Ein Jahr als Au-pair im Kloster Zu guter Letzt noch ... - Hotel Waldhaus
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40-<strong>Jahr</strong>e-Jubiläum <strong>Hotel</strong>fachschule<br />
Belvoirpark, Zürich<br />
12. bis 14. Oktober 2012<br />
Zeit<br />
Um den Wert eines <strong>Jahr</strong>es zu erfahren, frage<br />
einen Studenten, der <strong>im</strong> Schlussexamen<br />
durchgefallen ist. Um den Wert eines Monats<br />
zu erfahren, frage eine Mutter, die ihr<br />
Kind zu früh zur Welt gebracht hat. Um den<br />
Wert einer Woche zu erfahren, frage den<br />
Herausgeber einer Wochenzeitschrift. Um<br />
den Wert einer Stunde zu erfahren, frage<br />
die Verlobten, die darauf warten sich zu<br />
sehen. Um den Wert einer Minute zu erfahren,<br />
frage jemanden, der seinen <strong>Zu</strong>g, seinen<br />
Bus oder sein Flugzeug verpasst hat. Um<br />
den Wert einer Sekunde zu erfahren, frage<br />
jemanden, der bei den Olympischen Spielen<br />
eine Silbermedaille gewonnen hat.<br />
Die Zeit wartet auf niemanden. Sammle jeden<br />
Moment, der dir bleibt, denn er ist<br />
wertvoll. Teile ihn mit besonderen Menschen<br />
und er wird <strong>noch</strong> wertvoller<br />
E. A. (<strong>Au</strong>tor unbekannt)<br />
Wir – die Belvoirler des Kurses 71/72 –<br />
haben uns ZEIT geschenkt!<br />
Wir – ungefähr dreissig Leute – haben<br />
die Vergangenheit in die Gegewart geholt,<br />
sie aufleben und Wirklichkeit werden lassen.<br />
Wie war das dam<strong>als</strong> – vor 40 <strong>Jahr</strong>en, weisst<br />
du <strong>noch</strong>, wie Papi Hammer, wie hat der eine<br />
vorne links denn schon wieder geheissen,<br />
hast du in der Zwischenzeit einmal etwas gehört<br />
von, ja, jetzt fehlen aus unseren Reihen<br />
halt auch schon einige, der Jürg, der wäre<br />
jetzt sicher auch gerne dabei – wie doch die<br />
Zeit vergeht, ich kann es kaum glauben, dass<br />
das schon soo lange her ist!<br />
So tönte es während der gemeinsamen<br />
Momente!<br />
Wo würde das besser passen und gelingen<br />
<strong>als</strong> <strong>im</strong> <strong>Waldhaus</strong> in Sils? In dem Haus, in dem<br />
sich Tradition und Innovation harmonisch<br />
verbinden. In dem Haus, das der langjährige<br />
Küchenchef Kurt Röösli mit einer alten Dame<br />
mit einem neuen Herzen (neu umgebaute<br />
Küche!) vergleicht. In dem Haus, in dem der<br />
Gast nicht König, sondern GAST sein darf.<br />
Wo Freundlichkeit und Herzlichkeit gross geschrieben<br />
und gelebt werden – allen voran<br />
von der Besitzerfamilie Dietrich-Kienberger<br />
selber! In dem Haus, in das man <strong>im</strong>mer wieder<br />
ein wenig nach Hause kommt.<br />
<strong>Ein</strong> herzliches Dankeschön von der Belvoirfamilie<br />
an die Gastgeberfamilie. Wir<br />
haben jeden <strong>Au</strong>genblick genossen, angefangen<br />
be<strong>im</strong> <strong>Zu</strong>sammentreffen und vereinzelten<br />
Staunen über die mehr oder weniger offensichtlichen<br />
optischen und sonstigen Veränderungen,<br />
bis hin zu den kulinarischen<br />
und kulturellen Höhepunkten! Die ruhige,<br />
lockere und humorvolle, jedoch in allen Belangen<br />
kompetente Art, wie uns Felix am<br />
Samstag auf den Spuren von Segantini, Giacometti,<br />
Rilke und den Bündner <strong>Zu</strong>ckerbäckern<br />
ins Bergell und zurückführte. Interessant<br />
war’s und wir haben viel gelernt, über<br />
die Wichtigkeit des Bergells für die Römer,<br />
über das <strong>Au</strong>fblühen des Handels und vieles<br />
mehr bis hin in die Gegenwart mit unzähligen<br />
Möglichkeiten zum Wandern, Klettern<br />
und so weiter. In einer Gegend von einmaliger<br />
Schönheit!<br />
VIVA hiess es <strong>im</strong>mer mal wieder, so denn<br />
auch <strong>im</strong> Grotto, wo wir mit lüpfigen südländischen<br />
Klängen empfangen wurden,<br />
um dann ein ausgedehntes Bergeller-Zmittag<br />
mit der nötigen flüssigen Beigabe zu<br />
geniessen.<br />
Die beiden Abende waren geprägt von<br />
Herzlichkeit, Gemütlichkeit, Verbundenheit<br />
und nicht zu vergessen: von hochstehender<br />
kulinarischer Kunst. Wir haben gelebt wie –<br />
möglicherweise – dam<strong>als</strong> die Römer!<br />
Schlummertrunke durften nicht fehlen,<br />
Anekdoten wurden ausgetauscht und be<strong>im</strong><br />
Abschied blieben nicht alle <strong>Au</strong>gen trocken.<br />
Anregungen, Versprechen, Hoffnungen auf<br />
das nächste BELVOIR-TREFFEN der 71/72iger<br />
machten die Runde.<br />
Elsbeth Abegglen, Iseltwald<br />
Vierzig <strong>Jahr</strong>e sind vergangen, seit Maria<br />
Dietrich (dam<strong>als</strong> <strong>noch</strong> Maria Kienberger) aus<br />
dem <strong>Waldhaus</strong> ihren Abschluss an der <strong>Hotel</strong>fachschule<br />
Belvoirpark in Zürich machte.<br />
<strong>Zu</strong>m Jubiläum organisierte sie ein Treffen<br />
ihrer einstigen MitschülerInnen aus der<br />
ganzen Welt hier <strong>im</strong> <strong>Waldhaus</strong>.<br />
Übrigens besitzen auch «<strong>Waldhaus</strong> News»-<br />
Chefredaktor Hubert Halter und Telefonist<br />
und Mit-Concierge Jean Baldo (siehe S. 24<br />
und 25) ein Belvoir-<strong>Hotel</strong>fachschuldiplom,<br />
ebenso wie Claudia Klotz-Kienberger, die<br />
Schwester von Maria D. und Urs K.<br />
JANUAR 2013 27<br />
<strong>Waldhaus</strong>-Rätsel – oder wieso Pacific<br />
kein Ozean ist und auch nicht still!<br />
Unbeantwortete Fragen sind etwas Schönes.<br />
Ich selbst stelle mir täglich einige und<br />
überlege mir allerlei Geschichten <strong>als</strong> mögliche<br />
Antworten. Die sind dann oft spektakulärer<br />
<strong>als</strong> die richtige <strong>Au</strong>flösung. Also:<br />
Warum ist die wundervoll lichtdurchflutete<br />
<strong>Waldhaus</strong>-Küche gegen den Silsersee hin gebaut?<br />
Antwort: Weil Kurt Rööslis Saucen <strong>im</strong><br />
milden Abendlicht einfach <strong>noch</strong> besser aussehen.<br />
Oder weshalb verfügt die Bel-Etage<br />
nicht über eine «belle vue» auf den Silvaplanersee?<br />
Antwort: Im <strong>Waldhaus</strong> steht die<br />
Fauna seit jeher über der Flora und die Gäs-<br />
te aus dieser Etage beobachten gerne die<br />
<strong>im</strong> Wald äsenden Rehe. Schliesslich: Wieso<br />
ist der Pacific kein Ozean und selten bis<br />
nie still? Antwort: Be<strong>im</strong> Pacific handelt es<br />
sich um das Personalrestaurant des <strong>Waldhaus</strong>,<br />
mit angeregtem Geplauder erfüllt. Ich<br />
überlasse es Ihnen, werter Leser, sich die<br />
richtige Antwort zu suchen.<br />
Eigentlich wollte ich von meinem Praktikum<br />
berichten. In Kurts Küche schoss ich<br />
glücklicherweise keinen kapitalen Bock. Das<br />
war auch gar nicht nötig, wurde doch am<br />
ersten Abend ein prächtiger Steinbock angeliefert.<br />
Dessen Verarbeitung mitzuerleben,<br />
zählte zu den Höhepunkten der ersten<br />
Tage. Weitere sollten folgen. Unter Schreiner<br />
Micheles Anleitung baute ich an neuen<br />
Gestellen für den Weinkeller, Oskar führte<br />
mich in die Gehe<strong>im</strong>nisse der spanischen<br />
Weine ein und in der Conciergerie staunte<br />
ich, wie Noldi und Carl-Ludwig nahezu sämtliche<br />
Gäste bereits be<strong>im</strong> Vorfahren der <strong>Au</strong>tos<br />
erkannten. Und meinen besonderen Respekt<br />
verdienten die Kolleginnen und Kollegen <strong>im</strong><br />
Service, die sowohl komplizierteste Bestellungen<br />
aufnahmen, <strong>als</strong> auch schwerste Lasten<br />
scheinbar leichtfüssig und würdevoll durch<br />
die Säle balancierten. Ganz <strong>im</strong> Gegensatz<br />
zum Schreibenden, dessen Rücken sich <strong>noch</strong><br />
Tage später an diesen <strong>Ein</strong>satz erinnerte…<br />
Gerne danke ich allen, die mir diesen<br />
für meine künftige Tätigkeit wertvollen und<br />
sehr anderen <strong>Ein</strong>blick hinter die Kulissen<br />
meines geliebten <strong>Waldhaus</strong> ermöglicht haben.<br />
Gerne hätte ich mich, dem Hause angemessen,<br />
mit einer kleinen kulturellen Intervention<br />
bedankt. Aber auch hier war es<br />
Claudio, der mich am Ende meines Praktikums<br />
auf ein Konzert von Züri West in Pont-<br />
resina hinwies. Für Unkundige: Bei Züri<br />
West handelt es sich um ur-bernisches Kulturgut<br />
mit vier Musikanten, die von einer<br />
charismatischen Kühlerfigur namens Kuno<br />
Lauener angeführt werden. Überflüssig, zu<br />
sagen, dass sich die Engadiner Höhenluft in<br />
keiner Weise negativ auf deren Darbietung<br />
ausgewirkt hat.<br />
Urs Pfenninger, designierter Tourismusdirektor<br />
Adelboden-Frutigen/<strong>Waldhaus</strong>-<br />
Praktikant und werdender Stammgast<br />
Effektiv haben sich sicher schon viele gefragt,<br />
warum denn <strong>im</strong> <strong>Waldhaus</strong> die Säle<br />
und Gesellschaftsräume nach «hinten» zur<br />
Ostseite liegen und ausgerechnet die Küche<br />
nach vorne. Nur Leser von Rolf und Urs<br />
Kienbergers «Streiflichter aus der <strong>Waldhaus</strong>geschichte»<br />
1983 werden die Antwort<br />
bereits wissen. Es reflektiert zum einen eine<br />
andere Zeit. Vor hundert <strong>Jahr</strong>en war Osten<br />
das magische Wort, nicht, wie heute, Süd<br />
oder West und möglichst viel Sonne. Sicher<br />
war ja auch der Wald <strong>noch</strong> weniger dicht<br />
und hoch. Wichtiger waren jedoch wohl betriebliche<br />
Überlegungen. Die Küche ist denn<br />
auch genial positioniert: erstens direkt und<br />
ebenerdig neben den zwei Speisesälen, mit<br />
kürzesten Wegen. Zweitens dort, wo das<br />
Terrain am stärksten abfällt, was darunter<br />
<strong>noch</strong> drei Etagen mit Wirtschafts- und La-<br />
gerräumen möglich macht: auch hier wieder<br />
kurze Wege. Drittens liegt sie in derjenigen<br />
Ecke, in der die vorherrschenden Südwestwinde<br />
die Küchengerüche vom Dach (wohin<br />
schon dam<strong>als</strong> die Ventialtion führte) weit<br />
vom Haus wegtragen. Und schliesslich erhält<br />
sie selber viel Licht und Sonne; die Kalte<br />
Küche (das Garde-Manger) und die Pâtisserie<br />
hingegen liegen auf der Nordseite und<br />
finden so den Schatten und die Kühle, die<br />
sie brauchen. Übrigens sieht man der Küche<br />
und dem ganzen <strong>Hotel</strong> <strong>noch</strong> heute an, dass<br />
unsere Vorfahren <strong>als</strong> lebenslange <strong>Hotel</strong>iers<br />
be<strong>im</strong> Bau neben den Gästen auch an die Arbeit<br />
und die Arbeitenden dachten.<br />
Wer in der Halle sitzt und sich ärgert, dass<br />
die Köche in der Küche <strong>noch</strong> mehr <strong>Au</strong>ssicht<br />
haben <strong>als</strong> er oder sie, sollte sich gelegentlich<br />
(vor allem dann, wenn die Tage länger<br />
sind) an einem Montag für eine «Chef’s Table»,<br />
einen fabelhaften Abend in der Küche<br />
einschreiben.<br />
Und das (nicht der) «Pacific»? «Pachific»<br />
(mit h) ist ein schönes rätoromanisches<br />
Wort, das Gemütlichkeit und Gelassenheit<br />
ausdrückt und <strong>im</strong> Engadin auch von Nicht-<br />
Romanen gerne gebraucht wird. Vor vier<br />
<strong>Jahr</strong>en, <strong>als</strong> bei unserem gewaltigen Küchenumbau<br />
<strong>im</strong> Stock unter der Küche das neue<br />
Restaurant und <strong>Au</strong>fenthaltslokal der Mitarbeiter<br />
entstand, gab’s unter den Mitarbeitenden<br />
einen Wettbewerb für einen neuen<br />
Namen. (Vorher sagten wir schlicht und<br />
einfach, «wir gehen ins Personal».) Jede(r)<br />
konnte Vorschläge machen, aus denen dann<br />
in einer Abst<strong>im</strong>mung der Populärste gewählt<br />
wurde – <strong>im</strong> konkreten Fall der Vorschlag<br />
von Chef-Pâtissier Renato Pellegrinelli,<br />
«Pachific». Da viele Nicht-Romanen<br />
nicht wissen, dass man CH auf Romanisch<br />
<strong>als</strong> weiches TSCH ausspricht (man denke an<br />
«Chesa Veglia»), haben wir bequemerweise<br />
das H ausgelassen.