Containerschiffsentwicklung - GL Group
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Containerriesen werden heute aus Modulen zusammengesetzt, die<br />
entweder vor Ort gebaut oder just in time geliefert werden<br />
Container Ships in der Hamburger Zentrale des Germanischen<br />
Lloyd. Ursprünglich sollten die Frachter 323 Meter<br />
lang und 42,8 Meter breit sein. Um die Kapazität zu erhöhen,<br />
boten sich zwei Wege an. Entweder man zieht das Schiff in<br />
die Länge oder man baut in die Breite. Offen entschied sich<br />
für Letzteres – mit gutem Grund, wie Probst findet.<br />
„Der breitere Typ verhält sich gutmütiger. Er weist eine<br />
höhere Steifigkeit in der Stahlstruktur auf“, meint der<br />
Spezialist. Denn mit der Länge nehmen auch die Verformungen<br />
im Schiffskörper zu. Um die erforderliche Festigkeit<br />
zu erreichen, müsste der verlängerte Rumpf gegenüber<br />
dem breiteren Modell deutlich verstärkt werden. Die Offen-<br />
MSC-Schiffe sind nun 45,6 Meter breit und damit die<br />
ersten, die an Deck 18 Containerreihen zwischen Backbord<br />
und Steuerbord aufnehmen können. In den Laderäumen<br />
sind es immerhin noch 16. „Das Verhältnis von Laderaumzu<br />
Deckcontainern ist nach der Designänderung günstiger,<br />
da auch die Seitenhöhe erhöht wurde“, erklärt Probst. Der<br />
Anteil der Behälter unter Deck ist größer (über 50 Prozent).<br />
Dort können alle Kisten gut beladen sein, während an Deck<br />
nur die untersten Lagen gefüllt sein dürfen – nach oben<br />
nehmen die zulässigen Containergewichte stark ab. Sonst<br />
sind die Lasten auf den Containerstapel unter der<br />
Einwirkung von Wind und Wellen zu hoch.<br />
HÖHER STAPELN? Unter Deck muss trotzdem genau aufs<br />
Gewicht geachtet werden: 346 Tonnen ist die maximale<br />
Eckbelastung eines Standardcontainers. Diese ist schnell<br />
überschritten, wenn die zehn gestapelten Container mit den<br />
maximalen 35 Tonnen für einen 40-Fuß-Container beladen<br />
sind. Höhere Lagen könnte man zulassen, wenn die<br />
Container nicht bis zum Äußersten beladen werden – in<br />
puncto zu befördernder Ladung ein Nullsummenspiel also.<br />
Obwohl die Ecksäulenbelastung der Kisten eine feste Größe<br />
ist, ließen sich an Deck noch Verbesserungen erzielen. Nicht<br />
beim Gesamtgewicht der Stapel, wohl aber bei der<br />
Verteilung des zulässigen Höchstgewichts auf die einzelnen<br />
Container. Dazu bieten sich erhöhte Laschbrücken an, von<br />
denen aus die Unterpunkte der vierten Lage erreicht werden<br />
können. Heute werden in der Regel nur die untersten drei<br />
Lagen festgezurrt. „Durch die höheren Laschbrücken lässt<br />
sich der Schwerpunkt der Stapel nach oben verlagern. Man<br />
bekommt mehr Spielraum bei der Beladung“, so Probst.<br />
Auch in den höheren Lagen, wo wegen der Kippgefahr nur<br />
Leercontainer mitgeführt werden, könnten dann zum Teil<br />
noch beladene Boxen gefahren werden. Ob Ladung in der<br />
sechsten, siebten oder sogar achten Lage an Deck gestaut<br />
werden darf, wie das Laschsystem ausgelegt werden muss,<br />
welche Belastung auf die Lukendeckel wirkt – das sind<br />
Fragen, denen der Germanische Lloyd bei der so genannten<br />
Querbeschleunigungsuntersuchung nachgeht. Dabei wird<br />
festgestellt, wie sich die Lasten an Bord beim Rollen und<br />
Stampfen auf See entwickeln.<br />
CONTAINERSCHIFFSENTWICKLUNG<br />
In der Computersimulation hat die „MSC Pamela“ schon<br />
unzählige kritische Situationen sicher gemeistert.<br />
<strong>GL</strong>OBALBERECHNUNG IN REKORDZEIT Noch vor der Untersuchung<br />
der Querbeschleunigung erfolgt die Globalberechnung<br />
des Schiffskörpers – die erste und wichtigste Hürde für<br />
jeden neuen Schiffsentwurf. Je größer der Frachter, desto<br />
langwieriger der Prüfprozess. Bei der „MSC Pamela“ waren<br />
für den Germanischen Lloyd und die Werft die Termine eng<br />
gesteckt. „Zwischen der Abwandlung des Entwurfs und dem<br />
Steel Cutting in Korea lagen nur zehn Monate. Um den<br />
Termin einhalten zu können, mussten die Prüfungen stark<br />
beschleunigt werden“, erzählt Probst. Durch enge<br />
Zusammenarbeit mit Samsung gelang es dem Germanischen<br />
Lloyd, die Globalberechnung des 9.200ers von fünf auf<br />
dreieinhalb Monate herunterzubringen.<br />
Die Koreaner<br />
lieferten das Modell für die<br />
Festigkeitsanalyse mit Hilfe<br />
der Methode der finiten<br />
Elemente. Dabei wird der<br />
gesamte Schiffskörper in<br />
Millionen Rasterteile zerlegt,<br />
damit die Spannungen<br />
und Verformungen bis ins<br />
kleinste Detail verfolgt werden<br />
können. „Dieses Modell<br />
geht dann im Computer<br />
virtuell durch den Seegang.<br />
Dabei werden viele Tausende<br />
unterschiedliche Lastfälle<br />
durchgespielt“, so<br />
Probst. Je nach Beladung<br />
des Schiffs sowie Richtung,<br />
Länge und Höhe der Wel- Jan-Olaf Probst, Containerschiffsexperte<br />
len ergeben sich unterschiedliche<br />
Szenarios. Alle Kombinationen, die zu kritischen<br />
Momenten führen, sucht der Computer. So findet der<br />
Germanische Lloyd heraus, an welchen Stellen die von<br />
der Werft vorgelegte Konstruktion nachgebessert werden<br />
muss, um den Festigkeitsanforderungen zu genügen. Das<br />
„MSC PAMELA“: VON DER IDEE ZUM FERTIGEN SCHIFF<br />
Dezember 2003: Aufstockung der Entwurfsgröße von 8.200 auf 9.200 TEU<br />
Januar bis Oktober 2004: Schiffsfestigkeitsberechnung, Querbeschleunigungsuntersuchung<br />
und Zeichnungsprüfung durch den Germanischen Lloyd<br />
Oktober 2004: Steel Cutting auf der Samsung-Werft in Geoje City<br />
Februar 2005: Kiellegung<br />
April 2005: Fertigstellung<br />
Juni 2005: Testfahrt<br />
Juli 2005: Taufe und Ablieferung<br />
nonstop 3/2005 15