DER REvISOR - Landesbühne Niedersachsen Nord
DER REvISOR - Landesbühne Niedersachsen Nord
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<strong>DER</strong> <strong>REvISOR</strong><br />
von Nikolai Gogol<br />
Bearbeitet von John von Düffel<br />
Presseinformation<br />
LANDESB HNE<br />
NIE<strong>DER</strong>SACHSEN NORD GMBH
LANDESB HNE<br />
<strong>DER</strong> <strong>REvISOR</strong><br />
von Nikolai Gogol / Bearbeitet von John von Düffel<br />
Zum Stück<br />
Das Stück<br />
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft! Weil der Stadthauptmann mit regelmäßigen<br />
Gefälligkeiten einen Verbindungsmann im Ministerium bei Laune hält, ist man jetzt gewarnt:<br />
Ein Revisor hat sich im russischen Provinzstädtchen angekündigt, um der Korruption im<br />
verlotterten Gemeindewesen den Garaus zu machen. Nun werden alle Kräfte mobilisiert,<br />
um zu retten, was zu retten ist. Als sich ein junger Mann aus Moskau mitsamt Diener im<br />
Gasthaus niederlässt, nichts bezahlt, aber dafür an allem und jedem herumzunörgeln<br />
weiß, scheint die Sachlage klar: Er ist der Revisor! Also wird dem gefürchteten Beamten<br />
alles auf dem Silbertablett serviert – sogar die Tochter des Stadthauptmanns. Obwohl<br />
sich der Grandseigneur aus der Hauptstadt vielmehr für dessen Frau zu interessieren<br />
scheint.<br />
Aber natürlich kommt es wie es kommen muss: Worüber sich die Zuschauer bereits<br />
kurz nach Stückbeginn amüsieren dürfen, erschließt sich jetzt auch für die handelnden<br />
Figuren. Der vermeintliche Revisor wird als Blender enttarnt, der sich aber, die Gefahr<br />
witternd, längst mit vollen Taschen auf und davon gemacht hat. Während die Betrogenen<br />
noch versuchen, sich gegenseitig die Schuld für die Misere in die Schuhe zu schieben,<br />
steht plötzlich der echte Revisor vor der Tür … <br />
Annabelle Schäll<br />
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LANDESB HNE<br />
Das hässliche Entlein<br />
Der Autor<br />
Er war einer der bedeutendsten Literaten Russlands, ein großer Denker zwischen Genie<br />
und Wahnsinn. Um die gleichermaßen faszinierende wie widersprüchliche Persönlichkeit<br />
Nikolai Gogols zu beschreiben, kann man beinahe jedes Adjektiv heranziehen<br />
und in Bezug zu ihm setzen. Das Spektrum zwischen „fanatisch“, „romantisch“ und<br />
„masochistisch“ ist breit gefächert und Kritiker wie Fürsprecher finden aus dem bunten<br />
Topf jeweils ihrem subjektiven Empfinden konforme Entsprechungen. Aber in einer,<br />
für einen Schriftsteller eher sekundär erscheinenden Eigenschaft, scheinen sich alle<br />
einig: Gogol war hässlich. Sogar „ausgesprochen hässlich“ wie Zeitgenossen angeben.<br />
Man findet Attribute wie schütteres Haar, mit einem „putzigen Haarbüschel“, das mitten<br />
aus dem Kopf herausragte, einen kleinen Wuchs, eine dünne, verkrümmte Nase,<br />
krumme Beine, Zucken des Gesichts und einen müden Blick. Abbildungen, die wir<br />
heute kennen, sind laut ZEIT-Redakteur Adam Soboczynski eher „wohlmeinende Interpretationen“.<br />
Dies allein gab bösen Zungen genug Anlass zum Spott – und dann auch<br />
noch der Name! Gogol heißt übersetzt „Schellente“, eine Tatsache, die ihn, der seine<br />
Mitmenschen so treffend überzeichnen konnte, gepaart mit dem ihm nachgesagten<br />
„schief-hüpfenden Gang“, wie eine Karikatur seiner selbst wirken ließ.<br />
Nikolai Wassiljewitsch Gogol wird am 1. April 1809 als Sohn eines Kleinadeligen in der<br />
Ukraine geboren und verbringt dort auch seine Kindheit. Sein Vater leitet das Hoftheater<br />
eines benachbarten Gutshauses und verfasst dafür Märchen- und Lustspiele,<br />
worauf sich sowohl Gogols starker Bezug zu ukrainischer Folklore, wie in seinen ersten<br />
Erzählungen zu finden, als auch seine Liebe zum Theater gründet. Als er 1828 nach<br />
St. Petersburg kommt, spricht er dort auch zunächst am Kaiserlichen Theater vor. Der<br />
„junge Mann von wenig anziehendem Äußeren“, so die Notizen, wird aber mit „bestenfalls<br />
als Statist zu brauchen“ abgefertigt. Nach allerlei Gelegenheitsjobs gelangt er über<br />
Freunde an eine Professur für Geschichte, die er allerdings nur kurze Zeit bekleidet.<br />
Vielmehr widmet er sich dem Schreiben. Seine erste lyrische Arbeit „Hans Küchelgarten“,<br />
die er auf eigene Kosten drucken lässt, wird von der Presse vernichtend besprochen.<br />
Gogol kauft daraufhin sämtliche Exemplare auf und verbrennt sie in einem<br />
Hotelzimmer: Die Eröffnung einer „ Feuerklammer“ um sein literarisches Werk, die er<br />
kurz vor seinem Tod 1852 mit dem Anzünden des zweiten Teils seines letzten Romans<br />
„Die toten Seelen“ schließen wird. 1831 erscheint sein Novellenband „Abende auf dem<br />
Vorwerk“, der positiven Zuspruch findet und ihm die Zuneigung Puschkins einbringt, mit<br />
dem ihn von da ab eine innige Freundschaft verbindet und der ihm auch Themen für<br />
weitere Arbeiten vorschlägt. So entsteht u.a. 1835 die Politsatire <strong>DER</strong> REVISOR.<br />
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LANDESB HNE<br />
Lobeshymnen und Leidensdruck<br />
Hintergrund<br />
Diese bissige Zeichnung einer russischen Provinzgemeinde, in der Korruption und<br />
Amtsmissbrauch zum Alltagsgeschäft gehören, erregt einiges an Aufsehen. Eine<br />
derart offensiv-spöttische Darstellung der politischen Verhältnisse im Zarenreich ist ein<br />
Skandal. Die Beamten in Aufruhr wollen ein Verbot erwirken, aber Zar Nikolaus I. hat<br />
seine Freude an den Verspottungen seiner „oberen Unteren“ und so wird am 19. April<br />
1836 <strong>DER</strong> REVISOR im Alexandrinski Theater in St. Petersburg uraufgeführt. Gogol<br />
bekommt Drohbriefe und Lobeshymnen, wird gefeiert und gejagt. Er flüchtet ziellos ins<br />
Ausland und lebt in den folgenden Jahren im ständig wechselnden, selbst auferlegten<br />
Exil: Paris, Jerusalem, Dresden, Ostende, Odessa. 1842 erscheint sein ihm Weltruhm<br />
einbringender Roman „Die toten Seelen“. Gogol leidet mehr und mehr unter – teils<br />
eingebildeten, teils tatsächlichen – Krankheiten und verfällt, gehetzt und getrieben von<br />
sich selbst, zunehmend dem religiösen Wahnsinn. 1847 veröffentlicht er „Ausgewählte<br />
Stellen aus dem Briefwechsel mit Freunden“ und revidiert damit praktisch sein ganzes<br />
vorheriges Tun. Er lobt die herrschende Ordnung, spricht sich für Leibeigenschaft<br />
aus und stößt damit Freunde und Nahestehende völlig unvermittelt vor den Kopf. Die<br />
Gründe sind unklar, aber wahrscheinlich auf den religiösen Fanatismus zurückzuführen,<br />
in dem er krankhaft nach Läuterung sucht. Anfang 1852 legt er sich ins Bett und<br />
verweigert die Nahrungsaufnahme:„In Gott leben, heißt, außerhalb des Körpers zu leben.“<br />
Nachdem er in einem „Brandopfer“ das Manuskript zum geplanten zweiten Teil<br />
der „Toten Seelen“ vernichtet hat, wird er nach großen Qualen und Schreckensvisionen<br />
am 4. März endlich vom ihm unerträglich gewordenen Leben erlöst.<br />
Spiegelbild der Gesellschaft<br />
Was würde Gogol wohl sagen, hielte man ihm die Auswertung von „Transparency International“<br />
für das Jahr 2010 unter die Nase? Die Organisation befasst sich mit „der<br />
wahrgenommenen Korruption im öffentlichen Sektor“ weltweit und stellt danach ein<br />
Ranking auf. Dass Russland auf Platz 152 von 178 überprüften Staaten liegt (Platz 1<br />
teilen sich Dänemark, Neuseeland und Singapur mit der geringsten messbaren Korruption,<br />
Deutschland liegt auf Platz 15 zwischen Österreich und Barbados), ist dabei<br />
nur zweitrangig interessant. Vielmehr ist es doch erstaunlich, dass sich in unserer<br />
scheinbar so aufgeklärten Welt illegale Machtsysteme und Seilschaften in Politik und<br />
Wirtschaft großflächig halten können und eine solche Indizierung überhaupt notwendig<br />
machen. Auch wenn die weltweite Gesamtentwicklung tendenziell eher rückläufig ist,<br />
werden wir doch gefühlt wöchentlich mit neuen Skandalen aus der Kleine-Gefallen-gegen-großes-Geld-Sparte<br />
konfrontiert: Ford verklagt korrupte Mitarbeiter, Ex-Siemens-<br />
Vorstandsvorsitzender Pierer wird wegen einer Schmiergeldaffäre von US-Fahndern<br />
ins Visier genommen und gerade erst berichtete „Der Spiegel“ von einer Visa-Affäre im<br />
Auswärtigen Amt – Mitarbeiter mehrerer deutscher Botschaften stünden im Verdacht,<br />
im Auftrag internationaler Schleuserringe Hunderte erschlichener Visa ausgestellt und<br />
dafür bar kassiert zu haben.<br />
3
LANDESB HNE<br />
Hintergrund<br />
Ist es nun Zufall, dass Gogol bereits vor über 150 Jahren thematisiert hat, was heute<br />
noch die Medien beherrscht oder ist es, wie der britische Philosoph Thomas Hobbes<br />
schon 1651 vermutete, der vorhersehbare menschliche Rückfall in den von „Furcht,<br />
Ruhmsucht und Unsicherheit geprägten gesellschaftlichen Naturzustand“, der uns<br />
ereilt, je weniger souverän unser Staat uns beschützt?<br />
In jedem Fall ist klar, Gogols Stück ist weder veraltet noch kann man den Begriff zeitlos<br />
verwenden: Es ist genau die Zeit für den REVISOR. Zeigt er uns heute ein humorvoll<br />
überspitztes Spiegelbild der Gesellschaft, bleibt doch zu wünschen, dass es irgendwann<br />
nur noch „die Probleme von damals“ sind, über die wir lachen können. <br />
Annabelle Schäll<br />
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LANDESB HNE<br />
Die Besetzung<br />
Chlestakow Mathias Reiter<br />
Ossip, sein Diener Christoph Sommer<br />
Der Stadthauptmann Thomas Hary<br />
Anna Andrejewna,<br />
seine Frau<br />
Marja Andrejewna,<br />
seine Tochter<br />
Dobtschinski<br />
Filip Filippowitsch<br />
Postmeister<br />
Bobtschinski<br />
Fjodor Fjodorowitsch<br />
Luka Lukitsch<br />
Heike Clauss<br />
Lisenka Kirkcaldy<br />
Aom Flury<br />
Cino Djavid<br />
Regie Olaf Strieb<br />
Bühne & Kostüme Diana Pähler<br />
Dramaturgie Annabelle Schäll<br />
Musik Erich A. Radke<br />
Regieassistenz Athena Juhrs<br />
Souffleuse Vera Ducci<br />
Inspizienz Bigge Lünemann<br />
Besetzung<br />
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LANDESB HNE<br />
Regie / Ausstattung<br />
Regie: Olaf Strieb studierte an der Ruhr-Universität Bochum<br />
Germanistik und Theaterwissenschaft. Seit 2001 arbeitet er als<br />
Regisseur u.a. in Dortmund, Bielefeld, Wuppertal, Heilbronn,<br />
Mannheim, Kiel und bei den Gandersheimer Domfestspielen,<br />
wo er als Mitglied der künstlerischen Leitung beschäftigt war.<br />
An der <strong>Landesbühne</strong> inszenierte er u.a. die deutschsprachige<br />
Erstaufführung von ES LEBE EUROPA!<br />
Seit der vergangenen Spielzeit ist Olaf Strieb Oberspielleiter<br />
der <strong>Landesbühne</strong> und inszenierte u.a. die Uraufführung DIE<br />
NIBELUNGEN, die Nestroy-Posse STRICK MIT EINEM<br />
ENDE, DAS KÄTHCHEN VON HEILBRONN sowie DIE<br />
GROSSHERZOGIN VON GEROLSTEIN. Aktuell steht seine<br />
Inszenierung <strong>DER</strong> LIEBHABER auf dem Spielplan. <br />
Bühne & Kostüme: Diana Pähler studierte Objektdesign<br />
an der Fachhochschule Dortmund. Nach ihrem Diplom<br />
arbeitete sie als Ausstattungsassistentin für Oper, Ballett<br />
und Schauspiel am Theater Dortmund und entwarf dort erste<br />
eigene Ausstattungen. Seit 1998 ist sie als freie Bühnen- und<br />
Kostümbildnerin u.a. in Dortmund, Meiningen, Dresden und<br />
Leipzig tätig.<br />
Seit der Spielzeit 1999/2000 entwirft Diana Pähler<br />
regelmäßig Bühnen- und Kostümbilder für die <strong>Landesbühne</strong><br />
u.a. für ANDORRA (Nennung in der Kritikerumfrage 2008<br />
der Deutschen Bühne). Zuletzt zeichnete sie für ANTONIUS<br />
UND CLEOPATRA, <strong>DER</strong> LIEBHABER und aktuell EIN HERZ<br />
UND EINE SEELE verantwortlich. <br />
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LANDESB HNE<br />
<strong>DER</strong> <strong>REvISOR</strong><br />
von Nikolai Gogol / Bearbeitet von John von Düffel<br />
nach einer Rohübersetzung von Natascha Görde<br />
Premiere: Samstag, 8. Januar 2011 / 20.00 Uhr<br />
Stadttheater Wilhelmshaven<br />
Anschließend Premierenfeier im Oberen Foyer<br />
Spieltermine in Wilhelmshaven:<br />
12. Januar / 20.00 Uhr / Stadttheater<br />
(anschließend KANTINENTALK mit Regisseur Olaf Strieb)<br />
5. Februar / 20.00 Uhr / Stadttheater<br />
6. Februar / 15.30 Uhr / Stadttheater<br />
14. Februar / 20.00 Uhr / Stadttheater<br />
11. März / 20.00 Uhr / Stadttheater<br />
Spieltermine im Spielgebiet<br />
15. Januar / 20.00 Uhr / Papenburg, Stadthalle<br />
18. Januar / 20.00 Uhr / <strong>Nord</strong>erney, Kurtheater<br />
20. Januar / 20.00 Uhr / <strong>Nord</strong>en, Realschule<br />
21. Januar / 19.30 Uhr / Jever, Theater am Dannhalm<br />
25. Januar / 19.30 Uhr / Esens, Theater in der Theodor-Thomas-Halle<br />
28. Januar / 20.00 Uhr / Reinbek, Sachsenwald-Forum<br />
31. Januar / 20.00 Uhr / Vechta, Metropoltheater<br />
2. Februar / 19.30 Uhr / Aurich, Stadthalle<br />
10. Februar / 19.30 Uhr / Emden, Neues Theater<br />
26. Februar / 19.30 Uhr / Weener, Karl-Bruns-Realschule<br />
9. März / 19.30 Uhr / Syke, Theater an der La-Chartre-Str.<br />
Stand: 4. Januar 2011 / Änderungen vorbehalten!<br />
Termine<br />
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LANDESB HNE<br />
Pressefotos im Internet<br />
Presseinformation<br />
Die Inszenierungsfotos von <strong>DER</strong> REVISOR finden Sie ab dem 5. Januar 2011 zum<br />
Download im Internet:<br />
www.landesbuehne-nord.de<br />
Reservierung von Pressekarten<br />
Bitte reservieren Sie rechtzeitig Ihre Karten für die Premiere am 8. Januar 2011.<br />
Schicken Sie einfach eine E-Mail an torben.schumacher@landesbuehne-nord.de .<br />
Ansprechpartner<br />
Annabelle Schäll, Dramaturgin<br />
04421.9401-18<br />
annabelle.schaell@landesbuehne-nord.de<br />
Torben Schumacher, Pressesprecher<br />
04421.9401-12<br />
torben.schumacher@landesbuehne-nord.de<br />
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