69TUI_01.01.2009.pdf - LiM - Universität Bremen
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Die TUI revolutioniert<br />
ihre Budgetplanung<br />
Autorin: Vera Hermes Foto: Karsten Koch<br />
Marketingmanager verzichten zugunsten<br />
anderer Ressorts freiwillig<br />
auf Budget. Kleine Marken erhalten<br />
zulasten der großen Marken viel<br />
höhere Etats. Siebenstellige Summen<br />
sind umgeschichtet. Kurzum: Die<br />
TUI Deutschland hat ihre Marketingbudgetierung<br />
professionalisiert.<br />
Bis Mitte 2008 verteilte die TUI ihr Marketinggeld auf<br />
Marken und Instrumente wie nahezu alle deutschen Unternehmen:<br />
orientiert am Vorjahr und dominiert von subjektiven<br />
Einschätzungen. Obwohl es um sehr viel Geld geht, ist die<br />
Budgetplanung in aller Regel ein bloßes Fortschreibungsverfahren.<br />
Das Thema Budgetierung wird enorm unterschätzt.<br />
Prof. Dr. Christoph Burmann vom Lehrstuhl für<br />
innovatives Markenmanagement an der Uni <strong>Bremen</strong> führt<br />
das darauf zurück, dass die Budgetierung innerhalb der BWL<br />
zwischen allen Disziplinen angesiedelt ist. So fühlen sich<br />
weder die Marketers noch die Unternehmensstrategen, noch<br />
die Profis aus dem Rechnungswesen so richtig dafür zuständig.<br />
Auch die Wissenschaft hielt sich mit Forschungen<br />
auf diesem Gebiet bislang eher vornehm zurück, galt ihr doch<br />
das schnöde Verteilen von Geld lange Zeit als intellektuell<br />
wenig anspruchsvoll.<br />
Aus der Praxis gibt es ebenfalls kaum Informationen zur<br />
Budgetierung, weil es dort ganz einfach läuft: Wer viel Budget<br />
hat, hat viel Macht. Das Geldverteilen ist in Unternehmen<br />
ein machtpolitisches Instrument. „Aus diesem Grunde wird<br />
das Budget heuristisch – auf gut Deutsch: über den Daumen<br />
und aus dem Bauch heraus – verteilt“, sagt Prof. Burmann.<br />
Er hofft darauf, dass die Finanzkrise wenigstens für eines<br />
gut ist: für ein steigendes Interesse an objektivierten Budgetierungsmodellen.<br />
Gemeinsam mit der Strategieberatung<br />
Keylens, deren Aufsichtsrat er ist, hat Prof. Burmann ein<br />
Budgetierungsmodell entwickelt. Dieses Modell ermittelt<br />
anhand des ReturnonMarketingInvestments, kurz ROMI,<br />
welche Investition im Marketing welche Kommunikationsrendite<br />
bringt.<br />
Besser verteilen! Das hat sich das Marketing der TUI auf die<br />
Fahnen geschrieben und sich Keylens und Prof. Burmann<br />
an die Seite geholt, um ein neues Budgetierungsmodell zu<br />
entwickeln. Dreh und Angelpunkt: der Wertschöpfungsbeitrag.<br />
„Wir wollten für die Zukunft eine Budgetierung,<br />
die sich am Beitrag einer Marke oder Submarke zum wirtschaftlichen<br />
Unternehmensergebnis orientiert. Konkret<br />
bedeutet das: Je höher der Grenzertrag – gemessen in EBITA<br />
(Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) – einer<br />
Marketingmaßnahme, desto mehr Budget können wir für<br />
die Marke beziehungsweise die Maßnahme bereitstellen“,<br />
erläutert Michael Lambertz, Direktor Konzernmarketing,<br />
Hauptinitiator und Projektverantwortlicher, das oberste<br />
Ziel des Budgetierungsprojekts. „Es ging uns nicht um die<br />
Adjustierung im Kleinen, wir wollten die neue Symphonie<br />
und damit eine strukturelle Umverteilung des Budgets.“<br />
Dazu mussten sich sämtliche Beteiligte zunächst einmal auf<br />
gemeinsame Erfolgskennziffern und operationalisierbare<br />
Ziele einigen. Und: Es galt zu ermitteln, wie hoch das Marketingbudget<br />
von TUI in Wirklichkeit ist. Nach der Erfahrung<br />
von Dr. Jörg Meurer, Managing Partner von Keylens, sind<br />
die tatsächlichen Marketingbudgets von Unternehmen in<br />
der Regel satte 50 Prozent höher als offiziell veranschlagt.<br />
Was daran liegt, dass Mittel für ProduktPR, Corporate<br />
Publishing, Vertriebsveranstaltungen, produktrelevante<br />
Messeauftritte, Events und vieles mehr häufig nicht dem<br />
Marketing zugeschlagen werden.<br />
Die Ausgangsfragen lauten also: Wie hoch ist das Marketingbudget?<br />
Wer hat es? Wofür wird es verwendet? „Das ist eine<br />
Kärrnerarbeit am Anfang, die dringend erforderlich ist, damit<br />
alle über das Gleiche reden“, sagt Dr. Jörg Meurer.<br />
Von dem ermittelten TUIGesamtmarketingbudget wurde<br />
dann im nächsten Schritt der Betrag abgerechnet, der für<br />
absatzwirtschaft 1/2009 31