Gesundheitswegweiser Koblenz - Stadt Koblenz
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INFoRMAtIV<br />
Keine Angst<br />
vor Darmspiegelung<br />
Darmkrebsvorsorge kann Leben retten<br />
Pro Jahr erkranken in Deutschland<br />
etwa 60.000 Menschen an Darmkrebs,<br />
etwa 30.000 versterben daran.<br />
Damit ist Darmkrebs die zweithäufigste<br />
Tumorerkrankung. Es<br />
müssten nicht so viele Patientinnen<br />
und Patienten sterben, wenn der<br />
Gang zur Darmkrebsvorsorge selbstverständlicher<br />
wäre. Mit Früherkennungsmaßnahmen<br />
kann Darmkrebs<br />
nämlich bereits im Anfangsstadium<br />
entdeckt und in mehr als 90 Prozent<br />
der Fälle geheilt werden.<br />
Eine alleinige Ursache scheint es für<br />
Darmkrebs nicht zu geben, vielmehr sind<br />
verschiedene Faktoren an der Entstehung<br />
beteiligt. So ist das persönliche Erkrankungsrisiko<br />
erhöht, wenn in der Familie bereits<br />
Darmkrebs aufgetreten ist. Auch die Ernährungsweise,<br />
insbesondere eine ballaststoffarme,<br />
fett- und fleischreiche Kost, kann das<br />
Risiko von Darmkrebs erhöhen. weitere Risikofaktoren<br />
sind der Konsum von Nikotin und<br />
Alkohol sowie das Alter: Mehr als 80 Prozent<br />
der Erkrankten sind älter als 60 Jahre.<br />
Gefährdet ist ebenso, wer an einer schweren<br />
und langwierigen Entzündung der Dickdarmschleimhaut<br />
(Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)<br />
leidet, oder Personen, bei denen schon einmal<br />
Darmpolypen festgestellt wurden.<br />
Sie sollten zum Arzt gehen, wenn Sie folgende<br />
Anzeichen feststellen:<br />
• Blut im Stuhl<br />
• Verstopfung oder Durchfall über einen längeren<br />
Zeitraum<br />
• Andauernde krampfartige Bauchschmerzen<br />
• Schnelles Ermüden und Nachlassen der<br />
Leistungsfähigkeit<br />
• Unerklärlicher Gewichtverlust.<br />
•<br />
Meist macht sich Darmkrebs erst dann<br />
durch Beschwerden bemerkbar, wenn es<br />
für eine Heilung schon fast zu spät ist. Doch<br />
gerade beim Darmkrebs ist die Chance zur<br />
Früherkennung besonders günstig, da sich<br />
dieser fast immer aus wucherungen, so<br />
genannten Polypen, entwickelt. Diese sind<br />
zunächst klein, gutartig und ungefährlich.<br />
Über einen Zeitraum von acht bis 14 Jahren<br />
kann sich daraus aber ein Krebs entwickeln.<br />
Je früher solche wucherungen entdeckt<br />
werden, umso besser ist die Prognose. Sie<br />
22<br />
sollten also die Chance zur Vorsorgeuntersuchung<br />
nicht ungenutzt verstreichen lassen.<br />
Ab dem 50. Lebensjahr wird von den gesetzlichen<br />
Krankenkassen jährlich der sogenannte<br />
Hämoccult ® -test bezahlt. Dabei wird<br />
geprüft, ob sich Blut im Stuhl befindet, auch<br />
wenn es nicht direkt sichtbar ist. wichtig ist,<br />
dass Sie diesen test jedes Jahr durchführen<br />
lassen, da eine wucherung im Darm über<br />
die Jahre wächst und damit die tendenz<br />
zum Bluten zunimmt. Es bestehen gute Chancen,<br />
mit dem Hämoccult ® -test wucherungen<br />
rechtzeitig zu entdecken.<br />
Sicherer ist jedoch die Dickdarmspiegelung,<br />
die von den Krankenkassen im Rahmen<br />
der Krebsfrüherkennung ab dem 55.<br />
Lebensjahr und dann wieder nach 10 Jahren<br />
bezahlt wird. Sie wird meist ambulant<br />
in einer speziell dafür ausgerichteten Praxis<br />
durchgeführt.<br />
Auf die Untersuchung müssen Sie sich<br />
schon ein paar tage vorher vorbereiten, damit<br />
der Arzt das Koloskop, also das Gerät,<br />
mit dem der Darm inspiziert wird, gut einführen<br />
kann. Verzichten Sie drei tage vor dem<br />
Untersuchungstermin auf Vollkornprodukte,<br />
Rohkost und Beeren. Setzen Sie Eisenpräparate<br />
ab, da diese den Stuhl verhärten. Falls<br />
Sie blutverdünnende Medikamente oder Aspirin<br />
einnehmen, teilen Sie es dem Arzt mit.<br />
Für den letzten tag vor der Untersuchung<br />
gibt Ihnen der Arzt ein Abführmittel und eine<br />
Spüllösung. wenn der Darm nur noch eine<br />
klare Flüssigkeit ausscheidet, haben Sie alles<br />
richtig gemacht.<br />
Für die Darmspiegelung können Sie sich<br />
mit einem beruhigenden Medikament in einen<br />
Dämmerschlaf versetzen lassen. Dann<br />
bekommen Sie von der Untersuchung kaum<br />
etwas mit. Sie liegen auf der Seite, und der<br />
Arzt führt ein dünnes, schlauchförmiges Instrument<br />
(Koloskop) mit Hilfe eines Gleitmittels<br />
behutsam durch den After in den Enddarm<br />
ein. Über das Koloskop wird Luft eingeblasen,<br />
so dass sich der Darm entfaltet. Anschließend<br />
schiebt der Arzt den Schlauch<br />
bis zum Ende des Dickdarms vor.<br />
Am Kopf des Koloskops befinden sich<br />
eine Lichtquelle und ein optisches System,<br />
womit sich das Darminnere betrachten lässt.<br />
Bemerkt der Arzt eine Veränderung, dann<br />
führt er über das Koloskop eine winzige<br />
Zange ein, mit welcher eine Gewebeprobe<br />
entnommen wird. Diese wird anschließend<br />
untersucht. Polypen oder flache Schleimhaut-<br />
Darmspiegelung<br />
veränderungen kann er auf diese weise sofort<br />
abtragen.<br />
Das ganze Procedere dauert 20 Minuten.<br />
wenn Sie wieder aufwachen, haben Sie in<br />
den meisten Fällen nicht einmal bemerkt, dass<br />
die Untersuchung schon stattgefunden hat.<br />
oft ist mit dem Abtragen der Polypen in<br />
einem „Arbeitsgang“ auch gleich die therapie<br />
durchgeführt. wird allerdings in der Gewebeprobe<br />
ein Dickdarmkrebs festgestellt,<br />
müssen Sie weiter behandelt werden.<br />
wenn der tumor noch nicht über die<br />
Darmwand hinausgewachsen ist, steht eine<br />
operation an erster Stelle. Sie erfolgt entweder<br />
mit Bauchschnitt oder – bei Enddarmtumoren<br />
– durch den Darmausgang. Bis zum<br />
Abschluss der Heilung kann zur Überbrückung<br />
ein künstlicher Darmausgang notwendig<br />
werden. Je nachdem, wo sich der tumor<br />
befand, kann der künstliche Darmausgang<br />
auch dauerhaft nötig sein.<br />
Vor oder nach einer operation wird zudem<br />
oft eine Strahlentherapie angewandt,<br />
um den tumor zu verkleinern oder um noch<br />
Resttumorzellen zu vernichten. Eine Chemotherapie<br />
kommt besonders dann zum Einsatz,<br />
wenn Metastasen (tochtergeschwülste)<br />
vorhanden sind.<br />
Neuerdings macht eine moderne Behandlungsmöglichkeit<br />
bei weit fortgeschrittenem<br />
tumorleiden vielen Betroffenen<br />
Hoffnung: Gemeint sind sogenannte Antikörpertherapien.<br />
Sie unterbinden z.B. die<br />
Ausbildung von Blutgefäßen im tumor und<br />
schneiden ihn damit von der Nährstoff- und<br />
Sauerstoffzufuhr ab. Die Chance, bei guter<br />
Lebensqualität und Verträglichkeit länger zu<br />
überleben, ist mit diesen neuen Substanzen<br />
deutlich gestiegen. Sie werden meistens in<br />
Kombination mit einer Chemotherapie verordnet.<br />
wichtig ist, bei einer Darmkrebserkrankung<br />
die fünfjährigen Nachsorgeuntersuchungen,<br />
wie sie z. B. im rheinland-pfälzischen<br />
Nachsorgeprogramm empfohlen<br />
werden, einzuhalten. Dabei werden nach<br />
einem festgelegten Schema regelmäßig<br />
Kontrollkoloskopie, Ct-Aufnahme und Sonografie<br />
durchgeführt sowie tumormarker<br />
bestimmt.<br />
Sie sehen also: Darmkrebs ist gut behandelbar.<br />
Gehen Sie frühzeitig und regelmäßig<br />
zur Vorsorge. Selbst wenn dabei die<br />
Frühform eines tumors gefunden wird, kann<br />
die Krankheit geheilt werden.