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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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Sensibilität<br />

• Spitz-Stumpf-Diskrimination, Temperaturempfinden<br />

• Berührung, Vibrationsempfinden, Propriozeption<br />

• Stereoagnosie, Neglect<br />

Reflexe<br />

• Masseter, BSR, BRR, TSR, FFR, PSR, ADR, ASR, TPR, BHR<br />

• Babinski-, Cremaster-, Sphinkterreflex<br />

Auskultation<br />

• Herz, Carotiden<br />

18.2.1.5 EEG<br />

In <strong>der</strong> klinischen Elektroenzephalographie wird das Hirnstrombild als die Summe <strong>der</strong> kortikalen<br />

Feldpotentiale aufgezeichnet. Entscheidend für das EEG ist die räumliche Struktur und<br />

die Richtung <strong>der</strong> elektrischen Dipole, bedeutendste Potentialquelle sind die großen, senkrecht<br />

angeordeten Pyramidenzellen <strong>der</strong> Hirnrinde. In erster Linie wird das EEG durch unspezifische<br />

Aktivierungen des Kortex bestimmt. In <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> wird es in <strong>der</strong> Selektion <strong>der</strong><br />

Erstbewerber und in <strong>der</strong> Routineuntersuchung <strong>der</strong> Probanden in 10jährigen Abständen benützt,<br />

um Hinweise auf eine etwaige Epilepsie zu erkennen. Dafür ist es an sich gut geeignet,<br />

da man nur im EEG eine Erregbarkeitssteigerung des Kortex erkennen kann. Lei<strong>der</strong><br />

lassen Sensitivität und Spezifität zu wünschen übrig. Schwierig ist auch die Bewertung funktioneller<br />

Herdbefunde, d.h. herdförmiger EEG-Verän<strong>der</strong>ungen ohne bildgebendes Korrelat.<br />

Durch verschiedene Provokationsmechanismen lässt sich die Empfindlichkeit steigern (Hyperventilation,<br />

Photostimulation).<br />

Ein papierloses EEG wird bei <strong>der</strong> Erstuntersuchung aller Bewerber für den fliegerischen<br />

Dienst und anschließend im 10-Jahres-Rhythmus bei allen Piloten routinemäßig durchgeführt.<br />

Bei grenzwertigen Befunden o<strong>der</strong> nach Kopfverletzungen o<strong>der</strong> neurologischen Auffälligkeiten<br />

erfolgt die Indikationsstellung individuell. Es werden grundsätzlich EEG-<br />

Registrierungen in Ruhe und unter Provokationsmethoden mittels Photostimulation und Hyperventilation<br />

durchgeführt. Schlaf-, Schlafentzugs-, Langzeit- und Video-EEG werden vor<br />

Ort nicht aufgezeichnet. Bedeutsam ist die Eruierung von epileptiformen Potentialen, Herdbefunden<br />

bzw. Hinweisen auf erhöhte cerebrale Erregbarkeit, was mit dem Flugdienst nicht<br />

vereinbar ist.<br />

18.2.1.6 Multimodal evozierte Potentiale<br />

Erkrankungen des Nervensystems gehen mit funktionellen und strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

einher. Der Nachweis struktureller Verän<strong>der</strong>ungen ist eine Domäne <strong>der</strong> Bildgebung, während<br />

Beeinträchtigungen <strong>der</strong> Funktion durch die neurophysiologische Funktionsdiagnostik nachgewiesen<br />

werden können. Multimodal evozierte Potentiale dienen dem Nachweis von Funktionsstörungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> motorischen (MEP), somatosensiblen (SEP), visuellen (VEP)<br />

und akustischen (AEP) Leitungsbahnen des Nervensystems.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> wird nur das VEP zu Selektion eingesetzt. Die übrigen Verfahren kommen<br />

indikationsbezogen zur Anwendung. VEP werden nach visueller Reizung durch ein<br />

wechselndes Schwarz-Weiß-Schachbrettmuster abgeleitet. Dabei ergibt sich nach Summation<br />

eine mehrgipflige Kurve, <strong>der</strong>en erster Gipfel (P 100) nach ca. 100 msec auftritt und z. B.<br />

bei Entmarkungsprozessen in <strong>der</strong> Sehbahn verzögert zur Darstellung kommt. Diese Untersuchung<br />

wird als Screeningverfahren bei allen Erstbewerbern des fliegerischen Dienstes<br />

eingesetzt, um ggf. Hinweise auf eine Encephalomyelitis disseminata zu bekommen, die die<br />

WFV I ausschließen würde.<br />

<strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 18 – Neurologische und Psychiatrische Aspekte <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> 18-251

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