1.1.1 Blattaufteilung für A4-Formate in Hochlage Beispiel für ...
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Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
<strong>1.1.1</strong> <strong>Blattaufteilung</strong> <strong>für</strong> <strong>A4</strong>-<strong>Formate</strong> <strong>in</strong> <strong>Hochlage</strong><br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
<strong>Beispiel</strong> <strong>für</strong> Rechtecksäule<br />
55 x 40 x 90<br />
Höhenaufteilung<br />
Vorderansicht (Höhe) 90<br />
Draufsicht (Dicke) 40<br />
Zwischenabstand 30<br />
Schriftfeldhöhe 55<br />
2 x Blattrand = 2 x 5 = 10<br />
225<br />
es verbleiben <strong>für</strong> Randabstand oben und unten je<br />
297 − 225<br />
=<br />
2<br />
Breitenaufteilung<br />
Heftrand 20<br />
Vorderansicht (Breite) 55<br />
Seitenansicht (Dicke) 40<br />
Zwischenabstand 30<br />
Blattrand ....5<br />
150<br />
es verbleiben <strong>für</strong> 2 x Abstand<br />
210 − 150<br />
=<br />
2<br />
27<br />
72<br />
2<br />
60<br />
2<br />
= 36 mm<br />
= 30 mm
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Zeichenschritte zum Erzeugen der Ansichten<br />
1. Festlegen der zu<br />
zeichnenden Ansichten und<br />
des Maßstabes<br />
2. Zeichenblatt mit den Maßen<br />
von der Abbildung der ersten<br />
Zeile <strong>für</strong> die Breite und Höhe<br />
entsprechend dem <strong>Beispiel</strong> auf<br />
Seite 27 auf-teilen, wobei die<br />
Maße<strong>in</strong>tragung zu berücksichtigen<br />
ist.<br />
Darstellung entspricht <strong>Blattaufteilung</strong><br />
<strong>für</strong> Hochformat-<strong>A4</strong><br />
3. Zeichnen der<br />
Symmetriel<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> der V<br />
sowie der Umrisse des<br />
Werkstückes (Hüllform)<br />
durch schmale L<strong>in</strong>ien mit<br />
Geodreieck zugleich <strong>in</strong> der<br />
V, D u. S<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
4. Festlegen der Werkstückform,<br />
d. h. die Lage und<br />
Länge jeder Kante bestimmen,<br />
zugleich aus der<br />
V <strong>in</strong> die D und S durch<br />
Projizieren (Loten) mit<br />
Geodreieck oder Zirkel<br />
5. Abradieren aller Hilfsl<strong>in</strong>ien,<br />
Prüfen des Entwurfs,<br />
Ausziehen des<br />
Entwurfs unter E<strong>in</strong>haltung<br />
der L<strong>in</strong>ienbreiten,<br />
z. B. L<strong>in</strong>iengruppe 0,5.<br />
6. E<strong>in</strong>tragen der Maßl<strong>in</strong>ien, -<br />
pfeile, -zahlen,<br />
Oberflächenangaben<br />
7. Schriftfeld ausfüllen,<br />
Endkontrolle
Quader <strong>in</strong> Raumecke<br />
Jeweils 2 Flächen des<br />
Quaders liegen parallel<br />
zu e<strong>in</strong>er Projektionsebene<br />
Anhand e<strong>in</strong>er Körperkante,<br />
e<strong>in</strong>er Flächenund<br />
e<strong>in</strong>er Raumdiagonale<br />
s<strong>in</strong>d die daraus<br />
resultierenden Projektionsl<strong>in</strong>ien<br />
<strong>in</strong> den 3<br />
Projektionsebenen<br />
dargestellt<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Die Flächendiagonale<br />
liegt zu e<strong>in</strong>er<br />
Projektionsfläche (SL)<br />
parallel und zu den<br />
beiden anderen schräg.<br />
In diesen beiden Ebenen (V, D) ersche<strong>in</strong>t<br />
die Flächendiagonale als Gerade mit<br />
verkürzter Länge.<br />
In der parallelen Projektionsfläche ist die<br />
Projektion schräg und <strong>in</strong> wahrer Länge.<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Die Körperkante<br />
liegt parallel zu<br />
zwei Projektionsebenen<br />
(V, D)<br />
In diesen beiden<br />
Ebenen (V, D)<br />
liegt die Projek-<br />
tion parallel zur<br />
geme<strong>in</strong>samen<br />
Kante und hat die<br />
wahre Länge.<br />
In der dritten Ebene<br />
(SL) ersche<strong>in</strong>t<br />
sie als Punkt.<br />
Die Raumdiagonale<br />
liegt zu allen<br />
Projektionsebenen<br />
schräg.<br />
In allen Projektionsebenen<br />
s<strong>in</strong>d<br />
die Projektionen<br />
ebenfalls schräg<br />
und <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er<br />
Ebene ist die<br />
wahre Länge der<br />
Raumdiagonalen<br />
ersichtlich.
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Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
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Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Bestimmen<br />
der wahren<br />
Gestalt e<strong>in</strong>er<br />
ebenen Figur<br />
durch doppelten<br />
Zirkelschlag
M C´´<br />
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h<br />
h ist Punkt <strong>in</strong><br />
C´<br />
M C´<br />
r C´´<br />
r C´<br />
C´´<br />
r C<br />
r C<br />
C´´´<br />
h<br />
C´<br />
h<br />
r C´´´<br />
M C´´´<br />
Erläuterung und Beweis zur<br />
Bestimmung der wahren Größe<br />
mit dem doppelten Zirkelschlag<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
Zwei sich schneidende Dreiecke im Raum<br />
Räumliche<br />
Darstellung<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
Zwei sich schneidende Dreiecke im Raum<br />
Darstellung:<br />
Vorderansicht<br />
Draufsicht<br />
Seitenansicht von l<strong>in</strong>ks<br />
Aufgabe:<br />
Zeichnerische<br />
Bestimmung der<br />
Schnittl<strong>in</strong>ie<br />
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Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Ke<strong>in</strong>e Lösung<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Lösung<br />
Dreieck XYZ Schnittpunkte mit ABC:<br />
Vorderansicht XZ-AB Draufsicht X´Z´<br />
Vorderansicht XY-AB Draufsicht X´Y´<br />
Vorderansicht XZ-AC Draufsicht X´Z´<br />
Vorderansicht XY-AC Draufsicht X´Y´<br />
Dreieck ABC Schnittpunkte mit XYZ:<br />
Vorderansicht AB-XZ Draufsicht A´B´<br />
Vorderansicht AC-XZ Draufsicht A´C´<br />
Vorderansicht AB-XY Draufsicht A´B´<br />
Vorderansicht AC-XZ Draufsicht A´C´
40<br />
30<br />
30<br />
15<br />
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P1<br />
P7<br />
15<br />
P2<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Körper mit schrägen sich schneidenden Flächen, die<br />
jeweils senkrecht zu e<strong>in</strong>er Projektionsebene stehen<br />
P6<br />
5<br />
P4<br />
P5<br />
20<br />
P3<br />
30<br />
5<br />
20<br />
P1<br />
P7<br />
P6<br />
P2<br />
P1 P2<br />
P7<br />
P6<br />
P5<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
P4<br />
P5<br />
P3<br />
P4<br />
P3<br />
P2<br />
P1<br />
P3<br />
P4<br />
P5, P6<br />
P7
40<br />
20<br />
10<br />
Übung:<br />
Zeichne den <strong>in</strong> dimetrischer<br />
Ansicht dargestellten Körper <strong>in</strong><br />
Vorderansicht (V), Draufsicht (D)<br />
und Seitenansicht von l<strong>in</strong>ks (SL)<br />
40<br />
50<br />
40<br />
20<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
35<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
10<br />
60<br />
15<br />
25<br />
35<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
<strong>Beispiel</strong>e <strong>für</strong> e<strong>in</strong>fache Zyl<strong>in</strong>derschnitte (parallel und<br />
senkrecht zur Zyl<strong>in</strong>derachse) an Werkstücken<br />
Die Abbildung oben zeigt e<strong>in</strong>en<br />
Zyl<strong>in</strong>derschnitt parallel und senkrecht<br />
zur Zyl<strong>in</strong>derachse. Die Breite des <strong>in</strong> der<br />
Seitenansicht durch den Schnitt entstehenden<br />
Rechtecks ist durch Abgreifen<br />
mit dem Zirkel aus der Draufsicht zu<br />
entnehmen. Dieses Rechteck wird nicht<br />
bemaßt, da <strong>für</strong> die Bearbeitung <strong>in</strong> der<br />
Vorderansicht die Breite 16 und die<br />
Schnitttiefe 10 angegeben s<strong>in</strong>d.<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Der Gabelausschnitt im oberen Bild zeigt, wie<br />
das Maß <strong>für</strong> die zurückspr<strong>in</strong>genden<br />
Schnittkanten <strong>in</strong> der Seitenansicht ebenfalls<br />
aus der Draufsicht von der Mittell<strong>in</strong>ie aus<br />
abgegriffen und <strong>in</strong> die Seitenansicht<br />
übertragen wird.<br />
Als Maße s<strong>in</strong>d außer Durchmesser und Höhe<br />
des Zyl<strong>in</strong>ders die Breite und Tiefe des<br />
Ausschnitts e<strong>in</strong>zutragen.
Übung:<br />
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Im rechten Bild s<strong>in</strong>d<br />
Vorderansicht, Draufsicht<br />
und die Seitenansicht<br />
von l<strong>in</strong>ks <strong>für</strong> das<br />
l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> isometrischer<br />
Darstellung (schattiert<br />
und mit L<strong>in</strong>ien)<br />
gezeichnete Rohr mit<br />
T-Führung angegeben.<br />
Aufgabe:<br />
Kennzeichne <strong>in</strong> V und<br />
der SL die Mantell<strong>in</strong>ien,<br />
die den Schnittpunkten<br />
1 – 8 der Draufsicht<br />
entsprechen . Beachte<br />
die Länge der L<strong>in</strong>ien!<br />
Für Schnittpunkt 1 ist<br />
die Lösung dargestellt<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8
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Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
Abrundungen von Werkstückecken<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Kreisanschlüsse<br />
Den Mittelpunkt des Rundungshalbmessers e<strong>in</strong>er abzurundenden Werkstückecke f<strong>in</strong>det man, <strong>in</strong>dem man<br />
zu den beiden Werkstückkanten, die die Werkstückecke e<strong>in</strong>schließen, je e<strong>in</strong>e Parallele im Abstand des<br />
Halbmessers zieht. Der Schnittpunkt der Parallelen ist der Mittelpunkt der Rundung.<br />
Kreisanschlüsse an Kanten und Rundungen<br />
Im rechten Bild geht die Rundung mit dem Radius R' unmittelbar <strong>in</strong><br />
die gegenläufige Rundung R" über. Der Mittelpunkt der Rundung<br />
R' liegt auf der Parallelen zur Werkstückkante „m“. Um den<br />
Mittelpunkt der Rundung R" zu f<strong>in</strong>den, zieht man<br />
1. e<strong>in</strong>e Parallele zur Werkstückkante „n“,<br />
2. e<strong>in</strong>en Kreisbogen „x“ um den Mittelpunkt von R'. Das Maß „x“ ist<br />
die Summe von R' und R". Der Schnittpunkt der Parallelen mit<br />
dem Kreisbogen ist der Mittelpunkt von R".<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
Die gleichgerichteten Kreisbogenanschlüsse des im rechten Bild<br />
gezeichneten Werkstückes werden wie folgt konstruiert:<br />
1. Zu den schon vorhandenen Werkstückkanten „l“, „m“ und<br />
„n“ wird die Rundung R' gezeichnet.<br />
2. Zu den Werkstückkanten „m“ und „n“ werden Parallele im<br />
Abstand des Radius R" gezogen.<br />
3. Um den Mittelpunkt von R' schlägt man je e<strong>in</strong>en<br />
Kreisbogen mit dem Maß R' m<strong>in</strong>us R". Die Schnittpunkte<br />
der Parallelen mit den Kreisbögen s<strong>in</strong>d die Mittelpunkte der<br />
Rundungen R".<br />
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Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Bemaßen <strong>in</strong> mehreren Ansichten<br />
Neben den Bemaßungsgrundsätzen flächiger<br />
Werkstücke gelten bei der Darstellung von Körpern <strong>in</strong><br />
mehreren Ansichten noch folgende Bemaßungsregeln:<br />
1. Die Maße s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Ansicht e<strong>in</strong>zutragen, <strong>in</strong><br />
der die Form und die Größe der Abmessungen<br />
am deutlichsten erkennbar s<strong>in</strong>d (im Bild<br />
die Maße 8, 16, 25 und 42 <strong>in</strong> der Vorderansicht,<br />
die Maße 10 und 20 <strong>in</strong> der Draufsicht<br />
und die Maße 5 und 15 <strong>in</strong> der<br />
Seitenansicht v. L.).<br />
2. Werden Maße von der Regel 1. nicht<br />
betroffen, dann s<strong>in</strong>d sie nach Möglichkeit <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Ansicht zu konzentrieren (im Bild die<br />
Maße 40 und 55).<br />
3. Zusammengehörende Maße dürfen nicht <strong>in</strong><br />
verschiedenen Ansichten ersche<strong>in</strong>en (z. B. die<br />
Maße 10 und 20 im Bild).<br />
4. An Strichl<strong>in</strong>ien (Unsichtbaren) sollen nach<br />
Möglichkeit ke<strong>in</strong>e Maße gesetzt werden.<br />
5. Es ist nicht gestattet, <strong>für</strong> e<strong>in</strong> und dasselbe<br />
Maß Maßhilfsl<strong>in</strong>ien aus zwei verschiedenen<br />
Ansichten herauszuziehen.<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
(25)
Die Gestaltabweichungen der Oberfläche s<strong>in</strong>d nach DIN 4760 <strong>in</strong> 6 Ordnungen e<strong>in</strong>geteilt, wobei die groben<br />
Abweichungen (Form) der 1. Ordnung und die fe<strong>in</strong>en (Welligkeit, Rauheit) der 2. bis 4. Ordnung zugeordnet s<strong>in</strong>d. Sie<br />
überlagern sich zur Istoberfläche. Das Verhältnis von Abstand zu Tiefe der Unregelmäßigkeiten der Oberfläche e<strong>in</strong>es<br />
Formelementes liegt bei der Welligkeit zwischen 1000:1 bis 100:1 und bei der Rauheit zwischen 100:1 und 5:1.<br />
Die Angabe der Qualitätsforderungen an<br />
die Oberflächen erfolgt <strong>in</strong> technischen<br />
Zeichnungen nach der Norm DIN ISO<br />
1302. Zur Kennzeichnung der Oberflächenbeschaffenheit<br />
dienen Symbole<br />
und zusätzliche Angaben, deren Plazierung<br />
und Bedeutung im Bild dargestellt<br />
ist. Für die Angabe <strong>in</strong> Zeichnungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
der DIN 4768 folgende Rauheitsmeßgrößen<br />
festgelegt:<br />
• Mittenrauhwert R a [μm]<br />
• Gemittelte Rautiefe R z [μm]<br />
• Maximale Rautiefe R max [μm].<br />
Diese Kenngrößen werden <strong>in</strong>nerhalb<br />
vere<strong>in</strong>barter def<strong>in</strong>ierter Grenzen betrachtet,<br />
z.B. <strong>in</strong>nerhalb der Bezugsstrecke.<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
a = Mittenrauwert Ra <strong>in</strong> μm oder<br />
Rauheitsgrad Nr. N 1 ⋅⋅⋅⋅N 12<br />
RauheitsRauheitsRauheitsRauheitswert μm grad Nr. wert μm grad Nr.<br />
50 N 12 0,8 N 6<br />
25 N 11 0,4 N 5<br />
12,5 N 10 0,2 N 4<br />
6,3 N 9 0,1 N 3<br />
3,2 N 8 0,05 N 2<br />
1,6 N 7 0,025 N 1<br />
e = Bearbeitungszugabe<br />
[mm]<br />
Materialentfernung<br />
ist:<br />
freigestellt<br />
gefordert<br />
unzulässig<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
a<br />
b<br />
c (f)<br />
d<br />
e Symbole <strong>für</strong> d mit denen die Rillenrichtung<br />
3 Symbole<br />
Symbol<br />
Richtung<br />
Ansicht<br />
b = Fertigungsverfahren<br />
z.B. gefräst, geschliffen<br />
Behandlung<br />
z.B. lackiert<br />
oder Überzug<br />
z.B. Fe/Ni 20p Crr<br />
c = Bezugsstrecke <strong>in</strong> mm<br />
f = andere Rauheitsmeßgrößen<br />
z.B. RZ<br />
zur Projektionsebene der Ansicht auf der<br />
das Symbol steht angegeben wird<br />
X M C R<br />
parallel senkrecht gekreuzt viele zentrisch radial<br />
Quelle: Beuke, D; Conrad, K-J: CNC-Technik und Qualitätsprüfung. München, Wien: Hanser 1999
<strong>Beispiel</strong> "Lochplatte": E<strong>in</strong>e Sonderwerkzeugmasch<strong>in</strong>e zur Fertigung des<br />
Werkstücks <strong>in</strong> Bild a war der Anlass zu e<strong>in</strong>em jahrelangen Rechtsstreit zwischen<br />
dem Abnehmer und dem Hersteller der Masch<strong>in</strong>e. Das Werkstück wurde<br />
ebenfalls stark vere<strong>in</strong>facht; die auf der Zeichnung angeführten<br />
Allgeme<strong>in</strong>toleranzen s<strong>in</strong>d zusätzlich (explizit) e<strong>in</strong>getragen. Das Bauteil wird zur<br />
Bearbeitung auf der rechten Seitenfläche aufgespannt und legt sich dabei mit der<br />
unteren Fläche <strong>in</strong> der Vorrichtung an. Das Problem reduziert sich hier auf die<br />
Frage, wie weit die Lage der Bohrungen von der unteren Fläche abweichen darf.<br />
Sie lässt sich nicht beantworten, weil die Zeichnung unvollständig ist:<br />
Teilweise besteht <strong>in</strong> der Praxis die Vorstellung, man könne die Maßtoleranzen der<br />
drei symmetrisch liegenden Maße e<strong>in</strong>fach halbieren und auf die Mitte beziehen, Bild<br />
b, so dass jede Bohrung und auch die Außenflächen jeweils e<strong>in</strong>e Toleranzzone von<br />
±0,15 mm relativ zur Mittelebene hätten. Diese Vorstellung ist falsch. Auch wenn die<br />
Abstandstoleranz der Löcher bzw. der Flächen voll ausgeschöpft wird, kann e<strong>in</strong><br />
Mittenversatz auftreten. Hier fehlt wiederum die Symmetrietoleranz.<br />
Die Symmetrietoleranz lässt sich e<strong>in</strong>führen entweder als E<strong>in</strong>zelangabe, Bild c, wobei<br />
die rechte Auflagefläche A und die Mittelebene B als Bezüge dienen, oder durch e<strong>in</strong>e<br />
vollständige Allgeme<strong>in</strong>toleranzangabe mit dem 2. Kennbuchstaben (hier K) <strong>für</strong><br />
Form- und Lage-Allgeme<strong>in</strong>toleranzen, Bild d.<br />
Wenn man dagegen die Toleranzzonen etwa so wie bei b jeweils von der Mittelebene<br />
ausgehend festlegen will, so ist e<strong>in</strong>e Positionstolerierung der e<strong>in</strong>zelnen Löcher nach<br />
Bild e erforderlich. Der beschriebenen Aufnahme des Werkstücks <strong>in</strong> der<br />
Bearbeitungvorrichtung würde jedoch eher e<strong>in</strong>e Positionstolerierung mit Bezug auf<br />
die rechte Auflagefläche A und die untere Fläche C entsprechen, Bild f. Die<br />
Mittelebene spielt hierbei ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Bild: Zusammenhang von Maßtoleranzen und<br />
Lageabweichungen.<br />
a) unvollständige Angaben; b) falsche Toleranzvorstellung<br />
zu a; c) zusätzliche Symmetrietolerierung; d) vollständige<br />
Allgeme<strong>in</strong>toleranzangabe; e) Positionstolerierung ähnlich<br />
der Vorstellung von b; f) Positionstolerierung<br />
entsprechend der Werkstücke<strong>in</strong>spannung<br />
Vollständigkeit und E<strong>in</strong>deutigkeit: E<strong>in</strong>e technische E<strong>in</strong>zelteilzeichnung muss e<strong>in</strong> Werkstück vollständig und<br />
e<strong>in</strong>deutig beschreiben. Ohne Form- und Lagetoleranzen ist das nicht möglich.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Gestaltabweichungen und ihre Grenzen<br />
Wenn e<strong>in</strong> Konstrukteur e<strong>in</strong> Werkstück zeichnet oder wenn e<strong>in</strong> CAD-System es als rechner<strong>in</strong>terne Darstellung<br />
abspeichert, so gehen beide von e<strong>in</strong>er geometrisch idealen Gestalt oder Nenngestalt aus. E<strong>in</strong>e Idealform besteht jedoch<br />
nur im Bereich des Geistes bzw. der Information. Bei der materiellen Fertigung entstehen immer Aweichungen zwischen<br />
der Istgestalt und der vorgestellten idealen Gestalt. Die Abweichungen können sich auf die folgenden<br />
Gestalteigenschaften beziehen, die Bild am <strong>Beispiel</strong> e<strong>in</strong>er Bohrung erläutert:<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Gestaltabweichungen. a) Nenngestalt,- Abweichungen<br />
von b) Maß, c) Form, d) Lage, e) Oberfläche<br />
a) Nenngestalt: Sie entspricht der idealen Vorstellung.<br />
b) Maß (Größe): Die Bohrung kann zu kle<strong>in</strong> oder zu groß se<strong>in</strong>.<br />
c) Form: Das Loch kann z. B. krumm (verzogen) se<strong>in</strong>. Auch wenn das Maß, d. h. der Abstand von jeweils zwei<br />
gegenüberliegenden Punkten, stimmt, ist die Funktion der Bohrung nicht gewährleistet. Bei e<strong>in</strong>er konischen Bohrung<br />
besteht dagegen e<strong>in</strong> zwangsläufiger Zusammenhang zwischen Maß und Form.<br />
d) Lage: Die Bohrung kann z. B. schief oder an der falschen Stelle sitzen. Lageabweichungen werden von<br />
Maßtoleranzen nur teilweise e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
e) Oberfläche: Die Oberfläche des Lochs kann z. B. rau oder riefig se<strong>in</strong>. Diese Abweichungen zählen zur Fe<strong>in</strong>gestalt,<br />
die unter b bis d genannten zur Grobgestalt. Die Grobgestalt wird über die Spitzen der Rauheit gemessen und daher <strong>in</strong><br />
diesem Buch überwiegend behandelt. Die Fe<strong>in</strong>gestalt kann aber die Messergebnisse bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001<br />
Entstehung der<br />
Gestaltabweichungen<br />
Quelle: Beuke, D; Conrad, K-J: CNC-Technik und Qualitätsprüfung. München, Wien: Hanser 1999
Besondere Maßarten<br />
Maximum-Material-Grenzmaß MML oder<br />
Maximum-Material-Grenze (maximum material limit) ist<br />
dasjenige der beiden Grenzmaße, das e<strong>in</strong> Maximum an<br />
Material (Volumen) ergibt, d. h. bei dem das Element se<strong>in</strong>e<br />
größte Masse besitzt. Nach rechtem Bild ist es<br />
a) beim Außenmaß ("Welle") das Höchstmaß,<br />
b) beim Innenmaß ("Bohrung") jedoch das M<strong>in</strong>destmaß;<br />
c) beim Abstandsmaß gibt es ke<strong>in</strong> Maximum-Material-Maß.<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Maximum-Material-Grenzmaß MML bei a) Außenmaß,<br />
b) Innenmaß, c) Abstandsmaß (ke<strong>in</strong> MML)<br />
MML wird <strong>in</strong> der Praxis auch "Gutgrenze" genannt, sie entspricht der "Gutseite" der Prüflehre. Falls es überschritten ist,<br />
kann das Werkstück durch Materialabnahme nachgearbeitet werden. Wenn bei e<strong>in</strong>er Passung beide Passelemente auf der<br />
Maximum-Material-Grenze liegen, d. h. "Maximum-Material-Zustand" haben, ergibt sich das kle<strong>in</strong>ste Spiel bzw. das<br />
grösste Übermaß.<br />
M<strong>in</strong>imum-Material-Grenzmaß LML (least material limit) ist das andere Grenzmaß, das die kle<strong>in</strong>ste Stoffmenge<br />
ergibt. Es wird auch "Ausschussgrenze" genannt, weil bei se<strong>in</strong>er Überschreitung das Werkstück Ausschuss ist.<br />
Wirksames Istmaß VS (virtual size), auch<br />
Paarungsmaß M p (mat<strong>in</strong>g size): Das ist das Maß<br />
e<strong>in</strong>es geometrisch ideal gedachten Gegenstücks, mit<br />
dem sich das Geometrieelement gerade noch ohne<br />
Spiel paaren lässt. Es ist entscheidend <strong>für</strong> die<br />
geometrische Funktionsfähigkeit e<strong>in</strong>es Bauteils.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien:<br />
Hanser 2001<br />
Wirksames Istmaß (Paarungsmaß) VS. a) und b) bei<br />
Außenpassflächen (a) Bolzen, (b) planparallele Flächen),<br />
c) bei Innenfläche (Bohrung)
Besondere Maßarten<br />
Wirksames Grenzmaß MMVL (maximum material virtual limit), auch übersetzbar als "virtuelles<br />
Grenzmaß", stellt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Maximum-Material-Grenzmaß MML e<strong>in</strong> Grenzpaarungsmaß<br />
dar, d. h. das ungünstigste Paarungsmaß, bei dem das Geometrieelement den<br />
Maximum-Material-Zustand und zusätzlich die größte zulässige Formabweichung (Grenzabweichung)<br />
hat, die gleich der Formtoleranz t Forrn ist. Das Bild erläutert die Zusammenhänge <strong>für</strong> kreiszyl<strong>in</strong>drische<br />
Geometrieelemente, a <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Bolzen ("Welle“) b <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Bohrung. Beide sollen überall auf der<br />
Maximum-Material-Grenze MML liegen und die Geradheitstoleranz ihrer Achse t G voll ausnutzen.<br />
Entsprechendes lässt sich auch <strong>für</strong> parallele Ebenen ableiten. Das wirksame Grenzmaß MMVL ergibt<br />
sich nach dem Bild aus dem Maximum-Material-Grenzmaß MML und der Formtoleranz t (t kann ggf.<br />
auch e<strong>in</strong>e Lagetoleranz se<strong>in</strong>).<br />
MMVL = MML ± t (+ <strong>für</strong> "Welle", - <strong>für</strong> "Bohrung")<br />
Wirksames Grenzmaß MMVL, a) <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Bolzen, b) <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Bohrung,<br />
jeweils mit Maximum-Material-Grenzmaß MML und Formtoleranz tG<br />
<strong>für</strong> die Geradheit der Achse<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen
Tolerierungsgrundsatz<br />
Bedeutung: Beim Tolerierungsgrundsatz geht es um den Zusammenhang zwischen Maßtoleranzen und<br />
Formabweichungen (hauptsächlich) bei Passungen an kreiszyl<strong>in</strong>drischen und planparallelen Passflächen. Das ist im<br />
Grunde gar nicht schwierig und seit Jahrzehnten bekannt. Trotzdem führt die mangelnde Kenntnis <strong>in</strong> der Praxis immer<br />
wieder zu Missverständnissen und Schwierigkeiten. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Praxisbeispiel soll deshalb die Zusammenhänge<br />
verdeutlichen.<br />
<strong>Beispiel</strong>: E<strong>in</strong>e Schalterblende, d. h. e<strong>in</strong>e Kunststoffplatte im Bild a, soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gegenstück, die "Trägerplatte", im Bild b<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>passen. Die Schalterblende hat e<strong>in</strong>e Höhe 100 ±0,3 mm, während die Trägerplatte e<strong>in</strong> Innenmaß von 100,7 ±0,3 mm<br />
hat. Daraus ergibt sich e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destspiel von 0,1 mm, nämlich dann, wenn beide Teile auf der Maximum-Material-Grenze<br />
MML liegen :<br />
- Höchstmaß 100,3 mm bei der Schalterblende (Außenmaß),<br />
- M<strong>in</strong>destmaß 100,4 mm bei der Trägerplatte (Innenmaß).<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Passung zweier Plattenelemente.<br />
a) " Schalterblende "<br />
b) " Trägerplatte",<br />
c) Gutlehre nach dem taylorschen<br />
Prüfgrundsatz <strong>für</strong> die<br />
Schalterblende (Außenmaß),<br />
d) Gutlehre <strong>für</strong> die Trägerplatte<br />
(Innenmaß)<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Taylorscher Prüfgrundsatz: Das M<strong>in</strong>destspiel bei Maximum-Material-Grenzmaßen ist nur dann vorhanden, wenn die<br />
Teile nicht zusätzlich noch Formabweichungen haben, z. B. krumm s<strong>in</strong>d. Lange bevor es Form- und Lagetoleranzen gab,<br />
erkannte Taylor diesen Zusammenhang und begründete 1905 mit se<strong>in</strong>er Patentanmeldung den taylorschen Prüfgrundsatz:<br />
Taylorscher Prüfgrundsatz: Die Gutprüfung ist e<strong>in</strong>e Paarungsprüfung mit e<strong>in</strong>er Lehre,<br />
die über das ganze Geometrieelement geht; die Ausschußprüfung ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelprüfung<br />
im Zweipunktverfahren.<br />
Die Gutlehre ist somit das geometrisch ideale Gegenstück zum tolerierten Geometrieelement mit dessen<br />
Maximum-Material-Grenzmaß MML, d. h. <strong>für</strong> die Schalterblende e<strong>in</strong>e "Nut" von 100,3 mm (s. Bild Seite zuvor), <strong>für</strong> die<br />
Trägerplatte e<strong>in</strong>e "Platte" von 100,4 mm (d). Die Gutgrenze ist identisch mit der Maximum-Material-Grenze MML. Je<br />
weiter das Istmaß von der Maximum-Material-Grenze entfernt ist, desto größer können Formabweichungen werden.<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Prüflehre nach Taylor <strong>für</strong> Bohrungen.<br />
LML = M<strong>in</strong>imum-Material-Grenzmaß (Ausschussseite),<br />
MML = Maximum-Material-Grenzmaß (Gutgrenze)<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Die Gutseite der Prüflehre nach Taylor verkörpert<br />
das was bei Bemaßungen als Hülle bezeichnet wird.<br />
Aussage des Tolerierungsgrundsatzes: Der Tolerierungsgrundsatz bestimmt, ob an e<strong>in</strong>fachen Passelementen, d. h.<br />
Kreiszyl<strong>in</strong>dern oder Planflächenpaaren, die Formabweichungen grundsätzlich im S<strong>in</strong>n des taylorschen Prüfgrundsatzes<br />
von den Maßtoleranzen abhängen oder nicht (genau genommen wird auch die Parallelitätsabweichung miterfasst). Es<br />
gibt zwei Grundsätze:<br />
- Unabhängigkeitspr<strong>in</strong>zip und<br />
- Hüllpr<strong>in</strong>zip.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Unabhängigkeitspr<strong>in</strong>zip<br />
Normung und Zeichnungsangabe: Das Unabhängigkeitspr<strong>in</strong>zip ist <strong>in</strong> ISO 8015 <strong>in</strong>ternational genormt<br />
und bietet daher e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Grundlage <strong>für</strong> die Interpretation und Prüfung von Toleranzen.<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Zeichnungse<strong>in</strong>tragung: Wenn das Unabhängigkeitspr<strong>in</strong>zip gelten<br />
soll, muss auf der Zeichnung im oder am Schriftfeld deutlich<br />
stehen: " Tolerierung ISO 8015 " (oder zum<strong>in</strong>dest ISO 8015").<br />
Oder auch: "Tolerierung DIN ISO 8015". Wenn sich auf e<strong>in</strong>er deutschen Zeichnung ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>en<br />
Tolerierungsgrundsatz f<strong>in</strong>det, dann gilt nach DIN 7167 automatisch das Hüllpr<strong>in</strong>zip. Dieselbe Festlegung wird <strong>in</strong> DIN<br />
ISO 286 mit Worten beschrieben, wenn auch die Bezeichnung "Hüllpr<strong>in</strong>zip" nicht auftaucht.<br />
Bedeutung: Das Unabhängigkeitspr<strong>in</strong>zip lautet als e<strong>in</strong>fachste Formel:<br />
Unabhängigkeit: Jede Toleranz wird <strong>für</strong> sich alle<strong>in</strong> geprüft.<br />
Wenn die betrachtete Toleranz e<strong>in</strong>gehalten ist, so ist das Werkstück bezüglich dieser Eigenschaft <strong>in</strong> Ordnung, ohne<br />
Rücksicht darauf, wie andere Gestaltabweichungen ausfallen. Die zu prüfenden geometrischen Gestalteigenschaften<br />
stehen auf der Zeichnung. (Anmerkung: Die Unabhängigkeit besagt jedoch nicht, dass jede e<strong>in</strong>zelne Gestaltabweichung<br />
auch ihre Toleranz immer voll ausschöpfen kann, denn bestimmte Toleranzarten schließen andere implizit e<strong>in</strong>.<br />
Gleichdickformen: E<strong>in</strong> ideales Dreibogengleichdick entsteht,<br />
<strong>in</strong>dem man von den Ecken e<strong>in</strong>es gleichseitigen Dreiecks jeweils<br />
Kreisbögen mit dem Radius der Seitenlänge a schlägt, Diese Form<br />
ist deshalb so tückisch, weil sie beim Prüfen im<br />
Zweipunktverfahren überall das Maß a br<strong>in</strong>gt, d. h. e<strong>in</strong>e exakte<br />
Kreisform vortäuscht Gleichdickförmige Rundheitsabweichungen<br />
lassen sich also mittels Messschieber, Bügelmessschraube,<br />
Rachenlehre oder Messuhr gegen Planauflage nicht feststellen.<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen.<br />
München, Wien: Hanser 2001
Hüllbed<strong>in</strong>gung beim Unabhängigkeitspr<strong>in</strong>zip<br />
Def<strong>in</strong>ition der Hülle: Die Hülle entspricht der Maximum-Material-Grenze MML, d. h. dem Grenzmaß, bei dem das<br />
Material des Formelements se<strong>in</strong>e größte Ausdehnung besitzt, bei der Welle nach außen, bei der Bohrung aber nach <strong>in</strong>nen:<br />
Die Hülle ist das geometrisch ideale Gegenstück zum Geometrieelement und hat dessen<br />
Maximum-Material-Grenzmaß MML. Das Geometrieelement darf sie nicht durchbrechen, um<br />
passungsfähig zu se<strong>in</strong>. Sie verkörpert die Gutseite der Prüflehre nach dem taylorschen Prüfgrundsatz.<br />
Zeichnungse<strong>in</strong>tragung: Die Funktion von Passungen erfordert Passflächen:<br />
Beim Unabhängigkeitspr<strong>in</strong>zip (ISO 8015) ist <strong>für</strong> alle empf<strong>in</strong>dlichen Passflächen die<br />
Hüllbed<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>zeln e<strong>in</strong>zutragen, <strong>in</strong>dem man E h<strong>in</strong>ter das tolerierte Passmaß<br />
setzt. (E kommt von "Envelope" = Hülle.) Folgende Schreibweisen s<strong>in</strong>d möglich;<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
10 f7 E oder<br />
10±0,2 E oder<br />
10 E (mit Allgeme<strong>in</strong>toleranz)<br />
Empf<strong>in</strong>dliche Passflächen " gehören zu engen Passungen<br />
oder allgeme<strong>in</strong> zu solchen, deren Funktion durch<br />
Gleichdickbildung bzw. Verw<strong>in</strong>dung merkbar gestört wird<br />
Geometrieelemente mit Hülle: Die<br />
Hüllbed<strong>in</strong>gung wird nur angewendet auf sog.<br />
e<strong>in</strong>fache Maßelemente, nämlich Kreiszyl<strong>in</strong>der<br />
(im Grenzfall Kreise) und Parallelebenenpaare<br />
(im Grenzfall Kantenpaare), und zwar auf<br />
äußere ("Welle") und <strong>in</strong>nere ("Bohrung"). Sie<br />
gilt jeweils nur <strong>für</strong> e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Maßelement.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Maßtoleranz und Formabweichungen: Wenn die Hüllbed<strong>in</strong>gung gilt, darf bei e<strong>in</strong>er "Welle" Bild a der Werkstoff nur<br />
<strong>in</strong>nerhalb, bei der "Bohrung" (b) nur außerhalb der Hülle liegen. Solange das tolerierte Geometrieelement die Hülle nicht<br />
durchbricht sowie das M<strong>in</strong>imum-Material-Grenzmaß an ke<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Stelle unterschreitet (bei der "Welle") bzw.<br />
überschreitet (bei der "Bohrung"), kann es ansonsten beliebige Formabweichungen haben, Bild c und d. Wenn es aber<br />
Maximum-Material-Zustand aufweist, darf es ke<strong>in</strong>e Formabweichungen mehr haben (e und f). Da es <strong>in</strong> der Praxis ke<strong>in</strong><br />
Werkstück völlig ohne Formabweichungen gibt, kann genau genommen e<strong>in</strong> Geometrieelement bei E<strong>in</strong>haltung der<br />
Hüllbed<strong>in</strong>gung niemals an allen Stellen auf der Maximum-Material-Grenze liegen. Je weiter die Istmaße von der<br />
Maximum-Material-Grenze entfernt liegen, desto größer können die Formabweichungen werden. Die Hülle begrenzt somit<br />
die Summe von Maß- und Formabweichungen.<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Formabweichungen: Bei Gültigkeit der Hüllbed<strong>in</strong>gung<br />
können die e<strong>in</strong>zelnen Formabweichungen e<strong>in</strong>es<br />
Geometrieelements niemals größer se<strong>in</strong> als se<strong>in</strong>e<br />
Maßtoleranz; sie können maximal die Maßtoleranz<br />
erreichen.<br />
Maßtoleranz und Lageabweichungen: Die Hülle bezieht sich immer nur auf e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Geometrieelement,<br />
daher kann sie ke<strong>in</strong>e Lageabweichungen umfassen. E<strong>in</strong>zige Ausnahme ist die Parallelität.<br />
Prüfung der Hüllbed<strong>in</strong>gung: Die Hüllbed<strong>in</strong>gung kann nur mit e<strong>in</strong>er<br />
Paarungslehre, die die Gestalt der Hülle hat, oder mit e<strong>in</strong>er Messmasch<strong>in</strong>e<br />
und entsprechendem Auswerteprogramm (rechnerische Nachbildung der<br />
Hülle, auch "virtuelle Hülle" genannt) geprüft werden.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Hüllpr<strong>in</strong>zip als Tolerierungsgrundsatz<br />
Bedeutung: Unter "Hüllpr<strong>in</strong>zip" oder auch "Hüllbed<strong>in</strong>gung ohne Zeichnungse<strong>in</strong>tragung" nach DIN 7167 versteht<br />
man die Festlegung, die man schon lange vor der E<strong>in</strong>führung der Form- und Lagetolerierung getroffen hatte, um<br />
die Passungsfähigkeit von Werkstücken zu sichern:<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Hüllpr<strong>in</strong>zip: Für sämtliche sog. e<strong>in</strong>fachen Maßelemente, d. h. Kreiszyl<strong>in</strong>der und<br />
Parallelebenenpaare, gilt die Hüllbed<strong>in</strong>gung (bzw. der taylorsche Prüfgrundsatz;<br />
identisch), aber ohne E<strong>in</strong>tragung von E .<br />
Zeichnungse<strong>in</strong>tragung:<br />
Aus Gründen der E<strong>in</strong>deutigkeit und der<br />
Rechtssicherheit besagt DIN 7167:<br />
Die Hülle bezieht sich immer nur auf jeweils e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes<br />
e<strong>in</strong>faches Maßelement. Zur Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er Lageabweichung<br />
gehören m<strong>in</strong>destens zwei Geometrieelemente (Bezugselement und<br />
toleriertes Element); daher können Lageabweichungen nicht durch<br />
e<strong>in</strong>e Hülle begrenzt werden. (E<strong>in</strong>zige Ausnahme ist die<br />
Parallelität, das liegt daran, dass zwei planparallele Flächen<br />
zusammen e<strong>in</strong> Maßelement bilden, das der Hüllbed<strong>in</strong>gung<br />
unterliegt.) Deshalb dürfen Rechtw<strong>in</strong>kligkeits-, Neigungs-,<br />
Koaxialitäts-, Symmetrie- und Laufabweichungen unabhängig von<br />
den Istmaßen der beteiligten Geometrieelemente auftreten, d. h.<br />
auch dann, wenn diese den Maximum-Material-Zustand haben.<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Wenn e<strong>in</strong>e Zeichnung, <strong>in</strong> der DIN-Normen <strong>für</strong> Toleranzen und Passungen<br />
verwendet werden, ke<strong>in</strong>e Angabe e<strong>in</strong>es Tolerierungsgrundsatzes enthält,<br />
dann gilt das Hüllpr<strong>in</strong>zip. International und auch der Klarheit halber sollte<br />
man jedoch e<strong>in</strong>tragen: "Tolerierung DIN 7167".<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
<strong>Beispiel</strong>e <strong>für</strong> zulässige<br />
Lageabweichungen beim<br />
Hüllpr<strong>in</strong>zip trotz Maximum-<br />
Material-Grenzmaßen MML.<br />
Rechtw<strong>in</strong>kligkeit,<br />
Koaxialität, Symmetrie<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Bezugssysteme<br />
E<strong>in</strong> Bezugssystem besteht aus zwei oder drei<br />
Bezügen, die nicht gleichberechtigt s<strong>in</strong>d,<br />
sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rangfolge (hierarchisch)<br />
geordnet s<strong>in</strong>d. Es dient dazu, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Aufnahme des Werkstückes zur Prüfung (und<br />
auch zur Fertigung) festzulegen. Zeichnungen,<br />
die nur Maßtoleranzen enthalten, s<strong>in</strong>d nicht<br />
e<strong>in</strong>deutig. Die Denkweise <strong>für</strong> die Bildung von<br />
Bezugssystemen ist überhaupt nichts Neues.<br />
Fertigungs- und Prüfvorrichtungen werden seit<br />
jeher so gebaut. Neu ist nur, dass die Aufnahme<br />
<strong>in</strong> der Zeichnung e<strong>in</strong>getragen wird.<br />
Wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Toleranzrahmen mehrere<br />
Bezüge <strong>in</strong> getrennten Feldern (d. h. durch<br />
senkrechte Striche getrennt) zusammenstehen,<br />
bilden sie <strong>für</strong> die Prüfung der Lagetoleranz <strong>in</strong><br />
diesem Rahmen e<strong>in</strong> Bezugssystem. Der erste<br />
Buchstabe <strong>in</strong> Leserichtung kennzeichnet den<br />
primären Bezug- nach diesem wird das<br />
Werkstück zuerst ausgerichtet. Dann wird es an<br />
den sekundären, zuletzt ggf. an den tertiären<br />
Bezug herangeschoben. Bezüge, die e<strong>in</strong><br />
Bezugssystem bilden, stehen <strong>in</strong> exakten<br />
W<strong>in</strong>keln zue<strong>in</strong>ander.<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Aufbau von Bezugssystemen. a) Zeichnung e<strong>in</strong>es Lochblechs mit<br />
zwei Maßen, b) Istwerkstück mit Abweichungen und<br />
Toleranzzone dazu; c) zwei unabhängige Positionstoleranzen<br />
entsprechend a, d) Bezüge und Toleranzzone dazu;<br />
e) Bezugssystem mit zwei Bezügen, f) Aufnahme des<br />
Werkstücks zur Prüfung dazu; g) wie e, aber mit vertauschten<br />
Bezügen, h) entsprechend f.<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Bestimmung des Mittelpunkts von Kreisquerschnitten<br />
Um die Bildung von Bezugsachsen zu verstehen, ist zusätzlich e<strong>in</strong>e Betrachtung im Querschnitt nötig. Die Bilder zeigen die<br />
vier verschiedene Methoden (nach DIN ISO 6318, künftig ISO 12 18 1), um aus e<strong>in</strong>em Kreisquerschnitt mit Rundheitsab-weichungen<br />
den Mittelpunkt zu ermitteln (sie lassen sich durch H<strong>in</strong>zufügen der Tiefendimension auf Kreiszyl<strong>in</strong>der erweitern):<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
a) Größter Innenkreis, größter<br />
e<strong>in</strong>beschriebener Kreis MIC (maximum<br />
<strong>in</strong>scribed circle) oder Pferchkreis. Er<br />
entspricht dem Prüfdorn, der spielfrei <strong>in</strong><br />
der Bohrung anliegt.<br />
c) M<strong>in</strong>imumbed<strong>in</strong>gung, Kreise<br />
kle<strong>in</strong>ster R<strong>in</strong>gzone MZC (m<strong>in</strong>imum<br />
Zone circles), identisch mit dem<br />
Tschebyschew-Kriterium. Sie dient zur<br />
Ermittlung der Rundheitsab-weichung<br />
f K und der Zyl<strong>in</strong>drizitäts-abweichung f Z .<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
b) Kle<strong>in</strong>ster Außenkreis, kle<strong>in</strong>ster<br />
umschriebener Kreis MCC (m<strong>in</strong>imum<br />
circumscribed circle), e<strong>in</strong>hüllender Kreis<br />
oder Hüllkreis (er hat aber nichts zu tun<br />
mit der "Hülle" bei der Hüllbed<strong>in</strong>gung. So<br />
etwa sitzt e<strong>in</strong>e Prüfhülse auf dem<br />
Wellenzapfen.<br />
d) Ausgleichskreis, Kreis der kle<strong>in</strong>sten<br />
Abweichungsquadrate LSC (least square<br />
circle), berechnet nach der Gauß-<br />
Methode. Sie ist durch Rechnersoftware<br />
gut unterstützt und wird weniger als<br />
andere Methoden durch e<strong>in</strong>e Filterung<br />
und die Messwertstreuung bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Die nach diesen Methoden berechneten Mittelpunkte weichen <strong>in</strong> der Regel vone<strong>in</strong>ander ab, s. Bild d. Es ist leicht<br />
e<strong>in</strong>zusehen, dass nur die Fälle a und b der Funktion von Bezugsachsen und der Norm DIN ISO 5459 entsprechen. Die<br />
Bezugsachse e<strong>in</strong>er Bohrung ist die Achse des (idealen) Pferchzyl<strong>in</strong>ders (a); bei Wellenzapfen ist es die Achse des<br />
kle<strong>in</strong>sten Außenzyl<strong>in</strong>ders (b). Nur bei diesen beiden Methoden können die Ergebnisse mit denen von mechanischen<br />
Messungen übere<strong>in</strong>stimmen und funktionsgerecht ausfallen.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
Toleranzverknüpfungen<br />
Maßketten: Kaum e<strong>in</strong>e tolerierte geometrische Eigenschaft (z. B. Maß, Form, Lage) steht <strong>für</strong> sich alle<strong>in</strong>. Meist hängen<br />
mehrere ane<strong>in</strong>ander wie e<strong>in</strong>e Kette. Sie heißt Maßkette, auch wenn sie außer Maßen noch andere tolerierte geometrische<br />
Eigenschaften enthält; deren Auswirkungen werden auf Maße zurückgeführt. Solche Ketten entstehen auf zweifache Weise:<br />
- Beim Zusammenfügen mehrerer Bauteile zu e<strong>in</strong>er Baugruppe bildet sich die Kette zwangsläufig.<br />
- Auch am E<strong>in</strong>zelteil s<strong>in</strong>d Maßketten unvermeidlich, weil stets mehrere geometrische Eigenschaften<br />
verknüpft s<strong>in</strong>d. Die Auswirkungen auf die Grenzgestalt, d. h. unter extremer Ausnutzung aller<br />
Toleranzen, s<strong>in</strong>d oft sehr unübersichtlich.<br />
Schließmaß: E<strong>in</strong>e Maßkette bedeutet, dass sich alle Toleranzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Richtung erstrecken. In dieser Richtung<br />
verb<strong>in</strong>det das Schließmaß S Anfang und Ende der Kette. Se<strong>in</strong>e Toleranz ist die Schließtoleranz T S . Sie ergibt sich<br />
aus den beteiligten E<strong>in</strong>zeltoleranzen T i (T 1 , T 2 usw.), d. h. T S selbst kann nicht beliebig festgelegt werden.<br />
Vorgehensweisen: Maßketten lassen sich auf zwei Arten behandeln:<br />
- Toleranzanalyse: Die E<strong>in</strong>zeltoleranzen s<strong>in</strong>d gegeben- daraus wird die Schließtoleranz berechnet. Dieser<br />
Weg ist die Grundlage, die bei allen Berechnungen als Hilfsmittel gebraucht wird.<br />
- Toleranzsynthese: Die Schließtoleranz ist vorgegeben, denn sie bestimmt die Funktionsfähigkeit; sie<br />
wird auf die E<strong>in</strong>zeltoleranzen aufgeteilt. Dieser Weg ist entscheidend <strong>für</strong> die konstruktive Auslegung.<br />
Berechnungsarten: Jede Berechnung e<strong>in</strong>er Maßkette beruht auf dem ungünstigsten Fall (worst case), nämlich dass alle<br />
Abweichungen zur selben Richtung h<strong>in</strong> auf Ihrem Grenzwert liegen (arithmetische Tolerierung). Sie ergibt sich als<br />
(arithmetische) Summe aller E<strong>in</strong>zeltoleranzen T i <strong>in</strong> der Kette (e<strong>in</strong>e Toleranz ist die Differenz zwischen Höchst- und<br />
M<strong>in</strong>destmaß und hat ke<strong>in</strong> Vorzeichen. Dieser Fall ist aber höchst unwahrsche<strong>in</strong>lich, weil sich die e<strong>in</strong>zelnen Abweichungen<br />
immer teilweise gegenseitig kompensieren. . Hier setzt die statistische Tolerierung an, die von hoher wirtschaftlicher<br />
Bedeutung ist. Grundlage der statistischen Vorgehensweise ist aber stets die arithmetische Berechnung.<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001
<strong>Beispiel</strong>werkstück: Die Berechnung der arithmetischen Toleranz T a des Schließmaßes S (S = <strong>in</strong>nerer Abstand der<br />
beiden Zapfen) wird anhand des (vere<strong>in</strong>fachten) Spritzgussteils im Bild a erläutert.<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Maßkette an e<strong>in</strong>em Spritzgussteil.<br />
a)Zeichnungsangaben, b) Aufbau der Kette;<br />
c) Höchstmaß und d) M<strong>in</strong>destmaß <strong>für</strong> den<br />
halben Zapfendurchmesser<br />
Vorgehensweise: Positive Zählrichtung festlegen entsprechend der Lage des Schließmaßes S.<br />
Maßkette der E<strong>in</strong>zelmaße als ane<strong>in</strong>anderhängende Pfeile (Vektoren) zeichnen, Bild b:<br />
- Zweckmäßig mit dem Schließmaß <strong>in</strong> negativer Richtung beg<strong>in</strong>nen,<br />
- nur Maße parallel zum Schließmaß zeichnen; Pfeile ggf. seitlich versetzen.<br />
Quelle: Jorden, Walter: Form- und<br />
Lagetoleranzen. München, Wien: Hanser 2001<br />
Schließmaßgleichung aufstellen entsprechend der Richtung der Vektoren (positiv oder negativ). Im <strong>Beispiel</strong><br />
liegen nicht die beiden Zapfendurchmesser d, sondern ihre Radien r <strong>in</strong> der Kette:<br />
-S -r1 + b - r2 = 0 ⇒ S = - r1 + b r2 Nenn-Schließmaß SN berechnen durch E<strong>in</strong>setzen der Nennmaße <strong>in</strong> die Schließmaßgleichung:<br />
SN = -5 + 50 - 5 mm SN = 40 mm<br />
Höchst-Schließmaß So berechnen (o wie oberes Grenzmaß):<br />
- Positiv gerichtete Maße mit Höchstmaß, - negative mit M<strong>in</strong>destmaß e<strong>in</strong>setzen<br />
So = - r1u +bo-r2 . = - 4,9 + 50,2 - 4,9 mm So = 40,4 mm<br />
M<strong>in</strong>dest-Schließmaß Su berechnen:<br />
- Positive Maße mit M<strong>in</strong>destmaß - negative Maße mit Höchstmaß e<strong>in</strong>setzen.<br />
Su = - 5 + 49,8 - 5 mm Su = 39,8 mm<br />
Kontrolle: Die Toleranz des Schließmaßes TS muss gleich der arithmetischen Schließtoleranz Ta d. h. der<br />
Summe aller Toleranzen Ti se<strong>in</strong> (Alle Ti gehen positiv e<strong>in</strong>).<br />
TS = So -Su = 40,4 - 39,8 mm ⇒ TS = 0,6 mm Ta = Tl + T2 +.. = Σ Ti = 0,1 + 0,4 + 0,1 mm ⇒ Ta = 0,6 mm
Grundlagen des statistischen Tolerierens<br />
Es ist höchst unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass die nach der arithmetischen Methode berechnete Schließtoleranz Ta praktisch vorkommt.<br />
In aller Regel ist die wirkliche Schließtoleranz Tw , d. h. die wahrsche<strong>in</strong>liche Schwankung des Schließmaßes e<strong>in</strong>er Maßkette,<br />
deutlich kle<strong>in</strong>er als Ta . Das bedeutet:<br />
- Wenn e<strong>in</strong>e Schließtoleranz TS vorgegeben wird, s<strong>in</strong>d die danach arithmetisch aufgeteilten E<strong>in</strong>zeltoleranzen Ti zu eng<br />
und somit zu teuer. Sie können so vergrößert werden, dass die vorhersehbare wahrsche<strong>in</strong>liche Schließtoleranz Tw so<br />
groß wird wie die verlangte Schließtoleranz TS .<br />
- Die ToleranzTwbesitzt e<strong>in</strong>e gewisse ger<strong>in</strong>ge Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, mit der sie überschritten wird. Daher muss<br />
sichergestellt werden, dass e<strong>in</strong>e eventuelle Toleranzüberschreitung ke<strong>in</strong>en Schaden anrichtet.<br />
Häufigkeitsverteilungen geometrischer Eigenschaften:<br />
Wenn e<strong>in</strong>e Serie gleicher Werkstücke ordnungsgemäß gefertigt und nachgemessen wird, verteilen<br />
sich die Istmaße zwischen M<strong>in</strong>destmaß G u und Höchstmaß G o . Teil man diesen Toleranzbereich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Reihe gleich schmaler Bereiche, und trägt <strong>in</strong> jedem dieser Bereiche die Anzahl der Istmaße<br />
auf, so erhält man e<strong>in</strong>e Treppenkurve, deren Kurvenzug e<strong>in</strong>e Verteilungskurve darstellt.<br />
Grundlage des statistischen Tolerierens s<strong>in</strong>d folgende drei Fälle:<br />
Normalverteilung (nach Gauß): Die meisten Istmaße liegen <strong>in</strong> der Mitte des<br />
Bereichs, die Häufigkeit nimmt symmetrisch zu beiden Grenzmaßen h<strong>in</strong> stark<br />
ab. Diese "Glockenkurve" entsteht beim Idealfall e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> zufälligen<br />
(stochastischen) Streuung e<strong>in</strong>er Größe.<br />
Rechteckverteilung: Alle zulässigen Istmaße kommen gleich häufig vor. Praktisch<br />
wird aber zu den Grenzmaßen h<strong>in</strong> immer e<strong>in</strong> Abfall vorliegen; d. h. die Rechteckverteilung<br />
ist gegenüber der Wirklichkeit <strong>in</strong> der Regel zu ungünstig angenommen.<br />
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Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
Nur Grenzmaße: Als Istmaße werden nur G u und G o angesetzt, das ist der ungünstigste<br />
und sehr unwahrsche<strong>in</strong>liche Grenzfall.<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen<br />
Quadratische<br />
Schließtoleranz Tq:<br />
T q = √(T 1 2 + T2 2 + …)<br />
Rechteck<br />
Schließtoleranz Tr :<br />
Tr = √ 3 ∗ Tq Arithmetische<br />
Schließtoleranz Ta :<br />
Ta = (T1 + T2 + …) = ΣTi
Schneckenwelle als <strong>Beispiel</strong> zur statistischen Tolerierung<br />
Die Funktion des <strong>in</strong> Bild a dargestellten Schneckentriebs verlangt e<strong>in</strong> axiales Lagerspiel zwischen 0,2 und 0,8 mm,<br />
es bildet das Schließmaß S = 0,2 +0,6 mm mit der Schließtoleranz T S = 0,6 mm. Diese wurde arithmetisch, d. h. nach<br />
dem ungünstigsten Fall, auf die beteiligten E<strong>in</strong>zelmaße aufgeteilt, daraus ergibt sich die Maßkette <strong>in</strong> Bild b.<br />
Arithmetische Schließtoleranz: T a = 2 T D + T B + 2 T L + T H<br />
T a = 2∗0,1 + 0,1 + 2∗0,12 + 0,06 mm T a = 0,6 mm<br />
Quadratische Schließtoleranz: T q = √ 2∗T D 2 + TB 2 + 2∗TL 2 + TH<br />
Prof. Dr. -Ing. D. Beuke<br />
Masch<strong>in</strong>enelemente, CAD, Konstruktion<br />
T q = √ 2∗0,12 + 0,12 + 2∗0,122 + 0,062 mm T q = 0,25 mm<br />
Rechteck-Schließtoleranz: T r = √ 3 ∗ T q<br />
T r = √ 3 ∗ 0,25 mm T r = 0,43 mm<br />
Abschätzung der gewählten Schließtoleranz Tw : Sie beruht darauf, wie gut die Voraussetzungen a) Unabhängigkeit, b)<br />
Normalverteilung, c) Mittigkeit und d) Prozessfähigkeit <strong>für</strong> die quadratische Schließtoleranz erfüllt s<strong>in</strong>d. Tw liegt praktisch<br />
<strong>in</strong> der Regel weit näher an Tq als an den ungünstigeren Grenzwerten Ta bzw. Tr . Es gilt also:<br />
Ta >> Tq ≤ Tw bzw. Tr > Tw ≥ Tq . mit 0,43 mm > Tw ≥ 0,25 mm kann z.B angenommen werden Tw = 0,3 mm.<br />
Mit weiteren Rechnungen und Abschätzungen lassen sich nun evtl. die relativ engen Toleranzen <strong>für</strong> B und H vergrößern.<br />
Technisches Zeichnen<br />
Grundlagen