Programmheft - Die Duisburger Philharmoniker
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lang samen Satz die Besetzung reduziert. Warum Haydn hier den<br />
um gekehrten Weg ging, ist nicht nachzuweisen. Vielleicht ist dies<br />
tat sächlich mit einem längeren Entstehungszeitraum der Sinfonie<br />
zu erklären, aber wahrscheinlicher dürfte es sein, dass Haydn hiermit<br />
einen besonderen Effekt bewirken wollte.<br />
Von der Heiterkeit des ersten Satzes ist in der langsamen Einleitung<br />
noch nichts zu spüren. <strong>Die</strong>se spannungsgeladene Hinführung beginnt<br />
mit Akkordschlägen, die an einen Sarabandenrhythmus denken<br />
lassen, später jedoch Erweiterungen und Umspielungen er fahren<br />
und schließlich zu einem fünftaktigen Haltepunkt führen. Der<br />
schnel le Hauptteil ist dann beherrscht von einer bemerkenswerten<br />
Leich tigkeit. Hier zeigt sich Joseph Haydns Fähigkeit, aus einem<br />
ein fachen Gedanken Funken schlagen zu lassen. Das Hauptthema<br />
ist denkbar schlicht gehalten, es wird auch zunächst von den<br />
bei den Violinen allein und schließlich von sämtlichen Streichern<br />
vor getragen. Jedoch wird es auf derart fantasievolle Weise fortgeführt<br />
und klanglich immer wieder neu beleuchtet, dass Seitenge<br />
danken in diesem Satz keine nennenswerte Rolle spielen. Der<br />
Er öffnungssatz ist annähernd monothematisch gehalten, und es<br />
ver blüfft, wie jede neue Fortführung aus dem vorigen Gedanken<br />
ent wickelt zu sein scheint.<br />
Zu den besonderen Kostbarkeiten der Sinfonie Nr. 88 gehört das<br />
„Largo“, das zu den schönsten langsamen Sätzen von Joseph<br />
Haydn überhaupt zählt. Es handelt sich um einen Variationensatz,<br />
des sen feierliches Thema von der Oboe und dem SoloCello im<br />
Ok tav abstand vorgetragen wird. Bleibt auch die Substanz dieses<br />
The mas im Wesentlichen unangetastet, so fasziniert doch der<br />
har monische Reichtum dieses Satzes, der durchaus dramatische<br />
Ak zente zu setzen vermag und überhaupt dem Kunstgriff des<br />
erweiterten Instrumentariums Rechnung zu tragen versteht. Das<br />
„Lar go“ von Joseph Haydns 88. Sinfonie hat zahlreiche Bewun derer<br />
gefunden. Zeigte sich schon Ludwig van Beethoven von dieser<br />
Musik begeistert, so fand sie schließlich in Johannes Brahms ihren<br />
größten Fürsprecher, hatte dieser doch gewünscht, dass seine<br />
eigene „Neunte“ einmal klingen würde wie dieser Satz...<br />
Das Menuett von Joseph Haydns Sinfonie Nr. 88 lässt die hö fische<br />
Sphäre hinter sich und scheint dem einfachen Volk ab geschaut.<br />
Im Hauptteil tragen die vielfach wiederkehrenden kur zen<br />
Vorschlagsnoten zum unverkennbaren Charakter dieses Sat zes<br />
bei, im Trio lässt die Begleitung dagegen an einen Du del sack<br />
denken. Das Finale der Sinfonie Nr. 88 hat heiteren Kehr aus charak<br />
ter. Doch selbst hier geht nicht alles völlig geradlinig voran.<br />
Es gibt sonatenmäßige Verarbeitung, und etwa in der Mitte des<br />
Sat zes steht ein Kanon, bei dem die zweite Stimme im kürzesten<br />
Abstand nachfolgt.<br />
14<br />
Michael Tegethoff<br />
Jussi Myllys (Tom Rakewell); Tiger & Turtle – Magic Mountain, Duisburg. Foto: Hans Jörg Michel<br />
Igor StrawI n S ky<br />
The Rake’s<br />
PRogRess<br />
—<br />
theater DuISburg<br />
6.– 27. April 2013<br />
karten erhältlich im opernshop:<br />
Düsseldorfer Str. 5–7, 47051 Duisburg<br />
tel. 0203.940 77 77 | www.operamrhein.de