Österreichische Leitsätze zur entwicklungsfördernden Pflege
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einheitliches <strong>Pflege</strong>konzept<br />
Eine einheitliche <strong>Pflege</strong>arbeit nach den neuesten<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie die ganzheitliche<br />
Betreuung des ganzen Familiensystems<br />
garantiert den bestmöglichen Start für das neue<br />
Leben des Kindes. Dafür ist eine optimale interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit sowie die kontinuierliche<br />
Aus- und Weiterbildung der <strong>Pflege</strong>teams<br />
Grundvoraussetzung.<br />
Ein einheitlicher Wissensstand wird durch laufende<br />
Fort- und Weiterbildung im multiprofessionellen<br />
Team und durch enge Zusammenarbeit aller<br />
involvierten Berufsgruppen gewährleistet.<br />
Ein einheitliches <strong>Pflege</strong>konzept, Standards und<br />
Richtlinien sind zu erarbeiten und laufend zu<br />
evaluieren.<br />
Ein präventiver <strong>Pflege</strong>ansatz, unterstützt durch ein<br />
multiprofessionelles Team und in Kooperation mit<br />
den Eltern, entlastet diese und macht die Familie<br />
im Umgang mit der neuen Situation bewusster<br />
und sicherer.<br />
Ressourcenorientiertes, kontinuierliches und<br />
interdisziplinäres Arbeiten sichert eine qualitativ<br />
hochwertige Arbeitsleistung über lange Zeiträume.<br />
Psychologische Betreuung, Angebot der Seelsorge,<br />
Aufbau und Unterstützung von Elterngruppen entlasten<br />
nicht nur die Eltern, sondern auch die <strong>Pflege</strong>.<br />
Erfolgreiche Teamarbeit braucht eine hohe Kommunikationsbereitschaft.<br />
Ein qualifiziertes, gut ausgebildetes<br />
Team wird darin laufend geschult.<br />
Durch entsprechende Fort- und Weiterbildung wird<br />
die fachliche Kompetenz und die hohe <strong>Pflege</strong>qualität<br />
ständig verbessert.<br />
Supervisionsangebote <strong>zur</strong> Stressreduktion und<br />
Stressprävention der neonatologischen <strong>Pflege</strong> sind<br />
eine notwendige Voraussetzung für die <strong>Pflege</strong>.<br />
Jedes Teammitglied übernimmt sein Maß an Verantwortung<br />
für die kontinuierliche Überprüfung der<br />
Umsetzung der <strong>entwicklungsfördernden</strong> Betreuung:<br />
So wird die kontinuierliche Weiterentwicklung der<br />
<strong>Pflege</strong>qualität gewahrt.<br />
Ausreichend Personal muss gewährleistet sein.<br />
vorbereitung und nachsorge<br />
Die neonatologische Betreuung und das<br />
Entlassungsmanagement beginnen mit dem<br />
ersten Tag des Aufenthaltes auf der Station und<br />
reicht über die Entlassung des Kindes hinaus.<br />
Die Anleitung der Eltern soll auf die Zeit nach dem<br />
Krankenhausaufenthalt optimal vorbereiten.<br />
Für die gesicherte Nachbetreuung ist die Information<br />
über extramurale Kinderkrankenpflege (Kinderkrankenpflegeperson<br />
kommt ins Haus) wichtig.<br />
Auf das Anleiten der Eltern während des Aufenthaltes<br />
sowie die frühzeitige, strukturierte Entlassungsvorbereitung<br />
und deren Planung auf der Station ist<br />
großes Augenmerk zu legen.<br />
Aufklärende, entlastende und beratende Elterngespräche<br />
sind ein wesentlicher Bestandteil der<br />
<strong>Pflege</strong>arbeit auf neonatologischen Stationen.<br />
Ressourcen, Stärken und notwendige Hilfestellungen<br />
für die Familie müssen während des stationären<br />
Aufenthaltes evaluiert werden, um zielgerichtete<br />
Angebote zu schaffen (Mutter Kind Zimmer,<br />
Monitoring, mobile Kinderkrankenpflege, Haushaltsdienste,<br />
Mutterberatung usw.).<br />
Diese Nachsorge braucht im Bedarfsfall die nötige<br />
finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand.<br />
Eventuell auftretende psychosoziale Belastungen der<br />
Eltern brauchen professionelle Unterstützung und<br />
Begleitung auch nach dem stationären Aufenthalt.<br />
Informationen über Hilfs- und Unterstützungsangebote<br />
sollen sowohl der <strong>Pflege</strong> wie auch den Eltern<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Die Möglichkeit <strong>zur</strong> kostenlosen <strong>entwicklungsfördernden</strong><br />
Nachbetreuung und Therapien nach der<br />
Spitalsentlassung soll gesetzlich verankert werden<br />
(z.B. Mobile Kinderkrankenschwester, Frühförderung,<br />
Physiotherapie, Elterngruppen, etc.).<br />
Neben den gesundheitlichen Risiken eines Frühgeborenen<br />
ist auch der finanzielle Aufwand für betroffene<br />
Eltern wesentlich höher als bei Termingeborenen.<br />
Eine gesicherte Finanzierung sichert das Wohlergehen<br />
eines heranwachsenden Mitmenschen.<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
von AbbVie GmbH.<br />
Kontakt:<br />
<strong>Österreichische</strong>r Arbeitskreis der<br />
neonatologischen<br />
Kinderkrankenschwestern/<strong>Pflege</strong>r<br />
Sprecherin des ÖANKK<br />
DKKS Evelyne Peinsipp<br />
Bereichsleitung Kinder und Jugendabteilung/<br />
Geburtenabteilung im KH Wiener Neustadt<br />
Christophorusgasse 13<br />
2620 Neunkirchen<br />
T +43(0)676 / 833214800<br />
E evelynepeinsipp@hotmail.com<br />
Facebook: oeankk@groups.facebook.com<br />
<strong>Österreichische</strong><br />
<strong>Leitsätze</strong> <strong>zur</strong><br />
entwickLungsfÖrdernden<br />
PfLege und Betreuung von<br />
frühgeBorenen und<br />
kranken neugeBorenen<br />
<strong>Österreichische</strong>r Arbeitskreis der<br />
neonatologischen<br />
Kinderkrankenschwestern/<strong>Pflege</strong>r
kindorientiert die gestaltung einer<br />
In allen Aspekten der neonatologischen <strong>Pflege</strong><br />
steht das Wohl des Kindes im Vordergrund.<br />
Das Kind wird nach seinen individuellen Bedürfnissen<br />
behandelt, therapiert und gepflegt sowie entwicklungsfördernd<br />
betreut.<br />
Der Hautkontakt ist für die Entwicklung des Kindes und<br />
für die Eltern-Kind-Bindung Grundvoraussetzung.<br />
Die Behandlung und Betreuung richtet sich nach den<br />
individuellen Bedürfnissen des Kindes.<br />
Die Fähigkeiten des Kindes werden unterstützt.<br />
Interventionen auf das Notwendige beschränkt.<br />
<strong>Pflege</strong>rische und medizinische Maßnahmen sind so<br />
zu koordinieren, um Ruhephasen zu ermöglichen und<br />
einzuhalten.<br />
Die Überforderung des Kindes ist zu vermeiden.<br />
Die Betreuung durch die Bezugsschwester ist zu<br />
bevorzugen – Bezugspflege.<br />
Berührungen und Hautkontakt durch Initialberührung,<br />
Bonding (Rebonding) und Känguruen sind so bald als<br />
möglich und so oft wie möglich zu gewährleisten.<br />
Die Ernährung ist auf die Bedürfnisse des Kindes<br />
aus<strong>zur</strong>ichten und vorzugsweise mit Muttermilch<br />
durchzuführen.<br />
Das Saugen und Trinken wird durch Stillen bzw. durch<br />
orale Stimulation durchgeführt. Sobald es möglich ist,<br />
soll die Verabreichung von Muttermilch mit Hautkontakt<br />
zwischen Mutter und Kind erfolgen. Die Muttermilch<br />
kann auch durch Abpumpen und dann in weiterer<br />
Folge per Flasche oder per Sonde verabreicht werden.<br />
Genaues Anleiten und Motivation ist dabei wesentlich.<br />
wohlfühlumgebung wird<br />
ermöglicht<br />
Die Schaffung von individuellen Ruhezonen für die<br />
Familie sollen Außenreize reduzieren und so den<br />
Beziehungsaufbau und die Bindung zwischen<br />
Eltern und Kind verstärken helfen.<br />
Die Umgebung des Frühgeborenen sollte so gestaltet<br />
sein, dass sich Kind und Eltern wohlfühlen.<br />
Raumausstattung: Ausreichend Platz für jede<br />
Patientenposition schaffen.<br />
Störende Reize wie Licht, Lärm, inadäquate Berührungen<br />
und Gerüche so weit als möglich verringern<br />
(jede Position hat eigene Beleuchtung, Lagerungshilfen,<br />
Monitoralarme leise, Abdecktücher, etc.).<br />
Beurteilen, beachten und entgegenwirken bei<br />
Schmerz- und Stressreaktionen.<br />
Rückzugsmöglichkeit für die Eltern schaffen<br />
(Teeküche, Getränkestation, Abpumpmöglichkeit).<br />
eltern sind für die<br />
entwicklung ihres kindes<br />
besonders wichtig<br />
Medizin und <strong>Pflege</strong> schaffen die Basis für<br />
eine gesunde Entwicklung. Die eigentliche<br />
Entwicklungsarbeit leisten die Eltern.<br />
Deswegen gilt ihnen unser besonderes<br />
Augenmerk.<br />
Ein präpartales Informationsgespräch des Neonatologieteams<br />
(Medizin und <strong>Pflege</strong>) findet<br />
bereits auf der Geburtshilfestation statt.<br />
Am Beginn des stationären Aufenthaltes steht<br />
der Kontaktaufbau zum Kind.<br />
Eltern werden von den neonatologischen <strong>Pflege</strong>personen<br />
beraten und so angeleitet, dass sie in<br />
ihrem eigenständigen Handeln unterstützt und<br />
bestärkt werden.<br />
Bereits bei der Feststellung einer möglichen<br />
Frühgeburt muss Aufklärungsarbeit passieren,<br />
damit sich die Eltern auf die Situation auf der<br />
Station einstellen können.<br />
Durch eine besondere Wertschätzung der Eltern<br />
mit ihren Sorgen und Bedürfnissen wird eine<br />
bessere sozio-dynamische Umgebung für das<br />
Kind und die Eltern geschaffen.<br />
Bei der Anleitung der Eltern sind die Rahmenbedingungen<br />
der Familie (z.B. Familiensysteme,<br />
soziale Systeme) zu berücksichtigen.<br />
Die gesamte Familie wird durch das<br />
multiprofessionelle Team unterstützt.<br />
Ein gelungener Beziehungsaufbau ist eine<br />
wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung<br />
des Kindes und kann später Interaktions- und<br />
Regulationsstörungen vermindern.<br />
Die Eltern werden im Erkennen von Bedürfnissen<br />
ihres Kindes angelernt und unterstützt.<br />
Dabei werden die natürlichen Kompetenzen<br />
der Eltern verstärkt und gefördert.<br />
Das Fördern der Eltern–Kind–Beziehung ist ein<br />
Grundbaustein für eine gesunde Weiterentwicklung<br />
des Neugeborenen.<br />
Damit wird den Eltern auch Sicherheit im Umgang<br />
mit der neuen Lebenssituation vermittelt.<br />
Die Intimsphäre der Familie ist so gut wie<br />
möglich zu wahren.<br />
Die Elternschulungsmappe ist Teil der<br />
Elternschulung.