Begegnung auf Augenhöhe â Schulbegleitende Gespräche zu dritt
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vierenden Lehr- und Lernstrategien verfügen, fehlerfreundlich ihre Schüler ermutigen,<br />
unterstützen sowie nachvollziehbar bewerten und dies mit Leidenschaft für ihr Fach und<br />
dessen Vermittlung tun, sind signifikant erfolgreicher als Lehrpersonen, denen es daran<br />
fehlt.<br />
In diesem Zusammenhang betont er, dass freie Formen des Lernens nur dann Erfolg haben,<br />
wenn Lehrpersonen die Lernprozesse <strong>auf</strong>merksam begleiten und sowohl kognitiv<br />
wie sozioemotional Orientierung geben.<br />
Da<strong>zu</strong> müssen Lehrpersonen fähig und bereit sein, ihr Lernangebot aus der Perspektive<br />
der Schüler wahr<strong>zu</strong>nehmen: „If the teacher‘s lens can be changed to seeing learning<br />
through the eyes of students, this would be an excellent beginning“ (Hattie 2009, S. 252).<br />
Diese individuelle Perspektivenübernahme kann freilich nur gelingen, wenn die Lehrpersonen<br />
ihre Schüler mit deren Stärken und Schwächen gut genug kennen und folglich <strong>auf</strong><br />
dem individuellen Entwicklungsstand abholen, <strong>auf</strong> dem sie jeweils stehen.<br />
Schulbegleitgespräche, wie wir sie hier modelliert haben, eignen sich, die dafür notwendigen<br />
Kenntnisse <strong>zu</strong> erwerben – Kenntnisse, <strong>zu</strong> denen auch der familiäre Kontext<br />
der Schüler gehört. Ganz in unserem Sinne plädiert Hattie dafür, dass sich Lehrpersonen<br />
selbst offen als Lernende zeigen.<br />
Eine gute Schule braucht Lehrer, die vor diskriminierenden Pauschalurteilen über eine unfähige<br />
Lehrerschaft geschützt sind. Solchen Urteilen ist, freilich ohne Beschönigung, entschieden<br />
entgegen<strong>zu</strong>treten. Die Leidtragenden sind nämlich immer auch die Schüler, denen es nicht <strong>zu</strong><br />
verdenken ist, wenn sie sich weigern, sich mit entwerteten Vorbildern <strong>zu</strong> identifizieren.<br />
Eine gute Schule braucht ein realistisches Selbstbild.<br />
Gegliederte Schulsysteme haben Vor- und Nachteile, ebenso die Gesamtschulen. Die OECD-<br />
Studien erlauben keine eindeutige Entscheidung, sondern lassen vermuten, dass es sich um<br />
ideologische Streitigkeiten handelt, die freilich eine gemeinsame Implikation haben: nämlich<br />
die Annahme, dass ein bestimmtes Schulsystem das Bildungsschicksal von Kindern und Jugendlichen<br />
determiniert. Das trifft aber nur begrenzt <strong>zu</strong>.<br />
Deren Bildungsschicksal hängt von ihrer konkreten Förderung ab, die sie – vor allem in den<br />
Jahren vor Schuleintritt – aus ihrem privaten außerschulischen sozialen Kontext erhalten. Natürlich<br />
kann Bildung im engeren Sinne nur in der Schule erworben werden, doch hat das Ausmaß<br />
der privaten außerschulischen Förderung im Zusammenwirken mit der konkreten Qualität des<br />
Unterrichts einen viel nachhaltigeren Einfluss <strong>auf</strong> den Bildungsweg von Kindern und Jugendlichen<br />
als die Art des Schulsystems.