiger werden“ einschwören<br />

will, so klopft ihr zustimmend auf die Schultern und<br />

verweist sie an die <strong>GdF</strong> Geschäftsstelle. Ich verspreche,<br />

dort wird diese Person mit einem Flugticket nach<br />

Brüssel, von mir aus auch zu den Buchhaltern nach<br />

London, ausgestattet. Vor Ort kann man sich dann an<br />

allererster Adresse mit Einsparungen für die sonst so<br />

hofi erte fl iegende Kundschaft eine Prämie verdienen.<br />

Apropos Kundschaft. Wer sich dem Glauben<br />

hingab, es ginge eine Welle des Protestes durch<br />

<strong>der</strong>en Standesvertretungen, wurde enttäuscht. Man<br />

sei verärgert, Gebührensteigerungen wären ein<br />

Problem, da sie eigentlich aufgrund des steigenden<br />

Flugverkehrs hätten sinken müssen, heißt es von<br />

Aktuell<br />

dort. Selbst die Bundesregierung habe von ihrer<br />

DFS eine Senkung um 22% gefor<strong>der</strong>t. Donnerwetter,<br />

was für ein Gefühlsausbruch. Das war´s dann aber<br />

auch schon. Weit und breit keine Raubzügler o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e unangenehme Zeitgenossen am Pranger zu<br />

erkennen. Kommt halt von <strong>der</strong> EU. Da ist nichts und<br />

niemand so schön greifbar wie die Tarifverhandlungskommission<br />

einer kleinen <strong>Gewerkschaft</strong>. Das<br />

ist eher so eine Art Unwetter, was man halt über sich<br />

ergehen lassen muß. Zahlen und fröhlich sein und<br />

zwar für … ? Richtig, einfach nur für NICHTS.*<br />

* Nichts ist eigentlich nicht ganz richtig. Es muß auch das nach<br />

SES neu zu installierende Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung<br />

(BAF) zusätzlich fi nanziert werden. Einerseits ein<br />

notwendiges, wachendes Kontrollorgan über nationale ANSPs,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber halt auch zusätzliche SES-Bürokratie.<br />

Das For<strong>der</strong>ungspaket von 230 Millionen<br />

für 2 Jahre nach DFS-Rechnung<br />

Diese Zahl stand im krassen Wi<strong>der</strong>spruch zu den<br />

von <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> selbst veranschlagten 87 Millionen. Der<br />

Unterschied erklärt sich aus einer erstmaligen und<br />

umfassenden Einbeziehung von Pensionsrückstellungen<br />

für kommende Jahre seitens <strong>der</strong> DFS. Das wurde<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit so nicht gehandhabt, aber da<br />

gab es ja auch noch keine IFRS. Jedoch ist <strong>der</strong> Betrag<br />

schon aus zwei ganz einfachen Gründen zu hoch.<br />

1. Je<strong>der</strong> weiß, daß für die Arbeitnehmer nach den<br />

Tarifverhandlungen unten nie soviel herauskommt,<br />

wie vorher von oben in den For<strong>der</strong>ungskatalog<br />

hineingefüllt worden ist.<br />

2. Es wird beson<strong>der</strong>s auf Arbeitgeberseite gerne vergessen,<br />

daß unsere Tarifabschlüsse nicht auf alle<br />

Beschäftigten <strong>der</strong> DFS ohne weiteres Anwendung<br />

fi nden. Die Volumenberechnungen <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, wie<br />

auch <strong>der</strong> DFS, beziehen jedoch immer alle Mitarbeiter<br />

des Unternehmens mit ein, weil das die<br />

gelebte Realität ist. Wir haben mittlerweile sehr<br />

viele gültige Tarifverträge und es sei hier einmal<br />

an die schlichte Tatsache erinnert, dass alle im<br />

§ 1 Geltungsbereich die Formulierung gemein<br />

haben: „Dieser Tarifvertrag gilt persönlich: für . . .<br />

und (die) Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> den Tarifvertrag abschließenden<br />

<strong>Gewerkschaft</strong> sind . . .“<br />

Das muß auch so sein, denn die <strong>GdF</strong>, wie auch<br />

jede an<strong>der</strong>e <strong>Gewerkschaft</strong>, kann ja nicht für sich<br />

einen Verhandlungsauftrag für einen Kollegen<br />

herleiten, <strong>der</strong> gar keine Willensbekundung dazu<br />

in Form einer rechtsgültigen, schriftlichen Beitrittserklärung<br />

zum Ausdruck gebracht hat. Unser<br />

Organisationsgrad ist gut, im operativen Bereich<br />

sogar sehr gut. Trotzdem ist (lei<strong>der</strong>) bei weitem<br />

nicht je<strong>der</strong> Flugsicherungskollege auch <strong>GdF</strong> Mitglied.<br />

Wenn also die DFS diesem Mitarbeiterkreis<br />

ebenfalls die Segnungen unserer Tarifabschlüsse<br />

zukommen läßt, so ist das ganz eindeutig ihr Privatvergnügen.<br />

Die entsprechenden Kosten sind<br />

nicht <strong>GdF</strong> verursacht und müssen daher von den<br />

230 Mio. € in Abzug gebracht werden.<br />

9 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Aktuell<br />

10<br />

Aber das nur am Rande. Wir wollten ja eigentlich kritiklos<br />

die ruinösen 230 Millionen (115 Mio. € pro Jahr<br />

bei zweijähriger Tarifvertragslaufzeit) betrachten.<br />

Was würde das für die Fluggesellschaften und ihre<br />

Passagiere bedeuten?<br />

Nun, steigende Kosten natürlich. Wie oben bei IFRS,<br />

müßten natürlich auch diese Kosten weitergegeben<br />

werden und würden wohl beim Endverbraucher Passagier<br />

landen. 1 Für gerechten Wettbewerb unter den<br />

Airlines bleibt gesorgt, denn je<strong>der</strong> Marktteilnehmer<br />

wird anteilsmäßig gleich belastet.<br />

Die DFS kontrolliert nach eigenen Angaben<br />

jährlich etwa 3 Millionen IFR Flüge. Je<strong>der</strong> einzelne<br />

Flug müßte somit pro Jahr 115 Mio. / 3 Mio. = 38 €<br />

mehr erwirtschaften. Wenn man unterstellt, in jedem<br />

Flugzeug säßen durchschnittlich 100 Passagiere, so<br />

müßten sich diese 100 die 38 € nach Möglichkeit gerecht<br />

untereinan<strong>der</strong> aufteilen. Dann hätte von jedem<br />

ein persönlicher Obolus von 38 Cent 2 für das Hinfl ugticket<br />

in den Airline-Klingelbeutel zu wan<strong>der</strong>n. Da es<br />

die meisten auch wie<strong>der</strong> heimwärts zieht, am besten<br />

gleich das Doppelte, 76 Cent. Ein Hin- und Rückfl ugschein<br />

für 200 Euro würde sich auf 200,76 Euro vor<br />

Steuern verteuern. Eine Steigerung um 0,38%.<br />

Selbst wenn die Annahme <strong>der</strong> Passagierzahlen<br />

und des Ticketpreises etwas ins Spekulative abgleitet,<br />

läßt sich doch die gewaltige Zerstörungskraft<br />

dieser den Luftfahrtstandort Deutschland bedrohenden<br />

Tarifrunde bereits erahnen.<br />

Ach so, ehe ich’s vergesse. Mein örtlicher Nahverkehrs-Service<br />

Provi<strong>der</strong> hat seine S- und U-Bahn<br />

Jahreskarte in den vergangenen Jahren stets durchschnittlich<br />

um etwa 2,4 % erhöht, in 2007 gar mit<br />

plus 6% hingelangt. Gestern fand sich ein Schreiben<br />

des städtischen Stromversorgers im Briefkasten. Die<br />

Kilowattstunde sei die letzten Jahre nahezu konstant<br />

gehalten worden. Aber jetzt - man bedauere zutiefst:<br />

plus 5,5%. Über die wun<strong>der</strong>same Benzinpreisentwicklung<br />

an den Tankstellen vor den Ferien legen<br />

wir am besten gleich den Mantel des Schweigens<br />

und <strong>der</strong> Monopolist Bundesregierung erhöhte die<br />

Mehrwehrsteuer um 18,75%. Wohin sich auch die<br />

Blicke wenden, Heerscharen von Raubzüglern im<br />

Sternmarsch auf die Portmonees.<br />

1 Der FS-Gebührensatz sank vor IFRS 2005 im An- und Abfl ugbereich<br />

um 28 % (tiefster Stand seit 1993), im Streckenbereich<br />

um 20 %. 2006 wird im An– und Abfl ugbereich wie<strong>der</strong><br />

leicht um 2,6% erhöht, während sich die Strecke weiter um<br />

gut 11% verbilligt.<br />

2 Zum Vergleich die seit Jahren den Passagieren von vielen<br />

Fluggesellschaften zusätzlich in Rechnung gestellten Kosten:<br />

Treibstoffzuschlag + 6 €, „Ticket Service Charge“ + 6 €,<br />

private Internetverbindungsentgelte und Druckkosten bei<br />

Onlinebuchung noch nicht eingerechnet.<br />

Wie darf in diesem Umfeld die Behauptung <strong>der</strong> DFS<br />

eingeordnet werden?<br />

Der Autor bedient sich einer Taktik, die auch an<strong>der</strong>e<br />

deutsche Führungskräfte und Politiker bestens<br />

beherrschen, wenn sie Untergangsstimmung und<br />

schlechtes Gewissen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bescheidenheit<br />

im Bereich ihrer Untertanen benötigen. Die<br />

Kosten, die Kosten. Klagen ist bekanntlich <strong>der</strong> Gruß<br />

des Kaufmanns (und <strong>der</strong> BARIG, d.Red). Wenn darauf<br />

nur gebetsmühlenartig lange genug herumgeritten<br />

wird, sollte irgendwann auch <strong>der</strong> Letzte die Vorzüge<br />

des Verzichts verinnerlicht haben.<br />

Unerläßlich dabei und deshalb auch in unserer<br />

Intranet-Ruin-Meldung lehrbuchhaft vorgetragen, ist<br />

<strong>der</strong> konsequente Verzicht auf eine Gegenüberstellung.<br />

Zu meiner Schulzeit hatte eine Bilanz noch zwei<br />

Seiten. Für Meinungsmacher oft schon eine zuviel,<br />

sie bevorzugen einfache Strickmuster: Tarifabschlüsse<br />

werden stets aus dem Eigenkapital bezahlt. Die<br />

Kassen sind geplün<strong>der</strong>t. Punkt. Habenseite? Bloß<br />

kein Wort darüber. Höheren Kosten könnten ja auch<br />

höheren Einnahmen gegenüber stehen. Die in 14 Jahren<br />

DFS getätigten Investitionen könnten womöglich<br />

noch irgendwo im Unternehmen Werte geschaffen<br />

haben. Ei, geh mer fort mit so aam Gebabbel. Mir<br />

habbe Tarifverhandlunge!*<br />

* Übersetzung ins Amthochdeutsch für nicht des hessischen<br />

mächtige: Äußerungen in diese Richtung sind zu unterlassen.<br />

Es sind Tarifverhandlungen terminiert.<br />

Pause (zum Drüber-Nachdenken!)<br />

Bilanzübersicht: Pensionsrückstellungen <strong>der</strong> DFS<br />

steigen jährlich. Logisch, es gab ja auch immer<br />

Gehaltserhöhung. Außerdem, sagt das Intranet,<br />

die DFS steigert den Deckungsgrad. Trotzdem, die<br />

Pensionsrückstellungen sind durchweg doppelt so<br />

hoch wie die Eigenkapitalquote. Komisch. Das hält<br />

die bestimmt nicht lange aus. Denkste. Das Eigenkapital<br />

ist von 2001 bis 2005 um 50% gestiegen.<br />

Sehr komisch. Aber halt. Wir haben ja jetzt 2007. Da<br />

gilt nicht mehr die HGB Bilanz, in <strong>der</strong> man künftige<br />

Gehalts- und Rentensteigerungen nicht berücksichtigen<br />

mußte, son<strong>der</strong>n IFRS. Dort scheint festgelegt zu<br />

sein, daß Pensionszahlungen, –rückstellungen und<br />

vor allem -steigerungen auf keinen Fall aus den laufenden,<br />

o<strong>der</strong> zu erwartenden Einnahmen bestritten<br />

werden dürfen. Na, ja, ist auch irgendwie abwegig.<br />

Wir suchen aber weiter nach diesem Passus. Bei<br />

Redaktionsschluß dieser Ausgabe ward er allerdings<br />

noch nicht gefunden. Man kann es irgendwie auch<br />

drehen und wenden wie man will. Solange aus den<br />

Einnahmen die Ausgaben bestritten werden können,<br />

tut sich ein Ruinapostel schwer. 1<br />

Dabei hätte die DFS allen Grund, ihre Zukunft<br />

rosig zu sehen, selbst wenn die Langzeitprognosen<br />

zur weiteren Entwicklung des Luftverkehrs auch nur<br />

annähernd eintreten. Als Haifi sch strebt sie hungrig<br />

dem Wettbewerb entgegen. Gleichzeitig ist für viele<br />

Jahre <strong>der</strong> dichtbefl ogene Luftraum des Heimatmarktes<br />

komfortabel abgeschottet. Eine Lizenz zum Geld<br />

drucken, wie es interessierte Investorenkreise schon


erkannt haben. Und die IFRS gäben, wie eingangs<br />

erwähnt, dem Management genügend Freiraum, dies<br />

auf <strong>der</strong> Bilanzhaben entsprechend zu würdigen.<br />

Auch die abgelieferten Stückzahlen eines jeden<br />

DFS Mitarbeiters (MA, inkl. LBA) gemessen im<br />

Kerngeschäft seines Unternehmens steigerte sich<br />

beachtlich.<br />

Jahr kontr. Flüge MA Flüge pro MA %<br />

1993 1.914.000 4.924 388 100<br />

2002 2.487.902 5.509 452 116<br />

2005 2.866.130 5.308 540 139<br />

2006 2.982.775<br />

Trotz Überlingen werden Sektoreinfachbesetzungen<br />

im Flugverkehrskontrolldienst <strong>der</strong> DFS nicht abgeschafft,<br />

son<strong>der</strong>n die Rahmenbedingungen dafür<br />

weiter präzisiert. Unter diesen Umständen ein mit<br />

größter Sorge zu betrachtendes Indiz für planmäßig<br />

weiter vorangetriebene Steigerungen des<br />

Wirtschaftlichkeitsfaktors.<br />

1 §64 Insolvenzantragspfl icht (1) GmbH Gesetz: „ Wird die<br />

Gesellschaft zahlungsunfähig, so haben die Geschäftsführer<br />

ohne schuldhaftes Zögern, spätestens aber drei Wochen nach<br />

Eintritt <strong>der</strong> Zahlungsunfähigkeit, die Eröffnung des Insolvenzverfahrens<br />

zu beantragen. Dies gilt sinngemäß, wenn sich<br />

eine Überschuldung <strong>der</strong> Gesellschaft ergibt.“<br />

Wie gehen die an<strong>der</strong>en DAX Unternehmen mit<br />

IFRS um?<br />

Nach jüngster Erhebung einer auf die betriebliche Nach<br />

jüngster Erhebung einer auf die betriebliche Altersversorgung<br />

spezialisierten Unternehmensberatung,<br />

haben sie im Schnitt den Deckungsgrad ihrer Pensionsverbindlichkeiten<br />

von 53% auf 62% erhöht. Die<br />

bilanziell ausgelagerten Pensionsvermögen stiegen von<br />

143 auf 164 Milliarden Euro. Ihnen stehen kalkulierte<br />

Pensionslasten von 267 Milliarden Euro gegenüber.<br />

Der deutliche Anstieg <strong>der</strong> Pensionsvermögen wird mit<br />

den Aufstockungen <strong>der</strong> Unternehmen aufgrund ihrer<br />

guten Ertragslage 1 begründet .Wie geht man in diesen<br />

Kreisen nun mit den zu berücksichtigenden versicherungsmathematischen<br />

Gewinnen und Verlusten um?<br />

Verluste entstehen dann, wenn sich die Prognosen zum<br />

erwarteten Umfang <strong>der</strong> Pensionsverpfl ichtungen von<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit entfernen. Klassische Beispiele sind<br />

die bereits erwähnten, stärker als erwartet gestiegenen<br />

Gehälter, o<strong>der</strong> ein Rechnungszins, welcher sich, wie<br />

geschehen, tendenziell nach unten entwickelt hat.<br />

17 <strong>der</strong> 30 DAX Unternehmen verfolgen nach dieser<br />

Untersuchung den sogenannten Korridoransatz.<br />

Sie kumulieren die Verluste, um sie auf die nachfolgenden<br />

Jahre zu verteilen. IFRS erlaubt bei den Pensionen<br />

einen Abschreibungszeitraum, welcher <strong>der</strong><br />

durchschnittlichen Restarbeitszeit <strong>der</strong> Leistungsempfänger<br />

entspricht. Mit einer erfahrenen Belegschaft<br />

(alt sein ist etwas an<strong>der</strong>es) ist sie kürzer; jüngere<br />

Aktuell<br />

Mitarbeiter bescheren einen längeren Zeitraum.<br />

Die restlichen 13 Unternehmen nutzen eine von<br />

IFRS zugelassene Möglichkeit, die versicherungsmathematischen<br />

Schwankungen nicht mit <strong>der</strong> Gewinn-<br />

und Verlustrechnung (GuV) 2 zu erfassen, son<strong>der</strong>n<br />

entwe<strong>der</strong> direkt mit dem Eigenkapital, o<strong>der</strong> unter <strong>der</strong><br />

Position Latente Steuern zu verrechnen.<br />

1 Ertrag ist <strong>der</strong> gesamte Wertzuwachs eines Unternehmens<br />

innerhalb eines Abrechnungszeitraumes. Je<strong>der</strong> Ertrag erhöht<br />

das Kapitalkonto.<br />

2 in einer GuV werden Betriebseinnahmen und –ausgaben<br />

miteinan<strong>der</strong> verglichen.<br />

Fazit – think before we sink!!<br />

Es ist also nicht zwingend vorgeschrieben, Pensionslasten<br />

mit dem Eigenkapital zu verrechnen. Die Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> DAX Unternehmen schont das Eigenkapital<br />

und nutzt ihre gute Ertragslage. Von Pleiten und Ruin<br />

ist keine Rede. Selbst die Pensionen <strong>der</strong> Deutschen<br />

Telekom, <strong>der</strong>en Deckungsgrad z. Zt. gerade einmal<br />

14 % erreicht, gelten nicht als gefährdet. Eine deutsche<br />

Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Pensionsrückstellung erlaubt<br />

auch die Absicherung durch interne Mittel wie<br />

Unternehmensbeteiligungen 1 und liquiden Wertpapierbesitz.<br />

In diesem Segment ist die Telekom trotz<br />

ihrer Probleme sicher besser aufgestellt als die DFS<br />

und für den direkten Vergleich ungeeignet. Aber die<br />

Ertragslage <strong>der</strong> DFS darf, wie bei unseren im DAX<br />

geführten Unternehmen, angesichts <strong>der</strong> Luftverkehrsprognosen<br />

als sehr gut eingestuft werden.<br />

Somit nehmen wir zur Kenntnis, daß Tarifverhandlungen<br />

einen Arbeitgeber offensichtlich schon<br />

mal in einen Zustand katapultieren können, <strong>der</strong> in<br />

den Karnevalshochburgen als fünfte Jahreszeit sehr<br />

geschätzt wird. Je<strong>der</strong> weiß, daß sich die dortigen<br />

Verhaltensmuster zum Glück nicht eins zu eins auf<br />

unser Alltagsleben übertragen lassen. Das schließt<br />

auch den Umgang mit dem Eigenkapital, beson<strong>der</strong>s<br />

zu vorgerückter närrischer Stunde, nicht aus. O<strong>der</strong> es<br />

taucht aus bisher unbekannten Galaxien schon mal<br />

ein Erfurter Senior FDB mit Gehaltsexplosion auf, die<br />

noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.<br />

Die Intranetbotschaft des Ruins darf also getrost–<br />

und hier nehme ich einmal gerne eine Anleihe<br />

aus dem Wortschatz des Herrn Manz – als Tarifl yrik<br />

bezeichnet werden. Legen wir sie in dem Bewußtsein<br />

ad acta, daß nach den Tarifverhandlungen stets vor<br />

den Tarifverhandlungen ist. Abseits davon kann unser<br />

Firmenmedium natürlich uneingeschränkt zur Nutzung<br />

empfohlen werden. So war z. B. das Osterrätsel Spannung<br />

pur und <strong>der</strong> Speiseplan <strong>der</strong> Langener Kantine<br />

– ei ihr Leut´, wenn ich’s euch saach, <strong>der</strong> Kantinneplan<br />

für denne ihrn Gambus, <strong>der</strong> is immer richdich. 2<br />

1 Die DFS ist 2005 beteiligt an: DFS Unterstützungskasse<br />

GmbH (100%), DFS European Satellite Service Provi<strong>der</strong><br />

Beteiligungsges. mbH (100%), FCS Flight Calibration Services<br />

GmbH (55%), TTC The Tower Company GmbH (100%) und <strong>der</strong><br />

GroupEAD Europe (36%)<br />

2 keine Übersetzung, gibt doch bloß wie<strong>der</strong> nur Ärger<br />

11 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


Der zweite Anlauf o<strong>der</strong> –<br />

die Stunde <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungstäter<br />

Nachdem Bundespräsident Köhler im Oktober letzten Jahres<br />

das Gesetz zur Neuregelung <strong>der</strong> Flugsicherung als verfassungswidrig<br />

zurückgewiesen hatte, machen sich Regierung<br />

und die Mehrheit des Bundestages statt zu denken offensichtlich<br />

unverdrossen daran, das Grundgesetz zu än<strong>der</strong>n.<br />

In welcher Form die Än<strong>der</strong>ung des Grundgesetzes<br />

über die parlamentarischen Hürden gebracht werden<br />

soll, ist so richtig noch nicht bekannt. „Ob und wie<br />

es mit dem geplanten Teilverkauf <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

weitergeht, soll erst in den nächsten Wochen festgelegt<br />

werden. Der Minister will dabei <strong>der</strong> Entscheidung<br />

des Parlaments nicht vorgreifen“, war am 19. April<br />

von <strong>der</strong> Pressestelle des Bundesverkehrsministeriums<br />

zu erfahren.<br />

Etwas konkreter wird die SPD, auf <strong>der</strong>en Homepage<br />

nachzulesen ist, dass die Privatisierung <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

weiterhin das erklärte Ziel <strong>der</strong> Sozialdemokraten<br />

sei. Dazu ist es nach Meinung <strong>der</strong> Partei<br />

erfor<strong>der</strong>lich, die „im Grundgesetz als son<strong>der</strong>polizeiliche<br />

Aufgabe beschriebene Tätigkeit <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

neu zu defi nieren.“ Denn schließlich, so teilt sie<br />

mit, habe Horst Köhler „den Deutschen Bundestag<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen<br />

für die Kapitalprivatisierung zu schaffen“.<br />

Das ist eine ebenso eigenwillige, wie zielorientierte<br />

Auslegung <strong>der</strong> präsidialen Entscheidung. Denn<br />

Köhler hatte nur ausgeführt, dass es dem Gesetzgeber<br />

unbenommen wäre, die verfassungsrechtlichen<br />

Voraussetzungen für den Ausverkauf <strong>der</strong> DFS zu<br />

schaffen. Das ist nichts weiter als eine Binsenweisheit.<br />

Denn schließlich ist es dem Parlament immer<br />

„unbenommen“, die Verfassung zu än<strong>der</strong>n. Vorausgesetzt,<br />

es fi ndet sich die dafür vorgeschriebene<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Abgeordneten.<br />

Photo: W. Fischbach<br />

Unterstützung haben die<br />

Befürworter <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung<br />

von Joachim Wieland,<br />

Professor für öffentliches Recht<br />

Aktuell<br />

an <strong>der</strong> Universität Frankfurt erhalten. Er<br />

stellt zunächst einmal fest, dass die Durchführung<br />

von Flugsicherungsaufgaben durch<br />

ausländische Unternehmen über deutschem<br />

Hoheitsgebiet verfassungswidrig ist.<br />

Dabei hatte er speziell die Übertragung <strong>der</strong><br />

Flugverkehrskontrolle über südbadischem Gebiet an<br />

die Schweizer Flugsicherungsorganisation „skyguide“<br />

aufgeführt. Das darf nicht weiter überraschen, war doch<br />

Professor Wieland bereits bei seinem Gutachten für den<br />

Landkreis Waldshut zu einem entsprechenden Urteil<br />

gekommen. Was natürlich Abgeordnete aus Südbaden<br />

wie Andreas Jung (CDU) und Rita Schwarzelühr-Sutter<br />

(SPD) nutzten, beide haben übrigens gegen eine Kapitalprivatisierung<br />

<strong>der</strong> DFS gestimmt, die Übernahme <strong>der</strong><br />

Kontrollaufgaben durch die DFS bis zur deutsch-schweizer<br />

Grenze zu for<strong>der</strong>n. Dass es den Abgeordneten dabei<br />

auch darum gegangen sein mag, <strong>der</strong> Stimmung in <strong>der</strong><br />

Grenzregion anzuheizen, die sich in einem permanenten<br />

Kriegszustand mit dem Flughafen Zürich o<strong>der</strong> um<br />

genau zu sein, mit den Anfl ugverfahren zum größten<br />

eidgenössischen Flughafen wähnt, sei ihnen nachgesehen.<br />

Schließlich wollen sie ja wie<strong>der</strong>gewählt werden<br />

und da ist es nicht beson<strong>der</strong>s sinnvoll, das Wahlvolk<br />

mit unpopulären Aussagen zu verärgern. Allerdings<br />

wi<strong>der</strong>spricht ihre For<strong>der</strong>ung den Bedürfnissen einer<br />

effektiven Verkehrsabwicklung und verstößt gegen die<br />

Ziele des „Single European Sky (SES). Denn bekanntlich<br />

sollen mit diesem Projekt die Zuständigkeitsgrenzen<br />

<strong>der</strong> europäischen Flugsicherungsstellen den Verkehrsströmen<br />

angepasst werden.<br />

Die seltsamen Meinungen des Prof. Wieland<br />

o<strong>der</strong> Wessen Brot ich ess ...<br />

Wenn man so will, haben die Betriebsabsprachen<br />

zwischen <strong>der</strong> DFS und „skyguide“ die SES-Vorgaben<br />

schon ein wenig vorweggenommen. Sinnvoller und<br />

überzeugen<strong>der</strong> wäre es gewesen, wenn Prof. Wieland<br />

nicht nur die Delegation <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle<br />

über Südbaden an „skyguide“, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Tätigkeit EUROCONTROLs über dem norddeutschen<br />

✈ Flughafen Zürich – permanenter Kriegszustand<br />

mit <strong>der</strong> südbadischen Bevölkerung?<br />

von<br />

Werner<br />

Fischbach<br />

13 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Aktuell<br />

14<br />

Photo: DFS<br />

✈ Dienstleistung o<strong>der</strong> hoheitliche Aufgabe? –<br />

Controller im alten Frankfurt ACC<br />

Luftraum erwähnt hätte. Denn, auch wenn es sich bei<br />

EUROCONTROL um eine äußerst professionelle Flugsicherungsorganisation<br />

handelt, so kann man nicht<br />

unbedingt behaupten, dass es sich hierbei um eine,<br />

wie es Artikel 87d des Grundgesetzes vorschreibt,<br />

„bundeseigene Verwaltung“ handelt. Somit wäre die<br />

Tätigkeit EUROCONTROLs über deutschem Hoheitsgebiet<br />

deshalb als verfassungswidrig anzusehen.<br />

Offensichtlich hat die weitere Stellungnahme Professor<br />

Wielands, nach welcher es sich bei <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

nach europäischen Vorgaben lediglich um eine Dienstleistung<br />

und nicht um eine hoheitliche Aufgabe handle,<br />

den Privatisierungsfans Oberwasser gegeben. So<br />

erklärte Uwe Beckmeyer, verkehrspolitischer Sprecher<br />

<strong>der</strong> SPD, am 28. März, dass die im Grundgesetz festgeschriebenen<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Flugsicherung mit europäischem<br />

Recht nicht mehr in Einklang zu bringen wären<br />

und deshalb die Verfassung geän<strong>der</strong>t werden müsse.<br />

Entscheidend ist dabei, so kann man auf <strong>der</strong> Homepage<br />

<strong>der</strong> SPD nachlesen, dass „die Grundgesetzän<strong>der</strong>ung<br />

rasch auf den Weg gebracht wird.“ Was man getrost als<br />

Drohung auffassen kann. Dieser Ausgabe des fl ugleiter<br />

liegt eine erste Stellungnahme zu den Interpretationen<br />

von Prof. Wieland bei. Prof. Dr. iur. Wellenfi tsch zaust<br />

die Äußerungen seines Kollegen, um es einmal bescheiden<br />

auszudrücken. Sein Gutachten selbst wird in Kürze<br />

vorliegen und von <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> verbreitet werden.<br />

Grundgesetzän<strong>der</strong>ung mit welchem Ziel?<br />

Ohenhin sind die letzten Gesetze, die von <strong>der</strong><br />

Bundesregierung eingebracht und vom Bundestag<br />

verabschiedet wurden, nicht gerade als gelungen zu<br />

bezeichnen. Man mag da an Hartz IV, an das Allgemeine<br />

Gleichbehandlungsgesetz, an die Gesundheitsreform<br />

o<strong>der</strong> an den Nichtraucherschutz denken.<br />

Und so ist <strong>der</strong> FDP-Abgeordneten und ehemaligen<br />

Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />

durchaus zuzustimmen, als sie am 13. Dezember letzten<br />

Jahres in <strong>der</strong> „Aktuellen Stunde“ im Bundestag<br />

etwas wehmütig daran erinnerte, dass das deutsche<br />

Recht zu früheren Zeiten so etwas wie ein Exportschlager<br />

gewesen war. „Es wird künftig“, so führte<br />

sie aus, „nur noch selten gelingen, Län<strong>der</strong> zu fi nden,<br />

die sich am deutschen Recht orientieren werden. Zu<br />

groß ist die Serie von Pleiten, Pech und Pannen aus<br />

den vergangenen Wochen und Monaten in <strong>der</strong> deutschen<br />

Gesetzgebung, die von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

zu verantworten ist.“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen,<br />

son<strong>der</strong>n zu befürchten, dass es bei <strong>der</strong> geplanten<br />

Grundgesetzän<strong>der</strong>ung und dem nachfolgenden<br />

novellierten Flugsicherungsgesetz in diesem Stil<br />

weitergeht. Vor allem dann, wenn ein Gesetz „rasch<br />

auf den Weg gebracht werden“ soll.<br />

Ziel <strong>der</strong> DKP: Verhökern – Gewinn: keiner<br />

Dabei scheint oftmals in Vergessenheit zu geraten,<br />

um was es bei dieser geplanten Grundgesetzän<strong>der</strong>ung<br />

geht. Es geht nicht, wie man bei <strong>der</strong> Diskussion durchaus<br />

den Eindruck gewinnen kann, um eine Än<strong>der</strong>ung<br />

um <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung willen. Es geht schlicht und einfach<br />

um den Verkauf <strong>der</strong> Flugsicherung an private Investoren.<br />

Die sollen, so sah es zumindest <strong>der</strong> erste Entwurf<br />

vor, mit 74,9% an <strong>der</strong> DFS beteiligt werden. An einer<br />

Organisation, welche für die Sicherheit im Luftverkehr<br />

verantwortlich ist und die man nicht den Kapitalinteressen<br />

von Unternehmen o<strong>der</strong> Investoren unterordnen<br />

sollte. Ganz abgesehen davon, dass die Flugsicherung<br />

wie das Schienen- und Straßennetz sowie die Wasserstraßen<br />

zur unverzichtbaren Infrastruktur eines<br />

Staates zählt, die nicht irgendwelchen Luftfahrtfi rmen<br />

o<strong>der</strong> Investoren gehört und somit auch nicht<br />

verkauft werden kann. Denn die Aufrechterhaltung<br />

<strong>der</strong> Sicherheit ist eine wichtige und unverzichtbare<br />

Staatsaufgabe. Dies ist, auch wenn Professor Wieland<br />

in sprachlicher Kosmetik dies als Dienstleistung<br />

bezeichnet, damit auch eine hoheitliche Aufgabe. Was<br />

nichts an<strong>der</strong>es bedeutet, als dass <strong>der</strong> Staat, in diesem<br />

Fall vertreten durch den Bundesverkehrsminister,<br />

je<strong>der</strong>zeit in <strong>der</strong> Lage sein muss, das Geschäftsgebaren<br />

<strong>der</strong> DFS zu kontrollieren und gegebenenfalls auch direkt<br />

zu intervenieren. Bundespräsident Köhler hat bei<br />

seiner Ablehnung des Gesetzes die Gefahr, die durch<br />

die Min<strong>der</strong>heitsbeteiligung des Bundes entsteht,<br />

durchaus gesehen und, was von den Protagonisten<br />

<strong>der</strong> Kapitalprivatisierung gerne verschwiegen wird,<br />

sein Veto auch mit <strong>der</strong> sich „unmittelbar ergebenden<br />

zeitlichen Befristung <strong>der</strong> vorgesehenen Steuerungs-<br />

und Kontrollrechte des Bundes sowie die geringen gesellschaftsrechtlichen<br />

Einfl ussmöglichkeiten aufgrund<br />

einer Min<strong>der</strong>heitsbeteiligung“ begründet.<br />

Flugsicherung ist eine Dienstleistung – ach?<br />

Nun berufen sich die Verfechter <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung<br />

auf Professor Wieland, nach dessen Meinung es<br />

sich bei <strong>der</strong> Flugsicherung nicht um eine hoheitliche<br />

Aufgabe, son<strong>der</strong>n um eine Dienstleistung handle.<br />

Dass Professor Wieland, so berichtet <strong>der</strong> Luftfahrtnachrichtendienst<br />

FLUGPOST, beispielsweise <strong>der</strong><br />

„Abwicklung von Starts und Landungen“ und damit<br />

<strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle durch-


aus hoheitlichen Charakter zuspricht, scheint dabei<br />

nicht zu stören. So kann man berechtigterweise<br />

fragen, ob es sich bei <strong>der</strong> Flugsicherung - zumindest<br />

wenn man ihren Kernbereich betrachtet - nicht doch<br />

um eine hoheitliche Aufgabe handelt. Das Europäische<br />

Parlament und <strong>der</strong> Europäische Rat haben da<br />

offensichtlich eine eindeutige Auffassung, die Klaus<br />

Reifel bereits in <strong>der</strong> Dezemberausgabe (6/2006)<br />

erwähnte. So wird in <strong>der</strong> Flugsicherungsdienste-Verordnung<br />

(Nr. 550/2004) festgestellt: „Die Erbringung<br />

von Flugsicherungsdiensten gem. dieser Verordnung<br />

hängt mit <strong>der</strong> Ausübung von hoheitlichen Befugnissen<br />

zusammen, die keinen wirtschaftlichen Charakter<br />

aufweisen, <strong>der</strong> die Anwendung <strong>der</strong> Wettbewerbsregeln<br />

des Vertrages rechtfertigen würde.“<br />

Eigentlich beschreibt diese Verordnung sehr eindeutig,<br />

um was es sich bei <strong>der</strong> Flugsicherung handelt<br />

- um eine hoheitliche Aufgabe, die keinen Wettbewerbsregeln<br />

unterliegen darf. Bleibt noch die Frage,<br />

wie es sich mit den hoheitlichen Aufgaben verhält,<br />

die zumindest auf den ersten Blick nur in bundeseigener<br />

Verwaltung ausgeübt werden dürfen. Ob diese<br />

Begründung juristisch wohl begründet ist o<strong>der</strong> ob<br />

es dazu noch an<strong>der</strong>e Meinungen gibt, soll hier nicht<br />

untersucht werden. Offensichtlich ist jedoch, dass<br />

- wie es das Beispiel EUOCONTROL zeigt - hoheitliche<br />

Aufgaben durchaus an an<strong>der</strong>e, auch ausländische<br />

Organisationen übertragen werden können. So<br />

führte das Landgericht Konstanz in seinem Urteil zum<br />

Rechtsstreit zwischen <strong>der</strong> Bashkirian Airlines (<strong>der</strong>en<br />

Tu-154 über Überlingen mit einer DHL B757 kollidiert<br />

war) und <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland aus, dass<br />

staatliche Hoheitsrechte einem an<strong>der</strong>en Staat zur<br />

Ausübung durch ein so genanntes Servitut überlassen<br />

werden können. Nur muss diese Übertragung durch einen<br />

Staatsvertrag auf eine völkerrechtliche Grundlage<br />

gestellt werden. Und da diese völkerrechtliche Grundlage<br />

nicht existiert, sah das Landgericht die Tätigkeit<br />

„skyguides“ über dem deutschen Hoheitsgebiet als<br />

verfassungswidrig an und verurteilte die Bundesrepublik<br />

zur Zahlung eines Schadensersatzes.<br />

Wem nützt die „DKP“?<br />

Als das Gesetz zur Neuregelung im Bundestag<br />

beraten wurde, betonten die Sprecher nahezu aller<br />

Parteien, dass die DFS damit noch effi zienter und fi t<br />

für den zu erwartenden Wettbewerb gemacht werden<br />

sollte. Nun ist für das SES-Projekt eine Kapitalpri-<br />

vatisierung nicht erfor<strong>der</strong>lich; bliebe die DFS zu 100<br />

Prozent im Besitz des Bundes, so wären dadurch die<br />

europäischen Vorgaben voll und ganz erfüllt. Bleibt<br />

noch das Problem des Wettbewerbs. Abgesehen von<br />

<strong>der</strong> Tatsache, dass Organisationen, die für die Sicherheit<br />

verantwortlich sind, nicht dem Wettbewerb<br />

ausgesetzt werden sollten, scheint es mit diesem<br />

Wettbewerb nicht so weit her zu sein. Schließlich<br />

wurde <strong>der</strong> DFS im Streckenbereich für 20 und im<br />

Towerbereich für 16 Jahre das ausschließliche Monopol<br />

zugesprochen. Was sich mit dem Wettbewerbsgedanken<br />

nicht beson<strong>der</strong>s gut vereinbaren lässt.<br />

Zudem sollten sich sowohl <strong>der</strong> Verkehrsminister als<br />

auch die Abgeordneten des Bundestages sehr gut<br />

überlegen, welch Juwel sie zu 74,9% an irgendwelche<br />

Investoren verscherbeln wollen. Auch wenn es an<br />

den Maßnahmen <strong>der</strong> DFS durchaus so manches zu<br />

kritisieren gibt, wie z.B. den zunehmend rüden Umgang<br />

mit ihren Mitarbeitern, es handelt sich dennoch<br />

um eine erfolgreiche und effi ziente Flugsicherung.<br />

Was wahrscheinlich daran liegt, dass die Lotsen,<br />

Techniker, FDBs, nicht zuletzt die Kolleg/innen in <strong>der</strong><br />

UZ ihren selbst gesetzten hohen Sicherheitsstandard<br />

erfüllen wollen. Merke: Geschäftsleitungen walten,<br />

Vorstände wirken, Manager sind tätig - darunter<br />

wird gearbeitet. Ob die DFS dabei in Europa den<br />

ersten Platz einnimmt, sei dahin gestellt. Aber man<br />

kann durchaus sagen, dass sie erfolgreich in <strong>der</strong><br />

Championsleague spielt. So stellte die DFS am 16.<br />

April dieses Jahres unter an<strong>der</strong>em fest: „Mit direkten<br />

Routen und einer exzellenten Pünktlichkeit trägt die<br />

DFS zum umweltbewussten Luftverkehr bei. Im Jahr<br />

2006 war die deutsche Flugsicherung die Pünktlichste<br />

in Europa. 97 Prozent aller Flüge im deutschen<br />

Luftraum erreichten ihr Ziel ohne fl ugsicherungsverursachte<br />

Verspätungen. Für diese sind im deutschen<br />

Luftraum primär die Fluggesellschaften selbst<br />

verantwortlich (ca. 50 Prozent). Weitere Hauptgründe<br />

für die Unpünktlichkeit sind die mangelnde Kapazität<br />

an den Flughäfen (ca. 17 Prozent) und das Wetter (15<br />

Prozent). In Deutschland war je<strong>der</strong> Flug um durchschnittlich<br />

0,63 Minuten, also 37,8 Sekunden verspätet,<br />

davon beträgt <strong>der</strong> Anteil, den die DFS zu vertreten<br />

hat, 0,07 Minuten, also lediglich 4,2 Sekunden.“<br />

Privatisierung: kein Ausweg!<br />

Auch wenn Pressemeldungen primär dazu verwendet<br />

werden, die jeweiligen Unternehmen von ihrer besten<br />

✈ Kontrolle von Starts und Landungen –<br />

doch eine hoheitliche Aufgabe?<br />

Aktuell<br />

Photo: Airbus<br />

15 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


✈ Mangelnde<br />

Kapazität an<br />

den Flughäfen<br />

ist für 17% <strong>der</strong><br />

Verspätungen<br />

verantwortlich.<br />

<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Aktuell<br />

16<br />

Seite darzustellen, so dürften die von <strong>der</strong> DFS veröffentlichten<br />

Zahlen durchaus <strong>der</strong> Realität entsprechen.<br />

Zumal diese von EUROCONTROL bestätigt wurden. Es<br />

gibt deshalb keinen Zweifel: Die DFS ist ein leistungsstarker<br />

und effi zienter Flugsicherungsdienstleister. Ein<br />

Urteil, das von EUROCONTROL-Generaldirektor Victor<br />

Aguado bestätigt wird. Viel besser geht´s eigentlich<br />

nicht und deshalb muss man sich verwun<strong>der</strong>t fragen,<br />

weshalb dieses Juwel unbedingt verkauft werden soll.<br />

Ganz sicherlich nicht, um die DFS noch leistungsfähiger<br />

und für den ohnehin nicht erfor<strong>der</strong>lichen Wettbewerb<br />

fi t zu machen.<br />

Die wahren Gründe für die geplante<br />

Kapitalprivatisierung?<br />

Nun könnte man das liberale Glaubensbekenntnis, nach<br />

welcher Staatseigentum per se schlecht und private<br />

Teilhabe per se gut ist, anführen. Aber dies wäre zu einfach.<br />

Deshalb sei ein Blick auf die Pressemeldung <strong>der</strong><br />

Bundesverbandes Deutscher Fluggesellschaften (BDF)<br />

vom 23. März erlaubt. Dort werden zwei wesentliche<br />

Argumente für die geplante Kapitalprivatisierung angeführt.<br />

„Zum einen kann die DFS nur Effi zienzresourcen<br />

freilegen, wenn sie nach privatwirtschaftlichen Kriterien<br />

und unternehmerisch frei arbeitet. Das ist bisher nicht<br />

möglich. Seit Jahren beweisen die Fluggesellschaften,<br />

dass Kostenreduktionen zum Wohle <strong>der</strong> Branche zu<br />

leisten sind. (Wie z.B. die permanente Beibehaltung des<br />

Kerosinzuschlages zu Lasten des Kunden. Diese Bemerkung<br />

muß hier einfach mal sein.) Durch eine mehrheitliche<br />

Privatisierung mit einhergehen<strong>der</strong> Regulierung<br />

wird auch die DFS zeigen, dass sie unter Einhaltung<br />

einer Preisobergrenze mit günstigeren Flugsicherungsgebühren<br />

und absehbaren Personalkosten produktiver<br />

und sparsamer wirtschaften kann.“<br />

Während die DFS, wie bereits oben angeführt, effi zient<br />

arbeitet und dadurch bewiesen hat, dass die Freilegung<br />

<strong>der</strong> angemahnten „Effi zienzresourcen“ auch in<br />

<strong>der</strong>zeitigen Organisationsform möglich ist, sind wohl<br />

die an<strong>der</strong>en Argumente ausschlaggebend. Es geht um<br />

die „Einhaltung einer Preisobergrenze mit günstigen<br />

Flugsicherungsgebühren und absehbaren Personalkosten“<br />

sowie darum, „produktiver und sparsamer<br />

(zu) wirtschaften“. Es geht mithin ums Geld und es<br />

ist zu vermuten, dass die erwähnten Einsparpoten-<br />

tiale nicht für Investitionen bei <strong>der</strong> Flugsicherung,<br />

son<strong>der</strong>n primär zum Wohle <strong>der</strong> dann an <strong>der</strong> DFS<br />

beteiligten Fluggesellschaften verwendet werden<br />

sollen. Denn diese fühlen sich ihren Aktionären nur<br />

zu einer message verpfl ichtet: Wir haben mal wie<strong>der</strong><br />

mehr verdient! Diese Aussichten mögen die Phantasien<br />

von so manchem Manager befl ügeln, wobei meist<br />

vergessen wird, dass das oberste Geschäftsziel einer<br />

Flugsicherungsorganisation eben nicht das Gewinnstreben,<br />

son<strong>der</strong>n die Herstellung eines optimalen Sicherheitsstandards<br />

ist. Der ist ohne Zweifel nicht billig<br />

zu haben - Sicherheit hat nun mal ihren Preis- „try an<br />

accident“!. Doch den, so scheint es, wollen die Kunden<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung nicht unbedingt bezahlen; es geht ja<br />

darum, dass die DFS noch produktiver und sparsamer<br />

wirtschaftet. Die Gefahr, dass dabei die Sicherheit<br />

im Luftverkehr kurzfristigen Gewinninteressen zum<br />

Opfer fällt, ist deshalb nicht leichtfertig von <strong>der</strong> Hand<br />

zu weisen. Gerade auch deshalb, weil jede <strong>der</strong>artige<br />

Äußerung von hinreichend bekannten politischen<br />

Sonntagsrednern, die von Flugsicherung rein garnichts<br />

verstehen, als Bemerkungen <strong>der</strong> „ewig Gestrigen“ und<br />

„Bedenkenträgern“ abgekanzelt werden.<br />

„Die Aufgabe <strong>der</strong> Flugsicherung darf nicht in die Hände<br />

von Privaten gegeben werden“, erklärte <strong>der</strong> eingangs<br />

erwähnte CDU-Abgeordnete Andreas Jung. Denn bei<br />

den Privaten stehe naturgemäß die Gewinnorientierung<br />

im Mittelpunkt. Bei <strong>der</strong> Flugsicherung gehe es dagegen<br />

um vitale Sicherheitsinteressen von Fluggästen und<br />

Bevölkerung. Deshalb müsse diese Aufgabe in staatlicher<br />

Verantwortung bleiben. So wirbt Andreas Jung<br />

zusammen mit zwei weiteren CDU-Abgeordneten, die<br />

wie er gegen die Kapitalprivatisierung gestimmt haben,<br />

innerhalb <strong>der</strong> CDU/CSU-Fraktion dafür, „einer solchen<br />

Grundgesetzän<strong>der</strong>ung eine Absage zu erteilen“.<br />

SES und die Organisation <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

Nun bedarf es keiner Diskussion, dass das europäische<br />

Flugsicherungssystem einer gründlichen<br />

Reform bedarf, wenn es den prognostizierten Zuwachsraten<br />

im Luftverkehr zukünftig gerecht werden<br />

will. Dabei ist die Grundidee des SES-Projekts, die<br />

Zuständigkeitsgrenzen <strong>der</strong> Flugsicherungsstellen<br />

nicht mehr an den nationalen Grenzen, son<strong>der</strong>n an<br />

den Verkehrsströmen auszurichten und damit einen<br />

Photo: FSG


einheitlichen europäischen Luftraum zu schaffen,<br />

<strong>der</strong> richtige Ansatz. Allerdings muss man sich fragen,<br />

ob es sinnvoll ist, diesen einheitlichen Luftraum<br />

von mehreren Dienstleistern bewirtschaften zu<br />

lassen. Denn dies erfor<strong>der</strong>t eine enge Kooperation<br />

<strong>der</strong> nationalen Flugsicherungen. Allerdings ist von<br />

Flugsicherungsunternehmen, die sich untereinan<strong>der</strong><br />

im Wettbewerb sehen, diese Zusammenarbeit nicht<br />

zu erwarten. Kooperation und Wettbewerb schließen<br />

sich bekanntlich aus. Ein weiterer Grund, einer Kapitalprivatisierung<br />

<strong>der</strong> DFS eine Absage zu erteilen.<br />

Gut möglich, dass sich dies inzwischen bei Teilen <strong>der</strong><br />

Luftfahrtindustrie herumgesprochen hat. So führte<br />

Lufthansachef Wolfgang Mayrhuber Anfang April im<br />

Kölner Stadtanzeiger folgendes aus: „Wir würden zehn<br />

bis zwölf Prozent des Ausstoßes (an CO2) einsparen,<br />

wenn Europa endlich eine Flugsicherung aus einer<br />

Hand bekäme.“ Möglicherweise ist Wolfgang Mayrhuber<br />

nicht so richtig bewusst, was er da gefor<strong>der</strong>t hat.<br />

Aber er ist damit auf dem richtigen Weg: Ein einheitlicher<br />

europäischer Luftraum erfor<strong>der</strong>t eine einheitliche<br />

Flugsicherungsorganisation. O<strong>der</strong> wem <strong>der</strong> Ausdruck<br />

besser gefällt - einen alleinigen Flugsicherungsdienstleister.<br />

Der einheitliche Standards für ganz Europa setzt<br />

- einheitliche Regelungen, einheitliche Ausbildung, einheitliche<br />

Lizenzen für Lotsen und Techniker, einheitliche<br />

Fort-und Weiterbildung und - last but not least - einen<br />

einheitlichen Tarifvertrag mit einheitlichen Sozialleistungen<br />

und einheitlichen Karrierechancen.<br />

Nun werden Skeptiker einwenden, dass diese Idee ja<br />

sehr schön und vor allem nicht ganz neu wäre. Und<br />

sie werden einwenden, dass diese schöne Idee, die<br />

ja den Namen EUROCONTROL trägt, bereits in den<br />

sechziger Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts geboren<br />

wurde und dass diese Idee letztlich gescheitert ist.<br />

Doch das ist vierzig Jahre her und inzwischen haben<br />

sich die Umstände geän<strong>der</strong>t. Der kalte Krieg und<br />

die damit verbundene Rolle <strong>der</strong> Luftstreitkräfte sind<br />

beendet bzw. haben sich geän<strong>der</strong>t, Europa ist viel<br />

größer geworden und die Notwendigkeit, die EU nicht<br />

nur wirtschaftlich, son<strong>der</strong>n auch politisch zu stärken,<br />

ist inzwischen unbestritten. Dies bedeutet, dass das<br />

Projekt einer europäischen Flugsicherung heute unter<br />

an<strong>der</strong>en Voraussetzungen an den Start gehen kann.<br />

Das haben ja auch die europäischen Flugsicherungsorganisation<br />

o<strong>der</strong> -gewerkschaften inzwischen begriffen.<br />

Das Projekt MOZAIC ist ein schönes Beispiel dafür.<br />

Europäische Flugsicherung aus einer Hand –<br />

warum nicht?<br />

Deshalb sollten sich unsere Parlamentarier aufraffen,<br />

sich für eine einheitliche europäische Flugsicherungsorganisation,<br />

einer Flugsicherung aus einer Hand stark<br />

zu machen. Müsste das Grundgesetz dann gegebenenfalls<br />

angepasst werden, so wäre dagegen nicht so<br />

viel einzuwenden. Allerdings wäre eine umfassende<br />

Aktuell<br />

Diskussion über die Aufgaben, den Sinn und Zweck<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung erfor<strong>der</strong>lich. Eine Diskussion, die<br />

längst überfällig ist. In diesem Zusammenhang müssten<br />

die Mitglie<strong>der</strong> des Hohen Hauses auch diskutieren,<br />

welche Rolle einer leistungsfähigen Infrastruktur<br />

zukommt. Und was davon privatisiert, sprich Kapitalinteressen<br />

anheim gegeben werden darf und was unter<br />

staatlicher Aufsicht bleiben sollte.<br />

Doch nichts davon ist geschehen. Vielmehr ist zu<br />

befürchten, dass das Grundgesetz geän<strong>der</strong>t wird, um<br />

eine Kapitalprivatisierung <strong>der</strong> DFS zu ermöglichen. Dass<br />

damit ein privates Monopol geschaffen wird, scheint<br />

unsere Volksvertreter ebenso wenig zu stören wie die<br />

Tatsache, dass private Monopole - die Energieversorger<br />

lassen grüßen - nur den Inhabern <strong>der</strong>selben nützen. Die<br />

Verbraucher bzw. die Bürger schauen in die Röhre.<br />

Interessant wird auch die Frage sein, ob sich Regierung<br />

und Parlament lediglich für eine Neuaufl age <strong>der</strong> letzten<br />

Novelle entscheiden o<strong>der</strong> ob sie über einen neuen Entwurf<br />

beraten werden. Zieht man die Pressemitteilung<br />

<strong>der</strong> SPD-Fraktion zu Rate, so könnte es auf eine Lösung<br />

hinauslaufen, die auf den geplanten Börsengang <strong>der</strong><br />

Bahn AG hinausläuft. Ähnlich wie das Netz soll dann<br />

die Flugsicherung im staatlichen Besitz bleiben, wobei<br />

zugleich eine Beleihung privater Unternehmen möglich<br />

wäre. Das würde auf eine ähnliche Mogelpackung wie<br />

bei <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung <strong>der</strong> Bahn hinauslaufen.<br />

Denn dann wäre die Flugsicherung juristisch zwar in<br />

<strong>der</strong> Hand des Staates, die privaten Investoren könnten<br />

mit <strong>der</strong> DFS tun und lassen was sie wollen. Abgesehen<br />

davon ist von <strong>der</strong> geplanten Aufsichtsbehörde BAF, die<br />

eigentlich noch vor <strong>der</strong> Kapitalprivatisierung ins Leben<br />

gerufen werden soll, weit und breit nichts zu sehen.<br />

Fast hat man den Eindruck, mit dem BAF verhalte es<br />

sich wie mit dem Ozonloch. Von dem hat schon je<strong>der</strong><br />

mal gehört, aber noch keiner hat es gesehen.<br />

So besteht durchaus die Gefahr, dass mit <strong>der</strong> Grundgesetzän<strong>der</strong>ung<br />

zwar den Kapitalinteressen gedient,<br />

aber das eigentliche Ziel, Voraussetzungen für eine<br />

funktionierende europäische Flugsicherung zu schaffen,<br />

verfehlt wird. Ob damit den Interessen des Staates<br />

und damit des Volkes letztlich gedient ist, sei dahin<br />

gestellt. Deshalb sollte zum Schluss noch einmal<br />

Sabine Leutheusser-Schnarrenberg zitiert werden:<br />

„Die Bundeskanzlerin hat im Wahlkampf gesagt: ´Ich<br />

will Deutschland dienen’. Diesem Land wäre damit gedient,<br />

wenn die Bundesregierung endlich vernünftige<br />

und durchdachte Politik machen würde. Dazu ist sie<br />

von den Bürgerinnen und Bürgern beauftragt worden.<br />

Diesem Anspruch ist die Bundesregierung im vergangenen<br />

Jahr lei<strong>der</strong> nur in Teilen gerecht geworden.“<br />

Betrachtet man die Regierungspolitik hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Flugsicherung, so muss man lei<strong>der</strong> feststellen, dass<br />

die Regierung in diesem Jahr genau da weiter macht<br />

wo sie im letzen aufgehört hat.<br />

17 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Redaktion<br />

20<br />

Besuch beim DLR<br />

Natürlich befasst sich das Institut für Flugführung des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) auch mit <strong>der</strong><br />

Führung und Steuerung von Luftfahrzeugen. Ein wichtiger<br />

Aufgabenbereich ist jedoch auch die Flugsicherung. Das<br />

ist nicht neu; das Institut arbeitet schon lange auf diesem<br />

Gebiet. So stand unter an<strong>der</strong>em die Wiege des Systems<br />

COMPAS am Institut für Flugführung in Braunschweig.<br />

Heute stehen Themen wie Rollverkehrsmanagement,<br />

Koordination <strong>der</strong> Flughafendienste, Lotsenarbeitsplätze<br />

o<strong>der</strong> die Vermeidung von „Runway-Incursions“<br />

auf dem Programm. A-SMGCS (Advanced Surface<br />

Movement Guidance and Control System), TAM (Total<br />

Airport Management), CLOU (Cooperative Local<br />

Ressource Planer) o<strong>der</strong> CWP (Integrated Controller<br />

Working Position) sind nur einige Gebiete, mit denen<br />

sich das Institut für Flugführung befasst. In Zusammenarbeit<br />

mit dem EUROCONTROL Experimental<br />

Center werden Arbeiten zum „Total Airport Management“<br />

durchgeführt. Kernstück dabei ist ein Flughafenleitstand<br />

(Airport Operations Control Center –<br />

APOC), in welchem Vertreter des jeweiligen Flughafens,<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung und <strong>der</strong> Fluggesellschaften<br />

zusammenarbeiten sollen. Wichtig dabei ist, dass<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong>artiger Assistenzsysteme <strong>der</strong><br />

Mensch im Mittelpunkt stehen soll. „Human Centred<br />

Automation“ heißt das Schlagwort.<br />

Grund genug also, <strong>der</strong> für diese Entwicklung zuständigen<br />

Abteilung „Leitsysteme“ am Institut für Flugsicherung<br />

einen Besuch abzustatten und einen Blick<br />

in <strong>der</strong>en „Hexenküche“ zu werfen. So machen sich<br />

Hans-Joachim Krüger, Wolfgang Burckhardt<br />

und Werner Fischbach am 17. Januar auf<br />

den Weg nach Braunschweig. Dort wurden<br />

sie freundlich und zuvorkommend empfangen<br />

und über die aktuellen Forschungsvorhaben<br />

unterrichtet. Wobei unter an<strong>der</strong>em<br />

<strong>der</strong> bereits erwähnte Flughafenleitstand<br />

APOC sowie im Towersimulator des Instituts<br />

das in Prag installierte A-SMGCS-System vorgestellt<br />

wurden. In <strong>der</strong> anschließenden ausführlichen<br />

Diskussion wurde eine weitere Zusammenarbeit<br />

vereinbart. Denn auf <strong>der</strong> einen Seite ist es natürlich<br />

für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> von Interesse, wie die<br />

Flugsicherung <strong>der</strong> Zukunft aussehen könnte o<strong>der</strong><br />

aussehen wird und um dies zu vermitteln - dafür<br />

ist „<strong>der</strong> fl ugleiter“ genau das richtige Medium. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist es für die Wissenschaftler des<br />

Instituts wichtig, den Kontakt mit den Praktikern<br />

am Board herzustellen und von ihnen den entsprechenden<br />

„Input“ zu erhalten. Schließlich ist den Wissenschaftlern<br />

in Braunschweig nicht daran gelegen,<br />

zukünftige Flugsicherungssysteme ausschließlich in<br />

ihrem Elfenbeinturm zu entwickeln. Ohne Zusammenarbeit<br />

mit den Controllern und <strong>der</strong>en erfor<strong>der</strong>lichen<br />

„Input“ wird es nicht gehen. Der erste Schritt in diese<br />

Richtung wurde am 17. Januar getan.<br />

Wer also gerne innovativ tätig werden möchte und im<br />

Rahmen <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> fachbezogene Entwicklungsarbeit in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> DLR machen möchte, kann<br />

und darf sich gerne beim Redaktionsteam melden.<br />

HJK / WeFis


MUC APRON: PREMIERE<br />

„<strong>Königlich</strong> <strong>bayerische</strong> <strong>Vorfeldkontrolle</strong>“<br />

Seit Anfang 2006 sind die Apron Controller <strong>der</strong> <strong>Vorfeldkontrolle</strong><br />

am Flughafen München vollzählig <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> beigetreten.<br />

Höchste Zeit also, es unseren Frankfurtern Kollegen<br />

gleichzutun und uns vorzustellen.<br />

Momentan beschäftigt die <strong>Vorfeldkontrolle</strong> <strong>der</strong> Flughafen<br />

München GmbH (FMG) 36 Apron Controller,<br />

wobei alleine die Berufsbezeichnung schon Material<br />

genug für einen Artikel im Flugleiter bietet, denn sie<br />

ist lei<strong>der</strong> nicht defi niert. Im betriebsinternen Vokabular<br />

werden die Mitarbeiter mit dem Begriff Verkehrsassistenten<br />

belegt, hinter dem <strong>der</strong> Laie wohl zuerst<br />

einmal ein Navigationsgerät vermutet, das er bereits<br />

von Europcar kennt. Auch die Bezeichnung Vorfeldlotse<br />

verspricht hier nicht zwangsläufi g die richtige<br />

Erkenntnis.<br />

Natürlich sind Namen nur Schall und Rauch, nur sieht<br />

es bei <strong>der</strong> Defi nition <strong>der</strong> Tätigkeit selbst und des<br />

Berufes an sich nicht besser aus.<br />

Struktur & Aufgaben<br />

Mit dem Umzug des Münchner Flughafens im Mai 1992,<br />

wandelte sich das Berufsbild von „Apron Control“<br />

gravierend.<br />

In München Riem befand sich die <strong>Vorfeldkontrolle</strong><br />

mit ihrem "Schwalbennest" im Tower eine Etage unter<br />

den damaligen BFS-Kollegen. Die Tätigkeit hatte<br />

allerdings mit funkgestützter aktiver Rollkontrolle<br />

nichts zu tun, es wurden vielmehr Abstellpositionen<br />

und Gates verplant sowie FollowMe-Fahrzeuge und<br />

Marshallereinsätze disponiert.<br />

Als 1992 <strong>der</strong> Flugbetrieb im Erdinger Moos aufgenommen<br />

wurde, wurde die <strong>Vorfeldkontrolle</strong> mit ihrer<br />

originäre Aufgabe <strong>der</strong> "sicheren, ordnungsgemäßen<br />

und zügigen Verkehrslenkung in ihren Zuständigkeitsbereichen"<br />

beauftragt und betreibt <strong>der</strong>zeit im<br />

24h-Betrieb drei MunichApron-Frequenzen.<br />

Die Belegschaft ist innerhalb <strong>der</strong> FMG<br />

als Gruppe „<strong>Vorfeldkontrolle</strong>“<br />

in <strong>der</strong> Abteilung<br />

„Verkehrsdienste“ dem Geschäftsbereich<br />

„Verkehr und Technik“ zugeordnet und in<br />

sechs Teams aufgeteilt, denen jeweils ein<br />

Schichtleiter vorsteht.<br />

Apron<br />

In zwei Betriebsstätten, einer im Tower – zwei Etagen<br />

unter den DFS-Kollegen – und einer im Vorfeldtower<br />

auf dem Bauwerk des zukünftigen Satelliten östlich<br />

des Terminal 2, versehen die Apron Controller ihren<br />

Dienst im Wechselschichtmodus. Ihre Haupttätigkeit<br />

liegt in <strong>der</strong> Verkehrslenkung von Luftfahrzeugen auf<br />

den Vorfeldfl ächen. Die Disposition von Positionen<br />

und Gates sowie die Flugdatenverarbeitung wurde mit<br />

<strong>der</strong> Inbetriebnahme von MUC II von <strong>der</strong> Gruppe "Verkehrszentrale"<br />

übernommen, die neben den Ground-,<br />

Tower- und Delivery-Kollegen <strong>der</strong> DFS <strong>der</strong> wichtigste<br />

Koordinationspartner von Apron Control ist.<br />

Die Rollführung<br />

Die Rollkontrolle erfolgt in klassischer Lotsenaufteilung,<br />

d.h. <strong>der</strong> "Apron Controller" (AC) steuert den<br />

Push-Back- und Rollverkehr mittels BodenBord-Funk<br />

mit dem Cockpit, dabei wird er von einem "Apron<br />

Assistant" (AA) an seiner Seite unterstützt. Der AA<br />

nimmt dem Controller die anfallenden Koordinationsaufgaben<br />

ab, organisiert den Einsatz <strong>der</strong> Marshaller,<br />

kontrolliert sämtliche Schleppbewegungen und<br />

steuert u.a. die Befeuerungs- und Beleuchtungseinrichtungen,<br />

er entspricht also dem Koordinator bei<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung. Diese AC/AA–Kombination<br />

fi ndet sich entsprechend den zu kontrollierenden<br />

Vorfeldbereichen in<br />

dreifacher Ausführung.<br />

Photos: FMG<br />

31 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Apron<br />

32<br />

Durch die Lage <strong>der</strong> Vorfel<strong>der</strong> zwischen den beiden<br />

parallelen Runways ist eine klare Abgrenzung zu den<br />

Zuständigkeitsbereichen <strong>der</strong> DFS gegeben.<br />

Bei Munich Apron wird ohne Kontrollstreifen gearbeitet.<br />

Die Darstellung, Eingabe und Verarbeitung von<br />

Flugplandaten fi ndet über u.a. mit DEPCOS vernetzte<br />

EDV-Systeme statt, wodurch dem Lotsen die für ihn<br />

relevanten Flugplandaten automatisch zur Verfügung<br />

stehen. Durch zusätzliche manuelle Eingaben ergibt<br />

sich das für die Rollführung notwendige virtuelle Verkehrsbild.<br />

Dieses und viele weitere Arbeitsmittel und<br />

Einrichtungen wie Bodenradar, Unterfl urbefeuerung,<br />

Kamerabil<strong>der</strong> und nicht zuletzt große Fensterscheiben<br />

bilden die Arbeitsgrundlage <strong>der</strong> Kontrolltätigkeit.<br />

Der Großteil <strong>der</strong> ankommenden Luftfahrzeuge parkt<br />

durch Unterstützung eines mit induktiven Sensoren<br />

o<strong>der</strong> mit Lasertechnik arbeitenden optischen Andocksystems,<br />

allerdings wird durch die in München stark<br />

vertretenen Regionaljets auf zahlreichen "roll-in/rollout"<br />

Positionen noch klassisch mittels Marshaller<br />

geparkt.<br />

Auf allen Vorfel<strong>der</strong>n können zur Unterstützung bei<br />

schlechten Sichtverhältnissen individuelle durch<br />

Stoppbarren abgesicherte Rollstrecken geschaltet<br />

werden. Eine automatische Rollführung mittels<br />

dieser Einrichtung gibt es entgegen hartnäckiger<br />

Gerüchte in den Medien aber nicht. Bei low visibility<br />

procedures steckt eine äußerst anspruchsvolle Handarbeit<br />

dahinter.<br />

Alle Abfl üge gehen mit "start-up-given" in die Zuständigkeit<br />

von Apron Control über, die im weiteren Verlauf<br />

Push-Back-Genehmigungen und Rollanweisungen<br />

bis zu den jeweiligen Übergabepunkten ins Bahnsystem<br />

erteilt. In <strong>der</strong> Gegenrichtung übernimmt die<br />

<strong>Vorfeldkontrolle</strong> die Landungen an einem <strong>der</strong> gegenläufi<br />

gen Übergabepunkte und führt das Luftfahrzeug<br />

bis zu seiner endgültigen Parkposition. Zum Verkehr<br />

<strong>der</strong> Luftfahrzeuge kommen noch die Schleppbewegungen<br />

hinzu. Deren Anzahl macht zusätzlich noch<br />

einmal etwa 10% <strong>der</strong> Flugbewegungen aus.<br />

Die im Prinzip einfach anmutende zweidimensionale<br />

Kontrolle von Luftfahrtzeugen ist an Großfl ughäfen<br />

wie Frankfurt und München durch die Masse<br />

an Bewegungen auf relativ kleiner Fläche nicht<br />

zu unterschätzen. Zudem ergibt sich durch die<br />

Drehkreuzfunktion dieser Flughäfen über den Tag<br />

hinweg ein sehr spezieller Verkehrsfl uss. Komplexe<br />

Rollwegsysteme, Abhängigkeiten und Restriktionen<br />

durch unterschiedliche Spannweiten, verstärkter<br />

Kreuzungsverkehr auf Grund <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Vorfel<strong>der</strong><br />

zwischen den Runways sowie häufi ge Engpässe bei<br />

den verfügbaren Parkpositionen bieten eine äußerst<br />

anspruchsvolle Aufgabe. Dass dies alles eine ernst<br />

zunehmende Kontrolltätigkeit beschreibt, erfahren<br />

die "Apron Controller" gerade auch in Gesprächen<br />

mit vielen Towerkollegen <strong>der</strong> DFS, die diese Einschätzung<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Am Flughafen München sind in dieser Sommer-Flugplanperiode<br />

an einem Wochentag mehr als 1300<br />

Flugbewegungen keine Ausnahme mehr. Im Jahr<br />

2006 wurden in MUC insgesamt 411.335 Flugbewegungen<br />

abgewickelt, mehr als doppelt so viele wie<br />

bei Eröffnung des Airports 1992. Bis zum Jahr 2020<br />

wird ein durchschnittliches Wachstum von 6,1 %<br />

jährlich prognostiziert.<br />

Rekrutierung & Ausbildung<br />

Auch <strong>der</strong> Arbeitgeber zollte diesen Tatsachen Rechnung,<br />

indem er schon zur Eröffnung des Flughafens<br />

nur Personal als Vorfeldlotsen einsetzte, das an<br />

einem eigenen 3D-Realtime Simulator mit 270°-Perspektive<br />

geschult, trainiert und geprüft wurde. Die<br />

damalige "Abnahme" <strong>der</strong> Vorfeldlotsen wurde von<br />

ehemaligen BFS-Lotsen durchgeführt. Später übernahmen<br />

Coaches aus <strong>der</strong> eigenen Belegschaft diese<br />

Funktion und tun es natürlich auch heute noch.


Photos: FMG<br />

Die Ausbildung des Nachwuchses in Theorie und Praxis<br />

erfolgt anfangs an <strong>der</strong> „Aviation Acadamy“, dem<br />

FMG eigenen Bildungszentrum und im Simulator sowie<br />

anschließend an den Arbeitsplätzen als OJT-training<br />

mit Coach. In regelmäßigen Abständen muss <strong>der</strong><br />

Trainee in Prüfungen seinen Ausbildungsfortschritt<br />

unter Beweis stellen, um schließlich durch zwei<br />

jeweils zweitägige check-outs vor einer Prüfungskommission<br />

eine Lizenz zur alleinverantwortlichen<br />

Tätigkeit zu erhalten, die allerdings nur fi rmeninterne<br />

Relevanz hat. Insgesamt sind für die Ausbildung<br />

mindestens zwei Jahre zu veranschlagen.<br />

Nachdem man in den ersten Jahren bei vielen Bewerbern<br />

die Ausbildung relativ schnell beenden musste,<br />

bzw. die Aspiranten selber das Handtuch warfen,<br />

wurden die Einstellungskriterien für Apron Controller<br />

angehoben und auch externes Personal eingestellt.<br />

Um das Risiko einer gescheiterten Ausbildung zu minimieren,<br />

wurde ein mehrtägiger Einstellungstest bei<br />

<strong>der</strong> DLR in Hamburg eingeführt, <strong>der</strong> in modifi zierter<br />

Form dem DFS-Auswahlverfahren entspricht.<br />

Nicht nur die Nachwuchsgewinnung, die Ausbildung<br />

und die Arbeitsplatz- und Tätigkeitsbeschreibung<br />

erinnern an eine Flugsicherungseinheit. An<strong>der</strong>e<br />

Merkmale wie Arbeitsplatznachweise, regelmäßige<br />

medizinische Tauglichkeitsüberprüfungen o<strong>der</strong><br />

die Aufzeichnung und Archivierung von Funk- und<br />

Telefongesprächen verstärken diesen Eindruck.<br />

Die wichtigste Vorschriftensammlung <strong>der</strong> <strong>Vorfeldkontrolle</strong><br />

heißt übrigens BA-VVK (das erste "V" ist<br />

dem Organigramm <strong>der</strong> FMG geschuldet, ist also kein<br />

Rechtschreibfehler). Selbstverständlich stand auch<br />

hier die Flugsicherung mit ihrer BA-FVK Pate.<br />

Der Arbeitgeber <strong>der</strong> Apron Controller in München<br />

hat also von Anfang an die <strong>Vorfeldkontrolle</strong> zu einer<br />

Einrichtung entwickelt, die eindeutige Flugsicherungsstrukturen<br />

aufweist.<br />

Hier ergibt sich die Diskrepanz, die die Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> <strong>Vorfeldkontrolle</strong> München mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>GdF</strong><br />

beheben wollen. Einerseits stellt die Tätigkeit an sich<br />

sowie die FMG durch ihre Regularien im beson<strong>der</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen auf Flugsicherungsniveau, an<strong>der</strong>erseits<br />

zeigte sich <strong>der</strong> Arbeitgeber, trotz <strong>der</strong> über die<br />

Jahre zahlreichen Aufrufe zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation,<br />

unwillig, diese Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechend zu<br />

honorieren.<br />

Es wird nun deutlich, dass unsere Waagschale erst<br />

mit dem passenden Gegengewicht in Form <strong>der</strong> <strong>GdF</strong><br />

beginnt, aus <strong>der</strong> Schiefl age zu kommen.<br />

Benedikt<br />

Apron<br />

33 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


von<br />

Wolfgang<br />

Burckhardt<br />

<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

ATC Regional<br />

34<br />

ATC an Regionalfl ughäfen –<br />

Wie geht es weiter? – Eine Übersicht<br />

Wenn wir von „Regionalfl ughäfen“ reden, dann benutzen wir<br />

einen verkürzten Arbeitstitel, <strong>der</strong> vollständig „Regional-Verkehrsfl<br />

ughäfen und Verkehrslandeplätze (RVV)“ heißen muss.<br />

Der Gesetzgeber unterscheidet bei Flugplätzen in<br />

§ 6 Abs. 1 LuftVG sowie in <strong>der</strong> LuftVZO §§ 38 ff. nur<br />

zwischen:<br />

Verkehrsfl ughäfen, Verkehrslandeplätzen, Son<strong>der</strong>-<br />

Verkehrsfl ughäfen bzw. Son<strong>der</strong>-Verkehrslandeplätzen<br />

und Segelfl uggeländen.Dabei verfügt <strong>der</strong><br />

Flughafen im Gegensatz zum Landeplatz über einen<br />

so genannten Bauschutzbereich, <strong>der</strong> die jeweilige<br />

Verkehrsanlage vor baulichen Hin<strong>der</strong>nissen, die<br />

den Luftverkehr bei Start bzw. Landung gefährden<br />

könnten, schützen soll.<br />

Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH glie<strong>der</strong>t die<br />

Flugplätze, an denen sie die Flugsicherungsbetriebsdienste<br />

ausübt, in Kategorien, die vom jeweiligen<br />

Verkehrsaufkommen abhängen (siehe Kasten 1!).<br />

Flugsicherungsbetriebsdienste und die dazu erfor<strong>der</strong>lichen<br />

fl ugsicherungstechnischen Einrichtungen<br />

werden an den Flugplätzen vorgehalten, bei denen<br />

<strong>der</strong> Bundesminister für Verkehr einen Bedarf aus<br />

Gründen <strong>der</strong> Sicherheit und aus verkehrspolitischen<br />

Interessen anerkennt. Dies ist bei den in Kasten 1<br />

aufgelisteten Plätzen <strong>der</strong> Fall.<br />

An den 24 Regional Airports (siehe Kasten 2!) wird<br />

dieser Bedarf vom Bundesministerium für Verkehr<br />

nicht anerkannt.<br />

Trotzdem können auf diesen Flugplätzen auf Antrag<br />

und zu Lasten <strong>der</strong> Flugplatzunternehmer, o<strong>der</strong> wenn<br />

auf an<strong>der</strong>e Weise die volle Deckung <strong>der</strong> Kosten ohne<br />

Inanspruchnahme des Bundes sichergestellt ist,<br />

Flugsicherungsbetriebsdienste und fl ugsicherungstechnische<br />

Einrichtungen im erfor<strong>der</strong>lichen Umfang<br />

vorgehalten werden.<br />

Die DFS-Sortierung <strong>der</strong> Flughäfen entbehrt einer<br />

gewissen Logik, die offensichtlich noch gefunden<br />

werden muss. Beispielsweise wurden im Jahre 2006<br />

auf dem Regionalfl ughafen Hahn 34.429 Starts und<br />

Landungen nach Instrumentenfl ugregeln abgewickelt,<br />

im selben Jahr auf dem IAA2 Saarbrücken aber<br />

nur 12.747 IFR- Flugbewegungen gezählt.<br />

Die im so genannten „Delegationsmodell“ tätigen<br />

Fluglotsen an Regionalfl ughäfen sind Angestellte<br />

<strong>der</strong> Flugplatzunternehmer o<strong>der</strong> in Einzelfällen auch<br />

Landesbedienstete, die allesamt nach § 31 Luft-<br />

VG mit <strong>der</strong> Platzverkehrskontrolle persönlich vom<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und<br />

Wohnungswesen beauftragt werden und<br />

unter <strong>der</strong> Fachaufsicht <strong>der</strong> DFS stehen.<br />

Die Ausbildung dieser Regionalfl uglotsen<br />

erfolgt zurzeit noch in speziellen Lehrgängen in <strong>der</strong><br />

Flugsicherungsakademie <strong>der</strong> DFS. Die periodische<br />

Überprüfung <strong>der</strong> fachlichen Qualifi kation <strong>der</strong> Lotsen<br />

erfolgt ebenfalls durch die DFS im Rahmen ihrer<br />

Fachaufsicht. Die <strong>GdF</strong> for<strong>der</strong>t seit langer Zeit eine<br />

einheitliche Ausbildung für alle Lotsen (je nach Einsatzbereich)<br />

und hat bereits ein Ausbildungskonzept<br />

nach den Vorgaben <strong>der</strong> EU erarbeitet.<br />

✈ „Kleiner, aber selbstzertifi ziert: Lahr“<br />

Photo: Black Forest Airport Lahr<br />

Die ersten Flugplätze, an denen Fluglotsen nach dem<br />

Delegationsmodell arbeiteten, waren Ende <strong>der</strong> 60er<br />

Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre Bayreuth und Hof. – Wachsende<br />

Mobilitätsanfor<strong>der</strong>ungen ließen die Anzahl <strong>der</strong><br />

RVV in den letzten 35 Jahren rasant ansteigen. Inzwischen<br />

ist die Zahl <strong>der</strong> Regionalfl ughäfen in Deutschland<br />

auf die stattliche Zahl von 24 angewachsen. Das<br />

bedeutet für das Personal:<br />

Die Einzelbeauftragung von Fluglotsen mit <strong>der</strong><br />

Durchführung <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle an den<br />

Regionalfl ugplätzen ist also von <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Ausnahme zur deutschlandweiten Regel geworden.<br />

- Aus einer Hand voll Lotsen im Frankenland sind<br />

inzwischen ca. 150 bis 200 geworden.<br />

Wie schon erwähnt, rekrutieren sich diese Lotsen aus<br />

Frauen und Männern, die beim betreffenden Bundesland,<br />

<strong>der</strong> Kommune o<strong>der</strong> beim jeweiligen Flugplatzunternehmer<br />

angestellt sind. Dabei kommt es vor, dass<br />

<strong>der</strong>selbe Arbeitsplatz heute von einem Landes- o<strong>der</strong><br />

Kommunalbediensteten und morgen von einem gewerblichen<br />

Arbeitnehmer besetzt wird. Unterschiedliche<br />

Bezahlungen und Sozialleistungen für dieselbe Arbeit<br />

konnten so entstehen und kommen noch heute vor.


Die <strong>GdF</strong> for<strong>der</strong>t daher wie schon ihre Vorgängerorganisation<br />

– <strong>der</strong> Verband Deutscher Flugleiter, VDF<br />

(damals im Verbund mit <strong>der</strong> Deutschen Angestellten-<br />

<strong>Gewerkschaft</strong> DAG):<br />

„Flugsicherung aus einer Hand! – Keine Flugsicherung<br />

zweiter Klasse!“.<br />

Bereits am 4. März 1993 habe ich in dieser Angelegenheit<br />

an den damaligen und noch heutigen Chef<br />

<strong>der</strong> DFS, Herrn Dieter Kaden, geschrieben. – Ohne auf<br />

Einzelheiten des Schriftverkehrs einzugehen, zitiere<br />

ich nur zwei Stellen aus dem Antwortschreiben von<br />

Herrn Kaden, datiert vom 3. Mai 1993:<br />

„Um den Stier gleich bei den Hörnern zu packen:<br />

„Flugsicherung aus einer Hand“ ist nicht nur ein<br />

Statement von mir, son<strong>der</strong>n Policy <strong>der</strong> DFS Deutsche<br />

Flugsicherung GmbH.“<br />

Da frage ich: Warum bin ich nicht längst<br />

DFS-Angestellter?<br />

Nächstes Zitat aus dem Kaden- Brief:<br />

„Wir legen zugrunde, dass ein Flug nach Instrumentenfl<br />

ugregeln den gleichen Anspruch auf sichere<br />

Abwicklung hat, egal ob er einen internationalen<br />

Verkehrsfl ughafen o<strong>der</strong> einen Regionalfl ugplatz in<br />

Deutschland anfl iegt o<strong>der</strong> von dort abfl iegt. Ich kann<br />

Ihnen folglich versichern, dass wir nicht das Ziel<br />

haben, für den Bereich <strong>der</strong> Regionalfl ugplätze Lotsen<br />

„zweiter Klasse“ zu schaffen.“<br />

Internationale Verkehrsflughäfen<br />

in Deutschland<br />

International Hub Gateways<br />

(IHG) 4-letter-code<br />

IFR-Flugbewegungen 2006<br />

Frankfurt EDDF 488.665<br />

München EDDM 407.661<br />

International Access Airports 1<br />

Berlin-Tegel EDDT 139.025<br />

Düsseldorf EDDL 214.036<br />

Hamburg EDDH 157.563<br />

Hannover EDDV 80.822<br />

Köln/Bonn EDDK 153.358<br />

Nürnberg EDDN 67.713<br />

Stuttgart EDDS 150.595<br />

International Access Airports 2<br />

Berlin-Schönefeld EDDB 57.773<br />

Berlin-Tempelhof EDDI 30.873<br />

Bremen EDDW 34.219<br />

Dresden EDDC 29.795<br />

Erfurt EDDE 7.883<br />

Leipzig/Halle EDDP 36.147<br />

Münster/Osnabrück EDDG 28.807<br />

Saabrücken EDDR 12.747<br />

ATC Regional<br />

Wozu brauchen wir in Deutschland „The Tower<br />

Company“?<br />

Mit steigendem Verkehrsaufkommen sind auch die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualität <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle<br />

und <strong>der</strong> Flugabfertigung in den letzten 35<br />

Jahren gewachsen. Die Airlines und Privatnutzer<br />

wollen ihren Linien-, Charter- o<strong>der</strong> Werksverkehr<br />

auch an den Regionalfl ugplätzen möglichst bei je<strong>der</strong><br />

Wetterlage und wenn möglich bei je<strong>der</strong> Tages- o<strong>der</strong><br />

Nachtzeit abwickeln.<br />

Die Betreiber <strong>der</strong> Regionalfl ugplätze haben große Anstrengungen<br />

unternommen, um diesen For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Flughafennutzer gerecht zu werden. Mit großem<br />

Finanzaufwand hat so mancher Regionalfl ughafen<br />

seine Infrastruktur so verbessert, dass er einem IAA2<br />

in nichts nachsteht. Als Beispiele seien hier Frankfurt-Hahn,<br />

Pa<strong>der</strong>born und Friedrichshafen genannt.<br />

Doch auch die Flugsicherungstechnik wurde fast<br />

überall mit hohen Kosten den DFS-Standards<br />

zumindest angenähert. Wo früher ein Präzisionsanfl<br />

ugverfahren eher die Ausnahme war, ist heute ein<br />

kostspieliges Instrumenten-Lande-System (ILS) mit<br />

entsprechenden Folgekosten durch Flugvermessung<br />

usw. die Regel.<br />

Große Hoffnungen setzen die Flughafenunternehmer<br />

daher auf die Installation des Sateliten-Navigationssystems<br />

„Galileo“, wodurch ein Großteil an bodenseitiger<br />

Navigationstechnik eingespart werden wird.<br />

Regionalverkehrsflughäfen in Deutschland<br />

1 2<br />

4-letter IFR-Flugbewe-<br />

-code gungen 2006<br />

Altenburg-Nobitz EDAC 1.443<br />

Augsburg EDMA 6.377<br />

Braunschweig EDVE 9.162<br />

Dortmund EDLW 27.909<br />

Friedrichshafen EDNY 13.344<br />

Hahn EDFH 34.429<br />

Heringsdorf EDAH 652<br />

Hof/Plauen EDQM 2.648<br />

Ingolstadt/Manching ETSI 6.113<br />

Karlsruhe/Baden-Baden EDSB 14.661<br />

Kassel-Calden EDVK 3.105<br />

Kiel-Holtenau EDHK 2.362<br />

Lahr EDTL 1.741<br />

Lübeck-Blankensee EDHL 6.694<br />

Mannheim EDFM 9.361<br />

Memmingen EDJ Betriebsbeginn 2007<br />

Mönchengladbach EDLN 4.846<br />

Neubrandenburg ETNU 1.301<br />

Nie<strong>der</strong>rhein/Weetze EDLV 5.346<br />

Pa<strong>der</strong>born/Lippstadt EDLP 20.466<br />

Rostock-Laage ETNL 5.475<br />

Schwerin/Parchim EDOP 1.222<br />

Westerland/Sylt EDXW 5.070<br />

Zweibrücken EDRZ 3.514<br />

35 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

ATC Regional<br />

36<br />

Galileo wird die Navigation weitgehend unabhängig<br />

vom amerikanischen GPS und dem russischen<br />

System GLONASS machen, die beide letztendlich von<br />

den jeweiligen Militärs manipuliert werden können.<br />

Doch teure mo<strong>der</strong>ne Technik nützt gar nichts, wenn<br />

das vorhandene Lotsen- und Technikpersonal damit<br />

nicht arbeiten kann. Also waren und sind von diesem<br />

Personal permanent aufwendige Qualifi kationsmaßnahmen<br />

zum Beispiel auf <strong>der</strong> Flugsicherungsakademie<br />

in Langen zu durchlaufen. Auch diese Kosten<br />

müssen die Betreiber <strong>der</strong> Regionalfl ughäfen tragen<br />

und sich entwe<strong>der</strong> aus öffentlichen Kassen subventionieren<br />

o<strong>der</strong> sich von den Flughafennutzern<br />

erstatten lassen, was zum Beispiel bei Herrn O’Leary<br />

ziemlichen Wi<strong>der</strong>spruch erzeugen dürfte.<br />

Für manch einen Betreiber eines Regionalfl ughafens<br />

mag in diesen Tagen bei den Flugsicherungskosten<br />

die Schmerzgrenze erreicht, vielleicht sogar<br />

überschritten werden. Der Auslöser dafür ist die<br />

Europäische Union, die mit dem Programm „SINGLE<br />

EUROPEAN SKY“ (SES) für einen einheitlichen Qualitätsstandard<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung in Europa sorgen will.<br />

Ab 22. Juni 2007 sollen für Flugsicherungsbetriebsdienste<br />

nur noch zertifi zierte Flugsicherungsanbieter<br />

von den nationalstaatlichen Regulierungsbehörden<br />

benannt werden. Die DFS hat daher eine Tochterfi rma;<br />

The Tower Company (TTC), gegründet. Ziel von<br />

TTC ist es, als entsprechend zertifi ziertes Unternehmen<br />

neben an<strong>der</strong>en Leistungen hauptsächlich<br />

Flugsicherungsbetriebsdienste für Regionalfl ughäfen<br />

anzubieten.<br />

✈ „Ziemlich groß: Der Hahn“<br />

Dabei will TTC offensichtlich ordentlich hinlangen, denn<br />

auf die Betreiber <strong>der</strong> Regionalfl ughäfen werden voraussichtlich<br />

jährliche Mehrkosten im Bereich sechsstelliger<br />

Euro-Beträge zukommen. Trotzdem will TTC ihre Dienstleistungen<br />

unter dem Kostenniveau <strong>der</strong> DFS anbieten.<br />

Erreicht werden soll dies beispielsweise dadurch,<br />

dass die vorhandene Technik an diesen Plätzen nicht<br />

vollständig an den DFS-Standard angepasst, son<strong>der</strong>n<br />

möglichst auf dem Status Quo belassen werden soll.<br />

Außerdem möchte TTC das vorhandene Lotsenpersonal<br />

<strong>der</strong> Regionalfl ughäfen nicht übernehmen. Die<br />

Arbeitnehmer sollen vielmehr bei ihren <strong>der</strong>zeitigen<br />

Arbeitgebern verbleiben und stattdessen von diesen<br />

entliehen werden. Hierbei entsteht die Situation,<br />

dass ein zertifi zierter Flugsicherungsanbieter mit<br />

Personal arbeitet, das er sich von nicht zertifi zierten<br />

Unternehmen ausleiht. Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> wi<strong>der</strong>spräche<br />

die Art <strong>der</strong> Arbeitnehmerüberlassung den<br />

Bestimmungen von SES.<br />

Dass dieses Vorhaben nicht bei allen betroffenen Arbeitnehmern<br />

auf Gegenliebe trifft, dürfte auf <strong>der</strong> Hand<br />

liegen. Aber auch den Arbeitgebern ist nicht wohl bei<br />

<strong>der</strong> Vorstellung, dass sie einige hun<strong>der</strong>ttausend Euro<br />

pro Jahr an TTC bezahlen soll, nur um die Leistung zu<br />

erhalten, die sie <strong>der</strong>zeit ohne die Mehrkosten auch<br />

bekommen. So hat sich in diesen Tagen <strong>der</strong> „Black-<br />

Forest-Airport-Lahr“ mit Erfolg um eine Selbstzertifi -<br />

zierung bemüht und wird künftig sein eigener Flugsicherungsanbieter<br />

sein. Diese Lösung dürfte für einige<br />

Betreiber von Regionalfl ughäfen ein nachahmenswertes<br />

Beispiel sein. – Ob dies eine Lösung im Sinne<br />

des Erfi n<strong>der</strong>s von SES ist, sei dahin gestellt.<br />

Photo: Andreas Kister


Regionallotsen universell einsetzbar!<br />

Im Oktober letzten Jahres musste ich feststellen, dass <strong>der</strong><br />

Beruf Regionallotse durchaus mehr von uns for<strong>der</strong>t, als das<br />

normale, schon überaus interessante, tägliche Dienstgeschäft.<br />

Das im Folgenden geschil<strong>der</strong>te Erlebnis war selbst<br />

für mich, nach 17 jähriger Lotsentätigkeit, in <strong>der</strong> ich schon<br />

allerlei erleben durfte, nochmals eine Steigerung.<br />

Der Urlaub fängt gut an<br />

Am 12.10.2006 gegen 23:15 Uhr klingelte<br />

bei mir zu Hause das Telefon.<br />

Ich befand mich seit zwei Tagen<br />

im URLAUB und lag schon im<br />

Bett. Als ich den Hörer abnahm<br />

und mich meldete, glaubte ich<br />

zuerst an einen schlechten Scherz<br />

meiner Arbeitskollegen. Am an<strong>der</strong>en<br />

Ende meldete sich die SAR Leitstelle in Münster und<br />

fragte, ob ich Lotse am Flughafen Augsburg sei. Das<br />

konnte ich guten Gewissens bestätigen. Münster ließ<br />

mich wissen, ich solle sofort zum Flugplatz fahren<br />

und den Tower besetzen, es sei eine Notlandung zu<br />

erwarten. Des Weiteren wurde ich gefragt, bis wann<br />

ich etwa am Arbeitsplatz sein könnte. Völlig überrumpelt<br />

von dieser Nachricht instruierte ich meinem<br />

Gesprächspartner, dass ich in 20 min auf dem Tower<br />

sein könne und sofort losfahren würde.<br />

Ohne weitere Worte beendete ich das Telefonat, zog<br />

schnell ein T-Shirt über, sprang in eine greifbar liegende<br />

Jogginghose, Hausschuhe noch an und los ging es.<br />

Da ich in meinem Haus vom Flur aus direkt per Türe in<br />

die Garage komme, machte ich mir über die vorherrschende<br />

Witterung keinerlei Gedanken. Ich stieg ins<br />

Auto, Garagentor fährt elektrisch per Fernbedienung.<br />

Als ich das Auto aus <strong>der</strong> Garage heraus gefahren<br />

hatte, stellte ich fest dass, wir Nebel und Sprühregen<br />

hatten. Die Temperatur lag um 2°C. Dachte mir schon:<br />

Warst vielleicht etwas voreilig mit den versprochenen<br />

20 min bis zum Tower; es sind immerhin 25 km. Ist<br />

zwar ländliche Gegend, aber bei diesem Wetter dennoch<br />

etwas heikel, es in 20 Min zu schaffen.<br />

Hallo Wachleiter: Kein Scherz?<br />

Da mein Wohnort auch noch in einem Telefonfunkloch<br />

liegt, musste ich etwa fünf km fahren, bis ich<br />

mein, Gott sei Dank vorhandenes, Autotelefon<br />

benutzen konnte. Ich rief den Wachleiter in München<br />

ACC an (Nummer kennt man ja als braver Lotse auswendig).<br />

Da ich immer noch an einen Scherz glaubte,<br />

stellte ich ihm zunächst die Frage, ob er über die<br />

Situation informiert, und dies alles Realität wäre.<br />

Die Antwort war einfach und kurz: „ Schön dass wir<br />

dich erreicht haben, gib Gas, wie lange brauchst Du<br />

noch?“. „15 Min, schön dass es keine Verarschung<br />

ist und um was geht es eigentlich?“.<br />

WL ACC: „Wahrscheinlich eine Flugzeugentführung,<br />

ATC Regional<br />

eine ATR-42 “. Ich bedankte mich für die<br />

heitere Information, konnte mich ja schon<br />

auf eine tolle Urlaubsnacht einstellen<br />

und sagt ihm, dass ich mich erneut melde<br />

würde, sobald ich auf dem Tower stünde.<br />

Als Nächstes fi el mir ein, dass ich als Towerlotse ja<br />

gar keinen Schlüssel vom Flughafen habe. Der Tower<br />

steht in Augsburg außerhalb des Flughafengeländes<br />

und abseits vom Terminal. Weiterhin wollte ich nun<br />

wissen, ob denn schon ein Verantwortlicher des Flughafens<br />

alarmiert wurde. Mit Erstaunen notierte ich<br />

eine negative Antwort. Kein Flughafenpersonal, dies<br />

hieß also kein Schlüssel, kein Groundhandling und<br />

vor allem keine Feuerwehr. Ich bat den Wachleiter,<br />

doch bitte die Berufsfeuerwehr Augsburg zu alarmieren,<br />

damit zumindest einige Einsatzfahrzeuge vor Ort<br />

wären. Welch Glück, dass dies gelang, es erwies sich<br />

später als wichtig.<br />

Als ich tatsächlich nach 18 Minuten am Flugplatz<br />

ankam (Geschwindigkeitsbegrenzung war in dieser<br />

Nacht ein Fremdwort), sah ich überall Blaulicht. Doch,<br />

wie nicht an<strong>der</strong>s erwartet, nicht auf den Betriebsfl ächen,<br />

son<strong>der</strong>n schön außerhalb des Flughafenzaunes.<br />

Egal, erst einmal weiter zum Tower. Schnell geparkt,<br />

115 Treppenstufen hinaufgehetzt (Aufzug kann man<br />

sich ja in einem neu gebauten Tower als Regionalfl<br />

ughafen nicht leisten), Licht an, Konsole an, APP<br />

Taste drücken und dann mit letztem Atem ein, „Hab’s<br />

geschafft, kannst IHN kommen lassen.“<br />

Bin ich Ben Wettervogel?<br />

Das nächste Highlight lies natürlich nicht lange auf<br />

sich warten: Ich wurde natürlich vom APP Lotsen nach<br />

ATIS Kennbuchstaben und QNH gefragt. Mist, hast<br />

ja noch gar kein Wetter. Schnell beim Wetterfrosch<br />

angerufen, <strong>der</strong> sitzt in Augsburg einen Stock tiefer<br />

und ist 24 Stunden anwesend. Lei<strong>der</strong> ging er nicht ans<br />

Telefon. Es stellte sich heraus, dass er zu Vergleichsmessungen<br />

in seinen Wettergarten gefahren und dort<br />

unerreichbar war. Was blieb mir übrig? Musste mir<br />

schnell ein Wetter schnitzen. Da wir Nebel mit einer<br />

RVR von ca. 600m hatten, fi el das lästige Bedeckungsgrad<br />

bestimmen aus. Ich musste nur Wind und Temperatur<br />

ablesen. Habe sowieso keinen Wetterlehrgang.<br />

von Serge<br />

Lellbach,<br />

EDMA Tower<br />

37 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

ATC Regional<br />

38<br />

Man besinnt sich halt auf das einmal in Theorie gelernte.<br />

Wetter auf die ATIS, München die Daten gegeben,<br />

das annoncierte Luftfahrzeug konnte kommen.<br />

Keine Ahnung, was ich nach <strong>der</strong> Landung tun sollte,<br />

außer natürlich Taxi-clearance und Apron Zuweisung.<br />

Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr standen<br />

ja noch außerhalb des Zaunes ohne Schlüssel,<br />

quasi als Spotter. Es vergingen ca. fünf Minuten, das<br />

Luftfahrzeug befand sich immer noch im WALDA Holding,<br />

es klingelte an <strong>der</strong> Tür. Die Polizei hatte wohl<br />

aufgrund <strong>der</strong> Flugplatzbefeuerung bemerkt, dass <strong>der</strong><br />

Tower besetzt war und schickte einen Beamten, ausgestattet<br />

mit Handfunkgerät und Mobiltelefon zu mir.<br />

Was dann kam, verschlug mir vollends die Sprache.<br />

Der Polizist fragte mich, was eigentlich genau los sei<br />

und wie seine Kollegen nun auf die Flugbetriebsfl ächen<br />

gelangen könnten. Er hat, wohl anhand meines<br />

Gesichtsausdruckes, sich die Antwort selber gegeben.<br />

„Alles klar, dann schau’ mer mal.“<br />

Wie fi nde ich einen Verkehrsleiter?<br />

Ich schlug vor, die Einsatzfahrzeuge über das Segelfl<br />

uggelände bis zu einem Tor fahren zu lassen, welches<br />

ich vom Tower aus öffnen konnte. das klappte aber<br />

lei<strong>der</strong> auch nicht. Durch ständigen Funkverkehr auf dem<br />

Polizeifunk aufgrund an<strong>der</strong>er Einsätze im Stadtgebiet<br />

war es dem Beamten unmöglich, die Nachricht an seine<br />

am Flughafen befi ndlichen Kollegen weiter zu geben.<br />

Während dessen telefonierte ich mit <strong>der</strong> Auskunft <strong>der</strong><br />

Deutschen Telekom, um an die Telefonnummer we-<br />

nigstens eines Verkehrsleiters zu gelangen. Die waren<br />

nämlich nicht im Alarmplan auf dem Tower hinterlegt.<br />

Wozu auch? Normalerweise werden wir Lotsen ja<br />

von diesen Herren alarmiert und nicht umgekehrt. So<br />

schreibt es <strong>der</strong> Alarmplan jedenfalls vor. Es begann eine<br />

Telefon Odyssee ohnegleichen. Erste Nummer erhalten,<br />

angerufen, keiner nahm den Hörer ab. Wie<strong>der</strong> Auskunft<br />

zweite Nummer. Das gleiche Spiel wie beim ersten Mal.<br />

Dritter Versuch, laut Auskunft kein Eintrag verfügbar.<br />

Den vierten Verkehrsleiter konnte ich mir gleich sparen,<br />

da ich wusste, dass er im Auslandsurlaub war.<br />

Es blieb <strong>der</strong> Versuch, über Polizeibeziehungen vielleicht<br />

an die Nummer des Dritten zu gelangen. Da geschah ein<br />

kleines, nicht mehr erhofftes Wun<strong>der</strong>. Über Betriebsfunk,<br />

<strong>der</strong> bis dahin stumm war, vernahm ich eine mir<br />

vertraute Stimme. Es war die des dritten Verkehrsleiters.<br />

Da er über Betriebsfunk kam, wusste ich, er war<br />

vor Ort und erklärte ihm erst einmal die mir bis dahin<br />

bekannte Situation. Wenn es auch nicht viel war, was<br />

ich zu erzählen hatte, jetzt konnten wenigstens die Einsatzkräfte<br />

auf die Flugbetriebsfl ächen geleitet werden.<br />

Ich telefonierte nochmals mit München APP, um<br />

wenigstens an ein Paar Details des Fluges zu gelangen.<br />

Ich erhielt die Info, dass die Maschine in Amsterdam<br />

gestartet war, wohl mit dem Ziel Augsburg. Inzwischen<br />

wollte man aber - aufgrund verspäteter Abfl ugzeit<br />

- direkt nach Hof fl iegen. Die in Augsburg geplante<br />

Zwischenlandung fi el dadurch aus. Mehr brauchte er<br />

mir gar nicht mitzuteilen. Ich konnte mich nämlich an<br />

diesen Flug, <strong>der</strong> drei Tage zuvor von Augsburg nach<br />

Amsterdam ging, erinnern. Wusste auch, dass es ein<br />

Charterfl ug war, den eine heimische Großfi rma mit<br />

einer polnischen Airline durchführte. Ich dachte mir nur:<br />

Komisch, dass ein Charterfl ug von seinem Auftraggeber<br />

entführt wird. Wie auch immer. Das Flugzeug fl og einige<br />

Minuten später an, landete sicher und erhielt seine Abstellposition<br />

zugewiesen. Während des Rollens fragte<br />

ich den Piloten: „Are you hijacked?“. Die Antwort passte<br />

zum Geschehen bis dahin. Originalton: “Yes, äh.. and<br />

can you organize hotelrooms.”<br />

Alles in Hochform<br />

Der Polizist, <strong>der</strong> neben mir im Turm stand und die<br />

Worte „Hijacked“ und „Yes“ vernommen hatte, lief zur<br />

Höchstform auf. Da bis dahin ja „nur“ sechs Einsatzfahrzeuge<br />

vor Ort waren und es sich nun offensichtlich<br />

um eine, wenn auch dubios bestätigte, Entführung<br />

handelte, waren natürlich die Kräfte nicht ausreichend.<br />

Man bestellte uniformierten Nachschub.<br />

Ich meinerseits hatte jetzt Zeit, den aus dem Nichts<br />

aufgetauchten Verkehrsleiter zu fragen, wie er denn<br />

informiert worden sei. Die Antwort passte zum Chaospuzzle.<br />

Er sei Mitglied <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr<br />

einer Nachbargemeinde des Flughafens. Diese saß<br />

wohl gerade beim Stammtisch, als ihn ein Kamerad<br />

fragte, was denn da gerade am Flughafen los sei, er<br />

habe da was im Feuerwehrfunk gehört. Erstaunt äußerte<br />

dieser, „Wieso am Flughafen“? Er komme gera-


de von da, hätte Spätschicht gehabt, heute länger als<br />

geplant, weil ein angemeldeter Charterfl ug, <strong>der</strong> noch<br />

später kommen wollte, direkt nach Hof fl iegen wollte.<br />

Es sei wohl besser, er fahre dann nochmals hin. Als<br />

er dann von weitem ein Blaulichtmeer erkannte und<br />

ihn auf dem Weg dorthin auch noch Polizeifahrzeuge<br />

mit eingeschaltetem Martinshorn überholten, dachte<br />

er sich, er könne vielleicht gebraucht werden. Soviel<br />

zum Thema Feuerwehr, wie Eingangs erwähnt. Toll,<br />

dass die Buschtrommeln auch bei dieser Institution<br />

manchmal nützlich sein können. Ich studierte die<br />

Einträge im Log. Meine Spätschicht verließ sage und<br />

schreibe 45 Min vor meiner Ankunft den Tower. Der<br />

Flughafen schließt normalerweise spätestens um<br />

22:00 Uhr. So weit so gut. Nachdem die Polizei vor<br />

Ort, nach Abschalten <strong>der</strong> Triebwerke, alles übernommen<br />

hatte und die Entführung sich dann als Randale<br />

ATC Regional<br />

im Cockpit entpuppte, dachte ich, ich könnte mich<br />

jetzt wie<strong>der</strong> nach Hause und vor allem in den Urlaub<br />

zurück begeben. Weit gefehlt.<br />

Da ja niemand, außer dem Verkehrsleiter, vom Flughafenpersonal<br />

vor Ort war, bat mich dieser, doch zum<br />

Flugzeug zu kommen. Schließlich müsse die Maschine<br />

ja jetzt evakuiert, das Gepäck entladen und die GPU<br />

angeschlossen werden, er schaffe das nicht alleine.<br />

Ich wollte meinen Kollegen natürlich nicht im Regen<br />

stehen lassen und machte mich - nach Abschluss <strong>der</strong><br />

schriftlichen Formalitäten - auf den Weg zum Flugzeug.<br />

Zur Erinnerung nochmals meine hastig zusammengeraffte<br />

„Dienstkleidung“ und die Witterung. T-Shirt,<br />

Jogginghose, barfuss in Hausschuhen bei Nebel und<br />

Sprühregen sowie +2°C. Im Auto fand ich dann noch<br />

meinen Dienstausweis, ohne den ich gar nicht aufs<br />

Vorfeld gekommen wäre. Diesen um den Hals ge-<br />

39 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

ATC Regional<br />

40<br />

hängt, lief ich dann einige Minuten später in meiner<br />

Galauniform über das Vorfeld zum Flugzeug. Natürlich<br />

kam was kommen musste: Die Polizei kam auf<br />

mich zu und versuchte, mich zunächst einmal vom<br />

Luftfahrzeug abzudrängen. Es kostete mich einige<br />

Zeit, den Beamten zu erklären, dass ich kein Obdachloser,<br />

mit Absicht eine Bleibe für die Nacht zu fi nden<br />

sei, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> örtliche Towerlotse, <strong>der</strong> seinem<br />

Kollegen helfen möchte. Man kann sich die Blicke<br />

von ungefähr 20 Feuerwehrleuten und ebenso vielen<br />

Polizeibeamten in diesem Moment wohl vorstellen.<br />

Interessant auch, dass ca. 40 Uniformträger vor Ort<br />

sich zu Schade waren, unserem einzigen Mann vom<br />

Flughafen zu helfen. Nachdem das Luftfahrzeug<br />

entladen, die GPU angeschlossen und die Passagiere<br />

per Bus zum Terminal gebracht waren, kam es dann<br />

noch dicker.<br />

Nichts geht ohne Protokoll<br />

Der gerade eingetroffene KDD (Kriminal Dauer<br />

Dienst), welcher wohl in solchen Fällen informiert<br />

wird, bat mich noch kurz zu bleiben – sie hätten noch<br />

ein „kleines Anliegen“. Mittlerweile war es 00:25 Uhr.<br />

Meine Körpertemperatur ging einem kritischen Zu-<br />

Anlage: Originalzeitungsnachricht. Quelle: Focus Online<br />

Erzwungene Zwischenlandung<br />

Haftbefehl für Randalierer<br />

Eine kurzfristig gestrichene Zwischenlandung in Augsburg<br />

hat einen leitenden Angestellten während eines Fluges in <strong>der</strong><br />

Nacht zum Freitag so erbost, dass er im Flugzeug randalierte<br />

und so den Zwischenstopp erzwang. Er wurde verhaftet.<br />

Nach massiven Drohungen des betrunkenen Mannes<br />

war die aus Amsterdam kommende Passagiermaschine<br />

einer polnischen Chartergesellschaft in <strong>der</strong> Nacht<br />

zum Freitag in Augsburg-Mühlhausen gelandet.<br />

Wegen technischer Probleme hatte sich <strong>der</strong> Abfl ug von<br />

Amsterdam nach Hof um mehrere Stunden verzögert.<br />

Daraufhin war ein Zwischenstopp in Augsburg gestrichen<br />

worden. Der Augsburger Flughafen schließt um<br />

22 Uhr. Der aggressive Fluggast war nach Angaben <strong>der</strong><br />

Polizei jedoch in das Cockpit gestürmt. Der Pilot hatte<br />

sich dann zur Landung in Augsburg entschlossen, um<br />

die Sicherheit <strong>der</strong> Passagiere nicht zu gefährden.<br />

Das Flugzeug – entgegen ersten Angaben <strong>der</strong> Polizei<br />

handelte es sich nicht um eine Maschine <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Fluggesellschaft KLM – war auf dem Weg<br />

von Amsterdam nach Hof. An Bord befanden sich 27<br />

Angestellte eines Augsburger Industriebetriebes und<br />

stand entgegen. Ich kenne Bil<strong>der</strong> von so „gut gekleideten“<br />

Herren bei <strong>der</strong>artigem Wetter nur von promilleerfahrenen<br />

Fußballfans in deutschen Stadien. Ihr<br />

Anliegen entpuppte sich als die Krönung des Abends.<br />

Da die Besatzung aus Polen bestand und diese we<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> deutschen Sprache, wie auch umgekehrt <strong>der</strong> KDD<br />

nicht <strong>der</strong> polnischen Sprache mächtig waren, sollte<br />

das Protokoll in englischer Sprache aufgenommen<br />

werden. Nur sah sich keiner <strong>der</strong> Beamten in <strong>der</strong> Lage,<br />

in englischer Sprache ein Frage- und Antwortspiel mit<br />

anschließen<strong>der</strong> Übersetzung ins Deutsche zu führen.<br />

Auch war auf die Schnelle kein Dolmetscher greifbar,<br />

und die Besatzung wollte so schnell wie möglich<br />

ins vorher bei mir über Funk bestellte Hotelbett. Sie<br />

hätten ja schließlich morgen früh um 09:00 Uhr einen<br />

Anschlussfl ug nach Norwegen. Da <strong>der</strong> Weiterfl ug<br />

nach Hof ja ausgefallen sei, wolle man den Abfl ug auf<br />

09:30 Uhr hinauszögern. Aber man möchte doch die<br />

vorgeschriebenen Ruhezeiten <strong>der</strong> Piloten beachten.<br />

Der Wunsch schien <strong>der</strong> Polizei Befehl zu sein - man<br />

beför<strong>der</strong>te mich ich kurzerhand zum Dolmetscher<br />

für das Protokoll. Nachdem dieses um ca. 03.20Uhr<br />

vollendet war, konnte ich mich erneut in meinen nun<br />

sicher wohlverdienten Urlaub entlassen.<br />

die vierköpfi ge Besatzung. Der aggressive<br />

Fluggast wurde nach <strong>der</strong> Landung in Augsburg<br />

kurz vor Mitternacht festgenommen.<br />

Ein Alkoholtest ergab 1,8 Promille Blutalkohol.<br />

Dem Mann droht eine Anklage wegen<br />

eines „Angriffs auf den Luftverkehr“.<br />

Der Manager konnte sich offenbar nicht mit <strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten<br />

Flugroute abfi nden, stürmte den Angaben zufolge<br />

merklich alkoholisiert in das Cockpit <strong>der</strong> Maschine<br />

und beschimpfte und bedrohte den Piloten. Dieser<br />

entschloss sich daraufhin, dem Randalierer nachzugeben<br />

und Augsburg anzufl iegen, um eine Gefährdung<br />

<strong>der</strong> übrigen 27 Passagiere auszuschließen. Er setzte<br />

zudem einen Notruf ab. Die Flugsicherung veranlasste<br />

daraufhin die Inbetriebnahme des Flughafens.<br />

Als die Maschine gegen Mitternacht landete, wurde<br />

<strong>der</strong> Manager von <strong>der</strong> Polizei in Empfang genommen.<br />

Dem Mann droht nun eine Strafanzeige. Zudem<br />

könnte er für die Kosten des Son<strong>der</strong>einsatzes des<br />

Flughafenpersonals herangezogen werden.<br />

th/ddp


Satt und Unzufrieden<br />

Nach über einem halben Jahr konnte die Tarifrunde 2006<br />

zwischen <strong>der</strong> DFS und <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> nun endlich einem glücklichen<br />

Ende zugeführt werden. Die Tarifverträge wurden letztlich doch<br />

unterschrieben, die Einmalzahlung ist erfolgt (und schon ausgegeben),<br />

die Rückrechnung <strong>der</strong> Tariferhöhung steht noch aus.<br />

Alle sind zufrieden – sollte man glauben.<br />

Unterhält man sich mit den Kollegen o<strong>der</strong> liest die<br />

Beiträge zu diesem Thema in den Flugsicherungsforen<br />

des Internet, kommt man jedoch schnell zu<br />

dem Schluss, dass viele Kollegen von Zufriedenheit<br />

weit entfernt sind. Für Beiträge in anonymisierten<br />

Internetforen ist es schwierig, den Autor ausfi ndig zu<br />

machen. Im kollegialen Kreis ist das schon leichter.<br />

Dabei ist mir eine Entwicklung aufgefallen, die nach<br />

<strong>der</strong> erfolgreichen Organisationsprivatisierung <strong>der</strong><br />

DFS und den damit in Zusammenhang stehenden<br />

Tarifabschlüssen begann. Zuerst sporadisch, dann<br />

immer öfter, konnte ich Kolleginnen und Kollegen<br />

ausmachen, denen offensichtlich die eigenen Bedürfnisse<br />

über alles gehen. Von Solidarität, Großzügigkeit,<br />

persönlichem Engagement und Zusammenhalt<br />

sind diese Personen teilweise so weit entfernt wie<br />

die Erde vom Ende des Universums. Beson<strong>der</strong>s bei<br />

Neueinsteigern ist dieses Verhalten oft zu erkennen.<br />

Aber woran liegt es?<br />

Angestellte <strong>der</strong> DFS im administrativen als auch im<br />

operativen Bereich verdienen, auch als Berufsanfänger,<br />

deutlich mehr als <strong>der</strong> Bundesdurchschnitt <strong>der</strong><br />

Angestellten von 3452 € (Brutto) 1 monatlich. Dass<br />

dieses relativ hohe Einkommen und weitere soziale<br />

Absicherungen <strong>der</strong> DFS-Angestellten hart erkämpft<br />

wurde und – wie die Tarifrunde 2006 gezeigt hat<br />

-auch weiterhin hart erkämpft werden muss, scheint<br />

vielen Kollegen jedoch nicht bewusst zu sein. Sie<br />

scheinen davon auszugehen, dass Tariferhöhungen<br />

und soziale Absicherung ohne größeres Zutun von<br />

gewerkschaftlicher Seite vom Himmel fallen und<br />

blicken neidisch auf die vermeintlich bevorzugten<br />

Kollegen an<strong>der</strong>er Nie<strong>der</strong>lassungen. Schnell wird mit<br />

sofortiger Kündigung <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>-Mitgliedschaft (sofern<br />

man überhaupt Mitglied ist) für den Fall gedroht,<br />

dass die Kollegen <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung XY eine höhere<br />

Tarifl iche Einstufung o<strong>der</strong> Einmalzahlung erhalten als<br />

man selbst.<br />

Übersehen wird dabei allzu oft, dass eine Spartengewerkschaft<br />

wie die <strong>GdF</strong> ihre Schlagkraft nur durch die<br />

1 Quelle: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 11/2006<br />

Solidarität ihrer Mitglie<strong>der</strong> und den hohen<br />

Organisationsgrad innerhalb <strong>der</strong> Belegschaft<br />

erhält.<br />

Intern<br />

Für die Kollegen im operativen Bereich,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Lotsen, gilt : Man muß<br />

auch gönnen können. Statt herumzumeckern<br />

lieber mal den Hintern heben und selbst die<br />

gewerkschaftliche Arbeit mitgestalten o<strong>der</strong> mal einen<br />

Artikel für den Flugleiter schreiben. Themen dürfte es<br />

genügend geben.<br />

Flugdatenbearbeiter und Flugberater müssen endlich<br />

ihren Kopf aus dem Sand ziehen und erkennen, was<br />

die Stunde geschlagen hat. Statt zu hoffen, dass <strong>der</strong><br />

Kelch Personalabbau nur den Kollegen am Arbeitsplatz<br />

nebenan treffen wird und die monatlichen Zuwendungen<br />

des Arbeitgebers ansonsten in gleicher<br />

Weise bis zum Renteneintritt weiter fl ießen werden,<br />

muss dem Arbeitgeber klar gemacht werden, dass<br />

dessen Projekte zur Einführung neuer Systeme unzureichend<br />

und das FDB-Betreiberkonzept ein Flop ist.<br />

Bisher ist aus diesen Reihen jedoch allerhöchstens<br />

Gequengel über die – vermeintlich – unzureichende<br />

Vertretung durch die „Fluglotsengewerkschaft“ <strong>GdF</strong><br />

zu hören. Von Mitarbeit in den <strong>GdF</strong>-Arbeitsgruppen<br />

keine Spur. Die <strong>GdF</strong> kann sich aber nur <strong>der</strong> Probleme<br />

annehmen, die ihr aus den Reihen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> zugetragen<br />

werden und Leute, die ihren Kopf im Sand<br />

haben, versteht man lei<strong>der</strong> nicht beson<strong>der</strong>s gut.<br />

Die Kollegen des administrativen Bereiches kann ich<br />

hier nur zum wie<strong>der</strong>holten mal dazu aufrufen, sich<br />

in einem eigenen Fachbereich zu organisieren und<br />

zu artikulieren, denn die Kapitalprivatisierung <strong>der</strong><br />

DFS ist lange noch nicht vom Tisch, auch wenn sie<br />

z.Zt. durch das Veto des Bundespräsidenten zum<br />

Flugsicherungsgesetzt erst einmal auf Eis liegt. Die<br />

DFS wird weiterhin versuchen durch verschiedene<br />

Maßnahmen „Synergien“ (sprich: Personalabbau)<br />

auch im administrativen Bereich zu erzielen.<br />

Auch den Kollegen Fluglotsen sei hier geraten, den<br />

aktuellen Porsche-Prospekt aus <strong>der</strong> Hand zu legen,<br />

sich an die eigene Nase zu fassen und zu fragen: Wo<br />

wird die DFS als nächstes Einsparpotentiale entdecken,<br />

wenn Flugdatenbearbeiter abgeschafft, die<br />

Administration weitgehend ausgedünnt und unlizensierte<br />

Techniker am RADAR herumpfuschen?<br />

Photo: DFS<br />

von Frank<br />

Willmeroth<br />

43 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


von<br />

Wilfried Sturm<br />

<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

Technik<br />

46<br />

Stellungnahmen a la – Hallo, ich bin Nina Ruge,<br />

Alles wird gut! – zur Kenntnis nehmen zu müssen?<br />

Wütende Schreiben über die Einseitigkeit <strong>der</strong><br />

Redaktionen, vermeintlich zu Gunsten <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>,<br />

haben ja inzwischen in <strong>der</strong> Führungsetage <strong>der</strong> UZ<br />

Tradition. Nach einem kritischen Bericht zu „P1“<br />

schrieb man dem Intendanten des <strong>bayerische</strong>n<br />

Rundfunks (und erteilte dem <strong>GdF</strong>-Vorsitzenden<br />

eine Abmahnung), danach schon einmal dem<br />

ZDF. Es wird zur Gewohnheit. Die <strong>GdF</strong> freut sich<br />

darüber. Denn eines ist sicher: Derartige Aktionen<br />

bewirken nur eines. Die gescholtenen Journalisten<br />

verbeißen sich ins Thema. O<strong>der</strong> wie es ein Redakteur<br />

gegenüber <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>-Pressestelle ausdrückte:<br />

„Da haben wir wohl in ein Wespennest gestochen,<br />

wir bleiben dran.“ Es wun<strong>der</strong>t Joe, dass ein<br />

ehedem hervorragen<strong>der</strong> und kritischer Journalist,<br />

heute in Sachen <strong>der</strong> DFS unterwegs, dies nicht<br />

wissen sollte und dagegen Einspruch erhebt.<br />

Mittlerweile, so hat Joe erfahren, holen die<br />

interessierten Luftfahrt- und Wirtschaftsjourna-<br />

Alles Technik o<strong>der</strong> was?<br />

Die Flugsicherungstechnik auf dem absteigenden Ast?<br />

Vielleicht ja o<strong>der</strong> vielleicht nein – wer weiß das schon!<br />

In keinem an<strong>der</strong>en Bereich innerhalb <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

hat in den letzten Jahren eine <strong>der</strong>artig<br />

große Fluktuation stattgefunden wie gerade in <strong>der</strong><br />

Flugsicherungstechnik. Vielerorts sind Techniker<br />

und Ingenieure quasi nicht mehr anwesend. Zu den<br />

Unworten innerhalb <strong>der</strong> Flugsicherungstechnik hat<br />

sich die Abkürzung „SMZ“ o<strong>der</strong> gar das Wort „Rufbereitschaft“<br />

entwickelt.<br />

Diese Wörter sind im Laufe <strong>der</strong> letzten Jahre entstanden<br />

und stehen für Personaleinsparungen, Mangelverwaltung<br />

und sich überstürzende Konzeptlosigkeit.<br />

So wurde die „SMZ“, die Service Management<br />

Zentrale, als große SSÜ für ganz Deutschland in<br />

Langen geplant. Eine Einrichtung, die, auf Grund des<br />

technischen Fortschritts, zur Folge hat, dass mit Inbetriebnahme<br />

die örtlichen technischen Überwachungsorgane<br />

überfl üssig werden. Da die „SMZ“ für das Jahr<br />

2009 geplant war und eventuell fertig gestellt sein<br />

sollte, wurde bereits weit im Vorfeld mit <strong>der</strong> Umschichtung<br />

von Personal begonnen. Zwischenzeitlich<br />

listen lieber den Rat <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> ein, als ständig mit<br />

<strong>der</strong> stets abgestimmten Meinung eines „Möchte-<br />

Gern-Global-Player“ konfrontiert zu werden. Die<br />

Presseabteilung <strong>der</strong> DFS, angetreten das Unternehmen<br />

Flugsicherung positiv zu verkaufen und<br />

die Öffentlichkeit mit sach- und fachkundigen<br />

Hintergrundberichten zu informieren, läuft bei<br />

schwierigen Themen a la Kapitalprivatiserung, so<br />

äußern es viele Journalisten, immer mehr aus dem<br />

Ru<strong>der</strong>. Sobald einmal nicht nette Infos wie „Wir<br />

suchen Nachwuchs“, die „DFS ist pünktlich“ (Joe<br />

fragt sich, wer dafür eigentlich verantwortlich ist?<br />

Doch wohl die „undankbaren“ Lotsen.) zu verkaufen<br />

sind, schlägt man um sich und trifft am liebsten<br />

die <strong>GdF</strong> und/o<strong>der</strong> kritische Journalisten.<br />

Die öffentliche Reputation <strong>der</strong> DFS sinkt kontinuierlich<br />

und wird mit ihren teilweise wenig<br />

aussagekräftigen, dafür umso polemischeren –<br />

speziell während laufen<strong>der</strong> Tarifverhandlungen<br />

– Presseinformationen abgewatscht. Joe sieht es<br />

mit Interesse und sogar Bedauern.<br />

ist man mit <strong>der</strong> Umschichtung vielerorts so weit vorangeschritten,<br />

dass Technikservice eingestellt wird<br />

und sich mittels des Allheilmittels „Rufbereitschaft“<br />

auf das Nötigste beschränkt.<br />

Örtlich, zumindest an den kleineren DFS-Nie<strong>der</strong>lassungen,<br />

die Technik auf das absolute Minimum hinunterzufahren,<br />

ist seit langem bekannt. Das teilweise<br />

zahlreiche Personal wurde, wie es so schön heißt,<br />

„personalneutral“ abgebaut. Vorruhestandsreglungen,<br />

Versetzungen zu an<strong>der</strong>en Nie<strong>der</strong>lassungen<br />

o<strong>der</strong> aber auch direkt nach Langen sind die angesprochenen<br />

Alternativen. Einige Kollegen konnten<br />

sich an so genannten „Serverstandorten“ anbieten<br />

und dort eine vermeintlich neue Zukunft fi nden. Vermeintlich<br />

deshalb, weil niemand weiß, wie lange ein<br />

„Serverstandort“ (wie z. B. Nürnberg o<strong>der</strong> Hannover)<br />

noch ein Serverstandort ist. Nirgendwo sind Konzepte<br />

so kurzlebig und unzuverlässig geworden wie<br />

in <strong>der</strong> Technik. Und dass die Technik im Umbruch ist,<br />

kann man schon allein an <strong>der</strong> Tatsache feststellen,<br />

dass zum Jahresende <strong>der</strong> jetzige DFS-Geschäftsführer


✈ „Bedrohte Art - Der FS-Techniker” Photo: DFS<br />

Technik – Herr Waldinger – die DFS verlässt und eine<br />

Nachfolgeregelung bisher noch aussteht.<br />

Wie geht es weiter in <strong>der</strong> Technik? Viele Baustellen,<br />

viele offene Kabelstränge und keine klare Perspektive<br />

- das Schicksal jedes einzelnen Technikers.<br />

Inbetriebhaltung-Technik, diese Wortzusammensetzung<br />

erhält mit dem geschil<strong>der</strong>ten Hintergründen<br />

plötzlich eine ganz an<strong>der</strong>e Bedeutung. Die Technik<br />

im Betrieb <strong>der</strong> DFS zu halten - ist es eine Vermutung,<br />

ein Wunsch (wie auch immer), ein Unternehmensziel?<br />

Viele Variationen sind möglich und einige Wortspiele<br />

lassen nicht nur arbeitnehmerfreundliche An/Aussichten<br />

zu.<br />

Verschärfend dazu kommt die mögliche Kapitalprivatisierung,<br />

die direkte Auswirkungen auf die Technik<br />

haben dürfte, und die Diskussionen um die Berechtigungen<br />

bestätigen diese Befürchtungen.<br />

Zwischenzeitlich stehen die Jahresplanungen für das<br />

nächste Jahr an und schon jetzt scheint klar, dass<br />

weitere Serviceleistungen eingestellt werden müssen.<br />

Teilweise zu Lasten <strong>der</strong>jenigen, die vor Ort noch<br />

versuchen, den Dienst aufrecht zu halten. Gerade<br />

bei unvorhergesehen längerfristigen Krankheiten<br />

o<strong>der</strong> sonstigen Abwesenheitszeiten werden automatisch<br />

Überstunden fällig. Mit den Überstunden geht<br />

gleichzeitig die Freizeit- und Erholungsphase baden.<br />

Gerade im Schichtdienst sind diese Phasen wich-<br />

Technik<br />

tig, aber das interessiert ja kaum. Hauptsache ein<br />

weiteres Konzept kann umgesetzt werden - für die<br />

Verantwortlichen zählt die Wirtschaftlichkeit. Stolz<br />

kann dann nach außen getragen werden, dass die<br />

Effektivität weiter gestiegen ist, die Personalkosten<br />

weiter gesunken sind, und die Erfolgsprämien für die<br />

Verantwortlichen in ungewohnter Höhe fl ießen.<br />

Es ist schon eine verkehrte Welt, die da aufgezeigt<br />

und vollzogen wird. Geht man durch den Techniktrakt<br />

einer DFS-Nie<strong>der</strong>lassung, ist man von <strong>der</strong> Leere <strong>der</strong><br />

Büroräume beeindruckt. Nach dem Arbeitsklima und<br />

<strong>der</strong> Stimmung sollte man besser nicht fragen, da man<br />

die letzten Anwesenden nicht vollends vergraulen<br />

sollte. Es ist schon beachtlich festzustellen, dass<br />

trotzdem <strong>der</strong> „Laden“ läuft und <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolldienst<br />

(FVK) als direkter Leistungsabnehmer<br />

von all diesen Unwägbarkeiten kaum etwas mitbekommt.<br />

Hin und wie<strong>der</strong> wird zwar bei bilateralen Besprechungen<br />

über das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e SLA (Service<br />

Level Agreement) gesprochen und darüber diskutiert,<br />

inwieweit man die bestehende Vereinbarung noch<br />

ausreizen kann ohne irgendwelche Sicherheitsfragen<br />

zu berühren. Unter dem Strich bedeutet dies aber<br />

nur, dass wie<strong>der</strong> einmal weitere Einschränkungen in<br />

irgendeiner Art geplant sind. Hauptsache, wenigstens<br />

ein Techniker ist Vorort, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um einen<br />

an<strong>der</strong>en Techniker kennt, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um einen kennt<br />

den man dann um Rat fragen könnte.<br />

Alles Technik – o<strong>der</strong>?<br />

47 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


Bericht von <strong>der</strong> 46 th Annual IFATCA Conference<br />

in Istanbul, Türkei, 15.-20.April 2007<br />

Die diesjährige IFATCA Konferenz, die Mitte April in Istanbul<br />

stattfand, war geprägt durch eine relativ geringe Anzahl teilnehmen<strong>der</strong><br />

Staaten. Zwar gab es, im Gegensatz zum letzten<br />

Jahr, wohl keine größeren Visa-Probleme und auch die Anreise<br />

war für die meisten Staaten relativ einfach.<br />

Dennoch haben die angekündigten und zunächst als<br />

völlig überzogen erscheinenden Kosten scheinbar<br />

viele MA’s (Member Associations) abgeschreckt und<br />

von einer Teilnahme Abstand nehmen lassen. Diese<br />

hohen Kosten wurden dann zwar noch einmal deutlich<br />

nach unten korrigiert, doch waren dieses Jahr<br />

lediglich 77 Staaten durch persönliche Anwesenheit<br />

o<strong>der</strong> Stimmübertragung am Eröffnungstag vertreten.<br />

Durch eine Spende an den IFATCA Conference Attendance<br />

Fund bzw. den Special Circumstances Fund, mit<br />

denen fi nanzschwache Verbände unterstützt werden,<br />

bekam die deutsche Delegation auch in diesem Jahr<br />

die Stimmübertragung <strong>der</strong> Seychellen. Eröffnet wurde<br />

die Konferenz offi ziell im „Conference Center“, wo<br />

mehreren kulturellen Darbietungen diverser türkischer<br />

Folkloregruppen die obligatorischen Reden einiger prominenter<br />

Politiker, bis hin zum türkischen Verkehrsminister<br />

und Vertreter des Organisationskomitees folgten.<br />

Anschließend erfolgte die Aufteilung in die Arbeitsgruppen,<br />

die sich, wie bei uns, in Committee A (Administratives),<br />

Committee B (Fachliches) und Committee<br />

C (Berufl iches&Soziales) glie<strong>der</strong>n. Im Weiteren werden<br />

nun exemplarisch <strong>der</strong> einzelnen Themen sowie einige<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeitsgruppen vorgestellt.<br />

Committee A:<br />

Diese Arbeitsgruppe wurde auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong><br />

geleitet von Paul Robinson/Neuseeland. Ihm zur Seite<br />

standen Adell Humphreys/USA, Dale Wright/USA sowie<br />

Mehmet Emin Cicek/Türkei. Die Arbeitsgruppe begann<br />

jeden Morgen pünktlich um 08.30h und es ist nur <strong>der</strong><br />

strikten Leitung des Vorsitzenden<br />

zu verdanken, dass alle Themen<br />

zeitgerecht und auch<br />

ATC International<br />

detailliert besprochen werden konnten.<br />

Da bereits im letzten Jahr darauf gedrängt<br />

wurde, ab diesem Jahr mehr Zeit für offene<br />

Diskussionen einzuräumen, da dies in dem<br />

sehr straffen Zeitplan bislang zu wenig<br />

Beachtung fand, konnte die Arbeitsgruppe<br />

tatsächlich sämtliche Themen durchaus detailliert<br />

besprechen ohne in Zeitnot zu geraten, was sehr<br />

positiv aufgenommen wurde. Zu Beginn <strong>der</strong> ersten<br />

Arbeitsgruppensitzung erfolgten die Berichte sämtlicher<br />

IFATCA-Vorstandsmitglie<strong>der</strong>, die nach jeweils kurzer<br />

Diskussion einstimmig angenommen wurden. Da es<br />

noch im letzten Jahr ein kräftiges Finanzdefi zit gegeben<br />

hatte und <strong>der</strong> Vorstand <strong>der</strong> IFATCA explizit aufgefor<strong>der</strong>t<br />

war, sich dieses Problems anzunehmen, konnte dieses<br />

Jahr ein kleines aber erfreuliches positives Ergebnis<br />

erzielt werden. Weitere Einsparmöglichkeiten wurden<br />

erörtert. Beson<strong>der</strong>s hervorgehoben wurde dabei die<br />

Rolle <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, die die IFATCA davon überzeugen konnte,<br />

das IFATCA Magazin „The Controller“ bei <strong>der</strong>selben Druckerei<br />

wie „<strong>der</strong> fl ugleiter“ drucken zu lassen. Dadurch<br />

konnten nicht nur erhebliche Kosten eingespart son<strong>der</strong>n<br />

auch die Anzahl <strong>der</strong> „Verluste“ drastisch gesenkt<br />

werden. Das neue IFATCA-Budget für 2007/2008 in<br />

Höhe von ca. $360.000USD wurde durch die „MA-Directors“<br />

einstimmig verabschiedet. Relativ großer Raum<br />

wurde auch <strong>der</strong> Debatte über „freiwillige Mehrleistung“<br />

bei <strong>der</strong> Beiträgen eingeräumt, um <strong>der</strong> IFATCA weiteren<br />

fi nanziellen Spielraum zu geben. Die jeweiligen Vorstände<br />

müssen nun darüber befi nden, ob ein freiwillig<br />

höherer Beitrag geleistet werden soll bzw. kann. Für<br />

reichlich Diskussionsstoff sorgte dann, dass die Mitglie<strong>der</strong>angaben<br />

im „IFATCA Handbook“ bei zahlreichen<br />

<strong>der</strong> 135 MA’s schon seit vielen Jahren gleich geblieben<br />

sind und z. T. stark von <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>, für die<br />

dann Mitgliedsbeitrag bezahlt wird, abweicht. Es wurde<br />

sehr eindringlich an die Ehrlichkeit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> appelliert,<br />

von <strong>der</strong> eine Organisation wie<br />

<strong>der</strong> IFATCA direkt abhängt.<br />

von<br />

Jens Lehmann<br />

Photos:<br />

Jens Lehmann<br />

63 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

ATC International<br />

64<br />

Ähnlich engagiert wurde auch über das IFATCA-Magazin<br />

„The Controller“ debattiert. Zwar hat sich, wie<br />

oben erwähnt, die fi nanzielle Lage <strong>der</strong> IFATCA deutlich<br />

verbessert, doch muss festgestellt werden, dass nur<br />

46 MA’s von 135 weltweit überhaupt ein Abonnement<br />

haben, wovon nur 8 (!!) MA’s über 100 Exemplare<br />

bestellen (u.a. die <strong>GdF</strong>!), 19 MA’s bestellen mehr als<br />

10, weitere 12 MA’s bestellen lediglich 1-5 Hefte pro<br />

Ausgabe. Es ist überaus bedauerlich, dass weltweit<br />

89 MA’s kein einziges Exemplar des „The Controller“<br />

abonniert haben. Ein entsprechend „emotionaler<br />

Appell“ des Editors Philippe Domogala schloss seinen<br />

Bericht. Als rein „formaler Akt“ doch mit recht weitreichenden<br />

Folgen für die MA’s wurde von den „directors“<br />

einstimmig beschlossen, die Verbände von Kazakhstan,<br />

Kyrgyzstan, Tajikistan, Turkmenistan und Uzbekistan<br />

von <strong>der</strong> „European Region“ in die „Asia Pacifi c Region“<br />

zu verlegen. Die genannten Staaten können somit nicht<br />

mehr an European Regional Meetings als Mitglie<strong>der</strong> teilnehmen.<br />

Des weiteren wurden auf Grund nicht bezahlter<br />

Mitgliedsbeiträge die MA’s aus Kazakhstan, Marokko,<br />

Paraguay und Surinam von <strong>der</strong> IFATCA ausgeschlossen.<br />

Die 47. Annual IFATCA Conference fi ndet vom 10.-14.März<br />

2008 in Arusha, Tansania, statt und wurde noch einmal<br />

bestätigt. Für das Jahr 2009 wurde Dubrovnik, Kroatien,<br />

als Austragungsort für die 48. Annual Conference als<br />

einziger Bewerber gewählt, wobei die Visa-Problematik<br />

für die meisten Afrikanischen Staaten noch geklärt<br />

werden muss, weil diese über keine diplomatischen<br />

Vertretungen auf dem Balkan verfügen. Zuletzt wurden<br />

noch drei Vorstandsämter neu besetzt, da die bisherigen<br />

Executive Vice Presidents zurücktraten. Bei den neuen<br />

EVPs handelt es sich um den „EVP Americas“, Alexis<br />

Brathwaite (Trinidad/Tobago), <strong>der</strong> als Deputy Vice President<br />

Gabriela Logatto nachfolgt, sowie um den „EVP Asia<br />

Pacifi c“ John Wagstaff (Hong Kong) für David Cheung und<br />

um den „EVP Africa/Middle East“ Henry Peter Nkondokaya<br />

(Tanzania), <strong>der</strong> dem hochgeschätzen und mit <strong>der</strong><br />

„Scroll of Honour“ geehrten Albert Aidoo Tailor nachfolgt,<br />

<strong>der</strong> nach 10 aktiven und sehr erfolgreichen Jahren<br />

mit einer bewegenden und sehr emotionalen Rede und<br />

unter „standing ovations“ von seinem Amt zurücktrat<br />

und zumindest die offi zielle IFATCA-Bühne verließ.<br />

Committee B:<br />

Wie schon in den letzten Jahren nahmen an den<br />

Sitzungen des Committee B Raimund Weidemann<br />

und Alexan<strong>der</strong> Schwaßmann teil, Raimund in seiner<br />

Funktion als IFATCA-Repräsentant bei <strong>der</strong> ICAO, und<br />

Alexan<strong>der</strong> als Vorstand Fachliches FSBD und – das<br />

ist neu – als Mitglied des Technical and Operational<br />

Committee (TOC). Beide präsentierten vor den Vertretern<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Mitgliedsverbände die von ihnen<br />

erstellten Rechenschaftsberichte und Arbeitspapiere<br />

und vertraten ansonsten die Interessen <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>-Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Wie immer hatte das Committee B eine prall<br />

gefüllte Tagesordnung zu bewältigen. Erschwert wurde<br />

dies durch das Fehlen des EVP Technical. Der bisherige<br />

Amtsinhaber, Dave Grace aus Großbritannien, hatte<br />

nicht wie<strong>der</strong> kandidiert und war aus privaten Gründen<br />

auch nicht zur Konferenz angereist. Der EVP Asia-Pacifi<br />

c, David Cheung aus Hong Kong, vertrat ihn nach Kräften,<br />

war aber natürlich nicht ganz so tief in <strong>der</strong> Materie<br />

wie es Dave gewesen wäre. Unterstützt wurde er durch<br />

den Chairman TOC, Akos van <strong>der</strong> Plaat, dem es zufi el,<br />

als eine Art Stellvertreten<strong>der</strong> EVP Tech auszuhelfen. Bis<br />

zum Ende <strong>der</strong> Konferenz fand sich kein Nachfolger für<br />

Dave Grace als EVP Technical, so dass die Position <strong>der</strong>zeit<br />

vakant ist und ihre Aufgaben durch den Präsidenten<br />

Marc Baumgartner wahrgenommen werden sollen. Die<br />

wie erwähnt sehr umfangreiche Tagesordnung führte<br />

dazu, dass viele Themen nur kurz angerissen werden<br />

konnte. Allerdings war von vielen Teilnehmern auch zu<br />

hören, dass die extrem hohe Qualität <strong>der</strong> diesjährigen<br />

Arbeitspapiere und Vorträge eine tiefere Diskussion<br />

unnötig erscheinen ließ. Zur einzigen Ausnahme später<br />

mehr. Im Folgenden einige für die <strong>GdF</strong> beson<strong>der</strong>s interessante<br />

Themen. Die Runway Incursion in München war<br />

Thema im European Local Safety Team. Der IFATCA-Repräsentant<br />

Antonio Travaglione äußerte die Meinung,<br />

dass die Probleme mit bedingten Line-Up-Freigaben<br />

aus Hochgeschwindigkeitsabrollwegen (speziell für<br />

Hochdecker) nicht gelöst sind, und dass je<strong>der</strong> Lotse sich<br />

überlegen solle, ob er solche Freigaben ausspricht. Flächennavigation:<br />

Unter dem Begriff „Performance Based<br />

Navigation“ versucht die ICAO alle Arten von RNAV-Verfahren<br />

neu zu strukturieren, da man dort erkannt hat,<br />

dass aufgrund fehlen<strong>der</strong> Standards inzwischen viele<br />

ICAO-Mitgliedsstaaten auf diesem Gebiet ihr eigenes<br />

Süppchen kochen, so auch Deutschland mit Verfahren<br />

wie FMS-Transitions und ganz neu GPS-Anfl ügen in<br />

Bremen. Auch <strong>der</strong> schon angekündigte RNAV-Artikel im<br />

„fl ugleiter“ musste aufgrund <strong>der</strong> Dynamik in diesem Bereich<br />

mehrfach verschoben werden, soll aber baldmöglichst<br />

nachgeliefert werden. Zusätzlich zu Precision- und<br />

Non-Precision-Approaches gibt es eine neue Anfl ugart,<br />

„RNAV-Approaches with Vertical Guidance“. Die laterale<br />

Kursführung erfolgt über RNAV, die vertikale Führung<br />

kann geometrisch über eine errechnete GNSS-Höhe<br />

o<strong>der</strong> barometrisch erfolgen, in beiden Fällen sind keine<br />

bodenseitigen Anlagen erfor<strong>der</strong>lich (Ausnahme: Die<br />

GNSS-Genauigkeit wird über bodenseitige sogenannte<br />

„Augmentation Systems“ verbessert). Diese neuen<br />

RNAV-Anfl üge liegen von <strong>der</strong> Güte zwischen Precision<br />

und Non-Precision Approaches. Da es eine Unmenge


von Unterkategorien diese Approaches gibt, sollte es<br />

nicht Aufgabe <strong>der</strong> Lotsen sein, zu entscheiden, ob ein<br />

Luftfahrzeug und/o<strong>der</strong> seine Besatzung alle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

für einen solchen Anfl ug erfüllt, analog <strong>der</strong><br />

heutigen Praxis, dass man bei Allwetterfl ugbetrieb nur<br />

eine Freigabe für einen ILS-Anfl ug erteilt, und <strong>der</strong> Pilot<br />

entscheidet, welche Kategorie ILS er anwendet. Eine<br />

entsprechende Beschlussempfehlung wurde einstimmig<br />

angenommen. Die ICAO lässt ab November 5 NM<br />

Staffelung für ADS-B zu. Die entsprechenden Dokumente<br />

werden im November 2007 überarbeitet. Die Evaluierung<br />

von 3 NM-Staffelung sowohl für ADS-B als auch<br />

Multilateration wird fortgeführt. Alle neuen Standards<br />

werden in PANS-ATM Chapter 8 zusammengefasst<br />

werden. Das Nutzen von GNSS für konventionelle Staffelung<br />

wird ebenfalls weiter verfolgt. Einen großen Sieg<br />

konnte die IFATCA bei TCAS/ACAS für sich verbuchen.<br />

Die ICAO-Phraseologie wird nach unseren Vorschlägen<br />

geän<strong>der</strong>t werden. Die Meldung „TCAS climb/descent“<br />

wird durch „TCAS RA“ ersetzt, und nur positive Resolution<br />

Advisories (das sind solche, bei denen sich <strong>der</strong><br />

Flugweg des Luftfahrzeuges än<strong>der</strong>t) müssen an ATC<br />

gemeldet werden. Dadurch werden die überfl üssigen<br />

Meldungen über RAs, bei denen beispielsweise nur die<br />

Sinkrate verringert werden soll, unterbunden.Alexan<strong>der</strong><br />

Schwaßmann stellte die Beschlussempfehlungen zu<br />

„Land And Hold Short“- sowie „Converging Runways“-<br />

Verfahren vor. Kapazitätsengpässe im Runway-Layout<br />

von großen Verkehrsfl ughäfen führen dazu, dass durch<br />

verschiedene Verfahren versucht wird, eigentlich abhängige<br />

Pisten unabhängig voneinan<strong>der</strong> zu betreiben.<br />

Die IFATCA versucht hier, durch ihre Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an solche Verfahren (beispielsweise die Planung von<br />

konfl iktfreien Fehlanfl ügen) die Messlatte <strong>der</strong>art hoch<br />

zu legen, dass die Verfahren in <strong>der</strong> Praxis keinen zusätzlichen<br />

Kapazitätsgewinn mehr bringen und sich daher<br />

nicht lohnen. Breiten Raum nahm die Betrachtung von<br />

„Conformance Monitoring“ und „Radar Monitoring“<br />

ein. Dabei wurden sowohl automatisierte Ansätze<br />

wie beispielsweise in VAFORIT als auch „manuelles“<br />

Monitoring durch den Lotsen thematisiert. Unsere<br />

heutige Luftstraßenstruktur beispielsweise „funktioniert“<br />

nur, weil wir Radar haben und so den Flugweg <strong>der</strong><br />

Luftfahrzeuge überwachen. Konventionell sind unsere<br />

Luftstraßen nicht gestaffelt. Data Link ist in <strong>der</strong> DFS<br />

bereits angekommen, zumindest im Platzkontrollbereich.<br />

Aber auch in <strong>der</strong> Luft wird es beispielsweise bei<br />

ATC International<br />

Maastricht UAC eingesetzt. Die IFATCA beleuchtete die<br />

verschiedenen technischen Standards und identifi zierte<br />

den ihrer Meinung nach am besten geeigneten, nämlich<br />

ATN (Aeronautical Telecommunications Network).<br />

Auch hierzu wird in einer <strong>der</strong> nächsten Ausgaben des<br />

„fl ugleiter“ ein eigener Artikel veröffentlicht. Dass über<br />

„Provision of ATS at aerodromes“ lange und kontrovers<br />

diskutiert werden würde, war schon im Vorfeld abzusehen<br />

gewesen, denn schon innerhalb des TOC war man<br />

sich bei <strong>der</strong> Erstellung nicht einig. Während <strong>der</strong> FSBD<br />

auf seiner Konferenz 2006 gerade erst einen Beschluss<br />

verabschiedet hatte, <strong>der</strong> Flugverkehrskontrolle an<br />

allen Flugplätzen mit IFR-Verfahren vorsieht, um sich<br />

an die IFATCA anzugleichen, nahm das Committee B in<br />

Istanbul eine Beschlussempfehlung an, die die Haltung<br />

<strong>der</strong> IFATCA zu diesem Thema aufweicht. Deutschland<br />

und einige an<strong>der</strong>e Mitgliedsverbände stemmten sich<br />

vehement gegen diese Aufweichung, wurden aber überstimmt.<br />

Zum Abschluss des Committee B wurde das<br />

TOC neu besetzt. Gewählt wurden Australien, Großbritannien,<br />

Neuseeland, die Nie<strong>der</strong>lande, Schweden und<br />

neu Südafrika. Deutschland kandidierte nicht für einen<br />

Sitz, hat aber genauso wie Frankreich und die USA einen<br />

sogenannten „Corresponding Member“-Status, da<br />

alle drei Verbände signalisiert haben, im nächsten Jahr<br />

zu kandidieren. Raimund Weidemann wird auch weiterhin<br />

als ICAO-Rep dem TOC angehören. Der amtierende<br />

Chairman TOC hat angekündigt, nach Ablauf seiner<br />

Amtszeit 2008 nicht erneut zu kandidieren. Hier ergibt<br />

sich möglicherweise für die <strong>GdF</strong> die Gelegenheit, einen<br />

Schlüsselposten <strong>der</strong> IFATCA zu besetzen.<br />

Combined Session „B“ und „C“:<br />

Die gemeinsame Sitzung <strong>der</strong> Committees B und C<br />

hatte diesmal nur einen einzigen „richtigen“ Tagesordnungspunkt,<br />

nämlich die Beschlussfassungen<br />

zu „Remote“ und „Virtual Tower“. Auch hier wurde<br />

kontrovers diskutiert, allerdings kann man konstatieren,<br />

dass diejenigen, die in einer virtuellen Arbeitsumgebung<br />

eine Chance sehen, langsam die Oberhand<br />

gewinnen. Geradezu leidenschaftlich waren die<br />

Wortmeldung eines Towerlotsen aus Hong Kong, <strong>der</strong><br />

sich über mangelnde Sicht aus seinem Kontrollturm<br />

beklagte („zu weit weg, Gebäude im Weg“) und jede<br />

Art von technischer Hilfe geradezu herbeifl ehte. Alle<br />

Beteiligten machten jedoch deutlich, dass eine Virtualisierung<br />

<strong>der</strong> Platzkontrolle nur dann erfolgen kann,<br />

wenn sie eine mindestens genauso gute Sicht auf die<br />

Bewegungsfl ächen ermöglicht wie heute aus <strong>der</strong> Kanzel.<br />

Eine „konventionelle“ Kontrolle a la Erfurt, die nur<br />

auf Meldungen von Piloten und Nicht-Lotsen vor Ort<br />

basiert, fand dagegen in Istanbul kein Verständnis.<br />

Abgerundet wurde das Programm sowohl in Committee<br />

B als auch in <strong>der</strong> gemeinsamen Sitzung durch<br />

Rechenschaftsberichte <strong>der</strong> einzelnen EVPs sowie <strong>der</strong><br />

diversen IFATCA-Repräsentanten in internationalen<br />

Arbeitsgruppen. Die gemeinsame Sitzung spart hier<br />

in erster Linie Zeit und Organisationsaufwand, da<br />

65 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03


<strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03<br />

ATC International<br />

66<br />

diese Berichte nicht mehr vor verschiedenen Committees<br />

gehalten werden müssen.<br />

Zwei betrübliche Entwicklungen <strong>der</strong> letzten Jahre<br />

fanden auch dieses Mal wie<strong>der</strong> ihre Fortsetzung. Erstens:<br />

Nicht alle Mitgliedsverbände delegieren im Vorfeld<br />

<strong>der</strong> Konferenz ihre Stimmen, und kleine Verbände<br />

können nicht genügend Repräsentanten entsenden, um<br />

in mehreren Committees gleichzeitig vertreten zu sein.<br />

So sind manchmal nicht genügend Stimmen im Raum<br />

anwesend, um Beschlüsse fassen zu können. Und<br />

zweitens entwickelt sich zumindest in den Committees<br />

B und C zusehends eine Zweiklassengesellschaft. In<br />

<strong>der</strong> vor<strong>der</strong>en Hälfte des Raumes die Angehörigen <strong>der</strong><br />

Standing Committees sowie weitere, in erster Linie<br />

westliche Mitgliedsverbände, meist mit guten Englischkenntnissen,<br />

die sich über die aktuellen Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> Flugsicherung austauschen. Und auf den hinteren<br />

Plätzen Mitgliedsverbände aus an<strong>der</strong>en Teilen <strong>der</strong><br />

Welt, für die unsere Probleme Zukunftmusik sind, und<br />

die sich auch aufgrund sprachlicher Defi zite oft nicht<br />

in die Diskussion einbringen können. Übrigens saßen<br />

auch die USA in <strong>der</strong> letzten Reihe und ergriffen während<br />

<strong>der</strong> gesamten Sitzung nicht einmal das Wort. Darauf<br />

angesprochen, erklärte <strong>der</strong> NATCA-Vertreter, dass er<br />

aufgrund <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Kontrollzentralen, TRACONs<br />

und Türmen mit ihren Tausenden von Flugplätzen und<br />

Regionalverfahren schlicht nicht wisse, was in seinem<br />

Verband alles so passiere, und ihm daher zu vielen<br />

Themen die Sachkenntnis abgehen müsse. Soll das das<br />

Vorbild für Single European Sky sein?<br />

Committee C:<br />

Auch in diesem Jahr hatte das Arbeitsprogramm <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe C den gewohnten Umfang. Es glie<strong>der</strong>te<br />

sich hauptsächlich in die Schwerpunkte „Reports“ und<br />

„Professional Matters in ATC“. Desweiteren wurde das<br />

Arbeitsprogramm 2007/2008 für das „Professional<br />

and Legal Committee“ (PLC) beschlossen und <strong>der</strong><br />

Vorsitzende des PLC (für die nächsten 2 Jahre) und die<br />

Mitglie<strong>der</strong> (für ein Jahr) gewählt.<br />

Der EVP Professional Doug Churchill schil<strong>der</strong>te in<br />

seinem Bericht u.a. die Bemühungen <strong>der</strong> IFATCA, die<br />

japanischen Kollegen in dem bevorstehenden Prozeß<br />

vor dem höchsten japanischen Gericht zu unterstützen.<br />

Er erwähnte weiterhin, dass im „Linate-Fall“ wenig<br />

Fortschritte erreicht wurden. Breiten Raum nahm<br />

die Unterstützung <strong>der</strong> brasilianischen Kollegen nach<br />

dem mid-air collision im September vergangenen<br />

Jahr es ein. In <strong>der</strong> letzten Ausgabe des „Controller“<br />

wurde ausführlich berichtet, welche Unterstützung<br />

durch die IFATCA geleistet wurde.<br />

Ein wenig optimistischer Bericht war <strong>der</strong> des Herausgebers<br />

des Information Hand Book (IHB). Das IHB<br />

enthält jede Menge interessanter Informationen z.B.<br />

über Organisationsformen, Arbeitsbedingungen, Ausbildung,<br />

Pension u.s.w. in den Flugsicherungsunternehmen,<br />

in denen ATCOs <strong>der</strong> Mitgliedsorganisationen<br />

(MAs) beschäftigt sind. Lei<strong>der</strong> ist aber <strong>der</strong> Rücklauf<br />

aus den einzelnen MAs so gering, dass das IHB <strong>der</strong>zeit<br />

keine aktuelle Informationsquelle darstellt. Deswegen<br />

wurden die MAs aufgefor<strong>der</strong>t, jährlich ihre Angaben zu<br />

überprüfen und, falls notwendig, zu korrigieren.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> „Professional Matters in ATC“ beschäftigte<br />

sich damit, bestehende IFATCA-Policy zu überprüfen<br />

und ggf. an verän<strong>der</strong>te Bedingungen anzupassen.<br />

So wurden u.a. die „Policy on Training” und die “Policy<br />

on Hours of Work” überprüft. Die “Policy on Stress<br />

Management” wurde weiterentwickelt und lautet nun:<br />

“Professional critical incident stress support services<br />

should be made available to air traffi c controllers<br />

involved in ATC incidents/accidents and any other<br />

occurrences that have the potential to create critical<br />

stress reactions infl uencing the ATCO's performance.<br />

It is the controllers’ choice whether or not to take<br />

advantage of these support services”. Das bedeutet,<br />

dass jegliches Ereignis, welches das Arbeitsvermögen<br />

eines ATCO negativ beeinfl ußen kann, diesem das<br />

Recht gibt, CISM in Anspruch zu nehmen.<br />

Viel diskutiert wurde auch in diesem Jahr wie<strong>der</strong><br />

über die für März 2008 geplante Einführung des<br />

Nachweißes <strong>der</strong> englischen Sprachfähigkeiten. Es<br />

zeigte sich einmal mehr, dass viele Staaten und<br />

ANSPs darauf schlecht vorbereitet sind. So sind nur<br />

wenige Testverfahren verfügbar, <strong>der</strong> Trainingsbedarf<br />

wurde bisher kaum ermittelt und das Trainingsangebot<br />

erscheint ungenügend. Fest steht aber auch,<br />

dass die ICAO das geplante Einführungsdatum nicht<br />

verschieben wird und Abweichungen davon nur in<br />

gut begründeten Einzelfällen akzeptiert werden. Was<br />

allerdings die Konsequenzen einer Nichtanwendung<br />

<strong>der</strong> entsprechenden ICAO-Empfehlung sind, ob etwa<br />

entsprechende Lufträume o<strong>der</strong> Airlines dann als<br />

„unsafe“ bezeichnet werden , blieb unklar.<br />

Interessant war auch die Diskussion über die<br />

rechtlichen Seiten von papier-bzw. streifenloser<br />

Kontrolle. Offensichtlich wird <strong>der</strong>zeit in vielen FS-Unternehmen<br />

noch <strong>der</strong> gute alte Papierstreifen benutzt. Mit<br />

elektronischen Streifen o<strong>der</strong> gar völlig ohne arbeiten<br />

bisher nur wenige Units. Wegen Schwierigkeiten bei<br />

Einführung des papierlosen Streifens, arbeiten die<br />

Iraner zur Zeit mit Papier- und elektronischen Streifen,<br />

Griechenland ging nach einem Totalausfall sowohl<br />

des Haupt- als auch des Back-up-Systems wie<strong>der</strong> zur<br />

Anwendung des Papierstreifens zurück. Voraussetzung


für die Anwendung <strong>der</strong> streifenlosen Kontrolle muss<br />

in jedem Falle sein, dass bei einem Systemausfall die<br />

Daten weiterhin verfügbar sind und dass das Flugplandatensystem<br />

unabhängig vom Radardatensystem<br />

arbeitet, was gerade bei Ausfall eines <strong>der</strong> Systeme von<br />

außerordentlicher Bedeutung ist. Eine Verwendung <strong>der</strong><br />

streifenlosen Kontrolle als Leistungsindikator lehnt die<br />

IFATCA ab.<br />

Die neuen Towerkonzepte - „Virtuell TWR“ bzw.<br />

„Remote TWR“ - beschäftigen nach wie vor die ständigen<br />

Arbeitsgruppen TOC (Technical and operational<br />

Committee) und PLC. So gab es ein umfangreiches AP<br />

des PLC zu dem Thema „Visual Observation in a Control<br />

Tower Environment“. In diesem AP wurde erklärt,<br />

wie das menschliche Auge insbeson<strong>der</strong>e unterschiedliche<br />

Sehtiefen wahrnimmt und warum eine visuelle<br />

Beobachtung in einem Control Tower unbedingt notwendig<br />

ist. „Visual Observation in ATM“ wurde wie<br />

folgt defi niert: “Observation through direct eyesight of<br />

objects situated within the line of sight of the observer<br />

possibly enhanced by binoculars”. Weiterhin ist das<br />

PLC <strong>der</strong> Überzeugung, dass CCTV und an<strong>der</strong>e Anzeigen,<br />

die auf <strong>der</strong> Benutzung von Kameras basieren, für<br />

die Durchführung des Flughafenkontrolldienstes nicht<br />

benutzt werden können, sie sind vielmehr zusätzliche<br />

Mittel <strong>der</strong> Informationsgewinnung.<br />

In <strong>der</strong> gemeinsamen Sitzung von B und C wurde für<br />

„Future ATM concepts for the Provision of Aerodrome<br />

Control Service“ folgende Policy beschlossen: “Before<br />

any Aerodrome Control Service Concept can be endorsed<br />

by IFATCA, the following requirements shall be met:<br />

• The controller shall be provided with at least the<br />

same level of surveillance as currently provided by<br />

visual observation;<br />

• The introduction of Aerodrome Control Service<br />

Concepts shall be subject to a full safety analysis<br />

and relevant safety levels shall be met; and<br />

• Contingency procedures shall be in place;<br />

• Controllers shall be involved in the development of<br />

Aerodrome Control Service Concepts.“<br />

Das bedeutet für das <strong>der</strong>zeitige „Remote Tower“<br />

Konzept <strong>der</strong> DFS, dass es durch die IFATCA aufgrund des<br />

ersten Punktes schlichtweg abgelehnt wird.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> des PLC kommen diesmal aus Australien,<br />

Österreich, Deutschland, Hongkong, Italien, Israel,<br />

den Nie<strong>der</strong>landen, Neuseeland, Trinidad Tobago und<br />

Südafrika und <strong>der</strong> Vorsitzende ist für die nächsten zwei<br />

Jahre Geert Maesen aus Belgien. In das PLC-Arbeitsprogramm<br />

wurden u.a. Themen wie Arbeitsplatzbesetzung,<br />

Drogen- und Alkoholtests in ATC, Zertifi zierung von Flugsicherunsausrüstungen<br />

und E-learning als Trainingsprogramm<br />

aufgenommen.<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> Tagesordnung <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />

C nahm insgesamt fast vier Tage in Anspruch, wobei<br />

die gemeinsame Sitzung von B und C allein einen Tag<br />

dauerte. Die Diskussionen zu den einzelnen TOP waren<br />

auch diesmal wie<strong>der</strong> interessant und umfangreich und<br />

wurden von den einzelnen MAs einerseits dazu genutzt,<br />

die Situation in ihrem Land o<strong>der</strong> in ihrem Unternehmen<br />

darzustellen. An<strong>der</strong>erseits wurde auch um Hilfe <strong>der</strong> IFAT-<br />

CA bei <strong>der</strong> Bewältigung bestimmter Probleme gebeten<br />

o<strong>der</strong> auf Sachverhalte hingewiesen, wo eine stärkere<br />

Einfl ussnahme <strong>der</strong> IFATCA wünschenswert wäre.<br />

Mein IFATCA-Abenteuer in Istanbul<br />

Genau genommen hat diese „46 th annual world conference of<br />

IFATCA“ für mich am 21.03.2007 in Berlin angefangen, nämlich<br />

auf <strong>der</strong> Bundesfachbereichskonferenz des FSBD <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>.<br />

Der Bundesvorstand hatte beschlossen, in diesem<br />

Jahr und zu dieser Konferenz, einem „ganz normalen“<br />

Delegierten die Chance zu geben, mit nach Istanbul zu<br />

fahren. Die gute Idee dahinter war, mal einen Eindruck<br />

von <strong>der</strong> internationalen Arbeit zu vermitteln, zu sehen,<br />

wie <strong>Gewerkschaft</strong>sarbeit in größerem Rahmen so<br />

läuft, mit Lotsenkollegen aus aller Welt zu reden (und<br />

natürlich auch zu feiern, denn einige <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Gespräche fanden und fi nden sowieso außerhalb des<br />

ganz offi ziellen Rahmens statt). Und ich habe das große<br />

Los gezogen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn <strong>der</strong><br />

Gerechtigkeit wegen wurde dieser Platz ausgelost – and<br />

I was lucky! Und so hatte ich von da an drei Wochen<br />

Zeit, mich physisch und psychisch auf diesen „Ausfl ug“<br />

vorzubereiten:<br />

ATC International<br />

Die Vorbereitung<br />

Da ich von den sieben Konferenztagen<br />

(inklusive An- und Abreise) nur drei geplant<br />

frei hatte, musste die Freistellung für die<br />

an<strong>der</strong>en Tage noch gesichert werden, was<br />

trotz meiner anfänglichen Zweifel durch das Entgegenkommen<br />

<strong>der</strong> zuständigen Führungskraft ganz<br />

problemlos möglich wurde. Flug und Hotel waren zu<br />

buchen, die Anmeldung bei <strong>der</strong> IFATCA mußte erledigt<br />

werden, was glücklicherweise an<strong>der</strong>e für mich<br />

gemacht haben. Denn auch so schon war ich ausreichend<br />

beschäftigt, ohne mir auch noch Gedanken<br />

über den organisatorischen Ablauf zu machen.<br />

von<br />

Sabrina<br />

Leitzbach<br />

67 <strong>der</strong> fl ugleiter 2007/03

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