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Stellungnahme Werkstatt-Dialog 0706 - Hamburger Arbeitsassistenz

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<strong>Stellungnahme</strong><br />

Zum Artikel: „Werkstätten sind zu teuer“<br />

Achim Ciolek<br />

Im „<strong>Werkstatt</strong>: <strong>Dialog</strong>“ (3/06, Seite 19) erschien unter der Überschrift „Werkstätten<br />

sind zu teuer“ ein kurzer, nicht unterzeichneter Artikel über die <strong>Hamburger</strong><br />

<strong>Arbeitsassistenz</strong> und mich. Der Autor bezieht sich auf einen Artikel in der WELT<br />

(20.03.06; Quelle: www.welt.de; suche: <strong>Arbeitsassistenz</strong>).<br />

Hätte der Autor mich gefragt, hätte er vor seiner Veröffentlichung von mir folgendes<br />

erfahren können:<br />

1. Ich habe mich gegenüber der WELT zu keinem Zeitpunkt geäußert. Der Artikel<br />

ist entstanden auf Grundlage von schriftlichen und mündlichen Informationen,<br />

die ich zur redaktionellen Bearbeitung einem PR-Berater gegeben habe, der<br />

Bestandteil unserer Auszeichnung mit dem Exzellent: Bildungspreis war und<br />

mir von der BAG WfbM benannt wurde.<br />

2. Aus meiner Sicht war der Artikel in der WELT sehr verquer und konfus. Bereits<br />

die Überschrift („erfolgreich sein und sparen“) deutet auf eine weitere<br />

redaktionelle Überarbeitung hin, die sicherlich keine Glanzleistung war.<br />

So sind Informationen, Zahlen und Fakten mehrfach kommuniziert, sicherlich zum<br />

Teil auch verwechselt und verdreht redaktionell ohne meinen Einfluss bearbeitet –<br />

wie auch die Rezension des Artikels im <strong>Werkstatt</strong>: <strong>Dialog</strong>.<br />

Wie auch immer: Ich bedauere diese feststellbare (Ver-)Stimmung. Dies war und ist<br />

von mir nicht intendiert.<br />

Ich hoffe, dies gibt mir Anlass und Sie mir die Gelegenheit zu einem <strong>Dialog</strong> im<br />

<strong>Werkstatt</strong>: <strong>Dialog</strong>. Ich möchte zunächst einige der in den Artikeln benannten Fakten<br />

ansprechen:<br />

1. Einsparungen durch Vermittlung:<br />

Dass eine Vermittlung aus der WfbM in den Allgemeinen Arbeitsmarkt mittel- und<br />

langfristig <strong>Werkstatt</strong>kosten spart, liegt in der Natur der Sache und ist durch monetäre<br />

Kosten-Nutzen-Analysen nachgewiesen (neben unseren Veröffentlichungen auch<br />

LWV Westfalen-Lippe). Die in der WELT genannten Beträge für Einsparungen sind<br />

nicht übertrieben – sicherlich zu differenzieren auf unterschiedliche Kostenträger,<br />

Höhe der regionalen Kostensätze (WfbM), Dauer nach Vermittlung und bezogene<br />

Förder- und Unterstützungsleistungen.<br />

2. Zuwachsraten in WfbM:<br />

Die im WELT Artikel getroffene Aussage der Verdopplung der WfbM-Plätze in jeder<br />

Dekade muss spätestens nach der Geschichte mit dem Reiskorn und dem<br />

Schachbrett als Quatsch erkannt werden<br />

(www.mathekiste.de/neu2000/schachbrett.htm).<br />

Das sollte aber nicht hinwegtäuschen über die realen Zahlen: Der Zuwachs in den<br />

WfbM beträgt (gemäß CONSENS-Gutachten) im Zeitraum von 1994 bis 2003 jährlich<br />

ca. 5% und im Eingangsverfahren und BBB ab 2000 durchschnittlich ca. 15%.<br />

Dies ist eine politische Herausforderung nicht erst durch die Formulierungen der<br />

Koalitionsvereinbarung (2005) sondern auch durch sehr konkrete Europäische<br />

Zielvorgaben (Erklärung von Madrid). Die Verbesserung von Übergängen auf den


Arbeitsmarkt erfordert - auch unabhängig von der Kostenfrage – strukturelle<br />

Veränderungen.<br />

3. Vermittlungen/ Unterstützung in Arbeit<br />

Die <strong>Hamburger</strong> <strong>Arbeitsassistenz</strong> hat seit 1992 tatsächlich 500 Menschen mit<br />

Lernschwierigkeiten (geistiger Behinderung) in Arbeitsverhältnisse vermitteln können.<br />

(Selbstverständlich bedurfte es dafür mehr als 700 Betriebskontakte, wie in der<br />

WELT vermutet). Die Vermittlungsquote aus dem Ambulanten Arbeitstraining /<br />

betrieblichen Berufsbildungsbereich liegt bei über 50%. Dies basiert nicht nur auf<br />

Vermittlungsleistungen, sondern auch auf einer ambulantisierten Dienstleistung mit<br />

dem Konzept der beruflichen Bildung, Orientierung und Qualifizierung am<br />

Arbeitsplatz („erst platzieren – dann rehabilitieren/qualifizieren“). Da diese<br />

Konzeptentwicklung eine herausfordernde, arbeitsintensive, innovative aber auch<br />

spannende Arbeit ist und bleibt, sind wir über den Bildungspreis der BAG: WfbM<br />

besonders erfreut.<br />

Es bedarf der Weiterentwicklung entsprechender Konzepte und erfordert ein sehr<br />

aufmerksames Bewusstseins dafür, dass der Übergang auf den Arbeitsmarkt nicht<br />

allein Vermittlungsarbeit ist, sondern Berufsbildung, berufliche Orientierung und einer<br />

Assistenz/ Unterstützung am Arbeitsplatz. Deshalb sprechen wir von „Unterstützter<br />

Beschäftigung“.<br />

Neben dem Erfordernis einer Weiterentwicklung des Konzeptes der Unterstützten<br />

Beschäftigung wird – gerade auf dem Hintergrund der gesetzlichen Regelungen zum<br />

„Persönlichen Budget“ – eine Vernetzung von regionalen Dienstleistern sicherlich<br />

eine zentrale Voraussetzung sein, um verbesserte Wahlmöglichkeiten zu<br />

ermöglichen. Unsere rege und konstruktive Zusammenarbeit mit sehr vielen<br />

Mitarbeiter/innen von Werkstätten für behinderte Menschen in Seminaren zum<br />

Bildungsprogramm kukuk nach der Anerkennung mit den BAG:WfbM Bildungspreis<br />

ist dafür ein gutes Zeichen.

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