Magazin052013
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Foto: dpa<br />
Dass die Soldaten in Deutschland ein<br />
höheres Ansehen genießen, als manche<br />
von ihnen vielleicht glauben, mag<br />
ja sein. Leider hat sich der gute Ruf der Truppe<br />
aber noch nicht bis an die Berliner Humboldt-Universität<br />
herumgesprochen. So ist<br />
wohl zu erklären, was Thomas de Maizière<br />
dort erleben musste: Der Verteidigungsminister<br />
wollte im Audimax der Hochschule vor<br />
300 Zuhörern einen Vortrag mit dem Thema<br />
„Armee der Einheit – Der Beitrag der Bundeswehr<br />
zum gesellschaftlichen Zusammenhalt“<br />
halten.<br />
Dass diverse Gruppen schon im Vorfeld zu<br />
Protesten aufgerufen hatten, hat entweder niemand<br />
gemerkt oder keiner ernst genommen. So<br />
gelang es mehreren Dutzend Studenten, so<br />
berichtet die Nachrichtenagentur dpa, so viel<br />
Lärm zu machen, dass de Maizière nicht zu<br />
Wort kam. Eine halbe Stunde lang brüllten ihn<br />
die Protestierer mit Parolen wie „Nie wieder<br />
Nach einer halben Stunde gab der Minister<br />
entnervt auf: An der Berliner Humboldt-Universität<br />
machten die Störaktionen<br />
von Studenten jede Form der Diskussion<br />
unmöglich.<br />
Deutschland“, „Deutschland ist Scheiße“ und<br />
„Nie wieder Krieg“ nieder, dann gab der Minister<br />
entnervt auf und ging. Der Präsident der<br />
Hochschule bedauerte die Störaktion, erklärte<br />
aber gegenüber der Agentur AFP, dass er die<br />
„Ängste der Studenten“ verstehe und ihre<br />
„dezidiert antimilitaristische Haltung“<br />
begrüße. Na dann. Schade jedenfalls um die<br />
vertane Möglichkeit zu einer interessanten Diskussion.<br />
Es hätte sicher ein paar Themen gegeben,<br />
über die sich eine Debatte gelohnt hätte.<br />
Mali? Kampfdrohnen? Neuausrichtung?<br />
Und auch diese Fragen bleiben: Was sind<br />
das eigentlich für Leute, die sich an einer deutschen<br />
Hochschule einschreiben, dort Veranstaltungen<br />
besuchen – um dann „Deutschland ist<br />
Scheiße“ zu brüllen? Was sind das für Studenten,<br />
die hilflos zuschauen, wie eine Handvoll<br />
Diskussion gekillt,<br />
Chance vertan<br />
Chaoten ihre Diskussion killt? Welche Werte vermittelt<br />
eine Uni, wenn Toleranz und Courage<br />
offensichtlich nicht darunter sind? Und schließlich:<br />
Was ist eigentlich von einem Uni-Präsidenten<br />
zu halten, der die Randalierer nicht rauswerfen<br />
lässt, sondern ihre vermeintliche Motivation lobt?<br />
So richtig zuversichtlich kann einen das alles<br />
nicht stimmen.<br />
✶✶✶<br />
Ein knappes Jahr, nachdem das Verteidigungsministerium<br />
und das Soldatenhilfswerk den Stiftungsvertrag<br />
für die so genannte „Härtefall-<br />
Stiftung“ geschlossen haben, ist mit dem Beirat<br />
jetzt auch das dritte Organ dieser so wichtigen<br />
und vom Deutschen BundeswehrVerband lange<br />
geforderten Einrichtung vollständig. Die Mitglieder<br />
des Beirats wählten in ihrer konstituierenden<br />
Sitzung in der Berliner Julius-Leber-<br />
Kaserne den Bundestagsabgeordneten Jürgen<br />
Koppelin zu ihrem Vorsitzenden. Stellvertreter<br />
des FDP-Haushalts- und Verteidigungsexperten<br />
Die Bundeswehr Mai 2013<br />
Notizen aus der Hauptstadt<br />
Jan Meyer,<br />
Herausgeber<br />
5<br />
wurde der vormalige Leiter des Bundespräsidialamtes,<br />
Staatssekretär a.D. Michael Jansen.<br />
Der Beirat wird künftig die beiden anderen<br />
Organe der „Treuhänderischen Stiftung zur<br />
Unterstützung besonderer Härtefälle in der Bundeswehr<br />
und der Nationalen Volksarmee“, den<br />
Stiftungsrat und den Vergabeausschuss, unterstützen.<br />
Neben Koppelin und Jansen gehören<br />
ihm weitere Abgeordnete der im Bundestag vertretenen<br />
Parteien an sowie Vertreter der Kirchen<br />
und des Reservistenverbandes an. Hauptmann<br />
a.D. Rolf Meyer, Mitglied im Bundesvorstand<br />
Die Gremien der so genannten Härtefallstiftung sind jetzt vollständig. Neben dem Stiftungsrat<br />
und dem Vergabeausschuss hat sich nun der Beirat konstituiert.<br />
des DBwV und Vertreter des Verbandes im Stiftungsrat:<br />
„Ich freue mich, dass im Beirat nun<br />
auch die politischen Parteien und die Kirchen<br />
eine Möglichkeit zur Mitwirkung haben. Jetzt ist<br />
die Härtefallstiftung perfekt aufgestellt und kann<br />
sich mit ganzer Kraft ihren anspruchsvollen Aufgaben<br />
widmen.“<br />
✶✶✶<br />
Schade, dass im Zeitalter der Email die guten,<br />
alten Briefmarken immer seltener werden – demnächst<br />
erscheint eine Sondermarke, die gar nicht<br />
oft genug verschickt werden kann: Die 58 Cent-<br />
Marke „Bundeswehr – Im Einsatz für<br />
Deutschland“ ist ein kleines Kunstwerk. Auf<br />
den ersten Blick erkennt man nur Flecktarn, bei<br />
näherem Hinsehen sind Menschen zu sehen.<br />
Männer, Frauen und Kinder. Das Finanzministerium,<br />
Herausgeber der Marke, will damit für die<br />
gesellschaftliche Anerkennung der Leistungen<br />
der Bundeswehr werben. Damit sind ausdrücklich<br />
auch die Angehörigen gemeint, auch sie sind<br />
„Im Einsatz für Deutschland“. Wie wahr!