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Heft 4/2006 - Pro Tier

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PRO<br />

• Keine <strong>Tier</strong>transporte<br />

durch die Schweiz!<br />

• Fremde Katze was tun?<br />

4/<strong>2006</strong><br />

SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ


Impressum Inhalt<br />

Wir geben <strong>Tier</strong>en ein Zuhause 4<br />

Zeitschrift der Schweizerischen<br />

Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz /<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,<br />

Zürich<br />

Nr. 4, November <strong>2006</strong><br />

34. Jahrgang<br />

Erscheint 4x jährlich<br />

Abonnement<br />

Mitglieder erhalten die Zeitschrift<br />

kostenlos<br />

Jahresbeitrag Fr. 30.–<br />

Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–<br />

Einzelnummer Fr. 6.–<br />

Jahresabonnement Fr. 20.–<br />

Redaktion:<br />

Rita H. Dubois (rd)<br />

Ständige Mitarbeiter:<br />

Nathalie Dubois (nd)<br />

Hans Peter Roth (hpr)<br />

Ulrich Karlowski (uk)<br />

Ulrike Kirsch (uki)<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />

R. A. Attinger<br />

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der<br />

Weiterverwendung der Artikel und Bilder<br />

nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung<br />

der Redaktion.<br />

Die Beiträge decken sich nicht unbedingt<br />

mit der Meinung der Redaktion und des<br />

Vorstandes<br />

Titelbild: Katze im Schnee,<br />

Agentur Sutter<br />

Layout: Urs Widmer<br />

proVista – concept, prepress, publishing,<br />

design, 4123 Allschwil<br />

Druck: Fotorotar AG, 8132 Egg<br />

Beilage: <strong>Tier</strong>friedhof Läufelfingen<br />

SCHWEIZERISCHE<br />

GESELLSCHAFT<br />

FÜR TIERSCHUTZ<br />

Alfred-Escher-Strasse 76<br />

CH-8002 Zürich<br />

Telefon: 044 201 25 03<br />

Telefax: 044 201 26 23<br />

Postcheck: 80-37221-2<br />

E-Mail: tierschutz@protier.ch<br />

URL: www.protier.ch<br />

Fremde Katze – heimatlose Katze? 6<br />

Warum Schlittenhunde anders sind 8<br />

Nachruf: <strong>Pro</strong>fessor Heinz Sielmann 11<br />

Weihnachtstipps für <strong>Tier</strong>besitzer 12<br />

Erneut Jagd auf Wölfe im Wallis 14<br />

Wozu dient eigentlich der Winterschlaf? 18<br />

Erfahrungsentzug macht Hunde erst richtig aggressiv 22<br />

Neues aus Lima: Hilfsexpeditionen für <strong>Tier</strong>e 24<br />

Das traurige Los der «<strong>Pro</strong>blembären» 26<br />

Kniefall vor dem EU-Agrar-Wahn 28<br />

Wieder sieben Monate hinter Gitter 30<br />

Aussterbende Nutztierrassen: ein Kulturgut 32<br />

Agro-Biodiversität: Bedrohte Schweizer Nutztierrassen 33<br />

Jährlich 38 Mio. Haie wegen Flossen gekillt 34<br />

Chamäleon: Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit 35<br />

<strong>Pro</strong>jekte+Kampagnen 36<br />

Elfenbeinhandel – Gefahr für Elefanten 37<br />

Buchbesprechungen und <strong>Tier</strong>-Enzyklopädien 38<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Geschenkideen: Handpuppen, Etuis, Tassen, usw. 40<br />

<strong>Tier</strong>motivschmuck 43<br />

Kurznachrichten 44<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2007 zum Bestellen 46<br />

Patenschaften 47<br />

Schlittenhunde<br />

Winterschlaf<br />

Jagd auf Wölfe im Wallis<br />

EU-Agrar-Wahn<br />

2 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

8<br />

18<br />

14<br />

28


Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />

Kürzlich fuhr ich am frühen<br />

Morgen hinter einem<br />

Schlachtkälbertransport her.<br />

Als der Wagen in Zürich zum<br />

Schlachthof abbog, wurde mir mulmig<br />

zu Mute. Der Gedanke, dass<br />

diese jungen <strong>Tier</strong>e ihr Leben nicht<br />

geniessen durften und in Kürze tot<br />

sein würden, machte mir arg zu<br />

schaffen. Ich weiss nicht, wie lange<br />

sie unterwegs waren. Im Verhältnis<br />

zu ihren europäischen Artgenossen<br />

auf jeden Fall kurz.<br />

Der Bundesrat will wieder einmal<br />

vor der EU kuschen und im<br />

Rahmen der bilateralen Verhandlungen<br />

grünes Licht geben für europäische<br />

<strong>Tier</strong>transporte durch die<br />

Schweiz. Unsere Regierung unterstützt<br />

damit den Schwachsinn, lebende<br />

<strong>Tier</strong>e für die Schlachtung<br />

durch ganz Europa zu karren, anstatt<br />

sie in ihren Herkunftsländern<br />

zu schlachten. Solche Transporte<br />

können, je nach Herkunfts- und Bestimmungsland,<br />

bis zu 90 Stunden<br />

dauern. Einmal mehr sind die Kosten<br />

ausschlaggebend. Der Transport<br />

von lebenden <strong>Tier</strong>en ist billiger<br />

als der Transport von tiefgekühltem<br />

Fleisch. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> appelliert<br />

an Bundesrätin Doris Leuthard, das<br />

Verbot der Schlachttiertransporte<br />

durch die Schweiz aufrechtzuerhalten.<br />

Dadurch werden zwar weiterhin<br />

jährlich rund 360 Millionen <strong>Tier</strong>e<br />

durch Europa transportiert, aber<br />

die Schweiz würde mit der Aufrechterhaltung<br />

des Verbots wenigstens<br />

ein Zeichen setzen.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2007!<br />

Bestelltalon auf Seite 46<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Editorial<br />

Die Walliser Jäger haben wieder<br />

einmal gezeigt, dass sie keine Konkurrenz<br />

dulden.<br />

Der Wolf respektive die Wölfin<br />

ist tot! Abgeschossen durch mutige<br />

Waidmänner, die ihr aufgelauert<br />

haben, als sie zu ihrer Beute, einem<br />

gerissenen Hirschkalb, zurückkehrte.<br />

25 Schafe, so klagte ein Schafzüchter,<br />

seien ihm gerissen worden.<br />

Ob es die Wölfin war, ist nicht<br />

geklärt. Bilder des «Täters» liessen<br />

zwar eher auf einen Rüden schliessen.<br />

Doch im Wallis fackelt man<br />

nicht lange. Eile war angesagt, zwei<br />

Wochen später wäre die Frist für<br />

die Abschussbewilligung abgelaufen.1885<br />

Hirsche wurden im letzten<br />

Jahr im Wallis geschossen, da kann<br />

nicht geduldet werden, dass Wölfe<br />

hin und wieder ein <strong>Tier</strong> reissen.<br />

Wäre es nicht sinnvoller, der Wildtierbestand<br />

würde durch natürliche<br />

Feinde statt durch schiesswütige<br />

Jäger reguliert?<br />

Wegen der Vogelgrippe hat die<br />

EU vor einem Jahr ein Importverbot<br />

für Wildvögel erlassen. 3,5 Millionen<br />

<strong>Tier</strong>e wurden dadurch vor<br />

dem Fang für europäische Vogel-<br />

Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen<br />

Sie uns bitte im Internet unter: www.protier.ch<br />

Foto: Martin Siegenthaler<br />

käfige bewahrt. Eine gute Nachricht<br />

würde man meinen, nur stellt man<br />

sie in Relation zu den Millionen von<br />

Vögeln, die aus Panik vor der Krankheit<br />

meist auf qualvolle Weise getötet<br />

wurden, kann man sich darüber<br />

auch nicht richtig freuen.<br />

Das Jahr <strong>2006</strong> geht zu Ende.<br />

Auch im neuen Jahr werden wir,<br />

mit Ihrer Hilfe und Unterstützung,<br />

weiterkämpfen und uns für den<br />

Schutz der <strong>Tier</strong>e einsetzen.<br />

Ich wünsche Ihnen allen eine<br />

besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.<br />

Herzlich bis zum nächsten Mal<br />

Ihre<br />

Rita Dubois<br />

Geschäftsführerin<br />

3


Mercedes, 5-jährig. Mercedes weiss, was sie will. Hat<br />

sie sich erst einmal mit jemandem angefreundet, ist<br />

sie sehr zutraulich und holt sich auch gerne Streicheleinheiten,<br />

wenn sie gerade Lust dazu hat. Sie mag es<br />

aber nicht, wenn man sie unaufgefordert knuddeln<br />

oder gar herumtragen will. Mercedes ist unkompliziert.<br />

Sie sucht einen Platz als Einzelkatze. Zu Kindern ist sie<br />

nicht geeignet.<br />

Foto: R. Seger<br />

Streicheleinheiten<br />

gesucht<br />

Glückspilz<br />

Pascha. Der Perserkater hatte vor einem Jahr ein neues<br />

Zuhause gefunden. Leider hat Pascha nach wie vor<br />

mit gesundheitlichen <strong>Pro</strong>blemen zu kämpfen, die er<br />

seiner Abstammung der Rasse Perser «zu verdanken»<br />

hat. Nicht umsonst wird die überzüchtete Form der<br />

Perserkatzen als Qualzucht bezeichnet. Mit der zweiten<br />

Katze hat sich Pascha einigermassen arrangiert.<br />

Die Dame ist zuweilen etwas zickig und hat nicht immer<br />

Verständnis für Paschas Kontaktaufnahme. Dafür<br />

bekommt er von seinen Besitzern umso mehr Zuneigung.<br />

Wir geben <strong>Tier</strong>en<br />

Foto: <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

Überfordert<br />

Doggen suchen ein Zuhause. 28 (!) Doggenmischlinge<br />

musste der <strong>Tier</strong>schutzverein Bischofszell/Weinfelden<br />

im Kanton Thurgau Ende August notfallmässig<br />

übernehmen. Der völlig überforderte Hundehalter, der<br />

die <strong>Tier</strong>e sich unkontrolliert vermehren liess, wurde<br />

polizeilich aus der gemieteten Villa ausgewiesen. Für<br />

vier erwachsene <strong>Tier</strong>e und zwei Welpen sucht <strong>Tier</strong>schützer<br />

Reinhold Zepf noch immer ein Zuhause. Die<br />

Hunde hatten praktisch keinen Kontakt zur Umwelt und<br />

sind deshalb noch etwas scheu und zurückhaltend.<br />

Wer einen dieser Mischlinge bei sich aufnehmen will,<br />

braucht Hundeerfahrung, Zeit und Geduld.<br />

Interessenten melden sich bitte direkt bei Herrn Zepf,<br />

Telefon 071 648 15 33.<br />

Unser Spendenkonto<br />

PC: 80-37221-2<br />

Vermerk: Findeltiere<br />

Schweizerische Gesellschaft<br />

für <strong>Tier</strong>schutz<br />

Alfred-Escher-Strasse 76,<br />

CH-8002 Zürich<br />

4 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: Esther Stamm<br />

Foto: Esther Stamm<br />

Foto: ALFA Kartos Kalenderverlag


ein Zuhause<br />

Foto: Rita Dubois<br />

Wir suchen für unsere Katzen<br />

im <strong>Tier</strong>heim<br />

Katzenbetreuer/-in<br />

Wer hat Zeit und Lust, regelmässig<br />

unsere Findelkatzen zu besuchen<br />

und ihnen etwas Aufmerksamkeit<br />

und vor allem Streicheleinheiten zu<br />

schenken. Obwohl im <strong>Tier</strong>heim<br />

alles dafür getan wird, damit sich<br />

die Katzen bis zu ihrer Weitervermittlung<br />

wohl fühlen, ist es doch<br />

unmöglich, den Schmuse- und<br />

Spielbedürfnissen jedes einzelnen<br />

<strong>Tier</strong>es voll und ganz gerecht zu<br />

werden. Wir suchen deshalb Leute,<br />

die Erfahrung im Umgang mit<br />

Katzen haben und gerne unseren<br />

Schützlingen etwas Gesellschaft<br />

leisten möchten.<br />

Interessiert? Dann melden Sie sich<br />

bitte direkt bei Rita Dubois unter<br />

Tel. 044 201 25 03.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Glückspilze<br />

Sasha. Der nierenkranke 6-jährige Kater (im Bild unten)<br />

lebt seit einem halben Jahr bei unserer Geschäftsführerin<br />

in Basel. Innert kurzer Zeit musste sie ihre<br />

beiden 14-jährigen Kater einschläfern lassen. Die Kätzin<br />

Melissa vermisste vor allem ihren Spielgefährten Niggi.<br />

Und so kam Sasha endlich zu einem Zuhause. Obwohl<br />

er anhänglich und verschmust ist, wollte ihn wegen seiner<br />

Krankheit bisher niemand aufnehmen.<br />

Kaum in seinem neuen Heim angekommen, machte er<br />

den beiden bereits dort wohnenden Katzendamen klar,<br />

wer künftig der Chef ist. Sie nahmen es gelassen. Inzwischen<br />

sind er und Melissa dicke Freunde. Sie spielen<br />

und toben gemeinsam durch die Wohnung; müde<br />

geworden, schlafen sie gemeinsam auf dem Katzenbaum.<br />

Wir hoffen, dass Sasha sein Glück noch lange<br />

geniessen darf.<br />

5


Fremde Katze –<br />

heimatlose Katze?<br />

Ist die Katze, die mich regelmässig besucht oder durch meinen Garten<br />

streift, von zu Hause entlaufen? Wurde sie ausgesetzt? Oder ist sie<br />

einfach nur auf Entdeckungstour? Wann ist es sinnvoll, sich einem<br />

«herumstreunenden» <strong>Tier</strong> anzunehmen, es zu füttern oder gar in die<br />

Wohnung zu nehmen? – Viele sind verunsichert, wenn plötzlich<br />

unverhofft ein Gast auftaucht.<br />

VON NATHALIE DUBOIS<br />

Grundsätzlich gilt: nicht gleich<br />

jede herumschleichende<br />

Katze füttern. Keine einfache<br />

Entscheidung, gerade für <strong>Tier</strong>freunde,<br />

denn schlaue Katzen wissen<br />

sehr genau, wie man mitleidig<br />

miaut und um Futter oder Zuwendung<br />

bettelt. Katzen sind selbständige<br />

und eigenwillige <strong>Tier</strong>e. Sie<br />

sind oft sehr ortsverbunden – im<br />

Gegensatz zum Hund, der mehr<br />

menschbezogen ist. Wenn eine<br />

Katze auswärts Anschluss sucht,<br />

heisst das noch lange nicht, dass sie<br />

es zu Hause nicht gut hat und sich<br />

ihr Besitzer nicht um sie kümmert.<br />

Es kann deshalb für den Besitzer<br />

sehr lästig werden, wenn seine Katze<br />

ungewollt fremd betreut wird.<br />

Um Konflikte zu vermeiden, gilt es<br />

einige Regeln im Umgang mit fremden<br />

Katzen zu berücksichtigen.<br />

Abklären, wem das <strong>Tier</strong> gehört:<br />

Am einfachsten ist es, wenn die Katze<br />

gechipt ist, also einen implantierten<br />

Mikrochip mit den gespeicherten<br />

Daten des <strong>Tier</strong>besitzers trägt.<br />

Jede <strong>Tier</strong>arztpraxis, die meisten<br />

<strong>Tier</strong>heime und einige Polizeistellen<br />

verfügen über ein entsprechendes<br />

Lesegerät.<br />

Trägt die Katze keinen Chip oder haben<br />

Sie keinen Zugang zu einem<br />

Lesegerät, haben Sie folgende Möglichkeiten,<br />

ihre Herkunft abzuklären:<br />

1. Trägt die Katze ein Halsband mit<br />

Adresskapsel?<br />

2. Ist das <strong>Tier</strong> bei der offiziellen Meldestelle<br />

(www.tier-vermisst.ch)<br />

als vermisst gemeldet?<br />

3. Falls nicht, das <strong>Tier</strong> umgehend<br />

selber bei der Meldestelle als gefunden<br />

eintragen (www.gefun<br />

dene-tiere.ch) oder telefonisch<br />

melden unter 0848 848 820 oder<br />

per Fax – das entsprechende<br />

Formular hierfür kann auf der<br />

Gemeindestelle, Polizeistationen,<br />

<strong>Tier</strong>heimen und beim <strong>Tier</strong>arzt<br />

kostenfrei bezogen werden.<br />

4. In der Nachbarschaft abklären,<br />

ob das <strong>Tier</strong> jemandem gehört.<br />

Zettel (wenn möglich mit Foto)<br />

im Quartier, in Läden und in der<br />

nächstgelegenen <strong>Tier</strong>arztpraxis<br />

aufhängen. Allenfalls Inserat in<br />

der Lokalzeitung machen. <strong>Tier</strong>heime/-pensionen<br />

in der Umgebung<br />

verständigen.<br />

Ist das <strong>Tier</strong> mager,<br />

hat es struppiges Fell<br />

oder Verletzungen?<br />

Dies deutet schon eher darauf hin,<br />

dass die Katze schon länger herumstreunt<br />

und auf sich alleine gestellt<br />

ist. In diesem Fall macht es Sinn,<br />

dem <strong>Tier</strong> Futter und Wasser anzubieten,<br />

vor allem im Winter oder bei<br />

grosser Kälte. Es ist aber trotzdem<br />

wichtig, seinen allfälligen Besitzer<br />

ausfindig zu machen (siehe oben).<br />

Ist es verletzt, müssen Sie es zum<br />

<strong>Tier</strong>arzt bringen.<br />

Wann darf ich<br />

die Katze behalten?<br />

Meldet sich nach zwei Monaten kein<br />

Besitzer, haben Sie das Recht, das<br />

gefundene/zugelaufene <strong>Tier</strong> zu behalten.<br />

Sie müssen aber nachweisen<br />

können, dass Sie sie sich ernsthaft<br />

bemüht haben, den Besitzer<br />

ausfindig zu machen (siehe oben).<br />

Besitzer gefunden<br />

Vielleicht ist die Katze neu in der<br />

Gegend und hat sich auf ihrer Erkundungstour<br />

einfach nur zu ihnen<br />

verirrt. Nach diesem einmaligen<br />

Abstecher ist sie bestimmt wieder<br />

froh, zuhause zu sein. Kommt sie<br />

aber weiterhin regelmässig auf Besuch,<br />

klären Sie in einem Gespräch<br />

mit dem <strong>Tier</strong>besitzer die Situation<br />

und einigen Sie sich, wie Sie sich<br />

konkret verhalten sollen, wenn seine<br />

Katze doch immer wieder bei<br />

Ihnen auftaucht und hereingelassen<br />

werden will oder um Futter bettelt<br />

(zurückbringen, streicheln, verjagen,<br />

usw.). Respektieren Sie unbedingt,<br />

wenn der Besitzer nicht<br />

wünscht, dass Sie die Katze füttern.<br />

Was tun, wenn der<br />

Besitzer sich zu wenig<br />

um sein <strong>Tier</strong> kümmert?<br />

Wer weiss, wo die Katze eigentlich<br />

hingehört, sie aber trotzdem immer<br />

vor fremden Türen sitzt, sollte abklären,<br />

ob der Besitzer vielleicht gerade<br />

in den Ferien weilt und das<br />

<strong>Tier</strong> daher vermehrt Kontakt in der<br />

Nachbarschaft sucht.<br />

Es ist auch möglich, dass es sich<br />

um einen unkastrierten Kater auf<br />

6 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


Foto: <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

Freiersfüssen handelt. Sie neigen<br />

eher zum Herumstreunen. Eigentlich<br />

sollte es sich aber für jeden verantwortungsvollen<br />

<strong>Tier</strong>halter von<br />

selber verstehen, dass er seinen<br />

«Freigänger» kastrieren lässt – egal<br />

ob Kater oder Weibchen.<br />

Ganz junge Katzen unter 6 Monaten<br />

sollten noch nicht ins Freie<br />

gelassen werden. Ihr Orientierungssinn<br />

ist in diesem Alter noch nicht<br />

vollständig ausgebildet. Auch sind<br />

sie in ihrem Übermut noch nicht in<br />

der Lage, mögliche Gefahren richtig<br />

einzuschätzen. Zudem suchen<br />

sie schnell Anschluss, wenn sie sich<br />

langweilen oder immer alleine sind.<br />

Wichtig ist auch, dass die Katze<br />

durch ein Katzentürchen oder eine<br />

Katzenleiter permanent Zugang<br />

nach drinnen hat. Die Katze muss<br />

jederzeit eine Rückzugsmöglichkeit<br />

haben, sei es vor Nässe und Kälte<br />

oder auch, wenn sie aus anderen<br />

Gründen (jagende Hunde, andere<br />

Katzen, usw.) Schutz sucht. Katzenbesitzer,<br />

die ihr <strong>Tier</strong> am Morgen einfach<br />

vor die Tür stellen, zur Arbeit<br />

gehen und erst abends bei ihrer<br />

Rückkehr wieder hereinlassen,<br />

müssen sich nicht wundern, wenn<br />

sich die Katze im Quartier bei anderen<br />

Leuten «einnistet».<br />

In diesem Fall sollte man den<br />

<strong>Tier</strong>halter darauf ansprechen. Ist er<br />

uneinsichtig und nicht bereit, der<br />

Katze einen geschützten Platz oder<br />

mehr Zuwendung zu bieten, oder<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

überlässt er das <strong>Tier</strong> sogar regelmässig<br />

längere Zeit sich selber,<br />

sollte der zuständige <strong>Tier</strong>schutzverein<br />

kontaktiert werden. Er wird versuchen<br />

zu vermitteln und den <strong>Tier</strong>halter<br />

auf seine Pflichten aufmerksam<br />

zu machen. Wer sich ein Haustier<br />

hält, trägt ihm gegenüber Verantwortung.<br />

Und obwohl Katzen<br />

zwar sehr selbstständig sind, sind<br />

sie keine Selbstversorger, die man<br />

nach Lust und Laune sich selber<br />

überlässt.<br />

Wohin mit heimatlosen<br />

oder verwilderten<br />

Katzen?<br />

Steht fest, dass die Katze niemandem<br />

gehört, stellt sich die Frage,<br />

was mit dem <strong>Tier</strong> geschehen soll.<br />

Ideal ist es natürlich, wenn sie bleiben<br />

kann, wo sie sich niedergelassen<br />

hat, und dort ein neues Zuhause<br />

findet. Dies gilt vor allem für verwilderte<br />

Katzen. Für solche <strong>Tier</strong>e ist<br />

es die beste Lösung, wenn sie regelmässig<br />

gefüttert werden und ihnen<br />

ein geeigneter Unterschlupf zur<br />

Verfügung steht (immer vorausgesetzt,<br />

sie sind kastriert). Sie einzufangen<br />

und in ein <strong>Tier</strong>heim zu bringen,<br />

bedeutet meist grossen Stress.<br />

Solche <strong>Tier</strong>e lassen sich in der Regel<br />

auch kaum weitervermitteln,<br />

schon gar nicht als Wohnungskatzen.<br />

Im <strong>Tier</strong>heim leiden sie unter<br />

dem Eingesperrtsein und dem<br />

ungewohnt engen Kontakt mit<br />

Menschen. Sie werden aggressiv<br />

oder depressiv. Oft braucht es<br />

zum Einfangen verwilderter oder<br />

sehr verängstigter <strong>Tier</strong>e eine sogenannte<br />

«Katzenfalle». Sie können<br />

bei <strong>Tier</strong>schutzvereinen gemietet<br />

werden.<br />

Zahme Katzen sind zwar einfacher<br />

umzuplatzieren, aber die meisten<br />

<strong>Tier</strong>heime sind voll mit Findeltieren,<br />

die auf ein neues Zuhause<br />

warten. Wenn immer möglich sollte<br />

versucht werden, einen seriösen<br />

Platz in der Nachbarschaft, im Bekanntenkreis<br />

oder über einen <strong>Tier</strong>arzt<br />

zu finden. Vorsicht bei Inseraten<br />

und Aushängen in Läden. Auf<br />

solche Anzeigen melden sich allerlei<br />

Personen, die vielleicht für eine<br />

Katzenhaltung ungeeignet sind.<br />

Auf jeden Fall sollte man sich<br />

von Anfang an Gedanken über die<br />

Zukunft seines Gastes machen. Wer<br />

eine Katze anfüttert, übernimmt<br />

auch die Verantwortung für sie. Oft<br />

rufen uns Leute an, die bereits wochenlang<br />

oder sogar über Monate<br />

hin ein <strong>Tier</strong> betreuen, und plötzlich<br />

soll es von einem Tag auf den anderen<br />

weg, weil es ihnen doch zu<br />

umständlich wird oder das <strong>Tier</strong><br />

plötzlich krank wird und Kosten verursachen<br />

könnte. Lapidar heisst es<br />

dann: «Das ist ja schliesslich nicht<br />

meine Katze» – der <strong>Tier</strong>schutz solls<br />

richten.<br />

■<br />

7


Warum<br />

Schlittenhunde<br />

anders sind<br />

Ausdauernd, genügsam, stark.<br />

Für die Menschen des Nordens waren<br />

Schlittenhunde als Gefährten unentbehrlich.<br />

Heute sind Hundeschlittenrennen ein Renner.<br />

Doch die treuen Gefährten sind anspruchsvoll.<br />

Otto Rentsch erinnert sich noch gut. Als er in den<br />

frühen 60er Jahren seine Arbeit als Briefträger<br />

bei der Post in Schwanden bei Sigriswil<br />

im Berner Oberland aufnahm, gab es<br />

noch wenig motorisierten Verkehr. Und das<br />

Gebiet, in welchem der heute pensionierte<br />

Posthalter damals Briefe und Pakete vertrug,<br />

zwischen 1000 und 1200 Meter hoch<br />

gelegen, war nicht überall gut erschlossen.<br />

Vor allem im Winter. «Damals fielen noch<br />

ganz andere Schneemengen», sagt Otto<br />

Rentsch. «Die Schneepflüge wurden noch<br />

von Pferdegespannen gezogen, und ich war<br />

oft wochenlang mit dem schönen hölzernen<br />

Postschlitten unterwegs.» Und dieser<br />

gelbe Schlitten wurde von einem Hund<br />

gezogen. «Einem Schlittenhund!», lacht<br />

Otto Rentsch. Doch dieser «Schlittenhund»<br />

Von war sein geliebter deutscher Schäfer-<br />

Hans Peter Roth hund…<br />

Was ist ein Schlittenhund?<br />

Das Online-Lexikon Wikipedia bestätigt:<br />

«Als Schlittenhund bezeichnet man jeden<br />

Hund, der vor einen Schlitten gespannt<br />

wird, um diesen mittels Geschirr und Leinen<br />

zu ziehen.» Der «Schäferhund» von Otto<br />

Rentsch war also tatsächlich ein «Schlittenhund»!<br />

Wikipedia ergänzt: «Schlittenhunde<br />

müssen ausdauernd und kältebeständig<br />

sein.» Der Schweizerische Klub für Nordische<br />

Hunde, SKNH, bringt es genauer auf<br />

den Punkt: Hunderassen liessen sich nicht<br />

einfach so den Jagd-, Hüte- oder Wachhunden<br />

und anderen mehr zuordnen: «So wurden<br />

auch die Schlittenhunde nicht allein<br />

wegen ihres Talentes zum Ziehen von<br />

Schlitten diesem ‹Oberbegriff› zugeordnet,<br />

denn über dieses Talent verfügen auch<br />

andere Hunderassen. Vielmehr liegt die<br />

8 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


Zuordnung zu einer bestimmten Hundebezeichnung<br />

dem Verhalten, der Herkunft, der<br />

natürlichen Ausstattung und den ausgeprägten<br />

Merkmalen zugrunde.»<br />

Gemäss Dr. Thomas Althaus, dem Autor<br />

des Buchs «Unsere nordischen Hunderassen<br />

in Wort und Bild» gelten vier Hunderassen<br />

als offizielle Schlittenhunde: «Mit<br />

Ausnahme des Samojeden, der als Erster<br />

den Zunamen Schlittenhund erhielt, erfolgte<br />

die offizielle Anerkennung des Siberian-<br />

Husky, des Alaskan-Malamute und des<br />

Grönländers durch die nationalen und internationalen<br />

kynologischen Dachverbände<br />

erst recht spät im 20. Jahrhundert.»<br />

Ungebändigter Laufwille<br />

Von Schlittenhunden werden hohe körperliche<br />

und mentale Fähigkeiten verlangt. Die<br />

körperlichen Fähigkeiten erlauben guten<br />

Schlittenhunden, mit optimaler Veranlagung<br />

und optimalem Training innerhalb<br />

von 24 Stunden einen Schlitten über<br />

200 Kilometer zu ziehen. Die mentalen Fähigkeiten<br />

bestehen aus dem unbändigen<br />

Laufwillen, der dafür verantwortlich ist,<br />

dass die Leistungsbereitschaft auch unter<br />

lang anhaltender körperlicher Beanspruchung<br />

und unter härtesten klimatischen<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Bedingungen erhalten bleibt. Trotz des<br />

Stresses müssen die Schlittenhunde die erforderlichen<br />

Kommandos verstehen und<br />

umsetzen können und selbstständig in der<br />

Lage sein, den «richtigen» Weg zu finden.<br />

In kurzen Rennen erreichen Schlittenhunde<br />

eine durchschnittliche Geschwindigkeit<br />

von 30 bis 40 Kilometern pro Stunde.<br />

Bei Langstreckenrennen beträgt das Durchschnittstempo<br />

immer noch 15 bis 25 Kilometer<br />

pro Stunde. Schlittenhunde können<br />

so während eines Winters insgesamt bis zu<br />

10000 Kilometer zurücklegen. Gleichzeitig<br />

zeichnet den Schlittenhund ein ausgeprägtes<br />

Sozialverhalten, eine geringe Schmerzempfindlichkeit<br />

und ein starkes Herz-Kreislauf-System<br />

aus. Letzteres ermöglicht dem<br />

arbeitenden Hund, einen Stoffwechsel zu<br />

entwickeln, dem trotz aller Anstrengungen<br />

auch ein knappes Nahrungsangebot ausreicht.<br />

Treue Gefährten<br />

Schlittenhunde spielten bei der Eroberung<br />

von Nord- und Südpol eine grosse Rolle.<br />

Der Norweger Roald Amundsen setzte sie<br />

erfolgreich bei der Eroberung des Südpols<br />

ein. Der Brite Robert Scott hingegen hatte<br />

nur mangelhafte Erfahrung im Umgang mit<br />

diesen <strong>Tier</strong>en, setzte mehr auf Technik,<br />

Grönländische<br />

Schlittenhunde<br />

bei der Rast.<br />

9


Grönlandhund<br />

Alaskanmalamute<br />

Samojeden<br />

Quellen nebst eigenen<br />

Recherchen:<br />

Schweizerischer Klub für<br />

Nordische Hunde, SKNH,<br />

www.sknh.ch, Online-<br />

Lexikon Wikipedia u.a.<br />

Foto: zvg<br />

Foto: www.alaskanmalamute.ch<br />

Foto: www.samojeden.ch<br />

unterlag schliesslich und kam in der antarktischen<br />

Kälte um. Während Schlittenhunde<br />

heute noch in der Arktis Verwendung<br />

finden, sind sie mittlerweile vom Südpol<br />

und der Antarktis verschwunden. Als fremde<br />

Lebensart, für deren Unterhalt zahllose<br />

Robben geschlachtet wurden, mussten die<br />

letzten <strong>Tier</strong>e gemäss Antarktisvertrag bis<br />

1994 abtransportiert werden.<br />

Im Jahr 1925 erlangte der bis heute bekannteste<br />

Schlittenhund Balto weltweite<br />

Berühmtheit. Balto führte beim letzten Staffellauf<br />

zwischen Anchorage und Nome im<br />

Westen Alaskas das Schlittenhundeteam<br />

durch Eis, Schnee und Blizzards. Im Gepäck<br />

überlebenswichtige Medizin, welche die<br />

Stadt vor einer Diphtherie-Epidemie retten<br />

sollte. Hiervon inspiriert, fand 1973 das<br />

erste «Iditarod»-Rennen statt, das über<br />

1161 Meilen durch gefrorenes Land, Wildnis<br />

und Gebirgszüge, Eismeer und harte<br />

Winde führt. Seither sind solche Rennen<br />

sowohl in Nordamerika als auch in Europa<br />

zu einer populären Wintersportart geworden.<br />

In Europa gibt es mittlerweile mehrere<br />

Verbände, in denen sich die Schlittenhundesportler<br />

organisieren.<br />

Arbeit als Vergnügen<br />

Sibirischer Husky<br />

Ein Ort, an dem in der Schweiz traditionell<br />

Grönland-Schlittenhunde gehalten werden,<br />

ist die Jungfraustation. Dies auch als<br />

Erinnerung, weil Schlittenhunde massgeblich<br />

am Bau der Jungfraubahn beteiligt<br />

waren. Hier, nahe an Schnee und Eis, dürfte<br />

ihnen das raue Klima wohl gefallen.<br />

Aber wie sieht es in tieferen Lagen aus und<br />

überhaupt im wärmeren Mitteleuropa?<br />

Gemäss Experten ist eine gewisse Hitze für<br />

die Hunde aus dem Norden kein grosses<br />

<strong>Pro</strong>blem, solange man einige Regeln be-<br />

achtet. In gewissen Gebieten Sibiriens,<br />

Kanadas und Alaskas, wo es im Winter<br />

zwar extrem kalt wird, können im Sommer<br />

durchaus auch Temperaturen bis über<br />

30 °C auftreten.<br />

Immer wieder taucht die Frage auf, ob<br />

der heute auch hierzulande beliebte<br />

Schlittenhunde-Rennsport tierquälerisch<br />

sei. «Wer solches sagt, hat noch nie gesehen,<br />

mit wie viel Freude die extrem bewegungsfreudigen<br />

Hunde diese Arbeit ausführen»,<br />

meint dazu der SKNH: Wäre es<br />

eine <strong>Tier</strong>quälerei, würden die Hunde den<br />

Schwanz einziehen und sich gegen das Einspannen<br />

wehren. «Doch kaum sichten die<br />

Hunde ihre ‹Gstältli›, können sie es kaum<br />

erwarten, eingespannt zu werden und loszuflitzen.<br />

Zudem kann der Musher (Schlittenhundeführer)<br />

nur mit Worten Einfluss<br />

auf die Hunde nehmen. Das Absolvieren<br />

einer Rennstrecke ist eine absolute Teamarbeit<br />

zwischen Hunden und Musher ohne<br />

jegliche Einwirkung von Gewalt.»<br />

Rudeltiere<br />

Die meisten Schlittenhunde – auch hier in<br />

der Schweiz – werden in Verbänden von<br />

mehreren <strong>Tier</strong>en gehalten. In einem geschlossenen<br />

und intakten Rudel also; mit<br />

aus der eigenen Reihe erkorenen Alphatieren.<br />

Wer sich für die Haltung eines Schlittenhundes<br />

entscheidet, tut gut daran, sich<br />

zuerst eingehend über Art und Verhalten<br />

dieser doch sehr speziellen Hunderassen<br />

zu informieren. Die nordischen Hunde sind<br />

in ihrer Wesensart, instinktiver Ausstattung<br />

und Begabung im Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Hunderassen seit Jahrhunderten<br />

nahezu unverändert geblieben.<br />

Da Schlittenhunde ausgesprochene Rudeltiere<br />

sind, sollte auf keinen Fall einer<br />

allein in einem Zwinger leben. Er braucht<br />

unbedingt Gesellschaft, und zwar die des<br />

Halters. Der Hund sollte nicht mehr als 3 bis<br />

4 Stunden alleine gelassen werden. Danach<br />

braucht er viel Auslauf und Spiel. Ansonsten<br />

kann es schnell vorkommen, dass der<br />

nicht ausgelastete Schlittenhund auf die<br />

dümmsten Ideen kommt: Er heult die Nachbarschaft<br />

zusammen, nimmt die Wohnung<br />

auseinander oder er ist einfach unausstehlich.<br />

Als Rudeltiere sollten sie im Idealfall<br />

mehrere zusammen in einem Zwinger im<br />

Freien gehalten werden. Und der Zwinger<br />

sollte selbstverständlich genügend gross<br />

und ausbruchsicher sein, mit viel Spielmöglichkeiten<br />

und ausreichend Raum zum<br />

Austoben. ■<br />

10 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: www.husky.ch


Nachruf<br />

Unzähligen <strong>Tier</strong>- und Naturfreunden sind sie noch in<br />

bester Erinnerung, die spannenden und lehrreichen<br />

Folgen von <strong>Pro</strong>fessor Heinz Sielmanns «Expeditionen<br />

ins <strong>Tier</strong>reich». Am 6. Oktober <strong>2006</strong> ist der bekannte<br />

<strong>Tier</strong>filmer und Naturschützer im Alter von 89 Jahren<br />

in München gestorben.<br />

VON NATHALIE DUBOIS<br />

Seine ersten <strong>Tier</strong>bilder machte<br />

er mit einer von seiner<br />

Mutter heimlich gekauften<br />

Fotokamera im Alter. Nach dem<br />

Abitur studierte er Biologie und<br />

Zoologie. Gleichzeitig begann er zu<br />

filmen und drehte 1938 seinen ersten<br />

Film «Vögel über Haff und Wiesen».<br />

Mit diesem Film machte er<br />

bereits auf sich aufmerksam. Dank<br />

dem Einfluss seiner Förderer verbrachte<br />

er die Kriegsjahre nicht an<br />

der Front, sondern auf Kreta, wo er<br />

im Auftrag der Berliner Humboldt-<br />

Universität die <strong>Tier</strong>welt erforschte<br />

und die Arbeit seines verstorbenen<br />

Mentors und <strong>Tier</strong>film-Pioniers Horst<br />

Siewert fortführte.<br />

Heinz Sielmann war es immer wichtig,<br />

den Menschen die Schönheit<br />

und Vielfalt der Natur zu zeigen und<br />

sie für deren Schutz zu sensibilisieren.<br />

Früh hat er die Bedeutung der<br />

Massenmedien wie Film und Fernsehen<br />

erkannt und für seine Zwecke<br />

genutzt. Anfangs produzierte er<br />

Lehrfilme für das Institut für Film<br />

und Bild in Wissenschaft und Unterricht<br />

(FWU) und das Institut für<br />

den Wissenschaftlichen Film (IWF).<br />

In seinen Filmen bediente er sich für<br />

die damalige Zeit revolutionärer<br />

Aufnahmetechniken. So liess er<br />

1954 die Zuschauer in seinem Film<br />

«Zimmerleute des Waldes» in das<br />

Innere eines Spechtnestes schauen.<br />

Legendär sind Kinofilme wie «Herrscher<br />

des Urwalds» (1959) und «Galápagos»<br />

(1962). Schon fast Kultstatus<br />

erlangte die ab 1965 über drei<br />

Jahrzehnte ausgestrahlte NDR-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: Heinz Sielmann Stiftung<br />

Serie «Expeditionen ins <strong>Tier</strong>reich»,<br />

in der Sielmann als Regisseur und<br />

Moderator zugleich auftrat. Auch<br />

im Privatfernsehen war er ab 1991<br />

mit Fernsehreihen präsent. So zeigte<br />

RTL «Sielmann 2000», Sat.1 den<br />

«Sielmann-Report». Seine Arbeit<br />

hat dem Zuschauer eindrucksvoll<br />

die überwältigende Schönheit der<br />

Natur und die Schutzwürdigkeit ihrer<br />

Artenvielfalt auf allen Kontinenten<br />

gezeigt. Auch für die internationale<br />

Fachwissenschaft waren Sielmanns<br />

Filmaufnahmen von hohem<br />

Wert.<br />

Heinz Sielmann wollte mit seinen<br />

Filmen nicht nur unterhalten. Er<br />

wollte den Leuten das Unbekannte<br />

näher bringen und auf die Folgen<br />

der Umweltzerstörung aufmerksam<br />

machen. Es hatte die Hoffnung,<br />

dass wenn er den Menschen die<br />

Natur näher bringt, sie auch eher<br />

bereit sind, diese zu schützen. Doch<br />

«nur» Filme zu zeigen, war ihm<br />

nicht genug. Aus dem begeisterten<br />

<strong>Tier</strong>filmer war längst ein engagierter<br />

Naturschützer geworden. 1994<br />

hat er zusammen mit seiner Frau<br />

Inge die «Heinz Sielmann Stiftung»<br />

gegründet. Sie sichert unter anderem<br />

durch Ankauf oder Pacht grosse<br />

zusammenhängende Gebiete in<br />

Deutschland für bedrohte <strong>Tier</strong>- und<br />

Pflanzenarten. Diese sogenannten<br />

«Sielmanns Naturlandschaften»<br />

sind ein bedeutender Beitrag zur<br />

Erhaltung des nationalen Naturerbes.<br />

Die Stiftung will zudem die<br />

Öffentlichkeit für die Natur und deren<br />

Schutz sensibilisieren. Vor allem<br />

Kinder und Jugendliche sollen<br />

durch persönliche Erlebnisse an ei-<br />

nen verantwortungsvollen Umgang<br />

mit der Natur herangeführt werden.<br />

Dazu richtete Sielmann auf Gut Herbigshagen<br />

im niedersächsischen<br />

Duderstadt bei Göttingen ein Erlebniszentrum<br />

ein. Mehrere tausend<br />

Schüler sind dort jedes Jahr zu<br />

Gast. Beispielhaft ist auch das Umweltbildungsprogramm<br />

«Tage voller<br />

Wunder», mit dem die Stiftung<br />

an verschiedenen Standorten Kinder<br />

und Jugendliche an einen verständnis-<br />

und verantwortungsvollen<br />

Umgang mit der Natur heranführt.<br />

Zu den zahlreichen Ehrungen, die<br />

Sielmann erhielt, gehören der<br />

«Deutsche Filmpreis», die «Goldene<br />

Kamera», der «Goldene Bär» der<br />

Filmfestspiele Berlin sowie der<br />

Bambi. Er wurde zudem ausgezeichnet<br />

mit dem Bundesverdienstkreuz,<br />

der «Goldenen Arche» der<br />

Umweltorganisation WWF und<br />

dem Deutschen Umweltpreis.<br />

Die Stiftung hat ausserdem ein<br />

Heinz-Sielmann-Archiv des <strong>Tier</strong>und<br />

Naturfilms aufgebaut und vergibt<br />

Preise an Menschen, die sich<br />

in besonderer Weise um den Naturschutz<br />

verdient gemacht haben.<br />

Das Lebenswerk des <strong>Tier</strong>filmers<br />

und Naturschützers Heinz Sielmann<br />

wird auch nach seinem Tod fortgeführt.<br />

■<br />

Weitere Infos:<br />

www.sielmann-stiftung.de<br />

11


Weihnachtstipps<br />

für <strong>Tier</strong>besitzer<br />

Die Adventszeit steht vor der Tür. Während die einen einen Gang<br />

zurückschalten und die Besinnlichkeit der Vorweihnachtstage geniessen,<br />

sind andere emsig mit den Vorbereitungen für die Festtage beschäftigt.<br />

Wer keine unangenehmen Überraschungen erleben will,<br />

sollte sich, sich und seinen <strong>Tier</strong>en zuliebe, rechtzeitig einige Gedanken<br />

zum Ablauf der bevorstehenden Feiertage machen.<br />

VON NATHALIE DUBOIS<br />

Rette sich, wer kann!<br />

Der Trubel an Weihnachten<br />

wächst zuweilen nicht nur<br />

den Gastgebern über den<br />

Kopf. Auch Haustiere sind ob der<br />

ungewohnten Hektik oft irritiert. Es<br />

ist deshalb wichtig, dass die Vierbeiner<br />

einen ruhigen Platz haben,<br />

an den sie sich zurückziehen können,<br />

wenn ihnen der Rummel zu<br />

viel wird. Bei einem grossen Aufmarsch<br />

an Gästen und dem damit<br />

verbundenen Kommen und Gehen<br />

ist besonders auf offene Türen zu<br />

achten. Nicht selten nutzen Hunde<br />

oder Hauskatzen die günstige Gelegenheit,<br />

um dem ungewohnten<br />

Betrieb zu entkommen. Vögel und<br />

andere Kleintiere sollten ebenfalls<br />

in einem ruhigen Zimmer untergebracht<br />

werden.<br />

Gefahrenquelle<br />

Festtagsschmuck<br />

Wer das Haus oder die Wohnung<br />

festlich schmücken will, sollte einige<br />

wichtige Punkte berücksichtigen:<br />

• Giftige Pflanzen: Weihnachtsstern,<br />

Mistelzweige, Thuja, Taxus<br />

und Stechpalme sind für<br />

Katzen giftig.<br />

• Verbrennungs- bzw. Brandgefahr:<br />

Kerzen grundsätzlich nie<br />

unbeaufsichtigt brennen lassen.<br />

<strong>Tier</strong>e sind neugierig, und schnell<br />

stehen ein buschiger Hunde-<br />

schwanz oder Katzenschnurrhaare<br />

in Flammen. Auch für<br />

Vögel stellen Kerzen eine grosse<br />

Gefahr dar, denn sie können<br />

sich beim Freiflug verbrennen.<br />

Elektrische Kabel von Weihnachtsbeleuchtungen<br />

laden besonders<br />

Nager zum Kauen ein.<br />

O Tannenbaum …<br />

Weihnachtsbäume ziehen Katzen<br />

magisch an. Doch sie bergen auch<br />

einige Gefahren. Ein gutes Absichern<br />

ist wichtig, damit übermütige<br />

Katzen sie nicht umreissen können<br />

(vor allem, wenn bereits die<br />

Kerzen brennen). Doch auch sonst<br />

ist Vorsicht geboten. Sowohl Tannennadeln<br />

wie auch das Wasser aus<br />

dem Christbaumständer sind giftig.<br />

Auch von den Ästen abgeleckter<br />

Schneespray und verschlucktes Lametta<br />

können gefährlich werden.<br />

Letzteres ist nicht nur giftig, sondern<br />

kann auch zu inneren Verletzungen<br />

und zu Darmverschluss führen.<br />

Hunde können meist der Versu-<br />

chung der auf Nasenhöhe aufgehängten<br />

Süssigkeiten kaum widerstehen.<br />

Oft fressen sie sie dann<br />

gleich mitsamt dem Papier vom<br />

Baum. Christbaumkugeln sind zum<br />

Spielen besonders attraktiv. Der zerbrechliche<br />

Schmuck birgt aber die<br />

Gefahr von Schnittverletzungen<br />

beim Zerbeissen oder Hineintreten<br />

in zerbrochene Kugeln.<br />

Festtagsschmaus ist<br />

tabu für <strong>Tier</strong>e<br />

Fette und stark gewürzte Weihnachtsschlemmereien<br />

können bei<br />

Haustieren Magen-Darm-Störungen<br />

verursachen. Auch Knochen<br />

sollten nicht verfüttert werden. Sie<br />

können splittern und zwischen den<br />

Zähnen, in Hals, Magen oder Darm<br />

stecken bleiben, zu massiver Verstopfung<br />

führen oder Erbrechen<br />

und Durchfall auslösen. Auch von<br />

der Verfütterung von Süssigkeiten<br />

oder sonstigen Weihnachtsnaschereien<br />

sollte abgesehen werden.<br />

Schokolade, genauer der darin ent-<br />

Wir wünschen Ihnen und<br />

Ihren <strong>Tier</strong>en schöne,<br />

besinnliche Festtage und<br />

einen guten Start ins 2007!<br />

12 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


haltene Stoff Theobromin, ist für<br />

Haustiere sogar giftig. Katzen und<br />

kleine Hunde mit einem Gewicht<br />

von 3 bis 6 Kilogramm können<br />

schon nach der Aufnahme von 20<br />

bis 30 Gramm Schokolade sterben.<br />

Bei grossen Hunden sind 120 bis<br />

250 Gramm gefährlich. Dabei ist<br />

Zartbitterschokolade besonders<br />

gefährlich. Milchschokolade führt in<br />

etwa zehnfacher Menge zum Tode.<br />

Eine Tafel Zartbitterschokolade<br />

könnte also einen 10 bis 15 Kilogramm<br />

schweren Hund töten. Die<br />

<strong>Tier</strong>e zeigen nach etwa vier bis<br />

zwölf Stunden nach der Aufnahme<br />

Erbrechen und Durchfall, im weiteren<br />

Verlauf Erregung, Zittern, Muskelkrämpfe,<br />

Lähmung der Hinterhand,<br />

Delirium und plötzlichen Tod<br />

durch Herzversagen.<br />

Versteckte Gefahren<br />

Aber auch Schinkennetze oder<br />

Plastikwursthäute aus dem Abfall<br />

werden gerne verschlungen und<br />

sind gefährliche Fremdkörper. Geschenkpapier,<br />

Schleifen und Bänder<br />

sollten ebenfalls nicht für Haustiere<br />

erreichbar herumliegen. Dünne<br />

Bänder zum Beispiel können<br />

<strong>Tier</strong>e in der Hitze des spielerischen<br />

Gefechts strangulieren oder werden<br />

verschluckt.<br />

Silvesternacht<br />

Feuerwerk versetzt Hunde und Katzen<br />

in grosse Angst und kann zu<br />

Panik mit zum Teil traumatischen<br />

Folgen führen. Wer noch nie Silvester<br />

mit seinem <strong>Tier</strong> verbracht hat<br />

und nicht weiss, wie es reagiert,<br />

sollte es nicht alleine lassen. Hunde<br />

sollten noch vor Beginn der<br />

Knallerei Gassi geführt und sicherheitshalber<br />

nicht von der Leine gelassen<br />

werden. Freilauf-Katzen sollten<br />

ausnahmsweise im Haus bleiben.<br />

Bei Silvesterfeiern in den eigenen<br />

vier Wänden sollte Rücksicht<br />

auf das <strong>Tier</strong> genommen werden.<br />

Hunde können so lange an dem<br />

Abend teilhaben, bis sie Anzeichen<br />

von Unruhe oder Angst zeigen.<br />

Man sollte dann aber nicht versuchen,<br />

das aufgeregte <strong>Tier</strong> durch<br />

tröstende Worte zu beruhigen. Die<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

ungewohnte Tonlage<br />

würde dem Hund nur<br />

signalisieren, dass es zu<br />

Recht einen Grund zur<br />

Angst gibt. Besser ist<br />

es, das <strong>Tier</strong> in ein ruhiges<br />

Zimmer zu bringen.<br />

Wichtig ist, dass<br />

Fenster, Rollläden und<br />

Vorhänge geschlossen<br />

sind. Bei sehr ängstlichen<br />

<strong>Tier</strong>en haben sich<br />

die Bachblüten-Notfalltropfen<br />

«Rescue» bewährt.<br />

Es gibt sie inzwischen<br />

in jeder grösseren<br />

Apotheke oder Drogerie<br />

zu kaufen.<br />

Ziervögel können<br />

durch Lärm und grelles<br />

Leuchten von bengalischem<br />

Feuer und anderen<br />

Lichteffekten aufschrecken<br />

und sich dabei<br />

am Käfig verletzen.<br />

Sie sollten die Silvesternacht<br />

in verdunkelten<br />

Räumen verbringen.<br />

Auch Kleintiere fühlen<br />

sich in einem ruhigen<br />

Raum am sichersten.<br />

Foto: Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe, DE<br />

Verschreckte Wildtiere<br />

und verpulvertes Geld<br />

Wer auf das Abfeuern von Feuerwerk<br />

im Freien nicht verzichten<br />

kann, sollte sich bewusst sein, dass<br />

auch Wildtiere durch Knallkörper<br />

und Leuchteffekte unnötig aufgeschreckt<br />

und verängstigt werden.<br />

Deshalb keine Raketen am Waldrand,<br />

in Waldlichtungen oder Parkanlagen<br />

zünden. Auch in der Nähe<br />

von Stallungen hat Feuerwerk<br />

nichts zu suchen, die Brandgefahr<br />

ist viel zu hoch. Grundsätzlich sollte<br />

man sich überlegen, ob es sinnvoll<br />

ist, Unsummen für die Knallerei<br />

auszugeben. Das für Kracher<br />

und andere Feuerwerkskörper vorgesehene<br />

Geld gibt man besser für<br />

sinnvolle Zwecke aus, wie Spenden<br />

für Not leidende <strong>Tier</strong>e oder Menschen.<br />

Das Gleiche gilt übrigens für<br />

die vielen Verlegenheitsgeschenke,<br />

die an Weihnachten gemacht werden,<br />

um nicht mit leeren Händen<br />

dazustehen. Oft aber findet der Be-<br />

schenkte gar keinen Gefallen daran,<br />

und das Geschenk wandert in<br />

den Keller, wird entsorgt oder im<br />

besten Fall umgetauscht. Schenken<br />

Sie lieber etwas Sinnvolles, wie beispielsweise<br />

eine Patenschaft für ein<br />

unvermittelbares <strong>Tier</strong>heimtier oder<br />

eine Mitgliedschaft bei <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />

<strong>Tier</strong>e sind keine<br />

Weihnachtsgeschenke<br />

Dass <strong>Tier</strong>e nicht als Geschenk unter<br />

den Weihnachtsbaum gehören,<br />

sollte inzwischen allen klar sein.<br />

Wer jemandem ein <strong>Tier</strong> schenken<br />

möchte, sollte ihm zu Weihnachten<br />

lieber einen Ratgeber oder sonstige<br />

Literatur zur entsprechenden <strong>Tier</strong>art<br />

schenken. So kann sich der zukünftige<br />

<strong>Tier</strong>besitzer auf die Bedürfnisse<br />

seines Schützlings vorbereiten<br />

und bereits im Vorfeld wichtige<br />

Fragen klären. Den neuen Hausgenossen<br />

sollte man dann erst zu sich<br />

nehmen, wenn nach den Festtagen<br />

wieder Ruhe eingekehrt ist.<br />

■<br />

13


Wolfsjagd<br />

Erneut Jagd auf<br />

Wölfe im Wallis<br />

Kaum kommt ein Wolf über die Schweizer<br />

Grenze, lebt er gefährlich. Entweder wird er<br />

gewildert oder zum Abschuss freigegeben, wie<br />

zwei aktuelle Fälle zeigen. Wie soll das Grossraubtier<br />

so wieder heimisch werden?<br />

Wieder galt im Wallis diesen Herbst «Feuer frei»<br />

auf den Wolf. Gleich zwei Wölfe sind frei<br />

zum Abschuss gegeben, einer davon ist<br />

de, lag bis zum Redaktionsschluss nicht<br />

vor. Widersprüchlich ist insbesondere der<br />

Umstand, dass zuvor eher davon ausge-<br />

mittlerweile getötet worden. Und wieder gangen worden war, ein Wolfsrüde habe<br />

waren es unter anderem die Schafzüchter, die Schafe gerissen. Wildhüter kamen der<br />

die wegen des «bösen Wolfes» empört auf- nun erlegten Wölfin im Goms, nachdem sie<br />

schrien, nach dem Motto: «Nur ein toter<br />

Wolf ist ein guter Wolf.»<br />

ein Hirschkalb gerissen hatte, auf die Spur.<br />

Der eine Wolf wurde Ende August im<br />

Goms zum Abschuss freigegeben, nach-<br />

Ungeschützte Herden<br />

dem er von Anfang Juli bis zum 24. August Ende September gaben die Walliser Behör-<br />

«Oh, arme böse Wouf<br />

33 Schafe gerissen haben<br />

soll. Gemäss der<br />

den gleich noch einen Wolf zum Abschuss<br />

frei. Dieser habe kurz zuvor im Chablais in<br />

Du läbsch gfährlech<br />

Für d Landwirtschaft<br />

Walliser Kommission<br />

für das Wolfs-Management<br />

habe er mindes-<br />

einer Nacht 25 Schafe in ihrem Nachtverschlag<br />

angegriffen und getötet, heisst es.<br />

Die Kriterien des Wolfkonzepts Schweiz<br />

und d Viehzucht<br />

Bisch entbehrlech<br />

tens 26 <strong>Tier</strong>e davon innerhalb<br />

eines Monats<br />

getötet. Das Wolfskon-<br />

seien eingehalten, jetzt hätten auch die<br />

Massnahmen zu folgen, meinte der Eidgenössische<br />

Jagdinspektor Reinhard Schnid-<br />

– drum louf!» zept Schweiz erlaubt<br />

den Abschuss, wenn<br />

rig dazu. Wiederum wurde und wird also<br />

ein unangemessener Aufwand betrieben,<br />

(Von «Stiller Has» aus «Der Wolf ist los», 1991) der Wolf innerhalb von um zwei Wölfe abzuschiessen. Erneut wa-<br />

30 Tagen mindestens ren während Wochen eine ganze Anzahl<br />

25 Schafe gerissen hat. In der Nacht auf den von Leuten im Gelände auf der Wolfshatz,<br />

26. Oktober wurde das <strong>Tier</strong> nun erlegt – auf Kosten der Steuerzahler. Gleichzeitig<br />

wenn es sich denn wirklich um jenen Wolf kommen aufgrund von Personalmangel<br />

handelt, dem die Risse zur Last gelegt wer- immer mehr Aufgaben der Wildhut zu kurz.<br />

den. Eine Bestätigung aus dem <strong>Tier</strong>spital Im Fall des Goms mussten im Übrigen<br />

Von Bern, wo der Kadaver der erschossenen einmal mehr gerissene Schafe aus einer un-<br />

Hans Peter Roth Wölfin einer DNA-Analyse unterzogen wur- geschützten Herde herhalten als Argument<br />

14 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: Monty Sloan, Wolf Park, US


<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

15


Abrufen der Jagdstatistik:<br />

www.wildtier.ch/jagdst<br />

für den erfolgten Abschuss. Dies zeigt einen<br />

unsinnigen Widerspruch im Wolfskonzept<br />

Schweiz auf. So ist der Wolf zwar gemäss<br />

Gesetz geschützt. Für wirksame Herdenschutzmassnahmen<br />

aber fehlen die Mittel.<br />

Entsprechend beschämend ist es, dass ein<br />

reiches Land wie die Schweiz offenbar nicht<br />

in der Lage ist, ein in Europa vom Aussterben<br />

bedrohtes <strong>Tier</strong> wirksam zu schützen.<br />

Dies, obschon Erfahrungen andernorts zeigen,<br />

dass eine Koexistenz zwischen Wolf<br />

und Mensch durchaus möglich ist.<br />

Zehn Wölfe in der Schweiz?<br />

Es ist festzuhalten, dass die Schafhalter<br />

nach wie vor für jedes getötete <strong>Tier</strong> angemessen<br />

staatlich entschädigt werden und<br />

dass dieser Entschädigungsaufwand sicher<br />

kleiner ist als die sehr aufwändige Verfolgung<br />

des Wolfes. Schafe kommen im Übrigen<br />

keineswegs nur durch den «bösen<br />

Wolf» zu Tode, sondern unter anderem<br />

auch durch Risse von wildernden Hunden<br />

und Unglücke wie Steinschlag, Blitzschlag<br />

oder durch Abstürze nach Massenpanik.<br />

Besonders schlimm: Jahr für Jahr leiden<br />

und sterben in unseren Alpen nicht wenige<br />

Schafe infolge von Vernachlässigung<br />

und Verwilderung, weil die <strong>Tier</strong>e einfach<br />

nicht betreut werden und unbewacht sich<br />

selbst überlassen bleiben. Abgesehen davon<br />

bringt die oft weder sachgemässe noch<br />

artgerechte Schafhaltung im Gebirge ohnehin<br />

eine ganze Reihe von Risiken und<br />

<strong>Pro</strong>blemen mit sich, beispielsweise mit<br />

Krankheiten und Parasiten, die von den<br />

Schafen auf die Wildbestände übertragen<br />

werden können (<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> berichtete).<br />

Etwas komplexer ist der Fall des Wolfs<br />

im Chablais. Er soll eine geschützte Schafherde<br />

trotz Elektrozaun und der Präsenz<br />

eines Esels angegriffen haben. Dies bedeutet<br />

laut Biologieprofessor Raphaël Arlettaz<br />

aber nicht, dass Schutzmassnahmen versagen.<br />

Grösstenteils sind die Massnahmen<br />

zum Schutz der Schafherden erfolgreich,<br />

betont er. Ausnahmen gebe es immer. Im<br />

Oktober sorgte Arlettaz mit einem Interview<br />

in der Unterwalliser Tageszeitung «Le Nouvelliste»:<br />

«Im Wallis gibt es heute fünf bis<br />

zehn Wölfe», erklärte er. Vom Chablais-<br />

Wolf ist Arlettaz nicht überrascht. Nicht die<br />

Schafe haben ihn angezogen, sondern Hirsche,<br />

von denen es im Wallis immer mehr<br />

gibt. Eine grosse Hirschpopulation gebe es<br />

im Val d’Illiez. «Und dort, wo es viele Hirsche<br />

gibt, ist der Wolf meist nicht weit»,<br />

sagt der Autor des Sachbuchs «Der Preis<br />

des Wolfs». Einen Hirsch zu töten, brauche<br />

viel Kraft und Geschick. Deshalb müssten<br />

Jagd tötet Menschen<br />

Für Menschen weit tödlicher und gefährlicher<br />

als jeder Wolf ist die Jagd selbst. So sind allein<br />

dieses Jahr innerhalb eines Monats sechs<br />

Jäger bei der Jagd ums Leben gekommen. Fünf<br />

der sechs menschlichen Jagdopfer starben bei<br />

Stürzen im steilen Gelände und bei feuchter<br />

Witterung. Dazu kam ein Unfall, bei dem ein<br />

Bündner Jäger an seinem Gewehr hantierte<br />

und einen Zürcher Gastjäger in den Rücken traf,<br />

als sich ein Schuss löste. Bei zahlreichen weiteren<br />

Jagdunfällen wurden Menschen zum Teil<br />

schwer verletzt. (hpr)<br />

16 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: Monty Sloan, Wolf Park, US


Foto: Ulrike Kirsch<br />

sich Wölfe zusammentun, um den Kampf<br />

mit dem viel grösseren Hirsch zu gewinnen.<br />

Unnötiger Futterneid<br />

Das Verhältnis der Menschen zum Wolf<br />

sieht Raphaël Arlettaz als eine Frage der<br />

Konkurrenz. Der Mensch möge es nicht,<br />

wenn ein anderer Jäger in seinem Territorium<br />

auf die Pirsch gehe. Die Toleranz der<br />

Menschen sei gegenüber Dingen klein, die<br />

er nicht beherrsche – wie etwa die raue<br />

Natur. So sehen die Weidmänner – insbesondere<br />

im Wallis – die natürlichen Jäger,<br />

die Grossraubtiere, als Rivalen. Dabei ist<br />

der «Futterneid» unbegründet. 2005 erlegten<br />

die Schweizer Jäger und Jägerinnen<br />

rund 8000 Rothirsche, 40000 Rehe und<br />

15000 Gämsen. Rund 15000 Rehe fallen<br />

jährlich anderen Todesursachen zum Opfer,<br />

davon werden allein Jahr für Jahr gut<br />

8000 von Autos überfahren! Demgegenüber<br />

schätzt das Bundesamt für Umwelt<br />

BAFU, dass die etwa 100 Luchse in den Alpen<br />

und im Jura pro Jahr knapp 5000 Rehe<br />

und etwa 1800 Gämsen brauchen, um überleben<br />

zu können. Sollten mittlerweile tatsächlich<br />

zehn Wölfe auf Schweizer Boden<br />

leben, brauchen diese wiederum nur einen<br />

Bruchteil des Bedarfs von 100 Luchsen.<br />

Demgegenüber wurden allein im Wallis<br />

in der zu Ende gegangenen Jagdsaison<br />

rund 2700 Gämsen, 1400 Rehe und mehr<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: Ulrike Kirsch<br />

als 1700 Hirsche geschossen. Nach Ende<br />

der Jagdsaison durften nur noch die Wildhüter<br />

und ihre Helfer auf die Pirsch nach<br />

dem freigegebenen Wolf. Ende Oktober traf<br />

es dann besagte Wölfin im Goms. Ärgerlich:<br />

Mitte November wäre die Abschussbewilligung<br />

ausgelaufen.<br />

Manchmal triffts<br />

den Falschen<br />

Im Simplongebiet soll in jüngster Zeit eine<br />

Wölfin wieder aufgetaucht sein, die bereits<br />

einmal in diesem Gebiet gelebt hatte. Nachdem<br />

auch sie zum Abschuss freigegeben<br />

worden war, glückte ihr die «Flucht» nach<br />

Italien. Damit ist sie nicht allein: Von den<br />

bisher sechs (!) zum Abschuss freigegebenen<br />

Wölfen konnten nur drei abgeschossen<br />

werden. Der Wolf im Chablais könnte<br />

die Nummer vier sein.<br />

Der erfreuliche Umstand, dass vielleicht<br />

mehr Wölfe in der Schweiz leben als bisher<br />

angenommen, birgt also ein tragisches<br />

Risiko, wie die erlegte Wölfin im Goms<br />

zeigt: Wie sollen Wildhüter unterscheiden,<br />

ob ihnen wirklich der «böse Wolf», der<br />

Nutztiere gerissen hat, vors Zielfernrohr<br />

läuft oder ein anderer? Unmöglich. So geschehen<br />

auch mit dem Wolf, der im Jahr<br />

2000 im Val d’Hérens geschossen wurde.<br />

Er war nicht identisch mit dem <strong>Tier</strong>, das<br />

damals wegen Schafrissen zum Abschuss<br />

freigegeben worden war. Dies belegten<br />

DNA-Untersuchungen. Umgekehrt stellt<br />

sich auch die Frage, ob die 25 im Frühherbst<br />

gerissenen Schafe im Val d’Illiez wirklich<br />

auf das Konto eines einzelnen Wolfes gehen.<br />

Im an Frankreich angrenzenden Chablais<br />

halten sich nebst mehreren vermuteten<br />

Wölfen zudem überdurchschnittlich viele<br />

wildernde Hunde auf. ■<br />

17


Wildtierbiologie<br />

Wozu dient<br />

eigentlich der<br />

Winterschlaf?<br />

Von<br />

Hans Peter Roth<br />

und Cornelia<br />

Schillerwein<br />

Die kalte Jahreszeit ist wieder da. Die Schweiz<br />

ist ein typisches «Winterschlafland». Hier überdauern<br />

viele einheimische Wildtiere versteckt die<br />

kalte Jahreszeit in der Winterruhe, Winterstarre<br />

oder im Winterschlaf.<br />

Der Anblick regt zum Lachen an, als plötzlich ein<br />

Eichhörnchen über den Weg huscht mit drei<br />

Baumnüssen in der Schnauze, so dass es<br />

und ebenfalls die Körpertemperatur stark<br />

herabgesetzt sind. Zu den Winterschläfern<br />

zählen beispielsweise die einheimischen<br />

fast über die eigene Transportlast stolpert. Fledermäuse, Igel und verschiedene Nage-<br />

Doch dem Nagetier geht es ums Überleben.<br />

Es sammelt Wintervorräte und legt sie in<br />

tiere.<br />

verschiedenen Verstecken an, als Energiereserve<br />

für die kalten, dunklen Monate. Das<br />

Einstündige Atempausen<br />

wird bitter nötig sein, denn Eichhörnchen Zu den typischen Winterschläfern gehören<br />

halten im Gegensatz zu vielen anderen ein- bei uns Nagetiere wie das Murmeltier, die<br />

heimischen Säugetieren keinen echten Haselmaus, der Hamster, der Siebenschlä-<br />

Winterschlaf. Im Winter legen sie nur länfer sowie Insektenfresser, so etwa der Igel,<br />

gere Schlaf- bzw. Ruhephasen ein. Dazwi- die Spitzmaus und verschiedene Flederschen<br />

suchen sie immer wieder Nahrung mäuse. Sie suchen im Herbst Orte auf, an<br />

und fressen. Wer sich hingegen für den rich- denen sie vor der strengen Kälte geschützt<br />

tigen Winterschlaf vorbereitet, muss sich sind, zum Beispiel hohle Baumstämme,<br />

auch ein angemessenes Fettpolster anfres- Erdhöhlen und dergleichen. Teilweise polssen,<br />

um über den Winter zu kommen. tern sie diese mit Heu, Stroh, Blättern, Haa-<br />

Doch was ist eigentlich der Winterren, Wolle und anderen Materialien aus.<br />

schlaf? Und wozu dient er? Der Winter- Nicht selten verbringen mehrere <strong>Tier</strong>e den<br />

schlaf ist definiert als Schlafperiode, die Winter gemeinsam im Unterschlupf mit<br />

viele Säugetiere insbesondere in gemässig- eingerolltem Körper und geschlossenen<br />

ten und polaren Klimazonen zum Überle- Augen in einem energetischen Sparben<br />

des nahrungsarmen und kalten Winzustand, dem sogenannten Torpor. Ihre<br />

ters einnehmen. Von Winterschlaf spricht normale Körpertemperatur sinkt dabei<br />

man, wenn die Lebensfunktionen dieser meist auf Werte zwischen 9 und 1 Grad Cel-<br />

Säuger für mehrere Wochen oder Monate<br />

sius ab.<br />

18 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


Fotos: zvg<br />

Siebenschläfer<br />

Alle Körperfunktionen sind in diesem<br />

Zustand stark vermindert. Die Atmung ist<br />

schwach, der Herzschlag verlangsamt und<br />

die Empfindlichkeit gegenüber äusseren<br />

Reizen gering. Murmeltiere beispielsweise<br />

senken ihre Körpertemperatur von 39 auf<br />

bis zu 7 Grad Celsius ab. Ihr Herz schlägt<br />

statt hundertmal nur noch zwei- bis dreimal<br />

pro Minute. Atempausen können bis<br />

zu einer Stunde dauern. Absonderungsprodukte<br />

des Darmkanals und der Leber sammeln<br />

sich bei Winterschläfern im unteren<br />

Teil des Darms an und werden gleich nach<br />

dem Erwachen ausgeschieden. Die Harnbildung<br />

wird je nach <strong>Tier</strong>art fast oder ganz<br />

eingestellt. Nahrung nehmen die <strong>Tier</strong>e<br />

höchstens in gelegentlichen Wachphasen<br />

auf.<br />

Fett gegen Kältetod<br />

Stattdessen zehren die <strong>Tier</strong>e von ihren Fettreserven.<br />

Ein spezielles braunes Fettgewebe,<br />

das im Schulter- und Nackenbereich<br />

liegt, dient zusätzlich dem Energierückgewinn,<br />

besonders auch dann, wenn die<br />

<strong>Tier</strong>e bei erhöhten Aussentemperaturen<br />

wieder aus ihrem Winterschlaf aufwachen.<br />

Die Oxidation von Fett hält den abgesenkten<br />

Stoffwechsel im Winterschlaf stabil.<br />

Wie der Stoffwechsel wird auch der Blutzuckergehalt<br />

und -druck abgesenkt. In der<br />

Spätphase des Aufwachens bringt vor allem<br />

Muskelzittern den Körper wieder auf<br />

Normaltemperatur. Je wärmer es wird,<br />

desto schneller atmen die <strong>Tier</strong>e.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Igel<br />

Hilfe für Winterschläfer im Garten<br />

Nützlinge im Garten danken es, wenn sie Laub vorfinden: Unter aufgeschichtetem<br />

Laub finden Igel und Kröten einen Unterschlupf. Igel<br />

brauchen einen Platz für ein Nest und einen frostgeschützten Bereich<br />

für den Winterschlaf. In einem naturnahen Garten bieten Laubhaufen<br />

und Holzstösse willkommenen Unterschlupf. Auch unter dem Gartenhaus<br />

oder zwischen Baumwurzeln finden sich Höhlen, in die sich ein<br />

Igel bestens verkriechen kann. Einschlupflöcher offen lassen und Zugang<br />

zum Komposthaufen gewähren! Unter Sträuchern, in dichten<br />

Hecken und naturnahen<br />

Wiesen ist das Angebot<br />

mit Schnecken und Insekten<br />

für Igel zum Anfressen<br />

von Winterfett üppig. Gerne<br />

wird der Komposthaufen<br />

nach Larven und Würmern<br />

abgesucht. Auch<br />

Fallobst verschmäht der<br />

Igel nicht. (hpr)<br />

Bär<br />

19


Ringelnatter<br />

Die Dauer des Winterschlafs ist<br />

bei den einzelnen Winterschläfern<br />

unterschiedlich. Während er bei<br />

Igeln 3 bis 4 Monate dauert, verbringen<br />

Siebenschläfer bis zu 7 Monate<br />

im Winterschlaf – daher auch ihr<br />

deutscher Name. Doch beim Winterschlaf<br />

handelt es sich wie gesagt<br />

nicht um einen mehrmonatigen<br />

Dauerschlaf ohne Pause. Vielmehr<br />

verläuft der Schlaf meist in Abschnitten,<br />

wobei sich längere Phasen<br />

der Ruhe mit stark reduziertem<br />

Stoffwechsel mit kurzen Wachphasen<br />

abwechseln. Zu oft dürfen die<br />

<strong>Tier</strong>e während des Winters allerdings<br />

nicht aufwachen, denn jede<br />

zwischenzeitliche Aufwachphase<br />

zehrt an den Energiereserven. Sind<br />

die Fettdepots zu früh aufgebraucht,<br />

sterben die Winterschläfer<br />

den Kältetod.<br />

Die innere Uhr<br />

Zu den Auslösern für den lang anhaltenden<br />

Ruhezustand gehören<br />

äussere Faktoren wie längere Nächte,<br />

sinkende Aussentemperaturen<br />

und das abnehmende Nahrungsangebot<br />

im Herbst. Hinzu kommen<br />

innere Faktoren wie die Umstellung<br />

des Hormonhaushalts oder die innere<br />

Uhr, die einem jahreszeitlich<br />

bedingten Rhythmus unterworfen<br />

ist. Der genaue Auslöser für das Aufwachen<br />

im Frühjahr ist noch nicht<br />

genau bekannt. Steigende Umgebungstemperaturen<br />

und die Anrei-<br />

cherung von Stoffwechselendprodukten<br />

im Körperinneren gehören<br />

sicher zu den Wecksignalen.<br />

Ein mit dem Winterschlaf verwandter<br />

Zustand ist die Winterruhe.<br />

Manche Säugetiere, zum Beispiel<br />

Dachse, fallen im Winter in tiefen<br />

Schlaf mit einer geringfügig<br />

niedrigeren Stoffwechselaktivität,<br />

können aber an wärmeren Tagen<br />

aufwachen und Nahrung zu sich<br />

nehmen. Bei der Winterruhe sinkt<br />

die Körpertemperatur nicht oder<br />

nur wenig ab. Grosse <strong>Tier</strong>e halten<br />

Winterruhe, weil eine starke Absenkung<br />

der Körpertemperatur lebensgefährlich<br />

für sie wäre. Braunbären<br />

galten früher als Winterruher; ihr<br />

physiologischer Zustand während<br />

der Überwinterung ähnelt jedoch<br />

eher dem Winterschlaf. Doch den<br />

richtigen Winterschlaf kennen nur<br />

kleinere <strong>Tier</strong>e bis zu acht Kilogramm<br />

Körpergewicht. Sie haben<br />

eine ungünstigere Energiebilanz als<br />

grosse <strong>Tier</strong>e. Um Energie zu sparen,<br />

senken sie die Körpertemperatur<br />

massiv.<br />

Ruhezonen respektieren<br />

Winterschlafartige Zustände gibt es<br />

sogar bei Vögeln. Kolibris setzen<br />

bei Nahrungsmangel und Kälte ihren<br />

Stoffwechsel herab und fallen<br />

in eine Schlafstarre. Junge Mauersegler<br />

nehmen bei Hungerperioden<br />

während des Schlafes einen Zustand<br />

ein, wo sie praktisch wechselwarm<br />

sind. Doch längeren Winterschlaf<br />

gibt es bei Vögeln nicht.<br />

Vogelarten, die in der Kälte wegen<br />

mangelnder Körperisolierung oder<br />

wegen Nahrungsmangel nicht längere<br />

Zeit überleben können, ziehen<br />

im Winter in wärmere Klimazonen<br />

(siehe dazu Beitrag in diesem <strong>Heft</strong>).<br />

Eine besonders harte Zeit bricht<br />

jetzt für Rehe, Füchse, Marder, usw.<br />

und die Vögel an, die sich nicht auf<br />

den Zug gemacht haben. Diese<br />

gleichwarmen <strong>Tier</strong>e, die keine Winterruhe<br />

verbringen, müssen ihre<br />

Körpertemperatur unabhängig von<br />

der tiefen Aussentemperatur weitgehend<br />

konstant halten. Sie brauchen<br />

also mehr Energie und müssen<br />

deshalb mehr fressen. Gleichzeitig<br />

ist die Nahrungssuche durch<br />

gefrorenen Boden, Schneebedeckung,<br />

fehlende Beutetiere, mangelnde<br />

Vegetation und kurze Tage<br />

Dachs<br />

20 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


erschwert. Jede unnötige Störung<br />

von Wildtieren sollte deshalb im<br />

Winter unbedingt vermieden werden.<br />

Also: Wege und Pisten nicht<br />

verlassen und die Ruhezonen der<br />

Wildtiere respektieren!<br />

Feinde überwintern<br />

beisammen<br />

Haselmaus<br />

Verwandt mit dem Winterschlaf ist<br />

auch die Winterstarre. In sie verfallen<br />

die wechselwarmen <strong>Tier</strong>e wie<br />

beispielsweise Ringelnattern, Eidechsen,<br />

Teichmolche, Erd- und<br />

Kreuzkröten. Sie überwintern in<br />

frostsicheren Erdhöhlen. Wer zufällig<br />

ein solches Winterquartier entdeckt,<br />

findet dort oft zahlreiche <strong>Tier</strong>e,<br />

manchmal sogar verschiedene<br />

Arten. So überwintert die Kreuzotter<br />

mitunter Seite an Seite mit ihrer<br />

Lieblingsbeute, dem Moorfrosch<br />

und der Waldeidechse. Dies<br />

liegt ganz einfach daran, dass frostfreie<br />

Winterquartiere selten sind.<br />

Kammmolche, Gras- und Wasserfrösche<br />

überwintern wie Fische auf<br />

dem Gewässergrund.<br />

Fische sind ebenfalls wechselwarm.<br />

Auch sie suchen im Herbst<br />

geeignete, möglichst frostsichere<br />

Verstecke auf. Mit dem Absinken<br />

der Aussentemperatur kühlt das<br />

Blut der <strong>Tier</strong>e ab; sie werden träger.<br />

Fällt die Körpertemperatur unter<br />

einen bestimmten Wert, tritt die<br />

Kältestarre ein, aus der die <strong>Tier</strong>e mit<br />

ansteigender Temperatur im Frühjahr<br />

wieder erwachen. Sinkt die<br />

Körpertemperatur zu stark ab, sterben<br />

die <strong>Tier</strong>e. Viele Wirbellose<br />

überwintern im Boden. Sie dringen<br />

meistens in die Bodenstreu, in den<br />

Mulm von Baumstümpfen oder in<br />

den Boden ein. Die Mehrzahl der In-<br />

Waldfrosch<br />

Cooler Frosch<br />

Das Experiment ist verblüffend: Vor laufenden Fernsehkameras präsentiert ein<br />

amerikanischer Zoologe einen Eisklotz aus der Tiefkühltruhe. Darin eingefroren<br />

deutlich sichtbar ein Frosch. Doch kaum ist der Lurch aus dem Eis aufgetaut,<br />

erwacht er zu neuem Leben. Der in Nordamerika beheimatete Waldfrosch,<br />

auch Eisfrosch genannt, kann im Winter also komplett einfrieren. Vor dem<br />

Kältetod bewahrt ihn ein einzigartiger Schutzmechanismus: In den Körperzellen<br />

erhöht sich die Zuckerkonzentration. So entsteht ein natürliches Frostschutzmittel.<br />

Eis kann sich nur ausserhalb der Zellen bilden. Durch ihren hohen Zuckergehalt<br />

werden die Zellen ausserdem vor Wasserentzug bewahrt. Zwischen<br />

den Zellen werden Eiweisse<br />

angereichert. Diese verhindern<br />

die Entstehung grosser, zerstörerischer<br />

Eiskristalle. Die Blutflüssigkeit<br />

gefriert schnell und<br />

gleichmässig, und das Eis gelangt<br />

bis zum Herzen.<br />

Nach 15 Stunden in der Kälte ist<br />

der <strong>Pro</strong>zess abgeschlossen. Der<br />

Frosch ist tiefgefroren. Lunge,<br />

Herz, sämtliche Organe haben<br />

ihre Funktion eingestellt – das <strong>Tier</strong>, ein gefrorener Klumpen, ist eigentlich tot.<br />

Aber im Innern des Frosches sieht es anders aus. Der in den Zellen eingelagerte<br />

Zucker dient nicht nur als Frostschutzmittel, sondern liefert auch Energie<br />

und erhält so den Organismus am Leben. Im Frühling taut der Frosch wieder<br />

auf. Das Herz muss jetzt wieder zu schlagen beginnen. Dazu baut sich im Herzmuskel<br />

elektrische Spannung auf, die den Muskel in Bewegung setzt. Das Blut<br />

verflüssigt sich und kann wieder durch die Adern fliessen. Es scheint, als ob<br />

der Frosch aus dem Reich der Toten zurückgekehrt sei. Genau genommen, ist<br />

er aber nie gestorben. (hpr)<br />

sekten überwintert im Eistadium. Es<br />

kommen jedoch auch alle anderen<br />

Entwicklungsstadien vor. Manche<br />

Insekten produzieren Glycerin, eine<br />

organische Verbindung, die gewissermassen<br />

als Frostschutzmittel<br />

Igel<br />

wirkt, so dass sie auch Temperaturen<br />

unter dem Gefrierpunkt überleben<br />

können (siehe auch Kasten).<br />

Viele Insektengruppen wie z. B. Libellen<br />

und Wasserkäfer überwintern<br />

als Larven im Wasser. ■<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

21


VON DR. DORIT URD<br />

FEDDERSEN-PETERSEN<br />

Dass Hunde auf Kinderspielplätzen<br />

oder in Einkaufspassagen<br />

anzuleinen sind, ist<br />

selbstverständlich. Jeder Hundehalter<br />

muss Rücksicht auf Menschen<br />

nehmen, die Hunde nicht mögen<br />

oder Angst vor ihnen haben. Dumme<br />

Sätze wie «der tut nichts» sind<br />

überflüssig. Für Menschen, die Hunde<br />

als Ich-Erweiterung brauchen<br />

und mit ihnen Angst verbreiten,<br />

sollte ein lebenslanges Verbot der<br />

Hundehaltung Anwendung finden.<br />

Ein genereller Maulkorbzwang aber<br />

berücksichtigt die biologischen Ansprüche<br />

von Hunden nicht. Ansprü-<br />

Erfahrungsentzug<br />

macht<br />

Hunde erst<br />

richtig<br />

aggressiv<br />

Foto. Liane Riss, Studio ArtRiss, München<br />

che, die Hunde an ihre Umwelt stellen,<br />

damit sie sich normal – und<br />

damit im Sinne des Menschenschutzes<br />

– entwickeln können. Der<br />

scheinbare Vorteil einer generellen<br />

Anlein- und Maulkorbpflicht bei<br />

Hunden besteht in der vordergründigen<br />

Vorstellung, ein solcher Hund<br />

befände sich automatisch unter der<br />

Kontrolle seines Menschen, so dass<br />

es nicht zu Gefährdungen kommen<br />

könne. Hierbei macht man allerdings<br />

den Fehler, davon auszugehen,<br />

ein Hund liesse sich wie eine<br />

Maschine vom Menschen bedienen<br />

und mit einer Art «Notausschalter»<br />

versehen. Es wird vergessen, dass<br />

Hunde als hochentwickelte soziale<br />

Lebewesen nur im Rahmen und<br />

Maulkörbe, wie sie seit<br />

kurzem alle Hunde in den<br />

Parks von Genf tragen müssen,<br />

schränken die <strong>Tier</strong>e in ihrem<br />

natürlichen Verhalten ein.<br />

zugleich auch unter dem Diktat ihrer<br />

biologischen Grenzen existieren<br />

können. Hunde verfügen als domestizierte<br />

Wölfe über ein ausgeprägtes<br />

Bewegungsbedürfnis, das sich<br />

zwar bei den einzelnen Rassen unterschiedlich<br />

deutlich darstellen<br />

kann, letztlich aber dem menschlichen<br />

Drang zur Bewegung weit<br />

überlegen ist. Wenn man einem<br />

Hund ausschliesslich die Möglichkeit<br />

zur Fortbewegung bietet, indem<br />

man ihn mit einem in der Regel<br />

wesentlich unbeweglicheren Menschen<br />

«zusammenbindet», nimmt<br />

man ihm jede Gelegenheit, seinen<br />

Bewegungsansprüchen nachzukommen.<br />

Über die reine Fortbewegungsart<br />

hinaus nehmen Hunde,<br />

während sie ihren Weg zurücklegen,<br />

eine kaum überschaubare Anzahl<br />

von Umgebungsreizen wahr,<br />

auf die sie in adäquater Weise reagieren<br />

müssen. Es ist hinlänglich<br />

bekannt, dass Hunde über einen<br />

besonders empfindlichen Geruchssinn<br />

und entsprechend vielfältige<br />

Möglichkeit der Verarbeitung im<br />

zerebralen Bereich verfügen.<br />

22 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


Natürlich reagieren Hunde, territoriale<br />

Lebewesen, auf jedem Spaziergang<br />

auch auf die für sie olfaktorisch<br />

wahrnehmbaren «Botschaften»<br />

der Hinterlassenschaften (Kot,<br />

Urin) ihrer Artgenossen. Dabei geht<br />

die Wahrnehmung eines Geruchs<br />

weit über die blosse Reizaufnahme<br />

hinaus, vielmehr muss man sich die<br />

zugrunde liegenden neurophysiologischen<br />

Abläufe als dynamisches<br />

Wechselspiel verschiedener Hirnregionen<br />

vorstellen. Ausgangspunkt<br />

scheint dabei zu sein, dass das Gehirn<br />

fortwährend bestrebt ist, Informationen<br />

aufzunehmen, indem es<br />

seinen Träger anweist, zu schauen,<br />

zu hören und zu riechen. Dieses Informationsbedürfnis<br />

ist auf die Aktivität<br />

eines Hirnteils zurückzuführen,<br />

der beim Menschen an der Erzeugung<br />

von Gefühlen und Gedächtnisprozessen<br />

beteiligt ist. Das<br />

Ergebnis dieser Vorgänge im limbischen<br />

System sind motorische<br />

Aktivierungen zur Informationsbeschaffung.<br />

Es existiert also für Hunde<br />

ein natürliches Bedürfnis zur Informationsaufnahme,<br />

und natürlich<br />

bezieht sich dieses Bedürfnis nicht<br />

nur auf ein und dieselbe Reizqualität.<br />

Für Hunde, die ständig einen<br />

Beisskorb tragen müssen, entfällt<br />

die Möglichkeit, einen Grossteil<br />

angeborener Verhaltensweisen<br />

ausführen zu können, was neben<br />

der <strong>Tier</strong>schutzrelevanz nicht ungefährlich<br />

ist, da so Aggressivität aus<br />

Frustration entsteht, sich über längere<br />

Zeit auch Verhaltensfehlentwicklungen<br />

oder gar -störungen<br />

entwickeln können, die zum Teil<br />

hochstabil sind, also auch durch<br />

eine Therapie und entsprechende<br />

Konditionierung nicht immer behoben<br />

werden können.<br />

Hunde brauchen Abwechslung<br />

in der Umgebung, in der sie sich<br />

bewegen, andernfalls müssen sich<br />

Verhaltensstörungen aufgrund<br />

mangelnder unspezifischer Umweltreize<br />

entwickeln. Kontakte zu<br />

Artgenossen sind ein weiteres<br />

wichtiges Element im Hundeleben.<br />

Hunde benötigen neben dem Kontakt<br />

zum Sozialpartner Mensch intensive<br />

und häufige Kontakte zu<br />

Artgenossen. Sie sind gesellige<br />

<strong>Tier</strong>e, dieses Erbe des Stammva-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

ters Wolf, der in Rudeln liegt, zeigt<br />

sich so bei jedem Hund. Müssen<br />

soziale <strong>Tier</strong>e der Sozialkontakte entbehren,<br />

kommt es zur Genese von<br />

Deprivationsschäden (Verhaltensstörungen<br />

durch sozialen Erfahrungsentzug).<br />

Dies gilt verstärkt<br />

für Hunde mit Maulkorbzwang,<br />

der allen natürlichen Verhaltensprogrammen<br />

widerspricht: Hunde<br />

müssen zunächst einmal gegenseitig<br />

ihre soziale Position demonstrieren,<br />

hierzu imponierend umherlaufen.<br />

Geruchskontrollen im Anogenitalbereich<br />

ergänzen die Information.<br />

Selten kommt es sofort zu aggressiven<br />

Auseinandersetzungen,<br />

vielmehr lernen sich die Sozialpartner<br />

nachfolgend über spielerische<br />

Verhaltenskontakte besser kennen<br />

und einschätzen. Diese Rituale sind<br />

für einen maulkorbtragenden Hund<br />

unmöglich. Gesteigerte Aggressivi-<br />

tät kann das Ergebnis resultierender<br />

Deprivationsschäden sein. Damit<br />

steigt die potenzielle Gefährlichkeit<br />

dieser restriktiv gehaltenen<br />

Hunde per se an! Sozial deprivierte<br />

Hunde bilden ein Gefahrenpotenzial,<br />

da sie Angst haben und defensiv-aggressive<br />

Hunde schneller zubeissen<br />

als sichere <strong>Tier</strong>e.<br />

Angeleinte Hunde können ihre<br />

Distanz zum Partner kaum regulieren.<br />

So ist es ihnen unmöglich, einer<br />

sozialen Bedrängnis zu entgehen,<br />

und es resultiert häufig ein<br />

Abwehrschnappen, das dann zu einer<br />

Beisserei führen kann, die ohne<br />

Leine ausgeblieben wäre und die<br />

auch für den «Menschen an der<br />

Leine» unangenehm werden kann.<br />

Unter angeleinten Hunden mit<br />

Maulkorb wird deshalb häufiger<br />

zugebissen. Dem Menschenschutz<br />

ist damit wahrlich nicht gedient. ■<br />

Ein<br />

Vermächtnis<br />

für die <strong>Tier</strong>e<br />

Bitte denken Sie bei der<br />

Erstellung Ihres Testaments<br />

auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />

Sie helfen mit, dass wir uns<br />

auch in Zukunft effizient<br />

für die <strong>Tier</strong>e einsetzen können.<br />

Für Auskünfte und Beratung<br />

steht Ihnen unsere<br />

Geschäftsführerin Rita Dubois<br />

gerne zur Verfügung.<br />

23


Neues aus Lima<br />

Hilfsexpeditionen<br />

für <strong>Tier</strong>e<br />

Die Aktivität des Vulkans Ubinas in Moquegua (Peru) hat Tausende<br />

von <strong>Tier</strong>en in eine Notlage gebracht. Die Bewohner der am Fusse des<br />

Vulkans gelegenen Dörfer, wie Querapi, wurden in andere Gegenden<br />

gebracht, mussten aber ihre <strong>Tier</strong>e zurücklassen.<br />

VON FABIANA PORTAL<br />

Lima, 11. Mai <strong>2006</strong><br />

Die Leute fahren jeden Tag<br />

mit Lastwagen nach Querapi,<br />

um ihre <strong>Tier</strong>e so gut wie<br />

möglich zu versorgen. Einige Ortschaften<br />

erhielten tierärztliche Hilfe<br />

von SENASA, dem örtlichen Gesundheitsamt<br />

für <strong>Tier</strong>e, viele blieben<br />

aber ohne Unterstützung. Entweder<br />

war die Entfernung zu gross,<br />

oder die finanziellen Mittel reichten<br />

nicht aus. Vor allem die <strong>Tier</strong>e in<br />

den Hochgebirgszonen, über 4500<br />

m ü.M., erhielten keine tierärztliche<br />

Hilfe und keine Medikamente.<br />

Freiwillige verschiedener <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />

aus Lima<br />

reisten in das hoch gelegene Ubinas,<br />

um diesen <strong>Tier</strong>en, meist Lamas<br />

und Alpakas, zu helfen. In tieferen<br />

Regionen waren es vor allem Rinder<br />

und Schafe, die nicht medizinisch<br />

versorgt waren. In diesem<br />

ganzen Gebiet fanden die <strong>Tier</strong>-<br />

schützer nur 6 oder 7 Hunde. Es<br />

scheint, dass die Familien bei ihrem<br />

Wegzug ihre Haustiere mitgenommen<br />

haben.<br />

Bis zum jetzigen Zeitpunkt weidet<br />

das Vieh auf den durch die Vulkanasche<br />

vergifteten Wiesen. Die<br />

Bewohner reinigen das Gras, indem<br />

sie es fleissig mit Tüchern abklopfen,<br />

damit es die <strong>Tier</strong>e trotzdem<br />

fressen können. Es ist dies sicher<br />

keine optimale Lösung, aber sie<br />

haben so erreicht, dass die <strong>Tier</strong>e<br />

wenigstens überleben konnten.<br />

Die <strong>Tier</strong>e litten vor allem an<br />

Durchfall, Augen- und Atemproblemen,<br />

alles Folgen der vom Vulkan<br />

ausgestossenen Asche. Deshalb<br />

wurden besonders Medikamente<br />

zum Schutz der Leber, Vitamin B 12 ,<br />

Antibiotika und Atropina verabreicht,<br />

in einigen Fällen auch Augentropfen<br />

sowie lösliche Vitamine.<br />

Glücklicherweise gab es kein einziges<br />

<strong>Tier</strong>, das euthanisiert werden<br />

musste.<br />

Bis nach Quinzachata hinauf<br />

wurden Medikamente gebracht. Es<br />

braucht aber noch viel Hilfe auch in<br />

andern Dörfern. Wir hoffen, dass<br />

der Staat die <strong>Tier</strong>e in die Nothilfe<br />

mit einbezieht und noch weitere<br />

Sendungen von Medikamenten<br />

schickt, damit allen geholfen werden<br />

kann.<br />

Zweite Expedition<br />

ins Krisengebiet<br />

des Vulkans Ubinas<br />

UPA – 19. Juli <strong>2006</strong><br />

Die Situation, wie wir sie dieses Mal<br />

antrafen, war wirklich besorgniserregend.<br />

Gerade jetzt sind die Folgen<br />

des Vulkanausbruches deutlich<br />

zu spüren. Alle Dörfer in dieser Gegend<br />

erschienen uns wie Geisterdörfer.<br />

Die <strong>Tier</strong>e sind auf den<br />

Bauernhöfen geblieben, und ihre<br />

Halter müssen jeden Tag zu Fuss<br />

vom Lager in Chagchegen, wo man<br />

ihre Notzelte errichtet hat, mehr als<br />

5 oder 6 Stunden zu Fuss gehen, um<br />

ihre <strong>Tier</strong>e zu füttern. Viele von ihnen<br />

leiden an Diarrhöe. Am meisten<br />

betroffen sind die Rinder, denn diese<br />

befinden sich an den Berghängen<br />

des Vulkans. Sie fressen weiterhin<br />

von Asche verseuchtes Gras.<br />

Viele der <strong>Tier</strong>e sind untergewichtig.<br />

Wir teilten uns in Gruppen auf, und<br />

ich hatte, zusammen mit unserer<br />

<strong>Tier</strong>ärztin Wendy, die Aufgabe, den<br />

24 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Alle Fotos: UPA (Unidos por los Animales)


<strong>Tier</strong>en Medikamente zu verabreichen.<br />

Die Bewohner sagten uns,<br />

dass einige <strong>Tier</strong>e umgekommen<br />

sind. Die Lamas und Alpakas befinden<br />

sich in den hohen Lagen, auf<br />

der Rückseite des Vulkans. Auch sie<br />

haben gelitten, aber es scheint,<br />

dass es die Rinder am schwersten<br />

getroffen hat.<br />

Die Bewohner haben, als sie<br />

evakuiert wurden, ihre Haustiere,<br />

die Hunde, Katzen, Meerschweinchen<br />

usw. nach Chagchegen mitgenommen.<br />

Das Zusammenleben im<br />

Camp mit den <strong>Tier</strong>en ist nun zu einem<br />

<strong>Pro</strong>blem geworden. Die hungrigen<br />

Hunde dringen in die Zelte ein<br />

und belagern die Gemeinschaftsküchen,<br />

um sich einen Bissen zu ergattern.<br />

Ein grosses <strong>Pro</strong>blem sind<br />

auch die Exkremente. Viele haben<br />

noch nicht begriffen, dass auch die<br />

Hunde Geschädigte des Vulkans<br />

sind, und aufgrund der sich mehrenden<br />

Klagen haben Vertreter von<br />

MINSA (der Gesundheitsbehörde)<br />

bereits einige Hunde getötet.<br />

Dies hat unter den Kindern grossen<br />

Stress ausgelöst. Als wir uns<br />

den Hunden näherten, um ihnen<br />

Antiwurmmittel zu verabreichen,<br />

reagierten die Kinder zu unserer<br />

Überraschung völlig verstört. Ein<br />

kleiner Junge brach in Weinen aus,<br />

und seine Angst und die Verzweiflung<br />

waren so gross, dass ich befürchtete,<br />

er verliere das Bewusstsein.<br />

Der psychologische Schaden,<br />

den MINSA mit ihrer Aktion bei den<br />

Kindern ausgelöst hat, ist immens.<br />

Es kostete uns viel Mühe, sie davon<br />

zu überzeugen, dass wir nicht von<br />

MINSA sind und ihren <strong>Tier</strong>en helfen<br />

wollen.<br />

Die Zukunft für die Hunde sieht<br />

düster aus. Angesichts der Drohungen<br />

von MINSA haben viele evakuierte<br />

Familien ihre Hunde in ihre<br />

Herkunftsdörfer zurückgebracht,<br />

damit sie von den Vertretern der<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Gesundheitsbehörde nicht getötet<br />

werden. Es wird in absehbarer Zeit<br />

so weit kommen, dass die Gegend<br />

von Hundemeuten heimgesucht<br />

wird. In diesem Falle wird dann<br />

wohl die Euthanasie die einzige<br />

Lösung sein, da die Hunde, wenn<br />

sie Meuten bilden, aggressiv und<br />

gefährlich werden. Das Heulen der<br />

in Ubinas verlassenen Hunde war<br />

herzzerreissend. Es ist anzunehmen,<br />

dass die Besitzer der zurückgelassenen<br />

Hunde, wenn sie tagsüber<br />

ins Dorf zurückkehren, um ihre<br />

Kühe zu füttern, gleichzeitig auch<br />

den Hunden zu fressen geben, aber<br />

es ist für diese Leute auf die Länge<br />

sehr schwierig, unter diesen problematischen<br />

Verhältnissen zu leben.<br />

Das Camp der Evakuierten steht<br />

auf einem öden Feld, wo starke<br />

Winde wehen und ihre Zelte hochheben<br />

und alles, was nicht niet- und<br />

nagelfest ist, durch die Luft wirbeln.<br />

Unsere Gruppe hatte die Aufgabe,<br />

frühmorgens die Hunde mit Medikamenten<br />

zu versehen, und ich<br />

musste dazu meine Brille aufsetzen,<br />

weil der aufgewirbelte Staub mir<br />

die Sicht verwehrte. Obwohl unsere<br />

eigentliche Mission den Zweck<br />

hatte, den <strong>Tier</strong>en zu helfen, konnten<br />

wir nicht anders, als uns auch<br />

um die Menschen in dieser schwierigen<br />

Lage zu kümmern. Es sieht so<br />

aus, wie wenn Peru sie vergessen<br />

hätte. Die Kinder finden einzig beim<br />

Spiel und beim Herumtollen mit<br />

ihren Hunden etwas Freude und<br />

Ablenkung. Wir fühlten uns traurig<br />

und machtlos angesichts dieser<br />

Tragödie.<br />

Trotz allem ging es uns gut, auch<br />

wenn zum Teil recht schwierige<br />

Bedingungen herrschten: eiskaltes<br />

Wasser zum Waschen, die hohe<br />

Lage (über 4500 m ü.M.), starke<br />

Sonnenbestrahlung während des<br />

ganzen Tages, viel Staub, keine<br />

Wege, nur Pfade, und das Zurücklegen<br />

von grossen Strecken zu<br />

Fuss, von Hof zu Hof. Manchmal<br />

hatten wir nichts zu essen und<br />

mussten uns anstrengen, uns<br />

untereinander zu vertragen. Aber<br />

wir konnten alle unsere Vorhaben<br />

ausführen, nämlich die Situation<br />

einschätzen, die <strong>Tier</strong>e kurieren und<br />

den Besitzern Medikamente für deren<br />

weitere Behandlung aushändigen.<br />

Es sieht aber ganz so aus, wie<br />

wenn die prekäre Situation noch<br />

lange dauern könnte. ■<br />

Anzahl der durch die Expedition<br />

behandelten <strong>Tier</strong>e:<br />

1173 Alpakas, Lamas, Kühe, Schafe.<br />

Diesen wurden entweder Medikamente<br />

direkt injiziert oder lösliche<br />

Vitamine oral verabreicht.<br />

Besuchte Gegenden: Querapi,<br />

Quinzachata, La Yunta, Chaclaya<br />

Spendenkonto: Raiffeisenbank<br />

rechter Zürichsee, 8708 Männedorf<br />

Clearing Nr. 81481<br />

Kto. Nr. 14564.47<br />

Corinne Schirmer<br />

UPA (Unidos por los Animales)<br />

25


«Lumpaz» und «Bruno»<br />

Das traurige Los<br />

der «<strong>Pro</strong>blembären»<br />

Es waren die ersten «Grenzübertritte» von wilden Braunbären in die<br />

Schweiz und nach Deutschland nach mehr als 100 Jahren. Beide Fälle<br />

haben traurig geendet. «Lumpaz» und «Bruno» sind tot.<br />

HANS PETER ROTH<br />

Als er im Juli 2005 aus dem<br />

Süden ins Münstertal und<br />

ins Engadin einwanderte,<br />

war er die grosse Sensation. Der<br />

erste Braunbär in der Schweiz<br />

seit 1904, als das letzte Exemplar<br />

– im bündnerischen S-charl – erschossen<br />

worden war. Bärenland<br />

Schweiz? Die Begeisterung in der<br />

Bevölkerung war erfreulicherweise<br />

gross. So gross, dass genau dies<br />

auch erhebliche <strong>Pro</strong>bleme und Gefahren<br />

mit sich brachte («<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>»<br />

berichtete).<br />

Nun ist «Lumpaz», so wurde<br />

der Neuankömmling getauft, seit<br />

14 Monaten spurlos verschwunden.<br />

«Lumpaz» werde wahrscheinlich<br />

nie mehr auftauchen, sagt Biologe<br />

Andreas Moser, Leiter der Sendung<br />

«Netz Natur» beim Schweizer<br />

Fernsehen (siehe auch Interview in<br />

«<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>» Nr.1, <strong>2006</strong>). Moser meint,<br />

Braunbär<br />

Foto: Klaus Robin/<strong>Pro</strong> Natura<br />

dass das Braunbär-Männchen letzten<br />

Herbst auf seiner Rückwanderung<br />

in den Süden «mit grosser<br />

Wahrscheinlichkeit gewildert worden<br />

ist». Wäre das <strong>Tier</strong> auf natürliche<br />

Weise verunfallt, hätte man den<br />

Kadaver früher oder später finden<br />

müssen, sagt Moser: «Falls der Bär<br />

noch leben würde, hätte es in letzter<br />

Zeit auffallen müssen.»<br />

Verfolgte Brüder<br />

Wie seine Mutter «Jurka» oder sein<br />

Bruder «JJ1» zeigte «JJ2» alias<br />

«Lumpaz» («JJ2», weil Sohn der<br />

Bäreneltern «Jurka» und «José»)<br />

auf Nahrungssuche wenig bis gar<br />

keine Scheu vor Menschen. Doch<br />

selbst zwei Monate nachdem der<br />

Bär eigentlich hätte aus dem Winterschlaf<br />

erwachen müssen, wurde<br />

nicht einmal ein Haarbüschel von<br />

ihm entdeckt. Die Spur von «Lumpaz»<br />

verlor sich laut dem Bündner<br />

Jagdinspektor Georg Brosi am 29.<br />

September letzten Jahres bei Martina<br />

im Unterengadin. Während<br />

«Lumpaz’» tragisches Schicksal nur<br />

vermutet werden kann, ist jenes<br />

von Bruder «JJ1», der auf den Namen<br />

«Bruno» getauft wurde, gesichert<br />

und hat grosse <strong>Pro</strong>teste ausgelöst.<br />

Kaum war er am 20. Mai <strong>2006</strong> als<br />

erster Bär seit über 170 Jahren (der<br />

letzte Braunbär in Deutschland war<br />

1835 im bayerischen Ruhpolding<br />

getötet worden) über die deutsche<br />

Grenze gekommen, wurde er auch<br />

schon gleich zum Abschuss freigegeben.<br />

Während seiner Streifzüge<br />

in Italien und Österreich hatte «Bruno»<br />

zuvor Haus- und Nutztiere, vor<br />

allem Schafe, zum Teil auch innerhalb<br />

menschlicher Siedlungen oder<br />

in deren Nähe erbeutet. Obwohl<br />

solches Verhalten bei Braunbären<br />

in Europa nicht ungewöhnlich ist,<br />

bezeichnete ihn die Regierung Bayerns<br />

als «<strong>Pro</strong>blembär», als «Bedrohung<br />

für den Menschen» und gab<br />

ihn sofort zum Abschuss frei. Die<br />

Behörden zogen die Freigabe aufgrund<br />

massiver Kritik von Experten<br />

und der Öffentlichkeit zwar zeitweise<br />

zurück. Drei Wochen lang versuchte<br />

man mit verschiedenen<br />

Methoden, «JJ1» lebendig zu fangen.<br />

Nach dem Abbruch der Fangversuche<br />

wurde er am 26. Juni in<br />

Bayern in der Nähe der Rotwand im<br />

Spitzingseegebiet erschossen.<br />

Heimlichtuerei<br />

Genauere Angaben zur Exekution<br />

von «Bruno» verweigerten die Behörden<br />

in der Folge. Von Seiten des<br />

Bayerischen Umweltministeriums<br />

hiess es lapidar, der Abschuss sei –<br />

so wörtlich – «von jagdkundigen<br />

Personen» vorgenommen worden.<br />

Auch Bayerns Umweltminister<br />

Werner Schnappauf schützte die<br />

Täter mit der Verweigerung detaillierter<br />

Angaben zum Abschuss:<br />

«Aussagen zum Gewehrtyp, zu Kaliber<br />

und Munition können nicht<br />

gemacht werden, um die Anonymität<br />

der Beteiligten zu wahren.» Laut<br />

TV-Berichten soll es sich bei den<br />

Personen um zwei ortsansässige<br />

Jäger sowie einen Polizisten gehan-<br />

26 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


delt haben, die das <strong>Tier</strong> aus kurzer<br />

Distanz durch zwei Schüsse in Lunge<br />

und Leber töteten. «JJ1» starb<br />

aufgrund innerer Verletzungen, wie<br />

die am 28. Juni <strong>2006</strong> veröffentlichte<br />

Obduktion ergab. In der Lunge<br />

befand sich 1 Liter Blut.<br />

In einer Umfrage der «Süddeutschen<br />

Zeitung» sprachen sich 86<br />

<strong>Pro</strong>zent der Befragten gegen das<br />

Vorgehen im Fall «Bruno» aus. Tausende<br />

Internetnutzer machten in<br />

Blogs ihrer Trauer und Wut über<br />

den Abschuss Luft. Feriengäste, die<br />

bereits gebucht hatten, stornierten<br />

aus Verärgerung und Entsetzen<br />

über den Abschuss ihren geplanten<br />

Urlaubsaufenthalt in Schliersee<br />

oder sonst wo in Bayern. Touristiker<br />

und Analysten gehen davon<br />

aus, dass «im besten Fall Übernachtungen<br />

in der Höhe von 500000<br />

Euro, im schlechtesten Fall von einer<br />

Million» storniert wurden.<br />

Rechnet man noch alle Kosten für<br />

die ganze Jagd und die unfähigen<br />

Behördenmühlen dazu, ist die mittelalterliche<br />

Aktion also nicht nur<br />

tier- und artenschützerisch, sondern<br />

auch volkswirtschaftlich gesehen<br />

komplett widersinnig.<br />

Illegales Halali<br />

Um die Akzeptanz der Bevölkerung<br />

für den Schutz des Braunbären zu<br />

gewährleisten, haben mehrere europäische<br />

Länder Managementpläne<br />

entwickelt. Sie beinhalten einen<br />

abgestuften Katalog von Massnahmen<br />

zur Verhinderung oder zumindest<br />

Minimierung der von Bären<br />

verursachten Schäden. In erster Linie<br />

sind gegen solche Übergriffe<br />

Schutzmassnahmen zu ergreifen,<br />

zum Beispiel in Form von Elektrozäunen.<br />

Für nachweislich durch<br />

Bären entstandene Schäden gibt es<br />

finanziellen Ersatz. Bei wiederholten<br />

Schäden werden Braunbären vergrämt,<br />

in erster Linie mit Gummigeschossen<br />

oder Knallkörpern.<br />

Die Tötung von Bären ist in diesen<br />

Managementplänen zwar nicht<br />

grundsätzlich ausgeschlossen. Sie<br />

ist jedoch nur vorgesehen, wenn<br />

Bären gegenüber Menschen aggressiv<br />

auftreten. «Bruno» verhielt<br />

sich Menschen gegenüber nie ag-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: Krunoslav Rac<br />

gressiv. So gesehen, war Bayerns<br />

überstürztes Halali auf «Bruno»<br />

schlicht illegal. Bis heute bleibt ungeklärt,<br />

warum man «Bruno» statt<br />

abzuschiessen nicht betäubte und<br />

umsiedelte und/oder mit einem<br />

Sender versah. Immerhin war sein<br />

genauer Aufenthaltsort zwei Tage<br />

lang bekannt und ein Betäubungsexperte<br />

verfügbar. Und warum<br />

fragte Bayern nicht die Nachbarn?<br />

Weder der Schweizer noch der<br />

österreichische Managementplan<br />

für Braunbären hätten «Bruno» als<br />

«Risikobären» eingestuft. Und auch<br />

als solcher wäre er nicht automatisch,<br />

sondern nur unter den dazu<br />

genauestens definierten Umständen<br />

zum Abschuss frei gegeben<br />

worden.<br />

Fatales Signal<br />

Mit dem vollstreckten Todesurteil<br />

von «Bruno» hat man dem Schutz<br />

von Meister Petz einen Bärendienst<br />

erwiesen und ein fatales Signal gesetzt.<br />

Das bayrische Umweltministerium<br />

schürt damit die Panikmache<br />

gegen zuwandernde Grossraubtiere<br />

(siehe auch Wolf-Beitrag<br />

ab Seite 14 in diesem <strong>Heft</strong>). «Wie<br />

will man bei der Bevölkerung, bei<br />

<strong>Tier</strong>haltern und Jägern den Weg für<br />

die Zuwanderung von Braunbären<br />

ebnen, wenn der Staat selbst sofort<br />

zur Flinte greift?», folgert die deutsche<br />

Biologin Daniela Freyer von<br />

der <strong>Tier</strong>schutzorganisation <strong>Pro</strong><br />

Wildlife: «Aufgrund des staatlich<br />

genehmigten Abschusses sieht es<br />

nun düster aus für andere Bären,<br />

die sich zukünftig über die Grenze<br />

wagen.» Nach europäischem – und<br />

auch schweizerischem – Recht sind<br />

sowohl Bär als auch Wolf streng geschützt.<br />

Der Abschuss ist nur in<br />

Ausnahmefällen erlaubt. Eigentlich.<br />

Dennoch werden immer wieder<br />

Wölfe und andere streng geschützte<br />

Arten getötet. Legal und illegal.<br />

■<br />

27


<strong>Tier</strong>transporte<br />

Kniefall<br />

vor dem<br />

EU-Agrar-Wahn<br />

Der Paukenschlag kam Anfang Juli: die geplante Aufhebung des<br />

Verbots internationaler <strong>Tier</strong>transporte durch die Schweiz.<br />

Eigentlich hätte er ungehört verhallen sollen, wie der Zeitpunkt<br />

der brisanten Ankündigung zeigt.<br />

HANS PETER ROTH<br />

Im Amtsdeutsch des EidgenössischenVolkswirtschaftsdepartements<br />

EVD tönt das so: «Das<br />

EVD hat am 7. Juli unter dem Titel<br />

‹Weiterentwicklung des Veterinäranhangs<br />

zum Landwirtschaftsabkommen<br />

Schweiz-EU› die Anhörung<br />

zu drei Verordnungsänderungen<br />

eröffnet. Dazu gehört eine<br />

Totalrevision über die Ein-, Durchund<br />

Ausfuhr von <strong>Tier</strong>en und <strong>Tier</strong>produkten<br />

(EDAV). Die Anhörung<br />

lief bis zum 31. August. Einer der<br />

Revisionspunkte besteht in der Zulassung<br />

des Transits von <strong>Tier</strong>en<br />

der Rinder-, Schaf-, Ziegen- und<br />

Schweinegattung auf der Strasse,<br />

der bisher laut Artikel 59 Absatz 4<br />

der geltenden EDAV nicht gestattet<br />

war, aber laut bilateralen Abkommen<br />

erlaubt werden soll.»<br />

Der Zeitpunkt der «Anhörungseröffnung»<br />

war wohl nicht ganz<br />

zufällig auf den Freitag, 7. Juli, gelegt<br />

worden, schön auf Beginn der<br />

Sommerferien. Da interessiert die<br />

eidgenössische Tagespolitik viele<br />

Schweizer nicht mehr gross, weil<br />

sie urlaubshalber abwesend sind,<br />

egal ob Bürger, Beamte oder <strong>Tier</strong>schützer.<br />

Und welcher Redaktor<br />

vermeldet schon am Freitag, kurz<br />

vor Feierabend, Wochenende und<br />

Ferienbeginn eine «Anhörungseröffnung»?<br />

Die Vermutung verschiedener<br />

<strong>Tier</strong>schutzorganisationen ist<br />

naheliegend: Das EVD hat versucht,<br />

die Aufhebung des <strong>Tier</strong>transit-<br />

verbots unbemerkt in die EDAV<br />

hineinzuschmuggeln.<br />

Aufhebens<br />

über Aufhebung<br />

Im Rahmen des Landwirtschaftsabkommens<br />

Schweiz – EU hatte man<br />

zuvor zwar die weitgehende Gleichwertigkeit<br />

der Schweizer Vorschriften<br />

mit denen der EU festgestellt.<br />

Einige Schweizer Bestimmungen<br />

werden dennoch den EU-Regelungen<br />

angepasst. So sollen zur Erleichterung<br />

des Handels mit der EU<br />

etwa die tierärztlichen Kontrollen an<br />

den Grenzen (mit Ausnahme der<br />

Flughäfen) aufgehoben werden.<br />

Diese Änderungen, die am 1. Januar<br />

2007 in Kraft treten sollen, sind<br />

28 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


Foto: Agentur REUTERS<br />

Foto: zvg<br />

Punkt für Punkt erläutert durch das<br />

Bundesamt für Veterinärwesen<br />

BVET. Bis auf einen ganz heiklen:<br />

Kein Wort stand in den Erläuterungen<br />

des BVET zur Revision eben<br />

zum Transitverbot für <strong>Tier</strong>transporte<br />

auf der Strasse durch die Schweiz.<br />

Das haben aufmerksame Beobachter<br />

trotz der Verschwiegenheit<br />

des Bundesamts glücklicherweise<br />

bemerkt und Alarm geschlagen.<br />

Denn das kommentarlos aus der<br />

Verordnung gekippte Verbot internationaler<br />

<strong>Tier</strong>transporte ist aus<br />

tierschützerischer, aber auch aus<br />

seuchenhygienischer Sicht skandalös.<br />

Seuchengefahr<br />

Das sehen auch Verbände so, die<br />

ansonsten nicht als besonders tierschutzfreundlich<br />

gelten. So sind<br />

sich der Schweizerische Bauernverband<br />

(SBV), Suisseporcs, und andere<br />

Vereinigungen einig: Der <strong>Tier</strong>verkehr<br />

ist ein Hauptfaktor bei der<br />

Ausbreitung von Seuchen. Das Verbot<br />

des internationalen <strong>Tier</strong>transitverkehrs<br />

durch die Schweiz muss<br />

deshalb beibehalten werden. «Der<br />

einmalig gute Seuchenstatus der<br />

Schweizer Nutztierbestände darf<br />

nicht leichtfertig verspielt werden»,<br />

mahnt etwa der SBV. So sieht es<br />

auch Suisseporcs, der Schweizerische<br />

Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband.<br />

Im BVET, das den Entwurf Anfang<br />

Juli in die Vernehmlassung<br />

gab, reagiert man erschrocken auf<br />

die breit abgestützte Kritik. In einem<br />

Interview mit der «Basler Zeitung»<br />

räumte BVET-Direktor Hans Wyss in<br />

der Folge sogar ein, dass man die<br />

Transitfrage in den Erläuterungen<br />

zur Verordnungsrevision wohl explizit<br />

hätte thematisieren sollen.<br />

Den höheren <strong>Tier</strong>schutzstandard<br />

bei den Viehtransporten und das<br />

Transitverbot werde der Bundesrat<br />

gegenüber der EU aber weiter verteidigen,<br />

so Wyss.<br />

Leiden für<br />

Dumpingpreise<br />

Viel mehr als ein Lippenbekenntnis<br />

wird dies allerdings kaum sein.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Dass <strong>Tier</strong>schutzanliegen in der EU<br />

einen (noch) schwereren Stand haben<br />

als in der Schweiz, zeigen die<br />

bitteren Erfahrungen Österreichs.<br />

1999 hielt der Europäische Gerichtshof<br />

fest, dass das damalige<br />

österreichische Transportgesetz,<br />

welches gleich wie die Schweiz eine<br />

Maximaltransportzeit für <strong>Tier</strong>e auf<br />

sechs Stunden beschränkte, ein<br />

Hindernis für den freien EU-Warenverkehr<br />

sei. Seither ist der Weg für<br />

ungehinderte Ferntransporte in die<br />

Schlachthöfe und die Häfen Kroatiens<br />

und Italiens über den Brenner<br />

frei. Denn: Lebendtransport ist billiger,<br />

als die <strong>Tier</strong>e im nächstgelegenen<br />

Schlachthof zu schlachten<br />

und ihr Fleisch in Kühlwagen zu befördern,<br />

lautet die zynische Devise<br />

der EU-Verantwortlichen.<br />

Es gibt weitere Widersprüche.<br />

So stellt auch der SBV richtig fest:<br />

Wenn sich Schweizer Viehproduzenten<br />

an die im neuen Schweizer<br />

<strong>Tier</strong>schutzgesetz festgelegte Maximaltransportdauer<br />

von sechs Stunden<br />

halten müssen, geht es nicht<br />

an, EU-Ferntransporte zuzulassen,<br />

die mit ihren <strong>Tier</strong>en sehr viel weniger<br />

schonend und zeitlich praktisch<br />

unbegrenzt unterwegs sind. Das<br />

Versprechen von BVET-Direktor<br />

Hans Wyss klingt reichlich hohl, die<br />

Schweiz werde gegenüber der EU<br />

weiterhin am Transitverbot festhalten<br />

– obwohl das Verbot aus der<br />

Verordnung gestrichen werden<br />

soll … insbesondere, wenn man<br />

heute Bundesrat Pascal Couchepin<br />

beim Wort nimmt: Im Jahr 2000 zerstreute<br />

der ehemalige Wirtschaftsminister<br />

Befürchtungen der <strong>Tier</strong>schutzorganisationen,<br />

das bestehende<br />

Verbot für Transittransporte<br />

von Schlachtvieh durch die Schweiz<br />

auf der Strasse würde mit den bilateralen<br />

Abkommen zwischen der<br />

EU und der Schweiz hinfällig. Er<br />

versprach: «Auch im Zuge der Revision<br />

der EDAV soll dieses Verbot<br />

beibehalten werden.»<br />

Subventions-Irrsinn<br />

Wirtschaftlich interessant ist das<br />

Verschieben von Schlachtvieh quer<br />

durch Europa vor allem dank einer<br />

verfehlten EU-Agrarpolitik. Statt die<br />

– umweltschädigenden – Fleischberge<br />

über eine verkleinerte Viehproduktion<br />

abzubauen, subventionierte<br />

Brüssel ab 1989 den Export<br />

lebender Zucht- und Schlachtrinder<br />

in Staaten ausserhalb der EU grosszügig.<br />

Über Nacht wurden Nordafrika<br />

und der Nahe Osten zu grossen<br />

Absatzmärkten. Steuergelder<br />

machten die qualvollen Viehtransporte<br />

per Lkw und Schiff über Tausende<br />

Kilometer lukrativ. Erst nach<br />

schockierenden Fernsehbildern von<br />

geschundenen <strong>Tier</strong>en, etwa vom<br />

Ausladen völlig erschöpfter Rinder<br />

im Hafen von Beirut, und nach jahrelangen<br />

<strong>Pro</strong>testen der <strong>Tier</strong>schützer<br />

in ganz Europa drehte Brüssel den<br />

Geldhahn Ende 2005 endlich zu.<br />

Zum Erliegen kommt der Vieh-Ferntransport<br />

deswegen aber noch lange<br />

nicht. Gemäss dem «Tages-Anzeiger»<br />

sind auf Europas Strassen<br />

immer noch 26 Millionen Schlachttiere<br />

unterwegs. Täglich. Darunter<br />

Rinder, Schafe und Schweine. 75<br />

<strong>Pro</strong>zent davon auf Ferntransporten.<br />

In der Schweiz, die am europäischen<br />

Handel mit Schlachtvieh<br />

kaum beteiligt ist, sieht es da etwas<br />

besser aus: Bauern und <strong>Tier</strong>schützer<br />

haben sich auf sorgfältigere,<br />

tiergerechtere Viehtransporte geeinigt.<br />

Und die maximale Transportzeit<br />

ist gesetzlich auf sechs Stunden<br />

begrenzt. «Die Öffnung der<br />

Schweizer Strassen für europäische<br />

Ferntransporte wäre da ein<br />

völlig falsches Signal», kommentiert<br />

der Journalist Felix Maise im<br />

«Tages-Anzeiger» richtig: «Solange<br />

Nutztiere in der EU wie irgendeine<br />

Ware in der Welt herumgekarrt<br />

und <strong>Tier</strong>schutzvorschriften<br />

und Kontrollen nur als Störfaktoren<br />

im freien Warenverkehr betrachtet<br />

werden, muss die Schweiz in diesem<br />

Punkt hart bleiben.» Letztlich<br />

ist es indessen der Konsument, der<br />

mit seinem Konsumverhalten den<br />

Markt dirigiert. Doch viele Schweizer<br />

Konsumenten sind bereit, für<br />

Fleisch aus artgerechter <strong>Tier</strong>haltung<br />

mehr zu bezahlen. Warum<br />

also sollte die Schweiz einen Transitkorridor<br />

öffnen, mit dem europhile<br />

Schreibtisch-Technokraten<br />

viel Leid anrichten, nur für etwas<br />

billigeres Fleisch? ■<br />

29


Vogelgrippe-Update<br />

Wieder sieben Monate<br />

hinter Gitter<br />

Seit dem 15. Oktober ist es wieder so weit: Zehntausende Schweizer<br />

Hühner müssen zur Vorbeugung gegen die Vogelgrippe in den Ställen<br />

bleiben. Betroffen sind Tausende von Betrieben.<br />

HANS PETER ROTH<br />

Zwar ist das Freilandverbot<br />

diesmal selektiv. Es gilt innerhalb<br />

eines Umkreises von<br />

einem Kilometer rund um die grösseren<br />

Seen und Flüsse des Mittellandes.<br />

Trotzdem sind rund 5000<br />

Geflügelbetriebe und private Halter<br />

betroffen, wie Marcel Falk, Sprecher<br />

des Bundesamtes für Veterinärwesen<br />

(BVET), sagt. Das bedeutet,<br />

dass in der Schweiz wiederum<br />

rund 50000 <strong>Tier</strong>e während fast sieben<br />

Monaten nicht ins Freie dürfen.<br />

Das Verbot soll erst Ende April 2007<br />

aufgehoben werden. Die Nutztierschutzorganisation<br />

Kagfreiland findet<br />

dies übertrieben. Sie erwarte<br />

vom Bund, dass die Massnahme<br />

gelockert wird, falls bis im Dezember<br />

keine Vogelgrippe-Fälle auftauchen,<br />

hiess es in der «Neuen Zürcher<br />

Zeitung».<br />

Das Bundesamt für Veterinärwesen<br />

BVET sieht die Möglichkeit vor,<br />

das Verbot allenfalls früher aufzuheben.<br />

Grundsätzlich sei die Veterinärbehörde<br />

aber während der gesamten<br />

Überwinterungszeit der<br />

Wasservögel in erhöhter Alarmbereitschaft,<br />

weil sich während der<br />

kalten Monate rund zehnmal mehr<br />

Wasservögel in Schweizer Gewässern<br />

aufhalten als im Sommer.<br />

Virus ist nur Symptom<br />

Die Vogelgrippe: Gibt es sie? Es gibt<br />

Krankheitssymptome, die als Vogelgrippe<br />

oder Geflügelpest bezeichnet<br />

werden. Doch was ist der<br />

Auslöser? Das «Vogelgrippevirus»<br />

H5N1? Oder ist dieses lediglich<br />

Symptomträger? Der bekannte<br />

österreichische «Agrarrebell» und<br />

<strong>Tier</strong>schützer Sepp Holzer (siehe<br />

auch Beitrag im «<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>» 2-<strong>2006</strong>)<br />

sieht für die gefürchtete Krankheit<br />

ganz andere Ursachen: «Sie liegen<br />

in der Haltung der <strong>Tier</strong>e. Wenn Geflügel<br />

in Asien, aber auch in Europa<br />

in gigantischen <strong>Tier</strong>fabriken zu<br />

Hunderttausenden auf engstem<br />

30 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: Hans Peter Roth


Foto: Hans Peter Roth<br />

Raum gehalten wird, dann muss<br />

dies zwangsläufig zu schweren<br />

Krankheiten führen. Denn eine<br />

solch tierquälerische Haltung ist in<br />

jeder Hinsicht widernatürlich und<br />

macht die <strong>Tier</strong>e krank. Die Natur<br />

wehrt sich und versucht, solch widernatürliche<br />

Verhältnisse auszumerzen.»<br />

Die Massentierhaltung<br />

unter schrecklichsten Bedingungen<br />

und die globalisierten Warenströme<br />

führten in der Folge zu einem<br />

explosiven Verbreitungspotenzial.<br />

«Deshalb tiergerecht und lokal produzieren<br />

und konsumieren», mahnt<br />

Holzer.<br />

Derweil beschafft der Bundesrat<br />

Grippeimpfstoffe für die gesamte<br />

Bevölkerung. Er kauft acht Millionen<br />

Dosen eines Prä-Pandemie-<br />

Impfstoffes und reserviert Pandemie-Impfstoffe,<br />

«um im Ernstfall die<br />

Versorgung der Schweiz zu gewährleisten»,<br />

wie es heisst. Die Gesamtkosten<br />

für die Prä-Pandemieund<br />

Pandemie-Impfstoffe sollen<br />

etwa 180 Millionen Franken betragen.<br />

Beglückt mit diesen Kreditzinsbelasteten<br />

Steuergeldern wird der<br />

Pharmariese GlaxoSmithKline. Er<br />

soll den Prä-Pandemie-Impfstoff ab<br />

Januar 2007 liefern. Der dafür notwendige<br />

Kredit muss vom Parlament<br />

gutgeheissen werden, wie der<br />

Bundesrat mitteilte.<br />

Krank macht die Angst<br />

Die Planung für die Zulassung, die<br />

Lagerung und die Verteilung der<br />

Impfstoffe sowie für die freiwillige<br />

Impfung der Bevölkerung sei in Zusammenarbeit<br />

mit den zuständigen<br />

kantonalen Stellen in Vorbereitung,<br />

heisst es von offizieller Seite. Bei einer<br />

Pandemie würden die Krankenkassen<br />

die Impfkosten übernehmen.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Käfighühner aus Käfig- und Massentierhaltung sind<br />

besonders stark mit Salmonellen belastet<br />

Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind Hühner aus<br />

Käfig- und Massentierhaltung besonders stark mit Salmonellen belastet. Dies<br />

zeige ein Bericht des Bundesamtes für Risikobewertung. So seien Salmonellen<br />

in knapp 30 <strong>Pro</strong>zent der Legehennenbetriebe mit über 3000 <strong>Tier</strong>en und bei<br />

Betrieben mit über 30000 <strong>Tier</strong>en sogar bei zwei Dritteln der untersuchten Bestände<br />

nachgewiesen worden. Kleine Betriebe oder solche mit Boden-, Volierenoder<br />

Freilaufhaltung seien dagegen weit weniger stark von den gefährlichen<br />

Krankheitserregern betroffen. In Deutschland erkrankten, so der BUND, allein<br />

im vergangenen Jahr rund 52000 Menschen an einer Salmonelleninfektion.<br />

«Die Massentierhaltung von Hühnern bedeutet nicht nur eine Qual für die <strong>Tier</strong>e,<br />

sondern gefährdet auch die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten»,<br />

sagt BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm. Seit dem 4. August<br />

gelten in Deutschland neue Haltungsvorgaben, mit denen, die Legehennenverordnung<br />

von 2003, die ein Käfigverbot ab 2007 vorsah, ausgehebelt<br />

wird. Mit der Zulassung einer sogenannten «Kleinvoliere» wurde damit die<br />

klassische Käfighennenhaltung durch die Hintertür wieder eingeführt. Dahinter<br />

verbirgt sich jedoch nichts anderes als eine weitere Form der nicht artgerechten<br />

Käfighaltung von Millionen von Legehennen.<br />

Die <strong>Tier</strong>qual geht also unvermindert weiter, Konsumentinnen und Konsumenten<br />

müssen sich weiter vor krankmachenden «Überraschungseiern» aus der<br />

tierquälerischen Massentierhaltung in Acht nehmen. NN / BUND<br />

Online-Appell für eine Klage gegen den sogenannten «Seehofer-Käfig»:<br />

http://www.tierrechte.de<br />

Eine 180000 Millionen Franken<br />

teure Präventionsaktion zum Schutz<br />

vor einem Virus, von dem man<br />

nicht weiss, ob es überhaupt zu einem<br />

von Menschen übertragbaren<br />

Virus mutieren kann oder wird?<br />

Dies fragt die Bürgerwelle Schweiz,<br />

eine Organisation, die sich seit<br />

sechs Jahren für den Schutz der<br />

Gesundheit vor Mobilfunkstrahlung,<br />

aber auch vor andern Gesundheitsrisiken<br />

der heutigen Zivilisation<br />

einsetzt. Weiter kommentiert<br />

die Bürgerwelle: «‹Schutz› vor einem<br />

H5N1-Virus, das mit der üblichen<br />

Nachweismethode gar nicht<br />

zweifelsfrei als solches nachgewie-<br />

sen werden kann. ‹Schutz› vor einem<br />

Virus, dessen angebliche Gefährlichkeit<br />

für den Menschen auf<br />

weltweit ganz wenigen behaupteten<br />

menschlichen H5N1-Erkrankungen<br />

basiert. Einzelfälle, bei denen<br />

keiner nachprüfen kann, ob es wirklich<br />

H5N1-Erkrankungen waren. Unsicherer<br />

kann die Entscheidungsbasis<br />

wohl kaum sein. Und doch wird<br />

gehandelt.»<br />

Sicher ist und bleibt: Angst<br />

schwächt das Immunsystem und<br />

kann in der Folge krank machen.<br />

Folglich kann Angstmache für die<br />

Pharmaindustrie durchaus lukrativ<br />

sein – und sie ist es. ■<br />

31


Aussterbende Nutztierrassen:<br />

ein Kulturgut<br />

Artenschutz. Nicht nur viele Wildtiere, auch zahlreiche traditionelle<br />

Nutztierrassen sind im 20. Jahrhundert ausgestorben. Allein in der<br />

Schweiz verschwanden Dutzende. Doch der Schutz für die bedrohten<br />

Nutztiere ist seit Jahren im Aufwind.<br />

.<br />

VON HANS PETER ROTH<br />

Aus Sicht des <strong>Tier</strong>schutzes ist<br />

der Erhalt traditioneller Kulturtierrassen<br />

interessant,<br />

weil diese <strong>Tier</strong>e nicht an tierquälerischen,<br />

leistungsorientierten Überzüchtungen<br />

leiden. Sie bilden sozusagen<br />

einen Gegenpol zur genetisch<br />

verarmten, industriellen Massentierhaltung,<br />

die mit nicht artgerechter<br />

Haltung und massiver «Chemiekeule»<br />

nicht nur ungesunde<br />

<strong>Pro</strong>dukte, sondern auch sehr viel<br />

<strong>Tier</strong>leid erzeugt. Zudem sind sie für<br />

die genetische Vielfalt von unschätzbarem<br />

Wert und in der Regel<br />

weit besser an örtliche, klimatische<br />

und landschaftliche Gegebenheiten<br />

angepasst. Was wiederum ökologisch<br />

gesehen von grosser Bedeutung<br />

ist.<br />

Verdrängt<br />

durch Leistungsrassen<br />

Wie konnte es so weit kommen,<br />

dass auch in der Schweiz zahlreiche<br />

traditionelle Nutztierrassen<br />

ausgestorben oder vom Aussterben<br />

bedroht sind? Bereits Ende der<br />

70er Jahre stellte der Münchner<br />

Wildbiologe Thomas Schultze-<br />

Westrum fest, dass im Mittelmeerraum<br />

zahlreiche einheimische Nutztierrassen<br />

durch nordeuropäische<br />

und amerikanische Leistungsrassen<br />

ersetzt worden und ausgestorben<br />

seien.<br />

Als sich der Schweizer Artenschützer<br />

Hans-Peter Grünenfelder<br />

in den 80er Jahren aufmachte, um<br />

zu schauen, wie es in der Schweiz<br />

diesbezüglich aussah, verschlug es<br />

ihm fast die Sprache. Was es hierzulande<br />

früher alles gegeben hatte!<br />

«Das Zwergrind von Feldis-<br />

Scheid zum Beispiel oder das Adelbodner<br />

Rind, noch kleiner als das<br />

Hinterwälder von heute. Rund zwei<br />

Dutzend Schafrassen waren ausgestorben.<br />

Auch wenn einzelne Rassen<br />

nicht stark von anderen abwichen,<br />

so waren doch ganz eigentümliche<br />

Typen darunter, um die es<br />

mir wirklich leid tat.»<br />

Stimmungswandel<br />

Hans Peter Grünenfelder begründete<br />

in der Folge die heute wichtigste<br />

Institution zur Erhaltung traditioneller<br />

Kulturtierrassen in der Schweiz,<br />

die Stiftung <strong>Pro</strong>SpecieRara. Am<br />

Anfang habe sich die «offizielle<br />

Landwirtschaft» schwer getan mit<br />

Leuten, die gerade jene Rassen<br />

schützen wollten, die man über<br />

Jahre als minderwertig auszumerzen<br />

versucht hatte. «Da wir die Leistungszucht<br />

aber nicht in Frage stellten,<br />

sondern nur darauf hinwiesen,<br />

dass es Sinn mache, die alten Rassen<br />

trotzdem in einer überlebensfähigen<br />

Zahl zu erhalten,<br />

schlug die Stimmung nach und<br />

nach um.»<br />

Mit der zunehmenden Anerkennung<br />

in der breiten Gesellschaft,<br />

insbesondere nach dem Inkrafttreten<br />

der «Konvention über biologische<br />

Vielfalt» (Rio-Deklaration von<br />

1992), wurden die Schützer alter<br />

Kulturrassen mehr und mehr ernst<br />

genommen. Dies, nachdem die<br />

Naturschutzlobby zuvor nichts wissen<br />

wollte von einer Aufnahme der<br />

«Agro-Biodiversität» in die «Konvention<br />

über biologische Vielfalt».<br />

Es ist davon auszugehen, dass Grünenfelders<br />

Engagement und Einbezug<br />

internationaler Organisationen<br />

und Persönlichkeiten entscheidend<br />

mit dazu beitrug, dass die Agro-Biodiversität<br />

schliesslich ausdrücklich<br />

in die Rio-Deklaration aufgenommen<br />

wurde.<br />

Der Durchbruch<br />

Der Durchbruch in der Schweiz kam<br />

mit den Wollschweinen (siehe folgenden<br />

Beitrag). Bald wurde <strong>Pro</strong>-<br />

SpecieRara zur «mit Abstand grössten<br />

und erfolgreichsten Organisation<br />

zur Erhaltung alter Nutztierrassen<br />

und Kulturpflanzen», nicht nur<br />

in der Schweiz, sondern in ganz<br />

Europa. In den Pionierjahren kaufte<br />

die Stiftung die letzten <strong>Tier</strong>e auf<br />

und praktizierte ein Ausleihsystem,<br />

das eine dezentrale und somit risikoarme<br />

Erhaltungszucht ermöglichte.<br />

Mit fortschreitendem Erfolg entstanden<br />

für die einzelnen Rassen<br />

nationale Zuchtvereine.<br />

«Heute sind wir eine Dachorganisation»,<br />

sagt Philippe Ammann,<br />

Bereichsleiter <strong>Tier</strong>e bei <strong>Pro</strong>Specie-<br />

Rara. «Wir realisieren zusammen<br />

mit den Vereinen <strong>Pro</strong>jekte für die<br />

gefährdeten Rassen, helfen bei der<br />

Suche nach neuen Züchtern und<br />

beim Vermitteln von Zuchtgruppen.»<br />

Getragen wird diese Arbeit<br />

von einer breiten Gönnerschaft und<br />

über <strong>Tier</strong>patenschaften. Dass wir<br />

heute die alten Rassen noch bestaunen<br />

können, ist möglich, weil sich<br />

immer mehr Leute für die alten<br />

Rassen begeistern und viel persönliches<br />

Engagement einbringen.<br />

■<br />

32 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


Fotos: Hans Peter Roth<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Agro-Biodiversität<br />

Bedrohte Schweizer Nutztierrassen<br />

Das<br />

Wollschwein<br />

Wie robuste, bärtige Kerle vom<br />

Land sehen die kraushaarigen<br />

Wollschweine aus. Die widerstandsfähige,<br />

Schweinerasse<br />

kann mit minimalem Stallaufwand<br />

problemlos ganzjährig im Freien<br />

gehalten werden.<br />

Aus Kreuzungen verschiedener<br />

Schweine in Südosteuropa<br />

ging um 1830 in Ungarn<br />

das schwalbenbäuchige Mangalitza-Schwein,<br />

das Wollschwein,<br />

hervor. Lange wurde das Wollschwein<br />

in Ungarn vorbildlich erhalten.<br />

Doch Ende des 20. Jahrhunderts<br />

brach die staatliche Erhaltungszucht<br />

zusammen. Heute werden<br />

die Mangalitzas wieder vom<br />

Staat gefördert und von einzelnen<br />

Züchtern gehalten. In Ungarn existieren<br />

bis heute auch blonde und<br />

rote Mangalitzas, anders als in der<br />

Schweiz, wo nur das Schwalbenbäuchige<br />

Wollschwein, das seinen<br />

Namen aufgrund seines hellen Bauches<br />

hat, gehalten und gezüchtet<br />

wird. Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

kamen die ersten Wollschweine in<br />

die Schweiz. Gegen die Konkurrenz<br />

der Edelschweine blieben sie aber<br />

chancenlos.<br />

Heute existieren noch kleine Bestände<br />

in verschiedenen Ländern<br />

Osteuropas, in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz. <strong>Pro</strong>Specie-<br />

Rara übernahm von der Stamm-Stiftung<br />

1986 die Zucht in der Schweiz.<br />

Heute besitzt die Schweiz den wichtigsten<br />

Bestand an Schwalbenbäuchigen<br />

Mangalitzas. Über 130 Züchter<br />

halten ihre Wollschweine meist<br />

in kleinen Gruppen artgerecht im<br />

Freiland. Die Wollschweine werden<br />

auch auf Alpen, zur Säuberung von<br />

Kastanienselven (Tessin) und zur<br />

Pflege von Vogelschutzgebieten und<br />

Christbaumkulturen eingesetzt. Neu<br />

entdeckt wurden sie auch für die<br />

Pflege von Feuchtbiotopen.<br />

Die Wollschweine, deren Bestandesentwicklung<br />

stabil ist, sind<br />

etwas kleiner als Edelschweine. Sie<br />

haben einen ausgeglichenen, gutmütigen<br />

Charakter mit natürlichem<br />

Sozialverhalten. Trotz ihres massiven<br />

Körperbaus sind sie sehr<br />

«marschtüchtig» und bestens geeignet<br />

für die Freilandhaltung. Die<br />

erwachsenen <strong>Tier</strong>e tragen ein dichtes,<br />

schwarz gekraustes Borstenkleid<br />

mit beigefarbenem Bauch.<br />

Wollschweine sind wenig stressanfällig<br />

und haben einen ruhigen, sehr<br />

sozialen Charakter. Innerhalb von<br />

zwei Jahren bringen sie drei Würfe<br />

mit je etwa acht Ferkeln zur Welt.<br />

Diese werden mit Frischlingsstreifen<br />

geboren, was die nahe Verwandtschaft<br />

mit den Wildschweinen<br />

beweist. Wollschweine können<br />

dank ihrer Robustheit und ihrer<br />

Kälteresistenz recht einfach gehalten<br />

werden. Dabei eignet sich die<br />

Rasse bestens für eine naturnahe<br />

und artgerechte, extensive Weidemast,<br />

beispielsweise zur Landschaftspflege<br />

in Randregionen und<br />

auf Alpen.<br />

Zuchtziele sind unter anderem<br />

die Erhaltung und Förderung der<br />

Widerstandskraft, Geländegängigkeit,<br />

Gesundheit, ihrer ausgezeichneten<br />

Konstitution, Klimaverträglichkeit<br />

und guten Stressresistenz.<br />

Zudem sollen sie frei von Erbfehlern<br />

bleiben. (hpr) ■<br />

Mehr Infos: Schweizerische Vereinigung<br />

für die Wollschweinzucht<br />

(SVWS), www.wollschwein.ch<br />

Mit diesem Beitrag startet die<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Serie über bedrohte<br />

einheimische Nutztierrassen in<br />

Zusammenarbeit mit der Stiftung<br />

<strong>Pro</strong>SpecieRara. Die Schweizerische<br />

Stiftung für die kulturhistorische<br />

und genetische Viefalt von <strong>Tier</strong>en<br />

und Pflanzen setzt sich seit 1982<br />

für die Rettung und den Erhalt der<br />

Vielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen<br />

ein – für unser genetisches<br />

wie kulturelles Erbe. Siehe auch<br />

www.<strong>Pro</strong>SpecieRara.ch.<br />

33


Jährlich 38 Mio. Haie<br />

wegen Flossen gekillt<br />

Zubrot für Fischer zerstört ökologisches<br />

Gleichgewicht in den Ozeanen<br />

Ein internationales Forscherteam<br />

hat erstmals eine genaue<br />

Untersuchung über die<br />

jährlich getöteten Haie für die in<br />

Asien so beliebte Haifischflossen-<br />

Suppe vorgenommen. Demnach<br />

werden jährlich 38 Mio. dieser Knorpelfische<br />

nur wegen ihrer Flossen<br />

getötet. Bisher wurden die Zahlen<br />

der jährlich getöteten Haie nur geschätzt,<br />

und dabei lagen die Schätzungen<br />

irgendwo zwischen 10 und<br />

100 Mio. <strong>Tier</strong>e. Wie das Wissenschaftsmagazin<br />

Ecology Letters<br />

www.blackwellpublishing.com berichtet,<br />

ist die Nachfrage nach Haiflossen<br />

steigend, nicht zuletzt deshalb,<br />

weil sich in China eine gut<br />

verdienende Mittelschicht etabliert<br />

hat.<br />

Haifischflossen-Suppe gehört<br />

neben Abalone – einer Meeresschnecke<br />

– und Schwalbennestern<br />

zu den grossen Spezialitäten der<br />

chinesischen Küche. Gourmets zahlen<br />

in den Luxusrestaurants Hongkongs<br />

und Shanghais extrem viel<br />

Geld, um an diese Spezialitäten zu<br />

kommen. Abalones sind in den<br />

Meeren rund um China längst ausgestorben<br />

und werden jetzt von<br />

Mexiko importiert. Offensichtlich<br />

geht es nun auch den Haien immer<br />

mehr an den Kragen, wie zahlreiche<br />

Umweltorganisationen bereits<br />

seit Jahren behaupten. Die Haifischflossen-Industrie<br />

ist im Wesentlichen<br />

auf einige wenige Staaten<br />

in Asien beschränkt. Die Forscher<br />

um Shelley Clarke vom Joint<br />

Institute for Marine and Atmospheric<br />

Research der University of<br />

Hawaii und dem National Research<br />

Institute of Far Seas Fishery in<br />

Japan haben internationale Händ-<br />

ler befragt und mehr als 400 Haiflossen<br />

untersucht. Daraus schlossen<br />

die Wissenschaftler, dass von<br />

1996 bis 2000 26 bis 73 Mio. Haie<br />

jährlich gehandelt wurden. Daraus<br />

errechneten die Forscher den<br />

Durchschnittswert von 38 Mio. Fischen<br />

– fast viermal so viel wie von<br />

der UNO geschätzt.<br />

Die Untersuchungen des Forscherteams<br />

waren nicht einfach, da<br />

in den meisten Fischerei-Statistiken<br />

die Haie fehlen. Zudem sind Haie<br />

oft reiner Beifang, und dieser wird<br />

nicht nach Spezies beurteilt, sondern<br />

lediglich nach der Gesamtmenge.<br />

«Neben einigen Restriktionen<br />

über die Fangmethoden – vor<br />

allem dem Shark Finning –, die in<br />

den USA und in der EU bestehen,<br />

wurde nie ein Fischerei-Management-System<br />

für Haie erstellt», so<br />

Murdoch McAllister, Studien-Co-<br />

Autor vom Imperial College in London.<br />

«Die weltweite Nachfrage für<br />

Haifischflossen ist jedenfalls dramatisch<br />

angestiegen, das wiederum<br />

macht Fischer gierig auf ein<br />

Zubrot», meint McAllister.<br />

«Tatsächlich ist die Nachfrage<br />

nach den Haiflossen vor allem in<br />

China deutlich spürbar», berichtet<br />

Peter Knights, Direktor der Nonprofit-Organisation<br />

WildAid. «In der<br />

neuen chinesischen Mittelschicht<br />

wird Wert darauf gelegt zu zeigen,<br />

dass man sich Haifischflossen einfach<br />

leisten kann. Egal dabei ist,<br />

dass die Flossen weder besonders<br />

gut schmecken noch irgendwelche<br />

besonderen Nährstoffe enthalten»,<br />

meint Knights. Tatsächlich legen<br />

Chinesen insbesondere bei grossen<br />

Geburtstagsfeiern grossen Wert auf<br />

teure Gerichte. Damit will man den<br />

Abgeschnittene Haifischflossen<br />

Gästen die Wertschätzung ausdrücken.<br />

Umgekehrt bemerken die<br />

Forscher, dass die traditionelle<br />

Haifischflossen-Suppe aber nicht<br />

nur auf Speisekarten in Asien<br />

beschränkt ist. «Ein Teller Haifischflossen-Suppe<br />

wird im China-<br />

Max-Seafood-Restaurant in San<br />

Diego für 18 Dollar angeboten. Für<br />

40 Dollar kann man eine ganze geschmorte<br />

Flosse bestellen», berichtet<br />

das Wissenschaftsmagazin «National<br />

Geographic» (www.national<br />

geographic.com) diese Woche und<br />

bemerkt noch süffisant, dass der<br />

Wirt versichert habe, dieses Gericht<br />

ständig anzubieten. ■<br />

London (pte/14.10.<strong>2006</strong>/06:10)<br />

Aussender:<br />

pressetext.austria<br />

Redakteur:<br />

Wolfgang Weitlaner<br />

E-Mail: weitlaner@pressetext.com<br />

Tel. +43-1-811 40-307<br />

34 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: PT-Archiv


Chamaeleo (Trioceros)<br />

johnstoni<br />

(Boulenger 1901)<br />

Diesmal stelle ich Ihnen ein<br />

weiteres Dreihorn-Chamäleon<br />

vor. Chamaeleo johnstoni<br />

lebt in Ruanda, Burundi,<br />

Uganda und der Republik Kongo<br />

(Kongo Kinshasa). In den Gebirgen<br />

dieser Länder bewohnt es Höhenlagen<br />

von 1000 bis 2500 m ü.M.<br />

Johnstoni zählt zu den mittelgrossen<br />

Chamäleons. Männchen erreichen<br />

eine Gesamtlänge von etwa<br />

30 cm. Die Weibchen bleiben etwas<br />

kleiner. Von den drei Hörnern, die<br />

nur die Männchen tragen, ist das<br />

mittlere immer das grösste. Es kann<br />

30 mm lang werden. Der Helm ist<br />

sehr flach und überragt den Rückenkamm<br />

kaum. Die gleichmässige<br />

Körperbeschuppung ist durchsetzt<br />

von grossen, linsenförmigen<br />

Schuppen. Der Kehlkamm fehlt<br />

vollständig. Der Bauchkamm be-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Chamäleon<br />

Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit<br />

Schwierig zu unterscheiden<br />

Ch. johnstoni (oben) und<br />

Ch. Jacksonii (unten)<br />

steht aus hellen, leicht vergrösserten<br />

Schuppen. Die Farbpalette besteht<br />

aus Weiss, Gelb, Grün und<br />

Türkis sowie aus Schwarz, Braun<br />

und Orange. Männchen zeigen bei<br />

Normalfärbung meist türkisblaue<br />

und gelbe Flecken auf grünem<br />

Grund. Es gibt aber auch viele <strong>Tier</strong>e,<br />

die als «Grundfarbe» hellbraun<br />

Chamaeleo (Trioceros) johnstoni<br />

(Boulenger 1901)<br />

Gattung: Chamaeleo<br />

Untergattung: Trioceros<br />

Art: Ch. johnstoni<br />

Unterarten: keine<br />

Zeichnungen und Foto: R. A. Attinger<br />

und schwarz gesprenkelt sind.<br />

Weibchen sind meist grün und mit<br />

dunkleren Punkten übersät. Sie haben<br />

niemals Hörner.<br />

Oft wird Chamaeleo johnstoni<br />

mit Chamaleo jacksonii verwechselt.<br />

Beides sind Hochlandtiere.<br />

Wenn man keine Fundortangabe<br />

hat, ist es für den Laien tatsächlich<br />

schwierig, sie zu unterscheiden.<br />

Jacksonii (Kenia, Tansania)) hat einen<br />

etwas höheren Helm und einen<br />

stärker «gesägten» Rückenkamm<br />

(siehe Skizze). Was hingegen diese<br />

zwei Arten grundsätzlich voneinander<br />

unterscheidet, ist die Vermehrung:<br />

Johnstoni ist eierlegend (ovipar)<br />

und Jacksonii lebend gebärend<br />

(ovovivipar).<br />

Bis zum nächsten Mal<br />

Ihr R. A. Attinger<br />

Männchen Chamaeleo johnstoni<br />

35


<strong>Pro</strong>jekte+Kampagnen<br />

So können Sie helfen<br />

<strong>Tier</strong>e im Osten<br />

Finanzielle Unterstützung von Aufklärungskampagnen<br />

der Organisation Svoboda Zvirat in Pilsen (CZ).<br />

Bären<br />

Wir unterstützen die <strong>Pro</strong>jekte der «International Bear<br />

Foundation» (IBF) in Indien und Georgien.<br />

Adria-Delfine<br />

Finanzielle Unterstützung zur Rettung der letzten<br />

Tümmler in der Adria vor Kroatien.<br />

Findeltiere<br />

Aufnahme, medizinische Versorgung und Vermittlung<br />

von Hunden und Katzen.<br />

Katzenkastrationen<br />

Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung<br />

sinnloser Katzenvermehrung, speziell auf<br />

Bauernhöfen.<br />

Sie wollen eines oder mehrere<br />

dieser <strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen<br />

finanziell unterstützen? Verwenden<br />

Sie bitte beiliegenden Einzahlungsschein<br />

mit dem Vermerk der<br />

entsprechenden Aktion.<br />

Sie können natürlich auch online<br />

spenden unter: www.protier.ch<br />

36 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Foto: © Martin Siegenthaler


Elfenbeinhandel –<br />

Gefahr für Elefanten<br />

Verkauf von 60 Tonnen Elfenbein<br />

noch einmal gestoppt; Entscheidung<br />

fällt im Juni 2007; <strong>Tier</strong>schützer<br />

befürchten massive Zunahme<br />

der Wilderei.<br />

Der legale Handel mit Elfenbein<br />

ist als Konsequenz aus<br />

dem flächendeckenden Zusammenbruch<br />

der Elefantenbestände<br />

in Afrika seit 1989 generell verboten.<br />

Doch jetzt sollen 60 Tonnen<br />

Elfenbein ganz legal auf den Markt<br />

kommen. Es handelt sich, wie verschiedene<br />

<strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />

berichten, um den einmaligen Abverkauf<br />

von Lagerbeständen aus<br />

drei afrikanischen Ländern. Anfang<br />

Oktober verschob der Ständige Ausschuss<br />

des Washingtoner Artenschutzübereinkommens<br />

(WA, CITES)<br />

in Genf die Entscheidung über den<br />

Verkauf bis zur nächsten WA-Konferenz,<br />

die im Juni 2007 stattfinden<br />

wird. «Die gute Nachricht ist: Das<br />

Elfenbeinverbot bleibt vorerst erhal-<br />

<br />

Adressänderung<br />

Bitte melden Sie uns Ihre neue Adresse.<br />

Adressnachforschungen bei den Gemeinden kosten uns pro Anfrage CHF 20.–.<br />

Geld, das wir besser für die <strong>Tier</strong>e einsetzen könnten.<br />

Alte Adresse<br />

Name: _________________________________________<br />

Vorname: ______________________________________<br />

Mitgliedernummer: _____________________________<br />

Strasse: ________________________________________<br />

PLZ und Wohnort: ______________________________<br />

Telefon: ________________________________________<br />

ten. Die schlechte Nachricht: Japan,<br />

einem wichtigen Absatzmarkt für<br />

gewildertes Elfenbein, wurde die<br />

legale Einfuhr von Elfenbein bereits<br />

in Aussicht gestellt», so <strong>Pro</strong>-Wildlife-<br />

Expertin Daniela Freyer.<br />

Die 60 Tonnen des weissen Goldes<br />

stammen aus Botswana, Namibia<br />

und Südafrika, es handelt sich<br />

um konfiszierte Stosszähne und<br />

solche aus legalen Abschüssen.<br />

Bereits 2002 erhielten die drei Staatten<br />

von der WA-Konferenz die Zusage,<br />

die begehrte Ware unter bestimmten<br />

Bedingungen verkaufen<br />

zu dürfen. So müssen sowohl die<br />

Export- als auch die Importländer,<br />

dies sind vornehmlich Japan und<br />

China, effektive Kontrollen des Handels<br />

nachweisen. Zudem soll ein<br />

eigens ins Leben gerufenes Überwachungssystem<br />

Informationen<br />

über das Ausmass der Wilderei liefern.<br />

Da bislang aber keine zuverlässigen<br />

Daten vorliegen, wurde die<br />

Entscheidung diesmal noch verschoben.<br />

Lediglich Japan wurde,<br />

trotz mangelnder Überwachung des<br />

Elfenbeinhandels im Land, als Käu-<br />

Neue Adresse<br />

fer akzeptiert, China dagegen nicht,<br />

dort wird noch zu viel Elfenbein<br />

geschmuggelt.<br />

<strong>Tier</strong>- und Naturschutzorganisationen<br />

wie <strong>Pro</strong> Wildlife fordern, jeglichen<br />

Elfenbeinhandel zu verbieten.<br />

Jedes Jahr werden Tausende Elefanten<br />

gewildert. Eine Unterscheidung<br />

zwischen legalem Elfenbein<br />

aus Regierungsbeständen und gewildertem<br />

Elfenbein ist in der Praxis<br />

nicht möglich. So förderte eine<br />

Studie des IWAF (Internationalen<br />

<strong>Tier</strong>schutzfonds) über den Internet-<br />

Wildtierhandel in den Niederlanden<br />

Erschreckendes zu Tage. Binnen einen<br />

Monats wurden 600 illegale von<br />

Wildtieren stammende <strong>Pro</strong>dukte auf<br />

niederländischen Internetseiten zum<br />

Verkauf angeboten. Elfenbein war<br />

dabei das am häufigsten gehandelte<br />

<strong>Pro</strong>dukt. Es steht zu befürchten, dass<br />

mit der Freigabe des Verkaufs der<br />

60 Tonnen Elfenbein aus dem südlichen<br />

Afrika die Wilderei auf die<br />

grauen Riesen massiv angeheizt<br />

wird und es zu einer Flut von illegal<br />

angebotenem Elfenbein weltweit<br />

kommt. (uk) ■<br />

Name: __________________________________________<br />

Vorname: _______________________________________<br />

Strasse: _________________________________________<br />

PLZ und Wohnort: _______________________________<br />

Telefon: _________________________________________<br />

Einsenden an: <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, Alfred-Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Oder 4/06 faxen an: 044 201 26 23 4/0637


Buchbesprechungen<br />

Reise durch südafrikanische<br />

Nationalparks<br />

Afrika hat einiges zu bieten. Atemberaubende Landschaften,<br />

über einen Zehntel der Pflanzen unseres Planeten und<br />

ein <strong>Tier</strong>paradies von unvergleichlicher Vielfalt. In diesem<br />

Bildband finden sich neben den «big five» – Elefant, Nashorn,<br />

Löwe, Büffel und Leopard – auch viele Aufnahmen von<br />

weniger bekannten, aber nicht minder faszinierenden Bewohnern<br />

Südafrikas. Der mehrfach ausgezeichnete <strong>Tier</strong>fotograf<br />

Franck Fouquet lädt ein zu einer Reise durch 24 Nationalparks<br />

in Südafrika. Dabei überrascht er auch mit eindrücklichen<br />

Bildern von Blumen, Vögeln und Insekten, die<br />

man sonst sehr selten sieht.<br />

Franck Fouquet, Vorwort<br />

Johnny Clegg<br />

«Südafrika. Wildes Paradies»<br />

192 Seiten, rund 200 Farbfotos,<br />

CHF 52.–<br />

ISBN 3-938265-07-8<br />

RvR Verlag GmbH, Schulstr.<br />

64, D-77694 Kehl<br />

Tel. ++49 7851 955455,<br />

Fax ++49 7851 899277<br />

www.rvr-verlag.de, E-Mail:<br />

info@rvr-verlag.de<br />

Füchse downtown<br />

Ein Fuchs im Stadtgarten, auf dem Sportplatz oder mitten<br />

auf der Strasse. Für viele immer noch ungewohnt, obwohl<br />

der Rotfuchs sich seit einigen Jahren immer mehr und mehr<br />

Lebensraum inmitten menschlicher Zivilisation erobert. Vor<br />

zehn Jahren begann ein Forschungsprojekt<br />

in Zürich, sich<br />

mit den zunehmenden Fuchsbeständen<br />

zu beschäftigen und<br />

dabei insbesondere die Stadtfüchse<br />

unter die Lupe zu nehmen.<br />

Dieses reich bebilderte<br />

Buch stellt den neuen Nachbarn<br />

Fuchs umfassend dar und zeigt<br />

Wege auf für ein konfliktarmes<br />

Zusammenleben von Menschen<br />

und Füchsen.<br />

Sandra Gloor, Fabio Bontadina, Daniel Hegglin<br />

«Stadtfüchse – Ein Wildtier erobert den Siedlungsraum»<br />

189 Seiten, 143 Farbfotos, 20 Abbildungen, 5 Tabellen<br />

CHF 39.90, ISBN 10 3-258-07030-8<br />

Haupt Verlag AG, Buchhandlung und Verlag,<br />

Falkenplatz 14, 3001 Bern<br />

Tel. 031 309 09 09, Fax 031 309 09 10<br />

www.haupt.ch, E-Mail: buchhandlung@haupt.ch<br />

Geheimnisvolle<br />

Höhlenwelt<br />

Die Geschichte erzählt von einer Freundschaft zwischen zwei<br />

Höhlenforschern, einem Hirten und einer Geiss. Bruno, der<br />

Hirte, vermisst eines Morgens seine kleine Geiss Lola. Könnte<br />

es sein, dass sie in eine Höhle gefallen ist? Es bittet die beiden<br />

Höhlenforscher Markus und Florian um Hilfe. Diese entdecken<br />

auf ihrer Suche in der Höhle allerlei, wie zum Beispiel<br />

Fledermäuse – und zu guter Letzt auch Lola.<br />

Auch in Englisch und Französisch erhältlich.<br />

Corinne Kolly (Text), Sylvie<br />

Nussbaumer (Illustrationen)<br />

«Lolas’s Höhlenabenteuer»<br />

20 Seiten, farbige Illustrationen.<br />

Für Kinder ab 5 Jahren.<br />

CHF 19.–<br />

ISBN 3-908495-17-2-1<br />

Speleo <strong>Pro</strong>jects, Caving<br />

Publications International<br />

Lettenweg 118<br />

CH-4123 Allschwil<br />

Tel. 061 485 90 70, Fax 061 485 90 75<br />

www.speleoprojects.com<br />

E-Mail: orders@speleoprojects.com<br />

Herzlichen Dank!<br />

Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei Rossano<br />

Bardini vom Studio D3 in Feldmeilen bedanken. Er hat<br />

uns den ganzen bisherigen Erlös aus dem Verkauf der<br />

Musik-CDs «Entre la luz y el silencio» und «Klangerlebnis»<br />

zu Gunsten unserer Findeltiere geschenkt. Rossano<br />

Bardini ist selbst Hundebesitzer und ein grosser <strong>Tier</strong>freund.<br />

Unser Dank geht natürlich auch an diejenigen, die eine<br />

solche CD gekauft haben.<br />

Die CDs sind immer noch erhältlich. Benützen Sie für Ihre<br />

Bestellung bitte die beigeheftete Bestellkarte. Danke.<br />

38 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

<strong>Tier</strong>-Enzyklopädien<br />

Illustrierte Hunde Enzyklopädie,<br />

Esther Verhoef<br />

272 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 16.80<br />

Illustrierte Terrarien Enzyklopädie,<br />

Eugéne Bruins<br />

320 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 16.80<br />

Die grosse Katzen Enzyklopädie,<br />

Edition Dörfler<br />

476 Seiten, 22 x 30.5 cm<br />

Preis: CHF 33.50<br />

Illustrierte Katzen Enzyklopädie,<br />

Esther Verhoef<br />

240 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 18.20<br />

Illustrierte Fossilien<br />

Enzyklopädie<br />

312 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 18.20<br />

Die grosse Hunde Enzyklopädie,<br />

Esther Verhoef<br />

312 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 33.50<br />

Illustrierte Pferde Enzyklopädie,<br />

Josée Hermsen<br />

312 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 18.20<br />

Kaninchen und Nagetiere<br />

Enzyklopädie<br />

320 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 24.90<br />

Der Wolf, zwischen Mythos<br />

und Wahrheit, Angelika Sigl<br />

152 Seiten, 22 x 29 cm<br />

Preis: CHF 18.20<br />

Illustrierte Hühner Enzyklopädie,<br />

Esther Verhoef/Aad<br />

Rijs, 336 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 16.80<br />

Ziervögel Enzyklopädie<br />

Esther Verhoef<br />

312 Seiten, 17 x 24 cm<br />

Preis: CHF 24.90<br />

Die faszinierende Welt der<br />

Schlangen, Edition Dörfler<br />

144 Seiten, 24,5 x 30 cm<br />

Preis: CHF 24.90<br />

39


Der Erlös aus dem <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Weihnachtsverkauf von Handpuppen,<br />

Schlüsselanhängern, Etuis, Tassen, usw. geht zu 100%<br />

Bär, CHF 15.00<br />

Best.-Nr. PT100<br />

Kleine Bären, je CHF 10.00<br />

2cm<br />

Kleine Schlüsselanhänger, je CHF 6.00<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />

Hund, CHF 15.00<br />

2cm 2cm<br />

Best.-Nr. PT102<br />

an <strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>. Benützen Sie bitte<br />

für Ihre Bestellung den beigehefteten Talon (so lange Vorrat).<br />

Schaf, CHF 8.00<br />

40 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

2cm<br />

Best.-Nr. PT103<br />

Best.-Nr. PT204 Best.-Nr. PT205 Best.-Nr. PT206 Best.-Nr. PT207<br />

Best.-Nr. PT308 Best.-Nr. PT309 Best.-Nr. PT310 Best.-Nr. PT311<br />

2cm


Katzen Handpuppen, je CHF 22.00<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

Geschenkideen<br />

Best.-Nr. PT412 Best.-Nr. PT413 Best.-Nr. PT414<br />

Tassen, je CHF 13.50 Best.-Nr. PT516 Best.-Nr. PT517 Schlüsselanhänger, Hund<br />

CHF 8.00<br />

Best.-Nr. PT515<br />

Etui, je CHF 11.00 Kleine Maus, je CHF 3.00<br />

Best.-Nr. PT721<br />

5cm<br />

Best.-Nr. PT719<br />

Best.-Nr. PT720<br />

5cm<br />

Best.-Nr. PT822<br />

Liegende <strong>Tier</strong>e,<br />

je CHF 5.00<br />

5cm<br />

Best.-Nr. PT925<br />

5cm<br />

Katzen Handpuppe<br />

2cm<br />

Best.-Nr. PT618<br />

Best.-Nr. PT924<br />

Best.-Nr. PT823<br />

2cm<br />

Best.-Nr. PT926<br />

41


Nur mit Ihrer Hilfe<br />

können wir helfen!<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> benötigt<br />

dringend Mittel!<br />

Ihre Spende rettet <strong>Tier</strong>en<br />

das Leben!<br />

Jeder Franken zählt!<br />

Herzlichen Dank!<br />

Unser PC 80-37221-2<br />

Der Einzahlungsschein<br />

ist eingeheftet.<br />

42 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


Foto: © Martin Siegenthaler<br />

Ohrringe<br />

(Massstab 100%)<br />

Nr. 02097, Neufundländer<br />

CHF 28.00<br />

Nr. 00100, Katze und<br />

Kätzchen, CHF 29.70<br />

Nr. 01579, Babybär<br />

CHF 25.00<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

<strong>Tier</strong>motivschmuck<br />

Unser <strong>Tier</strong>schmuck, produziert von «Wild Bryde»,<br />

ist ausgesprochen leicht, aber dennoch robust<br />

und dauerhaft. Die Stücke sind aus Messing gestanzt.<br />

Jedes Stück ist von Hand gehämmert und vergoldet<br />

oder mit Rhodium beschichtet (Speziallegierung,<br />

welche aussieht wie Silber, jedoch nicht verfärbt).<br />

Die Ohrhänger sind aus 14 Karat Gold oder Silber.<br />

Nr. 00972, Retriever<br />

CHF 28.00<br />

Nr. 00271<br />

Katze im Kreis<br />

CHF 27.30<br />

Nr. 01572, Bär,<br />

CHF 25.00<br />

Anhänger (Massstab 100%)<br />

Nr. A0654, Elefant &<br />

zwei Giraffen, CHF 20.50<br />

Beispiel Anhänger:<br />

Nr. A0271<br />

Katze im Kreis<br />

CHF 20.00<br />

Nr. A2097, Neufundländer,<br />

CHF 20.50<br />

Nr. A0214,<br />

zwei Giraffen,<br />

CHF 25.00<br />

Nr. 01580<br />

Knochen<br />

CHF 23.50<br />

Nr. 01584, Welpe<br />

CHF 26.50<br />

Nr. 01262<br />

Kätzchen spielt<br />

CHF 27.30<br />

Nr. 00008,<br />

Fledermaus<br />

CHF 26.50<br />

Nr. 01594, Hundespur,<br />

CHF 26.50<br />

Nr. 01343<br />

Dachshundwelpe<br />

CHF 26.50<br />

Nr. 00597<br />

Katzenportrait<br />

CHF 26.50<br />

Nr. 00297,<br />

Flughund<br />

CHF 26.50<br />

Beispiel Nr. 02097:<br />

Ohrringpaar rhodiumbeschichtet,<br />

Neufundländer, CHF 28.00<br />

Haarspange<br />

(Massstab 70%)<br />

Nr. 26532,<br />

Katzenhaarspange,<br />

CHF 43.50<br />

Nr. A0100,<br />

Katze und Kätzchen,<br />

CHF 21.00<br />

Broschen<br />

(Massstab 70%)<br />

Nr. 24093<br />

Katze gespiegelt<br />

CHF 37.50<br />

Nr. 24003,<br />

Zwei Katzen<br />

CHF 32.00<br />

Halskette<br />

(Massstab 70%)<br />

Nr. 22051<br />

Halskette mit<br />

Katzenportraits<br />

CHF 62.40<br />

Beispiel Nr. 00972:<br />

Ohrringpaar vergoldet,<br />

Retriever, CHF 28.00<br />

Mit dem Kauf des<br />

Schmuckes unterstützen<br />

Sie die<br />

Arbeit von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />

Von jedem verkauften<br />

Schmuckstück gehen<br />

50% der Nettoeinnahmen<br />

an unsere<br />

<strong>Pro</strong>jekte. Benutzen<br />

Sie bitte die beigeheftete<br />

Bestellkarte.<br />

Armbänder (Massstab 60%)<br />

Nr. 20086, Katze im Kreis, CHF 46.80 (auf Bestellformular Grösse angeben)<br />

Nr. 20021, Katzenportraits, CHF 50.00 (auf Bestellformular Grösse angeben)<br />

43


Pilzerkrankung<br />

rafft iberische<br />

Kröten hinweg<br />

Globale Erwärmung<br />

setzt auch europäischen<br />

Fröschen zu.<br />

Madrid/London (pte/26.10.06)<br />

– Dass die Frösche und Kröten<br />

der Welt extrem unter<br />

Druck geraten sind, ist keine<br />

Neuigkeit mehr. Nun haben<br />

Forscher des National Museum<br />

of Natural Science in Madrid<br />

erstmals entdeckt, dass<br />

auch die iberische Geburtshelferkröte<br />

ein Opfer der tödlichen<br />

Pilzerkrankung geworden<br />

ist. Und diese Pilzerkrankung<br />

wird offensichtlich<br />

durch die globale Erwärmung<br />

richtig angefeuert,<br />

berichtet das Wissenschaftsmagazin<br />

New Scientist<br />

(www.newscientist.com) in<br />

seiner jüngsten Online-Ausgabe.<br />

Eine ähnliche Konstellation<br />

konnten Forscher in<br />

den südamerikanischen Bergen<br />

feststellen. Der Chytrid-<br />

Pilz Batrachochytrium dendrobatidis<br />

ist ein für die<br />

Froschlurche tödliches Pathogen.<br />

Der Tröpfchenpilz<br />

führt zu einer Beeinträchtigung<br />

des Wasser- und Elektrolyt-Haushaltes<br />

bei den<br />

<strong>Tier</strong>en. Der genaue Auslöser<br />

dieser Epidemie ist noch ungeklärt.<br />

Die Pilzinfektion verläuft<br />

meist tödlich. Der Pilz<br />

hatte dafür gesorgt, dass 74<br />

Kurznachrichten<br />

der insgesamt 110 Harlekinfrosch-Spezies<br />

in Mittel- und<br />

Südamerika seit 1980 ausgestorben<br />

sind. In den vergangenen<br />

zehn Jahren ist dieser<br />

Krankheitserreger auch nach<br />

Europa gekommen. Eines<br />

der ersten Opfer in Europa<br />

waren die Geburtshelferkröten<br />

(Alytes obstetricans) im<br />

Penalara Natural Park. Der<br />

Krötenbestand im Nationalpark<br />

ist nach Angaben der<br />

Forscher auf ein Minimum<br />

gesunken.<br />

pressetext.austria<br />

Redakteur:<br />

Wolfgang Weitlaner<br />

Allergiefreie Katze<br />

zum Verkauf bereit<br />

Nach jahrelangen Zuchtversuchen<br />

sind nun allergiefreie<br />

Katzen lieferbar. Ein US-Unternehmen<br />

in San Diego verkauft<br />

die kleinen zwölfwöchigen<br />

Kätzchen zum Stückpreis<br />

von 3950 Dollar. Das Glyko-<br />

<strong>Pro</strong>tein Fel-d1, das Katzen<br />

im Speichel, Fell und auf<br />

der Haut tragen und das<br />

bei gewissen Menschen zu<br />

allergischen Reaktionen, wie<br />

Schnupfen, rote Augen oder<br />

sogar Asthma, führt, wurde<br />

bei der neuen Zucht deutlich<br />

reduziert. Es gibt aber eine<br />

natürliche genetische Abweichung<br />

in der Katzen-DNA.<br />

Davon ist allerdings nur eine<br />

Foto: Jaime Bosch – NEW SCIENTIST<br />

von 50000 Katzen betroffen.<br />

Die Wissenschafter machten<br />

sich auf die zeitraubende<br />

Suche nach solchen <strong>Tier</strong>en,<br />

um mit ihnen gezielt zu züchten.<br />

Sie versichern, es habe<br />

keine weiteren genetischen<br />

Modifikationen der Katzen<br />

gegeben. Kritisch zu der speziellen<br />

Züchtung äusserte<br />

sich der Präsident des Ärzteverbandes<br />

Deutscher Allergologen<br />

Wolfgang Czech. Er<br />

zweifelt daran, dass die Katze<br />

gänzlich allergiefrei ist.<br />

Das <strong>Pro</strong>tein Fel-d1 sei zwar<br />

das Hauptallergen, das besonders<br />

aggressiv sei. Man<br />

könne aber nicht ausschliessen,<br />

dass manche Allergiker<br />

trotzdem noch auf andere<br />

Allergene mit Asthma oder<br />

sonstigen Symptomen reagieren.<br />

Er sei zwar positiv<br />

davon überrascht, dass die<br />

Zucht der Katzen auf natürlichem<br />

Wege zustande gekommen<br />

sei, dennoch sei<br />

dies eine Beeinflussung der<br />

Natur, die hart an der Grenze<br />

liege. Das Interesse an den<br />

Katzen ist gross und die Warteliste<br />

der Kundschaft bereits<br />

lang. Bereits seit 2004 gibt es<br />

die Möglichkeit, die allergiefreien<br />

Katzen zu bestellen.<br />

Das Marktpotenzial wird von<br />

Experten als gross bezeichnet.<br />

Nach Schätzungen leben<br />

allein in 38 Mio. US-Haushalten<br />

Katzen. 35 <strong>Pro</strong>zent der<br />

US-Amerikaner leiden heute<br />

bereits unter Allergien.<br />

Quelle: pressetext<br />

Klonen von <strong>Tier</strong>en<br />

blieb unrentabel<br />

«Little Nicky» war die erste<br />

Klon-Katze auf Bestellung.<br />

Preis: 50000 Dollar<br />

Es hat sich ausgeklont: Die<br />

kalifornische Biotechnikfirma,<br />

die vor zwei Jahren erstmals<br />

ein Kätzchen auf Bestel-<br />

Alles für<br />

die Katz<br />

lung klonte und für 50000<br />

Dollar verkaufte, hat den Betrieb<br />

eingestellt.<br />

Die Firma nehme keine Aufträge<br />

mehr an, weil sie «bis<br />

jetzt keine Technologie entwickeln<br />

konnte, die das Klonen<br />

von Haustieren wirtschaftlich<br />

rentabel machen<br />

würde», zitierte der «San<br />

Francisco Chronicle» am<br />

Mittwoch aus einer Firmenmitteilung.<br />

Das Unternehmen Genetic<br />

Savings and Clone bei San<br />

Francisco hatte seit 2004 zwei<br />

geklonte Katzen verkauft,<br />

darunter «Little Nicky», einen<br />

Klon von Kater «Nicky», der<br />

in 2003 17-jährig gestorben<br />

war. Die Katzenbesitzerin bezahlte<br />

damals 50000 Dollar<br />

(40000 Euro) für das neun<br />

Wochen alte Klon-Kätzchen.<br />

Die von US-Millionär John<br />

Sperling gegründete Firma<br />

war die erste weltweit, die<br />

Katzen zum Verkauf klonte<br />

und Hundebesitzern erstmals<br />

auch genetisch identische<br />

Kopien ihres vierbeinigen<br />

Lieblings liefern wollte.<br />

Der Versuch, den 2002 gestorbenen<br />

Hund von Firmengründer<br />

Sperling zu klonen,<br />

war aber gescheitert.<br />

WWF kämpft weiter<br />

für den<br />

Walliser Wolf<br />

Der WWF hat Rekurs<br />

eingelegt gegen die Abschussbewilligung<br />

für den<br />

Wolf aus dem Val d’Illiez.<br />

«Wir rekurrieren beim Walliser<br />

Staatsrat, weil Bedin-<br />

44 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

© Tony Gutierrez/AP


gungen des Wolfkonzepts<br />

des Bundes nicht eingehalten<br />

werden», erklärt Walter<br />

Vetterli, Alpen-Verantwortlicher<br />

beim WWF Schweiz.<br />

Das Konzept erlaubt den<br />

Abschuss eines Wolfs, um<br />

weitere Schäden an Kleinnutztieren<br />

wie Schafen zu<br />

vermeiden. «Schäden an<br />

Schafen sind aber nicht mehr<br />

zu erwarten, da wegen des<br />

Winters sämtliche <strong>Tier</strong>e bereits<br />

wieder von den Alpen<br />

in die Täler gebracht wurden»,<br />

begründet Vetterli den<br />

Rekurs.<br />

Um zu verhindern, dass der<br />

Wolf während der Behandlung<br />

des Rekurses abgeschossen<br />

werden darf, hat<br />

der WWF bereits gestern ein<br />

anderes Rechtsmittel eingelegt:<br />

Er rekurriert bei der<br />

Walliser Regierung auch gegen<br />

die Abweisung eines früheren<br />

Gesuches, das die Abschussbewilligungaufgeschoben<br />

hätte. Mit dem Gesuch<br />

wollte der WWF die in<br />

der Abschussbewilligung<br />

entzogene aufschiebende<br />

Wirkung des Rekurses wieder<br />

herstellen.<br />

Kontakt: Ralph Manz,<br />

Geschäftsleiter WWF Wallis,<br />

027 923 61 62, 078 821 92 92,<br />

wwf.ovs@rhone.ch<br />

Kurt Eichenberger,<br />

<strong>Pro</strong>jektleiter Biodiversität,<br />

WWF Schweiz,<br />

044 297 22 53, 078 667 34 67,<br />

kurt.eichenberger@wwf.ch<br />

Fische erinnern sich<br />

an heimatliche<br />

Geräusche<br />

Fische lassen sich besonders<br />

gerne an geräuschvollen<br />

Riffplätzen nieder.<br />

Die Geräusche sollen dabei<br />

den Lauten entsprechen, von<br />

denen die <strong>Tier</strong>e während ih-<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

rer Zeit im Ei umgeben waren.<br />

Das ergab eine internationale<br />

Studie, die der britische<br />

Meeresbiologe Stephen<br />

Simpson von der Universität<br />

in York leitete.<br />

Der Lebenszyklus vieler Korallenfische<br />

folgt einem bestimmten<br />

Ablauf. Sind sie<br />

nahe dem Riff geschlüpft,<br />

wandern sie für etwa einen<br />

Monat hinaus aufs Meer, um<br />

möglichen Fressfeinden am<br />

Riff zu entgehen. Später kehren<br />

sie im Schutz der Dunkelheit<br />

zu einem Riff zurück<br />

und siedeln sich dort an.<br />

Nach welchem Prinzip die<br />

Fische ihren neuen Lebensraum<br />

wählen, war bisher<br />

unklar.<br />

Den Wissenschaftlern ist es<br />

nun gelungen, sie durch eine<br />

bestimmte Geräuschkulisse<br />

zu künstlichen Riffplätzen<br />

zu locken. Die Fische wanderten<br />

dabei sechsmal häufiger<br />

zu geräuschvollen als<br />

zu stillen Riffen. Bei den<br />

Klängen handle es sich vor<br />

allem um Verständigungslaute<br />

der Fischeltern, meint<br />

Simpson. Typisch sei beispielsweise<br />

eine Art Trompetenton,<br />

wenn die nachtaktiven<br />

<strong>Tier</strong>e auf der Jagd nach<br />

Nahrung sind. Ein charakteristischesHintergrundgeräusch<br />

sei auch das Platzen<br />

von kleinen Wasserbläschen<br />

an den Scherenspitzen von<br />

zuschnappenden Garnelen.<br />

Die Fische werden damit offenbar<br />

bereits im Ei durch<br />

Einflüsse von aussen geprägt<br />

– vergleichbar vielleicht<br />

einem menschlichen<br />

Phänomen: der beruhigenden<br />

Wirkung der mütterlichen<br />

Stimme auf das ungeborene<br />

Kind. Die Erkenntnisse<br />

könnten in Zukunft eine<br />

gezielte Neubesiedelung von<br />

Riffen, etwa in überfischten<br />

Gebieten, ermöglichen.<br />

(bdw)<br />

Das Ende der<br />

<strong>Tier</strong>versuche an<br />

Schimpansen in der<br />

EU in Sicht!<br />

Sechs der letzten 28<br />

Schimpansen im niederländischen<br />

Labor BPRC<br />

wurden nun in ihre neue<br />

Heimat im niederländischen<br />

Almere gebracht.<br />

Über 100 Schimpansen fristeten<br />

in Europas letztem<br />

Menschenaffenlabor, dem<br />

Biomedical Primate Research<br />

Centre (BPRC) im niederländischen<br />

Rijswijk, ihr<br />

Dasein unter erbärmlichen<br />

Bedingungen. Die meisten<br />

der hochintelligenten und<br />

sozialen Menschenaffen vegetierten<br />

dort zum Teil<br />

20 Jahre lang in Einzelhaft<br />

ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

(wir berichteten).<br />

Die in der European<br />

Coalition to End Animal<br />

Experiments (ECEAE) zusammengeschlossenen<strong>Tier</strong>schutzorganisationen,darunter<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>, hatten unter<br />

Federführung des Bundesverbandes<br />

Menschen für<br />

<strong>Tier</strong>rechte jahrelang für die<br />

Freilassung der Schimpansen<br />

und die Schliessung dieses<br />

Labors gekämpft.<br />

Die massiven <strong>Pro</strong>teste aus<br />

ganz Europa führten im Jahr<br />

2003 endlich zum Erfolg: dem<br />

gesetzlichen Verbot von Versuchen<br />

an Menschenaffen in<br />

den Niederlanden. Ein Teil<br />

der <strong>Tier</strong>e wurde daraufhin an<br />

Zoos und Safariparks abgegeben.<br />

Für Schimpansen, die<br />

mit HIV oder Hepatitis C infiziert<br />

worden waren, baute die<br />

Organisation Stichting Aap<br />

mit finanzieller Unterstützung<br />

der niederländischen<br />

Regierung eine Auffangstation<br />

in Almere.<br />

«Kurz bevor das gesetzliche<br />

Verbot in Kraft trat, wurden<br />

noch sechs Schimpansen<br />

mit Hepatitis C infiziert. Diese<br />

<strong>Tier</strong>e konnten Ende September<br />

nun endlich die Hölle<br />

der Affen verlassen», freut<br />

sich Dr. Kurt Simons, erster<br />

Vorsitzender des Bundesverbandes<br />

Menschen für <strong>Tier</strong>rechte.<br />

«Tomas, Zorro,<br />

Kenny, Iris, Juus und Willie<br />

werden zum ersten Mal in<br />

ihrem Leben Gras und die<br />

Sonne sehen. Die restlichen<br />

Menschenaffen sollen ihnen<br />

bald folgen. Doch noch leiden<br />

rund 1300 Rhesus- und<br />

andere Affen weiter in dem<br />

Labor», gibt Simons zu bedenken.<br />

Das BPRC muss<br />

ganz geschlossen werden,<br />

fordert der Verband, denn<br />

Experimente an Affen sind<br />

unethisch und die Ergebnisse<br />

nicht auf den Menschen<br />

übertragbar.<br />

Nach Informationen von<br />

Menschen für <strong>Tier</strong>rechte<br />

Online-Aktion:<br />

Machen Sie mit bei der Online-Aktion<br />

unseres Dachverbandes<br />

European Coalition<br />

to End Animal Experiments<br />

(ECEAE):<br />

www.eceae.org/deutsch/<br />

labanimals.html<br />

Afrikas Fauna<br />

droht Ausverkauf<br />

Afrikas Fauna wird durch<br />

den Handel mit Wildtierfleisch,<br />

dem so genanntem<br />

Bush-Meat, extrem<br />

gefährdet. Allein aus dem<br />

Kongo-Becken werden<br />

jährlich mehr als fünf<br />

Millionen Tonnen Fleisch<br />

exportiert.<br />

Besonders bedroht sind nach<br />

Angaben verschiedener Umweltorganisationen<br />

die Bestände<br />

von Elefanten und<br />

Menschenaffen. Für Abhilfe<br />

will jetzt die Organisation<br />

Bushmeat Campaign schaf-<br />

45


fen. Afrikanische Spitzenpolitiker<br />

wollen so den illegalen<br />

und unkontrollierten Handel<br />

mit dem Wildtierfleisch einschränken.<br />

«Es ist nicht die<br />

lokale Nutzung von Wild, die<br />

uns Sorge bereitet, sondern<br />

der Handel mit dem Fleisch<br />

über die Grenzen hinweg»,<br />

erklärt der Umweltminister<br />

von Kamerun, Clarkson Oben<br />

Tanyi-Mbianyor. Ziel der<br />

Organisation ist es, die nachhaltige<br />

Nutzung von Bush-<br />

Meat zu ermöglichen. So<br />

sollen so genannte Eco-<br />

Guards eingesetzt werden,<br />

die die lokale Bevölkerung<br />

über die Folgen der unkontrollierten<br />

Jagd auf Wildtiere<br />

für das Ökosystem und<br />

damit auch die eigene Le-<br />

<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender<br />

Kurznachrichten<br />

Bestelltalon<br />

Ich bestelle gegen Rechnung ____ Ex.<br />

<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2007<br />

à CHF 21.50 (+Versandkosten, ab 10 Kalender portofrei.)<br />

(Bitte in Blockschrift)<br />

Name:<br />

Vorname:<br />

Strasse:<br />

PLZ/Ort:<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

Kurznachrichten<br />

bensgrundlage aufklären und<br />

alternative Erwerbsmöglichkeiten<br />

aufzeigen sollen.<br />

Kontrolle oder Verbot?<br />

Mit Unterstützung Grossbritanniens<br />

will man den mehr<br />

als 150 Millionen Menschen,<br />

die im Kongobecken leben<br />

und die zu den Ärmsten der<br />

Welt gehören, Alternativen<br />

bieten. Kritiker wenden dagegen<br />

ein, dass sich der<br />

Heisshunger nach tierischem<br />

Eiweiss und damit der Bush-<br />

Meat-Handel niemals völlig<br />

eindämmen lässt und effektive<br />

Kontrollen nicht durchsetzbar<br />

sind. Zoologen sind<br />

allerdings der Meinung, dass<br />

das Wildtierfleisch für viele<br />

Einheimische von existenti-<br />

(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)<br />

eller Bedeutung ist und ein<br />

kontrollierter Handel mehr<br />

bewirken würde als ein Verbot.<br />

So könnte zum Beispiel<br />

bei einer auffälligen Abnahme<br />

von grösseren <strong>Tier</strong>en wie<br />

Affen die Jagd auf Kleinsäuger<br />

verstärkt werden, damit<br />

die Fleischversorgung nicht<br />

abreisst. Adam Matthews,<br />

Direktor der Bushmeat-Campaign,<br />

ist sich im Klaren darüber,<br />

dass die Diskussion<br />

über Handelsbarrieren für<br />

das begehrte Wildfleisch<br />

unbedingt im Kontext mit<br />

der Armut Afrikas stehen<br />

muss. Nur so können Strategien<br />

zur Erhaltung eines<br />

der ökologisch wertvollsten<br />

Gebiete der Welt geschaffen<br />

werden. Zu denken gibt al-<br />

lerdings, dass Kontrollen in<br />

Afrika bislang in den seltensten<br />

Fällen, wenn überhaupt,<br />

funktioniert haben. So<br />

fand zu Zeiten des «kontrollierten»<br />

Elfenbeinhandels<br />

eine der grössten <strong>Tier</strong>metzeleien<br />

in der Menschheitsgeschichte<br />

in Afrika statt, bei<br />

der die Elefantenbestände in<br />

zahlreichen Ländern völlig<br />

vernichtet und in vielen anderen<br />

an den Rand der Ausrottung<br />

gebracht wurden.<br />

NatureNews<br />

Linktipps:<br />

• www.thebush<br />

meatcampaign.org<br />

• http://bushmeat.net<br />

• www.zoo.cam.ac.uk/ioz/<br />

projects/bushmeat.htm<br />

Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an:<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 044 201 26 23<br />

46 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06


<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06<br />

PRO<br />

Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde<br />

monatlich folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine<br />

werden mir nach Eingang dieses Talons zugeschickt).<br />

CHF 20.– CHF 40.– CHF 50.–<br />

CHF 100.– CHF<br />

Ich überweise einen einmaligen Betrag von CHF<br />

Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag CHF 30.–)<br />

(Bitte Gewünschtes ankreuzen)<br />

Patenschaften<br />

Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> schläfert keine<br />

gesunden <strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswo<br />

abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund<br />

oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir<br />

kein Recht, ihnen dieses zu nehmen.<br />

Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere<br />

Leute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunter<br />

aber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachen<br />

hohe Kosten.<br />

Name: Vorname:<br />

Strasse: PLZ/Ort:<br />

Foto: © Martin Siegenthaler<br />

Deshalb bitten<br />

wir Sie:<br />

Werden Sie<br />

Patin/Pate<br />

eines Findeltieres!<br />

Mit Ihrem monatlich<br />

wiederkehrenden<br />

Betrag geben Sie uns<br />

die Möglichkeit,<br />

uns weiterhin optimal<br />

für unsere Schützlinge<br />

einzusetzen.<br />

Datum: Unterschrift:<br />

Bitte ausschneiden und einsenden an:<br />

Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich<br />

Foto: © Nathalie Dubois<br />

4/06<br />

47


<strong>Tier</strong>e in Not …<br />

…<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft!<br />

Werden Sie Mitglied!<br />

Foto: © Nathalie Dubois<br />

<br />

Beitrittserklärung<br />

zur Schweizerischen Gesellschaft<br />

für <strong>Tier</strong>schutz<br />

Alfred-Escher-Strasse 76<br />

8002 Zürich, Telefon 044 201 25 03<br />

Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr CHF 30.–<br />

Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit CHF 1000.–<br />

Minimalmitgliederbeitrag für<br />

Jugendliche unter 18 Jahren CHF 20.–<br />

Für Kollektivmitglieder CHF 200.–<br />

Für Paarmitglieder CHF 50.–<br />

Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.<br />

Herr Frau Bitte in Blockschrift ausfüllen<br />

Name Jahrgang<br />

Vorname Postleitzahl<br />

Strasse Ort<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters<br />

4/06<br />

48 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/06

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