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Center Erfolgs-Check - Empirische Untersuchung<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland<br />

Stand: 4. Oktober 2011<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check


Center Erfolgs-Check - Empirische Untersuchung<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland<br />

Inhalt<br />

1. Vorbemerkung .......................................................................................... 3<br />

1.1. Executive Summary .............................................................................. 9<br />

2. Center Erfolgs-Check ......................................................................... 10<br />

2.1. Ergebnisse der empirischen Centerbewertung ...................... 19<br />

3. Thesen zum Revitalisierungsbedarf der Shopping-<br />

center in Deutschland ........................................................................31<br />

4. Fazit ............................................................................................................ 35<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 2


1. VORBEMERKUNG<br />

„Handel hat mit Menschen zu tun“ – Europa ist mit über einer halben Milliarde Einwohnern ei-<br />

ner der bevölkerungsreichsten Wirtschaftsräume der Welt. Einkaufszentren haben in Europa<br />

und Deutschland seit 1960 eine rasante Entwicklung genommen und stellen heute mittlerwei-<br />

le einen zentralen Bestandteil der Einzelhandelsstrukturen unserer Städte dar.<br />

Gemäß dem Shopping-Center-Report des EHI Retail Institutes existierten 2009 in 414 Shop-<br />

pingcentern gut 13 Millionen Quadratmeter Shoppingcenterfläche, die aus verschiedenen Ge-<br />

nerationstypen von Einkaufszentren mit unterschiedlich langen Entwicklungsphasen stam-<br />

men. Mittlerweile ist bekannt, dass fast 280 Centern mit gut 9 Millionen Quadratmetern vor<br />

2000 errichtet wurden und somit vergleichsweise alt sind. Das sind mehr als 70 Prozent der<br />

Center in Deutschland. Nimmt man das Jahr 2002 als Referenz, sind es knapp 320 Centern<br />

mit gut 10 Millionen Quadratmeter, die vor mindestens acht Jahren eröffnet wurden. Das eige-<br />

ne Haus muss man alle sieben bis zehn Jahre modernisieren, heißt es. In wirtschaftlich beweg-<br />

ten Zeiten, die durch Finanzkrise, Euro-Rettung, verunsicherte Verbraucher, sich stetig wan-<br />

delnde Konsumentengewohnheiten, sich ändernde demographische Rahmenbedingungen<br />

und insbesondere stagnierende Einzelhandelsumsätze geprägt sind, gilt diese Regel selbst-<br />

verständlich auch <strong>für</strong> die Shoppingcenterbranche. Um sich nachhaltig erfolgreich in einem<br />

schärfer werdenden Wettbewerb positionieren zu können, müssen sich auch Handelsimmobi-<br />

lien den veränderten <strong>Markt</strong>- und Konsumgegebenheiten anpassen und ‚à jour’ bleiben.<br />

Diese Ausgangslage war <strong>für</strong> die Arbeitsgemeinschaft Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Markt</strong>- und Absatzforschung mbH Anlass, sich im Jahr 2010 mit dem Thema Revitalisierungs-<br />

bedarf in deutschen Shoppingcentern ausführlich zu beschäftigen: Die viel beachtete Grund-<br />

lagenstudie „Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland“ von Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> aus<br />

dem Jahre 2010 hatte klar gezeigt, dass unter den deutschen Einkaufszentren ein hoher Revi-<br />

talisierungsbedarf besteht und dass diese Entwickleraufgabe in den nächsten Jahren stark an<br />

Bedeutung gewinnen wird. 199 Center mit einem Flächenvolumen von gut 5,2 Millionen Quad-<br />

ratmetern wurden als potenziell revitalisierungsbedürftig eingestuft. Das war fast die Hälfte<br />

aller Shoppingcenter in Deutschland. Ob diese Einkaufszentren tatsächlich in den nächsten<br />

Jahren revitalisiert werden, bleibt weiter offen. Das hängt von vielen Faktoren ab, wie etwa<br />

vom Know-how, der Eigentümerstruktur, den baulichen Möglichkeiten, der Verfügbarkeit der<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 3


Flächen und den Mietvertragslaufzeiten, den Renditeanforderungen und anderen Bedingun-<br />

gen.<br />

Mittlerweile ist aber in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit das Bewusstsein <strong>für</strong> die Bedeu-<br />

tung des Themas deutlich gestiegen, und es werden vermehrt Revitalisierungen von Einkaufs-<br />

zentren in Deutschland angekündigt, wie die nachstehende Tabelle 1 zeigt.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 4


Tabelle 1: Revitalisierungsobjekte Shoppingcenter in Deutschland 2009 - 2013<br />

Nr. Center Center-Typ GLA in m²<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Rahlstedt<br />

Arcaden,<br />

Hamburg-<br />

Wandsbek<br />

Elbe Park,<br />

Dresden<br />

Elbe-<br />

Einkaufszentrum,<br />

Hamburg<br />

Schwarzwald<br />

Baar Center,<br />

Villingen-<br />

Schwenningen<br />

Forum Wesseling,<br />

Wesseling<br />

Hamburger<br />

Meile,<br />

Hamburg<br />

Königsgalerie,<br />

Duisburg<br />

Plauen Park,<br />

Plauen<br />

Ruhrpark,<br />

Bochum<br />

Äppelallee<br />

Center,<br />

Wiesbaden<br />

Stern Center,<br />

Sindelfingen<br />

Stadtteil-<br />

Center<br />

Regional –<br />

Center<br />

Stadtteil-<br />

Center<br />

Fachmarkt-<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Stadtteil-<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Fachmarkt-<br />

Center<br />

Regional -<br />

Center<br />

Regional -<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

23.400<br />

Architekt / Centermanagement<br />

/ Eigentümer<br />

mfi Management <strong>für</strong> Immobilien<br />

AG<br />

Investition<br />

Mio. €<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 5<br />

Umbaubeginn<br />

30 2009<br />

93.500 Krieger Grundstück GmbH 80 2009<br />

43.000<br />

35.000<br />

5.600<br />

53.000<br />

ECE Projektmanagement<br />

GmbH & Co. KG<br />

Völkel Company Asset<br />

Management<br />

Rusche Retail Business<br />

Consultants<br />

ECE Projektmanagement<br />

GmbH & Co. KG / Real i.s.<br />

100<br />

20.000 Multi Development 57<br />

32.000<br />

124.000<br />

30.000<br />

24.000<br />

Gerd Priebe Architects &<br />

Consultants/ METRO Group<br />

Asset Management GmbH<br />

& Co. KG<br />

mfi Management <strong>für</strong> Immobilien<br />

AG / Perella<br />

Weinberg Real Estate Fund<br />

I LP<br />

Union Investment Estate /<br />

Newport Hamburg<br />

METRO Group Asset Management<br />

Services GmbH;<br />

BM MAM<br />

∑ 2010 483.500 673<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Rheinpark-<br />

Center, Neuss<br />

Pfalz Center,<br />

Kaiserslautern<br />

Westpassage,<br />

Langenhagen<br />

A 10 Center,<br />

Berlin<br />

Allee-Center,<br />

Essen-<br />

Altenessen<br />

Regional -<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Regional -<br />

Center<br />

Stadtteil-<br />

Center<br />

40.000<br />

16.000<br />

46.450<br />

66.000<br />

20.000<br />

Unima AG / ECE Projektmanagement<br />

GmbH & Co.<br />

KG<br />

METRO Group Asset Management/KlystronGrundstücksverwaltung<br />

RKW Rhode Kellermann /<br />

Wawrowsky<br />

Deutsche Euroshop AG /<br />

ECE Projektmanagement<br />

GmbH & Co. KG<br />

ECE Projektmanagement<br />

GmbH & Co. KG<br />

2009<br />

Herbst<br />

50 2009<br />

nicht<br />

bekannt<br />

2009<br />

100 2008<br />

2009<br />

Frühjahr<br />

56 2009<br />

80 2009<br />

70<br />

2009<br />

Sommer<br />

50 2009<br />

93<br />

2008<br />

Herbst<br />

11 2010<br />

35 2008<br />

60 2010<br />

28 2009<br />

Eröffnung<br />

2010<br />

Frühjahr<br />

2010<br />

Frühjahr<br />

2010<br />

Frühjahr<br />

2010<br />

Frühjahr<br />

2010<br />

Sommer<br />

2010<br />

Sommer<br />

2010<br />

Herbst<br />

2010<br />

Herbst<br />

2010<br />

Winter -<br />

erster Teil<br />

2010<br />

Herbst<br />

2010<br />

Winter<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Frühjahr


Nr. Center Center-Typ<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

Altmarkt-<br />

Galerie,<br />

Dresden<br />

Kö-Galerie,<br />

Düsseldorf<br />

Main-Taunus-<br />

Zentrum,<br />

Sulzbach<br />

Ratio-Land,<br />

Baunatal<br />

Stachus Passagen,<br />

München<br />

Sevens,<br />

Düsseldorf<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Regional -<br />

Center<br />

Regional -<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

GLA in<br />

m²<br />

60.000<br />

20.000<br />

91.000<br />

Architekt / Centermanagement<br />

/ Eigentümer<br />

Deutsche<br />

Euroshop/ECE/TLG<br />

ECE Projektmanagement<br />

GmbH & Co. KG<br />

ECE Projektmanagement<br />

GmbH & Co. KG<br />

Investitonsvolumen<br />

Mio. €<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 6<br />

Umbaubeginn<br />

165 2009<br />

40 2009<br />

72<br />

28.000 Edeka Melsungen 50<br />

2009<br />

Herbst<br />

2009<br />

Herbst<br />

8.000 ASW/LBBW 30 2009<br />

14.200<br />

Signa-Recap Gruppe,<br />

Comfort<br />

∑ 2011 409.650 624<br />

23<br />

Citti-Park<br />

Einkaufszentrum,<br />

Lübeck<br />

Regional -<br />

Center<br />

30.000<br />

A x 5/Citti Handelsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

40<br />

30<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Herbst<br />

24<br />

Paunsdorf<br />

Center, Leipzig<br />

klassisches<br />

EKZ<br />

119.000<br />

mfi Management <strong>für</strong> Immobilien<br />

AG<br />

155 2011<br />

26<br />

City-Center,<br />

Fürth<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

25.000 TKN Real Estate 50 2011<br />

∑ 2012 174.000 235<br />

27 Bikini Berlin<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

19.500<br />

Arne Quinze/Sonae Sierra/Bayerische<br />

Hausbau<br />

GmbH<br />

100<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

28<br />

29<br />

30<br />

Löhrtor Center,<br />

Fulda<br />

Recklinghausen<br />

Arcaden,<br />

Recklinghausen<br />

Citti-Park<br />

Einkaufszentrum,<br />

Flensburg<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

Innenstadt-<br />

Center<br />

18.000<br />

30.00<br />

0<br />

Regional - Center 18.000<br />

mfi Management <strong>für</strong> Immobilien<br />

AG / Perella Weinberg<br />

Real Estate Fund I LP<br />

Auer+Weber,Stuttgart/<br />

München/<br />

mfi Management <strong>für</strong> Immobilien<br />

AG<br />

A x 5/Citti Handelsgesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

∑ 2013 165.500 420<br />

Quelle: Eigene Recherchen Sonae Sierra / <strong>GMA</strong> 2011 auf Basis von GCSC Veröffentlichungen (kein Anspruch auf Vollständigkeit)<br />

100<br />

180<br />

40<br />

2012<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Herbst<br />

Eröffnung<br />

2011<br />

Frühjahr<br />

2011<br />

Herbst<br />

2011<br />

Herbst<br />

2011<br />

Herbst<br />

2011<br />

Herbst<br />

2011<br />

Winter<br />

2012<br />

Herbst<br />

2012<br />

Herbst<br />

2012<br />

Herbst<br />

2013<br />

Frühjahr<br />

2013<br />

Frühjahr<br />

2013<br />

Frühjahr<br />

2013<br />

Herbst


Schaubild 1: Shoppingcenter-Revitalisierungen in Deutschland 2009 – 2013<br />

Quelle: Sonae Sierra / <strong>GMA</strong> 2011<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 7


Im Zeitraum der Jahre 2009 bis 2013 sind insgesamt 30 Einkaufszentren mit knapp 1,2 Millio-<br />

nen Quadratmetern (GLA) <strong>für</strong> eine Neu- oder Umstrukturierung vermeldet worden, die mit<br />

einem Investitionsvolumen von rund 2,1 Milliarden Euro entweder bereits revitalisiert wurden<br />

oder aber dies in den nächsten Jahren noch werden (s. Tabelle 1 und Schaubild 1). Das zeigt<br />

klar, welch enorme Bedeutung die Revitalisierung von Shoppingcentern in Deutschland hat<br />

und dass sich der sprichwörtliche Wandel im Handel auch am Immobilientypus Shoppingcenter<br />

ablesen lässt.<br />

Nach unseren Erfahrungen sind nur jene Center nachhaltig erfolgreich, die sich individuell und<br />

adäquat im <strong>Markt</strong> positionieren. Wesentliche Rahmenbedingungen hier<strong>für</strong> stammen aus den<br />

Bereichen <strong>Markt</strong>umfeld, Standort, Objekt und Management des Centers. Jeder Centereigen-<br />

tümer sollte sich daher unbedingt fragen, wo er sein Center in zehn Jahren sieht. Denn fehlen-<br />

de, dringend erforderliche Investitionen können eine Abwärtsspirale auslösen, die mit man-<br />

gelnder Umsatzperformance, dem Auszug von Mietern, Leerständen, Mietausfällen und Wert-<br />

verlust einhergeht.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 8


1.1. EXECUTIVE SUMMARY<br />

<strong>GMA</strong> und Sonae Sierra haben mit dem Center Erfolgs-Check eine Methode entwickelt, mit<br />

deren Hilfe Eigentümer und Investoren anschaulich das Wertschöpfungs- und Entwicklungs-<br />

potenzial eines Bestandscenters erkennen können.<br />

1. Der Center Erfolgs-Check berücksichtigt insgesamt über 40 Kriterien in den vier Ka-<br />

tegorien <strong>Markt</strong>umfeld, Standort, Objekt und Management. Er differenziert außerdem,<br />

inwieweit die einzelnen Faktoren von Eigentümern und Investoren beeinflusst werden<br />

können. So werden auf einen Blick nicht nur die Stärken und Schwächen des Centers<br />

aufgezeigt, sondern auch die Chancen und Risiken einer Revitalisierung.<br />

2. Bei der Anwendung des Center Erfolgs-Checks auf die 199 revitalisierungsbedürftigen<br />

Center, die 2010 von Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> identifiziert wurden, zeigt sich, dass<br />

a. ein Teil der revitalisierungsbedürftigen Center mit einer unbefriedigenden oder<br />

schlechten einzelhändlerischen Lage kämpft und somit entweder gar nicht oder nur<br />

bedingt und durch enormen Aufwand neu positioniert werden kann. Dies betrifft al-<br />

lerdings nur cirka 13 Prozent der gesamten Center in Deutschland (56 von derzeit<br />

etwa 420).<br />

b. ungefähr die Hälfte der identifizierten Center sich in einem sehr wettbewerbsinten-<br />

siven <strong>Markt</strong>gebiet mit mehr als zwei typgleichen oder typähnlichen Centern befin-<br />

det und daher einer marktadäquaten Neupositionierung bedarf, um sich von den<br />

Wettbewerbsstandorten abzuheben.<br />

c. bei fast 80 Prozent der untersuchten Center konzeptionelle Schwächen vorliegen,<br />

wobei jedoch die Mehrzahl der Center über die bauliche Flexibilität verfügt, um eine<br />

erfolgreiche Neu- oder Umstrukturierung durchzuführen.<br />

d. mehr als ein Drittel der untersuchten Objekte nicht aktiv durch ein Centermana-<br />

gement verwaltet werden. Bei mehr als der Hälfte genügt das Management nicht<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 9


den Ansprüchen an eine hinreichende Professionalität. Allein mit dem entspre-<br />

chenden professionellen Know-how in Management, Marketing und Vermietung<br />

könnten aber wesentliche Performance-Steigerungen des Centers erreicht werden.<br />

Derzeit sind etwa 30 Center mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Euro in<br />

der Revitalisierung. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Bereich als ein Wachstumsfeld der Ein-<br />

zelhandelsentwicklung in Deutschland erweisen wird.<br />

2. CENTER ERFOLGS-CHECK<br />

Ein standardisiertes Analysetool<br />

Um bestehende Einkaufszentren im Hinblick auf ihre Erfolgs- oder<br />

Misserfolgswahrscheinlichkeit besser einschätzen und mögliche Probleme schnell eruieren zu<br />

können, hat die Arbeitsgemeinschaft Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> ein standardisiertes Analysever-<br />

fahren, den Center Erfolgs-Check, entwickelt, der helfen soll, Stärken und Schwächen rasch<br />

identifizieren zu können. Grundlage dieses standardisierten Analysetools sind folgende vier<br />

Hauptkriterien (siehe auch Schaubild 2):<br />

<strong>Markt</strong>umfeld<br />

Standort<br />

Objekt<br />

Management<br />

Diesen vier Hauptkriterien wurden zwölf Unterkriterien zugewiesen, die sich in einer fünfstufi-<br />

gen Bewertungsmatrix aus über 40 zu bewertenden Einzelfaktoren zusammensetzen. Jeder<br />

der 40 Einzelfaktoren leistet dabei in teilweise sehr unterschiedlich großem Umfang einen<br />

Beitrag zum Erfolg oder Misserfolg eines Shoppingcenters. Auch hier gilt die Devise: Der Mix<br />

macht’s.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 10


Schaubild 2: Erfolgskriterien <strong>für</strong> Shoppingcenter<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 11


Schaubild 3: Bewertungskategorien und Erfolgskriterien des Center Erfolgs-Checks von Sonae Sierra<br />

und <strong>GMA</strong><br />

<strong>Markt</strong>umfeld<br />

Demografie & Sozioökonomie<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

& Prognose<br />

Arbeitslosenquote &<br />

Entwicklung<br />

Kaufkraft & Entwicklung<br />

Zentralitätskennziffer<br />

Wettbewerb<br />

Art und Anzahl der Wettbewerber<br />

im Einzugsgebiet<br />

/ Flächendichte m²<br />

im Stadtgebiet<br />

Shopping-Center im 20<br />

km-Radius<br />

Einzugsgebiet<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Nachfragevolumen<br />

Standort<br />

Mikrostandort<br />

Lage im Stadtgebiet<br />

Entwicklung der Lage<br />

Agglomerations- und Synergieeffekte<br />

Verkehrliche Erreichbarkeit<br />

(nach Innenstadt, Stadtteile, Grüne<br />

Wiese)<br />

Pkw-Erreichbarkeit<br />

Erreichbarkeit ÖPNV<br />

Erreichbarkeit zu Fuß /<br />

per Rad<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 12


Objekt<br />

Größe in Quadratmetern<br />

GLA / kritische Masse<br />

Anzahl der Läden<br />

Komplettheit Branchen- & Mietermix<br />

Geschossigkeit<br />

Anzahl Geschosse<br />

Kritische Masse pro Geschoss<br />

Center-Layout & baulich-funktionales Konzept<br />

<strong>Markt</strong>gängigkeit Center-Konzept (Stripe,<br />

Knochen etc.)<br />

Durchflutung Mall (vertikal, horizontal),<br />

„Tote Ecken“<br />

Lage Ankermieter<br />

Lage und Funktionalität Erschließungsbereiche<br />

Lage und Funktionalität Ein- und Ausgangssituation<br />

Teilbarkeit Mietflächen<br />

Baulicher Zustand<br />

Baualter Center<br />

Datum letztes Refurbishment<br />

Äußeres und inneres Erscheinungsbild<br />

Besatzstruktur / Branchen- und Mietermix<br />

Renommee, Bonität & Qualität<br />

Ankermieter<br />

mittelgroße Ladenlokale<br />

kleinteilige Ladenlokale<br />

Management<br />

Mikrostandort<br />

Lage im Stadtgebiet<br />

Entwicklung der Lage<br />

Agglomerations- und Synergieeffekte<br />

Verkehrliche Erreichbarkeit<br />

(nach Innenstadt, Stadtteile, Grüne<br />

Wiese)<br />

Pkw-Erreichbarkeit<br />

Erreichbarkeit ÖPNV<br />

Erreichbarkeit zu Fuß /<br />

per Rad<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 13


Unter den 40 Einzelvariablen <strong>für</strong> bestehende Einkaufszentren befinden sich<br />

nicht beeinflussbare Faktoren wie die demografischen oder ökonomischen Rahmen-<br />

bedingungen eines Makrostandortes, die Kaufkraftsituation vor Ort und die Wettbe-<br />

werbssituation<br />

begrenzt beeinflussbare Faktoren wie Mietfläche (in Quadratmetern), die bauliche Si-<br />

tuation, die Geschossigkeit, die Größe des Einzugsgebietes<br />

beeinflussbare und vollständig kontrollierbare Faktoren wie Qualität des Centerma-<br />

nagements, Anzahl der Läden, der Branchen- und Mietermix, Marken- und Internet-<br />

auftritt<br />

Mehr als die Hälfte der Einzelvariablen ist den begrenzt beeinflussbaren oder komplett beein-<br />

flussbaren Faktoren zuzuordnen. Damit bestehen bei entsprechend professioneller Umset-<br />

zung in nennenswertem Maße Steuerungsmöglichkeiten im Hinblick auf den Erfolg der Cen-<br />

terperformance.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 14


Schaubild 4: Vom Eigentümer zu beeinflussende Faktoren bei Bestandscentern<br />

STANDORT<br />

Mikrostandort<br />

Lage im Stadtgebiet<br />

Entwicklung der Lage<br />

im Stadtgebiet<br />

Agglomerations- und<br />

Synergieeffekte<br />

Erreichbarkeit<br />

Pkw-Erreichbarkeit<br />

Erreichbarkeit ÖP<br />

Erreichbarkeit zu Fuß<br />

/ per Rad<br />

MARKTUMFELD<br />

Demografie und Sozioökonomie<br />

Bevölkerungsentwicklung-<br />

und<br />

Prognose<br />

Zentralitätskennziffer<br />

Arbeitslosenquote<br />

und Entwicklung<br />

Kaufkraftsituation<br />

und Entwicklung<br />

Wettbewerb<br />

Art und Anzahl der<br />

Wettbewerber im<br />

Einzugsgebiet/<br />

Flächendichte m²<br />

im Stadtgebiet<br />

Shoppingcenter im<br />

20 km-Radius<br />

Einzugsgebiet<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

im Einzugsgebiet<br />

Nachfragevolumen<br />

im Einzugsgebiet<br />

Nicht beeinflussbare Faktoren<br />

MARKTUMFELD<br />

Mikrostandort<br />

Einzugsgebiet<br />

STANDORT<br />

Mikrostandort<br />

Verkehrliche Erreichbarkeit<br />

OBJEKT<br />

Größe in m²<br />

GLA / Kritische<br />

Masse<br />

Geschossigkeit<br />

Anzahl der Geschosse<br />

Kritische Masse pro<br />

Geschoss<br />

Teilbarkeit der Mietflächen<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 15<br />

Bedingt beeinflussbare Faktoren


Fortsetzung Schaubild 4: Vom Eigentümer zu beeinflussende Faktoren bei Bestandscentern<br />

MANAGEMENT<br />

Betreiberqualität<br />

Centermanagement vorhanden<br />

Professionalität des Centermanagements<br />

/ Anzahl der Center im<br />

Management<br />

Marken -/ Internetauftritt<br />

Internetpräsenz vorhanden<br />

Funktionalität der Homepage<br />

Informationen zum Angebot<br />

OBJEKT<br />

Baulich-funktionales Konzept / Center-Layout<br />

<strong>Markt</strong>gängigkeit Center-Konzept<br />

(Stripe, Knochen etc.)<br />

Durchflutung Mall vertikal / horizontal,<br />

„Tote Ecken“<br />

Lage Ankermieter<br />

Lage und Funktionalität Erschließungsbereiche<br />

Lage und Funktionalität Ein- und<br />

Ausgänge<br />

Anzahl Läden<br />

Komplettheit Branchen- und Mietermix<br />

Besatzstruktur / Branchen- und Mietermix<br />

Renommee, Bonität, Qualität<br />

Ankermieter<br />

mittelgroße Ladenlokale<br />

kleinteiligen Ladenlokale<br />

Baulicher Zustand<br />

Äußeres Erscheinungsbild<br />

Inneres Erscheinungsbild<br />

Direkt beeinflussbare Faktoren<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 16


Um die Praxistauglichkeit dieses neuartigen, standardisierten Analysetools zu testen und<br />

systematisch zu untersuchen, worin die wahrscheinlichen Gründe <strong>für</strong> den Erfolg oder Misser-<br />

folg der Performance bestehen, haben Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> ein weiteres Mal eine empirische<br />

Grundlagenforschung durchgeführt.<br />

Grundlage der Betrachtung und empirischen Untersuchung waren die 199 im letzten Jahr als<br />

revitalisierungsbedürftig identifizierten Shoppingcenter in Deutschland. Für die Bewertung der<br />

Hauptkriterien Standort und Objekt wurde eine repräsentative Stichprobe von insgesamt 111<br />

Einkaufszentren gezogen (56 Prozent), die der Arbeitsgemeinschaft durch eigene Beschäfti-<br />

gung mit diesem Immobilientypus bestens bekannt waren oder aber eigens besichtigt wurden.<br />

Bei den beiden übrigen Kriterien <strong>Markt</strong>umfeld und Management fand hingegen eine Bewer-<br />

tung aller Objekte der Grundgesamtheit (n = 199) statt.<br />

In 2010 lagen folgende Kriterien der Definition <strong>für</strong> revitalisierungsbedürftige Einkaufszentren<br />

zu Grunde:<br />

Kritische Masse / Mindestgröße: > 10.000 m²<br />

Eröffnungsjahr / letztes Refurbishment: vor 2003<br />

Frequenz: < 0,7 Besucher / m² / Tag<br />

Bewertung der Ankermieterqualität: mindestens zufrieden stellend / durchschnittlich<br />

Die qualitative Bewertung der Ankermieterqualität erfolgte <strong>für</strong> die Branchen Nahrungs- und<br />

Genussmittel; Bekleidung, Schuhe, Sport; Elektrowaren sowie Bau- und Heimwerkerbedarf<br />

nach folgenden Gesichtspunkten: „sehr gut“, „gut“, „zufrieden stellend / durchschnittlich“, „we-<br />

niger gut“, „schlecht“. Die Beurteilung erfolgte durch ein interdisziplinär zusammengesetztes<br />

Mitarbeiterteam der <strong>GMA</strong> und in Abstimmung mit Sonae Sierra.<br />

Die räumliche Verteilung der Stichprobe zu Standort / Objekt auf die einzelnen Bundesländer<br />

bzw. Nutzungsklassen / Immobilientypen (klassisches EKZ, Fachmarktzentrum, multifunktio-<br />

nales EKZ; jeweils gemäß EHI-Definitionen) zeigen die nachstehenden Graphiken und signali-<br />

sieren damit deutlich, dass hier keine Überrepräsentanz in einer der obigen Kategorien festzu-<br />

stellen ist, sodass eine Repräsentativität der Ergebnisse gegeben ist.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 17


Center Erfolgs-Check<br />

Der Center Erfolgs-Check hilft, Stärken und Schwächen sowie das Revitalisierungspotenzial<br />

rasch identifizieren zu können. Alle 40 Einzelfaktoren, die wesentlich über Erfolg oder Misser-<br />

folg eines Bestandscenters entscheiden, werden mit dem Analysetool auf einer Skala von 1-5<br />

bewertet. Daraus ergeben sich entsprechende Durchschnittswerte <strong>für</strong> die zwölf Kriterien.<br />

Schaubild 5: Der Center Erfolgs-Check von Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> (Beispiel eines fiktiven Bestandscen-<br />

ters in der Analyse)<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 18<br />

Centerbewertung anhand der<br />

Erfolgsfaktoren auf einer Skala<br />

von 1-5


2.1. ERGEBNISSE DER EMPIRISCHEN CENTERBEWERTUNG<br />

Für die nachstehende empirische Centerbewertung mittels des standardisierten Center Er-<br />

folgs-Checks haben Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> eine differenzierte Auswertung nach den vier<br />

Hauptkriterien <strong>Markt</strong>umfeld, Standort, Objekt und Management durchgeführt. Dabei zeigen<br />

sich folgende Ergebnisse:<br />

ERGEBNISSE MARKTUMFELD<br />

Der Einzelhandel benötigt eine hinreichende Anzahl von Einwohnern im Einzugsgebiet einer<br />

Einzelhandelseinrichtung. Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> haben daher <strong>für</strong> die im letzten Jahr identifi-<br />

zierten 199 revitalisierungsbedürftigen Bestandscenter 1 eine Bewertung der markt- und po-<br />

tenzialseitigen Rahmenbedingungen vorgenommen.<br />

Der Einzelhandelsmarkt in Deutschland ist durch hohen Wettbewerb gekennzeichnet. Das<br />

zeigt eine Betrachtung der Verkaufsflächenausstattung der untersuchten Kommunen: Da-<br />

nach sind fast 60 Prozent der identifizierten Center in Städten und Gemeinden angesiedelt,<br />

die eine Verkaufsflächenausstattung von mehr als 2,0 m² / 1.000 Einwohner aufweist. Shop-<br />

pingcenter treten aber in zunehmendem Maße auch untereinander in hohe Konkurrenz. Etwa<br />

128 der betrachteten 199 Bestandscenter (fast 65 Prozent), die eine Centerfläche von rund<br />

3,1 Millionen Quadratmeter auf sich vereinen, haben drei, vier oder sogar mehr als vier weitere<br />

Einkaufszentren in ihrem Einzugsgebiet. Besonders in Großstädten (> 250.000 Einwohner)<br />

und Metropolen (> 500.000 Einwohner) ist <strong>für</strong> 80 Center der Systemwettbewerb von beson-<br />

derer Relevanz, da hier das eigene Einkaufszentrum gegen mindestens vier typgleiche oder<br />

typähnliche Wettbewerber antreten und infolgedessen mit einem besonders attraktiven Kon-<br />

zept am <strong>Markt</strong> agieren muss, um auf Dauer erfolgreich die Gunst der Kunden zu gewinnen.<br />

1 Anders als bei der Bewertung der standort- und objektseitigen Parameter wurden bei dieser<br />

Betrachtung alle 199 in der letztjährigen Studie identifizierten Bestandscenter in die Betrachtung<br />

einbezogen, so dass diesbezüglich keine Stichprobe, sondern die Grundgesamtheit (n = 199) zugrunde<br />

liegt.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 19


Differenziert nach den Einwohnern, die in einem Radius von 20 Kilometern leben, wird deut-<br />

lich, dass sich unter den betrachteten 199 Bestandscentern die Spreu vom Weizen teilt.<br />

Nimmt man eine Mindestgröße <strong>für</strong> ein Einzugsgebiet eines Einkaufszentrums in Deutschland<br />

von etwa 250.000 Menschen an, wird deutlich, dass <strong>für</strong> etwa 80 Center diese betriebswirt-<br />

schaftlich notwendige Grenze in einem 20-km-Radius nicht oder nur knapp erreicht wird, so-<br />

dass hier alle Anstrengungen auf die Erweiterung des Einzugsgebietes oder die Singularität<br />

der eigenen <strong>Markt</strong>position (Alleinstellung) gerichtet werden müssen. Hingegen ist erfreulich,<br />

dass gut 110 Center (rund 3,2 Millionen Quadratmeter GLA) über ein hinreichendes Potenzial<br />

an Menschen in dem benötigten 20-km-Radius verfügt und von daher einer Revitalisierung<br />

nichts entgegensteht.<br />

Bewertung der Anzahl der Shoppingcenter<br />

im Einzugsgebiet<br />

Shoppingcenter im Einzugsgebiet vorhanden<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 20


STANDORTSEITIGE ERGEBNISSE<br />

Alle im Einzelhandel tätigen Akteure kennen das Credo: Lage, Lage, Lage! Standortentschei-<br />

dungen sind konstitutive Entscheidungen, die nur mit meist (unverhältnismäßig) hohem Mit-<br />

telaufwand wieder korrigiert werden können.<br />

Differenziert nach der Qualität der Einzelhandelslage der 111 Bestandscenter zeigt sich, dass<br />

gut 40 Prozent der analysierten Center (45 Center insgesamt) nur eine unbefriedigende oder<br />

teilweise schlechtere einzelhändlerische Lagequalität aufweisen. Mehr als 50 Prozent können<br />

kaum oder gar nicht von Agglomerations- und Synergieeffekten zu dem übrigen bestehenden<br />

Einzelhandel profitieren (sogenannte Solitärstandorte). Da also ganz offensichtlich die Mehr-<br />

zahl der betrachteten Center mit schwierigen standörtlichen Rahmenbedingungen zu kämp-<br />

fen hat und sich die meisten Einzelhandelslagen im Stadtgebiet dieser Center nach Einschät-<br />

zungen von Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert haben,<br />

zeigt sich, dass es sich hier um standortstrukturelle Probleme handelt.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 21


Bei etwa einem Drittel der Center mit lagebedingten Schwächen kommt erschwerend hinzu,<br />

dass die notwendige kritische Größe nicht erreicht wird und somit langfristig mit erheblichen<br />

Schwierigkeiten zu rechnen ist.<br />

In den nächsten Jahren werden erhebliche Bemühungen erforderlich sein, um Lagen und<br />

Standorte aufzuwerten.<br />

Nicht verwunderlich ist daher, dass die standardisierte verkehrliche Pkw-Erreichbarkeits-<br />

bewertung zu 37 Prozent (etwa 40 Center) weniger günstig oder sogar schlecht ausfällt. Eine<br />

unzureichende verkehrliche Erreichbarkeit ist insbesondere bei Centern in Stadtteillagen fest-<br />

zustellen. Dieser Mangel kann nur mit hohem Aufwand und Unterstützung der Kommunen<br />

behoben werden und zählt somit zu den nur bedingt beeinflussbaren Faktoren.<br />

Hingegen werden die Erreichbarkeitsvoraussetzungen mit dem öffentlichen Personennahver-<br />

kehr unter den analysierten Bestandscentern zumeist als sehr gut oder gut eingeschätzt. Die<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 22


Einschätzung der fußläufigen Erreichbarkeit hingegen hängt von der räumlichen Situierung<br />

des Mikrostandortes (City, Stadtteil, Grüne Wiese oder Gewerbegebiet) ab und ist daher sehr<br />

unterschiedlich zu kategorisieren.<br />

OBJEKTSEITIGE ERGEBNISSE<br />

Pkw-Erreichbarkeit<br />

Jeder Entwickler weiß: Shoppingcenter sind anspruchsvolle Frequenzimmobilien. Nur mit ei-<br />

nem stringenten und stimmigen baulich-funktionalen Center-Konzept, das sich nach bewähr-<br />

ten Branchengrundsätzen richtet, wird sich der gewünschte Umsatzerfolg einstellen. Hinsicht-<br />

lich des Center-Layouts gelten vor allem die so genannten Strip-, T- oder V-Formen und<br />

Race-Track-Mallkonzepte als erfolgreich: Kleine und mittelgroße Ladenlokale befinden sich<br />

entlang einer ein- oder mehrgeschossigen Ladenstraße, die an ihren End- und Eckpunkten auf<br />

große und frequenzstarke Magnetbetriebe zuführt. Schon leichte Abstriche bei diesem Cen-<br />

ter-Layout können schnell zu sogenannten toten Ecken und Ladenleerständen führen, die<br />

vielerorts in deutschen Centern zu finden sind.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 23


Bewertet man nun die Grundrisse und das Layout der betrachteten Einkaufszentren mit dem<br />

Center Erfolgs-Check, wird deutlich, dass etwa 90 zumeist kleinere und mittelgroße Center<br />

nicht den marktgängigen Grundsätzen eines sinnvollen baulich-konzeptionellen Center-<br />

Konzeptes folgen. Diese Shoppingcenter sind daher von ihrer baulichen Struktur und dem<br />

baulich-funktionalen Konzept her grundlegend auf den Prüfstand zu stellen.<br />

Das führt unter anderem zu horizontalen und vertikalen Durchflutungsproblemen, die Sonae<br />

Sierra und <strong>GMA</strong> bei 91 Centern (rund 82 %; rund 3,2 Millionen Quadratmeter GLA) lediglich<br />

befriedigend oder schlechter einstufen. Hier sind vor allem die in den 90-er Jahren errichteten<br />

Einkaufs- und Fachmarktzentren betroffen, die oft nach dem Motto „Schneller, Höher, Weiter“<br />

errichtet wurden. Konzeptionelle Schwächen waren vor allem hinsichtlich der Sichtbarkeit der<br />

Magnetmieter und zwischen den Verkaufsebenen auszumachen, desweiteren hinsichtlich der<br />

der Lage und Anordnung der vertikalen Erschließung mit Roll- oder Fahrtreppen und Aufzügen<br />

als auch hinsichtlich der Positionierung der Ankermieter zu erkennen. All das führt zu un-<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 24


gleichmäßigen Kundenströmen im Center und geht infolge einher mit zu wenig frequentierten<br />

Bereichen und Leerständen.<br />

Bei über der Hälfte der betrachteten Center sind nach der Analyse von Sonae Sierra und <strong>GMA</strong><br />

auch Abstriche bei der Qualität der Ankermieter gemacht worden. Oft halten hier die Mietkon-<br />

zepte mit der Entwicklung des Einzelhandels nicht Schritt, sodass sich die Abwärtsspirale<br />

schneller dreht. Verwunderlich ist, dass etwa zehn der betrachteten Objekte Geschäftsflächen<br />

auf vier oder mehr Geschossen aufweisen. Zumindest in Deutschland sind in der Regel nur<br />

Center-Konzepte mit maximal drei Geschossen erfolgreich, oft sind es sogar nur ein- oder<br />

zweigeschossige Center.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 25


Das große Potenzial, das eine Centerrevitalisierung bietet, wird noch nicht von allen Akteuren<br />

der Branche erkannt. Denn es ist anzunehmen, dass die Mehrzahl der Center hinreichende<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> eine erfolgreiche Neu- oder Umstrukturierung der Centerflächen und der<br />

baulich-konzeptionellen Reorganisation des Center-Layouts bietet.<br />

Dabei wird die Teilbarkeit der Mietflächen <strong>für</strong> fast 80 Center mit zusammen rund 2,4 Millionen<br />

Quadratmetern (GLA) von der Arbeitsgemeinschaft Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> als zufriedenstel-<br />

lend oder sogar besser eingestuft. Auch die nötige Flächenflexibilität <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

Neupositionierung im <strong>Markt</strong> wird als ausreichend eingeschätzt. Mit professioneller Begleitung<br />

in puncto Projektentwicklung, Bau und Vermietung sowie Centermanagement dürften insge-<br />

samt gute Chancen bestehen, Wertsteigerungspotenziale zu generieren. Insbesondere durch<br />

eine größere Kleinteiligkeit im Branchen- und Betriebstypenmix sind höhere Quadratmeter-<br />

Mieten im Vergleich zur Ausgangssituation zu erzielen. Es muss allerdings sichergestellt wer-<br />

den, dass weiterhin das richtige Verhältnis zwischen Groß- und Kleinflächen gewahrt wird.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 26


Üblich sind bei Shoppingcentern etwa 30–50 Prozent Großflächenanteil im Verhältnis zur<br />

Gesamtmietfläche, bei den Fachmarktzentren liegt der Großflächenanteil mit etwa 60–85<br />

Prozent wesentlich höher.<br />

Bereits im letzten Jahr hatten Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> darauf hingewiesen, dass vor allem kleine<br />

(bis 15.000 m² GLA) und kleinere (15.000 bis 20.000 m² GLA) Objekte eher revitalisierungs-<br />

bedürftig sind als größere und große Shoppingcenter. Auch bestätigt sich mit der aktuellen<br />

Untersuchung die These, dass ein gut funktionierendes Shoppingcenter standort- und markt-<br />

adäquat dimensioniert sein muss, um sich langfristig im Wettbewerb erfolgreich behaupten zu<br />

können. Die Detailbetrachtung der analysierten Center liefert zudem das Ergebnis, dass mehr<br />

als 80 Prozent dieser Center über weniger als 80 Ladenlokale verfügt und damit offensichtlich<br />

nur in eingeschränktem Umfang den Kundenwünschen nach großer Auswahl und nach einem<br />

breit und tief gefächerten Sortiment nachkommen kann. Unter anderem wegen der zu gerin-<br />

gen Anzahl an Mieteinheiten ist der Branchen- und Mietermix bei 82 Prozent der ausgewähl-<br />

ten Center nicht komplett und nur als befriedigend und sogar schlechter zu bewerten. Ledig-<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 27


lich knapp 10 Center erfüllen die Erwartungen der Kunden an einen breiten und tiefen Mieter-<br />

mix in einem Shoppingcenter.<br />

MANAGEMENTSEITIGE ERGEBNISSE<br />

Neben den Erfolgsfaktoren <strong>Markt</strong>umfeld, Standort und Objektstruktur kommt in der hart um-<br />

kämpften Einzelhandelsbranche auch dem Management der Immobilie mehr und mehr eine<br />

tragende Bedeutung zu. Es ist daher unverständlich, dass unter den 199 bewerteten Be-<br />

standscentern in Deutschland 1 46 Objekte gar kein Centermanagerment haben und 39 Objek-<br />

te von Centermanagern geführt werden, die kein weiteres Einkaufscenter im Management<br />

1 Analog zur Vorgehensweise bei der Beurteilung der markt- und potenzialseitigen Parameter wurden bei<br />

dieser Betrachtung alle 199 in der letztjährigen Studie identifizierten Bestandscenter in die Betrachtung<br />

einbezogen, sodass auch hier die Grundgesamtheit (n = 199) zugrunde liegt.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 28


haben. Das bedeutet, dass bei 43 Prozent der betrachteten Objekten weder die Vermietung<br />

noch das Management in die Hände professioneller Spezialisten gelegt wird. Das führt zu be-<br />

gründeten Zweifeln an der Qualität des Centermanagements, denn ein professionelles Mana-<br />

gement bedarf einer ausgewiesenen Expertise und langjähriger Erfahrung im Bereich Ein-<br />

kaufszentren. Spezialisten, die <strong>für</strong> ein größeres Portfolio zuständig sind, können vielfältige<br />

Instrumente, wie etwa das Benchmarking von Umsätzen und Frequenzen, einsetzen. Außer-<br />

dem erzielen sie Synergien unter anderem im Marketing, in der Vermietung, und im Personal-<br />

einsatz. Unterschätzt werden sollten auch nicht die Einflussmöglichkeiten, die sich aus der<br />

Gestaltung der Mietverträge ergeben und den Erfolg des Centers wesentlich beeinflussen<br />

können. Dazu zählen unter anderem Vereinbarungen zu monatlichen oder sogar täglichen<br />

Umsatzmeldungen der Mieter, zu Werbebeiträgen, Öffnungszeiten und baulichen Veränderun-<br />

gen. Auch das gehört in die Hände eines professionellen Centermanagements.<br />

Mehr oder weniger durchgesetzt hat sich scheinbar die Wichtigkeit eines professionellen und<br />

umfassenden Internetauftritts zur Kundenrekrutierung und -bindung. Bei fast 140 (rund 3,7<br />

Millionen Quadratmeter Centerfläche) der 199 betrachteten Center wurde der Webauftritt als<br />

sehr gut, gut oder zufriedenstellend bewertet werden. Hier gab es unter anderem Angaben zur<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 29<br />

0


Kontaktadresse und Lage, Anfahrtsbeschreibungen, Centerpläne sowie Informationen zum<br />

Angebot, zu Öffnungszeiten und Parkplätzen. Überraschend ist, dass mehr als 50 (also mehr<br />

als ein Viertel) der betrachteten Center gar keine Webpräsenz aufweisen. Hier wird die Chance<br />

vertan, auch abseits des Centerbesuches in Kontakt mit dem Kunden zu treten.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 30


3. THESEN ZUM REVITALISIERUNGSBEDARF DER<br />

SHOPPINGCENTER IN DEUTSCHLAND<br />

Nachfolgend werden die Erkenntnisse aus der empirischen Grundlagenbetrachtung mit dem<br />

standardisierten Center Erfolgs-Check in neun Thesen zum Revitalisierungsbedarf in Deutsch-<br />

land zusammengefasst und wahrscheinliche Entwicklungen aufgezeigt.<br />

These 1: Das Revitalisierungsvolumen bei deutschen Shoppingcentern hat in den letzten<br />

Jahren an Bedeutung gewonnen. Diese Bedeutung wird exponentiell zunehmen<br />

und sich räumlich etwas verschieben.<br />

Konsens besteht in der deutschen Einzelhandelsbranche mittlerweile darüber, dass der Revi-<br />

talisierungsbedarf bei deutschen Einkaufszentren in den nächsten Jahren stark steigen wird.<br />

Das von Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> im Jahre 2010 bezifferte Investitionsvolumen von rund 2,5<br />

Milliarden Euro bis rund 3,5 Milliarden Euro scheint <strong>für</strong> den Zeitraum bis 2013 / 2014 realistisch.<br />

Im Fokus stehen bislang vornehmlich Bestandsobjekte im Norden, Westen und Südosten<br />

Deutschlands. Die südlichen Bundesländer und insbesondere weite Teile der neuen Länder, in<br />

denen überproportional viele revitalisierungsbedürftige Shoppingcenter vertreten sind, wer-<br />

den in den nächsten Jahren rasch aufholen.<br />

Innerhalb des letzten Jahres ist die Aufmerksamkeit <strong>für</strong> die Bedeutung von Revitalisierungen<br />

deutlich gestiegen. Das Interesse wird angesichts des Revitalisierungspotenzials weiter stei-<br />

gen. Deutlich wird aber auch, dass sich vor allem Projektentwickler des Themas annehmen,<br />

während Eigentümer immer noch zögerlich handeln.<br />

These 2: Städte und Kommunen werden, wenn Sie an der Wieder-Inwertsetzung von Standorten<br />

interessiert sind, einzelhändlerische Kompromisse eingehen müssen.<br />

Bereits im letzten Jahr hatten Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> darauf hingewiesen, dass von einem<br />

schwächelnden Center negative Auswirkungen auf die Umgebung und auch auf die gesamte<br />

Kommune ausgehen können, wenn angrenzende Straßenzüge in der Nähe des Centers mit<br />

Leerständen ebenfalls Mieter verlieren und damit an Attraktivität einbüßen.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 31


Da spätestens an der Grundstücksgrenze zum betreffenden Objekt die Einflussbereich der<br />

Kommune zu Ende ist, ist die Wieder-Inwertsetzung einer zu revitalisierenden Handelsimmo-<br />

bilie auch <strong>für</strong> die Standortgemeinde ein zentrales Anliegen, insbesondere dann, wenn es sich<br />

um eine Schlüsselimmobilie handelt. So müssen speziell <strong>für</strong> Revitalisierungsobjekte machbare<br />

Lösungen gefunden werden, die auch <strong>für</strong> die Stadtentwicklung und den lokalen Einzelhandel<br />

vertretbar sind. Fallweise werden Städte und Kommunen dazu aufgefordert sein, Kompromis-<br />

se einzugehen.<br />

These 3: Revitalisierungsobjekte mit nicht mehr marktgängigen Center-Konzepten werden<br />

ohne Neu- oder Umstrukturierung dem Evolutionsprozess zum Opfer fallen.<br />

Für diejenigen Center, die nicht nach marktfähigen Centergrundsätzen und -konzepten konzi-<br />

piert worden sind, ist es aus Sicht von Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> fünf vor Zwölf. Entweder werden<br />

diese Handelsimmobilien baulich-konzeptionell und besatzstrukturell grundlegend neu- oder<br />

umstrukturiert, um den Turnaround zu schaffen, oder sie werden zu reinen Nahversorgungs-<br />

zentren verkommen. Das bedeutet entsprechende Abstriche in puncto Fläche, Ertrag und<br />

Wert. Nicht in jedem Falle wird sich hier allerdings eine Neu- oder Umstrukturierung des Cen-<br />

ters lohnen.<br />

These 4: Die vielerorts vorhandenen Flächenflexibilitäten in den Bestandscentern werden<br />

helfen, Wertschöpfungspotenziale zu generieren.<br />

Die Revitalisierung von Einkaufszentren kann höhere Kosten verursachen als deren Abriss<br />

oder Neubau. Das liegt an technisch und baulich veralteten Bestandsstrukturen. Sonae Sierra<br />

und <strong>GMA</strong> haben in ihrer Studie aus dem Jahre 2010 durchschnittliche Revitalisierungskosten<br />

zwischen rund 1.000 € / m² und 1.500 € / m² beziffert. Je nach Fall kann es natürlich Abwei-<br />

chungen geben – in der Regel aber eher nach oben als nach unten. Die Wertschöpfung <strong>für</strong> den<br />

Eigentümer kann allein über eine höhere Durchschnittsmiete als zuvor erzielt werden. Das<br />

gelingt nur durch die entsprechende Aufteilung von Ladenflächen und die anschließende<br />

Nachbestückung zu höheren Quadratmeterpreisen. Gerade hier hat die aktuelle Untersu-<br />

chung gezeigt, dass eine Vielzahl der betrachteten Bestandscenter über eine hinreichend<br />

günstige Flächenflexibilität zur Teilung von Mietflächen verfügt, um den heutigen Kundenbe-<br />

dürfnissen und der Anforderungen einer Wertsteigerung gerecht zu werden. Damit bestehen-<br />

de Mietverhältnisse die Revitalisierung nicht verhindern, müssen Revitalisierungsmaßnahmen<br />

sehr frühzeitig geplant werden.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 32


These 5: Oftmals muss die Revitalisierung eines Einkaufszentrums auch mit einer Erweiterung<br />

der Verkaufsfläche einhergehen.<br />

Manchmal sind die Möglichkeiten einer Neuaufteilung und –bestückung begrenzt, und es ste-<br />

hen monetäre, bauliche, eigentumsrechtliche oder technische Gründe im Weg. Um ein Center<br />

langfristig überlebensfähig zum machen, bedarf es häufig der Vergrößerung des objekteigenen<br />

Grundstücks durch Zukäufe benachbarter Grundstücke, um die erforderliche kritische Masse<br />

sicherzustellen. Gerade die Vielzahl der Neu- oder Umbauvorhaben zeigt, dass sich Revitalisie-<br />

rung und Erweiterung von Handelsimmobilien nicht ausschließen, sondern eher bedingen. Für<br />

die Kommunen wird es somit nicht selten zu komplexen Abwägungsfragen kommen, um eine<br />

Balance zwischen der Stärkung der Innenstadt und der Sicherstellung der Überlebensfähigkeit<br />

peripherer Standorte zu erzielen.<br />

These 6: Bei Revitalisierungsobjekten stehen bislang primär Metropolen und Großstädte im<br />

Fokus. Hier wird es Verschiebungen geben.<br />

Überall dort, wo Standort, <strong>Markt</strong> und Wettbewerb berücksichtigt werden und eine hinreichende<br />

Anzahl von Einwohnern im Einzugsgebiet lebt, sind prinzipiell günstige Voraussetzungen <strong>für</strong><br />

ein Einkaufszentrum anzutreffen. Berücksichtigt man die bisherigen Beispiele größerer Revi-<br />

talisierungsobjekte, stehen primär Standorte und Lagen in oder in der Nähe zu Metropolen (><br />

500.000 Einwohner) und Großstädten (100.000 - < 500.000 Einwohner) im Fokus. Künftig ist<br />

zu erwarten, dass in deutlich stärkerem Umfang auch Kleinstädte (< 50.000 Einwohner) und<br />

Mittelstädte (50.00 - < 100.000 Einwohner), die überdurchschnittlich unter mangelnder Per-<br />

formance von Einkaufszentren zu leiden haben, ins Zentrum des Interesse gerückt werden.<br />

Kritisch zu bewerten sind Center an Standorten mit schrumpfender Bevölkerung und sinken-<br />

der Kaufkraft (demografischer Wandel). Diese bleiben auch bei einer Revitalisierung nur dann<br />

überlebensfähig, wenn sie sich an die zukünftige <strong>Markt</strong>situation anpassen. Das kann eine Ver-<br />

kleinerung bedeuten, aber auch eine Erweiterung und Neupositionierung, um ein größeres<br />

Einzugsgebiet und neue Kundenkreise zu erschließen.<br />

These 7: Konzentrationstendenzen auf der Betreiberseite werden durch steigenden Bedarf<br />

an Revitalisierungen in Deutschland zunehmen.<br />

Die in jüngerer Vergangenheit zu beobachtenden Zusammenschlüsse und Übernahmen in der<br />

Shoppingcenterbranche (z.B. Multi -> SEC, ECE / Metro -> MEC) werden durch den steigenden<br />

Bedarf an Revitalisierungen und das hier<strong>für</strong> nötige spezifische Know-how weiter zunehmen.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 33


Speziell kleinere Betreibergesellschaften werden Schwierigkeiten haben, den komplexen An-<br />

forderungen in den Bereichen Entwicklung, Vermietung und Management bei gleichzeitiger<br />

Wertsteigerung gerecht zu werden.<br />

These 8: Oftmals wird der Turnaround einer in die Jahre gekommene Shoppingcenter-Lage<br />

nur über Anpassungen der Größe, des Konzeptes und der Besatzstruktur des Centers<br />

zu erreichen sein.<br />

Jeder in der Einzelhandelsbranche weiß, dass es sehr schwierig ist, eine einmal ins Abseits<br />

geratene Einzelhandelslage wieder zum Leben zu erwecken und in eine nachgefragte Han-<br />

delslage zu verwandeln. Die Untersuchung hat gezeigt, dass dies nur durch massive Anstren-<br />

gungen in puncto Größe (Kritische Masse / Mietfläche in m²), Konzept und Branchen- und<br />

Mietermix erreicht werden kann. Dass dies gelingen kann, zeigen bemerkenswerte Beispiele in<br />

der deutschen Shoppingcenterlandschaft. Entscheidend ist die Schaffung eines deutlichen<br />

Mehrwertes, um Nachteile aus der mangelnden Standortattraktivität und des ungünstigen<br />

Einzugsgebietes kompensieren zu können.<br />

These 9: Durch die Komplexität des Revitalisierungsprozesses einer Handelsimmobilie kann<br />

nur der Einsatz von umfassendem Know-how entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

den nachhaltigen Erfolg sicherstellen.<br />

Stellt die Errichtung der Frequenzimmobilie Einkaufszentrum schon besondere Herausforde-<br />

rungen an die Projektentwicklung, so ist die nachhaltig erfolgreiche Revitalisierung eines Ein-<br />

kaufszentrums die Königsdisziplin der Einzelhandelsentwicklung. Vor allem Eingriffe in den<br />

baulichen Bestand und die technische Infrastruktur sind wesentliche Kostentreiber der Revi-<br />

talisierung einer Handelsimmobilie. Hier müssen Eigentümer hochprofessionelle Hilfe in An-<br />

spruch nehmen. Tun sie das nicht, gehen sie hohe und vermeidbare Risiken ein.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 34


4. Fazit<br />

Die vorliegende zweite Grundlagenstudie zum Thema Revitalisierung von Einkaufszentren, die<br />

durch die Neuentwicklung und den erstmaligen empirischen Grundlageneinsatz des Analyse-<br />

tools Center Erfolgs-Check erst möglich wurde, hat sich auch im Jahre 2011 mit der wachsen-<br />

den Bedeutung der Neu- und Umstrukturierung von Shoppingcentern auseinandergesetzt.<br />

Auch wenn klar ist, dass das im letzten Jahr von der Sonae Sierra und <strong>GMA</strong> identifizierte Revi-<br />

talisierungsvolumen von 199 Shoppingcentern mit gut 5,2 Millionen Quadratmetern nicht in<br />

Gänze einer nötigen Neu- oder Umstrukturierung zugeführt wird, zeigen bereits die aktuellen<br />

30 Revitalisierungsprojekte mit einem Volumen von rund 2,1 Milliarden Euro auf, dass das In-<br />

vestitionspotenzial beachtlich ist.<br />

Da die Aufmerksamkeit <strong>für</strong> das Thema im letzten Jahr erheblich gestiegen ist, erwarten Sonae<br />

Sierra und <strong>GMA</strong>, dass künftig zahlreiche Vorhaben durchgeführt werden und ein Überschreiten<br />

der 3-Milliarden-Euro-Grenze mehr als realistisch ist. Revitalisierungen sind ein zentrales<br />

Wachstumsfeld der Einzelhandelsentwicklung in Deutschland in den nächsten zehn Jahren.<br />

Es bleibt dabei: Jeder Centereigentümer sollte sich schon heute fragen, wo er sein Center in<br />

zehn Jahren sieht. Denn fehlende, dringend erforderliche Investitionen können eine Abwärts-<br />

spirale auslösen, die mit mangelnder Umsatzperformance, dem Auszug von Mietern, Leer-<br />

ständen, Mietausfällen und Wertverlust einhergeht. Für über die Hälfte der Erfolgschancen ist<br />

der Eigentümer selbst verantwortlich – <strong>für</strong> die Risiken aber auch.<br />

Der neu entwickelte Center Erfolgs-Check gibt Eigentümern und Investoren ein wertvolles<br />

Instrument an die Hand, mit dem sie das Revitalisierungspotenzial ihres Einkaufszentrums<br />

einschätzen können.<br />

Shoppingcenter-Revitalisierung in Deutschland - Center Erfolgs-Check 35


KONTAKT<br />

ÜBER SONAE SIERRA<br />

Sonae Sierra, www.sonaesierra.com, ist der internationale Spezialist <strong>für</strong> Einkaufszentren, der mit Leidenschaft<br />

Innovation und Spannung in die Einkaufscenterbranche bringt. Das Unternehmen ist Eigentümer von 49 Einkaufs-<br />

zentren in Portugal, Spanien, Italien, Deutschland, Griechenland, Rumänien und Brasilien. Sonae Sierra bietet zu-<br />

dem Services <strong>für</strong> andere Eigentümer in Zypern, Serbien, Marokko und Kolumbien an. Aktuell hat Sonae Sierra vier<br />

weitere Projekte im Bau und sieben neue Projekte in verschiedenen Entwicklungsphasen in Portugal, Italien,<br />

Deutschland, Griechenland, Rumänien und Brasilien. Über 2,2 Millionen Quadratmeter vermietbare Gesamtfläche<br />

(GLA) mit mehr als 8.500 Mietern stehen unter dem Management von Sonae Sierra. Im Jahr 2010 verzeichneten die<br />

Einkaufszentren des Unternehmens mehr als 442 Millionen Besuche.<br />

ÜBER <strong>GMA</strong><br />

Sonae Sierra<br />

Stephan Austrup<br />

Peter-Müller-Straße 18<br />

40468 Düsseldorf<br />

T. + 49 (211) 43 616 272<br />

F. + 49 (211) 43 616 244<br />

s.austrup@sonaesierra.com<br />

<strong>GMA</strong><br />

Raimund Ellrott & Gyde Thoennessen<br />

Poststraße 25<br />

20354 Hamburg<br />

T. +49 (40) 30 99 77 78 – 0<br />

F. +49 (40) 30 99 77 78 – 9<br />

raimund.ellrott@gma.biz<br />

gyde.thoennessen@gma.biz<br />

Die 1972 gegründete <strong>GMA</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Markt</strong>- und Absatzforschung mbH, www.gma.biz, ein führendes deut-<br />

sches Unternehmen der Standort- und Immobilienberatung und 100 %ige Tochtergesellschaft des Wüstenrot &<br />

Württembergischen Konzerns, erbringt in über 900 Studien, Untersuchungen und Gutachten pro Jahr Standort- und<br />

<strong>Markt</strong>analysen rund um Einzelhandel, Wohnen, Büro, Hotel, Gewerbe und Spezialimmobilien. Ein Tätigkeitsschwer-<br />

punkt der <strong>GMA</strong> sind Auswirkungsanalysen <strong>für</strong> den Einzelhandel sowie Einzelhandels- und Zentrenkonzepte <strong>für</strong><br />

Kommunen und Regionen. Services wie Due Diligence und Finanzierungsentscheidungen, Machbar- und Tragfähig-<br />

keitsanalysen, Wertermittlungen (in Kooperationen) runden das gewerbliche Portfolio ab.<br />

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IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Sonae Sierra<br />

Peter-Müller-Str. 18<br />

40468 Düsseldorf<br />

www.sonaesierra.de<br />

Redaktion & Layout<br />

agentur05 GmbH – A Company of BrandGalaxy Group<br />

Lichtstraße 43i, Lofthaus<br />

D-50825 Köln<br />

www.agentur05.de<br />

Bildnachweise<br />

Sonae Sierra<br />

Titelseite: ALEXA, Berlin<br />

Rückseite: LOOP5, Weiterstadt<br />

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