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Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt

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Was braucht eine gute Schule?<br />

Rolf Haubl<br />

Es gibt nicht nur einen Weg, wie Schulen <strong>zu</strong> guten Schulen werden können. Triangulierende<br />

Schulbegleitgespräche, wie sie in dieser Broschüre vorgestellt werden, sind eine viel versprechende<br />

Maßnahme unter anderen. Ihre Wirkung hängt nicht <strong>zu</strong>letzt davon ab, ob sie Teil einer<br />

Schulkultur sind, in der durchgehend dieselben Werte verfolgt werden. Deshalb soll hier <strong>zu</strong>m<br />

Abschluss die generelle Haltung einer Schule und ihrer Lehrer beschrieben werden, ohne die<br />

alle Versuche, mehr Partizipation <strong>zu</strong> wagen, bloßes Stückwerk bleiben müssen.<br />

Eine gute Schule braucht Lehrer, die didaktisch versiert sind und sich als Beziehungsarbeiter<br />

verstehen, die sich ihrer Berufswahl sicher sind, über Empathie verfügen und auch für sich<br />

selbst sorgen können, um nicht frühzeitig „aus<strong>zu</strong>brennen“.<br />

Schüler sind nur motiviert, wenn sich Lehrer – bei aller gebotenen professionellen Distanz –<br />

als Be<strong>zu</strong>gspersonen <strong>zu</strong>r Verfügung stellen, die persönliche Bindungen anbieten. Kinder und<br />

Jugendliche brauchen Einfühlung und Unterstüt<strong>zu</strong>ng, um sich frei von Angst ihrer Mit- und<br />

Umwelt <strong>zu</strong>wenden und lernen <strong>zu</strong> können. Lehrer sind dabei <strong>zu</strong>m einen da<strong>zu</strong> da, sie durch angemessene<br />

Forderungen <strong>zu</strong> fördern. Andererseits sind sie – wie Eltern und Verwandte – angehalten,<br />

ihnen eine Vorstellung von sich als spätere Erwachsene <strong>zu</strong> geben, die ihnen vermittelt,<br />

dass es sich lohnt, erwachsen <strong>zu</strong> werden, gleichzeitig aber auch deutlich macht, dass dies ein<br />

Status ist, der durch nicht abschließbare Lernprozesse erworben und erhalten werden muss.<br />

Empathie <strong>zu</strong> betonen, redet keiner Kuschelpädagogik das Wort. Sie verweist aber <strong>auf</strong> Entwicklungsschübe,<br />

die ausgelöst werden, wenn Kinder und Jugendliche, die sich selbst nicht verstehen,<br />

durch Erwachsene verstanden werden – und das auch in ihren destruktiven und selbstdestruktiven<br />

Seiten. Verstehen heißt nicht akzeptieren. Aber es heißt, nachvollziehbare Gründe<br />

<strong>auf</strong>finden <strong>zu</strong> können, die deutlich machen, dass schwierige Schüler nicht grundlos schwierig<br />

sind. Lehrern gelingt das nicht, wenn sie Lehren lediglich als einen asymmetrischen Instruktionsprozess<br />

<strong>auf</strong>fassen, der es nicht <strong>zu</strong>lässt, <strong>auf</strong> die <strong>zu</strong> hören, die sie lehren.<br />

Eine gute Schule braucht Lehrer, die gruppenbezogen unterrichten.<br />

Jeder Unterricht lässt sich nur bedingt steuern, da Lehrer eine Arbeit verrichten, die kaum standardisierbar<br />

und technisierbar ist. Da es den „Nürnberger Trichter“ nicht gibt, können Lernerfolge<br />

auch durch die beste Didaktik nicht determiniert werden. Unterrichten ist ein Handeln,<br />

das in direktem Kontakt mit den Schülern erfolgt, deren Eigensinn über Erfolg oder Misserfolg<br />

entscheidet. Deshalb sind Lehrer genötigt, ihre Schüler als Koproduzenten des von ihnen intendierten<br />

Lernprozesses <strong>zu</strong> gewinnen.<br />

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