08.06.2013 Aufrufe

LEBENswert - ein Leben ohne Barrieren - Der VdK

LEBENswert - ein Leben ohne Barrieren - Der VdK

LEBENswert - ein Leben ohne Barrieren - Der VdK

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3 Die Perspektiven<br />

ändern sich<br />

Interview mit Sachsens<br />

Behindertenbeauftragtem<br />

Stephan Pöhler<br />

3 Eine Behinderung<br />

ist k<strong>ein</strong> Hindernis<br />

„Hochschule für alle“<br />

lautet die Devise auf dem<br />

Campus der TU Dresden<br />

3 Kostenloses<br />

Mobilitätstraining<br />

Im ÖPNV sind die<br />

Projektpartner auf<br />

<strong>ein</strong>em guten Weg<br />

3 Mit Handicap zu<br />

sportlichen Erfolgen<br />

Spaß, <strong>Leben</strong>sfreude und<br />

Integration werden<br />

ganz groß geschrieben<br />

Dresden<br />

Sonderbeilage des Sozialverbandes<br />

<strong>VdK</strong> Sachsen e.V.<br />

gefördert vom Freistaat Sachsen


Seite 2 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

Kompakt Pflege<br />

Pflegestufen und Pflegeleistungen<br />

Voraussetzung für bestimmte Leistungen der Pflegeversicherung<br />

ist die Feststellung der Pflegebedürftigkeit<br />

durch den MDK (Medizinischer Dienst<br />

der Krankenkassen). Dieser schlägt die Pflegestufe<br />

den Pflegekassen vor. Es gibt drei Pflegestufen:<br />

3 Pflegestufe I: Pflegebedürftige der Pflegestufe I<br />

(erheblich Pflegebedürftige) sind Personen, die<br />

bei der Körperpflege, der Ernährung oder der<br />

Mobilität für wenigstens zwei Verrichtungen<br />

aus <strong>ein</strong>em oder mehreren Bereichen mindestens<br />

<strong>ein</strong>mal täglich der Hilfe bedürfen und zusätzlich<br />

mehrfach in der Woche Hilfen bei der<br />

hauswirtschaftlichen Versorgung benötigen.<br />

3 Pflegestufe II: Pflegebedürftige der Pflegestufe II<br />

(Schwerpflegebedürftige) sind Personen, die bei<br />

der Körperpflege, der Ernährung oder der Mobilität<br />

mindestens dreimal täglich zu verschiedenen<br />

Tageszeiten der Hilfe bedürfen und zusätzlich<br />

mehrfach in der Woche Hilfen bei der<br />

hauswirtschaftlichen Versorgung benötigen.<br />

3 Pflegestufe III: Pflegebedürftige der Pflegestufe<br />

III (Schwerstpflegebedürftige) sind Personen,<br />

die bei der Körperpflege, der Ernährung oder<br />

der Mobilität täglich rund um die Uhr, auch<br />

nachts, der Hilfe bedürfen und zusätzlich mehrfach<br />

in der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen<br />

Versorgung benötigen.<br />

Des Weiteren existiert <strong>ein</strong>e sogenannte Härtefallregelung.<br />

Ein Härtefall kann vorliegen, wenn das<br />

Ausmaß der Pflegebedürftigkeit die Stufe III weit<br />

übersteigt. In diesem Fall kann die Pflegekasse<br />

weitere Leistungen gewähren.<br />

3 Sogenannte „Pflegestufe 0“:<br />

Früher konnten ausschließlich Menschen, die <strong>ein</strong>e<br />

Pflegestufe hatten, Leistungen der Pflegekasse<br />

beantragen. Mit der Reform der Pflegeversicherung<br />

im Jahr 2008 gibt es aber nun <strong>ein</strong>e Erweiterung:<br />

Für Menschen mit erheblich <strong>ein</strong>geschränkter<br />

Alltagskompetenz im ambulanten<br />

Bereich – dazu gehören zum Beispiel viele demenziell<br />

erkrankte Menschen, aber auch psychisch<br />

kranke und geistig behinderte Menschen<br />

– werden die Leistungen erbracht. Die Betroffenen<br />

erhalten bis zu 100 Euro (Grundbetrag) oder<br />

bis zu 200 Euro (erhöhter Betrag) monatlich. Im<br />

Jahr sind das bis zu 1 200 beziehungsweise<br />

2 400 Euro. Diese Beträge können auch „angespart“<br />

und beispielsweise zusätzlich für <strong>ein</strong>e<br />

Verhinderungspflege <strong>ein</strong>gesetzt werden. Auch<br />

demenziell erkrankte Menschen mit <strong>ein</strong>em geringeren<br />

Pflegebedarf, die noch nicht die Voraussetzungen<br />

der Pflegestufe I erfüllen, aber Betreuungsbedarf<br />

haben (sogenannte „Pflegestufe 0“),<br />

können erstmals diese Leistungen erhalten.<br />

Foto: AOK Mediendienst<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

kennen Sie das? Eine Grippe hat Sie lahmgelegt. Die Stimme<br />

ist weg. Sie sind gezwungen, mittels Zettel und Stift<br />

mit Ihrer Umwelt zu kommunizieren. Oder: Ihr Gipsarm<br />

stört Sie jedes Mal beim Anziehen – schließlich müssen<br />

Sie alles mit <strong>ein</strong>er Hand machen. An Abwaschen oder Flaschenöffnen<br />

ist nicht zu denken. Kurzum: Eine körperliche<br />

Be<strong>ein</strong>trächtigung behindert Sie, macht die Bewältigung Ihres<br />

Alltags mühsam. Zumindest <strong>ein</strong>e Zeit lang …<br />

Menschen mit Behinderung stoßen permanent an Grenzen:<br />

nicht wegen ihrer körperlichen, geistigen, seelischen<br />

oder Sinnesbe<strong>ein</strong>trächtigungen, sondern aufgrund<br />

von <strong>ein</strong>stellungs- und umweltbedingten<br />

<strong>Barrieren</strong> von außen. Tag für Tag. Menschen<br />

mit Handicap müssen im Hinblick auf ihre<br />

Aktionen andere Grenzen akzeptieren als<br />

die meisten Mitbürger.<br />

Die Ver<strong>ein</strong>ten Nationen (UN) haben den<br />

3. Dezember zum alljährlichen Internationalen<br />

Tag der Menschen mit Behinderungen<br />

ausgerufen. Dieser Tag wird<br />

weltweit für Aktionen genutzt, um die<br />

volle Teilhabe und Gleichstellung<br />

behinderter Menschen zu fordern.<br />

Anlass für den Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

Sachsen – <strong>ein</strong>en der größten Interessenvertreter<br />

für behinderte und<br />

chronisch kranke Menschen –, mit<br />

<strong>ein</strong>er Sonderbeilage <strong>ein</strong> Bewusst-<br />

s<strong>ein</strong> für diejenigen zu schaffen, deren<br />

individuelle Situation sie ständig<br />

dazu zwingt, anders zu agieren, als es<br />

die breite Masse tut. Mit dem Titel<br />

„<strong>LEBENswert</strong> – Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong>“ nehmen wir <strong>ein</strong>e<br />

bewusst positive Perspektive <strong>ein</strong>. Wir möchten Menschen<br />

mit Handicap über barrierefreie Lösungen informieren<br />

und damit zur Steigerung der <strong>Leben</strong>squalität beitragen.<br />

Denn es muss immer um<br />

Hilfe zur Selbsthilfe gehen. Wir<br />

haben uns dafür mit Men-<br />

schen getroffen, die für ihre<br />

gleichberechtigte Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen <strong>Leben</strong> kämpfen.<br />

Wir stellen engagierte Bürger<br />

vor, die durch Projekte an<br />

der Umsetzung der UN-Konvention<br />

für die Rechte der Menschen<br />

mit Behinderung ganz<br />

konkret im Alltag mitwirken.<br />

Verschiedenartigkeit bereichert und darf deshalb nicht<br />

ausgegrenzt werden. So könnte man die UN-Behindertenrechtskonvention<br />

übersetzen. Alle <strong>ein</strong>stellungs- und umweltbedingten<br />

<strong>Barrieren</strong>, die Menschen mit Be<strong>ein</strong>trächtigungen<br />

an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten<br />

Teilnahme und Teilhabe an der Gesellschaft hindern, gehören<br />

beseitigt. Ich plädiere für das Entfesseln. Nicht <strong>ein</strong><br />

Impressum<br />

<strong>LEBENswert</strong> –<br />

Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

Sonderbeilage des<br />

Sozialverbandes<br />

<strong>VdK</strong> Sachsen e.V. –<br />

gefördert vom<br />

Freistaat Sachsen<br />

Herausgeber:<br />

Sozialverband <strong>VdK</strong> Sachsen e.V.<br />

Elisenstraße 12, 09111 Chemnitz<br />

Horst Wehner, Landesverbandsvorsitzender<br />

des Sozialverbandes <strong>VdK</strong> Sachsen e.V. Foto: Steffen Füssel<br />

Rollstuhl fesselt Menschen, sondern die gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse. Nicht der Rollstuhl trägt Schuld, dass Behinderte<br />

schwer mit dem Bus fahren können, sondern die<br />

Konstruktion der Busse. <strong>Der</strong> Rollstuhl hindert auch niemanden<br />

an <strong>ein</strong>em Konzertbesuch,<br />

sondern schlechte Auffahrtsmöglichkeiten.Unzu-<br />

Verschiedenartigkeit<br />

bereichert und darf<br />

deshalb nicht<br />

ausgegrenzt werden.<br />

Objektleitung:<br />

Peggy St<strong>ein</strong>ert (verantw.)<br />

Sozialverband <strong>VdK</strong> Sachsen e.V.<br />

Redaktion:<br />

Peggy St<strong>ein</strong>ert, Jacqueline Drechsler<br />

Sozialverband <strong>VdK</strong> Sachsen e.V.<br />

Thomas F. Mertens, Birgit Hilbig<br />

DMV Dresdner Magazin Verlag GmbH<br />

Anzeigen:<br />

Tobias Spitzhorn<br />

Sächsische Zeitung GmbH<br />

Ostra-Allee 20, 01067 Dresden<br />

längliche Treppen und nicht<br />

behindertengerechte Toiletten<br />

sind oft <strong>Barrieren</strong>. Lassen Sie<br />

uns mithelfen, diese <strong>Barrieren</strong>,<br />

die wir täglich und überall<br />

noch antreffen, abzureißen.<br />

Ich finde, es gibt noch viel zu<br />

tun – nicht nur am Internationalen<br />

Tag der Menschen mit Behinderung.<br />

Ihre Leserbriefe bestätigen das. Vielen Dank für<br />

die Beteiligung! Und nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen!<br />

Herzlichst<br />

Ihr Horst Wehner<br />

Landesverbandsvorsitzender<br />

des Sozialverbandes <strong>VdK</strong> Sachsen e.V. ...<br />

Layout:<br />

Rita Schönberger-Gay/Redaktion DMV<br />

Druck:<br />

Dresdner Verlagshaus Druck GmbH<br />

M<strong>ein</strong>holdstraße 2, 01129 Dresden<br />

Zum Titelbild:<br />

Olivia Thiele und Horst Wehner, Deutsche<br />

Meister 2011 in den lat<strong>ein</strong>amerikanischen<br />

Tänzen und Deutsche Vizemeister 2011 in<br />

den Standardtänzen<br />

Titelfoto:<br />

Peter Zschage/Montage: SZ-Bildstelle


Familienpflegezeit kommt 2012: Berufstätige können<br />

nahe Angehörige künftig leichter zu Hause pflegen<br />

Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit<br />

künftig für die häusliche<br />

Pflege reduzieren. Am 20. Oktober<br />

dieses Jahres stimmte der<br />

Bundestag dem Gesetz zur Familienpflegezeit<br />

zu. Ab dem 1. Januar<br />

2012 haben Beschäftigte nun die<br />

Möglichkeit, <strong>ohne</strong> allzu hohe Gehalts<strong>ein</strong>bußen<br />

für zwei Jahre ihre<br />

Arbeitszeit auf bis zu 15 Wochenstunden<br />

zu verringern.<br />

In der betrieblichen Praxis orientiert<br />

sich die Familienpflegezeit<br />

Wichtiger Schritt nach Zielver<strong>ein</strong>barung:<br />

Sächsische Dampfschiffahrt gewährt<br />

Begleitpersonen ab 2012 Freifahrt<br />

Ab dem kommenden<br />

Jahr gewährt<br />

die Sächsische<br />

Dampfschiffahrt<br />

für Begleitpersonen<br />

von Menschen<br />

mit Behinderungen,<br />

bei denen<br />

das Merkzeichen<br />

„B“ auf dem<br />

Schwerbehindertenausweisaufgedruckt<br />

ist, Freifahrt<br />

auf allen Linien-<br />

und Rundfahrten.Erforderlich<br />

ist die Vorlage des entsprechenden<br />

Ausweises. Nachdem der Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong> Sachsen und die Sächsische Dampfschiffahrt<br />

am 31. Mai 2011 <strong>ein</strong>e Zielver<strong>ein</strong>barung<br />

auf der Basis des Sächsischen<br />

Integrationsgesetzes unterzeichnet haben,<br />

erfolgt nun <strong>ein</strong> konkreter Schritt zur<br />

Umsetzung der Intentionen der Ver<strong>ein</strong>barung.<br />

Die Ver<strong>ein</strong>barung wurde geschlossen,<br />

um <strong>Barrieren</strong> zu mindern und<br />

zu mildern, die Menschen mit Behinderungen<br />

bei der Nutzung der denkmalgeschützten<br />

Schiffe der Sächsischen<br />

Dampfschiffahrt be<strong>ein</strong>trächtigen. <strong>Der</strong> Behindertenbeauftragte<br />

der Sächsischen<br />

Staatsregierung, Stephan Pöhler, begrüßte<br />

diese unternehmerische Entscheidung<br />

Foto: www.saechsische-dampfschiffahrt.de<br />

Zum 1. Januar 2013 wird die geräteabhängige<br />

Rundfunkgebühr<br />

durch <strong>ein</strong>en geräteunabhängigen<br />

Rundfunkbeitrag ersetzt werden.<br />

Pro Wohnung oder Betriebsstätte<br />

wird dann <strong>ein</strong> Beitrag von 17,98<br />

EUR pro Monat fällig. Die Möglichkeit<br />

<strong>ein</strong>er Befreiung von der<br />

Rundfunkbeitragspflicht aus finanziellen,<br />

sozialen und gesundheitlichen<br />

Gründen besteht auch<br />

weiterhin. Behinderte Menschen<br />

werden in Zukunft mit <strong>ein</strong>em<br />

zur Freifahrt für Begleitpersonen ausdrücklich:<br />

„Mit der kostenlosen Mitnahme<br />

der erforderlichen Begleitperson<br />

wird den Betroffenen <strong>ein</strong> weiteres Stück<br />

selbstbestimmte Teilhabe am <strong>Leben</strong> in<br />

der Gesellschaft möglich.“<br />

Auch 2012 bietet die älteste und größte<br />

Raddampferflotte der Welt wieder Linien-<br />

und Rundfahrten auf der Elbe an.<br />

Unter dem Motto „Wir machen Dampf“<br />

verkehren die Schiffe der traditionsreichen<br />

Flotte von Anfang April bis Anfang<br />

November zwischen Bad Schandau und<br />

Seußlitz. Viele Sonder- und Erlebnisfahrten<br />

laden auch außerhalb der Saison dazu<br />

<strong>ein</strong>, das Dresdner Elbtal vom Wasser<br />

aus zu entdecken. ...<br />

Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong> <strong>LEBENswert</strong><br />

Neues Rundfunkfinanzierungsmodell nach dem 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag<br />

(15. RÄStV): Anstieg der GEZ-Gebühr<br />

Foto: Friso Gentsch/dpa<br />

am Modell der Altersteilzeit. <strong>Der</strong><br />

Arbeitgeber stellt <strong>ein</strong>en Antrag<br />

auf Refinanzierung beim Bundesamt<br />

für Familie und zivilrechtliche<br />

Aufgaben. Würde die Arbeitszeit<br />

beispielsweise von 100 auf 50<br />

Prozent reduziert, erhielte der Beschäftigte<br />

weiterhin 75 Prozent<br />

des letzten Brutto<strong>ein</strong>kommens.<br />

Nach der Pflegephase behält der<br />

Arbeitgeber <strong>ein</strong>en Teil vom Lohn<br />

<strong>ein</strong>, den er an das Bundesamt zurückzahlt.<br />

Nach Ablauf der Pflegephase<br />

und der vollen Rückkehr<br />

in den Beruf bekommt der Arbeitnehmer<br />

allerdings weiterhin das<br />

reduzierte Gehalt, bis der gezahlte<br />

Seit dem 1. September 2011 gibt es für<br />

freifahrtberechtigte schwerbehinderte<br />

Menschen Erleichterungen im Bahnverkehr.<br />

Die Regelung kommt Menschen zugute,<br />

die erheblich gehbehindert, blind<br />

oder gehörlos sind. <strong>Der</strong> Schwerbehindertenausweis<br />

muss das Merkzeichen „G“,<br />

„aG“, „H“, „Gl“ oder „Bl“ tragen. Zusätzlich<br />

wird <strong>ein</strong> Beiblatt benötigt, das mit<br />

<strong>ein</strong>er Wertmarke des Versorgungsamtes<br />

versehen ist. Das Merkzeichen „B“ im<br />

Schwerbehindertenausweis berechtigt<br />

darüber hinaus, kostenfrei<br />

<strong>ein</strong>e Begleitperson mitzunehmen.<br />

Jetzt gilt für diesen<br />

Personenkreis <strong>ein</strong>e bundesweite<br />

Freifahrtberechtigung<br />

im Nahverkehr. Die bisher<br />

geltende 50-km-Begrenzung<br />

entfällt. Zusätzliche Fahrsch<strong>ein</strong>e<br />

zum grün-orangenen<br />

Schwerbehindertenausweis<br />

und dem Beiblatt mit Wertmarke<br />

werden in den Nahverkehrszügen<br />

nicht mehr<br />

benötigt. Mit dem Wegfall<br />

der „50-Kilometer-Regelung“<br />

entfällt auch das Streckenverzeichnis,<br />

auf dem die bisher<br />

<strong>ein</strong>geschränkten Nutzungsmöglichkeiten<br />

des Beiblattes<br />

mit Wertmarke vermerkt<br />

waren und das bislang<br />

bei Bahnreisen noch<br />

mitgeführt werden musste.<br />

Foto: SZ/Marion Gröning<br />

Vorschuss abgearbeitet ist. Wer<br />

diese Regelung in Anspruch<br />

nimmt, muss für den Zeitraum <strong>ein</strong>e<br />

Versicherung abschließen. Damit<br />

sollen Risiken <strong>ein</strong>er Berufsund<br />

Erwerbsunfähigkeit gerade<br />

für kl<strong>ein</strong>ere und mittlere Unternehmen<br />

minimiert werden.<br />

Den Vertrag über die Teil-Freistellung<br />

müssen Beschäftigte direkt<br />

mit ihrem Arbeitgeber schließen.<br />

Das Gesetz schafft dafür lediglich<br />

<strong>ein</strong>en Rahmen. Die Unternehmen<br />

können selber entscheiden, ob sie<br />

dieses Modell anbieten möchten.<br />

Einen Anspruch darauf haben Arbeitnehmer<br />

nicht. ...<br />

Neue Regelung für viele Schwerbehinderte:<br />

Freifahrten im ÖPNV<br />

Foto: Soeren Stache/dpa<br />

Drittel des Rundfunkbeitrages<br />

(5,78 EUR) zur Rundfunkfinanzierung<br />

beitragen. Neu ist, dass nicht<br />

alle Menschen mit Behinderung<br />

und <strong>ein</strong>em Merkzeichen „RF“ automatisch<br />

auch von <strong>ein</strong>er Gebührenzahlung<br />

befreit sind. Nur für<br />

jene, die nicht in der Lage sind,<br />

Rundfunk wahrzunehmen (Taubblinde),<br />

und Empfänger von Blindenhilfe<br />

sowie Sonderfürsorgeberechtigte<br />

wie Kriegsversehrte entfällt<br />

die Beitragspflicht. Die Verpflichtung<br />

der öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunkanstalten zur Ausweitung<br />

barrierefreier Angebote<br />

wird zudem durch <strong>ein</strong>e Protokoll-<br />

Seite 3<br />

Das Beiblatt mit Wertmarke ist beim zuständigen<br />

Versorgungsamt erhältlich<br />

und für die unentgeltliche Beförderung<br />

zwingend erforderlich. Die Freifahrtberechtigung<br />

für mobilitäts<strong>ein</strong>geschränkte<br />

Menschen gilt wie bisher in Straßenbahnen<br />

und Linienbussen (Nahverkehr), Uund<br />

S-Bahnen – kurz dem gesamten öffentlichen<br />

Nahverkehr (ÖPNV). Zu den<br />

Nahverkehrszügen gehören Regionalbahn<br />

(RB), Regionalexpress (RE) und Interregio-Express<br />

(IRE). ...<br />

erklärung aller Länder verstärkt.<br />

Die Neuordnung der Finanzierung<br />

des öffentlich-rechtlichen Rundfunks<br />

war aufgrund der technischen<br />

Entwicklung notwendig geworden.<br />

So können jetzt Handys,<br />

PCs, Tablets und Smart-Phones<br />

sowohl Radio- als auch Fernsehprogramme<br />

empfangen. Ziel ist<br />

es, <strong>ein</strong> der heutigen Mediennutzung<br />

angepasstes, <strong>ein</strong>faches und<br />

gerechtes Rundfunkfinanzierungssystem<br />

zu schaffen und damit<br />

den verfassungsrechtlich vorgeschriebenenGrundversorgungsauftrag<br />

des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks zu sichern. ...


Seite 4 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

Die Perspektiven ändern sich<br />

Sachsens Behindertenbeauftragter<br />

Stephan Pöhler freut sich über den<br />

Umdenkungsprozess im öffentlichen<br />

Bereich.<br />

In Sachsen leben rund 650 000<br />

Menschen mit <strong>ein</strong>em Handicap, etwa<br />

344 000 von ihnen haben <strong>ein</strong>en<br />

Schwerbehindertenausweis, das heißt, sie<br />

haben <strong>ein</strong>en Behinderungsgrad von über<br />

50 Prozent. Umgerechnet auf die Bevölkerung<br />

im Freistaat mit 4,2 Millionen Einw<strong>ohne</strong>rn<br />

entspricht dies <strong>ein</strong>er Quote von<br />

circa 15 Prozent, oder – anders ausgedrückt<br />

– jeder siebte Sachse muss in s<strong>ein</strong>em<br />

Alltag mit <strong>ein</strong>er entsprechenden Einschränkung<br />

zurechtkommen. Zur aktuellen<br />

Lage und zur demografischen Entwicklung<br />

sprachen wir mit Stephan Pöhler, Beauftragter<br />

der Sächsischen Staatsregierung<br />

für die Belange von Menschen mit Behinderungen.<br />

Was genau ist Ihre Aufgabe?<br />

Zum <strong>ein</strong>en berate ich die Sächsische<br />

Staatsregierung in Fragen der Behindertenpolitik,<br />

so bei Gesetzesvorhaben und dem<br />

Erlass von Vorschriften, unter dem Gesichtspunkt,<br />

dass die Interessen von Menschen<br />

mit Behinderungen berücksichtigt<br />

werden. Zum anderen bin ich Ansprechpartner<br />

sowohl für Behinderte selbst als<br />

auch für Verbände und Organisationen.<br />

Tatkräftig unterstützt werde ich bei m<strong>ein</strong>er<br />

Arbeit vom Sächsischen Landesbeirat<br />

für die Belange von Menschen mit Behinderungen.<br />

Das klingt nach <strong>ein</strong>er<br />

großen, schlagkräftigen<br />

Organisation …<br />

… aber nur auf den<br />

ersten Blick. Ich selbst<br />

wie auch der Beirat<br />

sind ehrenamtlich tätig,<br />

dazu habe ich <strong>ein</strong>en<br />

persönlichen Referenten<br />

und zwei halbtags<br />

beschäftigte Mitarbeiterinnen<br />

im Büro.<br />

Was jedoch ständig<br />

wächst, sind die Bedeutung<br />

unserer Arbeit<br />

und die Wertschätzung, die wir in zunehmendem<br />

Maße in allen sächsischen<br />

Ministerien erfahren.<br />

Können Sie uns konkrete Beispiele aus<br />

Ihrer Arbeit nennen?<br />

Ich erinnere mich noch gut an m<strong>ein</strong>e erste<br />

Aufgabe im Jahre 2005: Damals galt es,<br />

Zur Person<br />

3 Stephan Pöhler wurde am<br />

12.11.1951 in Zwickau geboren.<br />

Zwei Fachhochschulstudien mit<br />

den Abschlüssen als Ingenieurökonom<br />

und Berufspädagoge bilden<br />

die Grundlagen s<strong>ein</strong>er hauptamtlichen<br />

Tätigkeit als Leiter der<br />

Landesdolmetscherzentrale für<br />

Gehörlose in Zwickau.<br />

das Sächsische Fischereigesetz so zu gestalten,<br />

dass auch Menschen mit Behinderungen<br />

die vorgeschriebenen Prüfungen<br />

bestehen können. Und wie man an zahlreichen<br />

Fällen sieht, waren wir erfolgreich.<br />

Ein anderes Mal mussten wir uns<br />

mit der Frage beschäftigen, wie bei<br />

Wahlen die Zugänge zu den Wahllokalen<br />

beschaffen s<strong>ein</strong> müssen, sodass<br />

auch behinderte Menschen <strong>ohne</strong> fremde<br />

Hilfe ihre Stimme abgeben können.<br />

Heute kommt in Sachsen jeder problemlos<br />

zur Wahlurne, egal, ob er <strong>ein</strong> Handicap<br />

hat oder nicht.<br />

Man hört öfter Klagen, der öffentliche<br />

Personennahverkehr sei nicht behindertenfreundlich.<br />

Ist das zutreffend?<br />

Das kann ich so nicht unterschreiben.<br />

Wir haben in den<br />

letzten Jahren in diesem Bereich<br />

große Fortschritte erzielt<br />

und befinden uns auf dem<br />

richtigen Weg. Unter anderem<br />

wurden durch die jeweiligen<br />

Verkehrsbetriebe zahlreiche<br />

barrierefrei nutzbare Haltestellen<br />

installiert. Bei Neuanschaffungen<br />

werden heute nur<br />

noch Niederflurstraßenbahnen<br />

und -stadtbusse mit Einstiegshilfen<br />

und ausreichenden<br />

Gangbreiten gekauft. Nachholbedarf<br />

besteht in erster Linie<br />

noch beim Überlandverkehr.<br />

Allerdings müssen wir auch die Laufzeiten<br />

älterer Fahrzeuge berücksichtigen, die<br />

nicht <strong>ein</strong>fach ausrangiert<br />

werden können.<br />

Eine sofortige totale<br />

Jeder siebte<br />

Sachse muss<br />

in s<strong>ein</strong>em Alltag<br />

mit <strong>ein</strong>er<br />

entsprechenden<br />

Einschränkung<br />

zurechtkommen.<br />

Umrüstung könnte<br />

niemand bezahlen,<br />

das braucht s<strong>ein</strong>e Zeit.<br />

Ein anderer Kritikpunkt<br />

betrifft öffentliche<br />

Gebäude: Es<br />

fehlen barrierefreie<br />

Zugänge, Bodenschwellen<br />

und zu<br />

schmale Türen erweisen<br />

sich als Hindernisse,<br />

sanitäre<br />

Einrichtungen für Behinderte sind nicht<br />

vorhanden. Was können Sie da tun?<br />

Man muss sich vor Augen halten, dass es<br />

erst seit 2005 <strong>ein</strong>en Beauftragten für die<br />

Belange von Menschen mit Behinderungen<br />

bei der Staatsregierung gibt. Das ist<br />

natürlich sehr kurz. Dennoch können wir<br />

erfreut feststellen, dass gesetzliche Rege-<br />

3 Pöhler ist staatlich anerkannter Gebärdensprachdolmetscher<br />

und entwickelte<br />

den deutschlandweit ersten berufsbegleitenden<br />

Studiengang Gebärdensprachdolmetschen<br />

in Sachsen. Er etablierte den DiplomstudiengangGebärdensprachdolmetschen<br />

an der Westsächsischen Hochschule<br />

Zwickau. Darüber hinaus lehrte er unter<br />

anderem an der FH Mittweida im Fach So-<br />

Stephan Pöhler, Beauftragter der Sächsischen Staatsregierung für<br />

die Belange von Menschen mit Behinderungen<br />

Foto: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz<br />

lungen geschaffen wurden und in den<br />

sächsischen Behörden bereits <strong>ein</strong> Umdenkungsprozess<br />

<strong>ein</strong>gesetzt hat: Die Perspektiven<br />

ändern sich. Es ist ja oft k<strong>ein</strong>e böse<br />

Absicht, wenn bei der baulichen Gestaltung<br />

die Belange von Behinderten nicht<br />

berücksichtigt werden, meist wird es<br />

schlicht vergessen. Als nicht behinderter<br />

Mensch denkt man <strong>ein</strong>fach nicht daran,<br />

man hat diesen Aspekt nicht im Kopf.<br />

Deshalb ist es für mich so wichtig, im Gespräch<br />

mit den sächsischen Ministerien<br />

immer wieder darauf hinzuweisen: Achtet<br />

auf die Bedürfnisse unserer Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger, die aufgrund <strong>ein</strong>es<br />

Handicaps mit Einschränkungen zurechtkommen<br />

müssen.<br />

Das sogenannte Persönliche Budget<br />

wird unterschiedlich beurteilt. Kritiker<br />

sehen darin <strong>ein</strong> Sparprogramm für<br />

Kommunen, andere <strong>ein</strong>en wichtigen<br />

Schritt hin zu mehr Eigenständigkeit.<br />

Wie ist Ihre M<strong>ein</strong>ung?<br />

Mit der Einführung des Persönlichen Budgets<br />

als neue Form der Leistungserbrin-<br />

zialisation/Kommunikation Gehörloser und<br />

im Fach Berufsfeldorientierung Gebärdensprachdolmetschen<br />

an Hochschul<strong>ein</strong>richtungen<br />

(1998-2004).<br />

3 Für s<strong>ein</strong> vielfältiges Engagement für<br />

Menschen mit Behinderungen wurde Stephan<br />

Pöhler 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet. 2003 wurde<br />

ihm die Ehrenurkunde des Bundesverban-<br />

gung wurde das frühere System mehr<br />

oder minder auf den Kopf gestellt. Hier<br />

wurde <strong>ein</strong> vollständiger Wandel im Leistungsrecht<br />

vollzogen, und zwar weg von<br />

der Fremdbestimmung durch fest definierte<br />

Vorgaben und hin zur eigenverantwortlichen<br />

Selbstbestimmung des jeweiligen<br />

Nutzers. Das Gesetz und die damit<br />

verbundene Absicht sind <strong>ohne</strong> Zweifel<br />

vorbildlich. Doch wie bei allen Neuerungen<br />

müssen die Beteiligten erst <strong>ein</strong>mal<br />

lernen, richtig damit umzugehen.<br />

Allerdings dauert mir die Zeit der Eingewöhnung<br />

und des Umdenkens schon<br />

zu lange, denn es werden alle von dieser<br />

Regelung profitieren, davon bin<br />

ich fest überzeugt.<br />

In Sachsen fehlt es an behindertengerechtemWohnraum.<br />

Haben Sie Möglichkeiten,<br />

auf diesem Sektor tätig<br />

zu werden?<br />

Eigentlich nicht, denn die<br />

Schaffung von Wohnraum ist<br />

Privatsache. Ich kann nur an<br />

alle Immobilienbesitzer und<br />

Vermieter, vor allem an die<br />

Wohnungsgenossenschaften,<br />

appellieren, durch entsprechende<br />

Umbaumaßnahmen<br />

dem Markt mehr barrierefreie<br />

Wohnungen zur Verfügung zu<br />

stellen. Dafür lassen sich beispielsweise<br />

Zuschüsse und<br />

zinsgünstige Darlehen aus verschiedenen<br />

staatlichen Förderprogrammen<br />

nutzen. Dieses Problem betrifft im<br />

Übrigen nicht nur Menschen mit Behinderungen,<br />

sondern auch die steigende Zahl<br />

an Seniorinnen und Senioren. Ebenso<br />

müssen wir uns der Tatsache bewusst<br />

s<strong>ein</strong>, dass bereits heute über 70 Prozent<br />

der Schwerbehinderten in Sachsen älter<br />

als 55 Jahre sind. Da kommt <strong>ein</strong> gewaltiges<br />

Problem auf unsere Gesellschaft zu.<br />

Welches Problem brennt Ihnen besonders<br />

auf den Nägeln?<br />

Im Grunde genommen sind es zwei Probleme,<br />

die mit<strong>ein</strong>ander verknüpft sind.<br />

Das ist zum <strong>ein</strong>en der noch immer unzureichende<br />

Zugang von Menschen mit Behinderungen<br />

zu unserem Regelbildungssystem<br />

und – daraus resultierend – <strong>ein</strong> unzureichender<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt.<br />

Menschen mit <strong>ein</strong>em Handicap dürfen<br />

nicht ausgegrenzt werden, sie wollen genau<br />

wie jeder andere die Qualität ihres <strong>Leben</strong>s<br />

selbst bestimmen können. Und dazu<br />

zählen auch Bildung und Arbeit.<br />

Das Gespräch führte Thomas F. Mertens ...<br />

des der GebärdensprachdolmetscherInnen<br />

Deutschlands e.V. für besondere Verdienste<br />

um das Gebärdensprachdolmetscherwesen<br />

in Deutschland verliehen.<br />

3 2005 wurde Stephan Pöhler zum Beauftragten<br />

der Sächsischen Staatsregierung für<br />

die Belange von Menschen mit Behinderungen<br />

berufen, 2010 erfolgte s<strong>ein</strong>e Wiederberufung<br />

für <strong>ein</strong>e zweite Amtszeit.


Eine Behinderung<br />

ist k<strong>ein</strong> Hindernis<br />

Dennoch müssen Studierende mit Behinderungen<br />

zusätzlich strukturelle Defizite<br />

überwinden und administrative Hürden<br />

aus dem Weg räumen.<br />

Studierende mit Behinderung oder chronischer<br />

Erkrankung finden heute erheblich<br />

bessere Studienbedingungen vor<br />

als noch vor Jahren. Durch Gleichstellungsgesetze<br />

von Bund und Ländern hat das Thema<br />

„Barrierefreiheit“ im Hochschulbereich Einzug<br />

gehalten. Wichtige Bindeglieder zwischen<br />

Hochschulen und Studierenden sind die Studentenwerke,<br />

die sich zu den Zielen der UN-<br />

Behindertenrechtskonvention und zur Empfehlung<br />

der Hochschulrektorenkonferenz „Eine<br />

Hochschule für alle“<br />

bekannt haben.<br />

Studierende mit Han-<br />

dicap nehmen das Studium<br />

genauso wichtig<br />

wie andere Studierende.<br />

Auf dem Weg zu <strong>ein</strong>em<br />

erfolgreichen Studienabschluss<br />

müssen sie jedoch<br />

zusätzlich zu der<br />

Belastung, die <strong>ein</strong>e Behinderung<br />

oder chronische<br />

Krankheit individuell<br />

für sie bedeutet, viele<br />

strukturelle Defizite<br />

überwinden und administrative<br />

Hürden aus<br />

dem Weg räumen. Damit<br />

die ersten Semester nicht im Behördendschungel<br />

verloren gehen, ist die rechtzeitige<br />

Vorbereitung das A und O.<br />

Das Deutsche Studentenwerk empfiehlt in<br />

s<strong>ein</strong>er Broschüre „Studium und Behinderung“,<br />

mindestens <strong>ein</strong> Jahr vor Aufnahme des<br />

Studiums mit den Vorbereitungen zu beginnen.<br />

Denn es braucht Zeit, um herauszufinden,<br />

wo barrierefreies oder -armes Studieren<br />

möglich ist. Daneben führt nicht selten die Organisation<br />

des behindertengerechten Mehrbedarfs<br />

zu <strong>ein</strong>em langwierigen Antragsverfahren.<br />

Das betrifft beispielsweise notwendige<br />

Assistenzen oder Kommunikationshilfen wie<br />

Lesegeräte mit Sprachausgabe. Viele Universitäten<br />

bieten mittlerweile Studienassistenzen<br />

zur Unterstützung an. Diese wurden früher<br />

durch Zivildienstleistende gewährleistet, heute<br />

sind es meist Männer und Frauen, die den<br />

Bundesfreiwilligendienst oder <strong>ein</strong> Freiwilliges<br />

Soziales Jahr absolvieren.<br />

Das Angebot der Hochschulen ist allerdings<br />

begrenzt. Benötigt man die Dienste <strong>ein</strong>es Gebärdensprach-<br />

oder Schriftdolmetschers, ist<br />

Eigeninitiative gefragt. Dies gilt generell auch<br />

bei Nachteilsausgleichen wie Studienzeitverlängerung<br />

oder Prüfungsmodifikationen, die<br />

im Bedarfsfall möglich<br />

sind, aber individuell<br />

ausgestaltet werden<br />

Studierende mit<br />

Behinderung oder<br />

chronischer<br />

Erkrankung<br />

finden heute<br />

erheblich bessere<br />

Studienbedingungen<br />

vor.<br />

müssen. Für <strong>ein</strong>en Härtefallantrag<br />

sowohl bei<br />

Hochschulen mit örtlich<br />

zulassungsbeschränkten<br />

Studiengängen als auch<br />

bei der Zentralen Studienvergabestelle<br />

(ZVS)<br />

sollten Studierende<br />

rechtzeitig Nachweise<br />

<strong>ein</strong>holen: Etwa <strong>ein</strong> fachärztliches<br />

Gutachten,<br />

das auch für den medizinischen<br />

Laien verständlich<br />

ist, oder <strong>ein</strong>e<br />

Stellungnahme zur per-<br />

sönlichen Situation und Zukunftsplanung.<br />

Und natürlich gehört der Behindertenausweis<br />

zu den notwendigen Unterlagen.<br />

Auch in Dresden hat man sich den Forderungen<br />

<strong>ein</strong>er „Hochschule für alle“ gestellt<br />

und betont <strong>ein</strong>e individuelle, persönliche Beratung<br />

der Betroffenen. So werden unter anderem<br />

in der Sozialberatung des Studentenwerkes<br />

Dresden chronisch kranke oder behin-<br />

Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong> <strong>LEBENswert</strong><br />

Studium und Behinderung schließen<br />

sich nicht aus, auch wenn so manche<br />

Hürde überwunden werden muss.<br />

Foto: www.fotolia.de © Franz Pfuegl<br />

derte Studenten betreut. Dazu bietet das Studentenwerk<br />

<strong>ein</strong>e Mobilitätshilfe an, die von<br />

<strong>ein</strong>er Teilnehmerin des Freiwilligen Sozialen<br />

Jahres erbracht wird. Vor allem in der Anfangszeit<br />

des Studiums können gem<strong>ein</strong>sam<br />

mit der FSJ-lerin die Wege in der Nähe des<br />

Wohnheimes, auf dem Campus oder in die<br />

Mensen erprobt werden. Auch barrierefreies<br />

W<strong>ohne</strong>n ist in sechs Appartements der Wohnheime<br />

möglich.<br />

Beratungsangebot ausgebaut<br />

In Kooperation mit dem <strong>VdK</strong> Sachsen konnte<br />

in diesem Jahr das Beratungsangebot weiter<br />

ausgebaut werden. Im Rahmen des Projektes<br />

„Studium und Behinderung“, das mit Mitteln<br />

des Freistaates Sachsen gefördert wird, bietet<br />

das Studentenwerk Dresden zusammen mit<br />

dem <strong>VdK</strong> <strong>ein</strong>mal im Monat <strong>ein</strong>e Sozialrechtsschutzberatung<br />

an. Für s<strong>ein</strong>e Sprechstunden<br />

sieht Lars Müller von der Sozialrechtsschutz<br />

<strong>VdK</strong> Sachsen gGmbH vor allem Beratungspotenzial<br />

im Hinblick auf die Finanzierung des<br />

behinderungsbedingten Mehrbedarfs. Denn:<br />

„Für Studierende mit Behinderung fallen oft<br />

Mehrkosten im Zusammenhang mit dem Studium<br />

und der Sicherung des <strong>Leben</strong>sunterhalts<br />

an, die durch die Leistungen nach dem BaföG<br />

oder entsprechende Eigenmittel nicht gedeckt<br />

werden können“, sagt der Jurist.<br />

Um das Studium und die Studienbedingungen<br />

für be<strong>ein</strong>trächtigte Studierende so barrierearm<br />

wie möglich zu gestalten, engagieren<br />

sich auch der Beauftragte für Studierende mit<br />

Behinderung und chronischer Krankheit, Prof.<br />

Dr. Rainer Spallek, sowie die Interessengem<strong>ein</strong>schaft<br />

„Studium und Behinderung“ an<br />

der TU Dresden (IGB), welche die verschiedenen<br />

Struktur<strong>ein</strong>heiten wie Studentenwerk,<br />

Immatrikulationsamt und Studentenrat zu <strong>ein</strong>em<br />

Netzwerk verbindet. Zur Unterstützung<br />

von sehbehinderten Ratsuchenden existiert<br />

an der Fakultät Informatik außerdem die Arbeitsgruppe<br />

Studium für Blinde und Sehbehinderte<br />

(AG SBS). Peggy St<strong>ein</strong>ert ...<br />

Gewusst wo<br />

Seite 5<br />

Auskünfte für behinderte<br />

Studierende in der<br />

Landeshauptstadt<br />

Dresden und den<br />

östlichen Grenzstädten<br />

Zittau und Görlitz<br />

3 Studentenwerk Dresden<br />

Fritz-Löffler-Straße 18<br />

Sozialberatung<br />

Sandra Simond<br />

2. OG, Zimmer 204<br />

Telefon: 0351 4697704<br />

E-Mail: sandra.simond@<br />

studentenwerk-dresden.de<br />

3 Sozialrechtsschutzberatung<br />

(jeden ersten<br />

Donnerstag im Monat,<br />

mit Anmeldung)<br />

Lars Müller<br />

(Sozialrechtsschutz<br />

<strong>VdK</strong> Sachsen gGmbH)<br />

4. OG, Zimmer 423<br />

Tel.: 0351 2054530<br />

oder 0351 4697704<br />

sozialrechtsschutz.dresden<br />

@vdk.de oder<br />

sandra.simond@<br />

studentenwerk-dresden.de<br />

Allgem<strong>ein</strong>e Hinweise<br />

für Studierende mit<br />

Handicap<br />

3 Informations- und<br />

Beratungsstelle Studium<br />

und Behinderung (IBS) des<br />

Deutschen<br />

Studentenwerks<br />

Monbijouplatz 11<br />

10178 Berlin<br />

Telefon: 030 29772764<br />

Telefax: 030 29772769<br />

studium-behinderung<br />

@studentenwerke.de<br />

3 Nach der 18. Sozialerhebung<br />

des Deutschen Studentenwerks<br />

(DSW), die<br />

im Jahr 2006 die wirtschaftliche<br />

und soziale Lage<br />

der Studierenden in<br />

Deutschland evaluierte,<br />

sind circa acht Prozent der<br />

Studierenden durch <strong>ein</strong>e<br />

Behinderung oder chronische<br />

Krankheit in ihrem<br />

Studium be<strong>ein</strong>trächtigt.<br />

Um neuere Daten zu ihrer<br />

Situation zu ermitteln,<br />

wurde in diesem Jahr mit<br />

Förderung des Bundesministeriums<br />

für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) die<br />

bundesweite Umfrage „be<strong>ein</strong>trächtigt<br />

studieren“<br />

durchgeführt. Die Regie lag<br />

in den Händen des Deutschen<br />

Studentenwerkes,<br />

Informations- und Beratungsstelle<br />

Studium und<br />

Behinderung, das seit 28<br />

Jahren vom BMBF gefördert<br />

wird. Die Ergebnisse<br />

der Studie werden im<br />

Frühjahr 2012 erwartet.


Seite 6 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

Kompakt Pflege<br />

Pflegegeld<br />

Wird die Pflege nicht durch zugelassene Pflegekräfte<br />

erbracht, sondern durch Angehörige oder<br />

sonstige ehrenamtliche Helfer, wird das sogenannte<br />

Pflegegeld als Geldleistung bezahlt. Es beträgt<br />

bisher in<br />

3 Pflegestufe I: 225 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe II: 430 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe III: 685 Euro monatlich<br />

Zum 1.1.2012 werden diese Beträge erhöht.<br />

3 Pflegestufe I: 235 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe II: 440 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe III: 700 Euro monatlich<br />

Pflegesachleistung<br />

Pflegende Angehörige sollen bei der häuslichen<br />

Pflege durch Pflegedienste unterstützt werden.<br />

Die Leistungen der ambulanten Dienste gelten als<br />

Sachleistungen. Die Höhe der monatlichen Leistung<br />

hängt von der Pflegestufe ab und beträgt<br />

zurzeit für<br />

3 Pflegestufe I: bis zu 440 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe II: bis zu 1 040 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe III: bis zu 1 510 Euro monatlich<br />

3 in Härtefällen: bis zu 1 918 Euro monatlich<br />

Ab 2012 werden die Leistungen erhöht.<br />

3 Pflegestufe I: bis zu 450 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe II: bis zu 1 100 Euro monatlich<br />

3 Pflegestufe III: bis zu 1 550 Euro monatlich<br />

3 <strong>Der</strong> Betrag für Stufe III mit Härtefall bleibt unverändert<br />

bei 1 918 Euro monatlich.<br />

Pflege durch <strong>ein</strong>en Pflegedienst<br />

oder entfernte Verwandte und Bekannte<br />

Wird die Ersatzpflege durch <strong>ein</strong>en ambulanten<br />

Pflegedienst übernommen, können Kosten von<br />

bis zu 1 510 Euro pro Jahr von der Pflegekasse<br />

übernommen werden. Auch wenn entfernte<br />

Verwandte, Bekannte oder Nachbarn, die nicht<br />

in häuslicher Gem<strong>ein</strong>schaft mit dem Pflegebedürftigen<br />

leben, die Pflege übernehmen, kann<br />

diese Summe in Anspruch genommen werden.<br />

Die Kostenübernahme steigt zum 01.01.2012<br />

noch <strong>ein</strong>mal an; dann können Leistungen bis<br />

zu 1 550 Euro pro Jahr übernommen werden.<br />

Staatliche Zuschüsse<br />

Die Pflegeversicherung<br />

gewährt unabhängig<br />

von der<br />

Pflegestufefinanzielle<br />

Zuschüsse<br />

für Maßnahmen<br />

zur Verbesserung<br />

des<br />

individuellen<br />

Wohnumfeldes. Das<br />

Gesetz führt dazu aus,<br />

dass die Höhe der Zuschüsse<br />

unter Berücksichtigung der Kosten der Maßnahme<br />

sowie <strong>ein</strong>es angemessenen Eigenanteils in Abhängigkeit<br />

von dem Einkommen des Pflegebedürftigen<br />

zu bemessen ist. Die Zuschüsse dürfen <strong>ein</strong>en<br />

Betrag in Höhe von 2 557 Euro je Maßnahme nicht<br />

übersteigen.<br />

...<br />

-----------------------------------------------------------------------------<br />

3 Weitere Informationen:<br />

www.vdk.de/Sachsen<br />

www.pflegenetz.sachsen.de<br />

Foto: MEV<br />

Arbeiten mit Handicap<br />

Gert Hentschel kämpft vor den<br />

Sozialgerichten für die Interessen<br />

von Behinderten.<br />

Gert Hentschel sitzt in s<strong>ein</strong>em<br />

kl<strong>ein</strong>en Büro im Dresdner Osten<br />

am Schreibtisch. <strong>Der</strong> 64-<br />

Jährige leitet <strong>ein</strong>e Beratungsstelle für<br />

Menschen mit Behinderungen, chronischen<br />

Erkrankungen und für Senioren.<br />

Dass er selbst mit <strong>ein</strong>em Handicap<br />

zu kämpfen hat, sehen ihm die<br />

meisten nicht an. „Ich bekomme<br />

dann im Laufe <strong>ein</strong>es Gesprächs das<br />

<strong>ein</strong>e oder andere Schreiben in die<br />

Hand, doch ich kann damit nichts anfangen“,<br />

sagt der gepflegte Mann im<br />

Anzug und schmunzelt. Denn Gert<br />

Hentschel ist fast blind. „Im Alter von<br />

zehn Jahren erkrankte ich an Makuladegeneration“,<br />

sagt er. „Innerhalb<br />

kürzester Zeit konnte ich nichts mehr<br />

lesen und nur noch mühsam schreiben.“<br />

Dennoch besuchte er weiterhin<br />

die normale Grundschule, machte<br />

s<strong>ein</strong> Abitur mit „sehr gut“, studierte<br />

Geschichte und promovierte.<br />

Seit 1997 berät Hentschel Hilfesuchende<br />

in allen sozialrechtlichen Angelegenheiten<br />

im Auftrag des Sozialverbandes<br />

<strong>VdK</strong> und vertritt Mitglieder<br />

s<strong>ein</strong>es Verbandes in Antrags-, Widerspruchs-<br />

und Klageverfahren vor den<br />

Sozialgerichten. Dass der Mann dafür<br />

deutlich mehr arbeiten muss als <strong>ein</strong><br />

sehender Kollege, nimmt er in Kauf.<br />

Vor Gericht kann er nicht <strong>ein</strong>fach in<br />

die Akten schauen. <strong>Der</strong> Geisteswissenschaftler<br />

muss die wichtigsten<br />

Passagen im Kopf oder in Brailleschrift<br />

dabeihaben. Hilfsmittel wie <strong>ein</strong>e<br />

Braillezeile unter der Computertastatur<br />

und <strong>ein</strong>en Scanner mit Sprachausgabe<br />

haben ihm das Integrationsamt<br />

und s<strong>ein</strong> Rententräger finanziert.<br />

Treue Begleiterin „Erika“<br />

Auf <strong>ein</strong>e moderne Braille-Punktschrift-Maschine<br />

hat er bewusst verzichtet<br />

– die „Erika“ hat ihn s<strong>ein</strong> ganzes<br />

<strong>Leben</strong> begleitet. Damit m<strong>ein</strong>t er<br />

allerdings s<strong>ein</strong>e alte Punktschriftmaschine<br />

und nicht s<strong>ein</strong>e Mitarbeiterin,<br />

die ihm Akten vorliest oder ihn zu<br />

Gerichtsterminen fährt. 15 Stunden<br />

pro Woche steht sie ihm als Assistentin<br />

zur Verfügung, bezahlt von der<br />

Bundesarbeitsgem<strong>ein</strong>schaft der Integrationsämter<br />

und Hauptfürsorgestellen.<br />

Eine solche Unterstützung steht<br />

vielen Behinderten im Arbeitsleben<br />

zu, allerdings abhängig vom Grad des<br />

Handicaps und Hilfebedarfs.<br />

Doch Gert Hentschel hat den Eindruck,<br />

dass die Sozialkassen angesichts<br />

der Sparzwänge zunehmend<br />

restriktiver entscheiden und immer<br />

mehr Anträge ablehnen. „Etwa 50<br />

Prozent der Bescheide von Sozialämtern<br />

oder anderen Sozialverwaltungen<br />

sind falsch“, schätzt der <strong>VdK</strong>-Experte.<br />

Deshalb gewinnt er von mehreren<br />

Hundert begleiteten Verfahren im<br />

Jahr auch rund die Hälfte. „Ich sehe<br />

m<strong>ein</strong>e Arbeit aber nicht nur als<br />

Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit,<br />

sondern sie besteht auch darin, Zuversicht<br />

und <strong>Leben</strong>smut, kurz: <strong>ein</strong><br />

Stück <strong>Leben</strong>squalität zu vermitteln.“<br />

Die Tätigkeit als Behinderter für Behinderte<br />

ist für ihn <strong>ein</strong> Stück s<strong>ein</strong>es<br />

eigenen schwierigen <strong>Leben</strong>s.<br />

Streiten kann sich l<strong>ohne</strong>n<br />

3 000 bis 4 000 Betroffene sprechen<br />

pro Jahr in der <strong>VdK</strong>-Beratungsstelle<br />

vor. Kürzlich war <strong>ein</strong>e Frau Mitte 40<br />

bei ihm. Ihre Diagnose:<br />

Multiple Sklerose.<br />

Doch sie<br />

möchte unbedingt<br />

weiterarbeiten,<br />

nicht von <strong>ein</strong>er Rente<br />

leben. Mit Hentschels<br />

Hilfe hat sie<br />

vor Gericht <strong>ein</strong> klimatisiertes<br />

Büro erkämpft.<br />

Zudem<br />

wurde <strong>ein</strong> Umbau<br />

an ihrem Pkw bewilligt.<br />

Knapp 10 000 Euro stehen ihr<br />

jetzt dafür zur Verfügung. „Streiten<br />

lohnt sich“, sagt der Sozialarbeiter.<br />

Er konnte auch <strong>ein</strong>em Mann helfen,<br />

der <strong>ein</strong>en Arbeitsunfall hatte und auf<br />

der Suche nach <strong>ein</strong>em neuen Arbeitgeber<br />

war. Zwar nicht direkt, denn<br />

„wir sind k<strong>ein</strong>e Arbeitsvermittlung“.<br />

Gleichwohl sorgte er für die Bewilligung<br />

der erforderlichen finanziellen<br />

Unterstützung – in unserem schönen<br />

Beamtendeutsch sind dies Leistungen,<br />

die zur Teilhabe an der Arbeit berech-<br />

tigen. Hierfür können dem Arbeitgeber<br />

im ersten Jahr bis zu 80 Prozent<br />

der Lohnkosten gewährt werden. Oft<br />

sind es aber auch nur Kl<strong>ein</strong>igkeiten,<br />

die Menschen mit größerem oder kl<strong>ein</strong>erem<br />

Handicap die Teilnahme am<br />

Arbeitsleben überhaupt erst ermöglichen.<br />

Dass seit Anfang des Jahres<br />

wieder mehr Menschen mit Behinderungen<br />

in Lohn kommen wollen, freut<br />

Hentschel. Für diese Menschen<br />

kämpft der 64-Jährige gern.<br />

Zum Beispiel auch für die Bewilligung<br />

<strong>ein</strong>es ergonomischen Stuhls<br />

oder <strong>ein</strong>es Stehpults<br />

für <strong>ein</strong>en Angestellten<br />

nach Bandschei-<br />

Wenn man<br />

kompetent<br />

ist, wird<br />

man auch<br />

akzeptiert.<br />

Gert Hentschel mit s<strong>ein</strong>er<br />

Brailleschreibmaschine, Typ<br />

„Erika“ – die allerdings unüberhörbar<br />

klappert. Eine<br />

Braillezeile unter der Computertastatur<br />

und <strong>ein</strong> Scanner<br />

mit Sprachausgabe ermöglichen<br />

ihm die Büroarbeit.<br />

Foto: Kristina Grunwald<br />

benvorfall. Oder für<br />

<strong>ein</strong>e digitale Hörhilfe<br />

für <strong>ein</strong>e leitende<br />

Laborantin, die Telefonkonferenzenabhalten<br />

muss. „Eine<br />

Behinderung be<strong>ein</strong>trächtigt<br />

<strong>ein</strong>en<br />

wohl, doch heute ist<br />

sehr vieles möglich,<br />

um gleichberechtigt am <strong>Leben</strong> in der<br />

Gesellschaft teilzunehmen“, sagt der<br />

fast Blinde, „Wenn man kompetent<br />

ist, wird man auch akzeptiert. Und<br />

man muss lernen, andere <strong>ohne</strong> Scheu<br />

um Hilfe zu bitten.“<br />

Kristina Grunwald ...<br />

----------------------------------------------------------<br />

3 <strong>VdK</strong>-Beratungsstelle:<br />

Kreisverband Dresden<br />

Breitscheidstraße 38, Haus 4<br />

01237 Dresden<br />

E-Mail: kv-dresden@vdk.de


Seite 8 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

KompaktParken<br />

Behindertenparkplätze<br />

Für körperbehinderte Menschen bietet das Auto<br />

oft die <strong>ein</strong>zige Möglichkeit, mobil zu s<strong>ein</strong> und zu<br />

bleiben. Vor öffentlichen Einrichtungen und an<br />

wichtigen zentralen Punkten sind darum ausreichend<br />

Behindertenparkplätze sehr wichtig, zum<br />

Beispiel vor Supermärkten, Arztpraxen, Theatern<br />

und Kinos, Restaurants und Bahnhöfen, aber auch<br />

vor der eigenen Haustür. Persönliche Behindertenparkplätze<br />

können in der Regel bei der kommunalen<br />

Straßenverkehrsbehörde beantragt werden.<br />

Behindertenparkplätze bieten dem Fahrer oder<br />

Beifahrer <strong>ein</strong>e größere Bewegungsfreiheit. Sie sind<br />

breiter als normale Pkw-Stellplätze, damit die Wagentür<br />

in vollem Radius geöffnet werden kann.<br />

Rollstuhlfahrer beispielsweise müssen ihren Rollstuhl<br />

unmittelbar neben der Fahrertür platzieren,<br />

um <strong>ohne</strong> Probleme <strong>ein</strong>steigen zu können. Zudem<br />

sollten Behindertenparkplätze besonders günstig<br />

gelegen s<strong>ein</strong>, sodass es idealerweise vom Parkplatz<br />

aus nur wenige Schritte bis zum Eingang<br />

sind. Dies ist vor allem für gehbehinderte Menschen<br />

und Mitbürger mit Atemwegserkrankungen<br />

sehr wichtig.<br />

Sonderparkausweis<br />

gut sichtbar platzieren!<br />

Es reicht nicht aus, <strong>ein</strong>fach den Schwerbehindertenausweis<br />

ins Auto zu legen, denn dieser legitimiert<br />

nicht automatisch zum Parken auf Behindertenparkplätzen!<br />

<strong>Der</strong> amtliche blaue Sonderparkausweis<br />

muss gut sichtbar hinter der Windschutzscheibe<br />

platziert werden. Ein Aufkleber mit<br />

Rollstuhlsymbol reicht ebenfalls nicht aus, um<br />

Behindertenparkplätze zu nutzen.<br />

K<strong>ein</strong>esfalls darf der Parkausweis von nicht behinderten<br />

Verwandten oder Bekannten verwendet<br />

werden, außer wenn die behinderte Person als<br />

Beifahrer dabei ist. Neben dem kostenpflichtigen<br />

Abschleppen des Fahrzeugs droht bei <strong>ein</strong>er falschen<br />

Verwendung des Ausweises unter Umständen<br />

<strong>ein</strong>e Klage wegen Missbrauchs von Ausweispapieren.<br />

Sonderregelung für Sachsen<br />

Von der Sächsischen Sonderparkgenehmigung<br />

werden nicht nur Schwerbehinderte erfasst, sondern<br />

auch weitere Personen – sogenannte vorübergehend<br />

Berechtigte –, die aufgrund <strong>ein</strong>er Erkrankung,<br />

<strong>ein</strong>es Unfalles oder nach <strong>ein</strong>er schweren<br />

Operation vorübergehend, aber dennoch für <strong>ein</strong>en<br />

längeren Zeitraum an so starken Funktionsstörungen<br />

der unteren Gliedmaßen und/oder der<br />

Lendenwirbelsäule leiden, dass ihnen vermeidbare<br />

Wege erspart werden müssen. Diese können<br />

in dieser Zeit nach Besch<strong>ein</strong>igung durch die<br />

Verkehrsbehörde Parkerleichterungen in Anspruch<br />

nehmen. In bestimmten Kommunen gibt es Regelungen<br />

und Besch<strong>ein</strong>igungen, welche Personenkreise<br />

neben den „aG“ Berechtigten auch auf<br />

Behindertenparkplätzen parken können. ...<br />

-----------------------------------------------------------------------------<br />

3 Weitere Informationen:<br />

www.vdk.de/Sachsen<br />

Foto: SZ/Marion Gröning<br />

J<br />

Ohne Vollmacht<br />

droht die Ohnmacht<br />

An <strong>ein</strong>e Vorsorgevollmacht<br />

für den Ernstfall werden hohe<br />

Anforderungen gerichtet.<br />

eder Mensch kann durch Unfall,<br />

plötzliche schwere Krankheit oder<br />

im Alter in die Lage kommen,<br />

wichtige Angelegenheiten s<strong>ein</strong>es <strong>Leben</strong>s<br />

ganz oder teilweise nicht mehr<br />

selbst regeln zu können. Für <strong>ein</strong>en<br />

solchen Fall sollte sichergestellt werden,<br />

dass Ihre persönlichen Belange<br />

in Ihrem Sinne geregelt werden können.<br />

Die Vorsorgevollmacht ermöglicht<br />

es Ihnen, <strong>ein</strong>e konkrete Person<br />

Ihres Vertrauens zu bestimmen, welche<br />

für Sie im Ernstfall handeln soll.<br />

Denn entgegen <strong>ein</strong>er weit verbreiteten<br />

Annahme können in <strong>ein</strong>em solchen<br />

Fall weder der Ehegatte noch<br />

die Kinder oder andere Angehörige<br />

<strong>ohne</strong> entsprechende<br />

Vollmacht für Sie<br />

handeln, das heißt,<br />

sie können Sie nicht<br />

gesetzlich vertreten.<br />

Eine gesetzliche Vertretung<br />

ist nur den<br />

Eltern gegenüber ihren<br />

minderjährigen<br />

Kindern vorbehalten.<br />

Für Volljährige<br />

können ihre Angehörigen<br />

k<strong>ein</strong>e<br />

rechtsverbindlichen<br />

Erklärungen abgeben.<br />

Kann also jemand<br />

s<strong>ein</strong>e Angelegenheiten<br />

nicht<br />

mehr selbst regeln und existiert k<strong>ein</strong>e<br />

Vollmacht, muss vom zuständigen<br />

Amtsgericht <strong>ein</strong> Betreuer für diese<br />

Aufgaben bestellt werden.<br />

Grundsätzlich ist die Vorsorgevollmacht<br />

an k<strong>ein</strong>e bestimmte Form gebunden.<br />

Aus Gründen der Klarheit<br />

und der Beweiskraft sollte die Vorsor-<br />

Bei der Abfassung<br />

<strong>ein</strong>er Vollmacht<br />

kann es<br />

sinnvoll s<strong>ein</strong>,<br />

den Rat <strong>ein</strong>es<br />

Rechtsanwaltes<br />

oder Notares<br />

<strong>ein</strong>zuholen.<br />

gevollmacht jedoch schriftlich gefasst<br />

werden. Sie können sich insoweit<br />

auch <strong>ein</strong>es geeigneten Vordruckmusters<br />

bedienen, wobei jedoch darauf<br />

hinzuweisen ist, dass die angebotenen<br />

Muster nicht auf die Besonderheiten<br />

des jeweiligen Einzelfalles <strong>ein</strong>gehen.<br />

Wichtig ist, dass Sie die schriftlich<br />

gefasste Vollmacht mit Ort, Datum<br />

und Ihrer vollständigen eigenhändigen<br />

Unterschrift versehen. Um<br />

Zweifeln an der Echtheit Ihrer Unterschrift<br />

zu begegnen, können Sie die<br />

Vorsorgevollmacht bei der zuständigen<br />

Betreuungsbehörde gegen Entrichtung<br />

<strong>ein</strong>er geringen Gebühr beglaubigen<br />

lassen.<br />

Fachkundigen Rat <strong>ein</strong>holen<br />

Bei der Abfassung <strong>ein</strong>er Vollmacht<br />

kann es auch sinnvoll s<strong>ein</strong>, den Rat<br />

<strong>ein</strong>es Rechtsanwaltes oder Notares<br />

<strong>ein</strong>zuholen. Dies ist besonders dann<br />

zu empfehlen, wenn<br />

Sie zum Beispiel<br />

über umfangreiches<br />

Vermögen verfügen<br />

oder mehrere Bevollmächtigte<strong>ein</strong>setzen<br />

wollen. Zu<br />

beachten ist weiterhin,<br />

dass manche<br />

Banken Vorsorgevollmachten<br />

nicht<br />

<strong>ohne</strong> Weiteres akzeptieren.<br />

Hier empfiehlt<br />

es sich, vorher<br />

mit der Bank entsprechendeRücksprache<br />

zu halten.<br />

Ebenfalls zu beachten<br />

ist, dass auch <strong>ein</strong>e erteilte Generalvollmacht,<br />

welche zur Vertretung<br />

in allen Angelegenheiten ermächtigt,<br />

verschiedene wichtige Bereiche, wie<br />

beispielsweise <strong>ein</strong>e Organspende und<br />

die Einwilligung zu lebensgefährlichen<br />

Operationen, nicht automatisch<br />

abdeckt.<br />

Mit der Vorsorgevollmacht wird festgelegt, wer die<br />

eigenen Angelegenheiten regelt, wenn man selbst<br />

dazu nicht mehr in der Lage ist. Foto: F. Koark/dpa<br />

Die notarielle Beurkundung ist<br />

dann notwendig, wenn Ihre Vollmacht<br />

auch zum Erwerb oder zur<br />

Veräußerung von Grundstücken oder<br />

zur Darlehensaufnahme berechtigen<br />

soll. Ferner ist <strong>ein</strong>e notarielle Beurkundung<br />

dann sinnvoll, wenn Sie <strong>ein</strong><br />

Handelsgewerbe betreiben oder Gesellschafter<br />

<strong>ein</strong>er Personen- oder Kapitalgesellschaft<br />

sind.<br />

Die Vorsorgevollmacht kann für<br />

verschiedene Aufgaben wie Vermögensangelegenheiten,<br />

persönliche Angelegenheiten,<br />

Vertretung vor Behörden,<br />

Aufenthalts- und Wohnungsangelegenheiten,<br />

Gesundheitssorge und<br />

Pflegebedürftigkeit erteilt werden.<br />

Insbesondere die Bereiche Gesundheitssorge<br />

und Pflegebedürftigkeit<br />

können in diesem Zusammenhang<br />

auch mit <strong>ein</strong>er Betreuungsverfügung<br />

beziehungsweise Patientenverfügung<br />

kombiniert werden.<br />

Zugänglicher Aufbewahrungsort<br />

Ihnen als Vollmachtgeber obliegt es, sicherzustellen,<br />

dass die Vollmacht dem<br />

von Ihnen Bevollmächtigten im Original<br />

vorliegt, wenn sie benötigt wird.<br />

Dazu ist es sinnvoll, die Vollmacht an<br />

<strong>ein</strong>em im Ernstfall leicht zugänglichen<br />

Ort zu verwahren oder aber die Vollmacht<br />

von vornher<strong>ein</strong> dem Bevollmächtigten<br />

mit der Maßgabe zu übergeben,<br />

von dieser nur im Ernstfall Gebrauch<br />

zu machen.<br />

Eine andere Möglichkeit ist, die Vorsorgevollmacht<br />

gegen Zahlung <strong>ein</strong>er<br />

Gebühr (15 bis 22 Euro) im Zentralen<br />

Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer<br />

registrieren zu lassen. Die dort registrierten<br />

Daten können durch das Betreuungsgericht<br />

im Bedarfsfall abgefragt<br />

werden. Dadurch kann verhindert<br />

werden, dass das Betreuungsgericht<br />

in Unkenntnis des Bestehens der<br />

Vorsorgevollmacht <strong>ein</strong>en Betreuer bestellt,<br />

der von Ihnen nicht gewünscht<br />

wird. Knut-André Habelt ...


Barrierefrei leben beginnt mit<br />

<strong>ein</strong>er barrierefreien Möbelschau.<br />

✓ Sicher und bequem <strong>ein</strong>kaufen<br />

✓ Zugang barrierearm/-frei<br />

✓ Gute Ausleuchtung<br />

✓ Rutschfeste Böden<br />

✓ Mögliche Gefahrenstellen<br />

ausreichend markiert<br />

✓ Gänge breit und nicht verstellt<br />

✓ Sitzgelegenheiten zum Ausruhen<br />

✓ Preise gut lesbar<br />

GEPRÜFTER SERVICE<br />

✓ Markenvielfalt<br />

✓ kompetente<br />

Beratung<br />

✓ fachgerechte<br />

Montage<br />

✓ termingerechte<br />

Lieferung<br />

✓ exzellenter<br />

Kundenservice<br />

Porta Möbel wurde durch den TÜV-Thüringen geprüft und auf Grund s<strong>ein</strong>er hohen<br />

Servicequalität in den Bereichen Markenvielfalt, kompetente Beratung, termingerechte<br />

Lieferung, fachgerechte Montage und exzellenter Kundenservice zertifiziert.<br />

21 x in Deutschland, immer in Ihrer Nähe: www.porta.de<br />

TESTSIEGER in<br />

✓Service<br />

✓Beratung<br />

✓Qualität<br />

Dies berichtete die WELTamSONNTAG<br />

im Februar 2008<br />

Quelle: Studie der unabhängigen Rating-Agentur<br />

»ServiceRating GmbH in Köln« vom Februar 2008


Seite 10 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

„ÖPNV für alle“<br />

Niederflurfahrzeuge, Rampen, barrierefreie<br />

Haltestellen: In Dresden sind die<br />

Projektpartner auf <strong>ein</strong>em guten Weg.<br />

Hinter welcher Tür des Gelenkbusses verbirgt<br />

sich die Rolli-Plattform? Wie fährt es sich über<br />

die Rampe in Bus oder Bahn? Wo steht der Rollstuhl<br />

im Fahrzeug sicher und platzsparend? Antworten<br />

auf diese und weitere Fragen erhalten<br />

Körperbehinderte beim kostenlosen Mobilitätstraining<br />

im Dresdner Nahverkehr. In <strong>ein</strong>em Betriebshof<br />

der Verkehrsbetriebe oder auf dem<br />

Hauptbahnhof können sie die Fahrzeuge erst in<br />

Augensch<strong>ein</strong> nehmen und sich die Details erläutern<br />

lassen, bevor es an praktische Ein- und Aussteigeübungen<br />

geht. Mit Bussen und Straßenbahnen<br />

wird danach <strong>ein</strong>e Testrunde durch die Stadt<br />

gedreht.<br />

Dieses dreistündige Training ist nur <strong>ein</strong> Baust<strong>ein</strong><br />

des Projektes „ÖPNV für alle“, das der Landesverband<br />

Selbsthilfe Körperbehinderter Sachsen e.V.<br />

(LSKS) mit Partnern aus Verkehrsverbünden und<br />

-unternehmen, kommunalen Verwaltungen und<br />

Selbsthilfever<strong>ein</strong>igungen realisiert. „Rollstuhlfahrer<br />

nutzen zunehmend Bus und Bahn“, sagt der<br />

LSKS-Vorsitzende Dr. Peter Münzberg. „Dabei<br />

möchten sie <strong>ein</strong>erseits auf k<strong>ein</strong>e unüberwindlichen<br />

<strong>Barrieren</strong> stoßen, andererseits aber auch<br />

nicht den Verkehrsablauf behindern.“<br />

Im Laufe der Zusammenarbeit, die mit den<br />

Dresdner Verkehrsbetrieben 1991 begann, konnte<br />

schon viel erreicht werden. „Abgesehen von <strong>ein</strong><br />

paar Verstärkern im Studentenverkehr rollen in<br />

Dresden nur noch Niederflurstraßenbahnen und<br />

-busse, die alle mit Rampen ausgestattet sind“,<br />

so Münzberg. „Auch <strong>ein</strong> Teil der Dieseltriebzüge<br />

auf regionalen Eisenbahnstrecken ist über Rampen<br />

erreichbar.“ Für Blinde existiert <strong>ein</strong> Handsender,<br />

der auf den Strecken der DVB Ansagen zu Linie,<br />

Richtung und Haltestellen sowie die Türöffnung<br />

anfordern kann.<br />

<strong>Der</strong> aktuelle Stand der Dinge lässt sich vom<br />

„DVB-Haltestellen-Atlas für Rollstuhlfahrer“ ablesen.<br />

Dieser spezielle Liniennetzplan zeigt an, wo<br />

das Ein- und Aussteigen mit Rolli barrierefrei, wo<br />

mit Rampe und wo überhaupt nicht möglich ist.<br />

Trotz aller Fortschritte gibt es im Stadtgebiet<br />

Dresden noch immer rund 35 nicht nutzbare Bushaltestellen.<br />

Gründe sind fehlende Borde oder zu<br />

schmale Gehwege, vielfach in Randlagen und in<br />

<strong>ein</strong>gem<strong>ein</strong>deten Ortschaften.<br />

Ebenso besteht bei der Straßenbahn Nachholbedarf:<br />

All<strong>ein</strong> im 26er Ring haben fünf Haltstellen,<br />

darunter die Bautzner-/Rothenburger Straße und<br />

Am Zwingerteich, k<strong>ein</strong>e ausreichend hohen Borde.<br />

Ärgerlich ist zudem der unzureichende Ausbau<br />

der Haltestelle am Olbrichtplatz: Schließlich<br />

soll das neue Militärhistorische Museum für alle<br />

Interessierten un<strong>ein</strong>geschränkt erreichbar s<strong>ein</strong>.<br />

-----------------------------------------------------------------------------<br />

3 Weitere Informationen:<br />

www.selbsthilfenetzwerk-sachsen.de<br />

Foto: LSKS<br />

Thorsten Gruner ist blind. Im öffentlichen<br />

Raum wird er von s<strong>ein</strong>em<br />

Führhund Rocky unterstützt.<br />

Mehrmals in der Woche fährt<br />

Thorsten Gruner von Roßw<strong>ein</strong><br />

nach Chemnitz. Mal ist<br />

er mit dem Zug unterwegs, mal mit<br />

dem Bus. Für den 46-Jährigen k<strong>ein</strong><br />

leichtes Unterfangen, denn Thorsten<br />

Gruner ist blind. „Nach Arbeitsunfall<br />

und schwerer Krankheit verlor ich<br />

2001 m<strong>ein</strong> Augenlicht“, erzählt er.<br />

„Von gut sehend bis blind dauerte es<br />

nur <strong>ein</strong> halbes Jahr. Danach hat sich<br />

m<strong>ein</strong> <strong>Leben</strong> komplett verändert.“<br />

Doch den Kopf in den Sand steckt<br />

Thorsten Gruner nicht. Um sich außerhalb<br />

s<strong>ein</strong>er Wohnung besser zurechtzufinden,<br />

hat<br />

er seit zwei<strong>ein</strong>halb<br />

Jahren <strong>ein</strong>en treuen<br />

Begleiter an s<strong>ein</strong>er<br />

Seite: Blindenführhund<br />

Rocky. „Es<br />

hilft ja alles nichts,<br />

man muss das Beste<br />

aus der Situation<br />

machen. Und dazu<br />

gehört auch, sich<br />

sportlich zu betätigen.<br />

So trainiere ich<br />

aktiv beim CFC-Blindenfußball.“<br />

Zum Training fährt er am liebsten<br />

mit dem Bus. „Ganz ehrlich, mit dem<br />

Bus zu fahren ist <strong>ein</strong>facher als mit<br />

dem Zug. Meist steige ich vorn beim<br />

Fahrer <strong>ein</strong>, sage Bescheid, dass ich<br />

blind bin, wo ich hinmöchte und<br />

dass es unter Umständen beim Aussteigen<br />

etwas länger dauern könnte“,<br />

erzählt Thorsten Gruner. „In den Bussen<br />

der CVAG sind die Haltepunkt-<br />

Ansagen laut und deutlich, sodass ich<br />

weiß, wo ich aussteigen muss. Fahre<br />

ich mit dem Zug, sieht dies anders<br />

aus. Da es wenig Begleitpersonal in<br />

den Zügen gibt, weiß man als Blinder<br />

oder Sehbehinderter meist nicht, wo<br />

man sich gerade befindet. Nicht immer<br />

ist jemand da, den man fragen<br />

kann. Auch Rollstuhlfahrer haben<br />

hier Schwierigkeiten. Sie müssen jede<br />

Fahrt sogar vorher anmelden.“<br />

Alltägliche Herausforderungen<br />

Doch das sind nicht die <strong>ein</strong>zigen Probleme,<br />

die Thorsten Gruner zu bewältigen<br />

hat. „Über Ampeln zu gehen, ist<br />

manchmal auch <strong>ein</strong>e ganz schöne Herausforderung.<br />

Denn nicht überall<br />

existieren akustische Ampelsignale,<br />

oder es gibt sie tatsächlich und sie<br />

sind kaputt.“ Wünschen würde er<br />

sich darüber hinaus mehr Verständnis<br />

von s<strong>ein</strong>en Mitmenschen.<br />

„Beim<br />

Ein- und Aussteigen<br />

Über Ampeln<br />

zu gehen, ist<br />

manchmal <strong>ein</strong>e<br />

ganz schöneHerausforderung.<br />

braucht <strong>ein</strong> Blinder<br />

mehr Zeit als <strong>ein</strong> Sehender.<br />

Doch oft<br />

wird gedrängelt und<br />

geschubst. Viele habenBerührungsängste<br />

und wissen<br />

nicht, wie sie sich<br />

verhalten sollen,<br />

springen beispielsweise<br />

auf <strong>ein</strong>em<br />

Gehweg gleich zur<br />

Seite und denken, sie helfen dabei.“<br />

Dabei ist es gerade umgekehrt. Besser<br />

ist es, <strong>ein</strong>fach weiterzulaufen. Das<br />

Gehör <strong>ein</strong>es Blinden ist so geschult,<br />

dass er an Laufgeräuschen erkennt,<br />

wie nah jemand an ihm dran ist.<br />

So wie Thorsten Gruner geht es<br />

vielen Blinden, Sehbehinderten oder<br />

Menschen mit Handicap, die am öffentlichen<br />

<strong>Leben</strong> teilhaben wollen.<br />

Um diese Menschen zu unterstützen,<br />

In Chemnitz wurden barrierefreie<br />

Haltestellen <strong>ein</strong>gerichtet<br />

und Niederflurfahrzeuge angeschafft.<br />

Foto: Matthias Lippmann<br />

Das Beste aus<br />

der Situation machen<br />

wurden in Chemnitz unter anderem<br />

barrierefreie Haltestellen <strong>ein</strong>gerichtet<br />

und Niederflurfahrzeuge angeschafft.<br />

„Die Haltestellen der Chemnitzer Busse<br />

und Bahnen werden sowohl akustisch<br />

als auch optisch angegeben. In<br />

den Fahrgasträumen wird jede Haltestelle<br />

über <strong>ein</strong>e Sprecherstimme angesagt.<br />

Zusätzlich werden die aktuellen<br />

Haltestellen über <strong>ein</strong> Display angezeigt“,<br />

sagt Annerose Förster von<br />

der Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft<br />

(CVAG).<br />

Die CVAG setzt rund 35 Straßenbahnen<br />

und 80 Omnibusse <strong>ein</strong>. Alle<br />

Busse sowie zwei Drittel der Bahnen<br />

sind Niederflurfahrzeuge, die mit besonders<br />

tiefliegenden Böden ausgestattet<br />

sind. Diese ermöglichen <strong>ein</strong>en<br />

komfortablen Ein- und Ausstieg <strong>ohne</strong><br />

weitere Stufen und erleichtern so die<br />

barrierefreie Nutzung vor allem für<br />

Fahrgäste mit behinderungs- oder altersbedingten<br />

Einschränkungen der<br />

Mobilität, mit Rollstühlen und mit<br />

Kinderwagen. Im Fahrplan der jeweiligen<br />

Straßenbahnlinie werden die<br />

Fahrten der Niederflurfahrzeuge extra<br />

ausgewiesen: Diese sind mit <strong>ein</strong>em<br />

„N“ gekennzeichnet. Zur Vorinformation<br />

kann der entsprechende Haltestellenplan<br />

aufgerufen werden. Nach<br />

Angabe der Linie, der Richtung und<br />

der Haltestelle zeigt das „N“ über der<br />

Zeit den Einsatz <strong>ein</strong>es Niederflurfahrzeuges<br />

an.<br />

Das Chemnitzer Verkehrsunternehmen<br />

offeriert den Fahrgästen entsprechend<br />

niederflurangepasste Borde<br />

und barrierefreie Haltestellen. Diese<br />

Haltestellen sind im interaktiven Linienfahrplan<br />

mit <strong>ein</strong>em Rollstuhl-Symbol<br />

gekennzeichnet. So ist es möglich,<br />

sich <strong>ein</strong>e geeignete Fahrzeit für Niederflurfahrzeuge<br />

samt barrierefreier<br />

Haltestellenauswahl zusammenzustellen.<br />

Sabine Leppek ...


IHRE MOBILITÄT<br />

LIEGT UNS AM HERZEN!<br />

Bis zu 23% Sondernachlass auf Renault-Neuwagen<br />

(Schwerbeschädigtenausweis mit GdB ab 50%)<br />

Sondernachlass gilt auch für Verwandte ersten Grades bzw. für Personen, die <strong>ein</strong>e Vormundschaft übernommen haben.<br />

k<strong>ein</strong>e Mitgliedschaft<br />

k<strong>ein</strong>e Extrakosten<br />

unkomplizierte Abwicklung<br />

RENAULT CLIO 3-TÜRER EXPRESSION<br />

1.2 16V 75<br />

ab 10.199,- € Sie sparen 2.101,- €<br />

UPE 12.300,- €*<br />

RENAULT KANGOO AUTHENTIQUE 1.6 16V 105<br />

UPE<br />

Preisvorteil<br />

Angebotspreis<br />

Auf Wunsch erhalten Sie unsere Modelle auch als Finanzierung<br />

mit dem Renault relax Paket ** - inklusive 3 Jahren Wartung<br />

und 3 Jahren Garantie.<br />

Gesamtverbrauch (l/100 km) kombiniert: 8,2 - 5,8; CO 2 - Emissionen kombiniert: 190 - 135 g/km (Werte nach EU-Norm-Messverfahren).<br />

www.AmBestenBuechner.de<br />

14.990,- € *<br />

2.591,- €<br />

12.399,- €<br />

Individueller Umbau auf Wunsch möglich.<br />

RENAULT MÉGANE 5-TÜRER AUTHENTIQUE<br />

1.6 16V 100<br />

ab 12.699,- € Sie sparen 3.291,- €<br />

UPE 15.990,- €*<br />

Ver<strong>ein</strong>baren Sie <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e Probefahrt. Wir freuen uns auf Sie.<br />

Görlitz<br />

Löbau<br />

Zittau<br />

Bautzen<br />

Weißwasser<br />

WIR BERATEN SIE GERNE. BESUCHEN SIE UNS UND FRAGEN SIE NACH UNSEREN ANGEBOTEN.<br />

*UPE zzgl. Überführung. **Gegen Mehrpreis. Abbildungen zeigen Sonderausstattung.<br />

Telefon: (03 58 1) 73 22 0<br />

Telefon: (03 58 5) 47 77 0<br />

Telefon: (03 58 3) 77 03 0<br />

Telefon: (03 59 1) 31 21 0<br />

Telefon: (03 57 6) 21 99 90<br />

Rudolf-Walther-Straße 2<br />

01156 Dresden<br />

Telefon: (03 51) 41 50 60<br />

www.autohof-altfranken.de<br />

RENAULT SCÉNIC AUTHENTIQUE<br />

1.6 16V 110<br />

ab 15.499,- € Sie sparen 3.401,- €<br />

UPE 18.900,- €*<br />

RENAULT LAGUNA GRANDTOUR EXPRESSION 2.0 16V 140<br />

E85 ECO²<br />

ab 18.699,- € Sie sparen 5.201,- €<br />

UPE 23.900,- €*<br />

Abbildung zeigt Renault Kangoo mit individuellem Umbau.<br />

renault.mobil-s<strong>ein</strong>.eu<br />

Am Galgenberg 41<br />

01257 Dresden<br />

Telefon: (03 51) 8 88 78 88<br />

www.ertl-gruppe.de


Seite 12 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

Wie die beiden Rollstuhlfahrer<br />

Annett H<strong>ein</strong>ich und Sören Haak<br />

den Weg zu<strong>ein</strong>ander fanden.<br />

Die 12 ist ihre Glückszahl. Sie<br />

lernten sich am 12.12.1998 bei<br />

<strong>ein</strong>em Konzert der DDR-Kultband<br />

„Keimzeit“ in Freiberg kennen,<br />

genau 12 Jahre später gaben sie sich das<br />

Ja-Wort. Wobei man mit dem Wörtchen<br />

„genau“ an dieser Stelle doch etwas<br />

vorsichtig s<strong>ein</strong> sollte, denn es war eben<br />

nicht der 12.12.2010, sondern der 11.12.<br />

„<strong>Der</strong> Grund war <strong>ein</strong>fach der, dass der<br />

12. Dezember 2010 auf <strong>ein</strong>en Sonntag<br />

fiel, und da wollte das Standesamt partout<br />

k<strong>ein</strong>e Trauung vornehmen“, lächelt<br />

die junge Frau. Nun, dem Glück der beiden<br />

hat die Abkehr von der 12 in diesem<br />

Fall nicht geschadet, wie viele liebevolle<br />

Augenblicke zwischen Annett<br />

H<strong>ein</strong>ich und Sören Haak beweisen.<br />

Etwas andere Wege gehen<br />

Allerdings erweist sich das mit dem gem<strong>ein</strong>samen<br />

<strong>Leben</strong> auch schon wieder<br />

als <strong>ein</strong>e Art Stolperfalle, denn streng genommen<br />

führen Annett H<strong>ein</strong>ich und Sören<br />

Haak <strong>ein</strong>e Wochenend-Ehe. Sie<br />

wohnt in Lichtenberg bei Freiberg, er in<br />

Dresden. So jedenfalls ist der Status<br />

quo. Ursache für diesen – von den beiden<br />

nicht unbedingt angestrebten – Zustand<br />

ist die berufliche Tätigkeit an unterschiedlichen<br />

Orten. Die 42-jährige<br />

Mitarbeiterin in der Finanzbuchhaltung<br />

der Diakonie Freiberg und der 37-jährige<br />

Sozialpädagoge beim Ambulanten<br />

Behindertenzentrum der Diakonie Dresden<br />

sind nämlich Rollstuhlfahrer. Und<br />

deshalb müssen sie in ihrem <strong>Leben</strong><br />

manchmal etwas andere, eventuell sogar<br />

weitere Wege gehen.<br />

Doch zurück zum Anfang, zur Keimzeit.<br />

Als Sören bei dem Konzert Annett<br />

sah, war er sofort Feuer und Flamme.<br />

Sie kamen ins Gespräch, und die beiden<br />

verabredeten <strong>ein</strong> Wiedersehen.<br />

Nicht ganz so schnell erwachten die Gefühle<br />

dagegen bei Annett. Sie fand Sö-<br />

Annett H<strong>ein</strong>ich und Sören Haak haben<br />

Ja gesagt und ihr gem<strong>ein</strong>sames Glück<br />

gefunden. Foto: privat<br />

Glück ist k<strong>ein</strong>e Frage<br />

von Behinderung<br />

ren zunächst zwar nett – mehr aber<br />

auch nicht. Erst als sie im Laufe der folgenden<br />

Monate merkte, dass der junge<br />

Mann es ehrlich mit ihr m<strong>ein</strong>te, öffnete<br />

sie ihr Herz.<br />

Sören Haak studierte damals noch in<br />

Dresden und bewohnte <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es,<br />

nicht barrierefreies Appartement, Annett<br />

H<strong>ein</strong>ich hatte sich <strong>ein</strong>e behindertengerechte<br />

Wohnung im Haus ihrer Eltern<br />

in Lichtenberg <strong>ein</strong>gerichtet. Wenn<br />

sie ihren Freund in der Elbmetropole<br />

besuchte, war dies in aller Regel mit<br />

Schwierigkeiten, wie beispielsweise<br />

dem mühevollen Überwinden von<br />

Treppen, verbunden. Obwohl ihnen<br />

Freunde und Bekannte tatkräftig zur<br />

Seite standen, erkannten die beiden<br />

schnell, dass dies k<strong>ein</strong>e Dauerlösung<br />

s<strong>ein</strong> konnte. Besser wurde es dann im<br />

Jahr 2000, als Sören Haak <strong>ein</strong>e barrierefreie<br />

Zweiraumwohnung in der Dresdner<br />

Neustadt fand.<br />

Städtereisen als Hobby<br />

Im vergangenen Jahr fasste sich Sören<br />

Haak schließlich <strong>ein</strong> Herz und machte<br />

Annett H<strong>ein</strong>ich <strong>ein</strong>en Heiratsantrag.<br />

Ganz traditionell. Und dieses Mal zögerte<br />

sie k<strong>ein</strong>e Sekunde, sondern sagte sofort<br />

Ja. „Es war <strong>ein</strong>fach an der Zeit“, bekennt<br />

sie ihre Gefühle. „Sören ist der<br />

Richtige für mich.“ Die Hochzeitsreise<br />

führte die beiden <strong>ein</strong>e Woche nach Barcelona,<br />

und das Reisen ist ihr großes<br />

Hobby geblieben. „Meist unternehmen<br />

wir Städtereisen“, sagt Sören Haak.<br />

„Das ist mit dem Rollstuhl <strong>ein</strong>facher zu<br />

bewältigen, als wenn wir den ländlichen<br />

Raum erkunden wollen.“<br />

Welchen Rat hat das Paar eigentlich<br />

für andere Menschen mit <strong>ein</strong>em Handicap,<br />

die ihr Pendant bisher noch nicht<br />

gefunden haben? „Bei der Partnersuche<br />

spielt das Selbstbewussts<strong>ein</strong> – wie auch<br />

sonst im <strong>Leben</strong> – <strong>ein</strong>e wichtige Rolle“,<br />

m<strong>ein</strong>t Annett H<strong>ein</strong>ich. „Mann beziehungsweise<br />

Frau sollte ruhig etwas mutig<br />

s<strong>ein</strong>, die Dinge positiv sehen und die vorhandenen<br />

Möglichkeiten nutzen. Glück<br />

ist schließlich k<strong>ein</strong>e Frage von Behinderung.“<br />

Thomas F. Mertens ...<br />

<strong>Der</strong> lange Schatten der DDR<br />

Manfred Appelt kämpft gegen <strong>ein</strong>e<br />

ärztliche Diagnose aus früheren<br />

Zeiten und für s<strong>ein</strong>e Rehabilitierung.<br />

Manfred Appelt ist seit 1997 auf<br />

den Rollstuhl angewiesen. S<strong>ein</strong>e<br />

B<strong>ein</strong>e sind dick mit Binden<br />

umwickelt. Er ist stark gehbehindert<br />

aufgrund <strong>ein</strong>er Erkrankung beider Kniegelenke<br />

und <strong>ein</strong>er Verkrümmung der<br />

Brustwirbelsäule. „Nach <strong>ein</strong>er Behandlung<br />

mit <strong>ein</strong>em Antibiotikum haben<br />

sich die Gelenkbeschwerden seit Frühjahr<br />

dieses Jahres noch weiter verschlimmert“,<br />

erzählt der 76-jährige<br />

Dresdner. S<strong>ein</strong> Alltag ist beschwerlich,<br />

manchmal hat er – so Appelt – dieses<br />

<strong>Leben</strong> satt. Auch weil er wenig Unterstützung<br />

in s<strong>ein</strong>er Situation erfahre. S<strong>ein</strong>e<br />

Frau helfe ihm, so gut sie könne,<br />

doch nach <strong>ein</strong>er Herz-OP sei sie selbst<br />

<strong>ein</strong>geschränkt.<br />

Appelt lebt von s<strong>ein</strong>er Erwerbsunfähigkeitsrente.<br />

Er wehrt sich seit Jahren<br />

gegen <strong>ein</strong>e ärztliche Diagnose aus DDR-<br />

Zeiten, der zufolge man ihn als psychisch<br />

krank <strong>ein</strong>gestuft hatte und die<br />

bis heute Bestand hat. Tatsächlich sei es<br />

jedoch um s<strong>ein</strong>e systemkritische Einstellung<br />

zu den damaligen politischen<br />

Verhältnissen gegangen, die er als sozial<br />

ungerecht empfand. Seit er als Invalide<br />

anerkannt ist, ringt Manfred Appelt<br />

um <strong>ein</strong>e finanzielle Entschädigung für<br />

die ihm in der DDR entstandenen beruflichen<br />

Nachteile und Einbußen. Zum<br />

Beweis legt er <strong>ein</strong>en dicken Aktenordner<br />

auf den Tisch, gefüllt mit Zeugnissen,<br />

Gutachten und Schreiben an Ämter,<br />

Krankenkassen und das sächsische<br />

Sozialministerium.<br />

Vergebliche Versuche<br />

„Aufgrund dieser Diagnose aus DDR-<br />

Zeiten war es mir auch nach der Wende<br />

nicht möglich, in m<strong>ein</strong>em erlernten<br />

Beruf als Maschinenbauingenieur zu arbeiten,<br />

und Fördermaßnahmen wurden<br />

mir konsequent verweigert“, sagt Manfred<br />

Appelt. „Stattdessen wurde m<strong>ein</strong>e<br />

Erwerbsunfähigkeitsrente in <strong>ein</strong>e Be-<br />

Manfred Appelt<br />

legt <strong>ein</strong>en<br />

dicken Aktenordner<br />

auf den<br />

Tisch, gefüllt<br />

mit Zeugnissen,<br />

Gutachten<br />

und Schreiben.<br />

Foto: Lilli Vostry<br />

rufsunfähigkeitsrente umgewandelt.“<br />

Zwar bemühte er sich um die Teilnahme<br />

an <strong>ein</strong>em Computerlehrgang, um<br />

auf dem Laufenden zu bleiben und weiter<br />

als Ingenieur arbeiten zu können,<br />

doch all s<strong>ein</strong>e Versuche, ins Erwerbsleben<br />

zurückzukehren, schlugen fehl.<br />

Ursprünglich hatte Appelt den Beruf<br />

<strong>ein</strong>es Mechanikers im damaligen volkseigenen<br />

Transformatoren- und Röntgenwerk<br />

Dresden erlernt, das ihn auch<br />

zum Studium delegierte. So absolvierte<br />

er von 1969 bis 1974 <strong>ein</strong> Abendstudium<br />

an der Ingenieurschule für Maschinenbau<br />

in Bautzen und schloss alle erforderlichen<br />

Prüfungen erfolgreich ab. Wie<br />

aus heiterem Himmel traf ihn dann der<br />

Hammer: Er durfte s<strong>ein</strong>e Abschlussarbeit<br />

nicht mehr <strong>ein</strong>reichen, galt als politisch<br />

unzuverlässig. Entsprechend hatte<br />

das Transformatoren- und Röntgenwerk<br />

s<strong>ein</strong>e Delegierung an die Ingenieurschule<br />

aufgehoben.<br />

Prüfung nachgeholt<br />

In der Folge arbeitete Appelt mehrere<br />

Jahre als Hilfsarbeiter in <strong>ein</strong>em Ziegeleiwerk,<br />

wo nach s<strong>ein</strong>en Angaben s<strong>ein</strong>e<br />

gesundheitlichen Probleme begannen.<br />

Nach der Schließung der Ziegelei war er<br />

in <strong>ein</strong>em Rehabilitationszentrum für Berufsbildung<br />

in Dresden, in dem behinderte<br />

Jugendliche ausgebildet wurden,<br />

als Leiter der Werkzeugausgabe tätig.<br />

Nicht <strong>ohne</strong> Stolz berichtet Manfred<br />

Appelt, dass er s<strong>ein</strong>e Prüfung zum Maschinenbauingenieur<br />

noch nachträglich,<br />

nämlich im September 1990, an der Ingenieurschule<br />

in Bautzen erfolgreich ablegen<br />

konnte. Und er zeigt die Urkunde,<br />

die besch<strong>ein</strong>igt, dass er mindestens <strong>ein</strong>e<br />

dreijährige <strong>ein</strong>schlägige Berufstätigkeit<br />

ausgeübt hat. S<strong>ein</strong>e Nachdiplomierung<br />

wurde vom Sächsischen Staatsministerium<br />

für Wissenschaft und Kunst<br />

anerkannt. Doch s<strong>ein</strong>e damit verbundene<br />

Hoffnung, Eingliederungshilfen zu<br />

erhalten, um wieder erwerbstätig s<strong>ein</strong><br />

zu können, erfüllte sich nicht. Nach all<br />

den jahrelangen Querelen hofft Manfred<br />

Appelt nun auf Gehör bei der sächsischen<br />

Sozialministerin und auf s<strong>ein</strong>e<br />

Rehabilitierung. Lilli Vostry ...


Rollende Löwen auf Korbjagd<br />

Seit 2003 nehmen die Rollstuhl-<br />

Basketballer der Sportgem<strong>ein</strong>schaft<br />

Versehrte Dresden e.V. am regelmäßigen<br />

Spielbetrieb teil.<br />

Die Pässe kommen schnell und präzise,<br />

Korbwürfe werden wieder<br />

und wieder geübt. Jeder Spielzug<br />

wird so lange <strong>ein</strong>studiert, bis er „in<br />

Fleisch und Blut“ übergegangen ist. Das<br />

Liga-Team um Spielertrainer Christoph<br />

Merten und Kapitän Jörg Kuka – bestehend<br />

aus sechs Löwen und zwei Löwinnen – ist<br />

<strong>ein</strong>e verschworene Gem<strong>ein</strong>schaft, die sich<br />

den sportlichen Erfolg auf ihre Fahne geschrieben<br />

hat. Intensives systematisches<br />

Training zweimal pro Woche bildet die<br />

Grundlage. Und obwohl man bei den Rolling<br />

Lions k<strong>ein</strong> spektakuläres Dunking zu<br />

sehen bekommt, lohnt sich <strong>ein</strong> Match-Besuch<br />

allemal, denn Dynamik, Können,<br />

Spielwitz und Spannung sind garantiert.<br />

Schon seit den frühen 70er Jahren wird<br />

in Dresden Rollstuhl-Basketball gespielt.<br />

Was s<strong>ein</strong>erzeit mit wenigen Interessierten<br />

begann, wuchs schnell zu <strong>ein</strong>er beachtlichen<br />

Sektion innerhalb der SG Versehrte<br />

Dresden e.V. heran. Ab und zu nahmen<br />

die Basketballer auch an Turnieren teil,<br />

sodass sich im Laufe der Zeit der Wunsch<br />

entwickelte, die Kräfte regelmäßig mit anderen<br />

Mannschaften zu messen und <strong>ein</strong>es<br />

In der Regionalliga Ost spielen die Rolling Lions gegen<br />

Spitzenteams aus Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt,<br />

Thüringen und Sachsen. Foto: Rolling Lions<br />

Tages in <strong>ein</strong>er Rollstuhl-Basketball-Liga<br />

mitzuspielen. Dazu war allerdings <strong>ein</strong> leistungsorientiertes<br />

Training erforderlich.<br />

1998 fand die Basketball-Gruppe mit der<br />

Bavaria-Klinik Kreischa <strong>ein</strong>en kompetenten<br />

und zuverlässigen Partner – von da an<br />

konnte man in deren Sporthalle mit dem<br />

intensiven Training beginnen. Einer der<br />

Therapeuten der Klinik, Christoph Merten,<br />

übernahm die sportliche Leitung – <strong>ein</strong>e<br />

Funktion, die er bis zum heutigen Tag engagiert<br />

und voll Freude ausübt. Sukzessive<br />

kamen weitere Leute hinzu, die bereit<br />

Mehr als nur <strong>ein</strong> Hobby<br />

Die Rollstuhl-Basketballer<br />

RBB Niners Chemnitz setzen<br />

vor allem auf Integration.<br />

Bei uns spielen auch Fußgänger<br />

mit.“ Mike Reichardt<br />

sitzt im Rollstuhl.<br />

Doch er lächelt richtig übermütig,<br />

wenn er das mit dem Fußgängern<br />

erzählt. Denn der Trainer<br />

des Rollstuhlbasketballer RBB<br />

Team Niners Chemnitz weiß,<br />

dass er damit für <strong>ein</strong>e Überraschung<br />

sorgt. „Als wir im Sommer<br />

im Freien trainiert haben,<br />

fanden sich oft Zuschauer, denn<br />

Rollstuhl-Basketball in Chemnitz<br />

gibt es erst kurze Zeit.“ Wenn<br />

dann beim Spiel <strong>ein</strong>er der Rollstühle<br />

umfiel, der Sportler sich<br />

abschnallte und all<strong>ein</strong> wieder<br />

aufstand, schauten die Zaungäste<br />

meist vollkommen perplex zu.<br />

„Wir setzen auf Integration“,<br />

erläutert der 43-Jährige, der<br />

selbst vor 25 Jahren durch <strong>ein</strong>en<br />

schweren Motorradunfall in den<br />

Rollstuhl kam. „Deshalb können<br />

in der Mannschaft auch Leute<br />

mitspielen, die noch gut zu Fuß<br />

sind.“ Zumeist seien das ehema-<br />

lige Sportler, deren Gelenke nicht<br />

mehr so recht wollten und die<br />

sich deshalb für Rollstuhl-Basketball<br />

entschieden haben. Sie erhalten<br />

<strong>ein</strong>en Sport-Rollstuhl und<br />

gehen damit gleichberechtigt mit<br />

den echten Rollstuhlfahrern aufs<br />

Spielfeld. Das sorgt für zunehmendes<br />

Selbstbewussts<strong>ein</strong> auf<br />

beiden Seiten und zugleich für <strong>ein</strong>e<br />

ungezwungene Kommunikation<br />

zwischen Fußgängern und behinderten<br />

Sportlern.<br />

Wer mit <strong>ein</strong>er Behinderung geboren<br />

wird, hat meist viele Kontakte<br />

mit Mädchen und Jungen<br />

mit <strong>ein</strong>em ähnlichen Schicksal.<br />

Auf dem Spielfeld sind Behinderte<br />

und Nichtbehinderte dann jedoch<br />

plötzlich <strong>ein</strong> Team, das sich<br />

den Ball <strong>ohne</strong> Vorbehalte zupasst<br />

und gem<strong>ein</strong>sam kämpft. „Damit<br />

haben wir schon so manchen<br />

von der Couch oder vom Computer<br />

weggeholt“, freut sich der<br />

Trainer. Er selbst hatte den Basketballsport<br />

auf Anraten <strong>ein</strong>es<br />

Bekannten für sich entdeckt und<br />

zunächst in Zwickau und Dresden<br />

gespielt.<br />

„Im Sommer 2010 erhielt ich<br />

den Hinweis, dass in Chemnitz<br />

<strong>ein</strong>e Rollstuhl-Basketballmann-<br />

Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong> <strong>LEBENswert</strong><br />

waren, regelmäßig <strong>ein</strong>ige ihrer freien Wochenenden<br />

dem Sport zu widmen.<br />

2003 fiel dann der Startschuss. Die<br />

Mannschaft, die sich inzwischen den Namen<br />

Rolling Lions (Rollende Löwen) gegeben<br />

hatte, nahm den Punktspiel-Betrieb in<br />

der Landesliga Nordost auf. Und das<br />

schier Unfassbare wurde wahr: Am Ende<br />

der Saison 2003/2004 belegten die Rolling<br />

Lions den ersten Platz in der Landesliga<br />

Nordost und konnten damit nach nur <strong>ein</strong>er<br />

<strong>ein</strong>zigen Spielzeit in die Oberliga Nord<br />

aufsteigen. 2008 erfolgte <strong>ein</strong>e Neu<strong>ein</strong>tei-<br />

Übung macht den Meister – dieses Prinzip gilt auch für die Rollstuhl-<br />

Basketballer des Teams RBB Niners Chemnitz. Foto: Peter Zschage<br />

Seite 13<br />

lung der Ligen, und die Rolling Lions<br />

wechselten in die Regionalliga Ost, in der<br />

die Spitzenteams aus Berlin, Brandenburg,<br />

Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen<br />

auf<strong>ein</strong>andertreffen. In der laufenden Saison<br />

belegt die Mannschaft aktuell den zweiten<br />

Tabellenplatz. Manuela Putzke ...<br />

-----------------------------------------------------------------<br />

3 Trainingszeiten Ligabetrieb<br />

montags, 17.00-19.00 Uhr<br />

donnerstags, 17.30-20.00 Uhr<br />

3 Weitere Infos:<br />

www.rolling-lions.de<br />

schaft aufgebaut werden soll“,<br />

erinnert er sich. Die Behindertenbeauftragte<br />

der Stadt teilte ihm<br />

am Telefon mit, dass noch <strong>ein</strong><br />

Trainer gesucht werde – und so<br />

konnte es sofort losgehen: Im<br />

August 2010 wurde bei der BV<br />

Chemnitz 99 e.V. die Sektion<br />

Rollstuhl-Basketball ins <strong>Leben</strong> gerufen<br />

– das Team RBB Niners<br />

Chemnitz. Heute gehören der<br />

Mannschaft bereits mehr als 30<br />

Leute im Alter von 18 bis 60 an.<br />

Sie kommen aus verschiedenen<br />

Berufsgruppen, das Spektrum<br />

reicht von Studenten über<br />

Schlosser und Vertriebsmitarbeiter<br />

bis hin zu Physiotherapeuten.<br />

Die Sportler trainieren jeden<br />

Montagabend in der Halle des<br />

Sportgymnasiums am Chemnitzer<br />

Sportforum. Die Halle musste<br />

nicht extra umgebaut werden,<br />

denn der Korb hängt mit 3,05<br />

Metern genauso hoch wie bei<br />

den „normalen“ Basketballern.<br />

Das Training beginnt mit Aufwärmen<br />

und Stretchen, nur das<br />

Aufheben des Balles erfordert <strong>ein</strong>e<br />

etwas andere Übung: Er wird<br />

elegant mit <strong>ein</strong>er Drehung des<br />

Rollstuhlrades nach oben befördert.<br />

Brigitte Pfüller ...


Seite 14 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

Tanzen ist <strong>ein</strong><br />

Stück <strong>Leben</strong>squalität<br />

Höhepunkt in diesem Jahr war das<br />

Ablegen des Tanzleistungsabzeichens<br />

im Rollstuhltanz in<br />

Bronze und Silber.<br />

Freitag ist <strong>ein</strong> besonderer Tag.<br />

Wenn der „Cotton Eye Joe“ sich<br />

mit Händeklatschen mischt, ist es<br />

Zeit fürs Tanzen. „Du musst aufpassen,<br />

dass der Kreis immer die gleiche Größe<br />

hat“, gibt Robert Stanglewski <strong>ein</strong>en<br />

wichtigen Hinweis. Manuela Henker ist<br />

motiviert: „Gleich haben wir’s.“ Und in<br />

der Tat, sie haben es. Eine perfekte<br />

Tanzrunde, passgenaue Drehungen und<br />

<strong>ein</strong> exakter Rhythmus – aufs Parkett gebracht<br />

von der <strong>ein</strong>zigen Rollstuhltanzgruppe<br />

Sachsens.<br />

Vor zehn Jahren wurde die Gruppe<br />

als vierte Abteilung des TC Tanzclubs<br />

Saxonia ins <strong>Leben</strong> gerufen. „Als Ende<br />

2009 die Trainer um <strong>ein</strong>e Auszeit baten,<br />

stand die Gruppe plötzlich <strong>ohne</strong><br />

Übungsleiter da“, blickt Sylvia Zeißig<br />

zurück, die zur Lösung des Problems<br />

zusammen mit dem Klubvorsitzenden<br />

Karl-H<strong>ein</strong>z Richter kurzerhand <strong>ein</strong>e Ausbildung<br />

im Rehabilitationsbereich absolvierte.<br />

„Dabei haben wir den Umgang<br />

mit dem Rollstuhl von Grund auf<br />

gelernt“, erzählt Sylvia Zeißig, die stolz<br />

auf den harten Kern der Gruppe ist.<br />

Das richtige Gefühl<br />

Dazu zählen darf sich auf jeden Fall die<br />

sympathische Manuela Henker, die ihren<br />

Tanzpartnern wertvolle Tipps gibt<br />

und <strong>ein</strong> besonderes Gefühl für die langsamen<br />

und gleichfalls so wendigen Bewegungen<br />

besitzt. Den „Cotton Eye Joe“<br />

beispielsweise müssen die Tänzer jederzeit<br />

präsent haben. Zuletzt stand <strong>ein</strong><br />

Auftritt beim Dresdner Behindertensporttag<br />

auf dem Programm – <strong>ein</strong> Event,<br />

dem auch der 50-jährige Thomas Klaholz<br />

und s<strong>ein</strong>e Frau Ramona (35) lange<br />

entgegengefiebert haben.<br />

Das Ehepaar gehört zu den neuesten<br />

Mitgliedern der Gruppe, die aus sechs<br />

It’s Showtime: Die Freude an der Bewegung<br />

und der Spaß stehen bei den Rollstuhltänzern<br />

im Mittelpunkt. Foto: Karl-H<strong>ein</strong>z Richter<br />

Rollstuhlfahrern sowie <strong>ein</strong>igen Fußgängern<br />

besteht. „Ich muss zunächst <strong>ein</strong>mal<br />

das richtige Gefühl für die Geschwindigkeit<br />

und die Drehungen bekommen“,<br />

sagt Thomas Klaholz. „Jeder<br />

Rollstuhl hat irgendwie s<strong>ein</strong>e Eigenarten.“<br />

Und Sylvia Zeißig weist auf <strong>ein</strong>en<br />

weiteren Aspekt hin: „<strong>Der</strong> Spaß steht<br />

bei uns <strong>ein</strong>deutig im Vordergrund. Wir<br />

sind stolz auf unsere Erfolge. Abgenutzte<br />

Reifen sind k<strong>ein</strong> Hindernis, und<br />

blaue Füße bei den Tanzpartnern gibt<br />

es nur selten.“ Dafür aber werden viele<br />

verschiedene Muskeln trainiert.<br />

Klassisch und modern<br />

Getanzt wird im Übrigen nach allem:<br />

Europäische Standardklänge gehören<br />

ebenso dazu wie lat<strong>ein</strong>amerikanische<br />

Rhythmen, Disco-Fox, Square-Dance<br />

und vier speziell choreografierte Showtänze.<br />

Erst kürzlich konnte die Gruppe<br />

das Tanzleistungsabzeichen im Rollstuhltanz<br />

in Bronze ablegen, <strong>ein</strong>ige Paare<br />

konnten sogar die Auszeichnung in<br />

Silber entgegennehmen. Tanzen ist <strong>ein</strong><br />

wichtiges Stück <strong>Leben</strong>squalität.<br />

Auch für die 54-jährige Irena Aurich,<br />

die an Multipler Sklerose leidet und nur<br />

noch kurze Strecken zu Fuß zurücklegen<br />

kann. „Tanzen war schon immer<br />

m<strong>ein</strong>e Leidenschaft. Hier kann ich sie<br />

jetzt weiterführen“, sagt die Dresdnerin,<br />

die 2003 auch Ivonne Stange durch den<br />

Rollstuhltanz kennenlernte. Die 37-Jährige<br />

ließ sich bei <strong>ein</strong>em Auftritt der Gruppe<br />

in der Rehaklinik Kreischa inspirieren.<br />

„Ich war früher <strong>ein</strong> sportlicher Muffel“,<br />

sagt sie. Heute bringt sie gem<strong>ein</strong>sam<br />

mit Robert Stanglewski im Rolli sogar<br />

<strong>ein</strong>en Wiener Walzer aufs Parkett.<br />

<strong>Der</strong> Dynamo-Fan Robert Stanglewski<br />

prägt die Gruppe seit vielen Jahren gem<strong>ein</strong>sam<br />

mit <strong>Leben</strong>sgefährtin und Fußgängerin<br />

Monika Hardtmann. „Wir haben<br />

<strong>ein</strong>en Sport gesucht, den wir trotz<br />

s<strong>ein</strong>es Handicaps zusammen ausführen<br />

können. Mit dem Rollstuhltanz haben<br />

wir ihn gefunden“, sagt die Tänzerin,<br />

die sich ganz klassisch von ihrem Mann<br />

führen lässt. Eva Wagner ...<br />

Ein Herz für den Sport<br />

und das Ehrenamt<br />

Friedrich Reichel engagiert sich für<br />

die Gleichstellung von Behinderten<br />

und pflegt <strong>ein</strong> besonderes Hobby:<br />

Er fährt Abfahrtslauf.<br />

Friedrich Reichel ist <strong>ein</strong> bedächtiger<br />

Mann. Er erzählt genauso<br />

gern, wie er zuhört. Er hinterfragt<br />

und lobt. Und er kritisiert. Seit 32 Jahren<br />

sitzt der gebürtige Rochsburger im<br />

Rollstuhl. Damals ereignete sich der Unfall,<br />

an <strong>ein</strong>em Donnerstag, als er bei s<strong>ein</strong>er<br />

wöchentlichen Klettertour mit zwei<br />

Seilgefährten die Gegend um den Rauenst<strong>ein</strong><br />

erkunden wollte und vor der<br />

ersten Sicherung vom Felsen rutschte.<br />

„Insgesamt passiert beim Kegeln mehr<br />

als beim Bergsteigen“, sagt Reichel<br />

nüchtern. Fürs Zweifeln war und ist er<br />

nicht gemacht. Auch nicht, als der Elektroinstallateur<br />

mit 35 Jahren als „zu alt<br />

für die berufliche Rehabilitation“ <strong>ein</strong>gestuft<br />

wurde. Er widmet s<strong>ein</strong> <strong>Leben</strong> nun<br />

dem Sport.<br />

„S<strong>ein</strong>e Beweglichkeit zu erhalten, bedeutet,<br />

auch <strong>ein</strong> Stück Unabhängigkeit<br />

mit ins <strong>Leben</strong> zu übernehmen“, hat er<br />

im Laufe der Zeit gelernt. Reichels Tochter,<br />

die zum Zeitpunkt des Unfalls gerade<br />

<strong>ein</strong>mal vier Jahre alt war, begleitete<br />

ihren Vater oft zu den Trainings<strong>ein</strong>heiten.<br />

Egal, ob im Basketball, beim<br />

Schwimmen, in der Leichtathletik oder<br />

beim Bogenschießen – Friedrich Reichel<br />

feierte zahlreiche Erfolge in der DDR<br />

und motivierte mit s<strong>ein</strong>er positiven Einstellung<br />

andere Körperbehinderte.<br />

„Angst kannte und kenne ich nicht“,<br />

sagt der heute 67-Jährige.<br />

Wichtiger Ansprechpartner<br />

S<strong>ein</strong> Engagement und s<strong>ein</strong> vielschichtiges<br />

Wissen ließen ihn über die Jahre zu<br />

<strong>ein</strong>er wichtigen Ansprechperson werden.<br />

<strong>Der</strong> Dresdner weiß, dass Kommunikation<br />

in gewissen Situationen kräftezehrend<br />

s<strong>ein</strong> kann. Dennoch ist er in<br />

Alpine Skipisten dienen Friedrich Reichel<br />

(Bildmitte, mit Bart) seit vielen Jahren als<br />

sportliches Betätigungsfeld. Foto: privat<br />

Sachen Ehrenamt täglich unterwegs.<br />

Als Mitglied des Behindertenbeirats der<br />

Landeshauptstadt Dresden kümmert<br />

sich Reichel vor allem um bauliche Veränderungen.<br />

Um sich für die Belange sozial benachteiligter<br />

Personen <strong>ein</strong>zusetzen, engagiert<br />

er sich darüber hinaus seit vielen<br />

Jahren im Landesvorstand des Sozialverbandes<br />

<strong>VdK</strong>. „Gleichstellung und<br />

die Sicherung <strong>ein</strong>es selbstbestimmten<br />

Das<strong>ein</strong>s spielen <strong>ein</strong>e große Rolle.“<br />

Manchmal wird es aber selbst dem<br />

sch<strong>ein</strong>bar Unermüdlichen zu viel. „Die<br />

Arbeit ist manchmal uferlos“, sagt Reichel.<br />

Dann hilft dem Rentner der Gedanke<br />

an <strong>ein</strong>en Sport, der ihn geprägt<br />

hat. „Ich fahre Ski – und zwar alpin.“<br />

Ein Stück mehr Freiheit<br />

Vor vielen Jahren brachte <strong>ein</strong> Dresdner<br />

Arzt Friedrich Reichel dazu, <strong>ein</strong>en Monoski<br />

zu versuchen – als DDR-<br />

Bürger in der damaligen Bundesrepublik.<br />

Später baute Reichel den Monoski<br />

mit der typischen Sitzschale und<br />

den kurzen Krücken mit abgesägten<br />

Skispitzen mit <strong>ein</strong>em Freund nach. „Natürlich<br />

wurden wir schief angeschaut.<br />

Die meisten Leute denken, <strong>ein</strong> Behinderter<br />

gehört im Winter ins Bett und<br />

nicht auf den Skihang.“ Bei internationalen<br />

Meisterschaften feierte Reichel<br />

zudem etliche Erfolge.<br />

Parallel organisierte er im Erzgebirge<br />

Kurse für den Breitensport und brachte<br />

auch s<strong>ein</strong>e Ehefrau zum Skifahren. Heute<br />

macht er sich zweimal im Jahr auf<br />

ins österreichische Saalfelden, um sich<br />

dort im Sommer beim Zehnkampf und<br />

im Winter beim alpinen Skicup mit anderen<br />

Behindertensportlern der Region<br />

und des BSV Pinzgau, dessen Ver<strong>ein</strong>smitglieder<br />

die Reichels sind, aktiv<br />

sportlich zu betätigen. „Durch das Skifahren<br />

ist der Winter für mich k<strong>ein</strong> Problem.<br />

Es gibt mir wieder <strong>ein</strong> Stück<br />

mehr Freiheit“, sagt Reichel glücklich.<br />

Eva Wagner ...


Leserbriefe<br />

Viele Probleme im Winter<br />

Ich bin nach <strong>ein</strong>em Schlaganfall halbseitig<br />

gelähmt. Viele Nichtbehinderte machen<br />

sich k<strong>ein</strong>e Gedanken, was diese Behinderung<br />

wirklich bedeutet und stellen sich<br />

mit ihrem Auto auf Behindertenparkplätze.<br />

Das ärgert mich. Besonders wenn Schnee<br />

liegt, fällt es mir schwer, die Schneehaufen<br />

am Parkplatzrand zu überwinden. Wenn<br />

Geschäfte darauf achten würden, auf Parkplätzen<br />

<strong>ein</strong>en Durchgang für Behinderte<br />

freizuschaufeln, wäre das toll.<br />

Angelika Berg, Pesterwitz ...<br />

Behinderte werden behindert<br />

Wir versuchen, als Rollstuhlfahrer <strong>ein</strong><br />

„normales“ <strong>Leben</strong> zu führen. Außerhalb<br />

von Deutschland, zum Beispiel in den<br />

skandinavischen Ländern, funktioniert das<br />

auch bestens. Nur in Deutschland ist man<br />

nicht nur behindert, sondern man wird<br />

auch behindert. Wir waren schon oft in<br />

Skandinavien in Urlaub. Dort werden Behinderte<br />

ganz anders wahrgenommen.<br />

Und es wird viel für sie getan. Das beginnt<br />

beim Fußwegbelag und reicht über die Zugänge<br />

zu Geschäften bis hin zu öffentlichen<br />

Toiletten für Rollifahrer. Wenn man<br />

durch Deutschland reist, fällt auf, dass es<br />

kaum Lokale für Rollifahrer gibt, in<br />

denen man auch <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> WC nutzen<br />

kann. Und von großen Kaufhäusern<br />

<strong>ein</strong>mal abgesehen, gibt es<br />

kaum barrierefrei betretbare<br />

Geschäfte.<br />

A. Stiebitz-Rosa, Monheim ...<br />

Kopfst<strong>ein</strong>pflaster ist Hindernis<br />

Ich benutze noch k<strong>ein</strong>en Rollstuhl, für<br />

Ausstellungen und Museen ist der Rollator<br />

sehr gut geeignet. Ich kann beim Betrachten<br />

der Exponate sitzen und genießen. Die<br />

Räder des „Senioren-Porsches“ sind sehr<br />

kl<strong>ein</strong>. Auf dem glatten Fußboden im Museum<br />

lässt sich damit gut rollen. Doch<br />

man muss erst <strong>ein</strong>mal dahin gelangen.<br />

Zum Kupferstichkabinett führt <strong>ein</strong> Aufzug.<br />

Aber draußen? Auf dem gepflasterten<br />

Theaterplatz wird man durchgerüttelt. Ich<br />

kann mich nicht auf den Rollator stützen.<br />

Noch schlimmer ist das „wunderschöne“<br />

historische Kopfst<strong>ein</strong>pflaster. Da möchte<br />

man den Rollator am liebsten tragen.<br />

Doch wozu ist das Pflaster gedacht? Wer<br />

soll wem helfen? Leider sind alle „schönen“<br />

Altstädte für Rollatorbenutzer tabu.<br />

Helga Lorenz, Dresden ...<br />

Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong> <strong>LEBENswert</strong><br />

Ausgegrenzt auf <strong>ein</strong>er Insel<br />

Ich lebe in Seifersdorf im Landkreis Bautzen<br />

– und ich fühle mich irgendwie wie<br />

auf <strong>ein</strong>er Insel oder ausgegrenzt. Vor zwei<br />

Jahren wurde die Straße vor unserem<br />

Haus neu ausgebaut. Ich habe seither<br />

gleich gegenüber <strong>ein</strong>e barrierefreie Bushaltestelle.<br />

An Sonn- und Feiertagen fährt der<br />

Bus allerdings nicht, und in den Schulferien<br />

nur <strong>ein</strong>geschränkt. Auch ist der Bus<br />

nicht behindertengerecht: Da <strong>ein</strong>e Rampe<br />

fehlt, kann ich ihn nicht nutzen. Wenn ich<br />

mal nach Dresden will, muss ich circa<br />

8 km mit m<strong>ein</strong>en E-Mobil nach Radeberg<br />

oder Langebrück rollern, um die S-Bahn<br />

nutzen zu können, die ich vorher anmelden<br />

muss. Und die Straßenbahn erreiche<br />

ich erst nach 11 km in Weixdorf.<br />

Guntram Voigt, Seifersdorf ...<br />

Seite 15<br />

Foto: MEV<br />

Das Normale<br />

soll normal s<strong>ein</strong><br />

Ich bin gehörlos und habe folgende Tipps<br />

an m<strong>ein</strong>e Mitmenschen: Bitte nehmt Rücksicht<br />

auf die Besonderheit von behinderten<br />

Menschen. Dennoch solltet ihr versuchen,<br />

sie wie normale Menschen zu behandeln.<br />

Ich persönlich mag es nicht sehr,<br />

wenn man sehr viel Rücksicht auf m<strong>ein</strong>e<br />

Taubheit nimmt. M<strong>ein</strong>e Tipps an behinderte<br />

Menschen: Versucht nicht, eure Besonderheit<br />

herunterzuspielen, und besteht<br />

auf euren Rechten, wie sie zum Beispiel in<br />

der UN-Behindertenrechtkonvention niedergelegt<br />

sind.<br />

Sebastian Hilbert, Dresden ...


Seite 16 <strong>LEBENswert</strong> Ein <strong>Leben</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Barrieren</strong><br />

Rätselspaß und<br />

gewinnen<br />

Nach so viel spannender Lektüre<br />

möchten wir mit <strong>ein</strong>em<br />

Kreuzworträtsel für Entspannung<br />

bei den Lesern dieser<br />

Beilage sorgen. Und zu gewinnen<br />

gibt es auch noch etwas:<br />

Unter allen richtigen Einsendungen<br />

verlosen wir zehn<br />

Mal <strong>ein</strong>e Großpackung der<br />

gesunden Aronia-Säfte. Senden<br />

Sie das richtige Lösungswort<br />

bis 16. Dezember 2011<br />

per Postkarte an<br />

DMV Dresdner Magazin<br />

Verlag GmbH<br />

Frau Beatrice Starke<br />

Stichwort: <strong>VdK</strong>-Beilage<br />

Ostra-Allee 18, 01067 Dresden<br />

oder per E-Mail an<br />

verlosung.dmv@dd-v.de.<br />

<strong>Der</strong> Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Land der Maharadjas<br />

Begleitung<br />

durch <strong>ein</strong>en Arzt/<br />

Reisemediziner<br />

ab/bis<br />

Deutschland!<br />

Angkor Wat<br />

Eine <strong>ein</strong>drucksvolle Rundreise durch die indische Provinz<br />

Rajasthan. Facettenreiche Natur und vielfältige Kultur erwarten<br />

Sie – vom märchenhaften Glanz der Maharadjas<br />

bis hin zu prächtigen Monumenten der Mogul-Zeit, darunter<br />

das weltberühmte Taj Mahal. Geschmückte Elefanten<br />

und leuchtend bunte Farben prägen das Bild Rajasthans ebenso b wie i di die WWeite it dder Wü Wüste. t<br />

Sie fl iegen mit Lufthansa, w<strong>ohne</strong>n in erstklassigen Hotels, alle Besichtigungen und<br />

Ein tritte sind bereits inklusive und <strong>ein</strong> erfahrener Reisemediziner begleitet die Gruppe –<br />

Garantien für <strong>ein</strong>en sorgenfreien Urlaub.<br />

Termine: 28.2.–16.3. / 2.10.–19.10.2012 je 18 Tage<br />

Reisepreis p. P.:<br />

2098,– im DZ<br />

599,–...................... Aufpreis EZ<br />

100,–...................... Visagebühren<br />

Schätze Indochinas<br />

mit<br />

Vietnam Kambodscha Laos<br />

Termine: 25.4.–10.5.2012<br />

30.10.–15.11.2012<br />

Wir vermitteln gern behindertengerechte Reisen für Sie.<br />

Sprechen Sie uns an!<br />

ab: 2299,–<br />

Im Reisepreis enthalten: Haustürservice bis 30 km vom<br />

Zustiegsort ab/bis Leipzig, Halle, Dresden (bis 50 km:<br />

+ 15,– p. P., ab 51 km: Anfrage) Nonstop-Linienfl ug mit<br />

Lufthansa ab München bis Delhi und zurück in der Economy-Class<br />

inklusive innerdeutschen Anschlussfl ügen<br />

16 Übernachtungen in sehr guten und Heritage-Hotels<br />

mit Halbpension Rundreise in klimatisiertem Reisebus<br />

begleitet durch <strong>ein</strong>en Mediplus-Arzt/Reisemediziner<br />

ab/an Deutschland qualifi zierte, deutschsprachige<br />

Reiseleitung während der Rundreise Reiseführer<br />

Indien<br />

Inklusive<br />

Haustürservice*<br />

*siehe Ausschreibung<br />

Merianplatz 4<br />

D-01169 Dresden<br />

Tel. 03 51/4 12 12 44<br />

Fax 4 12 12 54<br />

www.reisebuero-sachsenforum.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!