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Ausbildung

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Kurs I<br />

Kursunterlagen<br />

Plot - Handlungsexposé - Recherche


Der Autor<br />

Peter Montalin ist Schriftsteller mit Leib und Seele. Seit 2007 hat er zahlreiche Kurzgeschichten<br />

und 7 Romane geschrieben, die im Kameru Verlag Zürich und im GRISCHAverlag Thusis veröffentlicht<br />

werden. Von 2011 - 2012 absolvierte er die Hamburger Akademie, wo er das Fach Belletristik<br />

belegte. Der Autor ist ausserdem Mitglied der Verlagsleitung des GRISCHAverlags. Er lebt<br />

und arbeitet in Fürstenaubruck/GR.<br />

Kursunterlagen: Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Version 1/2013<br />

GRISCHAverlag<br />

Alte Strasse 35<br />

CH-7430 Thusis<br />

©Peter Montalin 2013<br />

Das Kopieren und die Veröffentlichung dieses Manuskripts ist nur mir der Einwilligung des Autors<br />

gestattet.


fettgedruckt<br />

Fenstervermerk<br />

!<br />

Workshop<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Aufbau der Kursunterlagen<br />

In diesem Kurs lernen Sie die Grundlagen des Romanschreibens,<br />

ohne dass wir auf die eigentliche Schreibtechnik<br />

oder den Schreibstil eingehen. Sie lernen, was<br />

ein Plot ist und wie man erfolgreich plottet. Wir gehen<br />

aber auch intensiv auf verschiedene Kreativtechniken<br />

ein, die Ihnen helfen, Ideen zu finden. Dann wenden<br />

wir uns dem Handlungsexposé zu, welches die Grundlage<br />

für einen sauberen, logischen Aufbau bildet und<br />

eine ideale Vorlage für eine exakte Recherche darstellt,<br />

welcher wir uns zum Schluss widmen. Nach diesem<br />

Kurs sind Sie in der Lage, einen Roman sauber aufzubauen<br />

und zu recherchieren.<br />

Die vorliegenden Kursunterlagen beschränken sich<br />

auf das Wesentliche, was im Kurs vermittelt wird und<br />

dienen vor allem zur Repetition des Stoffes.<br />

Wichtige Hinweise<br />

Wichtige Hinweise sind fettgedruckt.<br />

Fenstervermerke<br />

Fenstervermerke sind unbedingt zu beherzigen und<br />

gehören zu den wichtigsten Bestandteilen dieser<br />

Kursunterlagen.<br />

Notizen<br />

Im grau unterlegten Fenster ist Platz für Ihre persönlichen<br />

Notizen. Machen Sie sich während der Dauer<br />

des Kurses laufend Notizen. Stellen Sie Fragen,<br />

wenn etwas unklar ist.<br />

Ausrufezeichen<br />

Ein Ausrufezeichen ist dort gesetzt, wo es sich lohnt<br />

den Stoff weiter zu vertiefen und dazu weitere Informationen<br />

einzuholen.<br />

Weiterbildungshinweise<br />

Wo immer möglich werden Hinweise für weitere Informationen<br />

gesetzt. Diese erscheinen „rot“ in den<br />

Unterlagen.<br />

Notizen<br />

Das muss ich mir<br />

unbedingt merken<br />

©Peter Montalin 2013<br />

3


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen 1. Der Plot<br />

©Peter Montalin 2013<br />

4<br />

Bevor Sie mit dem Romanschreiben beginnen, sollten<br />

Sie wissen worüber Sie schreiben wollen. Ich schlage<br />

Ihnen deshalb vor, mit einem Plot zu beginnen, doch<br />

was ist ein Plot? Das Internet gibt folgendermassen darüber<br />

Auskunft: Ein Plot ist die stichwortartige, chronologische<br />

Aufzählung aller Ereignisse, die Sie für Ihre<br />

Geschichte planen. Doch auch davon gibt es verschiedene<br />

Arten und Plotformen.<br />

Erst einmal den skizzenhaften Plot. Das ist praktisch<br />

die erste Idee, die Sie zu Ihrer Geschichte haben.<br />

J.N. Frey nennt es “die Prämisse”. Es ist quasi die grobe<br />

Zusammenfassung all dessen, was geschehen soll,<br />

in einem Satz oder sehr wenigen Stichpunkten.<br />

Der normale Plot besteht aus einer, um einiges detaillierteren<br />

Übersicht. Bei ihm gibt es für jede wichtige<br />

Handlung einen Punkt. So ergibt sich ein Überblick<br />

über alles, was geschehen soll und wann es geschehen<br />

soll. Es ist praktisch ein roter Faden durch die<br />

ganze Geschichte, an dem Sie sich entlang hangeln<br />

können.<br />

Zuletzt gibt es noch den ausgefeilten Plot. In ihm<br />

finden Sie wirklich alles. Jedes Gespräch ist aufgelistet<br />

und kurz angerissen worum es geht, sogar alle notwendigen<br />

Beschreibungen sind einen Stichpunkt wert.<br />

Plotaufbau<br />

Der Plot beschreibt die Handlung einer Geschichte.<br />

Handlungen gibt es, wie es Geschichten gibt: Krimis,<br />

Abenteuer, Liebesgeschichten – in allen geschieht etwas.<br />

Figuren handeln und treiben damit die Geschichte vorwärts,<br />

weil sie Ziele haben, die sie erreichen möchten.<br />

Machen Sie immer die Figuren zum Hauptthema Ihres<br />

Plots. Das können ganz einfache sein, wie zur Arbeit<br />

gehen oder Essen einkaufen, oder weltbewegende,<br />

wie einen Krieg gewinnen, eine Krankheit bekämpfen<br />

oder einen Mörder zu fangen. Ziele alleine aber erzeugen<br />

keine Spannung. Die entsteht erst durch einen<br />

Konflikt, ein Widerstand, der die Figur behindert, ihr<br />

Ziel zu erreichen. Wenn es Ziele gibt, muss eine Figur<br />

eine Motivation haben, um ihr Ziel erreichen zu wollen.<br />

Eine weitere Zutat zum Plot ist die Änderung. Die<br />

Situation der Figur zu Beginn sollte sich am Ende der<br />

Geschichte geändert haben, denn eine Geschichte lebt<br />

von der Veränderung.<br />

Plot<br />

Skizzenhafter<br />

Plot<br />

Normaler<br />

Plot<br />

!<br />

Ausgefeilter<br />

Plot<br />

!<br />

Plot ist immer<br />

nur Richtlinie


Leitfiguren<br />

Genre<br />

bestimmen<br />

Wesen der<br />

Geschichte<br />

Figuren<br />

Profil<br />

Figuren<br />

Entwicklung<br />

Innerer<br />

Konflikt<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Der Plot fasst also die Aktionen der Leitfiguren zusammen,<br />

die auf ihren Motivationen und Zielen basieren,<br />

von Anfang bis zum Ende.<br />

Wie gesagt, ohne handelnde Figuren keine Geschichte.<br />

Das Minimum ist ein äußeres Ziel einer Leitfigur und<br />

etwas, das diesem Ziel entgegensteht, denn ohne Konflikt<br />

auch keine Story. Eine Geschichte handelt von der<br />

Lösung eines Problems. Dabei kann die Geschichte ein<br />

von außen ausgelöstes Problem behandeln, zum Beispiel<br />

ein Verbrechen oder ein schwerer Sturm, oder einen<br />

inneren, psychischen Konflikt wie die Bewältigung<br />

einer Sucht oder die Verfolgung eines Lebenstraums.<br />

Zumindest die Leitfiguren agieren und reagieren aufgrund<br />

von Ereignissen, die entweder von außen oder<br />

von ihren inneren Bedürfnissen ausgelöst werden. Am<br />

Ende sollte mindestens eine Leitfigur mindestens eins<br />

ihrer Ziele erreicht haben.<br />

Ich empfehle Ihnen folgende Vorgehensweise, um ein<br />

Konzept für einen Roman oder für eine Kurzgeschichte<br />

zu erstellen:<br />

1) Bestimmen Sie das Genre Ihres Romans. Was wollen<br />

Sie eigentlich schreiben? Einen Krimi oder Urban<br />

Fantasy? Es macht keinen Sinn, einen kombinierte Krimi/Liebesroman/Reiseerzählung<br />

schreiben zu wollen,<br />

denn damit können Verleger wenig anfangen. Damit<br />

geht auch die Bestimmung der Kernfrage einher.<br />

2) Bestimmen Sie das Wesen der Geschichte, die Sie<br />

schreiben wollen, und gegebenenfalls, was das Thema<br />

und die Prämisse sein soll. Was wollen Sie zeigen?<br />

Fassen Sie das im Pitch zusammen.<br />

3) Erstellen Sie ein Figurenprofil, indem Sie Eckdaten<br />

wie Aussehen, Alter, Erziehung, wesentliche Charakterzüge,<br />

Ziele und Konflikte der Person aufschreiben. Machen<br />

Sie das für jede tragende Figur, Protagonisten wie<br />

Antagonisten gleichermaßen. Wollen Sie Figurentiefe,<br />

dann fragen Sie: Was erträumt die Figur sich? Was<br />

braucht sie wirklich, um glücklich zu werden? Der Unterschied<br />

zwischen äußerem Ziel (Traum) und der inneren<br />

Notwendigkeit (Braucht) ergibt den sogenannten<br />

inneren Konflikt. Der innere Konflikt birgt die Motivation<br />

für die Figur in einer bestimmten Weise zu handeln.<br />

4) Bestimmen Sie die Entwicklung, die Ihre Figuren<br />

durchlaufen, falls sie sich im Verlauf der Geschichte<br />

verändern sollen. Diese Entwicklung basiert auf dem<br />

inneren Konflikt, den Sie bei Punkt 2 erarbeitet haben.<br />

Am Ende sollte er gelöst sein. Viele Serienhelden, darunter<br />

fallen vor allem Kommissare und Detektive, verändern<br />

sich allerdings kaum.<br />

.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

5


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen 5) Bestimmen Sie den äußeren Konflikt, der zumeist<br />

in Form einer Person auftritt, aber auch z.B.: die Natur<br />

sein kann. Der äußere Konflikt steht immer dem Ziel<br />

der Figur entgegen.<br />

©Peter Montalin 2013<br />

6<br />

6) Skizzieren Sie erst einen Plot. Ein Plot ist immer eine<br />

chronologische Abfolge von Handlungen, die im Kausalzusammenhang<br />

stehen, d.h. eine Handlung bedingt<br />

die nächste.<br />

7) Bestimmen Sie die Perspektive der Geschichte. Im<br />

Normalfall wird die Geschichte aus der Sicht der Person(en)<br />

geschrieben, die am meisten zu verlieren haben.<br />

Gängige Perspektiven sind der Ich- und der Er/Sie<br />

Erzähler. Wollen Sie einen objektiven Erzähler oder einen<br />

subjektiven? Mit der Perspektive einher geht auch<br />

die Erzählform, ob Sie mehr berichtend oder mehr erlebend<br />

schreiben wollen.<br />

8) Bestimmen Sie das Ende. Schreiben Sie immer mit<br />

dem Ende vor Augen.<br />

9) Schreiben Sie Ihre Story und passen Sie gegebenenfalls<br />

Plot an Story und umgekehrt an.<br />

Plotstrukturen<br />

Linear und Nicht-linear<br />

Als linearen Plot bezeichnet man eine überwiegend<br />

chronologische Abfolge von Szenen. Rückblenden und<br />

Zeitverschiebungen können vorkommen, müssen aber<br />

dem Fortschritt der Handlung und der Lösung des Konflikts<br />

dienen.<br />

Nicht-lineare Plots zeichnen sich durch die Unterbrechung<br />

der Chronologie der Sequenzen aus. Als Sortierkriterium<br />

der Reihenfolge von Szenen werden<br />

der Spannungsaufbau oder andere Kriterien benutzt.<br />

Nicht-lineare Plots finden sich vor allem in der experimentellen<br />

Literatur.<br />

„Die Frau des Zeitreisenden“ von Audrey Niffenegger<br />

ist ein Beispiel für einen Nicht-linearen Plot.<br />

Einakter<br />

Die Struktur einer Novelle bietet einen ansteigenden<br />

Spannungsbogen, der zum Ende hin steil abfällt. Es<br />

gibt keine Akte, das Buch spielt in einem Akt sozusagen.<br />

Kurzgeschichten werden ebenfalls linear aufgebaut.<br />

Daneben gibt es noch scheinbar völlig losgelöste Konzepte,<br />

die wie ein Aneinanderreihen von Kurzgeschichten<br />

wirken - aber auch die haben einen roten Faden.<br />

Äusserer<br />

Konflikt<br />

Skizzieren<br />

Perspektive<br />

bestimmen<br />

Ende<br />

bestimmen<br />

Plot<br />

anpassen<br />

Linearer<br />

Plot<br />

Nicht-linearer<br />

Plot<br />

Novelle<br />

Kurzgeschichte


Binnenhandlung<br />

Aussenhandlung<br />

Roman<br />

Anfang<br />

Innerer<br />

Konflikt<br />

Roman<br />

Mitte<br />

Rahmenstruktur<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Die Rahmenstruktur hat mindestens zwei Handlungsstränge,<br />

eine Binnenhandlung und eine Außenhandlung,<br />

wobei die letztere die erstere umfasst.<br />

Dreiakter<br />

Der Dreiakter ist die einfachste Gliederung von Geschichten<br />

und findet in vielen Varianten ihre Anwendung.<br />

Ein Anhaltspunkt für die Länge der Akte ist:<br />

Akt 1 nimmt ungefähr ein Fünftel der Geschichte ein,<br />

während Akt 3 ein Viertel der Gesamtgeschichte ausmacht.<br />

Das Mittelstück ist demnach das längste Teil.<br />

Der Spannungsbogen ist nicht linear sondern vielmehr<br />

wellenförmig.<br />

Akt 1: Der Anfang<br />

Jede Geschichte hat einen Anfang. Aber wie sollte er<br />

am besten aussehen? Der Anfang erfüllt mehrere Zwecke.<br />

Er dient zur Einführung von:<br />

• den Leitfiguren (Protagonisten, Antagonisten)<br />

• die Welt, in der sie leben<br />

• ihre inneren Ziele und Konflikte, als ihre Motiva-<br />

tion<br />

• das äußere Ziel und der äußere Konflikt<br />

• den Stil des Autoren, Erzählweise und die Per-<br />

spektive.<br />

Zumindest die „inneren“ Ziele und Konflikte müssen<br />

vom ersten Wort an vorhanden sein, denn sie bilden<br />

die Motivation für die Aktionen der Figur. Das „äußere“<br />

Ziel der Geschichte kann erst später dazukommen.<br />

Zum Beispiel in einem Krimi, der Kommissar hat seine<br />

inneren Ziele von Anfang an, und der Auftrag, den<br />

Fall zu übernehmen, kann erst beim Übergang zu Akt 2<br />

kommen. Muss nicht so sein, kann so sein.<br />

Egal, ob man einen Prolog wählt oder gleich mit Kapitel 1<br />

anfängt, sollte bis zum Ende des Aktes 1 jede Leitfigur,<br />

vor allem, wenn sie eine eigene Perspektive hat, vorgestellt<br />

sein.<br />

Der Übergang von Akt 1 zu Akt 2 sollte wie ein Durchschreiten<br />

einer Türe gestaltet sein, eine Türe, die nur in<br />

einer Richtung aufgeht, das heißt, hat der Held diese<br />

Türe durchschritten, kann er nicht mehr zurück.<br />

Akt 2: Die Mitte<br />

Sie erzählt von den Versuchen der Leitfiguren, wieder<br />

in die Normalität einzutauchen und ihr äußeres Ziel, gegebenenfalls<br />

auch ihr inneres, zu erreichen. Diese von<br />

Rückschlägen geprägte Phase kann unterschiedlich<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

7


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen lange sein. Das Wichtigste in der Mitte ist es, nicht den<br />

Fokus zu verlieren und den Leser bei der Stange zu<br />

halten. Die Mitte dient vor allem zur Vertiefung der Charaktere<br />

und zur Vorbereitung auf den Akt 3. Wenn die<br />

Leitfigur den letzten Versuch macht, tritt sie in Akt 3 ein.<br />

©Peter Montalin 2013<br />

8<br />

Der Übergang von Akt 1 zu Akt 2 sollte ebenfalls wie<br />

eine Türe sein. Der Held steht vor dem Nichts, er muss<br />

den letzten Schritt tun, sonst kann er sein Ziel nie erreichen.<br />

Akt 3: Das Ende<br />

Das Ende schliesst die Geschichte, entweder zu einem<br />

glücklichen oder unglücklichen Ausgang. Das Ende<br />

sollte schlüssig und folgerichtig sein. Plötzlich auftretende<br />

Charaktereigenschaften oder von außen eingreifende<br />

Personen betrügen den Leser um seine Erfahrung.<br />

Vor allem die von außen eingreifende Person,<br />

deus ex machina genannt, die vor allem nicht in den<br />

durch Kausalzusammenhang geprägten Handlungsablauf<br />

eingebunden ist, kann einen schalen Geschmack<br />

hinterlassen.<br />

Das letzte Kapitel sollte auch einen Zukunftsaspekt<br />

aufweisen, um des Lesers Neugierde, was mit seinen<br />

Charakteren passieren wird, zu befriedigen. Dazu eignet<br />

sich auch der Epilog.<br />

Vierakter<br />

Viele Geschichten, die auf einem charaktergetrieben-<br />

en Plot basieren, sind in vier Akte aufgeteilt. Darunter<br />

fallen Liebesgeschichten genauso wie Spannungsromane.<br />

Oft ist der Dreiakter in Wahrheit ein Vierakter, in<br />

dem Akt 2 und 3 zu einem zusammengefasst werden.<br />

Der Vierakter findet auch im Action/Abenteuer-Bereich<br />

seine Anwendung.<br />

Die Figuren erleben dabei eine Berg- und Talfahrt an<br />

Emotionen, und der sich daraus ergebende Spannungsbogen<br />

lässt sich durch ein W darstellen. Dieses<br />

W muss nicht symmetrisch sein, das heißt, die Viertel<br />

müssen nicht die gleiche Länge und Tiefe haben.<br />

Die Tiefpunkte des W werden Wendepunkte genannt.<br />

Akt 1: Einleitung<br />

Die Helden, Heldinnen und auch der Böse werden vorgestellt,<br />

möglichst in ihrer Normalsituation. Schon jetzt<br />

sollte deutlich werden, wo ihre inneren Konflikte und<br />

Bedürfnisse liegen. Dieser Einleitung kann natürlich<br />

ein Spannungselement vorangestellt sein, zum Beispiel<br />

ein Mord oder eine andere Konfliktsituation, die<br />

zumeist das externe Ziel des Plots verdeutlichen. Auch<br />

!<br />

Roman<br />

Ende<br />

!<br />

W<br />

Vorstellung


Vertiefung<br />

Charaktere<br />

Schwarzer<br />

Moment<br />

Auflösung<br />

!<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

wichtige Nebenfiguren sollten hier schon eingeführt<br />

werden, wenn das möglich ist. Akt 1 endet mit dem äußeren<br />

Konflikt: Der Held/die Heldin nimmt seinen/ihren<br />

Weg auf, ohne einen Grund zu erkennen, warum er von<br />

seinem üblichen Handlungsschema abweichen sollte.<br />

Akt 2: Die Komplikation<br />

Dieser Teil vertieft die Charaktere, indem der Autor den<br />

Figuren allerlei Hindernisse in den Weg legt, die sie<br />

im Rahmen ihrer Motivation zu lösen haben und diese<br />

auch oft in Frage stellt. Das Ende des zweiten Aktes ist<br />

der Mittelpunkt.<br />

Akt 3: Die Katastrophe<br />

Der Mittelpunkt stellt ein kurzer Ruhepunkt dar, bei dem<br />

entweder alles anders ist, als gedacht, oder die Figuren<br />

glauben, an ihren inneren Zielen angekommen zu sein,<br />

aber nach dem sie ihre wahren Bedürfnisse noch nicht<br />

gestillt bzw. ihr Handlungsschema noch nicht verändert<br />

haben, steuern sie auf den ‚Schwarzen Moment‘ zu, in<br />

dem alles verloren scheint. Dieser Tiefpunkt ist Anlass<br />

zum Umdenken.<br />

Akt 4: Die Auflösung<br />

Die Auflösung kann positiv oder negativ sein. Die Figuren<br />

haben in jedem Fall ihre Lebenslehre oder auch die<br />

Moral der Geschichte verinnerlicht.<br />

Fünfakter<br />

Die klassische 5-Akt-Struktur des Dramas ist schon seit<br />

der Antike bekannt und hat seine häufigste Anwendung<br />

im Theater erfahren. In einem Roman müssen die Akte<br />

nicht gleich lang sein. Auch der Fünfakter kann als Dreiakter<br />

dargestellt werden, die Akten 3-4 werden einfach<br />

in einem zusammengefasst. Viele Krimis sind so aufgebaut.<br />

Akt 1: Einleitung<br />

Die handelnden Personen werden eingeführt, der dramatische<br />

Konflikt kündigt sich an.<br />

Akt 2: Komplikation<br />

Steigende Handlung – mit erregendem Moment. Die Situation<br />

verschärft sich.<br />

Akt 3: Peripetie<br />

Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt (Klimax) in der<br />

Krise, die die Schicksalswende bewirkt. Die Figuren<br />

sind am weitesten entfernt vom Erreichen ihrer Ziele.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

9


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen (Siehe auch: Spannungsbogen)<br />

©Peter Montalin 2013<br />

10<br />

Akt 4: Retardation<br />

Fallende Handlung – mit retardierenden (aufschiebenden,<br />

hinhaltenden, verlangsamenden) Momenten. Die<br />

Handlung verlangsamt sich, um in einer Phase der<br />

höchsten Spannung auf die bevorstehende Katastrophe<br />

hinzuarbeiten. Oft werden Scheinlösungen geboten.<br />

Akt 5: Katastrophe und Lösung<br />

Es kommt zur Katastrophe, diese stellt den eigentlichen<br />

dramatischen Höhepunkt dar. Danach werden<br />

alle Konflikte gelöst (Dénouement).<br />

Handlungsgetriebener Plot<br />

Handlungsgetriebene Plots verlangen keine Charakterentwicklung.<br />

Der Held und die Heldin brauchen sich<br />

also nicht zu entwickeln (aber sie können es natürlich).<br />

Der Plot sollte im Vorfeld definiert sein. Der Autor<br />

schreibt eine Zusammenfassung, in der die Handlung<br />

im Vordergrund steht. Abenteuer, Thriller und Kriminalromane<br />

sind typische Vertreter der handlungsgesteuerten<br />

Plots. Der Vorteil ist, dass der Plot sich aus einer<br />

Ereigniskette logisch entwickelt, der Nachteil ist, dass<br />

sich Figuren schablonenhaft darstellen und oftmals die<br />

Motivation der Handlung schwer nachvollziehbar ist.<br />

Im handlungsgetriebenen Plot reagieren die Helden<br />

und die Heldin stets auf Einflüsse von außen. Sie reagieren<br />

mehr als dass sie agieren.<br />

Charaktergetriebener Plot<br />

Der charaktergetriebene Plot oder auch der motivationsgetriebene<br />

Plot entwickelt sich aus der Motivation<br />

und dem Handlungschema der Figur heraus. Oft beginnt<br />

der Autor mit einer vagen Idee und lässt seine<br />

Figuren den Plot selbst bestimmen. Andere Autoren<br />

entwickeln einen Charaktergraphen oder ein Profil,<br />

wonach sich die nächsten Schritte des Charakters in<br />

der Handlung folgerichtig ergeben. Der Vorteil ist, dass<br />

die Figuren leichter lebensnah und facettenreich dargestellt<br />

werden. Der Nachteil ist, dass der Plot auseinander<br />

fallen oder zu langsam werden kann. Wichtig ist,<br />

dass die Motivation, und damit die inneren Ziele und<br />

Konflikte, die Geschichte vorantreiben. Das externe<br />

Ziel des Plots muss dazu im Einklang stehen.<br />

Typische Vertreter der charaktergetriebenen Plots sind<br />

psychologische Novellen und Spannungsromane, aber<br />

!<br />

Motivation


Innere<br />

Entwicklung<br />

!<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

auch viele Liebesgeschichten/Romanzen fallen darunter,<br />

da hier der Hauptaugenmerk die Liebesbeziehung<br />

und die Entwicklung der Charaktere zueinander ist.<br />

Der Leser erwartet im charaktergetriebenen Plot eine<br />

innere Entwicklung der Figur, das heißt, Held und Heldin<br />

haben am Ende etwas gelernt und verhalten sich<br />

in Zukunft anders. Ein geschicktes Gegenübersetzen<br />

von Motivationen und Zielen ermöglichen Konfliktstoff<br />

für die Handlung.<br />

Der Spannungsaufbau folgt oft dem Vierakter. Spätestens<br />

in der Schlussszene sollte der Beweis angetreten<br />

werden, dass sich die Figur tatsächlich innerlich gewandelt<br />

hat.<br />

Externe und innere Ziele dürfen sich ändern, die Motivation<br />

(= inneres Bedürfnis) dagegen solange nicht, bis<br />

die Figur die wahren Zusammenhänge seiner Handlungsweisen<br />

erkennt und sie ändert.<br />

Themen- und Prämissengetriebener Plot<br />

Ein anderer effektiver Weg einen Plot zu gestalten, ist<br />

Plot, Charaktere und Hintergrund simultan zu kreieren,<br />

indem der Autor sich ein Thema und die dazugehörende<br />

Prämisse aussucht.<br />

Dazu beantwortet der Autor folgende Fragen:<br />

Was soll die Geschichte aussagen (Thema)und was<br />

soll der Lernerfolg für die Figur sein (muss nicht positiv<br />

sein)?<br />

Welche Figur kann das am besten ausdrücken, was<br />

sind ihre Motivationen und Ziele?<br />

Wo kann die Aussage am besten dargestellt werden?<br />

Am Ende muss die Prämisse bestätigt werden.<br />

Der Plot in einem Satz<br />

Der ‚Plot in einem Satz‘ folgt der Formel:<br />

Jemand möchte etwas erreichen, weil er etwas braucht,<br />

aber jemand/etwas kommt dazwischen.<br />

Oder Allgemein: Ziel - Motivation - Konflikt.<br />

Der ‚Plot in einem Satz‘ entsteht dann nach der Formel:<br />

______(Figur) möchte _______(Ziel), weil er<br />

_________(Motivation), aber ___________(Konflikt)<br />

kommt dazwischen.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

11


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Stiefkind möchte auf den Ball, um den Prinzen heiraten<br />

(Ziel), weil sie aus ihrem Elend entfliehen will (Motivation),<br />

aber die böse Schwiegermutter sperrt sie ein<br />

(Konflikt).<br />

©Peter Montalin 2013<br />

12<br />

Spätestens dann, wenn man einem Agenten oder auch<br />

nur einem Bekannten seine Geschichte erklären will,<br />

braucht man den Plot in einem Satz oder die Pitch.<br />

Auch komplexe Geschichten können so dargestellt<br />

werden, indem man sich auf die wichtigste Figur fokussiert<br />

oder für jede Figur und deren Handlungsstrang<br />

einen erstellt.<br />

Von hier aus kann man mit der Schneeflocken-Methode<br />

weiterarbeiten.<br />

Im Prinzip ist der Plotsatz mit einer Projektdefinition<br />

vergleichbar. Jeder, der Projektmanagement kennt,<br />

weiß um die Wichtigkeit, ein Projekt genau zu definieren<br />

und es abzugrenzen, damit beim Eisenbahnbau die<br />

Eisenbahnschienen genau an der Brücke ankommen<br />

und nicht daneben.<br />

Der Sonderfall Heldenepos (5-Akt-Struktur)<br />

Viele Heldenepen sind Bestseller und Geschichten, die<br />

uns ein Leben lang begleiten. Nicht nur die klassischen<br />

Heldenepen, sondern auch moderne wie Der Herr der<br />

Ringe von Tolkien, Star Wars und Harry Potter folgen<br />

diesem Schema.<br />

Während in anderen Genres der Held von Anfang an<br />

ein Held sein kann, ist der Held im Heldenepos oft ein<br />

unauffälliger „Underdog“ der Gesellschaft. Ein Waisenjunge,<br />

ein Hobbit oder ein Junge, der in der Wüste<br />

Roboter repariert. Ein normaler Mensch sozusagen,<br />

der aber vom Schicksal prädestiniert ist, der Retter der<br />

Welt zu sein.<br />

Verlust ist ein wichtiger Bestandteil des Heldenepos.<br />

Harry Potter musste Sirius verlieren, dann seinen großen<br />

Mentor Dumbledore, um zum Helden reifen zu<br />

können. Der Hobbit Frodo Beutlin im Herrn der Ringe<br />

denkt, er hätte seinen Mentor Gandalf verloren. Bei<br />

Star Wars erleidet Luke Skywalker den Verlust von<br />

Obi-Wan Kenobi.<br />

Der Aufbau des Heldenepos im Überblick:<br />

1 Die Welt des Helden<br />

2 Der Ruf oder die Störung der Welt des Helden<br />

3 Der Held ignoriert den Ruf<br />

4 Der Held folgt dem Ruf<br />

Pitch<br />

Plotsatz<br />

Helden<br />

Epos


GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

5 Ein Mentor erscheint<br />

6 Verschiedene Begegnungen mit den dunklen Mächten<br />

7 Der Held zweifelt an sich oder spielt mit dem Gedanken,<br />

den dunklen Mächten zu folgen<br />

8 Ein Talisman hilft in seinem Kampf<br />

9 Der letzte Kampf<br />

10 Der Held kehrt zurück<br />

Beispiel: Das Märchen von Hänsel und Gretel der Gebrüder<br />

Grimm<br />

Akt 1<br />

1 Die Welt des Helden: Die Familie ist vom Hungertod<br />

bedroht.<br />

2 Der Ruf oder die Störung der Welt des Helden: Die<br />

Stiefmutter lässt die Kinder im Wald aussetzen.<br />

3 Der Held ignoriert den Ruf: Beim ersten Mal finden<br />

die Kinder mit Hilfe weißer Steine den Weg zurück nach<br />

Hause.<br />

4 Der Held folgt dem Ruf: Beim zweiten Mal streuen sie<br />

Brotkrumen auf den Weg, die von Vögeln aufgepickt<br />

werden. Anstatt zu verzweifeln, machen sie sich auf,<br />

den Weg selber zu finden.<br />

Akt 2<br />

5 Ein Mentor erscheint: Ein Vogel zeigt ihnen den Weg<br />

zum Hexenhaus.<br />

6 Verschiedene Begegnungen mit den dunklen Mächten:<br />

Hänsel wird von der Hexe eingesperrt und gemästet.<br />

7 Der Held zweifelt an sich oder spielt mit dem Gedanken,<br />

den dunklen Mächten zu folgen: Anfangs bekommen<br />

die Kinder viel zu essen und fühlen sich wie im<br />

Himmel.<br />

8 Ein Talisman hilft in seinem Kampf: Hänsel hält der<br />

Hexe statt seines Fingers einen Stock hin.<br />

Akt 3<br />

9 Der letzte Kampf: Gretel überlistet die Hexe und stößt<br />

sie in den Ofen.<br />

10 Der Held kehrt zurück: Die Kinder kommen nach<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

13


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Hause, der Vater ist überglücklich, die böse Stiefmutter<br />

ist inzwischen gestorben.<br />

©Peter Montalin 2013<br />

14<br />

Das Ende<br />

Irgendwann ist auch das schönste Buch zu Ende, irgendwann<br />

setzt der Autor das Wort ‚Ende‘ unter sein<br />

Werk. Doch wann ist es erreicht? Immer dann, wenn<br />

die Hauptziele der Protagonisten erreicht sind. Allerdings<br />

sind auch andere Enden möglich.<br />

Das Happy End<br />

Gerade das Happy End wird durch das Erreichen der<br />

Ziele gekennzeichnet. Der Protagonist erreicht sein äußeres<br />

Ziel und erfüllt seine inneren Bedürfnisse. Dies<br />

zeigt er im Schlusskapitel deutlich.<br />

Das schlechte Ende<br />

Hier erreicht der Protagonist seine Ziele nicht, oder er<br />

erkauft sie sich mit einem schweren Verlust. Zum Beispiel<br />

der Held zieht in die Schlacht, gewinnt sie, doch<br />

seine Frau daheim stirbt.<br />

Das offene Ende<br />

Hier erreicht der Protagonist sein äußeres Ziel, aber<br />

er hat sein inneres noch nicht (oder umgekehrt), und<br />

es bleibt dem Leser überlassen, ob er es noch schafft,<br />

oder nicht.<br />

Spannungsbogen<br />

Das Ziel eines jeden Autors muss es sein, in seinen<br />

Geschichten Spannung zu erzeugen, um den Leser<br />

zu unterhalten. Die Spannung ist in der Geschichte die<br />

stärkste Wirkungsmacht: Von ihr hängt vieles ab.<br />

Wichtig dabei ist, dass die Aktivierung des Spannungsbogens<br />

in einem mittleren Maß erfolgt. Ein zu geringes<br />

Maß langweilt den Leser und es entsteht Monotonie.<br />

Eine zu hohe Aktivierung könnte im Gegenzug den Leser<br />

überfordern. Der Rhythmus des Spannungsbogens<br />

sollte auf Abwechslung beruhen.<br />

Der Spannungsbogen geht unmittelbar mit der Konstruktion<br />

des Plots einher. Er kann linear ansteigend wie<br />

ein Dreieck sein, eine Bogen- oder eine Wellenform<br />

haben. Auch eine Szene sollte einen Spannungsbogen<br />

haben.<br />

Spannungserzeugung<br />

Wie erzeugt man Spannung am besten?<br />

Ziel<br />

Erreichung<br />

Spannung<br />

!


Wende<br />

Punkt<br />

!<br />

Offene<br />

Frage<br />

Stil<br />

Mittel<br />

Peripetie<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Eine Peripetie ist ein Wendepunkt im Handlungsablauf<br />

eines Plots. Am besten ist es, den Rhythmus der<br />

„Kippschwingung“ zu verwenden. Der Leser will durch<br />

unerwartete Wendepunkte (Peripetien) überrascht, sowie<br />

von schnellen und hektischen Passagen in Spannung<br />

versetzt werden. Der Autor muss dabei auf einen<br />

Höhepunkt hinarbeiten, der beim Leser das gewisse<br />

„Wow“-Gefühl auslöst.<br />

Cliffhanger<br />

Cliffhanger werden vor allem am Ende einer Szene<br />

oder eines Kapitels gesetzt. Sie werfen eine unmittelbare<br />

Frage auf, wie es weiter gehen wird und veranlasst<br />

den Leser, weiterlesen zu wollen.<br />

Antizipation<br />

Eine Antizipation ist nichts anderes als eine Vorausahnung.<br />

Es wird als ein stilistisches Mittel auf einem<br />

Spannungshöhepunkt eingesetzt. Ein Beispiel:<br />

Der Auftragskiller steht mit einer gezogenen Waffe vor<br />

seinem Auftragsopfer.<br />

Jetzt antizipiert der Leser, dass der Killer abdrückt und<br />

seinen Auftrag somit erledigt. Wenn der Killer den Mann<br />

tatsächlich umbringt, spricht man bei der Szene von einer<br />

Antizipation.<br />

Peripetie<br />

Eine Peripetie im Spannungsmoment ist genau das<br />

Gegenteil der Antizipation. Nehmen wir das Beispiel<br />

von oben. Der Leser antizipiert die Ausführung des<br />

Mordes ...<br />

Der Killer wartet einen Moment und bricht dann seine<br />

Aktion ab. Er hat Angst.<br />

Sollte solch ein Fall eintreten, spricht man von einer<br />

Peripetie, also von einem unerwarteten Wendepunkt.<br />

Peripetien werden ebenfalls als stilistische Mittel eingesetzt,<br />

um eine Szene noch spannender zu machen.<br />

Bei der Erstellung eines Plots bedienen wir uns idealerweise<br />

der W-Regel. Also<br />

Wer?<br />

Was?<br />

Wann?<br />

Womit?<br />

Wogegen?<br />

Warum?<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

15


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Welche Plotform ist nun die richtige?<br />

©Peter Montalin 2013<br />

16<br />

Das kommt darauf an wieviel Arbeit Sie darauf verwenden<br />

wollen. Es gibt Schriftsteller, die sich durch<br />

einen allzu ausführlichen Plot eingeengt fühlen. Ein<br />

Plot ist immer nur ein Einstieg in eine Geschichte<br />

und Grundlage, diese, wie auch immer weiter zu entwickeln.<br />

Sie werden merken, dass Sie Ihren Plot viele<br />

Male umstossen während des Schreibens, doch er vermittelt<br />

Ihnen einen Anfang, an dem Sie sich festhalten<br />

können, während Sie Ihre Idee umsetzen. Auch für das<br />

nachfolgende Handlungsexposé ist der Plot eine<br />

ideale Voraussetzung. Darum schlage ich vor, lassen<br />

Sie es beim normalen Plot bewenden.<br />

Ein Plot ist immer nur eine Richtlinie. Es ist kein festes,<br />

unumstößliches Hindernis aus Granit. Es ist ein dünner,<br />

seidener Faden, der Sie leitet. Er lebt und atmet<br />

und wächst, wenn man ihn lässt.<br />

Wenn Sie beim Schreiben plötzlich eine vielversprechende<br />

Abzweigung entdecken, dann zögern Sie nicht.<br />

Nehmen Sie ein Blatt Papier und versuchen Sie es erneut<br />

mit einem normalen Plot. Oder ändern Sie Ihren<br />

alten einfach ab, um zu sehen was passiert (behalten<br />

Sie auf jeden Fall eine Sicherheitskopie von Ihrer<br />

ersten Idee, die kann immer wieder nützlich sein).<br />

Wenn der neue Weg besser funktioniert, dann benutzen<br />

Sie ihn. Wenn nicht, dann war es nur ein Plotentwurf,<br />

ein Blatt Papier, dessen Erzeugung nicht viel Zeit<br />

gekostet hat. Im Gegensatz zu hundert Seiten Geschichte,<br />

die Sie sonst hätten schreiben müssen um<br />

herauszufinden, ob der neue Weg irgendwohin führt<br />

oder sich als Sackgasse herausstelltt.<br />

Nicht<br />

einengen<br />

lassen<br />

Nachplotten


GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Übungsfragen<br />

1. Nennen Sie die 3 Formen des Plots.<br />

2. Welche Plotstrukturen kennen Sie?<br />

3. Was verstehen Sie unter Retardation?<br />

4. Nennen Sie die 4 Inhaltspunkte (Plot)<br />

5. Was ist ein Cliffhanger?<br />

6. Was verstehen Sie unter Antizipation?<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

17


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

18


!<br />

Notieren Sie<br />

erst die<br />

wichtigsten<br />

Punkte<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

2. Kreativtechniken<br />

Nun kommt eine weitere Schwierigkeit. Sie haben keine<br />

Idee oder können diese nicht zu Ende spinnen. Jetzt<br />

kommen die Kreativitätstechniken zum Einsatz,<br />

von denen ich Ihnen hier einige vorstellen möchte.<br />

Brainstorming<br />

Das Brainstorming gehört zu den Klassikern unter den<br />

Kreativitätstechniken. Benötigt wird hierfür lediglich<br />

ein Stift und ein Blatt Papier. Nun nimmt man sich die<br />

Hauptfragestellung und schreibt alles auf, was einem<br />

dazu in den Sinn kommt. Je nach Fragestellung<br />

können dies auch Gegenstände, Farben oder ganz<br />

artfremde Begriffe sein, die später dennoch einen Sinn<br />

ergeben. Hat man die Begriffe notiert, kann man sie<br />

zusätzlich ordnen, um eine Struktur erkennbar zu machen.<br />

Das Brainstorming ist in der Regel der erste<br />

Schritt zu einer guten Lösung. Beim Brainstorming<br />

wird nicht gewertet, alles ist erlaubt.<br />

Mind-Map<br />

Die Mind-Map ist dem Brainstorming sehr verwandt.<br />

Sie unterscheidet sich jedoch in einigen Punkten, die<br />

Sie schon zu Beginn effektiver und effizienter machen<br />

können. Bei der Mind-Map steht ein Begriff oder auch<br />

eine Frage im Zentrum. Im Gegensatz zum Brainstorming,<br />

bei dem eine Reihe von unsortierten Begriffen<br />

produziert und anschließend mit der Pinnwandmoderation<br />

sortiert werden, wird bei der Mind-Map von Beginn<br />

an eine vernetzte Struktur erzeugt. Eine Mind-Map<br />

eignet sich auch zur Dokumentation der sortierten<br />

Fassung eines Brainstormings. Mit der metrischen Auswertung<br />

des veranschaulichten Wissens stellt sich eine<br />

Beziehung zur Informetrie her, die Wissensbilanzen erstellt.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

19


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Die 635 Methode<br />

©Peter Montalin 2013<br />

20<br />

Die 635-Methode ist eine beliebte Methode zur Findung<br />

neuer Ideen. Hierfür benötigen sechs Teilnehmer<br />

jeweils ein Blatt Papier. Auf dieses Blatt zeichnet<br />

man nun eine Tabelle mit drei Spalten und sechs Zeilen.<br />

Jeder Teilnehmer hat nun die Aufgabe, drei Ideen in die<br />

erste Zeile der Tabelle zu notieren. Selbstverständlich<br />

sollten sich die Ideen auf eine vorher formulierte Ausgangsfragestellung<br />

beziehen.<br />

Nach fünf Minuten wird das Blatt Papier an den nächsten<br />

Teilnehmer weitergereicht, der die drei Ideen in der<br />

nächsten Zeile erweitern und verbessern soll. Dies<br />

wird so lange gemacht, bis jeder der sechs Teilnehmer<br />

einmal jedes Blatt hatte und alle Tabellenfelder gefüllt<br />

sind. Durch diese Kreativitätstechnik erhält man innerhalb<br />

kürzester Zeit viele interessante Ansätze für Ideen<br />

und Lösungen.<br />

Pinnwandkarten<br />

Diese Kreativitätstechnik eignet sich besonders gut<br />

zur Ideenfindung in der Gruppe. Benötigt werden<br />

hierfür eine große Pinnwand mit kleinen Nadeln und<br />

mehrere Karteikarten.<br />

Die Gruppe beschäftigt sich nun mit einer konkreten<br />

Fragestellung. Jeder Teilnehmer notiert Ideen oder<br />

Vorschläge jeweils auf eine Karteikarte. Dann werden<br />

die Karteikarten an die Pinnwand geheftet und in der<br />

Gruppe diskutiert. Ideen, die keinen Anklang finden,<br />

werden direkt aussortiert, um das Bild schnell zu klären.<br />

Verbleiben eine oder mehrere gute Ideen an der<br />

Pinnwand, so können diese in der Gruppe erweitert<br />

und optimiert werden, bis die beste Lösung gefunden<br />

ist.<br />

Das Problem umkehren<br />

Das Umkehren eines Problems bzw. der daraus re-<br />

Ideal in der<br />

Gruppe<br />

Grund<br />

Gerüst<br />

Ideal in der<br />

Gruppe


Gut geeignet<br />

für eine<br />

Romangrundidee<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

sultierenden Fragestellung erzwingt einen Perspektivenwechsel,<br />

der wiederum hilfreich bei der Lösungsfindung<br />

sein kann. So kann beispielsweise die<br />

Fragestellung lauten: „Wie kann der Absatz in unserem<br />

Unternehmen gesteigert werden?“ Eine Umkehrung<br />

der Problemstellung könnte lauten: „Wie können wir<br />

den Absatz auf ein Minimum senken?“ Die Antworten<br />

auf diese Fragestellung zeigen oft Punkte auf, die zur<br />

Ideenfindung herangezogen werden können. Besonders<br />

in einer Gruppe eignet sich diese Kreativitätstechnik,<br />

um den Druck zu reduzieren.<br />

Die Fragenreihe<br />

Die Fragenreihe ist besonders einfach durchführbar, da<br />

man hierfür keine zusätzlichen Materialien benötigt. Zu<br />

Beginn steht die Fragestellung als Hauptfrage. Aus<br />

dieser Frage werden weitere Fragen gebildet, sodass<br />

eine Kette aus Fragen entsteht, die schließlich eine<br />

gute Lösung bieten kann.<br />

Spekulationen<br />

Die berühmte Frage nach dem „Was wäre, wenn…“<br />

bestimmt diese Kreativitätstechnik. Spekulationen erlauben<br />

ein kreatives Herangehen an eine Problemstellung,<br />

können aber auch als sinnvolle Kreativitätsübung<br />

für zwischendurch angewendet werden. Ein Beispiel:<br />

„Was wäre, wenn es kein Wasser mehr gäbe?“ Die<br />

Folgen, die aus dieser Spekulation auf den Plan treten<br />

würden, lassen sich sehr weit spinnen und erlauben so<br />

eine besonders tiefgreifende kreative Tätigkeit.<br />

Kneten<br />

Auch Kneten, so abstrus es klingt, ist eine Kreativitätstechnik.<br />

Alles, was hierfür benötigt wird, ist ein<br />

Stück Knete. Dieses Stück wird nun geknetet, man<br />

formt Muster, Gebilde und beginnt erneut. Für das Gehirn<br />

ist das Kneten eine tolle Möglichkeit, kreativ zu<br />

sein, ohne hierbei Leistungsdruck zu verspüren. Aus<br />

dieser Situation heraus ergeben sich häufig gute Ideen<br />

und Ansätze.<br />

Bilder in Gedanken<br />

Für diese Kreativitätstechnik zieht man sich an einen<br />

Ort zurück, wo man für eine Weile nicht gestört wird.<br />

Man schließt die Augen und konzentriert sich intensiv<br />

auf die Fragestellung. Dann lässt man in Gedanken<br />

ungezwungen Bilder vor dem inneren Auge entstehen.<br />

Diese Bilder stehen meist in weiterem oder auch engerem<br />

Zusammenhang zur Ursprungsfrage, können allerdings<br />

durchwegs sinnvoll eingesetzt werden.<br />

Diese Technik kann man besonders dann anwenden,<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

21


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen wenn man von etwas ein genaueres Bild haben<br />

möchte, mit Begriffen oder Brainstorming aber nicht<br />

den erwünschten Erfolg hatte.<br />

©Peter Montalin 2013<br />

22<br />

Drauflos zeichnen<br />

Diese Kreativitätstechnik muss nicht unbedingt auf<br />

eine bestimmte Fragestellung angewandt werden, da<br />

sie auch als einfache Übung kreativitätsfördernd ist.<br />

Man benötigt hierfür ein Blatt Papier und einen Stift. Nun<br />

beginnt man einfach aufzuzeichnen, was einem in den<br />

Kopf kommt. Formen, Muster, Gegenstände werden<br />

wild auf das Papier gemalt, ohne dass zwischen ihnen<br />

ein Zusammenhang bestehen muss. Das Zeichnen löst<br />

das Gehirn von festgefahrenen Denkmustern<br />

und erweitert den eigenen Horizont. So kann man diese<br />

Kreativitätstechnik auch anwenden, wenn man sich<br />

auf eine größere Aufgabe vorbereiten möchte.<br />

Farben Assoziationen<br />

Farben sind schon durch ihre Vielfalt äußerst anregend<br />

für die Kreativität. Bei dieser Kreativitätstechnik<br />

macht man sich die vielen Bedeutungen von Farben.<br />

Man beginnt mit einer beliebigen Farbe und notiert alle<br />

Assoziationen, die einem in den Sinn kommen. Als Beispiel:<br />

gelb > Sonne, warm, Neid, Mond etc. Man kann<br />

sich auch mehrere Farben vornehmen und Begriffe finden,<br />

die auf zwei oder drei Farben gleichzeitig zutreffen.<br />

Blick in die Vergangenheit<br />

Bei dieser Kreativitätstechnik stellt man sich die Frage,<br />

wie Menschen in der Vergangenheit dieses Problem<br />

angegangen wären. Auch die Möglichkeiten, die den<br />

Menschen früher zur Verfügung standen, um ähnliche<br />

Probleme zu lösen, können hilfreich bei der Herangehensweise<br />

an ein Problem sein. Sich in andere Zeiten<br />

zu versetzen, in denen vollkommen unterschiedliche<br />

Mittel und Wege bereitstanden, kann für die Kreativität<br />

und damit zur Lösungsfindung äußerst hilfreich sein.<br />

Alphabethische Technik<br />

Man benötigt hierzu einen Stift und ein Blatt Papier, auf<br />

das man die Buchstaben des Alphabets von A bis Z<br />

notiert. Neben jeden Buchstaben notiert man ein Wort,<br />

das mit diesem Buchstaben beginnt. Das Wort sollte<br />

immer im Zusammenhang mit der Fragestellung stehen,<br />

auch wenn das nur im weiteren Sinne der Fall ist.<br />

Dadurch können neue Inputs gewonnen werden.


Clustern ist<br />

ideal für einen<br />

Romanaufbau<br />

!<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Das 6 Hüte System<br />

Ein Problem in seiner Vollständigkeit betrachten zu<br />

können, erlaubt es, dieses anschließend kreativ zu<br />

verändern oder gar zu lösen. Der Grundstock für diese<br />

Kreativitätsübung ist die Vorstellung, es gäbe sechs<br />

Hüte. Die Durchführung dieser Kreativitätstechnik wird<br />

im Kurs erläutert. So erhält man schließlich einen äußerst<br />

komplexen Überblick auf eine Problemstellung.<br />

Das Clustern<br />

Wie bei einer Mind Map nimmt man an, dass kreative<br />

Impulse aus dem Zusammenwirken von bildlichem und<br />

begrifflichem Denken entstehen. Erklärt wird dies aus<br />

der Funktionsweise des Gehirns, wonach die linke Hälfte<br />

für begriffliches, die rechte für bildliches Denken zuständig<br />

ist. Ziel der Methode ist es, beide Hirnhälften<br />

für den Schreibprozess zu nutzen.<br />

Der Cluster beginnt mit dem Cluster-Kern: Ein einzelnes<br />

Wort oder eine Phrase wird in der Mitte eines<br />

Blattes notiert und ein Kreis um diesen Anfang gezogen.<br />

Vom Kern ausgehend werden nun Assoziationen notiert.<br />

Jede Assoziation wird wieder umkreist und mit der<br />

vorangehenden Assoziation durch einen Strich verbunden.<br />

Eine neue Assoziationskette setzt wieder beim Cluster-Kern<br />

an.<br />

Jede Assoziation wird notiert. Eine Zensur findet nicht<br />

statt.<br />

Anders als bei linearen Notizen entstehen nach einer<br />

gewissen Zeit aus den losen Assoziationsketten<br />

Verknüpfungen, erste Ideen für Verbindungen kommen<br />

auf. Dies ist der Übergang zum sogenannten Versuchsnetz<br />

(web of trial). In dieser Phase werden die Assoziationen<br />

in eine bestimmte Richtung weitergelenkt: Es<br />

entsteht so etwas wie ein Text auf Probe. Aus dieser<br />

aufblitzenden Idee entsteht irgendwann ein Schreibimpuls,<br />

den man unmittelbar umsetzt.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

23


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Clustering kann übrigens auch als Ideenfindungstechnik<br />

in einer Gruppe genutzt werden. Ein Kernwort wird<br />

auf einen Flipchart geschrieben, und die einzelnen Teilnehmenden<br />

bilden nun gemeinsam Assoziationsketten,<br />

d.h. sie lassen sich von den Wörtern der anderen anregen.<br />

Eine Person schreibt rasch auf - entsprechend<br />

dem Aufbau eines Clusters - was die Teilnehmenden<br />

rufen. So kommt viel Ideenmaterial zusammen, mit<br />

dem weitergearbeitet werden kann.<br />

©Peter Montalin 2013<br />

24<br />

Beispielplot „Das Monogramm“<br />

Felix kommt als fünftes Kind und erster männlicher<br />

Nachkomme einer armen Appenzeller Heimarbeiterfamile<br />

am 5. Juni 1799, vierzehn Jahre nach der Erfindung<br />

des ersten dampfbetriebenen Webstuhls zur<br />

Welt, einer Welt, die für ihn nichts als Entbehrungen<br />

bereithält. Schon früh kennt er nur ein Ziel, dem Proletariat<br />

zu entfliehen. Dafür lebt er fortan und scheut<br />

nichts, dieses Ziel zu erreichen. Bereits mit sechs Jahren<br />

muss er zu Hause bei der Heimarbeit mithelfen,<br />

damit die Familie überleben kann. Sein Vater, einer der<br />

wichtigsten Wortführer der Appenzeller Heimarbeiter,<br />

der ständig für verbesserte Arbeitsbedingungen und<br />

Bezahlung kämpft, wird, als Felix 13 Jahre alt ist, von<br />

den Schergen der Textilunternehmer brutal zusammengeschlagen,<br />

um ihn zum Schweigen zu bringen.


GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Seine Verletzungen sind so schwer, dass Vater Unternährer<br />

fortan nicht mehr arbeiten kann. Felix ist außer<br />

sich vor Wut und beschließt seinen Vater zu rächen.<br />

Für einen Appenzellerjungen ist Felix mit seinen 1.80<br />

sehr groß und seine Anziehungskraft auf das weibliche<br />

Geschlecht ist nicht zu übersehen. Er kommt mit 14<br />

Jahren nach St.Gallen, um ein Handwerk zu erlernen,<br />

hat aber nicht vergessen, was seinem Vater angetan<br />

wurde. Zum Abschied schenkt ihm seine Schwester<br />

Elsbeth ein Seidentuch mit dem eingestickten Monogramm<br />

seiner Mutter, welches nun eine zentrale Bedeutung<br />

erhält. Mit Hilfe eines alten Professors, der ihm<br />

Unterricht erteilt, gelingt es Felix, sich aus den Fängen<br />

des Proletariats zu befreien. In St. Gallen verliebt er<br />

sich ausgerechnet in Sophia, die Tochter des Tuchhändlers<br />

Gemperle, dem dies gar nicht behagt. Dieser<br />

träumt von einer standesgemäßen Heirat seiner Tochter<br />

und scheuen kein Mittel, diese Liebe zu beenden.<br />

Dank seinem Einfluss gelingt es ihm, Felix zu diffamieren<br />

und ihn mit einem Verbrechen in Zusammenhang<br />

zu bringen. Seine Tochter steckt er kurzerhand in ein<br />

Kloster, als sich diese weigert, einen zwanzig Jahre<br />

älteren Mann zu heiraten, den ihr Vater ausgesucht<br />

hat. Felix entzieht sich der Verhaftung durch Flucht<br />

nach Amerika, wo er Benjamin McFarley kennenlernt<br />

und mit dessen Hilfe er ein Textilunternehmen aufbaut,<br />

auf automatische Webstühle setzt und das große Geld<br />

macht. Aber seine damalige Liebe und auch die Rache<br />

seines Vaters gehen ihm nicht aus dem Kopf und so<br />

verkauft er sein Unternehmen und kehrt 1836 als wohlhabender<br />

Mann in die Schweiz zurück. Sein Äußeres<br />

hat sich mittlerweile derart verändert, dass ihn niemand<br />

wiedererkennt und er beschließt, sich am Vater seiner<br />

großen Liebe, der auch der Drahtzieher des Anschlags<br />

auf seinen Vater ist, zu rächen. Sophia weilt noch immer<br />

im Kloster und bekleidet mittlerweile eine verantwortungsvolle<br />

Position. Eine Krise in der Textilindustrie<br />

kommt Felix zu Hilfe und durch geschickte Schachzüge<br />

erreicht er, dass Gemperle sein Unternehmen verliert,<br />

welches sich Felix nun unter den Nagel reißt. Dabei<br />

übersieht er, dass Blut dicker ist als Wasser und Sophia<br />

mittlerweile Gefallen an ihrem Klosterleben gefunden<br />

hat. Kann Felix seine große Liebe trotzdem noch für<br />

sich gewinnen?<br />

Anhand dieses Beispiels sehen Sie, dass der Plot für<br />

mich eine Art Einstieg in die Geschichte bildet. Der Plot<br />

sollte nicht den Ideenfluss behindern und genügend<br />

Freiräume lassen. Erst im folgenden Handlungsexposé<br />

gehe ich näher auf die Geschichte ein und gebe dieser<br />

eine Struktur. Ob Sie das auch so machen, bleibt Ihnen<br />

überlassen.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

25


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Übungsfragen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

26<br />

1. Nennen Sie 5 Kreativitätstechniken<br />

2. Nennen Sie 2 Kreativitätstechniken für eine Gruppe<br />

3. Welche Kreativitätstechnik ist ideal für die Grundidee?<br />

4. Wie heisst die zentrale Einheit eines Clusters?


GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

27


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen 3. Das Handlungsexposé<br />

©Peter Montalin 2013<br />

28<br />

Das Handlungsexposé ist nicht zu verwechseln mit<br />

dem normalen Exposé, welches an einen Verlag geschickt<br />

wird. Das Handlungsexposé ist ebenfalls nur<br />

stichwortartig aufgebaut und gibt einen Überblick über<br />

die chronologische Abfolge der Ereignisse. Mit Vorteil<br />

gliedern wir das Handlungsexposé in die einzelnen<br />

Kapitel, die anschliessend auch im Roman vorliegen.<br />

Wenn ich vor dem Schreiben eine intensive Recherche<br />

durchführen will, ist ein Handlungsexposé ein absolutes<br />

Muss. Doch auch ein Handlungsexposé basiert auf<br />

einer Grundidee und diese ist eben der Plot, auf dem<br />

wir das Handlungsexposé aufbauen.<br />

Wichtig:<br />

Gliedern Sie das Handlungsexposé in einzelne Kapitel,<br />

damit schaffen Sie auch die Voraussetzung bei der<br />

nachfolgenden Recheche nichts zu vergessen. Nichts,<br />

etwas viel gesagt. Sie werden beim Schreiben immer<br />

wieder auf Stellen stossen, die Sie Nachrecherchieren<br />

müssen. Trotzdem, wenn Sie während des Schreibens<br />

immer wieder in der Recherche versinken hemmt Sie<br />

dies im Schreibfluss und so manch gute Idee bleibt somit<br />

auf der Strecke.<br />

Stil des Handlungsexposées<br />

Beim Handlungsexposé brauchen Sie weder auf<br />

Schreibstil noch auf Wortwahl zu achten. Wichtig<br />

ist hier der Aufbau Ihrer Geschichte sowie die Inhalte,<br />

die Sie zeigen möchten.<br />

Beispiel eines Handlungsexposées<br />

Das nachfolgende Beispiel umfasst nur einen kleinen<br />

Teil des Romans, genügt aber als Beispiel, Ihnen das<br />

Handlungsexposé näherzubringen. Wir werden anhand<br />

dieses Beispiels auch versuchen die Recherche<br />

aufzubauen.<br />

Handlungsexposé „Das Monogramm“<br />

Kopieren und Verbreiten nur mit Einwilligung des Autors<br />

gestattet!<br />

Das Licht der Welt 1799<br />

Das Schreien seiner Frau reißt Vater Unternährer von<br />

seinem Webstuhl weg. Einen Monat zu früh liegt sie in<br />

den Wehen. Um die Hebamme herzuholen ist es zu<br />

spät. Unter großen Schmerzen gebärt sie den kleinen<br />

Felix und nur die zwölfjährige Elsbeth, ihre älteste Toch-<br />

Ein Handlungsexposévereinfacht<br />

die<br />

Kontrolle<br />

des Aufbaus<br />

Gliederung<br />

Stil


GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

ter, steht ihr bei. Wenig später stirbt sie im Wochenbett.<br />

Ein verzweifelter Vater. Elsbeth nimmt sich des kleinen<br />

Felix an. Zur gleichen Zeit sind große politische Umwälzungen<br />

im Gang. Napoléon verändert die damalige<br />

Eidgenossenschaft und der zugewandten Orte. Aus Appenzell<br />

und St. Gallen wird der Kanton Säntis.<br />

Der Ernst des Lebens 1805<br />

Felix ist sechs Jahre alt und muss das erste Mal bei der<br />

Heimarbeit mithelfen, aber eigentlich sollte er zur Schule.<br />

Seine wichtigste Bezugsperson ist seine zwölf Jahre<br />

ältere Schwester, die bereits in jungen Jahren die Mutterrolle<br />

übernommen hat und zusammen mit den Vater<br />

dafür sorgt, dass die Familie zu Leben hat. Seine drei<br />

anderen Schwestern gehen ihm eher auf die Nerven.<br />

Durch seine Streiche bringt Felix die Familie in grosse<br />

Not, doch Schwester Elsbeth rettet die Familie, indem<br />

sie einem Fergger die Ehe verspricht. Vater Unternährer<br />

beginnt sich gegen die Textilhändler und Fergger<br />

aufzulehnen und die Heimarbeiterfamilien zu mobilisieren,<br />

um bessere Bezahlung zu erreichen.<br />

Die Rache der Unternehmer 1812<br />

Felix muss mitansehen, wie sein Vater zusammengeschlagen<br />

und schwer verletzt wird. Die ganze Verantwortung<br />

lastet fortan auf seiner ältesten Schwester, da<br />

der Vater nicht mehr arbeiten kann. Die Familie versinkt<br />

immer mehr in Armut und Hoffnungslosigkeit. Zum ersten<br />

Mal fasst Felix den Entschluss der Armut und Unterdrückung<br />

zu entfliehen.<br />

Den Häschern auf der Spur 1813<br />

Felix versucht herauszufinden, wer hinter dem Anschlag<br />

auf seinen Vater steckt und kommt dabei mit<br />

vierzehn das erste Mal nach St. Gallen. Doch alle haben<br />

Angst etwas zu sagen. Er will eben nach Hause<br />

zurückkehren, als er von einem Unwetter überrascht<br />

wird. Etwas außerhalb der Stadt klopft er an eine Tür<br />

und ein alter Mann, der sich als Professor Bolt vorstellt,<br />

bittet ihn herein. Felix fasst Zutrauen zu Bolt und erzählt<br />

ihm seine Geschichte. Besuche mich bald wieder, vielleicht<br />

kann ich dir helfen waren die Abschiedsworte des<br />

Professors.<br />

Aufbruch/Der Professor 1815<br />

Felix verlässt Trogen und wandert nach St. Gallen,<br />

wo er Arbeit findet. Zum Abschied übergibt ihm seine<br />

Schwester Elsbeth ein seidenes Tuch, welches er fortan<br />

stets bei sich trägt. Er weiß, dass er sehr viel lernen<br />

muss, ist aber wild entschlossen sein Glück zu ma-<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

29


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen chen. Es kommt zur zweiten Begegnung mit Jeremias<br />

Bolt, dem alten Professor, der ihn unter seine Fittiche<br />

nimmt. Jeden Tag von abends um sieben bis Mitternacht<br />

wird gelernt. Vor allem in Sprache, Mathematik<br />

und Zeichnen wird er ausgebildet und er beginnt erste<br />

Verbesserungen an den damaligen Maschinen vorzunehmen.<br />

Erstmals wird der Textilhändler Gemperle auf<br />

ihn aufmerksam, der ihn aber auszunutzen versucht.<br />

©Peter Montalin 2013<br />

30<br />

Erfolg und Misserfolg 1818<br />

Felix lernt schnell und ist außerordentlich begabt. Bereits<br />

mit neunzehn Jahren erfindet er eine neue Spinnmaschine,<br />

mit der die Arbeit doppelt so schnell geht.<br />

Doch die Aufzeichnungen werden ihm gestohlen. Kurze<br />

Zeit danach muss er feststellen, dass seine Erfindung<br />

in einer St. Galler Spinnerei steht. Er ist außer sich vor<br />

Wut, kann aber vorerst nichts dagegen unternehmen.<br />

Sophia 1818<br />

Felix lernt die sechzehnjährige Sophia Gemperle kennen<br />

und lieben. Sophias Eltern sind gegen die Verbindung<br />

und ergreifen Massnahmen gegen Felix. Felix findet<br />

heraus, dass der Betrieb, wo seine Erfindung steht,<br />

dem alten Gemperle gehört. Er beschließt Gemperle<br />

zur Rede zu stellen, doch der will nichts davon wissen<br />

und wirft Felix hinaus. Felix klärt Sophia über die Machenschaften<br />

ihres Vaters auf, doch diese glaubt ihm<br />

vorerst nicht. Felix schenkt Sophia das seidene Tuch.<br />

der alte Professor stirbt und hinterlässt Felix ein kleines<br />

Vermögen. Felix macht sich selbstständig.<br />

Der Verrat 1818<br />

In St.Gallen geschieht ein Mord. Dem alten Gemperle<br />

gelingt es, Felix den Behörden als Verdächtigen zu<br />

präsentieren, um ihn endgültig loszuwerden. Am Tatort<br />

wird angeblich ein seidenes Tuch gefunden und Gemperle<br />

erzählt den Behörden, dass dieses Felix gehört.<br />

Er weiß nicht, dass besagtes Tuch bereits im Besitz<br />

seiner Tochter ist.<br />

Die Flucht 1818<br />

Im allerletzten Moment wird Felix den ungeheuerlichen<br />

Verrat inne und es gelingt ihm die Flucht, die ihn unter<br />

entsetzlichen Strapazen immer weiter von St. Gallen<br />

wegführt. In der Nähe von Zürich lernt er einen Mann<br />

kennen, der ihm von Amerika erzählt und Felix ist wild<br />

entschlossen, dort sein Glück zu versuchen. Bis Basel<br />

geht er zu Fuss und kann bisweilen auf einem Fuhrwerk<br />

mitfahren, dann geht’s mit einem Kahn rheinabwärts.<br />

Nach dreißig Tagen trifft er in Rotterdamm ein.


Übungsfragen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

1. Was ist der Unterschied Exposé/Handlungsexposé?<br />

2. Welchem Schreibstil folgt das Handlungsexposé?<br />

3. Wann beginnen Sie mit dem Handlungsexposé?<br />

4. Wie teilen Sie Ihr Handlungsexposé ein?<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

31


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

32


Mangelnde<br />

Recherche wird<br />

immer bestraft<br />

Nicht an<br />

Tatsachen<br />

vorbeischreiben<br />

Gute Vorbereitung<br />

ist die<br />

halbe Miete<br />

Recherche<br />

Gebiete<br />

Notieren Sie<br />

erst die<br />

wichtigsten<br />

Punkte<br />

4. Recherche<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Das Handlungsexposé bietet eine gute Grundlage für<br />

die Vorbereitung einer Recherche. Am Schwierigsten<br />

zu recherchieren ist sicher der historische Roman und<br />

den wollen wir auch gleich als Beispiel heranziehen. Es<br />

gibt nichts Schlimmeres als an historischen Tatsachen<br />

vorbeizuschreiben, denn irgendjemand kommt uns garantiert<br />

auf die Schliche. Ich habe neulich einen Roamn<br />

gelesen, wo 1791 eine Stadt in Australien beschrieben<br />

wurde, und dies obwohl erst 1788 die ersten Einwanderer<br />

und Sträflinge nach Australien kamen und dort unter<br />

extremsten Bedingungen ihr Dasein fristeten. Solche<br />

Fehler dürfen wir uns als Romanschreiber nicht erlauben.<br />

Aber nicht nur beim historischen Roman gilt es exakt<br />

zu recherchieren. Wenn wir zum Beispiel bei einem<br />

aktuellen Krimi eine Waffe einsetzen und diese sogar<br />

noch als gebräuchlich bezeichnen, die Waffe aber seit<br />

70 Jahren aus dem Verkehr ist, machen wir uns mehr<br />

als lächerlich. Auch die Polizeiarbeit will genau recherchiert<br />

sein, damit sie autentisch rüberkommt.<br />

Bleiben wir bei unserem Beispiel des historischen Romans.<br />

Wie wir anhand des Handlungsexposées unschwer<br />

feststellen müssen wir hier einiges recherchieren. Das<br />

Handlungsexposé bietet uns eine Grundlage dafür.<br />

Grundsatzfragen:<br />

• Gegenstände der entsprechenden Zeit<br />

• Verhaltensweisen der entsprechenden Zeit<br />

• Namen der entsprechenden Zeit<br />

• Sprache/Ausdrücke der entsprechenden Zeit<br />

• Bildung<br />

• Örtliche Begebenheiten<br />

• Bauten<br />

• Klima<br />

• Technischer Fortschritt<br />

• Standesunterschiede<br />

• Politik<br />

• Nahrung<br />

• Nahrungsgewinnung<br />

• sexuelle Gewohnheiten<br />

• Medizin<br />

• Freizeitverhalten<br />

• Religion<br />

• Gesetze<br />

• Zahlungsmittel<br />

• Fortbewegungsmittel<br />

• Bildungsstände<br />

• Lebenserwartung<br />

• Hygienische Verhältnisse usw.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

33


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Ich hätte keine Mühe diese Liste noch über zwei Seiten<br />

weiterzuführen und ins Deitail zu gehen. Was Sie hier<br />

sehen ist ein grober Raster, damit Sie den Überblick<br />

nicht verlieren. Sie sehen an diesem Beispiel, dass es<br />

einiges zu entdecken gilt. Ich habe Ihnen eine kleine<br />

Liste vorbreitet, die Ihnen die Recherchearbeit erleichtern<br />

soll. Erstellen Sie möglichst für jedes Thema eine<br />

solche Liste, sie wird Ihnen helfen, nichts zu vergessen<br />

und erleichtert Ihnen das Vorwärtsschreiben, ohne immer<br />

wieder durch Recherchen aufgehalten zu werden.<br />

©Peter Montalin 2013<br />

34<br />

Vorgehen<br />

Das Handlungsexposé bietet uns gleich mehrere Vorteile.<br />

Zum einen sehen wir klare Inhalte, zum anderen<br />

einen chronologischen Ablauf der Geschichte<br />

und somit auch die Vorgabe, was zuerst zu Recherchieren<br />

ist.<br />

Als Beispiel wenden wir uns dem ersten Kapitel zu, mit<br />

der Frage: Was müssen wir wissen? Rufe wir uns das<br />

erste Kapitel nochmal in Erinnerung.<br />

Das Licht der Welt 1799<br />

Das Schreien seiner Frau reißt Vater Unternährer von<br />

seinem Webstuhl weg. Einen Monat zu früh liegt sie in<br />

den Wehen. Um die Hebamme herzuholen ist es zu<br />

spät. Unter großen Schmerzen gebärt sie den kleinen<br />

Felix und nur die zwölfjährige Elsbeth, ihre älteste Tochter,<br />

steht ihr bei. Wenig später stirbt sie im Wochenbett.<br />

Ein verzweifelter Vater. Elsbeth nimmt sich des kleinen<br />

Felix an. Zur gleichen Zeit sind große politische Umwälzungen<br />

im Gang. Napoléon verändert die damalige<br />

Eidgenossenschaft und der zugewandten Orte. Aus<br />

Appenzell und St. Gallen wird der Kanton Säntis.<br />

1. Namen<br />

Welche Namen waren an diesem Ort zu dieser Zeit gebräuchlich?<br />

2. Beteiligte Menschen<br />

Wie sahen diese aus? Wie sprachen sie? Verhalten?<br />

3. Der Webstuhl<br />

Wie sahen diese damals aus? Wie wurden sie bedient?<br />

4. Das Ganze findet in einem Haus statt<br />

Bauten zur damaligen Zeit. Wie sahen diese aus?<br />

Erstellen Sie<br />

zu jedem<br />

Thema<br />

eine Liste


Achten Sie<br />

immer auf die<br />

Entwicklung der<br />

Gegebenheiten<br />

in Ihrem<br />

Roman<br />

Fachleute<br />

hinzuziehen<br />

Besuchen Sie<br />

Örtlichkeiten<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

5. Hier geht es ganz offensichtlich um eine Geburt<br />

Wie ging so etwas damals vonstatten. Medizinische<br />

Möglichkeiten, Geburtshilfe etc.<br />

6. Sie stirbt<br />

Was geschah mit der Leiche? Religiöse Begebenheiten?<br />

7. Sie nimmt sich des Säuglings an<br />

Welche Möglichkeiten gab es damals zu Versorgung<br />

eines Säuglings?<br />

8. Napoleon verändert<br />

Wir recherchieren die exakte Geschichte der damaligen<br />

Zeit inkl. der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse.<br />

Nun besitzen wir das Grundgerüst für das erste Kapitel<br />

und wenden uns den verbleibenden Fragen zu<br />

und lösen die noch verbleibenden Punkte aus unseren<br />

Grundsatzfragen.<br />

Es hat sich als hilfreich erwiesen eine Liste mit den zu<br />

beantwortenden Frage zu erstellen und diese für jedes<br />

Kapitel anzufertigen. Nehmen Sie bitte die Recherche<br />

sehr ernst und gehen Sie sehr detailliert vor. Wie detailliert<br />

sehen Sie vielleicht an folgendem Beispiel:<br />

Es gab im Mittelalter eine Zeitspanne, wo Bärte bei<br />

Priestern verpönt waren. Wenn Sie nun in genau dieser<br />

Epoche einen Priester mit 50 Zentimeter langem Bart<br />

beschreiben, wird dies zwar nur ein Bruchteil Ihrer Leser<br />

bemerken, ein Historiker dagegen schon. Womit wir<br />

beim nächsten Punkt wären.<br />

Wenn Sie einen historischen Roman schreiben, ziehen<br />

Sie nach Möglichkeit einen Historiker hinzu. Grundsätzlich<br />

gilt: Was Sie auch immer schreiben, ziehen Sie<br />

Fachleute zu Rate, die Ihnen Auskunft geben, wie etwas<br />

tatsächlich aussieht und funktioniert. Sei dies bei<br />

der Polizei, einer Bank, bei der Kirche oder sonst wo.<br />

Gehen Sie in Medias Res. Es ist auch immer gut, wenn<br />

der Autor etwas, das er beschreibt oder zeigt auch<br />

selbst gesehen hat. Greifen Sie zum telefon und rufen<br />

Sie die entsprechenden Institutionen an und vereinbaren<br />

Sie einen Termin zu einem persönlichen Gespräch.<br />

Besuchen Sie nach Möglichkeit auch die Örtlichkeiten,<br />

die Sie beschreiben. Und noch ein Tipp zum Schluss.<br />

Neuerdings gibt es Google Maps. Dort können Sie die<br />

Örtlichkeiten ansehen, ohne hinreisen zu müssen.<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

35


Merke/Notizen<br />

GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé - Recherche<br />

Notizen Übungsfragen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

36<br />

1. Nennen Sie 10 Grundsatzfragen für die Recherche<br />

2. Warum ist eine Recherche wichtig?<br />

3. Nach welcher Regel bauen Sie die Recherche auf?<br />

4. Wann beginnen Sie mit der Recherche?<br />

5 Was ist bei der Internetrecherche zu beachten?


GRISCHAverlag — Kurs Plot - Handlungsexposé Merke/Notizen<br />

- Recherche<br />

Notizen<br />

©Peter Montalin 2013<br />

37

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