IV. Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz - Helix Austria

Jugend und Familie
Leitbild der
Offenen Jugendarbeit
in Graz

AuftraggeberIn:
Stadt Graz - Amt für Jugend und Familie
8011 Graz, Kaiserfeldgasse 25
Tel.: +43 316 872-3199
Fax: +43 316 872-3149
jugendamt@stadt.graz.at
www.jugend.graz.at
Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Schönaugürtel 53, 8010 Graz
Tel./Fax: 0316/71 88 42
office@dv-jugend.at
www.dv-jugend.at
Redaktion und Berichtlegung:
Heinz Schoibl
Helix – Forschung und Beratung, Salzburg
5020 Salzburg, Mirabellplatz 9/3
Tel.: +43 (0)662 / 88 66 23 10
heinz.schoibl@helixaustria.com
www.helixaustria.com
Impressum: HerausgeberIn und f.d.I.v.:
Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Schönaugürtel 53, 8010 Graz
www.dv-jugend.at
ZVR-Nr: 531839399
© 2009
Leitbild
der Offenen Jugendarbeit
in Graz
im Auftrag der Stadt Graz - Amt für Jugend und Familie
und des Steirischen Dachverbandes der Offenen Jugendarbeit
Bericht über eine Workshop-Reihe (Oktober 2008 bis Jänner 2009)
mit MitarbeiterInnen der Grazer Jugend(kultur)zentren,
des Amtes für Familie und Jugend der Stadt Graz und
des Steirischen Dachverbandes der Offenen Jugendarbeit
Moderation und Erstellung des Schlussberichts:
Heinz Schoibl, Helix – Forschung und Beratung
Fassung vom 07.06.2009

I. Vorwort des Grazer Jugendstadtrates ............................................................ 8
II. Vorwort des Projektteams .............................................................................. 9
III. Einleitung ......................................................................................................... 13
IV. Leitbild der Offenen Jugendarbeit Graz ........................................................ 18
IV.1. Selbstverständnis der OJA Graz .................................................................................................... 20
IV.2. Freiraum – Ort für aktive und passive Freizeit ............................................................................. 21
IV.3. Einzugsbereich und Sozialraumorientierung ................................................................................ 22
IV.4. Hinausreichende Angebote und Mobile Jugendarbeit .............................................................. 22
IV.5. Netzwerk jugendspezifischer Infrastruktur .................................................................................. 22
IV.6. Hereinholende Angebote ............................................................................................................. 23
IV.7. Zielgruppensteuerung durch differenzierte Angebotsentwicklung ......................................... 23
IV.8. Altersgruppen in der Offenen Jugendarbeit .............................................................................. 24
IV.9. Zielgruppenspezifische Angebotsstruktur ................................................................................... 25
IV.10. Gesellschaftspolitische Ziele und Orientierungen ...................................................................... 26
IV.11. Haltungen in der Offenen Jugendarbeit ..................................................................................... 26
IV.12. Politische Bildung .......................................................................................................................... 26
IV.13. (Persönlichkeits-)Bildung ............................................................................................................... 27
IV.14. Partizipation .................................................................................................................................. 28
IV.15. Primäre und sekundäre Prävention .............................................................................................. 28
IV.16. Jugendkultur .................................................................................................................................. 30
IV.17. Professionalität und unentgeltliches Engagement ..................................................................... 32
IV.18. OJA ist aktiver Bestandteil des öffentlichen Jugenddiskurses .................................................. 33
IV.19. Kommunale Jugendarbeit und Jugendpolitik ............................................................................ 34
V. Ressourcen-Check der Grazer OJA-Einrichtungen ......................................... 38
V.1. ‚Hardware‘ – Räumlichkeiten, Personal, Finanzen ........................................................................ 38
V.2. Ehrenamt und unentgeltliches Engagement von Jugendlichen und ‚jungen‘ Erwachsenen ... 39
V.3. Planungsrelevante Eckpfeiler und Kennziffern ............................................................................ 39
V.4. Sozialräumliche Verteilung der OJA-Einrichtungen .................................................................... 40
V.5. Angebotsschwerpunkte und Zielgruppe/n ................................................................................... 43
V.6. ‚Software‘ – Haltungen, Zielsetzungen, Leitbilder und Konzepte ............................................. 46
VI. Beobachtungen und Teilergebnisse aus dem Leitbildprozess,
Empfehlungen für die weiterführende Diskussion ....................................... 50
VII. TeilnehmerInnen am Leitbildprozess .............................................................. 58
VIII. Die Leitsätze der Offenen Jugendarbeit auf einen Blick .............................. 62
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 4 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 5 -

IM ZENTRuM DER OFFENEN
JuGENDARBEIT STEHEN DIE JuNGEN
MENSCHEN ALS SuBJEKTE IHRER
LEBENSwELT.
DIE BASIS
OFFENER JuGENDARBEIT
IST BEZIEHuNGSARBEIT
MIT RESPEKT.

I.
Vorwort des
Grazer Jugendstadtrates
Leitbild der Offenen Jugendarbeit
in Graz
Gemeinsam haben sich MitarbeiterInnen der Grazer
Jugendzentren, des Steirischen Dachverbandes der
Offenen Jugendarbeit und des Amtes für Jugend
und Familie auf den weg gemacht, in workshops ein
„Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz“ zu erarbeiten.
Ausgangspunkt für diesen Prozess war eine
entsprechende Strukturanalyse aus dem Jahre 2005,
die vor allem einige Verbesserungspotentiale für die
Arbeit der Grazer Jugendzentren deutlich machte.
Eine weiterentwicklung setzt neben der Reflexion
des Ist-Zustandes natürlich auch eine konkrete Zielsetzung
und eine wegbeschreibung voraus. Mit der
vorliegenden Leitbildentwicklung wurde aus meiner
Sicht eine wichtige wegmarke gesetzt und weitere
werden folgen. Denn auch die umsetzung des Leitbildes
in die tägliche Praxis birgt vielfältige Herausforderungen.
Sicherlich haben finanzielle Ressourcen
oberste Priorität, wenn es um die Rahmenbedingungen
der Arbeit in den Jugendzentren geht. Reicht
das Geld nicht aus, um neben dem laufenden Betrieb
auch gezielt Projekte durchführen zu können, dann
würde eine im Leitbild formulierte „differenzierte
Angebotsentwicklung“ ins Leere laufen.
wir starten hier aber nicht neu, sondern es wurden
bereits wichtige Vorarbeiten geleistet. Beispielsweise
wurde mit einem neuen Finanzierungsmodell für
Jugendzentren ein Schritt gesetzt, um Finanzierungssicherheit
zu gewährleisten, auch ein Projektbudget
wurde zur Verfügung gestellt. Neben den Inhalten
der Arbeit in den Einrichtungen geht es aber auch
darum, die Infrastruktur auszubauen. Mit den neuen
Standorten Grünanger, Straßgang und nun auch
Eggenberg, einem bisher nicht „versorgten“ Bezirk,
ist erst im heurigen Jahr wieder einiges gelungen.
Eines muss aber bewusst bleiben: So wichtig die
Rahmen bedingungen für die Jugendzentren auch
sind, die Offene Jugendarbeit macht nicht an den
Eingangstüren der Einrichtungen halt. Erfreulicherweise
gibt es diese breite Palette an Angeboten auch
im umfeld der Jugendzentren und für die Zukunft gilt
es, eine stärkere Vernetzung aller Träger der Offenen
Jugendarbeit zu erreichen.
In den Grazer Jugendzentren wird eine gute, wert-
volle und intensive Arbeit mit Jugendlichen geleistet,
die Leitbildentwicklung ist für mich aber auch ein eindrucksvolles
Zeichen für die Bereitschaft aller Akteure,
sich weiterentwickeln zu wollen und sich selbst hohe
Maßstäbe für die Qualität der eigenen Arbeit zu setzen.
und für dieses Engagement bedanke ich mich
sehr herzlich!
Detlev Eisel-Eiselsberg
Stadtrat für Kinder, Jugend und Familien
II.
Vorwort des Projektteams
Leitbildentwicklung der
Offenen Jugendarbeit in Graz
und die „Bilder“, die uns leiten!
Gemeinsame „Bilder“ für die Offene Jugendarbeit
in Graz zu entwickeln und in weiterer Folge auf das
Handlungsfeld zu übertragen, war die Intention
des im Herbst 2008 begonnenen Leitbildprozesses.
Seinen Anfang hatte der Prozess eigentlich schon im
Jahr 2004 genommen, wo seitens der Stadt Graz eine
Bestandsaufnahme der Grazer Offenen Jugendarbeit
bei Dr. Heinz Schoibl in Auftrag gegeben wurde.
Anhand der damaligen Ergebnisse dieser Bestands-
aufnahme und einer Aktualisierung des Ist-Stands
der Grazer Offenen Jugendarbeit haben die MitarbeiterInnen
der Grazer Einrichtungen, der Steirische
Dachverband der Offenen Jugendarbeit und das Amt
für Jugend und Familie sich gemeinsam auf den weg
gemacht, ein Leitbild für die Offene Jugendarbeit in
Graz zu entwickeln.
Die dabei erarbeiteten Leitsätze werden nun in weiter-
führenden Vernetzungstreffen auf die tägliche Praxis
bezogen, reflektiert und anhand konkreter Schritte
in die Angebote der Grazer Offenen Jugendarbeit
integriert.
Offene Jugendarbeit als professionelles Handlungs-
feld muss sich laufend mit seinen Inhalten beschäf-
tigen, um auf die sich ständig verändernden Lebens-
welten und die dadurch entstehenden Bedürfnisse
von Jugendlichen passende Antworten finden zu
können, die sie dann in ihre Angebote, Handlungsansätze
und Methoden einfließen lässt. Den Mut, sich
in solche Auseinandersetzungen zu begeben, haben
die am Leitbildprozess Beteiligten auf hervorragende
weise bewiesen. Die Ergebnisse finden sich nun im
fertigen Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz
wieder.
wir möchten uns bei allen Beteiligten für die groß-
artige Mitarbeit und bei den FördergeberInnen für
die finanzielle unterstützung herzlich bedanken!
wolfgang Gruber und Florian Arlt
(Amt für Jugend und Familie /
Steirischer Dachverband der OJA
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 8 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 9 -

VIELFALT STELLT EIN HOHES ZIEL DAR
uND wIRD VON DEN JuGENDLICHEN
EINGEFORDERT uND MITGETRAGEN.
OFFENE JuGENDARBEIT
wIRKT SOZIALRäuMLICH.

III. Einleitung
Leitbild und Leitsätze der
Offenen Jugendarbeit in Graz
Kurzfassung des Endberichts
über die Workshopreihe
mit den Einrichtungen der OJA Graz
Redaktion: Heinz Schoibl,
Helix – Forschung und Beratung,
Salzburg, Juni 2009
Die Basis Offener Jugendarbeit ist
Beziehungsarbeit mit Respekt
Die OJA zeichnet sich durch Ressourcenorientierung
und Ganzheitlichkeit ihrer Angebote aus. Beteiligungsangebote
unterstützen die Jugendlichen dabei,
Defizite in ihrem umfeld zu kompensieren, und fördern
die Entwicklung von Selbständigkeit und Emanzipation
als integrierte Mitglieder der Gesellschaft.
Vielfalt stellt ein hohes Ziel dar und
wird von den Jugendlichen eingefordert
und mitgetragen
Rund um den Offenen Betrieb, das Jugendcafé mit
jugendgerechten Konditionen und reichhaltiger Infrastruktur,
ranken sich In-Door und Out-Door-Angebote,
Begegnungs- und Aufenthaltsbereiche, Animation,
Freizeitprojekte und Diskursangebote. Das Vertrauensverhältnis
zwischen jugendlichen BesucherInnen und
JugendarbeiterInnen bildet einen unterstützenden
Rahmen für die Bewältigung der Lebensphase Jugend
und fördert Prozesse und Projekte in Selbstorganisation.
Die Offene Jugendarbeit versteht sich in diesem
Sinne als familienergänzende Sozialisationsinstanz.
Offene Jugendarbeit wirkt
sozialräumlich
Hinausreichende Angebote und mobile Jugend arbeit
ergänzen die raumbezogenen Angebote in den
Jugendhäusern. Die jugendlichen BesucherInnen der
OJA werden in ihren nahräumlichen Bezügen begleitet
und bei der Ausgestaltung ihres engeren Sozialraumes
unterstützt. Netzwerkarbeit und bereichsübergreifende
Kooperation mit den jugendrelevanten
Einrichtungen im näheren bis weiteren umfeld der
Jugendzentren und Treffs fördern als sozialräumliches
Schnittstellenmanagement die Durchlässigkeit
der institutionellen Bezüge, bauen Zugangshürden ab
und unterstützen das Prinzip der kurzen wege. Hereinholende
Angebote, d.h. die aktivierende Beiziehung
von externen ProfessionistInnen in die Jugendarbeit
und deren Beteiligung im Rahmen der Teamarbeit,
fördern die Fachlichkeit der OJA und unterstützen die
Durchlässigkeit durch Kennenlernen und Vertrauensbildung.
Planmäßiges Handeln in der OJA
dient der Gleichbehandlung und baut
Ausgrenzungen vor
Jugendliche ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter,
ethnischen Hintergrund etc. in jugendspezifische
Angebote einzubinden, erfordert die gezielte Berücksichtigung
zielgruppenspezifischer Erwartungen und
Bedürfnisse. Direkte und persönliche Ansprache und
Beteiligung an der Angebotsentwicklung stellen
wesentliche Voraussetzungen dafür dar, dass die OJA
tatsächlich für ihre Zielgruppen niederschwellig, leicht
erreichbar und attraktiv wird.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 12 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 13 -

In erster Linie zählt das,
was von den Jugendlichen kommt
Die Angebote der OJA erreichen unterschiedliche
Altersgruppen und Zielgruppen: von den Einsteiger-
Innen mit 12-14 Jahren, über die 14-18jährigen AktivistInnen
der Beteiligungsangebote, hinauf zu den
jungen Erwachsenen, den AkteurInnen der Selbstorganisation.
• OJA ist gendersensibel und realisiert geschlechtsspezifische
Angebote, damit Burschen und Mädchen
gleichermaßen von den Angeboten profitieren können
• OJA ist interkulturell und fördert die Teilhabe von
Jugendlichen mit Migrationshintergrund
• OJA ist szenespezifisch und stellt ein Forum für
jugendkulturelle Entfaltung und Öffentlichkeit
bereit
• OJA ist gesellschaftspolitisch aktiv und bildet eine
Plattform für die politische Teilhabe der jugendlichen
BesucherInnen
Reflexive Wertorientierung bildet die
Grundlage für die Angebotsentfaltung
in der OJA
OJA ist wertorientiert und bietet ihren jugendlichen
BesucherInnen einen sozialen Raum für Probehandeln
im Rahmen einer solidarischen Gemeinschaft. Der OJA
liegt ein gesellschaftspolitisches Grundverständnis
zugrunde. Sie trägt damit zur politischen Bildung der
Jugendlichen im Sinne sozialer und gesellschaftlicher
Teilhabe und Teilgabe bei. Die aktive Förderung von
Respekt und Toleranz – als zentrale Grundhaltungen
des Miteinanders in der OJA – bildet die Grundlage für
die hohe Bedeutung, die der OJA bei der Persönlichkeitsentwicklung
ihrer BesucherInnen zukommt.
Die OJA unterstützt die Jugendlichen
durch ressourcen- und stärkenorientierte
Bildungsangebote
Vorbildwirkung der JugendarbeiterInnen und gezielter
Einsatz von ‚peer education‘, soziale Gruppenarbeit
und die Vermittlung von berufspraktischen ‚soft skills‘
stellen die zentralen non-formalen Bildungsangebote
in der OJA dar. Ihr Selbstverständnis als offenes Lernfeld
findet eine wichtige Entsprechung im Einsatz der
Methoden und Ansätze der alternativen Pädagogik.
Partizipation in der OJA steht in der
Tradition autonomer Jugendarbeit und
gewährleistet Rechte, Ressourcen und
Gestaltungsspielräume
Regelmäßig durchgeführte Hausversammlungen, die
Einbindung der Jugendlichen in Steuerungsgruppen
für (zielgruppen-)spezifische und integrativ angelegte
Angebotsschienen sowie in Projektteams zur
weit gehend eigenverantwortlichen umsetzung von
gemeinsamen Vorhaben bieten – insbesondere bei der
Zielgruppe jüngerer BesucherInnen – eine wesentliche
Grundlage für ihre aktive und verbindliche Teilhabe
/ Teilgabe am Jugendhaus-Alltag. Gleichzeitig wird
damit der Boden dafür bereitet, dass sie qualifiziert in
Prozesse und Vorhaben der Selbstorganisation einsteigen
und einen Teil der OJA-Angebote in Ergänzung
zu den professionellen Ressourcen der Jugendarbeit
gewährleisten können.
Jugendsozialarbeit im offenen
Handlungsfeld der OJA ist aktives
Schnitt stellenmanagement
Jugendinformation durch die Aufbereitung und
Bereitstellung von Informationen über soziale und
gesundheitsspezifische Angebote und Einrichtungen,
Jugendberatung und der Einsatz der Methode des
‚peer consulting‘ stellen die Voraussetzung für eine
bedürfnisorientierte Vermittlung und Begleitung
der Jugendlichen im Bedarfsfall dar. Elaboriertes
Ressourcen wissen über die jugendspezifischen
Angebote des Hilfenetzwerkes sowie Aufbau und
Pflege von Kooperationsstrukturen durch proaktive
Vernetzung im sozialräumlichen Kontext bilden die
Grundlage für Einzelfallhilfe, soziale Gruppenarbeit
und ergänzende Angebote der primären und
sekundären Prävention.
Die Jugendlichen sind das Kreativpotenzial
unserer Gesellschaft
Die jugendkulturellen Angebote in der OJA reichen
von eher passiven Formen des Konsums von Musik und
jugendspezifischen Medien bis hin zu aktiven Formen
der jugendkulturellen Betätigung – im Spannungsfeld
von Kunst, Kultur, Sport, Mode bis hin zu jugendspezifischen
Modellen der Kosmogonie. Musik, Tanz,
Fun-Sportarten, wEB-Culture, Graffiti etc. bilden ein
reichhaltiges Betätigungsfeld und bieten gleichermaßen
ein öffentlichkeitswirksames Forum für die
Angebotsvielfalt in der OJA.
Offene Jugendarbeit ist professionell
und offen für QuereinsteigerInnen
Jugendarbeit ist im Kern Beziehungsarbeit. Deshalb
sind professionelle Grundstruktur, sozialpädagogische
Grundausbildung sowie reflexionsfördernde Rahmenbedingungen
(Teamarbeit, Supervision und Intravision)
eine Selbstverständlichkeit. Zugleich bietet die OJA
auch dem unentgeltlichen Engagement von Jugendlichen,
jungen bis älteren Erwachsenen ein attraktives
Betätigungsfeld – unter Beachtung der dafür erforderlichen
professionellen Rahmenbedingungen durch
Förderung und Begleitung des unentgeltlichen Engagements
sowie übergreifend angelegte Qualitätssicherung
und -entwicklung.
Nichts über die Jugend
ohne die Jugendlichen
Die Offene Jugendarbeit ist integrierter und aktiver
Bestandteil des Jugenddiskurses, trägt zur Entfaltung
eines adäquaten Images der Jugend bei und versteht
sich als Lobby für die Jugend. Zentrale Voraussetzung
dafür ist es, dass die OJA den Jugendlichen zum einen
Ressourcen und Möglichkeiten bereitstellt und zum
anderen die entsprechenden Kompetenzen dafür
vermittelt, im gesellschaftspolitischen Kontext auf
örtlicher, regionaler und überregionaler Politikebene
teilhaben und mitgestalten zu können.
Zentrale Aufgabe kommunaler
Jugendarbeit und -politik ist die
Gewähr leistung ganzheitlicher
Angebote für die Jugend
Bedürfnis- und stärkenorientierte Offene Jugendarbeit
benötigt ein hohes Maß an Autonomie. Auftrags- und
Ressourcensicherheit, z.B. durch mehrjährige Verträge
und Leistungsvereinbarungen, sind die Rahmenbedingungen
für Qualität in der OJA, weil die Jugendlichen
ein Recht auf optimale Förderung in ihren sozialen
Nahräumen und in Hinblick auf das Erwachsenwerden
haben. Nahräumliche Anbindung und aktives Freiraummanagement
machen die OJA im öffentlichen
Nahraum nicht nur sichtbar, sondern darüber hinaus
zur relevanten PlayerIn bezüglich Schnittstellenmanagement
und politischer Teilhabe. OJA lebt von Partizipation
und Beteiligung. Damit diese nicht auf die
Nischen der Jugendhäuser beschränkt bleiben, ist die
kommunale Jugendarbeit und –politik gefordert, Rahmenbedingungen
für subjektive Jugendpolitik und
aktive Partizipation bei der Gestaltung der urbanen
Lebensräume sicher zu stellen.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 14 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 15 -

PL ANMäSSIGES HANDELN IN DER OJA
DIENT DER GLEICHBEHANDLuNG uND
BAuT AuSGRENZuNGEN VOR.
IN ERSTER LINIE ZäHLT DAS,
wAS VON DEN JuGENDLICHEN KOMMT.

IV. Leitbild der Offenen
Jugendarbeit in Graz
Ergebnisse einer Workshopreihe
mit MitarbeiterInnen des Steirischen
Dachverbandes der Offenen Jugendarbeit,
den Grazer Einrichtungen der
Offenen Jugendarbeit sowie dem Amt
für Familie und Jugend der Stadt Graz
Moderation und Redaktion der Ergebnisse:
Heinz Schoibl
Juni 2009
Einleitung
Im Jahr 2005 wurde im Auftrag der Stadt Graz
eine partizipativ angelegte Strukturanalyse und
Evaluation der Offenen Jugendarbeit im Grazer
Stadt gebiet durchgeführt. Als zentraler Befund
dieser unter suchung wird zum einen die Vielfalt
der Angebote und die gute Durchmischung des
Publikums (breite Altersstreuung der BesucherInnen;
hohe Akzeptanz bei der Zielgruppe der Mädchen
sowie der Jugend lichen mit Migrationshintergrund
etc.) hervorgehoben. Das große Engagement der
jugendlichen BesucherInnen bei der Ausgestaltung
und umsetzung jugendspezifischer Freizeitangebote
sowie das ehrgeizige Bemühen um Qualität in der
täglichen Arbeit sind weitere positive Ergebnisse dieser
Evaluation. Zum anderen wurde jedoch auch deutlich,
dass die Ressourcen, die der Offenen Jugendarbeit
in Graz zur Verfügung standen, mit den gegebenen
Anforderungen letztlich in keinem günstigen
Verhältnis standen. In Abwägung von Anforderungen,
Leistungen und Ausstattungsmerkmalen (ib. Räume,
Einzugsbereich und Personal) wurde damals auf einen
dringenden Handlungsbedarf verwiesen, der im
wesentlichen darauf fokussiert, dass OJA im Zeichen
von mangelnder Auftrags- und Finanzsicherheit,
von Ressourcenmangel und sozialräumlich z.T.
eklatanten Infrastrukturmängeln verständlicherweise
fast ausschließlich auf den engsten Kernbereich
der täglichen Praxis konzentriert bleibt. In dieser
Hinsicht erscheint dann Vielfalt nicht als Ergebnis
von Abstimmungsprozessen und planmäßigem
Handeln sondern im Gegenteil bedingt durch jeweils
in Gang gesetzte Eigendynamiken in der Gruppe der
StammklientInnen. Im Zeichen des Mangels erscheint
es als nur zu natürlich, wenn diese versuchen, sich
das wenige anzueignen und nach ihrem jeweiligen
Bedarf zu gestalten.
Die hohe Fluktuation der MitarbeiterInnen und die
unzureichende Einbindung in die sozio-kulturelle
Infrastruktur in den umliegenden Stadtteilen, die eher
lückenhafte Entwicklung von Angeboten in den an die
Jugendfreizeit anliegenden Aufgabenbereichen etc.
sind weitere Feststellungen der Ist-Stands-Analyse.
Dementsprechend wurden Empfehlungen abgeleitet,
auf die im Rahmen der weiterentwicklung der OJA in
Graz dringend geachtet werden sollte.
Der Aufgabenrahmen für die kommunale
Jugendpolitik war damit abgesteckt, der Zielrahmen
für die Etablierung einer kommunalen Offenen
Jugendarbeit, die der Größe und regionalen
Bedeutung der Landeshauptstadt Graz entspricht,
sehr hoch angelegt. Allem voran sollte es
demnach um die Verbesserung der Auftrags- und
Finanzsicherheit, die Ausweitung des Personalstandes
und die Realisierung von Rahmenbedingungen
für professionelle Jugendarbeit gehen, um so der
hohen Personalfluktuation und den entsprechenden
qualitativen Folgen entgegen wirken zu können.
Einige dieser Aufgabenstellungen konnten im Verlauf
der letzten fünf Jahre mit finanzieller unterstützung
durch das Land Steiermark realisiert bzw. ansatzweise
umgesetzt werden. Vor diesem Hintergrund habe ich
mich über die Anfrage des Steirischen Dachverbandes
der Offenen Jugendarbeit sehr gefreut, die
Einrichtungen der OJA sowie das Amt für Familie und
Jugend / Graz bei einem gemeinsamen Leitbildprozess
zu begleiten.
Dieser Prozess setzte sich im wesentlichen aus zwei
Arbeitssträngen zusammen:
• schriftliche Befragung aller Grazer Einrichtungen
der OJA über Ressourcen, Eckpfeiler der
Angebotsentwicklung und Praxiserfahrungen mit
der umsetzung von Leitbildern und Konzepten
• Workshop­Reihe, monatlich, insgesamt fünf eintägige
Arbeitseinheiten, differenziert protokolliert
zur gemeinsamen Ausarbeitung der inhaltlichen
Grundlagen für ein einrichtungsübergreifendes
Leitbild der Jugendarbeit in Graz
Im nachstehenden Bericht sind die Teilergebnisse aus
diesen Arbeitsschritten zusammengeführt und in
Form eines fachlichen Bekenntnisses aller Beteiligten
zur aktuellen Praxis der Offenen Jugendarbeit
ausformuliert. Teile davon behandeln sicherlich
eher Vorhaben und willenserklärungen bzw. sind
aktuell erst ansatzweise realisiert. Insgesamt aber
erscheint mir hier der Hinweis wichtig, dass wir uns
in den einzelnen Arbeitsschritten bemüht haben, den
aktuellen Entwicklungsstand zu reflektieren und zu
fragen: was möchte die OJA anbieten und was davon
macht sie bereits? was wird schon gut abgedeckt?
wohin entwickeln sich die Bemühungen der einzelnen
Einrichtungen?
In diesem Sinne handelt es sich beim nachstehenden
Leitbild auch weniger um eine Vision, wohin die Reise
gehen soll, sondern zu allererst um eine Darstellung
dessen, in welche Richtung und mit welchem Fortschritt
die Grazer OJA sich aktuell bewegt. Im Rückblick
auf die vergangenen Monate ist es mir deshalb
ein großes Anliegen, gleichermaßen festzustellen,
dass die Grazer OJA bereits ein großes Stück des
weges hin zu einer professionellen und lebenslagen-/
bedarfsorientierten Jugendarbeit zurückgelegt hat,
aber:
Es gibt noch viel zu tun!
Den Beteiligten möchte ich hier meine Hochachtung
aussprechen und viel Ausdauer und Beharrlichkeit für
den weiteren weg wünschen, der in diesem Leitbild
programmatisch vorgestellt wird.
Vielen Dank für die rückhaltlose unterstützung, ohne
die dieses unterfangen nicht möglich gewesen wäre!
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 18 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 19 -

Leitbild der Offenen
Jugendarbeit Graz
IV.1. Selbstverständnis der
Offenen Jugendarbeit
Im Mittelpunkt der Offenen Jugendarbeit (OJA) steht
das Bemühen, ihre Angebote einladend zu gestalten.
Die Zugänge werden niederschwellig und das Regel-
werk anforderungsarm gehalten, die Teilnahme ist
freiwillig und nicht durch Konsumzwang selektiert.
Vielfältige und attraktive Ausstattung der Räumlichkeiten
für eine selbstbestimmte aktive und / oder
passive Freizeitgestaltung in der Gemeinschaft von
Jugendlichen zeichnen die Einrichtungen der OJA
aus.
Gesellschaftspolitisch relevante Zielsetzungen und
Ideale (wie z.B. die Erziehung zur Mündigkeit) stellen
im Selbstverständnis der OJA wichtige inhaltliche
und thematische Bezugspunkte dar, ohne dass
daraus lineare Funktionalisierungen als Bildungs-,
Präventions- oder Erziehungsinstanz entstehen,
welche Jugend liche daran hindern könnten, die
Angebote der OJA in Anspruch zu nehmen.
Ressourcenorientierung Die Jugendlichen werden an ihren Interessen, Fähigkeiten und Kompetenzen
angesprochen und stehen als Subjekte ihrer Lebenswelt im Mittelpunkt der
Bemühungen um eine gemeinsame Realisierung jugendgerechter Freizeit.
Ganzheitlichkeit Offene Jugendarbeit ist unteilbar! Ganzheitlichkeit in der Angebotsentwicklung
steht im Vordergrund. Im Kerngeschäft der OJA hat Spezialisierung deshalb
keinen Platz. Die einzelnen Angebote und Angebotsschienen werden
stattdessen als Querschnittsaufgaben angesehen, die Grenzen zwischen den
Angebotsbereichen fließend und durchlässig gestaltet.
Beteiligungsangebote Die OJA motiviert, unterstützt und lädt die Jugendlichen dazu ein, die Angebote
zur Freizeitgestaltung mitzugestalten, sich gemeinsam zu engagieren und in
Strukturfragen mitzureden.
Kompensation Die OJA bemüht sich darum, Defizite in den Lebens- und Rahmenbedingungen
jugendlichen Lebens im sozialräumlichen Kontext (Siedlung, Stadtteil etc.)
auszugleichen, indem sie einerseits einen geschützten Raum bereitstellt und
andererseits Freiräume im sozialen Nahraum unterstützt.
Emanzipation Die Jugendlichen werden unterstützt, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen
und gestaltenden Einfluss auf ihren Lebensweg zu nehmen.
Emanzipation Die Jugendlichen werden unabhängig von Geschlecht, Konfession, ethnischer
Zugehörigkeit, sozioökonomischem Status etc. als gleichberechtigte Mitglieder
der Community des Jugendzentrums / Treffs respektiert und dabei unterstützt,
sich in der Grazer Gesellschaft zu integrieren und / oder als vollwertige
Mitglieder zu positionieren. Interkulturelle sowie gendersensible Arbeit werden
als integrierte Bestandteile der Angebotsentwicklung verstanden und als
Querschnittthema keinesfalls auf mehr / minder kleine Nischen im Programm
abgestellt.
IV.2. Freiraum – Ort für
aktive / passive Freizeit
Die Bereitstellung von Begegnungs- und Freiräumen
für aktive und passive Freizeit bildet den materiellen
Rahmen für eine vielfältige, abwechslungsreiche und
selbst bestimmte Gestaltung der Aktivitäten in der
Gruppe der BesucherInnen.
Offener Betrieb Im Mittelpunkt der OJA steht als offen zugänglicher Ort für Kommunikation und
selbstorganisierte Freizeit der Jugendraum / das Jugend-Café.
Jugendgerechte
Konditionen
Der Offene Betrieb zeichnet sich durch den Verzicht auf Konsumzwang und
jugendgerechte Preise aus; die Öffnungszeiten sind gemäß den Interessen
der Jugendlichen gehalten bzw. werden überhaupt gemeinsam mit den
jugendlichen BesucherInnen bestimmt. Dementsprechend werden auch die
(Haus-)Regeln gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeitet und – bei Bedarf, z.B.
durch Veränderung von Rahmenbedingungen etc. – gemeinsam überarbeitet
und adaptiert.
Indoor Die Räumlichkeiten der OJA zeichnen sich durch anregende Ausstattung mit
jugendspezifischer Infrastruktur (Musik und Video, Spiele, Sport, Internet etc.)
aus und bieten viele Möglichkeiten für passive und aktive unterhaltung.
Outdoor Im näheren umfeld der meisten OJA-Einrichtungen werden den Jugendlichen
Begegnungs- und Aufenthaltsbereiche angeboten, die zu kurzweiliger
Betätigung animieren. Jene Jugendzentren, die über keine eigenen Out-
Door-Bereiche verfügen, gehen für diesen Zweck Kooperationen, z.B.
mit benachbarten Schulen, ein und realisieren dislozierte Sport- und
Freizeitangebote in Sporthallen / auf Sportplätzen / in Freizeitanlagen im
näheren umfeld.
Binnendifferenzierung Abgetrennte oder abtrennbare Räumlichkeiten bieten die Möglichkeit für
Gruppenbildung, Interessensgruppen, workshops etc. und können auch für die
Abdeckung von Bedürfnissen nach Rückzug, Erholung, Chill out etc. genützt
werden.
Veranstaltungen Jugendarbeit ist gleichermaßen Bühne für die passive Teilhabe an Jugendkultur
sowie Ort für Aktivangebote zu unterschiedlichen jugendkulturell sowie
gesellschaftspolitisch relevanten Themen (Kreativitäts- und thematische
Veranstaltungen und workshops).
Begegnung mit
JugendarbeiterInnen
und Vertrauensaufbau
Das Vertrauensverhältnis zwischen Jugendlichen und JugendarbeiterInnen
stellt die Grundlage dafür dar, dass Jugendarbeit einen unterstützenden
Rahmen für die Bewältigung der Lebensphase Jugend, konkrete Hilfestellung
bei (existentiellen) Krisen sowie eine Förderung und Begleitung von
Selbstorganisation gewährleisten kann.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 20 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 21 -

IV.3. Einzugsbereich und
Sozialraumorientierung
Die Offene Jugendarbeit nimmt als aktiver und integrierter
Bestandteil der jugendspezifischen Infra-
IV.4. Hinausreichende
Angebote und Mobile
Jugendarbeit
Sozialräumliche
Jugendarbeit
Outdoor-Aktivitäten und die Begleitung der jugendlichen BesucherInnen
in ihren sozialräumlich relevanten Bezügen ergänzen die raumbezogene
Angebotsstruktur der Freiräume und Treffpunkte in den Jugendzentren und
Treffs.
Mobile Jugendarbeit Jugendliche und Jugendgruppen, die sich bevorzugt an informellen Treffpunkten
im öffentlichen Raum aufhalten, werden gezielt kontaktiert, in diesem umfeld
durch aufsuchende Jugendarbeit begleitet und erhalten unterstützende
Angebote zur Gestaltung des öffentlichen Raums.
Freiraum-Management (Mobile) Jugendarbeit begleitet die Jugendgruppen im öffentlichen Raum
gemäß ihrem Bedarf nach Gestaltung (Möblierung) dieser informellen
Treffpunkte bzw. unterstützt sie durch Moderation und Bearbeitung von
Nutzungskonflikten (z.B. mit AnrainerInnen), die in diesem Kontext entstehen
bzw. in Vertreibungsaktionen gipfeln können.
IV.5. Netzwerk jugendspezifischer
Infrastruktur
Die Angebote der OJA sind in die sozialräumlichen
Netzwerke im näheren umfeld eingebunden.
Vielfältige Kooperationen und wechselseitige
Sozialräumlich
angelegtes Schnittstellenmanagement
struktur in den Siedlungsgebieten der Stadt Graz
gestaltenden Einfluss auf die lebensweltlichen und
sozialräumlichen Rahmenbedingungen, in denen die
jugendlichen NutzerInnen der OJA ihren Alltag verbringen.
unterstützung (z.B. Bereitstellung von Räumlichkeiten
und Ressourcen, Mitwirkung an siedlungs- oder
stadtteilbezogenen Aktivitäten etc.) stellen erste
Vorleistungen in Hinblick auf eine sozialräumliche
Neuorganisation der Jugendarbeit in Graz dar.
Netzwerkarbeit und Kooperation mit den jugendspezifischen Einrichtungen in
der sozialräumlichen Lebenswelt der Jugendlichen bilden die Grundlage dafür,
dass deren Bedürfnisse nach einem förderlichen umfeld Berücksichtigung finden.
Schnittstellenangebote Im engeren Rahmen der OJA werden aktive und aktivierende Angebote an
den Schnittstellen zu den örtlichen Infrastrukturen für Bildung, Kultur und
Jugendsozialarbeit etc. realisiert, um so sicherstellen zu können, dass sich im
Bedarfsfall die Übergänge zwischen OJA und den einschlägig spezialisierten
Angebote so durchlässig als möglich erweisen.
Prinzip der kurzen Wege (Zusammenarbeit, Austausch und Kontakt mit den sozialräumlich
benachbarten Einrichtungen der jugendrelevanten Infrastruktur (Bildung bis
Jugendsozialarbeit) werden nach dem Prinzip der kurzen wege gestaltet.
IV.6. Hereinholende Angebote
Qualifizierung der OJA Die fachlichen und thematischen Ressourcen der OJA werden durch die
gezielte Beiziehung von externen ExpertInnen zu themenspezifischen
Angebotsschwerpunkten (Bildung, soziale (Gruppen-)Arbeit, Kulturarbeit etc.)
erweitert.
Qualifizierung der
JugendarbeiterInnen
Abbau von
Zugangshürden
IV.7. Zielgruppensteuerung
durch differenzierte
Angebots entwicklung
Die Jugend ist heterogen und vielfältig. Ziel der OJA ist
es, Jugendliche ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter,
Ethnie, Sprache, Religion, Bildungs- und Berufsstatus,
Szene- oder Cliquenzugehörigkeit etc. anzusprechen
und in jugendspezifische Angebote einzubeziehen.
Diesem hohen Anspruch kann in der Praxis nur dann
entsprochen werden, wenn in der Planung und
umsetzung von Angeboten, Rahmenbedingungen etc.
jeweils ganz gezielt die einzelnen untergruppen und
deren Erwartungen und Bedürfnisse berücksichtigt
und allfällige Nutzungskonflikte in gemeinsamer
Abklärung bearbeitet und gelöst werden.
Die Beiziehung externer ProfessionistInnen in die Teamarbeit ermöglicht die
(weiter-)Entwicklung der Fachlichkeit und Professionalität der haupt- und
ehrenamtlich tätigen JugendarbeiterInnen.
Kontaktstellen (Kennenlernen und Vertrauensbildung) im wirkungsbereich
der OJA bauen Zugangshürden zu externen Fachstellen und professionellen
Angeboten ab und verbessern die Durchlässigkeit nachhaltig.
Planmäßiges Handeln in der OJA dient
der Gleichbehandlung und baut Ausgrenzungen vor
Niederschwelligkeit der Zugänge und Absicherung
der Reichweite durch eine hohe Akzeptanz der einzelnen
Zielgruppen sind wesentlich abhängig davon,
ob und inwieweit es in der Praxis der OJA gelingt, die
einzelnen AdressatInnen möglichst direkt und persönlich
anzusprechen und an der planmäßigen Angebotsentwicklung
zu beteiligen.
In erster Linie zählt das,
was von den Jugendlichen kommt!
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 22 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 23 -

IV.8. Altersgruppen in der
Offenen Jugendarbeit
Die Offene Jugendarbeit in Graz deckt ein breites
Altersspektrum jugendlicher BesucherInnen ab. Das
reicht von den SchülerInnen aus der Pflichtschule
(12-14Jährige), die von einzelnen Einrichtungen der
Offenen Jugendarbeit gezielt erfasst und betreut
werden, bis hin zu jungen Erwachsenen, die sich (noch)
den jugendkulturellen Strömungen und Ausdrucksformen
zugehörig fühlen und in jugend kulturellen
Aktivitäten und Angeboten engagieren.
12 – 14 Jährige An die jüngeren Jugendlichen unter dem Alter von 14 Jahren richten
sich zumeist erste Kennenlern-Angebote in Kooperation mit den Schulen
im räumlichen umfeld (Schnuppern, Vermietung der Räumlichkeiten an
Schulklassen etc.). Dieses Kennenlernen, z.B. ‚Kids-Tage‘, dient dazu, die
Zugangshürden bereits vorab abzubauen, die Jugendlichen neugierig auf die
OJA-Angebote zu machen und so ihren Einstieg als BesucherInnen in einem
umfeld vorzubereiten, das ihnen vertraut ist.
14 – 18 Jährige Die eigentliche Kernzielgruppe der OJA bilden die 14-18Jährigen, die – unter
anderem aus Mobilitätsgründen – noch auf Angebote im räumlichen umfeld
angewiesen sind, ansatzweise bereits an anderen Angeboten ohne spezifische
Altersbindungen teilnehmen, aber einen offenen Zugang und ein vielfältiges
Angebot in der OJA den kommerziellen Alternativen vorziehen.
18 Jahre plus Die OJA-Angebote wachsen mit dem Alter ihrer BesucherInnen mit und stellen
ein Gegengewicht zur Tatsache dar, dass mit zunehmender Mobilität der
Jugendlichen / jungen Erwachsenen die Attraktivität nahräumlich angebundener
Angebote abnimmt. In der Regel verfügen die jungen Erwachsenen zudem
auch bereits über genügend finanzielle Mittel, sich jenseits der OJA Zugang zu
attraktiven Freizeit- und/oder Kulturangeboten zu sichern. Für ihr Engagement
in der OJA spricht ihr Potential für die Übernahme von Verantwortung sowie ihr
Selbstorganisations-Knowhow.
Damit ist es der OJA nicht nur möglich, sich verstärkt in jugendkulturellen
Aktiv-Angeboten zu engagieren, sondern darüber hinaus zusätzliche (und
relativ kostenneutrale) Personalressourcen für die umsetzung von spezifischen
Angeboten zu lukrieren.
IV.9. Zielgruppenspezifische
Angebotsstruktur
Im Einzelnen können als Bestandteile einer zielgruppenspezifisch
ausgerichteten und breit gefächerten
OJA folgende Gesichtspunkte und Eckpfeiler in der
Gendersensible
Jugendarbeit
Interkulturelle
Jugendarbeit
Szenenspezifische
Jugendkulturarbeit
(Gesellschafts-)
politische Jugendarbeit
Binnendifferenzierung des OJA-Angebots hervorgehoben
werden:
Gezielte geschlechtshomogene Angebote der Mädchen- und Burschenarbeit
stellen wichtige Ergänzungen zum gemischtgeschlechtlichen Betrieb in den
Jugendhäusern dar und stellen sicher, dass auf die geschlechtsspezifischen
Bedürfnisse der BesucherInnen eingegangen wird. Sowohl die Inhalte der
täglichen Jugendarbeit als auch die strukturellen Elemente in der OJA sind dem
Generalziel verpflichtet, einen Beitrag zur Auflösung der geschlechtsspezifischen
Rollenmuster in unserer Gesellschaft zu leisten.
Große Bedeutung für die Geschlechtsrollenentwicklung kommt der
Vorbildwirkung im gemischtgeschlechtlich zusammengesetzten Team der
JugendarbeiterInnen, der gendersensiblen Aufgabenverteilung im Team sowie
der Gestaltung und Ausstattung der Räumlichkeiten in den Jugendzentren zu.
Interkulturelle Arbeit wird in der OJA als wesentlicher Bestandteil der eigenen
Fachlichkeit betrachtet, nicht nur weil in einzelnen OJA-Einrichtungen ein
großer Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund zum Stammklientel
zählt, sondern auch weil die OJA damit einen aktiven Beitrag dafür
leisten kann, ein besseres Zusammenleben von Bevölkerungsgruppen mit
unterschiedlichem ethnischen, sprachlichen, religiösen etc. Hintergrund in
den umliegenden Sozialräumen zu gewährleisten. Gemäß der Beobachtung,
wonach interkulturelle Kontakte und Begegnungen vor allem dann erschwert
werden, wenn die Ausgangslagen der beteiligten Gruppen hinsichtlich Bildung,
sozioökonomischem Status etc. deutlich auseinander klaffen, besteht die
Notwendigkeit, in der interkulturellen Arbeit Vorleistungen und gezielte
Förderung (z.B. Sprachkompetenz, Zugang zu beruflicher und schulischer
Bildung etc.) zu erbringen. Gute Sprachkenntnisse bei den Jugendlichen mit
Migrationshintergrund erweisen sich als zentrale Voraussetzung dafür, dass
sich die unterschiedlichen NutzerInnengruppen auch in interkultureller Hinsicht
öffnen und mischen.
Die Betonung von jugendkulturellen Angeboten (Hobby, Musik, Sport und
insbesondere die international attraktive und vielsprachige Hiphop-Bewegung)
leistet einen Beitrag dazu, dass sich in der OJA die ethnischen Gruppen mischen.
Szenenspezifische Angebote für jugendkulturell aktive NutzerInnengruppen
bilden ein wichtiges Element, um die OJA für die jugendlichen
BesucherInnen attraktiv zu machen. Zudem ergeben sich damit Chancen
und Anknüpfungspunkte für die Förderung der Selbstorganisation durch
jugendkulturell engagierte Kerngruppen von älteren Jugendlichen, die zu einer
erheblichen Entlastung der angespannten Personalsituation in der OJA führen
können.
Die OJA hat nicht nur einen Auftrag durch die öffentliche Hand, die ja auch
den Großteil der finanziellen Ressourcen sicherstellt, sondern ist gefordert,
Anliegen und Bedürfnisse der Jugendlichen an die Gesellschaft zu vertreten
und – nach Möglichkeit – zur Realisierung entsprechender Maßnahmen und
Rahmenbedingungen beizutragen. umso wichtiger erscheint es, dass in der OJA
auch politisch interessierte Jugendliche sowie Jugendgruppen angesprochen
werden und hier einen Ort vorfinden, an dem sie ihre politischen Haltungen und
Positionen entwickeln und zum Ausdruck bringen können.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 24 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 25 -

IV.10. Gesellschaftspolitische
Zielsetzungen und
Orientierungen
Gesellschaftspolitische Zielsetzungen und wertorientierungen
stehen in den Leitbildern der Grazer OJA-
Einrichtungen an erster Stelle. Die Begründung dafür
ist naheliegend, ist es doch für die Entwicklung der
Jugendlichen von zentraler Bedeutung, ein umfeld
vorzufinden, in dem sie diese Haltungen persönlich
IV.11. Haltungen in der OJA
Offene Jugendarbeit ist wertorientiert und bietet
ihren jugendlichen BesucherInnen einen sozialen
Raum für Probehandeln im Rahmen einer solidarischen
Gemeinschaft. Dazu zählen in erster Linie die
Förderung von demokratischen Grundhaltungen
und die praktische Anleitung und Begleitung bei der
Realisierung von gesellschaftlicher Teilhabe. Die OJA
setzt sich aktiv mit wertmustern der Gesellschaft und
deren
IV.12. Politische Bildung
Der OJA liegt ein politisches Grundverständnis zugrunde.
Die Angebote im offenen Handlungsfeld der
Einrichtungen der OJA sowie in der hinausreichenden
mobilen Jugendarbeit tragen zur politischen Bildung
der Jugendlichen bei und sind der Förderung und Absicherung
der gesellschaftlichen Teilhabe der Jugendlichen
verpflichtet. Themenspezifische Angebote,
erleben und im gemeinschaftlichen Tun erproben
können.
Reflexive wertorientierung bildet die
Grundlage für die Angebotsentfaltung in der OJA!
Bedeutung für die jugendlichen BesucherInnen
auseinander und ermöglicht einen reflexiven
Rahmen zur weiterentwicklung bzw. Korrektur von
Verhaltensmustern.
Im Mittelpunkt der OJA stehen
aktivierende Angebote!
workshops und gesellschaftspolitische Projekte und
Projektreihen, ergänzen diese Ausrichtung, regen zur
Auseinandersetzung mit aktuellen (gesellschafts-)
politischen Fragen an und helfen den Jugendlichen bei
der Meinungsbildung sowie bei ihrer Positionierung
in politikrelevanten Diskursen und Entwicklungen.
IV.13. (Persönlichkeits-)Bildung
Die Achtung der Persönlichkeit der Jugendlichen sowie
die Förderung von Respekt und Toleranz sind
nicht nur wichtige Bestandteile der täglichen Arbeit
sondern auch Inhalt konkreter Angebote zur Persönlichkeitsbildung.
Die Förderung von ‚soft skills‘ der
(vorurteilsfreien) Kommunikation und (niederlagensowie
gewaltfreien) Konfliktbewältigung,
Vorbildwirkung Jugendarbeit zeichnet sich durch flache Hierarchie und Kooperation aus. Die
JugendarbeiterInnen arbeiten in gemischtgeschlechtlichen Teams und leben den
Jugendlichen vor, welche Chancen darin liegen, miteinander und nicht neben-
oder gar gegeneinander zu agieren.
Peer Education Durch die gezielte Anleitung und Begleitung der BesucherInnen werden diese
ermächtigt, ihrerseits eine Vorbildwirkung innerhalb ihrer Peer-Gruppen
zu übernehmen. Peer Consulting, d.h. die Übernahme von beratenden und
unterstützenden Funktionen durch Jugendliche, stellt die Förderung durch die
Offene Jugendarbeit auf eine breite Basis und trägt dazu bei, Zugangshürden in
professionelle unterstützungsangebote abzubauen.
Soziale Gruppenarbeit Soziale Gruppenarbeit zu lebensphasenrelevanten Entwicklungsaufgaben wie
Identitätsentwicklung und Ablöse aus der Familie sowie zu lebenspraktischen
Fragen der Bildungsplanung, Berufswahl und Lehrstellensuche etc. ergänzt die
einzelfallbezogene Förderung der Persönlichkeitsbildung und gewährleistet die
Entwicklung und Festigung gemeinsamer Bewältigungsstrategien.
Berufspraktische
Erfahrungen und
Fertigkeiten
konstruktiven Zusammenarbeit und Teamarbeit stellt
eine wichtige Ebene der umsetzung dieser gesellschaftspolitischen
werte und Grundhaltungen dar.
Die OJA unterstützt die Jugendlichen durch ressourcenund
stärkenorientierte Bildungsangebote.
Die Ermächtigung der Jugendlichen zur eigenständigen und verantwortlichen
Durchführung von Projekten und / oder jugendkulturellen Veranstaltungen
sowie die Einbindung jugendlicher BesucherInnen in unentgeltliches und
verbindliches Engagement in der Angebotsplanung sowie –umsetzung
erscheinen nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Erwerbs und der Festigung
von ‚soft skills‘ von herausragender Bedeutung. unter anderem werden
damit berufspraktisch relevante Fertigkeiten (z.B. Organisations-Knowhow,
veranstaltungstechnische Qualifikation etc.) vermittelt.
Alternative Pädagogik Für die non-formalen Bildungsangebote im offenen Handlungsfeld der OJA
eignen sich insbesondere die methodischen Ansätze der Alternativpädagogik,
wie etwa die Gestaltung von Lernräumen, der Einsatz von offenen
Lernmethoden sowie von Materialien der Reformpädagogik (z.B. Maria
Montessori, Heinrich Jacobi etc.), die im Rahmen der bildungsbezogenen
Projektreihen und workshops bevorzugt herangezogen werden.
Entsprechend zurückhaltend ist die OJA deshalb auch gegenüber einer formalen
Zertifizierung ihrer Bildungsangebote.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 26 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 27 -

IV.14. Partizipation
Die OJA fühlt sich in erster Linie den Bedarfsanmeldungen
von Seiten ihrer jugendlichen BesucherInnen
verpflichtet. Das bedeutet jedoch nicht den Verzicht
auf steuernde und planende Aktion, wie etwa die Realisierung
von Maßnahmen und Angeboten zur Förderung
von tendenziell ausgegrenzten oder benachteiligten
BesucherInnengruppen (affirmative Aktion).
Der hohe Stellenwert, der in der OJA der Beteiligung
der BesucherInnen beigemessen wird, darf jedoch
nicht dazu führen, dass die Nähe der JugendarbeiterInnen
zum Stammklientel zur Ausgrenzung anderer
BesucherInnengruppen führt.
Partizipation in der OJA steht in der Tradition autono-
mer Jugendarbeit und gewährleistet den Jugendlichen
Rechte, Ressourcen und Gestaltungsspielräume.
Hausversammlung Regelmäßige Hausversammlungen dienen der gemeinsamen Erhebung
von wünschen, der Bearbeitung von Konflikten, der Reflexion von Regeln
und Interventionsstrategien zur Durchsetzung der Regeln, der Abklärung
gruppen- bzw. cliquenspezifischer Bedürfnisse und der Gestaltung von
gruppenspezifischen Freiräumen innerhalb der Angebotsstruktur der OJA.
Steuerungsgruppe Die Jugendlichen werden in die mittelfristige Planung und Gestaltung der
Angebotsstruktur einzelner Programmschienen einbezogen; z.B. Jugendkultur,
politische sowie themenspezifische Interessensgruppen etc.
Projektteam Temporäre Projektteams, die sich an der Planung und Durchführung von
Veranstaltungen, Disko’s und Partys, Konzerten und Events im Kontext einzelner
Funsportarten (Skate-Contest, Streetball-Turniere etc.) beteiligen, bilden eine
wichtige Vorstufe für die Entwicklung von Selbstorganisations-Knowhow.
Selbstorganisation Die Beteiligungsangebote in der OJA münden in die Bildung und Festigung
von Projektgruppen, denen in der Folge die eigenverantwortliche Ausführung
von gemeinsamen Vorhaben (jugendkulturelle Angebote wie Konzerte,
Veranstaltungen etc.) übertragen werden kann.
Projektbudget Im Rahmen der umsetzung von selbstorganisierten Projekten oder Projektreihen
werden die mitwirkenden Jugendlichen im Selbstorganisationsprozess
unterstützt. wichtig erscheint dabei, dass den Projektteams nicht nur
Verbindlichkeit in der Übernahme von Verantwortung abverlangt wird, sondern
dass sie in diesem Rahmen auch die Möglichkeit erhalten, die nötigen Ressourcen
(Räume, (technisches) Equipment, Projektbudget etc.) in Eigenregie einzusetzen
und zu verwalten.
IV.15. Primäre und sekundäre
Prävention
Offene Jugendarbeit grenzt sich einerseits von sozialpädagogisch
ausgerichteten Angebotsformen der
Jugendwohlfahrt und / oder Jugendsozialarbeit ab.
Gleichwohl ist andererseits festzustellen, dass die OJA
nicht ohne Angebote und / oder Knowhow aus dem
Kontext der Jugendsozialarbeit auskommt.
Es gehört zu den Kernfunktionen der OJA, dass die
JugendarbeiterInnen einen engen und regelmäßigen
Kontakt mit Jugendlichen aufbauen, die mit den
anstehenden Entwicklungsaufgaben der Ablöse
aus der Familie ihre liebe Not haben oder die
bereits konkrete Erfahrungen mit existenziellen
Krisen gemacht haben bzw. mit Existenz oder ihre
Zukunft bedrohenden Belastungen konfrontiert
sind. Primär- oder sekundärpräventive Funktionen
dürfen jedoch die Kernangebote der aktivierenden
und ermächtigenden Freizeit keinesfalls überlagern
bzw. diese in Funktion nehmen. Die entsprechenden
Information In den Einrichtungen der OJA liegen Informationsbroschüren über die
jugendspezifischen Einrichtungen und Angebote des Grazer Hilfesystems auf.
Ergänzend dazu haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich im Kontakt
mit den JugendarbeiterInnen Rat und detaillierte Information zu den
unterschiedlichen Angeboten zu holen.
Jugendberatung und
Peer Consulting
Vermittlung und
Begleitung
Kooperation mit dem
Hilfenetzwerk
Einzelfallhilfe und
Gruppenarbeit
Angebote werden grundsätzlich als Hilfe zur
Selbsthilfe bzw. als Begleitung und unterstützung bei
der (Problem-)Bewältigung in Eigenregie gestaltet.
Jugendsozialarbeit im offenen Handlungsfeld der
OJA ist aktives Schnittstellenmanagement.
Die JugendarbeiterInnen sind über den aktuellen Stand der jugendspezifischen
Hilfestrukturen und Einrichtungen informiert, haben z.T. persönlichen Kontakt
zu MitarbeiterInnen aus dem Bereich der Jugendsozialarbeit (z.B. Sprengel-
SozialarbeiterInnen des Jugendamtes) und stellen in der konkreten Beratung der
Jugendlichen ihr professionelles Knowhow und Ressourcenwissen zur Verfügung.
In Angeboten der sozialen Gruppenarbeit werden Jugendliche über
lebenspraktische Angebote der Krisenbewältigung soweit geschult, dass diese in
der Gruppe der jugendlichen BesucherInnen teils eigenständig / teils begleitet
im Rahmen von Peer Consulting Angebote der Jugendberatung übernehmen
können.
Zumal in der OJA die Hilfestellung zur Bewältigung von existenziellen Notlagen
und / oder Existenz gefährdenden Krisen nur ansatzweise gewährleistet
werden kann, wird im Bedarfsfall eine einschlägige Fachstelle (z.B.
Schuldenberatung, medizinische / psychiatrische Intervention bei drohenden
Formen von Suizidalität, Magersucht, Abhängigkeit von legalen oder illegalen
bewusstseinsverändernden Substanzen etc.) beigezogen. Die zentrale Aufgabe
der OJA ist es dann, die Jugendlichen in professionelle Betreuung und
Intervention zu begleiten sowie im Bedarfsfall die einschlägige Hilfeleistung
durch begleitende Maßnahmen im Kontext der OJA zu unterstützen. In erster
Linie gilt es sicherzustellen, dass die Jugendlichen sich mit ihren Problemen an
die JugendarbeiterInnen wenden und deren unterstützung bei der Einleitung
von spezifischen Hilfestellungen akzeptieren.
Voraussetzung für Angebote der Jugendsozialarbeit im Kontext der OJA ist
ein elaboriertes Ressourcenwissen über die Angebote des Hilfenetzwerks im
sozialräumlichen umfeld sowie der Aufbau von Kooperationsstrukturen mit
den externen ProfessionistInnen und Fachstellen (z.B. Schuldenberatung,
Erziehungshilfe etc.). um die Übergänge zwischen der OJA und den externen
Fachstellen zu erleichtern, werden externe ProfessionistInnen ansatzweise
in die laufende Arbeit eingebunden (fallweise Anwesenheit im offenen
Betrieb, Sprechstunden in der Einrichtung) sowie fallweise zur Teamarbeit und
gemeinsamen Reflexion beigezogen.
Angebote der Einzelfallhilfe (Beratung, Betreuung etc.) werden in der OJA
durch Angebote der sozialen Gruppenarbeit unterstützt und abgerundet;
unter anderem um so sicherstellen zu können, dass der fördernde Effekt der
Gemeinschaft bei der individuellen Bewältigung von Krisen oder Notlagen
zum Tragen kommen kann. Der Übergang von der Einzelfallhilfe (Beratung,
Betreuung und Vermittlung) in Angebote der sozialen Gruppenarbeit (z.B.
umgang mit Geld, sexuelle Gewalt etc.) wird fließend gestaltet.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 28 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 29 -

IV.16. Jugendkultur
Offene Jugendarbeit ist ohne einen entsprechenden
Schwerpunkt auf Jugendkultur nicht denkbar, wenn
auch in den meisten Einrichtungen eher auf passive
Formen der Rezeption beschränkt (z.B. Musik und damit
zusammenhängende Ausdrucksformen). Bedürfnissen
nach aktiveren Formen einer (Jugend)Kulturarbeit
wird im Rahmen der sozialräumlich angelegten
OJA eher nur nachrangig nachgekommen.
Je stärker der jugendkulturelle Aspekt in den Vordergrund
einzelner OJA-Einrichtungen rückt, umso
wichtiger erscheint es, der Besonderheit der jugendspezifischen
Kulturmuster zu entsprechen, gehen diese
doch weit über den Aspekt kultureller Ausdrucksformen
hinaus. Jugendkulturen verstehen sich als
ganzheitlich angelegte Kosmogonien, sie beinhalten
Erklärungsansätze für die gesellschaftliche Entwicklung
und stellen somit gesellschaftspolitische Orientierungssysteme
dar.
In einer spezifisch auf Jugendkultur ausgerichteten
Jugendarbeit treten dementsprechend neben das
Angebot einer breiten Musikauswahl (quer über alle
Stilrichtungen) konkrete Angebote zur Förderung
und Begleitung von Selbstorganisation von Bands
(Proberäume) sowie von Konzert- und Veranstaltungsforen
in das Zentrum von Selbstverständnis und
Profil.
Damit wird es in der Offenen Jugendarbeit möglich,
binnendifferenzierte Angebotsstrukturen gemäß den
unterschiedlichen jugendkulturellen Schwerpunkten
und Vorlieben (z.B. Musikstile, Funsportarten, inhaltlich
/ thematische Schwerpunkte etc.) zu realisieren
und den jugendlichen BesucherInnen ein eher unspezifisches
Surfen zwischen jenen Jugendkulturen zu
ermöglichen, zu denen sie eine Affinität entwickeln
ohne jedoch eine unmittelbare Szenezugehörigkeit
leben zu wollen.
Der jugendkulturelle Kontext zeichnet sich wesentlich
durch eine Internationalisierung der kulturellen
Bezüge aus. Die Medialisierung der modernen Gesellschaft
und die Ausbreitung der neuen Kommunikationstechnologien
spielt dabei eine wichtige Rolle.
Dementsprechend werden nahräumliche Orientie-
rungen (Siedlung, Stadtteil, Gemeinde) tendenziell
nach rangig. Jugendkulturarbeit bedeutet wesentlich
auch, den jugendlichen AktivistInnen Zugang zu den
global gestalteten Bezügen ihrer Szenen zu ermöglichen,
den internationalen Austausch zu fördern und
sie bei ihrer Positionierung im virtuellen Szene-Sozialraum
zu unterstützen.
Lebensweltlich relevante Fragen der Bildung und der
Persönlichkeitsentwicklung, der Zugänge zu Berufsbildung
und Erwerbsarbeit, der Förderung von soft
skills (soziale Kompetenz und Konfliktlösungspotenzial,
Organisations-Knowhow etc.) bestimmen in der
Jugendkulturarbeit auch jenseits der unmittelbaren
nahräumlichen Bezüge die Arbeit mit den jugendlichen
BesucherInnen.
Die Jugendlichen sind das
Kreativpotenzial unserer Gesellschaft!
Neben den traditionellen Kultur- und Ausdrucks-
formen wie Literatur, Musik, Theater, bildende Kunst
und Film finden sich in der jugendkulturell geprägten
Offenen Jugendarbeit damit unter anderem
Angebots schienen in folgenden Bereichen:
Musik und Tanz Zugang zum technischen Equipment, Bereitstellung von Probe- und
Veranstaltungsräumen, unterstützung bei öffentlichen Auftritten, Förderung
des einschlägigen Knowhows bzgl. Text, Komposition, Sound und Elektronik,
Bühnenshow und Auftritt, Internetpräsenz, werbung und Öffentlichkeitsarbeit
etc.
Fun-Sport unterstützung und Hilfestellung bei der Realisierung der entsprechenden
Infrastruktur (z.B. Fun- oder Skater-Park), Hilfestellung bei der Organisation
von Events und Contests, Bereitstellung der technischen Voraussetzungen
und Förderung des praktischen Knowhows bei werbung, Organisation und
Abwicklung von einschlägigen Veranstaltungen
WEB-Culture Im Rahmen der neuen Kommunikations- und Informationstechnologien haben
sich eigene jugendkulturelle Schwerpunkte und Programmschienen entwickelt,
die (natürlich) auch Eingang in die Angebotsgestaltung der OJA gefunden
haben. Beispielhaft kann hier auf wEB-Radio, LAN-Partys und Chat-Rooms,
Homepage-Gestaltung etc. verwiesen werden.
Graffiti In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Kultur des Graffiti als
eigenständige Kunstform etabliert, die hierzulande tendenziell im illegalen
Bereich der ‚Sachbeschädigung‘ ein marginalisiertes Dasein führt. umso
bedeutsamer erscheint es, dass in der Jugendkulturarbeit im Rahmen der OJA
legale Räume und Möglichkeiten angeboten werden, um den jugendlichen
Mitgliedern und AktivistInnen dieser Bewegung Freiräume für ihr kulturelles
Engagement zu schaffen. Aktuelle elektronische Alternativen, z.B. Laser-Shows
und temporäre Installationen im öffentlichen Raum, bieten darüber hinaus
reichhaltige Impulse für Experimente und für die Verbesserung der technischen
und künstlerischen Performance.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 30 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 31 -

IV.17. Professionalität und
unentgeltliches Engagement
Jugendarbeit im offenen Handlungsfeld der
Offenen sowie Mobilen Jugendarbeit setzt hohe
Professionalität voraus und erfordert die Bereitschaft
zur Teamarbeit als auch zur laufenden Reflexion
des eigenen Handelns. Zugleich liegt es gemäß dem
Prinzip der Niederschwelligkeit der Zugänge und der
geforderten Ganzheitlichkeit der Angebote nahe,
dass Offene Jugendarbeit nicht ausschließlich von
ProfessionistInnen ausgeführt wird, sondern in den
einzelnen Aufgaben- und Arbeitsfeldern der
OJA sowohl die (unentgeltliche) Mitarbeit von
Jugendlichen und jungen Erwachsenen als auch die
unterstützende Mitwirkung von Erwachsenen aus
dem sozialräumlichen umfeld zum Tragen kommen.
Offene Jugendarbeit ist professionell und offen
für die Mitarbeit von QuereinsteigerInnen.
Qualifizierung Offene Jugendarbeit ist im Kern Beziehungsarbeit. Deshalb ist es
notwendig, dass die JugendarbeiterInnen einschlägig qualifiziert sind
und durch regelmäßige weiterbildung die fachlichen Grundlagen für eine
bedürfnisorientierte umsetzung jugendspezifischer Anliegen gesichert werden.
Teamarbeit In der Offenen Jugendarbeit sind Teams aus zumindest zwei Personen, jeweils
eine Frau und ein Mann, tätig. Zur unterstützung der Zusammenarbeit werden
regelmäßige Teamsitzungen durchgeführt, die sich neben organisatorischen
Anliegen zur Gewährleistung der Tagesarbeit wesentlich der Reflexion der
laufenden Arbeit und der Intravision, d.h. der laufenden Kontrolle des je
eigenen Handelns und der Qualität der Zusammenarbeit, widmen.
Supervision Qualität in der täglichen Jugendarbeit erfordert die laufende Überprüfung
und weiterentwicklung von inhaltlichen Haltungen und methodischen
Handlungsansätzen und setzt die Bereitschaft der MitarbeiterInnen zu ihrer
persönlichen weiterentwicklung voraus. Einzel- und Teamsupervision sind dafür
unverzichtbare Voraussetzungen.
Ehrenamtliche Mitarbeit
braucht professionelle
Rahmenbedingungen
Qualitätssicherung und
–entwicklung
Offene Jugendarbeit ist ohne das verbindliche und verantwortliche Engagement
von jugendlichen sowie erwachsenen MitarbeiterInnen, die keine einschlägige
Berufsausbildung abgeschlossen haben, letztlich nicht zu gewährleisten.
umso wichtiger erscheint es, dass diese MitarbeiterInnen durch professionelle
Anleitung und unterstützung, Teamförmigkeit und weiterbildung, Intra- und
Supervision unterstützt werden und so einen förderlichen Rahmen für ihr
Engagement vorfinden.
Systematisches Monitoring, regelmäßige Dokumentation und Evaluation von
Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität stellen sicher, dass die OJA tatsächlich
den Anforderungen an Professionalität und Qualität in der Arbeit mit ihren
jugendlichen BesucherInnen gerecht werden kann. Einen wesentlichen Baustein
im Bemühen um Qualität stellt die systematische Einbeziehung der Jugendlichen
in Prozesse der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung dar. Dafür
empfiehlt sich die Methode der Selbstevaluation, d.h. die unterstützung von
Reflexion und die Gewährleistung eines reflexiven individuellen sowie gremialen
Feedbacks.
IV.18. OJA ist aktiver
Bestandteil des öffentlichen
Jugenddiskurses
Die Offene Jugendarbeit stellt eine wichtige Stimme
für jugendspezifische Anliegen in der örtlichen und
regionalen Öffentlichkeit dar. Voraussetzung dafür
ist die sorgfältige Dokumentation (intern) und die gezielte
Bereitstellung und breite Veröffentlichung von
Beobachtungen zu aktuellen Entwicklungen und Problemstellungen
in einer proaktiven Öffentlichkeitsarbeit.
Nichts über die Jugend ohne die Jugendlichen!
Jugenddiskurs Die Lebensphase Jugend wird wesentlich von Einschätzungen und
Positionierungen beeinflusst, wie sie in der öffentlichen und veröffentlichten
Meinung ihren Niederschlag finden. Einschlägige Kampagnen in den Medien
spielen erfahrungsgemäß eine ganz entscheidende Rolle. Deshalb erscheint
es von vorrangiger Bedeutung, ob und mit welchen Inhalten es der OJA
gelingt, Einfluss auf diesen Diskurs zu nehmen, sich und ihren jugendlichen
BesucherInnen in diesem Diskurs eine Stimme zu gewährleisten.
Image der Jugend Insbesondere geht es dabei wohl darum, die Lebensphase Jugend in ihren
tatsächlichen Erscheinungsformen und den konkreten Rahmenbedingungen,
Chancen und Risiken sichtbar zu machen. Nur auf dieser Grundlage kann
sichergestellt werden, dass jugendspezifische Maßnahmen und die Entwicklung
jugendspezifischer Infrastruktur den Bedürfnissen der Jugendlichen entsprechen.
Wissen über Jugend Vorrangige Bedeutung erhält die OJA in diesem Zusammenhang dadurch, dass
sie in der Lage ist, Informationen über Bedürfnisse und aktuelle lebensweltliche
Problemstellungen in der Lebensphase Jugend bereit zu stellen und in die
Diskussion einzubringen. wissensgeleitete Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit sind
deshalb Pflicht.
Jugendfreundliche
Gemeinde
OJA fördert die sozialräumliche Vernetzung der jugendrelevanten Infrastruktur
und trägt zur abgestimmten Qualitätsentwicklung in der städtischen
Infrastruktur, der wohnpolitik und der wohnumfeldgestaltung bei.
Lobby für die Jugend OJA ist Lobby für die Jugend und stellt Plattformen und Foren dafür bereit, dass
die Jugendlichen in ihren sozialräumlichen Bezügen, Anliegen und Bedürfnissen
mitreden und mitentscheiden können.
Subjektive Jugendpolitik Im Auftrag ihrer jugendlichen NutzerInnen obliegt es der OJA, den Jugendlichen
Möglichkeiten bereit zu stellen sowie ihnen die entsprechenden Kompetenzen
dafür zu vermitteln, im gesellschaftspolitischen Kontext auf örtlicher, regionaler
und überregionaler Politikebene teilhaben und mitgestalten zu können.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 32 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 33 -

IV.19. Kommunale
Jugendarbeit und
Jugendpolitik
Kommunale Jugendarbeit meint das Gesamt
an jugend spezifischen Leistungen auf örtlicher
Ebene. Ihr wirkungsbereich umfasst die Angebote
und Leistungen der einzelnen Einrichtungen und
Infra strukturen unabhängig von Trägerschaften
und einrichtungs spezifischen Besonderheiten.
Kommunale Jugendpolitik schließt die administrativen
Steuerungs- und umsetzungsagenturen (Metaebene)
und deren Angebote und Aktivitäten auf der
operativen Ebene ein. Beide Ebenen jugendrelevanter
Angebotsentwicklung und -umsetzung erfüllen
Querschnittsaufgaben, in denen es wesentlich darum
geht, die lebensweltlich relevanten Politikfelder
und Angebotsbereiche Bildung, Kultur und
Soziales, Arbeitsmarkt und wirtschaft, wohnen
und wohnumfeld, Verkehr und Mobilität etc.
miteinander in Beziehung zu setzen, um so eine
möglichst ganzheitliche Förderung der Jugendlichen
bei der Bewältigung ihrer lebensphasenspezifischen
Entwicklungsaufgaben und damit verbundener
Problemstellungen zu gewährleisten.
Jugendarbeit und Jugendpolitik stehen in einem
wechselseitigen Bedingungsgefüge und sind
wesentlich darauf verwiesen, dass es ihnen
gemeinsam gelingt, zum einen Inhalte und
Dynamik eines Jugenddiskurses zu gestalten, die
den lebensphasen- und zielgruppenspezifischen
Bedarfslagen von Jugendlichen gerecht werden. Ein
gelingender Jugenddiskurs ist zum anderen eine
wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung
und Gewährleistung von infrastrukturellen
Rahmenbedingungen sowie ganzheitlich gestalteten
und aktivierenden Angeboten zur Förderung und
unterstützung der Jugendlichen – unabhängig von
Geschlecht, ethnischer Herkunft, sozio-ökonomischem
Status etc.
Zentrale Aufgabe kommunaler Jugendarbeit und
-politik ist die Gewährleistung ganzheitlicher
Angebote für die Jugend.
Auftragssicherheit Autonome Offene Jugendarbeit benötigt inhaltlich begründete und klar
formulierte vertragliche Grundlagen, in denen gemeinsam abgestimmte Ziele
und Handlungsspielräume zur Zielerreichung verankert sind.
Ressourcensicherheit Kommunal angelegte Jugendarbeit setzt auf eine Ressourcen- und
Angebotsentwicklung, die eine Sozialraumorientierung in der Versorgung
der Jugendlichen im umfeld der Einrichtungen als auch eine zentralräumlich
ausgelegte Jugendkulturarbeit mit weiterem Einzugsbereich zueinander in
Bezug setzt.
Qualität Offene Jugendarbeit bemüht sich um Qualität, weil die Jugendlichen ein
Recht darauf haben, optimale Förderungen während dieser Lebensphase
und in Hinblick auf das Erwachsenwerden zu erhalten. Mit Blick auf die
Angebotsentwicklung vereinbaren die Einrichtungen der kommunalen
Jugendarbeit und die AkteurInnen der Jugendpolitik gemeinsam getragene
Qualitätsstandards, Instrumente des Monitorings und der Kontrolle der
Zielerreichung.
Nahräumliche
Anbindung
OJA bietet eine zentrale familienergänzende und außerschulische Förderung
für Jugendliche. Insbesondere bei jüngeren Jugendlichen (14 – 16 Jahre) ist eine
nahräumliche Anbindung und Zugänglichkeit der Infrastruktureinrichtungen
von vorrangiger Bedeutung, damit deren Angebote zum Tragen kommen
können. Deshalb ist es wichtig, dass in allen Siedlungsgebieten der Stadt leicht
erreichbare Angebote der OJA (Treffs, Jugendräume und mobile Jugendarbeit)
angesiedelt sind.
Freiraummanagement Jugendliche brauchen geschützte Freiräume und Nischen, in denen sie sich
treffen und aufhalten können. Sie benötigen jedoch darüber hinaus auch die
Teilhabe am öffentlichen Raum. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass
die kommunale Jugendarbeit gezielte Angebote zur Sicherung von Freiräumen
im öffentlichen Raum setzt. Damit Jugendliche sich an der Gestaltung und
Sicherung von informellen Treffpunkten im öffentlichen Raum beteiligen und
engagieren können, sind jugendpolitisch akkordierte Rahmenbedingungen und
Handlungsspielräume zur Mediation von Nutzungskonflikten etc. erforderlich.
Schnittstellenmanagement
Offene Jugendarbeit ist auf eine gelingende Kooperation mit Angeboten aus
den benachbarten Angebotsbereichen (Bildung und Berufsbildung, Integration,
Kultur und Sport, Soziales etc.) angewiesen. Die Rahmenbedingungen für die
Ausgestaltung der Schnittstellen sind einrichtungsübergreifend im Kontext einer
kommunalen Jugendarbeit sicherzustellen. Die Vorgaben dafür obliegen der
kommunalen Jugendpolitik.
Politische Teilhabe Die Offene Jugendarbeit lebt von Partizipation und Beteiligung. Damit diese
nicht nur auf die Nischen der einzelnen Einrichtungen beschränkt bleiben, ist
die kommunale Jugendarbeit und –politik gefordert, Rahmenbedingungen
für subjektive Jugendpolitik und aktive Partizipation (nicht nur) in
jugendspezifischen Belangen zu erarbeiten und sicherzustellen.
Internationale
Jugendarbeit
Jugendarbeit und insbesondere Jugendkulturarbeit sind in wesentlichen Zügen
international. Damit die Offene Jugendarbeit sich in den internationalen Diskurs
einklinken und in diesem Rahmen aktiv und gleichberechtigt teilnehmen
kann, fördert die kommunale Jugendarbeit und Jugendpolitik Projekte des
internationalen Jugendaustausches.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 34 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 35 -

REFLExIVE wERTORIENTIERuNG
BILDET DIE GRuNDLAGE FÜR DIE
ANGEBOTSENTFALTuNG IN DER OJA.
DIE OJA uNTERSTÜTZT DIE
JuGENDLICHEN DuRCH RESSOuRCEN-
uND STäRKENORIENTIERTE
BILDuNGSANGEBOTE.

V.
Ressourcen-Check:
Wo steht die Offene
Jugendarbeit in Graz?
Räumliche und personelle Ressourcen der OJA in Graz
JUZ
Räume m 2 JugendarbeiterInnen
1
V.1. ‚Hardware‘ –
Räumlichkeiten, Personal
und Außenanlagen
Die OJA-Einrichtungen in der Stadt Graz können
durchgängig über eine basale Grundausstattung für
professionelle Jugendarbeit verfügen – auf einem
eher niederen Niveau. In der Regel bilden zwei
JugendarbeiterInnen auf durchschnittlich 1,5 Planposten
ein geschlechtsspezifisch ausgewogenes Team
für die hauptamtliche Jugendarbeit. Überwiegend
stehen die JugendarbeiterInnen in Teilzeitbeschäftigung.
Ehrenamtliche
>18 J.
Ehrenamtliche
Jugendl.
Art Größe
Diabolo 2 130 200 5 4 keine 0
Dietrichs-
Keusch´n
3 100 200 9 13 teilw. eher bescheiden
Domino 3 66 50 8 2 Grüner
Innenhof
Don Bosco 23 500 75 5 4 Sportplatz g r o ß z ü g i g
Echo 15 300 220 4 11 Garten g r o ß z ü g i g
Explosiv 2 16 1.000 100 42 57 Vorplatz,
wiese
k.A.
g r o ß z ü g i g
Funtastic 3 400 175 0 25 keine 0
Grün -
anger 3
Raum ressourcen Personelle Ressourcen Außenanlagen
2 195 150 1 0 Park,
Grünfläche
g r o ß z ü g i g
Umleitung 2 50 150 2 0 wiese k.A.
YAP 5 410 200 0 0 Zugangsbereich
GRAZ 74 3.151 1.520 76 116 – –
1 in Stellenprozent, eine Vollanstellung = 100%
2 Angaben beziehen sich auf die 1. Bauphase
3 2 Seit Februar stehen wIKI / Grünanger zusätzlich drei Räume (ca. 150 m ) für die OJA zur Verfügung.
klein
Drei der zehn Einrichtungen unterschreiten die
durchschnittliche Personalausstattung deutlich. Für
die Offene Jugendarbeit stehen den Einrichtungen
Domino, Don Bosco und Explosiv lediglich zwischen
50 und 100 Stellenprozent zur Verfügung. Im Jugendzentrum
Domino sind für soziale oder seelsorgerliche
Notfälle via ‚Nottelefonnummern‘ mehrere Profis
(PfarrerInnen, Gemeindepädagoge) abrufbereit.
Zentrale Standards der OJA, wie etwa das Prinzip der
Doppelanwesenheit von hauptamtlichen BetreuerInnen
während der Öffnungszeiten, sind aber mit dem
vorhandenen Kernpersonal ebenso wenig zu gewährleisten,
wie mit dieser personellen unterausstattung
auch Krankenstände und / oder kritische Vorkommnisse
in der Gruppe der BesucherInnen nur schwer
abgedeckt werden können. Ergänzende Angebote
der OJA, wie etwa Jugendberatung und Coaching,
soziale Gruppenarbeit und geschlechtssensible Angebote,
Konfliktmanagement etc. können unter diesen
Vorzeichen nur sehr eingeschränkt realisiert werden.
Hinsichtlich der Raumausstattung sind große unterschiede
zwischen den Einrichtungen festzustellen. Das
Spektrum reicht hier von ausgesprochen beengten
Räumlichkeiten bis hin zu sehr großzügig bemessenen
räumlichen Ressourcen. Mit einem Raumangebot von
weniger als 100m2 sind die Einrichtungen Domino
und umleitung in ihren Angebotsmöglichkeiten eingeschränkt.
wIKI Grünanger konnte im Februar 2009
zusätzliche Räume beziehen, sodass die ärgste Raumnot
in dieser OJA-Einrichtung nun gelindert ist.
Außenanlagen, Sportflächen, Zugangsbereich –
während einzelne OJA-Einrichtungen großzügige
Außenanlagen nutzen und ihren BesucherInnen damit
entsprechende OuT-DOOR-Bereiche anbieten können,
verfügen einzelne Einrichtungen diesbezüglich nur
über sehr eingeschränkte Erschließungsbereiche im
engeren umfeld der Einrichtungen (etwa Dietrichs-
Keusch´n oder YAP). Einrichtungen wie das Diabolo
oder das Funtastic haben diesbezüglich überhaupt
keine Pufferzone zwischen öffentlichem Raum und
den Jugendräumen. Dieser Mangel wirkt sich nicht
nur einschränkend auf die Angebotsvielfalt aus,
sondern führt nur zu leicht zu Friktionen mit den
AnrainerInnen und macht gezielte Maßnahmen zur
Konfliktvermeidung erforderlich.
V.2. Ehrenamt und
unentgeltliches Engagement
von Jugendlichen und
‚jungen‘ Erwachsenen
umso bedeutsamer erscheint vor dem Hintergrund
knapper Personalressourcen die Tatsache, dass
nahezu alle Einrichtungen der OJA auf die unentgeltliche
Mitarbeit von Erwachsenen sowie von engagierten
jugendlichen HelferInnen zurückgreifen können.
Zusammengenommen sind in den Grazer Jugendzentren
insgesamt 76 Erwachsene und 114 Jugendliche
aktiv beteiligt und übernehmen (stundenweise
und nach Bedarf) Aufgaben der umsetzung von Projekten,
workshops oder anderen jugendspezifischen
Freizeitangeboten.
V.3. Planungsrelevante
Eckpfeiler und Kennziffern
Die Stadt Graz hat insgesamt 255.354 Hauptwohnsitz-
BewohnerInnen. weitere 37.506 Personen hatten zu
dieser Zeit ihren Nebenwohnsitz in der Stadt Graz
(Stand 31.12.2008). Bezogen auf die für die OJA relevanten
Altersgruppen ergibt sich folgende Verteilung
nach Altersgruppen.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 38 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 39 -

Jugendliche in der Stadt Graz Einzugsbereich der Grazer OJA-Einrichtungen
Alters -
gruppe
Hauptwohnsitz
Nebenwohnsitz
Gesamt in Prozent der
Bevölkerung
10 – 14 Jahre 11.232 570 11.802 4%
15 – 19 Jahre 12.468 1.858 14.326 5%
20 – 24 Jahre 19.802 8.809 28.611 10%
10 – 24 Jahre 43.502 11.237 54.739 19%
Für insgesamt knapp 55.000 Jugendliche zwischen 10
und 24 Jahren stehen in der Landeshauptstadt Graz
insgesamt 10 Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit
mit insgesamt 15,2 Personalstellen für hauptamtliche
JugendarbeiterInnen zur Verfügung, durchgängig
geschlechtsspezifisch ausgewogen. Daraus ergeben
sich folgende Versorgungsschlüssel:
Ein Jugendtreff / -zentrum versorgt etwa 5.500
Jugendliche mit professionellen Angeboten der Offenen
Jugendarbeit; auf eine/n JugendarbeiterIn kommen
mehr als 3.500 Jugendliche.
V.4. Sozialräumliche
Verteilung der OJA-
Einrichtungen
Aktuell sind in acht von siebzehn Grazer Bezirken Einrichtungen
der OJA vorhanden. Dementsprechend
stellen auch die meisten OJA-Einrichtungen fest,
dass sie nicht nur von Jugendlichen aus dem engeren
bezirklichen umfeld frequentiert und genützt
werden, ihr Einzugsbereich damit z.T. weit über die
sozialräumlichen Bezüge hinausreicht. Der tabellarische
Überblick macht deutlich, dass es sich um z.T.
sehr bevölkerungsreiche Stadtteile und Bezirke handelt,
deren Kinder und Jugendliche in Einrichtungen
in anderen Stadtteilen auspendeln müssen, um
die entsprechenden Freiräume für jugendspezifische
Freizeitgestaltung bzw. jugendkulturelle Angebote
nutzen zu können.
Bezirk Einrichtung Anzahl der Kinder /
Jugendlichen (10-29 J.) 4
Innere Stadt Domino 5 1.131
St. Leonhard – 4.775
Geidorf – 6.971
Lend Echo; Explosiv; YAP 7.671
Gries Don Bosco 7.393
Jakomini Dietrichs-Keusch‘n; Funtastic 9.145
Liebenau WIKI Grünanger 2.688
St. Peter – 3.310
Waltendorf – 2.567
Ries – 1.229
Mariatrost – 2.051
Andritz Umleitung 3.753
Gösting – 2.396
Eggenberg – 4.649
Wetzelsdorf – 3.152
Straßgang Diabolo 2.961
Puntigam Diabolo 1.605
4 Grazer Bevölkerung mit Hauptwohnsitz, Stand: 1.1.2009,
zit. nach: www.graz.at/cms/beitrag/10105538/2058071/
5 Das Domino spricht weiters noch Jugendliche aus den Stadtteilen St. Leonhard, Geidorf, Liebenau und
St. Peter an, was insbesondere auch in den nachfolgenden Angaben zur Anzahl der Jugendlichen im näheren
Einzugsbereich zum Ausdruck kommt.
Die Stadtteile Geidorf (mit knapp 7.000 Jugendlichen
/ jungen Erwachsenen) sowie St. Leonhard und Eggenberg
(mit jeweils etwa 5.000 potenziellen KundInnen
der OJA) sind besonders bevölkerungsreiche Stadtteile
und in Hinblick auf OJA völlig unterversorgt.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 40 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 41 -

Einzugsbereich und Frequenz in den OJA-Einrichtungen
JUZ
Einzugsbereich Jgdl. Frequenz
engeres
Umfeld
weiteres
Umfeld
Mädchen Burschen Gesamt
Diabolo 4.000 k.A. 150 160 310
Dietrichs-Keusch´n 3.700 k.A. 1.040 2.262 3.302
Domino 5.900 13.000 25 35 60 6
Don Bosco 4.500 8.000 1.650 3.302 4.952
Echo 4.000 9.000 42 78 120 7
Explosiv 4.000 12.000 ca. 33% ca. 66% 12.794
Funtastic 6.000 10.000 45 65 110 8
Grünanger 2.500 6.200 919 2.801 3.720
Umleitung 6.000 2.500 15 5 20 9
YAP 1.000 12.000 770 5.621 6.391
GRAZ 36.400 – – – –
6 durchschnittliche BesucherInnenanzahl, ohne Zusatzangebote wie Auf und davon, Schifreizeiten etc.
7 persönliche Mitglieder, keine Angaben zur Häufigkeit der Kontakte
8 Frequenz pro Öffnungstag
9 regelmäßige BesucherInnen, keine Angaben zur Häufigkeit der Kontakte
Nur wenige OJA-Einrichtungen führen eine personen-
bezogene BesucherInnenliste. Die oben vorgestellten
Daten beziehen sich somit überwiegend auf die Zählung
der Kontakte, die im Verlauf des Kalenderjahres
2007 verzeichnet wurden. Abweichend davon hat das
FuNTASTIC die durchschnittlichen Besuchs frequenzen
pro Öffnungstag angegeben. Die von den Jugend-
treffs Echo sowie umleitung übermittelten Daten
beziehen sich demgegenüber auf die Anzahl der
regelmäßigen NutzerInnen bzw. Mitglieder.
Insgesamt macht der Überblick deutlich, dass die
Angebote der OJA von ihren BesucherInnen sehr
intensiv genützt werden. unter Bezug auf die tendenziell
knappen personellen Ressourcen ist mithin von
einer hohen Auslastung der OJA auszugehen.
Die BesucherInnenstatistik weist darauf hin, dass
die OJA überwiegend von Jugendlichen männlichen
Geschlechts (etwa zwei Drittel der BesucherInnen)
genutzt wird. Im Sinne einer geschlechtsspezifisch
ausgewogenen Verteilung des Mitteleinsatzes ist
somit ein großer Bedarf nach mädchenspezifischen
Angeboten festzustellen.
V.5. Angebotsschwerpunkte und Zielgruppe/n
Angebotsschwerpunkte der OJA, in Wochenstunden (durchschnittlicher Aufwand)
Angebote
Erwartungsgemäß dominiert der Offene Betrieb / das
Jugend-Café den durchschnittlichen Aufwand in der
OJA. Daneben wird jedoch auch den ergänzenden
Angebotsbereichen von Bildung bis Jugendberatung,
sportlichen sowie projektspezifischen Aktivitäten
eine hohe Bedeutung beigemessen.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass annähernd
alle OJA-Einrichtungen einen Einzugsbereich aufweisen,
der deutlich über die umliegenden Stadtteile
hinausgeht, überrascht es nicht, dass demgegenüber
die Aufwände für sozialraumorientierte Aktivitäten
eher bescheiden ausfallen. Verstärktes Augenmerk
auf diesen Angebotsbereich dürfte somit wesentlich
davon abhängig sein, wie es um die nahräumliche
Versorgung mit OJA in jenen Stadtteilen aussieht, die
aktuell noch infrastrukturell unterversorgt sind.
Auffällig erscheint in dieser Aufstellung noch die
Tatsache, dass auch den interkulturellen Aktivitäten
eher nur ein geringes Gewicht beigemessen wird.
Dies erscheint insbesondere mit Blick auf die in der
Regel hohen Anteile von jugendlichen BesucherInnen
mit Migrationshintergrund erstaunlich. Offensichtlich
stellt die Arbeit mit dieser BesucherInnengruppe
in der täglichen Angebotsgestaltung nahezu eine
Selbstverständlichkeit dar, so dass in der planmäßigen
Gestaltung und umsetzung entsprechender zielgruppenspezifischer
Aktivitäten der interkulturelle Aspekt
tendenziell vernachlässigt wird.
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 42 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 43 -
Diabolo
Dietrichs-
Keusch´n
Domino
Don Bosco
Offener Betrieb 18 26 14 25 20 20 10 22 20 15 20
Bildung 4 2 2 15 2 1 0 1 0 5
Beratung 9 3 fw. 3 5 2 5 5 0 15
Projekte 6 2,5 P 11 5 5 30 2 5 3 2
Outdoor 1 4,5 P 11 P 12 2 0 0 4 0 2
Stadtteil 0 0 0 15 3 0 1 0 0 0
Sport 1 10 0 25 2 0 1 15 1 P 13
Jugendkultur 2 6 2 12 2 31 1 0 1 P 13
Interkulturell 4 1 0 0 0 0 0 0 0 P 14
Abkürzungen in der Tabelle: fw. = fallweise; P = projektbezogen; nicht auf wochenaufwand berechenbar
10 geplant, abhängig von personellen Ressourcen für Jugendarbeit
11 wochenend- und Zeltaktionen, etwa 30 Tage im Jahr
12 zweimal jährlich
13 nicht wöchentlich aber regelmäßig, eingebunden in Freizeit- und Out-Door-Projekte
14 Teil der Jugendcafé-Angebote, zeitlich nicht festzulegen
Echo
Explosiv
Funtastic
Grünanger
Umleitung
YAP

Zielgruppenspezifische Angebote,
in durchschnittlichem Stundenaufwand pro Woche
Zielgruppen
Diabolo
Dietrichs-
Keusch´n
Domino
Zielgruppenspezifische Aktivitäten finden sich in den
Grazer OJA-Einrichtungen eher nur in tenden ziell
bescheidenem umfang. Das betrifft insbesondere
Angebote für Mädchen und Burschen, somit den Ange-
botsbereich der geschlechtssensiblen Jugendarbeit.
Don Bosco
Mädchen 5 4 k.A. 3 3 0 15 4 2 1 16
Burschen 1 4 k.A. 3 4 ja 4 k.A. k.A.
Kinder 5 0 2 2 0 nein 5 k.A. k.A. P 17
Ältere Jugendl. 10 k.A. 12 12 0 ja lfd. k.A. k.A.
Andere k.A. k.A. F 18 I 19 0 k.A. k.A. k.A. k.A.
15 geplant, erst bei entsprechender Personalausstattung für Jugendarbeit realisierbar
16 workshops speziell für Mädchen
17 im Rahmen von diversen Projekten, nicht auf wochenaufwand umlegbar
18 tw. Flüchtlinge
19 Inter-Gender-Arbeit
Echo
Explosiv
Funtastic
Grünanger
Umleitung
YAP
Offensichtlich wird die Angebotspalette allem voran
von der Gruppe der (regelmäßigen) BesucherInnen
dominiert, so dass für die Planung, umsetzung und/
oder Gestaltung von zielgruppenspezifischen Angebotsstrukturen
tendenziell wenig Raum bleibt.
Themenspezifische Angebote,
durchschnittlicher Stundenaufwand pro Woche
ThemenschwerpunkteDiabolo
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 44 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 45 -
Dietrichs-
Keusch´n
Domino
Don Bosco
Beteiligung 3 5 ja 4 4 ja 1 5 k.A. k.A.
Soziale
Gruppenarbeit
Echo
2 20 ja B 2 ja k.A. k.A. 1 2 20
Nach-/Lernhilfe 2 0 nein 13 0 nein ja 2 k.A. 4
Coaching 3 3 nein B 5 ja ja 2 B 15
Andere k.A. k.A. P 21 B k.A. P 22 k.A. k.A. k.A. k.A.
Anmerkungen: P = projektspezifisch, B = bei Bedarf; k.A. = keine Angaben zu Angebot oder Aufwand
20 Gesprächsrunden zu diversen Themen, oft spontan im Offenen Betrieb
21 Miteinander leben, religiöse Angebote
22 Empowerment, Präventionsarbeit
Die Verteilung der regelmäßigen Aufwände der
OJA nach themenspezifischen Gesichtspunkten
unterstreicht die hohe Bedeutung, die den über die
reine Freizeitaktivität hinausreichenden ergänzenden
Angeboten in der alltäglichen OJA beigemessen wird.
Das betrifft gleichermaßen Beteiligungsangebote,
Explosiv
Funtastic
Grünanger
Umleitung
YAP
soziale Gruppenarbeit sowie Einzelfallhilfe /
Coaching.
Lediglich der Angebotsbereich der Lern- bzw.
Nachhilfe fällt in seiner Bedeutung demgegenüber
deutlich zurück.

V.6. Software‘ –
Haltungen, Zielsetzungen,
Leitbilder und Konzepte
Im nachstehenden tabellarischen Überblick sind die
zentralen Aussagen der OJA-Einrichtungen bezüglich
ihres Selbstverständnisses, ihrer Zielsetzungen und
grundsätzlichen Haltungen / Prinzipien den jeweiligen
Angebotsschwerpunkten gegenüber gestellt. In
den wesentlichen Orientierungen werden dabei über
weite Strecken Übereinstimmungen zwischen den
OJA-Einrichtungen in Graz deutlich, die sich demgemäß
auch in den Angebotsschwerpunkten spiegeln.
Leitsätze und Leitbilder der OJA-Einrichtungen
JUZ
Freiräume, Begegnung und Kommunikation mit Kindern
und Jugendlichen in ihrer ganz spezifischen Kreativität
und mit ihren je individuellen Bedürfnislagen
stehen demnach im Mittelpunkt und werden gezielt
mit sportlichen und sozialen, geschlechts spezifischen
und integrativen Angeboten ergänzt.
Selbstverständnis Zielsetzungen Prinzipien /
Haltungen
Diabolo parteiunabhängig,
überkonfessionell,
selbstverwaltet – mit
sozialpädagogischem
Ansatz
Dietrichs-
Keusch´n
selbstverwaltet und gemeinnützig;überparteilich
und konfessionslos;
Arbeit nach demokratischen
Prinzipien
Domino alle Menschen – ohne
unterschied nach Herkunft,
Rolle, Geschlecht,
Religion – einladen
und gleichberechtigt
behandeln
Don Bosco offen – ohne unterschied
von Staats- und
Volkszugehörigkeit,
Religion, Geschlecht
und politischer Überzeugung
Echo konstruktive und
sinnvolle Nutzung der
Freizeit ermöglichen
Freiräume für Jugendliche
schaffen und erhalten;
soziale, kulturelle
und politische Lebens- /
Erfahrungsbereiche von
Jgdl. erweitern
wir bieten Freiräume
(nicht nur auf Räumlichkeiten
beschränkt)
Frohe Botschaft erlebbar
machen.
Gesellschaftspolitische
Reflexion und Engagement
fördern.
Ein wesentliches Ziel
ist die Hinführung zu
einem Leben als verantwortungsbewusste
freie
und entscheidungsfähige
Menschen nach humanen
und christlichen
Grundwerten
Entwicklung von persönlichen
Perspektiven
und das Bewusstsein
für die wichtigkeit von
Schul- und Ausbildung
fördern; Stärken der
eigenen Fähigkeiten
In einzelnen Einrichtungen kommen darüber hinaus
einrichtungsspezifische Schwerpunktsetzungen zum
Tragen, etwa Selbstverwaltung und Jugendkultur im
Fall des Explosiv, soziale Arbeit und Gruppenarbeit
im YAP, Integration im Echo, ohne dass damit jedoch
der durchgängige Tenor des Bemühens um Bedürfnisorientierung
in Frage gestellt wäre.
Freiwilligkeit
Anonymität -
Vertraulichkeit
Parteilichkeit
partnerschaftlich
wir sind eine Alternative
zu Lokal und Straße.
Nicht gewinnorientiert
und ohne Konsumzwang
kritische, liebevolle,
widerständige PartnerInnen
sein
wegbegleiter bei Suche
nach dem Sinn des
Lebens.
Aktivitäten und Projekte
orientieren sich an
der gesellschaftlichen
Situation der jungen
Menschen und an deren
persönlichen Interessen
Förderung eines
positiven politischen
Bewusstseins
Angebotsschwerpunkte
Räume und personelle
unterstützung für
Aktivitäten im Freizeit-,
Kultur-, Sozial- und
Bildungsbereich sowie
Information und
Beratung bei Problemen
verschiedener Art
wir sind AnsprechpartnerInnen
sowie BegleiterInnen
und bieten ein
umfeld für Beziehungsarbeit
junge Menschen ernst
nehmen, ihnen Raum
bieten
Don Bosco bietet
Kindern und Jugendlichen
in ihrer Freizeit
Erfahrungs-, Begegnungs-
und Spielräume,
unterstützt sie in ihrer
sozialen Integration und
fördert ihre Beziehungsfähigkeit
Geschlechtssensible /
-spezifische Jugendarbeit.
Integration in die Mehrheitsgesellschaft
Gewaltprävention
Fortsetzung der Tabelle: Leitsätze und Leitbilder der OJA-Einrichtungen
JUZ
Selbstverständnis Zielsetzungen Prinzipien /
Haltungen
Explosiv wir wollen ein
Ort der direkten
Begegnung und
Praxis ohne Schwellen
zugunsten kultureller
Teilöffentlichkeiten
sein, eine ‚Bühne‘
jugend kultureller
Kommunikation und
Stilbildung, Kreativität
und Kunst
Funtastic Alle Jugendlichen zwischen
12 und 25 Jahren
sind willkommen.
Erwachsene MitarbeiterInnen
dienen mit
ihrem Verhalten als
gute Vorbilder für die
Jugendlichen.
Grünanger den Jugendlichen
in diesem sozial
benachteiligten Gebiet
unterstützung zur
Bewältigung ihres
Alltages anbieten
Umleitung Jugendlichen die
Möglichkeit geben,
Freizeit zu verbringen
und soziale Kontakte zu
verbessern
YAP Mit zahlreichen Angeboten
in den sich
ergänzenden Bereichen
Jugendcafé, Freizeit
und soziale Arbeit kann
das professionell ausgebildete
Team flexibel
und individuell auf die
Bedürfnisse der Jugendlichen
eingehen.
unsere Kernaufgabe
liegt in der Jugend-
Präventionsarbeit und
Jugendpartizipation
unter Zuhilfenahme
jugendkultureller,
szenenspezifischer
Kenntnis
Es gilt, den Einzelnen die
größtmögliche Freiheit
bei der Gestaltung ihrer
Freizeit im Jugend treff
einzuräumen. Für den
Aufenthalt im Jugendtreff
wurden gemeinsam
Regeln vereinbart,
die von allen eingehalten
werden müssen.
den Jugendlichen
zeigen, dass sie
auch ohne Gewalt,
Kriminalität, Drogen
und Alkohol ihre freie
Zeit am Nachmittag
sinnvoll nützen können
Toleranz unter Jugendlichen
fördern. Gewalt,
Drogenkonsum und
Rassismus vorbeugen.
Raumangebot und
Ausstattung sollen
den Bedürfnissen der
Jugendl. entsprechen,
werden laufend mit den
Jugendlichen evaluiert.
Die Jugendlichen können,
in einem von ihnen
gewählten Rahmen,
umfang und Tempo
eine Vertrauensbasis
zum Team der Einrichtung
entwickeln.
Aktive Einbindung
von Jugendlichen in
Planung und Durchführung
szenenrelevanter
Veranstaltungen. Durch
unsere Art, mit ihnen
zu arbeiten, lernen
die Jugendlichen vor
allem: Teamfähigkeit,
Entscheidungskompetenz,
Selbstbewusstsein,
Toleranz, Konfliktmanagement,
Genauigkeit
und Verantwortung
Der Zugang zum
Jugendtreff ist nicht an
Bedingungen geknüpft.
Partizipation wird als
selbstverständliche
Arbeitsweise in allen
Belangen praktiziert.
für das Gelingen der
Präventionsarbeit
ist funktionierende
Zusammenarbeit, Informationstransfer
und
Vernetzung zwischen allen
beteiligten Institutionen
und Einrichtungen
notwendig: Jugend-
und Drogenarbeit,
Therapieeinrichtungen,
Schule, Sozialhilfe, AMS,
Exekutive, Justiz etc.
offen
freiwillig
anonym
verschwiegen
partizipativ
Der Kontakt zu den
Jugendlichen wird von
den MitarbeiterInnen
mit Einfühlungsvermögen
und wertschätzung
gesucht
Angebotsschwerpunkte
Jugendkulturelle
/ szenespezifische
Veranstaltungen
wie Konzerte,
Projekte, workshops,
Jugendaustausch
umgang mit den
Jugendlichen ist
aufgebaut auf
Beziehungsarbeit,
geprägt durch
gegenseitigen Respekt,
Toleranz, Loyalität,
Akzeptanz.
Über Sport, Spiel, Spaß
und Kommunikation
neue wege in der Freizeitgestaltung
von Jgdl.
gehen
Ein wichtiger Schwerpunkt
ist Beziehungsarbeit.
Ein weiterer
Schwerpunkt liegt auf
der geschlechtsspezifischen
Jugendarbeit.
Neben allgemeinen Projekten
werden gezielte
Projekte für Mädchen
und Jungs angeboten.
Jugendcafé mit reicher
Palette an Angeboten:
Freizeit – Ausflüge, Projekte,
sportliche Aktivitäten
und Partys, aber
auch workshops und
Info-Veranstaltungen.
Soziale Arbeit – Information,
Beratung,
Betreuung und unterstützung
in schwierigen
Lebenslagen
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 46 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 47 -

PARTIZIPATION IN DER OJA
STEHT IN DER TR ADITION
AuTONOMER JuGENDARBEIT uND
GEwäHRLEISTET DEN JuGENDLICHEN
RECHTE, RESSOuRCEN uND
GESTALTuNGSSPIELRäuME.
JuGENDSOZIAL ARBEIT IM OFFENEN
HANDLuNGSFELD DER OJA IST AKTIVES
SCHNITTSTELLENMANAGEMENT.

VI.
Beobachtungen und
Teilergebnisse aus dem
Leitbildprozess,
Empfehlungen für
die weiterführende
Diskussion
Die detaillierte Diskussion in den dem Prozess der Leitbildformulierung
zugrundeliegenden workshops mit
den MitarbeiterInnen der OJA (Verzeichnis der TeilnehmerInnen
ist im Teil VII zu finden) hat in einzelnen
wichtigen Fragestellungen z.T. gravierende unterschiede
deutlich gemacht, wie sie aufgrund der eher
übereinstimmenden Kern- und Leitsätze der Einrichtungen
in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten gewesen
wären. Das betrifft etwa die Zielgruppen, die
Einbindung in das sozialräumlich relevante umfeld,
die Partizipation und Mitwirkung der jugendlichen
BesucherInnen an der Ausgestaltung und umsetzung
der Angebote etc.
Ich halte diese – durchgängig konstruktiv geführten
– Kontroversen für zu bedeutend, um diese in den
Schubläden der teilnehmenden Einrichtungen
verschwinden zu lassen, weshalb ich einzelne
Passagen im Folgenden auszugsweise wiedergebe,
in der Hoffnung, dass damit die Grundlage für eine
– wie ich meine: überfällige – weitere Bearbeitung
dieser Themenstellungen gesichert werden kann.
Zielgruppen in der OJA
Die Einrichtungen der OJA in Graz unterscheiden sich
hinsichtlich ihrer Zielgruppen und ihres Einzugsbereichs.
Überwiegend werden sie bevorzugt von Jugendlichen
aus dem näheren umfeld frequentiert. Das betrifft
vor allem jene Einrichtungen mit einem eher jüngeren
Zielpublikum wie wIKI / Grünanger und YAP. Auch
im FuNTASTIC sowie im DIABOLO besteht das Stamm-
publikum eher aus jüngeren BesucherInnen aus dem
umliegenden Stadtteil bzw. den benachbarten Bezirken.
Demgegenüber zeigt sich im ECHO eine
differenziertere BesucherInnenstruktur. während
die jüngeren NutzerInnen vorwiegend aus dem
umliegenden Schulbezirk kommen, streuen die
älteren BesucherInnen hinsichtlich ihres wohnortes
breiter aus.
Das Angebot des DON BOSCO wird großteils von
Jugendlichen aus dem näheren umfeld genutzt;
einige BesucherInnen nehmen jedoch auch größere
Anfahrtswege in Kauf (‚Aussi-Reißer‘).
Anders sieht der Einzugsbereich in den Jugendhäu-
sern KEuSCH’N sowie ExPLOSIV aus. So deckt die
KEuSCH’N den Einzugsbereich der Stadt Graz ab; eini-
ge wenige kommen aus Graz umgebung. Noch weiter
ist der Einzugsbereich im ExPLOSIV abgesteckt. Die
Bandmitglieder kommen tendenziell aus der ganzen
Steiermark; allerdings ist beim Publikum von Musikveranstaltungen
festzustellen, dass dieses eher aus
Graz und Graz-umgebung einpendelt.
Offene Jugendarbeit
und interkulturelle Arbeit
Ausgangssituation für eine Kleingruppenarbeit war
die Feststellung, dass in (einigen) Jugendzentren ein
hoher Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund
zum Stammpublikum zählt. Interkulturelle
Arbeit ist von daher ein Muss! Es geht gar nicht anders,
u.a. deshalb, weil für viele Jugendliche mit Migrationshintergrund
die Offene Jugendarbeit soziale
Räume sowie JugendarbeiterInnen bereit stellt, die
für sie von großer Bedeutung sind. Auffällig ist in diesem
Zusammenhang, dass Jugendliche mit (halbwegs)
gesicherter Existenzgrundlage und mit eigenem Einkommen
etc. sich relativ kurzfristig andere Begegnungsräume
suchen, ihre spezifischen Sozialräume
neu organisieren und von der OJA fernbleiben.
In der OJA finden sie Angebote und Begegnungsräume
vor, die sie zuhause eben nicht haben. Das betrifft
allem voran auch die Modellfunktion von Jugend-
arbeiterInnen, insbesondere wenn diese selbst
Migrationshintergrund bzw. persönliche Erfahrung
mit der Mühe um die Integration haben und / oder
ihre Sprache sprechen.
OJA eröffnet für Jugendliche mit Migrationshinter-
grund Bildungsperspektiven sowie soziale Erfahrungs-
räume, in denen sowohl den Einflüssen des Elternhau-
ses als auch der Peer Group ein reflexiver Background
gegenüber gestellt werden kann / soll. Das betrifft
etwa Fragestellungen auf der persönlichen Ebene
wie Geschlechtsrollenentwicklung und umgang mit
dem anderen Geschlecht, aber auch so lebensweltlich
relevante Entwicklungsaufgaben wie die wahl
von Bildungswegen und ib. der Berufsbildung. Erfahrungsgemäß
ist ein hohes Ausmaß an motivierendem
Einfluss nötig, um z.B. hinsichtlich der beruflichen Bildungsperspektiven
der tendenziell niedrigen / fehlenden
Frustrationstoleranz und / oder der verbreiteten
Perspektivenlosigkeit entgegen zu wirken.
Beobachtung: In der Praxis der OJA kommt dem
interkulturellen Austausch eher nur wenig Bedeutung
zu. Die vielfach gepflegten interkulturellen Feste, die
Informationen über fremde Bräuche und Küche etc.
interessieren die Jugendlichen erfahrungsgemäß nicht!
Interkultur lässt sich eben nicht von oben verordnen.
Stattdessen kann beobachtet werden, dass Interkultur
z.B. im Kontext der Peer Groups, im gemeinsamen
Hobby und der gemeinsamen Jugendkultur ganz
einfach und ohne großen Aufwand passiert. Als
bedeutsam hat sich dafür die Jugendmode HIP
HOP mit den unterschiedlichen Betätigungsfeldern
Breakdance, Rap sowie den entsprechenden Moden
(Kleidung, Musik, Tanz) herausgestellt. Hier mischen
sich die ethnischen Gruppen; Rap gibt es in so gut
wie allen Sprachen und die sprachliche / kulturelle
Herkunft der Gruppenmitglieder spielt dann eher
keine Rolle.
Beobachtung: Fehlendes Selbstvertrauen, geringer
Selbstwert etc. bei den einzelnen Jugendlichen mit
Migrationshintergrund verhindern eine Öffnung gegenüber
Jugendlichen mit anderem kulturellem Hintergrund.
Tendenziell bleiben diese Jugendlichen in
ihrer ethnisch homogenen untergruppe. Z.T. braucht
es viel Motivation durch die JugendarbeiterInnen,
lange Vorlaufzeiten und gezielten Abbau von Hürden,
damit diese ethnisch und sozioökonomisch homogenen
Gruppen sich öffnen können.
Die großen unterschiede zwischen den einzelnen
(ethnischen) Besuchergruppen in sozioökonomischer
Hinsicht stellen eine große Hürde für interkulturelle
Angebote dar. wenn aber diese Angebote nicht gesetzt
werden bzw. nicht gelingen, dann kann es zur
Entwicklung respektive Verstärkung des Rückzugs
in Parallelwelten kommen. Von zentraler Bedeutung
erscheint dabei die Frage der sprachlichen Kompetenz.
So lässt sich in der Praxis beobachten, dass gute
Sprachkenntnisse auch die Bereitschaft zur Öffnung
und kulturellen Mischung unterstützen. Demgegenüber
engen eingeschränkte sprachliche Kompetenzen
die Bereitschaft für Öffnung und ethnische Mischung
wesentlich ein.
Praxisfeststellung: Ein spezieller Problembereich wird
hinsichtlich der Mädchen mit muslimischem Hinter-
grund geortet, die z.T. in jungen Jahren (zwangs-)ver-
heiratet werden und in der Folge vehement aus den
sozialen Bezügen der Jugendarbeit ausgeschlossen
sind. Der quasi normale Ablauf ist dann, dass türkische
Jungs die türkischen Mädchen aus der OJA aktiv
vertreiben (bereits vor der Heirat), etwa ab dem Alter
von 14 – 15 Jahren gibt es keine türkischen Mädchen
mehr im Jugendhaus.
Auf Perspektive stellen sich mithin folgende Fragen:
• Welche Angebote gibt es für ältere türkische Mädchen
/ junge Frauen?
• Funktioniert eine Einbindung dieser Zielgruppe nur
im schulischen (Pflicht)Kontext?
• Wie kann es hinausreichender Jugendarbeit (im
Sozial raum, in den Parks und Grünanlagen, in den
wohnsiedlungen etc.) gelingen, diese ausgegrenz-
ten jungen Frauen zu erreichen?
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 50 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 51 -

Sozialräumliche Orientierung und Einbindung
in das institutionelle Umfeld
Im Mittelpunkt der Diskussion zur Frage, was die
Perspektive der Sozialraumorientierung für die Offene
Jugend arbeit bedeutet, standen Überlegungen, ob
und inwieweit die OJA Funktionen und Aufgaben im
Kontext der sozialräumlichen Entwicklung übernehmen
kann bzw. mehr / minder systematisch wahrnimmt.
Mitwirkung an der Sozialraumorientierung sowie
Übernahme der zentralen Leitlinien und Grundsätze
kann in diesem Sinne heißen:
• Bedürfnisse im Stadtteil wahrzunehmen,
• Projektideen aufzugreifen,
• Angebote der Kooperation zu nutzen und
• Angebotsstrukturen bereichsübergreifend zu koordinieren.
• Eine Intensivierung der bereichsübergreifenden
Kommunikation zwischen den verschiedenen Angebotsbereichen
erscheint auch für die OJA von
Nutzen, insbesondere vor dem Hintergrund der
Praxiserfahrungen, dass es nur eingeschränkt möglich
ist, die wahrgenommenen Bedürfnisse auch
tatsächlich aus den eigenen Ressourcen und Angebotsstrukturen
heraus abzudecken.
Das betrifft vor allem den großen Bedarf der jugendlichen
BesucherInnen nach professioneller Beratung,
der von allen Einrichtungen (zunehmend?) beobachtet
wird. Das macht es notwendig, hinzuhören und
mit konkreten Hilfestellungen zu reagieren. Allem
voran wird dabei jedoch beobachtbar:
• die Ressourcen, bedarfsdeckende Angebote zu realisieren,
sind sehr begrenzt
• Zugänge zu Beratungsangeboten erfordern Vertrauen
und Beziehung
• zugleich ist es jedoch nur eingeschränkt möglich,
die Problembearbeitung zu delegieren – ohne Begleitung
kommen die Jugendlichen vielfach nicht
zu den kontaktierten Stellen und die Bearbeitung
muss dann vielfach erst wieder auf der Grundlage
der vorhandenen Vertrauensverhältnisse ausgeführt
werden
• Beratung, Begleitung und Problembearbeitung
block ieren einen großen Teil der vorhandenen Per-
sonalressourcen.
Sozialraumorientierung in der Offenen Kinder- und
Jugendarbeit könnte demnach beinhalten:
Offene Jugendarbeit versteht sich als integrativer
und integrierender Teil der Stadtteilkultur und -infrastruktur.
Sie wirkt hinausreichend (ob sie das will oder
nicht) entweder:
• direkt über Jugendliche und deren Eltern sowie
• über die Mitwirkung bei lokalen stadtteilbezogenen
Initiativen und Aktivitäten
• aktiv durch sichtbare / Zeichen setzende oder Spuren
legende Aktionen und Initiativen
• indirekte Wirkung im Wege der unterschiedlichen
Kontaktpersonen aus dem Stadtteil (z.B. SozialarbeiterInnen)
als Sickereffekt.
Ergänzend dazu kommen noch mehr / minder aktiv
beworbene Angebote an die BewohnerInnen / Initiativen
im Stadtteil, die Infrastruktur im JuZ zu nützen
– z.B.: Vermietung von Räumen, gemeinsame Veranstaltungen
mit Initiativgruppen aus dem Stadtteil,
sportliche Events etc.
OJA – im Spannungsfeld zwischen
Jugendfreizeit und Jugendsozialarbeit
Übereinstimmend wird festgehalten, dass Offene
Jugendarbeit ohne Jugendsozialarbeit keinesfalls
auskommt. Aus dem niederschwelligen Kontakt
zu den Jugendlichen entstehen Beziehungen und
konkrete / mehr oder weniger dringende Bedürfnisse
werden sichtbar bzw. von den Jugendlichen direkt
angesprochen, Rat und Hilfe eingefordert. Ob und
in welchem Ausmaß dann auf diese spezifischen
Bedürfnisse reagiert werden kann, ist wesentlich
abhängig von Ressourcen, Ressourcen-Knowhow und
Qualifikation der JugendarbeiterInnen.
Erfahrungsgemäß ist das Themenspektrum, in dem
sich die unterstützungsanforderungen der Jugendlichen
bewegen, sehr breit. Das reicht von familiären
und schulischen Fragen bis hin zu psychosozialen
oder rechtlichen Problemlagen. um nun sicherstellen
zu können, dass unabhängig von den thematischen
/ inhaltlichen Anforderungen an die Jugendarbeit in
jedem Fall ein Einstieg in eine adäquate Bearbeitung
und Hilfestellung gelingen kann, ist neben einem
breit gefächerten Grundwissen, das im Team gewährleistet
sein muss, insbesondere eine gute Vernetzung
und Einbindung in das umliegende Hilfenetzwerk
(= Vernetzung im Sozialraum) erforderlich. In jedem
Fall ist ein aktives Schnittstellenmanagement gefragt,
um einerseits Zugangsschwellen abbauen und andererseits
kurze wege in Kommunikation und einzelfallbezogener
sowie einzelfallübergreifender Kooperation
realisieren zu können.
In Frage steht damit:
• Wie viele Ressourcen und welche inhaltlichen Kom-
petenzen sollen innerhalb der Einrichtung / im Team
dafür bereit gestellt werden?
• Welche Ressourcen und inhaltliche Kompetenzen
gibt es bei externen NetzwerkpartnerInnen, die bei
Bedarf für die Anliegen der jugendlichen Besucher-
Innen einbezogen werden können?
• Was kostet die Einbeziehung von externen ProfessionistInnen,
z.B. RechtsberaterInnen, Schwerpunkt:
Fremdenrecht; StreetworkerInnen; Suchthelfer-
Innen; SchuldenberaterInnen etc.?
Von besonderer Bedeutung erscheint es in diesem Zusammenhang
auch, wie transparent und offen die Bearbeitung
von je individuellen Problemlagen gehalten
werden kann, um so auch die Gruppe der Besucher-
Innen aktiv einbeziehen und die unterstützungsressourcen
und -kompetenzen der Jugendlichen selbst
für die Bewältigung von Problemlagen und / oder kritischen
Lebensphasen einsetzen zu können. Der Übergang
von der offenen Problembearbeitung hin zur
Methode der sozialen Gruppenarbeit muss dabei fließend
gehalten und gemeinsam mit den Jugendlichen
aktiv aufgegriffen werden, um nicht in der Fokusfalle
der problem- und defizitzentrierten Einzelfallarbeit
hängen zu bleiben.
Gleichermaßen gilt es z.B. die Frage zu beantworten,
wie viele ErziehungshelferInnen im Sozialraum aktiv
sind und wie die Schnittstelle zwischen OJA und
Erziehungshilfe gestaltet werden kann. Strukturelle
Grundlagen für die Kooperation zwischen diesen Angebotsbereichen
können etwa sein:
• Nutzung von Räumen in den Jugendzentren und
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 52 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 53 -
Treffs
• Nutzung der Kontaktchancen in der OJA
• Austausch und Kooperation im erweiterten Team
der OJA
• gemeinsame und abgestimmte Angebotsentwicklung
– in Hinblick auf gruppenbezogene Angebote
zur einzelfallübergreifend angelegten Problembearbeitung
(z.B. umgang mit Geld)
Eine detaillierte Dokumentation, gezielte Angebotsentwicklung
und Öffentlichkeitsarbeit sind in jedem
Fall unverzichtbare Grundlagen für die bereichsübergreifende
Anbindung der OJA an die soziale Infrastruktur
im Sozialraum.
Partizipation und (unentgeltliches)
Engagement der BesucherInnen
In der Einschätzung einer Kleingruppe finden die
Jugendlichen in der OJA vielfältige Möglichkeiten und
Angebote vor, ihre Ideen und wünsche zu artikulieren
und zur Diskussion zu stellen. Den JugendarbeiterInnen
kommt dabei wesentlich die Aufgabe zu, die Chancen
der Realisierbarkeit zu überprüfen und mit Blick auf
mögliche Auswirkungen auf Zielgruppe, Ressourcen
etc. eine Entscheidung über Berücksichtigung dieser
wünsche / Ideen etc. sowie umsetzung derselben
im laufenden Programm vorzubereiten. Die Letztentscheidung
liegt demnach beim Träger respektive
im Rahmen der vom Träger abgesteckten Befugnisse
der JugendarbeiterInnen.
Insgesamt gesehen kommt die Arbeitsgruppe zu einer
positiven Einschätzung: „Es ist viel drinnen!“ und
verweist z.B. auf die Mitwirkung der Jugendlichen bei
der Er- bzw. Überarbeitung der Regeln. Strukturelle
und tendenziell substanzielle Ebenen bleiben ihrer
Einschätzung nach jedoch aus dem Mitwirkungsbereich
ausgeklammert. In diesem Sinne verstehen
sie sich eher als DienstleisterInnen für die Jugendlichen
und nur eingeschränkt als PartnerInnen. Dies

führen sie wesentlich auf die Vorgaben der Träger der
Jugendhäuser zurück, die damit gewissermaßen auch
den Rahmen für die Mitwirkungsangebote an die
Jugendlichen abstecken.
In der anschließenden offenen Diskussion wird dieses
Partizipationsmodell als hierarchisch und der Tendenz
nach obrigkeitlich (wohlwollende Autorität) kritisiert.
Demnach hätten die Jugendlichen zwar die Möglichkeit,
ihre Ideen einzubringen, tatsächlich jedoch nur
sehr eingeschränkt was zu sagen und mitzuentscheiden.
Entscheidungen wären unter diesen Vorzeichen
dann die Aufgabe von JugendarbeiterInnen bzw.
überhaupt der Träger. Dem wird als idealtypischer Zugang
eine Strategie gegenübergestellt, wonach Bedarfsanmeldungen
von Jugendlichen konsequent mit
der Einladung beantwortet werden: wer macht’s? &
was kann ich als JugendarbeiterIn dazu beitragen?
Ziel (und Aufgabe der OJA) sollte dabei sein, die Mitbestimmungsmöglichkeiten
transparent zu gestalten.
Partizipation braucht Rechte, Ressourcen und Spielräume
zur Gestaltung:
• einladen zur Mitwirkung
• Ressourcen zuteilen
• Bereiche für Partizipation klar abstecken und transparent
gestalten
• gemeinsam mit den Jugendlichen den Weg von
der objektiven Jugendarbeit (für die Jugendlichen
da zu sein) hin zur subjektiven Jugendarbeit gehen
(gemeinsam mit den Jugendlichen umsetzen und
realisieren, was sie sich wünschen)
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 54 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 55 -

DIE JuGENDLICHEN SIND DAS
KREATIVPOTENZIAL uNSERER
GESELLSCHAFT.
OFFENE JuGENDARBEIT IST
PROFESSIONELL uND OFFEN
FÜR DIE MITARBEIT VON
QuEREINSTEIGERINNEN.

VII.
TeilnehmerInnen am
Leitbildprozess
Amt für Familie und Jugend
der Stadt Graz
wolfgang Gruber und Cornelius Gmeiner
www.jugend.graz.at
Steirischer Dachverband
der Offenen Jugendarbeit
Florian Arlt und Klaus Gregorz
www.dv-jugend.at
Moderation und Berichtlegung
Helix OEG: Heinz Schoibl
www.helixaustria.com
Offene Jugendarbeit
Diabolo:
Karina Jankovits
www.grazer-jugendzentren.at
Domino:
Sylvia Fiechtl
www.domino.ejhk.org
Don Bosco:
Egmar Kollik und Markus Tschiggerl
www.juz-donbosco.at
Dietrichskeusch’n:
Martin Rettenbacher und Lisa Bauer
www.dietrichskeuschn.com/
Echo; Verein JUKUS:
Ali Özbas
www.jukus.at/echo
Explosiv:
Rene Molnar
www.explosiv.at
Funtastic:
Raini Lackner
www.funtastic.cc
Umleitung:
Elisabeth Korp
www.umleitung.biz
WIKI / Grünanger:
Harald Kühschweiger und Esther Edelbauer
www.wiki.at
YAP:
Chris Magerl und Prisca Koller
www.graz.at/cms/ziel/964537/DE
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 58 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 59 -

NICHTS ÜBER DIE JuGEND
OHNE DIE JuGENDLICHEN.
ZENTR ALE AuFGABE KOMMuNALER
JuGENDARBEIT uND JuGENDPOLITIK
IST DIE GEwäHRLEISTuNG
GANZHEITLICHER ANGEBOTE
FÜR DIE JuGEND.

VIII. Leitsätze für die
Offene Jugendarbeit in Graz
Im Zentrum der Offenen Jugendarbeit stehen die
jungen Menschen als Subjekte ihrer Lebenswelt.
•
Die Basis Offener Jugendarbeit ist
Beziehungsarbeit mit Respekt.
•
Vielfalt stellt ein hohes Ziel dar und wird von den
Jugendlichen eingefordert und mitgetragen.
•
Offene Jugendarbeit wirkt sozialräumlich
•
Planmäßiges Handeln in der OJA dient der
Gleichbehandlung und baut Ausgrenzungen vor
•
In erster Linie zählt das, was von den
Jugendlichen kommt
•
Reflexive wertorientierung bildet die Grundlage
für die Angebotsentfaltung in der OJA
•
Die OJA unterstützt die Jugendlichen
durch ressourcen- und stärkenorientierte
Bildungsangebote
DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 62 - DVJ: Leitbild der Offenen Jugendarbeit in Graz, Juni 2009 - 63 -
•
Partizipation in der OJA steht in der Tradition
autonomer Jugendarbeit und gewährleistet
den Jugendlichen Rechte, Ressourcen und
Gestaltungsspielräume
•
Jugendsozialarbeit im offenen Handlungsfeld der
OJA ist aktives Schnittstellenmanagement
•
Die Jugendlichen sind das Kreativpotenzial
unserer Gesellschaft
•
Offene Jugendarbeit ist professionell und offen
für die Mitarbeit von QuereinsteigerInnen
•
Nichts über die Jugend ohne die Jugendlichen
•
Zentrale Aufgabe kommunaler Jugendarbeit
und Jugendpolitik ist die Gewährleistung
ganzheitlicher Angebote für die Jugend

08/2009 Gestaltung: www.rinnerhofer.at. Bilder: wIKI-Grünanger, Jungwirth, Fischer, DVOJA; Druck: MBE, Reitschulgasse 27, 8010 Graz
Steirischer Dachverband der Offenen Jugendarbeit
Schönaugürtel 53, 8010 Graz
Tel./Fax. + 43 (0) 316 / 71 88 42
office@dv-jugend.at · www.dv-jugend.at
ZVR-Nr: 531839399
Gefördert vom Land Steiermark
Jugend und Familie