29.04.2013 Aufrufe

Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt

Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt

Begegnung auf Augenhöhe – Schulbegleitende Gespräche zu dritt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Begegnung</strong> <strong>auf</strong> Augenhöhe – <strong>Schulbegleitende</strong> Gespräche <strong>zu</strong> <strong>dritt</strong><br />

Beraten im Kontext schulischer Bewertungen<br />

Rolf Haubl<br />

Triangulierende Beratung ist eine raum-zeitlich begrenzte und gegenüber anderen schulischen<br />

Angeboten abgegrenzte Intervention einer Schule. In deren Rahmen regen Lehrer ein<br />

Gespräch an, in dem nicht sie als Experten die Schüler beraten, sondern alle Beteiligten sich<br />

gemeinsam beraten.<br />

Gesprächsziel ist es, hinsichtlich einer gemeinsam definierten Problembeschreibung <strong>zu</strong> einer<br />

gemeinsamen Entscheidung für eine mögliche Problemlösung <strong>zu</strong> kommen, die dann gemeinsam<br />

umgesetzt und verantwortet wird. „Gemeinsam“ heißt dabei nicht: identisch. Differenzen<br />

können insoweit bleiben, wie sie nicht da<strong>zu</strong> führen, Problemlösungen offen und mehr noch:<br />

verdeckt <strong>zu</strong> behindern oder gar <strong>zu</strong> verhindern.<br />

Wenn ein Lehrer einen Schüler kritisiert, er sei im Unterricht unkonzentriert und schreibe deshalb<br />

schlechte Noten, der Schüler sich dar<strong>auf</strong>hin über <strong>zu</strong> langweiligen Unterricht beklagt und<br />

seine Mutter sich ihrerseits beklagt, sie würde gerne mit ihrem Sohn üben, würde aber von der<br />

Schule keine genauen Informationen über den Unterrichtsstoff erhalten, dann sind alle drei<br />

Perspektiven – Wahrhaftigkeit vorausgesetzt – subjektiv wahr.<br />

Sich gemeinsam <strong>zu</strong> beraten, setzt voraus, dass alle Beteiligten bereit sind, die eigene Problembeschreibung<br />

im Spiegel der Problembeschreibungen aller anderen <strong>zu</strong> betrachten und dar<strong>auf</strong><br />

<strong>zu</strong> verzichten, die eigene Beschreibung für die einzig wahre <strong>zu</strong> halten und deshalb <strong>zu</strong> versuchen,<br />

sie mit allen <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Mitteln durch<strong>zu</strong>setzen.<br />

Gelingt es, eine gemeinsame Problembeschreibung <strong>zu</strong> entwickeln, die die verschiedenen Perspektiven<br />

integriert, dann steht eine Suche nach Problemlösungen an, die nicht von vorn herein<br />

eine bestimmte Lösung bevor<strong>zu</strong>gt, sondern erst einmal einen Denkraum alternativer Optionen<br />

eröffnet, die dann anschließend <strong>auf</strong> ihre Realisierungschancen hin geprüft werden. Um diese<br />

Chance <strong>zu</strong> ermessen, sollen alle Beteiligten die Ressourcen angeben, über die sie für die jeweilige<br />

Option verfügen. Sie können dabei umso angemessener entscheiden, je sinnlich konkreter<br />

sie sich deren Realisierung vorstellen. Bleiben die Optionen abstrakt, wissen die Beteiligten<br />

nicht, was sie tun sollen. Völlige Sicherheit, die beste Entscheidung getroffen <strong>zu</strong> haben, gibt<br />

es dabei freilich nicht, weshalb alle Entscheidungen reversibel gehalten werden (Lernen aus<br />

Erfahrung).<br />

Eine unverzichtbare Ressource ist die Bereitschaft, die gewählten Problemlösungen tatsächlich<br />

um<strong>zu</strong>setzen und <strong>zu</strong> verantworten. Diese Bereitschaft steigt, wenn das, was durch die eigene<br />

Anstrengung erreicht werden kann, lohnenswert erscheint. Dabei ist es erfahrungsgemäß nur<br />

wenig und <strong>zu</strong>dem nur kurzfristig lohnend, wenn die gewählte Lösung lediglich da<strong>zu</strong> führt, dass<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!