Schalke 04 (17.11.2002) - VfL Bochum
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INTERVIEW<br />
die Rückführung der Verbindlichkeiten<br />
nicht wie eingeplant möglich.<br />
Erstklassigkeit vorausgesetzt steht<br />
unser Etat auf soliden Beinen einschließlich<br />
der Beendigung der<br />
Darlehn. Eine nachhaltige Entschuldung<br />
ist aber nur möglich, wenn wir<br />
zusätzliche Einnahmen erzielen, am<br />
Besten durch sportlichen Erfolg,<br />
sicher durch zusätzliche Sponsoren,<br />
und auch durch Transferüberschüsse<br />
nur, wenn es anders nicht geht.<br />
Lieblingsplatz Ruhrstadion: Werner Altegoer (r.)<br />
neben seinem „Vize“ Rudi Theimert (l.)<br />
Vier Mal direkter Wiederaufstieg in die erste<br />
Liga. Der Präsident zwischen OB Stüber (l.)<br />
und Mannschaftskapitän Dariusz Wosz (r.)<br />
Sie haben sich dafür eingesetzt,<br />
dass künftig die TV-Gelder<br />
fairer unter den Teams der Bundesliga<br />
verteilt werden. Sehen Sie<br />
diese Entwicklung auf einem guten<br />
Weg und in welcher Form werden<br />
Sie sich hier zukünftig weiter<br />
engagieren? Auf den ersten Blick<br />
ist eine leistungsabhängige Verteilung<br />
der Fernsehgelder ja nicht<br />
unfair und durchaus nachzuvollziehen.<br />
Nur muss man klar sehen, dass<br />
damit die ohnehin durch internationale<br />
Fernseheinnahmen und immens<br />
höhere Sponsorengelder bestehende<br />
Differenz zwischen den<br />
ersten fünf oder sechs Vereinen und<br />
dem Rest noch größer wird und<br />
eine Konkurrenzsituation ja gar<br />
nicht mehr gegeben ist. Es muss<br />
schon diskutiert werden, ob das so<br />
richtig und zum Wohle der Bundesliga<br />
ist. Ich persönlich habe<br />
mich in den vergangenen Monaten<br />
bei meinen Kollegen dafür eingesetzt,<br />
dass sie ihre Position überdenken<br />
und nicht alles als gottgegeben<br />
hinnehmen, was die sogenannte<br />
"Großen" beschließen.<br />
Diesbezüglich fühle ich mich noch<br />
in der Pflicht, ansonsten ist das eine<br />
Aufgabe des neuen Vorstandes.<br />
Mit der neuen Satzung hat der<br />
<strong>VfL</strong> seine Vereinsstruktur auf ein<br />
neues Fundament gestellt. Worin<br />
sehen Sie die Hauptvorteile der<br />
neuen Struktur? Da möchte ich<br />
drei Punkte anführen: entscheidend<br />
ist, dass die Geschäfte zukünftig von<br />
einem bezahlten Vorstand geführt<br />
werden, was angesichts der Grössenordnung<br />
unseres Vereins und<br />
der damit verbundenen Arbeit gar<br />
nicht mehr anders darzustellen ist.<br />
Der Aufsichtsrat muss und wird sich<br />
stark einbringen, von daher ist der<br />
<strong>VfL</strong> schon rein nominell stärker besetzt<br />
als dies bisher der Fall war. Und<br />
schließlich haben sich die Fans stärker<br />
organisiert und sind mit Herrn<br />
Treffner im Aufsichtsrat vertreten, ich<br />
denke, dass sich dies positiv auswirken<br />
wird.<br />
In der vergangenen Woche<br />
wurde auf der Jahreshauptversammlung<br />
ein neuer Aufsichtsrat<br />
gewählt. Zu den ersten Maßnahmen<br />
des neuen Aufsichtsrates gehört<br />
die Bestellung eines hauptamtlichen<br />
Vorstands. Was können<br />
Sie hier zum Zeitfahrplan sagen?<br />
Die konstituierende Sitzung hat statt-<br />
gefunden. Da ging es aber naturgemäß<br />
erst einmal um ganz allgemeine<br />
Fragen der zukünftigen Zusammenarbeit.<br />
Wir werden die anstehenden<br />
Fragen zügig behandeln,<br />
einen konkreten Termin möchte<br />
ich zu diesem frühen Zeitpunkt<br />
aber noch nicht nennen.<br />
Beginnend im Dezember wird<br />
gegenüber des Ruhrstadions das<br />
neue Stadioncenter gebaut. Welche<br />
Bedeutung messen Sie diesem<br />
Bau für die weitere Entwicklung<br />
des Vereins bei? Eine ganz<br />
entscheidende, denn nur mit diesem<br />
<strong>VfL</strong>-Stadion-Center sind wir<br />
auch im Umfeld wieder erstklassig.<br />
Eklatant sind derzeitig die Mängel<br />
bei der Betreuung der Sponsoren<br />
und der Medien, aber auch die Bereiche<br />
Fangastronomie und Geschäftsstelle<br />
liegen noch im Argen.<br />
Als Grundvoraussetzung für<br />
jede Entwicklung im Verein steht<br />
der sportliche Erfolg der Profimannschaft.<br />
Was trauen Sie Peter<br />
Neururer und seinem Team mittelfristig<br />
zu? Ich bin sicher, dass wir<br />
diese Saison den Klassenerhalt<br />
schaffen. Das ist Grundvoraussetzung<br />
dafür, dass wir in den kommenden<br />
Jahren den Kader gezielt<br />
verstärken und auf eine breite Basis<br />
stellen können. Es muss natürlich<br />
unser Ziel sein, wieder international<br />
mitzuspielen, und sei es über den<br />
UI-Cup. Das traue ich unserer Mannschaft<br />
und Peter Neururer zumindest<br />
mittelfristig auf jeden Fall zu.<br />
Gibt es Ihrer Meinung nach<br />
darüber hinaus Gesichtspunkte,<br />
die bei der steigenden Professionalisierung<br />
in der Fußball-Bundesliga<br />
einbezogen werden müssen,<br />
um den Verein erfolgreich zu führen?<br />
Ich denke, der <strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong><br />
wird – wie jeder andere Proficlub<br />
auch – dem Umstand Rechnung<br />
tragen müssen, dass ein mittelständisches<br />
Unternehmen nicht als<br />
Verein geführt werden kann. Der<br />
Profibereich wird zum passenden<br />
Zeitpunkt in eine andere Rechtsform<br />
überführt werden müssen.<br />
6 <strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong> 1848 • Fußballgemeinschaft e.V.