27.04.2013 Aufrufe

Jahresbericht 2010 - Kinderschutz-Zentrum Berlin

Jahresbericht 2010 - Kinderschutz-Zentrum Berlin

Jahresbericht 2010 - Kinderschutz-Zentrum Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

die Kinder stark belastet sind. Sie brauchen in dieser Situation<br />

die Erfahrung, dass sie den Beschuldigungen nicht hilfl os ausgeliefert<br />

sind, so wie es zu Hause der Fall ist. Sie benötigen von der<br />

Beraterin/dem Berater ein Zeichen, dass sie sich für ihre Perspektive<br />

interessieren. Wir Berater sind gefordert, eine Brücke zu bauen<br />

zwischen den Bedürfnissen des Kindes nach Wertschätzung,<br />

Verständnis und Entlastung und dem Bedürfnis der Eltern nach<br />

Anerkennung und Unterstützung in ihrem Elternsein.<br />

Eltern und Kinder sollen mit Hilfe der Beraterin/des Beraters<br />

eine neue Basis entwickeln können. Eltern und Kinder verbindet<br />

in solchen Situationen die Annahme, nicht geliebt und anerkannt<br />

zu werden. Eltern erleben das oben geschilderte Verhalten ihrer<br />

Kinder als Beweis, dass diese nur provokant und ignorant sind.<br />

Kinder haben den Eindruck, sie sind unnütz, voller Fehler und<br />

nicht wert, geliebt zu werden. Solange diese Wahrnehmung nicht<br />

aufgelöst werden kann, ist kein Arbeiten am Konfl ikt zwischen<br />

Eltern und Kindern möglich.<br />

Ein erstes Ziel der Beratung ist daher, den Eltern zu ermöglichen,<br />

die Probleme aus der Perspektive des Kindes wahrzunehmen.<br />

Damit dies gelingen kann, brauchen Eltern und Kinder die<br />

Sicherheit, dass alle von Beratern geschätzt und akzeptiert werden.<br />

Manchmal ist es dafür sinnvoll, dass die Eltern zum ersten<br />

Gespräch allein kommen und auch den Kindern ein Gespräch allein<br />

mit dem Berater angeboten wird. So haben beide die Chance,<br />

unabhängig von einander Vertrauen zu den Beratungspersonen<br />

aufzubauen.<br />

Das nachfolgende Beispiel veranschaulicht die beschriebene<br />

wechselseitige Dynamik.<br />

Fallbeispiel<br />

Der achtjährige Max1 kommt mit seinen Eltern zum ersten<br />

Gespräch in die Beratungsstelle des <strong>Kinderschutz</strong>-<strong>Zentrum</strong>s.<br />

Max ha e in der Schule erzählt, sein Vater habe ihn mit<br />

einem Zollstock geschlagen. Die zuständige Sozialarbeiterin<br />

im Jugendamt, die von der Lehrerin verständigt worden war,<br />

ha e nach einem Krisengespräch mit den Eltern die Familie<br />

zu einer Beratung im <strong>Kinderschutz</strong>-<strong>Zentrum</strong> verpfl ichtet.<br />

Während der Vater ausführlich die Schläge rech er gt, sinkt<br />

Max immer mehr in sich zusammen. Es hat den Anschein,<br />

als ob er durch die Worte des Vaters noch mal geschlagen<br />

wird. Der Vater beschreibt seinen Sohn als faul und<br />

schlampig. Dass es zu den he igen Schlägen gekommen sei,<br />

habe sich Max selbst zuzuschreiben, er habe durch seine<br />

Schlamperei eine teure Jacke und Sportschuhe verloren.<br />

1 Name geändert<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!