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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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Nystagmus als sog. Charcot-Trias auftreten. Der Verlauf <strong>der</strong> Krankheit ist schubweise mit<br />

Remissionen o<strong>der</strong> chronisch-progredient.<br />

Die klinische Diagnose wird wesentlich mitgetragen durch die MRT-Diagnostik (mit KM) von<br />

Hirn und Rückenmark, bei <strong>der</strong> zunächst das Vorkommen von sog. white matter lesions<br />

(WML) bedeutsam ist, <strong>der</strong> Liquordiagnostik, in <strong>der</strong> sich meist eine leichte mononukleäre Pleozytose<br />

und albuminokolloidale Dissoziation mit pathologischem Liquor/Serum-Immunquotienten,<br />

intrathekale IgG-Bildung mit oliogoklonalen Banden in <strong>der</strong> isoelektrischen Focussierung<br />

und Masern-Röteln-Zoster-Reaktion finden kann. Die Diagnose wird mitbestimmt durch<br />

akustisch und visuell evozierte Potentiale (EP).<br />

Für die fliegerärztliche Beurteilung ist bedeutsam, dass <strong>der</strong> Verlauf sehr variabel sein kann,<br />

und dass beim heutigen Stand <strong>der</strong> Diagnostik sehr viele symptomarme Fälle zur Diagnose<br />

kommen, die man noch vor wenigen Jahren nicht als solche klassifiziert hätte. Immer ist eine<br />

komplette Diagnostik (MRT, Liquor, EP) notwendig. Grundsätzlich sind Probanden mit MS<br />

untauglich, Ausnahmen sind aber möglich, etwa wenn <strong>der</strong> Proband nur wenige Schübe gehabt<br />

hat und kein Defizit aufweist. I.d.R. sind dann regelmäßige Nachuntersuchungen (6<br />

Monate), einschließlich MRT und EP-Kontrollen und augenärztliche Stellungnahme (Retrobulbärneuritis,<br />

Doppelbil<strong>der</strong>) notwendig; ggf. auch Simulatorprüfung o.ä.<br />

18.2.2.9 Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen<br />

Die Beurteilung <strong>der</strong> spinalen Spondylose ist i. d. R. unproblematisch. Ein Wurzelkompressionssyndrom<br />

(WKS, Bandscheibensyndrom, Pulposus-Prolaps-Syndrom) ist die durch Bandscheibenprolaps<br />

o<strong>der</strong> -protrusion ausgelöste Symptomatik lokaler, oft durch Husten, Niesen<br />

o<strong>der</strong> Jugularvenenkompression verstärkter Spontanschmerzen im Bereich <strong>der</strong> Wirbelsäule<br />

mit Einschränkung <strong>der</strong> Beweglichkeit und mit - meist lumbaler (L5/S1) - Strecksteife und neurologischen<br />

Symptomen durch Reizung des Rückenmarks bzw. Kompression <strong>der</strong> Wurzeln<br />

<strong>der</strong> Spinalnerven mit Reflexstörungen, sensiblen und motorischen Reiz- und Ausfallerscheinungen.<br />

Diagnostisch wichtig ist das positive Lasègue-Zeichen und die Bildgebung mittels<br />

MRT sowie die Elektromyographie.<br />

Probanden mit Wurzelkompressionssyndromen sind i. d. R. tauglich, abhängig vom Defizit<br />

und Verlaufsbeobachtung (6 Monate). Vorübergehende Untauglichkeit besteht für die Dauer<br />

<strong>der</strong> Behandlung. Kommt es dagegen zur Rückenmarkskompression (cervicale spondylotische<br />

Myelopathie) besteht fast immer Untauglichkeit.<br />

18.2.2.10 „Episodische“ Probleme/Migräne<br />

Migräne ist eine anfallsweise, sich periodisch wie<strong>der</strong>holende, meist halbseitige Kopfschmerzsymptomatik.<br />

In <strong>der</strong> Pathogenese scheinen biogene Amine (z. B. Serotonin) und die<br />

Thrombozytenfunktion eine Rolle zu spielen. Neuere Erkenntnisse sprechen für eine Kanalerkrankung<br />

als Ursache <strong>der</strong> klassischen Migräne. Dies ist für die familiäre hemiplegische<br />

Migräne nachgewiesen (α1-Untereinheit des P/Q-Typ Calciumkanals). Ohne begleitende<br />

neurologische Funktionsstörungen wird sie als einfache („common”) Migräne bezeichnet. Als<br />

klassische („complicated”) Migräne wird eine Hemicranie mit begleitenden kurzdauernden<br />

neurologischen Funktionsstörungen, z. B. visuellen (Flimmerskotom, Gesichtsfeldeinschränkungen),<br />

sensorischen, motorischen und Sprachstörungen definiert. Es können vegetative<br />

Reiz- und Ausfallserscheinungen auftreten. Migräne ist oft von Übelkeit und Brechreiz begleitet.<br />

Als „Migraine accompagnée” werden die die eigentliche Kopfschmerzsymptomatik überdauernden<br />

neurologischen Störungen (wie Par- u. Dysästhesien, Paresen, aphasische Störungen)<br />

bezeichnet. „Migraine ophthalmique” ist eine plötzliche hemianopische Sehstörung (oft<br />

zunächst zentraler Gesichtsfeldausfall mit peripherwärts fortschreitendem Flimmerskotom),<br />

18-258 <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 18 – Neurologische und Psychiatrische Aspekte <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong>

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