perspektive heft 38 1999
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„Roter?“<br />
„Ungefährlich.“<br />
„Purpurkryptonit?“<br />
(Schweigen)<br />
„Und die Farbe jener Gattung von K.,<br />
welche Superman zum Kasperl macht,<br />
der seiner antisozialen Begierden nicht<br />
mehr Herr ist?“<br />
„Blau.“<br />
„Ich denke es.“<br />
„Krypto-Kryptonit.“<br />
„Vergessen. Unbeachtet oder verborgen.<br />
Protokryptonit?“<br />
„Zu einfältig.“<br />
„Wie dumm von mir. Roter Glaskopf,<br />
Chalzedonit, Rhododendrit? Optische<br />
Charakteristik der klinobasischen<br />
Krystalle?“<br />
„Ich spüre schon wieder das Narrenhaus<br />
kommen. Außer Calgonit fällt mir nichts<br />
ein.“<br />
„Das ist ein Anti-Stein.“<br />
„Grünsand. Seite<br />
sechshundertundfünfundvierzig. Wieder<br />
nicht zu finden. Die Grünerde aber wird<br />
als grüne Farbe verwendet und kommt<br />
auf Cypern vor.“<br />
Der Habitus des Kryptonits ist teils<br />
pyramidal, teils horizontal, selten<br />
spatelförmig, selten tafelförmig. Die<br />
Trachynome horizontal gestreift. Im Kolben<br />
verknistert er sehr stark, färbt sich, verliert<br />
und reloziert sich, in Salpetersäure löst er<br />
sich unvollständig unter Aufbrausen, nur in<br />
Kalilauge ist er löslich. Sein häufigstes<br />
Bleierz besonders schön bei<br />
Johanngeorgenstadt, auch mehrorts am<br />
Altai; vorzüglich aber in Phönixville in<br />
Pennsylvanien.<br />
Unbestimmte Maassgrösse und<br />
Aggregation der Individuen.<br />
Jeder Krystall ist also ein Individuum der<br />
anorganischen Natur. Sie unterscheiden<br />
sich besonders durch folgende zwei<br />
Momente: Daß die absolute Grösse des<br />
vollkommen ausgebildeten Individuums an<br />
kein bestimmtes mittleres Normalmaass<br />
gebunden ist, sondern zwischen sehr weiten<br />
Grenzen schwankt und besonders häufig<br />
durch immer kleinere Dimensionen bis zu<br />
mikroskopischer Dimension herabsinkt;<br />
und zweitens, daß eine vollständige<br />
Formenherausbildung zu den selteneren<br />
Fällen gehört, indem die Individuen der<br />
anorganischen Natur dem herrschenden<br />
Gesetz der Aggregation unterworfen und<br />
daher in großer Anzahl neben-, unter- und<br />
übereinander durcheinander<br />
herausgewürfelt sind. Vereinigt sich nun<br />
mit der Aggregation auch eine sehr geringe<br />
Maassgrösse der Individuen, und sind die<br />
mikroskopisch kleinen Individuen auch<br />
noch ineinander verwoben, so wird man<br />
größte Schwierigkeiten haben, das<br />
Aggregat als solches zu erkennen. Beispiel<br />
gänzlich gehängter Formausbildung: Gyps.<br />
Unvollkommenheit der<br />
Krystallflächen.<br />
Aus den im Vorhergehenden betrachteten<br />
Unvollkommenheiten ergibt sich: eine<br />
Messung durch den unmittelbaren Contact<br />
zweier auf die Krystallflächen aufgelegter<br />
und mit einem eingetheilten Halbkreise<br />
verbundener Lineale, oder durch die<br />
Reflexion des Lichtes bewerkstelligt, wobei<br />
die Krystallflächen als kleine Spiegel<br />
dienen.<br />
Das muß man ja alles in die Gegenwart<br />
übertragen. Das Erstarren zur Salzsäule, die<br />
gegenseitige Versteinerung, das<br />
Medusenhaupt überhaupt. Glaubersalz für<br />
den Hund. Schlußstein,<br />
Bodenmarkierungen, gotische Wasserspeier<br />
aus pyriertem Schwefel. Pfette und Knagge.<br />
O.K. O.K. O.K.<br />
P.M.<br />
Hinterposemuckel.<br />
1989 Hembert zu Hause.<br />
1987–94 Nichts zu sehen.<br />
1998 Obwohl ich täglich zu Freunden<br />
frühstücken gehe, kann ich<br />
nicht fremd gehen. Mithin ist<br />
das aber eine nebensächliche<br />
Angelegenheit.<br />
1989 Zur Brücke.<br />
P.M.<br />
Es ist Mirjam van Doren, aber so gut<br />
verkleidet, daß sie ich in einem anderen<br />
Maultier nicht mehr erkenne.<br />
Kanarienvogel, wir sehen uns in Wodonga,