Jahresbericht 2010 - Kinderschutz-Zentrum Berlin
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Kinder und Eltern, denen auf diese Weise geholfen wurden,<br />
sind sehr überrascht, erleichtert und dankbar. Das zeigt auch<br />
das folgende Beispiel:<br />
Schwimmkurs für den zehnjährigen Thomas<br />
Der zehnjährige Thomas kommt in die Kindertherapie wegen<br />
großer Ängstlichkeit, Gehänselt werden in der Schule und<br />
sehr wenig Selbstbewusstsein. Er passt sich den Wünschen<br />
seiner allein erziehenden Mu er so sehr an, dass er seine<br />
eigenen Bedürfnisse kaum wahrnimmt.<br />
Seine junge Mu er hat von früher Kindheit an ein Nierenleiden.<br />
Zeitweise war sie Dialysepa en n, und ging dreimal<br />
wöchentlich in die Klinik. Sie hat keine abgeschlossene Berufsausbildung<br />
und ist mit Ende Zwanzig bereits früh berentet.<br />
Zu ihrer Familie hat sie ein sehr angespanntes Verhältnis;<br />
ihr Bruder hat ihr nicht verziehen, dass sie als Kind immer<br />
alle Aufmerksamkeit der Mu er von ihm abgezogen hat, ihr<br />
Vater ha e sich getrennt und den Kontakt zu den Kindern<br />
abgebrochen. Frau S. nimmt die Hilfe ihrer Mu er nicht<br />
gern in Anspruch, muss aber manchmal darauf zurückgreifen.<br />
Thomas war immer wieder in verschiedenen Kurz-Pfl egestellen,<br />
wenn die Mu er in die Klinik musste, wechselte<br />
o zu Verwandten, und damit auch die Schule. Er hat viel<br />
versäumt, und hat auch nie das Schwimmen gelernt, wofür<br />
ihn die anderen Kinder jetzt hänseln.<br />
Der Junge hat die Angst der Mu er gespürt, wenn er Wünsche<br />
geäußert hat, wie z.B. ein Besuch im Freibad, und sich<br />
angepasst. Es bedur e vieler Gespräche mit seiner Mu er,<br />
bis sie verstand, dass Thomas ihr zuliebe auf vieles verzichtete<br />
und dies für seine Entwicklung hinderlich ist. Fr. S. ha e große<br />
Angst, ihren Sohn zu verlieren, wenn er eigene Wünsche entwickelt,<br />
und sprach darüber, dass er alles sei, was sie habe.<br />
Ohne ihn, so sagt sie, hä e sie schon längst aufgegeben.<br />
Ein Schwimmkurs für Thomas war für die Mu er eine fi nanzielle<br />
Belastung, die sie von ihrer kleinen Rente nicht tragen<br />
konnte. So haben wir zwei Kurse aus dem Fond bezahlt, die<br />
er erfolgreich abgeschlossen hat. Die Erfahrung, dass er Dinge<br />
noch nachholen kann, dass er viel lernen und entdecken<br />
kann, wenn er sich auf den Weg macht, hat sich auch auf viele<br />
andere Bereiche ausgewirkt, und er ist viel selbstbewusster<br />
geworden. Zwischen Mu er und Sohn ist eine efere Beziehung<br />
entstanden, die beiden mehr Autonomie ermöglicht.<br />
Wir bedanken uns im Namen der Kinder, die in den Genuss dieser<br />
besonderen Unterstützung gekommen sind, sehr herzlich bei<br />
Familie Renker und den Golf-Spielerinnen des Golf- und Landclubs<br />
<strong>Berlin</strong>-Wannsee e.V. mit Frau Brink (Ladies Captain).<br />
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