Wenn Gedanken krank machen - der Nocebo-Effekt - WDR.de
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Quarks & Co | <strong>Wenn</strong> <strong>Gedanken</strong> <strong>krank</strong> <strong>machen</strong> – <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Nocebo</strong>-<strong>Effekt</strong> | 03.07.2012<br />
http.//www.quarks.<strong>de</strong><br />
Außer im Kontrolldurchgang bliebt<br />
die Menge <strong>de</strong>s verabreichten<br />
Schmerzmittels in allen Durchgängen<br />
gleich. Die Erwartungshaltung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Versuchspersonen verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te <strong>de</strong>n<br />
empfun<strong>de</strong>nen Schmerz<br />
<strong>Wenn</strong> die Versuchsperson stärkere<br />
Schmerzen erwartet und nichts von<br />
<strong>de</strong>m Schmerzmittel weiß, ist die<br />
Aktivierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerzzentren im<br />
Gehirn fast genauso stark, wie ohne<br />
das Schmerzmittel<br />
Tatsächlich aber verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te sie nichts. Auch dieses Mal empfan<strong>de</strong>n die<br />
Versuchspersonen einen fast genauso großen Schmerz wie ohne das<br />
Medikament. Ihre negativen Erwartungen hatten die Wirkung <strong>de</strong>s Schmerzmittels<br />
praktisch ausgeschaltet. Das einzige, was die Ärztin in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Durchgängen <strong>de</strong>s Experiments tatsächlich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t hatte, war die Erwartung<br />
ihrer Versuchspersonen. <strong>Wenn</strong> Erwartungen zu Schmerzen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Symptomen führen sprechen Ärzte vom sogenannten „<strong>Nocebo</strong>-<strong>Effekt</strong>“. Er ist<br />
quasi <strong><strong>de</strong>r</strong> „böse Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>“ <strong>de</strong>s Placebo-<strong>Effekt</strong>es und spielt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Medizin<br />
wahrscheinlich eine genauso wichtige Rolle.<br />
Wie wirkt <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Nocebo</strong>-<strong>Effekt</strong> im Gehirn?<br />
Auch dieses Experiment wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte die Ärztin im Kernspintomographen. Das<br />
Ergebnis war ein<strong>de</strong>utig. Die Angaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Versuchspersonen stimmten mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Aktivierung in ihrem Gehirn überein. Die Erwartungen eines Menschen können<br />
also die Aktivität <strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerzzentren <strong>de</strong>s Gehirns beeinflussen und so zu<br />
stärkeren Schmerzen führen. Das spielt nach Meinung von Ulrike Bingel im<br />
medizinischen Alltag oft dann eine Rolle, wenn Patienten mit chronischen<br />
Schmerzen schon oft die Erfahrung gemacht haben, dass eine neue Therapie<br />
nicht wirkt. Sie haben dann bei je<strong>de</strong>m neuen Therapieversuch die Einstellung,<br />
dass es vermutlich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht wirken wird. Und ohne <strong>de</strong>n Glauben an die<br />
Wirkung eines Medikaments, kann anscheinend auch das beste Schmerzmittel<br />
keinen Schmerz lin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
Kristin Raabe<br />
Linktipp:<br />
Berliner Wasserbetriebe<br />
http://www.uke.<strong>de</strong><br />
Internetseite <strong>de</strong>s Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf<br />
Lesetipp:<br />
Placebo Effects – Un<strong><strong>de</strong>r</strong>standing the Mechanisms in Health and Disease<br />
Autor: Fabrizio Bene<strong>de</strong>tti<br />
Verlagsangaben: Oxford University Press, ISBN 978-0-19-955912-1<br />
Sonstiges: 295 Seiten, 50,20 Euro<br />
Fachbuch in engl. Sprache vom führen<strong>de</strong>n <strong>Nocebo</strong>- und Placeboforscher.<br />
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