Detaillierte Beschreibung der Garantiearten (pdf, 140 kB) - Raiffeisen

Im Prinzip kann die Erfüllung jeder Art von Verpflichtung
durch eine Bankgarantie abgesichert werden. In der
Praxis finden sich viele verschiedene Garantiearten.
Bietungsgarantie / Bid Bond
Diese Garantieart wird oft bei internationalen Ausschreibungen
verlangt. Die ausschreibende Stelle sieht
vor, dass nur solche Anbieter in die Auswahl aufgenommen
werden, die mit dem Anbot auch eine Bankgarantie
hinterlegen.
Die ausschreibende Stelle will sich dagegen absichern, dass
der Anbieter seine, mit dem Angebot verbundenen
Verpflichtungen, nämlich
sein Angebot in der vorgesehenen Frist unverändert
aufrecht zu halten
im Zuschlagsfall den Vertrag zu unterzeichnen
die dann eventuell üblicherweise geforderte Lieferund/oder
Leistungsgarantie erstellen zu lassen, nicht
einhalten will oder kann.
Anzahlungsgarantie / Down Payment Guarantee
Leistet der Käufer eine Anzahlung, so besteht er häufig
darauf, dass ihm der Lieferant zur Sicherstellung eine
Bankgarantie beibringt, da er sonst das Risiko trägt, dass
der Lieferant seine Lieferverpflichtung nicht erfüllt, aber auch
die Anzahlung nicht zurückbezahlt wird.
Liefer-/Leistungsgarantie (bzw. Erfüllungsgarantie) /
Performance Bond
Hier haftet die Bank für die ordnungsgemäße
Vertragserfüllung ihres Kunden. Der Begünstigte braucht
sich nicht darauf einzulassen, bei nicht vertragsgemäßer
Lieferung oder Leistung Schadenersatzansprüche gerichtlich
geltend zu machen. Der Garantietext sieht meist vor, dass
die bloße schriftliche Behauptung des Begünstigten, der
Lieferant habe seine vertraglichen Verpflichtungen nicht
erfüllt, zur Inanspruchnahme genügt. Auch dann, wenn sich
nachträglich herausstellen würde, dass diese Behauptung zu
Unrecht erhoben und die Garantie missbräuchlich in
Anspruch genommen wurde, hat die Bank Zahlung zu
leisten. Dem Garantieauftraggeber (Lieferanten) bleibt meist
lediglich die Möglichkeit, gegen den Begünstigten –
außerhalb der Garantie – im Zivilrechtsweg vorzugehen.
Garantiearten
Detaillierte Beschreibung
Zahlungsgarantie / Payment Guarantee
Eine Zahlungsgarantie wird von einem Exporteur meist
dann verlangt, wenn er sich gegen den Fall absichern
möchte, dass der Käufer die vertraglich erbrachte
Lieferung oder Leistung nicht termingerecht bezahlen
kann oder will. Ziel und Zweck einer Zahlungsgarantie ist
es, den Zahlungsanspruch eines Verkäufers aus Lieferund/oder
Leistungsverträgen zu sichern.
Gewährleistungsgarantie / Warranty Guarantee
Die Durchsetzung von Gewährleistungsansprüchen im
Ausland stößt häufig auf Schwierigkeiten. Diesen kann der
Käufer am einfachsten aus dem Weg gehen, wenn er zur
Sicherstellung seiner Ansprüche eine Bankgarantie erhält.
Die Gewährleistungsgarantie bietet dem Käufer
Sicherstellung für den Fall, dass der Verkäufer seinen
vertraglichen Gewährleistungsverpflichtungen nicht
nachkommt. Die Gültigkeit der Garantie endet mit Ablauf der
vertraglich vereinbarten Gewährleistungsfrist.

Haftrücklassgarantie / Retention Monies Guarantee
Häufig wird bei Anlagengeschäften vereinbart, dass der
Käufer einen bestimmten Anteil des Kaufpreises
zurückbehalten kann, um mit eventuell später auftretenden
Mängeln aufrechnen zu können, oder um für deren
Behebung zu sorgen.
Bei einer derartigen Vereinbarung ist meist vorgesehen,
dass der Käufer sich bereit erklärt, gegen Beibringung einer
Bankgarantie – der Haftrücklassgarantie – sofort den vollen
Kaufpreis auszubezahlen. Die Gültigkeit der Garantie endet
mit Ablauf der vertraglich vereinbarten Gewährleistungsfrist.
Konnossementsgarantie
Sie dient zur Absicherung der Reederei gegen mögliche
finanzielle Nachteile im Zusammenhang mit der Aushändigung
von Waren ohne Vorlage eines Originalkonnossements.
Bei der Versendung von Waren am
Seeweg kommt es immer wieder vor, dass das Schiff
bereits im Bestimmungshafen eingelaufen ist, die Ware vom
Empfänger oder dessen Spediteur aber nicht übernommen
werden kann, weil die dafür erforderlichen Original-
Konnossemente (noch) nicht eingetroffen bzw. in Verlust
geraten sind.
Um daraus resultierende (meist hohe) Lager- und
Versicherungsgebühren und/oder Probleme hinsichtlich der
Wiederverwertung der Ware zu vermeiden, kann der
Reederei als Sicherstellung für eventuelle Schäden oder
Verluste, die ihr aus der Ausfolgung der Ware ohne Vorlage
eines Original-Konnossementes erwachsen können, eine
Bankgarantie angeboten werden.
Kreditbesicherungsgarantie (Credit Line Guarantee)
Die Kreditbesicherungsgarantie dient zur bankmäßigen
Absicherung von Rückzahlungsverpflichtungen aus
Krediten.
Bei Kreditaufnahmen im Ausland, die eine Sicherstellung
im Inland vorsehen (Vermögen oder Bürgen im Inland), ist
der ausländische Kreditgeber meist nicht zu einer Direktbesicherung
bereit, weil eine eventuelle Verwertung der
Sicherheiten vom Ausland aus Schwierigkeiten bereitet
und zudem der effektive Wert solcher Sicherheiten nur
schwer zu beurteilen ist. Daher wird in solchen Fällen meist
eine Kreditbesicherunsgarantie einer inländischen Bank
zugunsten des ausländischen Kreditgebers verlangt.
Oft wird die Haftung nicht bloß für das Kapital gefordert,
sondern auch für Zinsen und Nebengebühren. Damit man
als garantierende Bank das Ausmaß der eventuellen
Verpflichtung abschätzen kann, müssen in der Garantie
Zinssatz und Zeitraum der Zinsendeckung fixiert werden.
Die garantierende Bank muss also vom Höchstbetrag
ihrer Eventualhaftung ausgehen und sich diesen zB mittels
Hypothek absichern. Für die Inanspruchnahme sollte
vorgesehen sein, dass entsprechende Unterlagen (zB
Kontoauszug) vorgelegt werden müssen.