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der fl ugleiter 2009/06<br />
Luftwaffe<br />
42<br />
hier im Nationalpark Eifel sind am Wochenende<br />
wahre Heerscharen von Besuchern auf den Straßen,<br />
auch viele Motorradfahrer. Da werden wir oft dazu<br />
gerufen.“<br />
Zusammenarbeit mit zivilen Stellen<br />
Wobei SAR 41 kein Rettungshubschrauber im eigentlichen<br />
Sinn ist. Deshalb gehört zur Standardbesatzung<br />
auch kein Notarzt. Heute gibt es in Deutschland<br />
ein fl ächendeckendes Netz von zivilen Rettungshubschraubern<br />
des Katastrophenschutz und etwa des<br />
ADAC oder anderer kommerzieller Anbieter. Sie sind<br />
auf Flughäfen und bei Krankenhäusern stationiert und<br />
können jeden Punkt in Deutschland binnen weniger<br />
Minuten erreichen. Sollte das jedoch nicht ausreichen,<br />
können die Behörden auch die SAR-Kommandos der<br />
Bundeswehr um Unterstützung bitten. Das geschieht<br />
über das Rescue Co-Ordination Center beim Lufttransportkommando<br />
in Münster.<br />
„Viele Gerettete bedanken sich bei uns“<br />
„Mein erster Einsatz war 1998 bei der ICE-Katastrophe<br />
im niedersächsischen Eschede“, erinnert sich Bordtechniker<br />
Peters. „Ich war dam<strong>als</strong> beim SAR-Kommando<br />
in Erfurt und wir sind dam<strong>als</strong> sofort hingefl ogen.“<br />
Ein bleibendes Erlebnis, das dem 46jährigen in<br />
Erinnerung geblieben ist. Aber auch die zahlreichen<br />
folgenden Einsätze, bei denen er helfen konnte. „Viele<br />
Menschen schreiben uns später und bedanken sich<br />
bei uns. Das hinterlässt ein gutes Gefühl.“ Mit 5000<br />
Flugstunden ist Peters schon ein alter Hase. Pilot<br />
Mario Weber hingegen hat gerade seine Ausbildung<br />
abgeschlossen und schiebt seinen ersten SAR-Dienst.<br />
Erst einen Einsatz hat der 29jährige Oberleutnant<br />
gefl ogen – vorgestern hat er einen Patienten in eine<br />
Spezialklinik überführt.<br />
„Powerline“, ruft Peters und macht den Piloten auf<br />
eine Hochspannungsleitung aufmerksam. Die sieht<br />
man oft sehr spät, weil sie so dünn sind. „Einmal haben<br />
wir erst nach der Landung gesehen, dass da auf der<br />
Wiese lauter grüne Pfosten rumstanden, die wir fast<br />
mitgenommen hätten. Da sieht man dann beim Start<br />
zweimal raus.“ Das Wetter ist schlechter geworden.<br />
Unter den Scheibenwischern klebt Schnee. Zwischen<br />
Schauern können wir die Ruhrt<strong>als</strong>perre erkennen und<br />
die markante Gebäudeanlage von Vogelsang. Rechts<br />
die Kaserne des Luftwaffenversorgungsregiment<br />
Mechernich, in der Ortsmitte ein Krankenhaus. „Auf<br />
dem Dach können wir mit zehn Tonnen Gewicht landen“,<br />
sagt Mario Rader. Künftig wird das nicht mehr<br />
gehen. Wenn die betagte UH1D der modernen und<br />
größeren NH90 weicht, werden nicht mehr so viele<br />
Rettungsfl üge stattfi nden. Dazu ist der mittlere Transporthubschrauber<br />
zu groß und zu schwer.<br />
Höchste Konzentration<br />
Starker Rückenwind schiebt uns mit fast 30 Knoten<br />
über Zülpich zurück nach Nörvenich. Am rechten Horizont<br />
ist die markante Silhouette des Siebengebirges<br />
✈ Stabsfeldwebel Peter entfernt die Sicherungsleinen<br />
vom Hauptrotor.<br />
✈ Bordtechniker hält Ausschau nach Hindernissen.<br />
sichtbar, vor uns im Norden der Kirchturm von Kerpen<br />
<strong>als</strong> Anfl ughilfe. Nur noch 500 Fuß zeigt der Höhenmesser<br />
an, Nörvenich Tower gibt uns die Einfl uggenehmigung<br />
in die Kontrollzone und die Landeerlaubnis.<br />
Nochmal höchste Konzentration – Rader hat die<br />
rechte Tür geöffnet, um den Piloten einweisen zu können.<br />
Viel Platz ist nicht zwischen den Bäumen rund um<br />
das Hubschrauberlandefeld. Nach einer Stunde Flug<br />
setzen wir sicher wieder auf. Während Bordtechniker<br />
Peters dafür sorgt, dass der Hubschrauber wieder<br />
vollgetankt wird, erledigt Pilot Weber den Papierkrieg<br />
und Luftrettungsmeister Rader kocht uns erst mal<br />
einen Kaffee. Debriefi ng. Der Flug ist gut gelaufen, die<br />
beiden neuen Kameraden sind vertraut mit der Area.<br />
Immer erreichbar<br />
Jetzt heißt es wieder Warten. Lesen, ein bisschen<br />
Sport, Laufen in der Umgebung des Hangars – immer<br />
erreichbar und in Reichweite. Ein großer Fernseher<br />
steht im Aufenthaltsraum – zeigen Serien wie Medicopter<br />
112 die Realität? Die Männer lachen. „Ich sehe<br />
mir das gar nicht erst an“, sagt Bordmechaniker<br />
Peters, die anderen beiden nicken beifällig.<br />
Manchmal wird es eng bei den Einsätzen, sagen die<br />
drei Männer. Und manchmal geht es auch nicht gut<br />
aus. Es sind auch SAR-Besatzungsangehörige bei SAR-<br />
Einsätzen ums Leben gekommen. „1994 sind unsere<br />
Kameraden in Mannheim abgestürzt“, erinnert sich<br />
Rader. „Das war ein schlimmes Erlebnis für mich. Aber<br />
insgesamt ist es ein sehr befriedigender und abwechslungsreicher<br />
Beruf, der mir viel Spaß macht.“