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Kompendium der Flugmedizin - Luftwaffe

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Sehstörungen kommen, gefolgt von einer Einschränkung <strong>der</strong> Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit,<br />

bis zu z.T. schwersten Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Kollaps. Da<br />

diese Vergiftungssymptome recht unspezifisch sind und denen des O2-Mangels ähneln,<br />

muss bei Verdacht auf eine CO-Vergiftung sofort an eine mögliche Quelle für Kohlenmonoxid<br />

gedacht und diese ausgeschaltet werden. Die sofortige Zufuhr von Frischluft, besser noch<br />

von reinem Sauerstoff, verhin<strong>der</strong>t dann eine weitere Besetzung des Hämoglobins mit CO,<br />

bzw. führt zu einer schnelleren Elimination von CO aus dem Blut. Bei schweren CO-<br />

Vergiftungen ist eine hyperbare Oxygenation (Zufuhr von 100 % Sauerstoff im Überdruck)<br />

die Therapie <strong>der</strong> Wahl. So ist die Halbwertszeit von COHb bei Atmung von Frischluft ca. 5 h,<br />

bei Atmung von 100 % O2 1,3 h und bei Atmung von 100 % O2 mit 3 bar Überdruck 23 min.<br />

3.3 Stagnierende Hypoxie<br />

Kennzeichnend für die „Stauungshypoxie" ist eine Einschränkung <strong>der</strong> Blutströmung im ganzen<br />

Körper o<strong>der</strong> in einzelnen Körperteilen bzw. Organen. Das Ergebnis ist wie<strong>der</strong>um ein<br />

Abfall <strong>der</strong> O2-Spannung des Blutes und somit Sauerstoffmangel im Gewebe und in den Zellen.<br />

Gründe für eine Störung <strong>der</strong> Blutzirkulation im ganzen Körper können Herzversagen,<br />

Kollaps, Schock o<strong>der</strong> länger anhaltende positive Druckatmung sein.<br />

Die bei Beschleunigungen auftretenden G-Kräfte, vor allem in Kopf-Fuß-Richtung (+Gz), führen<br />

beim (ungeschützten) Flugzeugführer zu einem „Versacken" größerer Blutvolumina in die<br />

unteren Körperbereiche mit den Erscheinungen einer Stauungshypoxie.<br />

Die durch Kälteexpositionen entstehende örtliche Arterienverengung bedingt eine lokale<br />

Stauungshypoxie. Alle Formen <strong>der</strong> Embolie (Verlegung von Arterien durch Blutgerinnsel o<strong>der</strong><br />

Gasblasen) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Thrombose führen zu einer echten stagnierenden Hypoxie, natürlich<br />

auch das zu lange Abbinden von Extremitäten.<br />

3.4 Histotoxische Hypoxie<br />

Bei dieser Art <strong>der</strong> Hypoxie ist die Zelle nicht fähig, ein ausreichendes (normales) Angebot an<br />

O2 zu nutzen. Grund dafür ist das Stoffwechselversagen <strong>der</strong> Zelle bei einer Zellintoxikation,<br />

z.B. durch Blausäureverbindungen o<strong>der</strong> Alkohol. Bei Cyanidvergiftungen kann beispielsweise<br />

die Cytochromoxydase <strong>der</strong> Mitochondrien nicht mehr mit molekularem Sauerstoff in Reaktion<br />

treten. Ein weiteres Zellgift ist <strong>der</strong> Alkohol. Nach übermäßigem Genuss von Alkohol<br />

kommt es zu einer übermäßig starken Flüssigkeitsausscheidung durch die Nieren. Damit<br />

verbunden ist ein starker Elektrolyt- (Salz-, Mineralien-) Verlust, <strong>der</strong> eine Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Säure-Basen-Haushalts in den Körperzellen zur Folge hat. Die Zellen sind auch in diesem<br />

Fall nicht fähig, den angebotenen Sauerstoff ausreichend aufzunehmen. Entsprechend kann<br />

das Atmen von 100 % O2 die Folgen des Alkoholkonsums nicht beseitigen (im Blut ist genügend<br />

O2 vorhanden). Wichtig ist hier die Substitution <strong>der</strong> ausgeschiedenen Flüssigkeitsmengen<br />

und <strong>der</strong> gleichzeitig verloren gegangenen Mineralstoffe. Diese vier beschriebenen Hypoxiearten<br />

können einzeln o<strong>der</strong> in Kombination auftreten. Ein Pilot kann einen O2-Mangel in<br />

<strong>der</strong> Atemluft (hypoxische Hypoxie) und gleichzeitig eine Min<strong>der</strong>durchblutung des Gehirns,<br />

bedingt durch Einwirkung von hohen G-Kräften (stagnierende Hypoxie), erleiden.<br />

3-56 <strong>Kompendium</strong> <strong>der</strong> <strong>Flugmedizin</strong> Kap. 3 – Hypoxie

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