Gute Arbeit Pilotauswertung von Tatjana Fuchs 2006 - ver.di ...
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Konzepttiion & Ausarrbeiittung:: Tattjjana <strong>Fuchs</strong> ((Soziiollogiin))<br />
IIn Zusammenarrbeiitt miitt::<br />
Andrreas Eberrtt,, Paulla Heiineckerr,, Prroff.. Drr.. Errnstt Kiisttllerr<br />
IIntterrnattiionalles IInsttiittutt ffürr Empiirriische Soziiallökonomiie<br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Arbeiitsqualliität aus Siicht <strong>von</strong> Beschäftiigten<br />
Konstruktion und Darstellung<br />
einer indexbasierten Berichterstattung*<br />
für den DGB<br />
*basierend auf der wissenschaftlich begründeten INQA-Befragung<br />
„Was ist gute <strong>Arbeit</strong>? Anforderungen aus der Sicht <strong>von</strong> Erwerbstätigen“.<br />
Stadtbergen, Oktober <strong>2006</strong>
Inhalt<br />
Inhalt ______________________________________________________________2<br />
Abbildungs- und Tabellen<strong>ver</strong>zeichnis ___________________________________3<br />
1. Auftrag __________________________________________________________4<br />
2. Grundlagen der DGB-Berichterstattung: Index, Typisierung und<br />
Erhebungsinstrument ________________________________________________5<br />
2.1 Der DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> _____________________________________________ 7<br />
2.1.1 Das Konzept _______________________________________________________________ 8<br />
2.1.2 Beispiel: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten (der Pilotbetriebe)________________ 14<br />
2.2 Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität ________________________________________ 18<br />
2.2.1 Das Konzept ______________________________________________________________ 18<br />
2.2.2 Beispiel: Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität im Rahmen der Pilotstu<strong>di</strong>e___________________ 19<br />
2.3 Formen der <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit _______________________________________ 27<br />
2.3.1 Das Konzept ______________________________________________________________ 27<br />
2.3.2 Beispiel: Formen der <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit im Spiegel der <strong>Arbeit</strong>squalität _______________ 28<br />
2.4 Das Konzept der Berichterstattung im Überblick __________________________ 32<br />
3. Literatur ________________________________________________________35<br />
4. Anhang_________________________________________________________36<br />
2
Abbildungs- und Tabellen<strong>ver</strong>zeichnis<br />
Abbildung 1: Übersicht der DGB-Berichterstattung und ihre zentralen Instrumente .............................................. 7<br />
Abbildung 2: Schematische Darstellung des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> ................................................................... 8<br />
Abbildung 3: Die Dimensionen des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> ............................................................................... 11<br />
Abbildung 4: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten – zwischen Wunsch und Wirklichkeit.......................... 15<br />
Abbildung 5: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten <strong>ver</strong>schiedener Betriebe .............................................. 17<br />
Abbildung 6: Schematische Darstellung der Bedeutung <strong>von</strong> Einkommen, Ressourcen und Belastungen ........... 18<br />
Abbildung 7: Einkommens<strong>ver</strong>teilung <strong>von</strong> voll- und teilzeitbeschäftigten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen .............................. 20<br />
Abbildung 8: Das Spektrum der Ressourcen...................................................................................................... 21<br />
Abbildung 9: Das Spektrum der erlebten Belastung ........................................................................................... 23<br />
Abbildung 10: Die Verbreitung <strong>von</strong> guter <strong>Arbeit</strong> aus der Sicht <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen:<br />
Im Spiegel <strong>von</strong> Ressourcen, erlebter Belastung und Einkommen ................................................ 25<br />
Abbildung 11: Die Verbreitung <strong>von</strong> guter <strong>Arbeit</strong> aus der Sicht <strong>von</strong> vollzeitbeschäftigten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen...... 26<br />
Abbildung 12: Formen der <strong>Arbeit</strong>s(un)zufriedenheit nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität........... 29<br />
Abbildung 13: Formen der <strong>Arbeit</strong>s(un)zufriedenheit nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität........... 30<br />
Abbildung 14: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten – zwischen Wunsch und Wirklichkeit ........................ 31<br />
Abbildung 14: Konstruktion der indexbasierten Berichterstattung....................................................................... 34<br />
Tabelle 1: Be<strong>di</strong>ngungsfaktoren <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit und -unzufriedenheit ................................................... 12<br />
Tabelle 2: Detaillierte Beschreibung der Dimensionen des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>............................................ 13<br />
Tabelle 3: Formen der <strong>Arbeit</strong>s(un)zufriedenheit ................................................................................................. 28<br />
Anhangs<strong>ver</strong>zeichnis<br />
Anh.Abb. 1: Zukünftiges Konstruktionsprinzip des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>* ______________________________ 10<br />
Anh.Abb. 2: Die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>squalität für <strong>di</strong>e Vereinbarkeit <strong>von</strong> beruflichem und privatem Leben ______ 37<br />
Anh.Abb. 3: Zufriedenheit mit dem Verhältnis <strong>von</strong> beruflichem und privatem Leben<br />
nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität ______________________________________ 38<br />
Anh.Abb. 4: Einschätzung der weiteren <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität____ 38<br />
Anh.Abb. 5: Betriebsbindung nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität_________________________ 39<br />
Anh.Abb. 6: Die Qualität der <strong>Arbeit</strong> aus der Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten mit und ohne festem <strong>Arbeit</strong>sort___________ 40<br />
3
1. Auftrag<br />
Anfang <strong>2006</strong> wurde das Internationale Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES) durch<br />
den DGB beauftragt, ein Konzept für eine indexbasierte Berichterstattung zu entwickeln. Das<br />
Konzept sollte einerseits geeignet sein, <strong>di</strong>e gewerkschaftspolitische Öffentlichkeitsarbeit zum<br />
Themenbereich ‚<strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht der Beschäftigten’ zu unterstützen und zu fun<strong>di</strong>eren.<br />
Andererseits bestand der Auftrag darin, ein geeignetes betriebliches Kommunikations- und In-<br />
terventionsinstrument zu entwickeln, das den Betriebs- und Personalräten ermöglicht, <strong>di</strong>e<br />
wahrgenommene betriebliche <strong>Arbeit</strong>squalität handlungsorientiert zu begutachten.<br />
Im Verlauf des Projekts wurden folgende Instrumente und Produkte entwickelt:<br />
Ein Erhebungsinstrument für repräsentative Befragungen in zwei Varianten (<strong>ver</strong>kürzter und<br />
un<strong>ver</strong>kürzter Fragebogen)<br />
Ein Erhebungsinstrument für betriebliche Befragungen (Fragebogen)<br />
Konstruktion des DGB-Index „<strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>“ und Erläuterung<br />
Konstruktion einer Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
Konzept für eine indexbasierte Berichterstattung<br />
Konzept für betriebliche Auswertungen<br />
Die Entwicklung <strong>di</strong>eser Produkte fußt auf mehreren Grundlagen: Eine wichtige inhaltliche und<br />
konzeptionelle Basis des Vorhabens bildet <strong>di</strong>e arbeitswissenschaftlich fun<strong>di</strong>erte Untersuchung<br />
„Was ist gute <strong>Arbeit</strong>? Anforderungen aus der Sicht <strong>von</strong> Erwerbstätigen“, <strong>di</strong>e Anfang 2004 im<br />
Auftrag der Initiative Neue Qualität der <strong>Arbeit</strong> (INQA) durchgeführt wurde (vgl. <strong>Fuchs</strong> <strong>2006</strong>).<br />
Der <strong>di</strong>eser Untersuchung zu Grunde liegende 16-seitige Fragebogen wurde im Verlauf des<br />
Projekts zu einem, für <strong>di</strong>e (Dauer-)Berichterstattung und für betriebliche Befragungen grund-<br />
sätzlich geeigneten, Fragebogen <strong>ver</strong><strong>di</strong>chtet. Die zweite wichtige Basis bildet eine umfassende<br />
Pilotstu<strong>di</strong>e, <strong>di</strong>e in 10 Betrieben aus dem Organisations- und Betreuungsbereich <strong>von</strong> IGBCE,<br />
IGM und Ver.<strong>di</strong> durchgeführt wurde. Sie hat u. a. dem Ziel ge<strong>di</strong>ent, den überarbeiteten Frage-<br />
bogen für <strong>di</strong>e betriebliche Anwendung zu testen und weiter zu überarbeiten. Drittens, fußt <strong>di</strong>e<br />
Entwicklung der indexbasierten Berichterstattung auf zahlreichen, konstruktiven und innovati-<br />
ven Anregungen, <strong>di</strong>e einerseits auf zwei Workshops mit betrieblichen und arbeitswissenschaft-<br />
lichen Experten gesammelt wurden und <strong>di</strong>e andererseits <strong>von</strong> der Projektgruppe im Verlauf des<br />
Projekts eingebracht wurden. Den Mitgliedern der Projektgruppe, Yasmin Fahimi (IGBCE),<br />
Klaus Pickshaus und Ulrich Eckelmann (IGM) sowie dem Projektleiter Hans-Joachim Schulz<br />
(<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>) und dem Koor<strong>di</strong>nator Frank Mussmann (DGB-Kooperationsstelle) sei an <strong>di</strong>eser Stelle<br />
herzlich für ihre konstruktive, sachkun<strong>di</strong>ge und ermutigende Zusammenarbeit gedankt.<br />
4
2. Grundlagen der DGB-Berichterstattung: Index, Typisie-<br />
rung und Erhebungsinstrument<br />
Im Zentrum der DGB-Berichterstattung steht einerseits das Ziel, regelmäßig, öffentlich und<br />
repräsentativ über <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht der Beschäftigten zu berichten. Damit sind et-<br />
liche Anforderungen <strong>ver</strong>bunden: Erstens muss <strong>di</strong>e Berichterstattung einen <strong>ver</strong>ständlichen und<br />
komprimierten Ergebnistransfer ermöglichen. Die Komplexität des sehr facettenreichen The-<br />
mas „<strong>Arbeit</strong>squalität“ muss soweit reduziert bzw. komprimiert werden, dass sie sich für eine<br />
Kommunikationsstrategie eignet. Zweitens erfordert <strong>di</strong>e Berichterstattung einen regelmäßigen,<br />
un<strong>ver</strong>änderlichen Kern, um über <strong>di</strong>e Entwicklung der <strong>Arbeit</strong>squalität berichten zu können. Drit-<br />
tens ist erforderlich, dass <strong>di</strong>e Berichterstattung eine themenorientierte Vertiefung im Rahmen<br />
der Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht. Viertens muss <strong>di</strong>e Berichterstattung durch weitere, spora-<br />
<strong>di</strong>sche, aktuelle bzw. strategische Themen aus dem Bereich <strong>Arbeit</strong>swelt & Soziales ergänzt<br />
werden können.<br />
Zusammengefasst ermöglicht <strong>di</strong>e DGB-Berichterstattung das übergeordnete Thema<br />
‚Menschengerechte <strong>Arbeit</strong>sgestaltung’ als grundlegendes gewerkschaftspolitisches Thema<br />
wieder zurück auf <strong>di</strong>e öffentliche Tagesordnung zu bringen. Dies könnte einen werte- und ar-<br />
beitnehmerorientierten Gegenstandpunkt zu dem Diskurs ‚Jede <strong>Arbeit</strong> sei besser als keine’ bil-<br />
den.<br />
Das zweite Ziel der DGB-Berichterstattung zielt auf betriebliche Befragungen. Den Betriebs-<br />
räten soll – u. a. auch als Alternative zu den gängigen Mitarbeiterbefragungen – ein wissen-<br />
schaftlich fun<strong>di</strong>ertes Instrument an <strong>di</strong>e Hand gegeben werden, um <strong>di</strong>e Probleme und Potenti-<br />
ale im Bereich der <strong>Arbeit</strong>sgestaltung und im Hinblick auf das Wohlbefinden der Be-<br />
schäftigten im <strong>Arbeit</strong>sprozess zu identifizieren und zu bearbeiten. Dies erfordert eine relativ<br />
detaillierte Erhebung, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>schiedenen Bereiche der <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen problem- und<br />
lösungsorientiert unter <strong>di</strong>e Lupe nimmt. Darüber hinaus soll den Betriebs- und Personalräten<br />
<strong>di</strong>e Möglichkeit eröffnet werden, <strong>di</strong>e Befragungsergebnisse ihrer Belegschaft mit den repräsen-<br />
tativen Ergebnissen für <strong>di</strong>e jeweilige Branche und ebenso mit den Ergebnissen der Branchen-<br />
besten systematisch zu <strong>ver</strong>gleichen. Dahinter steht der Gedanke, dass <strong>di</strong>e Betriebsbefragun-<br />
gen zeigen können, dass eine Verbesserung der <strong>Arbeit</strong>squalität auch unter den heutigen<br />
Marktbe<strong>di</strong>ngungen möglich ist (Identifizierung der 10% oder 20% Branchenbesten) und das<br />
sich eine bessere Bewertung der <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen in der Regel auch in höherer <strong>Arbeit</strong>szu-<br />
friedenheit, einer besseren Einschätzung <strong>von</strong> Gesundheitszustand und <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit sowie<br />
einer höheren Motivation spiegelt. Dieser Vergleich soll dazu motivieren, das Thema<br />
5
„menschengerechte <strong>Arbeit</strong>sgestaltung“ wieder zu einem zentralen Thema der Betriebsräte zu<br />
machen und auf Basis der Beschäftigtenbefragung beteiligungsorientierte Problemlösungen<br />
aufzuzeigen.<br />
Die Herausforderung für <strong>di</strong>e Konzeption der DGB-Berichterstattung bestand darin, beiden Zie-<br />
len gerecht zu werden, d. h. das Thema <strong>Arbeit</strong>squalität sowohl für <strong>di</strong>e Öffentlichkeitsarbeit und<br />
gleichzeitig für betriebliche Analysen fruchtbar zumachen. Dazu musste ein Weg gefunden<br />
werden, über <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht der Beschäftigten in sehr zusammengefasster Form<br />
(öffentlich) zu berichten und dennoch auch sehr detailliert in einzelne Facetten der <strong>Arbeit</strong>squa-<br />
lität – z. B. <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>szeitorganisation oder <strong>di</strong>e Führungsqualität – vordringen zu können. Nur<br />
auf <strong>di</strong>ese Weise lassen sich – auf Dauer – eine themenzentrierte öffentliche Berichterstattung<br />
und vor allem betriebliche Befragungen realisieren. Zudem muss das Erhebungsinstrument,<br />
auf dem <strong>di</strong>e repräsentative Befragung fußt, und das Erhebungsinstrument für <strong>di</strong>e betriebliche<br />
Befragung in großen Teilen identisch sein – denn nur so lässt sich Vergleichbarkeit realisieren.<br />
Aus <strong>di</strong>esem Grund wurde eine Kennziffer entwickelt, der DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>, der insge-<br />
samt 15 Dimensionen der wahrgenommen <strong>Arbeit</strong>squalität zusammenfasst (vgl. 2.1). In jeder<br />
<strong>di</strong>eser 15 Dimensionen sind weitere, detaillierte Beschreibungen und Erläuterungen mögli-<br />
chen. Insgesamt fließen in den Index 31 indexbildende Fragen ein. Dieses Fragenset bildet <strong>di</strong>e<br />
(möglichst) un<strong>ver</strong>änderbare Grundlage für <strong>di</strong>e Entwicklung einer Dauerberichterstattung und<br />
für <strong>di</strong>e betrieblichen Befragungen – mit der Möglichkeit für systematische Vergleiche.<br />
Eine wichtige Bewertungsfolie für <strong>di</strong>e wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität stellen <strong>di</strong>e Anforderun-<br />
gen der Beschäftigten dar, <strong>di</strong>e sie an gute <strong>Arbeit</strong> stellen. Welcher Dimension der <strong>Arbeit</strong> (<strong>von</strong><br />
den 15 erfragten) wird ein besonders hoher Stellenwert beigemessen? Und wo ist <strong>di</strong>e Lücke<br />
zwischen Wusch und Wirklichkeit am größten bzw. am kleinsten, usw.? Der DGB-Index <strong>Gute</strong><br />
<strong>Arbeit</strong> kontrastiert in anschaulicher Form <strong>di</strong>e wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität in 15 Dimensio-<br />
nen mit der Bedeutung <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Beschäftigten <strong>di</strong>esen Bereichen der <strong>Arbeit</strong>squalität beimessen.<br />
Aufgabe des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> ist es, kurz und knapp über <strong>di</strong>e Entwicklung der <strong>Arbeit</strong>s-<br />
qualität aus Sicht der Beschäftigten zu informieren und einen schnellen Überblick über <strong>di</strong>e<br />
größten Problembereiche und Potentiale sowie deren Entwicklung zu geben (vgl. <strong>di</strong>e Erläute-<br />
rungen unter 2.2). Der Index erlaubt jedoch keine Aussage darüber, wie viele <strong>Arbeit</strong>splätze<br />
<strong>von</strong> den Beschäftigten als umfassend gut beschrieben werden bzw. wie hoch der Anteil <strong>von</strong><br />
<strong>Arbeit</strong>splätzen ist, <strong>di</strong>e als belastend und entwicklungsarm beschrieben werden. Aus <strong>di</strong>esem<br />
Grund wurde – für <strong>di</strong>e DGB-Berichterstattung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit – ein weite-<br />
res Instrument konstruiert: <strong>di</strong>e Typen der <strong>Arbeit</strong>squalität. Diese Typisierung fragt nach dem<br />
Verhältnis <strong>von</strong> erlebter Belastung, Entwicklungspotentialen und der Existenzsicherheit des Ar-<br />
6
eitseinkommens und klassifiziert <strong>di</strong>e beschriebenen <strong>Arbeit</strong>splätze innerhalb <strong>di</strong>eser Dimensio-<br />
nen (vgl. 2.3). Damit ermöglicht <strong>di</strong>e Typisierung Aussagen über den Anteil und <strong>di</strong>e Entwicklung<br />
<strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>splätzen, <strong>di</strong>e als besonders positiv bzw. besonders negativ beschrieben werden –<br />
selbst<strong>ver</strong>ständlich mit allen Abstufungen dazwischen. Da <strong>di</strong>e Typisierung eine große Anzahl<br />
<strong>von</strong> befragten Personen benötigt (ein großes N) ist sie für betriebliche Befragungen nur in sel-<br />
tenen Fällen geeignet. Auch Gruppen<strong>ver</strong>gleiche bzw. <strong>di</strong>e Bearbeitung <strong>von</strong> konkreten Frage-<br />
stellungen sind im Rahmen <strong>di</strong>ese Typisierung nur be<strong>di</strong>ngt durchzuführen. Das heißt, der DGB-<br />
Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> und <strong>di</strong>e Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität sind zwei <strong>ver</strong>schiedene Instrumente,<br />
<strong>di</strong>e jeweils spezifische Aufgaben in der DGB-Berichterstattung übernehmen sollen: Die Frage<br />
nach der Verbreitung guter <strong>Arbeit</strong> beantwortet <strong>di</strong>e Typisierung, <strong>di</strong>e Frage nach den zentralen<br />
Brennpunkten und Potentialen der wahrgenommenen <strong>Arbeit</strong>squalität beantwortet der DGB-<br />
Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>. Dieser bildet auch <strong>di</strong>e Vergleichs-Brücke zu den Betriebsbefragungen.<br />
Abbildung 1: Übersicht der DGB-Berichterstattung und ihre zentralen Instrumente<br />
Index- und<br />
Typenbildende<br />
Felder der<br />
Berichterstattung<br />
Instrumente der<br />
Berichterstattung<br />
Analysemöglichkeiten<br />
/ Forschungsfragen<br />
Mögliche Ebene der<br />
Berichterstattung<br />
Subjektive Bedeutung der<br />
<strong>ver</strong>schiedenen<br />
Dimensionen <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
– Wichtigkeit der<br />
einzelnen Dimensionen<br />
für <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
Anspruchslücke<br />
Ranking<br />
“<strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>“<br />
Was ist gute <strong>Arbeit</strong> aus Sicht der<br />
Beschäftigten?<br />
2.1 Der DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
DGB-Index<br />
<strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Qualität der <strong>Arbeit</strong> in<br />
<strong>ver</strong>schiedenen<br />
Dimensionen<br />
– Ressourcen<br />
– Belastungen<br />
Typen der<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität<br />
Wie viele <strong>Arbeit</strong>splätze werden <strong>von</strong> den Beschäftigten<br />
als belastungsarm, entwicklungsförderlich und<br />
existenzsichernd beschrieben?<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität im Überblick: Wird es besser oder schlechter?<br />
Wie weit sind Wunsch und Wirklichkeit beisamen?<br />
Wo drückt den Beschäftigten der Schuh?<br />
Was erleben <strong>di</strong>e Beschäftigten als befrie<strong>di</strong>gend bei ihrer <strong>Arbeit</strong>?<br />
Wodurch zeichnet sich <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität <strong>von</strong> besonders<br />
zufriedenen Beschäftigten aus?<br />
…<br />
Betrieb/ Repräsentativ Betrieb/ Repräsentativ Repräsentativ<br />
Quelle: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES, eigene Darstellung<br />
7
2.1.1 Das Konzept<br />
Mit dem Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> wurde ein Maß zur kontinuierlichen Beurteilung der vorhandenen<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität aus der Sicht <strong>von</strong> abhängig Beschäftigten entwickelt. Darin fließt z.B. ein,<br />
ob und in welchem Maße <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen in der heutigen <strong>Arbeit</strong>swelt entwicklungs-<br />
förderliche Ressourcen, das heißt, Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten, Anerken-<br />
nung und soziale Einbindung bzw. Sicherheit, kreative Potentiale, eine ausgewogene Ab-<br />
forderung ihrer vorhandenen Qualifikationen und Fähigkeiten usw. finden.<br />
ob, in welchem Maß und in welchem Bereich <strong>Arbeit</strong> als subjektiv belastend empfunden<br />
wird.<br />
Abbildung 2: Schematische Darstellung des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> .………..<br />
(1) Qualifizierungs- &<br />
Entwicklungsmöglichkeiten….………....<br />
:<br />
:<br />
:<br />
:<br />
:<br />
(15) <strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit…….…..……..<br />
…..<br />
40,4<br />
68,9<br />
72,3<br />
0 33 67 100<br />
Unzumutbare<br />
<strong>Arbeit</strong><br />
Sehr belastende<br />
<strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen<br />
Keine entwicklungsförderlichen<br />
Ressourcen<br />
Akuter<br />
Handlungsbedarf<br />
Belastungen &<br />
entwicklungsförderliche<br />
Ressourcen<br />
Hoher Handlungs-<br />
& Gestaltungsbedarf<br />
Bedeutung für gute <strong>Arbeit</strong> (Anspruchsniveau)<br />
DGB-Index (<strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht der Beschäftigten)<br />
….<br />
<strong>Gute</strong><br />
<strong>Arbeit</strong><br />
Wenige Belastungen<br />
& viele entwicklungsförderliche<br />
Ressourcen<br />
Grundlagen für<br />
<strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> vorhanden<br />
Quelle: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES, eigene Darstellung<br />
Diese Aspekte wurden zu einem Index <strong>ver</strong><strong>di</strong>chtet (vgl. Abb. 2: Schwarzer Punkt, schwarze Li-<br />
nie). Der positive Pol des DGB-Index stellt „<strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>“ dar – <strong>Arbeit</strong>, <strong>di</strong>e durch möglichst um-<br />
fassende soziale und berufliche Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten, kaum negative<br />
Belastungen und ein angemessenes Einkommen charakterisiert ist. Der negative Pol („Unzu-<br />
mutbare <strong>Arbeit</strong>“), entspricht einer <strong>Arbeit</strong>squalität, <strong>di</strong>e durch keine Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
hohe Belastungen und ein unangemessenes Einkommen charakterisiert ist. Zwischen <strong>di</strong>esen<br />
Polen existieren etliche Zwischenzustände, <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>schiedene Qualitäten der <strong>Arbeit</strong> beschrei-<br />
ben.<br />
8
Beschreiben Beschäftigte ihre <strong>Arbeit</strong>ssituation in allen Dimensionen als unterstützend, ent-<br />
wicklungs- und lernförderlich sowie als belastungsarm, so erreicht der Index den Wert 100. Im<br />
Gegensatz dazu sagt ein Indexwert <strong>von</strong> 0 aus, dass <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong> durchgängig als belastend und<br />
entwicklungsarm erlebt wird.<br />
Wichtig für das Verständnis ist, dass Indexwerte keine Prozentangaben darstellen. Indexwerte<br />
liefern einen schnellen Überblick, ob einzelne Dimensionen (z. B. <strong>Arbeit</strong>szeit) besser ab-<br />
schneiden als andere (z. B. Einfluss auf <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>) oder sich <strong>di</strong>e wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squa-<br />
lität der einen Gruppe deutlich <strong>von</strong> der einer anderen Gruppe unterscheidet, etc. Der Index er-<br />
setzt aber nicht den genauen Blick auf <strong>di</strong>e einzelnen Ergebnisse, er ermöglicht einen schnellen<br />
Überblick – vor allem im Rahmen <strong>von</strong> Vergleichen – aber ein einzelner Indexwert sagt für sich<br />
genommen noch nicht viel aus. So können sich zum Beispiel hinter einem Indexwert <strong>von</strong> 50<br />
völlig unterschiedliche Phänomene <strong>ver</strong>bergen: ein Indexwert <strong>von</strong> 50 kann bedeuten, dass alle<br />
Befragten angegeben haben, dass sie einerseits keine Fehlbeanspruchungen wahrnehmen<br />
aber andererseits auch keine positive Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten sehen. Es<br />
kann aber auch genau umgekehrt sein: Die Beschäftigten fühlen sich stark belastet, berichten<br />
jedoch <strong>von</strong> in hohem Maße vorhandenen entwicklungsförderlichen Ressourcen. Möglich wäre<br />
aber auch, dass <strong>di</strong>e Gruppe völlig gespalten ist: Die einen berichten <strong>von</strong> umfassend guter<br />
<strong>Arbeit</strong>, <strong>di</strong>e anderen empfinden ihre <strong>Arbeit</strong> als belastend und entwicklungsarm, usw.<br />
Im Zuge der Piloterhebung wurde der Fragebogen zur Erhebung des DGB-Index nochmals<br />
überarbeitet. Ein Ergebnis <strong>di</strong>eser Überarbeitung ist <strong>di</strong>e Festlegung, dass zukünftig auch <strong>di</strong>e so<br />
genannte Expositionsdauer, d. h. <strong>di</strong>e Dauer oder Häufigkeit der Konfrontation mit einer Anfor-<br />
derung (z. B. <strong>di</strong>e Dauer <strong>von</strong> einseitig körperlicher <strong>Arbeit</strong>) erfasst wird und in <strong>di</strong>e Indexbildung<br />
einfließt. Ebenso wird in <strong>di</strong>e Erhebung des DGB-Index auch das Ausmaß <strong>von</strong> förderlichen<br />
Faktoren (z. B. der Grad des Einflusses) aufgenommen 1 . Auf <strong>di</strong>ese Weise ergibt sich ein Kon-<br />
struktionsprinzip für den endgültigen DGB-Index, das eine detaillierte Erfassung der Expositi-<br />
onsdauer berücksichtigt (vgl. Abb.3).<br />
1<br />
In der Piloterhebung wurde gefragt, ob <strong>di</strong>e befragte Person mit einer Anforderung konfrontiert wird,<br />
z.B.: Werden Sie durch Ihre <strong>Arbeit</strong> einseitig körperlich belastet (z.B. stän<strong>di</strong>ges Stehen, Sitzen, ungünstige<br />
Körperhaltungen)? Antwortmöglichkeit: Ja/ Nein; In Zukunft sind für <strong>di</strong>ese Frage folgende Antwortmöglichkeiten<br />
vorgesehen: Nein, in geringem Maß, in hohem Maß, in sehr hohem Maß.<br />
9
Abbildung 3: Zukünftiges Konstruktionsprinzip des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> .…<br />
(1) Qualifizierungs- &<br />
Entwicklungsmöglichkeiten………<br />
:<br />
:<br />
:<br />
:<br />
:<br />
(15) <strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit…..……..<br />
Bedeutung für gute <strong>Arbeit</strong> (Anspruchsniveau)<br />
…..<br />
40,4<br />
DGB-Index (<strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht der Beschäftigten)<br />
Indexwerte<br />
für<br />
Ressourcen<br />
Indexwerte<br />
für<br />
Belastungen<br />
0<br />
68,9<br />
72,3<br />
….<br />
0 33 67 100<br />
sehr stark stark<br />
Belastungen treten in hohen / sehr<br />
hohen Maße auf und<br />
beanspruchen…..<br />
sehr<br />
stark<br />
Quelle: Eigene Darstellung: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
0<br />
Unzumutbare<br />
<strong>Arbeit</strong><br />
Keine/ kaum Ressourcen<br />
vorhanden<br />
und <strong>di</strong>es belastet ….<br />
17<br />
stark<br />
mäßig<br />
33<br />
mäßig<br />
gar nicht<br />
50<br />
gar nicht<br />
geringem<br />
Maß<br />
Belastungen<br />
treten kaum<br />
auf &<br />
beanspruchen<br />
nicht<br />
100<br />
Belastungen<br />
treten nicht<br />
auf<br />
17 33 50 75 100<br />
67<br />
<strong>Gute</strong><br />
<strong>Arbeit</strong><br />
Ressourcen sind<br />
vorhanden in……<br />
hohem<br />
Maß<br />
83<br />
sehr<br />
hohem<br />
Maß<br />
10
Der DGB-Index beschreibt <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten in insgesamt 15 Di-<br />
mensionen der <strong>Arbeit</strong>, <strong>di</strong>e ebenfalls Werte zwischen 0 und 100 annehmen können. Für jede<br />
der 15 Dimensionen wurde ermittelt, ob <strong>di</strong>ese aus Sicht der Beschäftigten ein bedeutendes<br />
Kriterium guter <strong>Arbeit</strong> darstellen 2 . Diese Angaben sind in den Abbildungen 2 und 3 in Form <strong>von</strong><br />
gelben Balken dargestellt. 100 bedeutet, dass alle Befragten <strong>di</strong>e Dimension als sehr wichtig für<br />
<strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität einschätzen, 0 würde aussagen, dass alle Befragten <strong>di</strong>esen Bereich der Ar-<br />
beit für unwichtig halten. Übersteigt <strong>di</strong>e Balkenlänge (Bedeutung) den Indexwert (schwarze Li-<br />
nie), besteht eine Lücke zwischen der Bedeutung, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Beschäftigten <strong>di</strong>eser Dimension als<br />
Garant für hohe <strong>Arbeit</strong>squalität beimessen und der wahrgenommen <strong>Arbeit</strong>squalität in <strong>di</strong>esem<br />
Bereich. Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander.<br />
Abbildung 4: Die Dimensionen des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
DGB-Index<br />
<strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Quelle: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES, eigene Darstellung<br />
Die Abfrage <strong>di</strong>eser Dimensionen ist nicht willkürlich sondern berücksichtigt <strong>di</strong>e bedeutenden<br />
Faktoren, <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit und Wohlbefinden in der <strong>Arbeit</strong> beeinflussen. Zu <strong>di</strong>esen Ein-<br />
flussfaktoren existiert ein umfangreicher Forschungsstand (vgl. Zwischenbericht), der zuge-<br />
spitzt aussagt, dass für das Entstehen <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit und Motivation teilweise ande-<br />
re Faktoren <strong>von</strong> Bedeutung sind als für das Entstehen <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>sunzufriedenheit und Frustra-<br />
tion. Diese Faktoren wurden im Rahmen der Konstruktion des DGB-Index berücksichtigt und<br />
sind in der nachfolgenden Übersicht zusammengefasst:<br />
o Qualifizierungs-/Entwicklungsmöglichkeiten<br />
o Kreativität<br />
o Aufstiegschancen<br />
o Einfluss-/Gestaltungsmöglichkeiten<br />
o Informationsfluss<br />
o Führungsqualität<br />
o Betriebskultur<br />
o Kollegialität/soziales Klima<br />
o Sinnvolle <strong>Arbeit</strong><br />
o <strong>Arbeit</strong>szeit<br />
o <strong>Arbeit</strong>sintensität<br />
o Körperliche Anforderungen/Umgebungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
o Emotionale Anforderungen<br />
o Einkommen<br />
o Sicherheit<br />
2<br />
Zum Beispiel: Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie bei Ihrer <strong>Arbeit</strong> Ihre eigenen Fähigkeiten und Ihre<br />
Qualifikation weiterentwickeln können? (Sehr wichtig/wichtig/weniger wichtig/nicht wichtig).<br />
11
Tabelle 1: Be<strong>di</strong>ngungsfaktoren <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit und -unzufriedenheit<br />
<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit &<br />
Motivation<br />
<strong>Arbeit</strong>stätigkeit<br />
o Kreativität<br />
o Anforderungsbalance<br />
o Handlungsspielraum<br />
o Einflussmöglichkeiten<br />
o Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in der <strong>Arbeit</strong><br />
Anerkennung der <strong>Arbeit</strong> (Vorgesetzte,<br />
Kolleg/innen, Kunden,<br />
Einkommen)<br />
Aufstiegs-/ Entwicklungsperspektiven<br />
Sowohl<br />
<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit & Motivation<br />
als auch<br />
<strong>Arbeit</strong>sunzufriedenheit & Frustration<br />
Einkommen<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit<br />
Soziales Klima zu Kolleg/innen<br />
und Vorgesetzten<br />
Informationsfluss<br />
<strong>Arbeit</strong>sorganisation/<br />
<strong>Arbeit</strong>splanung<br />
<strong>Arbeit</strong>sunzufriedenheit &<br />
Frustration<br />
<strong>Arbeit</strong>sumgebung<br />
Unsicherheit<br />
Fehlbeanspruchungen<br />
(„Belastungen“)<br />
Quelle: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES, eigene Darstellung<br />
Neben dem Forschungsstand zur <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit wurden u. a. <strong>di</strong>e Ansätze <strong>von</strong> Ulich<br />
(1981), Hacker und Richter (1980) zur menschengerechten bzw. persönlichkeitsförderlichen<br />
<strong>Arbeit</strong>sgestaltung berücksichtigt. Diese Ansätze beschreiben Kriterien, an der sich <strong>di</strong>e Gestal-<br />
tung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong> orientieren sollte, wenn das Wohlbefinden der Beschäftigten im Vordergrund<br />
steht. Diese Bewertungskriterien führen – in Anlehnung an Ulich (2001) – zu folgender Defini-<br />
tion humaner <strong>Arbeit</strong>stätigkeiten:<br />
„Als human werden <strong>Arbeit</strong>stätigkeiten bezeichnet, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e psychophysische Gesundheit<br />
der <strong>Arbeit</strong>stätigen nicht schä<strong>di</strong>gen, ihr psychosoziales Wohlbefinden nicht – oder allenfalls<br />
vorübergehend – beeinträchtigen, ihren Bedürfnissen und Qualifikationen entsprechen,<br />
in<strong>di</strong>viduelle und/oder kollektive Einflussnahme auf <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen und <strong>Arbeit</strong>ssysteme<br />
ermöglichen und zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit im Sinne der Entfaltung<br />
ihrer Potentiale und Förderung ihrer Kompetenzen beizutragen <strong>ver</strong>mögen“.<br />
Die 15 Dimensionen des DGB-Index wurden in Auseinadersetzung mit <strong>di</strong>esem Forschungs-<br />
stand konzipiert. Jede <strong>di</strong>eser Dimensionen basiert auf einer oder mehrerer Fragen. Dies bietet<br />
u. a. <strong>di</strong>e Möglichkeit, nicht nur einen schnellen aber damit notwen<strong>di</strong>gerweise auch sehr <strong>ver</strong>ein-<br />
fachten Überblick über <strong>di</strong>e wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität zu erhalten, sondern – beispiels-<br />
weise im Rahmen einer themenorientierten Sonderberichterstattung vor allem jedoch im Rah-<br />
men der betrieblichen Auswertungen – auf <strong>di</strong>e Probleme und Potentiale in den einzelnen Be-<br />
reichen detailliert eingehen zu können. In Tabelle 2 sind <strong>di</strong>e Dimensionen des DGB-Index und<br />
<strong>di</strong>e entsprechenden Fragen, <strong>di</strong>e in Zukunft <strong>di</strong>e Basis der DGB-Berichterstattung bilden, darge-<br />
stellt. Sie wurden gegenüber der Piloterhebung teilweise nochmals geringfügig mo<strong>di</strong>fiziert.<br />
12
Tabelle 2: Detaillierte Beschreibung der Dimensionen des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
Dimension im DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
a)Subjektive Bedeutung der Dimension<br />
(gelber Balken im DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>)<br />
b)Ermittlung der wahrgenommen <strong>Arbeit</strong>squalität in der Dimension<br />
(schwarze Linie im DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>)<br />
1) Qualifizierungs-/Entwicklungsmöglichkeiten<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie bei Ihrer <strong>Arbeit</strong> Ihre eigenen Fähigkeiten und Ihre Qualifikation weiterentwickeln<br />
können?<br />
b) Werden Ihre Qualifizierungswünsche durch konkrete Angebote unterstützt?<br />
Ermöglicht es Ihre <strong>Arbeit</strong>, Ihr Wissen und Können weiterzuentwickeln?<br />
2) Kreativität<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie eigene Ideen und Kreativität in <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong> einbringen können?<br />
b) Können Sie eigene Ideen in Ihre <strong>Arbeit</strong> einbringen?<br />
3) Aufstiegschancen<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie Aufstiegschancen haben?<br />
b) Haben Sie in Ihrem Betrieb Aufstiegschancen?<br />
4) Einfluss-/Gestaltungsmöglichkeiten<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie Ihre <strong>Arbeit</strong> selbstän<strong>di</strong>g planen und einteilen können?<br />
b) Können Sie Ihre <strong>Arbeit</strong> selbstän<strong>di</strong>g planen und einteilen?<br />
Haben Sie Einfluss auf <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>smenge, <strong>di</strong>e Ihnen übertragen wird?<br />
Haben Sie Einfluss auf <strong>di</strong>e Gestaltung Ihrer <strong>Arbeit</strong>szeit?<br />
5) Informationsfluss<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie alle Informationen erhalten, <strong>di</strong>e Sie brauchen, um Ihre <strong>Arbeit</strong> gut zu erle<strong>di</strong>gen?<br />
b) Erhalten Sie alle Informationen, <strong>di</strong>e Sie brauchen, um Ihre <strong>Arbeit</strong> gut zu erle<strong>di</strong>gen?<br />
Werden bei Ihrer <strong>Arbeit</strong> widersprüchliche Anforderungen gestellt?<br />
6) Führungsqualität<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass der Führungsstil Ihrer Vorgesetzten wertschätzenden und unterstützend ist?<br />
b) Bitte geben Sie an, ob Ihr/e unmittelbare/r Vorgesetzte/r Ihre <strong>Arbeit</strong> gut plant?<br />
Bitte geben Sie an, ob Ihr/e unmittelbare/r Vorgesetzte/r Sie wertschätzt und Ihnen Beachtung entgegenbringt?<br />
Bitte geben Sie an, ob Ihr/e unmittelbare/r Vorgesetzte/r der Weiterbildung und der Personalentwicklung einen<br />
hohen Stellenwert beimisst?<br />
7) Betriebskultur<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass <strong>di</strong>e Betriebskultur Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe fördert?<br />
b) Haben Sie den Eindruck, dass in Ihrem Betrieb Kollegialität gefördert wird?<br />
Halten Sie Ihre Geschäftsführung/ Behördenleitung für geeignet ?<br />
8) Kollegialität/soziales Klima<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie <strong>von</strong> Ihren Kolleg/innen bei Bedarf Hilfe und Unterstützung erhalten?<br />
b) Erhalten Sie Hilfe und Unterstützung <strong>von</strong> Ihren Kolleg/innen, wenn Sie <strong>di</strong>es benötigen?<br />
9) Sinnvolle <strong>Arbeit</strong><br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Ihre <strong>Arbeit</strong> für <strong>di</strong>e Gesellschaft nützlich und wichtig ist?<br />
b) Würden Sie sagen, dass Ihre <strong>Arbeit</strong> für <strong>di</strong>e Gesellschaft nützlich ist?<br />
10) <strong>Arbeit</strong>szeit<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie Ihre <strong>Arbeit</strong>szeit an Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen können?<br />
b) Können Sie Überstunden ausgleichen, wann Sie es wollen?<br />
Können Sie sich auf <strong>di</strong>e Planung Ihrer <strong>Arbeit</strong>szeit <strong>ver</strong>lassen?<br />
Haben Sie den Eindruck, dass ihre Bedürfnisse bei der Planung Ihrer <strong>Arbeit</strong>szeit genügend berücksichtigt<br />
werden?<br />
13
11) <strong>Arbeit</strong>sintensität<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie genügend Zeit haben, um Ihre <strong>Arbeit</strong> zu Ihrer Zufriedenheit auszuführen?<br />
b) Kommt es vor, dass Ihre <strong>Arbeit</strong> durch unerwünschte Unterbrechungen gestört wird?<br />
Fühlen Sie sich in der <strong>Arbeit</strong> gehetzt, haben Sie Zeitdruck?<br />
Kommt es vor, dass Sie, um Ihr <strong>Arbeit</strong>spensum zu schaffen, Abstriche bei der Qualität Ihrer <strong>Arbeit</strong> machen<br />
müssen?<br />
12) Körperliche Anforderungen/ Umgebungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass bei der Gestaltung Ihrer <strong>Arbeit</strong> auf den Schutz Ihrer Gesundheit geachtet wird?<br />
b) Müssen Sie körperlich schwer arbeiten (z.B. schwer heben, tragen, stemmen)?<br />
Werden Sie durch Ihre <strong>Arbeit</strong> einseitig körperlich belastet (z.B. stän<strong>di</strong>ges Stehen, Sitzen, ungünstige Körperhaltungen)?<br />
Sind Sie an Ihrem <strong>Arbeit</strong>splatz Lärm, lauten Umgebungsgeräuschen ausgesetzt?<br />
13) Emotionale Anforderungen<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie bei Ihrer <strong>Arbeit</strong> als Person respektvoll behandelt werden?<br />
b) Verlangt Ihre <strong>Arbeit</strong> <strong>von</strong> Ihnen, dass Sie Ihre Gefühle <strong>ver</strong>bergen?<br />
Kommt es vor, dass Sie bei Ihrer <strong>Arbeit</strong> <strong>von</strong> anderen Menschen herablassend oder unwür<strong>di</strong>g behandelt werden?<br />
14) Einkommen<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Ihr berufliches Einkommen Ihnen einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht?<br />
b) Wenn Sie an Ihre <strong>Arbeit</strong>sleistung denken, halten Sie Ihr Einkommen für angemessen?<br />
Entspricht Ihr Einkommen ungefähr Ihren Bedürfnissen?<br />
.....Und wie schätzen Sie Ihre Rente aus Ihrer beruflichen Tätigkeit ein?<br />
15) Sicherheit<br />
a) Wie wichtig ist es für Sie, dass Ihr <strong>Arbeit</strong>s<strong>ver</strong>hältnis unbefristet ist?<br />
b) Kommt es vor, dass Sie Angst um Ihre berufliche Zukunft haben?<br />
Quelle: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES, eigene Darstellung<br />
2.1.2 Beispiel: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten (der Pilotbetriebe)<br />
Der DGB-Index erreicht – unter Berücksichtigung der <strong>ver</strong>schiedenen Bereiche der <strong>Arbeit</strong> – ei-<br />
nen Wert <strong>von</strong> 68,9 (vgl. Abb. 3: schwarze Linie, oben abgesetzt). Dies sagt aus, dass <strong>di</strong>e be-<br />
fragten Beschäftigten ihre <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen insgesamt eher positiv einschätzen: Sie berich-<br />
ten häufiger <strong>von</strong> Potentialen als <strong>von</strong> Belastungen. Dennoch <strong>ver</strong>bleibt ein erhebliches, unaus-<br />
geschöpftes Potential zur Verbesserung der <strong>Arbeit</strong>squalität: Durch weitere Belastungs<strong>ver</strong>min-<br />
derung und eine <strong>ver</strong>besserte Lern- und Entwicklungsförderlichkeit der <strong>Arbeit</strong> ließe sich <strong>di</strong>e<br />
Qualität der <strong>Arbeit</strong> um insgesamt 31 Punkte steigern. Die größten Defizite liegen in den Berei-<br />
chen <strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit (40,4), Aufstiegschancen (40,4), Einkommen (54,5) und <strong>Arbeit</strong>sin-<br />
tensität (58,6). Hier überwiegen <strong>di</strong>e Belastungen gegenüber den Potentialen deutlich. Im Ge-<br />
gensatz dazu werden vor allem Kollegialität und soziales Klima sowie der Sinngehalt der Ar-<br />
beit (beide 94,4) sehr positiv beurteilt. Dies deutet auf eine gute soziale Einbindung und eine<br />
hohe Identifikation mit der eigenen <strong>Arbeit</strong> hin.<br />
14
Abbildung 5: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten<br />
– zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> .…<br />
Qualifizierugs-<br />
/Entwicklungsmöglichkeiten….…..<br />
Kreativität…………………………….<br />
Aufstiegschancen…………………..<br />
Einfluss-<br />
Gestaltungsmöglichkeiten…….…..<br />
Informationsfluss …………….…….<br />
Führungsqualität…………………….<br />
Betriebskultur………………………..<br />
Kollegialität………………..…..……..<br />
Sinnvolle <strong>Arbeit</strong>………………………<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit…………………………….<br />
<strong>Arbeit</strong>sintensität……………………..<br />
Körperliche Anforderungen/<br />
Umgebungsbe<strong>di</strong>ngungen…………..<br />
Emotionale Anforderungen………..<br />
Einkommen………………..…………<br />
<strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit…….………..<br />
42,7<br />
40,4<br />
58,6<br />
54,5<br />
68,9<br />
66,8<br />
62,4<br />
68,8<br />
69,8<br />
72,3<br />
71,4<br />
71,8<br />
80,0<br />
82,6<br />
94,4<br />
94,4<br />
0 33 67 100<br />
Bedeutung für gute <strong>Arbeit</strong> (Anspruchsniveau)<br />
Anspruchslücke<br />
DGB-Index (<strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht der Beschäftigten)<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
15
Die wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität steht teilweise in einem starken Kontrast zu der subjekti-<br />
ve Bedeutung, <strong>di</strong>e Beschäftigten den <strong>ver</strong>schiedenen Dimensionen für „gute <strong>Arbeit</strong>“ einräumen:<br />
Aus Sicht der Beschäftigten sind insbesondere Einkommens- und Beschäftigungssicherheit,<br />
der Sinngehalt der <strong>Arbeit</strong> sowie eine gesundheitsförderliche <strong>Arbeit</strong>sgestaltung herausragende<br />
Garanten für gute <strong>Arbeit</strong>. Derzeit wird le<strong>di</strong>glich der Sinngehalt der aktuellen <strong>Arbeit</strong> auch aus-<br />
gesprochen positiv beurteilt. Im Bereich der Einkommens und der Beschäftigungssicherheit<br />
aber auch im Bereich der körperlichen Belastungen klafft eine große Lücke zwischen der Be-<br />
deutung, <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen <strong>di</strong>esen Aspekten beimessen und deren Realisierung. Diese<br />
Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist mit Ausnahme des Sinngehalts der <strong>Arbeit</strong> und der<br />
Beurteilung des sozialen Klimas für das ganze Spektrum charakteristisch: Auch der hohen Be-<br />
deutung, <strong>di</strong>e Beschäftigte den Aufstiegschancen und einem ausbalancierten <strong>Arbeit</strong>spensum<br />
beimessen, wird in der Realität kaum Rechnung getragen. Ebenso müssten <strong>di</strong>e vorhandenen<br />
Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichleiten, <strong>di</strong>e Betriebskultur sowie der betriebliche In-<br />
formationsfluss <strong>ver</strong>bessert werden, denn auch <strong>di</strong>esen Bereichen wird ein hoher Stellenwert im<br />
Hinblick auf <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität eingeräumt, der <strong>von</strong> den realen <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen derzeit<br />
nicht erfüllt wird.<br />
Es wurde bereits eingangs erwähnt, dass sich eine indexbasierte Berichterstattung insbeson-<br />
dere für Vergleiche <strong>ver</strong>schiedener Beschäftigtengruppen eignet. Abbildung 6 demonstriert ei-<br />
nen Vergleich der wahrgenommen <strong>Arbeit</strong>squalität zwischen den Beschäftigten aus unter-<br />
schiedlichen Betrieben. Selbst<strong>ver</strong>ständlich sind auch Gegenüberstellungen <strong>von</strong> Männern und<br />
Frauen oder <strong>von</strong> Müttern und Vätern, <strong>von</strong> Beschäftigten <strong>ver</strong>schiedener Altersgruppen, <strong>von</strong> Zu-<br />
friedenen und Unzufriedenen, usw. denkbar.<br />
Im Vergleich der 3 Betriebe aus unterschiedlichen Branchen schneidet insgesamt der Che-<br />
miebetrieb am besten ab: Der DGB-Index erreicht einen weit überdurchschnittlichen Wert <strong>von</strong><br />
79,8. Die <strong>Arbeit</strong>squalität in den beiden anderen Betrieben (Metall<strong>ver</strong>arbeitung und Dienstleis-<br />
tung) ist liegt mit 59,8 und 65,7 unter dem Durchschnitt (68,9).<br />
Auch mit Blick auf <strong>di</strong>e einzelnen Dimensionen der <strong>Arbeit</strong>, beurteilen <strong>di</strong>e Beschäftigten des<br />
Chemiebetriebs ihre <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen fast durchgängig erheblich besser als <strong>di</strong>e Beschäftig-<br />
ten aus dem Metall- bzw. Dienstleistungsbetrieb: Insbesondere <strong>di</strong>e Einkommenssituation, <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigungssicherheit, <strong>di</strong>e Qualifizierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, aber auch <strong>di</strong>e Ar-<br />
beitsintensität sowie <strong>di</strong>e Betriebskultur werden <strong>von</strong> den Chemiebeschäftigten auffallend positiv<br />
bewertet. Demgegenüber schneiden besonders mangelnde Beschäftigungssicherheit, Auf-<br />
stiegschancen, betrieblicher Informationsfluss und <strong>Arbeit</strong>sintensität im Urteil der Dienstleis-<br />
tungsbeschäftigten schlecht ab. Die Metallbeschäftigten empfinden zudem <strong>di</strong>e Betriebs- und<br />
16
Führungskultur als belastend.<br />
Abbildung 6: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten <strong>ver</strong>schiedener Betriebe<br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> .…<br />
Qualifizierungs-<br />
/Entwicklungsmöglichkeiten….…..<br />
Kreativität…………………………….<br />
Aufstiegschancen…………………..<br />
Einfluss-<br />
Gestaltungsmöglichkeiten…….…..<br />
Informationsfluss …………….…….<br />
Führungsqualität…………………….<br />
Betriebskultur………………………..<br />
Kollegialität………………..…..……..<br />
Sinnvolle <strong>Arbeit</strong>………………………<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit…………………………….<br />
<strong>Arbeit</strong>sintensität……………………..<br />
Körperliche Anforderungen/<br />
Umgebungsbe<strong>di</strong>ngungen…………..<br />
Emotionale Anforderungen………..<br />
Einkommen………………..…………<br />
<strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit…….………..<br />
0 33 67 100<br />
Metall-Betrieb Dienstleistungsbetrieb Chemie-Betrieb<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
17
2.2 Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
2.2.1 Das Konzept<br />
Im Gegensatz zum Index ermöglicht <strong>di</strong>e Typisierung eine Antwort auf <strong>di</strong>e Frage zu geben, wie<br />
viele Beschäftigte ihren derzeitigen <strong>Arbeit</strong>splatz als gut bzw. weniger gut beschreiben. Das<br />
Konzept der Typisierung lehnt sich an <strong>di</strong>e Auswertung der (nicht regelmäßigen) INQA-<br />
Befragung „Was ist gute <strong>Arbeit</strong>? Anforderungen aus der Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten“ an (vgl.<br />
<strong>Fuchs</strong> <strong>2006</strong>) und basiert auf dem Prinzip, dass alle wahrgenommenen Belastungen ins Ver-<br />
hältnis zu allen persönlichkeits- und entwicklungsförderlichen Faktoren sowie zur Existenzsi-<br />
cherheit des Einkommens gesetzt werden. Darauf aufbauend werden <strong>di</strong>e Angaben der Be-<br />
schäftigten inhaltlich typisiert, d. h. ähnliche <strong>Arbeit</strong>splatzbeschreibungen zusammengefasst<br />
(vgl. unten). Die Typisierung benötigt große Fallzahlen und eignet sich daher nur für repräsen-<br />
tative Befragungen und auch nur begrenzt für Vergleiche.<br />
Die in repräsentativen Befragungen ermit-<br />
telten Aspekte, <strong>di</strong>e aus der Sicht <strong>von</strong> Ar-<br />
beitnehmer/innen gute <strong>Arbeit</strong> ausmachen,<br />
lassen sich – stark <strong>ver</strong>einfacht – drei Be-<br />
obachtungsfeldern zuordnen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e<br />
Grundlage der Typisierung bilden: Zum<br />
einen wird <strong>di</strong>e Bedeutung des Ar-<br />
beitseinkommens, d. h. <strong>di</strong>e materielle<br />
Basis der <strong>Arbeit</strong>squalität, betont. Zweitens<br />
werden <strong>ver</strong>schiedene Aspekte hervorge-<br />
hoben, <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong> zu einem bedeutenden<br />
Feld persönlicher und sozialer Entwick-<br />
lung werden lassen. Dazu gehören <strong>di</strong>e<br />
kommunikativen, sozialen, fachlichen und<br />
organisatorischen Fähigkeiten, <strong>di</strong>e gerade<br />
im Rahmen eines arbeitsteilig organisier-<br />
ten und spezialisierten <strong>Arbeit</strong>sprozess<br />
entwickelt werden können – insbesondere<br />
wenn <strong>di</strong>e Gestaltung der <strong>Arbeit</strong> <strong>di</strong>e Ent-<br />
Abbildung 7: Schematische Darstellung der Bedeutung<br />
<strong>von</strong> Einkommen, Ressourcen und Belastungen<br />
Erlebte Belastungen<br />
Ressourcen<br />
Finanzielle Existenzsicherung<br />
wicklung <strong>di</strong>eser Fähigkeiten sowie <strong>di</strong>e Bildung <strong>von</strong> stabilen sozialen Beziehungen unterstützt<br />
(Ressourcen). Ihnen wird, neben der hohen Bedeutung für <strong>di</strong>e persönliche Entwicklung, auch<br />
18
eine Pufferfunktion im Umgang mit gesundheitsgefährdenden Belastungen zugeschrieben.<br />
Dass <strong>Arbeit</strong>sgestaltung einen Beitrag zum Schutz der Gesundheit leisten soll, ist unbestritten.<br />
Dazu gehört, neben der Förderung <strong>von</strong> Ressourcen am <strong>Arbeit</strong>splatz, selbst<strong>ver</strong>ständlich auch<br />
ein Zurückdrängen bzw. Beseitigen der arbeitsbe<strong>di</strong>ngten Gefährdungen. Auch hier stellt sich<br />
<strong>di</strong>e Frage, wie <strong>di</strong>e befragten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen den aktuellen Stand in <strong>di</strong>esem Feld der Ar-<br />
beitsgestaltung beschreiben: In welchen Bereichen wird gehäuft <strong>von</strong> belastenden Faktoren be-<br />
richtet und wie vielfältig ist das gesamte Spektrum der erlebten Belastungen? Im Rahmen<br />
der Typisierung werden <strong>di</strong>ese drei Bereiche – das Bruttoeinkommen, das Spektrum der Res-<br />
sourcen und der erlebten Belastungen – aufeinander bezogen.<br />
2.2.2 Beispiel: Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität im Rahmen der Pilotstu<strong>di</strong>e<br />
Die erste Dimension der Typenbildung: Einkommen aus Erwerbstätigkeit<br />
Im Rahmen der Pilotstu<strong>di</strong>e wurde das Bruttoeinkommen in Form <strong>von</strong> Einkommensklassen er-<br />
fasst. Darüber hinaus wurden <strong>di</strong>e Beschäftigten gebeten, das Verhältnis <strong>von</strong> Leistung und Ein-<br />
kommen zu bewerten. Letztere Angabe, <strong>di</strong>e in <strong>di</strong>e Bildung des DGB-Index eingeflossen ist,<br />
deutet auf eine sehr negative Bewertung der Einkommenssituation hin. Auch <strong>di</strong>e anderen Be-<br />
funde zielen in <strong>di</strong>ese Richtung: Einem festen, <strong>ver</strong>lässlichen und ausreichend hohen Einkom-<br />
men wird nicht nur ein hoher Stellenwert eingeräumt, sondern unzureichende Einkommen bil-<br />
den aus der Sicht <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen und <strong>Arbeit</strong>nehmern auch einen Brennpunkt ihrer ak-<br />
tuellen <strong>Arbeit</strong>ssituation. Ein Blick auf <strong>di</strong>e Angaben zu den durchschnittlichen Bruttomonatsein-<br />
kommen zeigt, dass <strong>di</strong>e hohe Unzufriedenheit auf einer nachvollziehbaren Grundlage fußt:<br />
11% aller befragten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen und 7% der Vollzeitbeschäftigten beziehen ein Brut-<br />
tomonatseinkommen <strong>von</strong> unter 1.500 €. 12% bzw. 11% der Befragten, <strong>di</strong>e Vollzeit arbeiten er-<br />
halten ein Einkommen zwischen 1.500 und 2.000 €. Zusammengefasst zeigen <strong>di</strong>e Ergebnisse<br />
der Pilotuntersuchung, dass das Einkommen <strong>von</strong> 23% aller Befragten und <strong>von</strong> 18% der voll-<br />
zeitbeschäftigten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen im prekären Einkommensbereich liegt 3 . Rund <strong>di</strong>e Hälfte<br />
beziehen ein mittleres Monatseinkommen zwischen 2.000 und 3.500 € und etwa ein Viertel er-<br />
halten Einkommen <strong>von</strong> 3.500 € oder mehr (vgl. Abb. 8). Im Vergleich zu den Ergebnissen re-<br />
präsentati<strong>ver</strong> Befragungen zeichnet sich <strong>di</strong>e Einkommenssituation in den Pilotbetrieben zwar<br />
durch eine sehr viel breitere Einkommensmitte aus, dennoch existiert auch in <strong>di</strong>esen Betrieben<br />
ein Niedrigeinkommensbereich.<br />
3 Zum Begriff des prekären Einkommens vgl. <strong>Fuchs</strong> <strong>2006</strong>.<br />
19
Abbildung 8: Einkommens<strong>ver</strong>teilung <strong>von</strong> voll- und teilzeitbeschäftigten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen<br />
(ohne Auszubildende, Wehr<strong>di</strong>enst-/Zivil<strong>di</strong>enstleistende)<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
Im Zuge der Auswertungen der Pilot-Untersuchung sowie durch etliche Anregungen im Rah-<br />
men der durchgeführten Workshops wurden <strong>di</strong>e Fragen zum Einkommensbereich mo<strong>di</strong>fiziert.<br />
Die Frage nach dem Bruttoeinkommen wird in Zukunft durch zwei weitere Fragen ergänzt, <strong>di</strong>e<br />
<strong>di</strong>e langfristigen Möglichkeiten der Existenz- und Bedürfnissicherung aus Sicht der Beschäftig-<br />
ten in den Vordergrund stellen. Im Hinblick auf <strong>di</strong>e Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität sollte – beim<br />
Vorliegen entsprechender Daten – geprüft werden, ob <strong>di</strong>e Beurteilung der Einkommens<strong>di</strong>men-<br />
sion mit <strong>di</strong>esen beiden Items zielgenauer erfragt werden kann, als durch den Blick auf <strong>di</strong>e Brut-<br />
toeinkommen.<br />
Ia) Entspricht Ihr Einkommen ungefähr Ihren Bedürfnissen?<br />
ich kann sehr gut da<strong>von</strong> leben<br />
es reicht vollkommen aus<br />
Erlebte Belastungen<br />
es reicht gerade<br />
es reicht nicht aus<br />
IIa) Und wie schätzen Sie Ihre Rente aus Ihrer beruflichen Tätigkeit ein?<br />
Ressourcen<br />
Vollzeitbeschäftigte <strong>Arbeit</strong>nehmer/Innen .<br />
7% 11% 51%<br />
28%<br />
unter 1.500 € 1.500 € - unter 2.000€ 2.000 € - unter 3.500€ 3.500€ u. mehr o. A.<br />
Alle <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen .<br />
11% 12% 46%<br />
25%<br />
unter 1.500 € 1.500 € - unter 2.000€ 2.000 € - unter 3.500€ 3.500€ u. mehr o. A.<br />
Ib) Wenn Ihr Einkommen nicht oder gerade ausreicht: Wie stark belastet Sie das?<br />
20
ich werde sehr gut da<strong>von</strong> leben können<br />
es wird vollkommen ausreichen<br />
es wird gerade ausreichen<br />
es wird nicht ausreichen<br />
IIb) Wenn Ihre Rente nicht oder gerade ausreichen wird: Wie stark belastet Sie das?<br />
Die zweite Dimension der Typenbildung: Das Spektrum der Ressourcen<br />
Der <strong>Arbeit</strong>sprozess birgt umfassende Entwicklungspotentiale und es ist <strong>di</strong>e zentrale Aufgabe<br />
<strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>sgestaltung, gerade <strong>di</strong>ese Potentiale zu fördern. Dadurch dass Erwerbsarbeit – wie<br />
kaum ein anderer Lebensbereich – in hohem Maße arbeitsteilig organisiert ist, ermöglicht <strong>di</strong>e-<br />
se Form der <strong>Arbeit</strong> eine Vielzahl <strong>von</strong> sozialen Kontakten und Beziehungen zu den Kolle-<br />
gen/innen, zu Vorgesetzten oder zu Kunden/innen, Patienten/innen usw. Diese vielfältigen so-<br />
zialen Beziehungen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Grundlage für Anerkennung, für Kommunikation, für kritische<br />
Selbstreflektion und im Idealfall für Kollegialität und Freundschaften bilden, sind nicht zu unter-<br />
schätzende Aspekte <strong>von</strong> Erwerbsarbeit. Neben <strong>di</strong>esen sozialen Ressourcen sind es überwie-<br />
gend Möglichkeiten der Einflussnahme, der fachlichen und kreativen Entwicklung, der persön-<br />
lichen Bildung und das Erleben, durch <strong>di</strong>e eigene <strong>Arbeit</strong> etwas Sinnvolles geleistet zu haben,<br />
was Erwerbsarbeit zu einem wichtigen Faktor der persönlichen Entwicklung machen kann.<br />
Im Folgenden wird ein kurzer Überblick ü-<br />
ber das wahrgenommene Ressourcen-<br />
spektrum und -potential gegeben. Rele-<br />
vant ist dabei zunächst <strong>di</strong>e Frage, ob und in<br />
welchen Bereichen der <strong>Arbeit</strong> Beschäftigte<br />
<strong>von</strong> unterstützenden Merkmalen berichten:<br />
Bezogen auf <strong>di</strong>e Beschäftigten der Pilotbe-<br />
triebe sind das insbesondere der Sinn, den<br />
sie ihrer <strong>Arbeit</strong> zuschreiben, <strong>di</strong>e Kollegiali-<br />
tät zu ihren Kollegen und Kolleginnen so-<br />
wie <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung, <strong>di</strong>e im hohen<br />
Maße ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Dar-<br />
über hinaus berichten 84% der Befragten<br />
<strong>von</strong> Einfluss- und Entwicklungsmöglichkei-<br />
ten, 79% beschrieben den Informations-<br />
fluss in ihrem Betrieb positiv und 73% be-<br />
werten sowohl einzelne Qualifizierungs- und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten als förderlich als<br />
Abbildung 9: Das Spektrum der Ressourcen<br />
Ressourcen durch …<br />
… Sinnhaftigkeit der <strong>Arbeit</strong><br />
… Kollegialität<br />
… <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung<br />
... Einfluss-&Gestaltungsmöglichkeiten<br />
… Klaren Informationsfluss<br />
… Qualifizierungs- und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten<br />
… Führungs<strong>ver</strong>halten<br />
... kreative Möglichkeiten<br />
... Betriebskultur<br />
… Aufstiegsmöglichkeiten<br />
Niveau<br />
des gesamten Ressourcenpotentials der<br />
beruflichen <strong>Arbeit</strong> (alle Dimensionen)<br />
Ressourcenpotentiale<br />
Keine/kaum<br />
Ressourcen Ressourcen<br />
21%<br />
35%<br />
73%<br />
73%<br />
70%<br />
64%<br />
90%<br />
90%<br />
84%<br />
79%<br />
91%<br />
79%<br />
21%<br />
27%<br />
30%<br />
36%<br />
10%<br />
10%<br />
56% 9%<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität;<br />
Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
9%<br />
16%<br />
27%<br />
Hoch mittel niedrig<br />
21
auch Aspekte des Führungs<strong>ver</strong>halten ihrer unmittelbaren Vorgesetzten. Wenig Perspektiven<br />
bieten hingegen <strong>di</strong>e vorhandenen Aufstiegsmöglichkeiten.<br />
Betrachtet man das gesamte Ressourcenspektrum über alle genannten Bereiche, so kommt<br />
man zu folgendem Ergebnis: 35% der <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen geben an, in 9-10, d. h. in fast allen<br />
Bereichen ihrer <strong>Arbeit</strong> unterstützende bzw. entwicklungsförderliche Strukturen zu entdecken.<br />
56% <strong>ver</strong>fügen über Ressourcen in 5-8 Feldern ihrer <strong>Arbeit</strong> und 9% sehen le<strong>di</strong>glich in maximal<br />
vier Bereichen unterstützende bzw. entwicklungsförderliche Faktoren.<br />
Das Niveau der Ressourcen ist außergewöhnlich hoch. Das liegt zum einen daran, dass es<br />
sich bei den Pilotbetrieben um hochgra<strong>di</strong>g gewerkschaftlich organisierte Belegschaften han-<br />
delt, <strong>di</strong>e seit Jahren durch starke Betriebsräte unterstützt werden. Teilweise ist das hohe Res-<br />
sourcenpotential jedoch auch auf <strong>di</strong>e Erhebungstechnik zurückzuführen:<br />
In der Pilotuntersuchung wurde nur gefragt, ob eine bestimmte Ressource, z. B. Unterstützung<br />
durch <strong>di</strong>e Kollegen und Kolleginnen vorkommt. Das Ausmaß des Vorkommens wurde nicht er-<br />
fragt. Aus <strong>di</strong>esem Grund haben sehr wahrscheinlich etliche Personen, <strong>di</strong>e beispielsweise in<br />
geringem Umfang über Einfluss <strong>ver</strong>fügen, das Vorkommen <strong>von</strong> Einfluss benannt. Der unter-<br />
stützende und entwicklungsförderliche Charakter <strong>von</strong> Ressourcen hängt jedoch in hohem Ma-<br />
ße da<strong>von</strong> ab, wie umfassend sie genutzt werden können. Aus <strong>di</strong>esem Grund wird in der zu-<br />
künftigen Berichterstattung auch das Niveau der einzelnen Ressourcen <strong>di</strong>fferenziert erfragt.<br />
Beispiel:<br />
In sehr hohem<br />
Maß<br />
In<br />
hohem<br />
Maß<br />
In<br />
geringem<br />
Maß<br />
Gar<br />
nicht<br />
Wenn <strong>di</strong>es gar nicht oder in<br />
geringem Maß auftritt:<br />
Wie stark belastet Sie das?<br />
Gar<br />
nicht<br />
mäßig stark<br />
Werden Ihre Qualifizierungswünsche durch konkrete<br />
Angebote unterstützt? <br />
Das Spektrum der Fehlbeanspruchungen<br />
Ressource<br />
Eine <strong>Arbeit</strong>sgestaltung, <strong>di</strong>e insbesondere den Schutz der Gesundheit achtet, gehört – aus der<br />
Sicht <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen – zu den Kernpunkten <strong>von</strong> guter <strong>Arbeit</strong>. Dies deckt sich mit der<br />
Sehr<br />
stark<br />
22
arbeitswissenschaftlichen Forderung nach einer schä<strong>di</strong>gungslosen und beeinträchtigungs-<br />
freien <strong>Arbeit</strong>sgestaltung. In <strong>di</strong>esem Abschnitt wird nach der Verbreitung <strong>von</strong> jenen Aspekten<br />
der <strong>Arbeit</strong> gefragt, <strong>di</strong>e als subjektiv belastend erlebt werden. Abbildung 10 gibt einen Überblick<br />
über das Spektrum der erlebten Belastung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen und dessen Brennpunk-<br />
te.<br />
Am häufigsten empfinden <strong>Arbeit</strong>nehmer und <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen hohe <strong>Arbeit</strong>sintensität als Be-<br />
lastung (71%). Darüber hinaus prägt <strong>Arbeit</strong>splatz- oder berufliche Unsicherheit das Belas-<br />
tungsgeschehen (68%). Ein weiterer Brennpunkt <strong>von</strong> abhängig Beschäftigten liegt im Bereich<br />
einseitiger bzw. körperlich schwerer <strong>Arbeit</strong> und belastender <strong>Arbeit</strong>sumgebung: 63% der Be-<br />
fragten erleben einzelne oder mehrere Aspekte aus <strong>di</strong>esem Bereich als Belastung (z. B. ein-<br />
seitig belastende <strong>Arbeit</strong>, Lärm oder schlechte Luft am <strong>Arbeit</strong>splatz).<br />
Auch in den Bereichen, <strong>di</strong>e im vorange-<br />
gangenen Abschnitt im Hinblick auf Res-<br />
sourcenpotentiale betrachtet wurden, kann<br />
das Fehlen wichtiger Aspekte als Belastung<br />
erlebt werden. Ein <strong>ver</strong>breitetes Phänomen<br />
ist beispielsweise, dass Beschäftigte hohen<br />
Einfluss auf ihre <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung oder<br />
auf <strong>di</strong>e Gestaltung ihres <strong>Arbeit</strong>splatzes ha-<br />
ben, nicht jedoch auf <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>smenge, <strong>di</strong>e<br />
sie bewältigen müssen. Letzteres empfin-<br />
den sie als belastend, aber dennoch möch-<br />
ten sie <strong>di</strong>e Kontrolle über den <strong>Arbeit</strong>spro-<br />
zess (<strong>di</strong>e Ausführungsbe<strong>di</strong>ngungen) nicht<br />
missen. Wenn <strong>di</strong>ese Personen ihre <strong>Arbeit</strong>s-<br />
be<strong>di</strong>ngungen beschreiben, berichten sie<br />
sowohl über Ressourcen als auch über<br />
Belastungen in der Dimension Einfluss- und<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Das Auftreten<br />
Abbildung 10: Das Spektrum der erlebten Belastung<br />
Erlebte Belastung<br />
...<strong>Arbeit</strong>splatzunsicherheit<br />
...körperliche Anforderungen/<br />
Umweltbe<strong>di</strong>ngungen<br />
...mangelnde Einfluss-&<br />
Gestaltungsmöglichkeiten<br />
...mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten<br />
...mangelhafte Betriebskultur<br />
...mangelhaftes Führungs<strong>ver</strong>halten<br />
...Qualifizierungs- und<br />
Entwicklungsmangel<br />
...mangelnde Informationsfluss<br />
...emotionale Anforderungen<br />
...<strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung<br />
...Mangel an kreativen Möglichkeiten<br />
...mangelnde Sinnhaftigkeit der <strong>Arbeit</strong> 7%<br />
...mangelhafte Kollegialität<br />
Niveau der gesamten erlebten<br />
Belastung der beruflichen <strong>Arbeit</strong><br />
(alle Dimensionen)<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität;<br />
Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
<strong>von</strong> Belastungen und Ressourcen in einer spezifischen Dimension der <strong>Arbeit</strong> ist demnach kein<br />
Widerspruch sondern ein realistisches Abbild des <strong>Arbeit</strong>sgeschehens.<br />
Mehrfache Einige Keine/kaum<br />
Belastungen Belastungen Belastungen<br />
...<strong>Arbeit</strong>sintensität<br />
71%<br />
29%<br />
Über das gesamte Spektrum hinweg, zeigt sich ein insgesamt sehr hohes Niveau erlebter Be-<br />
lastung: 39% aller abhängig Beschäftigten berichten <strong>von</strong> Belastungen in mindestens 8 <strong>ver</strong>-<br />
23<br />
6%<br />
22%<br />
33%<br />
58%<br />
57%<br />
54%<br />
52%<br />
49%<br />
48%<br />
68%<br />
63%<br />
59%<br />
93%<br />
94%<br />
78%<br />
67%<br />
42%<br />
43%<br />
46%<br />
48%<br />
51%<br />
52%<br />
32%<br />
37%<br />
41%<br />
Hoch mittel niedrig<br />
39% 40% 21%
schiedenen Dimensionen ihrer <strong>Arbeit</strong> (<strong>von</strong> 14 möglichen). Anders ausgedrückt heißt das: Die-<br />
se Gruppe erlebt mehr als <strong>di</strong>e Hälfte der Anforderungskomplexe in subjektiv belastender Wei-<br />
se. Demgegenüber erleben le<strong>di</strong>glich 21% der <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen ihre gegenwärtigen <strong>Arbeit</strong>s-<br />
be<strong>di</strong>ngungen als überwiegend nicht belastend, d. h. sie beschreiben in le<strong>di</strong>glich drei Anforde-<br />
rungsbereichen belastende Aspekte.<br />
Typen der <strong>Arbeit</strong>squalität: <strong>Arbeit</strong> im Spannungsfeld <strong>von</strong> Einkommen, Ressourcen und<br />
erlebter Belastung<br />
Die Qualität der <strong>Arbeit</strong> wird im Wesentlichen durch das <strong>Arbeit</strong>seinkommen, das Niveau der er-<br />
lebten Belastungen sowie <strong>di</strong>e Ressourcenkonstellationen bestimmt: Diese Faktoren beschrei-<br />
ben, in welchem Umfang sich Menschen <strong>von</strong> ihrer <strong>Arbeit</strong> belastet fühlen und in welchem Maß<br />
sie im Rahmen ihrer <strong>Arbeit</strong> Entwicklungs- und Lernpotentiale sowie Teilhabemöglichkeiten se-<br />
hen. In <strong>di</strong>ese Beschreibung fließen – notwen<strong>di</strong>g – etliche subjektive Wertungen und Wahr-<br />
nehmungen ein: Menschen sind keine Maschinen und damit geht einher, dass auch <strong>ver</strong>gleich-<br />
bare <strong>Arbeit</strong>splätze auf unterschiedliche Menschen anders wirken. Diese Tatsache wird im Be-<br />
anspruchungskonzept berücksichtigt, da nicht nur nach dem Auftreten <strong>di</strong>eser oder jener Ar-<br />
beitsbe<strong>di</strong>ngung gefragt wird, sondern stets nach deren Wirkung auf den arbeitenden Men-<br />
schen. Wenn also im Folgenden nach dem Verhältnis <strong>von</strong> belastenden Faktoren und Ressour-<br />
cen bei der <strong>Arbeit</strong> gefragt wird, bezieht sich auch <strong>di</strong>es auf <strong>di</strong>e subjektive Wahrnehmung der<br />
<strong>Arbeit</strong> durch <strong>di</strong>e Beschäftigten.<br />
Eine Grundbe<strong>di</strong>ngung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>squalität ist der Erhalt der Gesundheit und der <strong>Arbeit</strong>s-<br />
fähigkeit. Wenn <strong>Arbeit</strong> dadurch charakterisiert ist, dass es nie oder nur in wenigen Bereichen<br />
zu Fehlbelastungen kommt, dann ist <strong>di</strong>es noch kein Garant für gute <strong>Arbeit</strong>, aber es ist eine<br />
notwen<strong>di</strong>ge Voraussetzung dafür. Eine weitere wichtige Be<strong>di</strong>ngung für hohe <strong>Arbeit</strong>squali-<br />
tät ist das Vorhandensein <strong>von</strong> Ressourcen: <strong>Gute</strong>r <strong>Arbeit</strong> ist, nicht nur aus arbeitswissen-<br />
schaftlicher Sicht, sondern insbesondere aus der Sicht <strong>von</strong> Erwerbstätigen durch unter-<br />
stützende soziale Beziehungen, durch Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten, durch kreati-<br />
ve Potentiale und, nicht zu <strong>ver</strong>gessen, durch einen <strong>Arbeit</strong>sinhalt, der Sinn bzw. Identifikation<br />
ermöglicht, gekennzeichnet. Unter dem Blickwinkel <strong>di</strong>eser beiden Anforderungen ist <strong>di</strong>e Ar-<br />
beitsqualität um so höher einzustufen, desto weniger Fehlbeanspruchungen auftreten und um-<br />
so mehr Ressourcen der arbeitenden Person zur Verfügung stehen. Umgekehrt sind keine o-<br />
der wenige Ressourcen, gepaart mit einem hohen Fehlbelastungsniveau, Kennzeichen<br />
schlechter <strong>Arbeit</strong>, da man da<strong>von</strong> ausgehen kann, dass sie in hohem Maße gesundheitsgefähr-<br />
dend und wenig entwicklungsförderlich ist. Zudem wurde ein im umfassenden Sinne exis-<br />
tenzsicherndes Einkommen als grundlegendes Kriterium für gute <strong>Arbeit</strong> eingeführt. Als<br />
grober In<strong>di</strong>kator hierfür wurde ein Bruttoeinkommen <strong>von</strong> mindestens 2.000 Euro ange-<br />
24
nommen (zur Begründung vgl. <strong>Fuchs</strong> <strong>2006</strong>). Im Folgenden werden <strong>di</strong>ese drei Dimensionen<br />
aufeinander bezogen. Einen Überblick geben Abbildungen 11 und 12.<br />
Im Bezug auf <strong>di</strong>e Realisierung guter <strong>Arbeit</strong> zeigt sich auch bei den Beschäftigten der Pilotbe-<br />
triebe eine deutliche Lücke: Die subjektiv wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität der abhängig Be-<br />
schäftigten ist noch entfernt <strong>von</strong> Ressourcenreichtum, Belastungsarmut und langfristiger Exis-<br />
tenzsicherheit: Nur 11% der <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen haben einen <strong>Arbeit</strong>splatz der <strong>di</strong>ese Kriterien<br />
in einem umfassenden Sinne erfüllt, d. h. 11% aller befragten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen beziehen<br />
ein Bruttoarbeitseinkommen <strong>von</strong> mindestens 2.000 € und berichten <strong>von</strong> einem geringen Fehl-<br />
belastungs- und einem mittleren oder hohen Ressourcenniveau. Jedoch haben 29% der Ar-<br />
beitsplätze gute, ausbaufähige Grundlagen: Sie bieten ebenfalls ein langfristig existenzsi-<br />
cherndes Einkommen, Einfluss- und Entwicklungsmöglichkeiten und soziale Einbindung (Res-<br />
sourcen), aber das Spektrum der Fehlbelastungen müsste reduziert werden. 60% der <strong>Arbeit</strong>s-<br />
plätze <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen sind entweder durch extrem geringe Ressourcen und/oder<br />
durch ein bedenklich hohes Fehlbeanspruchungsniveau gekennzeichnet. Oder/und sie bieten<br />
den Beschäftigten kein existenzsicherndes Einkommen.<br />
Abbildung 11: Die Verbreitung <strong>von</strong> guter <strong>Arbeit</strong> aus der Sicht <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer/ in-<br />
Ressourcenniveau<br />
Niedrig (9%)<br />
Mittel (56%)<br />
Hoch (35%)<br />
Typ1 (19%):<br />
Viele Ressourcen<br />
& keine/wenig<br />
belastende <strong>Arbeit</strong><br />
nen: Im Spiegel <strong>von</strong> Ressourcen, erlebter Belastung und Einkommen<br />
Niedrig (21%)<br />
1%<br />
6%<br />
14%<br />
Erlebte Belastungen<br />
Mittel (40%)<br />
1%<br />
22%<br />
18%<br />
Hoch (39%)<br />
8%<br />
29%<br />
19% 39% 3% 29% 9%<br />
Bruttoeinkommen aus <strong>Arbeit</strong><br />
Langfristig existenzsichernd<br />
mind. 2.000 €<br />
Typ2 (39%):<br />
Viele Ressourcen<br />
& etwas belastende<br />
<strong>Arbeit</strong><br />
Langfristig<br />
nicht existenzsichernd<br />
weniger als 2.000 €<br />
Typ3 (3%):<br />
Sehr belastende<br />
<strong>Arbeit</strong> & sehr viele<br />
Ressourcen<br />
11% 29% 60%<br />
Typ4 (29%):<br />
Sehr belastende<br />
<strong>Arbeit</strong> & viele<br />
Ressourcen<br />
3%<br />
Typ5 (9%):<br />
Wenige/keine<br />
Ressourcen &<br />
belastende <strong>Arbeit</strong><br />
25
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
Auch unter Berücksichtigung der <strong>Arbeit</strong>szeit zeigt sich im Hinblick auf das Verhältnis <strong>von</strong> Res-<br />
sourcen und erlebter Belastung kein Effekt. Jedoch beziehen Vollzeitbeschäftigte häufiger ein<br />
existenzsicherndes Einkommen. Berücksichtigt man zusätzlich zu dem Verhältnis <strong>von</strong> Res-<br />
sourcen und negativen Beanspruchungen <strong>di</strong>e dritte Dimension der <strong>Arbeit</strong>squalität, das Ein-<br />
kommen, ändert sich das Bild nochmals geringfügig: 13% der Vollzeitbeschäftigten beziehen<br />
ein Bruttoeinkommen <strong>von</strong> mindestens 2.000 Euro und berichten gleichzeitig <strong>von</strong> einer sehr gu-<br />
ten <strong>Arbeit</strong>sgestaltung. Und 31% der vollzeitbeschäftigten <strong>Arbeit</strong>snehmer/innen in den Pilotbe-<br />
trieben berichten <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>splätzen <strong>di</strong>e nahe an guter <strong>Arbeit</strong> sind: existenzsichernd, ressour-<br />
cenreich, jedoch sollte das Belastungsniveau reduziert werden.<br />
Abbildung 12: Die Verbreitung <strong>von</strong> guter <strong>Arbeit</strong> aus der Sicht <strong>von</strong><br />
alle <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen<br />
inkl. langfristig<br />
existenzsicherndes<br />
Einkommen<br />
Ausschließlich<br />
Vollzeitbeschäftigte<br />
inkl. langfristig<br />
existenzsicherndes<br />
Einkommen<br />
vollzeitbeschäftigten <strong>Arbeit</strong>nehmer/innen<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
19%<br />
11% 29%<br />
19%<br />
13%<br />
31%<br />
39%<br />
39%<br />
3%<br />
3%<br />
60%<br />
56%<br />
29%<br />
30%<br />
Typ1 Typ2 Typ3 Typ4 Typ5<br />
Quelle: INQA-Befragung „Was ist gute <strong>Arbeit</strong>? Anforderungen aus Sicht <strong>von</strong> Erwerbstätigen“;<br />
Berechnungen: T. <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
9%<br />
9%<br />
26
2.3 Formen der <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit<br />
2.3.1 Das Konzept<br />
Entscheidend für jede Form der Berichterstattung über wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität ist <strong>di</strong>e<br />
Frage nach ihren Wirkungen: Welche Konsequenzen haben gute oder schlechte <strong>Arbeit</strong>squali-<br />
täten für den arbeitenden Menschen? Wie zufrieden sind Beschäftigte, <strong>di</strong>e unter sehr guten<br />
Be<strong>di</strong>ngungen arbeiten?<br />
Das Ziel, <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>swelt so zu <strong>ver</strong>ändern und zu gestalten, dass <strong>di</strong>e arbeitenden Menschen<br />
möglichst zufrieden mit ihrer <strong>Arbeit</strong>ssituation sind, ist ein ethisches, da <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit<br />
sich günstig auf das körperliche und psychische Wohlbefinden auswirkt (Bamberg, Ducki &<br />
Metz 1998). Aber was genau misst „<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit“? Zunächst zeigen etliche Befragun-<br />
gen, dass <strong>di</strong>e Zufriedenheit mit den <strong>ver</strong>schiedenen Facetten der <strong>Arbeit</strong> bei einer Person<br />
durchaus unterschiedlich ausfallen kann, z. B. kann man mit seiner Tätigkeit sehr zufrieden<br />
und gleichzeitig mit der Bezahlung und der Unternehmenspolitik äußerst unzufrieden sein<br />
(Ner<strong>di</strong>nger 1995). Zweitens zeigen Befragungen regelmäßig enorm hohe Zufriedenheitswerte,<br />
<strong>di</strong>e zu einem großen Teil mit den Angaben über <strong>di</strong>e wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität aber<br />
auch mit Angaben zu Frustration, Betriebswechselbereitschaft und anderen Bewertungen nicht<br />
in Einklang zu bringen sind. Wie sind solche Ergebnisse zu erklären?<br />
Bruggemann, Groskurth und Ulich (1975) sind <strong>di</strong>eser Frage nachgegangen und haben einen<br />
bis heute fruchtbaren Ansatz der <strong>Arbeit</strong>szufriedenheitstheorie entwickelt: Danach resultiert Ar-<br />
beitszufriedenheit oder -unzufriedenheit aus dem Verhältnis der Ansprüche, <strong>di</strong>e Menschen an<br />
ihre <strong>Arbeit</strong> stellen, und den Erfahrungen, <strong>di</strong>e sie machen. Man geht da<strong>von</strong> aus, dass sich das<br />
Anspruchsniveau mit den Erfahrungen, <strong>di</strong>e im Unternehmen gemacht werden, <strong>ver</strong>ändern kön-<br />
nen: Je nach dem, ob Personen in der Lage sind bzw. in <strong>di</strong>e Lage <strong>ver</strong>setzt werden, Problemlö-<br />
sungsstrategien zu entwickeln oder aber eine Frustrationstoleranz zu entwickeln, bleibt das<br />
Anspruchsniveau konstant, sinkt oder steigt.<br />
Es lassen sich <strong>ver</strong>schiedene Formen der <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit und der -unzufriedenheit unter-<br />
scheiden:<br />
27
Tabelle 3: Formen der <strong>Arbeit</strong>s(un)zufriedenheit<br />
Form der<br />
<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit /<br />
-unzufriedenheit<br />
Zustimmung zu folgenden Aussagen<br />
o Ich bin im Moment mit meiner <strong>Arbeit</strong>sstelle sehr zufrieden und<br />
hoffe, dass alles so bleibt, wie es ist.<br />
Stabilisierte<br />
{o Ich sehe im Moment nicht <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit, irgendetwas an<br />
<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit<br />
meinem <strong>Arbeit</strong>splatz zu <strong>ver</strong>bessern.<br />
o Kein <strong>Arbeit</strong>geberwechsel beabsichtigt.<br />
Progressive<br />
<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit<br />
o<br />
{o<br />
Ich kann mit meinem <strong>Arbeit</strong>splatz zufrieden sein, aber ich<br />
möchte <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>ssituation noch weiter <strong>ver</strong>bessern.<br />
Ich <strong>ver</strong>suche selbst bzw. gemeinsam mit anderen, meine <strong>Arbeit</strong>ssituation<br />
zu <strong>ver</strong>bessern.<br />
o <strong>Arbeit</strong>geberwechsel möglich.<br />
Resignative<br />
<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit {<br />
Fixierte<br />
<strong>Arbeit</strong>sunzufriedenheit {<br />
Konstruktive<br />
<strong>Arbeit</strong>sunzufriedenheit {<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o Früher wäre ich mit <strong>di</strong>esem <strong>Arbeit</strong>splatz nicht zufrieden gewesen,<br />
aber man muss froh sein, überhaupt <strong>Arbeit</strong> zu haben.<br />
Ich sehe derzeit keine Möglichkeiten, meine <strong>Arbeit</strong>ssituation<br />
zu <strong>ver</strong>bessern.<br />
o Ich bin mit meiner <strong>Arbeit</strong>sstelle unzufrieden.<br />
Ich sehe derzeit keine Möglichkeiten, meine <strong>Arbeit</strong>ssituation<br />
zu <strong>ver</strong>bessern.<br />
o Ich bin mit meiner <strong>Arbeit</strong>sstelle unzufrieden.<br />
Ich <strong>ver</strong>suche selbst bzw. gemeinsam mit anderen, meine <strong>Arbeit</strong>ssituation<br />
zu <strong>ver</strong>bessern.<br />
2.3.2 Beispiel: Formen der <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit im Spiegel der <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
Bezogen auf <strong>di</strong>e Beschäftigten der Pilotbetriebe zeigt sich ein <strong>di</strong>fferenziertes Bild <strong>von</strong> <strong>ver</strong>-<br />
schiedenen Formen der Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit (vgl. Abb. 13): 13% der Beschäf-<br />
tigten sind mit ihrer <strong>Arbeit</strong>ssituation vollstän<strong>di</strong>g zufrieden – sie wollen, dass alles so bleibt wie<br />
es ist. Weitere 29% sind ebenfalls zufrieden, sehen aber noch Verbesserungspotentiale. 38%<br />
haben ein hohes resignatives Potential: Diese Gruppe, gibt zwar unter Umständen an, zufrie-<br />
den zu sein, aber nur, weil „man heute froh sein muss, überhaupt <strong>Arbeit</strong> zuhaben“. Verände-<br />
rungsmöglichkeiten sehen <strong>di</strong>ese Beschäftigten (im Moment) nicht, sie würden gegebenenfalls<br />
den <strong>Arbeit</strong>geber wechseln. 15% sagen offen, dass sie unzufrieden sind und sehen derzeit<br />
auch keine Veränderungsmöglichkeiten. Demgegenüber zeigen 5%, dass sie offen unzufrie-<br />
den sind und dennoch ein sehr konstruktives Potential aufweisen: Sie wollen gemeinsam mit<br />
anderen oder auch alleine ihre <strong>Arbeit</strong>ssituation <strong>ver</strong>bessern.<br />
28
Abbildung 13: Formen der <strong>Arbeit</strong>s(un)zufriedenheit<br />
Stabilisiert Zufriedene (13%)<br />
Ich bin im Moment mit meiner <strong>Arbeit</strong>sstelle sehr zufrieden und hoffe,<br />
dass alles so bleibt, wie es ist“. Keine Notwen<strong>di</strong>gkeit, irgendetwas am<br />
<strong>Arbeit</strong>splatz zu <strong>ver</strong>bessern. Kein <strong>Arbeit</strong>geberwechsel beabsichtigt.<br />
Progressiv Zufriedene (29%)<br />
„ Ich kann mit meinem <strong>Arbeit</strong>splatz zufrieden sein, aber ich möchte <strong>di</strong>e<br />
<strong>Arbeit</strong>ssituation noch weiter <strong>ver</strong>bessern. Ich <strong>ver</strong>suche selbst bzw.<br />
gemeinsam mit anderen, meine <strong>Arbeit</strong>ssituation zu <strong>ver</strong>bessern.“<br />
<strong>Arbeit</strong>geberwechsel möglich.<br />
Resignativ „Zufriedene“ (38%)<br />
„ Früher wäre ich mit <strong>di</strong>esem <strong>Arbeit</strong>splatz nicht zufrieden gewesen,<br />
aber man muss froh sein, überhaupt <strong>Arbeit</strong> zu haben. Ich sehe derzeit<br />
keine Möglichkeiten, meine <strong>Arbeit</strong>ssituation zu <strong>ver</strong>bessern“<br />
Fixiert Unzufriedene (15%)<br />
„Ich bin unzufrieden. Ich sehe derzeit keine Möglichkeit, meine<br />
<strong>Arbeit</strong>ssituation zu <strong>ver</strong>bessern .“<br />
Konstruktiv Unzufriedene (5%)<br />
„ Ich bin unzufrieden. Ich <strong>ver</strong>suche selbst bzw. gemeinsam mit anderen, meine<br />
<strong>Arbeit</strong>ssituation zu <strong>ver</strong>bessern.“<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
Diese Ergebnisse deuten auf Handlungsbedarf hin – auch wenn sich <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität in den<br />
Pilotbetrieben positiv vom repräsentativen Durchschnitt abhebt: 20% der befragten Beschäfti-<br />
gen sind offen unzufrieden mit ihrer derzeitigen <strong>Arbeit</strong>ssituation und 38% weisen ein hohes<br />
Maß resignati<strong>ver</strong> Gefährdung auf. Das heißt, das Erleben der <strong>Arbeit</strong> ist für mehr als <strong>di</strong>e Hälfte<br />
der befragten Beschäftigten nicht gerade ermutigend.<br />
Dass sich Investitionen in <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität lohnen, zeigen <strong>di</strong>e Erfahrungen in Betrieben mit<br />
hoher <strong>Arbeit</strong>squalität: Beschäftigte, <strong>di</strong>e in Betrieben mit einem hohen DGB-Index arbeiten, sind<br />
deutlich häufiger stabil oder progressiv zufrieden. In dem Betrieb mit dem höchsten (d. h. bes-<br />
ten) Indexwert liegt der Anteil der Zufriedenen bei 63%. Im Betrieb mit dem niedrigsten (d. h.<br />
schlechtesten) Index-Wert erreicht der Anteil der Zufriedenen le<strong>di</strong>glich 30%.<br />
13%<br />
29%<br />
38%<br />
15%<br />
5%<br />
29
Abbildung 14: Formen der <strong>Arbeit</strong>s(un)zufriedenheit<br />
nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
Bewertung der aktuellen <strong>Arbeit</strong>ssituation:<br />
zwischen echter Zufriedenheit – Resignation & Unzufriedenheit<br />
DGB-Index<br />
58,1<br />
68,9<br />
79,8<br />
Betrieb<br />
Betrieb mit der niedrigsten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität....................<br />
Alle Betriebe .....................<br />
Betrieb mit der höchsten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität ..................<br />
5%<br />
13%<br />
16%<br />
Stabil zufrieden<br />
Progressiv zufrieden<br />
Resigniert<br />
Fixiert unzufrieden<br />
Konstruktiv unzufrieden<br />
25%<br />
29%<br />
47%<br />
30%<br />
38%<br />
19%<br />
30%<br />
21%<br />
15%<br />
5%<br />
4% 2%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
Der Vergleich der Betriebe zeigt erstens, dass Verbesserungen der <strong>Arbeit</strong>squalität möglich<br />
sind, und zweitens, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten in Betrieben mit hoher <strong>Arbeit</strong>squalität deutlich zu-<br />
friedener sind.<br />
Was genau unterscheidet <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>ssituation der stabil Zufriedenen <strong>von</strong> der <strong>Arbeit</strong>srealität der<br />
unzufriedenen Beschäftigten? Auf <strong>di</strong>ese Frage gibt Abbildung 15 Auskunft:<br />
Zufriedene Beschäftigte berichten insbesondere über viele Ressourcen: Sie sehen Ent-<br />
wicklungs-, Einfluss- und Aufstiegsmöglichkeiten, <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>sorganisation bewerten sie als gut<br />
und Führungsstil und Betriebskultur als wertschätzend und unterstützend. Auch <strong>di</strong>e Sicherheit<br />
des <strong>Arbeit</strong>splatzes, <strong>di</strong>e Einkommenssituation und <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>sintensität wird <strong>von</strong> ihnen deutlich<br />
besser beurteilt. Weniger Einfluss hat <strong>di</strong>e Bewertung der körperlichen und emotionalen Anfor-<br />
derungen. Der Einfluss des kollegialen Klimas und des Sinngehaltes kann nicht ermittelt wer-<br />
den, da er <strong>von</strong> allen Beschäftigten sehr positiv bewertet wird.<br />
30
Abbildung 15: <strong>Arbeit</strong>squalität aus Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten<br />
– zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> .…<br />
Qualifizierungs-<br />
/Entwicklungsmöglichkeiten….…..<br />
Kreativität…………………………….<br />
Aufstiegschancen…………………..<br />
Einfluss-<br />
Gestaltungsmöglichkeiten…….…..<br />
Informationsfluss …………….…….<br />
Führungsqualität…………………….<br />
Betriebskultur………………………..<br />
Kollegialität………………..…..……..<br />
Sinnvolle <strong>Arbeit</strong>………………………<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit…………………………….<br />
<strong>Arbeit</strong>sintensität……………………..<br />
Körperliche Anforderungen/<br />
Umgebungsbe<strong>di</strong>ngungen…………..<br />
Emotionale Anforderungen………..<br />
Einkommen………………..…………<br />
<strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit…….………..<br />
0 33 67 100<br />
Stabil zufrieden Resigniert Fixiert Unzufrieden<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
31
2.4 Das Konzept der Berichterstattung im Überblick<br />
In den vorangegangenen Abschnitten wurden <strong>di</strong>e zentralen Instrumente der DGB-<br />
Berichterstattung vorgestellt: Die Typisierung der <strong>Arbeit</strong>squalität, um Aussagen über <strong>di</strong>e<br />
Verbreitung guter <strong>Arbeit</strong> treffen zu können. Der DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>, der <strong>di</strong>e wahrgenom-<br />
mene <strong>Arbeit</strong>squalität im Überblick darstellt und mit den Anforderungen der Beschäftigten an<br />
gute <strong>Arbeit</strong> kontrastiert. Darüber hinaus steht mit den <strong>ver</strong>schiedenen Formen der <strong>Arbeit</strong>szu-<br />
friedenheit ein Instrument zur Verfügung, dass <strong>di</strong>e Wirkungen <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>squalität misst. Diese<br />
drei Konstrukte fun<strong>di</strong>eren <strong>di</strong>e DGB-Berichterstattung. Ihnen ist gemeinsam, dass sie konse-<br />
quent <strong>di</strong>e Sicht der Beschäftigten in den Mittelpunkt stellen. Auch <strong>di</strong>e Wirkungen <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>s-<br />
qualität werden mit Blick auf <strong>di</strong>e arbeitenden Menschen untersucht. Dabei stellt <strong>di</strong>e Ermittlung<br />
<strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit oder -unzufriedenheit nur eine (wenn auch komplexe) Möglichkeit dar,<br />
Wirkungsanalysen vorzunehmen. In der Berichterstattung werden weitere Merkmale erfasst,<br />
<strong>di</strong>e in einen sinnvollen Zusammenhang mit der subjektiv wahrgenommen <strong>Arbeit</strong>squalität ge-<br />
bracht werden können:<br />
Zum einen wird <strong>di</strong>e Einschätzung der zukünftigen <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit erfasst. Dabei geht es um<br />
<strong>di</strong>e These, dass es insbesondere <strong>di</strong>e wahrgenommene <strong>Arbeit</strong>squalität ist, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Selbstein-<br />
schätzung der weiteren <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit prägt. Zweitens wird <strong>di</strong>e Verbundenheit mit dem Ar-<br />
beitgeber ermittelt, durch <strong>di</strong>e Frage, ob <strong>di</strong>e Beschäftigten den <strong>Arbeit</strong>geber wechseln würden,<br />
wenn es möglich wäre. Drittens wird im Rahmen der Erhebung <strong>di</strong>e Frage nach der Balance<br />
<strong>von</strong> beruflichem und privatem Leben gestellt und darüber hinaus wird das emotionale Erleben<br />
der <strong>Arbeit</strong>, in Form <strong>von</strong> positiven und negativen <strong>Arbeit</strong>serleben ermittelt. Auf <strong>di</strong>ese Weise bie-<br />
ten sich vielfältige Möglichkeiten spezifische Zusammenhänge zwischen der <strong>Arbeit</strong>squalität ei-<br />
nerseits und den Wirkungen der <strong>Arbeit</strong> auf <strong>di</strong>e Beschäftigten andererseits zu thematisieren.<br />
Überblick über weitere Möglichkeiten für regelmäßige Wirkungsanalysen:<br />
I. Balance <strong>Arbeit</strong>, Familie, Partnerschaft, Freizeit<br />
o Ist das Verhältnis zwischen „Beruf“ und „privatem Leben“ bei Ihnen gut ausgewogen?<br />
o Lässt Ihnen Ihre <strong>Arbeit</strong> genügend Zeit für Familie, Freundschaften und private Interessen?<br />
o Nimmt Ihr <strong>Arbeit</strong>geber Rücksicht auf <strong>di</strong>e Anforderungen und Bedürfnisse <strong>von</strong> Familien?<br />
II. Einschätzung der weiteren <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit<br />
o Bitte denken Sie an Ihre <strong>Arbeit</strong> und Ihren Gesundheitszustand: Meinen Sie, dass Sie unter den<br />
III. Betriebsbindung<br />
derzeitigen Anforderungen Ihre jetzige Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können?<br />
o Wenn Sie <strong>di</strong>e Möglichkeit hätten, würden Sie dann den <strong>Arbeit</strong>geber wechseln?<br />
32
IV. Emotionales Erleben der <strong>Arbeit</strong><br />
o Wie oft ist es in den letzten vier <strong>Arbeit</strong>swochen vorgekommen, dass Sie …<br />
...Ihre <strong>Arbeit</strong> begeistert hat?<br />
...durch Ihre <strong>Arbeit</strong> Anerkennung bekommen haben?<br />
...stolz auf Ihre <strong>Arbeit</strong> waren?<br />
...sich mit Ihrem Unternehmen besonders <strong>ver</strong>bunden gefühlt haben?<br />
o Wie oft ist es in den letzten vier <strong>Arbeit</strong>swochen vorgekommen, dass Sie …<br />
...sich nach der <strong>Arbeit</strong> leer und ausgebrannt gefühlt haben?<br />
...sich auch in Ihrer arbeitsfreien Zeit nicht richtig erholen konnten?<br />
...Ihre <strong>Arbeit</strong>ssituation als frustrierend erlebt haben?<br />
...mit einem flauen Gefühl an Ihre berufliche Zukunft gedacht haben?<br />
Basierend auf dem arbeitswissenschaftlichen Forschungsstand kann da<strong>von</strong> ausgegangen<br />
werden, dass <strong>di</strong>e Form der <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit, das Wohlbefinden in der <strong>Arbeit</strong>, <strong>di</strong>e Betriebs-<br />
bindung und auch <strong>di</strong>e subjektive Einschätzung der weiteren <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit <strong>von</strong> der Qualität<br />
der <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen stark beeinflusst werden. Diese Zusammenhänge sind in den Anlagen<br />
zu <strong>di</strong>esem Bericht an einigen, weiteren Beispielen ausgeführt.<br />
Darüber hinaus ermöglicht <strong>di</strong>e Konzeption der DGB-Berichterstattung variable Vertiefungs-<br />
themen aus dem Themenbereich „<strong>Arbeit</strong>swelt und Soziales“. So können beispielsweise be-<br />
stimmte Aspekte der altersgerechten oder familienfreundlichen <strong>Arbeit</strong>sgestaltung <strong>ver</strong>tieft wer-<br />
den und es besteht grundsätzlich <strong>di</strong>e Möglichkeit, <strong>di</strong>ese Themen in den Kontext der Anforde-<br />
rungen zu stellen, <strong>di</strong>e Beschäftigte an gute <strong>Arbeit</strong> stellen, sowie in den Kontext der wahrge-<br />
nommen <strong>Arbeit</strong>squalität.<br />
Als Vertiefungsthemen bieten sich u. a. an:<br />
- Alterns- und altersgerechte <strong>Arbeit</strong>sgestaltung / Rente mit 67?<br />
- Vereinbarkeit <strong>von</strong> Beruf und Privatem<br />
- Prekarisierung und Unsicherheit<br />
- Innovationsfreundliche und lernhaltige <strong>Arbeit</strong>sgestaltung<br />
- ...<br />
33
Abbildung 16: Konstruktion der indexbasierten Berichterstattung<br />
Subjektive Bedeutung der<br />
<strong>ver</strong>schiedenen<br />
Dimensionen <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
– Wichtigkeit der<br />
einzelnen Dimensionen<br />
für <strong>di</strong>e <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
Effekte der<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität<br />
– Formen der<br />
<strong>Arbeit</strong>szufriedenheit<br />
– Einschätzung der<br />
<strong>Arbeit</strong>sfähigkeit<br />
– Balance zwischen<br />
<strong>Arbeit</strong> und Privatem<br />
– Betriebsbindung<br />
– Freude, Frustration...<br />
Anspruchslücke<br />
Analyse der<br />
<strong>Arbeit</strong>ssituation<br />
Index- und Typenbildende Fragen<br />
Qualität der <strong>Arbeit</strong> in<br />
<strong>ver</strong>schiedenen<br />
Dimensionen<br />
• Ressourcen<br />
• Belastungen<br />
– Weitere<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen der<br />
<strong>Arbeit</strong>, z.B.<br />
• Art des<br />
Beschäftigungs<strong>ver</strong>hältnis<br />
• Betriebsgröße<br />
• Betriebsrat, ....<br />
Variable Vertiefungsthemen<br />
– Aktuelle Themen auf der<br />
politischen Agenda mit<br />
Bezügen zur <strong>Arbeit</strong>, z.B.:<br />
• Vereinbarkeit <strong>von</strong> Beruf &<br />
Familie<br />
• Innovationspolitik<br />
• Alterung und<br />
<strong>Arbeit</strong>sgestaltung<br />
• ….<br />
Quelle: Eigene Darstellung: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
34
3. Literatur<br />
Badura, B.; Schellschmidt, H.; Vetter, Ch. (Hrsg.) (<strong>2006</strong>): Fehlzeiten-Report 2005: Schwerpunktthema: <strong>Arbeit</strong>splatzunsicherheit<br />
und Gesundheit – Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft; Berlin.<br />
Bamberg, E., Ducki, A. & Metz, A.-M. (1998). Betriebliche Gesundheitsförderung; Göttingen: Hogrefe.<br />
Bruggemann, Agnes, Peter Groskurth, Eberhard Ulich (1975): <strong>Arbeit</strong>szufriedenheit; Bern.<br />
Bundes<strong>ver</strong>band der Unfallkassen, 2005: Psychische Belastungen am <strong>Arbeit</strong>s- und Ausbildungsplatz – ein Handbuch.<br />
Phänomene, Ursachen, Prävention; München.<br />
<strong>Fuchs</strong>, <strong>Tatjana</strong> (<strong>2006</strong>a): Was ist gute <strong>Arbeit</strong>? Anforderungen aus der Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten. INQA-Bericht Nr. 19;<br />
Berlin, Dortmund, Dresden.<br />
<strong>Fuchs</strong>, <strong>Tatjana</strong> (<strong>2006</strong>b): <strong>Arbeit</strong> + Erholung = Gesundheit: ...wenn <strong>di</strong>e Rechnung nicht mehr aufgeht. <strong>Arbeit</strong>wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse zur <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung – Argumentationshilfe. Broschüre der Gewerkschaft<br />
Ver.<strong>di</strong>, Bundes<strong>ver</strong>waltung, Ressort 2: Tarifpolitische Grundsatzabteilung; Berlin.<br />
Hacker, W./Richter P. (1980): Psychologische Bewertung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>sgestaltungsmaßnahmen – Ziele und Bewertungsmaßstäbe.<br />
Spezielle <strong>Arbeit</strong>s- und Ingenieurpsychologie (Hrsg. Hacker, W.), Lehrtext 1., Deutscher<br />
Verlag der Wissenschaften; Berlin.<br />
Janßen, D. & F. Nachreiner (2004): Flexible <strong>Arbeit</strong>szeiten. Forschungsbericht für <strong>di</strong>e Bundesanstalt für <strong>Arbeit</strong>sschutz<br />
und <strong>Arbeit</strong>sme<strong>di</strong>zin (FB 1025); Dortmund, Berlin.<br />
Ner<strong>di</strong>nger, F.W. (1995): Motivation und Handeln in Organisationen. Eine Einführung; Stuttgart: Kohlhammer.<br />
Ulich, E. (1981): Subjektive Tätigkeitsanalyse als Voraussetzung autonomieorientierter <strong>Arbeit</strong>sgestaltung, in: Frei,<br />
U.; Ulich, E. (Hrsg.): Beiträge zur psychologischen <strong>Arbeit</strong>sanalyse; Bern, 327-347.<br />
Ulich, E. (2001): <strong>Arbeit</strong>spsychologie; Stuttgart.<br />
35
4. Anhang<br />
Abbildungen im Anhang:<br />
Anh.Abb. 1: Die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>squalität für <strong>di</strong>e Vereinbarkeit <strong>von</strong> beruflichem und privatem Leben ______ 37<br />
Anh.Abb. 2: Zufriedenheit mit dem Verhältnis <strong>von</strong> beruflichem und privatem Leben<br />
nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität ______________________________________ 38<br />
Anh.Abb. 3: Einschätzung der weiteren <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität____ 38<br />
Anh.Abb. 4: Betriebsbindung nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität_________________________ 39<br />
Anh.Abb. 5: Die Qualität der <strong>Arbeit</strong> aus der Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten mit und ohne festem <strong>Arbeit</strong>sort___________ 40<br />
Die Pilotuntersuchung – ein kurzer Überblick______________________________________________________41<br />
Externer Anhang:<br />
Muster eines Betriebsporträts<br />
Muster einer gruppenspezifischen Auswertung (Mobile Beschäftigte)<br />
Präsentation mit Beispielen<br />
Fragebogen für betriebliche Befragungen<br />
Fragebogen für repräsentative Befragungen<br />
Fragebogen für repräsentative Befragungen (gekürzte Variante)<br />
36
Anh.Abb. 1: Die Bedeutung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>squalität für <strong>di</strong>e Vereinbarkeit <strong>von</strong><br />
beruflichem und privatem Leben<br />
Erläuterung:<br />
Zufriedenheit mit der Balance <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong> und Privatem<br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> .…<br />
Qualifizierungs-<br />
/Entwicklungsmöglichkeiten….…..<br />
Kreativität…………………………….<br />
Aufstiegschancen…………………..<br />
Einfluss-<br />
Gestaltungsmöglichkeiten…….…..<br />
Informationsfluss …………….…….<br />
Führungsqualität…………………….<br />
Betriebskultur………………………..<br />
Kollegialität………………..…..……..<br />
Sinnvolle <strong>Arbeit</strong>………………………<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit…………………………….<br />
<strong>Arbeit</strong>sintensität……………………..<br />
Körperliche Anforderungen/<br />
Umgebungsbe<strong>di</strong>ngungen…………..<br />
Emotionale Anforderungen………..<br />
Einkommen………………..…………<br />
<strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit…….………..<br />
0 33 67 100<br />
sehr zufrieden eher zufrieden<br />
eher unzufrieden sehr unzufrieden<br />
Quelle: Eigene Darstellung: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
Die Gesundheits- und <strong>Arbeit</strong>sforschung räumt einem möglichst ausgewogenen Verhältnis <strong>von</strong> beruflichem und außerberufli-<br />
chem Leben einen hohen Stellenwert ein. Darin kommt zum Ausdruck, dass der berufliche Bereich – bei entsprechender Ges-<br />
taltung – ein wichtiger Motor für persönliche Entwicklung ist. Dennoch braucht jeder Mensch – auch bei noch so guter <strong>Arbeit</strong>s-<br />
gestaltung – genügend freie Zeit, um sich vollstän<strong>di</strong>g zu erholen, um Kraft zu tanken und um weitere, berufsferne Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten zu entwickeln.<br />
Gerade dann, wenn berufliche <strong>Arbeit</strong> anstrengend und fordernd ist, ist es für <strong>di</strong>e Beschäftigten zwingend notwen<strong>di</strong>g, einen um-<br />
fassenden Ausgleich im außerberuflichen Alltag zu finden. Dazu gehören funktionierende Sozialbeziehungen, körperliche Be-<br />
wegung, soziale und kulturelle Betätigung sowie ausreichend Schlaf. Um <strong>di</strong>es zu gewährleisten ist insbesondere eine zeitliche<br />
Balance zwischen privatem und beruflichem Leben wichtig. Aber darüber hinaus ist ebenso eine generelle Zufriedenheit mit<br />
den beruflichen <strong>Arbeit</strong>sbe<strong>di</strong>ngungen <strong>von</strong> Bedeutung, denn der „lange Arm der beruflichen <strong>Arbeit</strong>“ beeinflusst den gesamten<br />
Alltag: Weder werden berufliche Probleme am Betriebstor zurückgelassen noch bleiben Anerkennung, Kompetenzen und Fer-<br />
tigkeiten, <strong>di</strong>e aus dem beruflichen Alltag resultieren, im privatem Bereich ungenutzt. Die Vereinbarkeit <strong>von</strong> Beruf und Privatem<br />
ist also auch eine Frage der gesamten <strong>Arbeit</strong>squalität und sollte nicht auf <strong>di</strong>e Gestaltung der <strong>Arbeit</strong>szeit <strong>ver</strong>engt werden.<br />
37
Anh.Abb. 2: Zufriedenheit mit dem Verhältnis <strong>von</strong> beruflichem und privatem Leben<br />
nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
DGB-Index<br />
58,1<br />
68,9<br />
79,8<br />
Betrieb<br />
Zufriedenheit mit dem Verhältnis<br />
<strong>von</strong> beruflichem und privatem Leben<br />
Betrieb mit der schlechtesten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität..................<br />
Alle Betriebe .....................<br />
Betrieb mit der höchsten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität ..................<br />
11%<br />
sehr zufrieden<br />
eher zufrieden<br />
eher unzufrieden<br />
sehr unzufrieden<br />
20%<br />
25%<br />
41%<br />
52%<br />
55%<br />
35%<br />
23%<br />
17%<br />
13%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
Anh.Abb. 3: Einschätzung der weiteren <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit<br />
nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
Bitte denken Sie einmal an Ihre <strong>Arbeit</strong> und Ihren Gesundheitszustand:<br />
Meinen Sie, dass Sie unter den derzeitigen Anforderungen Ihre jetzige<br />
Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können?<br />
DGB-Index<br />
58,1<br />
68,9<br />
79,8<br />
Betrieb<br />
Betrieb mit der schlechtesten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität ...................<br />
Alle Betriebe .....................<br />
Betrieb mit der höchsten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität ..................<br />
Ja, wahrscheinlich<br />
41%<br />
49%<br />
71%<br />
39%<br />
35%<br />
17%<br />
20%<br />
16%<br />
12%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Nein, wahrscheinlich nicht<br />
Weiß nicht<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
5%<br />
3%<br />
38
Anh.Abb. 4: Betriebsbindung nach Betrieben mit unterschiedlicher <strong>Arbeit</strong>squalität<br />
DGB-Index<br />
58,1<br />
68,9<br />
79,8<br />
Wenn Sie <strong>di</strong>e Möglichkeit hätten,<br />
würden Sie dann den <strong>Arbeit</strong>geber wechseln?<br />
Betrieb<br />
Betrieb mit der schlechtesten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität .......................<br />
Alle Betriebe ..........................<br />
Betrieb mit der höchsten<br />
<strong>Arbeit</strong>squalität .......................<br />
3%<br />
Ja, wahrscheinlich<br />
24%<br />
45%<br />
51%<br />
88%<br />
31%<br />
23%<br />
24%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Nein, wahrscheinlich nicht<br />
Weiß nicht<br />
Quelle: DGB-Erhebung <strong>2006</strong> zur Ermittlung der <strong>Arbeit</strong>squalität; Berechnungen: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
8%<br />
39
Anh.Abb. 5: Die Qualität der <strong>Arbeit</strong><br />
Erläuterung:<br />
aus der Sicht <strong>von</strong> Beschäftigten mit und ohne festem <strong>Arbeit</strong>sort<br />
DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> .…<br />
Qualifizierungs-<br />
/Entwicklungsmöglichkeiten….…..<br />
Kreativität…………………………….<br />
Aufstiegschancen…………………..<br />
Einfluss-<br />
Gestaltungsmöglichkeiten…….…..<br />
Informationsfluss …………….…….<br />
Führungsqualität…………………….<br />
Betriebskultur………………………..<br />
Kollegialität………………..…..……..<br />
Sinnvolle <strong>Arbeit</strong>………………………<br />
<strong>Arbeit</strong>szeit…………………………….<br />
<strong>Arbeit</strong>sintensität……………………..<br />
Körperliche Anforderungen/<br />
Umgebungsbe<strong>di</strong>ngungen…………..<br />
Emotionale Anforderungen………..<br />
Einkommen………………..…………<br />
<strong>Arbeit</strong>splatzsicherheit…….………..<br />
0 33 67 100<br />
Mobile Beschäftigte<br />
Beschäftigte mit festem <strong>Arbeit</strong>sort<br />
Quelle: Eigene Darstellung: <strong>Tatjana</strong> <strong>Fuchs</strong>, INIFES<br />
Die Berechnungen beziehen sich auf Beschäftigte in <strong>ver</strong>gleichbaren Berufsgruppen, d. h. Montierer/innen und Metallberufe;<br />
Techniker/innen, Elektriker/innen, Schlosser/innen, Bergleute, Mechaniker/innen, Chemiker/innen, Physiker/innen, Mathemati-<br />
ker/innen, Maschinisten/innen und zugehörige Berufe, Ingenieure/innen<br />
40
Die Pilotuntersuchung – ein kurzer Überblick<br />
Ein wichtiger Meilenstein zur Entwicklung der DGB-Berichterstattung war <strong>di</strong>e Pilotuntersu-<br />
chung in insgesamt 10 Betrieben. Diese Testphase war folgendermaßen in das Gesamtprojekt<br />
eingebunden:<br />
1.) Ausgangspunkt: Die INQA-Erhebung „Was ist gute <strong>Arbeit</strong>? Anforderungen aus Sicht<br />
<strong>von</strong> Erwerbstätigen“ (16-seitiger Fragebogen, Wissenschaftlich fun<strong>di</strong>ertes Untersu-<br />
chungskonzept).<br />
2.) Ver<strong>di</strong>chtung des Erhebungsinstruments (Fragebogen) um <strong>di</strong>e Hälfte, mit Hilfe <strong>von</strong> sta-<br />
tistischen Verfahren (Faktorenanalyse, Regressionsanalysen) und in einem intensiven<br />
Abstimmungsprozess.<br />
3.) Basiskonstruktion des DGB-Index (<strong>ver</strong>schiedene Varianten).<br />
4.) Test des <strong>ver</strong><strong>di</strong>chteten Fragebogens (7 Seiten) in 10 Betrieben: Analyse der feh-<br />
lenden Werte, Test der Indexvarianten, metho<strong>di</strong>sche Schritte zur weiteren Ver-<br />
<strong>di</strong>chtung des Instruments (Faktorenanalyse, Regressionsanalysen).<br />
5.) Diskussion <strong>ver</strong>schiedener Indexvarianten auf zwei Workshops mit Betriebsprak-<br />
tiker/innen aus den Pilotbetrieben und mit <strong>Arbeit</strong>swissenschaftler/innen.<br />
6.) Auswahl des endgültigen DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong>.<br />
7.) Konstruktion des endgültigen Erhebungsinstruments für betriebliche Untersuchungen<br />
und für repräsentative Befragungen.<br />
8.) Anfertigung <strong>von</strong> Betriebsauswertungen (Betriebsporträts): Darstellung der be-<br />
trieblichen <strong>Arbeit</strong>squalität auf Basis des DGB-Index <strong>Gute</strong> <strong>Arbeit</strong> sowie eine de-<br />
taillierte, problem- und handlungsorientierte Beschreibung der einzelnen Facet-<br />
ten der wahrgenommen <strong>Arbeit</strong>squalität.<br />
9.) Diskussion der Betriebsporträts mit Betriebsräten (<strong>ver</strong>einzelt): Breite Bestäti-<br />
gung des Instruments sowie des Auswertungskonzepts.<br />
10.) Konzeption der DGB-Berichterstattung.<br />
Die Pilotphase war relativ kurz (5 Monate) und wurde durch etliche Verschiebungen, Absagen<br />
und andere Probleme vielfach weiter <strong>ver</strong>kürzt (Pilotphase fiel teilweise in <strong>di</strong>e Tarifauseinander-<br />
setzung einiger Gewerkschaften). Auch <strong>di</strong>esen Umständen ist es geschuldet, dass der Rück-<br />
lauf nicht korrekt ermittelt werden kann: Die an <strong>di</strong>e Betriebe <strong>ver</strong>sandten Fragebogen wurden in<br />
etlichen Fällen nicht komplett (teilweise nur <strong>di</strong>e Hälfte) ausgegeben. Aus <strong>di</strong>esem Grund lässt<br />
41
sich keine Rücklaufquote ermitteln.<br />
Dennoch haben <strong>di</strong>e Betriebsräte wichtige Hinweise zum Rücklaufgeschehen gegeben: So hat-<br />
ten sie häufig den Eindruck, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten <strong>di</strong>e Fragen zur <strong>Arbeit</strong>squalität etc. interes-<br />
sant fanden und problemlos ausfüllten. Die erforderlichen Angaben zur Person, zur Betriebs-<br />
zugehörigkeit, etc. haben jedoch vielfach Verunsicherung ausgelöst, da <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
Rückschlüsse auf ihre Person befürchtet haben. Befürchtungen, <strong>di</strong>e bei unsachgemäßer Aus-<br />
wertung und Darstellung der Ergebnisse ihre Berechtigung haben. Um den Rücklauf in Zukunft<br />
positiv zu beeinflussen wurden daher zwei Fragebogenvarianten entwickelt, wobei sich <strong>di</strong>e be-<br />
triebliche Variante durch eine deutlich reduzierte Standarddemographie unterscheidet.<br />
Gegenüberstellung <strong>von</strong> Fragebogen<strong>ver</strong>sand & Rücklauf<br />
Betriebe im Organisationsbereich der IG Metall:<br />
Betrieb 1a (Holz<strong>ver</strong>arbeitung) und 1b (Holz<strong>ver</strong>arbeitung) - 2 Werke: 1.400 Exemplare, Versand<br />
am 4.4.06, Rücklauf: 242 (15.5.), 94 (15.5.) = 336 Exemplare<br />
Betrieb 2 (Metall<strong>ver</strong>arbeitung): 500 Exemplare, Versand 4.4.06, Rücklauf: 65 Exemplare<br />
(23.5.)<br />
Betrieb 3 (Holz-Kunstoff<strong>ver</strong>arbeitung) 130 Exemplare, Versand am 10.4.06, Rücklauf: 41 Ex-<br />
emplare<br />
Betrieb 4 (Holz-Kunstoff<strong>ver</strong>arbeitung): 500 Exemplare, Versand am 18.4.06, Rücklauf: 149<br />
Exemplare<br />
Betriebe im Organisationsbereich <strong>von</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>:<br />
Betrieb 5 (Technische Kommunikations<strong>di</strong>enstleistung): 3.700 Exemplare, Versand am 29.3.06,<br />
Rücklauf: 693 Exemplare (19.5.)<br />
Betrieb 6 (Bildungseinrichtung): 150 Exemplare, Versand am 23.3.06, Rücklauf: 40 Exemplare<br />
(29.5.)<br />
Betrieb 7 (Sozialer Dienst) 200 Exemplare, Versand am 10.5.06, Rücklauf 15 plus 25 plus 20 =<br />
60 Exemplare (Stand 23.5. / 30.5. / 30.6.)<br />
Betriebe im Organisationsbereich der IGBCE:<br />
Betrieb 8 (Chemie<strong>ver</strong>arbeitung): 1.100 Exemplare, Versand am 20.3.06, Rücklauf: 111 Ex-<br />
emplare (Stand 3.4. + 9.5. + 29.5.06 + 30.6.)<br />
Betrieb 9 (Mineralstoff<strong>ver</strong>arbeitung): 1.700 Exemplare, Versand am 14.3.06., Rücklauf: 234<br />
Exemplare (Stand 3.4. + 9.5.06)<br />
42