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PRO<br />
• Keine <strong>Tier</strong>transporte<br />
durch die Schweiz!<br />
• Fremde Katze was tun?<br />
4/<strong>2006</strong><br />
SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ
Impressum Inhalt<br />
Wir geben <strong>Tier</strong>en ein Zuhause 4<br />
Zeitschrift der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz /<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,<br />
Zürich<br />
Nr. 4, November <strong>2006</strong><br />
34. Jahrgang<br />
Erscheint 4x jährlich<br />
Abonnement<br />
Mitglieder erhalten die Zeitschrift<br />
kostenlos<br />
Jahresbeitrag Fr. 30.–<br />
Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–<br />
Einzelnummer Fr. 6.–<br />
Jahresabonnement Fr. 20.–<br />
Redaktion:<br />
Rita H. Dubois (rd)<br />
Ständige Mitarbeiter:<br />
Nathalie Dubois (nd)<br />
Hans Peter Roth (hpr)<br />
Ulrich Karlowski (uk)<br />
Ulrike Kirsch (uki)<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
R. A. Attinger<br />
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der<br />
Weiterverwendung der Artikel und Bilder<br />
nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung<br />
der Redaktion.<br />
Die Beiträge decken sich nicht unbedingt<br />
mit der Meinung der Redaktion und des<br />
Vorstandes<br />
Titelbild: Katze im Schnee,<br />
Agentur Sutter<br />
Layout: Urs Widmer<br />
proVista – concept, prepress, publishing,<br />
design, 4123 Allschwil<br />
Druck: Fotorotar AG, 8132 Egg<br />
Beilage: <strong>Tier</strong>friedhof Läufelfingen<br />
SCHWEIZERISCHE<br />
GESELLSCHAFT<br />
FÜR TIERSCHUTZ<br />
Alfred-Escher-Strasse 76<br />
CH-8002 Zürich<br />
Telefon: 044 201 25 03<br />
Telefax: 044 201 26 23<br />
Postcheck: 80-37221-2<br />
E-Mail: tierschutz@protier.ch<br />
URL: www.protier.ch<br />
Fremde Katze – heimatlose Katze? 6<br />
Warum Schlittenhunde anders sind 8<br />
Nachruf: <strong>Pro</strong>fessor Heinz Sielmann 11<br />
Weihnachtstipps für <strong>Tier</strong>besitzer 12<br />
Erneut Jagd auf Wölfe im Wallis 14<br />
Wozu dient eigentlich der Winterschlaf? 18<br />
Erfahrungsentzug macht Hunde erst richtig aggressiv 22<br />
Neues aus Lima: Hilfsexpeditionen für <strong>Tier</strong>e 24<br />
Das traurige Los der «<strong>Pro</strong>blembären» 26<br />
Kniefall vor dem EU-Agrar-Wahn 28<br />
Wieder sieben Monate hinter Gitter 30<br />
Aussterbende Nutztierrassen: ein Kulturgut 32<br />
Agro-Biodiversität: Bedrohte Schweizer Nutztierrassen 33<br />
Jährlich 38 Mio. Haie wegen Flossen gekillt 34<br />
Chamäleon: Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit 35<br />
<strong>Pro</strong>jekte+Kampagnen 36<br />
Elfenbeinhandel – Gefahr für Elefanten 37<br />
Buchbesprechungen und <strong>Tier</strong>-Enzyklopädien 38<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Geschenkideen: Handpuppen, Etuis, Tassen, usw. 40<br />
<strong>Tier</strong>motivschmuck 43<br />
Kurznachrichten 44<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2007 zum Bestellen 46<br />
Patenschaften 47<br />
Schlittenhunde<br />
Winterschlaf<br />
Jagd auf Wölfe im Wallis<br />
EU-Agrar-Wahn<br />
2 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
8<br />
18<br />
14<br />
28
Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />
Kürzlich fuhr ich am frühen<br />
Morgen hinter einem<br />
Schlachtkälbertransport her.<br />
Als der Wagen in Zürich zum<br />
Schlachthof abbog, wurde mir mulmig<br />
zu Mute. Der Gedanke, dass<br />
diese jungen <strong>Tier</strong>e ihr Leben nicht<br />
geniessen durften und in Kürze tot<br />
sein würden, machte mir arg zu<br />
schaffen. Ich weiss nicht, wie lange<br />
sie unterwegs waren. Im Verhältnis<br />
zu ihren europäischen Artgenossen<br />
auf jeden Fall kurz.<br />
Der Bundesrat will wieder einmal<br />
vor der EU kuschen und im<br />
Rahmen der bilateralen Verhandlungen<br />
grünes Licht geben für europäische<br />
<strong>Tier</strong>transporte durch die<br />
Schweiz. Unsere Regierung unterstützt<br />
damit den Schwachsinn, lebende<br />
<strong>Tier</strong>e für die Schlachtung<br />
durch ganz Europa zu karren, anstatt<br />
sie in ihren Herkunftsländern<br />
zu schlachten. Solche Transporte<br />
können, je nach Herkunfts- und Bestimmungsland,<br />
bis zu 90 Stunden<br />
dauern. Einmal mehr sind die Kosten<br />
ausschlaggebend. Der Transport<br />
von lebenden <strong>Tier</strong>en ist billiger<br />
als der Transport von tiefgekühltem<br />
Fleisch. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> appelliert<br />
an Bundesrätin Doris Leuthard, das<br />
Verbot der Schlachttiertransporte<br />
durch die Schweiz aufrechtzuerhalten.<br />
Dadurch werden zwar weiterhin<br />
jährlich rund 360 Millionen <strong>Tier</strong>e<br />
durch Europa transportiert, aber<br />
die Schweiz würde mit der Aufrechterhaltung<br />
des Verbots wenigstens<br />
ein Zeichen setzen.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2007!<br />
Bestelltalon auf Seite 46<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Editorial<br />
Die Walliser Jäger haben wieder<br />
einmal gezeigt, dass sie keine Konkurrenz<br />
dulden.<br />
Der Wolf respektive die Wölfin<br />
ist tot! Abgeschossen durch mutige<br />
Waidmänner, die ihr aufgelauert<br />
haben, als sie zu ihrer Beute, einem<br />
gerissenen Hirschkalb, zurückkehrte.<br />
25 Schafe, so klagte ein Schafzüchter,<br />
seien ihm gerissen worden.<br />
Ob es die Wölfin war, ist nicht<br />
geklärt. Bilder des «Täters» liessen<br />
zwar eher auf einen Rüden schliessen.<br />
Doch im Wallis fackelt man<br />
nicht lange. Eile war angesagt, zwei<br />
Wochen später wäre die Frist für<br />
die Abschussbewilligung abgelaufen.1885<br />
Hirsche wurden im letzten<br />
Jahr im Wallis geschossen, da kann<br />
nicht geduldet werden, dass Wölfe<br />
hin und wieder ein <strong>Tier</strong> reissen.<br />
Wäre es nicht sinnvoller, der Wildtierbestand<br />
würde durch natürliche<br />
Feinde statt durch schiesswütige<br />
Jäger reguliert?<br />
Wegen der Vogelgrippe hat die<br />
EU vor einem Jahr ein Importverbot<br />
für Wildvögel erlassen. 3,5 Millionen<br />
<strong>Tier</strong>e wurden dadurch vor<br />
dem Fang für europäische Vogel-<br />
Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen<br />
Sie uns bitte im Internet unter: www.protier.ch<br />
Foto: Martin Siegenthaler<br />
käfige bewahrt. Eine gute Nachricht<br />
würde man meinen, nur stellt man<br />
sie in Relation zu den Millionen von<br />
Vögeln, die aus Panik vor der Krankheit<br />
meist auf qualvolle Weise getötet<br />
wurden, kann man sich darüber<br />
auch nicht richtig freuen.<br />
Das Jahr <strong>2006</strong> geht zu Ende.<br />
Auch im neuen Jahr werden wir,<br />
mit Ihrer Hilfe und Unterstützung,<br />
weiterkämpfen und uns für den<br />
Schutz der <strong>Tier</strong>e einsetzen.<br />
Ich wünsche Ihnen allen eine<br />
besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.<br />
Herzlich bis zum nächsten Mal<br />
Ihre<br />
Rita Dubois<br />
Geschäftsführerin<br />
3
Mercedes, 5-jährig. Mercedes weiss, was sie will. Hat<br />
sie sich erst einmal mit jemandem angefreundet, ist<br />
sie sehr zutraulich und holt sich auch gerne Streicheleinheiten,<br />
wenn sie gerade Lust dazu hat. Sie mag es<br />
aber nicht, wenn man sie unaufgefordert knuddeln<br />
oder gar herumtragen will. Mercedes ist unkompliziert.<br />
Sie sucht einen Platz als Einzelkatze. Zu Kindern ist sie<br />
nicht geeignet.<br />
Foto: R. Seger<br />
Streicheleinheiten<br />
gesucht<br />
Glückspilz<br />
Pascha. Der Perserkater hatte vor einem Jahr ein neues<br />
Zuhause gefunden. Leider hat Pascha nach wie vor<br />
mit gesundheitlichen <strong>Pro</strong>blemen zu kämpfen, die er<br />
seiner Abstammung der Rasse Perser «zu verdanken»<br />
hat. Nicht umsonst wird die überzüchtete Form der<br />
Perserkatzen als Qualzucht bezeichnet. Mit der zweiten<br />
Katze hat sich Pascha einigermassen arrangiert.<br />
Die Dame ist zuweilen etwas zickig und hat nicht immer<br />
Verständnis für Paschas Kontaktaufnahme. Dafür<br />
bekommt er von seinen Besitzern umso mehr Zuneigung.<br />
Wir geben <strong>Tier</strong>en<br />
Foto: <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
Überfordert<br />
Doggen suchen ein Zuhause. 28 (!) Doggenmischlinge<br />
musste der <strong>Tier</strong>schutzverein Bischofszell/Weinfelden<br />
im Kanton Thurgau Ende August notfallmässig<br />
übernehmen. Der völlig überforderte Hundehalter, der<br />
die <strong>Tier</strong>e sich unkontrolliert vermehren liess, wurde<br />
polizeilich aus der gemieteten Villa ausgewiesen. Für<br />
vier erwachsene <strong>Tier</strong>e und zwei Welpen sucht <strong>Tier</strong>schützer<br />
Reinhold Zepf noch immer ein Zuhause. Die<br />
Hunde hatten praktisch keinen Kontakt zur Umwelt und<br />
sind deshalb noch etwas scheu und zurückhaltend.<br />
Wer einen dieser Mischlinge bei sich aufnehmen will,<br />
braucht Hundeerfahrung, Zeit und Geduld.<br />
Interessenten melden sich bitte direkt bei Herrn Zepf,<br />
Telefon 071 648 15 33.<br />
Unser Spendenkonto<br />
PC: 80-37221-2<br />
Vermerk: Findeltiere<br />
Schweizerische Gesellschaft<br />
für <strong>Tier</strong>schutz<br />
Alfred-Escher-Strasse 76,<br />
CH-8002 Zürich<br />
4 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: Esther Stamm<br />
Foto: Esther Stamm<br />
Foto: ALFA Kartos Kalenderverlag
ein Zuhause<br />
Foto: Rita Dubois<br />
Wir suchen für unsere Katzen<br />
im <strong>Tier</strong>heim<br />
Katzenbetreuer/-in<br />
Wer hat Zeit und Lust, regelmässig<br />
unsere Findelkatzen zu besuchen<br />
und ihnen etwas Aufmerksamkeit<br />
und vor allem Streicheleinheiten zu<br />
schenken. Obwohl im <strong>Tier</strong>heim<br />
alles dafür getan wird, damit sich<br />
die Katzen bis zu ihrer Weitervermittlung<br />
wohl fühlen, ist es doch<br />
unmöglich, den Schmuse- und<br />
Spielbedürfnissen jedes einzelnen<br />
<strong>Tier</strong>es voll und ganz gerecht zu<br />
werden. Wir suchen deshalb Leute,<br />
die Erfahrung im Umgang mit<br />
Katzen haben und gerne unseren<br />
Schützlingen etwas Gesellschaft<br />
leisten möchten.<br />
Interessiert? Dann melden Sie sich<br />
bitte direkt bei Rita Dubois unter<br />
Tel. 044 201 25 03.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Glückspilze<br />
Sasha. Der nierenkranke 6-jährige Kater (im Bild unten)<br />
lebt seit einem halben Jahr bei unserer Geschäftsführerin<br />
in Basel. Innert kurzer Zeit musste sie ihre<br />
beiden 14-jährigen Kater einschläfern lassen. Die Kätzin<br />
Melissa vermisste vor allem ihren Spielgefährten Niggi.<br />
Und so kam Sasha endlich zu einem Zuhause. Obwohl<br />
er anhänglich und verschmust ist, wollte ihn wegen seiner<br />
Krankheit bisher niemand aufnehmen.<br />
Kaum in seinem neuen Heim angekommen, machte er<br />
den beiden bereits dort wohnenden Katzendamen klar,<br />
wer künftig der Chef ist. Sie nahmen es gelassen. Inzwischen<br />
sind er und Melissa dicke Freunde. Sie spielen<br />
und toben gemeinsam durch die Wohnung; müde<br />
geworden, schlafen sie gemeinsam auf dem Katzenbaum.<br />
Wir hoffen, dass Sasha sein Glück noch lange<br />
geniessen darf.<br />
5
Fremde Katze –<br />
heimatlose Katze?<br />
Ist die Katze, die mich regelmässig besucht oder durch meinen Garten<br />
streift, von zu Hause entlaufen? Wurde sie ausgesetzt? Oder ist sie<br />
einfach nur auf Entdeckungstour? Wann ist es sinnvoll, sich einem<br />
«herumstreunenden» <strong>Tier</strong> anzunehmen, es zu füttern oder gar in die<br />
Wohnung zu nehmen? – Viele sind verunsichert, wenn plötzlich<br />
unverhofft ein Gast auftaucht.<br />
VON NATHALIE DUBOIS<br />
Grundsätzlich gilt: nicht gleich<br />
jede herumschleichende<br />
Katze füttern. Keine einfache<br />
Entscheidung, gerade für <strong>Tier</strong>freunde,<br />
denn schlaue Katzen wissen<br />
sehr genau, wie man mitleidig<br />
miaut und um Futter oder Zuwendung<br />
bettelt. Katzen sind selbständige<br />
und eigenwillige <strong>Tier</strong>e. Sie<br />
sind oft sehr ortsverbunden – im<br />
Gegensatz zum Hund, der mehr<br />
menschbezogen ist. Wenn eine<br />
Katze auswärts Anschluss sucht,<br />
heisst das noch lange nicht, dass sie<br />
es zu Hause nicht gut hat und sich<br />
ihr Besitzer nicht um sie kümmert.<br />
Es kann deshalb für den Besitzer<br />
sehr lästig werden, wenn seine Katze<br />
ungewollt fremd betreut wird.<br />
Um Konflikte zu vermeiden, gilt es<br />
einige Regeln im Umgang mit fremden<br />
Katzen zu berücksichtigen.<br />
Abklären, wem das <strong>Tier</strong> gehört:<br />
Am einfachsten ist es, wenn die Katze<br />
gechipt ist, also einen implantierten<br />
Mikrochip mit den gespeicherten<br />
Daten des <strong>Tier</strong>besitzers trägt.<br />
Jede <strong>Tier</strong>arztpraxis, die meisten<br />
<strong>Tier</strong>heime und einige Polizeistellen<br />
verfügen über ein entsprechendes<br />
Lesegerät.<br />
Trägt die Katze keinen Chip oder haben<br />
Sie keinen Zugang zu einem<br />
Lesegerät, haben Sie folgende Möglichkeiten,<br />
ihre Herkunft abzuklären:<br />
1. Trägt die Katze ein Halsband mit<br />
Adresskapsel?<br />
2. Ist das <strong>Tier</strong> bei der offiziellen Meldestelle<br />
(www.tier-vermisst.ch)<br />
als vermisst gemeldet?<br />
3. Falls nicht, das <strong>Tier</strong> umgehend<br />
selber bei der Meldestelle als gefunden<br />
eintragen (www.gefun<br />
dene-tiere.ch) oder telefonisch<br />
melden unter 0848 848 820 oder<br />
per Fax – das entsprechende<br />
Formular hierfür kann auf der<br />
Gemeindestelle, Polizeistationen,<br />
<strong>Tier</strong>heimen und beim <strong>Tier</strong>arzt<br />
kostenfrei bezogen werden.<br />
4. In der Nachbarschaft abklären,<br />
ob das <strong>Tier</strong> jemandem gehört.<br />
Zettel (wenn möglich mit Foto)<br />
im Quartier, in Läden und in der<br />
nächstgelegenen <strong>Tier</strong>arztpraxis<br />
aufhängen. Allenfalls Inserat in<br />
der Lokalzeitung machen. <strong>Tier</strong>heime/-pensionen<br />
in der Umgebung<br />
verständigen.<br />
Ist das <strong>Tier</strong> mager,<br />
hat es struppiges Fell<br />
oder Verletzungen?<br />
Dies deutet schon eher darauf hin,<br />
dass die Katze schon länger herumstreunt<br />
und auf sich alleine gestellt<br />
ist. In diesem Fall macht es Sinn,<br />
dem <strong>Tier</strong> Futter und Wasser anzubieten,<br />
vor allem im Winter oder bei<br />
grosser Kälte. Es ist aber trotzdem<br />
wichtig, seinen allfälligen Besitzer<br />
ausfindig zu machen (siehe oben).<br />
Ist es verletzt, müssen Sie es zum<br />
<strong>Tier</strong>arzt bringen.<br />
Wann darf ich<br />
die Katze behalten?<br />
Meldet sich nach zwei Monaten kein<br />
Besitzer, haben Sie das Recht, das<br />
gefundene/zugelaufene <strong>Tier</strong> zu behalten.<br />
Sie müssen aber nachweisen<br />
können, dass Sie sie sich ernsthaft<br />
bemüht haben, den Besitzer<br />
ausfindig zu machen (siehe oben).<br />
Besitzer gefunden<br />
Vielleicht ist die Katze neu in der<br />
Gegend und hat sich auf ihrer Erkundungstour<br />
einfach nur zu ihnen<br />
verirrt. Nach diesem einmaligen<br />
Abstecher ist sie bestimmt wieder<br />
froh, zuhause zu sein. Kommt sie<br />
aber weiterhin regelmässig auf Besuch,<br />
klären Sie in einem Gespräch<br />
mit dem <strong>Tier</strong>besitzer die Situation<br />
und einigen Sie sich, wie Sie sich<br />
konkret verhalten sollen, wenn seine<br />
Katze doch immer wieder bei<br />
Ihnen auftaucht und hereingelassen<br />
werden will oder um Futter bettelt<br />
(zurückbringen, streicheln, verjagen,<br />
usw.). Respektieren Sie unbedingt,<br />
wenn der Besitzer nicht<br />
wünscht, dass Sie die Katze füttern.<br />
Was tun, wenn der<br />
Besitzer sich zu wenig<br />
um sein <strong>Tier</strong> kümmert?<br />
Wer weiss, wo die Katze eigentlich<br />
hingehört, sie aber trotzdem immer<br />
vor fremden Türen sitzt, sollte abklären,<br />
ob der Besitzer vielleicht gerade<br />
in den Ferien weilt und das<br />
<strong>Tier</strong> daher vermehrt Kontakt in der<br />
Nachbarschaft sucht.<br />
Es ist auch möglich, dass es sich<br />
um einen unkastrierten Kater auf<br />
6 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
Foto: <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
Freiersfüssen handelt. Sie neigen<br />
eher zum Herumstreunen. Eigentlich<br />
sollte es sich aber für jeden verantwortungsvollen<br />
<strong>Tier</strong>halter von<br />
selber verstehen, dass er seinen<br />
«Freigänger» kastrieren lässt – egal<br />
ob Kater oder Weibchen.<br />
Ganz junge Katzen unter 6 Monaten<br />
sollten noch nicht ins Freie<br />
gelassen werden. Ihr Orientierungssinn<br />
ist in diesem Alter noch nicht<br />
vollständig ausgebildet. Auch sind<br />
sie in ihrem Übermut noch nicht in<br />
der Lage, mögliche Gefahren richtig<br />
einzuschätzen. Zudem suchen<br />
sie schnell Anschluss, wenn sie sich<br />
langweilen oder immer alleine sind.<br />
Wichtig ist auch, dass die Katze<br />
durch ein Katzentürchen oder eine<br />
Katzenleiter permanent Zugang<br />
nach drinnen hat. Die Katze muss<br />
jederzeit eine Rückzugsmöglichkeit<br />
haben, sei es vor Nässe und Kälte<br />
oder auch, wenn sie aus anderen<br />
Gründen (jagende Hunde, andere<br />
Katzen, usw.) Schutz sucht. Katzenbesitzer,<br />
die ihr <strong>Tier</strong> am Morgen einfach<br />
vor die Tür stellen, zur Arbeit<br />
gehen und erst abends bei ihrer<br />
Rückkehr wieder hereinlassen,<br />
müssen sich nicht wundern, wenn<br />
sich die Katze im Quartier bei anderen<br />
Leuten «einnistet».<br />
In diesem Fall sollte man den<br />
<strong>Tier</strong>halter darauf ansprechen. Ist er<br />
uneinsichtig und nicht bereit, der<br />
Katze einen geschützten Platz oder<br />
mehr Zuwendung zu bieten, oder<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
überlässt er das <strong>Tier</strong> sogar regelmässig<br />
längere Zeit sich selber,<br />
sollte der zuständige <strong>Tier</strong>schutzverein<br />
kontaktiert werden. Er wird versuchen<br />
zu vermitteln und den <strong>Tier</strong>halter<br />
auf seine Pflichten aufmerksam<br />
zu machen. Wer sich ein Haustier<br />
hält, trägt ihm gegenüber Verantwortung.<br />
Und obwohl Katzen<br />
zwar sehr selbstständig sind, sind<br />
sie keine Selbstversorger, die man<br />
nach Lust und Laune sich selber<br />
überlässt.<br />
Wohin mit heimatlosen<br />
oder verwilderten<br />
Katzen?<br />
Steht fest, dass die Katze niemandem<br />
gehört, stellt sich die Frage,<br />
was mit dem <strong>Tier</strong> geschehen soll.<br />
Ideal ist es natürlich, wenn sie bleiben<br />
kann, wo sie sich niedergelassen<br />
hat, und dort ein neues Zuhause<br />
findet. Dies gilt vor allem für verwilderte<br />
Katzen. Für solche <strong>Tier</strong>e ist<br />
es die beste Lösung, wenn sie regelmässig<br />
gefüttert werden und ihnen<br />
ein geeigneter Unterschlupf zur<br />
Verfügung steht (immer vorausgesetzt,<br />
sie sind kastriert). Sie einzufangen<br />
und in ein <strong>Tier</strong>heim zu bringen,<br />
bedeutet meist grossen Stress.<br />
Solche <strong>Tier</strong>e lassen sich in der Regel<br />
auch kaum weitervermitteln,<br />
schon gar nicht als Wohnungskatzen.<br />
Im <strong>Tier</strong>heim leiden sie unter<br />
dem Eingesperrtsein und dem<br />
ungewohnt engen Kontakt mit<br />
Menschen. Sie werden aggressiv<br />
oder depressiv. Oft braucht es<br />
zum Einfangen verwilderter oder<br />
sehr verängstigter <strong>Tier</strong>e eine sogenannte<br />
«Katzenfalle». Sie können<br />
bei <strong>Tier</strong>schutzvereinen gemietet<br />
werden.<br />
Zahme Katzen sind zwar einfacher<br />
umzuplatzieren, aber die meisten<br />
<strong>Tier</strong>heime sind voll mit Findeltieren,<br />
die auf ein neues Zuhause<br />
warten. Wenn immer möglich sollte<br />
versucht werden, einen seriösen<br />
Platz in der Nachbarschaft, im Bekanntenkreis<br />
oder über einen <strong>Tier</strong>arzt<br />
zu finden. Vorsicht bei Inseraten<br />
und Aushängen in Läden. Auf<br />
solche Anzeigen melden sich allerlei<br />
Personen, die vielleicht für eine<br />
Katzenhaltung ungeeignet sind.<br />
Auf jeden Fall sollte man sich<br />
von Anfang an Gedanken über die<br />
Zukunft seines Gastes machen. Wer<br />
eine Katze anfüttert, übernimmt<br />
auch die Verantwortung für sie. Oft<br />
rufen uns Leute an, die bereits wochenlang<br />
oder sogar über Monate<br />
hin ein <strong>Tier</strong> betreuen, und plötzlich<br />
soll es von einem Tag auf den anderen<br />
weg, weil es ihnen doch zu<br />
umständlich wird oder das <strong>Tier</strong><br />
plötzlich krank wird und Kosten verursachen<br />
könnte. Lapidar heisst es<br />
dann: «Das ist ja schliesslich nicht<br />
meine Katze» – der <strong>Tier</strong>schutz solls<br />
richten.<br />
■<br />
7
Warum<br />
Schlittenhunde<br />
anders sind<br />
Ausdauernd, genügsam, stark.<br />
Für die Menschen des Nordens waren<br />
Schlittenhunde als Gefährten unentbehrlich.<br />
Heute sind Hundeschlittenrennen ein Renner.<br />
Doch die treuen Gefährten sind anspruchsvoll.<br />
Otto Rentsch erinnert sich noch gut. Als er in den<br />
frühen 60er Jahren seine Arbeit als Briefträger<br />
bei der Post in Schwanden bei Sigriswil<br />
im Berner Oberland aufnahm, gab es<br />
noch wenig motorisierten Verkehr. Und das<br />
Gebiet, in welchem der heute pensionierte<br />
Posthalter damals Briefe und Pakete vertrug,<br />
zwischen 1000 und 1200 Meter hoch<br />
gelegen, war nicht überall gut erschlossen.<br />
Vor allem im Winter. «Damals fielen noch<br />
ganz andere Schneemengen», sagt Otto<br />
Rentsch. «Die Schneepflüge wurden noch<br />
von Pferdegespannen gezogen, und ich war<br />
oft wochenlang mit dem schönen hölzernen<br />
Postschlitten unterwegs.» Und dieser<br />
gelbe Schlitten wurde von einem Hund<br />
gezogen. «Einem Schlittenhund!», lacht<br />
Otto Rentsch. Doch dieser «Schlittenhund»<br />
Von war sein geliebter deutscher Schäfer-<br />
Hans Peter Roth hund…<br />
Was ist ein Schlittenhund?<br />
Das Online-Lexikon Wikipedia bestätigt:<br />
«Als Schlittenhund bezeichnet man jeden<br />
Hund, der vor einen Schlitten gespannt<br />
wird, um diesen mittels Geschirr und Leinen<br />
zu ziehen.» Der «Schäferhund» von Otto<br />
Rentsch war also tatsächlich ein «Schlittenhund»!<br />
Wikipedia ergänzt: «Schlittenhunde<br />
müssen ausdauernd und kältebeständig<br />
sein.» Der Schweizerische Klub für Nordische<br />
Hunde, SKNH, bringt es genauer auf<br />
den Punkt: Hunderassen liessen sich nicht<br />
einfach so den Jagd-, Hüte- oder Wachhunden<br />
und anderen mehr zuordnen: «So wurden<br />
auch die Schlittenhunde nicht allein<br />
wegen ihres Talentes zum Ziehen von<br />
Schlitten diesem ‹Oberbegriff› zugeordnet,<br />
denn über dieses Talent verfügen auch<br />
andere Hunderassen. Vielmehr liegt die<br />
8 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
Zuordnung zu einer bestimmten Hundebezeichnung<br />
dem Verhalten, der Herkunft, der<br />
natürlichen Ausstattung und den ausgeprägten<br />
Merkmalen zugrunde.»<br />
Gemäss Dr. Thomas Althaus, dem Autor<br />
des Buchs «Unsere nordischen Hunderassen<br />
in Wort und Bild» gelten vier Hunderassen<br />
als offizielle Schlittenhunde: «Mit<br />
Ausnahme des Samojeden, der als Erster<br />
den Zunamen Schlittenhund erhielt, erfolgte<br />
die offizielle Anerkennung des Siberian-<br />
Husky, des Alaskan-Malamute und des<br />
Grönländers durch die nationalen und internationalen<br />
kynologischen Dachverbände<br />
erst recht spät im 20. Jahrhundert.»<br />
Ungebändigter Laufwille<br />
Von Schlittenhunden werden hohe körperliche<br />
und mentale Fähigkeiten verlangt. Die<br />
körperlichen Fähigkeiten erlauben guten<br />
Schlittenhunden, mit optimaler Veranlagung<br />
und optimalem Training innerhalb<br />
von 24 Stunden einen Schlitten über<br />
200 Kilometer zu ziehen. Die mentalen Fähigkeiten<br />
bestehen aus dem unbändigen<br />
Laufwillen, der dafür verantwortlich ist,<br />
dass die Leistungsbereitschaft auch unter<br />
lang anhaltender körperlicher Beanspruchung<br />
und unter härtesten klimatischen<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Bedingungen erhalten bleibt. Trotz des<br />
Stresses müssen die Schlittenhunde die erforderlichen<br />
Kommandos verstehen und<br />
umsetzen können und selbstständig in der<br />
Lage sein, den «richtigen» Weg zu finden.<br />
In kurzen Rennen erreichen Schlittenhunde<br />
eine durchschnittliche Geschwindigkeit<br />
von 30 bis 40 Kilometern pro Stunde.<br />
Bei Langstreckenrennen beträgt das Durchschnittstempo<br />
immer noch 15 bis 25 Kilometer<br />
pro Stunde. Schlittenhunde können<br />
so während eines Winters insgesamt bis zu<br />
10000 Kilometer zurücklegen. Gleichzeitig<br />
zeichnet den Schlittenhund ein ausgeprägtes<br />
Sozialverhalten, eine geringe Schmerzempfindlichkeit<br />
und ein starkes Herz-Kreislauf-System<br />
aus. Letzteres ermöglicht dem<br />
arbeitenden Hund, einen Stoffwechsel zu<br />
entwickeln, dem trotz aller Anstrengungen<br />
auch ein knappes Nahrungsangebot ausreicht.<br />
Treue Gefährten<br />
Schlittenhunde spielten bei der Eroberung<br />
von Nord- und Südpol eine grosse Rolle.<br />
Der Norweger Roald Amundsen setzte sie<br />
erfolgreich bei der Eroberung des Südpols<br />
ein. Der Brite Robert Scott hingegen hatte<br />
nur mangelhafte Erfahrung im Umgang mit<br />
diesen <strong>Tier</strong>en, setzte mehr auf Technik,<br />
Grönländische<br />
Schlittenhunde<br />
bei der Rast.<br />
9
Grönlandhund<br />
Alaskanmalamute<br />
Samojeden<br />
Quellen nebst eigenen<br />
Recherchen:<br />
Schweizerischer Klub für<br />
Nordische Hunde, SKNH,<br />
www.sknh.ch, Online-<br />
Lexikon Wikipedia u.a.<br />
Foto: zvg<br />
Foto: www.alaskanmalamute.ch<br />
Foto: www.samojeden.ch<br />
unterlag schliesslich und kam in der antarktischen<br />
Kälte um. Während Schlittenhunde<br />
heute noch in der Arktis Verwendung<br />
finden, sind sie mittlerweile vom Südpol<br />
und der Antarktis verschwunden. Als fremde<br />
Lebensart, für deren Unterhalt zahllose<br />
Robben geschlachtet wurden, mussten die<br />
letzten <strong>Tier</strong>e gemäss Antarktisvertrag bis<br />
1994 abtransportiert werden.<br />
Im Jahr 1925 erlangte der bis heute bekannteste<br />
Schlittenhund Balto weltweite<br />
Berühmtheit. Balto führte beim letzten Staffellauf<br />
zwischen Anchorage und Nome im<br />
Westen Alaskas das Schlittenhundeteam<br />
durch Eis, Schnee und Blizzards. Im Gepäck<br />
überlebenswichtige Medizin, welche die<br />
Stadt vor einer Diphtherie-Epidemie retten<br />
sollte. Hiervon inspiriert, fand 1973 das<br />
erste «Iditarod»-Rennen statt, das über<br />
1161 Meilen durch gefrorenes Land, Wildnis<br />
und Gebirgszüge, Eismeer und harte<br />
Winde führt. Seither sind solche Rennen<br />
sowohl in Nordamerika als auch in Europa<br />
zu einer populären Wintersportart geworden.<br />
In Europa gibt es mittlerweile mehrere<br />
Verbände, in denen sich die Schlittenhundesportler<br />
organisieren.<br />
Arbeit als Vergnügen<br />
Sibirischer Husky<br />
Ein Ort, an dem in der Schweiz traditionell<br />
Grönland-Schlittenhunde gehalten werden,<br />
ist die Jungfraustation. Dies auch als<br />
Erinnerung, weil Schlittenhunde massgeblich<br />
am Bau der Jungfraubahn beteiligt<br />
waren. Hier, nahe an Schnee und Eis, dürfte<br />
ihnen das raue Klima wohl gefallen.<br />
Aber wie sieht es in tieferen Lagen aus und<br />
überhaupt im wärmeren Mitteleuropa?<br />
Gemäss Experten ist eine gewisse Hitze für<br />
die Hunde aus dem Norden kein grosses<br />
<strong>Pro</strong>blem, solange man einige Regeln be-<br />
achtet. In gewissen Gebieten Sibiriens,<br />
Kanadas und Alaskas, wo es im Winter<br />
zwar extrem kalt wird, können im Sommer<br />
durchaus auch Temperaturen bis über<br />
30 °C auftreten.<br />
Immer wieder taucht die Frage auf, ob<br />
der heute auch hierzulande beliebte<br />
Schlittenhunde-Rennsport tierquälerisch<br />
sei. «Wer solches sagt, hat noch nie gesehen,<br />
mit wie viel Freude die extrem bewegungsfreudigen<br />
Hunde diese Arbeit ausführen»,<br />
meint dazu der SKNH: Wäre es<br />
eine <strong>Tier</strong>quälerei, würden die Hunde den<br />
Schwanz einziehen und sich gegen das Einspannen<br />
wehren. «Doch kaum sichten die<br />
Hunde ihre ‹Gstältli›, können sie es kaum<br />
erwarten, eingespannt zu werden und loszuflitzen.<br />
Zudem kann der Musher (Schlittenhundeführer)<br />
nur mit Worten Einfluss<br />
auf die Hunde nehmen. Das Absolvieren<br />
einer Rennstrecke ist eine absolute Teamarbeit<br />
zwischen Hunden und Musher ohne<br />
jegliche Einwirkung von Gewalt.»<br />
Rudeltiere<br />
Die meisten Schlittenhunde – auch hier in<br />
der Schweiz – werden in Verbänden von<br />
mehreren <strong>Tier</strong>en gehalten. In einem geschlossenen<br />
und intakten Rudel also; mit<br />
aus der eigenen Reihe erkorenen Alphatieren.<br />
Wer sich für die Haltung eines Schlittenhundes<br />
entscheidet, tut gut daran, sich<br />
zuerst eingehend über Art und Verhalten<br />
dieser doch sehr speziellen Hunderassen<br />
zu informieren. Die nordischen Hunde sind<br />
in ihrer Wesensart, instinktiver Ausstattung<br />
und Begabung im Gegensatz zu den meisten<br />
anderen Hunderassen seit Jahrhunderten<br />
nahezu unverändert geblieben.<br />
Da Schlittenhunde ausgesprochene Rudeltiere<br />
sind, sollte auf keinen Fall einer<br />
allein in einem Zwinger leben. Er braucht<br />
unbedingt Gesellschaft, und zwar die des<br />
Halters. Der Hund sollte nicht mehr als 3 bis<br />
4 Stunden alleine gelassen werden. Danach<br />
braucht er viel Auslauf und Spiel. Ansonsten<br />
kann es schnell vorkommen, dass der<br />
nicht ausgelastete Schlittenhund auf die<br />
dümmsten Ideen kommt: Er heult die Nachbarschaft<br />
zusammen, nimmt die Wohnung<br />
auseinander oder er ist einfach unausstehlich.<br />
Als Rudeltiere sollten sie im Idealfall<br />
mehrere zusammen in einem Zwinger im<br />
Freien gehalten werden. Und der Zwinger<br />
sollte selbstverständlich genügend gross<br />
und ausbruchsicher sein, mit viel Spielmöglichkeiten<br />
und ausreichend Raum zum<br />
Austoben. ■<br />
10 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: www.husky.ch
Nachruf<br />
Unzähligen <strong>Tier</strong>- und Naturfreunden sind sie noch in<br />
bester Erinnerung, die spannenden und lehrreichen<br />
Folgen von <strong>Pro</strong>fessor Heinz Sielmanns «Expeditionen<br />
ins <strong>Tier</strong>reich». Am 6. Oktober <strong>2006</strong> ist der bekannte<br />
<strong>Tier</strong>filmer und Naturschützer im Alter von 89 Jahren<br />
in München gestorben.<br />
VON NATHALIE DUBOIS<br />
Seine ersten <strong>Tier</strong>bilder machte<br />
er mit einer von seiner<br />
Mutter heimlich gekauften<br />
Fotokamera im Alter. Nach dem<br />
Abitur studierte er Biologie und<br />
Zoologie. Gleichzeitig begann er zu<br />
filmen und drehte 1938 seinen ersten<br />
Film «Vögel über Haff und Wiesen».<br />
Mit diesem Film machte er<br />
bereits auf sich aufmerksam. Dank<br />
dem Einfluss seiner Förderer verbrachte<br />
er die Kriegsjahre nicht an<br />
der Front, sondern auf Kreta, wo er<br />
im Auftrag der Berliner Humboldt-<br />
Universität die <strong>Tier</strong>welt erforschte<br />
und die Arbeit seines verstorbenen<br />
Mentors und <strong>Tier</strong>film-Pioniers Horst<br />
Siewert fortführte.<br />
Heinz Sielmann war es immer wichtig,<br />
den Menschen die Schönheit<br />
und Vielfalt der Natur zu zeigen und<br />
sie für deren Schutz zu sensibilisieren.<br />
Früh hat er die Bedeutung der<br />
Massenmedien wie Film und Fernsehen<br />
erkannt und für seine Zwecke<br />
genutzt. Anfangs produzierte er<br />
Lehrfilme für das Institut für Film<br />
und Bild in Wissenschaft und Unterricht<br />
(FWU) und das Institut für<br />
den Wissenschaftlichen Film (IWF).<br />
In seinen Filmen bediente er sich für<br />
die damalige Zeit revolutionärer<br />
Aufnahmetechniken. So liess er<br />
1954 die Zuschauer in seinem Film<br />
«Zimmerleute des Waldes» in das<br />
Innere eines Spechtnestes schauen.<br />
Legendär sind Kinofilme wie «Herrscher<br />
des Urwalds» (1959) und «Galápagos»<br />
(1962). Schon fast Kultstatus<br />
erlangte die ab 1965 über drei<br />
Jahrzehnte ausgestrahlte NDR-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: Heinz Sielmann Stiftung<br />
Serie «Expeditionen ins <strong>Tier</strong>reich»,<br />
in der Sielmann als Regisseur und<br />
Moderator zugleich auftrat. Auch<br />
im Privatfernsehen war er ab 1991<br />
mit Fernsehreihen präsent. So zeigte<br />
RTL «Sielmann 2000», Sat.1 den<br />
«Sielmann-Report». Seine Arbeit<br />
hat dem Zuschauer eindrucksvoll<br />
die überwältigende Schönheit der<br />
Natur und die Schutzwürdigkeit ihrer<br />
Artenvielfalt auf allen Kontinenten<br />
gezeigt. Auch für die internationale<br />
Fachwissenschaft waren Sielmanns<br />
Filmaufnahmen von hohem<br />
Wert.<br />
Heinz Sielmann wollte mit seinen<br />
Filmen nicht nur unterhalten. Er<br />
wollte den Leuten das Unbekannte<br />
näher bringen und auf die Folgen<br />
der Umweltzerstörung aufmerksam<br />
machen. Es hatte die Hoffnung,<br />
dass wenn er den Menschen die<br />
Natur näher bringt, sie auch eher<br />
bereit sind, diese zu schützen. Doch<br />
«nur» Filme zu zeigen, war ihm<br />
nicht genug. Aus dem begeisterten<br />
<strong>Tier</strong>filmer war längst ein engagierter<br />
Naturschützer geworden. 1994<br />
hat er zusammen mit seiner Frau<br />
Inge die «Heinz Sielmann Stiftung»<br />
gegründet. Sie sichert unter anderem<br />
durch Ankauf oder Pacht grosse<br />
zusammenhängende Gebiete in<br />
Deutschland für bedrohte <strong>Tier</strong>- und<br />
Pflanzenarten. Diese sogenannten<br />
«Sielmanns Naturlandschaften»<br />
sind ein bedeutender Beitrag zur<br />
Erhaltung des nationalen Naturerbes.<br />
Die Stiftung will zudem die<br />
Öffentlichkeit für die Natur und deren<br />
Schutz sensibilisieren. Vor allem<br />
Kinder und Jugendliche sollen<br />
durch persönliche Erlebnisse an ei-<br />
nen verantwortungsvollen Umgang<br />
mit der Natur herangeführt werden.<br />
Dazu richtete Sielmann auf Gut Herbigshagen<br />
im niedersächsischen<br />
Duderstadt bei Göttingen ein Erlebniszentrum<br />
ein. Mehrere tausend<br />
Schüler sind dort jedes Jahr zu<br />
Gast. Beispielhaft ist auch das Umweltbildungsprogramm<br />
«Tage voller<br />
Wunder», mit dem die Stiftung<br />
an verschiedenen Standorten Kinder<br />
und Jugendliche an einen verständnis-<br />
und verantwortungsvollen<br />
Umgang mit der Natur heranführt.<br />
Zu den zahlreichen Ehrungen, die<br />
Sielmann erhielt, gehören der<br />
«Deutsche Filmpreis», die «Goldene<br />
Kamera», der «Goldene Bär» der<br />
Filmfestspiele Berlin sowie der<br />
Bambi. Er wurde zudem ausgezeichnet<br />
mit dem Bundesverdienstkreuz,<br />
der «Goldenen Arche» der<br />
Umweltorganisation WWF und<br />
dem Deutschen Umweltpreis.<br />
Die Stiftung hat ausserdem ein<br />
Heinz-Sielmann-Archiv des <strong>Tier</strong>und<br />
Naturfilms aufgebaut und vergibt<br />
Preise an Menschen, die sich<br />
in besonderer Weise um den Naturschutz<br />
verdient gemacht haben.<br />
Das Lebenswerk des <strong>Tier</strong>filmers<br />
und Naturschützers Heinz Sielmann<br />
wird auch nach seinem Tod fortgeführt.<br />
■<br />
Weitere Infos:<br />
www.sielmann-stiftung.de<br />
11
Weihnachtstipps<br />
für <strong>Tier</strong>besitzer<br />
Die Adventszeit steht vor der Tür. Während die einen einen Gang<br />
zurückschalten und die Besinnlichkeit der Vorweihnachtstage geniessen,<br />
sind andere emsig mit den Vorbereitungen für die Festtage beschäftigt.<br />
Wer keine unangenehmen Überraschungen erleben will,<br />
sollte sich, sich und seinen <strong>Tier</strong>en zuliebe, rechtzeitig einige Gedanken<br />
zum Ablauf der bevorstehenden Feiertage machen.<br />
VON NATHALIE DUBOIS<br />
Rette sich, wer kann!<br />
Der Trubel an Weihnachten<br />
wächst zuweilen nicht nur<br />
den Gastgebern über den<br />
Kopf. Auch Haustiere sind ob der<br />
ungewohnten Hektik oft irritiert. Es<br />
ist deshalb wichtig, dass die Vierbeiner<br />
einen ruhigen Platz haben,<br />
an den sie sich zurückziehen können,<br />
wenn ihnen der Rummel zu<br />
viel wird. Bei einem grossen Aufmarsch<br />
an Gästen und dem damit<br />
verbundenen Kommen und Gehen<br />
ist besonders auf offene Türen zu<br />
achten. Nicht selten nutzen Hunde<br />
oder Hauskatzen die günstige Gelegenheit,<br />
um dem ungewohnten<br />
Betrieb zu entkommen. Vögel und<br />
andere Kleintiere sollten ebenfalls<br />
in einem ruhigen Zimmer untergebracht<br />
werden.<br />
Gefahrenquelle<br />
Festtagsschmuck<br />
Wer das Haus oder die Wohnung<br />
festlich schmücken will, sollte einige<br />
wichtige Punkte berücksichtigen:<br />
• Giftige Pflanzen: Weihnachtsstern,<br />
Mistelzweige, Thuja, Taxus<br />
und Stechpalme sind für<br />
Katzen giftig.<br />
• Verbrennungs- bzw. Brandgefahr:<br />
Kerzen grundsätzlich nie<br />
unbeaufsichtigt brennen lassen.<br />
<strong>Tier</strong>e sind neugierig, und schnell<br />
stehen ein buschiger Hunde-<br />
schwanz oder Katzenschnurrhaare<br />
in Flammen. Auch für<br />
Vögel stellen Kerzen eine grosse<br />
Gefahr dar, denn sie können<br />
sich beim Freiflug verbrennen.<br />
Elektrische Kabel von Weihnachtsbeleuchtungen<br />
laden besonders<br />
Nager zum Kauen ein.<br />
O Tannenbaum …<br />
Weihnachtsbäume ziehen Katzen<br />
magisch an. Doch sie bergen auch<br />
einige Gefahren. Ein gutes Absichern<br />
ist wichtig, damit übermütige<br />
Katzen sie nicht umreissen können<br />
(vor allem, wenn bereits die<br />
Kerzen brennen). Doch auch sonst<br />
ist Vorsicht geboten. Sowohl Tannennadeln<br />
wie auch das Wasser aus<br />
dem Christbaumständer sind giftig.<br />
Auch von den Ästen abgeleckter<br />
Schneespray und verschlucktes Lametta<br />
können gefährlich werden.<br />
Letzteres ist nicht nur giftig, sondern<br />
kann auch zu inneren Verletzungen<br />
und zu Darmverschluss führen.<br />
Hunde können meist der Versu-<br />
chung der auf Nasenhöhe aufgehängten<br />
Süssigkeiten kaum widerstehen.<br />
Oft fressen sie sie dann<br />
gleich mitsamt dem Papier vom<br />
Baum. Christbaumkugeln sind zum<br />
Spielen besonders attraktiv. Der zerbrechliche<br />
Schmuck birgt aber die<br />
Gefahr von Schnittverletzungen<br />
beim Zerbeissen oder Hineintreten<br />
in zerbrochene Kugeln.<br />
Festtagsschmaus ist<br />
tabu für <strong>Tier</strong>e<br />
Fette und stark gewürzte Weihnachtsschlemmereien<br />
können bei<br />
Haustieren Magen-Darm-Störungen<br />
verursachen. Auch Knochen<br />
sollten nicht verfüttert werden. Sie<br />
können splittern und zwischen den<br />
Zähnen, in Hals, Magen oder Darm<br />
stecken bleiben, zu massiver Verstopfung<br />
führen oder Erbrechen<br />
und Durchfall auslösen. Auch von<br />
der Verfütterung von Süssigkeiten<br />
oder sonstigen Weihnachtsnaschereien<br />
sollte abgesehen werden.<br />
Schokolade, genauer der darin ent-<br />
Wir wünschen Ihnen und<br />
Ihren <strong>Tier</strong>en schöne,<br />
besinnliche Festtage und<br />
einen guten Start ins 2007!<br />
12 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
haltene Stoff Theobromin, ist für<br />
Haustiere sogar giftig. Katzen und<br />
kleine Hunde mit einem Gewicht<br />
von 3 bis 6 Kilogramm können<br />
schon nach der Aufnahme von 20<br />
bis 30 Gramm Schokolade sterben.<br />
Bei grossen Hunden sind 120 bis<br />
250 Gramm gefährlich. Dabei ist<br />
Zartbitterschokolade besonders<br />
gefährlich. Milchschokolade führt in<br />
etwa zehnfacher Menge zum Tode.<br />
Eine Tafel Zartbitterschokolade<br />
könnte also einen 10 bis 15 Kilogramm<br />
schweren Hund töten. Die<br />
<strong>Tier</strong>e zeigen nach etwa vier bis<br />
zwölf Stunden nach der Aufnahme<br />
Erbrechen und Durchfall, im weiteren<br />
Verlauf Erregung, Zittern, Muskelkrämpfe,<br />
Lähmung der Hinterhand,<br />
Delirium und plötzlichen Tod<br />
durch Herzversagen.<br />
Versteckte Gefahren<br />
Aber auch Schinkennetze oder<br />
Plastikwursthäute aus dem Abfall<br />
werden gerne verschlungen und<br />
sind gefährliche Fremdkörper. Geschenkpapier,<br />
Schleifen und Bänder<br />
sollten ebenfalls nicht für Haustiere<br />
erreichbar herumliegen. Dünne<br />
Bänder zum Beispiel können<br />
<strong>Tier</strong>e in der Hitze des spielerischen<br />
Gefechts strangulieren oder werden<br />
verschluckt.<br />
Silvesternacht<br />
Feuerwerk versetzt Hunde und Katzen<br />
in grosse Angst und kann zu<br />
Panik mit zum Teil traumatischen<br />
Folgen führen. Wer noch nie Silvester<br />
mit seinem <strong>Tier</strong> verbracht hat<br />
und nicht weiss, wie es reagiert,<br />
sollte es nicht alleine lassen. Hunde<br />
sollten noch vor Beginn der<br />
Knallerei Gassi geführt und sicherheitshalber<br />
nicht von der Leine gelassen<br />
werden. Freilauf-Katzen sollten<br />
ausnahmsweise im Haus bleiben.<br />
Bei Silvesterfeiern in den eigenen<br />
vier Wänden sollte Rücksicht<br />
auf das <strong>Tier</strong> genommen werden.<br />
Hunde können so lange an dem<br />
Abend teilhaben, bis sie Anzeichen<br />
von Unruhe oder Angst zeigen.<br />
Man sollte dann aber nicht versuchen,<br />
das aufgeregte <strong>Tier</strong> durch<br />
tröstende Worte zu beruhigen. Die<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
ungewohnte Tonlage<br />
würde dem Hund nur<br />
signalisieren, dass es zu<br />
Recht einen Grund zur<br />
Angst gibt. Besser ist<br />
es, das <strong>Tier</strong> in ein ruhiges<br />
Zimmer zu bringen.<br />
Wichtig ist, dass<br />
Fenster, Rollläden und<br />
Vorhänge geschlossen<br />
sind. Bei sehr ängstlichen<br />
<strong>Tier</strong>en haben sich<br />
die Bachblüten-Notfalltropfen<br />
«Rescue» bewährt.<br />
Es gibt sie inzwischen<br />
in jeder grösseren<br />
Apotheke oder Drogerie<br />
zu kaufen.<br />
Ziervögel können<br />
durch Lärm und grelles<br />
Leuchten von bengalischem<br />
Feuer und anderen<br />
Lichteffekten aufschrecken<br />
und sich dabei<br />
am Käfig verletzen.<br />
Sie sollten die Silvesternacht<br />
in verdunkelten<br />
Räumen verbringen.<br />
Auch Kleintiere fühlen<br />
sich in einem ruhigen<br />
Raum am sichersten.<br />
Foto: Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe, DE<br />
Verschreckte Wildtiere<br />
und verpulvertes Geld<br />
Wer auf das Abfeuern von Feuerwerk<br />
im Freien nicht verzichten<br />
kann, sollte sich bewusst sein, dass<br />
auch Wildtiere durch Knallkörper<br />
und Leuchteffekte unnötig aufgeschreckt<br />
und verängstigt werden.<br />
Deshalb keine Raketen am Waldrand,<br />
in Waldlichtungen oder Parkanlagen<br />
zünden. Auch in der Nähe<br />
von Stallungen hat Feuerwerk<br />
nichts zu suchen, die Brandgefahr<br />
ist viel zu hoch. Grundsätzlich sollte<br />
man sich überlegen, ob es sinnvoll<br />
ist, Unsummen für die Knallerei<br />
auszugeben. Das für Kracher<br />
und andere Feuerwerkskörper vorgesehene<br />
Geld gibt man besser für<br />
sinnvolle Zwecke aus, wie Spenden<br />
für Not leidende <strong>Tier</strong>e oder Menschen.<br />
Das Gleiche gilt übrigens für<br />
die vielen Verlegenheitsgeschenke,<br />
die an Weihnachten gemacht werden,<br />
um nicht mit leeren Händen<br />
dazustehen. Oft aber findet der Be-<br />
schenkte gar keinen Gefallen daran,<br />
und das Geschenk wandert in<br />
den Keller, wird entsorgt oder im<br />
besten Fall umgetauscht. Schenken<br />
Sie lieber etwas Sinnvolles, wie beispielsweise<br />
eine Patenschaft für ein<br />
unvermittelbares <strong>Tier</strong>heimtier oder<br />
eine Mitgliedschaft bei <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
<strong>Tier</strong>e sind keine<br />
Weihnachtsgeschenke<br />
Dass <strong>Tier</strong>e nicht als Geschenk unter<br />
den Weihnachtsbaum gehören,<br />
sollte inzwischen allen klar sein.<br />
Wer jemandem ein <strong>Tier</strong> schenken<br />
möchte, sollte ihm zu Weihnachten<br />
lieber einen Ratgeber oder sonstige<br />
Literatur zur entsprechenden <strong>Tier</strong>art<br />
schenken. So kann sich der zukünftige<br />
<strong>Tier</strong>besitzer auf die Bedürfnisse<br />
seines Schützlings vorbereiten<br />
und bereits im Vorfeld wichtige<br />
Fragen klären. Den neuen Hausgenossen<br />
sollte man dann erst zu sich<br />
nehmen, wenn nach den Festtagen<br />
wieder Ruhe eingekehrt ist.<br />
■<br />
13
Wolfsjagd<br />
Erneut Jagd auf<br />
Wölfe im Wallis<br />
Kaum kommt ein Wolf über die Schweizer<br />
Grenze, lebt er gefährlich. Entweder wird er<br />
gewildert oder zum Abschuss freigegeben, wie<br />
zwei aktuelle Fälle zeigen. Wie soll das Grossraubtier<br />
so wieder heimisch werden?<br />
Wieder galt im Wallis diesen Herbst «Feuer frei»<br />
auf den Wolf. Gleich zwei Wölfe sind frei<br />
zum Abschuss gegeben, einer davon ist<br />
de, lag bis zum Redaktionsschluss nicht<br />
vor. Widersprüchlich ist insbesondere der<br />
Umstand, dass zuvor eher davon ausge-<br />
mittlerweile getötet worden. Und wieder gangen worden war, ein Wolfsrüde habe<br />
waren es unter anderem die Schafzüchter, die Schafe gerissen. Wildhüter kamen der<br />
die wegen des «bösen Wolfes» empört auf- nun erlegten Wölfin im Goms, nachdem sie<br />
schrien, nach dem Motto: «Nur ein toter<br />
Wolf ist ein guter Wolf.»<br />
ein Hirschkalb gerissen hatte, auf die Spur.<br />
Der eine Wolf wurde Ende August im<br />
Goms zum Abschuss freigegeben, nach-<br />
Ungeschützte Herden<br />
dem er von Anfang Juli bis zum 24. August Ende September gaben die Walliser Behör-<br />
«Oh, arme böse Wouf<br />
33 Schafe gerissen haben<br />
soll. Gemäss der<br />
den gleich noch einen Wolf zum Abschuss<br />
frei. Dieser habe kurz zuvor im Chablais in<br />
Du läbsch gfährlech<br />
Für d Landwirtschaft<br />
Walliser Kommission<br />
für das Wolfs-Management<br />
habe er mindes-<br />
einer Nacht 25 Schafe in ihrem Nachtverschlag<br />
angegriffen und getötet, heisst es.<br />
Die Kriterien des Wolfkonzepts Schweiz<br />
und d Viehzucht<br />
Bisch entbehrlech<br />
tens 26 <strong>Tier</strong>e davon innerhalb<br />
eines Monats<br />
getötet. Das Wolfskon-<br />
seien eingehalten, jetzt hätten auch die<br />
Massnahmen zu folgen, meinte der Eidgenössische<br />
Jagdinspektor Reinhard Schnid-<br />
– drum louf!» zept Schweiz erlaubt<br />
den Abschuss, wenn<br />
rig dazu. Wiederum wurde und wird also<br />
ein unangemessener Aufwand betrieben,<br />
(Von «Stiller Has» aus «Der Wolf ist los», 1991) der Wolf innerhalb von um zwei Wölfe abzuschiessen. Erneut wa-<br />
30 Tagen mindestens ren während Wochen eine ganze Anzahl<br />
25 Schafe gerissen hat. In der Nacht auf den von Leuten im Gelände auf der Wolfshatz,<br />
26. Oktober wurde das <strong>Tier</strong> nun erlegt – auf Kosten der Steuerzahler. Gleichzeitig<br />
wenn es sich denn wirklich um jenen Wolf kommen aufgrund von Personalmangel<br />
handelt, dem die Risse zur Last gelegt wer- immer mehr Aufgaben der Wildhut zu kurz.<br />
den. Eine Bestätigung aus dem <strong>Tier</strong>spital Im Fall des Goms mussten im Übrigen<br />
Von Bern, wo der Kadaver der erschossenen einmal mehr gerissene Schafe aus einer un-<br />
Hans Peter Roth Wölfin einer DNA-Analyse unterzogen wur- geschützten Herde herhalten als Argument<br />
14 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: Monty Sloan, Wolf Park, US
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
15
Abrufen der Jagdstatistik:<br />
www.wildtier.ch/jagdst<br />
für den erfolgten Abschuss. Dies zeigt einen<br />
unsinnigen Widerspruch im Wolfskonzept<br />
Schweiz auf. So ist der Wolf zwar gemäss<br />
Gesetz geschützt. Für wirksame Herdenschutzmassnahmen<br />
aber fehlen die Mittel.<br />
Entsprechend beschämend ist es, dass ein<br />
reiches Land wie die Schweiz offenbar nicht<br />
in der Lage ist, ein in Europa vom Aussterben<br />
bedrohtes <strong>Tier</strong> wirksam zu schützen.<br />
Dies, obschon Erfahrungen andernorts zeigen,<br />
dass eine Koexistenz zwischen Wolf<br />
und Mensch durchaus möglich ist.<br />
Zehn Wölfe in der Schweiz?<br />
Es ist festzuhalten, dass die Schafhalter<br />
nach wie vor für jedes getötete <strong>Tier</strong> angemessen<br />
staatlich entschädigt werden und<br />
dass dieser Entschädigungsaufwand sicher<br />
kleiner ist als die sehr aufwändige Verfolgung<br />
des Wolfes. Schafe kommen im Übrigen<br />
keineswegs nur durch den «bösen<br />
Wolf» zu Tode, sondern unter anderem<br />
auch durch Risse von wildernden Hunden<br />
und Unglücke wie Steinschlag, Blitzschlag<br />
oder durch Abstürze nach Massenpanik.<br />
Besonders schlimm: Jahr für Jahr leiden<br />
und sterben in unseren Alpen nicht wenige<br />
Schafe infolge von Vernachlässigung<br />
und Verwilderung, weil die <strong>Tier</strong>e einfach<br />
nicht betreut werden und unbewacht sich<br />
selbst überlassen bleiben. Abgesehen davon<br />
bringt die oft weder sachgemässe noch<br />
artgerechte Schafhaltung im Gebirge ohnehin<br />
eine ganze Reihe von Risiken und<br />
<strong>Pro</strong>blemen mit sich, beispielsweise mit<br />
Krankheiten und Parasiten, die von den<br />
Schafen auf die Wildbestände übertragen<br />
werden können (<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> berichtete).<br />
Etwas komplexer ist der Fall des Wolfs<br />
im Chablais. Er soll eine geschützte Schafherde<br />
trotz Elektrozaun und der Präsenz<br />
eines Esels angegriffen haben. Dies bedeutet<br />
laut Biologieprofessor Raphaël Arlettaz<br />
aber nicht, dass Schutzmassnahmen versagen.<br />
Grösstenteils sind die Massnahmen<br />
zum Schutz der Schafherden erfolgreich,<br />
betont er. Ausnahmen gebe es immer. Im<br />
Oktober sorgte Arlettaz mit einem Interview<br />
in der Unterwalliser Tageszeitung «Le Nouvelliste»:<br />
«Im Wallis gibt es heute fünf bis<br />
zehn Wölfe», erklärte er. Vom Chablais-<br />
Wolf ist Arlettaz nicht überrascht. Nicht die<br />
Schafe haben ihn angezogen, sondern Hirsche,<br />
von denen es im Wallis immer mehr<br />
gibt. Eine grosse Hirschpopulation gebe es<br />
im Val d’Illiez. «Und dort, wo es viele Hirsche<br />
gibt, ist der Wolf meist nicht weit»,<br />
sagt der Autor des Sachbuchs «Der Preis<br />
des Wolfs». Einen Hirsch zu töten, brauche<br />
viel Kraft und Geschick. Deshalb müssten<br />
Jagd tötet Menschen<br />
Für Menschen weit tödlicher und gefährlicher<br />
als jeder Wolf ist die Jagd selbst. So sind allein<br />
dieses Jahr innerhalb eines Monats sechs<br />
Jäger bei der Jagd ums Leben gekommen. Fünf<br />
der sechs menschlichen Jagdopfer starben bei<br />
Stürzen im steilen Gelände und bei feuchter<br />
Witterung. Dazu kam ein Unfall, bei dem ein<br />
Bündner Jäger an seinem Gewehr hantierte<br />
und einen Zürcher Gastjäger in den Rücken traf,<br />
als sich ein Schuss löste. Bei zahlreichen weiteren<br />
Jagdunfällen wurden Menschen zum Teil<br />
schwer verletzt. (hpr)<br />
16 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: Monty Sloan, Wolf Park, US
Foto: Ulrike Kirsch<br />
sich Wölfe zusammentun, um den Kampf<br />
mit dem viel grösseren Hirsch zu gewinnen.<br />
Unnötiger Futterneid<br />
Das Verhältnis der Menschen zum Wolf<br />
sieht Raphaël Arlettaz als eine Frage der<br />
Konkurrenz. Der Mensch möge es nicht,<br />
wenn ein anderer Jäger in seinem Territorium<br />
auf die Pirsch gehe. Die Toleranz der<br />
Menschen sei gegenüber Dingen klein, die<br />
er nicht beherrsche – wie etwa die raue<br />
Natur. So sehen die Weidmänner – insbesondere<br />
im Wallis – die natürlichen Jäger,<br />
die Grossraubtiere, als Rivalen. Dabei ist<br />
der «Futterneid» unbegründet. 2005 erlegten<br />
die Schweizer Jäger und Jägerinnen<br />
rund 8000 Rothirsche, 40000 Rehe und<br />
15000 Gämsen. Rund 15000 Rehe fallen<br />
jährlich anderen Todesursachen zum Opfer,<br />
davon werden allein Jahr für Jahr gut<br />
8000 von Autos überfahren! Demgegenüber<br />
schätzt das Bundesamt für Umwelt<br />
BAFU, dass die etwa 100 Luchse in den Alpen<br />
und im Jura pro Jahr knapp 5000 Rehe<br />
und etwa 1800 Gämsen brauchen, um überleben<br />
zu können. Sollten mittlerweile tatsächlich<br />
zehn Wölfe auf Schweizer Boden<br />
leben, brauchen diese wiederum nur einen<br />
Bruchteil des Bedarfs von 100 Luchsen.<br />
Demgegenüber wurden allein im Wallis<br />
in der zu Ende gegangenen Jagdsaison<br />
rund 2700 Gämsen, 1400 Rehe und mehr<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: Ulrike Kirsch<br />
als 1700 Hirsche geschossen. Nach Ende<br />
der Jagdsaison durften nur noch die Wildhüter<br />
und ihre Helfer auf die Pirsch nach<br />
dem freigegebenen Wolf. Ende Oktober traf<br />
es dann besagte Wölfin im Goms. Ärgerlich:<br />
Mitte November wäre die Abschussbewilligung<br />
ausgelaufen.<br />
Manchmal triffts<br />
den Falschen<br />
Im Simplongebiet soll in jüngster Zeit eine<br />
Wölfin wieder aufgetaucht sein, die bereits<br />
einmal in diesem Gebiet gelebt hatte. Nachdem<br />
auch sie zum Abschuss freigegeben<br />
worden war, glückte ihr die «Flucht» nach<br />
Italien. Damit ist sie nicht allein: Von den<br />
bisher sechs (!) zum Abschuss freigegebenen<br />
Wölfen konnten nur drei abgeschossen<br />
werden. Der Wolf im Chablais könnte<br />
die Nummer vier sein.<br />
Der erfreuliche Umstand, dass vielleicht<br />
mehr Wölfe in der Schweiz leben als bisher<br />
angenommen, birgt also ein tragisches<br />
Risiko, wie die erlegte Wölfin im Goms<br />
zeigt: Wie sollen Wildhüter unterscheiden,<br />
ob ihnen wirklich der «böse Wolf», der<br />
Nutztiere gerissen hat, vors Zielfernrohr<br />
läuft oder ein anderer? Unmöglich. So geschehen<br />
auch mit dem Wolf, der im Jahr<br />
2000 im Val d’Hérens geschossen wurde.<br />
Er war nicht identisch mit dem <strong>Tier</strong>, das<br />
damals wegen Schafrissen zum Abschuss<br />
freigegeben worden war. Dies belegten<br />
DNA-Untersuchungen. Umgekehrt stellt<br />
sich auch die Frage, ob die 25 im Frühherbst<br />
gerissenen Schafe im Val d’Illiez wirklich<br />
auf das Konto eines einzelnen Wolfes gehen.<br />
Im an Frankreich angrenzenden Chablais<br />
halten sich nebst mehreren vermuteten<br />
Wölfen zudem überdurchschnittlich viele<br />
wildernde Hunde auf. ■<br />
17
Wildtierbiologie<br />
Wozu dient<br />
eigentlich der<br />
Winterschlaf?<br />
Von<br />
Hans Peter Roth<br />
und Cornelia<br />
Schillerwein<br />
Die kalte Jahreszeit ist wieder da. Die Schweiz<br />
ist ein typisches «Winterschlafland». Hier überdauern<br />
viele einheimische Wildtiere versteckt die<br />
kalte Jahreszeit in der Winterruhe, Winterstarre<br />
oder im Winterschlaf.<br />
Der Anblick regt zum Lachen an, als plötzlich ein<br />
Eichhörnchen über den Weg huscht mit drei<br />
Baumnüssen in der Schnauze, so dass es<br />
und ebenfalls die Körpertemperatur stark<br />
herabgesetzt sind. Zu den Winterschläfern<br />
zählen beispielsweise die einheimischen<br />
fast über die eigene Transportlast stolpert. Fledermäuse, Igel und verschiedene Nage-<br />
Doch dem Nagetier geht es ums Überleben.<br />
Es sammelt Wintervorräte und legt sie in<br />
tiere.<br />
verschiedenen Verstecken an, als Energiereserve<br />
für die kalten, dunklen Monate. Das<br />
Einstündige Atempausen<br />
wird bitter nötig sein, denn Eichhörnchen Zu den typischen Winterschläfern gehören<br />
halten im Gegensatz zu vielen anderen ein- bei uns Nagetiere wie das Murmeltier, die<br />
heimischen Säugetieren keinen echten Haselmaus, der Hamster, der Siebenschlä-<br />
Winterschlaf. Im Winter legen sie nur länfer sowie Insektenfresser, so etwa der Igel,<br />
gere Schlaf- bzw. Ruhephasen ein. Dazwi- die Spitzmaus und verschiedene Flederschen<br />
suchen sie immer wieder Nahrung mäuse. Sie suchen im Herbst Orte auf, an<br />
und fressen. Wer sich hingegen für den rich- denen sie vor der strengen Kälte geschützt<br />
tigen Winterschlaf vorbereitet, muss sich sind, zum Beispiel hohle Baumstämme,<br />
auch ein angemessenes Fettpolster anfres- Erdhöhlen und dergleichen. Teilweise polssen,<br />
um über den Winter zu kommen. tern sie diese mit Heu, Stroh, Blättern, Haa-<br />
Doch was ist eigentlich der Winterren, Wolle und anderen Materialien aus.<br />
schlaf? Und wozu dient er? Der Winter- Nicht selten verbringen mehrere <strong>Tier</strong>e den<br />
schlaf ist definiert als Schlafperiode, die Winter gemeinsam im Unterschlupf mit<br />
viele Säugetiere insbesondere in gemässig- eingerolltem Körper und geschlossenen<br />
ten und polaren Klimazonen zum Überle- Augen in einem energetischen Sparben<br />
des nahrungsarmen und kalten Winzustand, dem sogenannten Torpor. Ihre<br />
ters einnehmen. Von Winterschlaf spricht normale Körpertemperatur sinkt dabei<br />
man, wenn die Lebensfunktionen dieser meist auf Werte zwischen 9 und 1 Grad Cel-<br />
Säuger für mehrere Wochen oder Monate<br />
sius ab.<br />
18 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
Fotos: zvg<br />
Siebenschläfer<br />
Alle Körperfunktionen sind in diesem<br />
Zustand stark vermindert. Die Atmung ist<br />
schwach, der Herzschlag verlangsamt und<br />
die Empfindlichkeit gegenüber äusseren<br />
Reizen gering. Murmeltiere beispielsweise<br />
senken ihre Körpertemperatur von 39 auf<br />
bis zu 7 Grad Celsius ab. Ihr Herz schlägt<br />
statt hundertmal nur noch zwei- bis dreimal<br />
pro Minute. Atempausen können bis<br />
zu einer Stunde dauern. Absonderungsprodukte<br />
des Darmkanals und der Leber sammeln<br />
sich bei Winterschläfern im unteren<br />
Teil des Darms an und werden gleich nach<br />
dem Erwachen ausgeschieden. Die Harnbildung<br />
wird je nach <strong>Tier</strong>art fast oder ganz<br />
eingestellt. Nahrung nehmen die <strong>Tier</strong>e<br />
höchstens in gelegentlichen Wachphasen<br />
auf.<br />
Fett gegen Kältetod<br />
Stattdessen zehren die <strong>Tier</strong>e von ihren Fettreserven.<br />
Ein spezielles braunes Fettgewebe,<br />
das im Schulter- und Nackenbereich<br />
liegt, dient zusätzlich dem Energierückgewinn,<br />
besonders auch dann, wenn die<br />
<strong>Tier</strong>e bei erhöhten Aussentemperaturen<br />
wieder aus ihrem Winterschlaf aufwachen.<br />
Die Oxidation von Fett hält den abgesenkten<br />
Stoffwechsel im Winterschlaf stabil.<br />
Wie der Stoffwechsel wird auch der Blutzuckergehalt<br />
und -druck abgesenkt. In der<br />
Spätphase des Aufwachens bringt vor allem<br />
Muskelzittern den Körper wieder auf<br />
Normaltemperatur. Je wärmer es wird,<br />
desto schneller atmen die <strong>Tier</strong>e.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Igel<br />
Hilfe für Winterschläfer im Garten<br />
Nützlinge im Garten danken es, wenn sie Laub vorfinden: Unter aufgeschichtetem<br />
Laub finden Igel und Kröten einen Unterschlupf. Igel<br />
brauchen einen Platz für ein Nest und einen frostgeschützten Bereich<br />
für den Winterschlaf. In einem naturnahen Garten bieten Laubhaufen<br />
und Holzstösse willkommenen Unterschlupf. Auch unter dem Gartenhaus<br />
oder zwischen Baumwurzeln finden sich Höhlen, in die sich ein<br />
Igel bestens verkriechen kann. Einschlupflöcher offen lassen und Zugang<br />
zum Komposthaufen gewähren! Unter Sträuchern, in dichten<br />
Hecken und naturnahen<br />
Wiesen ist das Angebot<br />
mit Schnecken und Insekten<br />
für Igel zum Anfressen<br />
von Winterfett üppig. Gerne<br />
wird der Komposthaufen<br />
nach Larven und Würmern<br />
abgesucht. Auch<br />
Fallobst verschmäht der<br />
Igel nicht. (hpr)<br />
Bär<br />
19
Ringelnatter<br />
Die Dauer des Winterschlafs ist<br />
bei den einzelnen Winterschläfern<br />
unterschiedlich. Während er bei<br />
Igeln 3 bis 4 Monate dauert, verbringen<br />
Siebenschläfer bis zu 7 Monate<br />
im Winterschlaf – daher auch ihr<br />
deutscher Name. Doch beim Winterschlaf<br />
handelt es sich wie gesagt<br />
nicht um einen mehrmonatigen<br />
Dauerschlaf ohne Pause. Vielmehr<br />
verläuft der Schlaf meist in Abschnitten,<br />
wobei sich längere Phasen<br />
der Ruhe mit stark reduziertem<br />
Stoffwechsel mit kurzen Wachphasen<br />
abwechseln. Zu oft dürfen die<br />
<strong>Tier</strong>e während des Winters allerdings<br />
nicht aufwachen, denn jede<br />
zwischenzeitliche Aufwachphase<br />
zehrt an den Energiereserven. Sind<br />
die Fettdepots zu früh aufgebraucht,<br />
sterben die Winterschläfer<br />
den Kältetod.<br />
Die innere Uhr<br />
Zu den Auslösern für den lang anhaltenden<br />
Ruhezustand gehören<br />
äussere Faktoren wie längere Nächte,<br />
sinkende Aussentemperaturen<br />
und das abnehmende Nahrungsangebot<br />
im Herbst. Hinzu kommen<br />
innere Faktoren wie die Umstellung<br />
des Hormonhaushalts oder die innere<br />
Uhr, die einem jahreszeitlich<br />
bedingten Rhythmus unterworfen<br />
ist. Der genaue Auslöser für das Aufwachen<br />
im Frühjahr ist noch nicht<br />
genau bekannt. Steigende Umgebungstemperaturen<br />
und die Anrei-<br />
cherung von Stoffwechselendprodukten<br />
im Körperinneren gehören<br />
sicher zu den Wecksignalen.<br />
Ein mit dem Winterschlaf verwandter<br />
Zustand ist die Winterruhe.<br />
Manche Säugetiere, zum Beispiel<br />
Dachse, fallen im Winter in tiefen<br />
Schlaf mit einer geringfügig<br />
niedrigeren Stoffwechselaktivität,<br />
können aber an wärmeren Tagen<br />
aufwachen und Nahrung zu sich<br />
nehmen. Bei der Winterruhe sinkt<br />
die Körpertemperatur nicht oder<br />
nur wenig ab. Grosse <strong>Tier</strong>e halten<br />
Winterruhe, weil eine starke Absenkung<br />
der Körpertemperatur lebensgefährlich<br />
für sie wäre. Braunbären<br />
galten früher als Winterruher; ihr<br />
physiologischer Zustand während<br />
der Überwinterung ähnelt jedoch<br />
eher dem Winterschlaf. Doch den<br />
richtigen Winterschlaf kennen nur<br />
kleinere <strong>Tier</strong>e bis zu acht Kilogramm<br />
Körpergewicht. Sie haben<br />
eine ungünstigere Energiebilanz als<br />
grosse <strong>Tier</strong>e. Um Energie zu sparen,<br />
senken sie die Körpertemperatur<br />
massiv.<br />
Ruhezonen respektieren<br />
Winterschlafartige Zustände gibt es<br />
sogar bei Vögeln. Kolibris setzen<br />
bei Nahrungsmangel und Kälte ihren<br />
Stoffwechsel herab und fallen<br />
in eine Schlafstarre. Junge Mauersegler<br />
nehmen bei Hungerperioden<br />
während des Schlafes einen Zustand<br />
ein, wo sie praktisch wechselwarm<br />
sind. Doch längeren Winterschlaf<br />
gibt es bei Vögeln nicht.<br />
Vogelarten, die in der Kälte wegen<br />
mangelnder Körperisolierung oder<br />
wegen Nahrungsmangel nicht längere<br />
Zeit überleben können, ziehen<br />
im Winter in wärmere Klimazonen<br />
(siehe dazu Beitrag in diesem <strong>Heft</strong>).<br />
Eine besonders harte Zeit bricht<br />
jetzt für Rehe, Füchse, Marder, usw.<br />
und die Vögel an, die sich nicht auf<br />
den Zug gemacht haben. Diese<br />
gleichwarmen <strong>Tier</strong>e, die keine Winterruhe<br />
verbringen, müssen ihre<br />
Körpertemperatur unabhängig von<br />
der tiefen Aussentemperatur weitgehend<br />
konstant halten. Sie brauchen<br />
also mehr Energie und müssen<br />
deshalb mehr fressen. Gleichzeitig<br />
ist die Nahrungssuche durch<br />
gefrorenen Boden, Schneebedeckung,<br />
fehlende Beutetiere, mangelnde<br />
Vegetation und kurze Tage<br />
Dachs<br />
20 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
erschwert. Jede unnötige Störung<br />
von Wildtieren sollte deshalb im<br />
Winter unbedingt vermieden werden.<br />
Also: Wege und Pisten nicht<br />
verlassen und die Ruhezonen der<br />
Wildtiere respektieren!<br />
Feinde überwintern<br />
beisammen<br />
Haselmaus<br />
Verwandt mit dem Winterschlaf ist<br />
auch die Winterstarre. In sie verfallen<br />
die wechselwarmen <strong>Tier</strong>e wie<br />
beispielsweise Ringelnattern, Eidechsen,<br />
Teichmolche, Erd- und<br />
Kreuzkröten. Sie überwintern in<br />
frostsicheren Erdhöhlen. Wer zufällig<br />
ein solches Winterquartier entdeckt,<br />
findet dort oft zahlreiche <strong>Tier</strong>e,<br />
manchmal sogar verschiedene<br />
Arten. So überwintert die Kreuzotter<br />
mitunter Seite an Seite mit ihrer<br />
Lieblingsbeute, dem Moorfrosch<br />
und der Waldeidechse. Dies<br />
liegt ganz einfach daran, dass frostfreie<br />
Winterquartiere selten sind.<br />
Kammmolche, Gras- und Wasserfrösche<br />
überwintern wie Fische auf<br />
dem Gewässergrund.<br />
Fische sind ebenfalls wechselwarm.<br />
Auch sie suchen im Herbst<br />
geeignete, möglichst frostsichere<br />
Verstecke auf. Mit dem Absinken<br />
der Aussentemperatur kühlt das<br />
Blut der <strong>Tier</strong>e ab; sie werden träger.<br />
Fällt die Körpertemperatur unter<br />
einen bestimmten Wert, tritt die<br />
Kältestarre ein, aus der die <strong>Tier</strong>e mit<br />
ansteigender Temperatur im Frühjahr<br />
wieder erwachen. Sinkt die<br />
Körpertemperatur zu stark ab, sterben<br />
die <strong>Tier</strong>e. Viele Wirbellose<br />
überwintern im Boden. Sie dringen<br />
meistens in die Bodenstreu, in den<br />
Mulm von Baumstümpfen oder in<br />
den Boden ein. Die Mehrzahl der In-<br />
Waldfrosch<br />
Cooler Frosch<br />
Das Experiment ist verblüffend: Vor laufenden Fernsehkameras präsentiert ein<br />
amerikanischer Zoologe einen Eisklotz aus der Tiefkühltruhe. Darin eingefroren<br />
deutlich sichtbar ein Frosch. Doch kaum ist der Lurch aus dem Eis aufgetaut,<br />
erwacht er zu neuem Leben. Der in Nordamerika beheimatete Waldfrosch,<br />
auch Eisfrosch genannt, kann im Winter also komplett einfrieren. Vor dem<br />
Kältetod bewahrt ihn ein einzigartiger Schutzmechanismus: In den Körperzellen<br />
erhöht sich die Zuckerkonzentration. So entsteht ein natürliches Frostschutzmittel.<br />
Eis kann sich nur ausserhalb der Zellen bilden. Durch ihren hohen Zuckergehalt<br />
werden die Zellen ausserdem vor Wasserentzug bewahrt. Zwischen<br />
den Zellen werden Eiweisse<br />
angereichert. Diese verhindern<br />
die Entstehung grosser, zerstörerischer<br />
Eiskristalle. Die Blutflüssigkeit<br />
gefriert schnell und<br />
gleichmässig, und das Eis gelangt<br />
bis zum Herzen.<br />
Nach 15 Stunden in der Kälte ist<br />
der <strong>Pro</strong>zess abgeschlossen. Der<br />
Frosch ist tiefgefroren. Lunge,<br />
Herz, sämtliche Organe haben<br />
ihre Funktion eingestellt – das <strong>Tier</strong>, ein gefrorener Klumpen, ist eigentlich tot.<br />
Aber im Innern des Frosches sieht es anders aus. Der in den Zellen eingelagerte<br />
Zucker dient nicht nur als Frostschutzmittel, sondern liefert auch Energie<br />
und erhält so den Organismus am Leben. Im Frühling taut der Frosch wieder<br />
auf. Das Herz muss jetzt wieder zu schlagen beginnen. Dazu baut sich im Herzmuskel<br />
elektrische Spannung auf, die den Muskel in Bewegung setzt. Das Blut<br />
verflüssigt sich und kann wieder durch die Adern fliessen. Es scheint, als ob<br />
der Frosch aus dem Reich der Toten zurückgekehrt sei. Genau genommen, ist<br />
er aber nie gestorben. (hpr)<br />
sekten überwintert im Eistadium. Es<br />
kommen jedoch auch alle anderen<br />
Entwicklungsstadien vor. Manche<br />
Insekten produzieren Glycerin, eine<br />
organische Verbindung, die gewissermassen<br />
als Frostschutzmittel<br />
Igel<br />
wirkt, so dass sie auch Temperaturen<br />
unter dem Gefrierpunkt überleben<br />
können (siehe auch Kasten).<br />
Viele Insektengruppen wie z. B. Libellen<br />
und Wasserkäfer überwintern<br />
als Larven im Wasser. ■<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
21
VON DR. DORIT URD<br />
FEDDERSEN-PETERSEN<br />
Dass Hunde auf Kinderspielplätzen<br />
oder in Einkaufspassagen<br />
anzuleinen sind, ist<br />
selbstverständlich. Jeder Hundehalter<br />
muss Rücksicht auf Menschen<br />
nehmen, die Hunde nicht mögen<br />
oder Angst vor ihnen haben. Dumme<br />
Sätze wie «der tut nichts» sind<br />
überflüssig. Für Menschen, die Hunde<br />
als Ich-Erweiterung brauchen<br />
und mit ihnen Angst verbreiten,<br />
sollte ein lebenslanges Verbot der<br />
Hundehaltung Anwendung finden.<br />
Ein genereller Maulkorbzwang aber<br />
berücksichtigt die biologischen Ansprüche<br />
von Hunden nicht. Ansprü-<br />
Erfahrungsentzug<br />
macht<br />
Hunde erst<br />
richtig<br />
aggressiv<br />
Foto. Liane Riss, Studio ArtRiss, München<br />
che, die Hunde an ihre Umwelt stellen,<br />
damit sie sich normal – und<br />
damit im Sinne des Menschenschutzes<br />
– entwickeln können. Der<br />
scheinbare Vorteil einer generellen<br />
Anlein- und Maulkorbpflicht bei<br />
Hunden besteht in der vordergründigen<br />
Vorstellung, ein solcher Hund<br />
befände sich automatisch unter der<br />
Kontrolle seines Menschen, so dass<br />
es nicht zu Gefährdungen kommen<br />
könne. Hierbei macht man allerdings<br />
den Fehler, davon auszugehen,<br />
ein Hund liesse sich wie eine<br />
Maschine vom Menschen bedienen<br />
und mit einer Art «Notausschalter»<br />
versehen. Es wird vergessen, dass<br />
Hunde als hochentwickelte soziale<br />
Lebewesen nur im Rahmen und<br />
Maulkörbe, wie sie seit<br />
kurzem alle Hunde in den<br />
Parks von Genf tragen müssen,<br />
schränken die <strong>Tier</strong>e in ihrem<br />
natürlichen Verhalten ein.<br />
zugleich auch unter dem Diktat ihrer<br />
biologischen Grenzen existieren<br />
können. Hunde verfügen als domestizierte<br />
Wölfe über ein ausgeprägtes<br />
Bewegungsbedürfnis, das sich<br />
zwar bei den einzelnen Rassen unterschiedlich<br />
deutlich darstellen<br />
kann, letztlich aber dem menschlichen<br />
Drang zur Bewegung weit<br />
überlegen ist. Wenn man einem<br />
Hund ausschliesslich die Möglichkeit<br />
zur Fortbewegung bietet, indem<br />
man ihn mit einem in der Regel<br />
wesentlich unbeweglicheren Menschen<br />
«zusammenbindet», nimmt<br />
man ihm jede Gelegenheit, seinen<br />
Bewegungsansprüchen nachzukommen.<br />
Über die reine Fortbewegungsart<br />
hinaus nehmen Hunde,<br />
während sie ihren Weg zurücklegen,<br />
eine kaum überschaubare Anzahl<br />
von Umgebungsreizen wahr,<br />
auf die sie in adäquater Weise reagieren<br />
müssen. Es ist hinlänglich<br />
bekannt, dass Hunde über einen<br />
besonders empfindlichen Geruchssinn<br />
und entsprechend vielfältige<br />
Möglichkeit der Verarbeitung im<br />
zerebralen Bereich verfügen.<br />
22 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
Natürlich reagieren Hunde, territoriale<br />
Lebewesen, auf jedem Spaziergang<br />
auch auf die für sie olfaktorisch<br />
wahrnehmbaren «Botschaften»<br />
der Hinterlassenschaften (Kot,<br />
Urin) ihrer Artgenossen. Dabei geht<br />
die Wahrnehmung eines Geruchs<br />
weit über die blosse Reizaufnahme<br />
hinaus, vielmehr muss man sich die<br />
zugrunde liegenden neurophysiologischen<br />
Abläufe als dynamisches<br />
Wechselspiel verschiedener Hirnregionen<br />
vorstellen. Ausgangspunkt<br />
scheint dabei zu sein, dass das Gehirn<br />
fortwährend bestrebt ist, Informationen<br />
aufzunehmen, indem es<br />
seinen Träger anweist, zu schauen,<br />
zu hören und zu riechen. Dieses Informationsbedürfnis<br />
ist auf die Aktivität<br />
eines Hirnteils zurückzuführen,<br />
der beim Menschen an der Erzeugung<br />
von Gefühlen und Gedächtnisprozessen<br />
beteiligt ist. Das<br />
Ergebnis dieser Vorgänge im limbischen<br />
System sind motorische<br />
Aktivierungen zur Informationsbeschaffung.<br />
Es existiert also für Hunde<br />
ein natürliches Bedürfnis zur Informationsaufnahme,<br />
und natürlich<br />
bezieht sich dieses Bedürfnis nicht<br />
nur auf ein und dieselbe Reizqualität.<br />
Für Hunde, die ständig einen<br />
Beisskorb tragen müssen, entfällt<br />
die Möglichkeit, einen Grossteil<br />
angeborener Verhaltensweisen<br />
ausführen zu können, was neben<br />
der <strong>Tier</strong>schutzrelevanz nicht ungefährlich<br />
ist, da so Aggressivität aus<br />
Frustration entsteht, sich über längere<br />
Zeit auch Verhaltensfehlentwicklungen<br />
oder gar -störungen<br />
entwickeln können, die zum Teil<br />
hochstabil sind, also auch durch<br />
eine Therapie und entsprechende<br />
Konditionierung nicht immer behoben<br />
werden können.<br />
Hunde brauchen Abwechslung<br />
in der Umgebung, in der sie sich<br />
bewegen, andernfalls müssen sich<br />
Verhaltensstörungen aufgrund<br />
mangelnder unspezifischer Umweltreize<br />
entwickeln. Kontakte zu<br />
Artgenossen sind ein weiteres<br />
wichtiges Element im Hundeleben.<br />
Hunde benötigen neben dem Kontakt<br />
zum Sozialpartner Mensch intensive<br />
und häufige Kontakte zu<br />
Artgenossen. Sie sind gesellige<br />
<strong>Tier</strong>e, dieses Erbe des Stammva-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
ters Wolf, der in Rudeln liegt, zeigt<br />
sich so bei jedem Hund. Müssen<br />
soziale <strong>Tier</strong>e der Sozialkontakte entbehren,<br />
kommt es zur Genese von<br />
Deprivationsschäden (Verhaltensstörungen<br />
durch sozialen Erfahrungsentzug).<br />
Dies gilt verstärkt<br />
für Hunde mit Maulkorbzwang,<br />
der allen natürlichen Verhaltensprogrammen<br />
widerspricht: Hunde<br />
müssen zunächst einmal gegenseitig<br />
ihre soziale Position demonstrieren,<br />
hierzu imponierend umherlaufen.<br />
Geruchskontrollen im Anogenitalbereich<br />
ergänzen die Information.<br />
Selten kommt es sofort zu aggressiven<br />
Auseinandersetzungen,<br />
vielmehr lernen sich die Sozialpartner<br />
nachfolgend über spielerische<br />
Verhaltenskontakte besser kennen<br />
und einschätzen. Diese Rituale sind<br />
für einen maulkorbtragenden Hund<br />
unmöglich. Gesteigerte Aggressivi-<br />
tät kann das Ergebnis resultierender<br />
Deprivationsschäden sein. Damit<br />
steigt die potenzielle Gefährlichkeit<br />
dieser restriktiv gehaltenen<br />
Hunde per se an! Sozial deprivierte<br />
Hunde bilden ein Gefahrenpotenzial,<br />
da sie Angst haben und defensiv-aggressive<br />
Hunde schneller zubeissen<br />
als sichere <strong>Tier</strong>e.<br />
Angeleinte Hunde können ihre<br />
Distanz zum Partner kaum regulieren.<br />
So ist es ihnen unmöglich, einer<br />
sozialen Bedrängnis zu entgehen,<br />
und es resultiert häufig ein<br />
Abwehrschnappen, das dann zu einer<br />
Beisserei führen kann, die ohne<br />
Leine ausgeblieben wäre und die<br />
auch für den «Menschen an der<br />
Leine» unangenehm werden kann.<br />
Unter angeleinten Hunden mit<br />
Maulkorb wird deshalb häufiger<br />
zugebissen. Dem Menschenschutz<br />
ist damit wahrlich nicht gedient. ■<br />
Ein<br />
Vermächtnis<br />
für die <strong>Tier</strong>e<br />
Bitte denken Sie bei der<br />
Erstellung Ihres Testaments<br />
auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
Sie helfen mit, dass wir uns<br />
auch in Zukunft effizient<br />
für die <strong>Tier</strong>e einsetzen können.<br />
Für Auskünfte und Beratung<br />
steht Ihnen unsere<br />
Geschäftsführerin Rita Dubois<br />
gerne zur Verfügung.<br />
23
Neues aus Lima<br />
Hilfsexpeditionen<br />
für <strong>Tier</strong>e<br />
Die Aktivität des Vulkans Ubinas in Moquegua (Peru) hat Tausende<br />
von <strong>Tier</strong>en in eine Notlage gebracht. Die Bewohner der am Fusse des<br />
Vulkans gelegenen Dörfer, wie Querapi, wurden in andere Gegenden<br />
gebracht, mussten aber ihre <strong>Tier</strong>e zurücklassen.<br />
VON FABIANA PORTAL<br />
Lima, 11. Mai <strong>2006</strong><br />
Die Leute fahren jeden Tag<br />
mit Lastwagen nach Querapi,<br />
um ihre <strong>Tier</strong>e so gut wie<br />
möglich zu versorgen. Einige Ortschaften<br />
erhielten tierärztliche Hilfe<br />
von SENASA, dem örtlichen Gesundheitsamt<br />
für <strong>Tier</strong>e, viele blieben<br />
aber ohne Unterstützung. Entweder<br />
war die Entfernung zu gross,<br />
oder die finanziellen Mittel reichten<br />
nicht aus. Vor allem die <strong>Tier</strong>e in<br />
den Hochgebirgszonen, über 4500<br />
m ü.M., erhielten keine tierärztliche<br />
Hilfe und keine Medikamente.<br />
Freiwillige verschiedener <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
aus Lima<br />
reisten in das hoch gelegene Ubinas,<br />
um diesen <strong>Tier</strong>en, meist Lamas<br />
und Alpakas, zu helfen. In tieferen<br />
Regionen waren es vor allem Rinder<br />
und Schafe, die nicht medizinisch<br />
versorgt waren. In diesem<br />
ganzen Gebiet fanden die <strong>Tier</strong>-<br />
schützer nur 6 oder 7 Hunde. Es<br />
scheint, dass die Familien bei ihrem<br />
Wegzug ihre Haustiere mitgenommen<br />
haben.<br />
Bis zum jetzigen Zeitpunkt weidet<br />
das Vieh auf den durch die Vulkanasche<br />
vergifteten Wiesen. Die<br />
Bewohner reinigen das Gras, indem<br />
sie es fleissig mit Tüchern abklopfen,<br />
damit es die <strong>Tier</strong>e trotzdem<br />
fressen können. Es ist dies sicher<br />
keine optimale Lösung, aber sie<br />
haben so erreicht, dass die <strong>Tier</strong>e<br />
wenigstens überleben konnten.<br />
Die <strong>Tier</strong>e litten vor allem an<br />
Durchfall, Augen- und Atemproblemen,<br />
alles Folgen der vom Vulkan<br />
ausgestossenen Asche. Deshalb<br />
wurden besonders Medikamente<br />
zum Schutz der Leber, Vitamin B 12 ,<br />
Antibiotika und Atropina verabreicht,<br />
in einigen Fällen auch Augentropfen<br />
sowie lösliche Vitamine.<br />
Glücklicherweise gab es kein einziges<br />
<strong>Tier</strong>, das euthanisiert werden<br />
musste.<br />
Bis nach Quinzachata hinauf<br />
wurden Medikamente gebracht. Es<br />
braucht aber noch viel Hilfe auch in<br />
andern Dörfern. Wir hoffen, dass<br />
der Staat die <strong>Tier</strong>e in die Nothilfe<br />
mit einbezieht und noch weitere<br />
Sendungen von Medikamenten<br />
schickt, damit allen geholfen werden<br />
kann.<br />
Zweite Expedition<br />
ins Krisengebiet<br />
des Vulkans Ubinas<br />
UPA – 19. Juli <strong>2006</strong><br />
Die Situation, wie wir sie dieses Mal<br />
antrafen, war wirklich besorgniserregend.<br />
Gerade jetzt sind die Folgen<br />
des Vulkanausbruches deutlich<br />
zu spüren. Alle Dörfer in dieser Gegend<br />
erschienen uns wie Geisterdörfer.<br />
Die <strong>Tier</strong>e sind auf den<br />
Bauernhöfen geblieben, und ihre<br />
Halter müssen jeden Tag zu Fuss<br />
vom Lager in Chagchegen, wo man<br />
ihre Notzelte errichtet hat, mehr als<br />
5 oder 6 Stunden zu Fuss gehen, um<br />
ihre <strong>Tier</strong>e zu füttern. Viele von ihnen<br />
leiden an Diarrhöe. Am meisten<br />
betroffen sind die Rinder, denn diese<br />
befinden sich an den Berghängen<br />
des Vulkans. Sie fressen weiterhin<br />
von Asche verseuchtes Gras.<br />
Viele der <strong>Tier</strong>e sind untergewichtig.<br />
Wir teilten uns in Gruppen auf, und<br />
ich hatte, zusammen mit unserer<br />
<strong>Tier</strong>ärztin Wendy, die Aufgabe, den<br />
24 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Alle Fotos: UPA (Unidos por los Animales)
<strong>Tier</strong>en Medikamente zu verabreichen.<br />
Die Bewohner sagten uns,<br />
dass einige <strong>Tier</strong>e umgekommen<br />
sind. Die Lamas und Alpakas befinden<br />
sich in den hohen Lagen, auf<br />
der Rückseite des Vulkans. Auch sie<br />
haben gelitten, aber es scheint,<br />
dass es die Rinder am schwersten<br />
getroffen hat.<br />
Die Bewohner haben, als sie<br />
evakuiert wurden, ihre Haustiere,<br />
die Hunde, Katzen, Meerschweinchen<br />
usw. nach Chagchegen mitgenommen.<br />
Das Zusammenleben im<br />
Camp mit den <strong>Tier</strong>en ist nun zu einem<br />
<strong>Pro</strong>blem geworden. Die hungrigen<br />
Hunde dringen in die Zelte ein<br />
und belagern die Gemeinschaftsküchen,<br />
um sich einen Bissen zu ergattern.<br />
Ein grosses <strong>Pro</strong>blem sind<br />
auch die Exkremente. Viele haben<br />
noch nicht begriffen, dass auch die<br />
Hunde Geschädigte des Vulkans<br />
sind, und aufgrund der sich mehrenden<br />
Klagen haben Vertreter von<br />
MINSA (der Gesundheitsbehörde)<br />
bereits einige Hunde getötet.<br />
Dies hat unter den Kindern grossen<br />
Stress ausgelöst. Als wir uns<br />
den Hunden näherten, um ihnen<br />
Antiwurmmittel zu verabreichen,<br />
reagierten die Kinder zu unserer<br />
Überraschung völlig verstört. Ein<br />
kleiner Junge brach in Weinen aus,<br />
und seine Angst und die Verzweiflung<br />
waren so gross, dass ich befürchtete,<br />
er verliere das Bewusstsein.<br />
Der psychologische Schaden,<br />
den MINSA mit ihrer Aktion bei den<br />
Kindern ausgelöst hat, ist immens.<br />
Es kostete uns viel Mühe, sie davon<br />
zu überzeugen, dass wir nicht von<br />
MINSA sind und ihren <strong>Tier</strong>en helfen<br />
wollen.<br />
Die Zukunft für die Hunde sieht<br />
düster aus. Angesichts der Drohungen<br />
von MINSA haben viele evakuierte<br />
Familien ihre Hunde in ihre<br />
Herkunftsdörfer zurückgebracht,<br />
damit sie von den Vertretern der<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Gesundheitsbehörde nicht getötet<br />
werden. Es wird in absehbarer Zeit<br />
so weit kommen, dass die Gegend<br />
von Hundemeuten heimgesucht<br />
wird. In diesem Falle wird dann<br />
wohl die Euthanasie die einzige<br />
Lösung sein, da die Hunde, wenn<br />
sie Meuten bilden, aggressiv und<br />
gefährlich werden. Das Heulen der<br />
in Ubinas verlassenen Hunde war<br />
herzzerreissend. Es ist anzunehmen,<br />
dass die Besitzer der zurückgelassenen<br />
Hunde, wenn sie tagsüber<br />
ins Dorf zurückkehren, um ihre<br />
Kühe zu füttern, gleichzeitig auch<br />
den Hunden zu fressen geben, aber<br />
es ist für diese Leute auf die Länge<br />
sehr schwierig, unter diesen problematischen<br />
Verhältnissen zu leben.<br />
Das Camp der Evakuierten steht<br />
auf einem öden Feld, wo starke<br />
Winde wehen und ihre Zelte hochheben<br />
und alles, was nicht niet- und<br />
nagelfest ist, durch die Luft wirbeln.<br />
Unsere Gruppe hatte die Aufgabe,<br />
frühmorgens die Hunde mit Medikamenten<br />
zu versehen, und ich<br />
musste dazu meine Brille aufsetzen,<br />
weil der aufgewirbelte Staub mir<br />
die Sicht verwehrte. Obwohl unsere<br />
eigentliche Mission den Zweck<br />
hatte, den <strong>Tier</strong>en zu helfen, konnten<br />
wir nicht anders, als uns auch<br />
um die Menschen in dieser schwierigen<br />
Lage zu kümmern. Es sieht so<br />
aus, wie wenn Peru sie vergessen<br />
hätte. Die Kinder finden einzig beim<br />
Spiel und beim Herumtollen mit<br />
ihren Hunden etwas Freude und<br />
Ablenkung. Wir fühlten uns traurig<br />
und machtlos angesichts dieser<br />
Tragödie.<br />
Trotz allem ging es uns gut, auch<br />
wenn zum Teil recht schwierige<br />
Bedingungen herrschten: eiskaltes<br />
Wasser zum Waschen, die hohe<br />
Lage (über 4500 m ü.M.), starke<br />
Sonnenbestrahlung während des<br />
ganzen Tages, viel Staub, keine<br />
Wege, nur Pfade, und das Zurücklegen<br />
von grossen Strecken zu<br />
Fuss, von Hof zu Hof. Manchmal<br />
hatten wir nichts zu essen und<br />
mussten uns anstrengen, uns<br />
untereinander zu vertragen. Aber<br />
wir konnten alle unsere Vorhaben<br />
ausführen, nämlich die Situation<br />
einschätzen, die <strong>Tier</strong>e kurieren und<br />
den Besitzern Medikamente für deren<br />
weitere Behandlung aushändigen.<br />
Es sieht aber ganz so aus, wie<br />
wenn die prekäre Situation noch<br />
lange dauern könnte. ■<br />
Anzahl der durch die Expedition<br />
behandelten <strong>Tier</strong>e:<br />
1173 Alpakas, Lamas, Kühe, Schafe.<br />
Diesen wurden entweder Medikamente<br />
direkt injiziert oder lösliche<br />
Vitamine oral verabreicht.<br />
Besuchte Gegenden: Querapi,<br />
Quinzachata, La Yunta, Chaclaya<br />
Spendenkonto: Raiffeisenbank<br />
rechter Zürichsee, 8708 Männedorf<br />
Clearing Nr. 81481<br />
Kto. Nr. 14564.47<br />
Corinne Schirmer<br />
UPA (Unidos por los Animales)<br />
25
«Lumpaz» und «Bruno»<br />
Das traurige Los<br />
der «<strong>Pro</strong>blembären»<br />
Es waren die ersten «Grenzübertritte» von wilden Braunbären in die<br />
Schweiz und nach Deutschland nach mehr als 100 Jahren. Beide Fälle<br />
haben traurig geendet. «Lumpaz» und «Bruno» sind tot.<br />
HANS PETER ROTH<br />
Als er im Juli 2005 aus dem<br />
Süden ins Münstertal und<br />
ins Engadin einwanderte,<br />
war er die grosse Sensation. Der<br />
erste Braunbär in der Schweiz<br />
seit 1904, als das letzte Exemplar<br />
– im bündnerischen S-charl – erschossen<br />
worden war. Bärenland<br />
Schweiz? Die Begeisterung in der<br />
Bevölkerung war erfreulicherweise<br />
gross. So gross, dass genau dies<br />
auch erhebliche <strong>Pro</strong>bleme und Gefahren<br />
mit sich brachte («<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>»<br />
berichtete).<br />
Nun ist «Lumpaz», so wurde<br />
der Neuankömmling getauft, seit<br />
14 Monaten spurlos verschwunden.<br />
«Lumpaz» werde wahrscheinlich<br />
nie mehr auftauchen, sagt Biologe<br />
Andreas Moser, Leiter der Sendung<br />
«Netz Natur» beim Schweizer<br />
Fernsehen (siehe auch Interview in<br />
«<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>» Nr.1, <strong>2006</strong>). Moser meint,<br />
Braunbär<br />
Foto: Klaus Robin/<strong>Pro</strong> Natura<br />
dass das Braunbär-Männchen letzten<br />
Herbst auf seiner Rückwanderung<br />
in den Süden «mit grosser<br />
Wahrscheinlichkeit gewildert worden<br />
ist». Wäre das <strong>Tier</strong> auf natürliche<br />
Weise verunfallt, hätte man den<br />
Kadaver früher oder später finden<br />
müssen, sagt Moser: «Falls der Bär<br />
noch leben würde, hätte es in letzter<br />
Zeit auffallen müssen.»<br />
Verfolgte Brüder<br />
Wie seine Mutter «Jurka» oder sein<br />
Bruder «JJ1» zeigte «JJ2» alias<br />
«Lumpaz» («JJ2», weil Sohn der<br />
Bäreneltern «Jurka» und «José»)<br />
auf Nahrungssuche wenig bis gar<br />
keine Scheu vor Menschen. Doch<br />
selbst zwei Monate nachdem der<br />
Bär eigentlich hätte aus dem Winterschlaf<br />
erwachen müssen, wurde<br />
nicht einmal ein Haarbüschel von<br />
ihm entdeckt. Die Spur von «Lumpaz»<br />
verlor sich laut dem Bündner<br />
Jagdinspektor Georg Brosi am 29.<br />
September letzten Jahres bei Martina<br />
im Unterengadin. Während<br />
«Lumpaz’» tragisches Schicksal nur<br />
vermutet werden kann, ist jenes<br />
von Bruder «JJ1», der auf den Namen<br />
«Bruno» getauft wurde, gesichert<br />
und hat grosse <strong>Pro</strong>teste ausgelöst.<br />
Kaum war er am 20. Mai <strong>2006</strong> als<br />
erster Bär seit über 170 Jahren (der<br />
letzte Braunbär in Deutschland war<br />
1835 im bayerischen Ruhpolding<br />
getötet worden) über die deutsche<br />
Grenze gekommen, wurde er auch<br />
schon gleich zum Abschuss freigegeben.<br />
Während seiner Streifzüge<br />
in Italien und Österreich hatte «Bruno»<br />
zuvor Haus- und Nutztiere, vor<br />
allem Schafe, zum Teil auch innerhalb<br />
menschlicher Siedlungen oder<br />
in deren Nähe erbeutet. Obwohl<br />
solches Verhalten bei Braunbären<br />
in Europa nicht ungewöhnlich ist,<br />
bezeichnete ihn die Regierung Bayerns<br />
als «<strong>Pro</strong>blembär», als «Bedrohung<br />
für den Menschen» und gab<br />
ihn sofort zum Abschuss frei. Die<br />
Behörden zogen die Freigabe aufgrund<br />
massiver Kritik von Experten<br />
und der Öffentlichkeit zwar zeitweise<br />
zurück. Drei Wochen lang versuchte<br />
man mit verschiedenen<br />
Methoden, «JJ1» lebendig zu fangen.<br />
Nach dem Abbruch der Fangversuche<br />
wurde er am 26. Juni in<br />
Bayern in der Nähe der Rotwand im<br />
Spitzingseegebiet erschossen.<br />
Heimlichtuerei<br />
Genauere Angaben zur Exekution<br />
von «Bruno» verweigerten die Behörden<br />
in der Folge. Von Seiten des<br />
Bayerischen Umweltministeriums<br />
hiess es lapidar, der Abschuss sei –<br />
so wörtlich – «von jagdkundigen<br />
Personen» vorgenommen worden.<br />
Auch Bayerns Umweltminister<br />
Werner Schnappauf schützte die<br />
Täter mit der Verweigerung detaillierter<br />
Angaben zum Abschuss:<br />
«Aussagen zum Gewehrtyp, zu Kaliber<br />
und Munition können nicht<br />
gemacht werden, um die Anonymität<br />
der Beteiligten zu wahren.» Laut<br />
TV-Berichten soll es sich bei den<br />
Personen um zwei ortsansässige<br />
Jäger sowie einen Polizisten gehan-<br />
26 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
delt haben, die das <strong>Tier</strong> aus kurzer<br />
Distanz durch zwei Schüsse in Lunge<br />
und Leber töteten. «JJ1» starb<br />
aufgrund innerer Verletzungen, wie<br />
die am 28. Juni <strong>2006</strong> veröffentlichte<br />
Obduktion ergab. In der Lunge<br />
befand sich 1 Liter Blut.<br />
In einer Umfrage der «Süddeutschen<br />
Zeitung» sprachen sich 86<br />
<strong>Pro</strong>zent der Befragten gegen das<br />
Vorgehen im Fall «Bruno» aus. Tausende<br />
Internetnutzer machten in<br />
Blogs ihrer Trauer und Wut über<br />
den Abschuss Luft. Feriengäste, die<br />
bereits gebucht hatten, stornierten<br />
aus Verärgerung und Entsetzen<br />
über den Abschuss ihren geplanten<br />
Urlaubsaufenthalt in Schliersee<br />
oder sonst wo in Bayern. Touristiker<br />
und Analysten gehen davon<br />
aus, dass «im besten Fall Übernachtungen<br />
in der Höhe von 500000<br />
Euro, im schlechtesten Fall von einer<br />
Million» storniert wurden.<br />
Rechnet man noch alle Kosten für<br />
die ganze Jagd und die unfähigen<br />
Behördenmühlen dazu, ist die mittelalterliche<br />
Aktion also nicht nur<br />
tier- und artenschützerisch, sondern<br />
auch volkswirtschaftlich gesehen<br />
komplett widersinnig.<br />
Illegales Halali<br />
Um die Akzeptanz der Bevölkerung<br />
für den Schutz des Braunbären zu<br />
gewährleisten, haben mehrere europäische<br />
Länder Managementpläne<br />
entwickelt. Sie beinhalten einen<br />
abgestuften Katalog von Massnahmen<br />
zur Verhinderung oder zumindest<br />
Minimierung der von Bären<br />
verursachten Schäden. In erster Linie<br />
sind gegen solche Übergriffe<br />
Schutzmassnahmen zu ergreifen,<br />
zum Beispiel in Form von Elektrozäunen.<br />
Für nachweislich durch<br />
Bären entstandene Schäden gibt es<br />
finanziellen Ersatz. Bei wiederholten<br />
Schäden werden Braunbären vergrämt,<br />
in erster Linie mit Gummigeschossen<br />
oder Knallkörpern.<br />
Die Tötung von Bären ist in diesen<br />
Managementplänen zwar nicht<br />
grundsätzlich ausgeschlossen. Sie<br />
ist jedoch nur vorgesehen, wenn<br />
Bären gegenüber Menschen aggressiv<br />
auftreten. «Bruno» verhielt<br />
sich Menschen gegenüber nie ag-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: Krunoslav Rac<br />
gressiv. So gesehen, war Bayerns<br />
überstürztes Halali auf «Bruno»<br />
schlicht illegal. Bis heute bleibt ungeklärt,<br />
warum man «Bruno» statt<br />
abzuschiessen nicht betäubte und<br />
umsiedelte und/oder mit einem<br />
Sender versah. Immerhin war sein<br />
genauer Aufenthaltsort zwei Tage<br />
lang bekannt und ein Betäubungsexperte<br />
verfügbar. Und warum<br />
fragte Bayern nicht die Nachbarn?<br />
Weder der Schweizer noch der<br />
österreichische Managementplan<br />
für Braunbären hätten «Bruno» als<br />
«Risikobären» eingestuft. Und auch<br />
als solcher wäre er nicht automatisch,<br />
sondern nur unter den dazu<br />
genauestens definierten Umständen<br />
zum Abschuss frei gegeben<br />
worden.<br />
Fatales Signal<br />
Mit dem vollstreckten Todesurteil<br />
von «Bruno» hat man dem Schutz<br />
von Meister Petz einen Bärendienst<br />
erwiesen und ein fatales Signal gesetzt.<br />
Das bayrische Umweltministerium<br />
schürt damit die Panikmache<br />
gegen zuwandernde Grossraubtiere<br />
(siehe auch Wolf-Beitrag<br />
ab Seite 14 in diesem <strong>Heft</strong>). «Wie<br />
will man bei der Bevölkerung, bei<br />
<strong>Tier</strong>haltern und Jägern den Weg für<br />
die Zuwanderung von Braunbären<br />
ebnen, wenn der Staat selbst sofort<br />
zur Flinte greift?», folgert die deutsche<br />
Biologin Daniela Freyer von<br />
der <strong>Tier</strong>schutzorganisation <strong>Pro</strong><br />
Wildlife: «Aufgrund des staatlich<br />
genehmigten Abschusses sieht es<br />
nun düster aus für andere Bären,<br />
die sich zukünftig über die Grenze<br />
wagen.» Nach europäischem – und<br />
auch schweizerischem – Recht sind<br />
sowohl Bär als auch Wolf streng geschützt.<br />
Der Abschuss ist nur in<br />
Ausnahmefällen erlaubt. Eigentlich.<br />
Dennoch werden immer wieder<br />
Wölfe und andere streng geschützte<br />
Arten getötet. Legal und illegal.<br />
■<br />
27
<strong>Tier</strong>transporte<br />
Kniefall<br />
vor dem<br />
EU-Agrar-Wahn<br />
Der Paukenschlag kam Anfang Juli: die geplante Aufhebung des<br />
Verbots internationaler <strong>Tier</strong>transporte durch die Schweiz.<br />
Eigentlich hätte er ungehört verhallen sollen, wie der Zeitpunkt<br />
der brisanten Ankündigung zeigt.<br />
HANS PETER ROTH<br />
Im Amtsdeutsch des EidgenössischenVolkswirtschaftsdepartements<br />
EVD tönt das so: «Das<br />
EVD hat am 7. Juli unter dem Titel<br />
‹Weiterentwicklung des Veterinäranhangs<br />
zum Landwirtschaftsabkommen<br />
Schweiz-EU› die Anhörung<br />
zu drei Verordnungsänderungen<br />
eröffnet. Dazu gehört eine<br />
Totalrevision über die Ein-, Durchund<br />
Ausfuhr von <strong>Tier</strong>en und <strong>Tier</strong>produkten<br />
(EDAV). Die Anhörung<br />
lief bis zum 31. August. Einer der<br />
Revisionspunkte besteht in der Zulassung<br />
des Transits von <strong>Tier</strong>en<br />
der Rinder-, Schaf-, Ziegen- und<br />
Schweinegattung auf der Strasse,<br />
der bisher laut Artikel 59 Absatz 4<br />
der geltenden EDAV nicht gestattet<br />
war, aber laut bilateralen Abkommen<br />
erlaubt werden soll.»<br />
Der Zeitpunkt der «Anhörungseröffnung»<br />
war wohl nicht ganz<br />
zufällig auf den Freitag, 7. Juli, gelegt<br />
worden, schön auf Beginn der<br />
Sommerferien. Da interessiert die<br />
eidgenössische Tagespolitik viele<br />
Schweizer nicht mehr gross, weil<br />
sie urlaubshalber abwesend sind,<br />
egal ob Bürger, Beamte oder <strong>Tier</strong>schützer.<br />
Und welcher Redaktor<br />
vermeldet schon am Freitag, kurz<br />
vor Feierabend, Wochenende und<br />
Ferienbeginn eine «Anhörungseröffnung»?<br />
Die Vermutung verschiedener<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisationen ist<br />
naheliegend: Das EVD hat versucht,<br />
die Aufhebung des <strong>Tier</strong>transit-<br />
verbots unbemerkt in die EDAV<br />
hineinzuschmuggeln.<br />
Aufhebens<br />
über Aufhebung<br />
Im Rahmen des Landwirtschaftsabkommens<br />
Schweiz – EU hatte man<br />
zuvor zwar die weitgehende Gleichwertigkeit<br />
der Schweizer Vorschriften<br />
mit denen der EU festgestellt.<br />
Einige Schweizer Bestimmungen<br />
werden dennoch den EU-Regelungen<br />
angepasst. So sollen zur Erleichterung<br />
des Handels mit der EU<br />
etwa die tierärztlichen Kontrollen an<br />
den Grenzen (mit Ausnahme der<br />
Flughäfen) aufgehoben werden.<br />
Diese Änderungen, die am 1. Januar<br />
2007 in Kraft treten sollen, sind<br />
28 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
Foto: Agentur REUTERS<br />
Foto: zvg<br />
Punkt für Punkt erläutert durch das<br />
Bundesamt für Veterinärwesen<br />
BVET. Bis auf einen ganz heiklen:<br />
Kein Wort stand in den Erläuterungen<br />
des BVET zur Revision eben<br />
zum Transitverbot für <strong>Tier</strong>transporte<br />
auf der Strasse durch die Schweiz.<br />
Das haben aufmerksame Beobachter<br />
trotz der Verschwiegenheit<br />
des Bundesamts glücklicherweise<br />
bemerkt und Alarm geschlagen.<br />
Denn das kommentarlos aus der<br />
Verordnung gekippte Verbot internationaler<br />
<strong>Tier</strong>transporte ist aus<br />
tierschützerischer, aber auch aus<br />
seuchenhygienischer Sicht skandalös.<br />
Seuchengefahr<br />
Das sehen auch Verbände so, die<br />
ansonsten nicht als besonders tierschutzfreundlich<br />
gelten. So sind<br />
sich der Schweizerische Bauernverband<br />
(SBV), Suisseporcs, und andere<br />
Vereinigungen einig: Der <strong>Tier</strong>verkehr<br />
ist ein Hauptfaktor bei der<br />
Ausbreitung von Seuchen. Das Verbot<br />
des internationalen <strong>Tier</strong>transitverkehrs<br />
durch die Schweiz muss<br />
deshalb beibehalten werden. «Der<br />
einmalig gute Seuchenstatus der<br />
Schweizer Nutztierbestände darf<br />
nicht leichtfertig verspielt werden»,<br />
mahnt etwa der SBV. So sieht es<br />
auch Suisseporcs, der Schweizerische<br />
Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband.<br />
Im BVET, das den Entwurf Anfang<br />
Juli in die Vernehmlassung<br />
gab, reagiert man erschrocken auf<br />
die breit abgestützte Kritik. In einem<br />
Interview mit der «Basler Zeitung»<br />
räumte BVET-Direktor Hans Wyss in<br />
der Folge sogar ein, dass man die<br />
Transitfrage in den Erläuterungen<br />
zur Verordnungsrevision wohl explizit<br />
hätte thematisieren sollen.<br />
Den höheren <strong>Tier</strong>schutzstandard<br />
bei den Viehtransporten und das<br />
Transitverbot werde der Bundesrat<br />
gegenüber der EU aber weiter verteidigen,<br />
so Wyss.<br />
Leiden für<br />
Dumpingpreise<br />
Viel mehr als ein Lippenbekenntnis<br />
wird dies allerdings kaum sein.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Dass <strong>Tier</strong>schutzanliegen in der EU<br />
einen (noch) schwereren Stand haben<br />
als in der Schweiz, zeigen die<br />
bitteren Erfahrungen Österreichs.<br />
1999 hielt der Europäische Gerichtshof<br />
fest, dass das damalige<br />
österreichische Transportgesetz,<br />
welches gleich wie die Schweiz eine<br />
Maximaltransportzeit für <strong>Tier</strong>e auf<br />
sechs Stunden beschränkte, ein<br />
Hindernis für den freien EU-Warenverkehr<br />
sei. Seither ist der Weg für<br />
ungehinderte Ferntransporte in die<br />
Schlachthöfe und die Häfen Kroatiens<br />
und Italiens über den Brenner<br />
frei. Denn: Lebendtransport ist billiger,<br />
als die <strong>Tier</strong>e im nächstgelegenen<br />
Schlachthof zu schlachten<br />
und ihr Fleisch in Kühlwagen zu befördern,<br />
lautet die zynische Devise<br />
der EU-Verantwortlichen.<br />
Es gibt weitere Widersprüche.<br />
So stellt auch der SBV richtig fest:<br />
Wenn sich Schweizer Viehproduzenten<br />
an die im neuen Schweizer<br />
<strong>Tier</strong>schutzgesetz festgelegte Maximaltransportdauer<br />
von sechs Stunden<br />
halten müssen, geht es nicht<br />
an, EU-Ferntransporte zuzulassen,<br />
die mit ihren <strong>Tier</strong>en sehr viel weniger<br />
schonend und zeitlich praktisch<br />
unbegrenzt unterwegs sind. Das<br />
Versprechen von BVET-Direktor<br />
Hans Wyss klingt reichlich hohl, die<br />
Schweiz werde gegenüber der EU<br />
weiterhin am Transitverbot festhalten<br />
– obwohl das Verbot aus der<br />
Verordnung gestrichen werden<br />
soll … insbesondere, wenn man<br />
heute Bundesrat Pascal Couchepin<br />
beim Wort nimmt: Im Jahr 2000 zerstreute<br />
der ehemalige Wirtschaftsminister<br />
Befürchtungen der <strong>Tier</strong>schutzorganisationen,<br />
das bestehende<br />
Verbot für Transittransporte<br />
von Schlachtvieh durch die Schweiz<br />
auf der Strasse würde mit den bilateralen<br />
Abkommen zwischen der<br />
EU und der Schweiz hinfällig. Er<br />
versprach: «Auch im Zuge der Revision<br />
der EDAV soll dieses Verbot<br />
beibehalten werden.»<br />
Subventions-Irrsinn<br />
Wirtschaftlich interessant ist das<br />
Verschieben von Schlachtvieh quer<br />
durch Europa vor allem dank einer<br />
verfehlten EU-Agrarpolitik. Statt die<br />
– umweltschädigenden – Fleischberge<br />
über eine verkleinerte Viehproduktion<br />
abzubauen, subventionierte<br />
Brüssel ab 1989 den Export<br />
lebender Zucht- und Schlachtrinder<br />
in Staaten ausserhalb der EU grosszügig.<br />
Über Nacht wurden Nordafrika<br />
und der Nahe Osten zu grossen<br />
Absatzmärkten. Steuergelder<br />
machten die qualvollen Viehtransporte<br />
per Lkw und Schiff über Tausende<br />
Kilometer lukrativ. Erst nach<br />
schockierenden Fernsehbildern von<br />
geschundenen <strong>Tier</strong>en, etwa vom<br />
Ausladen völlig erschöpfter Rinder<br />
im Hafen von Beirut, und nach jahrelangen<br />
<strong>Pro</strong>testen der <strong>Tier</strong>schützer<br />
in ganz Europa drehte Brüssel den<br />
Geldhahn Ende 2005 endlich zu.<br />
Zum Erliegen kommt der Vieh-Ferntransport<br />
deswegen aber noch lange<br />
nicht. Gemäss dem «Tages-Anzeiger»<br />
sind auf Europas Strassen<br />
immer noch 26 Millionen Schlachttiere<br />
unterwegs. Täglich. Darunter<br />
Rinder, Schafe und Schweine. 75<br />
<strong>Pro</strong>zent davon auf Ferntransporten.<br />
In der Schweiz, die am europäischen<br />
Handel mit Schlachtvieh<br />
kaum beteiligt ist, sieht es da etwas<br />
besser aus: Bauern und <strong>Tier</strong>schützer<br />
haben sich auf sorgfältigere,<br />
tiergerechtere Viehtransporte geeinigt.<br />
Und die maximale Transportzeit<br />
ist gesetzlich auf sechs Stunden<br />
begrenzt. «Die Öffnung der<br />
Schweizer Strassen für europäische<br />
Ferntransporte wäre da ein<br />
völlig falsches Signal», kommentiert<br />
der Journalist Felix Maise im<br />
«Tages-Anzeiger» richtig: «Solange<br />
Nutztiere in der EU wie irgendeine<br />
Ware in der Welt herumgekarrt<br />
und <strong>Tier</strong>schutzvorschriften<br />
und Kontrollen nur als Störfaktoren<br />
im freien Warenverkehr betrachtet<br />
werden, muss die Schweiz in diesem<br />
Punkt hart bleiben.» Letztlich<br />
ist es indessen der Konsument, der<br />
mit seinem Konsumverhalten den<br />
Markt dirigiert. Doch viele Schweizer<br />
Konsumenten sind bereit, für<br />
Fleisch aus artgerechter <strong>Tier</strong>haltung<br />
mehr zu bezahlen. Warum<br />
also sollte die Schweiz einen Transitkorridor<br />
öffnen, mit dem europhile<br />
Schreibtisch-Technokraten<br />
viel Leid anrichten, nur für etwas<br />
billigeres Fleisch? ■<br />
29
Vogelgrippe-Update<br />
Wieder sieben Monate<br />
hinter Gitter<br />
Seit dem 15. Oktober ist es wieder so weit: Zehntausende Schweizer<br />
Hühner müssen zur Vorbeugung gegen die Vogelgrippe in den Ställen<br />
bleiben. Betroffen sind Tausende von Betrieben.<br />
HANS PETER ROTH<br />
Zwar ist das Freilandverbot<br />
diesmal selektiv. Es gilt innerhalb<br />
eines Umkreises von<br />
einem Kilometer rund um die grösseren<br />
Seen und Flüsse des Mittellandes.<br />
Trotzdem sind rund 5000<br />
Geflügelbetriebe und private Halter<br />
betroffen, wie Marcel Falk, Sprecher<br />
des Bundesamtes für Veterinärwesen<br />
(BVET), sagt. Das bedeutet,<br />
dass in der Schweiz wiederum<br />
rund 50000 <strong>Tier</strong>e während fast sieben<br />
Monaten nicht ins Freie dürfen.<br />
Das Verbot soll erst Ende April 2007<br />
aufgehoben werden. Die Nutztierschutzorganisation<br />
Kagfreiland findet<br />
dies übertrieben. Sie erwarte<br />
vom Bund, dass die Massnahme<br />
gelockert wird, falls bis im Dezember<br />
keine Vogelgrippe-Fälle auftauchen,<br />
hiess es in der «Neuen Zürcher<br />
Zeitung».<br />
Das Bundesamt für Veterinärwesen<br />
BVET sieht die Möglichkeit vor,<br />
das Verbot allenfalls früher aufzuheben.<br />
Grundsätzlich sei die Veterinärbehörde<br />
aber während der gesamten<br />
Überwinterungszeit der<br />
Wasservögel in erhöhter Alarmbereitschaft,<br />
weil sich während der<br />
kalten Monate rund zehnmal mehr<br />
Wasservögel in Schweizer Gewässern<br />
aufhalten als im Sommer.<br />
Virus ist nur Symptom<br />
Die Vogelgrippe: Gibt es sie? Es gibt<br />
Krankheitssymptome, die als Vogelgrippe<br />
oder Geflügelpest bezeichnet<br />
werden. Doch was ist der<br />
Auslöser? Das «Vogelgrippevirus»<br />
H5N1? Oder ist dieses lediglich<br />
Symptomträger? Der bekannte<br />
österreichische «Agrarrebell» und<br />
<strong>Tier</strong>schützer Sepp Holzer (siehe<br />
auch Beitrag im «<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>» 2-<strong>2006</strong>)<br />
sieht für die gefürchtete Krankheit<br />
ganz andere Ursachen: «Sie liegen<br />
in der Haltung der <strong>Tier</strong>e. Wenn Geflügel<br />
in Asien, aber auch in Europa<br />
in gigantischen <strong>Tier</strong>fabriken zu<br />
Hunderttausenden auf engstem<br />
30 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: Hans Peter Roth
Foto: Hans Peter Roth<br />
Raum gehalten wird, dann muss<br />
dies zwangsläufig zu schweren<br />
Krankheiten führen. Denn eine<br />
solch tierquälerische Haltung ist in<br />
jeder Hinsicht widernatürlich und<br />
macht die <strong>Tier</strong>e krank. Die Natur<br />
wehrt sich und versucht, solch widernatürliche<br />
Verhältnisse auszumerzen.»<br />
Die Massentierhaltung<br />
unter schrecklichsten Bedingungen<br />
und die globalisierten Warenströme<br />
führten in der Folge zu einem<br />
explosiven Verbreitungspotenzial.<br />
«Deshalb tiergerecht und lokal produzieren<br />
und konsumieren», mahnt<br />
Holzer.<br />
Derweil beschafft der Bundesrat<br />
Grippeimpfstoffe für die gesamte<br />
Bevölkerung. Er kauft acht Millionen<br />
Dosen eines Prä-Pandemie-<br />
Impfstoffes und reserviert Pandemie-Impfstoffe,<br />
«um im Ernstfall die<br />
Versorgung der Schweiz zu gewährleisten»,<br />
wie es heisst. Die Gesamtkosten<br />
für die Prä-Pandemieund<br />
Pandemie-Impfstoffe sollen<br />
etwa 180 Millionen Franken betragen.<br />
Beglückt mit diesen Kreditzinsbelasteten<br />
Steuergeldern wird der<br />
Pharmariese GlaxoSmithKline. Er<br />
soll den Prä-Pandemie-Impfstoff ab<br />
Januar 2007 liefern. Der dafür notwendige<br />
Kredit muss vom Parlament<br />
gutgeheissen werden, wie der<br />
Bundesrat mitteilte.<br />
Krank macht die Angst<br />
Die Planung für die Zulassung, die<br />
Lagerung und die Verteilung der<br />
Impfstoffe sowie für die freiwillige<br />
Impfung der Bevölkerung sei in Zusammenarbeit<br />
mit den zuständigen<br />
kantonalen Stellen in Vorbereitung,<br />
heisst es von offizieller Seite. Bei einer<br />
Pandemie würden die Krankenkassen<br />
die Impfkosten übernehmen.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Käfighühner aus Käfig- und Massentierhaltung sind<br />
besonders stark mit Salmonellen belastet<br />
Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind Hühner aus<br />
Käfig- und Massentierhaltung besonders stark mit Salmonellen belastet. Dies<br />
zeige ein Bericht des Bundesamtes für Risikobewertung. So seien Salmonellen<br />
in knapp 30 <strong>Pro</strong>zent der Legehennenbetriebe mit über 3000 <strong>Tier</strong>en und bei<br />
Betrieben mit über 30000 <strong>Tier</strong>en sogar bei zwei Dritteln der untersuchten Bestände<br />
nachgewiesen worden. Kleine Betriebe oder solche mit Boden-, Volierenoder<br />
Freilaufhaltung seien dagegen weit weniger stark von den gefährlichen<br />
Krankheitserregern betroffen. In Deutschland erkrankten, so der BUND, allein<br />
im vergangenen Jahr rund 52000 Menschen an einer Salmonelleninfektion.<br />
«Die Massentierhaltung von Hühnern bedeutet nicht nur eine Qual für die <strong>Tier</strong>e,<br />
sondern gefährdet auch die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten»,<br />
sagt BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm. Seit dem 4. August<br />
gelten in Deutschland neue Haltungsvorgaben, mit denen, die Legehennenverordnung<br />
von 2003, die ein Käfigverbot ab 2007 vorsah, ausgehebelt<br />
wird. Mit der Zulassung einer sogenannten «Kleinvoliere» wurde damit die<br />
klassische Käfighennenhaltung durch die Hintertür wieder eingeführt. Dahinter<br />
verbirgt sich jedoch nichts anderes als eine weitere Form der nicht artgerechten<br />
Käfighaltung von Millionen von Legehennen.<br />
Die <strong>Tier</strong>qual geht also unvermindert weiter, Konsumentinnen und Konsumenten<br />
müssen sich weiter vor krankmachenden «Überraschungseiern» aus der<br />
tierquälerischen Massentierhaltung in Acht nehmen. NN / BUND<br />
Online-Appell für eine Klage gegen den sogenannten «Seehofer-Käfig»:<br />
http://www.tierrechte.de<br />
Eine 180000 Millionen Franken<br />
teure Präventionsaktion zum Schutz<br />
vor einem Virus, von dem man<br />
nicht weiss, ob es überhaupt zu einem<br />
von Menschen übertragbaren<br />
Virus mutieren kann oder wird?<br />
Dies fragt die Bürgerwelle Schweiz,<br />
eine Organisation, die sich seit<br />
sechs Jahren für den Schutz der<br />
Gesundheit vor Mobilfunkstrahlung,<br />
aber auch vor andern Gesundheitsrisiken<br />
der heutigen Zivilisation<br />
einsetzt. Weiter kommentiert<br />
die Bürgerwelle: «‹Schutz› vor einem<br />
H5N1-Virus, das mit der üblichen<br />
Nachweismethode gar nicht<br />
zweifelsfrei als solches nachgewie-<br />
sen werden kann. ‹Schutz› vor einem<br />
Virus, dessen angebliche Gefährlichkeit<br />
für den Menschen auf<br />
weltweit ganz wenigen behaupteten<br />
menschlichen H5N1-Erkrankungen<br />
basiert. Einzelfälle, bei denen<br />
keiner nachprüfen kann, ob es wirklich<br />
H5N1-Erkrankungen waren. Unsicherer<br />
kann die Entscheidungsbasis<br />
wohl kaum sein. Und doch wird<br />
gehandelt.»<br />
Sicher ist und bleibt: Angst<br />
schwächt das Immunsystem und<br />
kann in der Folge krank machen.<br />
Folglich kann Angstmache für die<br />
Pharmaindustrie durchaus lukrativ<br />
sein – und sie ist es. ■<br />
31
Aussterbende Nutztierrassen:<br />
ein Kulturgut<br />
Artenschutz. Nicht nur viele Wildtiere, auch zahlreiche traditionelle<br />
Nutztierrassen sind im 20. Jahrhundert ausgestorben. Allein in der<br />
Schweiz verschwanden Dutzende. Doch der Schutz für die bedrohten<br />
Nutztiere ist seit Jahren im Aufwind.<br />
.<br />
VON HANS PETER ROTH<br />
Aus Sicht des <strong>Tier</strong>schutzes ist<br />
der Erhalt traditioneller Kulturtierrassen<br />
interessant,<br />
weil diese <strong>Tier</strong>e nicht an tierquälerischen,<br />
leistungsorientierten Überzüchtungen<br />
leiden. Sie bilden sozusagen<br />
einen Gegenpol zur genetisch<br />
verarmten, industriellen Massentierhaltung,<br />
die mit nicht artgerechter<br />
Haltung und massiver «Chemiekeule»<br />
nicht nur ungesunde<br />
<strong>Pro</strong>dukte, sondern auch sehr viel<br />
<strong>Tier</strong>leid erzeugt. Zudem sind sie für<br />
die genetische Vielfalt von unschätzbarem<br />
Wert und in der Regel<br />
weit besser an örtliche, klimatische<br />
und landschaftliche Gegebenheiten<br />
angepasst. Was wiederum ökologisch<br />
gesehen von grosser Bedeutung<br />
ist.<br />
Verdrängt<br />
durch Leistungsrassen<br />
Wie konnte es so weit kommen,<br />
dass auch in der Schweiz zahlreiche<br />
traditionelle Nutztierrassen<br />
ausgestorben oder vom Aussterben<br />
bedroht sind? Bereits Ende der<br />
70er Jahre stellte der Münchner<br />
Wildbiologe Thomas Schultze-<br />
Westrum fest, dass im Mittelmeerraum<br />
zahlreiche einheimische Nutztierrassen<br />
durch nordeuropäische<br />
und amerikanische Leistungsrassen<br />
ersetzt worden und ausgestorben<br />
seien.<br />
Als sich der Schweizer Artenschützer<br />
Hans-Peter Grünenfelder<br />
in den 80er Jahren aufmachte, um<br />
zu schauen, wie es in der Schweiz<br />
diesbezüglich aussah, verschlug es<br />
ihm fast die Sprache. Was es hierzulande<br />
früher alles gegeben hatte!<br />
«Das Zwergrind von Feldis-<br />
Scheid zum Beispiel oder das Adelbodner<br />
Rind, noch kleiner als das<br />
Hinterwälder von heute. Rund zwei<br />
Dutzend Schafrassen waren ausgestorben.<br />
Auch wenn einzelne Rassen<br />
nicht stark von anderen abwichen,<br />
so waren doch ganz eigentümliche<br />
Typen darunter, um die es<br />
mir wirklich leid tat.»<br />
Stimmungswandel<br />
Hans Peter Grünenfelder begründete<br />
in der Folge die heute wichtigste<br />
Institution zur Erhaltung traditioneller<br />
Kulturtierrassen in der Schweiz,<br />
die Stiftung <strong>Pro</strong>SpecieRara. Am<br />
Anfang habe sich die «offizielle<br />
Landwirtschaft» schwer getan mit<br />
Leuten, die gerade jene Rassen<br />
schützen wollten, die man über<br />
Jahre als minderwertig auszumerzen<br />
versucht hatte. «Da wir die Leistungszucht<br />
aber nicht in Frage stellten,<br />
sondern nur darauf hinwiesen,<br />
dass es Sinn mache, die alten Rassen<br />
trotzdem in einer überlebensfähigen<br />
Zahl zu erhalten,<br />
schlug die Stimmung nach und<br />
nach um.»<br />
Mit der zunehmenden Anerkennung<br />
in der breiten Gesellschaft,<br />
insbesondere nach dem Inkrafttreten<br />
der «Konvention über biologische<br />
Vielfalt» (Rio-Deklaration von<br />
1992), wurden die Schützer alter<br />
Kulturrassen mehr und mehr ernst<br />
genommen. Dies, nachdem die<br />
Naturschutzlobby zuvor nichts wissen<br />
wollte von einer Aufnahme der<br />
«Agro-Biodiversität» in die «Konvention<br />
über biologische Vielfalt».<br />
Es ist davon auszugehen, dass Grünenfelders<br />
Engagement und Einbezug<br />
internationaler Organisationen<br />
und Persönlichkeiten entscheidend<br />
mit dazu beitrug, dass die Agro-Biodiversität<br />
schliesslich ausdrücklich<br />
in die Rio-Deklaration aufgenommen<br />
wurde.<br />
Der Durchbruch<br />
Der Durchbruch in der Schweiz kam<br />
mit den Wollschweinen (siehe folgenden<br />
Beitrag). Bald wurde <strong>Pro</strong>-<br />
SpecieRara zur «mit Abstand grössten<br />
und erfolgreichsten Organisation<br />
zur Erhaltung alter Nutztierrassen<br />
und Kulturpflanzen», nicht nur<br />
in der Schweiz, sondern in ganz<br />
Europa. In den Pionierjahren kaufte<br />
die Stiftung die letzten <strong>Tier</strong>e auf<br />
und praktizierte ein Ausleihsystem,<br />
das eine dezentrale und somit risikoarme<br />
Erhaltungszucht ermöglichte.<br />
Mit fortschreitendem Erfolg entstanden<br />
für die einzelnen Rassen<br />
nationale Zuchtvereine.<br />
«Heute sind wir eine Dachorganisation»,<br />
sagt Philippe Ammann,<br />
Bereichsleiter <strong>Tier</strong>e bei <strong>Pro</strong>Specie-<br />
Rara. «Wir realisieren zusammen<br />
mit den Vereinen <strong>Pro</strong>jekte für die<br />
gefährdeten Rassen, helfen bei der<br />
Suche nach neuen Züchtern und<br />
beim Vermitteln von Zuchtgruppen.»<br />
Getragen wird diese Arbeit<br />
von einer breiten Gönnerschaft und<br />
über <strong>Tier</strong>patenschaften. Dass wir<br />
heute die alten Rassen noch bestaunen<br />
können, ist möglich, weil sich<br />
immer mehr Leute für die alten<br />
Rassen begeistern und viel persönliches<br />
Engagement einbringen.<br />
■<br />
32 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
Fotos: Hans Peter Roth<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Agro-Biodiversität<br />
Bedrohte Schweizer Nutztierrassen<br />
Das<br />
Wollschwein<br />
Wie robuste, bärtige Kerle vom<br />
Land sehen die kraushaarigen<br />
Wollschweine aus. Die widerstandsfähige,<br />
Schweinerasse<br />
kann mit minimalem Stallaufwand<br />
problemlos ganzjährig im Freien<br />
gehalten werden.<br />
Aus Kreuzungen verschiedener<br />
Schweine in Südosteuropa<br />
ging um 1830 in Ungarn<br />
das schwalbenbäuchige Mangalitza-Schwein,<br />
das Wollschwein,<br />
hervor. Lange wurde das Wollschwein<br />
in Ungarn vorbildlich erhalten.<br />
Doch Ende des 20. Jahrhunderts<br />
brach die staatliche Erhaltungszucht<br />
zusammen. Heute werden<br />
die Mangalitzas wieder vom<br />
Staat gefördert und von einzelnen<br />
Züchtern gehalten. In Ungarn existieren<br />
bis heute auch blonde und<br />
rote Mangalitzas, anders als in der<br />
Schweiz, wo nur das Schwalbenbäuchige<br />
Wollschwein, das seinen<br />
Namen aufgrund seines hellen Bauches<br />
hat, gehalten und gezüchtet<br />
wird. Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
kamen die ersten Wollschweine in<br />
die Schweiz. Gegen die Konkurrenz<br />
der Edelschweine blieben sie aber<br />
chancenlos.<br />
Heute existieren noch kleine Bestände<br />
in verschiedenen Ländern<br />
Osteuropas, in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz. <strong>Pro</strong>Specie-<br />
Rara übernahm von der Stamm-Stiftung<br />
1986 die Zucht in der Schweiz.<br />
Heute besitzt die Schweiz den wichtigsten<br />
Bestand an Schwalbenbäuchigen<br />
Mangalitzas. Über 130 Züchter<br />
halten ihre Wollschweine meist<br />
in kleinen Gruppen artgerecht im<br />
Freiland. Die Wollschweine werden<br />
auch auf Alpen, zur Säuberung von<br />
Kastanienselven (Tessin) und zur<br />
Pflege von Vogelschutzgebieten und<br />
Christbaumkulturen eingesetzt. Neu<br />
entdeckt wurden sie auch für die<br />
Pflege von Feuchtbiotopen.<br />
Die Wollschweine, deren Bestandesentwicklung<br />
stabil ist, sind<br />
etwas kleiner als Edelschweine. Sie<br />
haben einen ausgeglichenen, gutmütigen<br />
Charakter mit natürlichem<br />
Sozialverhalten. Trotz ihres massiven<br />
Körperbaus sind sie sehr<br />
«marschtüchtig» und bestens geeignet<br />
für die Freilandhaltung. Die<br />
erwachsenen <strong>Tier</strong>e tragen ein dichtes,<br />
schwarz gekraustes Borstenkleid<br />
mit beigefarbenem Bauch.<br />
Wollschweine sind wenig stressanfällig<br />
und haben einen ruhigen, sehr<br />
sozialen Charakter. Innerhalb von<br />
zwei Jahren bringen sie drei Würfe<br />
mit je etwa acht Ferkeln zur Welt.<br />
Diese werden mit Frischlingsstreifen<br />
geboren, was die nahe Verwandtschaft<br />
mit den Wildschweinen<br />
beweist. Wollschweine können<br />
dank ihrer Robustheit und ihrer<br />
Kälteresistenz recht einfach gehalten<br />
werden. Dabei eignet sich die<br />
Rasse bestens für eine naturnahe<br />
und artgerechte, extensive Weidemast,<br />
beispielsweise zur Landschaftspflege<br />
in Randregionen und<br />
auf Alpen.<br />
Zuchtziele sind unter anderem<br />
die Erhaltung und Förderung der<br />
Widerstandskraft, Geländegängigkeit,<br />
Gesundheit, ihrer ausgezeichneten<br />
Konstitution, Klimaverträglichkeit<br />
und guten Stressresistenz.<br />
Zudem sollen sie frei von Erbfehlern<br />
bleiben. (hpr) ■<br />
Mehr Infos: Schweizerische Vereinigung<br />
für die Wollschweinzucht<br />
(SVWS), www.wollschwein.ch<br />
Mit diesem Beitrag startet die<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Serie über bedrohte<br />
einheimische Nutztierrassen in<br />
Zusammenarbeit mit der Stiftung<br />
<strong>Pro</strong>SpecieRara. Die Schweizerische<br />
Stiftung für die kulturhistorische<br />
und genetische Viefalt von <strong>Tier</strong>en<br />
und Pflanzen setzt sich seit 1982<br />
für die Rettung und den Erhalt der<br />
Vielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen<br />
ein – für unser genetisches<br />
wie kulturelles Erbe. Siehe auch<br />
www.<strong>Pro</strong>SpecieRara.ch.<br />
33
Jährlich 38 Mio. Haie<br />
wegen Flossen gekillt<br />
Zubrot für Fischer zerstört ökologisches<br />
Gleichgewicht in den Ozeanen<br />
Ein internationales Forscherteam<br />
hat erstmals eine genaue<br />
Untersuchung über die<br />
jährlich getöteten Haie für die in<br />
Asien so beliebte Haifischflossen-<br />
Suppe vorgenommen. Demnach<br />
werden jährlich 38 Mio. dieser Knorpelfische<br />
nur wegen ihrer Flossen<br />
getötet. Bisher wurden die Zahlen<br />
der jährlich getöteten Haie nur geschätzt,<br />
und dabei lagen die Schätzungen<br />
irgendwo zwischen 10 und<br />
100 Mio. <strong>Tier</strong>e. Wie das Wissenschaftsmagazin<br />
Ecology Letters<br />
www.blackwellpublishing.com berichtet,<br />
ist die Nachfrage nach Haiflossen<br />
steigend, nicht zuletzt deshalb,<br />
weil sich in China eine gut<br />
verdienende Mittelschicht etabliert<br />
hat.<br />
Haifischflossen-Suppe gehört<br />
neben Abalone – einer Meeresschnecke<br />
– und Schwalbennestern<br />
zu den grossen Spezialitäten der<br />
chinesischen Küche. Gourmets zahlen<br />
in den Luxusrestaurants Hongkongs<br />
und Shanghais extrem viel<br />
Geld, um an diese Spezialitäten zu<br />
kommen. Abalones sind in den<br />
Meeren rund um China längst ausgestorben<br />
und werden jetzt von<br />
Mexiko importiert. Offensichtlich<br />
geht es nun auch den Haien immer<br />
mehr an den Kragen, wie zahlreiche<br />
Umweltorganisationen bereits<br />
seit Jahren behaupten. Die Haifischflossen-Industrie<br />
ist im Wesentlichen<br />
auf einige wenige Staaten<br />
in Asien beschränkt. Die Forscher<br />
um Shelley Clarke vom Joint<br />
Institute for Marine and Atmospheric<br />
Research der University of<br />
Hawaii und dem National Research<br />
Institute of Far Seas Fishery in<br />
Japan haben internationale Händ-<br />
ler befragt und mehr als 400 Haiflossen<br />
untersucht. Daraus schlossen<br />
die Wissenschaftler, dass von<br />
1996 bis 2000 26 bis 73 Mio. Haie<br />
jährlich gehandelt wurden. Daraus<br />
errechneten die Forscher den<br />
Durchschnittswert von 38 Mio. Fischen<br />
– fast viermal so viel wie von<br />
der UNO geschätzt.<br />
Die Untersuchungen des Forscherteams<br />
waren nicht einfach, da<br />
in den meisten Fischerei-Statistiken<br />
die Haie fehlen. Zudem sind Haie<br />
oft reiner Beifang, und dieser wird<br />
nicht nach Spezies beurteilt, sondern<br />
lediglich nach der Gesamtmenge.<br />
«Neben einigen Restriktionen<br />
über die Fangmethoden – vor<br />
allem dem Shark Finning –, die in<br />
den USA und in der EU bestehen,<br />
wurde nie ein Fischerei-Management-System<br />
für Haie erstellt», so<br />
Murdoch McAllister, Studien-Co-<br />
Autor vom Imperial College in London.<br />
«Die weltweite Nachfrage für<br />
Haifischflossen ist jedenfalls dramatisch<br />
angestiegen, das wiederum<br />
macht Fischer gierig auf ein<br />
Zubrot», meint McAllister.<br />
«Tatsächlich ist die Nachfrage<br />
nach den Haiflossen vor allem in<br />
China deutlich spürbar», berichtet<br />
Peter Knights, Direktor der Nonprofit-Organisation<br />
WildAid. «In der<br />
neuen chinesischen Mittelschicht<br />
wird Wert darauf gelegt zu zeigen,<br />
dass man sich Haifischflossen einfach<br />
leisten kann. Egal dabei ist,<br />
dass die Flossen weder besonders<br />
gut schmecken noch irgendwelche<br />
besonderen Nährstoffe enthalten»,<br />
meint Knights. Tatsächlich legen<br />
Chinesen insbesondere bei grossen<br />
Geburtstagsfeiern grossen Wert auf<br />
teure Gerichte. Damit will man den<br />
Abgeschnittene Haifischflossen<br />
Gästen die Wertschätzung ausdrücken.<br />
Umgekehrt bemerken die<br />
Forscher, dass die traditionelle<br />
Haifischflossen-Suppe aber nicht<br />
nur auf Speisekarten in Asien<br />
beschränkt ist. «Ein Teller Haifischflossen-Suppe<br />
wird im China-<br />
Max-Seafood-Restaurant in San<br />
Diego für 18 Dollar angeboten. Für<br />
40 Dollar kann man eine ganze geschmorte<br />
Flosse bestellen», berichtet<br />
das Wissenschaftsmagazin «National<br />
Geographic» (www.national<br />
geographic.com) diese Woche und<br />
bemerkt noch süffisant, dass der<br />
Wirt versichert habe, dieses Gericht<br />
ständig anzubieten. ■<br />
London (pte/14.10.<strong>2006</strong>/06:10)<br />
Aussender:<br />
pressetext.austria<br />
Redakteur:<br />
Wolfgang Weitlaner<br />
E-Mail: weitlaner@pressetext.com<br />
Tel. +43-1-811 40-307<br />
34 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: PT-Archiv
Chamaeleo (Trioceros)<br />
johnstoni<br />
(Boulenger 1901)<br />
Diesmal stelle ich Ihnen ein<br />
weiteres Dreihorn-Chamäleon<br />
vor. Chamaeleo johnstoni<br />
lebt in Ruanda, Burundi,<br />
Uganda und der Republik Kongo<br />
(Kongo Kinshasa). In den Gebirgen<br />
dieser Länder bewohnt es Höhenlagen<br />
von 1000 bis 2500 m ü.M.<br />
Johnstoni zählt zu den mittelgrossen<br />
Chamäleons. Männchen erreichen<br />
eine Gesamtlänge von etwa<br />
30 cm. Die Weibchen bleiben etwas<br />
kleiner. Von den drei Hörnern, die<br />
nur die Männchen tragen, ist das<br />
mittlere immer das grösste. Es kann<br />
30 mm lang werden. Der Helm ist<br />
sehr flach und überragt den Rückenkamm<br />
kaum. Die gleichmässige<br />
Körperbeschuppung ist durchsetzt<br />
von grossen, linsenförmigen<br />
Schuppen. Der Kehlkamm fehlt<br />
vollständig. Der Bauchkamm be-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Chamäleon<br />
Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit<br />
Schwierig zu unterscheiden<br />
Ch. johnstoni (oben) und<br />
Ch. Jacksonii (unten)<br />
steht aus hellen, leicht vergrösserten<br />
Schuppen. Die Farbpalette besteht<br />
aus Weiss, Gelb, Grün und<br />
Türkis sowie aus Schwarz, Braun<br />
und Orange. Männchen zeigen bei<br />
Normalfärbung meist türkisblaue<br />
und gelbe Flecken auf grünem<br />
Grund. Es gibt aber auch viele <strong>Tier</strong>e,<br />
die als «Grundfarbe» hellbraun<br />
Chamaeleo (Trioceros) johnstoni<br />
(Boulenger 1901)<br />
Gattung: Chamaeleo<br />
Untergattung: Trioceros<br />
Art: Ch. johnstoni<br />
Unterarten: keine<br />
Zeichnungen und Foto: R. A. Attinger<br />
und schwarz gesprenkelt sind.<br />
Weibchen sind meist grün und mit<br />
dunkleren Punkten übersät. Sie haben<br />
niemals Hörner.<br />
Oft wird Chamaeleo johnstoni<br />
mit Chamaleo jacksonii verwechselt.<br />
Beides sind Hochlandtiere.<br />
Wenn man keine Fundortangabe<br />
hat, ist es für den Laien tatsächlich<br />
schwierig, sie zu unterscheiden.<br />
Jacksonii (Kenia, Tansania)) hat einen<br />
etwas höheren Helm und einen<br />
stärker «gesägten» Rückenkamm<br />
(siehe Skizze). Was hingegen diese<br />
zwei Arten grundsätzlich voneinander<br />
unterscheidet, ist die Vermehrung:<br />
Johnstoni ist eierlegend (ovipar)<br />
und Jacksonii lebend gebärend<br />
(ovovivipar).<br />
Bis zum nächsten Mal<br />
Ihr R. A. Attinger<br />
Männchen Chamaeleo johnstoni<br />
35
<strong>Pro</strong>jekte+Kampagnen<br />
So können Sie helfen<br />
<strong>Tier</strong>e im Osten<br />
Finanzielle Unterstützung von Aufklärungskampagnen<br />
der Organisation Svoboda Zvirat in Pilsen (CZ).<br />
Bären<br />
Wir unterstützen die <strong>Pro</strong>jekte der «International Bear<br />
Foundation» (IBF) in Indien und Georgien.<br />
Adria-Delfine<br />
Finanzielle Unterstützung zur Rettung der letzten<br />
Tümmler in der Adria vor Kroatien.<br />
Findeltiere<br />
Aufnahme, medizinische Versorgung und Vermittlung<br />
von Hunden und Katzen.<br />
Katzenkastrationen<br />
Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung<br />
sinnloser Katzenvermehrung, speziell auf<br />
Bauernhöfen.<br />
Sie wollen eines oder mehrere<br />
dieser <strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen<br />
finanziell unterstützen? Verwenden<br />
Sie bitte beiliegenden Einzahlungsschein<br />
mit dem Vermerk der<br />
entsprechenden Aktion.<br />
Sie können natürlich auch online<br />
spenden unter: www.protier.ch<br />
36 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Foto: © Martin Siegenthaler
Elfenbeinhandel –<br />
Gefahr für Elefanten<br />
Verkauf von 60 Tonnen Elfenbein<br />
noch einmal gestoppt; Entscheidung<br />
fällt im Juni 2007; <strong>Tier</strong>schützer<br />
befürchten massive Zunahme<br />
der Wilderei.<br />
Der legale Handel mit Elfenbein<br />
ist als Konsequenz aus<br />
dem flächendeckenden Zusammenbruch<br />
der Elefantenbestände<br />
in Afrika seit 1989 generell verboten.<br />
Doch jetzt sollen 60 Tonnen<br />
Elfenbein ganz legal auf den Markt<br />
kommen. Es handelt sich, wie verschiedene<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
berichten, um den einmaligen Abverkauf<br />
von Lagerbeständen aus<br />
drei afrikanischen Ländern. Anfang<br />
Oktober verschob der Ständige Ausschuss<br />
des Washingtoner Artenschutzübereinkommens<br />
(WA, CITES)<br />
in Genf die Entscheidung über den<br />
Verkauf bis zur nächsten WA-Konferenz,<br />
die im Juni 2007 stattfinden<br />
wird. «Die gute Nachricht ist: Das<br />
Elfenbeinverbot bleibt vorerst erhal-<br />
<br />
Adressänderung<br />
Bitte melden Sie uns Ihre neue Adresse.<br />
Adressnachforschungen bei den Gemeinden kosten uns pro Anfrage CHF 20.–.<br />
Geld, das wir besser für die <strong>Tier</strong>e einsetzen könnten.<br />
Alte Adresse<br />
Name: _________________________________________<br />
Vorname: ______________________________________<br />
Mitgliedernummer: _____________________________<br />
Strasse: ________________________________________<br />
PLZ und Wohnort: ______________________________<br />
Telefon: ________________________________________<br />
ten. Die schlechte Nachricht: Japan,<br />
einem wichtigen Absatzmarkt für<br />
gewildertes Elfenbein, wurde die<br />
legale Einfuhr von Elfenbein bereits<br />
in Aussicht gestellt», so <strong>Pro</strong>-Wildlife-<br />
Expertin Daniela Freyer.<br />
Die 60 Tonnen des weissen Goldes<br />
stammen aus Botswana, Namibia<br />
und Südafrika, es handelt sich<br />
um konfiszierte Stosszähne und<br />
solche aus legalen Abschüssen.<br />
Bereits 2002 erhielten die drei Staatten<br />
von der WA-Konferenz die Zusage,<br />
die begehrte Ware unter bestimmten<br />
Bedingungen verkaufen<br />
zu dürfen. So müssen sowohl die<br />
Export- als auch die Importländer,<br />
dies sind vornehmlich Japan und<br />
China, effektive Kontrollen des Handels<br />
nachweisen. Zudem soll ein<br />
eigens ins Leben gerufenes Überwachungssystem<br />
Informationen<br />
über das Ausmass der Wilderei liefern.<br />
Da bislang aber keine zuverlässigen<br />
Daten vorliegen, wurde die<br />
Entscheidung diesmal noch verschoben.<br />
Lediglich Japan wurde,<br />
trotz mangelnder Überwachung des<br />
Elfenbeinhandels im Land, als Käu-<br />
Neue Adresse<br />
fer akzeptiert, China dagegen nicht,<br />
dort wird noch zu viel Elfenbein<br />
geschmuggelt.<br />
<strong>Tier</strong>- und Naturschutzorganisationen<br />
wie <strong>Pro</strong> Wildlife fordern, jeglichen<br />
Elfenbeinhandel zu verbieten.<br />
Jedes Jahr werden Tausende Elefanten<br />
gewildert. Eine Unterscheidung<br />
zwischen legalem Elfenbein<br />
aus Regierungsbeständen und gewildertem<br />
Elfenbein ist in der Praxis<br />
nicht möglich. So förderte eine<br />
Studie des IWAF (Internationalen<br />
<strong>Tier</strong>schutzfonds) über den Internet-<br />
Wildtierhandel in den Niederlanden<br />
Erschreckendes zu Tage. Binnen einen<br />
Monats wurden 600 illegale von<br />
Wildtieren stammende <strong>Pro</strong>dukte auf<br />
niederländischen Internetseiten zum<br />
Verkauf angeboten. Elfenbein war<br />
dabei das am häufigsten gehandelte<br />
<strong>Pro</strong>dukt. Es steht zu befürchten, dass<br />
mit der Freigabe des Verkaufs der<br />
60 Tonnen Elfenbein aus dem südlichen<br />
Afrika die Wilderei auf die<br />
grauen Riesen massiv angeheizt<br />
wird und es zu einer Flut von illegal<br />
angebotenem Elfenbein weltweit<br />
kommt. (uk) ■<br />
Name: __________________________________________<br />
Vorname: _______________________________________<br />
Strasse: _________________________________________<br />
PLZ und Wohnort: _______________________________<br />
Telefon: _________________________________________<br />
Einsenden an: <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, Alfred-Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Oder 4/06 faxen an: 044 201 26 23 4/0637
Buchbesprechungen<br />
Reise durch südafrikanische<br />
Nationalparks<br />
Afrika hat einiges zu bieten. Atemberaubende Landschaften,<br />
über einen Zehntel der Pflanzen unseres Planeten und<br />
ein <strong>Tier</strong>paradies von unvergleichlicher Vielfalt. In diesem<br />
Bildband finden sich neben den «big five» – Elefant, Nashorn,<br />
Löwe, Büffel und Leopard – auch viele Aufnahmen von<br />
weniger bekannten, aber nicht minder faszinierenden Bewohnern<br />
Südafrikas. Der mehrfach ausgezeichnete <strong>Tier</strong>fotograf<br />
Franck Fouquet lädt ein zu einer Reise durch 24 Nationalparks<br />
in Südafrika. Dabei überrascht er auch mit eindrücklichen<br />
Bildern von Blumen, Vögeln und Insekten, die<br />
man sonst sehr selten sieht.<br />
Franck Fouquet, Vorwort<br />
Johnny Clegg<br />
«Südafrika. Wildes Paradies»<br />
192 Seiten, rund 200 Farbfotos,<br />
CHF 52.–<br />
ISBN 3-938265-07-8<br />
RvR Verlag GmbH, Schulstr.<br />
64, D-77694 Kehl<br />
Tel. ++49 7851 955455,<br />
Fax ++49 7851 899277<br />
www.rvr-verlag.de, E-Mail:<br />
info@rvr-verlag.de<br />
Füchse downtown<br />
Ein Fuchs im Stadtgarten, auf dem Sportplatz oder mitten<br />
auf der Strasse. Für viele immer noch ungewohnt, obwohl<br />
der Rotfuchs sich seit einigen Jahren immer mehr und mehr<br />
Lebensraum inmitten menschlicher Zivilisation erobert. Vor<br />
zehn Jahren begann ein Forschungsprojekt<br />
in Zürich, sich<br />
mit den zunehmenden Fuchsbeständen<br />
zu beschäftigen und<br />
dabei insbesondere die Stadtfüchse<br />
unter die Lupe zu nehmen.<br />
Dieses reich bebilderte<br />
Buch stellt den neuen Nachbarn<br />
Fuchs umfassend dar und zeigt<br />
Wege auf für ein konfliktarmes<br />
Zusammenleben von Menschen<br />
und Füchsen.<br />
Sandra Gloor, Fabio Bontadina, Daniel Hegglin<br />
«Stadtfüchse – Ein Wildtier erobert den Siedlungsraum»<br />
189 Seiten, 143 Farbfotos, 20 Abbildungen, 5 Tabellen<br />
CHF 39.90, ISBN 10 3-258-07030-8<br />
Haupt Verlag AG, Buchhandlung und Verlag,<br />
Falkenplatz 14, 3001 Bern<br />
Tel. 031 309 09 09, Fax 031 309 09 10<br />
www.haupt.ch, E-Mail: buchhandlung@haupt.ch<br />
Geheimnisvolle<br />
Höhlenwelt<br />
Die Geschichte erzählt von einer Freundschaft zwischen zwei<br />
Höhlenforschern, einem Hirten und einer Geiss. Bruno, der<br />
Hirte, vermisst eines Morgens seine kleine Geiss Lola. Könnte<br />
es sein, dass sie in eine Höhle gefallen ist? Es bittet die beiden<br />
Höhlenforscher Markus und Florian um Hilfe. Diese entdecken<br />
auf ihrer Suche in der Höhle allerlei, wie zum Beispiel<br />
Fledermäuse – und zu guter Letzt auch Lola.<br />
Auch in Englisch und Französisch erhältlich.<br />
Corinne Kolly (Text), Sylvie<br />
Nussbaumer (Illustrationen)<br />
«Lolas’s Höhlenabenteuer»<br />
20 Seiten, farbige Illustrationen.<br />
Für Kinder ab 5 Jahren.<br />
CHF 19.–<br />
ISBN 3-908495-17-2-1<br />
Speleo <strong>Pro</strong>jects, Caving<br />
Publications International<br />
Lettenweg 118<br />
CH-4123 Allschwil<br />
Tel. 061 485 90 70, Fax 061 485 90 75<br />
www.speleoprojects.com<br />
E-Mail: orders@speleoprojects.com<br />
Herzlichen Dank!<br />
Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei Rossano<br />
Bardini vom Studio D3 in Feldmeilen bedanken. Er hat<br />
uns den ganzen bisherigen Erlös aus dem Verkauf der<br />
Musik-CDs «Entre la luz y el silencio» und «Klangerlebnis»<br />
zu Gunsten unserer Findeltiere geschenkt. Rossano<br />
Bardini ist selbst Hundebesitzer und ein grosser <strong>Tier</strong>freund.<br />
Unser Dank geht natürlich auch an diejenigen, die eine<br />
solche CD gekauft haben.<br />
Die CDs sind immer noch erhältlich. Benützen Sie für Ihre<br />
Bestellung bitte die beigeheftete Bestellkarte. Danke.<br />
38 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
<strong>Tier</strong>-Enzyklopädien<br />
Illustrierte Hunde Enzyklopädie,<br />
Esther Verhoef<br />
272 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 16.80<br />
Illustrierte Terrarien Enzyklopädie,<br />
Eugéne Bruins<br />
320 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 16.80<br />
Die grosse Katzen Enzyklopädie,<br />
Edition Dörfler<br />
476 Seiten, 22 x 30.5 cm<br />
Preis: CHF 33.50<br />
Illustrierte Katzen Enzyklopädie,<br />
Esther Verhoef<br />
240 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 18.20<br />
Illustrierte Fossilien<br />
Enzyklopädie<br />
312 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 18.20<br />
Die grosse Hunde Enzyklopädie,<br />
Esther Verhoef<br />
312 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 33.50<br />
Illustrierte Pferde Enzyklopädie,<br />
Josée Hermsen<br />
312 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 18.20<br />
Kaninchen und Nagetiere<br />
Enzyklopädie<br />
320 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 24.90<br />
Der Wolf, zwischen Mythos<br />
und Wahrheit, Angelika Sigl<br />
152 Seiten, 22 x 29 cm<br />
Preis: CHF 18.20<br />
Illustrierte Hühner Enzyklopädie,<br />
Esther Verhoef/Aad<br />
Rijs, 336 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 16.80<br />
Ziervögel Enzyklopädie<br />
Esther Verhoef<br />
312 Seiten, 17 x 24 cm<br />
Preis: CHF 24.90<br />
Die faszinierende Welt der<br />
Schlangen, Edition Dörfler<br />
144 Seiten, 24,5 x 30 cm<br />
Preis: CHF 24.90<br />
39
Der Erlös aus dem <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Weihnachtsverkauf von Handpuppen,<br />
Schlüsselanhängern, Etuis, Tassen, usw. geht zu 100%<br />
Bär, CHF 15.00<br />
Best.-Nr. PT100<br />
Kleine Bären, je CHF 10.00<br />
2cm<br />
Kleine Schlüsselanhänger, je CHF 6.00<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
Hund, CHF 15.00<br />
2cm 2cm<br />
Best.-Nr. PT102<br />
an <strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>. Benützen Sie bitte<br />
für Ihre Bestellung den beigehefteten Talon (so lange Vorrat).<br />
Schaf, CHF 8.00<br />
40 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
2cm<br />
Best.-Nr. PT103<br />
Best.-Nr. PT204 Best.-Nr. PT205 Best.-Nr. PT206 Best.-Nr. PT207<br />
Best.-Nr. PT308 Best.-Nr. PT309 Best.-Nr. PT310 Best.-Nr. PT311<br />
2cm
Katzen Handpuppen, je CHF 22.00<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
Geschenkideen<br />
Best.-Nr. PT412 Best.-Nr. PT413 Best.-Nr. PT414<br />
Tassen, je CHF 13.50 Best.-Nr. PT516 Best.-Nr. PT517 Schlüsselanhänger, Hund<br />
CHF 8.00<br />
Best.-Nr. PT515<br />
Etui, je CHF 11.00 Kleine Maus, je CHF 3.00<br />
Best.-Nr. PT721<br />
5cm<br />
Best.-Nr. PT719<br />
Best.-Nr. PT720<br />
5cm<br />
Best.-Nr. PT822<br />
Liegende <strong>Tier</strong>e,<br />
je CHF 5.00<br />
5cm<br />
Best.-Nr. PT925<br />
5cm<br />
Katzen Handpuppe<br />
2cm<br />
Best.-Nr. PT618<br />
Best.-Nr. PT924<br />
Best.-Nr. PT823<br />
2cm<br />
Best.-Nr. PT926<br />
41
Nur mit Ihrer Hilfe<br />
können wir helfen!<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> benötigt<br />
dringend Mittel!<br />
Ihre Spende rettet <strong>Tier</strong>en<br />
das Leben!<br />
Jeder Franken zählt!<br />
Herzlichen Dank!<br />
Unser PC 80-37221-2<br />
Der Einzahlungsschein<br />
ist eingeheftet.<br />
42 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
Foto: © Martin Siegenthaler<br />
Ohrringe<br />
(Massstab 100%)<br />
Nr. 02097, Neufundländer<br />
CHF 28.00<br />
Nr. 00100, Katze und<br />
Kätzchen, CHF 29.70<br />
Nr. 01579, Babybär<br />
CHF 25.00<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
<strong>Tier</strong>motivschmuck<br />
Unser <strong>Tier</strong>schmuck, produziert von «Wild Bryde»,<br />
ist ausgesprochen leicht, aber dennoch robust<br />
und dauerhaft. Die Stücke sind aus Messing gestanzt.<br />
Jedes Stück ist von Hand gehämmert und vergoldet<br />
oder mit Rhodium beschichtet (Speziallegierung,<br />
welche aussieht wie Silber, jedoch nicht verfärbt).<br />
Die Ohrhänger sind aus 14 Karat Gold oder Silber.<br />
Nr. 00972, Retriever<br />
CHF 28.00<br />
Nr. 00271<br />
Katze im Kreis<br />
CHF 27.30<br />
Nr. 01572, Bär,<br />
CHF 25.00<br />
Anhänger (Massstab 100%)<br />
Nr. A0654, Elefant &<br />
zwei Giraffen, CHF 20.50<br />
Beispiel Anhänger:<br />
Nr. A0271<br />
Katze im Kreis<br />
CHF 20.00<br />
Nr. A2097, Neufundländer,<br />
CHF 20.50<br />
Nr. A0214,<br />
zwei Giraffen,<br />
CHF 25.00<br />
Nr. 01580<br />
Knochen<br />
CHF 23.50<br />
Nr. 01584, Welpe<br />
CHF 26.50<br />
Nr. 01262<br />
Kätzchen spielt<br />
CHF 27.30<br />
Nr. 00008,<br />
Fledermaus<br />
CHF 26.50<br />
Nr. 01594, Hundespur,<br />
CHF 26.50<br />
Nr. 01343<br />
Dachshundwelpe<br />
CHF 26.50<br />
Nr. 00597<br />
Katzenportrait<br />
CHF 26.50<br />
Nr. 00297,<br />
Flughund<br />
CHF 26.50<br />
Beispiel Nr. 02097:<br />
Ohrringpaar rhodiumbeschichtet,<br />
Neufundländer, CHF 28.00<br />
Haarspange<br />
(Massstab 70%)<br />
Nr. 26532,<br />
Katzenhaarspange,<br />
CHF 43.50<br />
Nr. A0100,<br />
Katze und Kätzchen,<br />
CHF 21.00<br />
Broschen<br />
(Massstab 70%)<br />
Nr. 24093<br />
Katze gespiegelt<br />
CHF 37.50<br />
Nr. 24003,<br />
Zwei Katzen<br />
CHF 32.00<br />
Halskette<br />
(Massstab 70%)<br />
Nr. 22051<br />
Halskette mit<br />
Katzenportraits<br />
CHF 62.40<br />
Beispiel Nr. 00972:<br />
Ohrringpaar vergoldet,<br />
Retriever, CHF 28.00<br />
Mit dem Kauf des<br />
Schmuckes unterstützen<br />
Sie die<br />
Arbeit von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
Von jedem verkauften<br />
Schmuckstück gehen<br />
50% der Nettoeinnahmen<br />
an unsere<br />
<strong>Pro</strong>jekte. Benutzen<br />
Sie bitte die beigeheftete<br />
Bestellkarte.<br />
Armbänder (Massstab 60%)<br />
Nr. 20086, Katze im Kreis, CHF 46.80 (auf Bestellformular Grösse angeben)<br />
Nr. 20021, Katzenportraits, CHF 50.00 (auf Bestellformular Grösse angeben)<br />
43
Pilzerkrankung<br />
rafft iberische<br />
Kröten hinweg<br />
Globale Erwärmung<br />
setzt auch europäischen<br />
Fröschen zu.<br />
Madrid/London (pte/26.10.06)<br />
– Dass die Frösche und Kröten<br />
der Welt extrem unter<br />
Druck geraten sind, ist keine<br />
Neuigkeit mehr. Nun haben<br />
Forscher des National Museum<br />
of Natural Science in Madrid<br />
erstmals entdeckt, dass<br />
auch die iberische Geburtshelferkröte<br />
ein Opfer der tödlichen<br />
Pilzerkrankung geworden<br />
ist. Und diese Pilzerkrankung<br />
wird offensichtlich<br />
durch die globale Erwärmung<br />
richtig angefeuert,<br />
berichtet das Wissenschaftsmagazin<br />
New Scientist<br />
(www.newscientist.com) in<br />
seiner jüngsten Online-Ausgabe.<br />
Eine ähnliche Konstellation<br />
konnten Forscher in<br />
den südamerikanischen Bergen<br />
feststellen. Der Chytrid-<br />
Pilz Batrachochytrium dendrobatidis<br />
ist ein für die<br />
Froschlurche tödliches Pathogen.<br />
Der Tröpfchenpilz<br />
führt zu einer Beeinträchtigung<br />
des Wasser- und Elektrolyt-Haushaltes<br />
bei den<br />
<strong>Tier</strong>en. Der genaue Auslöser<br />
dieser Epidemie ist noch ungeklärt.<br />
Die Pilzinfektion verläuft<br />
meist tödlich. Der Pilz<br />
hatte dafür gesorgt, dass 74<br />
Kurznachrichten<br />
der insgesamt 110 Harlekinfrosch-Spezies<br />
in Mittel- und<br />
Südamerika seit 1980 ausgestorben<br />
sind. In den vergangenen<br />
zehn Jahren ist dieser<br />
Krankheitserreger auch nach<br />
Europa gekommen. Eines<br />
der ersten Opfer in Europa<br />
waren die Geburtshelferkröten<br />
(Alytes obstetricans) im<br />
Penalara Natural Park. Der<br />
Krötenbestand im Nationalpark<br />
ist nach Angaben der<br />
Forscher auf ein Minimum<br />
gesunken.<br />
pressetext.austria<br />
Redakteur:<br />
Wolfgang Weitlaner<br />
Allergiefreie Katze<br />
zum Verkauf bereit<br />
Nach jahrelangen Zuchtversuchen<br />
sind nun allergiefreie<br />
Katzen lieferbar. Ein US-Unternehmen<br />
in San Diego verkauft<br />
die kleinen zwölfwöchigen<br />
Kätzchen zum Stückpreis<br />
von 3950 Dollar. Das Glyko-<br />
<strong>Pro</strong>tein Fel-d1, das Katzen<br />
im Speichel, Fell und auf<br />
der Haut tragen und das<br />
bei gewissen Menschen zu<br />
allergischen Reaktionen, wie<br />
Schnupfen, rote Augen oder<br />
sogar Asthma, führt, wurde<br />
bei der neuen Zucht deutlich<br />
reduziert. Es gibt aber eine<br />
natürliche genetische Abweichung<br />
in der Katzen-DNA.<br />
Davon ist allerdings nur eine<br />
Foto: Jaime Bosch – NEW SCIENTIST<br />
von 50000 Katzen betroffen.<br />
Die Wissenschafter machten<br />
sich auf die zeitraubende<br />
Suche nach solchen <strong>Tier</strong>en,<br />
um mit ihnen gezielt zu züchten.<br />
Sie versichern, es habe<br />
keine weiteren genetischen<br />
Modifikationen der Katzen<br />
gegeben. Kritisch zu der speziellen<br />
Züchtung äusserte<br />
sich der Präsident des Ärzteverbandes<br />
Deutscher Allergologen<br />
Wolfgang Czech. Er<br />
zweifelt daran, dass die Katze<br />
gänzlich allergiefrei ist.<br />
Das <strong>Pro</strong>tein Fel-d1 sei zwar<br />
das Hauptallergen, das besonders<br />
aggressiv sei. Man<br />
könne aber nicht ausschliessen,<br />
dass manche Allergiker<br />
trotzdem noch auf andere<br />
Allergene mit Asthma oder<br />
sonstigen Symptomen reagieren.<br />
Er sei zwar positiv<br />
davon überrascht, dass die<br />
Zucht der Katzen auf natürlichem<br />
Wege zustande gekommen<br />
sei, dennoch sei<br />
dies eine Beeinflussung der<br />
Natur, die hart an der Grenze<br />
liege. Das Interesse an den<br />
Katzen ist gross und die Warteliste<br />
der Kundschaft bereits<br />
lang. Bereits seit 2004 gibt es<br />
die Möglichkeit, die allergiefreien<br />
Katzen zu bestellen.<br />
Das Marktpotenzial wird von<br />
Experten als gross bezeichnet.<br />
Nach Schätzungen leben<br />
allein in 38 Mio. US-Haushalten<br />
Katzen. 35 <strong>Pro</strong>zent der<br />
US-Amerikaner leiden heute<br />
bereits unter Allergien.<br />
Quelle: pressetext<br />
Klonen von <strong>Tier</strong>en<br />
blieb unrentabel<br />
«Little Nicky» war die erste<br />
Klon-Katze auf Bestellung.<br />
Preis: 50000 Dollar<br />
Es hat sich ausgeklont: Die<br />
kalifornische Biotechnikfirma,<br />
die vor zwei Jahren erstmals<br />
ein Kätzchen auf Bestel-<br />
Alles für<br />
die Katz<br />
lung klonte und für 50000<br />
Dollar verkaufte, hat den Betrieb<br />
eingestellt.<br />
Die Firma nehme keine Aufträge<br />
mehr an, weil sie «bis<br />
jetzt keine Technologie entwickeln<br />
konnte, die das Klonen<br />
von Haustieren wirtschaftlich<br />
rentabel machen<br />
würde», zitierte der «San<br />
Francisco Chronicle» am<br />
Mittwoch aus einer Firmenmitteilung.<br />
Das Unternehmen Genetic<br />
Savings and Clone bei San<br />
Francisco hatte seit 2004 zwei<br />
geklonte Katzen verkauft,<br />
darunter «Little Nicky», einen<br />
Klon von Kater «Nicky», der<br />
in 2003 17-jährig gestorben<br />
war. Die Katzenbesitzerin bezahlte<br />
damals 50000 Dollar<br />
(40000 Euro) für das neun<br />
Wochen alte Klon-Kätzchen.<br />
Die von US-Millionär John<br />
Sperling gegründete Firma<br />
war die erste weltweit, die<br />
Katzen zum Verkauf klonte<br />
und Hundebesitzern erstmals<br />
auch genetisch identische<br />
Kopien ihres vierbeinigen<br />
Lieblings liefern wollte.<br />
Der Versuch, den 2002 gestorbenen<br />
Hund von Firmengründer<br />
Sperling zu klonen,<br />
war aber gescheitert.<br />
WWF kämpft weiter<br />
für den<br />
Walliser Wolf<br />
Der WWF hat Rekurs<br />
eingelegt gegen die Abschussbewilligung<br />
für den<br />
Wolf aus dem Val d’Illiez.<br />
«Wir rekurrieren beim Walliser<br />
Staatsrat, weil Bedin-<br />
44 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
© Tony Gutierrez/AP
gungen des Wolfkonzepts<br />
des Bundes nicht eingehalten<br />
werden», erklärt Walter<br />
Vetterli, Alpen-Verantwortlicher<br />
beim WWF Schweiz.<br />
Das Konzept erlaubt den<br />
Abschuss eines Wolfs, um<br />
weitere Schäden an Kleinnutztieren<br />
wie Schafen zu<br />
vermeiden. «Schäden an<br />
Schafen sind aber nicht mehr<br />
zu erwarten, da wegen des<br />
Winters sämtliche <strong>Tier</strong>e bereits<br />
wieder von den Alpen<br />
in die Täler gebracht wurden»,<br />
begründet Vetterli den<br />
Rekurs.<br />
Um zu verhindern, dass der<br />
Wolf während der Behandlung<br />
des Rekurses abgeschossen<br />
werden darf, hat<br />
der WWF bereits gestern ein<br />
anderes Rechtsmittel eingelegt:<br />
Er rekurriert bei der<br />
Walliser Regierung auch gegen<br />
die Abweisung eines früheren<br />
Gesuches, das die Abschussbewilligungaufgeschoben<br />
hätte. Mit dem Gesuch<br />
wollte der WWF die in<br />
der Abschussbewilligung<br />
entzogene aufschiebende<br />
Wirkung des Rekurses wieder<br />
herstellen.<br />
Kontakt: Ralph Manz,<br />
Geschäftsleiter WWF Wallis,<br />
027 923 61 62, 078 821 92 92,<br />
wwf.ovs@rhone.ch<br />
Kurt Eichenberger,<br />
<strong>Pro</strong>jektleiter Biodiversität,<br />
WWF Schweiz,<br />
044 297 22 53, 078 667 34 67,<br />
kurt.eichenberger@wwf.ch<br />
Fische erinnern sich<br />
an heimatliche<br />
Geräusche<br />
Fische lassen sich besonders<br />
gerne an geräuschvollen<br />
Riffplätzen nieder.<br />
Die Geräusche sollen dabei<br />
den Lauten entsprechen, von<br />
denen die <strong>Tier</strong>e während ih-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
rer Zeit im Ei umgeben waren.<br />
Das ergab eine internationale<br />
Studie, die der britische<br />
Meeresbiologe Stephen<br />
Simpson von der Universität<br />
in York leitete.<br />
Der Lebenszyklus vieler Korallenfische<br />
folgt einem bestimmten<br />
Ablauf. Sind sie<br />
nahe dem Riff geschlüpft,<br />
wandern sie für etwa einen<br />
Monat hinaus aufs Meer, um<br />
möglichen Fressfeinden am<br />
Riff zu entgehen. Später kehren<br />
sie im Schutz der Dunkelheit<br />
zu einem Riff zurück<br />
und siedeln sich dort an.<br />
Nach welchem Prinzip die<br />
Fische ihren neuen Lebensraum<br />
wählen, war bisher<br />
unklar.<br />
Den Wissenschaftlern ist es<br />
nun gelungen, sie durch eine<br />
bestimmte Geräuschkulisse<br />
zu künstlichen Riffplätzen<br />
zu locken. Die Fische wanderten<br />
dabei sechsmal häufiger<br />
zu geräuschvollen als<br />
zu stillen Riffen. Bei den<br />
Klängen handle es sich vor<br />
allem um Verständigungslaute<br />
der Fischeltern, meint<br />
Simpson. Typisch sei beispielsweise<br />
eine Art Trompetenton,<br />
wenn die nachtaktiven<br />
<strong>Tier</strong>e auf der Jagd nach<br />
Nahrung sind. Ein charakteristischesHintergrundgeräusch<br />
sei auch das Platzen<br />
von kleinen Wasserbläschen<br />
an den Scherenspitzen von<br />
zuschnappenden Garnelen.<br />
Die Fische werden damit offenbar<br />
bereits im Ei durch<br />
Einflüsse von aussen geprägt<br />
– vergleichbar vielleicht<br />
einem menschlichen<br />
Phänomen: der beruhigenden<br />
Wirkung der mütterlichen<br />
Stimme auf das ungeborene<br />
Kind. Die Erkenntnisse<br />
könnten in Zukunft eine<br />
gezielte Neubesiedelung von<br />
Riffen, etwa in überfischten<br />
Gebieten, ermöglichen.<br />
(bdw)<br />
Das Ende der<br />
<strong>Tier</strong>versuche an<br />
Schimpansen in der<br />
EU in Sicht!<br />
Sechs der letzten 28<br />
Schimpansen im niederländischen<br />
Labor BPRC<br />
wurden nun in ihre neue<br />
Heimat im niederländischen<br />
Almere gebracht.<br />
Über 100 Schimpansen fristeten<br />
in Europas letztem<br />
Menschenaffenlabor, dem<br />
Biomedical Primate Research<br />
Centre (BPRC) im niederländischen<br />
Rijswijk, ihr<br />
Dasein unter erbärmlichen<br />
Bedingungen. Die meisten<br />
der hochintelligenten und<br />
sozialen Menschenaffen vegetierten<br />
dort zum Teil<br />
20 Jahre lang in Einzelhaft<br />
ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
(wir berichteten).<br />
Die in der European<br />
Coalition to End Animal<br />
Experiments (ECEAE) zusammengeschlossenen<strong>Tier</strong>schutzorganisationen,darunter<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, hatten unter<br />
Federführung des Bundesverbandes<br />
Menschen für<br />
<strong>Tier</strong>rechte jahrelang für die<br />
Freilassung der Schimpansen<br />
und die Schliessung dieses<br />
Labors gekämpft.<br />
Die massiven <strong>Pro</strong>teste aus<br />
ganz Europa führten im Jahr<br />
2003 endlich zum Erfolg: dem<br />
gesetzlichen Verbot von Versuchen<br />
an Menschenaffen in<br />
den Niederlanden. Ein Teil<br />
der <strong>Tier</strong>e wurde daraufhin an<br />
Zoos und Safariparks abgegeben.<br />
Für Schimpansen, die<br />
mit HIV oder Hepatitis C infiziert<br />
worden waren, baute die<br />
Organisation Stichting Aap<br />
mit finanzieller Unterstützung<br />
der niederländischen<br />
Regierung eine Auffangstation<br />
in Almere.<br />
«Kurz bevor das gesetzliche<br />
Verbot in Kraft trat, wurden<br />
noch sechs Schimpansen<br />
mit Hepatitis C infiziert. Diese<br />
<strong>Tier</strong>e konnten Ende September<br />
nun endlich die Hölle<br />
der Affen verlassen», freut<br />
sich Dr. Kurt Simons, erster<br />
Vorsitzender des Bundesverbandes<br />
Menschen für <strong>Tier</strong>rechte.<br />
«Tomas, Zorro,<br />
Kenny, Iris, Juus und Willie<br />
werden zum ersten Mal in<br />
ihrem Leben Gras und die<br />
Sonne sehen. Die restlichen<br />
Menschenaffen sollen ihnen<br />
bald folgen. Doch noch leiden<br />
rund 1300 Rhesus- und<br />
andere Affen weiter in dem<br />
Labor», gibt Simons zu bedenken.<br />
Das BPRC muss<br />
ganz geschlossen werden,<br />
fordert der Verband, denn<br />
Experimente an Affen sind<br />
unethisch und die Ergebnisse<br />
nicht auf den Menschen<br />
übertragbar.<br />
Nach Informationen von<br />
Menschen für <strong>Tier</strong>rechte<br />
Online-Aktion:<br />
Machen Sie mit bei der Online-Aktion<br />
unseres Dachverbandes<br />
European Coalition<br />
to End Animal Experiments<br />
(ECEAE):<br />
www.eceae.org/deutsch/<br />
labanimals.html<br />
Afrikas Fauna<br />
droht Ausverkauf<br />
Afrikas Fauna wird durch<br />
den Handel mit Wildtierfleisch,<br />
dem so genanntem<br />
Bush-Meat, extrem<br />
gefährdet. Allein aus dem<br />
Kongo-Becken werden<br />
jährlich mehr als fünf<br />
Millionen Tonnen Fleisch<br />
exportiert.<br />
Besonders bedroht sind nach<br />
Angaben verschiedener Umweltorganisationen<br />
die Bestände<br />
von Elefanten und<br />
Menschenaffen. Für Abhilfe<br />
will jetzt die Organisation<br />
Bushmeat Campaign schaf-<br />
45
fen. Afrikanische Spitzenpolitiker<br />
wollen so den illegalen<br />
und unkontrollierten Handel<br />
mit dem Wildtierfleisch einschränken.<br />
«Es ist nicht die<br />
lokale Nutzung von Wild, die<br />
uns Sorge bereitet, sondern<br />
der Handel mit dem Fleisch<br />
über die Grenzen hinweg»,<br />
erklärt der Umweltminister<br />
von Kamerun, Clarkson Oben<br />
Tanyi-Mbianyor. Ziel der<br />
Organisation ist es, die nachhaltige<br />
Nutzung von Bush-<br />
Meat zu ermöglichen. So<br />
sollen so genannte Eco-<br />
Guards eingesetzt werden,<br />
die die lokale Bevölkerung<br />
über die Folgen der unkontrollierten<br />
Jagd auf Wildtiere<br />
für das Ökosystem und<br />
damit auch die eigene Le-<br />
<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender<br />
Kurznachrichten<br />
Bestelltalon<br />
Ich bestelle gegen Rechnung ____ Ex.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2007<br />
à CHF 21.50 (+Versandkosten, ab 10 Kalender portofrei.)<br />
(Bitte in Blockschrift)<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Strasse:<br />
PLZ/Ort:<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
Kurznachrichten<br />
bensgrundlage aufklären und<br />
alternative Erwerbsmöglichkeiten<br />
aufzeigen sollen.<br />
Kontrolle oder Verbot?<br />
Mit Unterstützung Grossbritanniens<br />
will man den mehr<br />
als 150 Millionen Menschen,<br />
die im Kongobecken leben<br />
und die zu den Ärmsten der<br />
Welt gehören, Alternativen<br />
bieten. Kritiker wenden dagegen<br />
ein, dass sich der<br />
Heisshunger nach tierischem<br />
Eiweiss und damit der Bush-<br />
Meat-Handel niemals völlig<br />
eindämmen lässt und effektive<br />
Kontrollen nicht durchsetzbar<br />
sind. Zoologen sind<br />
allerdings der Meinung, dass<br />
das Wildtierfleisch für viele<br />
Einheimische von existenti-<br />
(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)<br />
eller Bedeutung ist und ein<br />
kontrollierter Handel mehr<br />
bewirken würde als ein Verbot.<br />
So könnte zum Beispiel<br />
bei einer auffälligen Abnahme<br />
von grösseren <strong>Tier</strong>en wie<br />
Affen die Jagd auf Kleinsäuger<br />
verstärkt werden, damit<br />
die Fleischversorgung nicht<br />
abreisst. Adam Matthews,<br />
Direktor der Bushmeat-Campaign,<br />
ist sich im Klaren darüber,<br />
dass die Diskussion<br />
über Handelsbarrieren für<br />
das begehrte Wildfleisch<br />
unbedingt im Kontext mit<br />
der Armut Afrikas stehen<br />
muss. Nur so können Strategien<br />
zur Erhaltung eines<br />
der ökologisch wertvollsten<br />
Gebiete der Welt geschaffen<br />
werden. Zu denken gibt al-<br />
lerdings, dass Kontrollen in<br />
Afrika bislang in den seltensten<br />
Fällen, wenn überhaupt,<br />
funktioniert haben. So<br />
fand zu Zeiten des «kontrollierten»<br />
Elfenbeinhandels<br />
eine der grössten <strong>Tier</strong>metzeleien<br />
in der Menschheitsgeschichte<br />
in Afrika statt, bei<br />
der die Elefantenbestände in<br />
zahlreichen Ländern völlig<br />
vernichtet und in vielen anderen<br />
an den Rand der Ausrottung<br />
gebracht wurden.<br />
NatureNews<br />
Linktipps:<br />
• www.thebush<br />
meatcampaign.org<br />
• http://bushmeat.net<br />
• www.zoo.cam.ac.uk/ioz/<br />
projects/bushmeat.htm<br />
Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an:<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 044 201 26 23<br />
46 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />
PRO<br />
Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde<br />
monatlich folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine<br />
werden mir nach Eingang dieses Talons zugeschickt).<br />
CHF 20.– CHF 40.– CHF 50.–<br />
CHF 100.– CHF<br />
Ich überweise einen einmaligen Betrag von CHF<br />
Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag CHF 30.–)<br />
(Bitte Gewünschtes ankreuzen)<br />
Patenschaften<br />
Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> schläfert keine<br />
gesunden <strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswo<br />
abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund<br />
oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir<br />
kein Recht, ihnen dieses zu nehmen.<br />
Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere<br />
Leute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunter<br />
aber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachen<br />
hohe Kosten.<br />
Name: Vorname:<br />
Strasse: PLZ/Ort:<br />
Foto: © Martin Siegenthaler<br />
Deshalb bitten<br />
wir Sie:<br />
Werden Sie<br />
Patin/Pate<br />
eines Findeltieres!<br />
Mit Ihrem monatlich<br />
wiederkehrenden<br />
Betrag geben Sie uns<br />
die Möglichkeit,<br />
uns weiterhin optimal<br />
für unsere Schützlinge<br />
einzusetzen.<br />
Datum: Unterschrift:<br />
Bitte ausschneiden und einsenden an:<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich<br />
Foto: © Nathalie Dubois<br />
4/06<br />
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<strong>Tier</strong>e in Not …<br />
…<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft!<br />
Werden Sie Mitglied!<br />
Foto: © Nathalie Dubois<br />
<br />
Beitrittserklärung<br />
zur Schweizerischen Gesellschaft<br />
für <strong>Tier</strong>schutz<br />
Alfred-Escher-Strasse 76<br />
8002 Zürich, Telefon 044 201 25 03<br />
Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr CHF 30.–<br />
Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit CHF 1000.–<br />
Minimalmitgliederbeitrag für<br />
Jugendliche unter 18 Jahren CHF 20.–<br />
Für Kollektivmitglieder CHF 200.–<br />
Für Paarmitglieder CHF 50.–<br />
Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.<br />
Herr Frau Bitte in Blockschrift ausfüllen<br />
Name Jahrgang<br />
Vorname Postleitzahl<br />
Strasse Ort<br />
Ort, Datum Unterschrift<br />
Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters<br />
4/06<br />
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