Hexenkammer« der Maria Pauer - Stadt Mühldorf am Inn
Hexenkammer« der Maria Pauer - Stadt Mühldorf am Inn
Hexenkammer« der Maria Pauer - Stadt Mühldorf am Inn
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Der <strong>Mühldorf</strong>er Hexenprozess<br />
im Jahre1749/50<br />
»<strong>Hexenk<strong>am</strong>mer«</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong><br />
1<br />
3<br />
1 Die Keuche (»<strong>Hexenk<strong>am</strong>mer«</strong>)<br />
des Rathauses.<br />
engelhardt.atelier<br />
2 Vorbereitung <strong>der</strong> Folter.<br />
Holzschnitt aus <strong>der</strong><br />
B<strong>am</strong>berger Halsgerichts -<br />
ordnung 1507.<br />
<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Mühldorf</strong> a.<strong>Inn</strong><br />
3 Peinliche Gerichtsordnung<br />
Kaiser Karl V. von 1575.<br />
Salzburger Museum<br />
Carolino Augusteum<br />
Am 27. Januar 1749 wurde die 16jährige <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong><br />
aus <strong>der</strong> Katharinenvorstadt unter dem Verdacht <strong>der</strong><br />
Hexerei verhaftet und in die Keuche (»<strong>Hexenk<strong>am</strong>mer«</strong>)<br />
des Rathauses gebracht. Die Keuche war ein völlig<br />
dunkler und unbeheizbarer Raum. Drei Monate lang<br />
war sie dort gefangen. Die schlechte Kost und die<br />
unhygienischen Verhältnisse versetzten das Mädchen<br />
in einen Zustand <strong>der</strong> geistigen Verwirrung und völligen<br />
Apathie.<br />
2
Der <strong>Mühldorf</strong>er Hexenprozess<br />
im Jahre1749/50<br />
Verhaftung<br />
<strong>der</strong> <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong><br />
1<br />
3<br />
1 Katharinenvorstadt um 1910.<br />
Das Gebäude rechts neben<br />
dem Schuhgeschäft E<strong>der</strong><br />
ist das ehemalige Haus des<br />
Hufschmieds Jakob Altinger.<br />
<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Mühldorf</strong> a.<strong>Inn</strong><br />
2 Das ehemalige Höllschmiedhaus<br />
in <strong>der</strong> Katharinenvorstadt.<br />
Aufnahme März<br />
1995.<br />
<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Mühldorf</strong> a.<strong>Inn</strong><br />
3 Verhaftung <strong>der</strong> <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong><br />
durch den Amtmann.<br />
Salzburger Landesarchiv<br />
<strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong> war bereits ein halbes Jahr beim Höllschmied<br />
Altinger beschäftigt, als in ihrer Gegenwart<br />
unheimliche Begebenheiten auftraten. Zeugen<br />
berichteten, dass Schmiedehämmer, eiserne Kugeln,<br />
Gewichte und Möbelstücke umherflogen. Die Spuk -<br />
erscheinungen waren <strong>der</strong> Grund, dass sie unter dem<br />
Verdacht <strong>der</strong> Hexerei <strong>am</strong> 27. Januar 1749 verhaftet<br />
wurde.<br />
2
Der <strong>Mühldorf</strong>er Hexenprozess<br />
im Jahre1749/50<br />
Vernehmung<br />
<strong>der</strong> Angeklagten<br />
1<br />
1 Vernehmungsprotokolle<br />
<strong>der</strong> <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong>.<br />
Salzburger Landesarchiv<br />
2 Titelblatt des »Malleus<br />
maleficarum« (Der Hexenh<strong>am</strong>mer),<br />
Für die Hexen -<br />
verfolgung maßgebendes<br />
Werk von Jakob Sprenger<br />
und Heinrich Institoris.<br />
Erstdruck 1487,<br />
<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Mühldorf</strong> a.<strong>Inn</strong><br />
Vom 28.Januar bis 27. März 1749 wurde <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong><br />
vom <strong>Mühldorf</strong>er Pfleg- und <strong>Stadt</strong>gericht ohne jegliche<br />
Folteranwendung verhört. Grundlage des Verhörs<br />
war <strong>der</strong> »Hexenh<strong>am</strong>mer«. Die 557 Fragen bezogen<br />
sich inhaltlich auf die typischen Tatbestandsmerkmale<br />
des Hexereidelikts. Gabelfahrt, Besuch des Hexen -<br />
sabbats, Schändung <strong>der</strong> heiligen Hostie und Blut -<br />
verschreibung mit dem Teufel. Die Antworten <strong>der</strong><br />
Angeklagten wurden akribisch und schriftlich fest -<br />
gehalten.<br />
2
Der <strong>Mühldorf</strong>er Hexenprozess<br />
im Jahre1749/50<br />
Verhandlung<br />
in Salzburg<br />
1<br />
3<br />
1 Überführung <strong>der</strong> <strong>Maria</strong><br />
<strong>Pauer</strong> nach Salzburg 1749.<br />
<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Mühldorf</strong> a.<strong>Inn</strong><br />
2 Zeugnis des Arztes<br />
David Günther über die<br />
ärztliche Untersuchung<br />
<strong>der</strong> <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong>.<br />
Salzburger Landesarchiv<br />
3 Szenen eines Hexensabbats<br />
(in Holzschnitten aus:<br />
Francesco <strong>Maria</strong> Guazzo,<br />
Compendium Maleficarum<br />
1626).<br />
<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Mühldorf</strong> a.<strong>Inn</strong><br />
Da die Blutgerichtsbarkeit nur <strong>der</strong> Hofrat in <strong>der</strong><br />
Residenzstadt Salzburg innehatte, wurde <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong><br />
dorthin überführt und noch einmal intensiv ver -<br />
nommen. Die Fragestellung im Salzburger Rathaus<br />
entsprach mit geringen Abweichungen jener in <strong>Mühldorf</strong>.<br />
Immer wie<strong>der</strong> wurden ihr verschiedene Teufels -<br />
gestalten unterstellt, mit denen sie beim Hexensabatt<br />
getanzt haben soll. Das ununterbrochene Fragen<br />
<strong>der</strong> Richter und die unmenschlichen Haftbedingungen<br />
führten zu einem Geständnis des Mädchens.<br />
2
Der <strong>Mühldorf</strong>er Hexenprozess<br />
im Jahre1749/50<br />
Hinrichtung<br />
in Salzburg<br />
1<br />
1 Hinrichtung <strong>der</strong> <strong>Maria</strong><br />
<strong>Pauer</strong> durch den Salzburger<br />
Scharfrichter.<br />
Salzburger Landesarchiv<br />
2 Zeitgenössische Medaille<br />
des Erzbischofs Andreas<br />
Jakob Graf von Dietrichstein.<br />
<strong>Stadt</strong>archiv <strong>Mühldorf</strong> a.<strong>Inn</strong><br />
3 Richtschwert, Salzburg<br />
erste Hälfte 18 Jh.<br />
Salzburger Museum<br />
Carolino Augusteum<br />
2<br />
Der Hofrat erkannte <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong> <strong>am</strong> 10.September<br />
1750 für schuldig und verurteilte sie zum Tode<br />
mit dem Schwert und nachfolgen<strong>der</strong> Verbrennung<br />
<strong>der</strong> Leiche. Erzbischof Andreas Graf von Dietrichstein<br />
lehnte eine Begnadigung ab. Am 6.Oktober 1750<br />
verlor <strong>Maria</strong> <strong>Pauer</strong> auf <strong>der</strong> öffentlichen Richtstätte<br />
in Salzburg ihr Leben. Die Richter beachteten nicht,<br />
dass sie ein völlig verwirrtes Kind auf Grund eines<br />
fragwürdigen Geständnisses für ein schon lächerlich<br />
gewordenes Verbrechen verurteilten.<br />
3