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Blatt aus dem Skizzenbuch des Johann Christoph Haller von ...

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Sch<strong>aus</strong>tück<br />

<strong>des</strong> Monats


Sch<strong>aus</strong>tück<br />

<strong>des</strong> Monats<br />

Glückliche Neuerwerbung<br />

Vor kurzem konnte <strong>aus</strong> Privatbesitz das <strong>aus</strong><br />

58 <strong>Blatt</strong> bestehende, sehr gut erhaltene<br />

<strong>Skizzenbuch</strong> <strong>des</strong> bedeutenden Nürnberger<br />

Grafikers <strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein<br />

(1771-1838) erworben werden. Für<br />

die Grafische Sammlung der Stadt Nürnberg<br />

bedeutet es eine glückliche Erweiterung<br />

ihrer Norica-Sammlung und ihrer bereits<br />

vorhandenen Bestände <strong>Haller</strong>scher Werke.<br />

Zwar war die Existenz <strong>des</strong> Ban<strong>des</strong> bekannt,<br />

da er 1840/41 mit zahlreichen weiteren bei<br />

der Nachlassversteigerung <strong>des</strong> <strong>Christoph</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Haller</strong> in Privatbesitz wechselte; doch<br />

sind die darin enthaltenen Zeichnungen<br />

gänzlich unpubliziert und werden hier erstmals<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Aus <strong>dem</strong> <strong>Skizzenbuch</strong> <strong>des</strong> <strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Haller</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein, um 1800<br />

Schön und nützlich:<br />

das <strong>Skizzenbuch</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein<br />

Künstler <strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein<br />

(1771-1838)<br />

Datierung um 1800<br />

Material unterschiedliche Zeichenmaterialien auf<br />

Papier, originaler Pappeinband<br />

Besitzer Stadt Nürnberg, museen der stadt nürnberg,<br />

Grafische Sammlung<br />

Aus <strong>dem</strong> <strong>Skizzenbuch</strong> <strong>des</strong> <strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein, um 1800 (Ausschnitt)<br />

Ein Franke am preußischen Königshof<br />

<strong>Christoph</strong> Jacob Wilhelm Carl Joachim Freiherr <strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein<br />

wurde 1771 als Mitglied einer der angesehensten Nürnberger Patrizierfamilien<br />

in Hiltpoltstein geboren, wo sein Vater das Pflegamt innehatte.<br />

Er sollte als Künstler zeitlebens im Schatten seines jüngeren<br />

Bruders Carl stehen, <strong>dem</strong> „Griechen-<strong>Haller</strong>“, der sich auch als Bauinspektor<br />

und Archäologe einen Namen gemacht hatte.<br />

Schon während der Nürnberger Gymnasialzeit und <strong>des</strong> Jura-Studiums<br />

an der Universität Altdorf entdeckt er seine Neigung zu den<br />

graphischen Künsten, und schon mit 13 Jahren macht er als Autodidakt<br />

erste Versuche im Kupferstich. Die zahlreichen Reisen, die er<br />

nach <strong>dem</strong> Studium unternimmt, stehen dann schon ganz im Zeichen<br />

seiner künstlerischen Ausbildung. Als seine wichtigste Lebensphase<br />

dürfen wohl die acht Jahre angesehen werden, die er bis 1808 in der<br />

preußischen Hauptstadt Berlin in enger Verbindung zum Königshof<br />

verbrachte. Hier wurde er vor allem wegen seiner gefälligen Portraits<br />

geschätzt und erteilte Mitgliedern <strong>des</strong> höchsten Adels – darunter der<br />

Kronprinz und der spätere österreichische Reichskanzler Fürst Metternich<br />

– Zeichenunterricht.


Im Nürnberger Kunstleben<br />

Zurück in Nürnberg, wo er den Rest seines Lebens<br />

verbringt, nimmt <strong>Haller</strong> als Künstler, Lehrer und Intellektueller<br />

prägend am Nürnberger Kulturleben in<br />

der Zeit der Frühromantik teil.<br />

So war er bereits 1792 unter den Gründungsmitgliedern<br />

der „Kunstsozietät“, <strong>aus</strong> der 1830 die bis<br />

heute fortbestehende „Albrecht-Dürer-Gesellschaft“<br />

wurde, Deutschlands ältester Kunstverein. Unter der<br />

Nummer 1817 wird er zum Inspektor der Königlichen<br />

Gemäldegalerie auf der Kaiserburg, die 1828 in die<br />

Moritzkapelle verlegt wurde. Ebenso wird er als Lehrer<br />

für Perspektivik und Architektur an der Kunstgewerbeschule<br />

tätig und tritt auch als umtriebiger<br />

Kunstsammler in Erscheinung. Vielleicht ist darin<br />

einer der Gründe dafür zu sehen, dass der Junggeselle<br />

1838 verschuldet starb und sein gesamter<br />

Besitz versteigert werden musste – darunter auch<br />

das nun vorgestellte <strong>Skizzenbuch</strong>. Nichts<strong>des</strong>totrotz<br />

wurde immerhin die <strong>Haller</strong>straße nach ihm und<br />

seinem Bruder benannt.<br />

Die museen der stadt nürnberg präsentieren das<br />

Sch<strong>aus</strong>tück <strong>des</strong> Monats<br />

April 2010 Feuerwache mit Turm,<br />

Firma Tucher & Walther,<br />

Emskirchen, 2000<br />

Mai 2010 Georg Pencz:<br />

„Der Sturz <strong>des</strong><br />

Phaethon“, 1534<br />

Juni 2010 Das große Stadtmodell<br />

- letztes Zeugnis der<br />

unzerstörten Stadt<br />

Juli 2010 Das Modell <strong>des</strong> „Adlers“<br />

und die Fürther Straße<br />

August<br />

2010<br />

Schön und nützlich:<br />

das <strong>Skizzenbuch</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong><br />

<strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein,<br />

um 1800<br />

Spielzeug-<br />

museum<br />

Museum<br />

Tucherschloss/<br />

Hirsvogelsaal<br />

Stadtmuseum<br />

Femboh<strong>aus</strong><br />

Museum<br />

Industriekultur<br />

Albrecht-<br />

Dürer-H<strong>aus</strong><br />

Kostenlose Spezialführungen<br />

zum August-Sch<strong>aus</strong>tück:<br />

mit Dr. Thomas Schauerte, Leiter <strong>des</strong> Albrecht-Dürer-<br />

H<strong>aus</strong>es und der Grafischen Sammlung<br />

Donnerstag, 12. August 2010, 17 Uhr<br />

Sonntag, 29. August 2010, 14 Uhr<br />

Änderungen vorbehalten.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie bei den museen der<br />

stadt nürnberg, Tel. (0911) 231-5421.<br />

Schön und nützlich:<br />

das <strong>Skizzenbuch</strong> <strong>des</strong> <strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein<br />

Aus <strong>dem</strong> <strong>Skizzenbuch</strong> <strong>des</strong> <strong>Johann</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Haller</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>stein,<br />

um 1800<br />

Ein Schaffensquerschnitt: das <strong>Skizzenbuch</strong><br />

<strong>Haller</strong>s Werk umfasst vor allem etwa 200 Radierungen und Lithographien,<br />

zu denen sich noch eine Fülle <strong>von</strong> Portraitminiaturen sowie<br />

Zeichnungen und Aquarelle gesellen. Auch sind eine Reihe weiterer<br />

Skizzenbücher überliefert, <strong>von</strong> denen sich ein großer Teil in Familienbesitz<br />

befindet. Eine Besonderheit bei <strong>Haller</strong> ist, dass er die meisten<br />

seiner gefälligen Werke für sich und seinen großen Freun<strong>des</strong>kreis<br />

und weniger für den Kunstmarkt schuf.<br />

Das <strong>Skizzenbuch</strong> enthält insgesamt 76 selbständige Zeichnungen<br />

und Skizzen, <strong>von</strong> denen etliche nachträglich auf Leerseiten <strong>des</strong><br />

Ban<strong>des</strong> eingeklebt sind. Sie geben einen aufschlussreichen Querschnitt<br />

durch das vielfältige Schaffen <strong>Haller</strong>s, angefangen <strong>von</strong><br />

Anatomiestudien über Kopien nach Werken älterer Meister bis hin<br />

zu Erinnerungsblättern und Vorstudien zu seinen Radierungen<br />

und Exlibris. Gänzlich unbekannt waren bislang die Trachtenstu-<br />

dien <strong>aus</strong> verschiedenen Schweizer Kantonen nach einem noch<br />

nicht ermittelten Vorbild. Auch hier zeigt sich, dass das Werk<br />

<strong>Christoph</strong> <strong>von</strong> <strong>Haller</strong>s auf eine gründliche Erforschung und Einordnung<br />

in die Kunstgeschichte zwischen Klassizismus, Frühromantik<br />

und Biedermeier noch immer wartet.<br />

Dr. Thomas Schauerte<br />

museen der stadt nürnberg

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