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Insulintherapie bei Diabetes ( PDF , 1 MB ) Hinweis - Barmer GEK

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<strong>Insulintherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Diabetes</strong>


2 3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Diabetes</strong>behandlung mit Insulin 3<br />

Insulin – das körpereigene Hormon 4<br />

Wie hängen Insulin und<br />

<strong>Diabetes</strong> zusammen? 4<br />

Wann braucht der Körper Insulin? 5<br />

Insulin – das Arzneimittel 6<br />

Woher kommt das Insulin? 6<br />

Die Insulinanaloga 7<br />

Wie lange wirkt Insulin? 8<br />

Wie wird Insulin aufbewahrt? 9<br />

Unterwegs mit Insulin 10<br />

Bei Auslandsreisen 11<br />

Zeitverschiebung 11<br />

Reisekrankenversicherung 11<br />

Behandlung mit Insulin 12<br />

Wie lernt man das? 12<br />

Was ist eine konventionelle Therapie? 13<br />

Kontrollen gehören dazu 14<br />

Wo und womit Blut gewinnen? 15<br />

Was ist eine intensivierte Therapie? 16<br />

Was ist eine Pumpentherapie? 17<br />

Wie wird die Insulindosis angepasst? 18<br />

Was tun <strong>bei</strong> körperlicher Aktivität? 18<br />

Das sollten Sie <strong>bei</strong> körperlich<br />

anstrengenden Tätigkeiten tun 20<br />

Was tun <strong>bei</strong> Krankheit? 21<br />

Der Spritz-Ess-Abstand 22<br />

Wann wie viel Normalinsulin spritzen? 22<br />

Was beeinflusst die Insulinwirkung? 23<br />

Womit spritzen? 23<br />

Gerollt, nicht geschüttelt 24<br />

Wie wird gespritzt? 25<br />

Wie spritzen? 25<br />

Wohin spritzen? 25<br />

Was ist <strong>bei</strong> der Ernährung<br />

zu beachten? 26<br />

BE, KE, GI 27<br />

Wissenswertes rund ums Essen 28<br />

Rat und Hilfe 29<br />

Impressum 31<br />

<strong>Diabetes</strong>behandlung mit Insulin<br />

„<strong>Diabetes</strong>? Na ja. Aber zum Glück brauche ich kein Insulin zu spritzen.“ So<br />

ähnlich denken viele, wenn sie die Arztpraxis mit der Diagnose Typ-2-<strong>Diabetes</strong><br />

verlassen. Und sind dann vielleicht erschrocken, wenn sie eines Tages erfahren,<br />

dass die Tablettenbehandlung nun doch nicht mehr ausreicht und sie fortan<br />

Insulin spritzen müssen.<br />

Anders hingegen Menschen mit Typ-1-Diabe<br />

tes. Sie, deren Bauchspeicheldrüse kein<br />

Insulin mehr bildet, werden von Anfang<br />

an glücklich sein, dass sie Insulin haben.<br />

Schließ lich ist es ihr Lebensretter. Ohne das<br />

Medikament Insulin wäre ihre Diagnose<br />

ein sicheres Todesurteil – wie das vor gut<br />

80 Jahren noch war. Heutzutage können<br />

sie dank der täglichen Insulininjektionen ein<br />

nahezu normales Leben führen.<br />

Nahezu – denn neben der Notwendigkeit,<br />

sich mehrmals täglich Insulin zu injizieren,<br />

müssen sie häufig den Blutzucker kontrollieren<br />

und <strong>bei</strong> besonderen Bedingungen,<br />

wie Sport oder Krankheit, die Insulindosierung<br />

anpassen.<br />

Strenge Ernährungsregeln wie „Diabetiker<br />

dürfen nichts Süßes essen“ oder „Eineinhalb<br />

Scheiben Graubrot zum Frühstück – nicht<br />

mehr und nicht weniger“ gehören hingegen<br />

der Vergangenheit an. Je vielfältiger das<br />

Insulinangebot wurde, desto differenzierter<br />

und ausgefeilter lässt sich die Therapie gestalten.<br />

Wer gut geschult ist, kann seine<br />

bisherigen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten<br />

weitgehend <strong>bei</strong>behalten und passt<br />

die Insulinbehandlung diesen Bedingungen<br />

an. Aber auch die andere Variante ist denkbar:<br />

Wer sich von einer derart eigenverant-<br />

wortlichen Therapie überfordert fühlt, kann<br />

sich die Insulinbehandlung von Ärztin oder<br />

Arzt vorgeben lassen und richtet seinen Alltag<br />

darauf aus.<br />

Mit Insulininjektionen ist es möglich, den<br />

Blutzuckerspiegel so einzustellen, dass er<br />

dem eines Menschen ohne <strong>Diabetes</strong> nahekommt.<br />

Das senkt das Risiko für Spätschäden<br />

durch den <strong>Diabetes</strong>. Die Insulinbehandlung<br />

bietet Ihnen also die Chance, trotz<br />

Ihrer Krankheit ihr Leben zu genießen.


4 5<br />

Insulin – das körpereigene Hormon<br />

Seiner Chemie nach ist Insulin ein Eiweiß. Genauso wie das Weiße vom Frühstücksei<br />

wird es im Magen verdaut, und es kann verderben, wenn man es<br />

nicht richtig aufbewahrt.<br />

Eines der vielen Hormone, mit denen der<br />

Körper seine Abläufe steuert, ist Insulin. Es<br />

wird in den B-Zellen der Langerhans-Inseln<br />

der Bauchspeicheldrüse gebildet und direkt<br />

ins Blut abgegeben.<br />

Insulin reguliert den Blutzuckerspiegel im<br />

Körper. Dazu „öffnet“ es wie ein Schlüssel<br />

vor allem die Muskelzellen, damit der Zucker<br />

aus dem Blut in sie hineingelangen und in<br />

ihnen verbrannt werden kann. So gewinnen<br />

die Zellen die Energie, die sie für ihre Funktionen<br />

benötigen. In der Leber verhindert<br />

Insulin, dass fortwährend neuer Zucker gebildet<br />

wird. Auch in den Stoffwechsel von<br />

Fett und Eiweiß greift Insulin ein.<br />

Wie hängen Insulin und <strong>Diabetes</strong><br />

zusammen?<br />

Jede gemischte Kost enthält so genannte<br />

Kohlenhydrate. Diese werden <strong>bei</strong> der Verdauung<br />

zerlegt. Ihr kleinstes Abbauprodukt,<br />

der Zuckerbaustein Glukose, tritt im Dünndarm<br />

ins Blut über und wird so im gesamten<br />

Körper verteilt, um zu den Zellen zu gelangen.<br />

Allerdings sollte der Zuckergehalt<br />

des Blutes eine bestimmte Grenze nicht<br />

überschreiten, da er sonst Gefäße und Nerven<br />

schädigen kann. Steigt der Blutzuckergehalt<br />

– das charakteristische Kennzeichen<br />

eines <strong>Diabetes</strong> –, ist das für die Bauchspeicheldrüse<br />

ein Signal, vermehrt Insulin zu<br />

pro duzieren. Es sorgt dafür, dass der überschüssige<br />

Zucker in die Zellen, vor allem in<br />

die Muskelzellen, gelangt.<br />

Diese sehr fein geregelte Beziehung zwischen<br />

dem Gehalt des Blutes an Zucker<br />

und an Insulin ist <strong>bei</strong> <strong>Diabetes</strong> gestört. Bei<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> reagieren die Körperzellen<br />

in der Regel nicht mehr ausreichend auf Insulin.<br />

Es ist viel mehr von dem Hormon Insulin<br />

notwendig als sonst, damit vor allem<br />

die Muskel- und Fettzellen Glukose aus dem<br />

Blut aufnehmen können. In der Fachsprache<br />

heißt es, die Zellen sind „insulinresistent“.<br />

Um das nötige Insulin bereitzustellen, produziert<br />

die Bauchspeicheldrüse nun zunächst<br />

mehr Insulin. Nach und nach werden<br />

die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse<br />

immer schwächer. Schließlich<br />

gelingt es dem Organ nicht mehr, genügend<br />

Insulin abzugeben, um den<br />

Blutzuckerspiegel normal zu halten. Dieser<br />

Prozess kann sich jahrelang hinziehen. Das<br />

ist anders <strong>bei</strong> Typ-1-<strong>Diabetes</strong>. Er hat andere<br />

Ursachen als der Typ-2-<strong>Diabetes</strong>, und die<br />

Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse<br />

versiegt ziemlich rasch. Dadurch ruft der<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> ein anderes Beschwerdebild<br />

hervor. An diesem werden die <strong>bei</strong>den <strong>Diabetes</strong>typen<br />

unterschieden. Menschen mit<br />

Typ-1-<strong>Diabetes</strong> müssen das fehlende Hormon<br />

spritzen.<br />

Die <strong>Diabetes</strong>behandlung soll das Verhältnis<br />

von Blutzucker und Insulinwirkung wieder<br />

dem Normalzustand annähern.<br />

Wann braucht der Körper Insulin?<br />

Die Bauchspeicheldrüse produziert kontinuierlich<br />

eine gewisse Menge Insulin, mit der<br />

sie die Körperfunktionen aufrechterhält.<br />

Dieser so genannte basale Insulinbedarf, die<br />

Basalrate, liegt <strong>bei</strong> etwa 1 Einheit Insulin<br />

pro Stunde bzw. 0,35 I.E. (= Internationale<br />

Einheiten) pro kg/Körpergewicht und<br />

schwankt kaum.<br />

Menschen, die kein eigenes Insulin mehr<br />

bilden, müssen sich diese Basalrate an<br />

Insulin spritzen: morgens und abends jeweils<br />

etwa 12 Einheiten. Bei Menschen mit<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> reicht die Eigenproduktion<br />

der Bauchspeicheldrüse meist noch einige


6 7<br />

Jahre aus, um den Grundbedarf an Insulin<br />

zu decken. Ist sie dann jedoch irgendwann<br />

„erschöpft“, müssen auch Menschen mit<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> Insulin spritzen.<br />

Für ein Essen, <strong>bei</strong> dem Kohlenhydrate aufgenommen<br />

wurden, braucht der Körper zusätzlich<br />

Insulin. 10 Gramm Glukose (1 BE)<br />

lassen den Zuckerspiegel im Blut um etwa<br />

40 mg/dl ansteigen. Damit die Muskelzellen<br />

diese Menge Zucker aufnehmen können,<br />

ist ungefähr 1 Einheit Insulin erforderlich.<br />

Insulin – das Arzneimittel<br />

Zum Glück für alle Menschen mit <strong>Diabetes</strong>, deren Bauchspeicheldrüse nicht<br />

mehr genügend Insulin bildet, gibt es das Hormon als Medikament. So können<br />

sie trotz Insulinmangels ein nahezu normales Leben führen.<br />

Woher kommt das Insulin?<br />

Jahrzehntelang wurde Insulin aus den Bauchspeicheldrüsen<br />

von Rindern und Schweinen<br />

gewonnen. Spezielle Reinigungsprozesse<br />

befreien es von den Bestandteilen, die Menschen<br />

schaden können. Diese Insuline sind<br />

jedoch nicht identisch mit dem des Menschen.<br />

Das hat <strong>bei</strong> einigen Verwendern zu<br />

Unverträglichkeitsreaktionen geführt. In-<br />

suline von Tieren spielen inzwischen kaum<br />

noch eine Rolle. Heute wird am häufigsten<br />

Auf der Grundlage dieser Zahlen kann man<br />

die Menge Insulin errechnen, die in etwa<br />

<strong>bei</strong> einer Mahlzeit gespritzt werden muss.<br />

Diese Menge Insulin pro BE wird auch BE-<br />

Faktor genannt.<br />

Die basale und die mahlzeitenbezogene<br />

Insulinmenge addieren sich im Laufe des<br />

Tages auf ungefähr 30 bis 40 Einheiten.<br />

Das ist in der Regel die Insulinmenge, die<br />

sich Menschen mit <strong>Diabetes</strong> über den Tag<br />

verteilt zu bestimmten Zeiten spritzen.<br />

Humaninsulin gebraucht. Dieses ist exakt so<br />

aufgebaut wie das Insulin, das der menschliche<br />

Körper bildet. Hergestellt wird es entweder,<br />

indem <strong>bei</strong> Schweineinsulin ein abweichender<br />

Baustein ausgetauscht wird,<br />

oder es wird von Bakterien oder Hefen produziert,<br />

die gentechnisch in ihr Erbgut die<br />

Information eingepflanzt bekommen haben,<br />

menschliches Insulin zu bilden.<br />

Relativ neu in der Insulinpalette sind die<br />

ebenfalls gentechnologisch produzierten<br />

so genannten Insulinanaloga. Der Zusatz<br />

„Analogon“ (griechisch: ähnlich) soll klar<br />

machen, dass diese Moleküle dem natür-<br />

Die Insulinanaloga<br />

Verordnet Ihnen im Besser-Leben-Programm<br />

der Arzt Insulinanaloga, wird er<br />

Sie über Folgendes informieren. Derzeit<br />

ist nicht sicher geklärt, inwieweit Insulinanaloga<br />

das Risiko für <strong>Diabetes</strong>spätfolgen<br />

tatsächlich verringern können und<br />

ob ihre Anwendung über lange Zeit hinweg<br />

wirklich unbedenklich ist.<br />

Eine Prüfung der Insulinanaloga im Jahr<br />

2006 durch das Institut für Qualität und<br />

Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen<br />

(IQWIG) hat ergeben: Insulinanaloga sind<br />

in ihrer blutzuckersenkenden Wirksamkeit<br />

den Humaninsulinen zwar gleichwertig,<br />

einen Vorteil, der sie über die Humaninsuline<br />

hinaushebt, kann heute noch<br />

nicht nachgewiesen werden. Jedoch<br />

sind sie bis zu einem Drittel teurer als<br />

Humaninsuline.<br />

lichen Insulin zwar ähneln, aber anders<br />

aufgebaut sind als die Natur es vorsieht;<br />

in ihrem Molekül sind Eiweißbausteine<br />

gegeneinander ausgetauscht.<br />

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA)<br />

ist das Gremium, dass in Deutschland<br />

Richtlinien z.B. für Arzneimittel erlässt,<br />

die für Krankenkassen und auch Ärzte<br />

gleichermaßen verbindlich sind. Der GBA<br />

hat entschieden, daß kurzwirksame<br />

Insulinanaloga zur Behandlung von<br />

Typ-2-<strong>Diabetes</strong> nicht verordnet werden<br />

dürfen, so lange sie teurer sind als<br />

Human insuline. Von dieser Regel ausgenommen<br />

sind genau definierte Fälle:<br />

Typ-2-Diabetiker mit einer Allergie auf<br />

Humaninsulin, solche, deren <strong>Diabetes</strong>einstellung<br />

trotz aller Bemühungen mit<br />

Humaninsulin nicht so gelingt, wie<br />

es notwendig ist, die aber mit Insulin-<br />

ana loga nachweislich erfolgreich sind,<br />

und Diabetiker, die so unverhältnismäßig<br />

hohe Dosen Humaninsulin spritzen<br />

müssen, dass eine Therapie mit Insulin-<br />

analoga kostengünstiger ist.


8 9<br />

U40, U100<br />

Nicht eine U-Bahn-Linie ist mit diesen<br />

Kürzeln gemeint, sondern „U“ steht für<br />

das englische „unit“ und heißt Einheit.<br />

In Deutschland gibt es nämlich Insulin in<br />

zwei verschiedenen Konzentrationen:<br />

U40 und U100. U40-Insulin enthält 40<br />

Einheiten Insulin pro Milliliter. Flaschen<br />

mit diesem Insulin erkennen Sie an ihrer<br />

orangenfarbenen Kappe. U100-Insulin<br />

enthält 100 Einheiten pro Milliliter; diese<br />

Flaschen haben eine rote Kappe. Jede<br />

Insulinsorte muss mit Spritzen verabreicht<br />

Wie lange wirkt Insulin?<br />

Um die körpereigene Insulinversorgung<br />

möglichst gut nachahmen zu können, gibt<br />

es verschiedene Insulinzubereitungen, und<br />

diese wirken unterschiedlich lange. Mit kurzwirkendem<br />

Insulin lassen sich Blutzuckerspitzen<br />

abfangen, wie sie nach dem Essen<br />

auftreten. Dafür eignet sich Normalinsulin,<br />

früher auch als Altinsulin bezeichnet. Es beginnt<br />

etwa eine halbe Stunde nach dem<br />

Spritzen zu wirken. Nach ein bis vier Stunden<br />

ist seine Wirkung am stärksten, nach<br />

sechs bis acht Stunden ist es weitgehend abgebaut.<br />

Dieses Insulin erkennen Sie daran,<br />

dass es klar und durchsichtig ist.<br />

Noch schneller wirken die kurzwirksamen<br />

Insulinanaloga. Ihre Wirkung beginnt sofort<br />

oder 10 bis 20 Minuten nach dem Spritzen<br />

werden, deren Skala auf die Einheiten<br />

abgestimmt ist. Wenn Sie das übersehen,<br />

spritzen Sie sich entweder 2,5mal<br />

mehr oder weniger Insulin als für Ihre<br />

Behandlung notwendig ist. Die halb automatischen<br />

Spritzen (Pens) werden in der<br />

Regel mit U100-Insulin befüllt.<br />

Wichtig ist diese Unterscheidung auch,<br />

wenn Sie auf Reisen gehen: Außerhalb<br />

Deutschlands gibt es oft nur U100 und<br />

kein U40-Insulin.<br />

und hält je nach Dosis zwischen einer und<br />

maximal drei Stunden an.<br />

Mit so genanntem Verzögerungsinsulin<br />

wird die Grundversorgung an Insulin, der<br />

Basalbedarf, abgedeckt, also die Menge,<br />

die der Körper Tag und Nacht für sein Funktionieren<br />

braucht. In diesen auch Basal-<br />

oder NPH-Insulin genannten Produkten ist<br />

das Insulin an eine Substanz gebunden,<br />

durch die das Hormon langsamer ins Blut<br />

übertritt. Die Wirkung dieser Insuline setzt<br />

nach etwa zwei Stunden ein und kann bis<br />

zu zwölf Stunden anhalten. Ein solches mittellangwirkendes<br />

Insulin ist milchig trübe<br />

bzw. wenn es sich entmischt, gibt es einen<br />

Bodensatz, in dem sich der größte Teil des<br />

Insulins befindet, und darüber steht eine<br />

klare Flüssigkeit. Diese Insuline müssen vor<br />

der Injektion gemischt werden, indem man<br />

den Pen 20mal schwenkt. Eine Ausnahme<br />

ist Insulin glargin, welches ebenfalls als klare<br />

Lösung vorliegt.<br />

Noch länger, nämlich bis zu 36 Stunden,<br />

wirken Insuline, die im Präparatenamen den<br />

Zusatz lente, ultralente oder ultratard tragen.<br />

Auch <strong>bei</strong> den langwirksamen Insulinanaloga<br />

setzt die Wirkung sehr langsam<br />

ein und hält 24 und mehr Stunden an.<br />

Wie wird Insulin aufbewahrt?<br />

Insulin verträgt weder große Hitze noch<br />

Kälte. Bei etwa 42°C flockt es aus und<br />

verliert an Wirksamkeit. Die angebrochene<br />

Flasche können Sie <strong>bei</strong> Zimmertemperatur<br />

aufbewahren, den Vorrat lagern Sie am<br />

besten im Butterfach des Kühlschranks. Achten<br />

Sie immer auf das Verfalldatum. Ist es<br />

überschritten, wirkt das Hormon nicht<br />

mehr verlässlich.<br />

Darüber hinaus gibt es Kombinationen<br />

aus Normal- und Verzögerungsinsulin. Wie<br />

schnell und wie lange sie wirken, hängt<br />

vom Mischungsverhältnis ab. Da<strong>bei</strong> gibt es<br />

alle denkbaren Variationen: von 10 Prozent<br />

Normalinsulin und 90 Prozent Verzögerungsinsulin<br />

über 30 zu 70 und 50 zu 50 bis zu<br />

90 Prozent Normalinsulin und 10 Prozent<br />

Verzögerungsinsulin. Mit diesen Mischungen<br />

lassen sich sowohl der Grundbedarf an<br />

Insulin über mehrere Stunden als auch der<br />

zusätzliche Insulinbedarf nach dem Essen<br />

decken.


10 11<br />

Unterwegs mit Insulin<br />

Egal, ob Sie für drei Stunden das Haus<br />

verlassen oder drei Wochen wegbleiben<br />

wollen – nehmen Sie sicherheitshalber<br />

alles mit, was Sie für Ihre <strong>Diabetes</strong>behandlung<br />

brauchen. Wenn Sie folgendes da-<br />

<strong>bei</strong> haben, kann Sie weder ein verpasster<br />

Zug noch eine geschlossene Apotheke<br />

in Not bringen.<br />

n Ihre verschiedenen Insulinsorten<br />

n Spritzen und Kanülen (Wer eigentlich<br />

Pen oder Pumpe benutzt, benötigt sie<br />

für den Fall, dass die Geräte ausfallen.)<br />

n Blutzuckermessgerät<br />

n Blutzuckerteststreifen oder ggf. Urinteststreifen<br />

n Zuckerhaltiges Getränk oder Traubenzucker,<br />

um eine evtl. Unterzuckerung<br />

aufzufangen, sowie länger wirkende<br />

Kohlenhydrate, um den Blutzucker-<br />

spiegel stabil zu halten.<br />

n Gesundheitspass <strong>Diabetes</strong><br />

n Notfallausweis<br />

Unterwegs tragen Sie das in Gebrauch<br />

befindliche Insulin am besten körpernah<br />

in einer Innentasche der Kleidung, einem<br />

Brustbeutel oder einer Bauchtasche. Im<br />

Auto, auf der Fensterbank oder in einem<br />

dunklen Rucksack wird es <strong>bei</strong> direkter Sonneneinstrahlung<br />

leicht wärmer als 40°C,<br />

und das bekommt Insulin nicht. Für längere<br />

Transporte im Sommer können Sie sich<br />

zwar eine kleine Kühltasche anschaffen,<br />

es genügt aber, das Insulin in ein feuchtes<br />

Tuch zu wickeln und in eine gekühlte<br />

Thermosflasche zu legen.<br />

Bei Auslandsreisen<br />

Das <strong>Diabetes</strong>-Set gehört ins Handgepäck.<br />

Gut wäre es, wenn Sie sich vor Reisebeginn<br />

folgende Informationen beschaffen:<br />

n Wie heißt ein Ihrem Insulin entsprechendes<br />

Produkt in Ihrem Reiseland? Achten<br />

Sie da<strong>bei</strong> auf die Konzentration des Insulins<br />

und die Injektionsspritzen mit einer<br />

dem entsprechenden Strichskala (U100<br />

oder U40). In einigen Ländern gibt es<br />

nur Insulin mit einer Konzentration von<br />

100 I.E. pro ml.<br />

n Wo praktiziert der Ihrem Urlaubsort<br />

nächstgelegene <strong>Diabetes</strong>arzt?<br />

n Wo ist das nächste Krankenhaus mit<br />

<strong>Diabetes</strong>erfahrung?<br />

n Notieren Sie sich einige Hilfesätze in<br />

der Landessprache.<br />

Nehmen Sie sich die Telefonnummer Ihres<br />

behandelnden Arztes bzw. der Ärztin mit,<br />

damit Sie sie im Notfall anrufen können.<br />

Zeitverschiebung<br />

Beim Flug gen Westen müssen Sie Ihre Uhr<br />

zurückstellen. Wenn Sie zum Beispiel in<br />

New York um 17.00 Uhr ankommen, stünde<br />

der Zeiger Ihrer Uhr in Frankfurt auf<br />

23.00 Uhr. An diese Zeitverschiebung müssen<br />

Sie Ihre <strong>Insulintherapie</strong> anpassen.<br />

Das gelingt zum Beispiel so: Die um 23.00<br />

Uhr eigentlich fällige Injektion von Verzögerungsinsulin<br />

fällt aus. Stattdessen spritzen<br />

Sie jeweils Normalinsulin zu den Mahlzeiten.<br />

Erst wenn Sie in New York schlafen gehen,<br />

spritzen Sie sich die zur Nacht übliche<br />

Menge Verzögerungsinsulin. Wenn Sie sich<br />

unsicher sind, wie Sie Ihre <strong>Insulintherapie</strong><br />

an Ihre jeweilige Reiseroute anpassen sollen,<br />

lassen Sie sich von Ihrem <strong>Diabetes</strong>team einen<br />

Spritzplan erstellen.<br />

Reisekrankenversicherung<br />

Empfehlenswert ist sie vor allem, wenn Sie<br />

in Länder reisen, mit denen die Bundesrepublik<br />

kein Abkommen über die Erstattung<br />

von Krankheitskosten getroffen hat. Dazu<br />

gehören z.B. die USA.<br />

Lesen Sie unbedingt die Versicherungsbedingungen,<br />

bevor Sie sich für ein Angebot<br />

entscheiden. Nicht alle Unternehmen versichern<br />

Menschen, die <strong>bei</strong> Antritt der Reise<br />

schon (chronisch) krank sind. Als Mensch<br />

mit <strong>Diabetes</strong> gehören Sie genau zu dieser<br />

Personengruppe.


12 13<br />

Behandlung mit Insulin<br />

Bei der dauerhaften Anwendung von<br />

Insulin gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche<br />

Behandlungsarten: die<br />

konventionelle und die intensivierte<br />

Therapie.<br />

Bei der konventionellen <strong>Insulintherapie</strong><br />

sind die Insulinmischungen und die Spritzzeiten<br />

festgelegt. Der Patient passt sich<br />

mit seinen Mahlzeiten den gespritzten Insulineinheiten<br />

an.<br />

Die intensivierte <strong>Insulintherapie</strong> wird an<br />

den Tagesablauf und die eingenommenen<br />

Mahlzeiten angepasst.<br />

Zu <strong>bei</strong>den Therapieformen gehören regelmäßige<br />

Kontrollen des Blutzuckers. Darüber<br />

hinaus müssen die Menge der aufgenommenen<br />

Kohlenhydrate und die des gespritzten<br />

Insulins aufeinander abgestimmt<br />

werden. Geschieht das nicht angemessen,<br />

drohen Unter- und Überzuckerungen.<br />

Näheres zu diesen Problemen lesen Sie im<br />

BARMER <strong>GEK</strong> Themenheft Unter- und<br />

Überzuckerung.<br />

Wie lernt man das?<br />

Der Gedanke, sich mehrmals täglich ein<br />

Medikament zu spritzen, schreckt zunächst<br />

einmal die meisten Menschen. Doch nur<br />

Mut: Bisher hat noch jeder gelernt, seine<br />

<strong>Diabetes</strong>behandlung zu managen. Schließlich<br />

werden Sie damit ja nicht allein gelassen,<br />

sondern Sie bekommen im Rahmen des<br />

Besser-Leben-Programms die Möglichkeit,<br />

sich in einer speziellen Schulung auf Ihre<br />

Auf gabe vorzubereiten. In den Schulungsprogrammen<br />

werden Sie im Umgang mit<br />

Spritzen und Kanülen, Insulin und Blut-<br />

zuckermessgerät vertraut gemacht. Sie erfahren,<br />

wie die üblichen Nahrungsmittel<br />

zusammengesetzt sind und was die Ernährung<br />

für die Insulinbehandlung bedeutet.<br />

Durch wiederholtes Üben verlieren Sie die<br />

Scheu, sich selbst zu stechen. In der Gemeinschaft<br />

mit anderen, gleichermaßen<br />

Betroffenen erleben Sie, wie normal auch<br />

ein Leben ist, das von der Injektion von<br />

Insulin abhängt und all dem, was zu dieser<br />

Behandlungsform dazugehört.<br />

Was ist eine konventionelle Therapie?<br />

Bei dieser Behandlungsform bekommt der<br />

Körper eine von Ärztin oder Arzt festgelegte<br />

Menge Insulin, und der Diabetiker passt<br />

seinen Lebensrhythmus der Wirkung des<br />

Medikaments an. Meist wird ein- bis zweimal<br />

täglich eine vorgegebene Mischung<br />

aus Verzögerungs- und Normalinsulin gespritzt.<br />

Die Menge kann variieren, das Mischungsverhältnis<br />

der <strong>bei</strong>den Insuline steht<br />

jedoch fest. Das Verzögerungsinsulin, von<br />

dem mehrere Stunden lang nach und nach<br />

eine geringe Menge aus der Spritzregion<br />

ins Blut übertritt, liefert die Basalrate, also<br />

den Anteil an Insulin, den der Körper immer<br />

braucht. Der Anteil an Normalinsulin, der<br />

schneller wirkt, wird dann durch die gegessenen<br />

Kohlenhydrate abgedeckt. Diese<br />

müssen zu festgelegten Zeiten und in relativ<br />

genau bemessener Menge aufgenommen<br />

werden. Bei dieser Form der <strong>Insulintherapie</strong><br />

werden Zwischenmahlzeiten eingenommen,<br />

die einer Unterzuckerung entgegenwirken<br />

sollen.


14 15<br />

Kontrollen gehören dazu<br />

Ungeliebt, aber unentbehrlich – die Blut-<br />

zuckerkontrolle. Nur dieser Test ermittelt<br />

genau, wie viel Zucker das Blut im Moment<br />

enthält. Bei einer intensivierten Therapie<br />

wird die zu spritzende Insulinmenge an den<br />

aktuellen Blutzuckergehalt angepasst, daher<br />

sind mehrfache Messungen erforderlich.<br />

Die konventionelle Therapie kommt mit<br />

einer reduzierten Anzahl von Messungen<br />

nach Angaben des behandelnden Arztes<br />

aus. Bei der Kontrolle des Glukoseanteils im<br />

Urin wird mit Streifen, <strong>bei</strong> denen Sie die<br />

Färbung des Testfelds mit der Farbskala auf<br />

der Packung vergleichen, getestet. Der<br />

Blutzucker wird mit Hilfe eines elektronischen<br />

Messgeräts, das den Wert digital<br />

anzeigt, bestimmt.<br />

Vor dem Test waschen Sie sich die Hände<br />

mit Wasser und Seife. Eine Desinfektion ist<br />

unnötig. Dann stechen Sie sich mit einer<br />

speziellen Stechhilfe in den Finger. Kommt<br />

nur wenig Blut, lassen Sie den Arm nach<br />

unten hängen und streifen den Finger nach<br />

unten hin ab. Die Stichstelle zu drücken<br />

oder zu quetschen, kann das Ergebnis verfälschen.<br />

Die Blutzuckermessgeräte sind den individuellen<br />

Bedürfnissen der Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

angepasst. Für häufige Messungen<br />

stehen kleine Geräte zur Verfügung, die<br />

eine unauffällige Messung möglich machen.<br />

Für ältere Menschen gibt es Messgeräte<br />

mit einem übersichtlichen Display und größeren<br />

Zahlen zum unkomplizierten Ablesen<br />

des gemessenen Wertes. Um verlässliche<br />

Werte zu erzielen, ist es wichtig, sich genau<br />

an die Gebrauchsanweisung zu halten. Ihr<br />

behandelnder Arzt bzw. Ihre behandelnde<br />

Ärztin wird Sie hierzu umfassend informieren.<br />

Die Werte werden protokolliert. Dazu<br />

gibt es spezielle Blutzuckertagebücher, aber<br />

auch PC-Programme.<br />

Wo und womit Blut gewinnen?<br />

Zur Blutgewinnung eignen sich Finger und<br />

Ohrläppchen. Die Fingerkuppe stechen Sie<br />

am Besten an den Seiten an. Genau in der<br />

Mitte enden besonders viele Nerven, da tut<br />

der Einstich stärker weh. Wechseln Sie die<br />

Stichstelle jedes Mal, damit sie wieder zuheilen<br />

kann.<br />

Am Ohrläppchen können Sie aus der Stichstelle<br />

am selben Tag mehrfach Blut entnehmen.<br />

Wenn Sie sie reiben, fließt es erneut.<br />

Nachteilig ist, dass Sie eigentlich eine zwei-<br />

te Person brauchen, die den Bluttropfen<br />

auf das Testfeld des Stäbchens dirigiert – es<br />

sei denn, Sie führen die Prozedur vor dem<br />

Spiegel durch.<br />

Zum Anstechen eignet sich eine Stechhilfe.<br />

Da<strong>bei</strong> schießt eine Lanzette auf Knopfdruck<br />

automatisch in die Haut. Bei manchen Gerä<br />

ten lässt sich sogar die Stichtiefe einstellen.<br />

Die Lanzette, mit der das Gerät zusticht,<br />

können Sie höchstens dreimal benutzen<br />

– abhängig davon, wie dick die Haut ist.


16 17<br />

Was ist eine intensivierte Therapie?<br />

Bei dieser Behandlungsart werden Basal-<br />

und Mahlzeiteninsulin (auch Bolusinsulin<br />

genannt) getrennt gespritzt. Je strikter ihre<br />

Gabe voneinander abgekoppelt ist und je<br />

kürzer das Mahlzeiteninsulin wirkt, desto<br />

besser kann die Therapie die Verhältnisse<br />

im gesunden Körper nachahmen.<br />

Das mittellangwirkende Basalinsulin wird<br />

abends und evtl. auch morgens, in einigen<br />

Fällen auch mittags, gespritzt. Zu den Mahlzeiten<br />

kommt dann Normalinsulin hinzu.<br />

Wie viel, richtet sich nach dem aktuell gemessenen<br />

Blutzuckerwert, der Menge<br />

Kohlenhydrate, die gegessen werden soll,<br />

und evtl. geplanten Aktivitäten. Diese Behandlungsart<br />

gewährt Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

viel Freiheit. Sie können essen wie<br />

Nichtdiabetiker, können spontan Sport treiben<br />

und wissen sich auch im Krankheits-<br />

fall zu helfen, weil sie hohe Blutzuckerwerte<br />

korrigieren können. Dafür müssen sie zunächst<br />

in einer Schulung sehr viel über ihren<br />

<strong>Diabetes</strong> und dessen Behandlung lernen<br />

und das dann im Alltag selbstkritisch und<br />

kompetent anwenden. Sie müssen mehrmals<br />

täglich ihren Blutzucker bestimmen,<br />

den Kohlenhydratgehalt von Nahrungsmitteln<br />

abschätzen, Insulinmengen berechnen,<br />

protokollieren, was sie getan haben, und<br />

die Ergebnisse auswerten.<br />

Der Vorteil einer solchen Behandlung ist<br />

eine weitgehend normnahe Blutzuckereinstellung,<br />

die das Risiko von <strong>Diabetes</strong>spätschäden<br />

so weit wie möglich verringert.<br />

Was ist eine Pumpentherapie?<br />

Die <strong>Diabetes</strong>behandlung mittels Pumpe ist<br />

eine spezielle intensivierte Therapie. Sie<br />

wird vornehmlich <strong>bei</strong> Menschen eingesetzt,<br />

deren <strong>Diabetes</strong>einstellung besonders exakt<br />

sein muss, <strong>bei</strong>spielsweise <strong>bei</strong> schwangeren<br />

Frauen, und <strong>bei</strong> solchen, deren Behandlungsprobleme<br />

sich mit der üblichen intensivierten<br />

Therapie nicht lösen lassen. Diese<br />

Behandlungsform kommt vornehmlich <strong>bei</strong><br />

Typ-1-Diabetikern zum Einsatz.<br />

Die Pumpe ist etwas kleiner als eine Zigarettenschachtel<br />

und wird am Körper getragen.<br />

Sie enthält die Steuerungselektronik,<br />

einen Motor, Batterien und das Insulinreservoir.<br />

Von dem Gerät führt ein Kunststoff<br />

katheter mit einem Durchmesser von etwa<br />

1 Millimeter und einer Länge von 20 bis<br />

110 Zentimeter zur Nadel (Kanüle). Diese<br />

ist aus Metall oder Teflon, steckt im Fettgewebe<br />

des Bauches und wird dort mit einem<br />

Pflaster fixiert. Katheter samt Kanüle<br />

werden alle zwei Tage gewechselt.<br />

Die Pumpe ar<strong>bei</strong>tet nur mit schnellwirkendem<br />

Normalinsulin. Sie entlässt ohne Un-<br />

terbrechung eine geringe Menge als Basalrate.<br />

Diese wird individuell ermittelt und<br />

der Pumpe einprogrammiert – wenn nötig,<br />

für verschiedene Tagesabschnitte verschiedene<br />

Basalraten. Jede aktuelle Änderung der<br />

Insulinmenge wird per Tastendruck eingegeben:<br />

zum Essen mehr Insulin, weniger <strong>bei</strong><br />

körperlicher Aktivität. Ansonsten gestaltet<br />

sich die Behandlung mit der Pumpe eben so<br />

wie die übliche intensivierte Therapie.


18 19<br />

Wie wird die Insulindosis angepasst?<br />

Das Besondere an der intensivierten Therapie<br />

ist, dass Sie sowohl das Verzögerungs-<br />

als auch das Normalinsulin den Bedürfnissen<br />

Ihres Tagesablaufs und Ihrer Ernährung<br />

entsprechend selbst dosieren.<br />

Die Dosis Normalinsulin verändern Sie kurzfristig,<br />

wenn Sie mehr oder weniger essen<br />

oder körperlich aktiv sein wollen. Das Verzögerungsinsulin<br />

passen Sie vor allem <strong>bei</strong><br />

länger anhaltenden Veränderungen an: Zu-<br />

oder Abnahme von Gewicht, verändertes<br />

körperliches Training, schwere Krankheit,<br />

Behandlung mit Kortison.<br />

Neben solchen Dosisanpassungen müssen<br />

Sie oft auch auf aktuelle Probleme reagieren,<br />

vor allem wenn Ihr Blutzuckerwert häufig<br />

zu niedrig oder mehrfach zu hoch ist. Dazu<br />

müssen Sie die Aufzeichnungen in Ihrem<br />

<strong>Diabetes</strong>tagebuch aufmerksam interpretieren<br />

und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.<br />

Unterzuckerungen sind ein Problem, dessen<br />

Lösung Vorrang vor allem anderen hat. Erst<br />

wenn sie nur noch in vertretbarem Maß<br />

auftreten, widmen Sie sich der Frage, ob<br />

die Dosis Verzögerungsinsulin zur Nacht<br />

verändert werden soll.<br />

Als ungefähre Größe zur Korrektur gilt: Eine<br />

Einheit Insulin senkt den Blutzuckerspiegel<br />

um etwa 30-50 mg/dl, 10-12 Gramm Traubenzucker<br />

erhöhen ihn um etwa den gleichen<br />

Betrag.<br />

Was tun <strong>bei</strong> körperlicher Aktivität?<br />

Sei es, dass die Gartenar<strong>bei</strong>t ruft, sei es, dass<br />

sich der Tennispartner meldet – körperliche<br />

Aktivität muss <strong>bei</strong> der <strong>Diabetes</strong>behandlung<br />

berücksichtigt werden, sonst drohen sowohl<br />

Unter- als auch Überzuckerungen.<br />

Beim Sport verbrauchen die Muskelzellen<br />

den in ihnen gehorteten Zucker. Voraus-<br />

gesetzt, dass genügend Insulin im Blut ist,<br />

das die Zellen „aufschließt“, bekommen<br />

sie Nachschub aus dem Blut und von der<br />

Leber, die ihrerseits ihre Depots leert. Nach<br />

dem Training müssen Muskeln und Leber<br />

ihre Speicher wieder auffüllen. Dazu entziehen<br />

sie dem Blut Zucker. Das Blut kann<br />

aber nur hergeben, was es aus den Verdauungsorganen<br />

bekommt. Nimmt der Sporttreibende<br />

nicht genügend Kohlenhydrate<br />

auf, kann eine Unterzuckerung die Folge<br />

sein. Je nach Intensität und Dauer der Be-<br />

lastung kann das Auffüllen der Muskel- und<br />

Leberzellen Stunden bis Tage dauern; so<br />

lange besteht ein Unterzuckerungsrisiko.<br />

Startet der Aktive jedoch mit zu wenig Insulin<br />

im Blut, treibt die Muskeltätigkeit den<br />

Blutzuckerspiegel hoch. Zum einen liegt das<br />

daran, dass der Zucker aus dem Blut nicht<br />

in die Muskelzellen hinein kann, weil das<br />

Insulin fehlt, das ihm die Zellen „aufschließt“.<br />

Zum anderen produziert die Leber ungebremst<br />

neuen Zucker, weil das Insulin fehlt,<br />

das sie daran hindern würde. Und zum<br />

Dritten werden <strong>bei</strong> Muskelar<strong>bei</strong>t vermehrt<br />

Hormone ins Blut abgegeben, deren Wirkung<br />

der des Insulins entgegengerichtet ist.<br />

Auf Grund dieser Faktoren kann es zu einer<br />

Stoffwechselsituation wie <strong>bei</strong> einer Überzuckerung<br />

kommen.<br />

Um solchen Stoffwechselentgleisungen<br />

vorzubeugen, sollten Sie <strong>bei</strong> jeder länger<br />

dauernden anstrengenden Tätigkeit von<br />

Folgendem ausgehen:<br />

n Je anstrengender die Tätigkeit ist und je<br />

länger sie dauert, desto stärker fällt der<br />

Blutzuckerspiegel.<br />

n Je mehr Insulin sich im Körper befindet<br />

und je schneller es wirkt, desto stärker<br />

fällt der Blutzuckerspiegel.<br />

n Je größer der Anteil an Ballaststoffen <strong>bei</strong><br />

den gegessenen Kohlenhydraten war,<br />

desto stabiler bleibt der Blutzuckerspiegel.<br />

n Je schlechter Sie trainiert sind, desto<br />

weniger Zucker speichern Ihre Muskeln.<br />

Dementsprechend schnell leeren sich die<br />

Zuckerspeicher und müssen nachgefüllt<br />

werden.<br />

Dem Risiko einer Unterzuckerung begegnen<br />

Sie, indem Sie Kohlenhydrate zuführen<br />

und ggf. vor der Aktivität die Insulindosis<br />

verringern. Grundregel sollte sein: Lieber zu<br />

viel Kohlenhydrate als zu wenig. Ein kurzzeitig<br />

erhöhter Blutzuckerspiegel richtet<br />

nichts Schlimmes an, eine Unterzuckerung<br />

hingegen kann kritisch werden – zumal<br />

die Vorzeichen (Schwitzen, Zittern usw.) im<br />

Sportgetümmel leicht untergehen. Wenn<br />

Sie sich nur kurze Zeit anstrengen, nehmen<br />

Sie mehr Kohlenhydrate auf. Dauert die<br />

Belastung weniger als zwei Stunden, reduzieren<br />

Sie das Mahlzeiteninsulin und erhöhen<br />

die Kohlenhydratzufuhr. Hält die Belastung<br />

etwa einen Tag lang an, verringern<br />

Sie das Normal- und Verzögerungsinsulin<br />

um etwa die Hälfte und essen mehr Kohlenhydrate.<br />

Wahrscheinlich müssen Sie auch<br />

die Menge des Verzögerungsinsulins zur<br />

Nacht halbieren, weil der Auffülleffekt der<br />

Körperzellen noch bis in den kommenden<br />

Vormittag hinein andauern kann.


20 21<br />

Das sollten Sie <strong>bei</strong> körperlich<br />

anstrengenden Tätigkeiten tun<br />

n Vorher und nachher Blutzucker messen.<br />

Bei großen Anstrengungen auch noch<br />

mehrere Stunden danach.<br />

n Liegt der Blutzucker <strong>bei</strong> Typ-2-Diabetikern<br />

über 300 mg/dl = 16,6 mmol/l (<strong>bei</strong> Typ-1-<br />

Diabetikern <strong>bei</strong> 250 mg/dl = 14 mmol/l):<br />

unbedingt Urin auf Ketonkörper prüfen.<br />

Enthält er Ketonkörper, dürfen Sie sich<br />

keinesfalls körperlich anstrengen.<br />

n Immer schnellwirkende Kohlenhydrate<br />

(Traubenzucker) mitführen, um einer<br />

Unterzuckerung begegnen zu können.<br />

n Bei längerer Belastung langanhaltende<br />

Kohlenhydrate mitnehmen, um die<br />

Zuckerspeicher auffüllen zu können.<br />

Was tun <strong>bei</strong> Krankheit?<br />

Wer krank ist, will liegen, schlafen, nichts<br />

essen, oft nicht einmal etwas trinken. Als<br />

insulinspritzender Mensch dürfen Sie Ihre<br />

Insulindosis aber trotzdem nicht ohne ärztliche<br />

Rücksprache verringern; <strong>bei</strong> der intensivierten<br />

Therapie gilt: keine Mahlzeit,<br />

kein Bolusinsulin, d.h. kein schnell wirk-<br />

sames Insulin.<br />

Bei Infektionen, nach erheblichen Verletzungen<br />

oder einem Herzinfarkt, vor und nach<br />

Operationen, <strong>bei</strong> einer Schilddrüsenüberfunktion<br />

und wenn Sie mit Kortison behandelt<br />

werden, kann der Insulinbedarf drastisch<br />

ansteigen. Selbst <strong>bei</strong> längerer Bettlä-<br />

ge rigkeit kann das der Fall sein. Bei hohem<br />

Fieber kann sich der Insulinbedarf manchmal<br />

innerhalb von wenigen Stunden verdoppeln.<br />

Dass eine Krankheit naht, merken<br />

manche Menschen schon ein bis zwei Tage<br />

vorher daran, dass ihr Blutzuckerspiegel<br />

ansteigt, ohne dass sie ihre Ernährungsbedingungen<br />

oder ihre Insulindosierung verändert<br />

haben.<br />

Der Grund für die Veränderung liegt darin,<br />

dass solche Situationen für den Körper eine<br />

enorme Stressbelastung sind. Da<strong>bei</strong> werden<br />

zum einen Hormone ausgeschüttet,<br />

durch die das Insulin an den Muskelzellen<br />

nicht mehr richtig wirken kann, zum anderen<br />

über schwemmen Substanzen, die die<br />

Insulinproduktion hemmen, den Körper. Im<br />

Endeffekt wirkt also nicht so viel Insulin,<br />

wie es nötig wäre. In der Folge setzt die Leber<br />

ihre Zuckerreserven frei und produziert<br />

laufend neuen Zucker; Fett und Eiweiß werden<br />

abgebaut. Damit steigt der Blutzuckerspiegel<br />

an, ohne dass Sie Kohlenhydrate<br />

zu sich nehmen.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass einige<br />

Krankheiten dieselben Symptome hervorrufen<br />

können wie ein Insulinmangel:<br />

Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.<br />

Um Ihre Stoffwechselsituation einschätzen<br />

zu können, ist es also <strong>bei</strong> Krankheit ratsam,<br />

noch häufiger als sonst den Blutzuckerspiegel<br />

zu bestimmen und einen Azetontest<br />

durchzuführen.<br />

Das sollten Sie tun, wenn Sie krank sind:<br />

n Bei einer Erkältung ohne Fieber erhöhen<br />

Sie das Normalinsulin, das Sie zu jeder<br />

Mahlzeit spritzen, vorsorglich um zehn<br />

Prozent, oder Sie erhöhen den BE-Faktor<br />

um 0,5. Prüfen Sie mit regelmäßigen<br />

Tests, ob das ausreicht.<br />

n Bei Fieber muss die Insulindosis weiter gesteigert<br />

werden. Pro Grad Temperaturerhöhung<br />

geht man von einem Mehrbedarf<br />

an Insulin von 25 Prozent aus. Ob das <strong>bei</strong><br />

Ihnen so ist, müssen häufige Blutzuckertests<br />

zeigen.<br />

n Meist müssen Sie für einige Tage die gesamte<br />

Tagesmenge an Insulin erhöhen.<br />

Ist die Infektion besiegt, reduzieren Sie<br />

die Dosis wieder auf das Maß vor der<br />

Krankheit.


22 23<br />

Wann wie viel Normalinsulin spritzen?<br />

Wie viel Normalinsulin Sie zum Essen spritzen,<br />

richtet sich danach, wie viel Kohlenhydrate,<br />

die den Blutzuckerspiegel ansteigen<br />

lassen, Sie zu sich nehmen wollen. Pro Kohlenhydrateinheit<br />

(KE) oder Broteinheit (BE)<br />

spritzen Sie eine bestimme Menge Insulin.<br />

Erfahrungsgemäß ist morgens etwas mehr<br />

Insulin notwendig als mittags und abends.<br />

Außerdem ist es ratsam, die Essensportionen<br />

eher klein zu halten. Das hat folgenden<br />

Grund: Essen Sie viel Kohlenhydrate, müssen<br />

Sie viel Insulin spritzen. Eine große Dosis<br />

Normalinsulin wirkt aber mehr als zehn<br />

Stunden lang, eine kleine nur etwa fünf<br />

Der Spritz-Ess-Abstand<br />

Bisher war es üblich, das<br />

Mahlzeiten-Insulin etwa eine<br />

halbe Stunde vor dem Essen<br />

zu injizieren. Dahinter steht<br />

der Gedanke, dass sofort genügend<br />

wirksames Insulin<br />

bereitstehen soll, wenn die<br />

ersten Kohlenhydrate des<br />

Essens im Blut auftauchen,<br />

sodass der Blutzuckerspiegel<br />

nach dem Essen möglichst<br />

wenig ansteigt. So überzeugend<br />

diese Idee auch klingt<br />

– eine solide wissenschaftliche<br />

Begründung gibt es dafür<br />

nicht, denn das Risiko für <strong>Diabetes</strong>spätschäden<br />

wird dadurch<br />

nicht verringert.<br />

Stunden. Spätestens nach fünf Stunden sind<br />

die Kohlenhydrate aus der Nahrung aber<br />

verdaut – egal, wie groß die Portion war.<br />

Mussten Sie viel Insulin spritzen, hält dessen<br />

Wirkung länger an, als der Zucker im Blut<br />

bleibt. Im Ergebnis bekommen Sie dann<br />

wahrscheinlich eine Unterzuckerung. Essen<br />

Sie hingegen <strong>bei</strong> jeder Mahlzeit nur 4-5 BE<br />

und spritzen das dazu passende Insulin,<br />

verlaufen der Kohlenhydrat- und der Insulineffekt<br />

in etwa gleich. Ob diese Überlegungen<br />

in Ihrem Körper wirklich so zum Tragen<br />

kommen, müssen Sie mit Blutzuckerkontrollen<br />

überprüfen.<br />

Was beeinflusst die Insulinwirkung?<br />

Schwankende Blutzuckerwerte trotz gleichbleibender<br />

Lebensumstände können ihre<br />

Ursache darin haben, wie und wohin Sie<br />

das Insulin spritzen.<br />

Üblicherweise wird Insulin „subkutan“ gespritzt,<br />

also unter die Haut. Von dieser Injektionsart<br />

gehen alle Angaben zur Insulin-<br />

wirkung aus. Spritzen Sie es etwas tiefer in<br />

einen Muskel, wirkt es schneller und kräftiger,<br />

aber kürzer. Auch der Spritzort modifiziert<br />

die Wirkung ein wenig. Am schnellsten<br />

wird das Insulin aufgenommen, das in den<br />

Bauch gespritzt wird, länger dauert es nach<br />

dem Spritzen in den Oberschenkel.<br />

Darüber hinaus verstärk alles, was die Durch -<br />

blutung steigert, die blutzuckersenkende<br />

Wirkung von Insulin: körperliche Aktivität,<br />

Massage der Injektionsstelle, ein heißes<br />

Bad, pralle Sonne, Sauna.<br />

Womit spritzen?<br />

Um Insulin zu spritzen, haben Sie drei Möglichkeiten:<br />

Spritze, Pen und Pumpe. Einmalspritzen<br />

mit aufgeschweißter Kanüle<br />

sind praktisch und verschwenden nur wenig<br />

Insulin. Sie tragen eine gut lesbare Skala<br />

aufgedruckt, auf der Sie die aufgezogenen<br />

Insulin-Einheiten ablesen können. Die Skala<br />

reicht von 5 bis 40; damit können Sie das<br />

<strong>bei</strong> uns übliche U40-Insulin spritzen, das 40<br />

Einheiten pro Milliliter enthält.<br />

Viele Menschen mit <strong>Diabetes</strong> bevorzugen<br />

zum Spritzen den „Pen“, ein Gerät, das wie<br />

ein Federhalter aussieht. Wo <strong>bei</strong>m Füller<br />

die Feder sitzt, trägt der Pen eine aufgeschraubte<br />

Nadel (Kanüle). Ist sie stumpf geworden,<br />

wird sie ausgetauscht. In seinem<br />

Inneren enthält der Pen eine Patrone mit<br />

Insulin, das stärker konzentriert ist als das<br />

Spritzeninsulin (U100 mit 100 Einheiten pro<br />

Milliliter). Sie können die Einheiten, die Sie<br />

spritzen wollen, am Pen einstellen. Den<br />

automatischen Spritzvorgang lösen Sie per<br />

Knopfdruck aus.


24 25<br />

Gerollt, nicht geschüttelt<br />

Der feste und der klare Anteil im Verzögerungsinsulin<br />

müssen vor dem Spritzen<br />

sehr gut miteinander gemischt werden,<br />

sonst stimmt das Mischungsverhältnis<br />

nicht, und die Behandlung ist nicht mehr<br />

zu kalkulieren.<br />

Zum Mischen rollen Sie die Flasche auf<br />

einer Unterlage hin und her oder schwenken<br />

Sie den Pen. Zwanzigmal<br />

rollen bzw. schwenken ist empfohlen,<br />

um eine korrekte Mischung zu garantieren.<br />

Sie dürfen die Flasche keinesfalls schütteln!<br />

Da<strong>bei</strong> verteilt sich das Insulin besonders<br />

schlecht, und außerdem entstehen<br />

Luftblasen. Wenn Sie geschütteltes<br />

Verzögerungsinsulin spritzen, sind mehr<br />

Unterzuckerungen absehbar .<br />

Wie wird gespritzt?<br />

Legen Sie die Insulinflasche und die Spritze<br />

bzw. den Pen bereit und entfernen Sie die<br />

Kleidung von der Stelle, in die Sie spritzen<br />

wollen. Sie brauchen weder Hände noch<br />

Haut zu desinfizieren. Das klare Normalinsulin<br />

können Sie verwenden, wie es ist; das<br />

milchige Verzögerungsinsulin müssen Sie<br />

vor dem Aufziehen und Spritzen gut durchmischen.<br />

Wenn Sie eine Spritze verwenden, stechen<br />

Sie mit der Nadel durch den Gummipfropfen<br />

in die Flasche hinein. Halten Sie die Flasche<br />

so, dass die Flüssigkeit über der Spritze<br />

„steht“ und die Nadel in sie hineinragt.<br />

Ziehen Sie einige Einheiten mehr auf, als Sie<br />

brauchen. Dann treiben Sie durch leichtes<br />

Klopfen alle Luftblasen in die Spitze der<br />

Spritze. Drücken Sie nun die überschüssigen<br />

Einheiten mitsamt der Luft wieder in die<br />

Flasche zurück und ziehen Sie die Nadel aus<br />

der Flasche heraus.<br />

Wenn Sie einen Pen verwenden, stellen Sie<br />

entsprechend der Gebrauchsanweisung die<br />

benötigten Insulineinheiten ein. Auch hier<br />

müssen Sie das Verzögerungsinsulin vor der<br />

Injektion gut durchmischen.<br />

Wenn Sie Normal- und Verzögerungsinsulin<br />

aus zwei Flaschen in einer Spritze mischen,<br />

ziehen Sie zuerst das Normal- und erst dann<br />

das Verzögerungsinsulin auf. So verhindern<br />

Sie, dass versehentlich Verzögerungsinsulin<br />

in das Normalinsulin gelangt und dieses<br />

seine rasche Wirkung einbüßt.<br />

Wie spritzen?<br />

Insulin soll in die Fettschicht direkt unter<br />

der Haut gespritzt werden (subkutan, s.c.),<br />

nicht in den Muskel (intramuskulär, i.m.),<br />

der darunter liegt. Darum sind Insulinnadeln<br />

ziemlich kurz.<br />

Zum Spritzen greifen schlanke Menschen<br />

mit zwei Fingern eine Hautfalte und stechen<br />

dort ein wenig schräg hinein. Wer rundlicher<br />

ist, sticht senkrecht in die straff gezogene<br />

Haut. Dann drücken Sie den Kolben der<br />

Spritze bis zum Anschlag hinunter.<br />

Wohin spritzen?<br />

Normalinsulin wird immer in den Bauch, Verzögerungsinsulin<br />

in Oberschenkel oder<br />

Gesäß gespritzt. Da<strong>bei</strong> sollten Sie die Spritzstellen<br />

variieren, zum Beispiel rücken Sie im<br />

Uhrzeigersinn jeweils einen Zentimeter weiter.<br />

So verhindern Sie, dass Sie eine Stelle<br />

zu sehr strapazieren. Am Besten wechseln<br />

Sie die Spritzstellen täglich oder wöchentlich<br />

nach einem festen Schema.<br />

Achten Sie <strong>bei</strong>m Spritzen auf Verhärtungen.<br />

Da das Insulin aus einem solchen Bereich<br />

nicht zuverlässig ins Blut aufgenommen wird,<br />

müssen Sie diese Stellen vom Spritzen ausnehmen.<br />

Vorsicht ist ebenfalls geboten <strong>bei</strong><br />

Narben, Krampfadern, Besenreisern, Hautveränderungen,<br />

wie Muttermalen, usw.


26 27<br />

Was ist <strong>bei</strong> der Ernährung zu beachten?<br />

Früher galten für Menschen mit <strong>Diabetes</strong> ziemlich strikte Ernährungsregeln.<br />

Heute ist das passé. Sind Sie normalgewichtig, können Sie sich im Prinzip von<br />

Ihrem Appetit leiten lassen.<br />

Je variabler die Essensgewohnheiten aber<br />

sind – sowohl was die Zeit, als auch die<br />

Menge angeht –, desto häufiger müssen<br />

der Blutzucker getestet und die Dosis des<br />

Normalinsulins angepasst werden.<br />

Bei einer konventionellen Therapie gibt es<br />

weniger Spielraum. Hier ist festgelegt, wann<br />

und wie viele Brot- bzw. Kohlenhydrateinheiten<br />

(BE bzw. KE) gegessen werden sollen,<br />

um die Insulinwirkung aufzufangen.<br />

Unabhängig von der Behandlungsart müssen<br />

alle lernen, den Kohlenhydratgehalt von<br />

Nahrungsmitteln abzuschätzen. Das üben<br />

Sie zwar in der Schulung, doch bis Sie das<br />

einigermaßen sicher beherrschen, braucht<br />

es Zeit. Verzweifeln Sie also nicht, wenn<br />

Ihre Blutzuckermessung zeigt, dass Sie sich<br />

wieder einmal verschätzt haben. Erfahrung<br />

können Sie nicht trainieren, sie kommt mit<br />

der Zeit von selbst.<br />

BE, KE, GI<br />

1 BE = Brot- oder Berechnungseinheit ist<br />

das Gleiche wie 1 KE = Kohlenhydrateinheit.<br />

Es ist die Menge eines Nahrungsmittels,<br />

das dem Körper 10-12 Gramm<br />

jener Kohlenhydrate zuführt, die er verwerten<br />

kann und die den Blutzuckerspiegel<br />

ansteigen lassen. Es sind die anzurechnenden<br />

Berechnungseinheiten.<br />

Jede BE oder KE ist gegen eine beliebige<br />

andere austauschbar. Sie können also<br />

z.B. statt einer halben Scheibe Graubrot<br />

einen Apfel oder eine Kartoffel essen<br />

oder ein Glas Milch trinken. Wenn Sie<br />

Ihr Insulin selbst dosieren, spritzen Sie<br />

für jede BE, die Sie aufnehmen wollen,<br />

1-2 Einheiten Insulin. Die anderen essen<br />

jene BE-Mengen, die Ihnen von Ärztin<br />

oder Arzt – entsprechend der Insulinmenge<br />

– vorgegeben wurden.<br />

GI ist das Kürzel für glykämischer Index.<br />

Er gibt in Prozent an, wie schnell ein<br />

Nahrungsmittel den Blutzuckerspiegel<br />

im Vergleich zu reinem Traubenzucker<br />

ansteigen lässt. Da sich Traubenzucker<br />

nach kurzer Zeit nahezu vollständig im<br />

Blut wiederfindet, wird sein GI mit 100<br />

Prozent angesetzt. Nahrungsmittel, die<br />

reichlich Ballaststoffe und/oder Fett enthalten,<br />

werden nur langsam verdaut<br />

und lassen den Zuckergehalt des Blutes<br />

nur wenig ansteigen.<br />

Für die Berechnung der Insulinmenge<br />

spielt der GI keine Rolle. Dennoch ist<br />

es hilfreich, ihn zu kennen, denn wenn<br />

Sie Lebensmittel mit niedrigem GI bevorzugen,<br />

steigt Ihr Blutzucker nur langsam<br />

an und der Spiegel schwankt im<br />

Tagesverlauf nicht so sehr.<br />

› Der GI einiger Lebensmittel<br />

Kartoffelpüree 100<br />

Weißbrot 73<br />

Honig 66<br />

Pellkartoffeln 54<br />

Käse-Sahne-Torte 40<br />

Spaghetti 33<br />

Schokolade 29<br />

Erdnüsse 12


28 29<br />

Wissenswertes rund ums Essen<br />

n Im Rahmen einer gemischten Mahlzeit<br />

sind auch 30 Gramm Zucker (ca. 1 ½<br />

Eßlöffel) akzeptabel, allerdings nicht als<br />

Süßungsmittel in Getränken. Bei dieser<br />

Menge ist auch der versteckte Zucker<br />

eingerechnet.<br />

n Fettreiche Speisen bringen „langsame<br />

BE‘s“, flüssige oder breiige Speisen<br />

„schnelle BE‘s“.<br />

n Morgens ist der Insulinbedarf für dieselbe<br />

Menge Kohlenhydrate deutlich höher als<br />

mittags.<br />

n Bei einem Eiweißanteil von mehr als 50<br />

Gramm pro Mahlzeit ist mehr Insulin erforderlich.<br />

Diesen Mehrbedarf an Insulin<br />

sollten Sie nicht von vornherein zur Mahlzeit<br />

spritzen, sondern später nach einer<br />

Blutzuckermessung.<br />

n Eine ballaststoffreiche Kleinigkeit vor<br />

dem Schlafengehen verringert das Risiko,<br />

nachts in eine Unterzuckerung hineinzugeraten.<br />

n Nach langjährigem <strong>Diabetes</strong> kann sich die<br />

Verdauungstätigkeit verlangsamen. Wie<br />

sich dann die Wirkung der Kohlenhydrate<br />

auf den Blutzuckerspiegel ändert, müssen<br />

Sie mit regelmäßigen Blutzuckerkontrollen<br />

herausfinden.<br />

n Mehl als Bindemittel einer Soße brauchen<br />

Sie erst dann mit etwa 0,5 BE zu berücksichtigen,<br />

wenn Sie sich eine richtig große<br />

Portion auftun.<br />

n Ein Stück Kuchen ist mit 3-5 BE zu<br />

veranschlagen.<br />

n Eine Pizza kann mit 10 BE zu Buche<br />

schlagen, ein Döner mit 4-5 BE.<br />

n Ausführliche BE/KE-Tabellen führen mittlerweile<br />

auch fremdländische und Fastfood-Produkte<br />

auf.<br />

n McDonald’s und Burger King haben von<br />

ihrem Angebot Nährwerttabellen erstellt.<br />

Fragen Sie in den Filialen danach.<br />

n Zum Essen getrunken, ist Alkohol für Menschen<br />

mit <strong>Diabetes</strong> am besten verträglich.<br />

Da Alkohol den Blutzuckerspiegel senkt,<br />

muss ggfs. die Insulindosis verringert werden.<br />

Wie Alkohol den Blutzucker beeinflusst,<br />

ist von Mensch zu Mensch und von<br />

Getränk zu Getränk unterschiedlich.<br />

Rat und Hilfe<br />

Ein Teil der Menschen mit <strong>Diabetes</strong><br />

muss von vornherein Insulin spitzen,<br />

andere wechseln oft im Laufe der Erkrankung<br />

von einer Behandlung mit<br />

Tabletten zu der mit Insulin.<br />

Der Gedanke, jeden Tag mehrmals eine<br />

Spritze <strong>bei</strong> sich selbst anzusetzen, schreckt<br />

anfänglich viele. Auch die regelmäßigen<br />

Blutzuckerkontrollen und eventuell das Lernen,<br />

wie man die Insulindosierung eigenverantwortlich<br />

seinen Lebensbedingungen<br />

anpasst, mögen manche zunächst als Überforderung<br />

ansehen.<br />

Damit die lebensrettende Behandlung dennoch<br />

gelingt und durch sie Spätschäden<br />

des <strong>Diabetes</strong> möglichst lange hinausgezögert<br />

werden, sind Sie herausgefordert, kompetent<br />

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30 31<br />

Wichtige Adressen<br />

› Deutscher Diabetiker Bund e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Goethestraße 27<br />

34119 Kassel<br />

Telefon: 05 61 / 70 34 770<br />

E-Mail: info@diabetikerbund.de<br />

Internet: www.diabetikerbund.de<br />

› Bundesverband Insulinpumpenträger<br />

Reinekestraße 31<br />

51145 Köln<br />

Telefon: 02 203 /25 862<br />

Internet: www.insulinpumpentraeger.de<br />

Weitere Literatur<br />

› Kirchheim-Verlag Mainz: <strong>Diabetes</strong> Journal<br />

Monatlich erscheinende Zeitschrift mit<br />

praktischen Tipps und Adressen. Sie können<br />

zunächst zwei kostenlose Probeexemplare<br />

bestellen.<br />

Internet: www.diabetes-journal.de<br />

› Das große TRIAS-Handbuch für<br />

Diabetiker: Typ 1 und Typ 2: Alles was<br />

Ihnen hilft für ein aktives Leben ohne<br />

Einschränkungen<br />

Standl, Eberhard; Mehnert, Hellmut<br />

Trias Verlag 2010<br />

› <strong>Diabetes</strong><br />

Bopp, Annette<br />

2. aktualisierte Auflage<br />

Stiftung Warentest 2007<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

BARMER <strong>GEK</strong>, 42285 Wuppertal<br />

Fachliche Verantwortung<br />

Fachbereich Versicherten- und<br />

Fallmanagement<br />

Konzeption und Text<br />

Vera Herbst, Wissenschaftsjournalistin<br />

und Pharmazeutin<br />

Redaktion<br />

Christine Witte<br />

Medizinische Prüfung<br />

Dr. med. Barbara Ruß-Thiel<br />

ife Gesundheits-AG<br />

Gestaltung<br />

PROMOTIONAL IDEAS<br />

Werbeagentur GmbH<br />

Stand: März 2011<br />

Diese Broschüre wurde zur allgemeinen<br />

Information unserer Versicherten und in<br />

Übereinstimmung mit den Inhalten der<br />

Besser-Leben-Programme der BARMER <strong>GEK</strong><br />

erstellt. Der Text wird regelmäßig einer internen<br />

medizinischen Prüfung unterzogen<br />

und durch das Bundesversicherungsamt für<br />

den Einsatz im Rahmen der strukturierten<br />

Behandlungsprogramme freigegeben. Es<br />

besteht keine Beteiligung Dritter an der<br />

Broschüre.<br />

© BARMER <strong>GEK</strong> 2011<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

vorheriger schriftlicher Einwilligung der<br />

BARMER <strong>GEK</strong>.


Ein Teil der Menschen mit <strong>Diabetes</strong> muss von vorn-<br />

herein Insulin spitzen, andere wechseln oft im Laufe<br />

der Erkrankung von einer Behandlung mit Tabletten<br />

zu der mit Insulin.<br />

Für sie alle ist die Insulinbehandlung lebensrettend.<br />

Darüber hinaus hilft eine intensivierte Insulinbehandlung,<br />

diabetesbedingten Spätschäden so gut wie<br />

möglich zu vermeiden.<br />

Diese Broschüre soll Sie da<strong>bei</strong> unterstützen, eine<br />

eigenverantwortliche <strong>Diabetes</strong>behandlung mit<br />

Insulin durchzuführen.<br />

626914 N 0311

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