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Energie- und Klimastrategie Thüringen 2015 - Agentur für ...

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Gliederung<br />

1. Prolog<br />

2. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.1 Rechtliche <strong>und</strong> politische Voraussetzungen<br />

2.2 Voraussetzungen in <strong>Thüringen</strong><br />

3. Klimaschutz <strong>und</strong> <strong>Energie</strong><br />

3.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

3.2 Strategie<br />

3.3 Ziele <strong>und</strong> Handlungsfelder<br />

4. Ausbau erneuerbarer <strong>Energie</strong>n<br />

4.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

4.2 Bioenergie<br />

4.3 Windenergie<br />

4.4 Solarenergie<br />

4.5 Geothermie<br />

1


4.6 Wasserkraft<br />

5. <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>einsparung<br />

5.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

5.2 Verkehr<br />

5.2.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

5.2.2 Strategie<br />

5.2.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

5.3 Bau<br />

5.3.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

5.3.2 Strategie<br />

5.3.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

5.4 Öffentlicher Bereich – Vorbildfunktion<br />

5.4.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

5.4.2 Strategie<br />

5.4.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

2


5.5 Wirtschaft – Arbeit – <strong>Energie</strong><br />

5.5.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

5.5.2 Strategie<br />

5.5.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

5.6 Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />

5.6.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

5.6.2 Strategie<br />

5.6.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

6. Bildung, Qualifizierung, Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

6.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

6.2 Strategie<br />

6.3 Handlungsfelder – Zielstellung<br />

3


1. Prolog<br />

Der globale Klimawandel ist bereits heute Realität - er beschleunigt sich <strong>und</strong> wird zur Gefahr <strong>für</strong> die Schöpfung <strong>und</strong> die Lebenschancen<br />

künftiger Generationen. Dieser Entwicklung muss entgegengesteuert werden. Wenn jetzt die richtigen Schritte ergriffen werden, kann<br />

es gelingen, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Was wir heute in den Klimaschutz investieren, verhindert<br />

in der Zukunft hohe wirtschaftliche Folgekosten sowie Umwelt- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschäden. Ein wirksamer Klimaschutz sorgt da<strong>für</strong>, dass<br />

die Lebensgr<strong>und</strong>lagen in vielen Regionen intakt bleiben <strong>und</strong> Flüchtlingsströme oder Verteilungskämpfe um Wasser <strong>und</strong> andere<br />

Ressourcen wie <strong>Energie</strong>träger verhindert werden. Gleichzeitig gilt es, bereits jetzt geeignete Anpassungsstrategien an veränderte<br />

klimatische Bedingungen zu entwickeln.<br />

Im Rahmen der EU- <strong>und</strong> G8-Präsidenschaft unter Führung von B<strong>und</strong>eskanzlerin Dr. Angela Merkel ist Deutschland als Impulsgeber<br />

aufgetreten bei der Vereinbarung konkreter Ziele zur CO2-Reduktion, zum Ausbau erneuerbarer <strong>Energie</strong>n <strong>und</strong> zur Steigerung der<br />

<strong>Energie</strong>effizienz. Aufgr<strong>und</strong> der Beschlüsse der Klimakonferenz 2008 auf Bali können jetzt erstmalig Verhandlungen zur Reduktion von<br />

Treibhausgasen aufgenommen werden, die alle Industrieländer – auch die USA – umfassen. Und auch zum ersten Mal haben sich die<br />

Entwicklungsländer bereit erklärt – darunter die aufstrebenden wirtschaftlichen Großmächte China <strong>und</strong> Indien -, sich ebenfalls am<br />

Klimaschutz zu beteiligen.<br />

Europa nimmt beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle ein. Die Europäische Union wird bis 2020 den Treibhausgasausstoß um 30 %<br />

reduzieren, wenn andere Länder folgen. Unabhängig davon hat sich die EU bereits jetzt auf eine Reduzierung ihrer Emissionen um<br />

mindestens 20 % bis 2020 festgelegt. Darüber hinaus sollen bis 2020 die <strong>Energie</strong>effizienz um 20 % gesteigert, der Anteil der<br />

erneuerbaren <strong>Energie</strong>n am Gesamtenergieverbrauch ebenfalls auf 20 % erhöht <strong>und</strong> der Biokraftstoffanteil am<br />

Gesamtkraftstoffverbrauch auf 10 % vergrößert werden. Die Europäische Union ist nun gefordert, diese ambitionierten Ziele<br />

umzusetzen <strong>und</strong> damit ihre internationale Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu bekräftigen.<br />

Klimaschutz ist eine Querschnittsaufgabe, die auf allen politischen Ebenen ein abgestimmtes Handeln voraussetzt. Klimaschutz kann<br />

nur erfolgreich sein, wenn er auch vor Ort <strong>und</strong> im täglichen Leben praktiziert wird. Deshalb müssen B<strong>und</strong>, Länder, Landkreise, Städte,<br />

Gemeinden <strong>und</strong> Bürger gemeinsam an einem Strang ziehen. Notwendig ist es daher, Klimaschutzmaßnahmen vor Ort zielgerichtet zu<br />

unterstützen <strong>und</strong> zu fördern. Die Thüringer Landesregierung stärkt durch einen kooperativen Umweltschutz die Eigenverantwortung der<br />

4


Beteiligten <strong>und</strong> verleiht ihnen neuen Schwung. Die Chancen des Marktes müssen genutzt <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liches Verhalten belohnt<br />

werden.<br />

Angesichts knapper Ressourcen benötigt Deutschland eine <strong>Energie</strong>versorgung, die sicher, wirtschaftlich <strong>und</strong> umweltverträglich<br />

bereitgestellt wird. Eine sichere <strong>Energie</strong>versorgung muss auf einen breit gefächerten <strong>Energie</strong>mix <strong>und</strong> eine „<strong>Energie</strong>partnerschaft“ von<br />

<strong>Energie</strong>wirtschaft, Industrie, Verbrauchern <strong>und</strong> Politik setzen. Die energie- <strong>und</strong> umweltpolitischen Rahmenbedingungen müssen so<br />

gestaltet werden, dass eine rationellere Verwendung von <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Ressourcen möglich wird sowie eine wirksamere Förderung<br />

Erneuerbarer <strong>Energie</strong>n praktiziert wird. Deutschland soll bis zum Jahr 2020 den effizientesten Kraftwerkspark der Welt haben <strong>und</strong> muss<br />

auch weiter den Ausbau <strong>und</strong> die Modernisierung seiner <strong>Energie</strong>leitungen vorantreiben. Auf absehbare Zeit kann auf den Beitrag der<br />

Kernenergie zur Stromerzeugung in Deutschland nicht verzichtet werden. Sie ermöglicht es, den Zeitraum zu überbrücken, bis neue<br />

klimafre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong> wirtschaftliche <strong>Energie</strong>träger in ausreichendem Umfang verfügbar sind.<br />

<strong>Energie</strong>versorgung muss bezahlbar bleiben, eine angemessene Teilhabe an <strong>Energie</strong> darf nicht zur sozialen Frage werden. Um den<br />

Anstieg der <strong>Energie</strong>preise zu begrenzen, wollen wir auf einen funktionierenden Wettbewerb im Strom- <strong>und</strong> Gasmarkt hinwirken.<br />

Umweltverträgliche <strong>Energie</strong>versorgung muss auf erneuerbare <strong>Energie</strong>n setzen. Hier ist Deutschland Weltmarktführer. Darin liegen<br />

Chancen im Hinblick auf umweltverträgliches Wachstum, innovative Geschäftsfelder <strong>und</strong> neue Arbeitsplätze, die es zu nutzen gilt. Der<br />

Anteil der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n am Gesamtenergieverbrauch muss weiter ausgebaut werden. Ziel ist, dass die erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>n bis zum Jahr 2050 den Hauptanteil an der <strong>Energie</strong>bereitstellung in Deutschland tragen. <strong>Thüringen</strong> ist seit langem führend<br />

beim Einsatz von Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n. Die Politik der Thüringer Landesregierung gibt dabei wichtige Impulse, auch <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung neuer Technologien.<br />

<strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> klimastrategisches Handeln ist seit Jahren Bestandteil der Politik <strong>Thüringen</strong>s, weit bevor dies ein zentrales Thema <strong>für</strong> die<br />

<strong>Energie</strong>politik in Europa <strong>und</strong> Deutschland wurde. Für die nun vorgelegte „<strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Klimastrategie</strong> <strong>Thüringen</strong> <strong>2015</strong>“ hat sich<br />

<strong>Thüringen</strong> bewusst Ziele <strong>für</strong> einen überschaubaren Zeitraum gesetzt, an deren Realisierung sich die Politik im Freistaat künftig messen<br />

lassen muss.<br />

5


2. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.1 Rechtliche <strong>und</strong> politische Voraussetzungen<br />

Gr<strong>und</strong>lage der europäischen <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Klimapolitik <strong>und</strong> ihrer bereits skizzierten Klimaschutzziele ist der Europäische <strong>Energie</strong>-<br />

Aktionsplan aus dem Jahr 2007, mit dem der Wettbewerb intensiviert, die Versorgungssicherheit erhöht, <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong><br />

erneuerbare <strong>Energie</strong>n ausgebaut <strong>und</strong> neue technologische Lösungen gefördert werden sollen.<br />

Diesen Zielen verpflichtet hat die B<strong>und</strong>esregierung mit den Meseberger Beschlüssen die Eckpunkte vorgelegt <strong>für</strong> ein Integriertes<br />

<strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Klimaprogramm (IEKP), das am 5. Dezember 2007 beschlossen wurde. Die darin vorgesehenen, inzwischen weitgehend<br />

verabschiedeten Gesetzes- <strong>und</strong> Verordnungsvorhaben bilden den Rahmen <strong>für</strong> eine moderne <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Klimapolitik des Freistaates<br />

<strong>Thüringen</strong>. In den meisten B<strong>und</strong>esländern wurden bereits ähnliche Programme bzw. Strategien verabschiedet.<br />

2.2 Voraussetzungen in <strong>Thüringen</strong><br />

Als neues B<strong>und</strong>esland ist <strong>Thüringen</strong> geprägt von den gravierenden politischen Ereignissen sowie den ökonomischen <strong>und</strong> ökologischen<br />

Umbrüchen im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands. Die damit verb<strong>und</strong>enen tiefgreifenden Umstrukturierungsprozesse ließen<br />

viele Branchen in die Krise geraten <strong>und</strong> führten zwischen 1989 <strong>und</strong> 1995 zu einem Verlust von zwei Dritteln der alten Arbeitsplätze.<br />

Langfristige Investitionen <strong>und</strong> Neuansiedlungen, der gezielte Ausbau der Infrastruktur, innovative Entwicklungen vieler Branchen sowie<br />

die Erschließung neuer Märkte haben hier zu einem starken Neuaufbau der Thüringer Wirtschaft geführt.<br />

Auch im Bereich der <strong>Energie</strong>wirtschaft waren umfangreiche Investitionen in die technische Infrastruktur, namentlich die überalterten<br />

Übertragungs- <strong>und</strong> Versorgungsnetze erforderlich. Hinzu kam die nahezu vollständige Umstellung der Stromerzeugungskapazitäten<br />

auf Erdgas, wobei der Anteil der Kraftwärmekopplung fast 95 % beträgt. Neben den Regionalversorgungsunternehmen haben sich auf<br />

kommunaler Ebene 29 Stadtwerke etabliert, die die Versorgung mit Strom, Gas <strong>und</strong> Fernwärme wahrnehmen.<br />

6


Die Umstrukturierungsprozesse haben insbesondere in den ersten Jahren nach 1990 einen drastischen Rückgang des<br />

Primärenergieverbrauchs bewirkt. Während 1990 noch ca. 355 Petajoule (PJ) verbraucht wurden, lag der Primärenergieverbrauch im<br />

Jahr 2006 bei r<strong>und</strong> 251 PJ. In den letzten Jahren ist wieder ein Anstieg zu beobachten. Eine ähnliche Entwicklung ist beim<br />

Endenergieverbrauch festzustellen, wobei Unterschiede in einzelnen Sektoren bestehen. Beim Verkehr stieg der Verbrauch von 1990<br />

bis 2002 kontinuierlich an, während er in den nachfolgenden Jahren zurück ging. In der Industrie war bis etwa 1995 ein kräftiger<br />

Rückgang zu verzeichnen, dann folgte eine Phase der Stagnation. Ab 2002 macht sich, bedingt durch den Aufbau Ost, eine<br />

Aufwärtstendenz bemerkbar. Der <strong>Energie</strong>verbrauch der Haushalte verharrt in den letzten Jahren auf gleichbleibendem Niveau, wobei<br />

der durchschnittliche <strong>Energie</strong>verbrauch je Haushalt geringer ist als der B<strong>und</strong>esdurchschnitt. Insbesondere der Stromverbrauch der<br />

Haushalte liegt in <strong>Thüringen</strong> mit ca. 2.600 Kilowattst<strong>und</strong>en (kWh) pro Jahr <strong>und</strong> Haushalt deutlich unter dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt mit<br />

etwa 3.500 kWh. Anzumerken ist hierbei, dass der Ausstattungsgrad der Haushalte mit Elektrogroßgeräten zwar noch nicht dem des<br />

B<strong>und</strong>esdurchschnittes entspricht, sich aber in den letzten Jahren annähert.<br />

Die energieverbrauchsbedingten CO2-Emissionen sind gegenüber 1990 um die Hälfte zurückgegangen. Nach einem drastischen<br />

Rückgang in den ersten Jahren ist auch danach durch <strong>Energie</strong>trägerumstellung <strong>und</strong> Zunahme der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n eine stetige<br />

Abwärtsentwicklung festzustellen mit einigen statistischen Ausreißern in 2001 – 2003. Bei der weiteren Zielsetzung im Bereich<br />

Emissionsminderung muss darauf geachtet werden, dass die Entwicklungsperspektiven Aufbau Ost nicht konterkariert werden.<br />

Milliardeninvestitionen in den vergangenen zwanzig Jahren haben in <strong>Thüringen</strong> zu einer technisch hochentwickelten <strong>und</strong><br />

leistungsfähigen Infrastruktur geführt <strong>und</strong> damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der <strong>Energie</strong>versorgung geleistet. Die<br />

<strong>Energie</strong>versorgung ist allerdings auch dadurch gekennzeichnet, dass immer noch fast 85 % des Primärenergiebedarfs durch Bezüge<br />

(Importe) gedeckt werden müssen. Elektrischer Strom wird nur zu etwa einem Drittel in <strong>Thüringen</strong> erzeugt, Erdgas muss fast vollständig<br />

eingeführt werden. Kohle- <strong>und</strong> Erdölvorkommen sind nicht vorhanden. Unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit kommt es hier auf<br />

einen ausgewogenen <strong>Energie</strong>mix an, zu dem auch zunehmend die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n gehören. Die verstärkte Förderung des<br />

Ausbaus der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n in <strong>Thüringen</strong> hat dazu geführt, dass das Land in Deutschland den höchsten Anteil erneuerbarer<br />

<strong>Energie</strong>n am Primärenergieverbrauch hat.<br />

Erheblich befördert wurde der Ausbau der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n <strong>und</strong> damit die Sicherheit der <strong>Energie</strong>versorgung auch durch die<br />

Errichtung <strong>und</strong> Betriebsaufnahme des Pumpspeicherkraftwerkes Goldisthal, das mit einer Leistung von 1060 MW eines der größten<br />

Pumpspeicherkraftwerke Europas <strong>und</strong> das größte in Deutschland ist. Die regelungstechnischen Möglichkeiten des Kraftwerkes<br />

ermöglichen vor allem auch die Zwischenspeicherung von aus erneuerbarer <strong>Energie</strong>n erzeugtem Strom. Darüber hinaus erfordert der<br />

weitere Ausbau der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n zusätzliche Speicherkapazitäten <strong>und</strong> innovative Lösungen bei der Anwendung.<br />

7


Ein wichtiger Faktor bei der zukünftigen <strong>Energie</strong>konzeption <strong>Thüringen</strong>s ist schließlich die Bevölkerungsentwicklung. Von 1990 bis 2007<br />

verzeichnete der Freistaat einen Bevölkerungsrückgang um 12,0 %. Nach derzeitigen Bevölkerungsvorausberechnungen muss bis<br />

2020 mit einem weiteren Rückgang um bis zu 11,6 % gerechnet werden; besonders betroffen davon wäre die Bevölkerung im<br />

erwerbsfähigen Alter. Allerdings ist es ein zentrales Ziel der Politik der Thüringer Landesregierung dem entgegenzuwirken; gleichwohl<br />

müssen viele öffentliche Bereiche diese unterschiedlichen Szenarien berücksichtigen. Für die <strong>Energie</strong>versorgung wird die mit dem<br />

Bevölkerungsrückgang verb<strong>und</strong>ene Siedlungsdichte mit einer Erhöhung der spezifischen Infrastrukturkosten verb<strong>und</strong>en sein, denn<br />

netzgeb<strong>und</strong>ene Infrastruktur ist in der Regel auf eine bestimmte Nutzerzahl ausgelegt <strong>und</strong> ein Rückbau selten in dem Maße möglich,<br />

wie die Bevölkerung schwindet, ohne Funktions- <strong>und</strong> wirtschaftliche Tragfähigkeit zu gefährden. In diesem Zusammenhang wird weiter<br />

verstärkt über den Ausbau dezentraler <strong>Energie</strong>versorgungsstrukturen nachzudenken sein.<br />

8


3. Klimaschutz <strong>und</strong> <strong>Energie</strong><br />

3.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

Der globale Klimawandel wird in vielen Regionen der Welt teils dramatische Folgen haben. Auch in <strong>Thüringen</strong> werden die<br />

Auswirkungen des Klimawandels zu spüren sein:<br />

• Wärmere Sommer haben zur Folge, dass sich das Wasserangebot im Thüringer Becken während der Vegetationsperiode<br />

verringert.<br />

• Die Winter werden wärmer <strong>und</strong> feuchter.<br />

• Die Frosttage nehmen ab.<br />

Die klimatischen Veränderungen haben weit reichende Folgen in ihrer Dimension, Komplexität <strong>und</strong> Auswirkung. Es geht einerseits<br />

darum, die Ursachen der Klimaänderung einzudämmen <strong>und</strong> sich andererseits an die veränderten Bedingungen anzupassen.<br />

Die <strong>für</strong> <strong>Thüringen</strong> geltenden wesentlichen klima- <strong>und</strong> energiepolitischen Rahmenbedingungen werden auf europäischer <strong>und</strong> auf<br />

nationaler Ebene festgelegt. Die Thüringer Landesregierung bekannte sich bereits mit dem Klimaschutzkonzept <strong>Thüringen</strong> im Jahr<br />

2000 dazu, einen wichtigen Beitrag im Rahmen der globalen Aufgabe Klimaschutz zu leisten <strong>und</strong> vorhandene Potenziale zur Senkung<br />

der Treibhausgas-Emissionen zu erschließen.<br />

In <strong>Thüringen</strong> wurden im Jahr 1990, dem international verbindlichen Basisjahr aller Betrachtungen zum Treibhausgas-Ausstoß, gut 28<br />

Millionen Tonnen CO2 aus fossilen <strong>Energie</strong>trägern erzeugt. Im Jahr 2003 waren es noch 11,9 Millionen Tonnen. Das ist ein Rückgang<br />

um 57,6 %. Gegenüber dem Jahr 1999, auf dem das Thüringer Klimaschutzkonzept basiert, gibt es einen weiteren Rückgang um gut 4<br />

%. Zu den bisherigen CO2-Minderungen hat maßgeblich vor allem die Industrie beigetragen, die den wirtschaftlichen Wiederaufbau seit<br />

1990 mit effizienten umweltfre<strong>und</strong>lichen Technologien befördert hat. Deutlich geringer waren die Minderungen, die aus den Haushalten<br />

kamen. Der Verkehrsbereich hat bisher nicht zu einer Verringerung des CO2 – Ausstoßes beigetragen.<br />

Aufsetzend auf das Klimaschutzkonzept wurde in <strong>Thüringen</strong> eine ganze Reihe von Aktionen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Unterstützung des<br />

Klimaschutzprozesses eingeleitet, darunter die Veranstaltung von bislang vier Klimaforen.<br />

9


Ein wesentlicher Schritt war der Abschluss des Nachhaltigkeitsabkommens <strong>Thüringen</strong>s (NAT) im Jahr 2004. Die Thüringer Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> die Thüringer Landesregierung haben am 31. März 2009 die Fortschreibung des Nachhaltigkeitsabkommens <strong>Thüringen</strong><br />

unterzeichnet <strong>und</strong> damit die bereits angestoßene Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft <strong>für</strong> den Freistaat <strong>Thüringen</strong> zunächst bis<br />

zum 31. Dezember 2011 verlängert.<br />

In seinem fünfjährigen Bestehen sind dem NAT 274 Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen <strong>und</strong> Betriebsgrößen beigetreten.<br />

Das Spektrum reicht vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum großen Unternehmen, vom Dienstleistungsbereich bis zum<br />

produzierenden Gewerbe. Das NAT dient diesen Unternehmen als Plattform. Viele dieser Unternehmen zeigen, wie betrieblicher<br />

Umweltschutz eigenverantwortlich betrieben werden kann, ohne dass dadurch das Betriebsergebnis verschlechtert wird. In vielen<br />

Fällen konnten z. B. durch die freiwillige Teilnahme an Umweltmanagementsystemen wie EMAS oder DIN ISO 14.000 ff. oder<br />

niederschwelligen Umweltmanagementansätzen wie ÖKOPROFIT® <strong>und</strong> QUB die Betriebskosten gesenkt werden.<br />

Im Rahmen der Implementierung solcher Umweltmanagementsysteme <strong>und</strong> -ansätze setzen sich die Unternehmen u. a. auch mit den<br />

durch sie verursachten direkten <strong>und</strong> indirekten Umweltauswirkungen auseinander. Dabei spielen Fragen der <strong>Energie</strong>einsparung <strong>und</strong><br />

<strong>Energie</strong>effizienz sowie die Senkung klimarelevanter Emissionen eine wichtige Rolle, so dass im Ergebnis der Einführung solcher<br />

Umweltmanagementsysteme oder -ansätze überwiegend auch beachtliche <strong>Energie</strong>einsparungen <strong>und</strong> Reduzierungen bei den<br />

klimarelevanten Emissionen zu verzeichnen sind. Umweltmanagementansätze <strong>und</strong> -systeme, insbesondere EMAS, sind somit<br />

hervorragend geeignet, entsprechende Potenziale aufzuzeigen <strong>und</strong> nutzbar zu machen. Dies gilt nicht nur <strong>für</strong> die Wirtschaft, sondern<br />

auch <strong>für</strong> den Non-Profit-Bereich <strong>und</strong> die öffentliche Verwaltung. Die Landesregierung unterstützt daher ihre Einführung durch die<br />

Bereitstellung von Fördermitteln.<br />

3.2 Strategien<br />

Die politische Herausforderung ist, zukünftig die Ursachen <strong>und</strong> Wirkungen des Klimawandels, wissenschaftlich gestützt, in konkrete<br />

Klimaschutzmaßnahmen vor Ort umzusetzen. Neben der Minderung der Treibhausgasemissionen ist es notwendig, sich an die sich<br />

ändernden Bedingungen anzupassen, um mit den gegenwärtigen <strong>und</strong> künftigen negativen Folgen besser umzugehen <strong>und</strong> auch die sich<br />

ergebenden Chancen sinnvoll <strong>für</strong> die Gesellschaft zu nutzen.<br />

10


Das Thüringer Klima- <strong>und</strong> Anpassungsprogramm der Landesregierung, veröffentlicht im Mai 2009, bietet über die Möglichkeiten des<br />

Klimaschutzes hinaus einen Rahmen, um auf der Gr<strong>und</strong>lage einer Analyse der abschätzbaren Folgen des Klimawandels Risiken <strong>und</strong><br />

Chancen <strong>für</strong> die Bevölkerung, die natürlichen Lebensräume <strong>und</strong> die Volkswirtschaft aufzuzeigen, zu bewerten <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>für</strong> eine<br />

vorsorgliche oder reaktive Anpassung an die veränderten Bedingungen vorzustellen.<br />

Betroffene Bereiche in <strong>Thüringen</strong> sind das Ges<strong>und</strong>heitswesen, die Wasserwirtschaft, der Bodenschutz, die Landwirtschaft, die<br />

Forstwirtschaft, der Naturschutz, der Verkehr, der Tourismus, das Bauwesen, die Raumordnung <strong>und</strong> die Landesplanung sowie der<br />

Katastrophenschutz.<br />

Die Verminderung von Treibhausgasen im <strong>Energie</strong>bereich ist die zentrale Voraussetzung, um langfristig die<br />

Anpassungsnotwendigkeiten <strong>und</strong> damit die Anpassungskosten so gering wie möglich zu halten. Damit sind beide Wege – Maßnahmen<br />

zur Verringerung der Treibhausgasemissionen <strong>und</strong> Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel – untrennbar miteinander<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

3.3 Handlungsfelder – Zielstellungen<br />

Die Thüringer Landesregierung hat in diesem Jahr das Thüringer Klima- <strong>und</strong> Anpassungsprogramm vorgelegt. Darin werden die<br />

gesellschaftlichen Bereiche ausgewiesen, die vom Klimawandel betroffen sind sowie Strategien im Umgang mit den Folgen des<br />

Klimawandels entwickelt. Mögliche Handlungsoptionen <strong>und</strong> Anpassungsmaßnahmen werden mit naturwissenschaftlich-technischer<br />

Ausrichtung dargelegt.<br />

Die <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Klimastrategie</strong> <strong>Thüringen</strong> <strong>2015</strong> legt ihren Schwerpunkt auf das Thema <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> seine klimarelevanten<br />

Auswirkungen. Sie enthält folgende Zielebenen:<br />

- die Senkung des <strong>Energie</strong>verbrauchs, Erhöhung der <strong>Energie</strong>effizienz<br />

- Minderung des CO2 – Ausstoßes, Ausbau der Nutzung von erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />

- stärkere Einbeziehung des Themas <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Klima in die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie in die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

11


4. Ausbau erneuerbarer <strong>Energie</strong>n<br />

4.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

Im ersten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung war die Nutzung erneuerbarer <strong>Energie</strong>n noch sehr gering, <strong>Energie</strong>träger waren dabei<br />

hauptsächlich Wasserkraft <strong>und</strong> Biomasse. Etwa ab dem Jahr 2000 setzte ein starker Aufschwung vor allem bei Biomasse <strong>und</strong><br />

Windkraft ein. In den letzten Jahren nimmt auch die Nutzung von Solarenergie <strong>und</strong> Geothermie zu, wenn auch auf deutlich niedrigerem<br />

Niveau.<br />

Die verstärkte Nutzung der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n hat dazu geführt, dass sich der Anteil der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n am<br />

Primärenergieverbrauch von 0,6 % in 1990 über 3,5 % in 2000 auf 15,4 % in 2006 erhöht hat. Bei einem gesamten<br />

Primärenergieverbrauch von r<strong>und</strong> 251 Petajoule (PJ) in 2006 lieferten die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n einen Beitrag von fast 39 PJ.<br />

Biomasse einschließlich Klär- <strong>und</strong> Deponiegas ist der weitaus wichtigste erneuerbare <strong>Energie</strong>träger mit einem Anteil von 90 %. Danach<br />

folgen Windenergie mit einem Anteil von 7,7 %, Wasserkraft mit 1,5 %, Solarenergie <strong>und</strong> Geothermie mit zusammen 0,8 %.<br />

Während bisher die Primärenergie im Fokus der Untersuchungen stand, wird künftig die Endenergie als statistisches Maß <strong>für</strong> die<br />

<strong>Energie</strong>verwendung an Bedeutung gewinnen, insbesondere weil die Zielvorgaben der Europäischen Union <strong>für</strong> das Jahr 2020 darauf<br />

zurückgreifen. Allerdings werden in den <strong>Energie</strong>bilanzen nur die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n dargestellt, die direkt bei den<br />

Endverbrauchergruppen eingesetzt werden. Der aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n erzeugte Strom oder die aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />

erzeugte Fernwärme werden in den <strong>Energie</strong>bilanzen im Endenergieverbrauch nicht gesondert nachgewiesen. Darüber hinaus ergibt<br />

sich ein Zuordnungsproblem beim Stromaustausch über Ländergrenzen (theoretisch auch beim Fernwärmeaustausch). Obwohl<br />

<strong>Thüringen</strong> einen hohen Strombezugssaldo aufweist, wird darauf verzichtet, hieraus einen Anteil den erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />

zuzurechnen. Über 60 % des Stromverbrauchs wird durch Strombezug aus anderen B<strong>und</strong>esländern gedeckt. Auf der anderen Seite<br />

wird davon ausgegangen, dass Strom <strong>und</strong> Fernwärme aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n, die in <strong>Thüringen</strong> erzeugt werden, auch vollständig<br />

in <strong>Thüringen</strong> verbraucht werden.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Prämissen konnte in <strong>Thüringen</strong> in 2006 ein Anteil der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n am Endenergieverbrauch<br />

von 13,8 % erreicht werden (Vergleichswert <strong>für</strong> Deutschland: 7,5 %). Bei einem Endenergieverbrauch von 221.656 Terajoule (TJ)<br />

wurden 23.220 TJ an erneuerbaren <strong>Energie</strong>n direkt bei den Endverbrauchern eingesetzt, <strong>und</strong> zwar insbesondere zur<br />

Wärmebereitstellung <strong>und</strong> als Kraftstoffeinsatz. Hinzu kamen eine Strommenge von 6.380 TJ aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n <strong>und</strong> eine<br />

12


Fernwärmemenge von 1.071 TJ aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n, so dass insgesamt der Beitrag der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n am<br />

Endenergieverbrauch 30.671 TJ betrug. Bezogen auf die Stromversorgung ergab sich ein Anteil von 13,8 %, auf die<br />

Wärmebereitstellung ein Anteil von 16,9 % <strong>und</strong> auf den Kraftstoffverbrauch ein Anteil von 6,5 %.<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Anteil der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n am gesamten<br />

Endenergieverbrauch:<br />

Ausbau der Nutzung von erneuerbaren <strong>Energie</strong> wie:<br />

Stand 2006: 13,8 %<br />

Biomasse<br />

Solarenergie<br />

Ziel 2010: 18,0 %<br />

Ziel <strong>2015</strong>: 22,0 %<br />

Windenergie<br />

Geothermie<br />

Wasserkraft<br />

Anmerkung:<br />

Bei den Zielsetzungen wird angenommen, dass Biomasse<br />

weiterhin als dominanter <strong>Energie</strong>träger die Entwicklung<br />

bestimmt. Dabei wird <strong>für</strong> das Jahr 2010 ein um 25 % höherer<br />

Einsatz von Biomasse gegenüber 2006 erwartet (als Vergleich:<br />

zwischen 2003 <strong>und</strong> 2006 Zunahme um mehr als 30 %). In<br />

<strong>2015</strong> wird nur noch eine Zunahme von 20 % gegenüber 2010<br />

prognostiziert. Gleichzeitig wird ein konstanter<br />

Endenergieverbrauch angenommen (Zunahme im Sektor<br />

Industrie, Abnahme in allen anderen Sektoren). Der derzeitige<br />

Wirtschaftseinbruch ist nicht berücksichtigt worden.<br />

Die Zielsetzung <strong>Thüringen</strong>s <strong>für</strong> das Jahr 2010 entspricht der Zielvorgabe der Europäischen Union <strong>für</strong> Deutschland <strong>für</strong> das Jahr 2020.<br />

13


4.2 Bioenergie<br />

Biomasse ist der wichtigste <strong>und</strong> vielseitigste erneuerbare <strong>Energie</strong>träger in <strong>Thüringen</strong>. Biomasse wird in fester, flüssiger <strong>und</strong> gasförmiger<br />

Form zur Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung <strong>und</strong> zur Herstellung von Biokraftstoffen genutzt.<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Einsatz von Biomasse:<br />

Stand 2006: 100 % 35.000 TJ<br />

Ziel 2010: 125 % 44.000 TJ<br />

Ziel <strong>2015</strong>: 150 % 52.000 TJ<br />

4.3 Windenergie<br />

Konsequente Erschließung der bisher ungenutzten Potenziale:<br />

Waldrest- <strong>und</strong> Durchforstungsholz aus dem<br />

Kleinstprivatwald zur Wärmeerzeugung,<br />

Stroh <strong>für</strong> Heizkraftwerke, BtL oder Ethanolherstellung,<br />

Wirtschaftsdünger <strong>und</strong> NAWARO zum Ausbau der<br />

Biogaserzeugung sowie<br />

Kurzumtriebsplantagen <strong>und</strong> Agroforstsysteme zur<br />

Ergänzung des Holzpotenzials<br />

Auch die Nutzung der Windkraft hat zur positiven Entwicklung der Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n beigetragen. Ende 2002 waren 295 Anlagen<br />

mit einer Leistung von 273 Megawatt (MW) am Netz, die in 2002 r<strong>und</strong> 353 Gigawattst<strong>und</strong>en (GWh) Strom erzeugten. Ende 2006 waren<br />

510 Anlagen mit einer Leistung von r<strong>und</strong> 620 MW installiert, die fast 830 GWh ins Netz einspeisten.<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Stand 2006: 100 % 830 GWh (2.979 TJ) Angemessener Ausbau der Windenergienutzung<br />

Verankerung in den Raumordnungsplänen<br />

Ziel 2010: 156 % 1.300 GWh (4.700 TJ)<br />

Ziel <strong>2015</strong>: 200 % 1.670 GWh (6.000 TJ)<br />

14


Anmerkungen:<br />

Derzeit werden die Regionalen Raumordnungspläne überarbeitet, die den weiteren Ausbau der Windkraftnutzung entscheidend<br />

beeinflussen. Die Diskussion um die Wahrnehmung des Landschaftsbildes <strong>und</strong> des Artenschutzes hat sich in <strong>Thüringen</strong> in den letzten<br />

10 Jahren verstärkt. Daher ist absehbar, dass die installierte Leistung im nächsten Jahrzehnt nicht mehr verdoppelt werden kann. Die<br />

Zielsetzungen sind jedoch erreichbar, da im guten Windjahr 2007 die Einspeisung 1.272 GWh betrug.<br />

4.4 Solarenergie<br />

Die Solarenergie lässt sich vielfältig nutzen. Photovoltaikanlagen wandeln Sonnenlicht direkt in elektrischen Strom um. Solarthermische<br />

Anlagen eignen sich zur Erwärmung von Trinkwasser <strong>und</strong> zur Aufbereitung von heißem Wasser <strong>für</strong> die Heizungsanlage. Mit<br />

Solarthermieanlagen lassen sich auch Kälte <strong>und</strong> Prozesswärme erzeugen.<br />

Gemäß der <strong>Energie</strong>bilanz wurde 2006 eine <strong>Energie</strong>menge von 261 TJ bereitgestellt. Davon entfielen 85 TJ (23,6 GWh) auf<br />

Photovoltaik <strong>und</strong> 176 TJ (49 GWh) auf Solarthermie. Damit steht die Nutzung von Solarenergie in <strong>Thüringen</strong> erst am Anfang der<br />

Entwicklung, obwohl sie sich zwischen 2000 <strong>und</strong> 2006 verdreifacht hat. Vorläufige Zahlen <strong>für</strong> 2007 lassen erwarten, dass sich diese<br />

Entwicklung fortsetzt.<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Solarthermie<br />

Stand 2006: 100 % 176 TJ (49 GWh)<br />

Ziel 2010: 200 % 352 TJ ( 98 GWh)<br />

Ziel <strong>2015</strong>: 400 % 704 TJ (196 GWh)<br />

Photovoltaik<br />

Stand 2006: 100 % 85 TJ (24 GWh)<br />

Ziel 2010: 400 % 340 TJ ( 96 GWh)<br />

Ziel <strong>2015</strong>: 1000 % 850 TJ (240 GWh)<br />

Umsetzung des Spitzenclusters „Solarvalley<br />

Mitteldeutschland“<br />

Unterstützung bei der Weiterentwicklung im F+E-Sektor<br />

Unterstützung der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung der Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> der Anwender<br />

15


Anmerkung:<br />

Wenn sich die Zielstellung des Spitzenclusters „Solarvalley Mitteldeutschland“ umsetzen lässt, bis <strong>2015</strong> <strong>für</strong> photovoltaisch erzeugten<br />

Strom die so genannte Netzparität in Deutschland zu erreichen, wird sich insbesondere bei Photovoltaik nach <strong>2015</strong> eine noch stärkere<br />

Zunahme ergeben.<br />

4.5 Geothermie<br />

Geothermische <strong>Energie</strong> – auch als Erdwärme bezeichnet – ist die in Form von Wärme gespeicherte <strong>Energie</strong> im Boden <strong>und</strong> in den<br />

obersten Gesteinsschichten. Unter Geothermie versteht man die technische Ausnutzung dieser natürlichen Erdwärme zur<br />

<strong>Energie</strong>gewinnung. Die geologischen Voraussetzungen <strong>für</strong> die Nutzung tiefer liegender geothermischer Ressourcen sind in <strong>Thüringen</strong><br />

nach dem bisherigen Stand von Forschung <strong>und</strong> Technik ungünstig. Dagegen gewinnt die Nutzung der oberflächennahen<br />

geothermischen <strong>Energie</strong> bei privaten <strong>und</strong> gewerblichen Bauvorhaben in <strong>Thüringen</strong> zunehmend an Bedeutung. Die oberflächennahe<br />

Geothermie nutzt die obersten Schichten der Erdkruste bis etwa 100 m Tiefe (max. 400 m). Das Temperaturniveau in diesem Bereich<br />

liegt bei ca. 10° bis 15° C. In <strong>Thüringen</strong> dominieren die Erschließungen von Erdwärme im Bereich zwischen 80 <strong>und</strong> 100 m Bohrtiefe. In<br />

2006 lag der Ertrag aus Geothermie bei 61 TJ (17 GWh).<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Stand 2006: 100 % 61 TJ (17 GWh)<br />

Konsequente <strong>und</strong> strukturierte Erweiterung der<br />

oberflächennahen <strong>und</strong> -mittleren Geothermie <strong>und</strong> soweit<br />

Ziel 2010: 150 % 92 TJ (26 GWh)<br />

möglich, Tiefengeothermie<br />

Ziel <strong>2015</strong>: 300 % 183 TJ (51 GWh)<br />

Ausbau der geowissenschaftlichen Datenlage<br />

Nutzung der Ermessensspielräume bei<br />

Genehmigungsverfahren<br />

Unterstützung der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung der Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> der Anwender<br />

Unterstützung bei der Weiterentwicklung im F+E-Sektor<br />

Anmerkungen:<br />

Die zurzeit noch geringe Bedeutung der Geothermie soll u. a. durch die Hilfestellung von der Thüringer Landesanstalt <strong>für</strong> Umwelt <strong>und</strong><br />

Geologie (TLUG) erhöht werden. Die TLUG hat dazu ein Informationsportal „Oberflächennahe Geothermie <strong>Thüringen</strong>s“ zur Verfügung<br />

gestellt. Diskussionen zu den Genehmigungen gibt es im Bereich der Trinkwasserschutzzonen.<br />

16


4.6 Wasserkraft<br />

Die Nutzung der Wasserkraft hat in <strong>Thüringen</strong> eine lange Tradition. Nach der Wiedervereinigung wurde ein Großteil der zuvor<br />

stillgelegten Anlagen wieder reaktiviert, so dass Ende 2007 über 160 Anlagen mit einer Leistung von 30 Megawatt wieder am Netz<br />

waren. Zur Leistung der Laufwasserkraft wird entsprechend der internationalen Gepflogenheiten auch der natürliche Zulauf der<br />

Pumpspeicherkraftwerke hinzu gerechnet. Allerdings hat das größte Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal (1.060 MW) keinen natürlichen<br />

Zulauf im Oberbecken. Es liefert insofern keinen Beitrag zu den erneuerbaren <strong>Energie</strong>n. Da keine neuen Querbauwerke (Wehre) in die<br />

Flüsse eingezogen werden sollen, ist das Ausbaupotenzial <strong>für</strong> Wasserkraft weitgehend erschöpft. In 2006 wurde eine Strommenge von<br />

587 TJ (163 GWh) aus Wasserkraft erzeugt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in 2006 eine sehr geringe Wasserführung in den<br />

Flüssen vorhanden war.<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Stand 2006: 100 % 587TJ (163 GWh)<br />

Optimierung der bestehenden Wasserkraftanlagen<br />

Ziel 2010: 130 % 763TJ (212 GWh)<br />

Ziel <strong>2015</strong>: 150 % 882TJ (245 GWh)<br />

Anmerkungen:<br />

Bei der Nutzung der Laufwasserkraft ist nur ein geringes Wachstum zu erwarten. Unterstellt wird bei der Zielsetzung ein normales<br />

Wasserjahr.<br />

17


5. <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>einsparung<br />

5.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

Die Erhöhung der <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong> eine verstärkte <strong>Energie</strong>einsparung sind wesentliche Elemente einer erfolgreichen <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Klimastrategie</strong>.<br />

Milliardeninvestitionen in die technische Infrastruktur der <strong>Energie</strong>wirtschaft <strong>und</strong> andere erhebliche Investitionen im Bereich der<br />

Wohnungswirtschaft, insbesondere energieeinsparende Maßnahmen im Rahmen der Sanierung des Gebäudebestandes, haben in den<br />

ersten Jahren nach 1990 zu einem deutlichen Rückgang des <strong>Energie</strong>verbrauchs in <strong>Thüringen</strong> geführt. Durch die erfolgreiche<br />

wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist in den letzten Jahren wieder ein leichter Anstieg des <strong>Energie</strong>verbrauchs festzustellen.<br />

Deshalb gilt es nun, diesen Trend aufzuhalten, ohne die positive wirtschaftliche Entwicklung zu konterkarieren.<br />

5.2 Verkehr<br />

5.2.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

Der individuelle motorisierte Personenverkehr hatte in <strong>Thüringen</strong> im Jahr 1997 einen Anteil am Gesamtverkehr von 88,5 %<br />

(B<strong>und</strong> 79,6 %). Mit 11,5 % lag der Anteil des öffentlichen Personenverkehrs, d. h. Eisenbahnverkehr, öffentlicher<br />

Straßenpersonenverkehr <strong>und</strong> Luftverkehr, weit unter dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt von 16,6 % <strong>und</strong> wird bis zum Jahr <strong>2015</strong> weiter, um ca.<br />

2,2 %, zurückgehen.<br />

Das Personenverkehrsaufkommen wird trotz derzeit anzunehmendem Bevölkerungsrückgang bis <strong>2015</strong> um r<strong>und</strong> 4 % steigen. Im<br />

Gegensatz zum motorisierten Individualverkehr, der um 6,6 % zunehmen wird, geht der öffentliche Personenverkehr um 16,2 % zurück,<br />

innerhalb der Verkehrsträger jedoch mit unterschiedlicher Tendenz. Während der Luftverkehr um 50 % <strong>und</strong> der Eisenbahnverkehr um<br />

21,5 % zunehmen werden, nimmt der Busverkehr um 21 % ab.<br />

Der Güterverkehr wird in <strong>Thüringen</strong> deutlich zunehmen. Wachstumsfaktor im Verkehr <strong>Thüringen</strong>s ist der Transitverkehr über die<br />

Autobahnen. Auf Straßen wurden 1997 in <strong>Thüringen</strong> ca. 80 % der Güter transportiert, der Rest auf der Schiene.<br />

18


5.2.2 Strategie<br />

Das Leitziel heißt "Nachhaltige Mobilität", d. h. ausreichende Mobilität im Wettbewerb mit anderen Standorten, umwelt- <strong>und</strong><br />

klimaverträgliche Verkehrssysteme <strong>und</strong> sozialverträgliche Mobilitätskosten.<br />

Die positive Entwicklung im Eisenbahnverkehr wird nicht durch die Binnennachfrage, sondern durch den Durchgangsverkehr<br />

verursacht, der die auch hier zu erwartende rückläufige Entwicklung kompensieren wird.<br />

Wachstumsfaktor im Verkehr <strong>Thüringen</strong>s ist der Transitverkehr. Dem muss bei künftigen Investitionsentscheidungen besonders<br />

Rechnung getragen werden.<br />

- Entwickeln von neuen bedarfs- <strong>und</strong> altersgerechten Strategien <strong>für</strong> den öffentlichen Personenverkehr<br />

- Individueller Zuschnitt des öffentlichen Verkehrs<br />

- Beachten von Klimaschutz <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>effizienz im weiteren Verkehrswegeaus- <strong>und</strong> -umbau<br />

- Erstellung <strong>und</strong> Optimierung eines „differenzierten Bedienungsmodells im öffentlichen Personennahverkehr”<br />

- Unterstützung der Zusammenarbeit der Aufgabenträger <strong>und</strong> Verkehrsunternehmen im öffentlichen Personennahverkehr<br />

(Kooperationsförderung)<br />

- effiziente Nutzung von Synergieeffekten der verschiedenen Verkehrsarten Eisenbahn, Straßenbahn, städtischer <strong>und</strong> regionaler<br />

Busverkehr<br />

- Erschließen des Potenzials beim Radverkehr sowohl im ländlichen Raum, als auch in den Städten<br />

19


5.2.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Ausbau des ÖPNV, Optimierung <strong>und</strong> Schaffung eines differenzierten<br />

Bedienungsmodells im ÖPNV<br />

Senkung CO2-Ausstoß<br />

Verkehrsvermeidung<br />

Verminderung des innerstädtischen Individualverkehrs – Urban<br />

Logistics bis <strong>2015</strong> um 15 %<br />

Steigerung der <strong>Energie</strong>effizienz im Straßenverkehr<br />

Erhöhung der Effizienz der Verkehre in <strong>Thüringen</strong> bis <strong>2015</strong> um 10 %<br />

Anpassung ÖPNV im Hinblick auf <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong><br />

Klimaschutz<br />

Verbesserung des individuellen ÖPNV (z. B. Sammeltaxen)<br />

Vermeidung von energieintensiven Kurzstrecken,<br />

Ausbau Radwegenetz im städtischen Raum<br />

Verminderung des städtischen Individualverkehrs<br />

Ausbau der Park+Ride-Systeme zur Reduzierung des<br />

Individualverkehrs <strong>und</strong> besseren Auslastung der ÖPNV-<br />

Systeme<br />

Unterstützung von Mitfahrzentralen<br />

Verflüssigung des Straßenverkehrs z. B. durch bessere<br />

Koordinierung von Lichtsignalanlagen, Reduzierung von<br />

Steigungen, Verlagerung des Verkehrs auf Ortsumgehungen<br />

<strong>und</strong> Nutzung von Kreisverkehren<br />

Verstärkte Nutzung von Parkleitsystemen zur Vermeidung von<br />

Parksuchverkehr<br />

Ausbau <strong>und</strong> Verstärkung der Verkehrsmanagementsysteme<br />

Kombination Güterverkehr Straße – Schiene, d. h. Transport<br />

geringerer Gütereinheiten auf der Straße, großer<br />

Gütereinheiten auf der Schiene<br />

Ausschöpfen der vorhandenen Kapazitäten, Minimierung des<br />

mengenspezifischen <strong>Energie</strong>verbrauchs <strong>und</strong> der<br />

Verkehrsemissionen<br />

20


Zielstellung Maßnahmen<br />

(Re-)Aktivierung von Eisenbahnstrecken bzw. nichtöffentlichen<br />

Anschlussbahnen <strong>für</strong> den Schienengüterverkehr<br />

Multimodaler Güterverkehr<br />

Prüfung der (Re-)Aktivierbarkeit von Eisenbahnstrecken bzw.<br />

nichtöffentlichen Anschlussbahnen <strong>für</strong> den<br />

Schienengüterverkehr in/an Gewerbe- <strong>und</strong> Industriegebieten –<br />

Verlagerung der Gütertransporte von der Straße auf die<br />

Schiene<br />

Beschränkung des Güterverkehrs auf der Straße zu Gunsten<br />

des Schienengüterverkehrs<br />

21


5.3 Bau<br />

5.3.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

<strong>Thüringen</strong> hat einen Bestand in 2007 von r<strong>und</strong> 515.000 Wohngebäuden. In den Jahren 1995 – 2007 wurden 53.000 Wohngebäude<br />

nach den hohen Anforderungen der <strong>Energie</strong>einsparverordnung (EnEV) neu errichtet. Auf Wohn- <strong>und</strong> Nichtwohngebäuden stehen r<strong>und</strong><br />

100 Mio. m² Dachflächen zur Verfügung. Langfristig lässt sich der Bedarf an Raumwärme, Raumlüftung, Warmwasser <strong>und</strong> Beleuchtung<br />

weitgehend durch die solar nutzbaren Dach-, Fassaden- <strong>und</strong> gebäudenahen Flächen decken.<br />

Die Thüringer Wohnungsunternehmen haben im Jahr 2007 290.000 Wohngebäude im Bestand. Davon wurden bereits 88 % in den<br />

letzten Jahren saniert. Trotz dieser umfangreichen Investitionen in den Gebäudebestand ist dort noch ein erhebliches<br />

<strong>Energie</strong>einsparpotenzial vorhanden. Das kann allerdings angesichts der bereits getätigten Investitionen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

finanziellen Belastungen allenfalls mittelfristig ausgeschöpft werden.<br />

5.3.2 Strategie<br />

- Der Gebäudebestand ist langfristig so zu verändern, dass er über seinen gesamten Lebenszyklus (Herstellung <strong>und</strong> Betrieb)<br />

keine treibhausrelevanten Emissionen verursacht.<br />

- Verstärkt sollen nachwachsende <strong>und</strong> ökologische Rohstoffe bei der Sanierung <strong>und</strong> dem Neubau eingesetzt werden.<br />

- Bei der Umsetzung dieser Herausforderungen ist von den Unterschieden im ländlichen <strong>und</strong> urbanen Raum auszugehen. Das gilt<br />

insbesondere auch <strong>für</strong> die ökonomische Situation der Gebäudenutzer (Private Haushalte, Kommunen, Unternehmen, staatliche<br />

Einrichtungen).<br />

22


5.3.3 Handlungsfelder – Zielstellungen<br />

Steigerung der energetischen Effizienz von Gebäuden<br />

Senkung der CO2-Emissionen um 5 % bis <strong>2015</strong><br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Erhöhung der solaren Ausstattungsrate im Gebäudebestand<br />

um 5 % bis <strong>2015</strong><br />

Erhöhung des Anteils der Solarthermie sowie des Einsatzes von<br />

Biomasse zur Wärmeversorgung auf insgesamt 20 %<br />

Erhöhung der <strong>Energie</strong>effizienz im Gebäudebestand bei der<br />

Sanierung von Altbauten<br />

Schaffung der Voraussetzungen <strong>für</strong> eine ökonomische<br />

Einspeisung des erzeugten Stroms von Blockheizkraftwerken in<br />

Mehrfamilienhäusern, Wohnungsbaugesellschaften u. a. zum<br />

Eigenenergieverbrauch<br />

Projekte zur Revitalisierung dörflicher Strukturen durch eine<br />

dezentral vernetzte Gebäudeenergieproduktion auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage erneuerbarer <strong>Energie</strong>n <strong>und</strong> energieeffizienter<br />

Techniken mit dezentralen <strong>Energie</strong>börsen<br />

Unterstützung der Durchführung von kommunalen Pilotprojekten<br />

<strong>für</strong> energetisch hocheffiziente Stadtteile mit hoher elektrischer<br />

<strong>und</strong> thermischer Eigenenergieversorgung<br />

Erhöhung der Sanierungsrate <strong>und</strong> zeitnahe Umsetzung der<br />

Empfehlungen zur kostengünstigen Modernisierung gemäß § 20<br />

<strong>Energie</strong>einsparverordnung<br />

Nutzung von Geothermie, Solarenergie, Biomasse <strong>und</strong><br />

Wasserstoff <strong>für</strong> die Bedarfsdeckung an chemischer, elektrischer<br />

<strong>und</strong> thermischer Nutzenergie<br />

Unterstützung von weitgehend energetisch autarken ländlichen<br />

Siedlungen mit energieproduzierenden Gebäuden auf der Basis<br />

erneuerbarer <strong>Energie</strong>n <strong>und</strong> energieeffizienter Techniken<br />

Vorrangige Verwendung von erneuerbaren <strong>Energie</strong>n bei<br />

Einrichtungen mit natur- oder umweltnahem Bezug<br />

Entwicklung einer eigenständigen Solararchitektur, die<br />

<strong>Energie</strong>erzeugungs- <strong>und</strong> –nutzungsfunktionen schon in der<br />

Planungsphase eines Gebäudes implementiert<br />

Auslobung von themenbezogenen Architekturpreisen, Bau von<br />

Musterhaussiedlungen bzw. Musterhäusern<br />

23


5.4 Öffentlicher Bereich – Vorbildfunktion<br />

5.4.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

Im öffentlichen Bereich kommt neben der Ausrichtung des Personalmanagements der Nutzung des landeseigenen Gebäudebestandes<br />

eine besondere Vorbildfunktion zu. Die Vorteile einer kurzfristigen Realisierung energieeffizienter Maßnahmen <strong>und</strong> einer damit<br />

verb<strong>und</strong>enen langfristigen Verringerung des <strong>Energie</strong>verbrauches sollen besonders bei Gebäuden <strong>und</strong> Liegenschaften der öffentlichen<br />

Hand genutzt werden.<br />

Auch im Rahmen des von der B<strong>und</strong>esregierung beschlossenen Konjunkturpakets II wurden <strong>und</strong> werden energiewirtschaftliche<br />

Maßnahmen an kommunalen <strong>und</strong> landeseigenen Liegenschaften umgesetzt.<br />

Es ist unabdingbar, dass im Rahmen eines landesweiten <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Liegenschaftsmanagements der selbst genutzte<br />

Gebäudebestand sowie alle Planungen <strong>und</strong> Entwicklungsvorhaben einer ständigen Kontrolle <strong>und</strong> Optimierung unterliegen. Mit der<br />

Gründung des Landesbetriebes „Thüringer Liegenschaftsmanagement“ schuf die Landesregierung ein Instrument, mit dem der<br />

Freistaat optimal auf steigende Anforderungen im Umgang mit Immobilien reagieren kann.<br />

Durch das Thüringer Liegenschaftsmanagement werden ca. 1.117 Immobilien betreut. Der Flächenanteil der in Eigentum befindlichen<br />

Immobilien liegt bei ca. 81 %, die Fläche der angemieteten Immobilien bei lediglich ca. 19 %.<br />

Im Jahr 2000 wurde die Zentrale Betriebsüberwachungsstelle (ZBÜ), der die Kontrolle <strong>und</strong> Optimierung des <strong>Energie</strong>verbrauchs<br />

landeseigener Liegenschaften obliegt, in das Thüringer Liegenschaftsmanagement integriert. Ihre Aufgabe ist es, nach der Erfassung<br />

aller Kosten <strong>und</strong> Dienstleistungen die Kosten <strong>und</strong> den Verbrauch in den Bereichen der Gebäudebewirtschaftung in den nächsten<br />

Jahren deutlich zu reduzieren, ohne gleichzeitig an der Bewirtschaftungsqualität zu sparen. Der PublicPrivatPartnership (PPP)– Bereich<br />

hat sich in diesem Zusammenhang als besonders geeignet erwiesen, neue <strong>und</strong> innovative Verfahren zur Entwicklung alternativer<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> die <strong>Energie</strong>gewinnung <strong>und</strong> Nutzung umzusetzen.<br />

24


5.4.2. Strategie<br />

- Erarbeitung eines Programms zur Stärkung der PPP, um die Realisierung <strong>und</strong> Finanzierung der öffentlichen Investitionen im<br />

Bereich <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Klima zu unterstützen<br />

- Reformierung der Beschaffung unter umweltfre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> energieeffizienten Kriterien,<br />

- Realisierung von umfangreichen <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Kosteneinsparungspotenzialen, Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei<br />

Landesliegenschaften im Rahmen der Selbstverpflichtung,<br />

- Steigerung des Anteils von innovativen <strong>und</strong> bislang unrentierlichen Techniken (z.B. Brennstoffzelle, Photovoltaik, Vakuum-<br />

Isolations-Panele),<br />

- Vorreiterrolle des Freistaats bei der Nutzung der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n, insbesondere der Bioenergie zur Wärmeversorgung in<br />

den landeseigenen Gebäuden<br />

25


5.4.3 Handlungsfelder – Ziele<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Realisierung <strong>und</strong> Finanzierung von bis zu 15 % der öffentlichen<br />

Investitionen <strong>für</strong> die energetische Sanierung durch<br />

privatwirtschaftliche Partner bis <strong>2015</strong><br />

Realisierung von umfangreichen <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong><br />

Kosteneinsparungspotenzialen bis 2011<br />

Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 3 % bei<br />

Landesliegenschaften im Rahmen der Selbstverpflichtung bis <strong>2015</strong><br />

Unterstützung von PPP-Lösungen der energetischen<br />

Modernisierung im kommunalen Sektor, z.B. durch die Förderung<br />

von Machbarkeits- <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen <strong>und</strong> die<br />

„Program System Consulting“ -Entwicklung, sowie durch die<br />

Bündelung von Gebäuden <strong>und</strong> Anlagen <strong>für</strong> die Vergabe von<br />

<strong>Energie</strong>-Contracting-Leistungen.<br />

Unterstützung der Thüringer Kommunen bei der Erarbeitung ihrer<br />

strategischen kommunalen <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Klimapolitik bis <strong>2015</strong><br />

durch Schaffung von unterstützenden bzw. normativen<br />

Rahmenbedingungen<br />

Unterstützung der Thüringer Kommunen bei der Erneuerung der<br />

Straßenbeleuchtungen durch innovative technische Lösungen,<br />

die den Elektroenergieverbrauch um mindestens 50 % senken<br />

Unterstützung der Kommunen bei der Erstellung von regionalen<br />

<strong>Energie</strong>konzepten<br />

Verwertung vorrangig regional erzeugter Rohstoffe zur<br />

Schließung von Stoffkreisläufen sowie zur regionalen<br />

Wertschöpfung<br />

Technische Optimierung des gesamten Fahrzeugbestandes bis<br />

2011, neu anzuschaffende Dienstfahrzeuge werden mit<br />

Rußpartikelfiltern ausgestattet oder Gasfahrzeuge sein<br />

Verstärkter Einsatz biogener Kraftstoffe (z. B. E85, BTL) im<br />

Fahrzeugpark des Freistaates <strong>Thüringen</strong><br />

Ausbau der Anteile des schienengeb<strong>und</strong>enen Individualtransports<br />

– Erhöhung der Anteile der Dienstreisen mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln –<br />

26


Zielstellung Maßnahmen<br />

Wärmeversorgung in den öffentlichen Gebäuden bis <strong>2015</strong> mit 12 %<br />

über Bioenergie<br />

Verbesserung der Beratung <strong>und</strong> Unterstützung der Kommunen<br />

Ersatz von verschlissenen Öl- <strong>und</strong> Gasheizungen durch<br />

Biomassekessel im ländlichen Raum, vor allem in öffentlichen<br />

Gebäuden <strong>und</strong> Einrichtungen (Schulen, Krankenhäuser,<br />

Altenheime, Spaßbäder, etc.). Mittelfristig ist eine<br />

Wärmeversorgung mit einem Anteil von 15 % über Bioenergie<br />

auch in kommunalen Gebäuden anzustreben<br />

Kein genereller Ausschluss fester <strong>und</strong> flüssiger Biobrennstoffe in<br />

Bebauungsplan-Gebieten; Hinwirken auf entsprechende Fassung<br />

der Planungsunterlagen durch Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

Ausrichtung der Entscheidungen <strong>für</strong> Neu- bzw. Ersatzinvestitionen<br />

bei Heizanlagen nach den Wärmegestehungskosten (ct/kWh)<br />

Beratungshilfe bei der <strong>Energie</strong>effizienz-Analyse,<br />

Modernisierungsplanung <strong>und</strong> beim Projektmanagement <strong>für</strong><br />

energetische Sanierung kommunaler Gebäude <strong>und</strong> Anlagen.<br />

Beratungshilfe <strong>für</strong> die Zugangserleichterung der<br />

Inanspruchnahme von B<strong>und</strong>esprogrammen (z.B. MAP <strong>und</strong> KfW)<br />

Hinweise <strong>für</strong> die standort- <strong>und</strong> wirtschaftsverträgliche Anpassung<br />

der kommunalen Bauleitplanung (FN-Pläne, B-Pläne) an die EE-<br />

<strong>und</strong> Klimaschutzziele,<br />

Schaffung von Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsangeboten <strong>für</strong> die<br />

Bediensteten zu den Themen <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Klima<br />

27


5.5 Wirtschaft – Arbeit – <strong>Energie</strong> (Industrie <strong>und</strong> Gewerbe)<br />

5.5.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

Wachstumsmotor der Thüringer Wirtschaft ist seit Jahren das Verarbeitende Gewerbe, dessen Bruttowertschöpfung sich in den letzten<br />

zehn Jahren etwa verdoppelt <strong>und</strong> gegenüber 1991 mehr als vervierfacht hat. Damit liegt der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an<br />

der Thüringer Wirtschaftsleistung deutlich über dem Durchschnitt der neuen Länder <strong>und</strong> erreicht inzwischen mit r<strong>und</strong> 24 % annähernd<br />

westdeutsches Durchschnittsniveau. Gedämpft wird das Thüringer Wirtschaftswachstum durch die seit Mitte der neunziger Jahre<br />

rückläufige Produktion der Bauwirtschaft sowie den notwendigen Personalabbau in der öffentlichen Verwaltung. Der wirtschaftliche<br />

Strukturwandel ist in <strong>Thüringen</strong> weit vorangeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Die Stärke <strong>Thüringen</strong>s sind seine vielen<br />

mittelständischen Betriebe <strong>und</strong> eine große Branchenvielfalt.<br />

Branchenübersicht<br />

Thüringer Kernbranchen sind<br />

Optik, Mess- <strong>und</strong> Medizintechnik r<strong>und</strong> um Jena,<br />

Solartechnik <strong>und</strong> Maschinenbau in der Region Erfurt,<br />

der Fahrzeugbau um Eisenach <strong>und</strong> Gotha,<br />

die Kunststoffverarbeitung <strong>und</strong> Werkstofftechnik im Raum Ostthüringen,<br />

der Maschinen- <strong>und</strong> Werkzeugbau in Südthüringen<br />

sowie das Ernährungsgewerbe entlang der Thüringer Städtekette an der Autobahn A4.<br />

28


Innovative Unternehmen im Bereich erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

<strong>Thüringen</strong> hat sich binnen weniger Jahre zu einem Solarproduktionsstandort entwickelt, der weltweit in der ersten Liga spielt. Vier<br />

Thüringer Solarfirmen gehören zu den weltweit führenden in ihrem jeweiligen Marktsegment (PV Crystalox Solar PLC – Ingot- <strong>und</strong><br />

Waferproduktion, WACKER SCHOTT Solar GmbH – Waferproduktion, ersol Solar Energy AG – Solarzellenproduktion, SCHOTT Solar<br />

AG – Solarmodulproduktion). Die Industrieunternehmen bedienen die gesamte Wertschöpfungskette Photovoltaik.<br />

In <strong>Thüringen</strong> gibt es derzeit<br />

10 weltweit agierende Produktionsunternehmen,<br />

insgesamt 48 Unternehmen im weiteren Branchenumfeld,<br />

2 Forschungseinrichtungen <strong>und</strong><br />

4 Hochschulen,<br />

welche entlang der gesamten PV-Wertschöpfungskette in den beiden relevanten Technologielinien, kristalline Silizium-Technologie <strong>und</strong><br />

Silizium-Dünnschichttechnologie, kooperieren.<br />

Bei einem Marktwachstum von deutlich über 30 %, dem stetigen Ausbau der Forschungs- <strong>und</strong> Produktionskapazitäten sowie einer<br />

erwarteten Verdopplung der Beschäftigtenzahlen in den kommenden Jahren auf 5.000 Beschäftigte stehen die Zeichen dieser Branche<br />

weiter auf Expansion.<br />

29


5.5.2 Strategie<br />

Im Mittelpunkt der Thüringer Wirtschaftspolitik steht die weitere Förderung der Wirtschaftsentwicklung durch wachstums- <strong>und</strong><br />

beschäftigungsfre<strong>und</strong>liche Rahmenbedingungen. Es gilt, die wirtschaftlichen Entwicklungspotenziale aller Regionen des Freistaates<br />

auszuschöpfen. Die Steigerung der Attraktivität <strong>Thüringen</strong>s als Standort <strong>für</strong> Neuansiedlungen, die Unterstützung von Neugründungen<br />

<strong>und</strong> die Verbesserung der Wachstumsbedingungen <strong>für</strong> bereits ansässige Unternehmen sind dabei gleichrangige Zielsetzungen. Dabei<br />

kommt es darauf an, die energie- <strong>und</strong> klimapolitischen Ziele mit der Fortführung des Aufbau Ost abzugleichen sowie die<br />

Wanderungsbilanz bzw. die demographische Entwicklung zu stabilisieren.<br />

Im Mittelpunkt der Thüringer Wirtschaftspolitik stehen insbesondere folgende Bereiche:<br />

die Steigerung der FuE-Aktivitäten vor allem der mittelständischen Unternehmen insbesondere durch leistungsfähige<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Technologieeinrichtungen, die Förderung innovativer Cluster <strong>und</strong> Existenzgründungen sowie die Unterstützung<br />

von betrieblichen Projekten <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>vorhaben,<br />

die Förderung der Investitionstätigkeit der gewerblichen Wirtschaft,<br />

die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen u. a. durch zinsgünstige Darlehen, Fördermaßnahmen<br />

zur Stärkung der Eigenkapitalbasis <strong>und</strong> Beratungsangebote,<br />

die Sicherung eines hohen Qualitätsniveaus der Arbeitskräfte durch gezielte Maßnahmen im Bereich der Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung,<br />

die Gewährleistung einer sicheren, preisgünstigen <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>lichen <strong>Energie</strong>versorgung,<br />

die bedarfsorientierte Weiterentwicklung der wirtschaftsnahen Infrastruktur,<br />

die bessere Nutzung des touristischen Potenzials.<br />

30


5.5.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

"pole position" <strong>für</strong> den <strong>Energie</strong>umbau<br />

Ansiedlung von Zulieferindustrie im Bereich erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>n<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Sicherung von <strong>Thüringen</strong> als national <strong>und</strong> Weiterentwicklung des Länder verbindenden Netzwerkes –<br />

international anerkannte Spitzenregion <strong>für</strong> nachhaltige Spitzencluster „Solarvalley Mitteldeutschland“<br />

<strong>Energie</strong>technik bis <strong>2015</strong><br />

Ausbau der Thüringer EE-Wirtschaft durch Förderung der<br />

Vernetzung <strong>und</strong> der nationalen sowie internationalen<br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Nachhaltige Sicherung des ausreichenden Fachkräfteangebots in<br />

<strong>Thüringen</strong><br />

Koordinierung, Stärkung <strong>und</strong> Ausbau der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> sonstigen Qualifizierung im beruflichen <strong>und</strong><br />

Hochschulbereich sowie der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung auf dem<br />

Gebiet erneuerbarer <strong>Energie</strong>n, <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong> Klimaschutz<br />

in <strong>Thüringen</strong><br />

Erhöhung der <strong>Energie</strong>produktivität (BIP bezogen auf den Gewährleistung einer sicheren, preisgünstigen <strong>und</strong><br />

Endenergieverbrauch) bis <strong>2015</strong> um 30 % gegenüber 2006 umweltfre<strong>und</strong>lichen <strong>Energie</strong>versorgung<br />

Errichtung von Kraftwärmekopplungs-Anlagen im kleineren<br />

Bereich (< 1,5 MWelektr.), mit Schwerpunkt ORC- <strong>und</strong> Vergasungs-<br />

Technologie mit konsequenter Wärme- <strong>und</strong> Kältenutzung<br />

Aufbau ganzheitlicher dezentraler <strong>Energie</strong>erzeugungsstrukturen<br />

(Blockheizkraftwerk-Anlagen, Kleinwindkraftanlagen,<br />

Photovoltaik, Solarthermie)<br />

Ausbau der Netzinfrastruktur <strong>für</strong> die Nutzung von erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>n <strong>für</strong> eine adäquate Integration in das <strong>Energie</strong>system<br />

31


5.6. Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />

5.6.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

In <strong>Thüringen</strong> bindet die Landwirtschaft 6,4 t CO2-Äquivalente je Hektar (2006). Die Potenziale an nutzbarer Biomasse ergeben sich aus<br />

den in der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, aus dem Holz verarbeitenden Gewerbe sowie der Ernährungswirtschaft anfallenden Neben- <strong>und</strong><br />

Restprodukten, soweit sie <strong>für</strong> eine energetische Nutzung geeignet sind. Einige dieser Produkte können auch stofflich verwertet werden.<br />

Bei der Erzeugung <strong>und</strong> Verwertung von Biomasse entstehen sowohl geogene als auch anthropogene Treibhausgase, zu denen neben<br />

Kohlendioxid vor allem Lachgas <strong>und</strong> Methan zählen. Bei der Erzeugung von Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln, insbesondere aber von<br />

Bioenergie, gilt es, bezogen auf die Produkteinheit die Entstehung dieser Treibhausgase weitestgehend zu minimieren. Für die<br />

Bioenergienutzung sind Anbaumethoden <strong>und</strong> Verfahren mit einem hohen Netto-<strong>Energie</strong>gewinn <strong>und</strong> einer hohen CO2-Vermeidung zu<br />

wählen. Gleichzeitig sind die Anforderungen des Naturschutzes, z. B. die Erhaltung <strong>und</strong> Erhöhung der Biodiversität <strong>und</strong> des Boden- <strong>und</strong><br />

Gewässerschutzes unter Berücksichtigung ökonomischer Randbedingungen zu berücksichtigen.<br />

5.6.2 Strategie<br />

Die Strategie ergibt sich bereits aus dem Thüringer Bioenergieprogramm von 2006. Sie wurde entsprechend der aktuellen<br />

Rahmenbedingungen, beispielsweise der Preisentwicklung bei fossilen <strong>Energie</strong>trägern oder der Novellierung des Erneuerbare-<br />

<strong>Energie</strong>n-Gesetzes (EEG) fortgeschrieben.<br />

Für <strong>Thüringen</strong> ergeben sich insbesondere folgende Anwendungsfelder <strong>und</strong> Einsatzgebiete.<br />

Schonung <strong>und</strong> Erhalt der Umwelt; Erhöhung der Wertschöpfung in der Region, durch die Belebung regionaler Kreisläufe <strong>und</strong> die<br />

Nahversorgung;<br />

umweltverträgliche Produktion von nachwachsenden Rohstoffen;<br />

Schließung ökologisch <strong>und</strong> ökonomisch sinnvoller Stoffkreisläufe <strong>und</strong> Reduktion von Transportwegen durch dezentral erzeugte,<br />

weitgehend CO2-neutrale <strong>Energie</strong> ;<br />

Konsequentes Erschließen der bisher ungenutzten Potenziale;<br />

32


Abgabe gezielter Handlungsempfehlungen zur Markteinführung bzw. Marktanteilsausweitung<br />

Konsequente Nutzung <strong>und</strong> Ausbau der biogenen Wärmeerzeugung nach Möglichkeit in Kombination mit Kraft- <strong>und</strong><br />

Wärmekopplung<br />

Ausbau der Erzeugung von Biogas aus landwirtschaftlichen Nebenprodukten, Abfällen <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>pflanzen bei hohen<br />

energetischen Gesamtwirkungsgraden<br />

Absicherung der Erzeugung <strong>und</strong> Nutzung von Kraftstoffen der 1. Generation, inkl. Rapsölmethylester <strong>und</strong> Rapsöl in der<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> im ländlichen Raum<br />

Unterstützung von Landwirtschaftsbetrieben, KMU <strong>und</strong> Kommunen bei der vorwettbewerblichen Planung von<br />

Biomasseverwertungsanlagen einschließlich Bioenergieregionen durch die neu gegründete Bioenergieberatung <strong>Thüringen</strong><br />

(BIOBETH); mittelfristige finanzielle Absicherung der Tätigkeit von BIOBETH anteilmäßig über die öffentliche Hand<br />

Ausbau <strong>und</strong> stärkere Vernetzung der Forschung zum Anbau <strong>und</strong> der Bereitstellung von <strong>Energie</strong>pflanzen sowie der Konversion<br />

von biogenen <strong>Energie</strong>trägern; konsequente Fortschreibung <strong>und</strong> Umsetzung des Thüringer Bioenergieprogramms unter<br />

Federführung des beim TMLNU angesiedelten Fachbeirates Nachwachsende Rohstoffe<br />

Zur Erreichung der Zielstellung, in <strong>Thüringen</strong> im Jahr <strong>2015</strong> einen Anteil der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n am Endenergieverbrauch von 22 %<br />

zu halten, soll die Biomasse mit r<strong>und</strong> 50.000 TJ beitragen. Die Rohstoffpotenziale ermöglichen dies, wenn auch unter erheblichen<br />

Anstrengungen. Beispielsweise könnten 30 % der Landwirtschaftsfläche <strong>Thüringen</strong>s zur <strong>Energie</strong>pflanzenproduktion genutzt werden,<br />

ohne die Versorgungssicherheit an Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln zu gefährden. Ebenso ist eine Verdopplung der Biogasproduktion<br />

möglich, wenn alle bisher ungenutzten Potenziale konsequent erschlossen werden.<br />

33


5.6.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Ausbau der Erzeugung von Biogas aus landwirtschaftlichen<br />

Nebenprodukten, Abfällen <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>pflanzen bei hohen<br />

energetischen Gesamtwirkungsgraden<br />

Errichtung von Anlagen zur Einspeisung von Biogas in das<br />

Erdgasnetz, vorzugsweise als Gemeinschaftsunternehmen zwischen<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>versorgern, inkl. Stadtwerke<br />

Ausschöpfung des Biogaspotenzials auf der Basis von tierischen<br />

Exkrementen <strong>und</strong> betriebswirtschaftlich sinnvollem Einsatz von<br />

landwirtschaftlichen Kofermenten (NAWARO), Nutzung aller<br />

Möglichkeiten einer Abwärmenutzung zur Wärme- <strong>und</strong><br />

Kälteerzeugung<br />

Erweiterung der Rohstoffbereitstellung <strong>für</strong> Biogasanlagen zur<br />

Erhöhung der Biodiversität<br />

Erschließung aller Reserven an Abfällen, Reststoffen <strong>und</strong><br />

Nebenprodukten <strong>für</strong> eine energetische Verwertung<br />

Wissenschaftliche Begleitung von Pilot- <strong>und</strong><br />

Demonstrationsvorhaben zur Monofermentation von NAWARO im<br />

Nass- <strong>und</strong> Trockenverfahren<br />

34


Zielstellung Maßnahmen<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Entwicklung der Bioenergieregionen<br />

(Gewinner des B<strong>und</strong>eswettbewerbs)<br />

Jena-Saale-Holzland<br />

Thüringer Vogtland<br />

sowie an der zweiten R<strong>und</strong>e beteiligte Regionen „Altenburger<br />

Land“ <strong>und</strong> „BERTA“ <strong>und</strong> weiterer interessierter Regionen,<br />

Erschließung <strong>und</strong> Umsetzung von 50 Bioenergieprojekten bis<br />

<strong>2015</strong> im Freistaat<br />

Planung <strong>und</strong> Errichtung von Bioenergiedörfern auf der Basis von<br />

Biogas <strong>und</strong>/oder Feststoffvergasern mit Absicherung der Spitzenlast<br />

durch Holz- oder Strohkessel<br />

Erschließung von Bioenergiedörfern, Gewerbe- <strong>und</strong> Wohngebieten<br />

mit Nahwärmenetzen (Biogasnetze)<br />

Konsequente Nutzung <strong>und</strong> Ausbau der biogenen<br />

Wärmeerzeugung nach Möglichkeit in Kombination mit Kraft-<br />

Wärme-Kopplung<br />

Ausbau der Kraftwärmekopplungs-Nutzung auf der Basis von Holz<br />

<strong>und</strong> Stroh, inkl. einer verstärkten Bereitstellung von<br />

preisgünstigem Prozessdampf <strong>für</strong> die Industrie<br />

35


Zielstellung Maßnahmen<br />

Absicherung der Erzeugung <strong>und</strong> Nutzung von Kraftstoffen der<br />

1. Generation, inkl. Rapsölmethylester <strong>und</strong> Rapsöl in der<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> im ländlichen Raum<br />

Konsequentes Erschließen der bisher ungenutzten Potenziale<br />

Handlungsempfehlungen zur Markteinführung bzw.<br />

Marktanteilsausweitung<br />

Beibehaltung <strong>und</strong> weitere Unterstützung der dezentralen Erzeugung<br />

<strong>und</strong> Nutzung von Rapsöl <strong>und</strong> Rapsölmethylester in <strong>Thüringen</strong>. Zu<br />

favorisieren ist dabei der Einsatz von B100 in der Land- <strong>und</strong><br />

Forstwirtschaft. Die Nutzung in Bus- sowie LKW-Flotten im<br />

ländlichen Raum ist zu unterstützen<br />

Entwicklung von standortangepassten Anbausystemen <strong>für</strong> die<br />

<strong>Energie</strong>pflanzenproduktion<br />

Das Qualitätssicherungsverfahren bei der dezentralen Herstellung von<br />

Rapsöl ist in <strong>Thüringen</strong> etabliert <strong>und</strong> ist fortzuführen.<br />

Entwicklung von Strategien zur Mobilisierung von Rohstoffreserven<br />

im Kleinprivat- sowie im Körperschaftswald<br />

Die Ansätze zur Produktion von Qualitätspellets <strong>und</strong> -briketts auf<br />

Holz-, Stroh- <strong>und</strong> Grüngutbasis in <strong>Thüringen</strong> sind zu unterstützen. Dies<br />

kann nur in enger Zusammenarbeit mit Anlagenbetreibern erfolgen<br />

Sicherung möglichst geschlossener Stoffkreisläufe<br />

Die Qualität der Ausführung von Anlagen zur energetischen<br />

Verwertung ist von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong> die Wahl des<br />

<strong>Energie</strong>versorgungssystems. Insbesondere bei mittelgroßen<br />

Anlagen (100 kW bis 2 MW) im privaten <strong>und</strong> gewerblichen Bereich<br />

ist eine hohe Qualität unerlässlich. Das QM-System<br />

(Qualitätsmanagement Holzheizwerke) sollte in <strong>Thüringen</strong><br />

eingeführt werden<br />

Die Weiterbildung von Heizungs- <strong>und</strong> Sanitärinstallateuren zur<br />

Errichtung von Biomasseheizanlagen im UZH Rudolstadt ist<br />

kontinuierlich fortzuführen. Dazu ist die Vergabe eines Zertifikates<br />

über die HWK als „geprüfter Biomasseheizungsinstallateur“<br />

anzustreben.<br />

36


6. Bildung, Qualifizierung, Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

6.1 Ausgangslage in <strong>Thüringen</strong><br />

Im Hinblick auf den benötigten Zufluss an qualifizierten Arbeitskräften, sowohl im Bereich der Facharbeiter/innen als auch bei den<br />

Ingenieurinnen <strong>und</strong> Ingenieuren <strong>und</strong> anderen akademisch ausgebildeten Personal, kommt den Bereichen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />

Qualifizierung sowie Forschung <strong>und</strong> Entwicklung im Rahmen der <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Klimastrategie</strong> <strong>2015</strong> besondere Bedeutung zu.<br />

Zentrale Akteure der Thüringer Wissenschaftslandschaft sind die neun staatlichen Hochschulen, die Einrichtungen überregional tätiger<br />

Forschungsgemeinschaften wie der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft <strong>und</strong> der Wissenschaftsgemeinschaft<br />

Gottfried Wilhelm Leibniz sowie weitere Forschungsinstitute. Ihre erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit trägt wesentlich zum<br />

hervorragenden Ruf des Landes als Technologiestandort bei.<br />

In <strong>Thüringen</strong> stehen dazu eine Vielzahl von Bildungs- <strong>und</strong> Forschungseinrichtungen zur Verfügung.<br />

Der Campus <strong>Thüringen</strong> umfasst folgende 9 staatliche Hochschulen:<br />

Universität Erfurt<br />

Technischen Universität Ilmenau<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />

Bauhaus-Universität Weimar<br />

Hochschule <strong>für</strong> Musik Franz Liszt Weimar<br />

Fachhochschule Erfurt<br />

Fachhochschule Jena<br />

Fachhochschule Nordhausen<br />

Fachhochschule Schmalkalden<br />

An sieben staatlichen Hochschulen werden bereits 23 Studiengänge (Stand 2009) angeboten, in denen die Fachgebiete „Erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>n“, „<strong>Energie</strong>effizienz“, „<strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Klimatechnologien“ maßgeblich vermittelt werden.<br />

37


Bereits heute ist <strong>für</strong> die Thüringer Forschungslandschaft eine enge Abstimmung <strong>und</strong> Zusammenarbeit von Hochschulen,<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> der Wirtschaft prägend.<br />

Die Thüringer Forschungsstrategie konzentriert sich auf u. a. auf folgende Schwerpunktfelder in denen <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Klima einen hohen<br />

Stellenwert besitzen:<br />

Mikrobiologie <strong>und</strong> Biotechnologie<br />

Optische Technologien, Photonik<br />

Mikro- <strong>und</strong> Nanotechnologien, Mikroelektronik<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />

Werkstoffe <strong>und</strong> Produktionstechnologien<br />

Umwelt- <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>technik, Infrastruktur<br />

Ihre erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit trägt wesentlich zum hervorragenden Ruf des Landes als Technologiestandort bei. Die<br />

Thüringer Universitäten (FSU Jena, TU Ilmenau, BU Weimar) haben Forschungsprojekte mit energietechnischen <strong>und</strong><br />

energiewirtschaftlichen Bezügen vorangetrieben, welche teilweise in überregionale Forschungsprogramme der EU, des B<strong>und</strong>es, der<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), der Deutschen B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt (DBU) eingeb<strong>und</strong>en sind. Die Fachhochschulen<br />

haben zahlreiche Beiträge zu anwendungsorientierten FuE-Zielen geleistet. Doch konzentrieren sich die bisherigen<br />

Vernetzungsanstrengungen der Beteiligten vor allem auf den technischen Bereich.<br />

Im Bereich der beruflichen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung hat das Thema <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Klima in <strong>Thüringen</strong> einen hohen Stellenwert.<br />

Auf diesem Gebiet sind u. a. die Berufsbildungszentren des Handwerks insbesondere das Umweltzentrum des Handwerks tätig.<br />

Mit dem Projekt „Fachkräftesicherung Photovoltaik (FasiPho)“ des Bildungswerks <strong>für</strong> berufsbezogene Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung (BWAW)<br />

in Erfurt werden Lernmodule <strong>für</strong> die Qualifizierung des Fachkräftenachwuchses <strong>für</strong> die Thüringer Solarindustrie entwickelt. Die<br />

Landesregierung setzt im Rahmen ihrer „Solarinitiative“ sehr stark auf das Thema Ausbildung.<br />

Seit inzwischen 13 Jahren findet in <strong>Thüringen</strong> der Wettbewerb „Umweltschulen in Europa“ statt. Insgesamt erhielten 70 Thüringer<br />

Schulen den Titel „Umweltschule in Europa“.<br />

38


6.2 Strategie<br />

Entscheidend da<strong>für</strong>, dass sich der klimapolitische Wandel <strong>und</strong> der Ausbau von erneuerbaren <strong>Energie</strong>n sowie die Einführung<br />

energieeffizienterer Technologien als nachhaltiger "Jobmotor" <strong>für</strong> <strong>Thüringen</strong> auswirken werden, ist die Verfügbarkeit entsprechender<br />

Fachkräfte. Gerade weil es sich bei der sog. "Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n-Branche" um eine Wachstumsbrache handelt, müssen frühzeitig<br />

Anstrengungen unternommen werden, um einem drohenden Fachkräftemangel vorzubeugen.<br />

Im Rahmen der <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> <strong>Klimastrategie</strong> <strong>2015</strong> sind nachfolgende Aufgabenfelder zu bewältigen:<br />

Zielgerichtete Unterstützungsprogramme <strong>für</strong> Thüringer Schulen, <strong>für</strong> die rechtzeitige <strong>und</strong> realitätsnahe Berufsorientierung sowie<br />

Schaffung bedarfskonformer zusätzlicher Ausbildungsplätze in Handwerk <strong>und</strong> Wirtschaft einschließlich der Unterstützung eines<br />

Qualifizierungsprogramms im Bereich <strong>Energie</strong>- <strong>und</strong> Klimatechnik.<br />

Nutzung <strong>und</strong> Ausbau der in <strong>Thüringen</strong> vorhandenen Ausbildungs- <strong>und</strong> Hochschullandschaft <strong>für</strong> "maßgeschneiderte" Studien-<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungsangebote zu den Themenfeldern Erneuerbare <strong>Energie</strong>n, <strong>Energie</strong>effizienz <strong>und</strong> <strong>Energie</strong>beratung, Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsinitiativen <strong>für</strong> Architekten <strong>und</strong> Ingenieure, aber auch <strong>für</strong> Endverbraucher.<br />

Stärkere Vernetzung der <strong>Energie</strong>forschung in <strong>Thüringen</strong> mit dem Ziel einer intensiveren Kooperation der verschiedenen Akteure<br />

(Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen), Nutzung der Potenziale von Forschung <strong>und</strong> Lehre <strong>für</strong> einen höheren<br />

Anwendungsbezug sowie eine gesteigerte Innovationsfähigkeit der Beteiligten.<br />

Die Internationalisierung <strong>und</strong> Erhöhung der Attraktivität Thüringer Studienprogramme, entsprechende Bachelor- <strong>und</strong><br />

Masterstudiengänge sowie Stipendienangebote, beispielsweise <strong>für</strong> post-graduates (high-potentials) zur Ermöglichung einer<br />

mindestens einjährigen Präsenzphase in <strong>Thüringen</strong>, dienen gleichzeitig der internationalen Vermarktung <strong>Thüringen</strong>s als<br />

Spitzenkompetenz-Region im Erneuerbare-<strong>Energie</strong>n-Sektor.<br />

39


6.3 Handlungsfelder - Zielstellungen<br />

Zielstellung Maßnahmen<br />

Entwicklung des Bildungsprogramms <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Klima bis 2010 Erstellen von zielgerichteten Unterstützungsprogrammen <strong>für</strong> die<br />

rechtzeitige <strong>und</strong> realitätsnahe Berufsorientierung von künftigen<br />

Schulabgängern zum Themenbereich <strong>Energie</strong> <strong>und</strong> Klima<br />

Erhöhung des Anteils der Ausbildungsstellen im Bereich <strong>Energie</strong> Schaffung bedarfskonformer zusätzlicher Ausbildungsplätze in<br />

<strong>und</strong> Klima bis <strong>2015</strong> um 10 %<br />

Handwerk <strong>und</strong> Wirtschaft.<br />

Möglichst vollständige Erschließung des Fachkräftepotenzials<br />

künftiger geburtenschwacher Jahrgänge<br />

Beschulung durch Thüringer Berufsschulen entsprechend dem<br />

Ausbildungsverhalten <strong>und</strong> -bedarf der Wirtschaft (einschließlich<br />

erforderlicher Fortbildungsmaßnahmen der Lehrkräfte).<br />

Erhöhung der Zahl der Absolventen in den klima- <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung eines weitgefächerte Bildungsangebots an den<br />

energierelevanten Studiengängen um 5 % bis <strong>2015</strong><br />

Thüringer Hoch- <strong>und</strong> Fachschulen sowie den<br />

Bildungseinrichtungen im Bereich der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

entsprechend den Bedürfnissen der Wirtschaft<br />

Qualifizierung aller Architekten <strong>und</strong> Ingenieure auf dem Gebiet<br />

der erneuerbaren <strong>Energie</strong>n, <strong>Energie</strong>effizienz, Schaffung von<br />

Weiterbildungsangeboten der verschiedenen<br />

Bildungseinrichtungen in <strong>Thüringen</strong> – <strong>Energie</strong>berater Bau – („Fit<br />

<strong>für</strong> die EnEV 2009“) bis <strong>2015</strong><br />

Nutzung <strong>und</strong> Ausbau der in <strong>Thüringen</strong> vorhandenen Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Hochschullandschaft <strong>für</strong> „maßgeschneiderte“ Studien- <strong>und</strong><br />

Qualifizierungsangebote durch entsprechende Förderung<br />

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Zielstellung Maßnahmen<br />

Berücksichtigung der Thematik bei der Weiterentwicklung der<br />

Thüringer Lehrpläne, Fortbildung der Lehrkräfte<br />

Vollständige Umsetzung bis <strong>2015</strong><br />

Ausbau eines Netzwerkes zur intensiven Kooperation <strong>und</strong><br />

interdisziplinären Zusammenarbeit der Hochschulen,<br />

Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> Unternehmen auf den Gebieten<br />

der <strong>Energie</strong>, erneuerbare <strong>Energie</strong>n, <strong>Energie</strong>effizienz bis 2012<br />

Förderung des Nachwuchses zum intelligenten Umgang mit<br />

<strong>Energie</strong> in den Thüringer Schulen (z. B. im Wahl-,<br />

Wahlpflichtunterricht oder Seminarfach)<br />

Berücksichtung der Themen „<strong>Energie</strong>, erneuerbare <strong>Energie</strong>n,<br />

<strong>Energie</strong>effizienz“ in den Curricula der Schulen, Berufsschulen,<br />

Fach- <strong>und</strong> Hochschulen<br />

Intensivere Kooperation der verschiedenen Akteure<br />

(Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen), Nutzung<br />

der Potenziale von Forschung <strong>und</strong> Lehre <strong>für</strong> einen höheren<br />

Anwendungsbezug sowie eine gesteigerte Innovationsfähigkeit<br />

der Beteiligten<br />

Abschluss von Kooperationsvereinbarungen der Industrie mit den<br />

Hochschulen zur Unterstützung der Entwicklung neuer<br />

Technologien zur Erzeugung, Verteilung <strong>und</strong> Nutzung von<br />

<strong>Energie</strong><br />

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