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1/2006 - St. Georg

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8<br />

Bereits seit Ende der 80er-Jahre<br />

beschäftigten sich Leipziger Wissenschaftler<br />

und Kinderärzte mit<br />

der Helicobacter pylori-Problematik.<br />

Damals wurde H. pylori mit<br />

dem „Leipziger“ [ 15 N] Harnstoff-<br />

Urin-Test diagnostiziert. Später<br />

löste diesen Test ein einfacher<br />

durchführbarer [ 13 C] Harnstoff-<br />

Atemtest ab.<br />

Im Jahr 1998 führten das UFZ-Umweltforschungszentrum<br />

Leipzig-Halle,<br />

die Uni-Kinderklinik Leipzig und das<br />

Gesundheitsamt Leipzig die erste gemeinsame<br />

Untersuchung bei Leipziger<br />

Kindern durch. Insgesamt wurden innerhalb<br />

dieser Untersuchung 3.372<br />

Helicobacter pylori-Test<br />

für Achtklässler<br />

Schulanfänger der <strong>St</strong>adt Leipzig und<br />

des Landkreises Leipzig getestet. Die<br />

Teilnahme am Test betrug 92 Prozent<br />

in der <strong>St</strong>adt Leipzig und 80 Prozent im<br />

Landkreis Leipzig. Somit ergab sich die<br />

einmalige Gelegenheit, die Infektion<br />

mit H. pylori bei einem nahezu kompletten<br />

Geburtsjahrgang einer Region<br />

zu ermitteln.<br />

Zwei Jahre später fand die zweite<br />

Untersuchung von Kindern der Region<br />

Leipzig statt. Sie schloss neben den<br />

Kindern der <strong>St</strong>adt Leipzig und des<br />

Landkreises Leipzig zusätzlich Kinder<br />

der 2. Klasse des Muldentalkreises ein.<br />

Insgesamt konnten bei der zweiten<br />

Helicobacter pylori –<br />

eine Bahn brechende Entdeckung<br />

1982 wiesen die Australier Robin Warren und Barry Marshall die Existenz<br />

des Magenkeims Helicobacter pylori nach. Seitdem ist klar, dass Gastritis<br />

und Magengeschwüre nicht durch <strong>St</strong>ress bei „Magenpatienten“, sondern<br />

in nahezu allen Fällen durch dieses Bakterium hervorgerufen werden. Bei<br />

jedem fünften Keimträger führt die durch H. pylori ausgelöste Gastritis zu<br />

einem Magengeschwür und bei einem Prozent sogar zu einem Karzinom.<br />

Früher wurden Patienten mit immer wieder auftretenden Magengeschwüren<br />

operiert, Teile des Magens mussten entfernt werden. Jetzt ist die Erkrankung<br />

durch eine Antibiotikabehandlung heilbar. 2005 erhielten Warren<br />

und Marshall für ihre Bahn brechende Leistung den Nobelpreis für Medizin.<br />

Die Vorbereitungen<br />

Untersuchung somit 3.854 „Zweitklässler“<br />

mit dem Atemtest getestet<br />

werden. Wegen der sehr starken Bevölkerungsmobilität<br />

wurden allerdings<br />

nur 1.420 Kinder zweimal erfasst.<br />

Während 1998 insgesamt 6,6 Prozent<br />

der Kinder H. pylori-positiv getestet<br />

wurden, waren es 2000 nur 5,8 Prozent,<br />

weil in der Zwischenzeit einige<br />

H. pylori-positive Kinder erfolgreich<br />

behandelt worden waren.<br />

Bei der ersten Untersuchung fanden<br />

wir in der <strong>St</strong>adt Leipzig 161 H. pyloripositive<br />

Kinder (7,2 Prozent). Damit<br />

war der Anteil der H. pylori-positiven<br />

Kinder in der <strong>St</strong>adt Leipzig höher als<br />

Ist der Magen<br />

gesund?<br />

vermutet. Dagegen waren im Landkreis<br />

Leipzig nur 63 von 1.144 Teilnehmern<br />

H. pylori-positiv (5,5 Prozent).<br />

Dieser Unterschied zwischen <strong>St</strong>adt<br />

und Land ließ sich statistisch allerdings<br />

nicht sichern. Ausländische Kinder<br />

waren deutlich häufiger H. pylori-positiv<br />

als deutsche. Gelegentliche Bauchschmerzen<br />

gaben 42 Prozent der H.<br />

pylori-positiven Kinder an. Bei der<br />

anschließenden klinischen Untersuchung<br />

zeigten sich bei 90 Prozent der<br />

H. pylori-positiven Kinder keine<br />

schwerwiegenden Magen-Darm assoziierten<br />

Befunde. Nur in wenigen Fällen<br />

war weitere gastroenterologische<br />

Diagnostik notwendig.<br />

Wir machten eine interessante Beobachtung:<br />

H. pylori hat offenbar eine<br />

negative Wirkung auf das kindliche<br />

Wachstum. Die Leipziger H. pylori-positiven<br />

Knaben waren im Durchschnitt<br />

2,1 Zentimeter kleiner als H. pylori-negative<br />

Knaben und auch etwas leichter.<br />

Beide Ergebnisse waren statistisch<br />

signifikant. Uns interessierte auch die<br />

H. pylori-Häufigkeit in den Familien<br />

der H. pylori-positiv getesteten Kinder.<br />

Deshalb wurden im Anschluss an die<br />

Untersuchungen 1998 und 2000 alle

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