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Exzellente Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft für den ...

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Dokumentation des Workshops<br />

<strong>Exzellente</strong> <strong>Kooperation</strong> <strong>von</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> weiblichen Fachkräftenachwuchs<br />

5. Dezember 2008<br />

10:00 — 16:30 Uhr<br />

RWTH Aachen, Super C<br />

Veranstalter: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. im Auftrag des<br />

Ministeriums <strong>für</strong> Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen in <strong>Kooperation</strong> mit der RWTH Aachen<br />

Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen


Workshop – Dokumentation „<strong>Exzellente</strong> <strong>Kooperation</strong>en <strong>von</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> weiblichen<br />

Fachkräftenachwuchs“<br />

Der Workshop fand am 5. Dezember 2008 im Super C der RWTH Aachen statt. Veranstalterin war das<br />

Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. im Auftrag des Ministeriums <strong>für</strong> Generationen,<br />

Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-Westfalen in <strong>Kooperation</strong> mit der RWTH<br />

Aachen.<br />

Die in dieser Dokumentation enthaltenen Angaben wur<strong>den</strong> mit größter Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Die Mitschrift der Diskussionen wurde redaktionell überarbeitet. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen<br />

wer<strong>den</strong>, dass die eine oder andere Information auf irrtümlichen Angaben oder Mitschriften beruht oder<br />

bei Drucklegung bereits Änderungen eingetreten sind. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann keine Gewähr <strong>und</strong><br />

Haftung <strong>für</strong> die Richtigkeit <strong>und</strong> Vollständigkeit der Angaben übernommen wer<strong>den</strong>.<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.<br />

Redaktion: Carola Ritterhoff<br />

Layout: Nataša Pohlod<br />

Koordination: Christina Haaf<br />

Bielefeld, Februar 2009<br />

Copyright: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.<br />

Kontakt:<br />

Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.<br />

www.kompetenzz.de<br />

Christina Haaf<br />

Wilhelm-Bertelsmann-Str. 10 | 33602 Bielefeld<br />

Tel: +49 521 106 – 7349 | Fax: +49 521 106 7171<br />

Mail: haaf@kompetenzz.de


Grußwort des Ministers<br />

Ausgangslage: Bilanz 2007 / 2008<br />

Erfahrungen aus <strong>den</strong> vorangegangen Workshops<br />

Der Workshop<br />

Moderation . Dr. phil. Ingrid Isenhardt<br />

Begrüßung<br />

Prof. Dr. Günther Schuh, Prorektor <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Industrie an der RWTH Aachen<br />

Renate Schmitt-Hofemann, Leiterin des Referats Berufliche Bildung <strong>und</strong> Strukturpolitik<br />

im Ministerium <strong>für</strong> Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Strategieentwicklung aus der Studie „Zeit, dass sich was dreht“<br />

– Technik ist auch weiblich!<br />

Prof. Barbara Schwarze,<br />

Vorsitzende Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.<br />

Gender- <strong>und</strong> Diversity-Management<br />

– Zukunftskonzept <strong>für</strong> exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs!<br />

Dr. Carmen Leicht-Scholten, Stabstelle Integration Team<br />

– Human Resources Gender <strong>und</strong> Diversity Management RWTH Aachen<br />

Anforderungen der Industrie an Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingenieure<br />

Judith Herzog, VDMA<br />

Moderierte Podiumsdiskussion<br />

Marktplatz<br />

Ein Blick auf die wesentlichen Hindernisse <strong>für</strong> <strong>den</strong> Zugang <strong>und</strong> <strong>den</strong> Erfolg <strong>von</strong><br />

Frauen in <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Technik<br />

Prof. Dr. Heather Hofmeister, FB Soziologie, Schwerpunkt Gender Studies <strong>und</strong><br />

Prorektorin <strong>für</strong> Personal <strong>und</strong> wissenschaftlichen Nachwuchs an der RWTH Aachen<br />

Marktplatzstände<br />

ZLW/IMA RWTH Aachen<br />

Eltern- Service – Büro der RWTH Aachen<br />

Gleichstellungsbeauftragte der RWTH Aachen<br />

Integration Team / Tandem – Mentoring - Programm<br />

GründerRegion Aachen<br />

Regionaldirektion NRW der B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Netzwerk Quaffel, Netzwerk W-Projekt „Ingenieur gesucht – Ingenieurin gef<strong>und</strong>en“<br />

Femtec - Network<br />

Ford<br />

VDMA<br />

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World Café<br />

Alle wollen sie, keiner weiß, woher – weibliche Fachkräfte gesucht!<br />

Neue Herausforderungen <strong>für</strong> Unternehmen <strong>und</strong> Hochschulen.<br />

Kirsten Kullmann, ZLW / IMA der RWTH Aachen<br />

Einführung in das World Café<br />

Caféhaus 1<br />

Caféhaus 2<br />

Caféhaus 3<br />

Ideenschmiede <strong>und</strong> Impulse<br />

Ausblick<br />

Akteure Unternehmen<br />

Akteure Hochschulen<br />

Akteure Unternehmen, Hochschulen<br />

Akteure Netzwerke<br />

Akteure Netzwerke <strong>und</strong> Institutionen<br />

Akteure Netzwerke, Hochschulen, Unternehmen<br />

Akteure Netzwerke, Hochschulen, Unternehmen, Politik<br />

Akteure Netzwerke, Hochschulen, Unternehmen, Institutionen<br />

Akteure: Netzwerke, Hochschulen, Politik<br />

Alle Akteure : Netzwerke, Schulen, Hochschulen, Unternehmen, Institutionen, Politik<br />

Anhang<br />

Programm<br />

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Dokumentation des Workshops<br />

<strong>Exzellente</strong> <strong>Kooperation</strong> <strong>von</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> weiblichen Fachkräftenachwuchs<br />

5. Dezember 2008<br />

10:00 — 16:30 Uhr<br />

RWTH Aachen, Super C<br />

Veranstalter: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. im Auftrag des<br />

Ministeriums <strong>für</strong> Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen in <strong>Kooperation</strong> mit der RWTH Aachen<br />

Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen


2<br />

Grußwort des Ministers


4<br />

Ausgangslage: Bilanz 2007 / 2008<br />

Erfahrungen aus <strong>den</strong> vorangegangen Workshops<br />

Workshop 1: „Strategien <strong>für</strong> weiblichen Techniknachwuchs – <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong><br />

im Dialog“<br />

Der erste Workshop zum Thema fand am 3. Dezember 2007 an der Technischen Universität<br />

Dortm<strong>und</strong> unter der Moderation <strong>von</strong> Sabine Asgodom statt. Im Fokus stand insbesondere<br />

die geschlechtergerechte Ausgestaltung der Schnittstelle Hochschule - Beruf, um<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen frühzeitig konkrete Arbeitsmarktperspektiven zu vermitteln <strong>und</strong> ihre hohen<br />

Drop-out-Quoten zu verringern. An der Diskussion nahmen r<strong>und</strong> 60 Expertinnen <strong>und</strong><br />

Experten aus Unternehmen <strong>und</strong> Organisationen, <strong>Wissenschaft</strong>, Hochschule, Arbeitsagenturen<br />

<strong>und</strong> Beratungseinrichtungen teil.<br />

Die Diskussion der Möglichkeiten, „Löcher in der Talentpipeline zu schließen“, ergab<br />

vielfältige Anregungen <strong>und</strong> Hinweise <strong>für</strong> Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>, um <strong>den</strong> weiblichen<br />

Nachwuchs verstärkt <strong>für</strong> die MINT-Studiengänge zu gewinnen, <strong>den</strong> Übergang <strong>von</strong> Hochschule<br />

in die <strong>Wirtschaft</strong> zu unterstützen <strong>und</strong> die Drop-out-Quoten <strong>von</strong> Frauen in technischen<br />

Berufen zu reduzieren. Es wurde ein mehrdimensionaler Handlungsbedarf deutlich.<br />

Zielgruppensensibel <strong>für</strong> Frauen agieren<br />

Hochschule <strong>und</strong> Unternehmen sollten vorhan<strong>den</strong>e Genderkompetenz nutzen <strong>und</strong> ein zielgruppensensibles<br />

Marketing entwickeln, um dieses als Qualitätsmerkmal <strong>für</strong> die Außendarstellung<br />

zu nutzen.<br />

Wissen austauschen<br />

Synergieeffekte können genutzt wer<strong>den</strong>, wenn vorhan<strong>den</strong>es relevantes Insider-Wissen der<br />

Handeln<strong>den</strong> aus <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Hochschule ausgetauscht <strong>und</strong> zusammengebracht wird.<br />

Netzwerke verdichten<br />

Bereits vorhan<strong>den</strong>e Aktivitäten <strong>und</strong> Projekte sollten gebündelt <strong>und</strong> untereinander vernetzt<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Der Workshop an der Universität Dortm<strong>und</strong> zeigte deutlich, dass die Hochschulen der<br />

Region bis auf die stark vertretenen Mentoringkonzepte wenige Angebote speziell <strong>für</strong><br />

Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>und</strong> Absolventinnen der MINT-Fächer bereithalten, die <strong>den</strong> Kontakt mit der<br />

mittelständischen <strong>Wirtschaft</strong> stärken. Die Vertreterinnen <strong>und</strong> Vertreter der <strong>Wirtschaft</strong>sseite<br />

artikulierten ihren hohen Bedarf nach dem Fachkräftenachwuchs <strong>und</strong> zeigten eine<br />

entsprechend hohe Bereitschaft zu einem eigenen Engagement. Es fehlt aber eine <strong>für</strong><br />

<strong>den</strong> Austausch <strong>von</strong> Angebot <strong>und</strong> Nachfrage erforderliche Plattform. Erste Interessensbek<strong>und</strong>ungen<br />

aus dem Hochschulbereich, eine solche Plattform im Rahmen der Gleichstellungsstellen<br />

schaffen zu wollen, zeigten, dass diese Botschaften aus der <strong>Wirtschaft</strong> auch<br />

Resonanz fan<strong>den</strong>.<br />

Die Recherchen in Vorbereitung <strong>und</strong> im Nachgang zum Workshop zeigten auch, dass die<br />

Kommunikation zwischen <strong>den</strong> technischen Fachbereichen <strong>und</strong> <strong>den</strong> Gleichstellungsbeauftragten<br />

hinsichtlich eines Engagements an der Schnittstelle Studium/Beruf schwach


ausgeprägt ist. Zudem erschweren strukturelle Gegebenheiten einen solchen Austausch.<br />

Am Beispiel der Technischen Universität Dortm<strong>und</strong> wurde sichtbar, dass die technischen<br />

Fachbereiche sowohl bei ihren Schwerpunktsetzungen als auch in ihrem finanziellen<br />

Engagement weitgehend autark agieren. Dies erschwert <strong>den</strong> Gleichstellungsbeauftragten<br />

der Hochschulen sowohl <strong>den</strong> Zugang zu Information über aktuelle Vorhaben als auch<br />

ein gemeinsames Agieren im Handlungsfeld „Rekrutierung des weiblichen MINT- <strong>und</strong><br />

Techniknachwuchses“. Gerade hier lägen aber Chancen <strong>für</strong> die Hochschulen, da Lehrende<br />

technischer Fakultäten beispielsweise im Rahmen ihrer Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsaktivitäten<br />

über gute Kontakte zur <strong>Wirtschaft</strong> verfügen <strong>und</strong> mit ihren technischen Voraussetzungen<br />

hervorragende Gr<strong>und</strong>lagen z.B. <strong>für</strong> entsprechende Austauschplattformen im<br />

Internet schaffen können.<br />

Die starke Resonanz auf <strong>den</strong> ersten Workshop hat sowohl <strong>von</strong> Seiten der <strong>Wirtschaft</strong> als<br />

auch <strong>von</strong> Seiten der Hochschulen <strong>und</strong> Verbände deutlich gemacht, dass<br />

• ein starkes Interesse an der Zielgruppe technisch bzw. naturwissenschaftlich gebildeter<br />

Absolventinnen vorhan<strong>den</strong> ist,<br />

• das Bewusstsein an <strong>den</strong> Hochschulen wächst, dass mehr Engagement an der<br />

Schnittstelle Studium/<strong>Wirtschaft</strong> erforderlich ist,<br />

• zu wenig bekannt ist, welche Aktivitäten bereits seitens der <strong>Wirtschaft</strong> unternommen<br />

wer<strong>den</strong>, um dieses Potenzial <strong>für</strong> sich zu erschließen <strong>und</strong> wie weitere erfolg-<br />

reich angestoßen wer<strong>den</strong> können,<br />

• zu wenig darüber bekannt ist, welche neuen <strong>und</strong> Erfolg versprechen<strong>den</strong> Wege eine<br />

Technische Hochschule mit exzellenten Voraussetzungen <strong>und</strong> Kontakten zur Wirt<br />

schaft gehen kann.<br />

Die detaillierte Workshop Dokumentation (Auflage: 500 Stück) wurde im Mai 2008 veröffentlicht.<br />

Workshop 2: „Weiblicher Fachkräftenachwuchs <strong>für</strong> <strong>den</strong> Mittelstand – Neue Konzepte<br />

<strong>für</strong> <strong>Kooperation</strong>en <strong>von</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong>?<br />

Der zweite Workshop fand am 27. Mai in der Fachhochschule Bielefeld statt. Er wurde<br />

<strong>von</strong> der Informatikerin <strong>und</strong> geschäftsführen<strong>den</strong> Gesellschafterin der Resolto Informatik<br />

GmbH, Tanja Krüger, moderiert. Der Fokus lag auf <strong>den</strong> bereits vorhan<strong>den</strong>en Aktivitäten<br />

der regionalen <strong>Wirtschaft</strong> Ostwestfalen-Lippe, um das Potenzial qualifizierter Frauen <strong>für</strong><br />

sich zu erschließen. An der Diskussion nahmen r<strong>und</strong> 50 Expertinnen <strong>und</strong> Experten aus<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Organisationen, <strong>Wissenschaft</strong>, Hochschule, Arbeitsagenturen <strong>und</strong> Beratungseinrichtungen<br />

teil.<br />

Um einen neuen Anschub <strong>für</strong> mehr <strong>Kooperation</strong>en zwischen <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Hochschulen<br />

zu schaffen, wur<strong>den</strong> im Rahmen dieses Workshops gute Konzepte <strong>und</strong> Projekte der Modellregion<br />

OWL vorgestellt. Es fand ein breiter Erfahrungsaustausch <strong>von</strong> Technikunternehmen<br />

zu Strategien <strong>für</strong> <strong>den</strong> weiblichen Nachwuchs statt. Der Schwerpunkt der Unternehmensbeispiele<br />

lag auf mittelständischen, insbesondere familiengeführten Unternehmen<br />

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6<br />

in der Region Ostwestfalen-Lippe, die über einen erheblichen Anteil solcher Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Unternehmensverbünde verfügt.<br />

Für kleine <strong>und</strong> mittelständische Unternehmen zeigt sich bisher mehrheitlich, dass sie weder<br />

die Zielgruppe Frauen im Blick haben, noch die vorhan<strong>den</strong>en fachlichen Kontakte zu<br />

Hochschulen nutzen, um sich dieser Zielgruppe bekannter zu machen. Hier bestehen Kommunikationsbarrieren.<br />

Auf der fachlich- technischen Ebene an <strong>den</strong> Hochschulen wer<strong>den</strong><br />

sie zumeist durch Organisationseinheiten <strong>für</strong> <strong>den</strong> Technologietransfer überw<strong>und</strong>en. Auf<br />

der Seite der Gleichstellungsbeauftragten gibt es bisher keine institutionalisierten Verbindungen.<br />

Ausnahmen bil<strong>den</strong> Mentoringkonzepte oder einzelne Veranstaltungen. Viele<br />

Unternehmen engagieren sich zwar sehr aktiv im Umfeld des Girls`Days bzw. in Projekten<br />

mit Schulen. Sie stoßen aber an die Grenzen ihrer Kapazitäten, wenn sie sich ähnlich wie<br />

große Mittelständler (z.B. Miele, Melitta, Phoenix Contact) dem Nachwuchs durch gezielte<br />

Aktionen bekannt machen wollen.<br />

In der Diskussion wurde deutlich, dass es nicht reicht, wenn einige Unternehmen familienfre<strong>und</strong>liche<br />

Maßnahmen anbieten. Viele der mittelständischen Unternehmen sehen<br />

diese Angebote als selbstverständlich an <strong>und</strong> propagieren sie daher nicht ausdrücklich<br />

in ihrer Außendarstellung. So wer<strong>den</strong> Chancen vergeben, verstärkt weibliche Fachkräfte<br />

anzusprechen. Doch auch junge männliche Fachkräfte legen zunehmend Wert auf berufliche<br />

Rahmenbedingungen, die ein verstärktes Engagement in der Familie oder im privaten<br />

Bereich zulassen. Auch diese wer<strong>den</strong> nicht erreicht.<br />

Projekte <strong>und</strong> Netzwerke an Hochschulen, <strong>von</strong> Unternehmen oder zwischen Hochschule<br />

<strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> können beispielsweise durch Mentoring oder Unternehmenspatenschaften<br />

weibliche Studierende gezielt unterstützen <strong>und</strong> ihnen Wege in die <strong>Wirtschaft</strong> aufweisen.<br />

Die gemeinsame Aufgabe der Beteiligten ist die nachhaltige Veränderung des Images<br />

naturwissenschaftlicher <strong>und</strong> technischer Berufe.<br />

Alle diese Bemühungen versprechen mehr Erfolg, wenn auf eine zielgruppensensible Ansprache<br />

<strong>und</strong> Bildersprache geachtet wird. Sonst kommen auch gute Botschaften bei der<br />

Zielgruppe nicht an.<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor auf dem Weg einer gezielten Positionierung als einer „Region<br />

familienfre<strong>und</strong>licher Arbeitgeber“ ist die Bündelung aller Kräfte, um eine auch außerhalb<br />

<strong>von</strong> OWL wahrnehmbare Wirkung zu erzielen.<br />

Den politischen Institutionen <strong>und</strong> <strong>den</strong> Netzwerken auf Verbandsebene kommt die Aufgabe<br />

zu, durch eine öffentliche Positionierung des Themas ein gesellschaftliches <strong>und</strong> politisches<br />

Bewusstsein <strong>für</strong> einen entsprechen<strong>den</strong> Handlungsbedarf zu schaffen. Eine langfristige<br />

Strategie könnte im Rahmen einer „Regionalkonferenz OWL“ <strong>von</strong> allen Beteiligten<br />

gemeinsam erarbeitet wer<strong>den</strong>.<br />

Eine detaillierte Workshopdokumentation (Auflage 500 Stück) wurde im September<br />

2008 veröffentlicht.


Der Workshop<br />

Workshop 3: „<strong>Exzellente</strong> <strong>Kooperation</strong>en <strong>von</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

weiblichen Fachkräftenachwuchs<br />

Der dritte Workshop zum Thema fand am 5. Dezember 2008 an der RWTH Aachen statt.<br />

Er wurde <strong>von</strong> Frau Prof. Dr. Ingrid Isenhardt vom ZLW/IMA der RWTH Aachen moderiert.<br />

An der Diskussion nahmen r<strong>und</strong> 50 Expertinnen <strong>und</strong> Experten aus Unternehmen <strong>und</strong> Organisationen,<br />

<strong>Wissenschaft</strong>, Hochschule, Arbeitsagenturen <strong>und</strong> Beratungseinrichtungen<br />

teil.<br />

Die Veranstaltung wurde vom Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit<br />

in <strong>Kooperation</strong> mit der RWTH Aachen durchgeführt. Für das Veranstaltungsdesign<br />

wur<strong>den</strong> bewusst offene Kommunikationsformen wie „Marktplatz“ oder Worldcafé“ eingesetzt,<br />

um möglichst viele Gedanken <strong>und</strong> Ideen der Teilnehmen<strong>den</strong> zu generieren <strong>und</strong><br />

möglichst wenige Barrieren in der Kommunikation aufzubauen.<br />

Der Workshop knüpft an die Ergebnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse der Studie „Zeit, dass sich was<br />

dreht. Technik ist auch weiblich“ <strong>und</strong> die zwei vorangegangenen Workshops an. Er hat die<br />

Schnittstelle Studium – Beruf im Fokus. Am Beispiel der RWTH Aachen sollte diskutiert<br />

wer<strong>den</strong>, inwieweit eine Technische Hochschule mit exzellenten Voraussetzungen <strong>und</strong> Kontakten<br />

zur <strong>Wirtschaft</strong> hier erfolgreichere bzw. vorbildhafte Wege gehen kann. Als ausgewählte<br />

Exzellenzhochschule hat sich die RWTH dem Aspekt der Chancengleichheit der<br />

Geschlechter besonders verpflichtet. Da dies insbesondere auch die Chancen <strong>für</strong> Laufbahnen<br />

<strong>und</strong> Positionen in der <strong>Wirtschaft</strong> betrifft, wur<strong>den</strong> bereits erarbeitete Konzepte einer<br />

breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt.<br />

Der Workshop hat dazu beigetragen,<br />

• bereits vorhan<strong>den</strong>e Erfolgskonzepte als Good-Practice der Öffentlichkeit vorzustel<br />

len <strong>und</strong> Möglichkeiten eines verbesserten Marketings <strong>und</strong> einer Verbreiterung zu<br />

diskutieren,<br />

• die Projektaktiven <strong>und</strong> ihre Organisationen mit neuen, potentiellen PartnerInnen<br />

<strong>und</strong>/oder unterstützen<strong>den</strong> Organisationen in Kontakt zu bringen,<br />

• ihre Arbeit mit innovativen, zielgruppengerechten Tools, Konzepten oder Praxisele<br />

menten zu ergänzen,<br />

• bei <strong>den</strong> Trägerorganisationen einen neuen Kreativitäts- <strong>und</strong> Unterstützungsschub<br />

auszulösen, der dazu beiträgt, auch die technische Fach-Community zur Unterstüt<br />

zung <strong>und</strong> Verbreitung zu gewinnen,<br />

• dass neue <strong>Kooperation</strong>en entstehen.<br />

Workshop-Ziele<br />

In dem moderierten Workshop sollten die neuen Konzepte der Exzellenzhochschule RWTH<br />

Aachen unter dem Fokus der Kommunikation einer „menschengerechten“ Hochschule <strong>für</strong><br />

diverse Zielgruppen auf ihre Wirkung speziell <strong>für</strong> <strong>den</strong> weiblichen Techniknachwuchs hin<br />

diskutiert wer<strong>den</strong>. Das Konzept der Hochschule sollte auf seine Wirkung auf die Berufsorientierungskonzepte<br />

junger Frauen hin diskutiert wer<strong>den</strong>. Im Fokus stand die Schnittstelle<br />

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Hochschule – <strong>Wirtschaft</strong>, da insbesondere die Absolventinnen nicht genügend Karrieren<br />

in der <strong>Wirtschaft</strong> ins Auge fassen <strong>und</strong> umgekehrt in der <strong>Wirtschaft</strong> oftmals da<strong>von</strong> ausgegangen<br />

wird, dass es nicht genügend passend qualifizierte Frauen <strong>für</strong> sie gibt. Der Workshop<br />

wollte dazu beitragen, die Kommunikation der unterschiedlichen Akteurinnen <strong>und</strong><br />

Akteure an dieser Schnittstelle zu intensivieren, um Maßnahmen passgenau zu optimieren.<br />

Fragestellungen<br />

Welche Maßnahmen <strong>für</strong> Schülerinnen, Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>und</strong> Absolventinnen im Rahmen des<br />

Gesamtkonzepts gibt es, welche Wirkungen haben Sie?<br />

Wie verändert das Gesamtkonzept die Schnittstelle Schule – Studium, wie wird Gender in<br />

<strong>den</strong> breiten Maßnahmenkatalog <strong>für</strong> Schulen <strong>und</strong> Multiplikatorinnen <strong>und</strong> Multiplikatoren<br />

integriert?<br />

Wie soll der Verbleib in technischen Studiengängen <strong>und</strong> Berufen zukünftig stärker unterstützt<br />

wer<strong>den</strong>?<br />

Inwieweit unterstützt das Gesamtkonzept der RWTH die Ausgestaltung der bei<strong>den</strong><br />

Schnittstellen <strong>für</strong> mehr weiblichen Nachwuchs in der Institution selbst? Welche Synergien<br />

können genutzt wer<strong>den</strong>?<br />

Welche Metho<strong>den</strong> zur Qualitätssicherung wer<strong>den</strong> eingesetzt? Welche Ergebnisse sind<br />

übertragbar?<br />

Wie prägt der Gender- Diversity Ansatz der RWTH als Querschnittsthema die <strong>Kooperation</strong>en<br />

mit <strong>den</strong> externen Partnern, Schulen Unternehmen?<br />

Die Region Aachen ist stark geprägt durch die RWTH <strong>und</strong> die Forschung. Wie kann das<br />

innovative Image der Region <strong>für</strong> eine zielgruppensensible Außendarstellung genutzt wer<strong>den</strong>,<br />

die <strong>für</strong> die Berufsorientierung genutzt wer<strong>den</strong> kann?


Moderation<br />

Forschungsschwerpunkte:<br />

Dr. phil. Ingrid Isenhardt<br />

Executive MBA Technologiemanagement<br />

RWTH Aachen/ Universität St. Gallen<br />

Sie arbeitet seit 1990 am ZLW/IMA der RWTH Aachen,<br />

seit 1997 als stellvertretende Institutsleiterin<br />

<strong>und</strong> seit 2008 als Lehrbeauftragte der RWTH Aachen<br />

<strong>für</strong> Kommunikation <strong>und</strong> Organisationsentwicklung.<br />

Seit 2007 ist sie stellvertretende wiss. Leiterin<br />

des Instituts <strong>für</strong> Unternehmenskybernetik e.V.<br />

E-Mail . isenhardt@zlw-ima.rwth-aachen.de<br />

Telefon 0241 / 80911-12<br />

• Interdisziplinäre Projekte zwischen Sozial- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

• Lernprozesse <strong>für</strong> die Dienstleistungsgesellschaft<br />

• Frauen- <strong>und</strong> familienförderliche Arbeitsstrukturen<br />

• Frauenförderung in <strong>den</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

• Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung im ZLW/IMA sowie <strong>für</strong> Industrie,<br />

Dienstleistung <strong>und</strong> regionale Netzwerke<br />

• Verbindung <strong>von</strong> Lernen, Leben <strong>und</strong> Arbeiten mit neuen Medien<br />

• Qualitätsmanagement - Prozesse in der Hochschule<br />

• Produktentwicklung <strong>und</strong> Akquisition<br />

• Geschäftsführung <strong>und</strong> Controlling<br />

Mitarbeit insbesondere in <strong>den</strong> Projekten:<br />

• Cooperation and Supplementary Manager in Exzellenzcluster Tailor-Made Fuels<br />

from Biomass<br />

• Med-on-@ix: E-Health in der Notfallmedizin<br />

• AsIsKnown: A semantic-based knowledge flow system for the European home<br />

textiles industry<br />

• IMO: International Monitoring. Arbeiten - Lernen - Kompetenzen entwickeln.<br />

Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt<br />

• Direktaufträge der Industrie zu menschorientierter Organisations- <strong>und</strong><br />

Technikentwicklung<br />

• Internationale Projekte<br />

Lehre:<br />

• Kommunikations- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung I <strong>und</strong> II<br />

• Informationstechnologische Netzwerke <strong>und</strong> Multimediatechnik<br />

• Schlüsselkompetenz-Seminare des ZLW/IMA der RWTH<br />

9


10<br />

Begrüßung<br />

Beruflicher Werdegang:<br />

geboren am 19. November 1958 in Köln<br />

Ausbildung:<br />

1978 bis 1985 Studium des Maschinenbaus<br />

<strong>und</strong> der Betriebswirtschaftslehre<br />

an der RWTH Aachen.<br />

1988 Promotion zum Doktor-Ingenieur<br />

mit Auszeichnung an der RWTH Aachen.<br />

1990 bis 1993 Habilitation an der<br />

Universität St.Gallen (HSG), Schweiz<br />

1988 bis 1990 Oberingenieur am Laboratorium <strong>für</strong> Werkzeugmaschinen <strong>und</strong> Betriebslehre<br />

(WZL) der RWTH Aachen.<br />

1989 bis 1996 Gründer <strong>und</strong> Gesellschafter der GPSmbH in Herzogenrath.<br />

1990 bis 1993 vollamtlicher Dozent <strong>für</strong> Fertigungswirtschaft <strong>und</strong> Industriebetriebslehre<br />

an der Universität St.Gallen (HSG), Schweiz.<br />

1993 Berufung auf die Professur „Betriebswirtschaftliches Produktionsmanagement“ an<br />

der HSG<br />

Persönliches: Verheiratet mit Dr.Vera Schuh <strong>und</strong> Vater <strong>von</strong> Franziska (ein Jahr alt). Freizeit:<br />

Es fasziniert ihn alles, was mit Motoren zu tun hat, wie Motorräder oder Modellflugzeugbau.<br />

Er ist Hobby-Flieger, zudem auch begeisterter Skifahrer.<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

Prof. Dr. Günther Schuh<br />

Prorektor <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong><br />

Industrie an der RWTH Aachen<br />

Ich freue mich, vor einem Gremium zu sprechen, bei dem ich nicht überlegen muss, ob<br />

ich überhaupt „Damen“ sagen kann. Sie glauben gar nicht wie hässlich es ist, wenn man<br />

überlegen muss, ob man nicht gleich nur „Meine Herren“ sagen müsste. Das ist in meinen<br />

Kreisen relativ häufig. Ich freue mich sehr, das ich hier heute <strong>den</strong> Rektor, Professor<br />

Schmachtenberg vertreten darf.<br />

Ich freue mich, dass Sie, Frau Schmitt-Hofemann <strong>und</strong> Sie, Frau Prof. Schwarze uns dabei


unterstützen, dass wir verstärkt das Thema weibliche Führungskräfte tatsächlich nach<br />

vorne bringen. Denn als technische Hochschule kommen wir aus einer schwierigen Ecke,<br />

wenn ich das so sagen darf. Wir alle sind in einem großen Lernprozess, ganz besonders<br />

das Rektorat. Und wir haben eine hervorragende Lehrerin, die uns in sachlicher, wie in<br />

mentaler Hinsicht nach vorne bringt. In unseren täglichen Treffen, liebe Frau Kollegin<br />

Hofmeister, lernen wir <strong>von</strong> Ihnen. Auch ich lerne meinen Anteil, obwohl ich zu Hause<br />

schon die Vorarbeiten geleistet habe. Meine siebenjährige Tochter möchte Ingenieur<br />

wer<strong>den</strong>. Sie sagt übrigens Ingenieur <strong>und</strong> nicht Ingenieurin. Bedauerlicherweise kann ich<br />

diesen Zwischenerfolg nicht <strong>für</strong> mich in Anspruch nehmen, da die Mama auch Ingenieurin<br />

ist. Zumindest habe ich mit dem Thema etwas Erfahrung - nicht nur durch die Tätigkeit an<br />

dieser Hochschule.<br />

Das Thema „weiblicher Nachwuchs“, gerade an einer technischen Hochschule, in allen<br />

Stufen zu unterstützen <strong>und</strong> nach vorne zu bringen, ist eines der zwei oder drei wichtigsten<br />

Projekte dieser Legislaturperiode unseres Rektorates. Deshalb wäre Dr. Schmachtenberg<br />

gerne selber gekommen. Dies hat also nichts mit Priorisierung zu tun. Es waren fremdbestimmte<br />

Termine, die seine Anwesenheit hier verhindern. Um so mehr ehrt es mich, dass<br />

ich als Zuständiger <strong>für</strong> Industrie <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> hier sprechen kann. Denn auch dies ist Ihr<br />

Thema: Den Führungskräftenachwuchs in der möglichst exzellenten <strong>Kooperation</strong> zwischen<br />

<strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> zu protegieren.<br />

Unser Frauenanteil insgesamt in Deutschland in <strong>den</strong> Naturwissenschaften liegt bei 31<br />

Prozent, der der Ingenieurwissenschaften liegt bei 18 Prozent. Wenn ich herausstellen<br />

möchte, dass wir ernsthaft als RWTH daran arbeiten, dies auszubauen, verweise ich darauf,<br />

dass es nirgendwo so viele Ingenieurinnen in der Ausbildung in Deutschland gibt,<br />

wie in Aachen. Das liegt an unseren vielen Ingenieuren. Und da sind selbst die 18 Prozent<br />

eine relativ große Zahl. Sie entsprechen weit über 500 Ingenieurinnen in Ausbildung. Das<br />

kann keine andere Universität in Deutschland <strong>für</strong> sich in Anspruch nehmen.<br />

Wir haben die Herausforderung auf allen Ebenen angenommen. Schon auf der Ebene der<br />

Begeisterung <strong>für</strong> technische <strong>und</strong> naturwissenschaftliche Studienfächer. Ich be<strong>für</strong>chte,<br />

dass wir noch etwas früher anfangen müssen. Gelinde gesagt haben wir schon bei <strong>den</strong><br />

männlichen Schülern Probleme, ihre Begeisterung <strong>für</strong> Ingenieurwissenschaften in der<br />

Schule zu wecken. Sie wissen aus der eigenen schulischen Erfahrung: Der Physiklehrer<br />

möchte gern Physiker züchten, der Chemielehrer Chemiker <strong>und</strong> der Mathematiklehrer<br />

Mathematiker. Wer möchte <strong>den</strong> eigentlich Ingenieure entwickeln? Geschweige <strong>den</strong>n Ingenieurinnen?<br />

Insofern haben wir großen Nachholbedarf bezüglich dieses Weltbildes. Dabei<br />

gibt es in diesem Bereich sehr viele, sehr attraktive Jobs, die ganz besonders <strong>von</strong> Frauen<br />

ausgeführt wer<strong>den</strong> können.<br />

Deshalb müssen wir daran arbeiten, unser Versprechen einzulösen. Denn wie Sie wissen,<br />

ist unser Zukunftskonzept kein Leistungsmerkmal – höchstens <strong>für</strong> einen guten Antrag.<br />

Das Zukunftskonzept, mit dem die RWTH Aachen Exzellenz-Uni gewor<strong>den</strong> ist, ist leider<br />

nur ein Versprechen. Und mit diesem Versprechen haben wir ganz prominent das „Mobilising<br />

People“ <strong>und</strong> darin ganz besonders die Gender Thematik adressiert. Wir setzen an<br />

beim Recruiting <strong>von</strong> wissenschaftlichem Personal, aber auch schon im Begeistern <strong>von</strong><br />

11


12<br />

Studieren<strong>den</strong>. Bei uns heißen die Programme „Starter Kids“, „Dual Career“, „Service international<br />

Recruiting“ usw. .<br />

Viele unserer Ansätze stecken noch in <strong>den</strong> Anfängen. Ich erlebe das im Moment selber<br />

bei meinen Assistenten. Einen Assistenten wollte ich an eine besonders prominente Stelle<br />

vermitteln – irgendwo im Taunus – <strong>und</strong> dann hat er in Hamburg der Firma Beiersdorf <strong>den</strong><br />

Zuschlag gegeben. Warum? Weil die Firma seiner Frau einen ebenso probaten Job angeboten<br />

hat. Das müssen wir als Hochschule auch können. Wir versuchen das in aller Ernsthaftigkeit.<br />

Ich kann ihnen aber aus <strong>den</strong> Erfahrungen unserer ersten zehn Wochen sagen,<br />

es ist nicht ganz so einfach.<br />

Wir sind besonders stolz als Hochschule <strong>und</strong> gerade auch als Rektorat, dass wir die erste<br />

Stabstelle <strong>für</strong> Integration, <strong>für</strong> Human Ressources, <strong>für</strong> Gender- <strong>und</strong> Diversity-Management<br />

geschaffen haben. Das ist eine „Front-Runner-Aktivität“. Wir sind zwar bisher erst eine<br />

möchte-gern-exzellente Universität, konnten diese Stelle aber mit Frau Dr. Leicht-Scholten,<br />

mit einer exzellenten Dame besetzen, die uns – ich möchte es ganz offen sagen –<br />

zuweilen die Leviten liest, wenn wir doch wieder in alte Riten zurückfallen.<br />

Ich muss zu meiner Schande gestehen, wir Männer, die wir in einer ingenieurwissenschaftlichen<br />

Welt leben, haben darin tatsächlich noch Vieles zu lernen. Wir haben die<br />

notwendigen Programme <strong>und</strong> Initiativen, mit <strong>den</strong>en man Aufmerksamkeit schafft <strong>und</strong><br />

dann tatsächlich Herz <strong>und</strong> Verstand erreicht. Wir sind uns oft unseres Macho-Gehabes in<br />

einer ingenieurwissenschaftlichen Welt, gerade auch in größeren ingenieurwissenschaftlichen<br />

Instituten, nicht bewusst. Ich kann Ihnen nur versichern, dass die Institutsleitungen,<br />

insbesondere der größeren Institute, in dieses Thema integriert sind <strong>und</strong> das die Hochschulleitung<br />

das Thema ernst nimmt. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass Sie heute diese<br />

Veranstaltung bei uns an der RWTH durchführen.<br />

Was verstehen wir in der Gender Policy <strong>und</strong> in dem Mobilising People-Ast, unserer dritten<br />

<strong>von</strong> vier Säulen unseres Exzellenz-Clusters besonders darunter? Wir wollen fordern bei der<br />

Gewinnung <strong>von</strong> weiblichen Studieren<strong>den</strong>, aber wir wollen vor allem die wissenschaftliche<br />

Karriere befördern.<br />

Auch Sie haben es wahrscheinlich schon erlebt oder darüber diskutiert: Die hervorragen<strong>den</strong><br />

Damen, die wir haben, sind heute so gefragt, dass sie eigentlich <strong>für</strong> fast alles<br />

herhalten müssen, was wir überhaupt an Einflusssphären, an Sitzungsleitungen an Gremienleitungen<br />

usw. haben. Und deshalb ist es uns schon häufiger passiert, dass unsere<br />

leistungsfähigen Damen uns gesagt haben, „noch so ein Job nehme ich jetzt nicht. Denn<br />

ich muss auch noch meinen eigentlichen Job machen.“<br />

Deshalb ist es notwendig, dass wir die sachliche Geduld aufbringen <strong>und</strong> an der Keimzelle<br />

anfangen. Beim Überzeugen <strong>von</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen, dass sie eine wissenschaftliche Karriere in<br />

technischen Bereichen machen sollen. Und dass wir sie auch dort halten, dass sie dabei<br />

bleiben <strong>und</strong> die nächste Stufe gehen, so dass wir im akademischen Mittelbau mindestens<br />

eine kritische Masse erreichen, bei der wir noch nicht angekommen sind. Das ist <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

Einen oder Anderen zu langsam. Ich möchte aus meinen ersten Erfahrungen heraus davor


warnen, dass wir zu viel wollen <strong>und</strong> deshalb dann möglicherweise nicht einen ehrlichen,<br />

wirklichen Karriereweg vorbereiten, sondern eine Überfrachtung <strong>und</strong> Überlastung gerade<br />

<strong>für</strong> unsere Haupt-Leistungsträgerinnen verursachen.<br />

Um so wichtiger ist es, nach effektiven Maßnahmen zu suchen. Ich darf hier <strong>von</strong> einer<br />

Rektoratssitzung berichten, wo das Thema dem Hochschulrat <strong>von</strong> Frau Hofmeister in<br />

anderthalb St<strong>und</strong>en exzellent präsentiert wurde. Dort stellte sich die Frage, was wir noch<br />

weiter tun können. Wir brauchen <strong>den</strong> kritischen Dialog. Der Hochschulrat hatte sich bei<br />

seiner vorigen Sitzung mit dem alten Rektorat mit Vertreterinnen aus allen Funktionen,<br />

insbesondere mit <strong>den</strong> Professorinnen direkt unterhalten <strong>und</strong> sie gefragt, was die Hochschule<br />

tun sollte, um sich zu verbessern. Als ich anschließend <strong>den</strong> Hochschulratspräsi<strong>den</strong>ten<br />

gefragt habe, was er daraus gelernt habe, hat er gesagt: „Ja, die Damen sind sich<br />

selber nicht darüber einig, was das probateste Konzept ist. Es hat viele tolle Anregungen<br />

gegeben, aber was am Erfolg versprechendsten ist, konnten wir daraus nicht genau lesen.“<br />

Und deshalb bin ich um so dankbarer, dass sie diesen intensiven Diskurs hier weiter<br />

treiben. Wir brauchen gute Lösungen. Weil wir so lange darüber geredet haben – auch wir<br />

Männer – <strong>und</strong> am Schluss geglaubt hatten, wir hätten schon etwas bewegt, obwohl wir,<br />

wie man ehrlich sagen muss, jahrelang praktisch nichts hinbekommen haben, müssen wir<br />

nun unbedingt um <strong>den</strong> richtigen Weg - vielleicht auch um originelle Wege, neue, mutige<br />

Maßnahmen kämpfen. Damit wir in großen Schritten, aber verkraftbaren Schritten, voran<br />

kommen.<br />

Ich bedanke mich, dass Sie dieses Forum hier bei uns im Super C veranstalten <strong>und</strong> wünsche<br />

der Veranstaltung einen maximalen Erfolg im Sinne <strong>von</strong> uns allen.<br />

Vielen Dank.<br />

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14<br />

Renate Schmitt-Hofemann,<br />

Leiterin des Referats Berufliche<br />

Bildung <strong>und</strong> Strukturpolitik im<br />

Ministerium <strong>für</strong> Generationen,<br />

Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen<br />

mel<strong>den</strong> aktuell ein Rekordhoch<br />

bei <strong>den</strong> Erstsemestern. Gewinner des<br />

Ansturms ist der Maschinenbau. Als<br />

Ursache <strong>für</strong> das große Interesse wer<strong>den</strong><br />

gute Zukunftsaussichten <strong>für</strong> diese<br />

Branche genannt. Fachleute sind der<br />

Auffassung, dass die günstige Perspektive<br />

mittelfristig bestehen bleibt <strong>und</strong> die aktuelle Krise an <strong>den</strong> Finanzmärkten nur eine<br />

kurzfristige Delle verursachen wird.<br />

Bisher waren die technischen Studiengänge bei jungen Männern <strong>und</strong> vor allem auch bei<br />

jungen Frauen nicht so beliebt. Aber vielleicht ist ja ein Trend gebrochen, <strong>und</strong> das Image<br />

der Ingenieurwissenschaften verbessert sich langsam.<br />

Ich will eine besonders erfreuliche Zahl herausgreifen. Im Bauingenieurwesen beträgt der<br />

Frauenanteil bei <strong>den</strong> Erstsemestern hier an der RWTH in diesem Jahr r<strong>und</strong>. 30 Prozent!<br />

Hierzu möchte ich herzlich gratulieren. Das ist deutlich mehr als im Landesdurchschnitt.<br />

Die Landesregierung hat erkannt, dass nicht nur die Zahl der Studieren<strong>den</strong> in Naturwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik, sondern auch die Zahl der Studienplätze in diesen Bereichen<br />

erhöht wer<strong>den</strong> muss. In <strong>den</strong> nächsten Jahren sollen 11 000 neue Studienplätze in <strong>den</strong><br />

MINT-Fächern an drei neuen Fachhochschulen <strong>und</strong> durch <strong>den</strong> Ausbau <strong>von</strong> acht bestehen<strong>den</strong><br />

Fachhochschulen geschaffen wer<strong>den</strong>. Auch die Fachhochschule Aachen ist mit<br />

500 zusätzlichen Studienplätzen dabei. Da<strong>von</strong> profitiert die gesamte Aachener Region!<br />

Die Stellung als <strong>Wissenschaft</strong>sstandort <strong>und</strong> Technologieregion wird weiter gestärkt <strong>und</strong><br />

gefestigt.<br />

Minister Laschet hat sich innerhalb der Landesregierung da<strong>für</strong> eingesetzt, dass die Kommunen<br />

<strong>und</strong> Fachhochschulen, die sich um die Förderung neuer Studienplätze bewerben,<br />

in ihre Konzepte Gender- <strong>und</strong> Diversityansätze integrieren. Auf diesem Feld ist die RWTH<br />

mit ihrem Gender- <strong>und</strong> Diversitykonzept schon vorbildlich. Da<strong>von</strong> können auch andere<br />

profitieren.<br />

Das Thema Fachkräftemangel in <strong>den</strong> MINT-Berufen <strong>und</strong> die Unterrepräsentanz <strong>von</strong> Frauen<br />

in diesen Berufsfeldern hat <strong>den</strong> Landtag in Düsseldorf am 30. Oktober beschäftigt. In


einer gemeinsamen Anhörung haben der Frauenausschuss <strong>und</strong> der Innovationsausschuss<br />

Sachverständige aus <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Forschung, Kammern, Verbän<strong>den</strong>, Arbeitsagentur<br />

<strong>und</strong> Unternehmen um ihre fachlichen Einschätzungen gebeten. Es ging unter anderem<br />

darum, wie Bildungsbarrieren <strong>von</strong> Frauen in <strong>den</strong> MINT-Berufen abgebaut <strong>und</strong> wie die Bildungsreserven<br />

bei Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten besser ausgeschöpft wer<strong>den</strong> können.<br />

Die Stellungnahmen <strong>und</strong> Diskussionen waren sehr interessant <strong>und</strong> breit gefächert, aber<br />

es gab auch sehr viele Gemeinsamkeiten. Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir<br />

weniger ein Erkenntnisdefizit sondern vielmehr ein Handlungsdefizit haben. Im Gr<strong>und</strong>e<br />

wissen wir schon ziemlich genau, wo es hakt, <strong>und</strong> wir kennen auch die Stellschrauben, an<br />

<strong>den</strong>en wir drehen müssten.<br />

Wir müssen beispielsweise Wege fin<strong>den</strong>, dass Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen ihre Kommunikation<br />

<strong>und</strong> <strong>Kooperation</strong> noch weiter verbessern. Das Ministerium <strong>für</strong> Generationen,<br />

Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration möchte hierzu einen Beitrag leisten <strong>und</strong> mit der heutigen<br />

Veranstaltung <strong>den</strong> Dialog zwischen Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen anregen, fördern <strong>und</strong><br />

intensivieren.<br />

Betriebe sollten ihre Wünsche <strong>und</strong> Vorstellungen viel häufiger öffentlich kommunizieren.<br />

Vor allem sollten sie mehr über die Möglichkeiten <strong>und</strong> Chancen sprechen, die junge<br />

Ingenieurinnen in ihren Unternehmen haben. Hierbei geht es <strong>für</strong> junge Frauen nicht nur<br />

um <strong>den</strong> Berufseinstieg nach dem Studium, sondern um längerfristige Perspektiven, die<br />

auch Möglichkeiten <strong>für</strong> die Vereinbarkeit <strong>von</strong> Familie <strong>und</strong> Beruf einschließen. Nur wenn<br />

Unternehmen jungen Ingenieurinnen Familienfre<strong>und</strong>lichkeit signalisieren, wird es ihnen<br />

gelingen, sie <strong>für</strong> sich zu interessieren. Betriebe, die Frauen eine dauerhafte Perspektive<br />

bieten, sind personalwirtschaftlich <strong>und</strong> auch betriebswirtschaftlich auf der sicheren Seite.<br />

Sie bin<strong>den</strong> hoch qualifizierte kompetente Mitarbeiterinnen an sich, die zuverlässig <strong>und</strong><br />

loyal <strong>für</strong> das Unternehmen arbeiten wer<strong>den</strong>. Mein Eindruck ist, dass sich viele Betriebe<br />

über diese Zusammenhänge noch klarer wer<strong>den</strong> müssen.<br />

Aber auch die Hochschulen - selbst solche wie die RWTH - können noch besser wer<strong>den</strong>.<br />

Mein Stichwort ist: Studienabbrüche. Wir verlieren durch Studienabbrüche Frauen, die<br />

wir eigentlich schon <strong>für</strong> Naturwissenschaft <strong>und</strong> Technik gewonnen hatten - <strong>und</strong> natürlich<br />

auch Männer. Studienabbrüche wer<strong>den</strong> <strong>von</strong> <strong>den</strong> Studieren<strong>den</strong> selbst <strong>und</strong> auch <strong>von</strong> ihrer<br />

Umgebung häufig als persönliches Scheitern wahrgenommen. Er oder sie hat es nicht geschafft.<br />

Dieser Makel kann durchaus belastend <strong>für</strong> die weitere Persönlichkeitsentwicklung<br />

sein. Über die individuellen Folgen hinaus bewirken Studienabbrüche aber auch eine riesige<br />

Ressourcenverschwendung, die wir uns überhaupt nicht leisten können. Damit haben<br />

sie sowohl eine persönliche als auch eine gesellschaftliche Dimension.<br />

Wenn es einmal gelungen ist, Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler <strong>für</strong> Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften<br />

zu interessieren <strong>und</strong> wenn es weiterhin gelungen ist, Abiturientinnen <strong>und</strong> Abiturienten<br />

soweit <strong>für</strong> Technik zu begeistern, dass sie ein technisches Studium beginnen, dann<br />

müssen wir alles da<strong>für</strong> tun, um diese Studieren<strong>den</strong> auf ihrem Weg zum Examen nicht<br />

wieder zu verlieren!<br />

Und wir verlieren bis heute noch zu viele. Eine hohe Zahl <strong>von</strong> Studienabbrüchen ist kein<br />

15


16<br />

Zeichen <strong>für</strong> eine besonders hohe Qualität des Studiums. Im Gegenteil. Dieses Signal zeigt<br />

an, dass etwas schief läuft <strong>und</strong> muss ernster genommen wer<strong>den</strong>.<br />

Viel zu oft üben Selektionsschwellen im Studium ihre verheerende Wirkung aus. In meinem<br />

eigenen wirtschaftswissenschaftlichen Studium an der Uni Köln waren das Statistik<br />

<strong>und</strong> Jura. Man konnte es aber schaffen, wenn man sich Unterstützung holte. Deshalb<br />

gingen die meisten Studieren<strong>den</strong> zum Repetitor. Dieses Beispiel ist natürlich alles andere<br />

als vorbildlich <strong>für</strong> ein zeitgemäßes Studienangebot, es zeigt aber eines: mit zusätzlichem<br />

fachlichen Input, der didaktisch <strong>und</strong> methodisch gut präsentiert wird <strong>und</strong> die Studieren<strong>den</strong><br />

deshalb auch erreicht, lassen sich Leistungen verbessern.<br />

Ich habe mir sagen lassen, dass in <strong>den</strong> ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen<br />

ebenfalls Selektionsschwellen wirken. Hier heißen sie Mathematik <strong>und</strong> Mechanik. Meines<br />

Erachtens wären die Hochschulen gut beraten, mehr auf Unterstützung der Studieren<strong>den</strong><br />

in <strong>den</strong> Problemfächern zu setzen. Damit ließe sich wahrscheinlich ein Teil der Studienabbrüche<br />

vermei<strong>den</strong>. Das Ziel muss dabei eine Verbesserung <strong>von</strong> Leistungen sein, nicht<br />

etwa die Absenkung des Niveaus.<br />

Insgesamt müssen viele Studiengänge inhaltlich <strong>und</strong> organisatorisch attraktiver gemacht<br />

wer<strong>den</strong>. Und vor allem muss die Betreuung der Studieren<strong>den</strong> häufig noch verbessert wer<strong>den</strong>.<br />

Das hilft <strong>den</strong> jungen Frauen, bei der Stange zu bleiben. Aber es hilft auch <strong>den</strong> jungen<br />

Männern. Qualitätsverbesserungen kommen schließlich allen zugute!<br />

Wir haben uns heute hier getroffen, um uns darüber auszutauschen, wie die <strong>Kooperation</strong><br />

zwischen Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen funktionieren kann <strong>und</strong> welche gegenseitigen<br />

Erwartungen bestehen.<br />

Unsere Bemühungen dienen dem Ziel, mehr Frauen <strong>für</strong> MINT-Berufe zu gewinnen. Wir<br />

sind überzeugt da<strong>von</strong>, dass wir letztlich auch <strong>den</strong> Unternehmen einen Dienst damit erweisen.<br />

Denn: Vielfalt ist eine Ressource, <strong>und</strong> Gender <strong>und</strong> Diversity sind Erfolgskonzepte.<br />

Ich freue mich auf interessante Diskussionen <strong>und</strong> Begegnungen <strong>und</strong> wünsche uns allen<br />

<strong>für</strong> die heutige Veranstaltung einen guten Verlauf.


Strategieentwicklung aus der Studie „Zeit, dass sich was dreht“<br />

– Technik ist auch weiblich!<br />

Prof. Barbara Schwarze ist seit 2005<br />

Vorsitzende des Kompetenzzentrums<br />

Technik - Diversity – Chancengleichheit<br />

e.V..<br />

Sie studierte Soziologie, Pädagogik<br />

<strong>und</strong> Psychologie an der Universität<br />

Bielefeld, ist darüber hinaus tätig<br />

als Gastprofessorin <strong>für</strong> Gender <strong>und</strong><br />

Diversity in Ingenieurwissenschaften<br />

<strong>und</strong> Informatik an der FH Osnabrück,<br />

<strong>und</strong> übernahm <strong>von</strong> 1999 bis 2005 die<br />

Geschäftsführung des Vorgängers des<br />

heutigen Kompetenzzentrums. Sie ist<br />

als Expertin <strong>und</strong> Gutachterin in nationalen <strong>und</strong> internationalen Kommissionen, Verbän<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> Gremien tätig, hat zahlreiche Veröffentlichungen zu <strong>den</strong> Themen Ingenieurausbildung,<br />

Informationsgesellschaft, Studien- <strong>und</strong> Hochschulreform, Diversity <strong>und</strong> Frauen-<br />

Technik-Netzwerke herausgebracht. Sie ist Mitglied des Präsidiums der Initiative D21, dem<br />

Verb<strong>und</strong> <strong>von</strong> ca. 200 Unternehmen aus Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnikbranche.<br />

Kontakt: schwarze@kompetenzz.de | Tel: 0521 106 7321<br />

Prof. Barbara Schwarze<br />

Vorsitzende Kompetenzzentrum<br />

Technik – Diversity – Chancengleichheit<br />

e.V.<br />

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26<br />

Gender- <strong>und</strong> Diversity-Management<br />

– Zukunftskonzept <strong>für</strong> exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs!<br />

Dr. Carmen Leicht-Scholten<br />

Stabstelle Integration Team<br />

– Human Resources Gender <strong>und</strong><br />

Diversity Management RWTH Aachen<br />

Carmen Leicht-Scholten, Dr. phil. ist<br />

promovierte Sozialwissenschaftlerin. Seit<br />

November 2007 leitet sie die Stabsstelle<br />

Integration Team - Human Resources,<br />

Gender and Diversity Management an<br />

der RWTH Aachen. Nach dem Studium<br />

der Politischen <strong>Wissenschaft</strong>en, Soziologie<br />

<strong>und</strong> Romanistik in Heidelberg,<br />

Aachen <strong>und</strong> Sevilla promovierte sie an<br />

der Universität Hamburg am Lehrstuhl<br />

l <strong>für</strong> Politische <strong>Wissenschaft</strong> über die<br />

Wirkung der Verfassungsrechtssprechung<br />

auf Politik <strong>und</strong> Gesellschaft. Von 2004 bis 2007 arbeitete sie als wissenschaftliche<br />

Assistentin am Institut <strong>für</strong> Soziologie der RWTH Aachen, wo sie u.a. die wissenschaftliche<br />

Leitung der Mentoring Programme verantwortete. Seit Januar 2007 ist sie Mitglied der<br />

Arbeitgruppe WiST II (Women in Science and Technology) der EU auf Einladung der Abteilung<br />

Gender Issues der Europäischen Kommission in Brüssel. Forschungsschwerpunkte:<br />

<strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Geschlecht, Gender <strong>und</strong> Diversity in <strong>Wissenschaft</strong>s – <strong>und</strong> Technikforschung,<br />

Gender <strong>und</strong> Diversity in Organisationen, anwendungsbezogene Forschungsprojekte<br />

an der Schnittstelle <strong>von</strong> Ingenieur-, <strong>Wirtschaft</strong>s- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften.<br />

Kontakt: Tel: 0241 80 96 220 | Mail: carmen.leicht@soziologie.rwth-aachen.de<br />

Der Beitrag beschreibt die Maßnahmen, die im Rahmen eines Personalentwicklungskonzeptes<br />

der RWTH Aachen bestehen, um unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Gender- <strong>und</strong> Diversity-Aspekten<br />

exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs zu gewinnen, zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> zu halten. Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass Gender <strong>und</strong> Diversity Management als<br />

zentrales Konzept Eingang in die Personalentwicklung <strong>von</strong> Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen<br />

fin<strong>den</strong> muss, um künftigen Herausforderungen besser begegnen zu können.<br />

Gender <strong>und</strong> Diversity Management - ein Mehrwert <strong>für</strong> <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Unternehmen<br />

Unsere Gesellschaft verändert sich gegenwärtig rapide hinsichtlich wirtschaftlicher, rechtlicher,<br />

sozialer <strong>und</strong> kultureller Rahmenbedingungen. Moderne Lebensstile <strong>und</strong> individuelle<br />

Lebensformen treten an die Stelle der klassischen Familie; Migrationsbewegungen auch<br />

<strong>von</strong> hochqualifizierten Arbeitnehmen<strong>den</strong> nehmen zu; im Zuge <strong>von</strong> Internationalisierung


<strong>und</strong> Globalisierung verlieren kulturelle <strong>und</strong> nationale Grenzen an Bedeutung; die Alterung<br />

der Gesellschaft, die sinkende Anzahl <strong>von</strong> Arbeitskräften <strong>und</strong> niedrige Geburtenraten<br />

determinieren <strong>den</strong> demografischen Wandel. Im Zuge dessen wer<strong>den</strong> immer komplexere<br />

Anforderungen an Menschen <strong>und</strong> ihre Umwelt gestellt. Auch Hochschulen sind <strong>von</strong><br />

diesen Veränderungen betroffen, da gerade sie die Aufgabe haben, ihre Belegschaft <strong>und</strong><br />

<strong>den</strong> Nachwuchs auf diese Herausforderungen vorzubereiten <strong>und</strong> ihnen die nötigen Schlüsselqualifikationen<br />

zu vermitteln. Die RWTH Aachen stellt sich diesen Herausforderungen<br />

mit einer proaktiven Gender- <strong>und</strong> Diversity-Politik, die die Vielfalt Ihrer Mitglieder als<br />

Chance <strong>für</strong> sie <strong>und</strong> die Organisation begreift. Mit ihrer im Zukunftskonzept „RWTH 2020:<br />

Globale Herausforderungen in Angriff nehmen“ formulierten, People Policy stellt sich die<br />

RWTH Aachen diesen komplexen Herausforderungen (RWTH 2007).<br />

Gender <strong>und</strong> Diversity Management im Zukunftskonzept der RWTH Aachen<br />

Mit der erfolgreichen Teilnahme der Hochschule am Exzellenzwettbewerb des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

der Länder im Jahre 2007 hat die Hochschule einen umfassen<strong>den</strong> Reorganisationsprozess<br />

initiiert, um die im Zukunftskonzept formulierte Strategie umzusetzen. Dabei versteht<br />

die RWTH Aachen die Umsetzung einer Gender- <strong>und</strong> Diversity Policy als zentralen Teil<br />

dieses Reorganisationsprozesses der Hochschule, der mittel– <strong>und</strong> langfristig Gender- <strong>und</strong><br />

Diversity-Perspektiven in <strong>den</strong> Mainstream der Hochschule bringen soll. Mit diesem Ansatz<br />

verbindet die RWTH Aachen die zwei Konzepte des Gender Mainstreaming <strong>und</strong> des Managing<br />

Diversity zu einem komplexen Ansatz. So wer<strong>den</strong> zum einen die unterschiedlichen<br />

Dimensionen <strong>von</strong> Diversität berücksichtigt, andererseits bleibt aber auch die Dimension<br />

Geschlecht als Querschnitts- <strong>und</strong> Kerndimension sichtbar (vgl. Krell 2007).<br />

Um <strong>den</strong> Prozess der Integration der Gender-<strong>und</strong> Diversity-Perspektive in <strong>den</strong> Mainstream<br />

der Hochschulen durchzuführen, der sowohl die Gegebenheiten der Hochschulstruktur mit<br />

der eigenen Verwaltung, als auch die Ziele der Universität berücksichtigen muss, ist die<br />

Gender- <strong>und</strong> Diversity-Perspektive in das Zentrum der Entscheidungsprozesse der Organisation<br />

Hochschule zu stellen. Alle Handlungsfelder <strong>und</strong> Aufgabenbereiche der Hochschule<br />

müssen demnach unter der Gender- <strong>und</strong> Diversity-Perspektive betrachtet wer<strong>den</strong>. Hier<br />

lassen sich fünf große Handlungsfelder unterschei<strong>den</strong>: Hochschulsteuerung, Personalentwicklung<br />

<strong>und</strong> Nachwuchsförderung, Forschung, Lehre <strong>und</strong> Studium <strong>und</strong> soziale Rahmenbedingungen<br />

(vgl. Kahlert 2003, Leicht-Scholten 2008). Insbesondere die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung <strong>von</strong> an Chancengleichheit orientierten Personalentwicklungsstrategien,<br />

die Aspekte der Organisationsentwicklung mit Gender-<strong>und</strong> Diversity-Ansätzen <strong>und</strong> der<br />

Stärkung der <strong>Kooperation</strong> zwischen zentraler <strong>und</strong> dezentraler Personalverantwortung verknüpft,<br />

trägt der Realisierung <strong>von</strong> struktureller Chancengleichheit als Querschnittsaufgabe<br />

Rechnung. Neben Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils 1 auf <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />

akademischen Stufen sind Gender- <strong>und</strong> Diversity-Aspekte in Lehre, Forschung <strong>und</strong><br />

Personalentwicklung zu integrieren. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die RWTH Aachen<br />

im Rahmen der Exzellenzinitiative die dem Rektorat zugeordnete Stabsstelle „Integration<br />

Team - Human Resources, Gender and Diversity Management“ geschaffen.<br />

1 Aufgr<strong>und</strong> des niedrigen Frauenanteils wird die Strukturkategorie „Geschlecht“ vorrangig berücksich-<br />

tigt, obgleich im Rahmen des Diversity-Ansatzes auch die anderen Kategorien Anwendung fin<strong>den</strong>.<br />

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28<br />

Integration Team- Human Resources, Gender and Diversity Management<br />

Die Stabsstelle „Integration Team – Human Resources, Gender- and Diversity Management“<br />

ist zentrale Ansprechpartnerin <strong>für</strong> Fakultäten <strong>und</strong> Einrichtungen der Hochschule<br />

hinsichtlich Fragen <strong>von</strong> Gender <strong>und</strong> Diversity. Ziel der Stabsstelle ist es, die im Exzellenzantrag<br />

formulierte People Policy zu unterstützen, sie als Handlungsprinzip auf allen Entscheidungsebenen<br />

in Verwaltung, in Forschung <strong>und</strong> Lehre zu verankern <strong>und</strong> Veränderungsprozesse<br />

kompetent zu begleiten.<br />

Die Stabsstelle bildet das Herzstück der im Zukunftskonzept formulierten Maßnahme “Mobilising<br />

People“, mit der ein kohärentes Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklungskonzept<br />

unter Berücksichtigung eines Diversity-Ansatzes eingeführt wer<strong>den</strong> soll (RWTH Zukunftskonzept<br />

2007: 49).<br />

Mit der Schaffung der Stabsstelle ist die RWTH Aachen b<strong>und</strong>esweit die erste technische<br />

Hochschule, die eine starke impulsgebende Struktur <strong>für</strong> die Umsetzung eines Gender- <strong>und</strong><br />

Diversity Managements geschaffen hat.<br />

Zwischen <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Hochschulmanagement angesiedelt, arbeitet sie konzeptionell<br />

in <strong>den</strong> Bereichen Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung, Work-Life-Balance sowie Forschung<br />

<strong>und</strong> Lehre <strong>und</strong> trägt damit maßgeblich zur Integration <strong>von</strong> Gender- <strong>und</strong> Diversity-<br />

Perspektiven in der Hochschulentwicklung bei. Neben der Entwicklung <strong>von</strong> Konzepten hat<br />

Abb.1: RWTH Aachen 2020: Meeting Global Challenges. The integrated Interdisciplinary University of Technology. Proposal<br />

for the Establishment and F<strong>und</strong>ing of the Institutional Strategy to Promote Top-Level Research: 49, April 2007.


die Stabsstelle die Aufgabe, die unterschiedlichen Hochschulakteur/innen <strong>für</strong> Gender- <strong>und</strong><br />

Diversity-Aspekte in ihrer Arbeit zu sensibilisieren, sie zu beraten <strong>und</strong> zu unterstützen.<br />

Die Maßnahme “Mobilising People” startet mit fünf Programmen auf unterschiedlichen<br />

Ebenen: dem MINT <strong>Kooperation</strong>sprogramm, dem „Undergraduate Research Opportunities<br />

Programme“, dem Programm zur Anwerbung <strong>von</strong> hochtalentierten Akademikerinnen <strong>und</strong><br />

Akademikern durch ein proaktives internationales Rekrutierungskonzept, <strong>den</strong> Starter Kits<br />

<strong>und</strong> dem Dual Career Programme 2 . Darüber hinaus sind zur Entwicklung einer kohärenten<br />

People Policy, Maßnahmen zu Gender <strong>und</strong> Diversity in <strong>den</strong> unterschiedlichen Bereichen<br />

der Hochschule <strong>von</strong> Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung bis hin zu <strong>den</strong> Bereichen<br />

Forschung <strong>und</strong> Lehre zu i<strong>den</strong>tifizieren, zu evaluieren bzw. im Falle der I<strong>den</strong>tifizierung <strong>von</strong><br />

bestehen<strong>den</strong> Defiziten neue oder ergänzende Maßnahmen zu initiieren.<br />

Insbesondere die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist ein wesentliches Ziel<br />

der Hochschule. Es gilt diverse Menschen <strong>für</strong> die <strong>Wissenschaft</strong> zu gewinnen, sie innerhalb<br />

des <strong>Wissenschaft</strong>ssystems zu motivieren <strong>und</strong> zu halten. Immer mehr Unternehmen vertrauen<br />

inzwischen auf international <strong>und</strong> heterogen zusammengesetzte Teams, da diese durch<br />

die unterschiedlichsten Blickwinkel auch exzellente Arbeitsergebnisse erzielen.(Köppel,<br />

Sandner 2008) Das MINT-<strong>Kooperation</strong>sprogramm <strong>und</strong> das UROP-Programm setzen primär<br />

an diesem Ziel an.<br />

MINT <strong>Kooperation</strong>sprogramm<br />

Das Programm umfasst zwei Aspekte. Zum einen wer<strong>den</strong> Dissertationen zum Thema<br />

„Gender <strong>und</strong> Diversity“ sowie fachdidaktische Promotionen an der Schnittstelle zwischen<br />

Schulunterricht <strong>und</strong> aktueller Forschung in <strong>den</strong> Ingenieurwissenschaften <strong>und</strong> Naturwissenschaften<br />

vergeben. Die Themen der fachdidaktischen Arbeiten wer<strong>den</strong> über Lehrerfortbildungen<br />

in <strong>den</strong> Unterricht integriert.<br />

Zum anderen wer<strong>den</strong> über eine gezielte Rekrutierungspolitik <strong>für</strong> die Übergangsphase <strong>von</strong><br />

der Schule zur Universität mehr Schüler <strong>und</strong> vor allem Schülerinnen <strong>für</strong> die so genannten<br />

MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften <strong>und</strong> Technik) begeistert <strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> ein Studium gewonnen. Dazu wer<strong>den</strong> <strong>von</strong> Doktorandinnen <strong>und</strong> Doktoran<strong>den</strong> vorbereitete<br />

„Summer Schools“ <strong>und</strong> „Winter Schools“ durch die zwei Mentoring-Programme TAN-<br />

DEMkids <strong>und</strong> TANDEMschool (s. u.) ergänzt.<br />

Undergraduate Research Opportunities Programme (UROP)<br />

Mit dem Undergraduate Research Opportunities Programme (UROP) können bis zu 30 erfolgreiche<br />

Studierende pro Jahr projektbezogene Mittel beantragen, um an einem Institut<br />

ein Praktikum durchzuführen. Das Programm besteht aus zwei Komponenten – UROP Na-<br />

2 Auf die Maßnahmen, die sich auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses beziehen, wird<br />

im Folgen<strong>den</strong> noch ausführlicher eingegangen. Informationen zu <strong>den</strong> anderen Maßnahmen fin<strong>den</strong><br />

sich unter http://www.igad.rwth-aachen.de/mobilisingpeople.htm<br />

29


30<br />

tional <strong>und</strong> UROP International. Qualifizierte Studierende der RWTH Aachen <strong>und</strong> Studierende<br />

<strong>von</strong> internationalen Partnerhochschulen haben bei UROP <strong>und</strong> UROP International<br />

die Möglichkeit, schon früh in ihrem Studium eigene Projekte mit forschungsrelevanten<br />

Themen durchzuführen. Basis <strong>für</strong> beide Programme ist eine Online-Datenbank, auf die<br />

Studierende der RWTH Aachen <strong>und</strong> internationaler Partnerhochschulen aus <strong>den</strong> USA <strong>und</strong><br />

Kanada zugreifen können. Ziel dieser Maßnahme ist eine aktive Nachwuchsförderung in<br />

der curriculare Ziele mit fachlichen <strong>und</strong> außerfachlichen Kompetenzen gefördert <strong>und</strong> <strong>den</strong><br />

Nachwuchswissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Nachwuchswissenschaftlern Karriereperspektiven<br />

aufgezeigt wer<strong>den</strong>.<br />

Über diese Programme hinaus tragen jedoch insbesondere die Mentoring-Programme<br />

<strong>für</strong> unterschiedliche Zielgruppen zu einer zukunftsorientierten Personalentwicklung der<br />

RWTH Aachen unter Berücksichtigung <strong>von</strong> Gender-<strong>und</strong> Diverstiy-Aspekten bei, weshalb<br />

sie im folgen<strong>den</strong> ausführlicher vorgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Mentoring-Programme als Instrument einer zukunftsorientierten Personalentwicklung<br />

Im Hinblick auf die Sicherung der Wettbewerbs- <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit <strong>von</strong> Universitäten<br />

ist es eine ihrer zentralen Aufgaben, bislang ungenutzte Potenziale zu erschließen <strong>und</strong><br />

neue Konzepte <strong>für</strong> eine optimale Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung zu erstellen. Eine wirkungsvolle<br />

Strategie, eine Karriere im universitären Umfeld erfolgreich umzusetzen, kann im<br />

zielgerichteten Austausch mit einer unterstützen<strong>den</strong> Person entwickelt wer<strong>den</strong>, die ihre<br />

Erfahrungen auf diesem Weg bereits gemacht hat. Hier setzen Mentoring-Programme an.<br />

Die Bedeutung <strong>von</strong> Mentoring <strong>und</strong> informellen Förderbeziehungen <strong>für</strong> eine Karriere in der<br />

<strong>Wissenschaft</strong> wird in vielen Studien belegt (vgl. Allmendinger u.a. 2000, Zimmer 2003).<br />

Unbestritten ist inzwischen auch die Wirksamkeit <strong>von</strong> Mentoring-Programmen zur Herstellung<br />

<strong>von</strong> Chancengleichheit in der <strong>Wissenschaft</strong>. Diesen Ergebnissen der Genderforschung<br />

hat die RWTH Aachen bei der Konzeption ihrer Maßnahmen Rechnung getragen.<br />

So betont der <strong>Wissenschaft</strong>srat in seiner Empfehlung zur Chancengleichheit <strong>von</strong> <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />

<strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen vom Juli 2007 die Bedeutung <strong>von</strong> Mentoring-Programmen<br />

<strong>und</strong> führt als Beispiel <strong>für</strong> ein erfolgreiches <strong>und</strong> innovatives Mentoring-Konzept<br />

die RWTH Aachen an (<strong>Wissenschaft</strong>srat 2007: 28). Hervorzuheben ist, dass alle an der<br />

RWTH Aachen laufen<strong>den</strong> Mentoring-Programme drei Instrumente der Personalentwicklung<br />

kombinieren. Neben der eigentlichen Mentoring-Beziehung ergänzen Trainings das<br />

Fachwissen zu karriererelevanten Themen. Zusätzlich stärken Networking-Treffen die<br />

Vernetzung der <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen. Vergleichende Evaluationen lassen <strong>den</strong> Schluss zu,<br />

dass Mentoring-Aktivitäten auch dem Studienabbruchsrisiko <strong>von</strong> Frauen entgegen wirken<br />

<strong>und</strong> dazu beitragen, ihren Anteil in höheren Positionen innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der<br />

Hochschule langfristig zu steigern (Leicht-Scholten/Wolf 2009).<br />

Die RWTH Aachen setzt Mentoring-Programme gezielt als Instrumente einer geschlechtergerechten<br />

Personalentwicklung ein, um weiblichen Nachwuchs in <strong>den</strong> unterschiedlichsten<br />

wissenschaftlichen Stufen zu gewinnen <strong>und</strong> zu halten. Auf Gr<strong>und</strong> des Profils der Hochschule<br />

<strong>und</strong> des geringen Anteils <strong>von</strong> Frauen in <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

liegt der Schwerpunkt dabei auf der Förderung <strong>von</strong> Nachwuchskräften aus <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong>


Ingenieurwissenschaften. Gemeinsames Ziel aller Mentoring-Programme an der RWTH<br />

Aachen ist es, die Mentees individuell zu unterstützen <strong>und</strong> zu einer Karriere in der <strong>Wissenschaft</strong><br />

zu ermutigen. Gleichzeitig berücksichtigen sie die spezifischen Anforderungen der<br />

jeweiligen Zielgruppen.<br />

Mit der Einrichtung des Integration Teams wur<strong>den</strong> die an der RWTH bestehen<strong>den</strong> Mentoring<br />

Programme an die Stabstelle angegliedert, um Mentoring als ein kohärentes Instrument<br />

einer geschlechtergerechten Personalentwicklung zu institutionalisieren (RWTH<br />

Zukunftskonzept 2007: 49f).<br />

Im Rahmen der People Policy wur<strong>den</strong> <strong>den</strong> unterschiedlichen Karrierestufen folgend die<br />

bestehen<strong>den</strong> Programme durch zwei Mentoring Programme ergänzt, ganz im Sinne der<br />

Leitlinie „From school children to Alumni“, Mentoring Programme <strong>für</strong> alle Stufen anbieten<br />

zu können.<br />

Abb. 2: Mentoring-Treppe an der RWTH Aachen, Quelle: Leicht-Scholten, Callies: 2008.<br />

Während sich die neu konzipierten Mentoring-Programme TANDEMkids (Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler ab der 7. Klasse) <strong>und</strong> TANDEMschool (Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ab der 11.<br />

Klasse) an Mädchen <strong>und</strong> Jungen gleichermaßen richten, zielen die bestehen<strong>den</strong> Programme<br />

TANDEM (Stu<strong>den</strong>tinnen ab dem Hauptstudium <strong>und</strong> Doktorandinnen), TANDEMmed<br />

(Medizinstu<strong>den</strong>tinnen ab dem 7. Semester), TANDEMplusMED (Post-Doktorandinnen <strong>und</strong><br />

Habilitandinnen in der Medizin), TANDEMplus (Doktorandinnen in <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong> Inge-<br />

31


32<br />

nieurwissenschaften) <strong>und</strong> TANDEMplusIDEA (Internationale Post-Doktorandinnen in <strong>den</strong><br />

Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften) ausschließlich auf die Unterstützung <strong>von</strong> Frauen.<br />

Im Folgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> die Programme ausführlicher dargestellt, deren Fokus auf <strong>den</strong> Natur-<br />

<strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften liegt.<br />

TANDEMschool<br />

Die RWTH Aachen bietet im Rahmen des MINT-<strong>Kooperation</strong>sprogramms das Mentoring-<br />

Programm TANDEMschool an, um interessierten Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern einen Einblick<br />

in das Studium eines MINT-Faches zu ermöglichen. Sie können Studierende oder Promovierende<br />

der RWTH Aachen in ihrem Studienalltag begleiten <strong>und</strong> bekommen so Einsicht<br />

in entsprechende Studien- <strong>und</strong> Berufsbilder. Das Projekt TANDEMschool richtet sich an<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ab der 11. Jahrgangsstufe, die sich <strong>für</strong> ein Studium im technischnaturwissenschaftlichen<br />

Bereich interessieren. Jeder Teilnehmerin bzw. jedem Teilnehmer<br />

wird als Tandem-Partner/in, zunächst <strong>für</strong> die Dauer eines Jahres, eine Mentorin oder ein<br />

Mentor zur Seite gestellt, die nach <strong>den</strong> Interessen <strong>und</strong> Wünschen der Mentees ausgewählt<br />

wer<strong>den</strong>. Hierdurch wird <strong>den</strong> potentiellen Studieren<strong>den</strong> eine kompetente Studienplanung<br />

<strong>und</strong> -orientierung ermöglicht, sowie der Übergang <strong>von</strong> der Schule zur Hochschule erleichtert.<br />

Bei <strong>den</strong> Mentorinnen <strong>und</strong> Mentoren handelt es sich um speziell geschulte Studierende<br />

aus höheren Fachsemestern oder Promovierende der RWTH Aachen.<br />

TANDEM<br />

Das Programm unterstützt Stu<strong>den</strong>tinnen im Hauptstudium sowie junge<br />

<strong>Wissenschaft</strong>lerinnen aller Fachrichtungen (außer Medizin) bei ihrer Karriereplanung. Als<br />

erstes Mentoring Programm der Hochschule stellt es seit Oktober 2002 erfolgreich die<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Ressourcen qualifizierter junger Frauen in <strong>den</strong> Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> unterstützt<br />

sie in ihrer Berufs- <strong>und</strong> Lebensplanung, der Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>von</strong> Karrierestrategien<br />

<strong>und</strong> einem möglichst barrierefreien Ein- <strong>und</strong> Aufstieg in führende berufliche<br />

Positionen.<br />

Die unterschiedlichen Module des Programms, insbesondere jedoch die Vermittlung einer<br />

Partnerschaft mit einer berufserfahrenen Mentorin/einem Mentor, fördern <strong>und</strong> unterstützen<br />

die zielgerichtete Karriereplanung der Teilnehmerinnen (Mentees). Sie erfahren eine<br />

Stärkung ihrer Potenziale <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>und</strong> wer<strong>den</strong> bei der aktiven Weichenstellung<br />

<strong>für</strong> ihre wissenschaftliche <strong>und</strong> berufliche Laufbahn begleitet.<br />

Netzwerkarbeit <strong>und</strong> gezieltes Selbstmarketing sind wesentliche Ergänzungen der fachlichen<br />

Qualifikationen. Netzwerktreffen, Themen- <strong>und</strong> Diskussionsabende sowie regelmäßige<br />

Weiterbildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmodule sind daher weitere Bestandteile der<br />

Programmaktivitäten.<br />

TANDEMplus<br />

Das Mentoring-Programm TANDEMplus ist ein hochschulübergreifendes <strong>Kooperation</strong>sprojekt<br />

der RWTH Aachen, dem Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie <strong>und</strong> der Fraunhofer


Gesellschaft München. Als erstes <strong>Kooperation</strong>sprojekt zwischen Hochschulen <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen<br />

mit einem disziplinären Schwerpunkt in <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

ist TANDEMplus ein Best Practice Beispiel <strong>für</strong> innovative Konzepte<br />

im Mentoring (vgl. <strong>Wissenschaft</strong>srat 2007: 28). Seit 2004 fördert das Programm <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen<br />

auf dem Weg zur Professur in natur- <strong>und</strong> ingenieurwissenschaftlichen<br />

Fachbereichen. Durch die wissenschaftliche Evaluation der ersten drei Durchgänge<br />

konnte der Nutzen <strong>und</strong> der Erfolg des Programms bereits gezeigt wer<strong>den</strong> (Leicht-Scholten<br />

2007c). Aktuell wird an einer Neuauflage des Konzepts unter Beteiligung <strong>von</strong> Unternehmen<br />

<strong>für</strong> das Jahr 2009 gearbeitet. Auch das überarbeitete Programm wird begleitend<br />

evaluiert.<br />

TANDEMplusIDEA<br />

Das Projekt TANDEMplusIDEA beinhaltet die Entwicklung, Durchführung <strong>und</strong> wissenschaftliche<br />

Evaluation eines Personalentwicklungsprogramms <strong>für</strong> Postdoktorandinnen<br />

der Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften. Es wird <strong>für</strong> eine Laufzeit <strong>von</strong> drei Jahren (2007-<br />

2010) durch das 6. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission finanziert<br />

<strong>und</strong> ist das erste gemeinsame EU-Projekt der technischen Hochschulen der IDEA<br />

League (Imperial College London, TU Delft, ETH Zürich, RWTH Aachen <strong>und</strong> ParisTech).<br />

TANDEMplusIDEA ist gleichzeitig das erste internationale Mentoring-Programm, welches<br />

unter der Leitung der RWTH Aachen realisiert wird <strong>und</strong> das hoch qualifizierte <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen<br />

aus <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften der IDEA League-Hochschulen<br />

unterstützt, sich auf eine wissenschaftliche Karriere <strong>und</strong> Professur in <strong>den</strong> beteiligten<br />

Ländern vorzubereiten. Das Programm wird begleitend evaluiert <strong>und</strong> in die Entwicklung<br />

eines Best Practice-Modells <strong>für</strong> ein internationales Mentoring-Programm mün<strong>den</strong>. Eine<br />

internationale Konferenz im Jahr 2009 wird die Ergebnisse des Projekts diskutieren, eine<br />

weitere europäische Zusammenarbeit anregen <strong>und</strong> zu einer verstärkten Aufmerksamkeit<br />

<strong>für</strong> Gendergerechtigkeit in <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Gesellschaft beitragen.<br />

…eine Zwischenbilanz<br />

Wie andernorts schon erwähnt, übernimmt die RWTH Aachen mit der Etablierung des<br />

Integration Teams eine Vorreiterrolle unter <strong>den</strong> technischen Hochschulen in Deutschland.<br />

Sie hat als erste technische Hochschule eine starke impulsgebende Struktur <strong>für</strong> die Umsetzung<br />

eines Gender <strong>und</strong> Diversity Managements geschaffen, das die Hochschulleitung,<br />

Dezernate <strong>und</strong> Fakultäten auf dem Weg zu einer gender-<strong>und</strong> diversity-gerechten Hochschule<br />

beratend <strong>und</strong> konzeptionell begleitet <strong>und</strong> unterstützt.<br />

Eine Zwischenbilanz nach dem ersten Jahr seit Bestehen der Stabsstelle zeigt, dass die<br />

Hochschule mit Ihrer Strategie auf einem guten Weg ist. Im Bereich Personalentwicklung<br />

haben die oben genannten Maßnahmen erste Erfolge: so konnte durch eine proaktive<br />

Rekrutierungspolitik der Anteil <strong>von</strong> Frauen auf Professuren (einschließlich Juniorprofessuren)<br />

<strong>von</strong> 5,3 auf 8,4 Prozent im Jahre 2008 gesteigert wer<strong>den</strong>. Unterstützt wird diese<br />

Politik durch die neue Prorektorin <strong>für</strong> Personal <strong>und</strong> wissenschaftlichen Nachwuchs.<br />

33


34<br />

Im Rahmen der Erstellung eines Gleichstellungskonzeptes (Leicht-Scholten, et.al. 2009)<br />

hat das Integration Team eine Balanced Score Card zur Erhöhung des Frauenanteils in<br />

<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Statusgruppen an der RWTH entwickelt.<br />

Neben der Veranschaulichung der aktuell stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> gleichstellungspolitischen<br />

Maßnahmen wer<strong>den</strong> weitergehende Ziele formuliert <strong>und</strong> spezifische Maßnahmen zu deren<br />

Erreichung dargestellt. Über festgelegte Kennzahlen wird der Erfolg der Maßnahmen <strong>und</strong><br />

der Grad der Zielerreichung überprüft <strong>und</strong> damit ein an Chancengleichheit orientiertes<br />

Qualitätsmanagement vorangetrieben.<br />

Das Gleichstellungskonzept der RWTH Aachen ist <strong>von</strong> einem b<strong>und</strong>esweiten Expertengremium<br />

im Rahmen des vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung initiierten<br />

200-Professorinnenprogramms 3 positiv begutachtet wor<strong>den</strong>, womit die Besetzung <strong>von</strong><br />

drei Professuren mit Frauen gefördert wer<strong>den</strong> kann <strong>und</strong> die Hochschule zusätzliche Mittel<br />

<strong>für</strong> gleichstellungspolitische Maßnahmen einsetzen kann.<br />

Die RWTH hat mit dem Auditierungsprozess des audits „familiengerechte hochschule“ 4<br />

begonnen <strong>und</strong> strebt die Erlangung des Gr<strong>und</strong>zertifikats der beruf<strong>und</strong>familie gGmbH im<br />

Sommer 2009 an, um unterschiedliche Lebensentwürfen in der Hochschule <strong>und</strong> die Förderung<br />

der Work Life Balance <strong>für</strong> alle RWTH-Angehörigen zu unterstützen.<br />

Erste Erfolge zeigen sich auch bei der Integration <strong>von</strong> Gender- <strong>und</strong> Diversity-Aspekten in<br />

Forschung <strong>und</strong> Lehre. Mit der Etablierung des „Virtual Project House for Gender and Technology“<br />

ist ein Raum des Austausches <strong>und</strong> der Kommunikation <strong>für</strong> <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen<br />

<strong>und</strong> <strong>Wissenschaft</strong>ler geschaffen, der es ermöglicht Gender– <strong>und</strong> Diversity- Perspektiven<br />

in ihrer Forschung zu berücksichtigen. Auch die im Rahmen der Exzellenzinitiative geschaffenen<br />

Gender-Stipendien <strong>für</strong> MINT Fächer fördern die Berücksichtigung der Gender-<br />

Perspektive in <strong>den</strong> Naturwissenschaften <strong>und</strong> liefern erste Impulse <strong>für</strong> ein gender-sensibles<br />

<strong>Wissenschaft</strong>sverständnis.<br />

Auch die in <strong>Kooperation</strong> <strong>von</strong> Stabsstelle <strong>und</strong> dem Fachbereich Bauingenieurwesen <strong>für</strong> das<br />

WS 2009 geplante Ringvorlesung zu Gender <strong>und</strong> Diversity im Bauwesen kann zur Sensibilisierung<br />

<strong>von</strong> Lehren<strong>den</strong> <strong>und</strong> Studieren<strong>den</strong> beitragen <strong>und</strong> Impulse <strong>für</strong> Forschung <strong>und</strong><br />

Lehre geben.<br />

Über die Mitarbeit in der Arbeitgruppe WiST II (Women in Science and Technology) der<br />

EU auf Einladung der Abteilung Gender Issues der Europäischen Kommission in Brüssel,<br />

beteiligt sich die Hochschule an diversen Forschungsprojekten 5 .<br />

3 Vgl.: http://www.bmbf.de/de/494.php<br />

4 Die Hertie Stiftung hat mit dem „audit familiengerechte hochschule“ ein Managementinstrument<br />

zur familiengerechten Gestaltung der Arbeits- <strong>und</strong> Studienbedingungen an Hochschulen entwickelt.<br />

Das Audit umfasst neun verschie<strong>den</strong>e Handlungsfelder, in <strong>den</strong>en jeweils vorhan<strong>den</strong>e familienge<br />

rechte Angebote überprüft <strong>und</strong> Wege <strong>für</strong> neue Strategien <strong>und</strong> Maßnahmen aufgezeigt wer<strong>den</strong>.<br />

5 Vgl.: http://www.igad.rwth-aachen.de/forschung.htm


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die RWTH Aachen auf einem guten Weg<br />

hin zu einer gender-<strong>und</strong> diversity-gerechten Hochschule befindet. Sie hat die Herausforderung<br />

angenommen, die Dimensionen <strong>von</strong> Diversity in alle Bereiche der Hochschulentwicklung<br />

einzubeziehen <strong>und</strong> geht damit noch einen Schritt weiter, als die Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft, die „nur“ die Einbeziehung der Kategorie Geschlecht in alle<br />

Entscheidungsprozesse fordert (DFG 2008). <strong>Exzellente</strong> Forschung wird zukünftig auch<br />

daran gemessen, wie es gelingt die „besten Köpfe“ zu gewinnen, unabhängig <strong>von</strong> Geschlecht,<br />

Alter, Nationalität usw. Eine der großen Herausforderungen der Hochschule <strong>für</strong><br />

die nächsten Jahre wird es sein, diesen umfassen<strong>den</strong> Prozess des Change Managements<br />

konsequent weiterzuführen, um das im Zukunftskonzept formulierte umfassende Konzeptes<br />

der „People Policy“ (RWTH 2007:49) erfolgreich umzusetzen.<br />

Literatur:<br />

Allmendinger, Jutta/Fuchs, Stefan/Stebut, Janina <strong>von</strong> (2000): Should I Stay or Should I Go?<br />

Mentoring, Verankerung <strong>und</strong> Verbleib in der <strong>Wissenschaft</strong>. Empirische Ergebnisse einer Studie zu<br />

Karriereverläufen <strong>von</strong> Frauen <strong>und</strong> Männern in Instituten der Max-Planck-Gesellschaft, Karriere <strong>von</strong><br />

Akademikerinnen, Bedeutung des Mentoring als Instrument der Nachwuchsförderung. In: Page/<br />

Julie/Leeman, Regula (Hrsg.): Schriftenreihe BBW, Zürich: Verein Feministische <strong>Wissenschaft</strong><br />

Schweiz, S. 33-48.<br />

Behr, Markus/Krimmer, Holger/Stallmann, Freia/Zimmer, Anette (2003): Karrierewege <strong>von</strong> Professorinnen<br />

an Hochschulen in Deutschland. Herausgegeben vom Projekt <strong>Wissenschaft</strong>skarriere<br />

Institut <strong>für</strong> Politikwissenschaft Westfälische Wilhelms-Universität Münster.<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) (2008): Besprechungsunterlage zu TOP 3.2 der Sitzung<br />

des Senats am 24. April 2008: Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der DFG, unveröffentlichtes<br />

Protokoll.<br />

Kahlert, Heike (2003): Gender Mainstreaming an Hochschulen - Anleitung zum qualitätsbewussten<br />

Handeln. Opla<strong>den</strong>: Leske & Budrich.<br />

Köppel, Petra/ Sandner, Dominique (2008): Synergie durch Vielfalt - Praxisbeispiele zu Cultural<br />

Diversity in Unternehmen. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.<br />

Krell, Gertraude/Riedmüller, Barbara/Sieben, Barbara/Vinz, Dagmar (Hrsg.) (2007): Diversity<br />

Studies - Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> disziplinäre Ansätze. Frankfurt am Main: Campus Verlag.<br />

Leicht-Scholten, Carmen (2007a): Einleitung. In: Leicht-Scholten, Carmen (Hrsg.): Gender and<br />

Science. Perspektiven in <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften. Bielefeld: Transcript Verlag,<br />

S. 9-15.<br />

35


36<br />

Leicht-Scholten, Carmen (2007b): Gender Mainstreaming – Mehr als nur ein Papiertiger? – Wie<br />

viel Gender ist im Mainstream der <strong>Wissenschaft</strong>en? In: Leicht-Scholten, Carmen (Hrsg.): Gender<br />

and Science. Perspektiven in <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften. Bielefeld: Transcript Verlag,<br />

S. 19-35.<br />

Leicht-Scholten, Carmen (2007c): Challenging the leaky pipeline - Cooperation scheme between<br />

technical universities and research institutions for excellent female researchers. First results. In:<br />

Welpe, Ingelore/Reschke, Barbara/Larkin, June (Hrsg.): Gender in Engineering - Problems and<br />

Possibilities. Frankfurt a.M.: Peter Lang Verlag.<br />

Leicht-Scholten (2009a): <strong>Wissenschaft</strong>liche Personalentwicklung an Hochschulen – der Beitrag<br />

<strong>von</strong> Mentoring-Programmen als Element einer gendergerechten Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung.<br />

In: Heidrun Stöger, Albert Ziegler <strong>und</strong> Diana Schimke (Hrsg.): Mentoring: Theoretische<br />

Hintergründe, empirische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> praktische Anwendungen (im Erscheinen).<br />

Leicht-Scholten, Carmen/Henrike Wolf (2009b): Vergleichende Evaluation <strong>von</strong> Mentoring-Programmen<br />

<strong>für</strong> High Potentials mit disziplinärem Schwerpunkt. In: Heidrun Stöger, Albert Ziegler<br />

<strong>und</strong> Diana Schimke (Hrsg.): Mentoring: Theoretische Hintergründe, empirische Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> praktische<br />

Anwendungen (im Erscheinen).<br />

Leicht-Scholten, Carmen/Wolffram, Andrea/Weheliye, Asli-Juliya/ Lämmerhirt, Miriam(2009c):<br />

Gender and Diversity Management - Kurzfassung Gleichstellungskonzept RWTH Aachen. Aachen:<br />

RWTH Aachen.<br />

Macha, Hildegard/Handschuh-Heiß, Stephanie (2005): Gender Mainstreaming an Hochschulen<br />

als Instrument der Organisationsentwicklung. In: Burkhardt, Anke/Koreuber, Mechthild (Hrsg.):<br />

Gender Mainstreaming – vom Verwaltungshandeln zum akademischen Selbstverständnis. Tagungsband<br />

, i.V. 2005, S. 209-225.<br />

Macha, Hildegard/Fahrenwald, Claudia (Hrsg.) (2007): Gender Mainstreaming <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Organisationsentwicklung durch Potentialentwicklung. Opla<strong>den</strong>: Barbara Budrich.<br />

RWTH Aachen, Dezernat 8.0, Angebote <strong>für</strong> Professorinnen <strong>und</strong> Professoren der RWTH Aachen,<br />

http://www.rwth-aachen.de/go/id/ucu/<br />

RWTH Aachen, der Rektor (2007): Proposal for the Establishment and F<strong>und</strong>ing of the Institutional<br />

Strategy to Promote Top-Level Research: “RWTH 2020 – Meeting Global Challenges“. Aachen:<br />

RWTH Aachen.<br />

<strong>Wissenschaft</strong>srat (2007): Empfehlungen zur Chancengleichheit <strong>von</strong> <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen <strong>und</strong><br />

<strong>Wissenschaft</strong>lern. Köln.


Anforderungen der Industrie an Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingenieure<br />

geboren 1976 in Mühlacker<br />

Ausbildung:<br />

1996 bis 2002 Studium der Politikwissenschaft,<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

<strong>und</strong> Soziologie an der Eberhard-<br />

Karls-Universität Tübingen <strong>und</strong> der<br />

Università die Perugia, Italien<br />

2001 bis 2002 Betriebswirtschaftliche<br />

Zusatzqualifi kation „Studium<br />

<strong>und</strong> Beruf“ in <strong>Kooperation</strong> mit dem<br />

Deutschen Institut <strong>für</strong> Fernstudienforschung<br />

2004 bis 2006 IPQ (Innovation, Personal <strong>und</strong> Qualifi zierung) Führungskräfte-Nachwuchs-Schulung<br />

der PSI Information Management GmbH<br />

Berufl iche Stationen:<br />

2003 bis 2007 SPD Main-Taunus, Geschäftsführerin<br />

Judith Herzog<br />

VDMA<br />

seit 2008 bis heute: VDMA, Referentin im Kompetenzzentrum Bildung. Dieses hat die<br />

Aufgabe, bildungspolitische Interessenvertretung zu <strong>den</strong> Themen berufl iche Bildung,<br />

Ingenieurausbildung (einschließlich Promotion) sowie die Initiierung <strong>und</strong> Begleitung des<br />

fachlichen Diskurses, um so die Entwicklung bedarfsgerechter Bildungsangebote <strong>für</strong> die<br />

Branche zu fördern. Darüber hinaus Mitverantwortung in zwei Projekten zu <strong>den</strong> Themen<br />

Fachkräftesicherung <strong>und</strong> Innovationsprozessen.<br />

37


Also doch…<br />

43


44<br />

Moderierte Podiumsdiskussion<br />

Im Gespräch:<br />

• Prof. Barbara Schwarze<br />

• Dr. Carmen Leicht-Scholten<br />

• Judith Herzog<br />

Eine Teilnehmerin <strong>von</strong> Thyssen Krupp, die aus der Diversity Forschung kommt, wies darauf<br />

hin, dass es wichtig sei, wirtschaftliche Vorteile <strong>von</strong> Diversity herauszustellen. Die Entscheider<br />

seien eher traditionell eingestellt <strong>und</strong> orientierten sich an Zahlen <strong>und</strong> Fakten. Sie<br />

fragte nach Lösungsansätzen, wie die Vorteile <strong>von</strong> Diversity quantifiziert wer<strong>den</strong> können.<br />

Dr. Leicht-Scholten gab <strong>den</strong> Hinweis auf die McKinsey-Studie „Women Matter. Gender<br />

Diversity, Corporate Performance Driver“ (www.chefin-online.de/utag/bilder/fuehrung/<br />

studien/Mckinsey_women_matter_2007.pdf) über internationale Unternehmen. Dort<br />

wur<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e Aspekte wie Performance, Output <strong>und</strong> Mitarbeiterzufrie<strong>den</strong>heit<br />

untersucht. Die Studie belegt <strong>den</strong> Nutzen <strong>von</strong> Frauen in der Führungsebene: Wenn mindestens<br />

drei Frauen im oberen Management-Board sind, wurde die Entwicklung kontinuierlich<br />

verbessert.<br />

Prof. Schwarze bestätigte die Notwendigkeit, <strong>den</strong> Nutzen <strong>von</strong> Diversitykonzepten zu quantifizieren<br />

Es komme nicht mehr nur auf <strong>den</strong> Werbeeffekt an, sondern auch darauf, wie die<br />

Effekte ökonomisch berechenbar seien. Im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit wird das Thema<br />

einer „Gender Balanced Score Card“ erörtert. Die Studieren<strong>den</strong> berichten, dass in ihren<br />

Unternehmen Diversity nach außen propagiert, aber nicht immer <strong>von</strong> innen mitgetragen<br />

wird. Prof. Schwarze plädierte da<strong>für</strong>, dort wo gemessen wird, Genderaspekte stärker zu<br />

berücksichtigen <strong>und</strong> zu erfassen. Dies sei bisher leider nicht der Fall. Beispielsweise bei<br />

<strong>den</strong> aktuellen europäischen Programmen zum Demografiewandel oder bei der Förderung<br />

mittelständischer Unternehmen.<br />

Merkpunkt: Nutzen <strong>von</strong> Diversity quantifizieren<br />

Frau Herzog berichtete aus dem Maschinenbau <strong>von</strong> positiven Erfahrungen bei der Anwendung<br />

<strong>von</strong> Diversity. Die Personaler <strong>und</strong> technischen Ausbildungsleiter, die gemischte<br />

Teams haben, schwärmten alle da<strong>von</strong>. Die Motivation in diesen Teams habe sich seit<br />

Frauen dabei sind, deutlich gesteigert. Diese derartig begeisterten Vorgesetzten seien die<br />

besten Lobbyisten, um die Entwicklung nachhaltig voran zu treiben. Im Maschinenbau<br />

tätige Männer seien eher traditionell geprägt. Die ließen sich in der Regel nicht durch<br />

Studien, sondern nur durch eigene positive Erfahrungen überzeugen.<br />

Dr. Leicht-Scholten verwies auf Studienergebnisse, dass Frauen wiederum Frauen anziehen<br />

<strong>und</strong> gemischte Teams weitere gemischte Teams (Prognos AG 2005: Work Life Balance.<br />

Motor <strong>für</strong> wirtschaftliches Wachstum <strong>und</strong> gesellschaftliche Stabilität, Basel - www.<br />

familienservice.de/filebase/ddl-8a859f7bacb0aea13d60697fb0697fb0e3bbe5/Work-<br />

Life-Balance_Prognos.pdf; European Commission 2005: Women and Science, Excellence<br />

and Innovation - Gender Equality in Science, Working Document, Brussels -<br />

ec.europa.eu/research/science-society/pdf/documents_women_sec_en.pdf)


Merkpunkt: Diversity-erfahrene Personaler <strong>und</strong> Ausbildungsleiter als<br />

Lobbyisten <strong>für</strong> das Thema einsetzen<br />

Eine Teilnehmerin, die <strong>den</strong> Fachkräftenachwuchs in ihrem Konzern betreut, berichtete <strong>von</strong><br />

anderen Problemen: Viele der Frauen wollten mit Frauenförderung nicht viel zu tun haben.<br />

Dabei sei Frauenförderung, als auch Kompetenzförderung notwendig. Jedoch müsse<br />

die Struktur des Unternehmens das Konzept tragen. Die Akzeptanz <strong>und</strong> die Rahmenbedingungen<br />

müssten vorhan<strong>den</strong> sein.<br />

Prof. Schwarze kennt diese Vorbehalte ebenfalls <strong>und</strong> vermeidet es, das Thema Frauenförderung<br />

anzusprechen. In ihrem Fachbereich fin<strong>den</strong> sich viele Studierende mit Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

– Männer wie Frauen. Sie analysiert, ob es unterschiedliche Vorbedingungen<br />

gibt <strong>für</strong> deren Möglichkeiten, im Beruf unterzukommen. Für wen gibt es ein Plus, <strong>für</strong> wen<br />

ein Minus in bestimmten Bereichen. Dann kommt das Thema Frauenförderung gar nicht<br />

auf. Denn es geht einfach um unterschiedliche Gruppen, sowohl als auch. Offensichtlich<br />

gibt es Bereiche, in <strong>den</strong>en auch Männer gefördert wer<strong>den</strong> müssen. Das ist auch <strong>den</strong> jungen<br />

Männern sehr deutlich. Damit relativiert sich das Thema. Statt Frauenförderung stellt<br />

sich die Frage, was braucht der oder die Einzelne, um nach dem Studium in dem Beruf<br />

beschäftigungsfähig zu sein. Was müssen die Einzelnen mitbringen? Was bringen sie <strong>für</strong><br />

Erfahrungen mit ein? Damit wer<strong>den</strong> die Frauen <strong>von</strong> dem Stigma „wir wer<strong>den</strong> gefördert –<br />

wir zwei, drei Frauen <strong>und</strong> die anderen 50 Männer nicht“, entlastet. Die unterschiedlichen<br />

Kompetenzen <strong>von</strong> Männern <strong>und</strong> Frauen seien bei der Arbeit deutlich zu erkennen, so Prof.<br />

Schwarze. Dann komme die Frage auf, wie fehlende Kompetenzen ausgeglichen wer<strong>den</strong><br />

können. Wenn das nicht unter dem Förder-Gesichtspunkt geschehe, gäbe es kein Problem.<br />

Merkpunkt: Frauen fördern – aber nicht unter dem Label „Frauenförderung“<br />

Ein Teilnehmer vom Berufskolleg <strong>für</strong> Technik <strong>und</strong> Informatik in Neuss stellte die Frage,<br />

wie technisch talentierte Mädchen bei der „Stange gehalten“ wer<strong>den</strong> könnten - möglichst<br />

schon in der Schule. Oftmals wür<strong>den</strong> sie durch ihre Peergroups in andere berufliche Richtungen<br />

gelenkt.<br />

Eine Teilnehmerin aus Kaiserslautern wies auf das Spannungsverhältnis zwischen Teamorientierung<br />

<strong>und</strong> persönlicher Karriereorientierung hin. Aufgr<strong>und</strong> der Zahlen sei in <strong>den</strong> Vorträgen<br />

gezeigt wor<strong>den</strong>, Ingenieure machen Karriere, Ingenieurinnen eher weniger. Auf der<br />

anderen Seite seien Schülerinnen durchaus qualifiziert, aber gingen trotzdem nicht in die<br />

Ingenieursausbildungen. Schließlich sei dargelegt wor<strong>den</strong>, wie wichtig Teamorientierung<br />

sei. Jedoch wür<strong>den</strong> Teams normalerweise nicht gefördert wer<strong>den</strong>, sondern einzelne Mitglieder<br />

daraus. Es stelle sich die Frage, wie eine Frau im Team gut arbeiten könne, ohne<br />

ihre persönliche Entwicklung zu opfern.<br />

Merkpunkt: Gleichgewicht fin<strong>den</strong> zwischen Teamorientierung <strong>und</strong><br />

persönlicher Karriereorientierung<br />

Frau Herzog berichtete <strong>von</strong> einem Pressebeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntags-<br />

45


46<br />

zeitung. Der Autor vertrat die These, dass Frauen, die mathematisch begabt sind, nicht<br />

NUR mathematisch, sondern dazu auch sprachlich <strong>und</strong> gesellschaftswissenschaftlich<br />

begabt sind <strong>und</strong> sich aus dem bunten Strauß der Fächer, die sie studieren können, <strong>für</strong> ein<br />

anderes Fach als die MINT-Fächer entschei<strong>den</strong>. Hingegen haben ihre männlichen Kollegen,<br />

die in der Schule mathematisch begabt sind, diese Auswahl nicht <strong>und</strong> konzentrieren<br />

sich entsprechend nur auf diese Studienfächer.


Marktplatz<br />

Ein Blick auf die wesentlichen Hindernisse <strong>für</strong> <strong>den</strong> Zugang <strong>und</strong> <strong>den</strong> Erfolg<br />

<strong>von</strong> Frauen in <strong>Wissenschaft</strong> <strong>und</strong> Technik<br />

Beruflicher Werdegang<br />

Prof. Dr. Heather Hofmeister<br />

FB Soziologie, Schwerpunkt Gender<br />

Studies <strong>und</strong> Prorektorin <strong>für</strong> Personal<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen Nachwuchs<br />

an der RWTH Aachen<br />

Geboren 1972, USA<br />

Akademische Abschlüsse<br />

• 1995: B.A. (Bachelor of Arts)<br />

der Soziologie, Rice University,<br />

Houston, Texas, USA<br />

• 1998: M.A. (Master of Arts) der<br />

Soziologie, Cornell University,<br />

Ithaca, New York, USA<br />

• 1998: Prüfung im Anschluss<br />

an <strong>den</strong> Master-Studiengang<br />

als Zulassungsvoraussetzung <strong>für</strong><br />

das Promotionsstudium<br />

• 2002: Ph.D. (Doctor of Philoso<br />

phy) der Soziologie, Cornell<br />

University, Ithaca, New York, USA<br />

• 1996: Teaching Assistant, Cornell University, Ithaca, New York, USA. Beteiligung<br />

an Lehrveranstaltungen<br />

• 1997 - 2001: Pre-Doctoral Fellow, Cornell Employment and Family Careers<br />

Institute, Cornell University, Ithaca, New York, USA<br />

• 2001: Research Associate III, Cornell Applied Gerontology Institute, Cornell<br />

University, Ithaca, New York, USA<br />

• 2001 – 2002: Cornell Careers Institute Faculty Affiliate, Cornell University, Ithaca,<br />

New York, USA. Visiting Professor, Department of Sociology, Ithaca College,<br />

New York, USA<br />

• 2002: <strong>Wissenschaft</strong>liche Assistentin, Fakultät <strong>für</strong> Soziologie, Universität Bielefeld<br />

• 2003 - 2005: Deputy Director (stellvertretende Leitung), GLOBALIFE-Projekt, Otto-<br />

Friedrich-Universität Bamberg<br />

• 2002 - 2007: <strong>Wissenschaft</strong>liche Assistentin, Lehrstuhl <strong>für</strong> Soziologie I,<br />

Otto-Friedrich-Universität Bamberg<br />

• seit 2007: Professur <strong>für</strong> Soziologie mit dem Schwerpunkt Gender Studies an der<br />

RWTH Aachen<br />

• seit 09/2008 Prorektorin <strong>für</strong> Personal <strong>und</strong> wissenschaftlichen Nachwuchs an der<br />

RWTH Aachen.<br />

47


Marktplatzstände<br />

ZLW/IMA RWTH Aachen<br />

Kontakt: Kirsten Kullmann | Tel: 0241 – 80 911 53 | kullmann@zlw-ima.rwth-aachen.de<br />

59


60<br />

Marktplatzstände<br />

Eltern - Service - Büro der RWTH Aachen<br />

Kontakt: Anja Eckardt | Tel: 0241 – 93 545 | eltern@rwth-aachen.de


Marktplatzstände<br />

Gleichstellungsbeauftragte der RWTH Aachen<br />

Kontakt: Marlies Diepelt | Tel: 0241 – 80 99 236 | diepelt@rwth-aachen.de<br />

61


62<br />

Marktplatzstände<br />

Integration Team / Tandem – Mentoring - Programm<br />

Kontakt: Elke Breuer | Tel: 0241 – 80 90 633 | Mail: elke.breuer@igad.rwth-aachen.de<br />

Mit der Schaffung der Stabsstelle Integration Team – Human Resources, Gender and<br />

Diversity Management ist die RWTH Aachen b<strong>und</strong>esweit die erste technische Hochschule,<br />

die eine starke impulsgebende Struktur <strong>für</strong> die Umsetzung eines Gender and Diversity Managements<br />

geschaffen hat. Aufbauend auf der im Rahmen der Exzellenzinitiative formulierten<br />

People Policy unterstützt das Integration Team die Hochschule in der Entwicklung<br />

einer kohärenten Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklungsstrategie, die Gender- <strong>und</strong><br />

Diversity-Ansätze konsequent berücksichtigt. Das Integration Team trägt damit zur Umsetzung<br />

<strong>von</strong> Gleichberechtigung <strong>und</strong> Vielfalt in Lehre, Forschung <strong>und</strong> Verwaltung bei.<br />

Mehr über die Konzeption der Stabsstelle erfahren Sie im Beitrag <strong>von</strong> Carmen Leicht-<br />

Scholten in diesem Band.


64<br />

Mentoring-Programme. Instrumente einer gendergerechten Personalentwicklung an der<br />

RWTH Aachen


Das Mentoring-Konzept der RWTH Aachen setzt an der Erkenntnis an, dass vor allem<br />

weibliche Nachwuchskräfte bei der Verwirklichung ihrer Karrierepläne oft auf sich selbst<br />

gestellt sind. Der zielgerichtete Austausch mit einer erfahreneren Person, die ihre Erfahrungen<br />

auf diesem Weg bereits gemacht hat, kann hier eine wirkungsvolle Strategie zur<br />

Unterstützung sein. Im Rahmen der Mentoring-Beziehung gibt die Mentorin oder der<br />

Mentor eigenes Wissen über Karriereverläufe, Strukturen <strong>und</strong> Netzwerke weiter, um die<br />

(oder <strong>den</strong>) Mentee in ihrer Entwicklung zu stärken <strong>und</strong> zu fördern.<br />

Die Mentoring-Programme der RWTH Aachen wer<strong>den</strong> somit als Instrument einer geschlechtergerechten<br />

Personalentwicklung eingesetzt, um gezielt weiblichen Nachwuchs<br />

in <strong>den</strong> unterschiedlichen wissenschaftlichen Stufen zu gewinnen <strong>und</strong> zu halten. Ihr gemeinsames<br />

Ziel ist es, die Mentees individuell zu unterstützen <strong>und</strong> zu einer Karriere in der<br />

<strong>Wissenschaft</strong>, insbesondere in <strong>den</strong> Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften, zu ermutigen.<br />

Gleichzeitig berücksichtigen sie die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Zielgruppen:<br />

TANDEMkids <strong>und</strong> TANDEMschool richten sich an Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der Jahrgangsstufe<br />

7 bzw. der Oberstufe <strong>und</strong> wollen ein Interesse an <strong>den</strong> MINT-Fächern vermitteln<br />

<strong>und</strong> vertiefen. Für Stu<strong>den</strong>tinnen im Hauptstudium bieten TANDEM <strong>und</strong> TANDEMmed Unterstützung<br />

beim Berufseinstieg <strong>und</strong> bei der Karriereplanung. TANDEM richtet sich zudem<br />

an Doktorandinnen aller Fachrichtungen. Für Postdoktorandinnen schließlich wer<strong>den</strong> mit<br />

TANDEMplus, TANDEMplusMED <strong>und</strong> TANDEMplusIDEA drei Programme mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten <strong>und</strong> <strong>Kooperation</strong>spartnern angeboten. Gemeinsam ist ihnen das<br />

Ziel der Unterstützung <strong>von</strong> <strong>Wissenschaft</strong>lerinnen auf dem Weg zu einer Professur.<br />

Alle Programme basieren auf <strong>den</strong> Modulen Mentoring, Training <strong>und</strong> Networking. Die<br />

one-to-one-Mentoring Beziehung wird dabei ergänzt durch Seminar- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote,<br />

die auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten sind. Alle<br />

Mentoring-Programme umfassen zudem Networking-Module, um die Vernetzung der<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer in der Scientific Community zu stärken. Das Gesamtkonzept<br />

der RWTH Aachen wurde entwickelt <strong>von</strong> der Stabsstelle Integration Team – Human<br />

Resources, Gender and Diversity Management. Alle Mentoring-Programme sind dort angesiedelt;<br />

sie wer<strong>den</strong> begleitend wissenschaftlich evaluiert <strong>und</strong> kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

65


66<br />

Marktplatzstände<br />

GründerRegion Aachen<br />

Kontakt: Monika Hennes | Tel: 0241 – 4460 362 | monika.hennes@gruenderregion.de


68<br />

Marktplatzstände<br />

Regionaldirektion NRW der B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Kontakt: Ulrike Wenner | Tel: 0211 – 4306 362 | Mail: ulrike.wenner@arbeitsagentur.de


Marktplatzstände<br />

Netzwerk Quaffel,<br />

Netzwerk W-Projekt „Ingenieur gesucht – Ingenieurin gef<strong>und</strong>en“<br />

Kontakt: Eva Carlitscheck, Stadt Gelsenkirchen, Vorstandsbereich Arbeit <strong>und</strong> Soziales, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Verbraucherschutz, Steuerungsstelle Kommunale Beschäftigungsförderung<br />

Kontakt: Tel: 0209 – 169 40 94 | Eva.Carlitscheck@gelsenkirchen.de<br />

Ingenieure gesucht – Ingenieurinnen gef<strong>und</strong>en! Das Netzwerk QUAFFEL<br />

(Qualifizierung- <strong>und</strong> Ausbildungsinitiative <strong>für</strong> Frauen in Emscher-Lippe) ist eine <strong>Kooperation</strong>sgemeinschaft<br />

aus Institutionen <strong>und</strong> Weiterbildungsträgern, die gemeinsam das Ziel<br />

verfolgen, <strong>für</strong> Frauen vernetzte Qualifizierungsstrukturen in <strong>Kooperation</strong> mit allen rele-<br />

69


70<br />

vanten Akteuren der Region zu schaffen. Über ein modulares <strong>und</strong> aufbauendes Qualifizierungsangebot<br />

in einer vernetzten Trägerstruktur soll ein passgenaues Angebot <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

Arbeitsmarkt der Region aufgebaut wer<strong>den</strong>.<br />

Die Netzwerkpartner<br />

Agentur <strong>für</strong> Arbeit Gelsenkirchen – Beauftragte <strong>für</strong> Chancengleichheit am Arbeitsmarkt;<br />

bfw Unternehmen <strong>für</strong> Bildung, Gelsenkirchen; Bildungszentrum des Handels e.V., Recklinghausen;<br />

DGB-Bildungswerk NRW e.V; Evangelischer Kirchenkreis Gelsenkirchen <strong>und</strong><br />

Wattenscheid; Gafög Arbeitsförderungsgesellschaft mbH; RE/init e.V.; rebeq GmbH; FAA<br />

Bildungsgesellschaft, Gelsenkirchen; Stadt Gelsenkirchen, Gleichstellungsstelle/Frauenbüro<br />

<strong>und</strong> Steuerungsstelle Kommunale Beschäftigungsförderung; Stadt Herten, Beschäftigungsförderung<br />

Projektträger<br />

Stadt Gelsenkirchen<br />

Vorstandsbereich Arbeit <strong>und</strong> Soziales, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz<br />

Steuerungsstelle Kommunale Beschäftigungsförderung<br />

Vattmannstraße 2-8, 45875 Gelsenkirchen<br />

Tel. 0209/169-4094, Fax: 0209/169-4818, E-Mail: frau-<strong>und</strong>-wirtschaft@gelsenkirchen.de<br />

Eva Carlitscheck<br />

Das Projekt<br />

Netzwerk W - wurde vom Ministerium <strong>für</strong> Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Pilotprojekts mit dem Schwerpunkt „Sensibilisierung<br />

<strong>für</strong> die Potenziale <strong>von</strong> Berufsrückkehrerinnen mit Zuwanderungsgeschichte,<br />

insbesondere aus Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa“ finanziell gefördert.<br />

Die Aktivitäten<br />

• Wiederbelebung <strong>und</strong> Erweiterung der „Qualifizierung- <strong>und</strong> Ausbildungsinitiative<br />

<strong>für</strong> Frauen in Emscher-Lippe“ (QUAFFEL)<br />

• Öffentlichkeitsarbeit: Plakat- <strong>und</strong> Postkartenaktion; Fachforum „Potenziale fördern<br />

<strong>und</strong> nutzen“<br />

• Anregung neuer Aktivitäten zur Unterstützung der Berufsrückkehr mit besonderem<br />

Augenmerk auf die Berufsrückkehrerinnen aus Ost- <strong>und</strong> Mitteleuropa <strong>für</strong> Bildungs-<br />

träger <strong>und</strong> andere arbeitsmarktpolitische Akteure in der Region


Die Bilanz<br />

Die Stadt Gelsenkirchen verbindet die Schuleingangsuntersuchungen mit einer Erhebung<br />

sozialdemografischer Daten u.a. zur beruflichen Situation der Eltern. Da hierbei sehr differenziert<br />

vorgegangen wird, liegen <strong>für</strong> die Stadt Gelsenkirchen Daten <strong>von</strong> Müttern aus Osteuropa<br />

vor, die auf dem Fachforum „Potentiale fördern <strong>und</strong> nutzen“ vorgestellt wur<strong>den</strong>.<br />

Es zeigt sich, dass der Anteil der Mütter <strong>von</strong> Schulanfängern aus Osteuropa, die keinen<br />

beruflichen Abschluss besitzen, ähnlich hoch ist wie bei <strong>den</strong> deutschen Müttern (23,8%<br />

zu 20,5%). „Sie verfügen mit 10,5% etwas häufiger als die deutschen Mütter (9,3%) über<br />

einen hohen Berufsbildungsabschluss (Fachhochschule oder Universität), sind aber wesentlich<br />

häufiger überhaupt nicht berufstätig (56,3% zu 41,9%); in Teilzeit beschäftigt<br />

sind 23%, voll berufstätig in 6%. Je höher der Sozialstatus, desto seltener sind sie nicht<br />

berufstätig. (62% in der niedrigen Schicht aber nur 38% in der hohen Schicht sind nicht<br />

berufstätig.)<br />

Es scheint, dass die Migrantinnen aus Osteuropa trotz vorhan<strong>den</strong>er Berufsausbildung auf<br />

dem Arbeitsmarkt nicht ausreichend integriert sind <strong>und</strong> ein nicht ausgeschöpftes Potenzial<br />

darstellen.<br />

Auf eine enorme berufliche Dequalifizierung <strong>von</strong> diesen Migrantinnen lässt sich nur<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> vielen informellen Gesprächen schließen.“ (Präsentation 24.01.08, Stadt<br />

Gelsenkirchen, Referat Ges<strong>und</strong>heit, Kinder- <strong>und</strong> Jugendmedizinischer Dienst)<br />

Netzwerk W – QUAFFEL hat ein <strong>für</strong> die Region wichtiges <strong>und</strong> bisher kaum beachtetes<br />

Thema aufgegriffen. Die <strong>Wirtschaft</strong> ist immer mehr mit Fachkräftemangel <strong>und</strong> <strong>den</strong> Auswirkungen<br />

des Demografischen Wandels konfrontiert; gleichzeitig leben in der Region<br />

viele Frauen aus Ost- <strong>und</strong> Mitteleuropa, die über die notwendigen fachlichen Qualifikationen<br />

verfügen. „Putzt bei Ihnen auch die Ingenieurin“ - mit der Plakataktion soll die Aufmerksamkeit<br />

auf dieses Ungleichverhältnis gelenkt wer<strong>den</strong>. Die Frage stellt sich, wie die<br />

Frauen an <strong>den</strong> hiesigen Arbeitsmarkt geführt wer<strong>den</strong> können. Das Netzwerk W beschäftigte<br />

sich in der Pilotphase mit der Konzeption <strong>von</strong> passgenauen Bildungsangeboten <strong>für</strong> die<br />

Zielgruppe <strong>und</strong> wertete vorhan<strong>den</strong>e Ansätze aus.<br />

Mit <strong>den</strong> Aktivitäten ist es gelungen, eine Sensibilisierung <strong>für</strong> die Potenziale <strong>und</strong> Bedarfe<br />

der Zielgruppe anzustoßen. Es konnte Know-how über die besonderen Qualifikationsprofile,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Schulungsbedarfe <strong>von</strong> Frauen aus Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa vermittelt,<br />

sowie Medien zur Sensibilisierung <strong>und</strong> zur Nachahmung bereitgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

71


72<br />

Marktplatzstände<br />

Femtec - Network<br />

Kontakt: Dipl.-Ing. Dagmar Grübler, | Tel. 0241/80-99120 | femtec@rwth-aachen.de


Marktplatzstände<br />

Ford<br />

Kontakt: Monika Wagener, Ford Forschungszentrum, Head External Affairs & Communications,<br />

Ford Research & Advanced Engeneering Europe | Tel: 0241 – 9421 212 |<br />

mwagener@ford.com<br />

73


Marktplatzstände<br />

VDMA<br />

Kontakt: Judith Herzog | Tel. 069 – 6603 - 1751 | Judith.Herzog@vdma.de<br />

matchING – Ingenieure fin<strong>den</strong>, bin<strong>den</strong> <strong>und</strong> entwickeln<br />

Worum geht es?<br />

Viele Unternehmen haben aktuell Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu fin<strong>den</strong>.<br />

“Woher nehmen, wenn nicht stehlen?” fragen sich insbesondere kleine Unternehmen, die<br />

sich gegenüber größeren <strong>und</strong> bekannteren Marktteilnehmern auf dem Arbeitsmarkt oft<br />

schwer durchsetzen können.<br />

Der VDMA hat deshalb das Projekt „matchING – Ingenieure fin<strong>den</strong>, bin<strong>den</strong> <strong>und</strong> entwickeln“<br />

initiiert. Das Gemeinschaftsprojekt sucht nach kurzfristigen Lösungen, kleine<br />

75


76<br />

mittelständische Unternehmen bei der Personalgewinnung <strong>und</strong> -entwicklung hochqualifizierter<br />

Fachkräfte nachhaltig zu unterstützen. Ziel ist es, sie im Kampf um die besten Köpfe<br />

effizienter aufzustellen – <strong>und</strong> zwar möglichst, ohne zusätzliche Ressourcen einzusetzen.<br />

Ziele des Projekts sind<br />

• gemeinsam mit <strong>den</strong> KMU Wege <strong>für</strong> ein effizientes Personalmarketing zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> zwar ohne zusätzlichen Aufwand an Personalressourcen,<br />

• neue Wege der Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung beleuchten <strong>und</strong> erproben,<br />

• kurzfristig greifende, umsetzungsfähige Strategien, Konzepte <strong>und</strong> Tools zu<br />

erarbeiten,<br />

• <strong>Kooperation</strong>sangebote, die im Verb<strong>und</strong> oder mit externen Partnern geschlossen<br />

wer<strong>den</strong> können, zu prüfen,<br />

• die Ergebnisse in Form eines Beratungskonzepts <strong>den</strong> KMU <strong>und</strong> einer breiten<br />

Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.


Welchen Nutzen bringt matchING?<br />

Die klein- <strong>und</strong> mittelständischen Unternehmen wer<strong>den</strong> im Wettbewerb um die besten<br />

Talente gestärkt <strong>und</strong> unterstützt. Das Projekt bietet Vernetzung <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />

mit anderen Unternehmen.<br />

Außerdem profitieren die teilnehmen<strong>den</strong> Unternehmen unmittelbar <strong>von</strong> einem intensiven<br />

Analyse- <strong>und</strong> Beratungsgespräch zu ihrer konkreten betrieblichen Situation. Das ISF München<br />

i<strong>den</strong>tifiziert Optimierungspotenziale <strong>und</strong> Best-Practice-Beispiele der Personal- <strong>und</strong><br />

Organisationsentwicklung zur Bewältigung des Fachkräftemangels.<br />

Der VDMA sorgt mit seiner Expertise <strong>für</strong> die praxisgerechte Aufbereitung <strong>und</strong> Bereitstellung<br />

des entstehen<strong>den</strong> Know-hows in Form <strong>von</strong> Checklisten, Leitfä<strong>den</strong> <strong>und</strong> „Rezepten“.<br />

In welchem Zeitraum findet das Projekt statt?<br />

matchING ist im Januar 2008 gestartet <strong>und</strong> endet im Dezember 2009.<br />

Ausführliche Informationen zu matchING sind im Internet zu fin<strong>den</strong>: www.match-ing.org<br />

Dieses Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprojekt wird mit Mitteln des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>für</strong> Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) innerhalb des Rahmenkonzeptes „Forschung <strong>für</strong> die<br />

Produktion <strong>von</strong> morgen“ gefördert <strong>und</strong> vom Projektträger Forschungszentrum Karlsruhe<br />

(PTKA) betreut.<br />

77


78<br />

World Café<br />

Alle wollen sie, keiner weiß, woher – weibliche Fachkräfte gesucht!<br />

Neue Herausforderungen <strong>für</strong> Unternehmen <strong>und</strong> Hochschulen.<br />

Kirsten Kullmann<br />

ZLW / IMA der RWTH Aachen<br />

Studium Sozialarbeit an der Fachhochschule<br />

Frankfurt am Main.<br />

Seit März 2007 im Bereich Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />

als Mitarbeiterin im Anerkennungsjahr<br />

beschäftigt.<br />

• Konzeptionelle Arbeit im<br />

Komm-Team<br />

• Mitarbeit im Forschungsprojekt<br />

StArG<br />

• Unterstützung bei Projekten im<br />

Themenbereich Gender<br />

Kontakt : Telefon: 0241 - 80-911-53 | Mail: kullmann@zlw-ima.rwth-aachen.de


86<br />

Einführung in das World Café


88<br />

Caféhaus 1


92<br />

Caféhaus 2


96<br />

Caféhaus 3


100


Ideenschmiede <strong>und</strong> Impulse<br />

Ausgehend <strong>von</strong> der Frage, wie es zu schaffen ist, mehr weibliche Fachkräfte aus technischen<br />

Studiengängen zu einer beruflichen Laufbahn in der <strong>Wirtschaft</strong> zu bewegen, zeichnen<br />

sich drei Strategielinien ab.<br />

Zum einen der Einsatz <strong>von</strong> Gender- <strong>und</strong> Diversitykonzepten in Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Das konsequente Hinterfragen <strong>von</strong> Entscheidungen hinsichtlich ihrer unterschiedlichen<br />

Wirkungen auf Frauen <strong>und</strong> Männer sensibilisiert einerseits Entscheidungstragende <strong>und</strong><br />

andererseits wird die Außenwahrnehmung eines Unternehmens oder einer Organisation<br />

beeinflusst. Eine stärkere Berücksichtigung weiblicher Interessen <strong>und</strong> Sichtweisen erhöht<br />

die Attraktivität eines Unternehmens oder einer Organisation <strong>für</strong> weibliche Fachkräfte<br />

<strong>und</strong> Studierende.<br />

Eine zweite Strategie umfasst <strong>den</strong> Einsatz <strong>von</strong> Work-Life-Balance-Konzepten. Sie geht<br />

einher mit einem Wertewandel. Nicht mehr einzig die bezahlte Arbeit ist wertvoll, sondern<br />

die Erziehung <strong>von</strong> Kindern, Pflege <strong>von</strong> Alten, soziales Engagement , die Erhaltung der<br />

eigenen Arbeitskraft durch lebenslanges Lernen oder Erhaltung der körperlichen Fitness<br />

gewinnen ebenfalls an gesellschaftlicher Akzeptanz. Beschleunigt wird diese Entwicklung<br />

durch die Veränderung der Arbeitswelt durch die Globalisierung <strong>und</strong> die demografische<br />

Entwicklung. Frauen brauchen Strukturen bezahlter Arbeit, die diese Aspekte des Alltags<br />

berücksichtigen, da sie einen großen Teil der Familienarbeit leisten. Und auch mehr<br />

junge Männer wollen ihre Verantwortung <strong>für</strong> diesen Lebensbereich verstärken <strong>und</strong> da<strong>für</strong><br />

entsprechend mehr Zeit einsetzen. Wer dies als Unternehmen berücksichtigt, kann im<br />

Wettbewerb um kluge - sowohl weibliche als auch männliche - Köpfe punkten <strong>und</strong> sich als<br />

attraktiver Arbeitgeber profilieren.<br />

Eine dritte Strategie zielt auf die Zusammenarbeit aller Akteure. Probleme entstehen<br />

dann, wenn die Pipeline an entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Stellen <strong>und</strong>icht ist, wenn im vorherigen oder<br />

nachfolgen<strong>den</strong> Abschnitt die Talente versickern oder herausfallen. Hochschule kann noch<br />

so attraktiv <strong>für</strong> weibliche Studierende wer<strong>den</strong>: Sie wer<strong>den</strong> nur in die <strong>Wirtschaft</strong> mün<strong>den</strong>,<br />

wenn sie dort entsprechend willkommen sind <strong>und</strong> passende Rahmenbedingungen vorfin<strong>den</strong>.<br />

Und auch noch so attraktive Angebote der <strong>Wirtschaft</strong> nützen nichts, wenn sich<br />

Frauen <strong>von</strong> vornherein gegen einen technischen Studiengang entschei<strong>den</strong>. Netzwerke, die<br />

Frauen unterstützen sind in der Hochschule <strong>und</strong> in <strong>den</strong> Unternehmen wichtig. Aber vor<br />

allem auch zwischen Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen, um die Löcher in der Pipeline zu<br />

schließen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sind die folgen<strong>den</strong> Handlungsansätze zu <strong>den</strong> Themen Gender-<br />

Diversity, Work-Life-Balance <strong>und</strong> Netzwerke zu verstehen.<br />

101


102<br />

Akteure Unternehmen<br />

Implementierung auf Leitungsebene<br />

Gender <strong>und</strong> Diversity Management sollte auf der Leitungsebene angesiedelt <strong>und</strong> im<br />

Unternehmen top-down implementiert wer<strong>den</strong>. Gleichzeitig müssen die Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter mitgenommen wer<strong>den</strong>. Ihre Ideen können beispielsweise in entsprechen<strong>den</strong><br />

Workshops gesammelt <strong>und</strong> einbezogen wer<strong>den</strong>. Die Umsetzung der Ideen muss <strong>von</strong><br />

bei<strong>den</strong> Seiten getragen wer<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Ein Unternehmen, das weibliche Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte gewinnen<br />

möchte, sollte ein Gender – <strong>und</strong> Diversity-Management einführen <strong>und</strong> auf<br />

Leitungsebene ansiedeln.<br />

Gender <strong>und</strong> Diversity im Personalmanagement<br />

Gender / Diversity wirkt sich vorteilhaft <strong>für</strong> die Mitarbeiten<strong>den</strong> aus, wenn man an Motivation<br />

<strong>und</strong> Zufrie<strong>den</strong>heit, <strong>den</strong> Wohlfühleffekt <strong>den</strong>kt. Dies können Argumente zur Personalgewinnung<br />

sein oder um Mitarbeitende im Betrieb zu halten.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Unternehmen, die Gender <strong>und</strong> Diverstity-Konzepte im Unternehmen umsetzen,<br />

sollten dies als Argument bei der Personalrekrutierung verwen<strong>den</strong>.<br />

Gesicht zeigen<br />

In einigen Unternehmen gibt es bereits Kampagnen, die die Vorbildfunktion <strong>von</strong> Frauen<br />

in technischen Bereichen oder Führungspositionen herausstellen. Die Präsenz dieser<br />

Vorbilder soll ein Stück Normalität herbeiführen <strong>und</strong> so schließlich einen Kulturwandel<br />

bewirken.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Portraits oder Kurzfilme über Frauen in ihren technischen Arbeitsbereichen<br />

oder Führungspositionen erstellen <strong>und</strong> möglichst breit einsetzen.<br />

Bestehendes Best-Practice (Filme, Anzeigen, Websites etc.) aus Unternehmen<br />

recherchieren, um es weiteren Unternehmen zur Nachahmung zur<br />

Verfügung stellen zu können.<br />

Work-Life-Balance vorleben<br />

Work-Life-Balance-Konzepte müssen <strong>von</strong> der Führung wertgeschätzt <strong>und</strong> vorgelebt wer<strong>den</strong>.<br />

Sonst bleiben sie ein Lippenbekenntnis. Ebenso wie bei Gender <strong>und</strong> Diversity sollte<br />

Work-Life-Balance <strong>von</strong> oben initiiert wer<strong>den</strong> <strong>und</strong> die Ideen der Mitarbeiten<strong>den</strong> in ein<br />

Konzept einbin<strong>den</strong>. Das bedeutet beispielsweise in der Praxis, dass auch der Chef oder


die Chefin im hauseigenen Fitnessstudio trainieren <strong>und</strong> dass es ein solches Fitnessstudio<br />

nicht nur als Alibi gibt, sondern auch <strong>von</strong> allen genutzt wird.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Wer Work-Life-Balance ernsthaft im Unternehmen umsetzen will, muss<br />

dies als Führungskraft vorleben.<br />

Wettbewerbsfaktor Work-Life-Balance<br />

Work-Life-Balance ist ein Wettbewerbsfaktor auf dem engen Bewerbermarkt. Viele qualifizierte<br />

Nachwuchskräfte wollen heute keine 80-St<strong>und</strong>en-Woche mehr. Das betrifft sowohl<br />

Frauen, als auch Männer. Die wer<strong>den</strong> <strong>von</strong> einem nach außen sichtbaren Work-Life-Balance<br />

Konzept angesprochen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Unternehmen, die ein Work-Life-Balance-Konzept im Unternehmen umsetzen,<br />

sollten dies als Argument bei der Personalrekrutierung verwen<strong>den</strong>.<br />

Individuelle Konzepte<br />

Ein gelungenes Work-Life-Balance-Konzept in einem Unternehmen muss viele individuelle<br />

Lösungen ermöglichen. Das Konzept muss <strong>für</strong> die persönlichen Lebenslagen der Beschäftigten<br />

gewinnbringend sein. Es muss zur Stabilisierung des Personals beitragen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Es gibt kein allgemeingültiges Work-Life-Balance-Konzept. Möchte ein<br />

Unternehmen WLB einführen sollte dies auf der Basis der individuellen<br />

Wünsche <strong>und</strong> Lebenslagen der Beschäftigten geschehen.<br />

Quantifizieren durch Zielvereinbarungen<br />

Zielvereinbarungen wer<strong>den</strong> individuell ausgehandelt <strong>und</strong> überprüft. Das Thema Work-<br />

Life-Balance könnte in die Zielvereinbarungen des Unternehmens mit <strong>den</strong> Mitarbeiten<strong>den</strong><br />

aufgenommen wer<strong>den</strong> – entweder als „kann“ oder „muss“. Auf diese Weise wird das<br />

Thema kontinuierlich bearbeitet <strong>und</strong> es wird quantifizierbar.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Konkrete Maßnahmen zum Thema Work-Life-Balance in Zielvereinbarungen<br />

verankern.<br />

103


104<br />

Akteure Hochschulen<br />

Gesicht zeigen<br />

Die RWTH hat vor einiger Zeit versucht, eine Ingenieurinnen-Soap zu initiieren. Über die<br />

RWTH, <strong>den</strong> WG-Alltag <strong>und</strong> alles was zu einem Stu<strong>den</strong>tinnen-Leben dazu gehört. Diese<br />

Idee könnte man erneut aufgreifen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Portraits oder Kurzfilme über Stu<strong>den</strong>tinnen/Frauen in ihren technischen<br />

Hochschulbereichen oder Führungspositionen erstellen <strong>und</strong> möglichst<br />

breit einsetzen. Eine „lockere Form“ der Darstellung – beispielsweise als<br />

Soap – erschließt <strong>den</strong> Weg zur Zielgruppe wahrscheinlich leichter <strong>und</strong><br />

könnte über stu<strong>den</strong>tische Kanäle verbreitet wer<strong>den</strong>.<br />

Webseiten gendern<br />

In Hessen hat man begonnen die Bildersprache der Internetplattformen der technischen<br />

Studiengänge nach Gesichtern zu prüfen. Dort dominiert bisher Bildmaterial <strong>von</strong> Seminaren,<br />

in <strong>den</strong>en nur männliche Studierende sitzen. In <strong>den</strong> sozialen Fachbereichen besteht<br />

das gleiche Problem – andersherum. Dort sind nur die Frauen abgebildet. Hier können bewusst<br />

andere Bilder eingesetzt wer<strong>den</strong>. Das ist eine Maßnahme, wie Hür<strong>den</strong> erhöht oder<br />

gesenkt wer<strong>den</strong> können. Die Fachbereiche müssen reflektieren, wie sie sich nach außen<br />

selber darstellen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Webseiten technischer Studiengänge konsequent gendern. Bei<br />

Bildmaterial Frauen <strong>und</strong> Männer gleichgewichtig abbil<strong>den</strong>.<br />

Kontaktstelle <strong>für</strong> Unternehmen<br />

An der RWTH gibt es eine Kontaktstelle <strong>für</strong> Unternehmen. Dort können kleine <strong>und</strong> große<br />

Unternehmen Kontakt mit der Hochschule aufnehmen, wenn Sie Mitarbeitende suchen.<br />

Diese Stelle eignet sich als Netzwerkknoten <strong>für</strong> das Thema Recruting. Das ist ein Beispiel,<br />

das auch andere Hochschulen übernehmen könnten. Dies ist eine Form der Karriereförderung<br />

in der Hochschule, <strong>von</strong> der natürlich auch junge Frauen profitieren können. Nach<br />

Einschätzung der RWTH muss noch daran gearbeitet wer<strong>den</strong>, dass junge Frauen sich an<br />

diese Stelle wen<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Kontaktaufnahme <strong>für</strong> Unternehmen mit der Hochschule erleichtern <strong>und</strong><br />

institutionalisieren. An <strong>den</strong> Hochschulen Unternehmenskontaktstellen<br />

einrichten.


Akteure Unternehmen, Hochschulen<br />

Audits / Total E-Quality<br />

Über das audit beruf<strong>und</strong>familie in Unternehmen wurde eine positive Rückmeldung gegeben.<br />

Nicht nur intern wer<strong>den</strong> damit Anstöße gegeben <strong>und</strong> Prozesse in Gang gesetzt,<br />

sondern es wird auch <strong>von</strong> außen wahrgenommen. Es führt zu Initiativbewerbungen <strong>von</strong><br />

Frauen. Auch Hochschulen können sich an diesem Audit beteiligen.<br />

Schon das Audit Total E-Quality, welches bereits vor dem audit beruf<strong>und</strong>familie eingesetzt<br />

wurde, hat im Bereich der Hochschule dazu geführt, dass eine Veränderung stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat. Auditierungs- oder Selbst-Auditierungsverfahren sind geeignet, Veränderungsprozesse<br />

in Gang zu setzen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Hochschulen sollten sich am audit beruf<strong>und</strong>familie<br />

beteiligen.<br />

Das audit beruf<strong>und</strong>familie unterstützt Unternehmen, eine familienbewusste<br />

Personalpolitik nachhaltig umzusetzen. Es ist das strategische<br />

Managementinstrument zur besseren Vereinbarkeit <strong>von</strong> Beruf <strong>und</strong> Familie.<br />

Empfohlen <strong>von</strong> allen Spitzenverbän<strong>den</strong> der deutschen <strong>Wirtschaft</strong>, ermittelt<br />

das audit beruf<strong>und</strong>familie Potenziale <strong>und</strong> bietet spezifische Lösungen<br />

<strong>für</strong> Unternehmen an, die sich rechnen.<br />

Work-Life-Balance <strong>für</strong> Alle<br />

Es ist wichtig, das Thema Work-Life-Balance <strong>von</strong> dem Thema Balance Beruf-Familie zu<br />

entkoppeln. Denn Work-Life-Balance betrifft auch die Kinderlosen. Das Leben ist <strong>für</strong> alle<br />

Beschäftigten voller Aktivitätsfelder <strong>und</strong> besteht aus mehr als Beruf. Hier sei auf die<br />

Stichworte Ehrenamt oder auch Pflege verwiesen.<br />

Auch <strong>für</strong> Studierende ist Work-Life-Balance ein Thema. Durch die Modularisierung der<br />

Studiengänge wurde <strong>für</strong> sie eine dramatische Stress-Erhöhung verursacht. Bei <strong>den</strong> Konzepten<br />

der Studiengänge wurde das Idealbild des oder der Vollzeitstudieren<strong>den</strong> mit vier<br />

Wochen Urlaub im Jahr zu Gr<strong>und</strong>e gelegt. Andere Lebenslagen, stu<strong>den</strong>tische Moratorien<br />

oder eine Verbreiterung in andere Themengebiete wer<strong>den</strong> dabei zu Hindernissen. Das<br />

Thema Work-Life-Balance müsste also auch auf die Situation der Studieren<strong>den</strong> herunter<br />

gebrochen wer<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Bei der Umsetzung <strong>von</strong> Work-Life-Balance-Konzepten sollten alle Lebenslagen<br />

berücksichtigt wer<strong>den</strong> – nicht nur die <strong>von</strong> Familien mit Kindern.<br />

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106<br />

Frauen fördern Frauen<br />

Männer in Leitungspositionen fördern junge männliche Nachwuchskräfte <strong>und</strong> tun dies<br />

sehr gezielt. Frauen, die in der Führungsposition sind, tun sich bisher schwerer, ihre Geschlechtsgenossinen<br />

zu unterstützen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Frauen in Leitungspositionen sollten andere Frauen fördern.<br />

Durchlässigkeit zwischen Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> fördern<br />

Die Durchlässigkeit <strong>Wirtschaft</strong> - Hochschule sollte besser genutzt wer<strong>den</strong>, zum Beispiel<br />

durch Privatdozenturen. Entsprechende Ansätze sollten institutionalisiert wer<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Lehrbeauftragte aus der <strong>Wirtschaft</strong> sollten verstärkt in die Hochschulen<br />

gehen <strong>und</strong> umgekehrt: Lehrbeauftragte der Hochschulen in die <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Karrierenetzwerke bil<strong>den</strong><br />

Ein Netzwerk <strong>Wirtschaft</strong>-Hochschule könnte sehr gut unter der Zielstellung „Karrierenetzwerk“<br />

funktionieren. Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> sollten gemeinsam an dem Thema<br />

arbeiten. Die Ziele <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>für</strong> beide Seiten müssen klar herausgestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Die Beteiligung am Netzwerk muss <strong>für</strong> alle einen Nutzen bieten. Die stärkere Zusammenführung<br />

zwischen Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> als Netzwerk könnte an der RWTH Aachen<br />

einmal beispielhaft erprobt wer<strong>den</strong>. In einem zweiten Schritt könnte diese neue Netzwerkidee<br />

auf andere Hochschulen übertragen wer<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

An der RWTH beispielhaft ein Netzwerk Hochschule-<strong>Wirtschaft</strong> institutionalisieren,<br />

welches das Ziel der Karriereförderung junger Technikerinnen<br />

in Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> verfolgt.<br />

Akteure Netzwerke<br />

„Sympathie-Faktor“<br />

Frauen bil<strong>den</strong> Netzwerke, ebenso wie Männer. In Sportvereinen oder Kulturvereinen.<br />

Männer legen jedoch einen stärkeren Schwerpunkt auf die berufliche Seite <strong>und</strong> beziehen<br />

stärker Karriereaspekte mit ein. Frauen vernetzen sich eher auf privater Ebene oder aus<br />

Sympathiegrün<strong>den</strong>.


Klare Ziele<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Um Netzwerke <strong>für</strong> Frauen attraktiv zu gestalten, sollten sie Angebote oder<br />

interaktive Elemente anbieten, die eine persönliche Ebene bieten.<br />

Vorschlag: Jedes neue Mitglied des Netzwerks bekommt eine Mentorin /<br />

Mentor.<br />

Erst gemeinsame Ziele verbin<strong>den</strong> ein Netzwerk. Das gemeinsame Ziel ist der Gr<strong>und</strong>, warum<br />

Personen oder Organisationen sich an einem Netzwerk beteiligen. Über diese Zielsetzung<br />

hinaus kann ein Netzwerk trotzdem thematisch offen sein. Themen aus anderen<br />

Bereichen wer<strong>den</strong> aufgegriffen, um mitsprechen zu können <strong>und</strong> um sie besser bewerten<br />

zu können.<br />

Es ist wichtig klar zu machen, welche Ziele das Netzwerk hat <strong>und</strong> wen es adressiert. Die<br />

Manager-Netzwerke haben beispielsweise die Funktion <strong>für</strong> ihre Mitglieder, sich damit<br />

nach aßen zu präsentieren. Die VDI Netzwerke haben wiederum eine ganz andere Struktur.<br />

Dort bieten Ingenieurinnen <strong>für</strong> junge Frauen Unterstützung, führen sie in die Berufswelt<br />

ein <strong>und</strong> helfen dabei, Anfangsfehler zu vermei<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Ziele des Netzwerks klar <strong>und</strong> einfach formulieren <strong>und</strong> nach außen tragen.<br />

Netzwerke promoten<br />

Netzwerke gewinnen an Bedeutung mit der Anzahl <strong>und</strong> der „Qualität“ der Partnerinnen<br />

<strong>und</strong> Partner. Um neue Mitglieder zu gewinnen, muss das Netzwerk sich nach außen<br />

darstellen. Beispielsweise über einen Internetauftritt. Um Frauen zu gewinnen, ist eine<br />

frauenspezifische Form der Ansprache wichtig.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Netzwerke durch frauengerechte Öffentlichkeitsarbeit profilieren.<br />

Netzwerkknoten schaffen<br />

Es bestehen bereits sehr viele Netzwerke <strong>und</strong> viele Angebote <strong>für</strong> Stu<strong>den</strong>tinnen. Es sollte<br />

geprüft wer<strong>den</strong>, ob einzelne Netzwerke zusammen arbeiten könnten <strong>und</strong> EIN großes Netzwerk<br />

bil<strong>den</strong>. Der VDI hat beispielsweise attraktive Angebote, aber wenige Stu<strong>den</strong>tinnen,<br />

die sie nutzen. Es wird die Notwendigkeit gesehen, dass die Netzwerke, die existieren sich<br />

zusammen tun, um Synergien nutzen zu können. Ein Netzwerk, welches viele Stu<strong>den</strong>tinnen<br />

bieten kann, würde mit einem Netzwerk, welches gute Unternehmenskontakte anbietet,<br />

einen guten Netzwerkknoten bil<strong>den</strong>.<br />

107


108<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Kräfte bündeln: <strong>Kooperation</strong> <strong>und</strong> Zusammenschlüsse <strong>von</strong> Netzwerken mit<br />

gleicher oder sich ergänzender Zielstellung, um schlagkräftiger agieren zu<br />

können.<br />

Akteure Netzwerke <strong>und</strong> Institutionen<br />

Relevante Zielgruppen sensibilisieren<br />

Gender/Diversity muss stärker publik gemacht wer<strong>den</strong>. Im Mittelpunkt sollte dabei stehen,<br />

<strong>den</strong> Mehrwert des Konzeptes zu kommunizieren. Die Öffentlichkeitsarbeit muss so<br />

ausgerichtet wer<strong>den</strong>, dass Sie sich an alle relevanten Zielgruppen richtet, also an Entscheidungsträger<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitende. Bei Entscheidungsträgern soll Interesse geweckt<br />

wer<strong>den</strong> das Konzept im eigenen Unternehmen zu implementieren.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> Gender <strong>und</strong> Diversity intensivieren. Beispielsweise<br />

Öffentlichkeitsarbeit durch Aktionen im Rahmen der Kulturhauptstadt<br />

2010 Ruhrmetropole.<br />

Vorhan<strong>den</strong>e Strukturen nutzen<br />

Bereits vorhan<strong>den</strong>e Strukturen sollten genutzt wer<strong>den</strong>, um das Konzept weiter zu verbreiten.<br />

Beispielsweise die Strukturen der Agentur <strong>für</strong> Arbeit. Sie könnte einbezogen wer<strong>den</strong>,<br />

wenn es darum geht, Mädchen <strong>und</strong> jungen Frauen konkrete Vorstellungen <strong>von</strong> technischen<br />

Berufsbildern zu vermitteln. Was macht beispielsweise eine Maschinenbauingenieurin<br />

konkret in Ihrem Beruf? Auch das ist eine Form <strong>von</strong> „Gesicht zeigen“.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Netzwerke sollten verstärkt die Strukturen der Agentur <strong>für</strong> Arbeit einbin<strong>den</strong>,<br />

um ihre Anliegen voranzutreiben.<br />

Webseiten <strong>und</strong> Plattformen verbin<strong>den</strong><br />

Es gibt zahlreiche Informationen. So gibt es zum Thema Diversity<br />

eine b<strong>und</strong>esweite Plattform (www.vielfalt-als-chance.de). Desweiteren eine nordrheinwestfälische<br />

Broschüre zum Thema Vielfalt in NRW (www.vaks.info/DiversityTagungDokumentation.pdf).<br />

Und auf der Plattform der Internationalen Gesellschaft <strong>für</strong> Diversity<br />

Management (www.idm-diversity.org) fin<strong>den</strong> sich konkrete Vorschläge aus Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Institutionen. Diese Vielfalt der Plattformen produziert <strong>für</strong> Nutzende eine gewisse<br />

Unübersichtlichkeit.


Handlungsempfehlung:<br />

Plattformen <strong>und</strong> Webseiten zusammenführen zu einer zentralen Plattform<br />

zum Thema.<br />

Akteure Netzwerke, Hochschulen, Unternehmen<br />

Netzwerk im Management verankern<br />

Ein Netzwerk, gerade in Hochschule oder Unternehmen sollte im Management bzw. bei<br />

der Leitung verankert sein. Die Führungsebene soll das Netzwerk positiv <strong>und</strong> aktiv unterstützen<br />

<strong>und</strong> voranbringen. Geschieht das „nur“ auf Ebene der Mitarbeiten<strong>den</strong> ist das<br />

Netzwerk weniger schlagkräftig oder einflussreich.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Führungsebene <strong>für</strong> das Anliegen des Netzwerks begeistern, überzeugen<br />

<strong>und</strong> einbin<strong>den</strong>. Netzwerk dort verankern.<br />

Bedeutung <strong>von</strong> Netzwerken vermitteln<br />

Frauen erkennen oft erst sehr spät, wie wichtig Netzwerke sind. Stu<strong>den</strong>tinnen, die z.B. im<br />

femtec-Verb<strong>und</strong> sind, können sehr gut <strong>von</strong> diesem Netzwerk profitieren. Dies muss verstärkt<br />

in <strong>den</strong> Köpfen verankert wer<strong>den</strong>. Wenn Frauen in einem Netzwerk drin sind, erkennen<br />

sie <strong>den</strong> Nutzen. Aber <strong>den</strong> Schritt in das Netzwerk realisieren bisher zu wenige.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>und</strong> weiblichen Nachwuchskräften frühzeitig die Bedeutung<br />

<strong>von</strong> Netzwerken vermitteln. Beispielsweise durch direkte Ansprache,<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Vorbilder.<br />

Akteure Netzwerke, Hochschulen, Unternehmen, Politik<br />

Nutzen <strong>von</strong> Work-Life-Balance quantifizieren, dokumentieren <strong>und</strong> publizieren<br />

Der Nutzen <strong>von</strong> Work-Life-Balance kann über Zahlen quantifiziert <strong>und</strong> kommuniziert wer<strong>den</strong>.<br />

Eine Größe ist der Anteil <strong>von</strong> Frauen, die nach einer Elternzeit in das Unternehmen<br />

zurückkehren <strong>und</strong> dem Unternehmen erhalten bleiben. Es gibt noch andere messbare Kriterien,<br />

wie die Fluktuationsrate oder <strong>den</strong> Krankenstand. Diese Kriterien müssen gemessen<br />

<strong>und</strong> anschließend in Vergleich gesetzt wer<strong>den</strong> zu <strong>den</strong> Zahlen der Unternehmen, die keine<br />

Work-Life-Balance-Konzepte im Unternehmen implementiert haben.<br />

109


110<br />

Die Ergebnisse können über verschie<strong>den</strong>e Wege in die Öffentlichkeit getragen wer<strong>den</strong>: Sei<br />

es auf der Website, als Werbefilm, oder im Gespräch. Firmen sollten ihre Erfolge sichtbar<br />

machen – dann wirken sie auch als Wettbewerbsfaktor.<br />

In einer Prognos-Studie (BMFSFJ- Prognos AG - 2005: Betriebswirtschaftliche Effekte familienfre<strong>und</strong>licher<br />

Maßnahmen - Kosten-Nutzen-Analyse) wurde der Erfolg <strong>von</strong> Work-Life-<br />

Balance-Konzepten bereits belegt. Ein Betrieb, der in familienfre<strong>und</strong>liche Maßnahmen<br />

investiert, spart mehr ein, als er da<strong>für</strong> ausgibt.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Fortlaufende Statistik in Unternehmen erstellen: Anteil der Frauen, die<br />

nach der Elternzeit ins Unternehmen zurückkehren messen. Fluktuationsrate<br />

messen. Krankenstand messen.<br />

Diese Messdaten in Beziehung zu Work-Life-Balance Maßnahmen setzen.<br />

Über Projekte diese Ergebnisse vergleichen <strong>und</strong> veröffentlichen.<br />

Akteure Netzwerke, Hochschulen, Unternehmen, Institutionen<br />

Vorteile durch Gender <strong>und</strong> Diversity quantifizieren, dokumentieren <strong>und</strong> publizieren<br />

Für viele Unternehmen ist der betriebswirtschaftliche Nutzen ein wichtiger Aspekt. Er<br />

stellt <strong>den</strong> Anreiz dar, das Gender – <strong>und</strong> Diversity-Konzept zu implementieren.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Fortlaufende Statistik in Unternehmen erstellen: Zum Beispiel Produktivität<br />

<strong>von</strong> gemischten <strong>und</strong> gleichgeschlechtlichen Teams.<br />

Gender Balanced Score Card einsetzen.<br />

Messdaten in Beziehung zu Gender- <strong>und</strong> Diversity-Maßnahmen setzen.<br />

Über Projekte diese Ergebnisse vergleichen <strong>und</strong> veröffentlichen.<br />

Beispiele großer Unternehmen auf KMU ausdehnen<br />

Gender <strong>und</strong> Diversitymanagement ist in <strong>den</strong> USA schon stark vertreten. Auch in Deutschland<br />

gibt es einige – meist große – Unternehmen, die GD-Management machen. Um <strong>von</strong><br />

<strong>den</strong> Erfahrungen zu profitieren, sollten diese auch auf kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

übertragen wer<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Überzeugte größere Unternehmen könnten KMU über Gender – <strong>und</strong> Diversity-<br />

Management im Rahmen <strong>von</strong> Veranstaltungen (über Unternehmensverbände)<br />

informieren.<br />

Über entsprechende Projektförderung könnte die Politik – in <strong>Kooperation</strong> mit<br />

Hochschulen - KMU bei der Umsetzung <strong>von</strong> Gender <strong>und</strong> Diversity unterstützen.


Vielfalt der Vorbilder<br />

Auch bei Vorbildern sollte man darauf achten, diverse Beispiele zu zeigen <strong>und</strong> nicht immer<br />

nur Führungsfrauen (Die Frau, die das Projekt in China macht oder das Max-Planck-<br />

Institut leitet). Wenn man Frauen ansprechen möchte, die andere Lebensentwürfe haben,<br />

muss man entsprechende Beispiele einsetzen, mit <strong>den</strong>en sich diese Frauen i<strong>den</strong>tifizieren<br />

können <strong>und</strong> unterschiedliche Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsverläufe zeigen.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Auf Vielfalt bei weiblichen Vorbildern achten! I<strong>den</strong>tifikationsmöglichkeiten<br />

der Zielgruppe mit der Vorbildfrau im Auge behalten.<br />

Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Transfer<br />

Die Erkenntnisse sind also da – in Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen. Trotzdem wer<strong>den</strong> sie<br />

bisher nicht in der Breite umgesetzt.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Noch mehr Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Transfer. (Jeder <strong>und</strong> jede in seinem /<br />

ihren Bereich über Pressearbeit, Veranstaltungen, Webseiten...)<br />

Als gelungenes, nachahmenswertes Beispiel wurde auf die „Nacht der<br />

Unternehmen“ in Aachen hingewiesen.<br />

Akteure: Netzwerke, Hochschulen, Politik<br />

Win-Win-Konzept<br />

Um Work-Life-Balance in <strong>den</strong> Unternehmen implementieren zu können, müssen Unternehmensleitungen<br />

<strong>den</strong> Nutzen des Konzepts <strong>für</strong> ihre Organisation erkennen. Es muss also in<br />

<strong>den</strong> Unternehmensführungen kommuniziert wer<strong>den</strong>, dass es sich um ein win-win-Konzept<br />

handelt. Argumente: Firmen mit einem gelungenen Work-Life-Balance-Konzept haben<br />

beispielsweise weniger Fluktuation <strong>und</strong> zufrie<strong>den</strong>ere Mitarbeiter. Als Zukunftsvision führt<br />

der Einsatz <strong>von</strong> Work-Life-Balance dazu, dass sich das Unternehmen im Rahmen der Personalgewinnung<br />

die „Rosinen“ heraussuchen kann.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Nutzen <strong>von</strong> Work-Life-Balance kommunizieren.<br />

111


112<br />

Netzwerklandschaft strukturieren<br />

Bisher ist die Netzwerklandschaft so unüberschaubar, dass viele Stu<strong>den</strong>tinnen nicht wissen,<br />

welches Netzwerk sie ansprechen sollten. Gleiches gilt sicher <strong>für</strong> Unternehmen. Eine<br />

Übersicht über bestehende Netzwerke <strong>und</strong> ihre Ziele könnte Orientierung schaffen. Da<br />

viele Netzwerke die gleiche Zielgruppe adressieren, sollte auf eine gute Abstimmung <strong>und</strong><br />

Koordination, bezogen auf Termine <strong>und</strong> thematische Angebote, geachtet wer<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Einen zentralen Netzwerkführer erstellen <strong>und</strong> publik machen.<br />

Alle Akteure : Netzwerke, Schulen, Hochschulen, Unternehmen,<br />

Institutionen, Politik<br />

Bestehende Netzwerke nutzen<br />

Im Rahmen des b<strong>und</strong>esweiten Projektes Girls’Day haben sich b<strong>und</strong>esweit über 350 regionale<br />

Netzwerke gebildet. Diese Netzwerkstrukturen könnten auch <strong>für</strong> andere Anliegen<br />

<strong>und</strong> Projekte genutzt wer<strong>den</strong>.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Strukturen <strong>und</strong> Partner bestehender Netzwerke, beispielsweise des<br />

Girls’Day auch <strong>für</strong> andere Projekte <strong>und</strong> Anliegen nutzen.<br />

Netzwerke entlang der Bildungskette<br />

Frauennetzwerke in Unternehmen sind sinnvoll. Ebenso Netzwerke zwischen Hochschule<br />

<strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>. Sinnvoll wären auch Netzwerke entlang der gesamten Bildungskette:<br />

Schule, Ausbildung, Hochschule , Verbände, Kammern, <strong>Wirtschaft</strong> etc.<br />

Handlungsempfehlung:<br />

Netzwerke, die in einzelnen Abschnitten der Bildungskette aktiv sind,<br />

sollten insbesondere an <strong>den</strong> Schnittstellen mit dem Netzwerk des vorangehen<strong>den</strong><br />

<strong>und</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Bildungsabschnitts zusammenarbeiten.


Ausblick<br />

Der dritte Workshop stand unter dem Vorzeichen der Diskussion der neuen Konzepte der<br />

Exzellenzhochschule RWTH Aachen im Hinblick auf das Ziel einer „menschengerechten“<br />

Hochschule <strong>für</strong> diverse Zielgruppen. Im Fokus stand insbesondere die Ausgestaltung der<br />

Schnittstelle Hochschule – <strong>Wirtschaft</strong>. Ausgehend <strong>von</strong> der Frage, wie es zu schaffen ist,<br />

mehr weibliche Fachkräfte aus technischen Studiengängen zu einer beruflichen Laufbahn<br />

in der <strong>Wirtschaft</strong> zu bewegen, zeichneten sich drei Strategielinien ab.<br />

Empfohlen wird zum ersten der Einsatz <strong>von</strong> Gender- <strong>und</strong> Diversitykonzepten in Hochschule<br />

<strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>. Innerhalb der RWTH Aachen sind die im Rahmen des Zukunftskonzepts<br />

ergriffenen Maßnahmen bereits erfolgreich. Ähnlich erfolgreiche Maßnahmen gibt es in<br />

Unternehmen. Hier wird insbesondere auf <strong>den</strong> Nutzen <strong>von</strong> Auditierungsverfahren hingewiesen,<br />

um Veränderungsprozesse in Schwung zu halten <strong>und</strong> nach außen erkennbar<br />

abzubil<strong>den</strong>.<br />

Die zweite Strategie umfasst <strong>den</strong> Einsatz <strong>von</strong> Work-Life-Balance-Konzepten. Diese Konzepte<br />

müssen „Gesicht zeigen“, damit - nach außen <strong>und</strong> nach innen - die diverse Arbeitskultur<br />

sichtbar wird <strong>und</strong> ein nachhaltiger Imagewandel eintreten kann. Als wichtig wurde<br />

angesehen, Work-Life-Balance nicht auf die Vereinbarkeit <strong>von</strong> Familie <strong>und</strong> Beruf zu reduzieren,<br />

sondern vielfältige Lebenssituationen zu berücksichtigen. Eine breite Öffentlichkeitsarbeit<br />

da<strong>für</strong> ist unverzichtbar.<br />

Eine dritte Strategie zielt auf die Zusammenarbeit aller Akteure. Probleme entstehen<br />

dann, wenn die Talente-Pipeline an entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Stellen <strong>und</strong>icht ist. Hierzu wurde am<br />

intensivsten diskutiert. Folgende Handlungsempfehlungen kristallisierten sich heraus:<br />

• Es gibt bereits viele Netzwerke, die Mädchen, junge Frauen, Stu<strong>den</strong>tinnen <strong>und</strong><br />

weibliche Nachwuchskräfte im Beruf unterstützen. Dabei besteht eine so große<br />

Vielfalt, dass es <strong>für</strong> Interessentinnen schwer ist sich zu orientieren. Empfohlen wird<br />

eine Vernetzung oder Zusammenschluss <strong>von</strong> bestehen<strong>den</strong> Netzwerken <strong>und</strong> die Er<br />

stellung eines Netzwerkführers, der Orientierung schafft.<br />

• Die Netzwerke sind bisher eher innerhalb der einzelnen Bereiche Hochschule oder<br />

<strong>Wirtschaft</strong> tätig. Es fehlen Netzwerke, die die Schnittstellen überbrücken. Denn<br />

hier gehen <strong>den</strong> technischen Bereichen in Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> junge Frauen<br />

oft verloren. Helfen kann hier ebenfalls die <strong>Kooperation</strong> oder der Zusammenschluss<br />

bestehender Netzwerke.<br />

• Vorgeschlagen wird explizit ein Netzwerk zwischen Hochschule <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> zur<br />

Karriereförderung weiblicher Stu<strong>den</strong>tinnen in <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Hochschule.<br />

• Um diese Zusammenarbeit zu ermöglichen, wird die Institutionalisierung in Form<br />

<strong>von</strong> Einrichtung einer Kontaktstelle <strong>für</strong> Unternehmen an der Hochschule empfoh<br />

len. Diese sollte insbesondere Kontakte zu regionalen kleinen <strong>und</strong> mittleren Unter<br />

nehmen forcieren.<br />

Um alle drei Strategien erfolgreich zu verfolgen mit dem Ziel, alle Beteiligten – Hochschulen,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> junge Frauen – <strong>für</strong> das Thema zu sensibilisieren, ist eine noch<br />

intensivere Öffentlichkeitsarbeit auf allen Ebenen notwendig.<br />

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Programm<br />

Gesamtmoderation: Dr. Ingrid Isenhardt, RWTH Aachen ZLW/IMA<br />

Ab 09:30 Uhr Einchecken der Teilnehmen<strong>den</strong> <strong>und</strong> Morgenkaffee<br />

Begrüßung<br />

10:00 -10:15 Uhr<br />

Prof. Dr. Günther Schuh, Prorektor <strong>für</strong> <strong>Wirtschaft</strong> <strong>und</strong> Industrie an der RWTH Aachen<br />

Renate Schmitt-Hofemann, Leiterin des Referats Berufliche Bildung <strong>und</strong> Strukturpolitik im Ministerium <strong>für</strong><br />

Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Vorträge<br />

10:15 – 10:30 Uhr<br />

Strategieentwicklung aus der Studie „Zeit, dass sich was dreht“ – Technik ist auch weiblich!<br />

Prof. Barbara Schwarze, Vorsitzende Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V.<br />

10:30 – 10:45 Uhr<br />

Gender- <strong>und</strong> Diversity-Management – Zukunftskonzept <strong>für</strong> exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs!<br />

Dr. Carmen Leicht-Scholten, Stabstelle Integration Team – Human Resources, Gender <strong>und</strong> Diversity Management<br />

RWTH Aachen<br />

10:45 - 11:00 Uhr<br />

Anforderungen der Industrie an Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingeniere<br />

Judith Herzog, VDMA<br />

11:00 – 11:30 Uhr<br />

Moderierte Podiumsdiskussion<br />

Prof. Barbara Schwarze, Dr. Carmen Leicht-Scholten, Judith Herzog<br />

11:30 – 11:40 Uhr<br />

Kaffeepause<br />

Marktplatz<br />

11:40 – 12:00 Uhr<br />

Input: „Ein Blick auf die wesentlichen Hindernisse <strong>für</strong> <strong>den</strong> Zugang <strong>und</strong> <strong>den</strong> Erfolg <strong>von</strong> Frauen in <strong>Wissenschaft</strong><br />

<strong>und</strong> Technik“<br />

Prof. Dr. Heather Hofmeister, FB Soziologie, Schwerpunkt Gender Studies <strong>und</strong> Prorektorin <strong>für</strong> Personal <strong>und</strong><br />

wissenschaftlichen Nachwuchs an der RWTH Aachen


12:00 – 13:00 Uhr<br />

Eröffnung Marktplatz:<br />

• ZLW/IMA RWTH Aachen<br />

• Eltern-Servive-Büro RWTH Aachen<br />

• Gleichstellungsbüro der RWTH Aachen<br />

• Integration Team / Tandem – Mentoring – Programm<br />

• Femtec Network<br />

• GründerRegion Aachen<br />

• Ford Werke GmbH<br />

• Regionaldirektion NRW der B<strong>und</strong>esagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

• Netzwerk QUAFFEL, Netzwerk W-Projekt Ingenieur gesucht – Ingenieurinnen gef<strong>und</strong>en“<br />

• VDMA<br />

13:00 – 14:00 Uhr<br />

Mittagspause mit Imbiss<br />

World-Café<br />

14:00 – 14:20 Uhr<br />

Alle wollen sie, keiner weiß, woher – weibliche Fachkräfte gesucht! Neue Herausforderungen <strong>für</strong> Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Hochschulen.<br />

Kirsten Kullmann, ZLW/IMA der RWTH Aachen<br />

14:30 – 15:30 Uhr<br />

Caféhaus 1 : Zentrales Gender- <strong>und</strong> Diversity-Management – Zukunftskonzepte <strong>für</strong> die Hochschulen<br />

Gastgeberin am Tisch: Marlies Diepelt, Gleichstellungsbeaufreagte der RWTH Aachen <strong>und</strong> Elke Breiuer,<br />

Integration Team der RWTH Aachen<br />

Caféhaus 2 : Work-Life-Balance Strategien in Hochschule - Unternehmen <strong>und</strong> Unternehmensnetzwerken<br />

Gastgeberin am Tisch: Dr. Christine Sander, Ericsson GmbH, Dr. Leonie Petry, Inform GmbH<br />

Caféhaus 3 : Weibliche Fachkräfte gesucht: Brauchen wir neue Netzwerke zwischen Hochschulen <strong>und</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong>?!<br />

Gastgeberin am Tisch: Judith Herzog, VDMA <strong>und</strong> Verena Jänen, fib<br />

15:30 – 15:45<br />

Kaffeepause<br />

Ideenschmiede<br />

15:45 – 16:30<br />

Aufbereitung der Ergebnisse des World Cafés <strong>und</strong> Ableitung <strong>von</strong> Maßnahmen <strong>und</strong> Ideen<br />

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Notizen


Notizen<br />

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Notizen

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