Patientenmagazin "Medizin mit Durchblick" - 1. Ausgabe Mai 2013 (vierseitig)
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A91GER-9282-A2<br />
Ihre Gesundheit im Blick.<br />
Das Online-Informationsportal für Patienten.<br />
www.siemens.de/patienteninfo<br />
Das Wichtigste im Leben ist Ihre Gesundheit. Sie möchten<br />
wissen, wie Sie vorsorgen können oder was bei einer<br />
Behandlung auf Sie zukommt? Sie möchten mehr über<br />
bestimmte Erkrankungen erfahren? Das Patienteninformationsportal<br />
von Siemens Healthcare hat Antworten<br />
auf viele Ihrer Fragen. Informieren Sie sich, wie beispielsweise<br />
ein Computertomograph oder ein Ultraschallsystem<br />
funktionieren und was Sie bei diesen Untersuchungen<br />
erwartet. Darüber hinaus haben wir für Sie Wissenswertes<br />
über ausgewählte Erkrankungen zusammengestellt. Denn<br />
je mehr Sie über Untersuchungen und Erkrankungen wissen,<br />
desto selbstbestimmter können Sie Ihren Gesundungsprozess<br />
<strong>mit</strong>gestalten.<br />
Jeder Mensch ist einzigartig. Ihre Gesundheit ist es auch.<br />
Answers for life.<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1 / <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong><br />
Herausgegeben von der<br />
Deutschen Röntgengesellschaft e.V.<br />
<strong>Medizin</strong> <strong>mit</strong> Durchblick<br />
Das Radiologie-Magazin für Patienten<br />
PIONIERE<br />
DER MEDIZIN<br />
Wilhelm Conrad<br />
Röntgen begründet<br />
ein neues Zeitalter<br />
ANEURYSMA<br />
Wie Ärzte das<br />
Leben einer<br />
jungen Frau<br />
retten<br />
NACH-<br />
GEFRAGT<br />
Ist Röntgen<br />
gefährlich?<br />
PROMI-UMFRAGE<br />
Wie bleiben<br />
Sie in der Röhre<br />
entspannt?<br />
BRUSTKREBS<br />
Wissen gegen<br />
die Angst<br />
ANDREA SIXT<br />
Diagnose<br />
Brustkrebs<br />
Wie die Drehbuchautorin ihre<br />
Erkrankung überstand und<br />
warum dieser Einschnitt ihr Leben<br />
positiv veränderte
MicroDose SI – Mammographie <strong>mit</strong> neuer Technologie für die<br />
Brustgewebsmessung.<br />
Um unsere Lösungen für Brustuntersuchungen weiterhin zu verbessern, arbeiten wir eng <strong>mit</strong> unseren<br />
medizinischen Partnern und Experten zusammen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die Untersuchung so<br />
angenehm wie möglich zu gestalten – und das <strong>mit</strong> einer geringen Strahlenbelastung. Philips MicroDose Sl<br />
ist das erste digitale Vollfeldmammographie-System <strong>mit</strong> Spektralbildgebung. Diese neuartige Technologie<br />
ermöglicht eine genaue und objektive Bestimmung der Dichte des Brustgewebes. Denn sie ist einer der<br />
Hauptfaktoren bei der Brustuntersuchung. Eine möglichst<br />
frühzeitige Erkennung von Veränderungen im<br />
Brustgewebe ist entscheidend. Erfahren Sie jetzt mehr<br />
unter www.philips.com/MicroDoseSI.<br />
TITELFOTO: BIRGIT KLEMT<br />
Prof. Dr. Michael Forsting,<br />
Präsident der Deutschen<br />
Röntgengesellschaft e.V.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Deutsche Röntgengesellschaft e.V.<br />
Ernst-Reuter-Platz 10, 10587 Berlin<br />
Präsident: Prof. Dr. med. Michael<br />
Forsting (Essen) – Prof. Dr. med.<br />
Norbert Hosten (Greifswald; Präsident<br />
ab 0<strong>1.</strong>06.<strong>2013</strong>)<br />
Geschäftsführung:<br />
Dr. med. Stefan Lohwasser<br />
Redaktionsleitung:<br />
Dr. Margit Pratschko<br />
Art Direction: Christine Ast<br />
Bildbearbeitung: JournalMedia<br />
Nachdruck ist nur <strong>mit</strong> schriftlicher<br />
Genehmigung der Deutschen<br />
Röntgengesellschaft gestattet.<br />
Dieses gilt auch für die Aufnahme<br />
in elektronische Datenbanken und<br />
Vervielfältigungen auf CD--ROM.<br />
Druck Laserline Druckzentrum,<br />
Scheringstr. 1, 13355 Berlin<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
EDITORIAL<br />
wissen Sie eigentlich genau, was ein Radiologe ist oder was man als Radiologe so<br />
macht? Dank „Tatort“ ist heute fast jedem Deutschen bewusst, dass ein Rechts-<br />
mediziner Morde aufklärt (was, unter uns, auch nicht die ganze Wahrheit ist), und<br />
fast jeder hat schon einmal ein Röntgenbild gesehen. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen<br />
liegt mehr als 100 Jahre zurück – eine uralte Sache also –, aber das Fach<br />
Radiologie ist hochmodern und hat <strong>mit</strong> dem guten alten „Dampfröntgen“ ungefähr<br />
so viel zu tun wie ein Tablet-Computer <strong>mit</strong> einer Schreibmaschine.<br />
Bei vielen Krankheiten ist eine richtige und genaue Diagnose ohne Computer-<br />
tomographie oder Magnetresonanztomographie nicht mehr vorstellbar. Der Radiologe<br />
plant jede dieser Untersuchungen (08/15 gibt es dabei nicht) und wertet die<br />
manchmal bis zu 1000 Bilder pro Untersuchung im Detail aus. Dahinter steckt eine<br />
sehr lange Facharztausbildung, oft gefolgt von vielen Jahren weiterer Spezialisierung.<br />
Und weil Radiologie so wichtig für Patienten geworden ist, müssen Sie auch mehr<br />
über Radiologie und über den Radiologen wissen. Die Deutsche Röntgengesellschaft<br />
hat daher beschlossen, in Zukunft eine Zeitschrift herauszugeben, die genau dieses<br />
Informationsbedürfnis erfüllt. Wir zeigen Ihnen, was in der Radiologie gemacht wird,<br />
welche Methoden uns heute zur Verfügung stehen, wer davon besonders profitiert<br />
und – was viele nicht wissen – dass Radiologen auch Patienten behandeln.<br />
So erfahren Sie in diesem Heft, warum radiologische Verfahren beim Brustkrebs<br />
so wichtig sind, dass es Strategien gegen Platzangst bei der Magnetresonanztomographie<br />
gibt und wie Radiologen Veränderungen an den Blutgefäßen im Kopf elegant<br />
<strong>mit</strong> einem hauchfeinen Katheter behandeln können. Außerdem viele Rubriken <strong>mit</strong><br />
wichtigen Details, die Ihnen dabei helfen, Ihrem Arzt auf Augenhöhe zu begegnen.<br />
Denn gut informierte Patienten, die aktiv und eigenverantwortlich an Therapieentscheidungen<br />
beteiligt sind, tragen wesentlich zum Behandlungserfolg bei. Und wir<br />
wollen, dass Sie gut informiert sind!<br />
Als Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft würde ich mich sehr freuen,<br />
wenn Ihnen diese Zeitschrift gefallen würde.<br />
Prof. Dr. Michael Forsting<br />
INHALT<br />
PS: Kritik oder Lob können Sie<br />
gerne an mich oder an die<br />
Deutsche Röntgengesellschaft richten.<br />
24 Themen & Trends Aus Wissenschaft und Forschung<br />
26 Schicksal Wie die Drehbuchautorin Andrea Sixt den Brustkrebs überstand<br />
– und warum sie heute glücklicher ist als vor der Diagnose<br />
10 Zahlen & Fakten Brustkrebs: Wissen gegen die Angst<br />
12 Beruf & Berufung Radiologe Wie wird man eigentlich Röntgenarzt?<br />
14 Pioniere der <strong>Medizin</strong> Mit Wilhelm Conrad Röntgen beginnt ein<br />
neues Zeitalter<br />
18 Zum Mitreden Das alles ist Radiologie<br />
20 Menschen & Geschichten Aneurysma: Wie Ärzte das Leben einer<br />
jungen Frau retten<br />
23 Aus Klinik & Praxis Die bewegendste Geschichte einer Kinderradiologin<br />
26 Ein Handwerkszeug des Radiologen: Kernspin<br />
27 Für Eltern & Kinder Ein Besuch im Deutschen Röntgenmuseum<br />
28 Nachgefragt Wie gefährlich sind Röntgenstrahlen wirklich?<br />
29 Coaching Wie Sie einen radiologischen Test entspannt meistern<br />
30 Promi-Umfrage Wer hat Angst vorm Kernspin?<br />
3
THEMEN & TRENDS<br />
Was wiegt ein Gehirn?<br />
Grundsätzlich unterscheiden sich die Denkorgane<br />
von Männern und Frauen in Größe und<br />
Aufbau. Das Gehirn eines Mannes wiegt etwa<br />
1400 Gramm, das einer gleich großen Frau<br />
etwa 100 Gramm weniger. Die am besten<br />
erforschten Gehirnareale sind Hippocampus –<br />
zuständig für Lernen und Erinnerung –<br />
und Amygdala, eine Hirnregion, in der<br />
Emotionen gespeichert werden.<br />
Logisch! Matheleistungen<br />
sind im Gehirn ablesbar<br />
Die einen erzielen scheinbar spielerisch regelmäßig Bestnoten, andere büffeln<br />
Stunde um Stunde – und schaffen doch meist nur ein „Ungenügend“: In kaum<br />
einem anderen Fach unterscheiden sich Schüler so stark wie in Mathematik. Eine<br />
US-Studie legt nun nahe, dass sich ein Teil der künftigen Leistungen im Gehirn<br />
vorhersagen lässt. So konnten Hirnscans zeigen, wie stark Grundschüler von<br />
einem individuellen Mathe-Nachhilfeprogramm profitieren. Vor allem Größe und<br />
Vernetzung des Hippocampus geben demnach Auskunft darüber, welche Lern-<br />
erfolge Schüler erzielen können. Auf die Art könnten diejenigen ausfindig<br />
gemacht werden, die intensiveres Training benötigen, folgern die Forscher.<br />
Archäologie: Zahn der Ur-Zeit<br />
Ötzi hatte schlechte Zähne. Das konnten Forscher der Universität<br />
Zürich erstmals nachweisen. Mit Hilfe dreidimensionaler Aufnahmen<br />
per Computertomographie entdeckten die Evolutionsmediziner,<br />
dass der Mann aus dem Eis unter Parodontitis,<br />
Karies und unfallbedingten Zahnverletzungen gelitten hatte –<br />
Erkrankungen, die auch heute noch häufig auftreten.<br />
Die Wissenschaftler vermuten, dass stärkehaltige Nahrung<br />
wie Brot und Getreide, von denen sich die Menschen<br />
der Jungsteinzeit vermehrt ernährten, Karies verursachte.<br />
Zudem war das Essen durch Verunreinigungen stark<br />
abschleifend.<br />
Deutschen halten die Radiologie für wichtig<br />
oder sehr wichtig bei der medizinischen Versorgung.<br />
Das ergab eine Umfrage der Deutschen Röntgengesellschaft<br />
unter 1001 Männern und Frauen.<br />
83 Prozent der Befragten wünschen sich einen engen<br />
94der<br />
Kontakt zum Radiologen, 69 Prozent wollen noch<br />
besser aufgeklärt werden hinsichtlich Nutzen und<br />
Risiko einer Untersuchung.<br />
PROZENT<br />
Dieser Röntgenpass dient dazu<br />
Ihren Arzt/Zahnarzt über Ihre frü-<br />
heren Röntgenuntersuchungen zu<br />
informieren. Alle Röntgenuntersu-<br />
chungen sollen in den Pass einge-<br />
tragen werden. Legen Sie diesen<br />
Pass daher vor jeder Röntgen-<br />
Ultramarathon: Fitness Extrem<br />
Wer läuft, lebt gesund: Unzählige Studien haben die postiven Effekte von Ausdauersport<br />
auf Psyche und Körper belegt. Wer’s übertreibt, riskiert allerdings Schäden am<br />
Gehirn – zumindest kurzfristig. Forscher der Uniklinik Ulm begleiteten Teilnehmer<br />
eines Ultramarathons über 4500 Kilometer von Italien bis ans Nordkap. Die Dauer-<br />
Läufer bewältigten den Lauf in 64 Etappen je 70 Kilometer. Mit einem mobilen<br />
Kernspin-Gerät untersuchten die <strong>Medizin</strong>er 40 Läufer im Hinblick auf Veränderungen<br />
der Knochen und Gelenke sowie des Nervensystems und Stoffwechsels. Das<br />
Ergebnis: In einigen Bereichen des Gehirns, etwa im Sprachzentrum, schrumpfte<br />
das Volumen um sechs Prozent. Die Forscher erklären diesen Befund <strong>mit</strong> dem<br />
enormen Energiebedarf, den der Organismus bei derartigen Extrembelastungen hat.<br />
Die gute Nachricht: Acht Wochen nach dem Ereignis war alles wieder normal.<br />
Sprechstunde beim Doktor –<br />
und Sie verstehen nur Bahnhof?<br />
Arzt-Deutsch: Ihr Radiologe gibt sich große Mühe, Ihnen<br />
den Befund zu erklären – aber Sie wissen trotzdem nicht,<br />
was Begriffe wie „intraossär”, „proximal” und „Fibula”<br />
bedeuten? Wer nicht gerade die vorklinische Prüfung<br />
bestanden hat, tut sich oft schwer <strong>mit</strong> der <strong>Medizin</strong>ersprache.<br />
Unter www.faktencheck-gesundheit.de finden<br />
Patienten einen interaktiven Befunddolmetscher, bei<br />
dem mehr als 750 medizinische Fachbegriffe allgemeinverständlich<br />
erklärt werden. Da<strong>mit</strong> lässt sich nicht nur<br />
erfahren, welche Krankheit man eigentlich<br />
hat – sondern auch beim Kantinenbesuch<br />
<strong>mit</strong> Kollegen glänzen.<br />
Röntgenpass: Mit Ausweis zum Arzt<br />
Ob zur Früherkennung von Brustkrebs,<br />
zum Nachweis eines Knochenbruchs oder<br />
beim Verdacht einer Gehirnblutung nach<br />
einem Unfall – Röntgendiagnostik<br />
ist heute eine unverzichtbareUntersuchungsmethode.<br />
Denn nur <strong>mit</strong> der richtigen<br />
Diagnose können Ärzte früh<br />
intervenieren und die passende<br />
Therapie einleiten. Etwa 134<br />
Millionen Röntgenbilder werden<br />
in Deutschland pro Jahr gemacht<br />
– doch nicht immer ist die Untersuchung,<br />
die <strong>mit</strong> einer Strahlenbelastung<br />
einher geht, gerechtfertigt.<br />
In der Röntgenverordnung ist daher<br />
festgelegt, dass Nutzen und Risiko jeder<br />
individuellen Strahlenanwendung sorgfäl-<br />
tig abgewogen werden müssen. Sinnvoll<br />
ist sie etwa, wenn <strong>mit</strong> Hilfe der Methode<br />
Symptome abgeklärt werden können<br />
und dafür kein alternatives Verfahren zur<br />
Verfügung steht. Nicht sinnvoll ist sie zum<br />
Beispiel bei Routine-Untersuchungen,<br />
also bei Patienten, die keine Beschwerden<br />
haben. Vor jedem Röntgen sollten<br />
Patienten daher gemeinsam <strong>mit</strong> dem<br />
Arzt die Entscheidung für oder gegen eine<br />
Untersuchung treffen. Gibt es bereits<br />
Bilder, können diese bei Kollegen angefordert<br />
werden. Für einen besseren Überblick<br />
können Patienten jeden Test in ihren<br />
Röntgenpass eintragen lassen und diesen<br />
dann in die Praxis <strong>mit</strong>bringen. Infos und<br />
Röntgenpass gibt es beim Bundesamt für<br />
Strahlenschutz unter www.bfs.de/roentgen.<br />
4 5<br />
untersuchung vor.<br />
Überreicht durch:<br />
(Verantwortung für Mensch und Umwelt)<br />
Datum<br />
Name<br />
Vorname<br />
Geburtsdatum<br />
Straße<br />
PLZ, Wohnort<br />
RÖNTGEN-PASS<br />
nach § 29 Abs. 2 der Röntgenverordnung<br />
FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE (4), UZH
MUT ZUR HOFFNUNG<br />
Die Münchnerin<br />
Andrea Sixt war erst<br />
37 Jahre alt, als Ärzte<br />
bei ihr ein Mammakarzinom<br />
entdeckten.<br />
Ihre Erfahrungen verarbeitete<br />
sie in<br />
mehreren Büchern<br />
6<br />
„Heute ist mir klar:<br />
Ich kann zwar das<br />
Drehbuch<br />
für einen Film<br />
schreiben, aber<br />
nicht für mein<br />
Leben“<br />
Wir müssen noch einmal<br />
operieren.“ Die Worte<br />
ihres Arztes bohren sich<br />
wie ein Schwert in ihr<br />
Herz. „Ab?“ ist das einzige,<br />
das ihr über die Lippen kommt, „ganz<br />
ab?“, der Arzt nickt. Er spricht von Tumoren,<br />
die sich bereits in der ganzen Brust<br />
ausgebreitet hätten und vom Glück, dass<br />
man sie noch rechtzeitig erkannt hätte.<br />
Glück kann Andrea Sixt in diesem Moment<br />
vor 17 Jahren nicht empfinden, als<br />
sie erfährt, dass ihr Arzt ihr die linke Brust<br />
abnehmen wird. „Es war, als hätte man mir<br />
den Boden unter den Füßen weggezogen.“<br />
Patientengeschichte<br />
kennt, ist extrem selten“, erklärt Prof.<br />
Andrea Rieber-Brambs, Chefärztin des<br />
Instituts für Diagnostische und Interventionelle<br />
Radiologie und Nuklearmedizin des<br />
Klinikums Neuperlach in München. „Ein<br />
gutes Ultraschallgerät macht Geschwülste<br />
in der Brust gut sichtbar, und spätestens<br />
bei der anschließenden Mammographie<br />
kann man in der Regel einen Tumor ausmachen.<br />
Allerdings hat jedes Verfahren<br />
auch seine Grenzen.“ Bei jungen Patientinnen<br />
<strong>mit</strong> dichtem Drüsengewebe können<br />
die Bilder zum Beispiel weniger deutlich<br />
ausfallen, weil sowohl Drüsen-, als auch<br />
Tumorgewebe in der Mammographie eine<br />
SCHICKSAL<br />
„Als hätte man<br />
mir den BODEN<br />
weggezogen“<br />
Die Diagnose Brustkrebs war für die Münchner Drehbuchautorin Andrea<br />
Sixt ein Schock – aber auch der Auslöser, ihr Leben positiv zu verändern<br />
„Natürlich stellte auch<br />
ich mir die Frage<br />
nach dem Warum”<br />
Eigentlich war die damals 37-Jährige für<br />
einen harmlosen Eingriff in die Klinik gekommen:<br />
Eine Zyste sollte aus ihrer Brust<br />
entfernt werden, „ein Routineeingriff“, wie<br />
man ihr versichert hatte. Doch dann entdeckte<br />
der <strong>Medizin</strong>er hinter der Zyste ein<br />
invasives Karzinom, das ihren Tod bedeutet<br />
hätte, wäre es nicht rechtzeitig erkannt worden.<br />
Und das vorher weder Ultraschall noch<br />
Mammographie sichtbar gemacht hatte.<br />
„Der Fall, dass ein Tumor so neben<br />
einer Zyste liegt, dass man ihn nicht er-<br />
ähnlich helle Färbung aufweisen. „Heute<br />
würde man nach einem unklaren Befund<br />
zusätzlich eine Kernspintomographie<br />
machen, die <strong>mit</strong> Hilfe von Kontrast<strong>mit</strong>teln<br />
deutlich zeigt, wenn sich Gefäße auf<br />
Grund von Tumoren verändert haben“,<br />
erklärt die Radiologin und ergänzt, dass<br />
sich die Diagnosemöglichkeiten <strong>mit</strong> den<br />
Jahren deutlich verbessert haben und<br />
Ärzte inzwischen Brustkrebs viel früher<br />
diagnostizieren können als noch vor 17<br />
Jahren.<br />
Dass heute Tumoren erkannt werden,<br />
die früher unentdeckt blieben, ist auch<br />
ein Grund dafür, dass die Zahl der Neuerkrankungen<br />
stetig zunimmt: Zwischen<br />
1995 und 2012 stieg sie von 50320 auf<br />
74500 Fälle. In den letzten 30 Jahren hat<br />
sie sich sogar verdoppelt. Andere Gründe<br />
für diese Entwicklung sind eine höhere<br />
Lebenserwartung, eine wachsende Zahl<br />
von Menschen <strong>mit</strong> Übergewicht und der<br />
bis vor zehn Jahren verstärkte Einsatz von<br />
Hormontherapien in den Wechseljahren.<br />
Andrea Sixt war jung, schlank – und erkrankte<br />
trotzdem. Sie gehört zu den Ausnahmen,<br />
die die Regel bestätigen. „Ich sehe<br />
oft sportliche, lebensfrohe Patientinnen.<br />
Frauen <strong>mit</strong> einem tollen Umfeld und einem<br />
Job, der ihnen Spaß macht“, erklärt Radiologin<br />
Rieber-Brambs. „Viele von ihnen<br />
suchen eine Erklärung für ihre Erkrankung<br />
und leiden unter Schuldgefühlen, weil sie<br />
glauben, sie hätten in ihrem Leben etwas<br />
falsch gemacht.“<br />
➞<br />
7<br />
FOTOS: BIRGIT KLEMT (2), SUZANNE EICHEL
SCHICKSAL<br />
Je kleiner der Tumor,<br />
umso größer sind die<br />
Heilungschancen<br />
➞<br />
Dabei gibt es – anders als bei Lungenkrebs,<br />
der durch Rauchen begünstigt wird<br />
– für Brustkrebs nicht den einen Faktor,<br />
der das Erkrankungsrisiko steigert. Und<br />
entgegen der landläufigen Meinung können<br />
auch Stress oder psychische Belastung die<br />
Krankheit nicht verursachen.<br />
Wichtiger als die Fahndung nach einer<br />
möglichen Ursache, ist indes die Suche<br />
nach der individuell besten Behandlung.<br />
„Ich rate jeder Patientin, sich in Ruhe zu<br />
informieren und sich nicht zu einer Therapie<br />
drängen zu lassen“, erzählt Andrea<br />
Sixt. „Für mich war damals die Vorstellung,<br />
Ärzten nur ausgeliefert zu sein und<br />
alles über mich ergehen zu lassen, kaum<br />
zu ertragen. Ich wollte die Verantwortung<br />
für mein Leben übernehmen und selbst entscheiden,<br />
welchen Weg ich gehen würde.“<br />
Auch, wenn’s schwer fällt:<br />
In Ruhe die passende<br />
Therapie wählen<br />
Manchmal haben die Betroffenen ein paar<br />
Tage, manchmal sogar Wochen Zeit, um<br />
sich gemeinsam <strong>mit</strong> Ärzten für eine Therapie<br />
zu entscheiden. Denn Brustkrebs ist<br />
zwar eine sehr ernste Erkrankung, aber in<br />
der Regel kein Notfall.<br />
Die bestmögliche Behandlung bieten zertifizierte<br />
Brustkrebszentren. Dort arbeiten<br />
Spezialisten aus Radiologie, Gynäkologie,<br />
Hämatologie, Onkologie, Pathologie und<br />
Psychoonkologie zusammen. Sie erstellen<br />
für jede Patientin eine individuelle Therapie,<br />
die dem aktuellen Standard entspricht.<br />
„Um herauszufinden, was das Beste für die<br />
Patientin ist, nehmen wir uns Zeit. Schließlich<br />
ist jede Frau, jeder Krebs anders. Das<br />
müssen wir bei der Therapie berücksichtigen“,<br />
sagt Andrea Rieber-Brambs.<br />
Neben der Heilung steht heute vor allem<br />
die Lebensqualität der Patientin im Fokus.<br />
Und während es lange Zeit üblich war, die<br />
kranke Brust zu entfernen, wie noch bei<br />
Andrea Sixt, sind die Verfahren inzwischen<br />
deutlich schonender. In 70 bis 80 Prozent<br />
der Fälle können Ärzte brusterhaltend ope-<br />
„Ich wollte<br />
mich aktiv daran<br />
beteiligen,<br />
wieder gesund<br />
zu werden“<br />
rieren. Das heißt, sie schneiden den Tumor<br />
<strong>mit</strong> einem Sicherheitsabstand aus der Brust<br />
und entfernen einen oder mehrere Lymphknoten<br />
in der Achselhöhle. Danach bekommen<br />
die Patientinnen eine Bestrahlung, was<br />
diese Methode genauso sicher macht wie<br />
eine komplette Entfernung der Brust. „Je<br />
kleiner der Tumor ist, desto höher ist die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass keine Tumorzellen<br />
in die Lymph- oder Blutgefäße abgeschwemmt<br />
sind, und umso besser stehen<br />
die Heilungschancen“, erklärt die Radiologin.<br />
Denn in den Lymphknoten können<br />
die Tumorzellen weiter wachsen und sich<br />
über die Lymphbahnen im ganzen Körper<br />
verteilen. Solange der Tumor weniger als<br />
einen Zentimeter groß ist und die Lymphknoten<br />
noch nicht befallen sind, ist er zu 90<br />
Prozent heilbar. Sobald er aber Metastasen<br />
in Leber, Knochen oder der Lunge gebildet<br />
hat, wird er lebensgefährlich.<br />
Andrea Sixt hatte Glück im Unglück: Ihre<br />
Lymphknoten waren frei. Für die weitere<br />
Behandlung entschied sie sich für eine von<br />
einem Arzt entwickelte Kombination aus<br />
Schulmedizin, Psychologie, Homöopathie<br />
und Misteltherapie. Eine Chemotherapie<br />
schlug sie aus. „Ich wollte eine sanftere<br />
Therapie, die meine Lebenskraft stärkt und<br />
außerdem selbst aktiv etwas zu meinem<br />
Gesundwerden beitragen. Ebenso wichtig<br />
wie der ganzheitliche Ansatz war mir aber,<br />
dass dieser Arzt über umfangreiches Wissen<br />
und langjährige Erfahrung verfügt, und<br />
dass er Heilungen von Krebspatienten vorweisen<br />
kann“, erklärt die Drehbuchautorin<br />
und Filmproduzentin.<br />
Sport und Entspannung<br />
gehören heute zum<br />
Konzept vieler Kliniken<br />
Auch Radiologin Rieber-Brambs betont<br />
die immense Bedeutung des Vertrauens in<br />
Arzt und Therapie: „Wenn einem eine derart<br />
bedrohliche Diagnose wie Brustkrebs<br />
den Boden unter den Füßen wegzieht, ist<br />
das Wichtigste, dass man sich wohl und<br />
gut aufgehoben fühlt.“ Dem Wunsch der<br />
Patientinnen, aktiv an ihrer Genesung <strong>mit</strong>zuarbeiten,<br />
kommen immer mehr Kliniken<br />
entgegen und integrieren Bewegungs- und<br />
Entspannungsprogramme sowie alternative<br />
<strong>Medizin</strong> in ihren Therapieplan. Eine Abstimmung<br />
zwischen naturheilkundlichen<br />
und schulmedizinischen Verfahren ist<br />
wichtig, da es sonst zu Wechselwirkungen<br />
kommen kann.<br />
Neben der betreuten Therapie begann<br />
Andrea Sixt „Sicherungen“ (s. Buchtipp)<br />
zu sammeln: „Ich fing an, alles, was mir<br />
nicht gut tat, aus meinem Leben zu verbannen<br />
und suchte nach Dingen, die mich und<br />
meine Heilung unterstützten.“ Rauchen,<br />
Fleisch und Alkohol, aber auch Stress und<br />
energieraubende Menschen meidet die Autorin<br />
bis heute. Für Yoga, Meditation, Spaziergänge<br />
in der Natur, gesundes Kochen<br />
und Gespräche <strong>mit</strong> Freunden nimmt sie<br />
sich mehr Zeit. Vor einigen Jahren erfüllte<br />
sie sich auch ihren großen Wunsch: ein<br />
Pferd. „Seitdem ich darauf achte, was gut<br />
für mich ist, und was nicht, können viele<br />
schönen Dinge überhaupt erst geschehen.<br />
Heute lebe ich in großer Dankbarkeit ein<br />
erfülltes und glückliches Leben, von dem<br />
ich zu jener Zeit nur träumen konnte.“<br />
Ob sie diese Lebensweise vor einer neuen<br />
Erkrankung schützt – dafür gibt es keine<br />
Garantie. Bislang konnten die Ärzte jedenfalls<br />
keinen neuen Krebs entdecken.<br />
Nicole Lauscher<br />
FAMILIÄRE<br />
VORBELASTUNG<br />
erhöht das<br />
Risiko, an<br />
Brustkrebs<br />
zu erkranken<br />
RISIKOFAKTOREN FÜR BRUSTKREBS<br />
FAMILIÄRE VORBELASTUNG<br />
Sind zwei Verwandte ersten Grades (Mutter, Schwester, Tochter) oder eine<br />
von ihnen sehr jung erkrankt, steigt das Risiko. Das „Brustkrebsgen” BRCA-1<br />
ist indes nur für fünf bis zehn Prozent aller Fälle verantwortlich.<br />
WEIBLICHE HORMONE<br />
Mit ursächlich für die Entstehung von Brustkrebs ist das weibliche<br />
Geschlechtshormon Östrogen. Eine früh einsetzende Menstruation oder<br />
späte Menopause können das Risiko erhöhen. Auch eine Hormontherapie<br />
nach den Wechseljahren kann sich negativ auswirken. Weitere<br />
mögliche Risiken: Kinderlosigkeit oder späte Geburt des ersten Kindes.<br />
STARKES ÜBERGEWICHT<br />
Eine wichtige Rolle spielen Ernährung und Übergewicht. Vor allem Fettgewebe<br />
am Bauch wirkt sich negativ aus: Der Insulinspiegel steigt und<br />
führt in Folge zu einem erhöhten Östrogenspiegel. Besonders risikoreich<br />
ist das für Frauen in den Wechseljahren.<br />
BEWEGUNGSTRÄGHEIT<br />
Studien haben gezeigt, dass Frauen, die regelmäßig sportlich aktiv sind,<br />
ein um ein Drittel geringeres Brustkrebsrisiko haben als jene, die<br />
sich kaum bewegen. Besonders sanfte Ausdauersportarten wie Walking,<br />
Jogging oder Radfahren haben einen positiven Effekt.<br />
ALKOHOLKONSUM<br />
Frauen, die pro Tag 25 Gramm Alkohol (z.B. 0,3 l Wein oder 0,6 l Bier) trinken,<br />
erhöhen das Risiko um 31 Prozent. Alkohol soll für vier Prozent aller Fälle verant-<br />
„Sieben Sichewortlich sein. Besonders schädlich: die Kombination von Alkohol und Rauchen.<br />
rungen für ein<br />
WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />
Leben nach dem<br />
ALTERSFAKTOR<br />
Krebs” (Kösel)<br />
Das Lebensalter an sich erhöht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken:<br />
EICHEL,<br />
„Noch einmal lie- Zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr steigt es stetig an, weil <strong>mit</strong><br />
ben – mein neues zunehmendem Alter Fehler in der Zellteilung wahrscheinlicher werden.<br />
SUZANNE<br />
Leben nach dem Am größten ist das Risiko im Alter zwischen 65 und 69 Jahren.<br />
Krebs” (Herder) FOTOS:<br />
8 9<br />
VITA<br />
Andrea Sixt arbeitete nach dem Studium<br />
als Ingenieurin im Unternehmen<br />
ihres Vaters. Kurz vor der Brustkrebsdiagnose<br />
machte sie ihre Leidenschaft,<br />
das Schreiben, zum Beruf. Fünf Jahre<br />
nach der Erkrankung verfasste sie den<br />
autobiographischen Roman „Noch einmal<br />
lieben”, der 2005 verfilmt wurde. Ihren<br />
bislang größten Erfolg feierte sie <strong>mit</strong><br />
der Komödie „Eine ganz heiße Nummer“,<br />
die 2011 zu einem der meistgesehenen<br />
Filme wurde. Sixt ist Mitbegründerin<br />
von „Brustkrebs Deutschland e.V.”<br />
und Botschafterin der „Gesellschaft für<br />
Biologische Krebsabwehr.”
Sterbefälle pro 100.000<br />
ZAHLEN & FAKTEN<br />
Wissen gegen<br />
die ANGST<br />
MAMMAKARZINOM: Diese Diagnose löst<br />
meist Unsicherheit und Verzweiflung aus. Doch<br />
moderne Diagnosemethoden und Therapien<br />
haben die Heilungsschancen drastisch erhöht<br />
Familiärer Brustkrebs:<br />
Der Einfluss der Gene<br />
Noch haben Forscher nicht endgültig<br />
geklärt, warum Brustkrebs entsteht. Frauen,<br />
deren nahe Verwandte erkrankt sind, tragen<br />
jedoch ein erhöhtes Risiko. Als wichtigste<br />
Gene im Zusammenhang <strong>mit</strong> genetisch<br />
bedingtem Mammakarzinom gelten<br />
BRCA-1 und -2. Ob diese Gene verändert<br />
sind, kann im Labor untersucht werden.<br />
Fremdkörper in der Brust<br />
Die weibliche Brust<br />
besteht größtenteils aus<br />
Fett und Drüsengewebe.<br />
Manchmal lassen sich<br />
knotige Veränderungen<br />
ertasten, die aber kein<br />
Grund zur Beunruhigung<br />
sind, wenn sie nach der<br />
Menstruation wieder<br />
verschwinden. Bösartige<br />
Tumoren (Mammakarzinome)<br />
lassen sich<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1999<br />
Deutschland<br />
Europäische Union<br />
in verschiedene Typen<br />
einteilen. Die meisten<br />
Karzinome gehen von den<br />
Milchgängen oder vom<br />
Drüsenlappen aus. Kennzeichen<br />
des Krebses ist es,<br />
dass er nicht an Ort und<br />
Stelle bleibt, sondern sich<br />
über Lymphbahnen und<br />
Lymphknoten im Körper<br />
verteilen (invasiv) und<br />
Metastasen bilden kann.<br />
2001 2003 2005 2007 2009<br />
DIE BRUSTKREBSGENE<br />
BRCA-1 und BRCA-2<br />
erhöhen das Risiko<br />
Lymphknoten<br />
Fettgewebe<br />
Lymphbahnen<br />
Tumor<br />
Drüsenlappen<br />
Immer weniger Frauen<br />
versterben an Brustkrebs<br />
Derzeit liegt die Brustkrebs-Sterberate in<br />
Deutschland leicht über dem Durchschnitt der<br />
EU: Im Jahr 2009 verzeichneten Gesundheitsexperten<br />
16,4 Todesfälle je 100.000 Frauen.<br />
Auf Grund besserer Diagnose- und Therapiemethoden<br />
prognostizieren Epidemiologen einen<br />
weiteren Abwärtstrend.<br />
Analog dem Zifferblatt einer Uhr teilen Ärzte<br />
die Brust in vier Quadranten ein. Am häufigsten<br />
wachsen Karzinome (55 Prozent) im<br />
oberen äußeren Quadranten, nahe der Achsel.<br />
Hier ist auch das meiste Drüsengewebe.<br />
Da<strong>mit</strong> Ärzte maßgeschneidert<br />
therapieren<br />
können, ist es wichtig, das<br />
Karzinom so genau wie<br />
möglich zu klassifizieren.<br />
T (= Tumor) steht für<br />
die Größe<br />
und Ausdehnung des<br />
Primärtumors<br />
N (= Nodi = Knoten)<br />
steht für die Anzahl<br />
und Lokalisation<br />
befallener Lymphknoten<br />
M (= Metastasen)<br />
steht für Auftreten<br />
und Lokalisation von<br />
Fernmetastasen in<br />
anderen Organen<br />
RICHTIG<br />
ABTASTEN<br />
Was jede Frau selbst<br />
tun kann<br />
<strong>1.</strong> Der beste Zeitpunkt für<br />
die Selbstuntersuchung<br />
der Brust ist eine Woche<br />
nach Beginn der Regelblutung.<br />
2. Im Stehen <strong>mit</strong> der flachen<br />
Hand von oben bis<br />
zur Brustwarze vorarbeiten.<br />
3. Wiederholen Sie die<br />
Prozedur im Liegen.<br />
4. Stellen Sie Veränderungen<br />
fest, suchen Sie<br />
einen Arzt auf.<br />
DIE DIAGNOSE: Warum Spezialisten nötig sind<br />
Die Diagnose von Brustkrebs stellt Ärzte vor<br />
große Herausforderungen: Es existieren<br />
viele verschiedene Arten der Erkrankung,<br />
zudem ist nicht jede Untersuchungsmethode<br />
für jede Frau die beste. Bei Patientinnen<br />
<strong>mit</strong> dichtem Drüsengewebe (sieht<br />
im Mammogramm weiß aus) kann die<br />
Mammographie beispielsweise Karzinome<br />
(ebenfalls weiß) übersehen. Wird die Mammographie<br />
<strong>mit</strong> Ultraschall kombiniert, erreicht<br />
man eine Trefferquote von bis zu 90 Prozent.<br />
Die höchste Treffsicherheit bietet die Magnetresonanztomographie<br />
(Kernspin). Jedoch kann<br />
die Methode Tumore finden, die sich später<br />
als harmlos herausstellen. Der Fachausdruck<br />
dafür lautet: falsch positiv.<br />
10 11<br />
15 %<br />
15 %<br />
55 %<br />
5 % 10 %<br />
Das Krebsgeschwür lokalisieren<br />
Steckbrief<br />
des Tumors<br />
400 SO STEIGT DAS RISIKO<br />
MIT DEM ALTER<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Krankheitsfälle je 100.000,<br />
Deutschland 2007-2008<br />
<strong>1.</strong>5<br />
8.0<br />
25.9<br />
20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80-84<br />
Quelle: Krebs in Deutschland, RKI<br />
55.9<br />
110.4<br />
18<strong>1.</strong>3<br />
228.1<br />
283.5<br />
378.8<br />
409.6<br />
348.6 36<strong>1.</strong>5<br />
333.8<br />
325.3<br />
Altersgruppe<br />
85+<br />
FOTOS: ALIMDI.NET, MEDICALRF.COM (2), WWW.ISTOCKPHOTO.DE (2)
12<br />
Die Heilung des<br />
UNSICHTBAREN –<br />
ein langer Weg<br />
Kaum ein anderes Fach erfordert so viele<br />
Kenntnisse über den Körper des Menschen –<br />
und eine derart lange Ausbildung<br />
Radiologen sind Spezialisten – und<br />
doch sind sie medizinisch breit<br />
gebildet. Das Berufsbild hat<br />
sich <strong>mit</strong> neuen Entwicklungen<br />
radikal gewandelt: Wurden<br />
Radiologen früher eher als technikbe-<br />
geisterte Körperfotografen und Bild-<br />
diagnostiker angesehen, sind sie heute sehr<br />
oft leidenschaftlich therapierende Ärzte<br />
– und da<strong>mit</strong> auch viel näher an den Patienten<br />
und ihren Schicksalen. Dafür müssen<br />
Radiologen eine sehr breite und lange<br />
Ausbildung durchlaufen. Der Lohn dafür:<br />
die Erfolgserlebnisse ärztlicher Heilkunst.<br />
Dies sind keine alltäglichen Momente,<br />
aber es sind die schönsten: „Sind Sie es,<br />
der mir das Leben gerettet hat?“, wurde<br />
Professor Dierk Vorwerk vor Kurzem von<br />
einem Patienten auf dem Klinikflur gefragt.<br />
Drei Monate zuvor hatte er den Mann <strong>mit</strong><br />
einer komplizierten Hirnblutung durch eine<br />
schlüssellochchirurgische Notoperation<br />
wieder ins Leben zurückgeholt. „Es stand<br />
damals wirklich schlecht um ihn, aber wir<br />
haben es geschafft, das gerissene Blutgefäß<br />
zu verschließen!“, freut sich der Direktor<br />
des Instituts für diagnostische und interventionelle<br />
Radiologie am Klinikum Ingolstadt.<br />
Nach 6 Jahren Studium:<br />
Lizenz zum Behandeln<br />
Bis solche Erfolgserlebnisse passieren, ist<br />
es ein langer Weg: Wer Radiologe werden<br />
möchte, muss – wie jeder andere <strong>Medizin</strong>er<br />
– ein sechsjähriges Studium der Humanmedizin<br />
durchlaufen. Wer nach dieser umfangreichen<br />
ärztlichen Ausbildung die Staatsexamina<br />
besteht, erhält die Approbation,<br />
sozusagen die „Lizenz zum Behandeln“. Die<br />
meisten angehenden Radiologen absolvieren<br />
noch eine wissenschaftliche Arbeit und setzen<br />
sich da<strong>mit</strong> den Doktorhut auf. Als Radiologe<br />
arbeiten darf man da<strong>mit</strong> aber noch<br />
lange nicht. Erst jetzt folgt eine fünfjährige<br />
Weiterbildung zum Facharzt.<br />
Die Faszination an der Entdeckung des<br />
Unsichtbaren erwacht bei vielen schon im<br />
Studium: etwa durch charismatische Lehrer,<br />
durch Famulaturen – so heißen medizinische<br />
„Das Faszinierende<br />
an der Radiologie ist<br />
die fast unendliche<br />
Breite der medizinischen<br />
Fälle – ob<br />
nun aus dem HNO-<br />
Bereich, der Onkologie,<br />
der Neurologie,<br />
Neurochirurgie oder<br />
Orthopädie. Diese<br />
Vielfalt zu beherrschen und als niedergelassener<br />
Radiologe zu gestalten, das ist<br />
die Herausforderung an diesem Beruf.”<br />
Dr. med. Hans Jürgen Romahn, DiaCura<br />
Praxis für Radiologische Diagnostik, Strahlentherapie<br />
und Radioonkologie, Coburg<br />
„Als Wissenschaftler<br />
ist es mein großes<br />
Ziel, im interdisziplinären<br />
Dialog die<br />
Technik in den Dienst<br />
der Patienten zu stellen.<br />
Denn wir wollen<br />
die Kranken möglichst<br />
schonend, möglichst individuell<br />
und möglichst erfolgreich behandeln.”<br />
Prof. Dr. med. Stefan Schönberg, Direktor<br />
des Instituts für Klinische Radiologie<br />
und Nuklearmedizin, Universitätsmedizin<br />
Mannheim<br />
Praktika – oder durch das Praktische Jahr, in<br />
dem jeder Student ein Jahr lang in Kliniken<br />
oder Praxen <strong>mit</strong>arbeiten und verschiedene<br />
ärztliche Disziplinen und Arbeitsweisen<br />
durchlaufen muss. Als Professor Vorwerk<br />
Ende der 70er-Jahre studierte, gelang es Radiologen<br />
<strong>mit</strong> neuen Geräten erstmals, durch<br />
den Schädelknochen in den Kopf zu blicken.<br />
„Das fand ich so faszinierend, das ließ mich<br />
nicht mehr los!“, erzählt er. Er wusste, dass<br />
sich hier etwas Großartiges entwickelt und<br />
entschied sich für die „Wissenschaft von<br />
den Strahlen“, wie die Radiologie wörtlich<br />
übersetzt heißt.<br />
Schließlich hat er sich auf die interventionelle<br />
Radiologie spezialisiert: Er durchleuchtet<br />
die Patienten nicht nur, er greift<br />
auch heilend ein. Er behandelt Schlaganfälle<br />
minimalinvasiv, verödet Tumoren oder rettet<br />
Füße von Diabetikern, die sonst amputiert<br />
werden müssten.<br />
Das ganze Spektrum der <strong>Medizin</strong>: „Radiologen<br />
müssen wegen der Vielfalt an<br />
Erkrankungsbildern stets weit über den<br />
eigenen Tellerrand schauen“, erklärt Gerald<br />
Antoch, Leiter der Radiologie am Universitätsklinikum<br />
Düsseldorf. Die Arbeit<br />
erfordert ein äußerst breites Wissen. Viele<br />
Radiologen haben darum bereits einige Zeit<br />
in anderen Disziplinen gearbeitet und sind<br />
dann erst zur Radiologie gewechselt. Auch<br />
Professor Antoch war erst eineinhalb Jahre<br />
in der Chirurgie tätig, bevor er sich endgültig<br />
für die Radiologie entschied.<br />
Die große Vielfalt zeigt sich auch in der<br />
fünfjährigen Weiterbildung: In diesen 60<br />
Monaten arbeiten die Nachwuchsradiologen<br />
als Assistenzärzte, offiziell „Ärztin<br />
oder Arzt in Weiterbildung“ genannt. Dabei<br />
müssen verschiedene Arbeitsbereiche durchlaufen<br />
werden, darunter auch ein Jahr in<br />
einem Bereich, in dem intensiver Kontakt<br />
<strong>mit</strong> Patienten besteht. Sich hinter seinen Geräten<br />
verstecken, das geht heute nicht mehr.<br />
BERUF & BERUFUNG RADIOLOGE<br />
Detektivarbeit: Auf der<br />
Suche nach dem Fehler<br />
Die Lehrinhalte sind in langen Listen der<br />
Weiterbildungsordnung festgelegt, die von<br />
den Landesärztekammern geschrieben werden<br />
und sich daher von Region zu Region<br />
leicht unterscheiden können. Aber immer<br />
reichen sie von der Ausbildung in Notfallmedizin<br />
bis zur Psychosomatik, vom Qualitätsmanagement<br />
bis zur Schmerztherapie,<br />
vom Strahlenschutz bis zur Schlüssellochchirurgie,<br />
vom virtuosen Umgang <strong>mit</strong> Ultraschall,<br />
Computertomographen (CT) und<br />
Magnetresonanztomographen („Kernspin“,<br />
MRT) bis hin zur kriminalistischen Analyse<br />
der Schnittbilder, Befundung genannt. Man<br />
lernt, wie man Hunderte dieser Schnittbilder<br />
zu dreidimensionalen „Behandlungslandkarten“<br />
zusammenfügt, wie man durch<br />
„Radiologen<br />
diagnostizieren<br />
nicht mehr nur,<br />
sie behandeln<br />
immer häufiger.<br />
Dadurch<br />
gewinnt die<br />
Arzt-Patient-<br />
Beziehung<br />
stark an<br />
Bedeutung. Das kommt nicht nur<br />
den Patienten zugute, auch wir<br />
Ärzte ziehen daraus große<br />
Bestätigung für unsere Arbeit.”<br />
Prof. Dr. med. Gerald Antoch, Leiter<br />
des Instituts für diagnostische und<br />
interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum<br />
Düsseldorf<br />
die Kombination verschiedener Verfahren<br />
die Stoffwechselaktivitäten von Tumoren<br />
analysiert oder wie man <strong>mit</strong> Hilfe der Angiographie<br />
die Blutbahnen sichtbar macht.<br />
Wer sich auf die interventionelle Radiologie<br />
spezialisiert, muss sich im körpereigenen<br />
Tunnelsystem der Blutgefäße <strong>mit</strong><br />
kleinsten Instrumenten zurechtfinden und in<br />
die schwer zugängliche Bereiche des Körpers<br />
vordringen können, etwa über die Leistenarterie<br />
zu Geschwulsten in der Gebärmutter.<br />
Oder man muss <strong>mit</strong> einer nur 1,5 mm<br />
dicken Hitzesonde exakt einen Tumor in<br />
der Leber treffen, um diesen zu verdampfen.<br />
„Als Interventioneller<br />
Radiologe kann<br />
ich gezielt Eingriffe<br />
vornehmen und<br />
Leben retten, wo<br />
dies ohne Radiologie<br />
nicht möglich<br />
wäre. Das ist für<br />
mich als Arzt äußerst<br />
befriedigend.”<br />
Prof. Dr. med. Dierk Vorwerk, Institut<br />
für diagnostische und interventionelle<br />
Radiologie, Klinikum Ingolstadt<br />
Am Ende dieser Jahre der Spezialsierung<br />
kommt die Facharztprüfung. Erst jetzt, nach<br />
elf langen Ausbildungsjahren, darf man<br />
schließlich den Titel „Facharzt für Radiologie“<br />
tragen: Wer sich dann noch auf die<br />
Kinderradiologie oder die Neuroradiologie<br />
spezialisieren möchte, muss mindestens zwei<br />
weitere Jahre in diesen Spezialbereichen arbeiten,<br />
um auch diese Facharztbezeichnung<br />
zu erlangen.<br />
Doch auch das ist noch nicht das Ende:<br />
Wie jeder Arzt müssen sich auch Radiologen<br />
kontinuierlich fortbilden, da<strong>mit</strong> sie nicht<br />
ihre Arztzulassung verlieren. Sie müssen Seminare<br />
und Kongresse besuchen und so genannte<br />
CME-Punkte sammeln. CME steht<br />
für Continuing Medical Education (ständige<br />
medizinische Ausbildung). Zusätzlich können<br />
Zertifikate für ganz spezielle Schwerpunkte<br />
erworben werden.<br />
Die strengen Fortbildungsregeln sind unvermeidbar,<br />
denn der technische und medizinische<br />
Fortschritt ist rasant – gerade in<br />
der Radiologie. Professor Stefan Schönberg<br />
erklärt dies anhand einer Weiterentwicklung<br />
aus Heidelberg und Mannheim, wo<br />
er als Direktor die Radiologie und Nuklearmedizin<br />
leitet: „Gemeinsam im Team <strong>mit</strong><br />
Physikern und Informatikern konnten wir<br />
bei der Herzdiagnostik <strong>mit</strong> dem Computertomographen<br />
die Strahlenbelastung auf ein<br />
Zehntel der Dosis reduzieren.“ Dies schützt<br />
nicht nur die Patienten – Ärzte können auch<br />
deutlich präziser untersuchen und müssen<br />
weniger Patienten <strong>mit</strong> unklaren Verdachtsdiagnosen<br />
stationär einweisen. Das ist eine<br />
Erleichterung für die Betroffenen, spart aber<br />
auch dem Gesundheitssystem deutlich Kosten.<br />
Frank Miltner<br />
13<br />
FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE, PRIVAT
1<br />
14<br />
ENTDECKER-LUST<br />
1 + 4: Anfang des<br />
20. Jahrhunderts experimentierten<br />
Forscher <strong>mit</strong><br />
den ersten Röntgenapparaturen<br />
2: Die erste Aufnahme<br />
eines Gehirns gelang<br />
im Jahr 1969<br />
3: Fit for Röntgen: Das<br />
„Omniskop“ positionierte<br />
Patienten in den<br />
1930er Jahren zur zielgerichteten<br />
Bestrahlung<br />
2 3<br />
4<br />
Geschichte der Radiologie<br />
Licht ins<br />
DUNKEL<br />
In einem Würzburger Labor fing alles an:<br />
Röntgens Entdeckung ermöglichte es erstmals,<br />
ins Innere des Menschen zu blicken. Bis heute<br />
verfeinern Forscher weltweit die Methode<br />
Es ist spät geworden am Abend<br />
des 8. November 1895. In einem<br />
Raum des Physikalischen Instituts<br />
der Julius-Maximilians-<br />
Universität in Würzburg brennt<br />
noch Licht. Wilhelm Conrad Röntgen,<br />
Professor für Physik und Rektor der Universität,<br />
sitzt in seinem Laboratorium und<br />
experimentiert <strong>mit</strong> einer gläsernen Apparatur,<br />
von der ein obskures blaues Licht<br />
ausgeht. Der Wissenschaftler interessiert<br />
sich für die Eigenschaften von Elektrizität,<br />
die bis dato kaum erforscht ist. Als er das<br />
Vakuumgefäß – eine Kathodenstrahlröhre,<br />
in der sich elektrische Spannung in Form<br />
von Strahlung entlädt – <strong>mit</strong> schwarzem<br />
Karton umhüllt und den Raum verdunkelt,<br />
passiert etwas Merkwürdiges: Obwohl eigentlich<br />
kein Licht austreten kann, leuchtet<br />
ein zufällig auf einem Labortisch liegender<br />
Kristall.<br />
Magie des Lichts: Ein<br />
neues Zeitalter beginnt<br />
Röntgen glaubt zunächst an eine Täuschung.<br />
Doch die rätselhafte Entdeckung<br />
lässt ihn nicht los. In den folgenden sechs<br />
Wochen schickt er die Strahlen durch Papier,<br />
durch Holz, durch alle denkbaren<br />
Stoffe – und erkennt, dass Kathodenstrahlen<br />
Materie je nach Festigkeit unterschiedlich<br />
stark durchdringen. Der begeisterte<br />
Hobbyfotograf stellt schnell fest, dass das<br />
Licht, zunächst von ihm als „X-Licht“<br />
bezeichnet, Fotoplatten schwärzt. „Die<br />
besondere Leistung Röntgens war, dass er<br />
die Bedeutung der Entdeckung erkannte“,<br />
sagt Dr. Uwe Busch, stellvertretender Leiter<br />
des Deutschen Röntgenmuseums, das den<br />
Nachlass des Physikers aufbewahrt. „Es<br />
gab sicher vor ihm Forscher, die Röntgenstrahlung<br />
beobachtet, aber nicht die richtigen<br />
Schlüsse daraus gezogen hatten.“<br />
Wie und wann Röntgen schließlich auf die<br />
Idee kommt, jenes „X-Licht“ durch einen<br />
menschlichen Körper zu schicken, ist nicht<br />
PIONIERE DER MEDIZIN<br />
WISSEN-<br />
SCHAFTLER<br />
<strong>mit</strong> Weitblick:<br />
Wilhelm<br />
Conrad Röntgen<br />
überliefert. Sicher ist nur, dass er am 22.<br />
Dezember 1895 ein Durchleuchtungsbild<br />
der linken Hand seiner Frau Anna<br />
Bertha anfertigt. Das Ergebnis ist grotesk<br />
und faszinierend zugleich: Die Abbildung<br />
zeigt schemenhaft die Umrisse der Hand,<br />
deutlich hervorgehoben Skelettstruktur der<br />
Finger und goldener Ehering.<br />
Innerhalb kürzester Zeit gehen Bild und<br />
Nachricht von dem mysteriösen Licht,<br />
das durch Körper dringt, um die Welt.<br />
GESPENSTISCH KLAR<br />
Kurz vor Weihnachten im<br />
Jahr 1895 durchleuchtete<br />
Röntgen die linke<br />
Hand seiner Frau Anna<br />
Bertha, deutlich sichtbar<br />
Skelettstrukturen und<br />
Ehering<br />
➞<br />
15
PIONIERE DER MEDIZIN<br />
➞<br />
„Die Reaktionen waren euphorisch“,<br />
weiß Busch, „der erste Zeitungsbericht<br />
erschien am 5. Januar 1896 in Wien. Von<br />
dort wurde die Nachricht nach London<br />
telegraphiert, dann per Unterwasserkabel<br />
nach New York.“<br />
Anfänglich weiß niemand um die Risiken<br />
der Strahlung. Schutzmaßnahmen werden<br />
nicht getroffen, und „Röntgenautomaten“<br />
dienen auf Jahrmärkten als Attraktion.<br />
„Jeder wollte ein Röntgenbild von sich“,<br />
beschreibt Busch die Unbedarftheit der<br />
damaligen Gesellschaft im Umgang <strong>mit</strong><br />
Röntgenstrahlung. Erst um 1904 häufen<br />
sich Berichte über Strahlenschäden, erste<br />
Anweisungen zum Strahlenschutz werden<br />
erlassen. Doch der medizinische Nutzen<br />
der neuen Methode bleibt unbestritten.<br />
Weltweit diagnostizieren Ärzte nun, in<br />
zunächst langwierigen Durchleuchtungsuntersuchungen,<br />
Knochenbrüche, Fremdkörper<br />
und Veränderungen des Skeletts.<br />
Der nächste große Durchbruch in der<br />
Radiologie wird erst etwa 70 Jahre nach<br />
Röntgens Entdeckung gelingen. Mit Hilfe<br />
von Kontrast<strong>mit</strong>teln wird die Untersuchung<br />
von Organen möglich. Nach und<br />
nach können etwa Blutgefäße, Nieren,<br />
Darm und Lunge dargestellt werden. Forscher<br />
entwickeln invasive Verfahren, bei<br />
denen <strong>mit</strong>tels Kathedern verstopfte Gefäße<br />
punktiert werden, ohne eine größere Operation<br />
notwendig zu machen.<br />
16<br />
HISTORISCHE<br />
STUNDE<br />
Dem Briten<br />
Sir Godfrey<br />
Hounsfield<br />
(sitzend, 2. von<br />
r.) gelang 1969<br />
erstmals die<br />
Darstellung<br />
eines Gehirns<br />
per CT. Damals<br />
dauerte die<br />
Untersuchung<br />
bis zu einer<br />
Stunde – heute<br />
weniger als<br />
zwei Minuten<br />
Röntgens Apparat als Attraktion auf Volksfesten<br />
Von den Beatles<br />
zum Nobelpreis<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts wird der Ultraschall<br />
als bildgebende Methode eingeführt.<br />
Das ursprünglich im <strong>1.</strong> Weltkrieg für die<br />
Navigation von U-Booten entwickelte Verfahren<br />
erzeugt Bilder des Körperinneren<br />
durch die Berechnung der Reflexion von<br />
Schallwellen. Ebenfalls in den 1950er Jahren<br />
lokalisieren US-Forscher einen Hirntumor<br />
<strong>mit</strong> Hilfe von positronenbasierter Bildgebungstechnik,<br />
ein nuklearmedizinisches<br />
Verfahren, das in den 1970er Jahren zur<br />
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)<br />
weiterentwickelt werden wird. „Die Radiologie<br />
war eine empirische Pionierwissen-<br />
PAUL C. LAUTERBUR<br />
US-Chemiker und Radiologe,<br />
Wegbereiter der<br />
Kernspintomographie<br />
KLARER FALL Mit der CT-Angiographie<br />
können Ärzte Gefäße heute<br />
dreidimensional (l.) sichtbar machen,<br />
ohne dafür einen Katheter zu<br />
benutzen. Dieser Patient hat eine<br />
hochgradige Engstelle an der Halsschlagader<br />
– und ist da<strong>mit</strong><br />
extrem schlaganfallgefährdet<br />
GODFREY HOUNSFIELD<br />
Der Ingenieur erhielt<br />
für die Erfindung der<br />
CT den Nobelpreis<br />
schaft“, erklärt Busch, „ständig gab es neue<br />
Entwicklungen, und die Ärzte mussten erst<br />
lernen, die Bilder richtig zu deuten.“<br />
Ein Organ jedoch ließ sich auch nach<br />
jahrelanger Forschung immer noch nicht<br />
abbilden: das Gehirn. Ein englischer Elektroingenieur<br />
namens Godfrey Hounsfield<br />
ist es schließlich, der 1969 die Welt der Radiologie<br />
ein weiteres Mal revolutioniert.<br />
Hounsfield arbeitet bei der Firma EMI, deren<br />
Plattenlabel die Beatles unter Vertrag<br />
hat. Als Computerspezialist beschäftigt er<br />
sich <strong>mit</strong> Mustererkennung, als ihm eine<br />
Idee kommt: Könnte man Patienten nicht<br />
viel präziser untersuchen, indem man das<br />
Radar-Wirkprinzip umkehrt und <strong>mit</strong> Röntgenstrahlen<br />
arbeitet?<br />
PETER MANSFIELD<br />
Der britische Physiker<br />
erfand gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> Lauterbur die MRT<br />
Erste CT-Versuche:<br />
Neun Stunden Messzeit<br />
Statt von einer zentralen Quelle Strahlen<br />
in die Umgebung auszusenden, sollen sie<br />
aus verschiedenen Richtungen punktgenau<br />
geschickt werden. Da die Röntgenstrahlen<br />
beim Durchleuchten des Körpers je nach<br />
Gewebe unterschiedlich gedämpft werden,<br />
könnte aus der Austrittsintensität auf<br />
die Art des Gewebes geschlossen werden.<br />
Hounsfield besorgt sich Schweineköpfe<br />
für Tests. Nach einer Messzeit von neun<br />
Stunden ist das Präparat abgetastet. Der<br />
Computer braucht zweieinhalb Stunden,<br />
um aus den Daten dreidimensionale Bilder<br />
zu berechnen. Und die Sensation ist perfekt:<br />
Graue und weiße Hirnmasse lässt sich klar<br />
voneinander unterscheiden.<br />
Etwa zur gleichen Zeit sitzt der Chemiker<br />
Paul C. Lauterbur in einem Burger-Lokal in<br />
Pittsburgh und kritzelt etwas auf eine Papierserviette.<br />
Der Beginn einer Technologie, die<br />
für die Radiologie nicht weniger bedeutend<br />
sein wird wie die Erfindung Hounsfields: die<br />
Magnetresonanztomographie (MRT).<br />
Bereits seit 1946 wird in der Chemie die<br />
Wie hat sich die Radiologie<br />
bis heute verändert?<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
war die Radiologie<br />
eher eine Nischendisziplin,<br />
in der sich Pioniere ausprobierten.<br />
Heute gibt es kaum<br />
einen Patienten, der ernsthaft<br />
krank ist, und nicht wenigstens<br />
einmal im Rahmen<br />
der Diagnose radiologisch<br />
untersucht wird.<br />
Ist das Innovationstempo in<br />
der Radiologie höher als in<br />
anderen Fachbereichen?<br />
Die Radiologie ist ein enorm<br />
technologiegetriebenes<br />
Fach. Alle diagnostischen<br />
Möglichkeiten hängen <strong>mit</strong> IT<br />
zusammen und entwickeln<br />
sich laufend weiter. Man<br />
kann sich also als Radiologe<br />
so genannte Kernspinresonanzspektroskopie<br />
angewandt. Ein Verfahren, bei dem<br />
durch die Reaktion der Atomkerne innerhalb<br />
eines Magnetfelds auf die Art der Substanzstruktur<br />
geschlossen wird. Lauterbur<br />
erfand nun die Möglichkeit, zweidimensionale<br />
Bilder zu erzeugen, indem er so genannte<br />
Gradienten einführte, die die Stärke<br />
des Magnetfeldes verändern. Der britische<br />
Physiker Peter Mansfield entwickelte den<br />
Prozess <strong>mit</strong>tels Computeranalyse zu einer<br />
medizinischen Abbildungstechnik weiter.<br />
Jeder Einzelne jener vier Pioniere stand<br />
auf dem Podium im Stockholmer Konzerthaus<br />
und bekam feierlich den Nobelpreis<br />
überreicht: Röntgen 1901, Hounsfield 1979,<br />
Lauterbur und Mansfield 2003. Heute greifen<br />
ihre Verfahren teilweise ineinander. Was<br />
würde Röntgen wohl sagen, könnte er die<br />
Bilder sehen, die durch moderne Hybridgeräte<br />
möglich sind? Sicher hätte er es faszinierend<br />
gefunden, wie aus Röntgenstrahlen<br />
die CT-Technik entstand. Wie die Nuklearmedizin<br />
sich erst <strong>mit</strong> der Computertomographie<br />
zum PET-CT vermählte und später<br />
<strong>mit</strong> der Magnetresonanztomographie zum<br />
PET-MRT. Vielleicht hätte sich der ehrgei-<br />
„ES GIBT PERMANENT NEUERUNGEN“<br />
nicht <strong>mit</strong> dem in der Facharztausbildung<br />
erworbenen<br />
Wissen aufs Sofa legen und<br />
nichts mehr tun. Fortbildung<br />
ist extrem wichtig. Die Deutsche<br />
Röntgengesellschaft<br />
hat sogar eine eigene Akademie<br />
gegründet, da<strong>mit</strong> die<br />
permanenten Neuerungen in<br />
die Fläche gebracht werden.<br />
Was wurde in den letzten<br />
Jahren an den bestehenden<br />
Untersuchungsmethoden<br />
verbessert?<br />
Sowohl im CT-Bereich als<br />
auch bei MRT hat sich die<br />
Untersuchungsdauer drastisch<br />
reduziert. Wenn ein<br />
Patient vor zehn Jahren ein<br />
CT seiner Herzkranzgefäße<br />
bekam, dauerte das 30 Minuten,<br />
heute gelingt das in<br />
weniger als fünf Minuten.<br />
Außerdem ist die Strahlenbelastung<br />
bei der CT deutlich<br />
gesunken, etwa um<br />
den Faktor zehn. Und nicht<br />
zuletzt ist durch verbesserte<br />
Bildgebung die Genauigkeit<br />
der Diagnose noch sicherer<br />
geworden.<br />
Welche neuen Verfahren<br />
haben sich in den letzten<br />
Jahren etabliert?<br />
Die invasive Radiologie hat<br />
in den Jahren einen großen<br />
Entwicklungssprung gemacht.<br />
Man kann heute <strong>mit</strong><br />
kleinen Kathedern Gefäßerkrankungen<br />
im Kopf behandeln,<br />
ohne dass der Schädel<br />
geöffnet werden muss.<br />
Außerdem gibt es seit 2001<br />
erste PET-CT-Hybridgeräte. Die<br />
FATALES SCHÖNHEITSELIXIER<br />
In den 1920er Jahren warben<br />
Firmen <strong>mit</strong> radioaktiven Cremes<br />
zige Forscher in sein Labor eingeschlossen<br />
und wäre erst dann wieder herausgekommen,<br />
wenn er die letzten Rätsel der medizinischen<br />
Bildgebung gelöst hätte. Vielleicht<br />
wäre er aber auch einfach zufrieden<br />
nach Hause gegangen, in der Gewissheit,<br />
welch großen Dienst er der Menschheit<br />
erwiesen hat. Vanessa Plodeck<br />
Prof. Michael Forsting erklärt, wie Patienten heute von der Bildgebung profitieren<br />
PET-Technologie liefert die<br />
funktionale Bildgebung, zeigt<br />
also Stoffwechselvorgänge,<br />
CT liefert die anatomischen<br />
Bilder. Seit einem Jahr gibt es<br />
auch PET-MR-Geräte.<br />
Welche Entwicklungen werden<br />
auf uns zukommen?<br />
In der MRT werden die Magnetfeldstärken<br />
weiter ansteigen,<br />
um Untersuchungsgeschwindigkeit<br />
und Bild-<br />
auflösung weiter zu optimieren.<br />
Die hybride Bildgebung<br />
wird weiter verfeinert werden.<br />
So gibt es heute etwa auch<br />
Angiographieanlagen, die<br />
CTs erstellen können. Vielleicht<br />
gibt es eines Tages ja<br />
sogar ein CT-MR, wer weiß.<br />
Ich bin gespannt, was noch<br />
kommt.<br />
17<br />
FOTOS: DEUTSCHES RÖNTGEN-MUSEUM,
ZUM MITREDEN<br />
Die Lehre von den<br />
STRAHLEN<br />
Alleskönner und Spezialisten: Bei der<br />
Diagnose und Therapie vieler<br />
Erkrankungen ist die Expertise von<br />
Radiologen heute unerlässlich<br />
Als die honorigen Arztkollegen<br />
1905 auf einem Kongress in<br />
Berlin erstmals die Entdeckung<br />
des Würzburger Physikers<br />
Conrad Röntgen diskutierten,<br />
war die „Lehre von den Strahlen“<br />
noch Terra incognita – ein weißer Fleck<br />
in der medizinischen Landschaft. Heute<br />
arbeiten fast 6000 Radiologen in Deutschland<br />
in Kliniken und Spezialpraxen.<br />
Aber was genau machen diese Fachärzte<br />
eigentlich? Sie sitzen in einem dunklen<br />
Zimmer und gucken sich Röntgenbilder<br />
an? Fahnden wie Detektive nach Indizien<br />
und Beweisen? Ja klar, das auch. Aber Radiologen<br />
leisten heute noch viel mehr: Sie<br />
nehmen eine Schlüsselstellung ein in der<br />
Versorgung von Patienten. Denn ob verstauchter<br />
Knöchel oder Hirnblutung: Oh-<br />
18<br />
ne die Bilder vom Inneren<br />
des Menschen läuft heute<br />
fast nichts mehr in der <strong>Medizin</strong>.<br />
Radiologen müssen<br />
sich <strong>mit</strong> allen Körperregionen<br />
und Krankheitsbildern<br />
auskennen. Sie entscheiden,<br />
welche Untersuchungsmethode<br />
am schonendsten ist und<br />
Patienten den meisten Nutzen<br />
bringt. Sie interpretieren Testergebnisse<br />
und stellen die Weichen<br />
für die richtige Therapie. Sie sind<br />
aber auch nah am Menschen und<br />
behandeln <strong>mit</strong> Hilfe von Strahlen oder<br />
nehmen minimalinvasive Eingriffe vor. In<br />
den letzten Jahren hat sich das Fach zu<br />
einer der wichtigsten und vielfältigsten<br />
Disziplinen in der <strong>Medizin</strong> entwickelt.<br />
Dem Gehirn beim Denken zusehen: Neuroradiologen arbeiten<br />
an der Schnittstelle von Neurologie, Neurochirurgie<br />
und Psychiatrie. Sie sind unverzichtbare Spezialisten bei<br />
Diagnose und Therapie der Volkskrankheit Schlaganfall.<br />
Auch bei Multiple Sklerose, Epilepsie und Hirntumoren<br />
beeinflussen Sie die Behandlung wesentlich. In den letzten<br />
Jahren haben sich auch neuroradiologische Interventionen<br />
Alles im Fluss: Interventionelle Radiologen sind ganz nah<br />
am Patienten, ihr Fachgebiet wird weltweit als Zukunftsfach<br />
betrachtet. So können heute viele Erkrankungen<br />
minimalinvasiv behandelt werden, Patienten bleibt eine<br />
Operation erspart. Mit Hilfe von hauchzarten Kathetern sind<br />
sie in der Lage, Gefäße zu öffnen oder zu verschließen, etwa<br />
Neuroradiologie<br />
Interventionelle Radiologie<br />
immer mehr etabliert. Die minimalinvasiven Eingriffe sind Operationen<br />
ebenbürtig oder sogar überlegen. Per Katheter, über<br />
die Leistenarterie eingeführt, weiten Neuroradiologen Gefäßverengungen<br />
<strong>mit</strong> einem Ballon oder öffnen sie <strong>mit</strong> Stents dauerhaft.<br />
Und neuroradiologische Forscher sind der Volkskrankheit<br />
Demenz auf der Spur: Moderne Bildgebung kann teilweise die<br />
Erkrankung sichtbar machen, bevor sie Symptome zeigt.<br />
in Lunge, Leber, Nieren, Uterus oder im Gehirn. So lassen sich<br />
Tumorgefäße <strong>mit</strong> winzigen Kügelchen füllen, die hochdosierte<br />
Chemotherapeutika enthalten. Thermoablative Verfahren zerstören<br />
Tumorgewebe so präzise, dass kein umliegendes Gewebe<br />
geschädigt wird. Interventionelle Radiologen begleiten Tumorpatienten<br />
oft über viele Jahre.<br />
FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE, DRG<br />
Mammadiagnostik<br />
Dem Tumor auf der Spur: Die Diagnose von Brustkrebs stellt Ärzte vor große Herausforderungen: Die<br />
Erkrankung ist hochkomplex, und nicht jede Bildgebungsmethode ist bei jeder Frau gleich gut.<br />
Spezialisten der Mammadiagnostik können einen Tumor schon im Frühstadium entdecken und<br />
dadurch die Heilungschancen drastisch erhöhen. In Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Fachkollegen (Pathologen,<br />
Frauenärzte, Chirurgen) entscheiden sie über individuell passende Therapien. Mit Hilfe<br />
schonender Verfahren wie der Stanz-Biopsie zur Gewebeprobe klären sie Verdachtbefunde ab.<br />
Dem Herzen so nah: Neben Kardiologie und Herzchirurgie ist<br />
die kardiologische Radiologie eine wichtige Säule im Bereich<br />
moderner Herzmedizin. Mittels MRT erstellen Ärzte exakte,<br />
nicht-invasive Analysen des Herzens, liefern detaillierte Gewebecharakterisierungen<br />
bei einem Herzinfarkt, weisen Entzün-<br />
Nuklearmedizin<br />
Experimentelle Radiologie<br />
Grundlagenforschung im Team: Hier arbeiten Forscher verschiedener Fachrichtungen<br />
zusammen, meist <strong>Medizin</strong>er, Physiker, Chemiker oder Biologen. Das<br />
gemeinsame Ziel: die Bildgebung der Zukunft noch besser zu machen. Die<br />
Wissenschaftler fahnden zum Beispiel nach neuen Methoden der Bildgebung<br />
oder sind auf der Suche nach noch leistungsfähigeren Kontrast<strong>mit</strong>teln.<br />
Muskuloskelettale Radiologie<br />
Was den Menschen zusammenhält: Spezialisten dieser Disziplin arbeiten meist <strong>mit</strong><br />
Orthopäden und Unfallchirurgen zusammen. Ihre Einsatzorte sind Skelettsystem und<br />
Wirbelsäule, ihre Patienten leiden an Rheuma, Osteoporose, Sarkomen oder Krebs<br />
(Knochen- und Weichteilsarkome). Und: Fast alle Leistungssportler wie Fußballer sind<br />
im Laufe ihrer Karriere häufig auf die Expertise dieser Fachleute angewiesen.<br />
Kinderradiologie<br />
Fachleute <strong>mit</strong> Fingerspitzengefühl: Kinderradiologen müssen alle Facetten radiologischer Bildgebung<br />
beherrschen und ein profundes Fachwissen über pädiatrische Erkrankungen besitzen, die sich fundamental<br />
von denen des Erwachsenenalters unterscheiden. Einfühlungsvermögen, Sensibilität und Geduld<br />
sind wichtige Eigenschaften, über die Kinderradiologen verfügen müssen. Viele begleiten Familien <strong>mit</strong> chronisch<br />
kranken Kindern über mehrere Jahre. In Deutschland praktizieren etwa 80 Kinderradiologen.<br />
Jede Sekunde zählt: Die Notfallradiologie leitet sich ab<br />
von der amerikanischen „Emergency Radiology”. In den<br />
USA ein eigener Schwerpunkt, ist das Fach in Deutschland<br />
eine stark wachsende Disziplin. Dank immer besserer und<br />
schnellerer Bildgebungsmethoden können Ärzte heute im<br />
Mit Strahlen gegen Krebs: Bei diesem Fachgebiet setzen Ärzte radioaktive Substanzen<br />
zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen ein. Dazu zählen vor allem Krebs,<br />
aber auch Schilddrüsenüberfunktion oder die Behandlung von Rheumapatienten.<br />
Notfallradiologie<br />
Kardiologische Radiologie<br />
Notfall gezielter und schneller behandeln. Wer in dem<br />
Bereich arbeitet, muss exzellentes Hintergrundwissen über<br />
Erkrankungen und Symptome und gute Nerven haben:<br />
Entscheidungen über das weitere Vorgehen fallen oft innerhalb<br />
von Sekunden.<br />
dungen nach und analysieren die Vitalität des Gewebes. Mit<br />
Hilfe der CT können die Spezialisten sich rasch einen Einblick<br />
in Form und Struktur von Koronararterien verschaffen.<br />
Die Herzkatheter-Untersuchung, heute ein Routine-Eingriff,<br />
haben Radiologen gemeinsam <strong>mit</strong> Kardiologen entwickelt.<br />
19
MENSCHEN & GESCHICHTEN<br />
Wie aus dem Nichts bricht<br />
Heike Standop, 31, zusammen.<br />
Diagnose: Hirnblutung.<br />
Neuroradiologe Dr. Sascha<br />
Prothmann leitet die Notfall-<br />
Behandlung – und begleitet<br />
die Patientin bei ihrer<br />
Genesung. Ein Protokoll<br />
Zurück ins<br />
LEBEN<br />
ERLEICHTERT<br />
Heike Standop<br />
hatte Glück im<br />
Unglück. Das<br />
Aneurysma in<br />
ihrem Kopf<br />
konnte<br />
behandelt<br />
werden<br />
JEDE SEKUNDE ZÄHLT Mit Blaulicht bringen Ärzte<br />
Heike Standop auf schnellstem Weg in die Klinik<br />
Freitag, 25. <strong>Mai</strong> 2012<br />
5.30 Uhr, Gröbenzell, nahe München<br />
Neben Heike Standops Bett klingelt der<br />
Wecker. Die Frühaufsteherin schwingt sich<br />
aus ihrem Bett. Sie ist gut gelaunt. Heute<br />
muss die Bürokauffrau bei BMW nur<br />
einen halben Tag arbeiten, dann beginnt<br />
schon das Wochenende. Sie freut sich auf<br />
die Zumba-Party am Samstagabend.<br />
14.30 Uhr, München-Milbertshofen<br />
Endlich Feierabend, endlich Wochenende.<br />
Im Büro packt Standop ihre Sachen – aber<br />
irgendetwas stimmt nicht. Ihr ist schwindelig.<br />
Sie geht zum WC, als plötzlich ein<br />
höllischer Schmerz in ihren Kopf fährt.<br />
14.45 Uhr Schwankend kehrt Standop von<br />
der Toilette wieder. Ihre Kollegen setzen<br />
sie auf einen Stuhl. Standop wiegelt ab:<br />
„Alles halb so wild!“ Sie geht noch einmal<br />
zur Toilette. Wenige Sekunden, bevor sie<br />
das Bewusstsein verliert, schließt sie die<br />
Kabinentür ab. Sofort rufen die Kollegen<br />
den Notarzt, die Tür müssen sie aushebeln.<br />
15.00 Uhr Immer noch bewusstlos, liegt<br />
Standop im Krankenwagen. Der Notarzt<br />
weiß noch nicht genau, was Standop fehlt,<br />
aber es ist klar: Er darf keine Zeit verlieren.<br />
Mit Blaulicht rast der Krankenwagen durch<br />
München zum Klinikum Rechts der Isar.<br />
15.45 Uhr, Klinikum Rechts der Isar,<br />
Notaufnahme Mittlerweile liegt Standop im<br />
Koma. Von ihren Kollegen wissen die Ärzte<br />
von den stechenden Kopfschmerzen. Um<br />
deren Ursache zu klären, untersuchen sie<br />
Standops Kopf <strong>mit</strong> einem modernen Röntgenverfahren,<br />
der so genannten Compu-<br />
ALLES IM BLICK<br />
Per Katheter verschließt<br />
der Neuroradiologe das<br />
Aneurysma <strong>mit</strong><br />
hauchfeinen Spiralen<br />
tertomographie. Ergebnis: In einen Areal<br />
direkt auf der Hirnoberfläche ist Blut ausgetreten<br />
– ein typisches Anzeichen für eine<br />
geplatzte Blutgefäßaussackung, genannt:<br />
Aneurysma. Sobald ein Aneurysma platzt,<br />
besteht Lebensgefahr. Jetzt kommt es darauf<br />
an, dass ein Neuroradiologe das Aneurysma<br />
in Standops Kopf so schnell wie<br />
möglich verschließt – <strong>mit</strong> dem so genannten<br />
Coiling-Verfahren (s. Kasten S. 22).<br />
16.00 Uhr, Angiographieraum<br />
Immer wieder schaut Oberarzt Dr. Sascha<br />
Prothmann, Abteilung für diagnostische<br />
und interventionelle Neuroradiologie, auf<br />
den Bildschirm. Dank spezieller Röntgenaufnahmen<br />
sieht er dort in Echtzeit das<br />
geplatzte Blutgefäß in Standops Gehirn.<br />
Was der Radiologe dort noch sieht, ist<br />
das Ende eines dünnen Schlauchs. Durch<br />
diesen schiebt er nun vorsichtig eine Platinspirale<br />
in das Gefäß. Die Millimeterarbeit<br />
gelingt: Nach einigen Minuten verschließt<br />
die Spirale das Aneurysma. Eine Nachblutung<br />
kann nun nicht mehr auftreten, das<br />
Neuro-Interventions-Team atmet auf.<br />
Samstag, 26. <strong>Mai</strong> 2012<br />
9.00 Uhr, Intensivstation<br />
„Komme heute nicht zur Zumba-Party“,<br />
sind Standops erste Worte, als sie aufwacht.<br />
Sie tippt sie in ihr Handy und schickt sie an<br />
ihre Freundinnen. Seit dem Kopfschmerz<br />
im Büro kann sie sich an nichts mehr erinnern.<br />
Neben ihrem Bett stehen ihre Eltern<br />
und ihr Bruder. Sie sind über Nacht aus<br />
ihrem Heimatort nahe Dresden angereist.<br />
Standop ist noch etwas schwindelig, aber<br />
ansonsten geht es ihr gut. Jetzt braucht sie<br />
Schlaf. Viel Schlaf.<br />
Montag, 28. <strong>Mai</strong> 2012<br />
1<strong>1.</strong>30 Uhr Neuroradiologie<br />
Mit dem Kopf zuerst schieben technische<br />
Assistenten Standop in die Öffnung eines<br />
großen Geräts, des so genannten Kernspintomographen.<br />
Magnetwellen erstellen in<br />
dessen Inneren 3D-Bilder von Standops<br />
Gehirn. Neuroradiologe Prothmann will<br />
prüfen, ob die Heilung gut verläuft.<br />
12.30 Uhr, Intensivstation<br />
Standop liegt bereits wieder in ihrem Bett,<br />
als Dr. Prothmann <strong>mit</strong> den Aufnahmen<br />
hereinkommt. Anhand der Bilder erklärt<br />
er ihr seine Auswertung: Die Blutung ist<br />
kaum noch zu sehen. Allerdings hat er<br />
Gefäßverengungen entdeckt, so genannte<br />
Vasospasmen. Im schlimmsten Fall führen<br />
diese Verkrampfungen der Gefäße zu<br />
einem Schlaganfall. Doch dank der Routineuntersuchungen<br />
haben die Neuroradiologen<br />
die Verengungen in Standops<br />
Hirngefäßen früh genug erkannt. Standop<br />
erhält ein Medikament, da<strong>mit</strong> sich die Gefäße<br />
wieder weiten. Dr. Prothmann beobachtet<br />
die Entwicklung in den nächsten<br />
Tagen <strong>mit</strong> Hilfe regelmäßiger Aufnahmen.<br />
Freitag, 8. Juni 2012<br />
9.00 Uhr, Neurokopfzentrum<br />
Umzug! Die Ärzte verlegen Heike Standop<br />
auf ein normales Zimmer. Ihr Zustand hat<br />
sich stabilisiert. Zur Sicherheit wollen die<br />
Ärzte sie noch eine Woche da behalten.<br />
Mit Hilfe weiterer Kernspintomographien<br />
beobachten Dr. Prothmann und sein Team<br />
die Heilung – und halten Standop jeden<br />
Tag auf dem Laufenden.<br />
Montag, 18. Juni 2012<br />
1<strong>1.</strong>00 Uhr, Bad Aibling, Reha-Klinik<br />
Jetzt ist Training angesagt! 60 Kilometer<br />
von München entfernt bereitet sich Heike<br />
Standop auf die Rückkehr in ihr altes Leben<br />
vor. In der Reha-Klinik helfen ihr Physio-<br />
und Ergotherapeuthen, nach einem<br />
Monat des Liegens die rückentwickelte<br />
Muskulatur wieder zu stärken. Standop<br />
freut sich: Endlich wieder Bewegung!<br />
Montag, <strong>1.</strong> Oktober 2012<br />
7.00 Uhr, München-Milbertshofen<br />
Zurück im Büro. Gut vier Monate nach<br />
ihrem Zusammenbruch startet Heike Standop<br />
in ihren ersten Arbeitstag. Nach<br />
AUFKLÄRUNG<br />
Vor der Nachuntersuchung<br />
erklärt<br />
Neuroradiologe<br />
Prothmann das<br />
Verfahren<br />
RISIKO ERKANNT<br />
Das Aneurysma<br />
liegt an einer der<br />
wichtigsten Arterien:<br />
Sie versorgt eine<br />
gesamte Hirnhälfte<br />
<strong>mit</strong> Blut<br />
20 21<br />
➞
FOTOS: DANIEL HINTERSTEINER (6), WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />
MENSCHEN & GESCHICHTEN<br />
Gute Nachrichten<br />
beim<br />
Check-up<br />
➞<br />
der Reha ist sie wieder fit für den<br />
Alltag. Neue Beschwerden gab es nicht.<br />
Montag, 5. November 2012<br />
10.00 Uhr, Rechts d. Isar, Nachuntersuchung<br />
Wie verabredet sehen sich Heike Standop<br />
und Dr. Sascha Prothmann ein halbes<br />
Jahr nach der Not-Operation wieder. Mit<br />
Hilfe einer Katheter-Untersuchung will<br />
der Neuroradiologe überprüfen, ob das<br />
Aneurysma weiterhin verschlossen ist. In<br />
einem Vorgespräch erklärt er Standop die<br />
Untersuchung Schritt für Schritt.<br />
1<strong>1.</strong>15 Uhr Jetzt wird es warm im Kopf. 13.30 Uhr Durchatmen! Im Besprechungs-<br />
Heike Standop liegt auf dem Angiograzimmer erklärt Sascha Prothmann seiner<br />
phietisch und merkt, wie Dr. Prothmann Patientin die Ergebnisse. Es sind gute<br />
eine Flüssigkeit, das sogenannte Kontrast- Nachrichten: Die Heilung des Aneurysmas<br />
<strong>mit</strong>tel, durch den Schlauch in ihrer Haupt- verläuft nach Plan. Auf seinem Computer<br />
schlagader von der Leiste bis hoch in ihren zeigt der Neuroradiologe die aktuellen Bil-<br />
22<br />
HINTERGRUND: ANEURYSMA UND …<br />
Unbemerkte Aussackungen<br />
Etwa eine Million Deutsche leben<br />
<strong>mit</strong> einem intrakraniellen Aneurysma.<br />
So nennen <strong>Medizin</strong>er Gefäßfehlbildungen<br />
im Kopf. Diese Aussackungen<br />
entstehen etwa durch<br />
die Strömungskräfte des Blutes oder<br />
hohen Blutdruck. Platzt ein Aneurysma,<br />
muss schnell interveniert, manchmal<br />
auch operiert werden, um eine<br />
DAS ANEURYSMA<br />
vor der Behandlung<br />
GEFAHR<br />
GEBANNT<br />
nach dem<br />
„Coiling” ist das<br />
Aneurysma<br />
nicht mehr<br />
sichtbar<br />
Kopf fließen lässt. Dort schaut der Neuroradiologe,<br />
ob die Spiralen das Aneurysma<br />
weiterhin gut verschlossen halten. Mit der<br />
Kontrastflüssigkeit könnte er auf den Röntgenbildern<br />
zum Beispiel einen erneuten<br />
Einstrom von Blut in das Aneurysma sehen.<br />
Bei ihrer letzten Katheter-Untersuchung<br />
war Standop noch bewusstlos. Es war der<br />
Tag ihres Zusammenbruchs. Jetzt ist sie<br />
voll da und gespannt auf die Ergebnisse.<br />
lebensgefährliche Nachblutung zu<br />
verhindern. Oft bleiben Aneurysmen<br />
über einen langen Zeitraum stabil,<br />
und die Betroffenen leben problemlos<br />
da<strong>mit</strong>, ohne überhaupt davon zu<br />
wissen. Werden die Fehlbildungen<br />
doch entdeckt, dann meist zufällig<br />
bei einer Computertomographie (CT)<br />
oder einer Kernspinuntersuchung<br />
(MRT) aus einem anderen<br />
Anlass. Eine<br />
Behandlung ist indes<br />
nicht immer nötig. Der<br />
behandelnde Neuroradiologe<br />
entscheidet<br />
zusammen <strong>mit</strong> einem<br />
Neurochirurgen von<br />
Fall zu Fall, gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> dem Patienten, ob<br />
überhaupt eine Therapie<br />
notwendig ist.<br />
MILLIMETERARBEIT<br />
Per Katheter überprüft<br />
der Fachmann<br />
das OP-Ergebnis<br />
der. Heike Standop strahlt. Zum Abschied<br />
geben sich beide die Hand. Wenn vorher<br />
nichts passiert, werden sie sich erst in einem<br />
Jahr wieder sehen. Zur letzten Nachuntersuchung.<br />
Protokoll: David Mayer<br />
ES SIEHT GUT AUS<br />
Der Arzt erklärt Heike<br />
Standop die Angio-Bilder<br />
… COILING<br />
Die rettende<br />
Spirale<br />
Neuroradiologen verschließen ein<br />
geplatztes Aneurysma <strong>mit</strong> Hilfe<br />
von Platinspiralen (Coiling). Von<br />
der Leiste aus führt der Arzt einen<br />
dünnen Schlauch (Katheter) bis<br />
zur Halsschlagader. Von dort aus<br />
wird ein noch dünnerer Schlauch<br />
(Mikrokatheter) direkt<br />
zum betroffenen Gefäß<br />
ins Gehirn geschoben.<br />
Durch diesen wiederum<br />
bringt er extrem dünne,<br />
weiche Spiralen in das<br />
Aneurysma ein – so viele, bis dieses<br />
verschlossen ist und die Blutung<br />
stoppt bzw. die Nachblutungsgefahr<br />
gebannt ist. In manchen Fällen<br />
entscheiden sich die Ärzte an Stelle<br />
des Coilings auch für eine offene<br />
OP durch einen Neurochirurgen.<br />
Kinderradiologen wie<br />
Friederike Körber brauchen<br />
neben medizinischem<br />
Know-How Feingefühl und<br />
Menschenkenntnis. So<br />
auch beim kleinen Thomas<br />
Frau Doktor Körber, Frau Doktor<br />
Körber!“, schallt eine Kinderstimme<br />
durch den Korridor.<br />
Thomas’ Augen leuchten stolz,<br />
als er seine Ärztin gefunden<br />
hat, noch bevor seine Eltern um die Ecke<br />
kommen. Er sieht aus wie ein Vierjähriger,<br />
obwohl er im Sommer schon sechs<br />
geworden ist. Insgesamt wirkt er mehr wie<br />
ein Kindergarten- als ein Schulkind, denn<br />
seine Entwicklung war langsamer als die<br />
von Gleichaltrigen – für Außenstehende<br />
ist das inzwischen der einzige Hinweis darauf,<br />
dass Thomas Leben alles andere als<br />
selbstverständlich verläuft.<br />
Als die Kinderradiologin Friederike Körber<br />
Thomas das erste Mal sah, sollte er<br />
eigentlich noch gar nicht geboren sein.<br />
➞<br />
AUS KLINIK & PRAXIS<br />
Ans HERZ gewachsen<br />
23<br />
FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.DE
AUS KLINIK & PRAXIS<br />
Mit viel Gefühl: Zwischen<br />
Arzt und kleinem Patienten<br />
ist gegenseitiges Vertrauen<br />
Basis der Behandlung<br />
➞<br />
Seine Mutter war in der 33. Schwan-<br />
gerschaftswoche, und bis dahin war alles<br />
normal verlaufen. Auch bei der letzten Routineuntersuchung<br />
war noch alles in Ordnung<br />
gewesen. Doch drei Tage später löste<br />
sich die Plazenta vorzeitig ab, und Thomas<br />
kam sieben Wochen zu früh auf die Welt.<br />
„Bereits in einer der ersten Ultraschalluntersuchungen<br />
war eine ausgedehnte Blutung<br />
in den Hirnkammern zu sehen – eine<br />
typische Komplikation bei extremen Frühchen,<br />
aber auch bei Frühchen, die wie Thomas<br />
bei einer komplizierten Geburt einen<br />
Sauerstoffmangel erleiden“, erklärt Friederike<br />
Körber. Denn die Hirngefäße dieser<br />
Kinder sind noch unreif und zart, was sie<br />
sehr anfällig für Verletzungen macht. Blutungen<br />
können die Zirkulation des Hirnwassers<br />
beeinträchtigen, so dass es nicht<br />
normal abfließen kann und sich ein sogenannter<br />
Wasserkopf bildet. Im schlimmsten<br />
Fall können diese Blutungen das Hirngewebe<br />
zerstören, zu Behinderungen führen und<br />
sogar tödlich enden.<br />
Ein winziger Schlauch<br />
rettet Thomas‘ Leben<br />
Um zu verhindern, dass die nicht abfließende<br />
Flüssigkeit im Kopf das Hirngewebe<br />
von Thomas schädigt, operierten Neurochirurgen<br />
ihm einen kleinen Schlauch in<br />
die Hirnkammern. In den ersten Wochen<br />
punktierten Ärzte dann die überschüssige<br />
Flüssigkeit hierüber ab. Danach legten sie<br />
Thomas einen Shunt: einen Schlauch, der<br />
unter der Haut verläuft und das Gehirnwasser<br />
in den Bauchraum ableitet, wo der<br />
Körper es absorbiert. Ein Magnetventil<br />
am oberen Ende des Schlauchs reguliert<br />
den Druck, unter dem der Liquor abfließt.<br />
„Um die richtige Einstellung zu finden,<br />
sind anfangs sehr häufige Untersuchungen<br />
nötig. Später reichen dann Kontrolluntersuchungen,<br />
etwa alle drei Monate“, erklärt<br />
die Kinderradiologin.<br />
Seit sechs Jahren kontrolliert Friederike<br />
Körber regelmäßig per Ultraschall die Weite<br />
von Thomas’ Hirnkammern und kann so<br />
erkennen, ob der Shunt funktioniert und<br />
das überschüssige Nervenwasser richtig abfließt.<br />
„Natürlich gefällt es keinem Kind<br />
sonderlich, wenn es am Kopf untersucht<br />
wird. Mit Thomas haben wir das spielerisch<br />
geschafft: Während ich <strong>mit</strong> der Ultraschallsonde<br />
die eine Seite seines Kopfes schalle,<br />
SO FUNKTIONIERT<br />
EIN SHUNT<br />
Erweiterte<br />
Hirnkammer<br />
Ableitender<br />
Schlauch<br />
auf Höhe<br />
des Bauchnabels<br />
Einführung des<br />
Katheters<br />
durch die<br />
Schädeldecke<br />
Ventil<br />
hinter dem<br />
Ohr<br />
Schlauch<br />
unter der<br />
Haut<br />
hält er eine zweite Sonde auf die andere. So<br />
hat er das Gefühl, wir würden den Ultraschall<br />
gemeinsam machen“, erzählt Körber.<br />
Thomas findet die technischen Dinge unheimlich<br />
spannend. Er interessiert sich weniger<br />
für die Spielecke auf der Kinderstation<br />
und bringt im Gegensatz zu anderen kleinen<br />
Patienten auch keine Kuscheltiere <strong>mit</strong><br />
in die Klinik: Thomas will Bilder machen,<br />
den Schallkopf führen und hinterher auf<br />
den Knopf drücken, da<strong>mit</strong> die Aufnahmen<br />
aus dem Drucker kommen.<br />
Vertraute Beziehung:<br />
Die Ärztin als Freundin<br />
Nur einmal wollte Thomas nicht bei der<br />
Untersuchung helfen. Da war er drei Jahre<br />
alt, und sein Vater brachte ihn in die Klinik,<br />
weil er seit Tagen ungewöhnlich still<br />
und abwesend war. „Hätten ich den Jungen<br />
nicht schon so lange gekannt, wäre seine<br />
leichte Apathie gar nicht aufgefallen. Im Ultraschall<br />
waren seine Hirnkammern nicht<br />
wie sonst ganz eng, sondern ein kleines<br />
bisschen weiter. Ohne die Kenntnis der<br />
Voruntersuchung hätten wir dem keine<br />
Bedeutung beigemessen“, berichtet die<br />
Kinderradiologin. So aber war schnell klar,<br />
dass etwas <strong>mit</strong> dem Shunt nicht in Ordnung<br />
war, sich womöglich das Magnetventil im<br />
Kopf verstellt haben musste. Also sollte<br />
Thomas erneut operiert werden? Um ganz<br />
sicher zu sein, mussten die Experten per<br />
Computertomographie ins Innere von Thomas‘<br />
Kopf blicken.<br />
Weil eine Computertomographie eine<br />
recht hohe Strahlenbelastung <strong>mit</strong> sich<br />
bringt, versuchen Ärzte dieses Verfahren<br />
bei Kindern so selten wie nötig einzusetzen.<br />
In der Regel bekommen die kleinen Patienten<br />
für die Untersuchung eine Narkose,<br />
um auszuschließen, dass sie sich während<br />
der Untersuchung bewegen und die Bilder<br />
undeutlich werden. Zwar ist die Betäubung<br />
niedrig dosiert, Nebenwirkungen kann man<br />
aber nicht ausschließen. „In der Regel ist<br />
dieses minimale Risiko gerechtfertigt. Allerdings<br />
war ich mir auf Grund der langjährigen<br />
Erfahrung und Begleitung bei<br />
Thomas sicher, dass es auch ohne Narkose<br />
funktionieren wird“, erzählt Körber und<br />
griff zu einer eher unüblichen Maßnahme:<br />
„Ich habe ihm ganz in Ruhe erklärt, dass<br />
wir diesmal andere Bilder machen als <strong>mit</strong><br />
dem Schallkopf, und dass er dafür ganz<br />
still liegen muss.“ Der Dreijährige schaffte,<br />
wo<strong>mit</strong> selbst viele Erwachsene Probleme<br />
haben: Er verharrte unbeweglich in der<br />
Röhre, bis die Untersuchung vorüber war,<br />
während die Kinderradiologin bei der Untersuchung<br />
am Kopfende des Tisches stand,<br />
der Vater des Jungen am Fußende. „Es war<br />
nicht ganz ohne Risiko, denn wenn Thomas<br />
sich bewegt hätte, hätten wir ihn erneut<br />
der Strahlendosis aussetzen müssen“,<br />
erzählt Körber, „aber wir haben die CT-<br />
Aufnahmen ohne Narkose geschafft.“ Die<br />
anschließende Operation verlief ebenfalls<br />
ohne Komplikationen.<br />
Das Ventil in Thomas‘ Kopf hatte sich<br />
wohl beim Besuch seines Onkels verstellt.<br />
Das Magnetfeld von dessen Induktionsherd<br />
war stark genug, um das Ventil des Shunts<br />
VITA<br />
zu beeinflussen. Stärkere Magnetfelder, wie<br />
Metalldetektoren an Flughäfen, muss der<br />
Junge sowieso meiden. Ohne eine ärztliche<br />
Bescheinigung, dass er nicht durch diese Sicherung<br />
darf, wird die Familie – inzwischen<br />
hat Thomas eine kleine Schwester – nie in<br />
den Urlaub fliegen können.<br />
Ein fröhliches Kind<br />
<strong>mit</strong> allen Chancen<br />
Noch ein zweites Mal machte der Shunt<br />
Probleme: Da war Thomas fünf und klagte<br />
über Bauschmerzen. „Im Ultraschall konnte<br />
man erkennen, dass sich das abgeleitete Gehirnwasser<br />
im Unterbauch abgekapselt und<br />
eine Zyste gebildet hatte, die herausoperiert<br />
werden musste“, schildert die Kinderradiologin.<br />
Dass Thomas jetzt genau erklären<br />
kann, wenn und wo er Schmerzen hat, ist<br />
ein riesiger Vorteil. Vor allem, weil seine<br />
Schädelknochen inzwischen so ausgeprägt<br />
sind, dass die Ultraschallbilder immer undeutlicher<br />
werden und bald nur noch CT<br />
oder MRT eindeutige Abbildungen der Gefäße<br />
liefern können. Noch kommt Thomas<br />
alle drei Monate zur Kontrolle. „Sofern sich<br />
<strong>mit</strong> dem Ultraschall im Kopf nichts mehr erkennen<br />
lässt, wird die Spanne zwischen den<br />
Untersuchungen auf sechs Monate erweitert“,<br />
erklärt die Kinderradiologin. Dann<br />
wird sie nicht mehr den Kopf untersuchen,<br />
sondern die Flüssigkeitsmenge in Thomas’<br />
Bauch kontrollieren.<br />
Friederike Körber ist froh, dass Thomas<br />
gesund ist und sich trotz seines schweren<br />
Starts ins Leben so toll entwickelt. Seine<br />
ganze Familie ist ihr <strong>mit</strong> den Jahren ans<br />
Herz gewachsen. Und wenn Thomas ihren<br />
Namen rufend um die Ecke gerannt<br />
kommt, freut sie sich genau wie er auf ihre<br />
gemeinsame Untersuchung.<br />
Nicole Lauscher<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Friederike Körber (48) absolvierte ihr <strong>Medizin</strong>studium<br />
sowie die Facharztausbildung zur Radiologin<br />
am Klinikum der RWTH Aachen. Anschließend wechselte<br />
sie als Oberärztin zum Universitätsklinikum Gießen, wo sie<br />
ihre Zusatzweiterbildung zur Kinderradiologin abschloss.<br />
Seit dem Jahr 2000 arbeitet Friederike Körber am Institut<br />
für radiologische Diagnostik der Uniklinik Köln und leitet<br />
dort seit 2007 die Kinderradiologie.<br />
KINDER-<br />
RADIOLOGIE<br />
INTENSIVER<br />
KONTAKT<br />
Kleine Patienten<br />
brauchen<br />
besonders viel<br />
Aufmerksamkeit<br />
Die Kinderradiologie umfasst von<br />
Ultraschall über MRT und CT die gesamte<br />
bildgebende Diagnostik bei<br />
Kindern und Jugendlichen. Neben<br />
Einfühlungsvermögen, Sensibilität<br />
und viel Geduld müssen die Fachärzte<br />
auch über ein breites fachliches<br />
Wissen verfügen. Da sich die<br />
Krankheitsbilder und -verlauf von<br />
Heranwachsenden und erwachsenen<br />
Patienten häufig unterscheiden,<br />
benötigen Kinderradiologen<br />
sogar eine doppelte Spezialisierung<br />
– sie müssen nicht nur Experten für<br />
Radiologie sein, sondern sich auch<br />
in der Kinderheilkunde gut auskennen.<br />
Entsprechend lange dauert ihre<br />
Ausbildung: An das <strong>Medizin</strong>studium<br />
<strong>mit</strong> einer Regelstudienzeit sechs<br />
Jahren und drei Monaten schließt<br />
sich die Facharztausbildung zum<br />
Radiologen <strong>mit</strong> fünf Jahren an.<br />
Die Weiterbildung zum Kinderradiologen<br />
beträgt noch einmal drei<br />
Jahre, von denen man indes eines<br />
schon während der Facharztausbildung<br />
ableisten kann. Am Ende<br />
dieser mindestens 13 Jahre langen<br />
Ausbildung steht ein spannendes<br />
und abwechslungsreiches Arbeitsfeld<br />
<strong>mit</strong> engem Patientenkontakt.<br />
Chronisch kranke Kinder und deren<br />
Familien begleiten die Ärzte meist<br />
über eine lange Zeit, in der oft persönliche<br />
Beziehungen entstehen.<br />
Ein dünner Plastikschlauch<br />
transportiert überflüssige Gehirnflüssigkeit<br />
aus den Hirnkammern<br />
in den Bauchraum. Ein Ventil<br />
reguliert den Hirndruck und verhindert<br />
einen Rückfluss.<br />
24 25<br />
FOTOS: PRIVAT, WWW.ISTOCKPHOTO.DE (2)
EIN HANDWERKSZEUG RÖNTGEN-MUSEUM<br />
Magnetresonanztomographie<br />
Die Königsklasse in der Bildgebung<br />
Kernspin gilt als die modernste Bildgebungsmethode in<br />
der medizinischen Diagnostik. Was kann das Verfahren,<br />
wo liegen die Chancen, wo die Grenzen?<br />
✓<br />
Was kann die Methode?<br />
Die Magnetresonanztomographie (von<br />
altgriechich: „tome“ = Schnitt und „graphein“<br />
= schreiben) ist heute ein unverzichtbares<br />
Instrument zur Diagnose von<br />
Krankheiten des zentralen Nervensystems,<br />
also Gehirn und Rückenmark. Mit ihr lassen<br />
sich vor allem weiche Gewebearten<br />
und Organe <strong>mit</strong> viel Flüssigkeit präzise<br />
darstellen, etwa Blutgefäße, Bänder, Bindegewebe,<br />
Geschwulste, Muskeln oder Entzündungen.<br />
Modernste Geräte sind sogar<br />
in der Lage, den Bewegungsablauf eines<br />
schlagenden Herzens abzubilden.<br />
Organe <strong>mit</strong> niedrigem Wassergehalt wie<br />
Knochen oder die Lunge eignen sich dagegen<br />
nicht für die MRT.<br />
✓<br />
Wer hat’s erfunden?<br />
Die bildgebende Methode wurde 1973<br />
von dem US-amerikanischen Chemiker<br />
und Radiologen Paul C. Lauterbur und<br />
dem britischen Physiker Sir Peter Mansfield<br />
entwickelt. Sie erhielten dafür 2003<br />
gemeinsam den Nobelpreis für Physiologie<br />
in der <strong>Medizin</strong>.<br />
Inzwischen existieren viele Weiterentwicklungen<br />
der Methode: Die Echtzeit-MRT<br />
erlaubt etwa die filmische Darstellung<br />
bewegter Gelenke und Organe; <strong>mit</strong> der<br />
funktionellen MRT (fMRT) lassen sich<br />
Stoffwechselvorgänge im Gehirn darstellen;<br />
bei der Perfusions-MRT können<br />
Durchblutungsstörungen im Gehirn, etwa<br />
durch Gefäßverschlüsse beim Schlaganfall<br />
verursacht, entdeckt werden.<br />
✓<br />
Wie funktioniert’s?<br />
Ein MRT erzeugt Schnittbilder des Körperinneren.<br />
Scheibe für Scheibe kann der<br />
befundende Arzt daraufhin Form, Lage,<br />
Größe und Beschaffenheit der Organe<br />
untersuchen und eventuell krankhafte<br />
Veränderungen entdecken.<br />
Grundlage dafür ist ein<br />
starkes Magnetfeld im<br />
Inneren des Gerätes,<br />
das etwa 20.000 mal<br />
stärker ist als das<br />
Erdmagnetfeld. Es<br />
ermöglicht, dass die<br />
Atomkerne (meist<br />
die Wasserstoffkerne)<br />
des Körperinneren<br />
sich wie<br />
unzählige kleine<br />
Kompassnadeln um<br />
eine Achse ausrichten.<br />
Indem verschiedene<br />
Magnetfelder zu-<br />
und wieder abgeschaltet<br />
werden, bringt man die<br />
Atomkerne dazu, ihre Ausrichtung<br />
entlang der Achse zu<br />
verändern. Die Energie, die dabei<br />
umgewandelt wird, misst der Tomograph<br />
und zeichnet sie auf. Da jedes Gewebe<br />
unterschiedlich starke Signale aussendet,<br />
können die Kontraste des Körperinneren<br />
voneinander unterschieden werden.<br />
✓<br />
Was erwartet einen<br />
bei der Untersuchung?<br />
Bevor es los geht: Vor dem Test führen<br />
Ärzte ein Aufklärungsgespräch, in dem die<br />
Vor- und Nachteile der Methode, Risiken<br />
und Alternativen besprochen werden. Un<strong>mit</strong>telbar<br />
vor der Untersuchung müssen<br />
Kleider und Taschen abgelegt werden, da<br />
sie Bildstörungen verursachen können.<br />
Auch metallhaltige Gegenstände dürfen<br />
nicht in den MRT-Raum, sie könnten sich<br />
erwärmen oder vom starken Magneten<br />
angezogen werden. Patienten, die etwas<br />
Metallhaltiges im Körper haben (z.B.<br />
Herzschrittmacher, Insulinpumpen, Ge-<br />
fäßstützen, etc.) müssen dies vorher <strong>mit</strong><br />
ihrem Arzt besprechen.<br />
Besserer Kontrast: Manchmal erfordert<br />
die Untersuchung die Gabe eines<br />
Kontrast<strong>mit</strong>tels. Die Flüssigkeit wird<br />
während des Tests über eine hauchfeine<br />
Nadel in eine Vene gespritzt. Sie hilft dabei,<br />
dass sich Gewebestrukturen besser<br />
voneinander unterscheiden lassen. Zudem<br />
kann <strong>mit</strong> Hilfe eines Kontrast<strong>mit</strong>tels die<br />
Durchblutung eines Gewebes untersucht<br />
werden: Strukturen, die stärker durchblutet<br />
sind, sammeln mehr Kontrast<strong>mit</strong>tel.<br />
Mittendrin: Da der Tomograph oft laute<br />
Klopfgeräusche von sich gibt, können sich<br />
Patienten <strong>mit</strong> einem Kopfhörer schützen.<br />
Röntgenassistenten (MTRA) platzieren<br />
den Patienten auf einer Liege, die ins In-<br />
nere der Röhre hineingefahren wird. Derjenige<br />
Körperteil, der untersucht werden<br />
soll, liegt genau in der Mitte der Röhre.<br />
Anschließend werden die Patienten im<br />
Untersuchungsraum alleine gelassen. Per<br />
Videokamera und Mikrophon können<br />
MTRA und Patient <strong>mit</strong>einander kommunizieren.<br />
Wie lange dauert<br />
die Untersuchung?<br />
Je nachdem, welche Organe und Gewebeteile<br />
angesehen werden sollen und je nach<br />
Gerätetyp dauert eine Untersuchung zwischen<br />
20 und 30 Minuten.<br />
Was kostet das alles?<br />
Eine Untersuchung per MRT ist<br />
nicht billig. Eine Kernspin-Aufnahme<br />
kann, abhängig vom Aufwand<br />
der jeweiligen Untersuchung, zwischen<br />
140 und 1200 Euro kosten.<br />
Möglichkeiten<br />
und Grenzen:<br />
Anders als Röntgen-Gerät oder<br />
Computertomographie arbeitet die<br />
Magnetresonanztomographie nicht<br />
<strong>mit</strong> ionisierender Strahlung, sondern<br />
<strong>mit</strong> Radiowellen. Sie gilt deshalb als<br />
risikoarme Untersuchungsmethode. Zudem<br />
ist sie die modernste und genaueste<br />
Bildgebungsmethode – quasi das Luxusteil<br />
im Geräterepertoire radiologischer Fachärzte.<br />
Die MRT liefert Bilder, die viel genauer<br />
sein können als beispielsweise eine<br />
CT- oder Röntgenaufnahme. Mit ihrer<br />
Hilfe können zum Beispiel krankhafte<br />
Veränderungen entdeckt werden, die<br />
andere Methoden womöglich übersehen<br />
hätten. Therapien können deshalb auch<br />
zielgenau festgelegt und eingeleitet werden<br />
– was die Heilungschancen erhöhen kann.<br />
Die Genauigkeit der Methode kann indes<br />
auch <strong>mit</strong> einem gewissen Risiko einher gehen,<br />
das Patienten kennen müssen. Denn<br />
wo viel gesehen wird, kann auch viel gefunden<br />
werden. So kann eine Kernspin-<br />
Aufnahme einen Befund, beispielsweise<br />
einen Tumor, zeigen, der womöglich nie<br />
zu Beschwerden geführt hätte. Die betroffenen<br />
Patienten könnten daraufhin unnötig<br />
behandelt werden – und leiden unter<br />
den <strong>mit</strong> Diagnose und Therapie verbundenen<br />
Ängsten und Schmerzen.<br />
Auf den Spuren Röntgens<br />
Schwelmer Str. 41<br />
42897 Remscheid<br />
Tel. 02191-163384<br />
www.roentgenmuseum.de<br />
in Feldlazarett aus dem <strong>1.</strong> Weltkrieg, ein<br />
Eechter Handdurchleuchtungsautomat,<br />
ein nachgebauter Reihenuntersuchungsbus,<br />
ein „Röntgenflipper“, der spielerisch die<br />
Entstehung von Röntgenstrahlen simuliert:<br />
Das Deutsche Röntgenmuseum ist anders<br />
als klassische museale Huldigungsstätten.<br />
Seit 2002 werden die Ausstellungsräume<br />
in Wilhem Conrad Röntgens Geburtstadt<br />
Lennep Stück für Stück von einem wissenschaftlichen<br />
Spezialmuseum zu einem<br />
lebendigen Themenmuseum für kreatives<br />
Forschen und Entdecken umgestaltet. Das<br />
Besondere: Die Besucher dürfen alles anfassen<br />
und ausprobieren. Dabei geht es in der<br />
Ausstellung nicht nur um die medizinische<br />
Anwendung von Röntgenstrahlen, sondern<br />
auch um ganz moderne physikalische Fragestellungen:<br />
von Genomforschung über<br />
Gesichtsrekonstruktion bis zu Röntgenstrahlung<br />
im All. Vor allem Kinder lernen<br />
durch die Erkundung der 16 Erlebnisräume<br />
vom nachgebauten Nobelpreissaal bis zu<br />
Röntgens Labor spielerisch, wie spannend<br />
Wissenschaft sein kann. Ein besonderes<br />
Highlight: Kindergeburtstag im Museum.<br />
Was sich im verpackten Geburtstagsgeschenk<br />
versteckt, können die Kleinen schon<br />
vor dem Auspacken durch das museumseigene<br />
Röntgengerät entdecken.<br />
Vanessa Plodeck<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Di - Fr 10:00-18:00<br />
Sa, So, Feiertag 11:00-18:00<br />
Mo geschlossen<br />
26 27<br />
✓<br />
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✓<br />
FOTOS: DEUTSCHES RÖNTGEN-MUSEUM, WWW.ISTOCKPHOTO.DE
FOTO: WWW.ISTOCKPHOTO.DE<br />
NACHGEFRAGT<br />
Wie riskant ist RÖNTGEN?<br />
Strahlen können Leben retten. Doch Experten warnen vor unnötigen Check-ups<br />
Rund 140 Millionen Röntgenuntersuchungen<br />
werden jedes Jahr in<br />
Deutschland durchgeführt. Da<strong>mit</strong><br />
belegen die Deutschen im europäischen<br />
Vergleich eine Spitzenposition. „Knapp<br />
die Hälfte unserer Strahlenbelastung<br />
stammt aus Arztpraxen und Kliniken“,<br />
erklärt Radiologe Prof. Reinhard Loose,<br />
stellvertretender Vorsitzender der Strahlenschutzkommision.<br />
Verursacht wird dies<br />
durch Tests per Röntgen, Mammographie<br />
oder Computertomographie (CT). Die andere<br />
Hälfte kommt aus der Natur, etwa<br />
aus der Erde oder aus dem Weltall.<br />
In welcher Dosis sind Röntgenstrahlen<br />
gefährlich?<br />
Genauso gut könnten Sie fragen, wieviele<br />
Zigaretten man rauchen muss, bis es<br />
gefährlich wird. Es gibt keinen Schwellenwert.<br />
Auch eine geringe Dosis kann eine<br />
einzelne Zelle entarten lassen, aus der<br />
schließlich Krebs entsteht.<br />
Nach einer gewissen rauchfreien Zeit kann<br />
sich aber die Lunge wieder erholen …<br />
Aber nur partiell. Und wir wissen nicht,<br />
wie es sich <strong>mit</strong> dem Krebsrisiko verhält.<br />
So ist es auch <strong>mit</strong> Strahlung. Der Körper<br />
kann geschädigte Zellen reparieren. Röntgenstrahlen<br />
sind aber auch in der Lage,<br />
die Erbsubstanz zu verändern, und das<br />
ist vermutlich nicht reparabel.<br />
Dann sollte man eine Röntgenuntersuchung<br />
möglichst vermeiden?<br />
Eine Röntgen-Panik wäre übertrieben.<br />
Besteht ein Krankheitsverdacht, sollte<br />
man natürlich die notwendige Untersuchung<br />
durchführen. Ich rate aber dringend<br />
davon ab, nur aus Vorsorgegründen mal<br />
dies und jenes röntgen zu lassen. Auch unter<br />
Ärzten gibt es schwarze Schafe, die bieten<br />
etwa Manager-Checks <strong>mit</strong> Röntgentests<br />
zur Vorsorge an. Um solche Checks<br />
sollte man einen großen Bogen machen.<br />
Auch beim Zahnarzt wird ständig geröntgt<br />
…<br />
Das stimmt. Aber für die medizinische<br />
Strahlenbelastung spielen sie kaum eine<br />
Rolle, weil nur eine winzige Fläche belichtet<br />
wird. Um den Körperstamm zu<br />
durchstrahlen ist eine viel höhere Strahlendosis<br />
nötig. Sie liegt beim CT 100- bis<br />
500-mal höher als etwa beim konventionellen<br />
Röntgen der Lunge.<br />
Sollte man also aufs CT verzichten?<br />
Auf keinen Fall. Diese Untersuchung<br />
Strahlenbelastung<br />
in Zahlen<br />
Natürliche<br />
Strahlung: 2mSv (Millisievert) pro Jahr<br />
Langstreckenflug<br />
Frankfurt – New York: 0,02-0,05 mSv*<br />
Röntgendiagnostik gesamt: 1,7 mSv<br />
Röntgenaufnahme<br />
der Zähne: unter 0,01 mSv*<br />
Röntgenaufnahme<br />
der Wirbelsäule: 0,1-1 mSv*<br />
Mammographie: 0,2-0,4 mSv*<br />
CT des Brustkorbs: 4-7 mSv*<br />
CT des Bauchraums: 9-16 mSv*<br />
Ab nach Übersee?<br />
Die Strahlenbelastung ist<br />
genauso hoch wie beim<br />
Röntgen des Brustkorbs<br />
kann Leben retten. Sie wird vor allem<br />
bei gravierenden Problemen eingesetzt,<br />
beim Schlaganfall, in der Bauchchirurgie,<br />
Onkologie, bei Unfallopfern <strong>mit</strong> vielen<br />
Verletzungen und beim Verdacht auf<br />
innere Blutungen. Früher musste jedes<br />
Körperteil einzeln untersucht werden,<br />
wertvolle Zeit ging dabei verloren. Heute<br />
schiebt man die Patienten einmal 20<br />
Sekunden durch die Röhre. So können<br />
Ärzte schnell reagieren, die Sterblichkeit<br />
hat sich durch das Verfahren um bis zu<br />
15 Prozent reduziert.<br />
Was kann ich als Patient tun?<br />
Strahlung im Alltag vermeiden. Viele<br />
wissen nicht, dass ein Transatlantikflug etwa<br />
die gleiche Belastung wie die Röntgenaufnahme<br />
des Brustkorbs hat. Grund ist<br />
die kosmische Strahlung, die <strong>mit</strong> der Höhe<br />
zunimmt. Und wer 20 bis 40 Zigaretten<br />
pro Tag raucht, verpasst seinen Bronchien<br />
in einem Jahr das gleiche Krebsrisiko wie<br />
2500 Lungen-Röntgenaufnahmen.<br />
Kann ich meinem Arzt vertrauen, wenn er<br />
eine Röntgenaufnahme verordnet?<br />
Ein Arzt ist verpflichtet, das Risiko der<br />
Strahlenbelastung gegen den Nutzen abzuwägen.<br />
Aber auch als Patient sollte man<br />
kritisch nachfragen und sich nicht sorglos<br />
durchleuchten lassen. Ein Röntgenpass<br />
(über www.bfs.de) verhindert etwa, dass<br />
Röntgenaufnahmen mehrfach angefertigt<br />
werden, nur, weil ein Arzt nichts von den<br />
Aufnahmen des anderen weiß. Patienten<br />
sollten den Pass vor jedem Röntgen vorlegen.<br />
Interview: Aline Götz<br />
*Parlamentsbericht 2010 des Bundesamts für Strahlenschutz<br />
COACHING<br />
KEINE ANGST vor der RÖHRE<br />
Vielen Patienten graut es vor der Untersuchung im MRT. Diese 6 Strategien<br />
helfen Ihnen, gelassen und souverän zu bleiben<br />
Knapp sechs Millionen Deutsche werden<br />
jährlich per MRT (Magnetresonanztomographie)<br />
untersucht. „Das<br />
Verfahren ermöglicht eine exakte Diagnostik,<br />
ist völlig schmerzlos und ohne jedes<br />
Strahlenrisiko,“ erklärt Anton Quinsten,<br />
Leitender medizinisch-technischer Radiologieassistent<br />
(MTRA) vom Universitätsklinikum<br />
Essen. Doch der Ruf von Enge<br />
und Lärm eilt der Untersuchung voraus.<br />
Wie kann man sich als Patient Mut machen,<br />
wenn man in die Röhre muss? „Zunächst<br />
ist es wichtig, nicht von einer ‘Röhre’ zu<br />
sprechen! Der Bergriff klingt beklemmend<br />
und düster,“ so Quinsten, „dabei sind die<br />
Geräte hinten und vorne offen und im Vergleich<br />
zu früher weiter.“ Quinsten bereitet<br />
Patienten auf die Untersuchung vor und<br />
weiß genau, wie man diese entspannt hinter<br />
sich bringt. Seine Tipps:<br />
Nachfragen<br />
„Ausführliche Gespräche<br />
helfen am besten, Ängste zu überwinden,“<br />
weiß Quinsten aus jahrelanger Erfahrung.<br />
Lassen Sie sich vom zuständigen Radio-<br />
logieassistenten genau erklären, wie Ihre<br />
Untersuchung ablaufen wird: Müssen Sie<br />
komplett ins Gerät oder nur teilweise? Wie<br />
lange wird die Untersuchung dauern? Die<br />
Zeitspanne variiert zwischen zehn und vierzig<br />
Minuten. „Vielen Patienten hilft es auch,<br />
wenn sie Probe liegen dürfen,“ so Quinsten,<br />
„häufig sind sie sogar überrascht, wie offen<br />
das Gerät ist.“<br />
Das Gerät steht auf Grund<br />
seines starken Magneten in einem separaten<br />
Untersuchungsraum. Trotzdem ist immer<br />
jemand an Ihrer Seite: Durch eine große<br />
Glasscheibe und zusätzliche Videoüberwachung<br />
haben Arzt und Assistenzpersonal Sie<br />
bestens im Blick. „Während der Untersuchung<br />
können wir dem Patienten über eine<br />
Gegensprechanlage Mut zusprechen,“ so<br />
Quinsten. „Vielen hilft es auch, zwischendurch<br />
Bescheid zu wissen, wie lange die<br />
Untersuchung noch dauert.“ Über einen<br />
Klingelknopf kann man sich jederzeit bemerkbar<br />
machen und – wenn nötig – die<br />
Untersuchung abbrechen.<br />
Im ersten Moment kann es<br />
sich merkwürdig anfühlen, in das Gerät<br />
gefahren zu werden. Versuchen Sie, sich<br />
zu entspannen. Schließen Sie die Augen<br />
und denken Sie an einen schönen Ort oder<br />
Moment. So können Sie leichter still liegen.<br />
Wer keine Lust auf Sinnesreisen hat, kann<br />
auch in Gedanken von 100 an rückwärts<br />
zählen oder ein Lieblingsgedicht aufsagen.<br />
Geräte wie MRT arbeiten<br />
<strong>mit</strong> starken Magnetfeldern.<br />
Diese erzeugen während der einzelnen<br />
Messsequenzen laute Geräusche – das<br />
kann ein leichtes Brummen sein oder<br />
ein starkes Hämmern, ähnlich wie bei<br />
Bauarbeiten. Um diesen Lärm auszublenden,<br />
hat man als Patient die<br />
Wahl zwischen Ohrstöpseln und musikalischer<br />
Begleitung per Kopfhörer.<br />
Tipp vom Experten: „Patienten dürfen<br />
auch gerne ihre Lieblings-Musik <strong>mit</strong>bringen,<br />
dabei entspannt man besonders gut.“<br />
Was tun, wenn das<br />
Herz plötzlich schneller schlägt und Panik<br />
droht? Das beste Gegen<strong>mit</strong>tel ist so banal<br />
wie effektiv: richtige Atmung. Konzentriert<br />
tiefes, langsames Ein- und Ausatmen beruhigt<br />
den Herzschlag wieder. Übung: Stellen<br />
Sie sich beim Einatmen vor, dass Sie Kraft<br />
und Energie aufsaugen und beim Ausatmen<br />
Ängste loswerden.<br />
Oft ängstigt nicht die<br />
Untersuchung, sondern die bevorstehende<br />
Diagnose. Die Sorge vor diesem Wissen<br />
kann Ihnen niemand abnehmen. Doch es<br />
hilft, sich klar zu machen: „Eine konkrete<br />
und frühzeitige Diagnose bietet die beste<br />
Chance, gesund zu werden,“ so Quinsten,<br />
– und befreit von Unsicherheit und gedanklichen<br />
Horrorszenarien. Genaue Kenntnisse<br />
über das Ausmaß einer Krankheit ermöglichen<br />
eine gezielte Therapie und sind grundlegende<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Behandlung. Aline Götz<br />
28 29<br />
Beruhigen<br />
Ablenken<br />
Übertönen<br />
Richtig atmen<br />
Positiv denken<br />
ILLUSTRATION: HUBERT WARTER
PROMI-UMFRAGE<br />
Kernspin: Welche TIPPS haben SIE?<br />
INTERVIEWS: CELIA TREMPER<br />
FOTOS: TERENCE TREMPER<br />
30<br />
Berühmte Menschen sind in allen Lebenslagen cool und souverän?<br />
Wir können Sie beruhigen: Beim Arzt sind wir (fast) alle gleich<br />
„Eva Habermann, Schauspielerin<br />
Bei einem Bandscheibenvorfall 2011 habe ich mich<br />
intensiv <strong>mit</strong> dem Thema auseinander gesetzt. Um<br />
mich abzulenken, las ich kurz zuvor in meinem<br />
Lieblingsbuch. Während der Untersuchung konzentrierte<br />
ich mich auf die letzten Szenen und<br />
versuchte, alles kritisch zu hinterfragen. Ich nahm<br />
mir fest vor, keinesfalls die Augen zu öffnen. Nach<br />
15 Minuten schaffte ich es, in eine Art<br />
„Normalzustand“ zu gelangen. Der<br />
„ Janina<br />
Arzt hatte mir vorher gesagt, die Klopftöne würden<br />
an eine Baustelle erinnern. Ich versuchte, daraus eine<br />
Art Musik herauszufiltern. Klingt ein bisschen merkwürdig,<br />
hat mir aber geholfen! Übrigens: auf dem<br />
„Fragebogen“ stand: Wer zu Panikattacken neige,<br />
könne gegebenenfalls hypnotisiert werden. Das fand<br />
ich klasse. Demnach haben scheinbar mehrere Leute<br />
dieses Problem! Wir Angsthasen befinden uns also<br />
in guter Gesellschaft.<br />
„Michaela May, Schauspielerin Wegen eines Schulterbruchs<br />
vor zehn Jahren musste ich zum ersten Mal in die Radiologie.<br />
Ich wurde sehr gut aufgeklärt: Wie lange es dauern, wie laut<br />
es sein würde. Trotzdem habe ich mich Angst erfüllt in die Röhre<br />
schieben lassen, <strong>mit</strong> der Klingel in der Hand. Es war viel enger<br />
als erwartet. Mein Rat an Ärzte: Menschen, die unter Klaustrophobie<br />
leiden, bitte vorher einmal zur Probe hineinschieben. Dann weiß<br />
man Bescheid, und die Untersuchung ist überhaupt kein Problem mehr.<br />
„Jacques Breuer, Schauspieler Vor vier Jahren hatte<br />
ich einen Meniskus-Riss. Der Arzt konnte auf dem Röntgenbild<br />
nichts sehen. Also weiter zur Radiologie. Ich kam<br />
mir vor wie ein Hahn im Backofen. Und dann die lauten<br />
Knaller! Aber das Erstaunlichste: Als ich wieder heraus<br />
war, hat der Facharzt in Sekundenschnelle die Diagnose<br />
gestellt und mir genau gezeigt, wo der Meniskus gerissen<br />
war. Ich kann von mir behaupten: Ich bin MR-Fan.<br />
Hartwig, Schauspielerin Eigentlich leide ich nicht<br />
unter Platzangst. Aber der Gedanke, in eine enge Röhre geschoben<br />
zu werden und sich nicht regen zu dürfen, hat auch meinen<br />
Puls beschleunigt. Deshalb ist Aufklärung das Wichtigste. Ich habe<br />
bisher nur beste Erfahrungen <strong>mit</strong> Radiologen gemacht. Bei mir war es<br />
die Achillessehne, also dann <strong>mit</strong> den Füßen voraus, den Notknopf in meiner<br />
Hand und rein in die Röhre. Augen zu und durch! Da taten die beruhigenden<br />
Worte des Arztes vorher schon sehr gut.<br />
„John Jürgens, DJ Ich war einmal wegen Schmerzen in der Schulter<br />
in einer radiologischen Praxis. Ich habe versucht, buchstäblich in mich<br />
zu gehen. Natürlich nahm ich mir meine schönsten Soul-Nummern<br />
<strong>mit</strong> aufs Ohr, und plötzlich lag ich gedanklich am Strand und habe<br />
mir die Sonne ins Gesicht brennen lassen. Eine ordentliche Portion<br />
Phantasie ist da schon nötig! Angenehm ist dieses Gerät nicht, aber es<br />
tut Dir ja nichts. Also ganz ruhig, Augen zu, Musik an – und Abflug!<br />
Blicken sie durch?<br />
Blicken sie weiter!<br />
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UND STRAHLENMEDIZINER