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Fotodokumentation aus dem Museum der Evangelisch-Lutherischen ...

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<strong>Fotodokumentation</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Museum</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Evangelisch</strong>-<strong>Lutherischen</strong> Kirche<br />

Ungarns in Budapest<br />

Kurz nach <strong>dem</strong> Erscheinen <strong>der</strong> 95 Thesen von Martin Luther in Wittenberg<br />

verabschiedete das ungarische Landesparlament ein Gesetz gegen die Lutheraner:<br />

„Lutherani omnes comburantur“ (Die Lutheraner sind alle zu verbrennen).<br />

Die Reformation gewann nämlich rasch an Boden und hatte im 17.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung auf ihrer Seite. Nach den Türkenkriegen<br />

im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t begannen die katholischen Habsburger als Kaiser<br />

von Österreich und Könige von Ungarn die blutige Gegenreformation. Für<br />

die <strong>Evangelisch</strong>en gab es eine Erleichterung, als <strong>der</strong> aufklärerische Kaiser<br />

Joseph II. 1781 das Toleranzedikt unterzeichnete und damit die öffentliche<br />

Religions<strong>aus</strong>übung für die Protestanten und Orthodoxen freigegeben hat.<br />

Das <strong>Evangelisch</strong>-Lutherische <strong>Museum</strong><br />

hat es sich seit seiner Gründung<br />

im Jahre 1979 zur Aufgabe gemacht,<br />

eine Bestandsaufnahme und <strong>Fotodokumentation</strong><br />

von den Gebäuden<br />

und Schätzen, Kirchen, Altären,<br />

Kanzelaltären, verzierten Galerien,<br />

Orgeln, Bil<strong>der</strong>n, Kunstgegenständen<br />

usw. <strong>der</strong> Gemeinden des Bezirkes<br />

Tolna-Baranya (in Volksmund: „die<br />

Schwäbische Türkei“) vorzunehmen.<br />

Die „Schwäbische Türkei“ ist<br />

die größte deutsche Sprachinsel im<br />

heutigen Ungarn. Sie befindet sich<br />

in Südungarn, begrenzt von <strong>der</strong> Do-<br />

nau und <strong>der</strong> Drau und <strong>dem</strong> Plattensee und umfasst die Komitate Tolna (dt.<br />

Tolnau), Baranya (dt. Branau) und Somogy (dt. Schomodei). Das Gebiet ist<br />

ca. 3700 km 2 groß.<br />

148<br />

Kirchen in Tolna-Baranya, Süddistrikt<br />

von Béla László Harmati<br />

Gebiet <strong>der</strong> „Schwäbischen Türkei”<br />

in Südungarn


Die Geschichte des Kirchenbezirkes Tolna-Baranya geht zurück auf das Jahr<br />

1550. Nach <strong>der</strong> Türkenherrschaft des 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde das<br />

Gebiet neben slowakischen, kroatischen und serbischen Einwan<strong>der</strong>ern sowie<br />

Pfälzern, Mainfranken, Hessen, Westerwäl<strong>der</strong>n, Fuldaern, Ostfranken und<br />

Bayern auch mit Schwaben besiedelt. So entstand <strong>der</strong> Name Schwäbische<br />

Türkei. Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten hier 200 000 Don<strong>aus</strong>chwaben.<br />

Zum größten Teil haben sie ihre Mundarten bis heute bewahrt.<br />

Im Jahre 1944 hatte <strong>der</strong> Kirchenbezirk Tolna-Baranya 42 Muttergemeinden.<br />

Nach <strong>der</strong> Zwangs<strong>aus</strong>siedlung <strong>der</strong> Deutschen 1945/46 sind 22 Kirchen<br />

mit musealen Kostbarkeiten beinahe verwaist zurückgeblieben.<br />

Die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen des historischen Prozesses vom Aufbau <strong>der</strong> Nation<br />

und die Zeichen von einer nach <strong>der</strong> Wende 1989/1990 beobachteten neuen<br />

ungarischen religiösen Spiritualität haben die Agenda neu geschrieben. Die<br />

Situation <strong>der</strong> letzten 20 Jahre trägt die Zeichen eines religiösen und zugleich<br />

auch ökumenischen Aufbruchs. Daneben gesellt sich die Situation,<br />

dass sich politische Kräfte und Parteien als Hüter <strong>der</strong> religiösen Grundwerte<br />

<strong>aus</strong>geben. Dies stellt für die Kirche eine beson<strong>der</strong>e Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

dar, nicht zuletzt für die Dokumentation ihrer eigenen Geschichte in einem<br />

<strong>Museum</strong>, denn die optische Bewahrung <strong>der</strong> Traditionen ist ein Schutz vor<br />

fremden Einflüssen, wie sie uns z. B. in den letzten acht Jahren durch die<br />

Wie<strong>der</strong>belebungsversuche einer retro-sozialistischen und religionsfeindlichen<br />

Ideologie begegneten.<br />

Im Folgenden stellen wir drei Kirchen<br />

<strong>aus</strong> den Orten Murga (dt. Murgau)<br />

und Felsonana (dt. Falschnane)<br />

im Komitat Tolna sowie Mekényes<br />

(dt. Meknitsch) im Komitat Baranya<br />

vor:<br />

Murga (dt. Murgau)<br />

1745 besiedelten 30 Bauernfamilien<br />

<strong>aus</strong> Deutschland das Gebiet. Aufgrund<br />

des noch heute gesprochenen<br />

Dialekts vermutet man Siedler<br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Rhein-Main-Gebiet. Heute<br />

leben 98 Menschen in Murga. Die<br />

Mehrheit ist evangelisch. Beson<strong>der</strong>s<br />

sehenswert ist die 1795 erbaute evan-<br />

149

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