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<strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. 5/2013<br />
Ausverkauf<br />
des Lebens?<br />
Verbraucherschützer warnen vor Bio-Patenten auf Tiere und Pflanzen<br />
Die Bilanz ist erschreckend: Bereits 2250 Pflanzen und 1330<br />
Tiere sind durch das Europäische Patentamt in den letzten<br />
20 Jahren patentiert worden. Die meisten dieser sogenannten<br />
Bio-Patente betreffen gentechnisch manipulierte Lebewesen. Denn<br />
die Gentechnik hat die Patentierung von Leben überhaupt erst möglich<br />
gemacht. Durch Einfügen fremder Gene, sogenannte Genmanipulationen,<br />
galten Pflanzen und Tiere von einem Tag auf den anderen als<br />
Erfindung von Konzernen wie Monsanto, Syngenta, Bayer oder BASF.<br />
Doch es kommt noch schlimmer: Ob Brokkoli, Tomaten, Melonen oder<br />
Schweine – seit etwa zehn Jahren geraten auch immer mehr Pflanzen<br />
und Tiere aus konventioneller Zucht, also ohne gentechnische Manipulation,<br />
in den Fokus von Agrarkonzernen und werden patentiert.<br />
Marktmonopole und steigende Preise<br />
Ein Patent gilt für 20 Jahre ab Anmeldedatum. In diesem Zeitraum hat<br />
der Patentinhaber das alleinige Recht auf die Herstellung und Vermarktung<br />
„seines“ Produkts. Auf diese Weise wollen die Agrarkonzerne die<br />
Kontrolle über die gesamte Lebensmittelproduktion an sich reißen. Bäuerinnen<br />
und Bauern auf der ganzen Welt bekommen die Auswirkungen<br />
der Privatisierung von Leben am heftigsten zu spüren. Denn die Patente<br />
verbieten den eigenen Nachbau und den Austausch von Saatgut sowie<br />
die Weiterzüchtung der vorhandenen Pflanzensorten. Die Landwirte<br />
müssen ihr Saatgut nun jedes Jahr erneut den Konzernen abkaufen.<br />
Die Folgen sind steigende Saatgut- und Produktionskosten und der<br />
Verlust von eigenen, lokal angepassten Sorten. Denn Hochertragssorten<br />
benötigen einen hohen Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln –<br />
eine Katastrophe für die Umwelt und für unsere Ernährungssicherheit.<br />
Info<br />
Weitere Informationen zu Patenten auf Saatgut finden Sie<br />
auf der folgenden Internetseite:<br />
www.no-patents-on-seeds.org<br />
Die Broschüre des <strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V. „Wer<br />
hat‘s erfunden? - Patente auf Pflanzen & Tiere“ können<br />
Sie unter www.umweltinstitut.org bestellen.<br />
Widerstand regt sich<br />
Unsere Lebensmittelproduktion in der Hand von einigen wenigen Großkonzernen?<br />
Viele Landwirte, Züchter und Verbraucher wollen das nicht<br />
zulassen. Unabhängige Organisationen klagen gegen die Erteilung von<br />
Bio-Patenten und fordern ihr grundsätzliches Verbot. Anhand eines Tomaten-Patents<br />
wird derzeit am Europäischen Patentamt entschieden,<br />
ob auch in Zukunft Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen und<br />
Tiere erteilt werden dürfen. Das Ergebnis ist noch offen.<br />
Während der rechtliche Durchbruch noch auf sich warten lässt,<br />
nimmt eine andere Bewegung seit Jahren an Fahrt auf: Anstatt sich<br />
von Agrarkonzernen vorschreiben zu lassen, was auf den Teller kommt,<br />
greifen immer mehr Menschen einfach selbst zu Hacke und Spaten.<br />
Selbst angebautes ökologisches Obst und Gemüse liegt im Trend. Und<br />
das Saatgut dafür wird nicht einfach im Gartenmarkt gekauft. Auf sogenannten<br />
Saatgutbörsen wird Saatgut von alten, regionalen und selbstgezüchteten<br />
Sorten ausgetauscht. Dies ist ein wichtiger Schritt zu mehr<br />
Ernährungssouveränität und Vielfalt auf unseren Äckern und Tellern.<br />
text Dr. Ruth Tippe<br />
Kein Patent auf Leben!<br />
FotoS Fotolia, <strong>Umweltinstitut</strong> <strong>München</strong> e.V.