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hofer gedenkjahr - wia

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Titelthema. Dass <strong>wia</strong> dem Tiroler Genkjahr ein<br />

Sonderheft widmet, liegt auf der Hand. Denn kein<br />

Medium des Landes – weder im Süden noch im<br />

Norden – räumt der Gesamttiroler Perspektive so<br />

viel Platz ein. Das unterstreichen inzwischen hunderte<br />

erschienene Artikel, die nicht nur die Wirtschaft<br />

in den Landesteilen, sondern auch die kulturellen<br />

Aktivitäten im Gesamttiroler Lebensraum<br />

unter Einschluss des Trentino zum Inhalt haben.<br />

Diese geistige Landeseinheit muss sich jede Generation<br />

wohl immer wieder neu erarbeiten. Abseits<br />

von Vorurteilen kann die Besinnung darauf<br />

durchaus befruchtend wirken und mehr auf den<br />

Weg bringen als eine dumpfbackige Beweihräucherung<br />

oder ebensolche Ablehnung der gemeinsamen<br />

Wurzeln.<br />

Um die Bedeutung des Themas für unseren Verlag auch personell klarzulegen,<br />

kommt es auch nicht von ungefähr, dass ein Nord-Südtiroler Chefredaktionsduo<br />

die Blattlinie vorgibt. Die Zusammenarbeit Innsbruck-Bozen fördert den Blick auf<br />

die Landeseinheit, auch wenn die unterschiedliche Entwicklung seit der Abtrennung<br />

Südtirols 1919 nicht wegzudiskutieren ist. Das erklärt auch vieles, was heute als teilweise<br />

trennend oder zumindest als störend empfunden wird. Die Geschichte von den verarmten<br />

Brüdern und Schwestern aus dem Süden, die von der Geschichte hart geprüft<br />

wurden, gehört der Vergangenheit an. Allerdings wäre die Erfolgsstory Südtirols auch<br />

nicht ohne die Unterstützung Österreichs möglich gewesen. Denn erst die zugestandene<br />

Autonomie durch Rom, auf die Wien und Innsbruck nachdrücklich pochten, sicherte<br />

der österreichischen Minderheit in Italien ihr kulturelles und wirtschaftliches Überleben.<br />

Dass heute die Südtiroler ihre finanziellen Beiträge für das Gesundheits- und Universitätswesen<br />

in Österreich leisten, kommt daher nicht von ungefähr. Tatsächlich sind sie<br />

zu einem wichtigen Bestandteil der öffentlichen Finanzierung in Tirol geworden, wie<br />

umgekehrt auch gilt, dass wesentliche Infrastrukturen nördlich des Brenners für die Südtiroler<br />

unverzichtbar sind.<br />

Die Besinnung auf die gemeinsame Geschichte öffnet den Blick, dass es auch heute<br />

noch bei weitem mehr Verbindendes als Trennendes gibt. Dass die Vision, die vor Jahren<br />

als „Tiroler Nation“ formuliert wurde, ihre Grenzen im nationalen und internationalen<br />

Rechtsrahmen findet, ist heute durch eine Vielzahl von (vor allem wirtschaftlichen<br />

und bildungspolitischen) Aktivitäten relativiert worden. Und es wäre sicherlich mehr<br />

möglich, wenn die Politik gestützt durch die Bevölkerung mehr Interesse daran zeigen<br />

würde.<br />

Aber auch ohne dieses Kalkül wurde eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Verkehrsfrage<br />

(Brenner Basistunnel Errichtungsgesellschaft, Rail Traction Company etc.),<br />

der Energie (gemeinsame Gasgesellschaft) oder der Vertretung der Gesamttiroler Interessen<br />

mit einem gemeinsamen Haus in Brüssel auf die Reihe gebracht. Inzwischen wird<br />

sogar auf Initiative von <strong>wia</strong> Südtiroler Wein, der viel besser als sein Ruf in Nordtirol ist,<br />

(zumindest zum Teil) bei Landeseinladungen angeboten.<br />

Natürlich kann noch vieles verbessert werden. Inzwischen haben auch viele Unternehmen<br />

erkannt, dass sich Aufträge leichter im Tiroler Umfeld akquirieren lassen als sonst<br />

irgendwo auf der Welt. Als Ansiedelungserfolge gelten heute vor allem große Betriebe<br />

aus Südtirol, die die Chancen der Kooperation innerhalb der Landesteile zu nützen verstanden<br />

haben. Wie die Redaktion von <strong>wia</strong> feststellt, werden es immer mehr Unternehmen,<br />

die die Chancen nutzen wollen. Diesen Weg mit fundierter Information aus allen<br />

Landesteilen zu begleiten, hat sich <strong>wia</strong> zum Ziel gesetzt. Dass er erfolgreich sein kann,<br />

unterstreichen wir selbst jeden Monat aufs Neue.<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Editorial<br />

Uns ist<br />

kein Fall zu<br />

verworren!<br />

Standort Innsbruck<br />

TIVOLI office Olympiastraße 17<br />

6020 Innsbruck<br />

Tel: +43 512 33 411 - 4021<br />

Fax: +43 512 33 411 - 7<br />

innsbruck@prodinger.at


von Oliver Pohl<br />

Meinung<br />

Es isch wieder Zeit!<br />

Wenn das Gedenkjahr 2009 einen Sinn macht, der über das<br />

Beschwören der gemeinsamen Heimat hinausweist, dann kann es<br />

aktuell nur der gegenseitige Beistand in der größten Wirtschaftskrise<br />

seit Jahrzehnten sein.<br />

Damit würde man in der Politik auch jenen großen Themen<br />

folgen, welche in sämtlichen alle 25 Jahre wiederkehrenden<br />

Erinnerungsauffrischungen mit Massenteilnahme bisher berührt<br />

wurden. Über die Sinnhaftigkeit der Themen kann man streiten<br />

(Einschwören auf die Weltkriege, unwiederbringliche Landeseinheit<br />

mit oder ohne Blumenschmuck auf der heute verzichtbaren Dornenkrone),<br />

dass es aber immer ein Thema für die Elite des Volkes war, lässt<br />

sich nicht wegdiskutieren.<br />

Die jeweilige politische Führung des Landes in Nord und Süd wusste,<br />

dass die Spitzen der Gesellschaft auf jene Landesthemen kollektiv<br />

einzuschwören sind, die die vitalen Interessen Tirols berühren. Das<br />

entspricht auch dem Geist des Landlibell von 1511, das wesentlich für<br />

die Entwicklung der Tiroler Identität war und ist. Die Tiroler haben<br />

zu allen Zeiten ihre Heimat verteidigt und 1809 durch ihren Aufstand<br />

gegen einen übermächtigen Feind bewiesen, dass sich Völker<br />

nicht einfach so in Geiselhaft nehmen lassen. Dieses Thema ist heute<br />

so aktuell wie damals, wenn man nur an Tibet denkt oder sich die<br />

Intifada der Palästinenser in Erinnerung ruft, die jeden Tag die weltweiten<br />

Nachrichtensendungen mitbestimmt.<br />

Folgt man den Argumentationslinien mancher Gruppen in Tirol,<br />

die sich mit ihrer Anti-Genkjahr-Haltung und Andreas-Hofer-Demontage<br />

politisch profilieren wollen, hätten auch diese Völker nie<br />

das Recht gehabt, gegen die Aggressoren von außen aufzustehen, um<br />

ihre Kultur zu bewahren oder ihren Lebensraum zurückzugewinnen.<br />

Was dort Freiheitskämpfer sind, mutiert hierzulande zu einem<br />

Terroristenaufstand auch noch nach 200 Jahren durch politisch Andersdenkende.<br />

Ob Völker Vorbilder aus den eigenen Reihen brauchen, die als Helden<br />

gefeiert werden, hat die Geschichte selbst beantwortet. Che Guevara,<br />

dessen politische Botschaft die meisten gar nicht verstanden haben,<br />

die sein Konterfei heute noch auf T-Shirts, Mützen oder anderswo<br />

platziert spazieren tragen, ist zu einem Mythos geworden. Dazu gehört<br />

der Heldentod im Dschungel. Erschossen durch regimetreue<br />

Soldaten, weil sich das kollektive Bewusstsein wohl sonst kaum an<br />

ihn derart erinnert hätte. Dafür könnte man jede Menge anderer<br />

Beispiele anführen. Denn es gibt wahrscheinlich kein Volk auf der<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Welt, das nicht herausragende Persönlichkeiten zur Inkarnation der<br />

eigenen, edlen Wesensbeschaffenheit hochstilisierte.<br />

Dass genau jene Volkshelden eine Hochkonjunktur erleben, wenn<br />

die Zeiten schlecht sind, liegt auf der Hand. Denn dann müssen die<br />

sich selbst zugeschriebenen positiven Eigenschaften des Volkes für<br />

die Überwindung der Krise in besonderer Weise mobilisiert werden.<br />

Und natürlich allem voran zu jenen Zeitpunkten, wenn Opfer zu<br />

erwarten sind. Die modernen Kriege in einer gar nicht friedlichen<br />

globalisierten Wirtschaftswelt zwischen zivilisierten Völkern werden<br />

längst nicht mehr auf Schlachtfeldern Mann gegen Mann, sondern<br />

ökonomisch und kulturell geführt.<br />

Es sind keine Zufälle, dass Englisch und nicht Deutsch Weltsprache<br />

ist, die europäischen Bildungssysteme heute kritiklos dem angelsächsischem<br />

System untergeordnet werden (Bachelor und Master Degrees<br />

sind der drittwichtigste Exportartikel der USA) und der Dollar<br />

trotz starkem Euro Weltwährung bleibt. Nicht umsonst wurde die<br />

„Die regionale Kooperation in der Europaregion kann<br />

das Wirtschaftswachstum spürbar beflügeln.“<br />

europäische Bankenwelt durch den Basel Akkord (Basel II) nachhaltig<br />

geschwächt, wo die Amerikaner nicht einmal im Traum daran<br />

dachten, sich daran zu halten. Die Folge ist eine Weltwirtschaftskrise,<br />

die hauptsächlich die Europäer bezahlen, auch wenn uns Präsident<br />

Obama das Gegenteil einreden möchte.<br />

Diese akute Bedrohung der vitalen Lebensader des Landes gilt es jetzt<br />

zu bekämpfen. Den Widerstand gegen die Weltwirtschaftskrise mögen<br />

manche so lächerlich finden, wie seinerzeit den Aufstand gegen<br />

die Militärmacht der Franzosen und Bayern. Praktisch ist es jedoch<br />

die einzige Chance des Volkes, nicht in Massenarbeitslosigkeit und<br />

wirtschaftlichen Ruin abzurutschen. Dazu braucht es eine Gesamttiroler<br />

Kraftanstrengung, um alle positiven Kräfte zu mobilisieren.<br />

Und die Chancen stehen in einem vereinten Europa dafür gar nicht<br />

so schlecht, wie manche meinen mögen. Denn die wieder gewonnene<br />

Möglichkeit der Zusammenarbeit der beiden Landesteile kann<br />

Wachstumsimpulse auslösen. Eine aktuell in Auftrag gegeben Studie<br />

an den Universitäten in Innsbruck und Bozen wird das bestätigen,<br />

was Forschungsergebnisse schon vorher belegten. Die regionale<br />

Kooperation beflügelt das Wirtschaftswachstum. Denn im internationalen<br />

Wirtschaftskrieg gilt wie einst: Mander, es isch Zeit!


Wirtschaft im Alpenraum • März 2009


Foto: Felix Mitterer<br />

Fotowettbewerb<br />

Sonnenaufgang Mutspitz.<br />

Drei Länder, drei Sprachen,<br />

eine Zukunft: Das ist die<br />

Europaregion Tirol.“ Unter<br />

diesem Motto wurde der Startschuss<br />

zu einem grenzüberschreitenden<br />

Fotowettbewerb<br />

zum Gedenkjahr mit dem Titel<br />

„Halt die Zukunft fest“ gegeben.<br />

Bis 29. September können<br />

Hobbyfotografen aus Tirol,<br />

Südtirol und dem Trentino ihre<br />

Bilder auf die Gedenkjahr-<br />

Homepage www.1809-2009.<br />

eu laden. Die besten Bilder<br />

werden von einer Fachjury ermittelt,<br />

die Preisverleihung findet<br />

im November statt.<br />

Ausstellungsbuch<br />

Naupp, LRin Palfrader, Reiter.<br />

Über 35.000 Interessierte<br />

besuchten bereits die<br />

Wanderausstellung „Tirol 1809<br />

- 2009: vom Freiheitskampf<br />

zum Kassenschlager. Aufgrund<br />

des großen Erfolges der Schau<br />

gibt es alles Wissenswerte darüber<br />

nun auch zum Nachlesen.<br />

Pater Thomas Naupp und Ausstellungskurator<br />

Martin Reier<br />

stellten die Inhalte nun in<br />

einem Buch zur Wanderausstellung<br />

zusammen, erschienen im<br />

Verlag Edition Tirol. 192 Seiten<br />

und 442 Farbbilder dokumentieren<br />

den wichtigen Abschnitt<br />

der Tiroler Geschichte.<br />

Top ausgebildet: „tyrolian guides“<br />

LT-Präs. van Staa, WK-Dir. Geiger und Frenzel beim Zeugnisverleihen.<br />

Die WK Tirol hat alle Tiroler<br />

Fremdenführer zu einer<br />

Sonderausbildung eingeladen.<br />

Neben historischen<br />

Hintergründen zum Aufstand<br />

1809 standen der Mythos und<br />

die Biografie Hofers auf dem<br />

Programm. 46 Fremdenführer<br />

absolvierten die schriftliche<br />

Prüfung. Darüber hinaus unterstützt<br />

die WK Hofer-Führungen<br />

in Innsbruck, die sich<br />

speziell an die Tiroler Bevölke-<br />

Freiheitskampf und Altes Testament<br />

Projektleiter Andreas Pronegg initiiert Alte Testament-Lesungen.<br />

Einen Brückenschlag zwischen<br />

der Bibel und dem<br />

Freiheitskampf 1809 initiiert<br />

das Projekt „FREI: Altes Testament“.<br />

An drei Wochenenden<br />

im Juni wird in den Gemeinden<br />

Reutte (5. bis 7.), Thiersee<br />

(12. bis 14.) und Dölsach (19.<br />

bis 21.) das Alte Testament gelesen.<br />

„Es gilt für das Gedenkjahr<br />

andere Wege zu beschreiten.<br />

Den Ausgangspunkt dafür markiert<br />

ein Text, der von einem<br />

Befreiungskampf zeugt und für<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

rung richten. „Wir sind nicht<br />

nur ‚Fremden‘- bzw. ‚Gäste‘-<br />

Führer, wir sind auch ‚Tiroler‘-<br />

Führer“, so Monika Frenzel,<br />

Sprecherin der Tiroler Fremdenführer.<br />

Die Führungen<br />

„Anno Neun – Auf den Spuren<br />

der Tiroler Freiheitskriege“<br />

finden von 20. Februar bis 13.<br />

November jeden Freitag von<br />

16 Uhr 30 bis 18 Uhr statt.<br />

Treffpunkt: Innsbruck-Information,<br />

Burggraben 3.<br />

unsere Kultur von grundlegender<br />

Bedeutung ist“, so Projektleiter<br />

Andreas Pronegg Jeder<br />

ist zur Teilnahme am Lesen<br />

eingeladen: Christen, Juden,<br />

Muslime, Heiden und Atheisten,<br />

Alt und Jung. Die Lesungen<br />

werden als Grundlage für interkulturelle<br />

Feste verwendet. Das<br />

Interesse liegt im gemeinsamen<br />

Lesen und Hören unterschiedlicher<br />

Stimmen – ein theatrales<br />

Ereignis in Zusammenarbeit<br />

mit der Bevölkerung.<br />

Hofer-Bus tourt<br />

Der Andreas-Hofer-Bus.<br />

Der Andreas-Hofer-Bus,<br />

bestückt mit Infomaterial<br />

zum Thema Andreas Hofer,<br />

wird bis zum 20. Februar 2010<br />

auf den Spuren des Sandwirts<br />

durch die Lande ziehen, um<br />

„Geschichte auf Rädern“ unter<br />

die Menschen zu bringen. Es<br />

werden jene Orte angefahren,<br />

an denen sich Hofer vor 200<br />

Jahren aufgehalten hat. „Vorwiegend<br />

wird der Bus in Südtirol<br />

unterwegs sein, die historische<br />

Route schließt aber auch<br />

Stationen in Nord- und<br />

Welschtirol ein“, so Albin<br />

Pixner vom MuseumPasseier.<br />

Wanderausstellung<br />

Mit der<br />

G e -<br />

schichte und<br />

der Figur Andreas<br />

Hofers<br />

setzt sich die<br />

Wanderauss<br />

t e l l u n g<br />

„Trotz Triumph<br />

Trauma eines Tirolers“<br />

auseinander. Die Schau wurde<br />

von den Autoren des Andreas-<br />

Hofer-Comic-Bands Jochen<br />

Gasser und Norbert Parschalk<br />

im Auftrag des Südtiroler Landesamts<br />

für Weiterbildung gestaltet<br />

und soll zum Nachdenken<br />

über Identität anregen.<br />

Schulen, Bildungsausschüsse<br />

und Kulturorganisationen haben<br />

ab 23. April die Möglichkeit,<br />

mit Hilfe der Ausstellung<br />

Einblick in das Leben des Sandwirts<br />

und die Tiroler Freiheitskämpfe<br />

zu geben. Weitere Informationen<br />

unter: www.<br />

provinz.bz.it/aktionstage.


Verlängert<br />

2009 gefragt: Kreativität.<br />

Aufgrund der großen Nachfrage<br />

verlängert das Land<br />

Tirol den Einsendeschluss zum<br />

„Kreativwettbewerb 2009“.<br />

Anfang März lagen bereits über<br />

200 Anmeldungen für den<br />

Contest unter dem Motto „Geschichte<br />

trifft Zukunft“ vor, der<br />

Jugendliche einlädt, das Gedenkjahr<br />

mit Einreichungen in<br />

den fünf Kategorien Musik, Literatur,<br />

Bildnerisches Gestalten,<br />

Fotografie und Kurzfilm aktiv<br />

mitzugestalten. Workshops in<br />

ausgewählten Schulen bringen<br />

zusätzlich den Jugendlichen<br />

die Tiroler Historie näher.<br />

Bildgeschichte<br />

Neu aufgelegt<br />

hat der SüdtirolerSchützenbund<br />

das<br />

im Jahre 1959<br />

erstmals veröffentlichte<br />

Buch „Andreas Hofer und der<br />

Tiroler Freiheitskampf“, nun<br />

koloriert und mit wissenschaftlichen<br />

Anmerkungen ergänzt.<br />

Die Zeichnungen von Georg<br />

Trevisan und der Text von Hans<br />

Seiwer geben die Geschehnisse<br />

jener Zeit als Bildgeschichte<br />

wieder. Das 232 Seiten umfassende<br />

Werk soll vor allem jene<br />

Leserschicht ansprechen, die für<br />

herkömmliche Geschichtsbücher<br />

nicht so leicht zu gewinnen<br />

ist. „Mögen möglichst viele<br />

Menschen - jung und alt - dadurch<br />

ihre Liebe zur Heimat<br />

entdecken und Geschichte auf<br />

bekömmliche Weise neu erleben“,<br />

so der Schützenbund.<br />

hofEr<br />

Flic lädt zum Gedenkjahrspiel im Internet<br />

Prämierung beim spielerischen Historien-Wissenstest.<br />

Die „Generation Internet“<br />

spricht das länderübergreifende<br />

Projekt „Syndrome<br />

09“ an. Seit Oktober letzten<br />

Jahres können sich Kinder und<br />

Jugendliche mit der Landesgeschichte<br />

und -geografie auf<br />

spielerische Art auseinander<br />

setzen. In dem Internetspiel<br />

saugt ein Virus die Gedanken<br />

der Menschen ein. Einzig ein<br />

alter Baum leistet Widerstand.<br />

Mantua gedenkt Andreas Hofer<br />

Kranzniederlegung in Mantua am Denkmal im Andreas-Hofer-Park.<br />

Auch Mantua, die Stadt in<br />

der Andreas Hofer im Februar<br />

2010 auf Anordnung Napoleons<br />

erschossen wurde, steht<br />

2009 im Zeichen des Gedenkjahres.<br />

Zum Auftakt erinnerten<br />

anlässlich der Andreas Hofer<br />

Gedenkfeier am 20. Februar erschieneneSchützenabordnungen<br />

aus Nord-, Süd- und<br />

Osttirol und dem Trentino an<br />

den Tiroler Volkshelden. Sie versammelten<br />

sich bei der Porta<br />

Giulia im Viertel Cittadella, um<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

GEdEnkjahr<br />

Seine Äste treiben die Knospen<br />

des Wissens aus: die oflashBacks.<br />

Sie sind die Herausforderungen,<br />

die es zu lösen gilt. Das vorlaute<br />

Eichhörnchen Flic steht als<br />

Hilfe bereit. Jede gelöste Aufgabe<br />

öffnet eine Knospe und<br />

bringt die oflashBacks zum<br />

Blühen. Ziel ist es, den Baum<br />

zum Blühen zu bringen und<br />

das wahre Leben zurückzuholen.<br />

www.syndrome09.net.<br />

von dort zum 1984 nach Andreas<br />

Hofer benannten Park zu<br />

marschieren. Nach der Kranzniederlegung<br />

am Andreas Hofer<br />

Denkmal wurde eine Messe gelesen.<br />

Anschließend wurde eine<br />

weltliche Feier im Palazzo<br />

d’Arco abgehalten, wo Hofer<br />

seinerzeit von den Franzosen<br />

der Prozess gemacht wurde. Dabei<br />

erinnerte die Festgemeinde<br />

daran, dass 1810 die Mantovaner<br />

5.000 scudi für die Befreiung<br />

Hofers gesammelt hatten.<br />

Authentisch<br />

Volksschauspiel<br />

in Algund<br />

Demokratie<br />

Neu bearbeitet<br />

und vom<br />

Innsbrucker<br />

H i s t o r i ke r<br />

Michael Forcher<br />

auf seine<br />

Authentizität<br />

ü b e r p r ü f t<br />

bringt das<br />

große Volksschauspiel „Andreas<br />

Hofer“ von Carl Wolf in Algund<br />

auf die Bühne. Die Aufführungen<br />

vom 15. Mai bis 28. Juni<br />

stellen Andreas Hofer nicht nur<br />

als mystifizierte Gestalt dar,<br />

sondern auch als Menschen mit<br />

all seinen Schwächen. Neben<br />

den Südtiroler Laienschauspielern<br />

beteiligen sich auch 350<br />

Statisten, unter anderem aus<br />

dem Burggrafenamt und dem<br />

Vinschgau sowie mehrere Vereine<br />

daran. Regie bei dem<br />

1892 uraufgeführten Volksschauspiel<br />

führt zum dritten<br />

Mal Erich Innerebner.<br />

Präsentation Forumtheater.<br />

Interaktives Theater mit pädagogisch-politischem<br />

Ansatz<br />

bringt das Forumtheater für<br />

Südtirol zum Thema Gedenkjahr<br />

2009 auf die Bühne. Das<br />

Forumtheater hebt die Grenzen<br />

zwischen Bühnen und Zuschauerraum<br />

auf, das Publikum<br />

kann auf das Bühnengeschehen<br />

einwirken und Szenen verändern.<br />

Bei der ersten Produktion<br />

„Forumtheater A.H.“ geht es<br />

um Schwarzgeldzahlen bei<br />

Mietwohnungen, die Kommunikation<br />

mit sterbenden Kranken<br />

und den Einsatz des Vaters<br />

in der Schule seines Sohnes.


hofEr GEdEnkjahr<br />

GEDEnKJAHr 2009: START AuF ScHLOSS TiROL uND iM PASSeieRTAL<br />

Gemeinsame Geschichte<br />

und der Held Hofer<br />

Zum Auftakt des Gedenkjahres fand auf Schloss Tirol die gemeinsame<br />

Sitzung der drei Landesregierungen von Tirol, Südtirol und dem Trentino statt.<br />

im Anschluss eröffneten die Landeshauptleute Platter, Durnwalder und Dellai<br />

im MuseumPasseier die neue Dauerausstellung „Helden & Hofer”.<br />

von Monika Pichler und Judith Inner<strong>hofer</strong><br />

Es war ein politisches Großaufgebot<br />

der Sonderklasse. Nicht nur an<br />

Personen, sondern auch an Worten.<br />

Um an historischer Stätte über das Gedenkjahr,<br />

aber insbesondere über die gemeinsame<br />

Zukunft zu diskutieren, trafen<br />

sich die drei Landeshauptleute von Tirol,<br />

Südtirol und dem Trentino, Günther Platter,<br />

Luis Durnwalder und Lorenzo Dellai,<br />

Demonstrierten bei der Dreierregierungssitzung Einigkeit (v.l.): die Landeshauptleute<br />

Lorenzo Dellai (Trient), Luis Durnwalder (Südtirol) und Günther Platter (Tirol).<br />

mit ihrer jeweiligen Regierungsmannschaft<br />

am 21. Februar auf Schloss Tirol.<br />

„Einen nachhaltigen Denkprozess“ einleiten<br />

wollen die drei Landesregierungen<br />

mit dem Gedenkjahr 2009. Dabei stünden,<br />

wie die drei Landeshauptleute betonten,<br />

drei Fragen im Mittelpunkt: Woher kommen<br />

wir? Wo stehen wir? Wo wollen wir<br />

- gemeinsam - hin?<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

„Tirol ist zwar nichts Besseres, sehr wohl<br />

aber etwas Besonderes“, stellte Landeshauptmann<br />

Luis Durnwalder gleich zum<br />

Auftakt der gemeinsamen Regierungssitzung<br />

klar. Die Frage nach dem Woher<br />

sei gleichzeitig auch eine Frage nach dem<br />

Tiroler Charakter, pflichtete sein Tiroler<br />

Amtskollege Günther Platter bei. „Tiroler<br />

Charakterzüge sind die Freiheitsliebe,


Fotos: Land Tirol/Andreas Fischer<br />

das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit“,<br />

so Platter. Auch der Tiroler Freiheitskampf<br />

von 1809 sei Ausdruck dieser<br />

Charaktereigenschaften gewesen. Das Gedenkjahr<br />

09 biete den Anlass, sich diesen<br />

Freiheitskampf in Erinnerung zu rufen.<br />

Lorenzo Dellai, Landeshauptmann des<br />

Trentino, forderte ebenso ein neues Aufbegehren,<br />

200 Jahre nach der Tiroler<br />

Volkserhebung. „Das Aufbegehren richtet<br />

sich heute gegen Gleichmacherei, gegen<br />

Zentralisierung und letztendlich gegen<br />

den Verlust unserer Identität“, so Dellai.<br />

Denn: „Unsere Identität steht nicht zur<br />

Disposition, stattdessen werden wir sie<br />

– auch in diesem Gedenkjahr – gemeinsam<br />

pflegen“, erklärte der Trentiner Landeshauptmann.<br />

Die Zukunft liegt in der Europaregion.<br />

Die zweite zentrale Frage, jene<br />

nach dem Status quo, nutzte Durnwalder,<br />

um auf den Wohlstand zu verweisen, den<br />

Tirol erreicht habe. „Tirol war nie ein<br />

reiches Land, durch Einsatz und Fleiß ist<br />

es uns aber gelungen, ein blühendes Land<br />

in der Mitte Europas zu schaffen.“ Womit<br />

man auch bereits bei der Frage nach<br />

der gemeinsamen Zukunft angelangt war.<br />

Gemeinsam wollen die drei Landesregierungen<br />

künftig die verschiedensten Themen<br />

angehen: die Unterstützung kleiner<br />

und mittlerer Unternehmen, die Energie,<br />

den Verkehr, die Berglandwirtschaft, Forschung<br />

und Entwicklung, Bildung und<br />

Kultur. „Und nicht zuletzt die ländliche<br />

Entwicklung, das vielleicht zentralste Thema“,<br />

waren sich Dellai, Durnwalder und<br />

Platter einig. Und weiter: „Wir müssen dafür<br />

sorgen, dass der Übergang von einem<br />

Land ins andere, von einem Sprachraum in<br />

den anderen so harmonisch wie möglich<br />

erfolgen kann. Dies ist unsere europäische<br />

Aufgabe.“<br />

Letztendlich habe man ein übergeordnetes<br />

Ziel, betonte Durnwalder zum Abschluss<br />

der gemeinsamen Sitzung der Landesregierungen:<br />

„Wir haben eine lange<br />

gemeinsame Geschichte und wollen auch<br />

eine gemeinsame Zukunft haben. Eine<br />

Zukunft, die durch eine enge Zusammenarbeit<br />

zwischen den drei Landesteilen charakterisiert<br />

sein soll.” In diesem Sinne sei<br />

die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino<br />

ein Vorzeigemodell europäischen Zusammenlebens<br />

und der grenzüberschreitenden<br />

Kooperation. Als Beispiele führte Landeshauptmann<br />

Platter den Dreier-Landtag,<br />

gemeinsame Regierungssitzungen, das gemeinsame<br />

Vertretungsbüro in Brüssel und<br />

gemeinsame Initiativen in europäischen<br />

Gremien an. „Um gemeinsame Anliegen<br />

und Interessen durchzusetzen und zu behaupten,<br />

sind verlässliche Partner und Allianzen<br />

unabdingbar.“<br />

Dauerhaftes Nachdenken. Gedanken<br />

über die Tiroler Geschichte, über das<br />

Heute und die Zukunft sollen sich auch<br />

die Besucher der neuen Dauerausstellung<br />

„Helden & Hofer” im MuseumPasseier<br />

machen. Zur Eröffnung des von Josef<br />

Rohrer konzipierten Museumsparcours<br />

am Nachmittag des 21. Februars fanden<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

GEdEnkjahr<br />

Landeshauptleute und Kulturlandesräte auf Schloss Tirol (v. l.): Lr Franco<br />

Panizza, LH Lorenzo Dellai (Trient), LH Luis Durnwalder (Südtirol), Lrin Beate<br />

Palfrader, LH Günther Platter (beide Tirol), Lrin Sabina Kasslatter Mur (Südtirol).<br />

sich sehr zur Freude von Konrad Pfitscher,<br />

Bürgermeister von St. Leonhard in Passeier,<br />

politische und kulturelle Vertreter aus<br />

allen Teilen des historischen Tirols beim<br />

Sandwirt ein. In seiner Eröffnungsrede<br />

betonte der Südtiroler Landeshauptmann<br />

Luis Durnwalder den bleibenden Wert<br />

der Einrichtung: „Wenn wir nicht nur<br />

kurzfristige Initiativen zum Gedenkjahr<br />

starten, sondern ein dauerhaftes Nachdenken<br />

anregen wollen, dann braucht es auch<br />

bleibende Einrichtungen, wie es dieses<br />

Museum ist.“ Die beständige Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Geschichte<br />

solle sich vor allem an die Jugend richten.<br />

In der Tat ist es dem MuseumPasseier<br />

durch ein frisches, innovatives Museumskonzept<br />

gelungen, Andreas Hofer von sei-<br />

nen häufig verstaubten und festgefahrenen<br />

Darstellungen zu lösen. „Tradition mit<br />

Neuem zu verbinden war der Anspruch,<br />

den wir mit diesem Vorzeigeprojekt für<br />

das Gedenkjahr 2009 an uns selbst gestellt<br />

hatten”, erklärte der Obmann des Museums,<br />

Albin Pixner, sichtlich stolz vor der<br />

versammelten Festgemeinde. Der Tiroler<br />

Landeshauptmann ortete die Bedeutung<br />

der Figur Andreas Hofer in seiner Rede<br />

vor allem in den transportierten Werten.<br />

Dass Hofer die Gemeinschaft über das eigene<br />

Schicksal gestellt habe und mit dem<br />

Glauben an Gott und Vaterland handelte,<br />

darin ließen sich jene Grundwerte finden,<br />

die die Tiroler auch heute ausmachten, so<br />

Günther Platter. Eine stärker politische<br />

Interpretation der Geschehnisse von 1809<br />

nahm hingegen der Trentiner Landeshauptmann<br />

Lorenzo Dellai vor. „Kennzeichnend<br />

für den Tiroler Freiheitskampf<br />

von 1809 und kennzeichnend für das gesamte<br />

Tirol im Jahr 2009 ist das Streben<br />

nach Unabhängigkeit, der Wunsch nach<br />

Autonomie.” Deshalb biete die Vertiefung<br />

der Zusammenarbeit zwischen den drei<br />

Landesteilen heute die große Chance, die<br />

Autonomie weiter zu stärken – auch gegenüber<br />

Rom, Wien und Brüssel.<br />

Lebendiger Museumsparcours. Mit<br />

dem Ausbau der Ausstellungsfläche von<br />

100 auf 500 Quadratmeter - das Grundstück<br />

wurde vom Tiroler Adelsmatrikel


Foto: LPA/Pertl<br />

hofEr GEdEnkjahr<br />

zur Verfügung gestellt – entstand im MuseumPasseier<br />

ein vielfältiger und unterhaltsamer<br />

Parcours. Geschichtliche Fakten<br />

und internationale Zusammenhänge<br />

werden locker näher gebracht, gleichzeitig<br />

wird der Besucher<br />

aber auch<br />

zu kritischen<br />

Überlegungen<br />

angeregt.<br />

Für den Autor<br />

der Ausstellung, dem Meraner Josef Rohrer,<br />

ist der offene Zugang zu einem auch<br />

kontroversen historischen Charakter das<br />

Resultat einer intensiven, langfristigen<br />

Auseinandersetzung mit der Thematik:<br />

„Mit der Zeit habe ich eine wirkliche Be-<br />

ziehung zu Andreas Hofer aufbauen können,<br />

habe sogar Zwiegespräche mit ihm<br />

geführt“, so Rohrer. „Dies hat mir erst die<br />

Möglichkeit gegeben, seiner Figur und der<br />

damit verbundenen Geschichte gerecht zu<br />

werden.“<br />

Eingestimmt auf die neue Dauerausstellung<br />

zu Andreas Hofer werden die<br />

Besucher mit einem 15-minütigen Dokumentarfilm,<br />

der die wichtigsten Stationen<br />

im Leben Andreas Hofers skizziert.<br />

Er zeigt dessen Laufbahn vom Wirt und<br />

Viehhändler zum Landesregenten Tirols<br />

– bis hin zum Verzweifelten, der schließlich<br />

in Mantua erschossen wird. Am Ende<br />

steht die Frage: „Was, hätte sich Napoleon<br />

nicht ausgerechnet Hofer ausgesucht, den<br />

Anführer der Tiroler Aufstände, um mit<br />

seiner Hinrichtung ein Exempel zu statuieren<br />

und weitere regionale Aufstände<br />

in den zahlreichen europäischen Kriegswirren<br />

um 1810 zu unterbinden? Was,<br />

10<br />

wenn er Gnade hätte walten lassen?“<br />

Vom Filmraum führt der durchwegs viersprachig<br />

gehaltene Museumsparcours<br />

(deutsch, italienisch, englisch, französisch)<br />

über die Stube Hofers direkt ins Zentrum<br />

„Das Gedenkjahr gibt uns die Möglichkeit,<br />

das Einende vor das Trennende zu stellen.“<br />

Geehrt: Die drei Landeshauptleute Dellai, Durnwalder und Platter<br />

mit der Andreas Hofer Medaille der Gemeinde St. Leonhard.<br />

der großen europäischen Politik. Die Dominanz<br />

der Habsburger geht zu Ende,<br />

Napoleon zeichnet die Landkarte Europas<br />

neu. Als Tirol unter Bayern kommt,<br />

das einen modernen, zentral verwalteten<br />

Staat aufbauen will, prallen zwei Welten<br />

Foto: Land Tirol/Fischer<br />

aufeinander. Ohne Patriotismus und aus<br />

wechselnder Perspektive wird gezeigt, was<br />

die Tiroler dazu bewogen hat, gegen die<br />

Fremdherrschaft einen offenen Aufstand<br />

zu wagen. Nach dem Einzug Andreas Hofers<br />

als Landesregent in die Innsbrucker<br />

Hofburg folgen labyrinthartige Einblicke<br />

in die Überlegungen, vor allem aber in die<br />

innere Zerrissenheit des Sandwirtes. Er<br />

ist gefangen in der Geschichte und wird<br />

schließlich in Mantua erschossen. Ein<br />

Blick aus der Zelle auf Hofers „Letzten<br />

Brief“ und auf Defreggers Gemälde „Der<br />

letzte Gang“ zeichnen das Ende nach.<br />

Gerade im Anblick der ständigen Konflikte,<br />

Fehden und Notlagen, unter denen<br />

die europäische Bevölkerung vor 200<br />

Jahren zu leiden hatte, weiß der Trentiner<br />

Landeshauptmann Lorenzo Dellai die Gegenwart<br />

besonders zu schätzen: „Glücklicherweise<br />

haben wir die Ära der Nationalismen<br />

hinter uns gelassen und können<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

nun gemeinsam nach vorne blicken.“<br />

Heldenfabrik & Heldenhimmel. Der<br />

Tod Andreas Hofers allein, so wird im<br />

Museum deutlich, hat ihn noch nicht zum<br />

Helden gemacht. Erst die Instrumentalisierung<br />

seiner<br />

Figur brachte<br />

jenes Bild<br />

des aufrechten,<br />

f u r c h t l o s e n<br />

und vor allem<br />

radikal-patriotischen Volkshelden hervor,<br />

das in den vergangenen Jahrzehnten<br />

sein Image vorrangig prägte. Helden, so<br />

macht der letzte Abschnitt des Parcours<br />

deutlich, sind vielseitig verwendbar. Von<br />

Werbeträgern bis hin zur politischen<br />

LH Günther Platter bei der Eröffnung des MuseumPasseier: „Die<br />

Bedeutung Hofers liegt in den von ihm transportierten Werten.“<br />

Mobilisierung der Öffentlichkeit lassen sie<br />

sich überall dort einsetzen, wo eine Gesellschaft<br />

beeinflusst werden soll. „Unser<br />

Anspruch war es, nicht nur Hofer und die<br />

Geschehnisse von 1809 zu dokumentieren.<br />

Vielmehr haben wir versucht, sie in<br />

einem größeren, zeitgenössischen Kontext<br />

zu zeigen“, erklärt Josef Rohrer die<br />

Perspektive der Ausstellung. „Heldentum<br />

ist ein zeitloses Thema. Schon die Frage,<br />

warum wir Helden brauchen, setzt voraus,<br />

dass es Helden gibt.“ Damit unterstreicht<br />

der Museumsautor noch einmal, was im<br />

MuseumPasseier deutlich wird: Andreas<br />

Hofer ist ein Held, weil ihn sein Publikum<br />

als solchen wahrnimmt.<br />

Hätte sich Napoleon aber gnädig gezeigt,<br />

wäre Andreas Hofer zurückgekehrt auf<br />

seinen Hof und hätte weiter als Händler,<br />

Bauer und Familienoberhaupt seine Tage<br />

verbracht - dann gäbe es ohne den Helden<br />

aber wohl auch dieses Museum nicht.


Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

GEDEnKJAHr-AUFTAKT: TiROL-ReGiON iM VORDeRGRuND<br />

Vorzeigemodell Europaregion Tirol<br />

Ein starkes Zeichen der Einheit<br />

wollten die Länder Tirol, Südtirol<br />

und Trentino zum Auftakt der<br />

Landes-Gedenkfeiern 2009 setzen: So<br />

schritten bei der traditionellen Kranzniederlegung<br />

am Andreas-Hofer-Todestag,<br />

dem 20. Februar, die Landeshauptleute<br />

Günther Platter, Luis Durnwalder und<br />

der Trentiner Kulturlandesrat Franco Panizza<br />

in Vertretung von Landeshauptmann<br />

Lorenzo Dellai gemeinsam zum Andreas-<br />

Hofer-Denkmal am Bergisel, um dem<br />

Volkshelden Ehrentribut zu zollen. Auch<br />

die Kulturlandesrätinnen sowie die Traditionsverbände<br />

zeigten ein Bild der Einheit,<br />

die sich wie ein roter Faden durch die<br />

Festveranstaltungen zieht. Ebenso wie das<br />

Bekenntnis zur Europaregion, in der Freiheit<br />

und Unabhängigkeit zu den höchsten<br />

Werten gehört, wie Diözesanbischof<br />

Scheuer beim anschließenden „Gottesdienst<br />

für die Heimat“ betonte. Auch die<br />

Messe zelebrierten Kirchenmänner aus<br />

der Europaregion, neben dem Innsbrucker<br />

Bischof standen unter anderem der<br />

Administrator der Diözese Bozen-Brixen,<br />

Josef Matzneller, und Prälat Martin Walch<strong>hofer</strong><br />

von der Erzdiözese Salzburg an der<br />

Kanzel. Ganz zum Gedenkjahr passend<br />

predigte Scheuer zum Thema „Freiheit<br />

und Glaube“: „Es ist ein Wert, sich für die<br />

Freiheit und Unabhängigkeit zu entscheiden<br />

und dafür auch zu kämpfen. Freiheit<br />

schließt Unabhängigkeit von fremden<br />

Machthabern ebenso ein wie innere Freiheit<br />

von herrschenden Meinungen und<br />

von den Zwängen der Strukturen.“<br />

Heimat als Hoffnungsträger. Auch<br />

bei der anschließenden Ehrenzeichen-<br />

Verleihung des Landes Tirol im Congress<br />

Innsbruck standen Werte im Vordergrund.<br />

Erstmals wurden heuer zu den aktuellen<br />

elf Geehrten auch Ehrenzeichenträger der<br />

früheren Jahre eingeladen und die Landeshauptleute<br />

Südtirols und des Trentino, um<br />

ein Fest über die Landesgrenzen hinaus<br />

GEdEnkjahr<br />

Freiheit, Heimat, Sicherheit und ein Modell der europäischen Zusammenarbeit von Tirol, Südtirol<br />

und dem Trentino standen im Mittelpunkt der offiziellen Startveranstaltungen im Gedenkjahr 2009.<br />

von Gloria Staud<br />

Vertreter der Europaregion: Bei der Kranzniederlegung am Bergisel demonstrierten LH Luis<br />

Durnwalder, Kulturlandesrat Franco Panizza und LH Günther Platter die Einheit der region.<br />

zu gestalten. LH Günther<br />

Platter betonte bei seiner<br />

Festrede die Möglichkeiten<br />

des Begriffes Heimat: „Ich<br />

wünsche mir Tirol als Heimat,<br />

die ihre Vergangenheit<br />

kennt, sich selbstbewusst in<br />

der Gegenwart erfährt und<br />

auch in der Zukunft der Ort<br />

sein will, an dem wir die<br />

Chance auf die Verwirklichung<br />

unserer Hoffnungen<br />

sehen – Heimat gibt Sicherheit,<br />

Selbstbewusstsein.<br />

Hier leben Solidarität, Gemeinschaft<br />

und Hoffnung.“<br />

Gleichzeitig sieht der Tiroler<br />

Landeshauptmann im Miteinander<br />

der Landesteile<br />

eine Chance, die Europaregion<br />

Tirol-Südtirol-Trentino<br />

als erfolgreichen Zukunftsraum,<br />

als Wirtschafts-, Kultur-<br />

und Lebensraum weiterzuentwickeln.<br />

„Wir sind<br />

einer der spannendsten Kultur-<br />

und stärksten Wirtschaftsräume Europas.<br />

Schon vor 200 Jahren haben wir gezeigt,<br />

dass wir gemeinsam auch gegen eine<br />

scheinbare Übermacht bestehen können.“<br />

Die Herausforderungen der heutigen Zeit<br />

bestünden darin, die gemeinsamen Projekte<br />

und die Europaregion Tirol auch der<br />

Bevölkerung näher zu bringen. „Wenn<br />

es uns gelingt, neben dem Brennerbasistunnel<br />

auch im Bereich der Energie und<br />

Ausbildung, im Technologietransfer und<br />

vielen anderen Politikerfeldern die Zusammenarbeit<br />

zu intensivieren und sehr<br />

konkrete Fortschritte für die Menschen<br />

spürbar zu machen, dann wird dieses Thema<br />

auch von den Köpfen der Menschen<br />

wieder in ihre Herzen vordringen.“<br />

Unter diesem Motto sollen die Veranstaltungen<br />

und Gespräche im Gedenkjahr<br />

2009 weitergeführt werden. Nach dem<br />

Nordtiroler Auftakt setzten die Landeshauptleute<br />

am 21. Februar in Südtirol die<br />

offiziellen Auftritte fort.<br />

11


Fotos: MuseumPasseier<br />

hofEr GEdEnkjahr<br />

JOSEF rOHrEr: DeR AuTOR DeR NeueN AuSSTeLLuNG iM MuSeuMPASSeieR<br />

„Heldentum hat wieder Konjunktur”<br />

Andreas Hofer und sein heutiger Stellenwert in Tirol machen es einem Museumsautor gewiss<br />

nicht ganz einfach, ihn einem möglichst breiten Publikum zu präsentieren. Josef Rohrer über<br />

seinen persönlichen Ansporn und über eine mögliche Bilanz nach ende des Gedenkjahres 2009.<br />

<strong>wia</strong>: Herr Rohrer, die Eröffnung des<br />

neuen Ausstellungsbereichs im MuseumPasseier<br />

ist nun erfolgreich bewältigt.<br />

Sind Sie zufrieden mit dem<br />

Resultat Ihrer Arbeit?<br />

Josef Rohrer: Vollkommen zufrieden ist<br />

man eigentlich nie, zumindest ich nicht.<br />

Natürlich überlegt man immer noch<br />

weiter, was besser hätte sein können. Im<br />

Großen und Ganzen aber denke ich, dass<br />

das Ergebnis doch gut ausgefallen ist.<br />

Bei Andreas Hofer handelt es sich ja<br />

nicht um einen unumstrittenen historischen<br />

Charakter. Wie haben Sie<br />

reagiert, als man die Konzipierung<br />

der Ausstellung an Sie herangetragen<br />

hat?<br />

12<br />

von Judith Inner<strong>hofer</strong><br />

Im ersten Moment bin ich eigentlich erschrocken.<br />

Andreas Hofer ist sicher eine<br />

schwierige Figur, eine Figur, unter der<br />

man auch gelitten hat. Vielen wurde eine<br />

Überdosis an Patriotismus verabreicht,<br />

deshalb war mein erster Gedanke eigentlich:<br />

schon wieder Hofer?<br />

Hatten Sie nie Angst davor, den heroischen,<br />

mutigen, patriotischen Hofer<br />

seinen vielen Anhängern nüchtern zu<br />

zeigen, ihn vielleicht sogar von seinem<br />

hohen Ross herunter zu holen?<br />

Angst hatte ich eigentlich nicht. Vielmehr<br />

waren es meine beiden Kinder, die entsetzt<br />

reagierten, als sie von diesem Projekt<br />

erfuhren. Ihre Ablehnung aber wurde für<br />

mich zu meinem persönlichen Ansporn.<br />

Ich wollte ihnen das Gegenteil beweisen,<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

ihnen zeigen, dass man auch einem Andreas<br />

Hofer auf interessante Weise begegnen<br />

kann.<br />

Der Parcours überlässt es dem einzelnen<br />

Besucher, sich ein Bild von<br />

Hofer zu machen und einen persönlichen<br />

Zugang zum Heldentum zu<br />

finden. Wie schwierig war es, dabei<br />

Ihre eigene Position zu relativieren?<br />

Damit hatte ich eigentlich keine Schwierigkeiten.<br />

Im Zuge der langen Auseinandersetzung<br />

mit Andreas Hofer habe ich<br />

eine Art persönlicher Beziehung zu ihm<br />

aufgebaut, die so weit geht, dass ich zuweilen<br />

sogar Zwiegespräche mit ihm führe!<br />

Dieser intensive Bezug hat mir dann die<br />

Möglichkeit gegeben, mich der Thematik<br />

unvoreingenommen zu nähern.


Was hat Sie dazu bewegt, ein bislang<br />

sehr stark regional interpretiertes historisches<br />

Geschehen von einem breiteren,<br />

internationalen Kontext aus zu<br />

beleuchten?<br />

Um Andreas Hofer gerecht zu werden,<br />

konnten wir es nicht nur bei der Darstellung<br />

seiner Figur und der Geschehnisse<br />

um 1809 belassen. Meine Mitarbeiterin<br />

bei der Planung, Marina Morard-Gremaud<br />

aus der französischen Schweiz, hat<br />

mir vor allem dabei geholfen, die Konzep-<br />

tion eines Tiroler Volkshelden von außen<br />

besser zu verstehen – die Schweizer scheinen<br />

schließlich mit Wilhelm Tell ein ganz<br />

ähnliches Problem zu haben.<br />

Heldentum, ein generell zeitloses Thema,<br />

hat gerade heute wieder Konjunktur. So<br />

stellten wir uns die Frage: Wieso brauchen<br />

wir Helden? In diesem Moment wird<br />

bereits klar, dass es Helden gibt. Deshalb<br />

geht es im MuseumPasseier nicht darum,<br />

ob Hofer ein Held ist – er hat sein Publikum<br />

und ist damit unbestreitbar ein ernst<br />

zu nehmender Held.<br />

Im heurigen Gedenkjahr sind Andreas<br />

Hofer und die Tiroler Freiheitskämpfe<br />

omnipräsent. Kann die<br />

Debatte auch über die unzähligen<br />

Initiativen dieses Jahres hinaus angeregt<br />

werden?<br />

Dazu stehe ich eher zwiespältig: Ich glaube,<br />

dass den Menschen im Gedenkjahr<br />

2009 fast zu viel Andreas Hofer verabreicht<br />

wird. In meinem Bekanntenkreis<br />

beispielsweise sind jetzt schon einige des<br />

Themas überdrüssig. Deshalb befürchte<br />

„Die lange Auseinandersetzung mit Andreas Hofer<br />

hat dazu geführt, dass ich zuweilen sogar<br />

Zwiegespräche mit ihm führe.“<br />

ich, dass der extreme Fokus auf 1809 zu<br />

eng gesetzt ist und mit der Zeit ermüdend<br />

wirkt, womit eigentlich genau das<br />

Gegenteil dessen erreicht wird, was man<br />

ursprünglich wollte. Indem das Museum-<br />

Passeier den Hofer wiederum loslöst vom<br />

Gedenkjahr und ihn in einen größeren<br />

Kontext stellt, der auch in zehn Jahren<br />

noch aktuell sein wird, denke ich allerdings<br />

schon, dass die Debatte damit langfristig<br />

angeregt werden kann.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

Albin Pixner, Albert Pinggera und Josef rohrer (v.l.): „Das Museum relativiert<br />

Hofers heroischen Status und zeichnet ein zeitgemäßes Bild des Volkshelden.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

GEdEnkjahr<br />

1


hofEr GEdEnkjahr<br />

GEDEnKJAHr 2009: HeiMAT uNBeLASTeT DeFiNieReN<br />

Die Chancen einer<br />

region ohne Grenzen<br />

einen kritischen Blick auf die Geschichtsschreibung wünscht sich die Tiroler<br />

Bildungs- und Kulturlandesrätin Dr. Beate Palfrader. Das Gedenkjahr gebe die<br />

Möglichkeit, Antworten auf Fragen der Gegenwart und der Zukunft der europaregion<br />

Tirol zu finden. Durch die einbindung der Jugend in die Aktivitäten<br />

erhofft sich die oberste Kulturverantwortliche nachhaltige Bewusstseinsarbeit.<br />

Foto: Land Tirol<br />

1<br />

von Gloria Staud<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>wia</strong>: Frau LRin Dr. Beate Palfrader,<br />

bei der Eröffnung des Museums im<br />

Passeiertal bezeichneten Sie das Gedenkjahr<br />

2009 als „Gelegenheit für einen<br />

Rückblick in die Geschichte, eine<br />

aktuelle Standortbestimmung sowie<br />

einen Ausblick in die Zukunft.“ Wie<br />

definieren Sie diese drei Punkte?<br />

LRin Dr. Beate Palfrader: Bei dem<br />

Rückblick geht es um eine gemeinsame<br />

Rückbesinnung, mit der die Region Tirol<br />

Antworten auf Fragen der Gegenwart<br />

und Zukunft finden kann. Wir wünschen<br />

uns eine intensive Auseinandersetzung mit<br />

der Geschichte, die ja einen wesentlichen<br />

Bestandteil unserer Identität ausmacht.<br />

Wichtig ist dabei jedoch, die Historie mit<br />

einem gewissen Abstand zu betrachten.<br />

Mythen und Fakten müssen auseinander<br />

gehalten werden. Jedes Volk braucht Mythen.<br />

Doch wir müssen genau hinsehen:<br />

Wir hatten auch Niederlagen und Tiefen.<br />

Wenn man in Mythen verhaftet bleibt,<br />

fehlt der Blick für die Realität. Unsere<br />

Aufgabe ist es, herauszufiltern was uns erfolgreich<br />

bzw. auch erfolglos gemacht hat.<br />

Sie wünschen sich, dass im Gedenkjahr<br />

nicht die Heldenverehrung und<br />

Festkultur im Vordergrund stehen,<br />

sondern dass ein breiter gesellschaftlicher<br />

Prozess ausgelöst wird, der<br />

sich mit der Frage auseinander setzt,<br />

welche Erkenntnisse aus den historischen<br />

Konfliktmustern und ihren


Symbolfiguren für die Zukunft gewonnen<br />

werden können. Wie kann<br />

dieser Prozess vonstatten gehen?<br />

Das Gedenkjahr bietet uns einen Anlass,<br />

unseren Stolz als Europa-Region zu definieren.<br />

Die Frage ist: „Was bedeutet Tirolerin,<br />

Tiroler sein“? Bis in die 1980er Jahre<br />

wurden die Figur Andreas Hofer und die<br />

Ereignisse von 1809, die natürlich das Tiroler<br />

Bewusstsein sehr stark geprägt haben,<br />

stets mit der Teilung Tirols nach dem Ersten<br />

Weltkrieg verknüpft. Zum Glück hat<br />

sich das heute geändert, sowohl aufgrund<br />

der Autonomiebewegung in Südtirol, aber<br />

auch durch den Beitritt zur EU. Die positive<br />

Entwicklung der Europaregion Tirol<br />

trägt wesentlich zu dieser Entflechtung<br />

bei. Für uns ergeben sich heute besondere<br />

Chancen in einem der interessantesten<br />

Kulturräume Europas. Geblieben ist<br />

jedoch das Bekenntnis zur gemeinsamen<br />

Geschichte. Ich finde, wir haben heuer<br />

wirklich Grund zum Feiern. Schließlich<br />

leben wir in Tirol seit Jahrzehnten in Frieden.<br />

Inwieweit hat die 2008 gewählte neue<br />

Landesregierung ein Konzept von<br />

der vorherigen Regierung geerbt? Es<br />

gab ja bereits die Kampagne „Tirol<br />

steckt in dir“.<br />

Die alte Landesregierung hatte einige<br />

Grundzüge des Konzeptes festgelegt. Die<br />

Kampagne „Tirol steckt in dir“ war als<br />

Motivationskonzept im Vorfeld gedacht<br />

und hat sich auf Tirol beschränkt. Sie wurde<br />

im Herbst letzten<br />

Jahres in das Programm<br />

„Geschichte trifft Zu-<br />

kunft“ integriert, das<br />

alle Regionen umfasst.<br />

Wie sehen Sie die<br />

Rolle Andreas Hofers?<br />

Andreas Hofer war ein<br />

Mensch, der für seine<br />

Überzeugung eingetreten<br />

ist. Für seine Überzeugung nutzte er<br />

die Mittel seiner Zeit. Er kämpfte für die<br />

Freiheit aber auch für die kulturellen Eigenheiten<br />

des Landes, was ihn sicher zum<br />

Helden macht. Gleichzeitig müssen wir<br />

aber akzeptieren, dass er genau wie jeder<br />

andere ein Mensch mit Fehlern war.<br />

Kulturprojekte, politische Diskussi­<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

GEdEnkjahr<br />

Museumseröffnung im Passeier: Für Tirols Kulturlandesrätin Dr. Beate Palfrader<br />

ist das Gedenkjahr eine Gelegenheit für eine Standortbestimmung Tirols.<br />

onen, Traditionsverbände: Es scheint,<br />

als ob sich auch heuer wieder nur<br />

jene Kreise mit der Geschichte auseinander<br />

setzen, die es bisher schon<br />

gemacht haben.<br />

Ich denke, Tirol bietet heuer ein sehr<br />

breites Programm, das nicht nur die traditionellen<br />

Zielgruppen anspricht. Natürlich<br />

setzen sich zahlreiche Kulturprogramme<br />

mit dem Geschehen von 1809<br />

auseinander, über 100 Projekte wurden<br />

allein in die Förderung des Landes Tirol<br />

aufgenommen, dazu gibt es noch zahlreiche<br />

weitere Veranstaltungen in den Be-<br />

„Mein persönlicher Begriff von ‚Heimat‘ ist ein<br />

Gefühl der Sicherheit, ‚Heimat‘ sind für mich auch<br />

die Menschen, die mir etwas bedeuten.“<br />

zirken. Ich denke, es ist auch ein Spiegel<br />

der Gesellschaft, wer sich wie mit dem<br />

Gedenkjahr beschäftigt.<br />

Besonders junge Menschen setzen<br />

sich kritisch mit Politik auseinander.<br />

Wie spricht das Gedenkjahrprogramm<br />

2009 die Jugend an?<br />

Die Jugend kann an die Thematik weit-<br />

aus unbelasteter herangehen. Die jungen<br />

Leute sind bereit, die Chancen der Europaregion<br />

zu nutzen. Durch die Einbindung<br />

der Jugend kann uns nachhaltige Bewusstseinsarbeit<br />

gelingen. Mit drei großen<br />

Projekten sollen die jungen Menschen<br />

angeregt werden: Ein Kreativwettbewerb<br />

lädt alle Jugendlichen zwischen zehn und<br />

20 Jahren ein, sich mit „Zukunft und Geschichte“<br />

auseinander zu setzen. Bisher<br />

sind rund 200 Einreichungen eingelangt,<br />

auf Bitte einiger Schulen haben wir die<br />

Einreichfrist bis 13. März verlängert. Der<br />

zweite große Schwerpunkt ist das Onlinequiz<br />

“syndrome09“,<br />

das in Zusammenarbeit<br />

mit Südtirol<br />

und dem Trentino<br />

läuft. Und schließlich<br />

gibt es noch einen<br />

Fotowettbewerb.<br />

Ich denke, die Einbindung<br />

der Jugend<br />

unterscheidet die<br />

heurigen Initiativen<br />

von den früheren<br />

Gedenkjahren. Mit neuen Anstößen aktivieren<br />

wir neue Multiplikatoren. Natürlich<br />

passiert auch im schulischen Bereich<br />

einiges, wir haben vor allem die Volksschulen<br />

angeschrieben und gebeten, dem<br />

Gedenkjahr einen besonderen Stellenwert<br />

einzuräumen. Schließlich steht die<br />

Geschichte Tirols auf dem Lehrplan der<br />

vierten Volksschulklasse. Der Fokus auf die<br />

1


hofEr GEdEnkjahr<br />

Foto: Land Tirol/Fischer<br />

Ein Held, aber auch ein Mensch mit Schwächen: Für Lrin Palfrader muss<br />

man Andreas Hofer in seiner Ganzheit sehen, im historischen Kontext.<br />

Jugend ist übrigens länderübergreifend,<br />

auch in Südtirol und im Trentino laufen<br />

zahlreiche Projekte für junge Menschen.<br />

Den zweiten Höhepunkt nach dem<br />

Todestag von Andreas Hofer am 20.<br />

Februar bildet der Festumzug im<br />

September. Warum wurde dieser<br />

Zeitpunkt gewählt?<br />

Der Festumzug findet traditionell um diese<br />

Zeit statt. Heuer setzt ein dreitägiges<br />

Festprogramm vom 18. bis 20. September<br />

einen besonderen Akzent. Ganz im Zeichen<br />

der Jugend steht der 19. September<br />

mit dem großen Jugendtag im Congress,<br />

der von Jugendlichen mit Jugendlichen<br />

für Jugendliche gestaltet wird. Bei dieser<br />

Veranstaltung findet auch die Prämierung<br />

der SiegerInnen des Kreativwettbewerbes<br />

statt. Auch beim traditionellen Festumzug<br />

am 20. September gibt es einen Fokus auf<br />

junge Menschen mit eigenen Jugendformationen<br />

der Traditionsverbände. Insgesamt<br />

erwarten wir rund 25.000 Teilnehmer.<br />

Begleitet wird das offizielle Programm des<br />

Landes Tirol von verschiedenen Aktivitäten<br />

des Stadtmarketing Innsbruck.<br />

Ein – wenn auch ziemlich untergeordneter<br />

– Themenkreis dreht sich<br />

heuer um Frauen im Jahr 1809. Gehen<br />

Ihrer Meinung nach die Frauen in<br />

der Geschichtsschreibung, aber auch<br />

in der aktuellen Würdigung unter?<br />

1<br />

Es gibt heuer einige Projekte zum Thema<br />

Frauen, etwa die Vortragsreihe des<br />

Juff-Frauenreferates, die Ausstellung in der<br />

Hofburg, ein Stück im Kellertheater oder<br />

den Roman von Jeannine Meighörner.<br />

In den Kämpfen von 1809 ging es um<br />

„Heimat“ und „Freiheit“. Wie definieren<br />

Sie heute diese Begriffe?<br />

Wie schon gesagt, wir haben heuer die<br />

einmalige Chance, Teil einer Region ohne<br />

Grenzen zu sein. Wesentlich ist es, die<br />

Grenzen in den Köpfen abzubauen. Wir<br />

müssen das Verbindende aufbauen und<br />

nicht das Trennende betonen. Mit dieser<br />

Einstellung können wir erfolgreich sein<br />

und es ist sicherlich Aufgabe des Gedenkjahres,<br />

dies aufzuzeigen. Auf den ersten<br />

Blick erscheinen Begriffe wie „Patriotismus“<br />

oder „Heimatliebe“ veraltet, doch<br />

sie sind heute brandaktuell. Für mich soll<br />

„Heimat“ nicht durch die Abgrenzung des<br />

Fremden definiert werden, sondern durch<br />

das Gefühl, irgendwo dazuzugehören.<br />

Mein persönlicher Begriff von „Heimat“<br />

ist ein Gefühl der Sicherheit, „Heimat“<br />

sind für mich auch die Menschen, die mir<br />

etwas bedeuten. Ich finde die Worte von<br />

Altbischof Reinhold Stecher sehr treffend:<br />

„Wenn man etwas hat, wie ein kleines<br />

Stück Welt, das von Liebe durchformt ist,<br />

dann hat man Heimat.“ Es ist ein Gefühl<br />

der Verbundenheit zur Gegend, aber auch<br />

zur Kultur, die schließlich einen Teil un-<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Die Jugend steht im Gedenkjahr 2009 im<br />

Zentrum: „Geschichte trifft Zukunft.“<br />

serer Identität ausmacht. Nicht umsonst<br />

sagt man auf Tirolerisch „es heimelet“.<br />

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit<br />

mit Südtirol und dem Trentino?<br />

Ausgezeichnet! Mit meiner Südtiroler<br />

Kollegin Dr. Sabina Kasslatter Mur besteht<br />

ein intensiver Kontakt. Besonders in den<br />

Bereichen Kultur und Jugend arbeiten<br />

wir wirklich länderübergreifend. Bewusst<br />

haben bei den Auftaktveranstaltungen am<br />

Bergisel bzw. auf Schloss Tirol und im<br />

Passeiertal sowohl alle drei Landeshauptmänner<br />

als auch alle drei Kulturlandesräte<br />

teilgenommen. Mit dem Trentino kooperieren<br />

wir vor allem auf musikalischer<br />

Ebene und bei Bildungsprojekten, etwa<br />

mit einem Lehreraustausch-Projekt. Wir<br />

hoffen, dass sich diese Kontakte über das<br />

Gedenkjahr hinaus stetig weiterentwickeln.<br />

Wo liegt Ihr ganz persönlicher Berührungspunkt<br />

zum Gedenkjahr 1809?<br />

Wenn ich Zeit finde, darüber nachzudenken,<br />

stelle ich fest, dass die Werte, die<br />

damals wichtig waren, auch heute noch<br />

gültig sind: Freiheit, Unabhängigkeit, eine<br />

tiefe Verwurzelung zum Land, zu den Bergen<br />

und zur Tradition. Und dann spüre ich<br />

in mir einen starken Glauben an die Zukunft<br />

dieses Landes im Herzen Europas.<br />

Danke für das Gespräch.


Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

GEdEnkjahr<br />

1


Foto: Marketinggesellschaft Meran<br />

hofEr GEdEnkjahr<br />

GEDEnKJAHr 2009: SüDTiROL WiLL BLeiBeNDeS ScHAFFeN<br />

neue Blicke auf Hofer<br />

2009 wiederholt sich zum 200. Mal das jährliche Gedenken an die Freiheitskämpfe<br />

am Bergisel. Dr. Sabina Kasslatter Mur, Landesrätin für die deutsche<br />

Kultur in Südtirol, will keine blinde Heldenverehrung, sondern in die Köpfe<br />

investieren und ist stolz, dass viel „von unten“ kommt.<br />

<strong>wia</strong>: Frau Landesrätin, wie stellt sich<br />

Sinn und Zweck des Gedenkjahres<br />

2009 aus Südtiroler Sicht dar?<br />

LR Dr. Sabina Kasslatter Mur: Im<br />

Gedenkjahr 2009 soll nicht die Heldenverehrung<br />

und Festkultur im Vordergrund<br />

stehen. Vielmehr geht es darum, sich produktiv<br />

mit der Vergangenheit, mit historischen<br />

Mustern und herausragenden<br />

Persönlichkeiten auseinander zu setzen.<br />

Am Beispiel Andreas Hofer sieht man,<br />

wie sehr Kultur und Politik miteinander<br />

1<br />

von Monika Pichler<br />

verwoben sind. 2009 wird sich die Kultur<br />

in verschiedenen Disziplinen mit einem<br />

politischen Prozess der Vergangenheit auseinander<br />

setzen. Diese Auseinandersetzung<br />

gelingt in der Gegenwart nicht immer<br />

bzw. sie ist nicht akzeptiert. Mein Wunsch<br />

ist, dass dies auch den Blick auf die Gegenwart<br />

schärft und uns zeigt, wie wir mit<br />

konfliktreichen Situationen besser umgehen<br />

können. Insofern soll die Beschäftigung<br />

mit Geschichte auch Gelegenheit<br />

zu einer Standortbestimmung sein und<br />

Fragen zur künftigen Entwicklung Südti-<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

rols in den Bereichen Kultur, Gesellschaft,<br />

Politik und Wirtschaft aufwerfen. Getreu<br />

dem Motto des Gedenkjahres: „Geschichte<br />

trifft Zukunft“.<br />

Welche Rolle spielt darin Andreas<br />

Hofer?<br />

Andreas Hofer spielte als Anführer der<br />

Freiheitskämpfe eine zentrale Rolle. Mit<br />

den Daten seiner Person hat das Gedenkjahr<br />

direkt nichts zu tun. Er selbst wurde<br />

am 22. November 1767 geboren und am<br />

20. Februar 1810 hingerichtet. Die Figur


Andreas Hofer steht aus historischer Sicht<br />

insofern im Mittelpunkt, da sie nach wie<br />

vor eine Symbolfigur ist. Wir sollten jedoch<br />

versuchen, Hofer mehr als handelnde<br />

Person seiner Zeit zu sehen. Welche<br />

waren die gesellschaftspolitischen und sozialhistorischen<br />

Voraussetzungen, die seine<br />

Entscheidungen bewegten? Wie wurde er<br />

im Laufe der Jahrhunderte zum Mythos<br />

stilisiert? Wie veränderte sich im Lauf der<br />

Zeit der Blick auf ihn? Ist Andreas Hofer<br />

heute noch ein Vorbild? Auf alle Fälle soll<br />

nicht allein der Rückblick auf Hofer und<br />

die Ereignisse seiner Zeit im Fokus stehen,<br />

sondern sie sollen Ausgangspunkt für eine<br />

Reflexion über Gegenwart, Zukunft und<br />

uns selbst in diesem Land sein.<br />

Welche Schwerpunkte setzt Südtirol<br />

im Gedenkjahr 2009? Und wie viele<br />

Mittel stehen dafür zur Verfügung?<br />

In Südtirol stehen die Initiativen und Vorhaben<br />

der zahlreichen Kulturträger des<br />

Landes im Vordergrund. Darauf, dass viel<br />

„von unten“ kommt, bin ich besonders<br />

stolz. So werden nicht nur diverse Vorhaben<br />

von landeseigenen Abteilungen und<br />

Körperschaften wie den Landesmuseen,<br />

dem Landesarchiv, der Landesbibliothek<br />

usw. umgesetzt, sondern auch die unterschiedlichsten<br />

Projekte von Traditionsverbänden,<br />

Kulturorganisationen, Vereinen<br />

und Einzelpersonen. Rund 90 Projekte<br />

davon werden mit einem Gesamtbudget<br />

von vier Millionen Euro vom Land gefördert.<br />

Welche Zielgruppen will man damit<br />

ansprechen?<br />

Es wird für jeden etwas dabei sein und diese<br />

Breite ist mir sehr wichtig. Hinweisen<br />

möchte ich insbesondere auf den Andreas-<br />

Hofer-Bus als „moderne Geschichtsvermittlung“:<br />

Der Bus mit Materialien über<br />

Andreas Hofer ist im Jänner 2009 beim<br />

Sandhof gestartet und fährt bis Feber 2010<br />

verschiedene Orte in Südtirol, Tirol, Trentino<br />

und Mantua an – all jene Stationen,<br />

an denen sich Andreas Hofer vor 200 Jahren<br />

aufgehalten hat. So kann Geschichte<br />

lebendig vermittelt und auch an Orte<br />

gebracht werden, in denen sonst keine<br />

besonderen Initiativen in Verbindung mit<br />

dem Gedenkjahr stattfinden. Und die Bevölkerung<br />

vor Ort wird angeregt, sich mit<br />

diesem interessanten Abschnitt der Tiroler<br />

Geschichte näher zu befassen.<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

Das Gedenkjahr wird nicht nur in<br />

Südtirol, sondern auch in Tirol und<br />

im Trentino mit zahlreichen Initiativen<br />

und Veranstaltungen begangen.<br />

Welches sind die Höhepunkte?<br />

Den offiziellen Auftakt zum Gedenkjahr<br />

bildet die gemeinsame Sitzung der drei<br />

Landesregierungen von Tirol, Südtirol und<br />

dem Trentino am 21. Februar auf Schloss<br />

Tirol. Im Juni wird die Herz-Jesu-Feier in<br />

Bozen und in allen Gemeinden Südtirols<br />

begangen, bei der ein gemeinsamer Hirtenbrief<br />

der vier Bischöfe von Südtirol, des<br />

Trentino, Tirols und Salzburgs vorgelesen<br />

Kulturlandesrätin<br />

Dr. Sabina Kasslatter Mur:<br />

„Das Gedenkjahr soll im<br />

Bewusstsein der Menschen<br />

etwas ändern, es soll<br />

nachhaltig wirken.“<br />

Foto: land Südtirol<br />

wird. 1796 legten die Tiroler Landstände<br />

nämlich angesichts der immer näher rückenden<br />

Truppen Napoleons ein Gelöbnis<br />

ab, künftig das Fest des Heiligsten Herzens<br />

Jesu alljährlich im ganzen Lande mit feierlichen<br />

Gottesdiensten zu halten. Am 13.<br />

und 14. Juni treten am Wiener Rathausplatz<br />

nach dem Motto „Tirol und Südtirol<br />

grüßen Wien“ die Regionen erstmals<br />

gemeinsam als Wirtschafts-, Forschungs-<br />

und Bildungsstandort auf. Einen weiteren<br />

Höhepunkt des Gedenkjahres bildet der<br />

große Landesfestumzug am 20. September,<br />

bei dem nicht weniger als 23.000<br />

Teilnehmer durch Innsbrucks Straßen ziehen<br />

werden. Der Tag davor hingegen steht<br />

ganz im Zeichen der Jugend.<br />

Wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />

zwischen Tirol, Südtirol und<br />

dem Trentino?<br />

Wir stehen im guten Einvernehmen und<br />

Kontakt mit Tirol und mit dem Trentino.<br />

Jeder Landesteil hat eigene Veranstaltungen<br />

und darüber hinaus gibt es verschiedene<br />

gemeinsame Veranstaltungen. Dazu<br />

zählen insbesondere die gerade genannten.<br />

Darüber hinaus gibt es zahlreiche<br />

GEdEnkjahr<br />

Vereine, vor allem die Traditionsverbände,<br />

die grenzüberschreitende Initiativen<br />

durchführen werden. Das sind gelebte<br />

Vorhaben, die mit Überzeugung von unten<br />

kommen und nicht von oben gelenkt<br />

sind. Um Doppelgleisigkeiten – inhaltliche<br />

wie zeitliche – zu vermeiden, haben<br />

wir auf der gemeinsamen Homepage der<br />

Länder Tirol, Trentino und Südtirol unter<br />

www.1809-2009.eu einen Veranstaltungskalender<br />

mit allen wichtigen Terminen<br />

zum Gedenkjahr eingerichtet. Wir werden<br />

auf eine territoriale und auf eine thematische<br />

Verteilung achten, damit den Men-<br />

schen das Gedenkjahr 2009 nicht schon<br />

im April zum Hals hinaushängt.<br />

Sowohl in Tirol als auch in Südtirol<br />

entstehen aus Anlass des Gedenkjahres<br />

neue Museen.<br />

Das Gedenkjahr ist nicht dazu da, schöne<br />

Reden zu schwingen, sondern um etwas<br />

Bleibendes zu schaffen. Neben der Koordination<br />

und der finanziellen Förderung der<br />

Initiativen übernehmen wir als Land im<br />

Gedenkjahr auch die Aufgabe, in Mauern<br />

und in Köpfe zu investieren. Mit Mauern<br />

meine ich die Erweiterung des Museums<br />

Passeier beim Sandwirt, das mit rund 2,2<br />

Millionen Euro eine unserer Hauptinvestitionen<br />

im Gedenkjahr darstellt.<br />

Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?<br />

Bisher ging es vor allem um das Leben<br />

Andreas Hofers und um die Tiroler Sicht<br />

der Dinge. Nun wird ein europäischer<br />

Blick auf Andreas Hofer möglich gemacht.<br />

Es geht also auch um eine Außensicht der<br />

Ereignisse und der Figur Hofers: Wie sahen<br />

ihn, außer den Tirolern und den Passeiern,<br />

die Engländer, die Franzosen, die<br />

1


hofEr GEdEnkjahr<br />

Bayern, die Preußen, die Österreicher und<br />

die Italiener? Das Museum Passeier löst die<br />

Rebellion von 1809 aus der gewohnten<br />

Innenschau und stellt sie in einen weiter<br />

gefassten, europäischen Kontext. In dieser<br />

veränderten Optik wird Hofer „zurechtgerückt“<br />

und von übertriebenem Patriotismus<br />

und blinder Heldenverehrung<br />

befreit.<br />

Sie haben auch von Investitionen in<br />

die Köpfe gesprochen. Woran denken<br />

Sie dabei?<br />

Was die restlichen Gelder betrifft waren<br />

wir darauf bedacht, in die Köpfe und<br />

nicht in die Mauern zu investieren. Kon-<br />

20<br />

kret bedeutet das den Start für die Institutionalisierung<br />

der Geschichtsforschung<br />

in Südtirol, die weniger weit gediehen ist<br />

als in Tirol und im Trentino. Es wird ein<br />

gemeinsames Geschichtsbuch für alle drei<br />

Sprachgruppen und unter der Leitung der<br />

Schulämter Tirols, Südtirols und des Trentino<br />

erscheinen. Aber es wird auch noch<br />

zahlreiche andere Publikationen, Vorträge<br />

und Diskussionsrunden geben, die darauf<br />

abzielen, das historische Wissen über<br />

Andreas Hofer und seine Zeit, das nicht<br />

immer besonders groß ist, in der Bevölkerung<br />

zu erweitern. Das Gedenkjahr soll in<br />

unserem Bewusstsein etwas ändern, es soll<br />

nachhaltig wirken.<br />

Andreas-Hofer-Denkmal in Meran: „Im Gedenkjahr haben wir die Chance, Vorurteile<br />

aus dem Weg zu räumen, und zwar bei allen drei Südtiroler Sprachgruppen.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Sinn des Gedenkjahres 2009 ist es<br />

auch, die Identifikation mit dem<br />

eigenen Land zu stärken. Wie kann<br />

das in Südtirol, wo drei verschiedene<br />

Sprachgruppen zusammen leben,<br />

passieren?<br />

Einer unserer Ansprüche ist gerade der,<br />

die gesamte Bevölkerung Südtirols miteinzubeziehen.<br />

Das Thema um Andreas<br />

Hofer und die Freiheitskämpfe soll nicht<br />

exklusiv der deutschen Sprachgruppe vorbehalten<br />

sein. Wenn es auch ein Thema ist,<br />

dass besonders von der deutschen Sprachgruppe<br />

„gefühlt“ wird. Doch auch für<br />

die ladinische Sprachgruppe – einschließlich<br />

der Gebiete des Fassatals, Ampezzos<br />

und Buchensteins, die damals noch Teil<br />

des historischen Tirols waren – sind die<br />

Freiheitskämpfe Teil ihrer Geschichte. Im<br />

Trentino hat sich die italienischsprachige<br />

Bevölkerung an der Verteidigung Tirols<br />

mit 18.000 Mann beteiligt. Diesbezüglich<br />

sehe ich für dieses Gedenkjahr die Pflege<br />

des gemeinsamen Kulturraumes, das Festigen<br />

von bereits bestehenden Beziehungen<br />

als zentrale Themen.<br />

Und wie sieht es mit den Italienern<br />

in Südtirol aus?<br />

Für die italienischsprachige Bevölkerung<br />

Südtirols soll das Gedenkjahr ebenfalls<br />

ein Anlass sein, sich mit der Geschichte<br />

unseres Landes zu befassen. Ich bin überzeugt,<br />

dass auch heute noch bei vielen die<br />

falsche Meinung herrscht, Andreas Hofer<br />

hätte gegen die Italiener gekämpft und<br />

sei von Italienern hingerichtet worden. In<br />

diesem Gedenkjahr haben wir die Chance<br />

und die Aufgabe, solche Vorurteile aus<br />

dem Weg zu räumen, und zwar bei allen<br />

drei Sprachgruppen. Wir sollten aber auch<br />

über die Grenzen des historischen Tirols<br />

hinausschauen, um unseren gemeinsamen<br />

europäischen Geist zu stärken.<br />

Was assoziieren Sie persönlich mit<br />

der Figur Andreas Hofer?<br />

Mir fallen zu Andreas Hofer Adjektive<br />

wie mutig, glaubwürdig, freiheitsliebend<br />

und aufrichtig ein. Ich sehe ihn als einen<br />

Menschen, der sowohl Stärken als auch<br />

Schwächen hatte, als einen, der zu seinen<br />

Fehlern gestanden ist – und der im Lauf<br />

der Geschichte auch oft missbraucht worden<br />

ist.<br />

Danke für das Gespräch.


Foto: Schloss Tirol<br />

Erstmals wird ab 13. März in einer<br />

Porträtausstellung auf Schloss Tirol<br />

eine Auswahl der Werke des<br />

in Vergessenheit geratenen Künstlers Leo<br />

Sebastian Humer der Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht. Als einer der wichtigsten<br />

Vertreter der Neuen Sachlichkeit im<br />

Südtirol der zwanziger Jahre überrascht<br />

der Maler durch seine Vielfältigkeit.<br />

Der gebürtige Brixner studierte an der<br />

Akademie der Bildenden Künste in München,<br />

wo der Maler und Architekt Wilhelm<br />

Nicolaus Prachensky zu seinen Studienfreunden<br />

zählte, über den er auch regen<br />

Kontakt zur zeitgenössischen Kunstszene<br />

in Tirol pflegte. Die Jahre 1923 bis 1925<br />

verbrachte er im Künstlerumfeld seines<br />

Freundes Robert Du Park in Südtirol, auf<br />

Schloss Rubein in Obermais. Seine Porträtmalerei<br />

konzentrierte sich auf die Darstellung<br />

von lokalen sowie internationalen<br />

Vertretern des öffentlichen Lebens. Die<br />

neusachlichen Damenporträts, lieblichen<br />

Kinderporträts und aussagekräftigen Herrenporträts<br />

werden in der Ausstellung<br />

durch Archivalien, Zeitungsartikel und<br />

andere Raritäten aus Privatbesitz ergänzt.<br />

Dynamisches von Eduard Habicher.<br />

„Rosen aus Feilstaub: er-Findungen“<br />

nennt sich die Ausstellung von Eduard<br />

Habicher, die am 8. April eröffnet wird.<br />

Elegant schweben Eduard Habichers<br />

Stahlbänder im Raum, wie Stoffbänder im<br />

Wind. Dabei ist Stahl oder Eisen schwer,<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

SCHLOSS TIrOL: LANDeSMuSeuM FüR KuLTuR- uND LANDeSGeScHicHTe<br />

Persönlichkeiten auf Schloss Tirol<br />

aber unter der Hand des Künstlers gewinnen<br />

die Materialien Leichtigkeit und<br />

Eleganz. Habichers Welt vermittelt Bewegung,<br />

Veränderung, Dynamik. Seine Welt<br />

ist auch innerlich bewegt. Die Ausstellung<br />

ist in zwei Teile gegliedert: Die Modelle<br />

im Turm sind gestaltete Denkvorgänge, die<br />

vor Ort vielleicht Veränderungen erfahren,<br />

um mit der Umgebung in ein Zwiegespräch<br />

zu treten. Die große, umfassende<br />

Arbeit im Keller des Mushauses wurde eigens<br />

für diesen Raum entwickelt und ist<br />

Bestandteil der großen Sonderausstellung<br />

über zwei berühmte Tiroler Emigranten:<br />

den Orientalisten Jakob Philipp Fallmerayer<br />

und den Freiheitskämpfer und Lehrer<br />

des Tiermagnetismus Joseph Ennemoser.<br />

Ennemoser und Fallmerayer. Der<br />

Startschuss für die große Sonderausstellung<br />

„Für Freiheit, Wahrheit und Recht!“<br />

fällt am 27. Juni. Im Mittelpunkt steht die<br />

ereignisreiche Zeit in Tirol von 1809 bis<br />

1848/49. Verläuft die Kindheit Joseph Ennemosers<br />

(1787-1854) und Jakob Philipp<br />

Fallmerayers (1790-1861) noch in traditionellen<br />

Bahnen, brechen beide aus diesem<br />

vorgegebenen Muster aus: Sie verlassen<br />

Tirol, dem sie sich jedoch weiterhin verbunden<br />

fühlen. Ennemoser nimmt an der<br />

Seite Hofers an den Tiroler Freiheitskriegen<br />

teil. Als Arzt verschreibt er sich der<br />

Schule des Magnetismus. Zudem zeichnet<br />

er sich durch sein Engagement als Herausgeber<br />

der liberal gesinnten „Innsbrucker<br />

GEdEnkjahr<br />

im Blickpunkt des vielfältigen Ausstellungsprogramms 2009 steht der Südtiroler Künstler Leo<br />

Sebastian Humer ebenso wie die Mitstreiter Andreas Hofers Joseph ennemoser und Jakob Philipp<br />

Fallmerayer. Daneben gibt es Skulpturen von eduard Habicher zu sehen.<br />

von Monika Pichler<br />

Zeitung“ aus, mit deren Hilfe er den<br />

Kampf „Für Freiheit, Wahrheit und<br />

Recht!“ führt. Anders verläuft Fallmerayers<br />

Leben: Er beteiligt sich nicht am Freiheitskampf<br />

1809, sondern beginnt in diesem<br />

Jahr in Salzburg seine Studien. Sein ganzes<br />

Interesse gilt dem Orient, den er wiederholt<br />

bereist. Er ist ein kritischer, liberal gesinnter<br />

Zeitgenosse, der seine Meinungen<br />

pointiert in Zeitungsartikeln äußert. Beide<br />

verbringen maßgebliche Jahre ihres Lebens<br />

in München. Das erlaubt ihnen eine<br />

Sicht von außen auf Tirol. Was sie dabei<br />

zwischen 1809 und 1848/49 beobachtet<br />

haben, ist Thema der Ausstellung.<br />

Sonderaustellungen 2009<br />

Leo Sebastian Humer<br />

Die Wiederentdeckung eines<br />

Unbekannten<br />

vom 13. März bis 17. Mai 2009<br />

Rosen aus Feilstaub: er­Findungen<br />

Habicher auf Schloss Tirol<br />

vom 8. April bis 30. Oktober 2009<br />

„Für Freiheit, Wahrheit und Recht!“<br />

Joseph Ennemoser und<br />

Jakob Philipp Fallmerayer<br />

vom 27. Juni bis 29. November 2009<br />

„Verbrannte Visionen?<br />

Die Hutterer“<br />

vom 3. September bis 29. November<br />

Öffnungszeiten:<br />

Vom 13. März bis 29. November 2009,<br />

von 10 Uhr bis 17 Uhr (im August bis<br />

18 Uhr); Montag Ruhetag;<br />

Sonderöffnungszeiten: Ostermontag,<br />

13. April und Pfingstmontag, 1. Juni<br />

Schloss Tirol<br />

Tel. +39 0473 220221<br />

info@schlosstirol.it<br />

www.schlosstirol.it<br />

21


Foto: <strong>wia</strong><br />

hofEr GEdEnkjahr<br />

GEDEnKJAHr 2009: DAS TReNTiNO AuF DeN SPuReN HOFeRS<br />

„Wir blicken<br />

richtung norden“<br />

Für Dr. Franco Panizza, Landesrat für Kultur, europäische Beziehungen und<br />

Zusammenarbeit der Autonomen Provinz Trient, ist das Gedenkjahr 2009 der<br />

Anlass, die europaregion zu stärken und Gemeinsamkeiten zu unterstreichen.<br />

Die Öffnung dem Trentino gegenüber ist für ihn Ansporn und Andreas Hofer<br />

ein Symbol für Heimatliebe.<br />

22<br />

von Monika Pichler<br />

Kulturlandesrat Dr. Franco Panizza: „Wir müssen verstärkt auf die Zusammenarbeit<br />

innerhalb der Europaregion setzen, auch um unsere Autonomie zu betonen.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>wia</strong>: Herr Landesrat, seit Sie im<br />

Herbst 2008 das Amt des Kulturlandesrates<br />

übernommen haben, hat<br />

man den Eindruck, dass die Initiativen<br />

zum Gedenkjahr 2009 auch im<br />

Trentino Schwung aufgenommen<br />

haben.<br />

LR Dr. Franco Panizza: Für mich hat<br />

sich mit der Übernahme des Kulturressorts<br />

ein lang gehegter Wunsch erfüllt. Während<br />

davor ausschließlich die Autonomisten die<br />

Sache vorangetrieben haben, gibt es heute<br />

im Trentino für Gesamttiroler Anliegen<br />

eine breitere Basis, allen voran mit der Unterstützung<br />

von Landeshauptmann Lorenzo<br />

Dellai. Das Trentino, Südtirol und Tirol<br />

glauben an die Europaregion. Eine Öffnung<br />

gegenüber dem Trentino ist spürbar.<br />

Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist<br />

gegeben, was früher nicht immer oder nur<br />

halbherzig der Fall war. Das ist das wirklich<br />

Neue. Südtirol stellt das Bindeglied<br />

zwischen Tirol und dem Trentino dar. Der<br />

Einrichtung „Europaregion“ wird mittlerweile<br />

mehr Gewicht gegeben. Ziel ist<br />

eine starke Region innerhalb Europas, die<br />

in den wichtigsten Themen wie Energie,<br />

Verkehr, Tourismus und Landwirtschaft<br />

mit einer Stimme spricht. Als Landesrat<br />

für Kultur, Europäische Beziehungen und<br />

Zusammenarbeit möchte ich auch die<br />

Bedeutung des Tirol-Hauses in Brüssel<br />

stärken. Es soll auch ein politisches Büro<br />

sein, ein Haus, in dem die Aktivitäten der<br />

drei Landesteile abgestimmt werden. Ich<br />

bin überzeugt, dass in puncto gemein-


same Strategie bereits große Fortschritte<br />

gemacht wurden. In Zukunft müssen die<br />

Möglichkeiten der Kooperation noch erhöht<br />

werden.<br />

Woran denken Sie dabei konkret?<br />

Konkret denke ich dabei an den Jugendaustausch,<br />

an Sprachkurse, an gemeinsame<br />

kulturelle Initiativen. Man muss die Sprache<br />

des anderen beherrschen, um sich begegnen<br />

zu können, man muss sich kennen,<br />

um gemeinsam etwas aufbauen zu können.<br />

Einen wichtigen Termin stellt zudem<br />

der Dreierlandtag dar, der Ende Oktober<br />

in San Michele all’Adige stattfinden wird.<br />

Wir müssen verstärkt auf die Zusammenarbeit<br />

innerhalb der Europaregion setzen,<br />

auch um unsere Autonomie zu rechtfertigen.<br />

Denn die Attacken aus Rom gegen<br />

den Föderalismus haben letzthin wieder<br />

zugenommen. Dem Zentralstaat muss klar<br />

gemacht werden, dass unser Land nicht<br />

umsonst über eine weitreichende Autonomie<br />

verfügt. Die Europaregion gilt es<br />

weiters zu stärken, um zu unterstreichen,<br />

dass wir uns von anderen Regionen unterscheiden.<br />

Daher ist für das Trentino klar:<br />

Unser Blick schaut in Richtung Norden.<br />

Die Bevölkerung des Trentino fühlt sich<br />

viel tirolerischer als man glauben möchte.<br />

Davon zeugen nicht nur viele Gebäude<br />

aus der Zeit der Monarchie und die Zeugnisse<br />

des Ersten Weltkriegs, sondern auch<br />

die Spuren, die Kaiser Maximilian I. und<br />

natürlich auch Andreas Hofer im Trentino<br />

hinterlassen haben.<br />

Wie ist es um das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

in der Europaregion<br />

bestellt?<br />

Wir müssen noch mehr in das Gefühl<br />

investieren, zu einer gemeinsamen Region<br />

zu gehören und Gemeinsamkeiten<br />

unterstreichen. Letztlich muss es so sein,<br />

dass wir uns alle im Trentino, in Südtirol<br />

und in Tirol wie zuhause fühlen. Gemeinsame<br />

Projekte sollen dazu dienen, eine<br />

gemeinsame Identität aufzubauen. Dazu<br />

gehören der Geschichteunterricht, aber<br />

auch gemeinsame Veranstaltungen und das<br />

Andreas Hofer im Trentino: „2009 wollen wir verstehen, was 1809 passiert ist und<br />

wessen wir gedenken. 2010 geht es um reflexion und den Ausblick in die Zukunft.“<br />

Kennenlernen des jeweils anderen Landesteils.<br />

In diesem Zusammenhang schlage<br />

ich vor, dass bei der Ehrenzeichenverleihung<br />

künftig auch verdiente Trentiner<br />

Persönlichkeiten ausgezeichnet werden.<br />

Über diesen Vorschlag möchte ich noch<br />

mit Landeshauptmann Günther Platter<br />

sprechen. Das wäre meiner Meinung nach<br />

eine Initiative mit Gewicht.<br />

„Andreas Hofer ist Symbol für viele Werte,<br />

die heute noch aktuell sind.“<br />

Ist der Umgang zwischen Tirolern,<br />

Südtirolern und Trentinern ungezwungener<br />

geworden?<br />

Ja. Diese Stimmung konnte ich bereits bei<br />

den Auftaktveranstaltungen zum Gedenkjahr<br />

im Februar in Innsbruck und im Passeiertal<br />

orten. Da waren alle drei Landesteile<br />

vertreten und so soll es auch am 19.<br />

April bei der Gedächtnisfeier der Wallfahrt<br />

von Andreas Hofer nach Sanzeno in die<br />

Kirche des Hl. Romedius sein. Wenn alle<br />

drei Landesteile vertreten sind, bedeutet<br />

das aber auch, dass wir die Europaregion<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

als zweisprachige Region sehen müssen.<br />

Heute ist es selbstverständlich, dass bei allen<br />

Gedenkjahr-Veranstaltungen nicht nur<br />

Vertreter aus Tirol und Südtirol, sondern<br />

auch aus dem Trentino präsent sind. Das<br />

Trentino wird als gleichwertiger Partner<br />

gesehen. Gewisse Ressentiments sind<br />

überwunden. Wir kennen uns mehr, wir<br />

trauen uns mehr, die Feinde befinden sich<br />

nicht mehr in der Nachbarschaft,<br />

sondern da draußen: in Rom, Wien,<br />

Brüssel, in der Globalisierung. Die<br />

Globalisierung zwingt uns, uns von<br />

den anderen zu unterscheiden. Sie<br />

fördert die Verwurzelung mit dem<br />

eigenen Territorium.<br />

Erhält der Begriff „Heimat“ im<br />

Gedenkjahr 2009 ein neues Gewicht?<br />

Das Jubiläumsjahr 1809-2009 bietet Gelegenheit,<br />

den Patriotismus zu stärken. In<br />

diesem Zusammenhang gefällt mir der<br />

Slogan „Tirol unser Land“ besonders gut.<br />

Die Tiroler sind stolz, diesem „Land im<br />

Gebirg’ anzugehören. Ein Land, das seit<br />

dem Landlibell von Kaiser Maximilian I.<br />

1511 das Recht zur Selbstverteidigung<br />

hat. Die Trentiner können sich von diesem<br />

Selbstverständnis noch eine Scheibe<br />

abschneiden.<br />

2


hofEr GEdEnkjahr<br />

Auch im Trentino werden aus Anlass<br />

des Gedenkjahres zahlreiche Veranstaltungen<br />

organisiert. Welches Ziel<br />

wird damit verfolgt?<br />

Das Motto des Gedenkjahres lautet „Geschichte<br />

trifft Zukunft“. Das heißt, dass<br />

das Gedenkjahr auch über das Jahr 2009<br />

hinaus eine nachhaltige Wirkung entfalten<br />

soll. Es müssen nicht viele Veranstaltungen<br />

sein, es kommt auf die Qualität an. Besonders<br />

hervorheben möchte ich die Gedenkfeier<br />

am 19. April im Wallfahrtsort St.<br />

Romedius mit einer Videoinstallation über<br />

die Wallfahrt Andreas Hofers und die beiden<br />

Versammlungen der Schützenkompanien<br />

in Bresimo am 26. April und am Ballino-Pass<br />

am 26. Juli. Schließlich handelt<br />

es sich für das Trentino eigentlich um zwei<br />

Gedenkjahre, 2009 und 2010. 2009 wollen<br />

wir versuchen zu verstehen, was 1809 eigentlich<br />

genau passiert ist und wessen wir<br />

gedenken. 2010 hingegen geht es um die<br />

Reflexion, um die Vertiefung und schließlich<br />

um den Ausblick in die Zukunft.<br />

Worin liegt die Bedeutung der Beschäftigung<br />

mit dem Volkshelden<br />

Hofer?<br />

Andreas Hofer hat zwei Gesichter: ein<br />

historisches und ein politisches. Historisch<br />

betrachtet steht die Erhebung des Tiroler<br />

Volkes 1809 im Mittelpunkt. Hier gibt es<br />

ein großes Studienfeld, in dem noch viel<br />

Arbeit auf die Historiker wartet. Politisch<br />

geht es um das Schützenwesen, um die<br />

Selbstverteidigung, den Kampf um die<br />

Freiheit und das Streben nach Autonomie.<br />

Der Begriff Freiheit ist ein großes Thema<br />

im Rahmen der 200-Jahr-Feierlichkeiten.<br />

Vor einigen Jahren wäre das in Italien noch<br />

eine Provokation gewesen. Heute kann es<br />

funktionieren.<br />

Für welche Werte steht Andreas Hofer<br />

in Ihrer persönlichen Sicht?<br />

Andreas Hofer ist ein Symbol für viele<br />

Werte, die heute noch aktuell sind. Für<br />

mich persönlich war Andreas Hofer einer,<br />

der an seine Heimat geglaubt hat und der<br />

bereit war, sein Leben dafür hinzugeben.<br />

Er besaß ein großes Charisma und war<br />

von einer tiefen Überzeugung getragen.<br />

Die Verteidigung der eigenen Heimat war<br />

sein höchstes Prinzip.<br />

Danke für das Gespräch.<br />

2<br />

Veranstaltungen vorgestellt<br />

„Trentiner sollen im Gedenkjahr ihre Geschichte kennen lernen“: Claudio Martinelli,<br />

Gianni Faustini, Lr Franco Panizza, Giuseppe Ferrandi und Alessandro Campera (v.l.).<br />

Das Gedenkjahr ist eine gute Gelegenheit,<br />

um die Zusammenarbeit<br />

zwischen Tirol, Südtirol und<br />

dem Trentino zu stärken und unsere Geschichte<br />

besser kennen zu lernen“, betonte<br />

Kulturlandesrat Franco Panizza Mitte Februar<br />

in Trient anlässlich der Pressekonferenz<br />

zu den Andreas Hofer Feierlichkeiten<br />

im Trentino. „Die Bevölkerung des Trentino<br />

soll verstehen, was sich damals ereignet<br />

hat und welche Auswirkungen diese Geschehnisse<br />

auf ihre Heimat hatten.“ Ein<br />

wissenschaftlicher Beirat bestehend aus<br />

je drei Historikern aus dem Trentino und<br />

Tirol unter dem Vorsitz von Monsignor<br />

Iginio Rogger und koordiniert vom Direktor<br />

der Stiftung „Museo Storico del<br />

Trentino“, Giuseppe Ferrandi, wurde von<br />

der Trentiner Landesregierung dafür bereits<br />

eingesetzt. „Unsere Aufgabe ist es,<br />

einerseits die historische Forschungstätigkeit<br />

und andererseits eine Reihe von Veranstaltungen<br />

zur Wissensvermittlung über<br />

diesen Abschnitt der Geschichte zu koordinieren“,<br />

betonte Ferrandi. Der Journalist<br />

und Historiker Gianni Faustini berichtete<br />

über die Einordnung Hofers in die italienische<br />

Geschichtsschreibung und die Bildung<br />

des Hofer-Mythos.<br />

Hofer im Trentino. In der Tat wird es<br />

auf Gemeinde- und Vereinsebene im Trentino<br />

zahlreiche Veranstaltungen zu Andreas<br />

Hofer und den Freiheitskämpfen von<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

1809 geben. „Andreas Hofer, der das Trentino<br />

und seine Bevölkerung gut kannte,<br />

kann uns mit seinen Werten als Bezugsperson<br />

dienen“, so Landesrat Panizza. Das<br />

Buch „Andreas Hofer Trentino“ von Graziano<br />

Riccadonna zeichnet die Aufenthalte<br />

Hofers in Welschtirol nach. Die<br />

wichtigsten Stationen waren Cles, Ballino,<br />

Fiavè, Ala und Mezzocorona. Zudem soll<br />

das Buch von Andreas Ober<strong>hofer</strong> „Weltbild<br />

eines ‚Helden‘ – Andreas Hofers<br />

schriftliche Hinterlassenschaft“ ins Italienische<br />

übertragen werden. Das Gedenkjahr<br />

bietet darüber hinaus Gelegenheit zur<br />

Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mantua.<br />

Dort wird Hofer alljährlich an seinem<br />

Todestag im Andreas Hofer Park gedacht.<br />

Laut Alessandro Campera, Präsident der<br />

„Circoscrizione Nord“, soll in naher Zukunft<br />

zudem ein Andreas-Hofer-Denkmal<br />

sowie eine permanente Andreas-Hofer-<br />

Ausstellung eingerichtet werden. Auch im<br />

Trentino ist die Umbenennung mehrerer<br />

Plätze in Andreas-Hofer-Platz geplant,<br />

unter anderem in Ballino am 26. Juli. „Geschichte<br />

braucht auch Zeichen“, so Panizza.<br />

„Wir möchten im Gedenkjahr einen<br />

starken Schwerpunkt auf die Geschichtsvermittlung<br />

legen, auf die Geschichte der<br />

Schützen und jene der Autonomie. Die<br />

Trentiner sollen verstehen, dass die Autonomie<br />

das Erbe aller ist“, schloss der Kulturlandesrat<br />

seine Ausführungen.


Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

hofEr<br />

DAS GEDEnKJAHr 2009 IM TrEnTInO<br />

im Rahmen des Gedenkjahres organisiert das Trentino eine Reihe von Veranstaltungen.<br />

Andreas Hofer ist für<br />

viele Menschen ein<br />

Volksheld, wie auch<br />

der Tiroler Aufstand von<br />

1809 ein Volksaufstand war.<br />

Aus diesem Grunde haben<br />

auch die Feierlichkeiten, die<br />

zweihundert Jahre später in<br />

seinem Namen im Trentino<br />

organisiert werden, einen<br />

volkstümlichen Zuschnitt.<br />

Ohne dass es deshalb den<br />

historischen Debatten und<br />

Studienprojekten an der<br />

notwendigen wissenschaftlichen<br />

Strenge fehlen wird.<br />

Für uns ist das Gedenkjahr<br />

in zweifacher Hinsicht eine<br />

wichtige Gelegenheit: einerseits<br />

zur Erweiterung der Kenntnisse, vor<br />

allem der jungen Menschen, andererseits<br />

zur Stärkung des gemeinsamen Weges in<br />

einer Europaregion mit Südtirol und Tirol,<br />

mit denen wir das Projekt Geschichte<br />

Freitag, 27. März, ab 9.30 Uhr<br />

Politische Konflikte und gesellschaftlicher<br />

Wandel: die Hintergründe des<br />

Jahres 1809. Tagung koordiniert durch<br />

Marco Bellabarba und Brigitte Mazohl<br />

Ort: Stiftung Bruno Kessler – Trient<br />

Sonntag, 19. April<br />

Videoinstallation über die Wallfahrt<br />

von Andreas Hofer nach San Romedio.<br />

Durchgeführt von der Autonomen<br />

Provinz Trient, Stiftung Museo Storico<br />

del Trentino, Comprensorio Valle di Non<br />

und Padri Francescani Santuario San Romedio.<br />

Ort: Wallfahrtsort San Romedio<br />

Sonntag, 19. April<br />

Gedächtnisfeier anlässlich der Wallfahrt<br />

von Andreas Hofer nach San<br />

Romedio<br />

14 Uhr - Einzug der Schützenkompanien<br />

aus Alttirol und Bayern<br />

14.30 Uhr - Heilige Messe<br />

Ort: Wallfahrtsort San Romedio<br />

Bild aus „1809 - Andreas Hofer<br />

auf Ansichtskarten“ von<br />

Gaetano Sessa, Arca, 2008.<br />

Cover des Buchs „Andreas<br />

Hofer Trentino“ von Graziano<br />

riccadonna, Aut. Prov. Trient.<br />

trifft Zukunft teilen“: Mit diesen Worten<br />

präsentiert Franco Panizza, Landesrat<br />

für Kultur, Europäische Beziehungen<br />

und Zusammenarbeit sowie Koordinator<br />

der von der Autonomen Provinz Trient<br />

Samstag, 25. April, 20 Uhr<br />

Fachtagung zum Thema „Die Rolle<br />

der Bevölkerung und der Gemeinden<br />

im Aufstand von 1809“<br />

Teilnehmer: Alberto Mosca, Lorenzo<br />

Baratter.<br />

Ort: Gemeindehalle Bevia di Bresimo<br />

Samstag, 25. April, 21.30 Uhr<br />

Präsentation des Buches „La difesa<br />

territoriale nel distretto di Vezzano”<br />

von Osvaldo Tonina und Silvio Girardi<br />

Ort: Gemeindehalle Bevia di Bresimo<br />

Sonntag, 26. April<br />

Marco­Pozzatti­Gedenkfeier<br />

9.30 Uhr Versammlung der Schützenkompanien<br />

aus Welschtirol<br />

10 Uhr Einzug der Schützenkompanien<br />

und der Musikkapelle<br />

10.30 Uhr Heilige Messe mit dem Chor<br />

„Viadana“<br />

11.30 Uhr Kranzniederlegung am Gefallenendenkmal<br />

Ort: Bevia di Bresimo<br />

GEdEnkjahr<br />

geförderten Veranstaltungen,<br />

das Programm für das Andreas-Hofer-Gedenkjahr<br />

2009.<br />

Die zahlreichen Termine auf<br />

einen Blick finden sich unter:<br />

www.1809-2009.eu.<br />

Besonders hervorzuheben sind<br />

die Termine am 19. April in<br />

San Romedio mit einer Videoinstallation<br />

und die beiden<br />

Versammlungen der Schützenkompanien<br />

in Bresimo (26.<br />

April) und am Ballinopass (26.<br />

Juli), den Orten, die für den<br />

Zug des Sandwirts von Passeier<br />

durch das Trentino von Bedeutung<br />

waren.<br />

4. – 26. Juli<br />

Ausstellung „Anno Nove: Andreas Hofer<br />

a Cles e nelle Valli del Noce 1809­<br />

2009”, Gemeinde Cles<br />

Ort: Palazzo Assessorile – Cles<br />

Sonntag, 5. Juli<br />

Andreas­Hofer­Bus in Cles<br />

24. Juli 2009 bis 10. Januar 2010<br />

Ausstellung „Im Hoferjahr: Bevölkerung<br />

und Gesellschaft im Fleimstal“<br />

Ort: Palazzo Riccabona - Cavalese<br />

Sonntag, 26. Juli<br />

Andreas­Hofer­Bus in Fiavè/Ballino-<br />

Pass<br />

Sonntag, 26. Juli<br />

Benennung des Platzes in Ballino<br />

nach Andreas Hofer<br />

unter Teilnahme der Schützenkompanien<br />

aus Alttirol und Bayern<br />

2


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr Promotion<br />

HyPo Tirol Bank: KonjunKTuriniTiaTivEn<br />

kapital für Tirol<br />

Mit insgesamt 300 Millionen Euro leistet die Hypo Tirol Bank einen wichtigen Beitrag<br />

zur regionalen Konjunkturbelebung.<br />

Foto: Hypo<br />

landeshauptmann Günther Platter und Hypo Vorstand Hannes Gruber setzen<br />

sich gemeinsam für Tirols Wirtschaft ein.<br />

Gerade in Zeiten wirtschaftlicher<br />

Unsicherheiten braucht es Engagement<br />

und die Bereitschaft,<br />

neue Wege zu gehen. Als Bank des Landes<br />

unterstützt die Hypo Tirol Bank die Tiroler<br />

Bevölkerung und regionale Wirtschaft<br />

aktiv mit einer eigenen Wohnbauinitiative<br />

von 200 Millionen Euro und einem Kapitalpaket<br />

von 100 Millionen Euro für die Tiroler<br />

mittelständische Wirtschaft und den<br />

Tourismus. Mit diesen zwei Initiativen setzen<br />

wir als Landesbank genau dort an, wo<br />

am meisten bewirkt werden kann“, betont<br />

Vorstandsvorsitzender Dr. Hannes Gruber.<br />

„Als verlässlicher Partner der Wirtschaft<br />

und erfahrene Bank für Wohnraumfinanzierung<br />

sehen wir in diesen Bereichen den<br />

besten Weg, unseren Beitrag zur Konjunkturstärkung<br />

zu leisten“, so Gruber weiter.<br />

Auch Landeshauptmann Günther Platter<br />

begrüßt diesen Beitrag: „Tirol hat als<br />

eines der ersten Bundesländer bereits im<br />

Herbst ein umfassendes Konjunkturpaket<br />

geschnürt. Für das heurige Jahr stehen<br />

insgesamt 100 Millionen Euro zusätzlich<br />

bereit, um die Wirtschaft und den privaten<br />

Konsum im Land anzukurbeln. Gerade in<br />

26<br />

diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig,<br />

starke Impulse zu setzen. Wir wollen eine<br />

positive Stimmung fördern, die unsere<br />

Unternehmen weiterhin zu Investitionen<br />

ermutigt und den Konsum aufrechterhält.<br />

Insofern begrüße ich auch die Initiativen<br />

unserer Landesbank. Zielgerichtete Finanzierungsinstrumente<br />

sind ein wichtiger<br />

Beitrag für die Konjunkturbelebung im<br />

Land.“<br />

Geld für 2.000 private Wohnbau- und<br />

Sanierungsprojekte. Mit einer eigenen<br />

Wohnbauinitiative reagiert die Hypo<br />

proaktiv auf die Änderungen der Wohnbauförderung<br />

per 1. April 2009 und auf<br />

den Bedarf an günstigen und sicheren<br />

Finanzierungsmöglichkeiten zur Wohnraumschaffung<br />

und -sanierung. Insgesamt<br />

stellt die Hypo dafür 200 Millionen Euro<br />

bis 2010 zur Verfügung – ein Betrag, der<br />

gut 2.000 neue private Bau- bzw. Sanierungsprojekte<br />

ermöglicht. Aber nicht nur<br />

für Neubauten ist dieses Kapital gedacht,<br />

auch die Sanierung von Wohngebäuden<br />

soll damit unterstützt werden. Immerhin<br />

weisen 60 Prozent der bestehenden Objekte<br />

einen schlechten Baustandard gemäß<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

den Energieausweiskategorien auf.<br />

Günstigste Zinsobergrenze von<br />

5,25 Prozent. Obwohl aufgrund der<br />

aktuellen Wirtschaftslage von einem<br />

zurückhaltenden Investitionsverhalten<br />

ausgegangen wird, will die Hypo Tirol<br />

Bank gerade im Bereich des Wohnbaus<br />

ihren Marktanteil nicht nur halten,<br />

sondern sogar noch ausbauen. Dieses<br />

hochgesteckte Ziel soll mit attraktiven<br />

Finanzierungsprodukten zum Beispiel<br />

mit der günstigsten Zinsobergrenze<br />

am Markt und schnellen Entscheidungswegen<br />

erreicht werden. Dank<br />

dieser konkurrenzlosen Zinsobergrenze<br />

erhält der Kreditnehmer die Sicherheit,<br />

die maximal zu erwartenden Kreditkosten<br />

über die gesamte Laufzeit zu<br />

kennen. Daneben punktet die Bank<br />

mit einem flächendeckenden Netz aus<br />

bestens ausgebildeten Wohnbauspezialisten,<br />

die in allen 20 Geschäftsstellen<br />

Tirols ihr Know-how anbieten. Neben<br />

leistbaren Krediten bietet die Hypo Tirol<br />

Bank mit einer eigenen Informationstour<br />

gemeinsam mit dem Land Tirol umfassende<br />

Informationen zur Wohnbauförderung.<br />

Diese Informationstour startete am<br />

17. März und führt bis Mitte April durch<br />

alle neun Bezirke.<br />

„Fitnessprämie“ für Unternehmer<br />

und ihre Firmen. Unter dem Motto<br />

„Fit für die Zukunft“ werden zwei Leistungsschwerpunkte<br />

angeboten, die auf Investitionen<br />

im Bereich Energieeffizienz<br />

einerseits und Modernisierung andererseits<br />

abgestimmt sind. Aber nicht nur Firmen<br />

werden fit für die Zukunft gemacht,<br />

auch die Unternehmer selbst profitieren<br />

von diesem Angebot. Denn bei Finanzierungsprojekten<br />

ab 100.000 Euro umfasst<br />

dieses auch ein individuelles Fitnesspaket<br />

als Investitionsprämie für jeden Unternehmer,<br />

sich jetzt bestens für die Herausforderungen<br />

zu rüsten. Unterstützt wird diese<br />

Konjunkturinitiative für Firmenkunden<br />

zusätzlich von regionalen Informationsveranstaltungen,<br />

die am 31. März in Innsbruck<br />

starten und auch im Ober- und<br />

Unterland Halt machen.


Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Gedenkjahr<br />

27


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

28<br />

Hofers frau: DiE wEiBlicHE SEiTE von 1809<br />

starkmutes Weib in<br />

andres schatten<br />

als historischen Skandal empfindet die Historikerin und journalistin jeannine<br />

Meighörner die Tatsache, dass bis heute kaum etwas über anna Hofer, geborene<br />

ladurner, die Frau des andreas Hofer bekannt ist. ihr roman „Starkmut“<br />

soll der starken „Hoferin“ ein Denkmal setzen. auch die Brixner Theatergruppe<br />

Dekadenz stellt heuer die Frau an Hofers Seite ins rampenlicht.<br />

von Gloria Staud<br />

Sandhof im Passeier, im Frühling<br />

1810. „Kurz vor ihrem fünfundvierzigsten<br />

Geburtstag beschloss Anna<br />

zu leben. Wirklich zu leben. Sonst könnte<br />

sie verharren auf ihrem Totenbett. So unbequem<br />

war das Sterben nicht. Andre<br />

hatte Recht gehabt. Doch sie würde sich<br />

nicht länger in ihr Schicksal fügen ... Sie<br />

würde dem Kaiser die Stirn bieten.“ Und<br />

so bestieg Anna Hofer, geborene Ladurner,<br />

die Witwe des Tiroler Oberkommandanten<br />

und vor einigen Wochen als Rebell<br />

in Mantua erschossenen Andreas Hofer,<br />

eine Kutsche und reiste nach Wien, um<br />

vom Kaiser Geld, Adelstitel, Würde und<br />

eine Art Rehabilitation zu ertrotzen. Für<br />

sich, für ihre Kinder und auch für den Andreas<br />

Hofer, der zwei Jahrhunderte später<br />

im Rampenlicht der Tiroler Öffentlichkeit<br />

steht. Doch wer kennt Anna Hofer?<br />

Wo sind die Zeugnisse über eine starke<br />

Frau, die bekanntlich immer hinter einem<br />

starken Mann steht; wo sind die Denkmäler<br />

für die 1765 im Etschtal geborene<br />

„Hoferin“? Über 60 Jahre lang lag sie in<br />

einem namenlosen Grab, dann „zierten“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

ihr Grabmal bis 1998 ein schlichter Grabstein,<br />

auf dem nicht einmal ihr Adelstitel<br />

verzeichnet war, und jede Menge Unkraut.<br />

Ein historischer Skandal, befand die<br />

deutsche Journalistin und Historikerin mit<br />

Abschlüssen in Germanistik, Medienwissenschaft<br />

und Amerikanistik Dr. Jeannine<br />

Meighörner. Daher setzte sich die Frau<br />

des neuen Direktors der Tiroler Landesmuseen<br />

Gesellschaft vor gut zwei Jahren<br />

mitten im Umzug der vierköpfigen Familie<br />

zwischen Kofferauspacken und halbeingeräumter<br />

Wohnung in Innsbruck hin, um


dieser Anna Hofer ein Denkmal zu setzen.<br />

In literarischer Form: mit einem Roman<br />

über ein „Frauenleben zwischen Familie<br />

und Freiheitskampf“. Auf gut 200 Seiten<br />

bereitet sie der „starkmutigen“ Anna Hofer<br />

eine Bühne und stellt dem männlichdominierten<br />

Heldenbild der damaligen<br />

Zeit die weibliche Sicht des Kriegsgeschehens<br />

gegenüber. Jenseits von Mythos<br />

und Männlichkeitsriten. Fast aus<br />

Zorn darüber, dass Andreas Hofer<br />

auch im Ausland beinahe so<br />

bekannt und prominent ist wie<br />

Wilhelm Tell, doch die Frau an<br />

seiner Seite nicht. „Anna Hofer<br />

stand stets im Schatten. Marginale<br />

Erwähnungen schildern sie<br />

als keusches, treusorgendes Weib.<br />

Doch wenn Andreas Hofer unterwegs<br />

war – als Handlungsreisender<br />

und später im Kriegsgeschehen,<br />

leitete sie den Sandhof.<br />

Sie legte die Basis für Hofers<br />

Erfolge“, bewunderte Jeannine<br />

Meighörner von Anfang an die<br />

„Hoferin“ oder „Ladurnerin“.<br />

Der weibliche Teil der Geschichte<br />

wird zugedeckt.<br />

Voller Empörung schildert die<br />

geschichtsbegeisterte und –kundige<br />

Autorin, warum sie sich für<br />

einen Roman entschied: „Frauenleben<br />

war in jener Zeit nicht<br />

dokumentationswürdig. Es gibt<br />

nur Fragmente über das Leben<br />

der Hoferin, ein Teil der Aufzeichnungen<br />

dürfte auch vernichtet worden sein. Als<br />

Historikerin hat mich entsetzt, dass es kein<br />

Buch, keine Biografie über Anna Hofer<br />

gibt. Doch mit dem Material, das ich in<br />

Passeiertal, im Museum im Sandwirt, alten<br />

Zeitungen und Dokumenten aus dem<br />

Innsbrucker Ferdinandeum und anderen<br />

Unterlagen an historischen Belegen zusammengetragen<br />

habe, hätte ich maximal<br />

zehn bis zwanzig Seiten einer Biografie<br />

füllen können.“ So wählte Jeannine Meighörner<br />

die Romanform und weist im Vorwort<br />

ihres Buches darauf hin, dass sie Teile<br />

der Geschichte auf Vermutungen aufbaut<br />

– schließlich fehlen in der historischen<br />

Dokumentation oftmals Jahre. Der Roman<br />

„Starkmut. Das Leben der Anna Hofer“<br />

beginnt mit einer für die „Hoferin“<br />

sehr bezeichnenden Szene: Die Sandwirtin<br />

ist bereits eine alte Dame, als der Maler<br />

Friedrich Wasmann aus Deutschland, wo<br />

Foto: G.Hofer<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

die Andreas-Hofer-Mythologisierung ab<br />

den 1830er Jahren bereits voranschreitet,<br />

ins Passeier reist, um mit der Gattin des<br />

berühmten Kämpfers zu sprechen. Doch<br />

als der in schwarzer altdeutscher Tracht<br />

gekleidete Unbekannte die Hoferin mit<br />

hanseatischem Akzent anspricht, würdigt<br />

sie ihn keines Blickes und lässt ihn vom<br />

Hof werfen - hält sie ihn doch für einen<br />

protestantischen Missionar. Stolz, alt, widerborstig,<br />

so lässt Jeannine Meighörner<br />

die Sandwirtin dann auf ihr Leben zurückblicken.<br />

Starke Frau aus gutem Hause. Für die<br />

Autorin stellt sich zunächst die Frage: Wer<br />

ist diese Anna Ladurner? Warum heiratet<br />

sie den drei Jahre jüngeren Andreas Hofer,<br />

damals Sandwirt, Handelsreisender und<br />

Weinhändler auf einem völlig heruntergewirtschafteten<br />

Hof in St. Leonhard, der regelmäßig<br />

vom nahen Fluss überschwemmt<br />

wird? Anna Ladurner stammt aus einer<br />

alten, wohlhabenden Familie. Bis ins 12.<br />

Jahrhundert lässt sich der Stammbaum der<br />

Familie, die im Etschtal ansässig ist, rückverfolgen.<br />

Am Plonerhof in Algund wächst<br />

Anna mit 12 Geschwistern auf, die Familie<br />

lebt wohlhabend vom Weingut und dem<br />

Obstanbau. Wieso folgt die hübsche junge<br />

Frau ihm ins kalte, verschattete, verregnete<br />

Passeier auf einen verschuldeten Hof? Es<br />

muss wohl Liebe gewesen sein, meint die<br />

Autorin. „Andreas Hofer war, so kann man<br />

allen Quellen entnehmen, ein sehr schöner,<br />

charismatischer, humorvoller Mann.<br />

Durch seine Aufenthalte in Italien hatte er<br />

die ,bona figura’, das Fröhliche, Legere der<br />

italienischen Lebensart angenommen. Sicherlich<br />

gefiel Anna dieser redegewandte<br />

junge Mann, der seine Umgebung zu<br />

überzeugen wusste.“ Doch auch umgekehrt,<br />

so ist sich Jeannine Meighörner sicher,<br />

suchte sich der Sandwirt eine starke,<br />

reiche, ansprechende Frau zum Heiraten.<br />

Dass die Ehe mit einem Handelsreisenden<br />

kein Honiglecken bedeutete, spürt<br />

Anna in Jeannine Meighörners Buch bald:<br />

Der Ehemann ist gern und ständig unterwegs,<br />

als Handelsreisender sieht er oft<br />

wochenlang seine Heimat nicht. Während<br />

seiner Abwesenheit führt Anna das Wirtshaus,<br />

die Landwirtschaft und die Säumerei.<br />

Hier zeigt sich ihre Stärke, schließlich<br />

muss sie mit Lieferanten verhandeln, Gäste<br />

bewirten, sie versucht den heruntergekommenen<br />

Hof zu sanieren. Anna arbeitet<br />

hart! Sie gebiert sieben Kinder, von denen<br />

Gedenkjahr<br />

zwei noch im Babyalter sterben.<br />

Der Krieg trifft die Frauen immer<br />

noch brutaler. Mit dem Krieg steigt<br />

die Not am Sandhof. Andreas Hofer zieht<br />

auch noch die Knechte ab. Die Hoferin<br />

muss nicht nur um ihren Mann bangen,<br />

sondern auch um ihren Sohn, der eingezogen<br />

werden könnte. Durchwegs kritisch<br />

steht die Sandwirtin in dem Roman<br />

den Kämpfen gegenüber, schließlich sieht<br />

sie als Daheimgebliebene die negativen<br />

Folgen der Kampfhandlungen. Jeannine<br />

Meighörner zitiert die Friedensnobelpreisträgerin<br />

Alona Kimhi: „Wenn man unterdrückte<br />

Völker, bitterarme Gesellschaften<br />

ansieht: Immer geht es den Frauen noch<br />

schlechter als den Männern. Immer werden<br />

die Frauen noch brutaler ausgebeutet.<br />

Das Patriarchat sitzt tief. Und die Frauen<br />

nehmen es hin und tragen noch mehr. So<br />

sind wir Frauen.“ Besonders diesen Aspekt<br />

streicht die Romanautorin hervor:<br />

„Gerade im Gedenkjahr muss man auch<br />

die weibliche Seite der Freiheitskämpfe<br />

betrachten. Was bedeutet Krieg, wenn er<br />

in die Familie kommt? Er macht alles kaputt,<br />

was die Frauen bewahren wollen: Sie<br />

verlieren die Männer, die Söhne, oftmals<br />

Hab und Gut.“ Unter großen Entbehrungen<br />

schaffen die Frauen die Basis für<br />

die Männer: Sie halten die Wirtschaft aufrecht,<br />

bestellen die Felder, erhalten in diesen<br />

Zeiten die Familien. „Und wenn der<br />

Krieg vorbei ist, bauen sie die Wirtschaft<br />

und die Männer wieder auf. Es ist Zeit,<br />

die Geschichte so zu reflektieren, dass die<br />

Seite der Daheimgebliebenen, der Frauen<br />

endlich gewürdigt wird.“ Im Roman setzt<br />

sich Anna Hofer stark mit ihrem Mann<br />

und der Politik auseinander. Als zutiefst<br />

Gläubige verficht sie mit ihrem Mann die<br />

Idee, dass die Kirche und das Vaterland<br />

nicht durch die Franzosen reglementiert<br />

werden sollen. Doch die Hoferin sieht<br />

auch die falschen Einflüsterer, die Kriesgshetzer<br />

an Andreas Hofers Seite und warnt<br />

ihn – vergeblich.<br />

In den schwärzesten Stunden an<br />

Hofers Seite. Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten<br />

steht Anna Hofer zu<br />

ihrem Mann, ein weiterer Beweis für<br />

Jeannine Meighörner für die Stärke und<br />

Treue der Hoferin „Als Gefährtin eines<br />

Anführers war ihr Los schwerer als das anderer<br />

,Kriegsfrauen’. Von seinem Triumph<br />

fiel kein Glanz auf sie. Seine schwärzeste<br />

Stunde – die der Verhaftung – teilte sie<br />

29


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

mit ihm.“ Dramatisch schildert der Roman<br />

die Entscheidung Anna Hofers, ihrem<br />

Mann beizustehen. „Man muss sich<br />

vorstellen, dass die Hoferin freiwillig mit<br />

ihrem Gatten in Gefangenschaft ging. Im<br />

November 1809 kämpfte Andreas Hofer<br />

die letzten Schlachten direkt im Passeier.<br />

Als die Franzosen über den Jaufen<br />

kamen, flüchteten alle. Anna brachte ihre<br />

kleineren Kinder wahrscheinlich zu Hofers<br />

Schwester in Sicherheit und ging dann<br />

mit ihrem Sohn zu den Männern auf die<br />

Pfandler Alm – freiwillig. Im Roman stelle<br />

ich die Begebenheit sogar als ,Wandlung’<br />

dar, die Liebe kehrt zu Anna zurück und<br />

sie will ihrem Mann beistehen. Obwohl<br />

sich schon viele gegen ihn gewandt haben.<br />

Sie erlebt seine Verhaftung mit, sieht<br />

wie er gefoltert wird, schließlich trennen<br />

die Franzosen das Paar.“ Anna kommt in<br />

Haft nach Bozen, ihr Sohn ins Militärspital.<br />

Dank dem Einsatz von Bozner Bürgerinnen<br />

werden die Hoferin und ihr Sohn<br />

freigelassen. Andreas Hofer bringen die<br />

Franzosen nach Mantua, wo ihm der Prozess<br />

gemacht wird. Anna kehrt krank zum<br />

Sandhof zurück. „Nur der Gedanke, dass<br />

sie für ihre Kinder da sein muss, hält sie<br />

am Leben“, schildert die Buchautorin. Von<br />

der Erschießung ihres Mannes berichten<br />

ihr erst Wochen später Reisende – der<br />

Wiener Hof hatte es nicht für notwendig<br />

gehalten, sie zu informieren.<br />

Mutiges Aufbegehren und seine Spätfolgen.<br />

Dieser Affront bildet in Jeannine<br />

Meighörners Roman den Wendepunkt in<br />

Anna Hofers Leben. „Starkmutig“ begehrt<br />

die Hoferin auf: „Der Kaiser würde ihr den<br />

Tod ihres Mannes und die Zukunft ihrer<br />

Kinder teuer bezahlen müssen. Sie würde<br />

sich vom Seelenvernichter Krieg nicht ruinieren<br />

lassen! Aus der Dulderin war eine<br />

Jägerin geworden“, können die Leser im<br />

30<br />

Roman eine zweite Wandlung miterleben.<br />

Die deutsche Autorin schildert die<br />

Beweggründe, warum eine einfache Frau<br />

aus dem hintersten Passeier es wagt, dem<br />

Kaiser die Stirn zu bieten: „Die finanzielle<br />

Lage am Sandhof spitzte sich zu. Der Hof<br />

sollte gepfändet werden. Gleichzeitig änderte<br />

sich der politische Tenor an der Landesspitze.<br />

Kaiser Franz verheiratete seine<br />

Tochter mit dem Erzfeind. Für die Tiroler<br />

erschien dieser politische Schachzug<br />

sicher völlig absurd. Tief erschüttert vom<br />

Tod ihres Mannes, der wirtschaftlichen Situation<br />

und dem neuen politischen Klima<br />

sagte Anna Hofer: ,Es reicht’.“ So reiste<br />

die Rebellengattin, begleitet von Schützenmajor<br />

Josef von Morandell, nach<br />

Wien. Durchwegs in dem Bewusstsein,<br />

Jeannine Meighörner,<br />

Historikerin und romanautorin,<br />

setzt anna Hofer in<br />

ihrem roman „starkmut“<br />

ein literarisches Denkmal:<br />

„es ist ein historischer<br />

skandal, dass die Geschichtsschreibung<br />

diese<br />

frau nicht beachtet.“<br />

Foto: löwenzahn<br />

dass sie auf dem glatten politischen<br />

Parkett leicht ausrutschen konnte, ertrotzte<br />

sie sich eine Audienz beim Kaiser. „Anna<br />

hatte einen einzigen Trumpf: ihre auffällige<br />

Passeier Tracht. Tatsächlich zog die<br />

hohe blaue Fatzlhaube alle Blicke auf sich.<br />

Schon am ersten Tag heftete sich die Geheimpolizei<br />

auf ihre Fersen“, schildert der<br />

Roman den Auftritt der Hoferin in Wien.<br />

Der Kaiser empfängt sie rasch, muss er<br />

doch fürchten, dass auch die französischen<br />

Spione in der Stadt die selbstbewusste<br />

Sandwirtin entdecken, was zu herben Unstimmigkeiten<br />

mit dem neuen Friedenspartner<br />

führen könnte. Bei der Begegnung<br />

mit Kaiser Franz unterstreicht Roman-<br />

Autorin Jeannine Meighörner wieder den<br />

Mut der einfachen Passeier Wirtin: Kühl<br />

und knapp antwortet die Hoferin dem<br />

Staatsoberhaupt, schlägt das Angebot eines<br />

Hofes in Oberösterreich aus und ertrotzt<br />

sich eine zweite Begegnung. Auch wenn<br />

der Kaiser die Begegnungen nicht protokollieren<br />

lässt, die Frau als „Kuriosität“<br />

empfindet und die Audienzen als „zur<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Wissenschaft dienend“ abtut, Anna Hofer<br />

erhält letztlich was sie verlangt: jährliche<br />

Unterstützung für sich und ihre Kinder,<br />

die Absicherung der Ausbildung aller ihrer<br />

Sprösslinge sowie für alle den Adelstitel<br />

„Edle von Hofer“. Zufrieden reist die<br />

Ladurnerin zurück ins Passeier, führt dort<br />

den Sandhof weiter und verlässt nie wieder<br />

das Tal.<br />

Schon bald, so berichtet Historikerin<br />

Meighörner, beginnt Anna Hofer damit,<br />

Dinge ihres Gatten zu sammeln. So übergibt<br />

sie 1823 dem Tiroler Landesmuseum<br />

Unterlagen und Besitztümer von Andreas<br />

Hofer wie die berühmten grünen Damasthosenträger.<br />

Von ihr selbst waren bisher im<br />

Museum Passeier nur<br />

eine Fatzlhaube<br />

und ein Lesepult<br />

zu sehen.<br />

Systematisch,<br />

so meint JeannineMeighörner,<br />

wurde Anna<br />

ignoriert: „Die<br />

Rolle Andreas<br />

Hofers wurde<br />

im Passeiertal zunächst<br />

sehr kritisch<br />

betrachtet.<br />

So galt seine Frau<br />

sicher bei vielen<br />

als Verrätersgattin.<br />

Durch den Gang nach Wien hatte<br />

sich Anna ein bescheidenes Vermögen<br />

erstritten, das sicherlich viele der ‚Staudenvinschgerin‘<br />

neideten.“ Anna Hofer<br />

überlebte alle ihre Töchter, die Schwiegersöhne<br />

heirateten wieder. Wahrscheinlich<br />

deshalb erhielt die Hoferin nach<br />

ihrem Tod am Nikolaustag 1836 nur ein<br />

namenloses Grab am Friedhof von St. Leonhard.<br />

Dafür stand schon hier, sie war ein<br />

„starkmut“ Weib. Erst 1909 spendete das<br />

Land Tirol einen Marmorgrabstein mit<br />

der Aufschrift „Anna Ladurner, Andreas<br />

Hofers Weib“, ohne Adelstitel. Mit ihrem<br />

Roman möchte Jeannine Meighörner<br />

Anna Hofer im öffentlichen Bewusstsein<br />

verankern. „Die Frauen im 18. Jahrhundert<br />

haben gelebt wie die Viecher. Es gibt<br />

kein Denkmal, kein Orden. Ich hoffe, dass<br />

Anna Hofer und all die Frauen jener Zeit<br />

ab jetzt in ,Freiheit’ gewürdigt werden“.<br />

Anna Hofers Reflexionen. Die Erfahrung,<br />

dass die Frauen selbst im Gedenkjahr<br />

2009 weit hinten rangieren, machte


auch das Theater „Dekadenz“ im Südtiroler<br />

Brixen. Als der Südtiroler Theaterverband<br />

einen Autorenwettbewerb zum Gedenkjahr<br />

2009 ausschrieb, langte gerade<br />

einmal ein Stück über ein Frauenthema<br />

ein. Das Brixner Theater Dekadenz mit<br />

Regisseurin Ingrid Porzner suchte dieses<br />

Anna-Hofer-Stück von der Schriftstellerin<br />

Christine Plieger aus, um es als Eigenproduktion<br />

im heurige Jahr an den Mann/die<br />

Frau zu bringen. „Fein hätten wir’s haben<br />

können“, sinniert Schauspielerin<br />

Ingrid Maria Lechner als Anna<br />

Ladurner gemäß dem Titel in<br />

dem Stück des Brixners Theater<br />

Dekadenz. Die ursprüngliche<br />

Geschichte von Autorin Plieger<br />

versah die Theatergruppe mit<br />

einem zeitgenössischen Rahmen:<br />

Eine Journalistin gestaltet<br />

eine Radiosendung über Anna<br />

Ladurner. Damit schalten sich<br />

moderne Elemente wie Radioaufzeichnungen,Live-Aufnahmen<br />

von heute lebenden Frauen<br />

und zusätzliche Fundstücke, wie<br />

Briefe aus der Ladurnerzeit oder<br />

Arbeiten mit dem Laptop zur<br />

eigentlichen historischen Handlung<br />

hinzu. Die Theaterdarstellung<br />

setzt nach der Rückkehr<br />

Anna Ladurners aus Wien ein.<br />

Die Herausforderung für Regie<br />

und Schauspiel lag darin, den<br />

Rückblick Annas nicht als Jammerei<br />

darzustellen, sie aber auch<br />

nicht als Emanze falsch zu interpretieren.<br />

„Anna Ladurner war<br />

eine Unternehmerin, sicherlich<br />

eine starke, strukturierte und<br />

sehr intelligente Frau. Sie wollte<br />

das Unternehmen, also den Sandhof<br />

weiterführen und machte dabei Dinge,<br />

die aus heutiger Sicht manchmal schwer<br />

verständlich sind. Sie handelte sehr gerade,<br />

herb, nicht an der Vergangenheit hängend.<br />

Etwa als sie Fahnen zerschnitt und Teile<br />

verkaufte: Sie handelte aus der puren Not<br />

heraus“, erklärt Regisseurin Ingrid Porzner<br />

den Charakter der Hoferin.<br />

Zwiespältige Haltung zu Hofer. „Es<br />

war spannend, die Figur von Anna Ladurner<br />

eindeutig dramaturgisch zu gestalten.<br />

Etwa die Frage, warum heiratete die<br />

Algunderin den Hofer? Sicherlich gab es<br />

eine große Zuneigung, Anna war wohl<br />

auch fasziniert von der Stärke und dem<br />

Foto: SVP-Frauenbewegung<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

weltmännischen Auftreten des jungen<br />

Mannes“, berichtet die Regisseurin. „Im<br />

Stück zeigt Anna auch, wie stolz sie ist,<br />

so einen ,tollen Typen’, einen mächtigen<br />

Mann zu haben“, ergänzt Schauspielerin<br />

Ingrid Maria Lechner. Anna Ladurner<br />

dürfte eine sehr sesshafte, ruhige Person<br />

gewesen sein. Dennoch schwappt die Lebendigkeit<br />

von Andreas Hofer auf sie über.<br />

„Sie lädt ihre Schatten bei ihm auf“, charakterisiert<br />

Ingrid Porzner die Beziehung<br />

neu aufgelegt: Postkarte von anna und andreas Hofer.<br />

zwischen Anna und Andreas Hofer, die<br />

sich ihrer Meinung nach gut ergänzten.<br />

„Auch der gemeinsame starke Glauben<br />

verband die beiden“. Doch nach dem Tod<br />

ihres Mannes entfernt sich Anna gefühlsmäßig<br />

immer weiter von ihm, schildert das<br />

Stück. Hauptgrund dafür ist in der Theatergeschichte<br />

die – historisch nicht belegte<br />

– Geliebte von Andreas Hofer. „Während<br />

sich der Gemahl mit seiner Freundin in<br />

der Hofburg in Innsbruck als Landesregent<br />

ein schönes Leben machte, litt Anna<br />

im Sandhof unter den Kriegswirren und<br />

finanzieller Not“, schildert Regisseurin<br />

Ingrid Porzner. Schließlich klagt Ingrid<br />

Maria Lechner als Anna Ladurner Andreas<br />

Gedenkjahr<br />

Hofer an, dass er alles kaputt gemacht hat<br />

– das Land ebenso wie ihre persönliche<br />

Beziehung. „Wo hast du nur hingeschaut,<br />

wo hast du dein Herz gehabt? Deinen Verstand<br />

hast du dir mit dem vielen Schnaps<br />

weggesoffen. Aber dein Herz? Nichts ist<br />

uns geblieben“.<br />

Wie viel kostet eine Idee? „Die äußeren<br />

Umstände zwangen Anna Ladurner dazu,<br />

zu handeln und vom Kaiser Unterstützung<br />

zu ertrotzen. Bei aller Stärke zeichnen wir<br />

die Hoferin in durchaus widersprüchlichen<br />

Stimmungen. Die<br />

Zeit war auch so widersprüchlich<br />

und die Menschen wussten<br />

nicht, was sie glauben und denken<br />

sollten. Ständig änderten<br />

sich die politischen Situationen“,<br />

umfasst die Schauspielerin<br />

das Dilemma der damaligen<br />

Zeit. Für die Darstellerin der<br />

Anna Ladurner bietet sich damit<br />

die Möglichkeit, „verschiedene<br />

Seinszustände“ der Hoferin in<br />

theatralischer Form darzustellen<br />

und dabei auch Gemeinsamkeiten<br />

mit der Frau aus dem 19.<br />

Jahrhundert zu entdecken. „Damals<br />

setzen die äußeren Umstände,<br />

die Berge, die Religion,<br />

die sozialen Verhältnisse Grenzen<br />

für die Persönlichkeit. Heute<br />

liegen viele Beschränkungen in<br />

uns selbst und dem Kollektiv.“<br />

Anna Ladurner trägt im Stück<br />

die Ereignisse sehr schicksalsergeben,<br />

jedoch nicht wehmütig.<br />

Der Titel „Fein hätten wir’s haben<br />

können“ weist darauf hin,<br />

dass es auch anders sein hätte<br />

können. „Es ist ein Anstoß, darüber<br />

nachzudenken, dass wir gewisse Dinge<br />

jetzt tun sollten, statt sie auf später zu<br />

verschieben“, mahnt Ingrid Porzner den<br />

aktuellen Bezug ein.<br />

Die Gruppe Dekadenz ebenso wie Jeannine<br />

Meighörner wollen auf die andere,<br />

die weibliche Seite der Ereignisse im Jahr<br />

1809 hinweisen. „Letztlich geht es auch<br />

darum, zu fragen ,Was kostet eine Idee’“,<br />

fasst Anna-Darstellerin Ingrid Maria<br />

Lechner das Projekt zusammen.<br />

Mit diesen Ansätzen darf die Gestalt Anna<br />

Ladurner wohl langsam aus dem Schatten<br />

ihres Mannes heraustreten. Ob sich ihre<br />

Geschichte ebenso in den Köpfen der Bevölkerung<br />

festsetzt, bleibt abzuwarten.<br />

31


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

frauen 1809: ZwiScHEn MyTHEn unD wirKlicHKEiT<br />

spurensuche nach<br />

den stillen Heldinnen<br />

in den Tiroler Freiheitskriegen sollen sogar Frauen zu den waffen gegriffen<br />

haben. Doch Historiker und eine ausstellung in der Hofburg zeigen, dass der<br />

Großteil der Frauen vor allem gegen armut und Kriegselend kämpften.<br />

So manche „Heldenfrauen“­Geschichte stellt sich als Mythos heraus.<br />

32<br />

von Gloria Staud<br />

Wenn dieses Land schon solche<br />

Frauen hat, wie müssen dann<br />

seine Männer sein? Dieses<br />

Zitat von Oberst Motolegiors, mit dem<br />

er 1809 aus Innsbruck an General Lefèbvre<br />

von den mutigen Landsleuten in Tirol<br />

berichtete, stellt Romanautorin Jeannine<br />

Meighörner in den Anfang ihres Romans<br />

„Starkmut“ über Anna Hofer. Im Gedenkjahr<br />

2009 brechen so manche Mythen und<br />

althergebrachte Einstellungen auf. Und so<br />

haben sich zahlreiche Wissenschaftler, Autoren,<br />

Schauspieler und auch Ämter vorgenommen,<br />

die Ereignisse von 1809 nicht<br />

aus der männlichen Perspektive zu reflek-<br />

tieren, sondern sich auch die Rolle der<br />

Frauen in jener Umbruchszeit zu vergegenwärtigen.<br />

Auch wenn zunächst scheint,<br />

dass die Frauen in der Geschichtsschreibung<br />

gänzlich vergessen wurden, gibt es<br />

beim genaueren Hinsehen doch einige<br />

„Geschichten“ von Frauen im Krieg.<br />

Wehrhafte Frauen von Adel bis zum<br />

Bauernstand. Eine dieser Historien fand<br />

sogar in dem neuen Kinderbuch „Als ich<br />

Ander Hofer traf“ von Sonja Ortner und<br />

Verena Wolf Eingang. „Sechster Traum,<br />

Sterzing 11. April 1809, die Bayern stehen<br />

vor Sterzing: ,Da wurden drei große<br />

Heuwägern herbeigezogen. Auch wenn<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

sonst überall Männer waren, wurden<br />

diese von Frauen gezogen. Sie fuhren<br />

direkt auf die Bayern zu.’“ Die Geschichte<br />

von den „Heumädchen von<br />

Sterzing“ findet sich auch in anderen<br />

Unterlagen, etwa auf der Homepage<br />

des Südtiroler Schützenbundes, die<br />

den „Frauen im Krieg“ ein eigenes<br />

Kapitel widmet. „Krieg ist Männersache<br />

– heißt es. Aber nicht in Tirol,<br />

denn das Wissen um die Pflicht der<br />

Verteidigung von Recht und Freiheit<br />

des Landes existierte nicht nur in den<br />

Köpfen der Männer, auch die Frauen<br />

beteiligten sich immer wieder aktiv“,<br />

kann man hier lesen. Die Homepage<br />

nennt auch als Namen der „drei mutigen<br />

Mädchen“: Elisabeth Gogl, Anna<br />

Zoderer und Maria Hofer. Sogar bildlich<br />

dargestellt wird Katharina Lanz,<br />

das „Mädchen von Spinges“, die 1797<br />

im Brixner Talkessel mit den Tiroler<br />

Schützen gegen die französischen<br />

Kampfverbände gekämpft haben soll.<br />

Auch aus den besser gestellten Kreisen,<br />

so berichtet die Schützen-Homepage,<br />

setzten sich Frauen für das Tiroler Vaterland<br />

ein. Baronin Therese von Sternbach<br />

habe durch „Wort und Schrift die eher<br />

gefügige Innsbrucker Bevölkerung unermüdlich<br />

zum Widerstand gegen die<br />

Bayern aufgerufen“. Dafür landete sie im<br />

August 1809 im Gefängnis in München,<br />

dies ist historisch belegt. Außerdem stellen<br />

die Schützen noch die Trentiner Gutsbesitzertochter<br />

Josephine Negrelli vor, über<br />

die laut der Homepage in einem Bericht<br />

an den k. und k. Intendanten Baron Hormayr<br />

geschrieben wurde: „Eine gewisse<br />

Josephine Negrelli, 18 Jahre alt, ist in


Mannskleidern mit den Schützen ausgezogen<br />

und die Weiber nahmen selbst eine<br />

Position, um Steine auf den Feind herabzurollen<br />

...“.<br />

Mythenbildung als Mobilisierungsstrategie.<br />

„Vieles Kriegspropaganda“,<br />

spricht Doz. DDr. Martin Schennach<br />

manchen dieser „Geschichten“ den Wahrheitsgehalt<br />

ab. Laut dem habilitierten und<br />

promovierten Mitarbeiter des Tiroler<br />

Landesarchives, der seit drei Jahren die<br />

historischen Nachlassquellen im Landesarchiv<br />

sowie das bayrische und französische<br />

Schriftgut durchforscht, um die<br />

„Revolte in der Region. Die Tiroler<br />

Erhebung 1809“ anhand der vorliegenden<br />

Unterlagen in einem gleichnamigen<br />

Buch zu dokumentieren,<br />

sind aufgrund der Aufzeichnungen<br />

in erster Linie unter anderem Josefine<br />

Negrelli und Therese von Sternbach<br />

und Katharina Lanz wirklich<br />

historisch belegt. „Die Geschichten<br />

von Frauen als Kämpferinnen müssen<br />

sehr kritisch betrachtet werden.<br />

Am Beispiel der ,Sterzinger Amazonen’<br />

kann man mitverfolgen, wie ein<br />

Mythos entstand. In den zahlreichen<br />

zeitgenössischen Unterlagen von<br />

1809 zu diesem Gefecht sind keinerlei<br />

Hinweise auf Frauenbeteiligung<br />

zu finden. Erst ab 1852 wird die<br />

Episode mit einer Frauenbeteiligung<br />

tradiert, wobei zunächst von einer,<br />

dann von zwei, schließlich von drei<br />

Kämpferinnen die Rede ist. Später<br />

erhalten die drei erhielten sogar<br />

Namen, die jedoch in den verschiedenen<br />

Unterlagen voneinander abweichen.“<br />

Nach Doz. DDr. Schennachs<br />

Aussagen würden kämpfende<br />

oder zumindest stark für den Aufstand<br />

engagierte Frauen sofort jedoch auch<br />

in den Aufzeichnungen der Bayern aufscheinendokumentiert<br />

sein. „Es gab militante<br />

einzelne Frauen wie Therese von<br />

Sternbach, die sowohl in den bayerischen<br />

bzw. französischen als auch im tirolischösterreichischen<br />

Schriftgut aufscheinen.<br />

So hat der österreichische Hofkommissär<br />

in den Unterlagen der Besatzer als auch in<br />

den Schriften von Hofkomissär Josef von<br />

Hormayr die Geschichte der Josefine Negrelli<br />

gefunden, und hat diese Geschichten<br />

sofort in seinen Proklamationen verbreitete.<br />

Das Bild der kämpfenden Frauen muss<br />

man dabei auch als taktischen Zug der<br />

Foto: Südtiroler Schützenbund<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Kriegsparteien sehen: Auf tirolisch-österreichischer<br />

Seite wird so vermittelt: Wenn<br />

sich schon Frauen am Krieg beteiligen,<br />

dann müssen ja die Männer erst recht zu<br />

den Waffen greifen. Es handelt sich also<br />

um eine Mobilisierungsstrategie.“ Der<br />

ehrenrührige Kontext zwinge die Männer<br />

quasi zum Kampf: „Wehrhaftigkeit wurde<br />

damals als ein wesentliches Element, ein<br />

Konstitutiv von Männlichkeit dargestellt.“<br />

Da die Mobilisierung bei den Tirolern<br />

zeitweilig nicht wirklich fruchtete, wurden<br />

ihnen die Frauen als Vorbild vor die Nase<br />

gehalten, um sie zu bewegen, ihr Vaterland<br />

Das „Mädchen von spinges“: katharina lanz.<br />

zu verteidigen. Auch die feindlichen Truppen,<br />

so berichtet der Historiker, setzten<br />

Mythen in Umlauf, dass selbst Frauen angreifen<br />

oder sogar furchtbare Gräueltaten<br />

begehen würden um das Männlichkeitsbewusstsein<br />

und damit den Kampfeswillen<br />

der Truppen neu anzufachen und um so<br />

die Wildheit der Aufständischen und die<br />

Entmenschlichung und Regellosigkeit der<br />

Kriegführung in Tirol zu illustrieren.<br />

Rückprojektion der „fürsorglichen<br />

Frau“. Selbstzeugnisse von Frauen im<br />

Krieg gibt es nur von Therese von Sternbach,<br />

ansonsten berichten einige Männer<br />

Gedenkjahr<br />

recht allgemein, etwa über die weibliche<br />

Mithilfe bei Steinlawinen oder Schanzarbeiten.<br />

Im Wesentlichen, so berichtet Doz.<br />

DDr. Schennach, kommen die Frauen<br />

in der späteren Geschichtsschreibung zu<br />

1809 vor allem. in drei Zusammenhängen<br />

vor: als „Helden-Frauen“ entweder als<br />

die Gattinnen von Kriegshelden wie etwa<br />

Anna Ladurner oder als selbst kämpfende<br />

Frauen wie Theresa von Sternbach und<br />

Josefine Negrelli, dann als Verwundeten-<br />

Versorgerinnen und als Personen, die die<br />

Aufgebote der Tiroler mit Lebensmittel<br />

versorgten. Diese vermeintlichen „Marketenderinnen“<br />

und Heilerinnen<br />

könne man jedoch gleich wieder ins<br />

Reich der Legenden verweisen, führt<br />

der Historiker aufgrund der Belege,<br />

die ihm vorliegen, aus. „Die medizinische<br />

Versorgung oblag männlichen<br />

Ärzten, Landbadern sowie den Militär-<br />

und Zivilversorgern in Spitälern.<br />

Marketender gab es ebenfalls nur in<br />

männlicher Form, es waren Wirte,<br />

Bäcker, Metzger und andere, die professionell<br />

die Truppen mit Nahrung<br />

versorgten.“ Das Bild der „fürsorglichen<br />

Frauen“ um 1809 entstand<br />

laut Dr. Schennach erst aufgrund<br />

von Rückprojektionen zu Ende des<br />

19. Jahrhunderts.<br />

„Für die Zeit um 1809 gibt es kein<br />

einheitliches Frauenbild. Wir finden<br />

hier ganz unterschiedliche Rollen<br />

und Interessenlagen der Frauen,<br />

je nach Stand. Adlige, Bäuerinnen,<br />

Mägde oder Taglöhnerfrauen erlebten<br />

gänzlich unterschiedliche Lebenssituationen<br />

und finanzielle Bedingungen“,<br />

umfasst der Mitarbeiter<br />

des Landesarchives die damalige<br />

„Frauenzeit.“ Natürlich hätten viele<br />

Frauen auf ihre Männer eingewirkt,<br />

nicht in den Krieg zu ziehen. Überlieferungsbedingt<br />

gäbe es darüber nur wenige<br />

Schriftquellen. Doch es gäbe wenig<br />

wie zum Beispiel private Briefe zwischen<br />

Eheleuten, Belege darüber, ebenso<br />

davon, dass die Frauen die Wirtschaften<br />

weiterführten. „Die prekären Lebenssituationen<br />

schildern allerdings zahlreiche<br />

Bittschriften von Frauen, deren Männer<br />

in Gefangenschaft waren. Hier liegen uns<br />

genügend Dokumente vor, beispielsweise<br />

Briefe an den König. Die supplizierenden<br />

Frauen stießen bei den Bayern auf offene<br />

Ohren und erwirkten die Freilassungen<br />

33


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

ihrer Männer.“<br />

Forschungsprojekte zu Einzelpersonen.<br />

Während der Großteil der Frauenschicksale<br />

somit undokumentiert blieb,<br />

würde sich die historische Forschung,<br />

so Doz. DDr. Schennach wiederum auf<br />

Einzelpersonen konzentrieren. Womit er<br />

sicherlich Recht hat. So setzen sich vier<br />

Forscherinnen mit den Biografien von<br />

Frauen im Freiheitskrieg auseinander, die<br />

bereits bekannt sind: Dr. Margareth Lanzinger<br />

und Dr. Raffaella Sarti arbeiten<br />

zu Katharina Lanz, dem „Mädchen von<br />

Spinges“. Über Giuseppina Negrelli, der<br />

kämpfenden Frau in Männerkleidung,<br />

forscht Prof. Dr. Cecilia Nubola, während<br />

Dr. Christine Roilo und Mag. Siglinde<br />

Clementi Material über Anna von Menz,<br />

die „Franzosenbraut“, zusammentragen.<br />

Die Innsbrucker Historiker Dr. Maria<br />

Heidegger nimmt die Adlige Therese von<br />

Sternbach ins Visier.<br />

Der Rolle zweier Adeliger bei den Geschehnissen<br />

um 1809 widmet das Südtiroler<br />

Schloss Wolfsthurn eine Sonderausstellung.<br />

Therese von Sternbach aus Mühlau<br />

bei Innsbruck, die 1820 von Kaiser Franz<br />

I für ihren mutigen Einsatz die goldene<br />

Ehrenmedaille erhielt, steht mit dem Offizier<br />

und Kaiserjäger Eduard von<br />

Sternbach, der 1823 bei der Überführung<br />

der Gebeine Andreas Hofers von<br />

Mantua nach Innsbruck beteiligt war,<br />

im Mittelpunkt.<br />

Die Rolle der „Marketenderinnen.<br />

Frauen in Traditionsvereinen“, die<br />

Historiker Schennach bereits angesprochen<br />

hat, hinterfragt das Südtiroler<br />

Forschungsprojekt der Historikerinnen<br />

Dr. Astrid von Schlachta<br />

und Dr. Ellinor Forster sowie der<br />

Ethnologin Dr. Elisabeth Tauber. Das<br />

Projekt kombiniert die historischen<br />

34<br />

Recherchen mit einer Feldforschung zur<br />

aktuellen Situation in Südtirol. Dabei geht<br />

es um gegenwärtige Praktiken in Schützenvereinen<br />

und die historische Praxis, die<br />

Rolle von Frauen im frühneuzeitlichen<br />

Söldnerwesen sowie die Beteiligung der<br />

Frauen an den antinapoleonischen Aufständen.<br />

entkräftet einige Mythen<br />

über die kämpfenden frauen,<br />

Dr. Martin schennach vom<br />

Tiroler landesarchiv: „einige<br />

Geschichten waren reine<br />

kriegspropanda, um die Männer<br />

zum kampf zu motivieren.“<br />

Foto: <strong>wia</strong><br />

Die Frauen im Hintergrund. Nicht<br />

nur das Frauenleben um 1809, sondern<br />

rund 200 Jahre weibliches Schicksal beleuchtet<br />

ab Juni die Ausstellung „Helden-<br />

Frauen - FrauenHelden. Kunst, Kultur<br />

und Geschichten von Frauen in Tirol“ in<br />

der Innsbrucker Hofburg. Kuratoriumsmitglied<br />

Dr. Petra Streng umreißt das Projekt,<br />

das sich um die drei Schwerpunkte<br />

Kunst, Literatur und Kulturgeschichte<br />

dreht: „Dem Ausstellungsteam war wichtig,<br />

einen Gegenpol zur Heldenverehrung<br />

und dem Männlichkeitsakzent zu setzen.<br />

Die über 1000 Quadratmeter große Ausstellung<br />

lädt zu einem Streifzug durch<br />

200 Jahre Frauenleben in Tirol ein. Dabei<br />

behandeln wir unterschiedliche Themenbereiche,<br />

durchwegs mit modernen Querverweisen:<br />

etwa das ,hässliche Frauenzimmer’,<br />

Schönheitsüberhöhung, Ankämpfen<br />

wider Norm und Alter. Gerade in diesem<br />

„frauenHelden - Heldenfrauen“in der innsbrucker<br />

Hofburg: 200 Jahre frauengeschichte.<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Bereich gibt es viel moderne Literatur,<br />

die sich stark mit der Körperlichkeit auseinander<br />

setzt. Das Phänomen Kleidung<br />

als Bedeutungsträger führt natürlich zum<br />

,Kampf um die Hosen’ und dem Mieder,<br />

das die Frauen einschnürte.“ Zugleich will<br />

die Ausstellung weggehen von den „Parade-Frauen“<br />

und zeigen, was die Frauen im<br />

Hintergrund machten. Die Kuratorinnen<br />

wünschen sich hier eine Ent-Mystifizierung<br />

der „kriegsbegeisterten“ Frauen,<br />

womit sich der Bogen wiederum über<br />

die napoleonische Zeit hinaus spannt bis<br />

hin zu Beispielen im Ersten und Zweiten<br />

Weltkrieg: „Die Kriegsproblematik soll<br />

in all ihren Facetten gezeigt werden“, so<br />

Dr. Streng. Überhaupt stellt das Jahr 1809<br />

nur einen Teilbereich der Ausstellung dar.<br />

Fragen wie Heiratspolitik, Unterdrückung<br />

der Frauen und Befreiungsschläge ziehen<br />

sich schließlich bis in die heutige Zeit<br />

herauf. Durchgängig stellt die Ausstellung<br />

zudem die Frage „Warum gibt es keine<br />

Heldenfrauen?“ und beleuchtet Alltagsleben<br />

ebenso Religion, Bildung, Sozialpolitik<br />

und Arbeitswelten der Frauen in den<br />

letzten 200 Jahren.<br />

Auch das offizielle Tirol nimmt sich des<br />

Frauenthemas heuer verstärkt an. Mit<br />

einem Vortrags- und Diskussionsprogramm<br />

widmet das Juff-Frauenreferat den<br />

stillen weiblichen Heldinnen heuer einen<br />

Schwerpunkt. Die Reihe „Geschichte<br />

trifft Zukunft. 1809 – 2009.FRAUEN.<br />

SICHTEN“ lädt zu Fachreferaten und<br />

Mitsprechen über Themen wie Männerbilder<br />

und Männerkrisen, Frauenrechten,<br />

der Frage warum die Zukunft weiblich<br />

ist, zu einer Stadtführung mit Per Pedes,<br />

der Besichtigung der Ausstellung „Hofer<br />

wanted!“ und vielem mehr ein. Das detaillierte<br />

Programm kann auf der Homepage<br />

unter www.tirol.gv.at/frauen abgefragt<br />

werden.<br />

Wie die Initiatorinnen der Ausstellung<br />

„HeldenFrauen-FrauenHelden“<br />

erklären, die Projekte, die sich mit<br />

dem Thema „Frauen um 1809“ auseinander<br />

setzen, wollen nicht nur historische<br />

Fakten auflisten und die<br />

weibliche Seite jener Zeit präsentieren.<br />

Sie möchten auch „gegen den<br />

Strich lesen, hinter die Spiegel schauen,<br />

quer zu den Rollen aufrollen.“<br />

Spannende Aussichten also für alle,<br />

die heuer das Motto „Geschichte trifft<br />

Zukunft“ wirklich ernst nehmen.


Foto: Holy<br />

Promotion<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Gedenkjahr<br />

VolksBank Tirol innsBruck-scHWaz aG – Der sTarke finanzParTner, GeraDe in scHWieriGen zeiTen:<br />

krisenfest & kerngesund<br />

Mit einem Kernkapital von rund 18 % ist die Volksbank Tirol<br />

Innsbruck-Schwaz AG nicht nur „kerngesund“, sondern<br />

auch für die Zukunft als krisenfeste und unabhängige Tiroler<br />

Regionalbank bestens gerüstet. Im Bild v.l.n.r.: Das erfahrene Volksbank-<br />

Vorstandstrio Mag. Anton Fuchs, KR Dr. Gerhard Schwaiger und Mag.<br />

Markus Hörmann.<br />

Durchschnittlich verfügen Österreichs Banken über eine Kernkapitalquote<br />

von rund 7 Prozent, wobei gesetzlich 4 Prozent vorgeschrieben<br />

sind. Während alle europäischen und österreichischen<br />

Großbanken versuchen, ihr Kernkapital mit Staatshilfe auf 9 Prozent<br />

zu erhöhen, um so wettbewerbsfähig zu bleiben, verfolgt die<br />

Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz AG als erfolgreiche Tiroler<br />

Regionalbank eine ganz andere Strategie.<br />

kerngesund<br />

Dazu Volksbank-Vorstand Mag. Anton Fuchs: „Unsere Kernkapitalquote<br />

liegt per 31. 12. 2008 bereits bei rund 18 Prozent. Das<br />

schafft Unabhängigkeit, Sicherheit und auch Freiraum, den wir<br />

ganz bewusst im Interesse unserer Kunden nutzen – für attraktive<br />

Angebote zum Anlegen und Finanzieren.“<br />

Sicherheit zählt<br />

Speziell für Firmenkunden wurde daher jetzt eine sicherheitsorientierte<br />

Finanzierungsform geschaffen, die neben einer langfristig<br />

- bis zu 20 Jahre - garantierten Zinsobergrenze auch absolute<br />

Top-Konditionen bietet. Dieser so genannte „Cap-Floor-Kredit“<br />

der Volksbank zählt damit sicherlich zu den besten und sichersten<br />

Finanzierungsinstrumenten, die der Tiroler Kreditmarkt derzeit<br />

Unternehmern zu bieten hat.<br />

Besten Konditionen<br />

Die variablen Kreditzinsen selbst sind dabei an einen Zinsindikator<br />

gebunden, wodurch gewährleistet wird, dass der Zinssatz auch<br />

während der gesamten Laufzeit attraktiv bleibt. Gehen die Zinsen<br />

nämlich - wie allgemein erwartet wird - weiter nach unten, nimmt<br />

man den Vorteil bis zur definierten Zinsuntergrenze voll mit.<br />

Maximal 5,5 Prozent<br />

Bei steigenden Zinsen greift bereits ab 5,5 Prozent die vereinbarte<br />

Zinsobergrenze. Dadurch hat man als Unternehmer eine fixe<br />

Kalkulationsbasis und kennt die maximale Ratenbelastung für die<br />

gesamte Kreditlaufzeit. Die maximale Effektivverzinsung für z. B.<br />

100.000 Euro bei 20 Jahren Laufzeit beträgt 6,1 Prozent pro Jahr.<br />

Zertifizierte Beratung<br />

Alle Firmenkunden-BetreuerInnen der Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz<br />

AG unterziehen sich übrigens jedes Jahr einer freiwilligen<br />

Prüfung, um ihre fachliche Beratungskompetenz immer<br />

wieder aufs Neue unter Beweis zu stellen. Volksbank-Vorstand<br />

seit vielen Jahren verfolgt die Volksbank Tirol innsbruck-schwaz aG eine qualitäts-<br />

und risikoorientierte Wachstumsstrategie. Vorstands-Vorsitzender kr Dr. Gerhard<br />

schwaiger bringt das Volksbank-erfolgsrezept auf den Punkt: „Vorort investieren,<br />

statt international spekulieren - die einlagen unserer kunden bleiben in Tirol und<br />

sichern vor ort arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum. Wir finanzieren damit ausschließlich<br />

kleine und mittlere unternehmen sowie den privaten Wohnbau in Tirol.“<br />

Mag. Markus Hörmann ist stolz auf diesen hohen Beratungsstandard<br />

in der Volksbank: „Diese Zertifizierung ist gleichzeitig ein<br />

Qualitätsversprechen und somit quasi eine Garantie für unsere<br />

Kunden, dass deren Investitionsprojekte nicht zu finanziellen Albträumen<br />

werden.“<br />

Top-Angebot<br />

Besondere Zeiten verlangen eben besondere Maßnahmen. Damit<br />

Tiroler Unternehmen auch 2009 ihre Projekte und Investitionen<br />

planmäßig realisieren können, setzt die Volksbank Tirol Innsbruck-<br />

Schwaz AG in Zeiten der globalen Finanzkrise und Konjunkturflaute<br />

mit diesem Top-Angebot ein starkes Zeichen am Tiroler<br />

Kreditmarkt. Nähere Informationen dazu gibt’s in allen Geschäftsstellen<br />

der Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz AG, unter der kostenfreien<br />

Business-Hotline 0800 / 82 84 765 oder bei Ihrem<br />

persönlichen Volksbank-Firmenkunden-Betreuer.<br />

35


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

anDreas Hofer: FrEiHEiTSKäMPFEr unD wErBEFiGur<br />

Vom feigenkaffee bis zum<br />

Jubiläumskäse<br />

andreas Hofer wurde immer wieder für werbezwecke vereinnahmt. Gerade im Gedenkjahr ziert<br />

das markante Gesicht des bekannten Tirolers wieder so manches Produkt. Dabei wird deutlich:<br />

Ein Markenartikel ist er heute vor allem noch für das Passeiertal, selten darüber hinaus.<br />

von Monika Pichler<br />

Foto: Tirol Milch<br />

Andreas Hofer war und ist eine Figur,<br />

die immer wieder für touristische<br />

Werbezwecke vereinnahmt<br />

wurde“, erklärt Thomas Ohnewein, Historiker<br />

und wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im „Touriseum“. Das in Schloss Trauttmansdorff<br />

bei Meran beheimatete Tourismusmuseum<br />

hatte bereits im Herbst<br />

2008 dem Thema „Andreas Hofer – ein<br />

Tourismusheld?“ eine eigene Tagung unter<br />

der wissenschaftlichen Leitung von<br />

Konrad Köstlin gewidmet. „Wir wollten<br />

nicht den klassischen, historischen Helden<br />

Hofer zeigen, sondern die ‚Werbefigur’<br />

Andreas Hofer untersuchen und die Auswirkungen<br />

ermitteln, die diese auf den<br />

heimischen Tourismus hatte und auch<br />

heute noch hat“, so Ohnewein. „Die Palette<br />

der abgehandelten Themen reichte<br />

36<br />

Die Tirol Milch hat 2009 den<br />

andreas Hofer käse lanciert.<br />

vom Andreas-Hofer-Bild in den Reiseführern,<br />

über Hofer in Film, Theater, Hofer<br />

als Souvenir, dem Schlachtentourismus<br />

Anno Neun bis hin zur aktuellen Rolle<br />

des touristischen Andreas Hofer.“<br />

Dass dieser nicht ganz ausgestorben ist,<br />

zeigen im angebrochenen Gedenkjahr<br />

2009 einige Beispiele, die exemplarisch<br />

für andere stehen: Ende März eröffnet im<br />

Passeiertal das Fünf Sterne Golf & Spa Resort<br />

„Andreus“ der Familie Fink-Dorfer,<br />

das nicht nur dem Namen nach auf Andreas<br />

Hofer anspielt. Auch auf der Homepage<br />

wird der Hotelstandort St. Leonhard mit<br />

dem „Geburtsort von Andreas Hofer“ näher<br />

definiert und Ausflüge auf die Pfandleralm<br />

und zum Sandwirt angeboten. Mit<br />

dem „Freiheitskämpfer Andreas Hofer“<br />

wirbt seit März auch die Tirol Milch. Ob-<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

jekt der Begierde, für das der „Held, der in<br />

den Befreiungskriegen von 1809 die Tiroler<br />

drei Mal siegreich zum Kampf gegen<br />

die Truppen Napoleons führte“, seinen<br />

Kopf hinhalten muss, ist eine fein-würzige,<br />

traditionelle Käsespezialität, der „Andreas<br />

Hofer Jubiläumskäse 1809-2009“. Aber<br />

auch ein Andreas Hofer Wein darf natürlich<br />

nicht fehlen. Aus diesem Grund hat<br />

die Burggräfler Kellerei zum Gedenkjahr<br />

eine Sonderabfüllung des „Meraner Schickenburg<br />

2007“ mit dem Abbild Andreas<br />

Hofers auf dem Etikett auf den Markt gebracht.<br />

Der dazu passende „Andreas Hofer<br />

Weinkäse“ stammt von der Passeirer<br />

Biokäserei, während die Feinbäckerei<br />

Kobler aus St. Leonhard für ihre süßen<br />

„Andreas Hofer Kugeln“ den berühmtesten<br />

Sohn des Tales als Namensgeber<br />

auserkoren hat.<br />

Dabei wird deutlich: Bis<br />

auf den Andreas Hofer<br />

Jubiläumskäse der Tirol<br />

Milch entstammen alle<br />

Initiativen der näheren<br />

Umgebung des Sandwirts,<br />

wohl um das<br />

Gedenkjahr touristisch<br />

Hofer als zinnsoldat: aus den souvenirläden<br />

ist der Volksheld verschwunden.<br />

Fotos: Touriseum


schlachtfeldtourismus: 1909 lockten<br />

die historischen stätten viele an.<br />

nicht ganz ungenutzt vorüberziehen zu<br />

lassen.<br />

69 Prozent der Touristen kennen Hofer.<br />

„Die Vermarktung Hofers fing nicht<br />

erst vor kurzem an, sondern begann schon<br />

am Ende des 19. Jahrhunderts“, weiß die<br />

Volkskundlerin und Kunsthistorikerin<br />

Barbara Stocker. „In einer Zeit, in der<br />

sich die Werbung an historischen Persönlichkeiten<br />

orientierte, entdeckte die<br />

Werbeindustrie auch Andreas Hofer.“ So<br />

kam Ende des 19. Jahrhunderts der Andreas<br />

Hofer Feigenkaffee auf den Markt,<br />

der das Bildnis des Sandwirts als<br />

Markenzeichen nutzte.<br />

Er wurde von einer<br />

österreichischen Firma<br />

aus Salzburg mit<br />

Hauptsitz in Freilassing<br />

hergestellt und fand vor<br />

allem in den Ländern<br />

der Donaumonarchie<br />

große Verbreitung. Erst<br />

1960 wurde die Produktion<br />

unter diesem<br />

Namen eingestellt. „In<br />

der zweiten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts nahmen<br />

die Produkte rund<br />

um Andreas Hofer ab,<br />

obwohl es immer wieder<br />

Anlässe gab, in denen der<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Volksheld wiederentdeckt wurde“, berichtet<br />

Stocker. „Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

werden Hofer Werbeartikel nur<br />

noch dort zum Verkauf angeboten, wo der<br />

Freiheitskämpfer touristisch vermarktet<br />

wird, wie zum Beispiel im Passeiertal.“<br />

Weder in Innsbruck noch in Meran, so<br />

habe ihre Befragung sämtlicher Souvenirläden<br />

im August 2008 ergeben, sei Andreas<br />

Hofer im Warenangebot enthalten. Hinzu<br />

kommt: Die Tourismuswerbung in Südtirol<br />

habe nie mit dem Wirt a u s<br />

dem Passeiertal geworben.<br />

Kennen die Südtirol-Touristen<br />

Andreas Hofer<br />

also überhaupt noch?<br />

Mit dieser Frage hat<br />

sich im Sommer<br />

2008 eine Umfrage<br />

von Brigitte<br />

Strauß und<br />

Thomas Ohnewein<br />

unter 167 Gästen in<br />

St. Leonhard in Passeier,<br />

Hafling, Brixen und im<br />

Ahrntal auseinander gesetzt. Das Ergebnis:<br />

94 Prozent der Urlaubsgäste<br />

aus Deutschland, 86 Prozent der Gäste aus<br />

Österreich sowie 54 Prozent der Gäste aus<br />

der Schweiz und der übrigen EU kennen<br />

Andreas Hofer. Bei der Gesamtheit aller<br />

Südtirol-Urlauber ergibt sich ein Bekanntheitsgrad<br />

von immerhin 69 Prozent.<br />

„Während Hofer den Urlaubern aus dem<br />

deutschsprachigen Ausland zu großen Teilen<br />

ein Begriff ist, haben nur 16 Prozent<br />

der Italiener je vom Passeirer Sandwirt<br />

gehört“, erklärt Thomas Ohnewein. „Interessant<br />

ist auch, dass ihn 52,4 Prozent der<br />

deutschsprachigen<br />

und 66,4 Prozent<br />

der italienischsprachigen<br />

befragten<br />

Hofer-Kenner als<br />

ausgesprochen positiv<br />

besetzten Akteur<br />

einstufen. Begriffe<br />

wie freiheitsliebend,<br />

gerecht, mutig und<br />

gläubig waren die<br />

am häufigsten genannten<br />

Attribute.“<br />

Markenartikel für<br />

das Passeiertal.<br />

Nicht nur bekannt,<br />

sondern auch positiv<br />

besetzt: Unter diesen<br />

Gedenkjahr<br />

Voraussetzungen würde einer Verwendung<br />

von Andreas Hofer als Werbeträger für den<br />

Tourismus nichts im Wege stehen. Dazu<br />

Frieda Raich, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Institut für Regionalwirtschaft<br />

und Standortmanagement der Europäischen<br />

Akademie Bozen, die eine Fallstudie<br />

im Passeiertal durchgeführt hat: „Die<br />

Figur Andreas Hofer hat eine große Strahlkraft<br />

auch für den Tourismus. Allerdings ist<br />

er ein Markenartikel vor allem für seine<br />

engere Heimat. Für ganz Südtirol kann<br />

Andreas Hofer nicht als Werbeträger<br />

dienen. Im Passeiertal ist er<br />

hingegen ein Botschafter des<br />

Tales, ein Alleinstellungsmerkmal,<br />

mit dem sich das Tal<br />

von anderen Urlaubszielen abheben<br />

kann.“<br />

Tiroler spielkarten:<br />

unter den historischen<br />

Motiven<br />

findet sich auch<br />

andreas Hofer.<br />

Hofer und der Tourismus<br />

Bereits während der Tiroler Erhebung<br />

von 1809 schauten insbesondere die<br />

Feinde Napoleons nach Tirol und beobachteten<br />

mit Respekt das „aufrührerische<br />

Völkchen“ in den Bergen. Der<br />

Widerstand des Bergvolks hat Großbritannien<br />

so sehr imponiert, dass einige<br />

Jahre später, 1820, in London sogar die<br />

englischsprachige Biographie „Memoirs<br />

of the life of Andrew Hofer“ von<br />

Charles Henry Hall erschien, die im<br />

Museum im Zeughaus in Innsbruck zu<br />

sehen ist. Auch hat der englische Poet<br />

William Wordsworth verschiedene Gedichte<br />

über den „Tyrolean Champion“<br />

geschrieben und auf diese Weise dazu<br />

beigetragen, Tirol bekannt zu machen.<br />

Doch damit nicht genug: Ungefähr zur<br />

selben Zeit machten sich die ersten<br />

Engländer auf, um sich dieses heldenhafte<br />

Volk einmal aus der Nähe anzusehen.<br />

Dass sie damit die ersten Touristen<br />

in Tirol waren und den Auslöser für die<br />

Entstehung eines der bedeutendsten<br />

Wirtschaftszweige des Landes darstellten,<br />

wissen nur wenige.<br />

37


Foto: Tiroler Sparkasse<br />

<strong>hofer</strong> Gedenkjahr Promotion<br />

Tiroler sParkasse: älTESTE BanK DES lanDES SiEHT GrünDunGSauFTraG So aKTuEll wiE 1822<br />

Von Tirolern für Tiroler<br />

<strong>wia</strong> sprach mit Sparkassen­vorstand Mag. Karl obenosterer über die historischen wurzeln und die<br />

Bedeutung der Geschichte für die Geschäftspolitik des Hauses noch heute. Der gebürtige lienzner<br />

sieht sich am Markt mit erstaunlichen Zuwachsraten bestätigt, was für die gelebten werte spricht.<br />

von Oliver Pohl<br />

Mag. karl obernosterer: „Wir wollen<br />

Hilfe zur selbsthilfe ermöglichen.“<br />

<strong>wia</strong>: Die Sparkasse Innsbruck-Hall,<br />

die im Volksmund „Tiroler Sparkasse“<br />

genannt wird, obwohl es sich<br />

dabei um die Summe aller Sparkassen<br />

in Tirol handelt, die im Landesverband<br />

zusammengeschlossen sind,<br />

ist mit dem Gründungsjahr 1822 das<br />

älteste Bankinstitut des Landes und<br />

ins Leben gerufen worden, als Tirol<br />

nach dem Aufstand 1809 wirtschaftlich<br />

sehr schlechte Zeiten erlebte. Was<br />

waren damals die Gründe, überhaupt<br />

eine Bank zu gründen?<br />

Mag. Karl Obernosterer: Die Gründer,<br />

allen voran Landesgouverneur Graf Chotek<br />

und der Innsbrucker Bürgermeister<br />

Dr. Riccabona, sammelten wohlhabende<br />

Gleichgesinnte um sich, um der Bevölkerung<br />

das zu ermöglichen, was später<br />

als „Spare in der Zeit, so hast Du in der<br />

Not“ zum geflügelten Wort der Sparkassen<br />

wurde. In den Texten zur Gründung<br />

steht, dass man „dem Fabriksarbeiter, dem<br />

Handwerker, dem Taglöhner, dem Dienstboten,<br />

dem Landmanne oder sonst einer<br />

gewerbfleißigen oder sparsamen minder-<br />

oder großjährigen Person die Mittel<br />

38<br />

an die Hand gibt, von ihrem mühsamen<br />

Erwerb oder ihren Ersparnissen von Zeit<br />

zu Zeit ein kleines Kapital zurücklegt, solches<br />

in späteren Tagen zur Begründung<br />

einer besseren Versorgung, zur Aussteuer,<br />

zur Aushilfe in Krankheit, im Alter oder<br />

zur Erreichung eines löblichen Zweckes<br />

zu verwenden“.<br />

Das klingt auch heute noch aktuell.<br />

Sparen und Vorsorgen, Förderung der<br />

Wirtschaft und die Gemeinnützigkeit sind<br />

unverändert unsere Anliegen seit fast 200<br />

Jahren. Diesen Werten fühlen wir uns verpflichtet<br />

und deshalb mitverantwortlich<br />

für unsere Region, dem Großraum Innsbruck.<br />

Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe<br />

ermöglichen. Deshalb sehen wir unsere<br />

Aufgabe darin, den Gewinn zu optimieren<br />

und nicht zu maximieren, was seinen Niederschlag<br />

auch in der gemeinnützigen Tätigkeit<br />

wie zum Beispiel im Bau der Innsbrucker<br />

Handelsakademie fand und heute<br />

im Kultursponsoring oder der Gestaltung<br />

des Sparkassenplatzes als Eislaufplatz für<br />

die Bevölkerung findet. Gute Werke zu<br />

tun, ist die Aufgabe der Stiftung Tiroler<br />

Sparkasse, die unser Eigentümer ist. Die<br />

Mitarbeiter der Sparkasse erwirtschaften<br />

die Gewinne, um das tun zu können.<br />

Der Gründungsidee entspricht auch<br />

die 2. Österreichische Sparkasse?<br />

Ja, hier stellen wir Menschen, die sonst keine<br />

Bankverbindung haben können, weil<br />

sie in Not geraten sind, unsere Dienste<br />

gratis zur Verfügung. Dieses gelebte soziale<br />

Engagement unterstreicht auch, dass unsere<br />

Mitarbeiter dort kostenlos arbeiten, um<br />

der Stigmatisierung, kein Konto zu haben,<br />

entgegenzuarbeiten. Wir machen das ganz<br />

bewusst, weil es die Marke Tiroler Sparkasse<br />

stärkt und unterstreicht, dass für uns<br />

der Mensch mehr zählt als der Werbegag.<br />

Wie definieren Sie in der heute krisenhaften<br />

Situation, wo laufend von<br />

Kreditklemme die Rede ist, ihre Po-<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Gründervater der sparkasse: landesgouverneur<br />

Graf karl chotek, 1783-1868.<br />

sition als Tiroler Sparkasse?<br />

Wir tun uns wahrscheinlich leichter, weil<br />

wir immer schon Geld für die Tiroler zur<br />

Verfügung gestellt haben. Dabei hilft uns<br />

die jahrzehntelange Erfahrung im Retailgeschäft.<br />

Durch unser Geschäftsmodell<br />

haben wir weniger Refinanzierungsprobleme,<br />

weil die Einlagen der Sparer die<br />

Basis der Kredite unserer Kunden bilden.<br />

Wie ist die Tiroler Sparkasse heute<br />

aufgestellt?<br />

Fast jedes zweites Tiroler Klein- oder<br />

Mittelunternehmen hat eine Verbindung<br />

zu uns und wir verzeichnen schöne Zuwachsraten.<br />

Seit 2002 haben wir in der<br />

Kundenzufriedenheit zugelegt, was zu 2,7<br />

Prozent mehr Kunden führte. Bei den 14-<br />

bis 17-Jährigen verfügen wir heute über<br />

einen Marktanteil von 50 Prozent. Aber<br />

natürlich liegen uns auch ältere Mitbürger<br />

am Herzen. Deshalb wollen wir weiter<br />

flächendeckend mit unseren Filialen<br />

vertreten sein und unser Netz ausbauen.<br />

Wir glauben an den persönlichen Kontakt.<br />

Dieser Service wird honoriert.<br />

Danke für das Gespräch.


Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Gedenkjahr<br />

39


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

Marke Tirol: HErSTEllEr ruDErn iM TouriSMuSBooT<br />

Tirol isch nit lei oans<br />

wer Tirol hört, denkt unweigerlich an Berge. und dass man Berge in Form von<br />

Speck essen kann oder als Strickmütze oder rodelhelm aufsetzen kann, dafür<br />

ist das offizielle Tirol logo da. als oberste Gralshüterin des rot­weißen Schriftzuges<br />

wacht die Tirol werbung darüber, dass das kostbare Tirol­image echt<br />

und unverwässert bleibt. viele Produzenten haben das Markenpotential schon<br />

angezapft – zur absatzförderung.<br />

40<br />

von Andrea Salzburger<br />

Saugut verkauft sich unser Helm.“<br />

Oliver Schneider, Geschäftsführer<br />

des Sportartikelherstellers Salewa,<br />

findet einprägsame Worte, wenn er nach<br />

dem Absatz des neuesten Sporthelm im<br />

Programm gefragt wird. Ausgeklügelt ist<br />

er, dieser Kopfschutz. Entstanden ist der<br />

Multi-use Helm in Allianz mit Peter Veider<br />

von der Bergrettung Tirol. Ob fürs Skifah-<br />

ren, Klettern, Biken oder eben Rodeln –<br />

der Helm kommt in jedem Einsatzgebiet<br />

zum Tragen. Geziert wird der Alleskönner<br />

auch vom Tirol Logo. Für ein „bisschen<br />

Lizenzgebühr, fast homöopathisch“, sagt<br />

Schneider. Ob sich der Rodelhelm gerade<br />

dadurch besser verkauft, vermag der Salewa-Chef<br />

hingegen nicht zu sagen. Jedenfalls<br />

wäre das Erzeugnis (Salewa/ Dynafit)<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

damit in guter Gesellschaft: Im Jahre 2006<br />

wurden mehr als 100.000 Produkte mit<br />

dem Tirol Logo verkauft, heißt es bei der<br />

Tirol Werbung.<br />

Fest steht, dass dem Kopfschutz durch den<br />

Brückenschlag zur Bergrettung und weiter<br />

zur Tirol Werbung fast automatisch<br />

ein kostenloser, zusätzlicher Markenauftritt<br />

samt Werbewert beschert wird. So


posierte schon die halbe Landesregierung<br />

freudig mit dem Rodelhelm. Synergie hin<br />

oder her - die gesteigerte Funktionalität<br />

schlägt sich klarerweise im Preis nieder.<br />

Stolz auf Tirol zeigt sich mit Solon Hilber,<br />

Solarkraftwerkbauer aus Stainach,<br />

aber auch die Tiroler Industrie. Nicht<br />

umsonst prangt auf dem jüngst aufgestellten<br />

Solon Mover in Wörgl ein Tirol<br />

Logo an prominenter Stelle. Hier nicht<br />

als Produktlizenz, sondern lediglich als<br />

Promotionslizenz fürs schiere Marketing.<br />

„Wenn schon einmal ausgerechnet<br />

in Tirol ein Mover aufgestellt wird, dann<br />

wollen wir zeigen, dass er in Tirol hergestellt<br />

wurde“, sagt Manfred Heidegger,<br />

Geschäftsführer des Weltmarkführers<br />

für die beweglichen Solarschilde, die<br />

zu 99,9 Prozent für den Export gemacht<br />

sind.<br />

Ähnlich heißt es beim Sportartikler Zanier,<br />

der schon seit 2006 eine Kooperation<br />

mit der Tirol Werbung unterhält. „Ich<br />

wüsste keinen, der als Tiroler nicht gern<br />

mit der Tirol Werbung zusammenarbeiten<br />

würde“, erklärt Junior-Chef Markus<br />

Zanier. Zumal: Die Produkte seien ja immer<br />

schon „Kult“ gewesen.<br />

Tirol gibt Dir Marke. Das Tirol Logo:<br />

Rot und weiß, den Landesfarben nachempfunden,<br />

scharfkantig der Schriftzug,<br />

der wie von Arthur Zelger anno 1973 erdacht,<br />

seither unverändert blieb. Eine Marke,<br />

die zieht. Beispielsweise jährlich acht<br />

Millionen Gäste. Allein rund 60 Millionen<br />

Deutschen leuchten Pulverschnee, kristallklare<br />

Bergluft und herbstliche Ahornböden<br />

vor dem inneren Auge auf, wenn<br />

sie dieses Logo sehen. Soviel beweisen die<br />

Marktstudien. Damit die geschützte Wort-<br />

Bild-Marke unverfälscht bleibt, darüber<br />

wacht die Tirol Werbung, mithin ist sie ja<br />

auch die Inhaberin der Markenrechte.<br />

Ein Team um Roger Aerni und Michael<br />

Brandl, dem Architekten der Standortmarke,<br />

soll Image, Bekanntheitsgrad und<br />

die Positionierung im internationalen<br />

Wettbewerb kontinuierlich steigern. Das<br />

geschieht auch: Aktuell verzeichnet die<br />

Tirol Werbung knapp 30 Lizenznehmer,<br />

weiß Aerni. Etwa 200 unterschiedliche<br />

Produkte sind mit dem offiziellen Tirol<br />

Logo gebrandet. Drei Ausprägungen der<br />

Produktlizenz sind möglich: es beginnt<br />

„light“ bei der Herkunftsmarke, geht<br />

„medium“ zum Co-Branding und gipfelt<br />

schließlich im Mono-Branding, wo außer<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Gedenkjahr<br />

Tragen den Multi-use Helm auf Händen: Bergrettungs-chef Peter Veider,<br />

lHstv. anton steixner und Michael Brandl, Prokurist Tirol Werbung.<br />

Tirol nichts mehr draufstehen darf.<br />

Wesentlich bei der Auswahl der Lizenznehmer,<br />

die nach einem präzisen Kriterienkatalog<br />

eingeordnet werden, ist die „Tirolität“,<br />

wie Aerni sagt. Das Produkt müsse<br />

zu Tirol passen. Jedes Lizenzprodukt soll<br />

auf den Markenkern, der Zukunft und<br />

Tradition verbürgt, passen wie eine handgenähte<br />

Tiroler Tracht. Ausgezeichnete<br />

Werte erreichte bezüglich Tirol-Bezug<br />

kürzlich, gerade rechtzeitig zum Start in<br />

die Wintersaison, eine junge Designerin.<br />

Tiroler Bergschaf gibt Kuhbussi.<br />

Denn seit Herbst letzten Jahres wandern<br />

über die Ladentische der Tirol<br />

Shops in Innsbruck und Lienz<br />

Kinderleiberln der Kollektion<br />

„Kuhbussi“. Kreiiert<br />

wurde die Motivpalette<br />

alpiner Tiere<br />

von Viola Hofer:<br />

Ihrem Einfallsreichtumentsprangen<br />

Dessins<br />

vom Tiroler Bergschaf,<br />

geschoren, genauso<br />

wie Illustrationen vom<br />

heimischen Grauvieh oder gar<br />

vom scheuen Schneehasen, der<br />

sich dem Betrachter nur selten zeigt.<br />

Bereits seit fünf Jahren ist die Künstlerin<br />

mit ihrem Handwerksbetrieb Kontaktil<br />

am Markt ist. Ausgerechnet während ihres<br />

Australien-Jahres wurde der Innsbruckerin<br />

klar, wie viele charakteristische Motive<br />

Tirol eigentlich zu bieten hat. Die 33-Jährige<br />

legt dabei viel Sendungsbewusstsein<br />

an den Tag. Egal ob mit einem bedruckten<br />

T-Shirt oder einem gestalteten Bierdeckel-<br />

Memory sei es „auf harmlose Art möglich,<br />

ein Stück Tirol – samt Identität, Kultur<br />

und Natur - weiterzugeben.“ Sofort war<br />

davon auch die Tirol Werbung überzeugt,<br />

sodass sie das Logo gerne auf den Karton-<br />

Anhängern der Kuhbussi-Leiberln sieht.<br />

Für den im Verhältnis zur eigentlichen<br />

Marke kleineren Aufdruck wird lediglich<br />

eine Schutzgebühr kassiert.<br />

Eine ebenso verschwindend geringe<br />

Pauschale berappt die Innsbrucker<br />

Konditorei Peintner.<br />

Hier ist wiederum die<br />

Lebkuchenlinie mit<br />

Tirol gebrandet:<br />

Denn<br />

handwerk-<br />

Tiroler knödel: süße kampfansage an<br />

die salzburger Mozartkugel.<br />

41


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

Miniaturtiegel von stauds Marmeladen als Werbebotschafter: kunstwerke<br />

von albertina, Belvedere & kHM künden vom urlaub in Wien.<br />

liches Know-how, das nicht minder gut zu<br />

Tirol passt, fließt bei Alt-Konditoreimeister<br />

Peintner in die Herstellung des traditionellen<br />

Lebkuchenteiges. Juniorchefin<br />

Helga Peintner sieht die Kooperation,<br />

die heuer schon die zweite Wintersaison<br />

über lief „auf alle Fälle als Vorteil.“ Sogar<br />

in München und Verona werde die Tiroler<br />

Lebkuchenbox vertrieben. „Urlauber,<br />

die den Lebkuchen in Seefeld oder Innsbruck<br />

gekauft haben, lassen ihn sich auch<br />

nach Hause schicken.“ Dabei wecke das<br />

Logo gerade bei Leuten, die in Tirol Ferien<br />

machen, starke Assoziationen. Beliebt<br />

ist die Bäckerei vor allem als leckeres Mitbringsel,<br />

aber auch beim Selberessen am<br />

Urlaubsdomizil kommt garantiert Tirol-<br />

Feeling auf.<br />

Mannigfaltiger Tirol-Bezug. Tirol isch<br />

also nit lei oans. Zumindest dann nicht,<br />

wenn man den Streifzug durch die heimische<br />

Firmenwelt zu Ende geht. Zu den<br />

Firmen, die mit dem offiziellen Tirol Logo<br />

schon demnächst um Käufer buhlen, gehört<br />

nämlich auch der Bürsten und Besenhersteller<br />

Masta, ansässig in Vompo.<br />

Tamara Stadler vom Traditionsbetrieb<br />

bereitet sich auf das neue Branding vor:<br />

„Wir wollen darauf hinweisen, dass der<br />

Kunde ein Produkt kauft, das in Tirol<br />

hergestellt wurde.“ Das sei im Non-Food<br />

Bereich, wo „das meiste aus China importiert<br />

wird“, schon etwas Besonderes.<br />

Doch auch große heimische Nahrungsmittelproduzenten<br />

wie Handl Tyrol, Darbo<br />

oder Recheis kooperieren immer wieder<br />

mit der Tirol Werbung. So will Teigwaren-<br />

42<br />

hersteller Stefan Recheis auf Anfrage von<br />

<strong>wia</strong> überdenken, ob für ein neues Exportprodukt<br />

ein Co-Branding in Frage käme.<br />

„Am heimischen Markt haben wir bei einer<br />

Bekanntheit von über 90 Prozent aber<br />

kein weiteres Zugpferd notwendig.“<br />

Teuer, aber saugut? Auch Therese Fiegl,<br />

die Erfinderin von Bauernkiste und „Tiroler<br />

Edle“ Schokolade, hat sich intensiv<br />

mit der Marke ihrer Produkte beschäftigt.<br />

„Bei markentechnischen Änderungen<br />

muss man sehr vorsichtig vorgehen. Sie<br />

fürchtet sich davor, mit vielen anderen<br />

Produkten in einem Topf zu sein. „Aber es<br />

bringt etwas, wenn man nach Japan oder<br />

China exportieren will.“<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

lebkuchen nach traditionellem rezept:<br />

auch so schmeckt urlaub in Tirol.<br />

Dennoch, was viele Produzenten echt<br />

nachdenklich stimmt: Wenn der Werbenutzen<br />

ohnehin gegenseitig ist, warum soll<br />

man dann dafür zahlen müssen.<br />

Trotzdem auch schon öfters über Tirol-Branding<br />

nachgedacht hat etwa auch<br />

Beatrix Rettenbacher, die mit Heidi Sutterlüty<br />

in ihrer gemeinsamen Agentur<br />

Weiberwirtschaft, hierzulande bedruckte<br />

und verarbeitete T-Shirts mit zweideutigen<br />

Textbotschaften fabriziert. Was das Designerduo<br />

vor dem Tirol Logo zurückschrecken<br />

ließ: Im Kontext eines Messeauftritts<br />

Wien fürchtet keine Verwässerung: „Wenn der Wien-Bezug da ist, passt das<br />

logo genauso gut auf Maresi wie auf Pop-Geiger andré rieux.“


in Deutschland erschien die Kooperation<br />

dann doch zu teuer. „Natürlich hat die<br />

Marke Tirol Zugkraft. Aber wir verstehen<br />

uns auch selber als Zugpferd.“<br />

Doch nur beim größeren Co-Branding<br />

lässt sich die Tirol Werbung nach einem<br />

Umsatzschlüssel beteiligen. Für den langjährigen<br />

Lizenznehmer Hermann Brunner,<br />

Konditor aus Kufstein, eine mehr als<br />

lohnende Sache. Weil die Touristen seine<br />

„Süssen Tiroler Knödel“ eben genau deshalb<br />

kaufen, weil entsprechend groß Tirol<br />

draufsteht. Für ihn ist die Partnerschaft<br />

richtiggehend „ein Glücksfall“.<br />

Assoziationen mit Berge, Skifahren und<br />

die fleißige, ehrliche Bevölkerung - das<br />

sind Klischees, die, in diesem Fall - glücklicherweise,<br />

krisenfest sind. „Der Tirol<br />

Tourismus wird alpenweit als Benchmark<br />

herangezogen“, erklärt der Markenexper-<br />

„Über 200 unterschiedliche<br />

Produkte sind mit dem offiziellen<br />

Tirol-logo gebrandet.“<br />

te Robert Trasser. „Derartige Vorurteile<br />

sind so stabil, dass sie auch in Krisen nicht<br />

ins Wanken geraten. Tiroler Unternehmen<br />

sind also gut beraten, wenn sie ihre Angebote<br />

im Ausland mit solchen positiven,<br />

für sie günstigen Vorurteilsstrukturen<br />

verknüpfen.“ Wien kennt kaum Berührungsängste.<br />

Wo die Tirol Werbung<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

indes vorsichtige Zurückhaltung bei der<br />

Vergabe übt, prangt das touristische Wien<br />

Logo auf Staud-Marmeladen genauso<br />

wie auf Nestlé. Die Tourismuswerbung<br />

der Bundeshauptstadt kennt hier wenig<br />

Berührungsängste, wie Verena Schweder,<br />

Sprecherin von Wien Tourismus, bestätigt.<br />

Auf Anfrage schüttet sie ein ganzes<br />

Füllhorn an Kooperationsprojekten aus:<br />

„Ob Kika oder Erste Bank, da steht in<br />

erster Linie die Bewerbung der Destination,<br />

weniger das authentische Produkt<br />

im Vordergrund. Insofern freut man sich<br />

bei der Wien Werbung über internationale<br />

Konsumgüterhersteller genauso wie über<br />

Dienstleister wie Banken oder Versicherungen.<br />

Lanciert Nestlé etwa eine Wiener<br />

Markantes rot-Weiß der offiziellen Marke Tirol: alljährlich werden über 100.000<br />

Produkte unter dem Tirol-logo verkauft.<br />

Gedenkjahr<br />

nature Watch: in der co-Produktion zwischen swarovski optik und Tirol Werbung<br />

wird fernglas mit urlaub verquickt und lenkt neue Gästeschichten nach Tirol.<br />

Melange taugen die adretten Packungen<br />

ebensogut als Banner für eine Wien-Bewerbung,<br />

wie eine ausgiebige Australien-<br />

Tournee von Pop-Geiger André Rieux,<br />

der unter dem Titel „A Romatic Night in<br />

Vienna“ die Massen in Bann schlug.<br />

Große Namen sollen die Tourismusdestination<br />

mitziehen: Dies wünschte sich einst<br />

auch der Tiroler Altlandeshauptmann Herwig<br />

van Staa auch von Tiroler Leitbetrieben<br />

wie Plansee oder Swarovski, als die<br />

Marke Tirol 2005 zur Standortmarke ausgeweitet<br />

wurde. Bislang sind davon schon<br />

einige Blitzlichter zu sehen: So brillieren<br />

im Tirol Shop in der Sommerkollektion<br />

wieder Crystallized – Swarovski Elements,<br />

mit denen gewöhnliche T-Shirts veredelt<br />

werden. Noch viel weiter geht indes die<br />

Kooperation mit Swarovski Optik, wo im<br />

Projekt Nature Watch ein Fernglas mit<br />

Urlaub verquickt wurde. Naturbeobachtung<br />

– Fauna wie Flora – zieht Gäste an.<br />

Diese Botschaft brachten Hermann Fercher,<br />

Projektleiter von Nature Watch bei<br />

Swarovski Optik, und Josef Margreiter,<br />

Chef der Tirol Werbung, auch wieder auf<br />

der Tourismusmesse ITB in Berlin unter<br />

die Leute. Seit Sommer können Hotelgäste<br />

ein abgerundetes Package buchen. So<br />

garantiert eine geführte Wanderung durch<br />

die Lechauen oder in der Obergurgler<br />

Gletscherwelt ein noch intensiveres Tirol-<br />

Erlebnis. Dass sich die Marke Tirol in die<br />

Köpfe der Feriengäste einbrennt, tut wiederum<br />

der all jenen Produzenten gut, die<br />

in irgendeiner Weise Tirol im Namen<br />

führen. Und erinnert werden wollen.<br />

43


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

Marke Hofer: FrEiHEiTSHElD DiEnT DEM ProDuKTDESiGn<br />

Galionsfigur zum freien Gebrauch<br />

vom wein über Kaffee bis zu Speck – was gab es nicht schon alles mit dem Konterfei des<br />

Freiheitshelden. im Gedenkjahr erfährt der reigen an Produkten eine kräftige Belebung. auszugsweise<br />

verköstigte <strong>wia</strong> Gedenkschokolade und probte im „Tirol­1809“ T­Shirt den aufstand.<br />

44<br />

von Andrea Salzburger<br />

Glaubt man den Schokoladenmachern des „Edlen Tirolers“,<br />

Therese Fiegl und Konditor Hansjörg Haag, glänzte Andreas<br />

Hofer vor allen durch Willensstärke und Selbstbewusstsein. Attribute,<br />

die den heimischen Produzenten von Grauviehrahm in mindestens<br />

gleichem Maße zukommen. Was lag da näher als Beide, den Hofer<br />

und die Bauern, marketinglustig zu verquicken und zwei Schokotäfelchen<br />

zu kreiieren. Im Gedenkjahr lebt der Bauernführer Hofer nun<br />

als Reklameheld also verstärkt auf. Im Gedenkjahr lässt sich der „Edle<br />

Tiroler“ buchstäblich vernaschen. Ob die aufgefrischte Popularität<br />

des zuletzt tragisch gescheiterten Anführers ausreicht, die Absätze<br />

anzukurbeln? Spar, die Handelskette, ist davon jedenfalls überzeugt.<br />

15.000 Tafeln, eine jede zu verzehrbequemen 50 Gramm,<br />

wurden geordert. Stolz wie ganz Tirol bleibt freilich der<br />

Preis. Laut Therese Fiegl war dies eine zentrale Bedingung,<br />

die Sonderedition überhaupt zu machen.<br />

Andernfalls wären die langjährigen Fachhändler, in<br />

deren Regalen sich die Gourmetschokolade unter<br />

ihrem eingeführten Markennamen „Tiroler<br />

Edle“ stapelt, unter Garantie auf die Barrikaden<br />

gestiegen. Doch Spar hatte sich vom herzen darum<br />

bemüht eine eigene Gedenkschokolade ins<br />

Sortiment zu bekommen. Und so ziert sowohl<br />

die frisch-grüne (Südtiroler Apfel) als auch die<br />

sandfarbene (Gebirgshonig-Vanille) Kartonverpackung<br />

eine Bleistiftzeichnung des Ander Hofer,<br />

wie er von unverbrüchlichen Fans nur allzu<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

im Gedenkjahr wird Hofer<br />

marketinglustig mit Produkten<br />

verquickt.<br />

gerne erinnert wird. Stattlich zuvorderst und<br />

angetan im Ornat des Landsturms, als traditioneller<br />

Flaggenträger.<br />

Im Vergleich zum Gespann Fiegl & Haag ist<br />

Hansjörg Brunner, findiger Konditor aus Kufstein,<br />

ein alter Hase im Traditionssegment. Seit<br />

jeher bereitete ihm die weltumspannende Prominenz<br />

der Salzburger Mozartkugel Kopfzerbrechen<br />

und schlimmes Bauchgrimmen. Bis er<br />

„Tirol Sweets“, was natürlich für Süßigkeiten<br />

mit Lokalkolorit steht, aus der Taufe hob. Bestens<br />

dazu geeignet von Touristen in aller Herren


Therese fiegl mit christoph Holzer (spar):<br />

edler Tiroler zum Vernaschen.<br />

Ländern exportiert zu werden. Folgerichtig<br />

sind darunter Naschereien zu finden,<br />

auf denen nicht Mozart, sondern eben<br />

Hofer prangt: etwa auf einem, fünf Zentimeter<br />

großen, Nougat-Taler, dem Andreas-Hofer-Gulden.<br />

Das goldige Stanniol<br />

bietet Platz genug für ein ebenfalls traditionelles<br />

Konterfei des Helden.<br />

Sendungsbewusstsein im T-Shirt.<br />

Ausdrücklich mit der Tradition „nicht<br />

brechen“ will Hansjörg Steixner, der die<br />

Ikone überarbeitet und in Leipzig auf T-<br />

Shirts drucken lässt. Obzwar selbst aktives<br />

Mitglied einer Schützenkompanie, fängt<br />

er mit dem „verstaubten Image“ trotzdem<br />

überaus wenig an. „Da ist kein Pfeffer<br />

drin“, befindet er. So sollte dem erwartbaren<br />

Hype des Gedenkjahres ein „cooler<br />

Hofer, der nicht nur zeitgemäß, sondern<br />

auch sexy ist, entgegengestellt werden.“<br />

Hansjörg steixner:<br />

„nicht mit der Tradition<br />

brechen, sondern kräftig<br />

entstauben.“<br />

Foto: Petra Micheler<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Steixner, der auch das klassische Hofer-Image<br />

einer Überarbeitung unterwerfen<br />

ließ, fing damit rechtzeitig<br />

an, nämlich 2007.<br />

Dass „sein“ Hofer bei Hüttenwirten<br />

wie Skatern, bei Verbänden wie Individualisten<br />

gleichermaßen gut ankommt,<br />

ist ihm Beweis genug, dass<br />

der Relaunch geklappt hat. Denn<br />

vom politisch verzerrten Hofer, ob<br />

von rechts als Garant für den Heimatkampf<br />

oder von links als fundamentalistisches<br />

Emblem, wollte<br />

Steixner vor allem ideologischen<br />

Ballast abräumen. „Hofer ist Teil<br />

unserer Geschichte, er steht für die<br />

Tiroler Wesensart, zum Beispiel für<br />

Geradlinigkeit und Handschlagqualität.“<br />

Das war’s, und das soll bleiben.<br />

Zumindest wenn es nach dem Kopf<br />

des Absamers geht, der sich auch vor<br />

Stammtischdiskussionen über seine<br />

Sweat Shirts keineswegs scheut. „Die<br />

Ähnlichkeit des Andreas Hofer-Motivs<br />

mit dem Revolutionsführer Che Guevara<br />

ist nicht zufällig“, auch das gibt Steixner,<br />

der im Zivilberuf am Wifi Meisterprüfungen<br />

abnimmt, unumwunden zu.<br />

Wie zum Trotz haben auch die Schützen<br />

schon Leiberln geordert und sich weiters,<br />

ganz wagemutig, Schürzen bedrucken lassen.<br />

Dass die Tirol-1809-Shirts, die ausschließlich<br />

im Internet geordert werden<br />

können, aber beileibe nicht nur in Nordtirol<br />

Absatz finden, zeigt schon die Verkaufsstatistik.<br />

Denn ein Viertel aller Kleidungsstücke<br />

wandert ins restliche<br />

Österreich, ein weiteres Viertel gar ins benachbarte<br />

Ausland – etwa Deutschland<br />

und Italien. Einzig die Südtiroler verspüren<br />

offenbar weit weniger Lust dazu, mit<br />

der Marke Hofer auf der Brust ein selbstironisches<br />

Statement abzugeben.<br />

Gedenkjahr<br />

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und Fakten wurden nach bestem wissen<br />

recherchiert. Trotzdem muss sich die<br />

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Bildquellen:<br />

photocase, BilderBox, <strong>wia</strong><br />

Die nächste ausgabe erscheint am:<br />

24. 04. 2009<br />

anzeigenschluss:<br />

14. 04. 2009<br />

45


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

1809 europäisch / europeo<br />

Geschichte und Region / Storia e regione<br />

Hans Heiss, Mauro Nequirito (Hrsg.)<br />

Zum Anlass der 200-Jahr-Feier geht Hans Heiss im aktuellen<br />

Band von „Geschichte und Region/Storia e regione“<br />

der wissenschaftlichen Aufbereitung des Tiroler „Nationalmythos“<br />

und seines geschichtlichen Hintergrundes nach. In<br />

einer umfassenden historiografischen Revision dieser Grundjahre<br />

der Tiroler Geschichte und Identität liefert der Band Ansätze<br />

zu einer Neubewertung<br />

von 1809 in regionaler Perspektive<br />

und erweitert diese<br />

um einige europäische Sichtfenster.<br />

Tirol - Notizen einer Reise durch die Landeseinheit<br />

Hans Karl Peterlini<br />

Bis Borghetto reichte einst das Land Tirol – von dort aus begibt<br />

sich Hans Karl Peterlini auf eine politisch-literarische<br />

Erkundungsreise: von Borghetto bis Kufstein und zurück. Die<br />

Frage, die Peterlini dabei begleitet: Ist ein gemeinsames Tirol nur<br />

Vergangenheit oder hat die Idee der Landeseinheit noch Zukunft?<br />

Die Antwort darauf geben die Menschen und Orte, die früher<br />

Tirol waren und jetzt so etwas wie Tirol sein könnten. Die Erkundungsreise<br />

ist zugleich eine<br />

kritische Liebeserklärung an ein<br />

Tirol, dessen Identität gerade in<br />

seiner Vielfalt und Spannbreite<br />

liegt.<br />

Haymon Verlag<br />

ISBN 978-3-85218-575-0<br />

200 Seiten<br />

17,90 Euro<br />

46<br />

Studien Verlag<br />

ISSN 1121-0303<br />

Band 16/2 (07)<br />

260 Seiten<br />

23,90 Euro<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Andreas Hofer / Seine Zeit – sein Leben – sein Mythos<br />

Meinrad Pizzinini<br />

Der Historiker Dr. Meinrad Pizzinini, der sich seit Jahrzehnten<br />

mit Andreas Hofer auseinander setzt, schrieb ein<br />

Buch über den Kopf der Aufstandsbewegung, in dem er historische<br />

Hintergründe nachzeichnet und so der Persönlichkeit auf<br />

den Grund geht. In „Andreas Hofer – Seine Zeit, sein Leben, sein<br />

Mythos“ spürt er auch der Popularität Hofers nach und widmet<br />

sich der stark ambivalenten Hofer-Rezeption. Das Buch ist mit<br />

Quellen und Abbildungen aus den Beständen des Ferdinandeums<br />

ausgestattet.<br />

Athesia Verlag<br />

Tyrolia Verlag<br />

ISBN-978-3-7022-<br />

2973-3<br />

372 Seiten<br />

39,95 Euro<br />

Anno Neun /<br />

Der Freiheitskampf von 1809 unter Andreas Hofer<br />

Michael Forcher<br />

War das Jahr 1809 mit dem Freiheitskampf der Tiroler<br />

gegen Bayern und Franzosen ein „Heldenjahr“, ein<br />

„Schicksalsjahr“? Oder war „Anno Neun“ der Aufstand hinterwäldlerischer<br />

Reaktionäre gegen moderne Entwicklungen?<br />

War Andreas Hofer ein erzkonservativer, dem Trunke nicht<br />

abgeneigter religiöser Fanatiker? Oder wird er zu Recht als<br />

Freiheitsheld gefeiert? Michael Forcher gibt in seinem Buch<br />

nicht nur Antworten auf<br />

solche Fragen, er durchleuchtet<br />

auch Vorgeschichte,<br />

Hintergründe und Nachwirkungen.<br />

Haymon Verlag<br />

ISBN 978-3-85218-582-8<br />

136 Seiten<br />

9,90 Euro


Mythos: Andreas Hofer<br />

Grüne Bildungswerkstatt Tirol (Hg.)<br />

2009 jährt sich die 200. Wiederkehr der Kämpfe am Bergisel<br />

und damit des Versuches, das Land Tirol von der bayerischen<br />

Besatzung zu befreien. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe<br />

der Grünen Bildungswerkstatt Tirol nahmen namhafte Historiker<br />

die Lebensumstände von Andreas Hofer genauer unter<br />

die Lupe. Das Ergebnis ist ein etwas zurechtgerückter, wenn<br />

auch nicht gestürzter Mythos um den Tiroler Freiheitskämpfer,<br />

der nun mit diesem Buch einer breiteren Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht wird.<br />

„Mythos: Andreas Hofer“<br />

mit Beiträgen von Hans<br />

Heiss, Johann Holzner,<br />

Brigitte Mazohl, Andreas<br />

Ober<strong>hofer</strong> und Uschi<br />

Schwarzl.<br />

planetVerlag<br />

ISBN 978-3-902555-<br />

14-4<br />

104 Seiten<br />

8 Euro<br />

Andreas Hofer / Eine illustrierte Geschichte<br />

Jochen Gasser / Norbert Parschalk<br />

Zum 241. Geburtstag des Andreas Hofer erscheint „Andreas<br />

Hofer – Eine illustrierte Geschichte“ von Jochen Gasser<br />

und Norbert Parschalk. Auf humorvolle Weise wird der Werdegang<br />

des Wirt-, Vieh- und Weinhändlers aus dem Passeiertal erzählt<br />

und illustriert. Anhand von Originalzitaten und auf historischen<br />

Anekdoten basierend, wird das Leben Hofers mit einem<br />

Augenzwinkern im wahrsten Sinne des Wortes „nachgezeichnet“:<br />

Bereits als Baby schreit der Ander angesichts der vollen Windel:<br />

„Mamma, es isch Zeit!“<br />

Edition Raetia<br />

ISBN 978-88-7283-334-6<br />

80 Seiten<br />

13,50 Euro<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Gedenkjahr<br />

Die Insurgenten – Widerstand wider Willen<br />

Friedrich Stepanek / Christian Opperer /<br />

Martin Bodner<br />

Das Buch handelt von drei Tirolern, die im Gegensatz zu<br />

den sonst so ruhmreichen und mutigen Kämpfern, nichts<br />

unversucht lassen, um den Auseinandersetzungen zu entrinnen,<br />

und zeigt mit einem Augenzwinkern, dass die Geschichte nicht<br />

immer nur todernst betrachtet werden muss. Einen gemütlichen<br />

Bürgermeister, einen grantigen Müller und einen neunmalklugen<br />

Mesner verschlägt es in die unterschiedlichsten Episoden der Tiroler<br />

Freiheitskriege, wo sie<br />

ungewollt selbst am Rad der<br />

Geschichte drehen.<br />

Verlag Edition Tirol<br />

ISBN 13 978-3-85361-<br />

141-5<br />

64 Seiten<br />

9,90 Euro<br />

Erscheinungstermin:<br />

September 2009<br />

Als ich Ander Hofer traf<br />

Sonja Ortner & Verena Wolf<br />

Als ich Ander Hofer traf“ ist das erste Kinderbuch zur Person<br />

Andreas Hofers. Ein historisches „Lese- und Erlebnisbuch“,<br />

das nicht nur das Leben des Sandwirts beschreibt,<br />

sondern auch die politischen Zusammenhänge der damaligen<br />

Zeit erklärt und das soziokulturelle Umfeld beleuchtet. Ein<br />

Kind der Gegenwart erlebt Andreas Hofer in wichtigen Phasen<br />

seines Lebens von der Kindheit bis zu den großen historischen<br />

Ereignissen um 1809. Dies wird in sieben Träumen, die<br />

vom Kind als real erlebt werden, aufbereitet. Auf spielerische<br />

Weise werden die Inhalte in Form von Rätseln, Anmalbildern<br />

und Suchspielen am Ende jedes Kapitels vertieft.<br />

INNspiriert<br />

ISBN 3-902199-05-9<br />

144 Seiten<br />

14,90 Euro<br />

ab 9 Jahre<br />

47


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

Politik in Tirol – Jahrbuch 2009<br />

Ferdinand Karl<strong>hofer</strong>/Günther Pallaver<br />

Mit einem Blick auf die fortschreitende Europäisierung<br />

der Regionen und Bundesländer befasst sich das Buch<br />

mit den prägenden politischen Ereignissen des Jahres 2008 und<br />

bietet zugleich einen Ausblick auf das Gedenkjahr 2009. In<br />

ausführlichen Analysen werden die Verwerfungen im Tiroler<br />

Parteisystem sowie die damit einhergehenden Langzeiteffekte<br />

für die Politikkultur des Landes beleuchtet. In einem eigenen<br />

Beitrag wird die Wahl vergangenen Jahres in Südtirol analysiert.<br />

Der Tiroler Freiheitskrieg 1809 –<br />

Eine militärhistorische Darstellung<br />

Viktor Schemfil<br />

Der 1960 verstorbene Militärhistoriker zeichnet in diesem<br />

Buch die Ereignisse des Aufstandjahres 1809 akribisch nach<br />

und unterscheidet sich dabei von den anderen frühen Arbeiten<br />

zur Thematik. Anhand von militärischen Skizzen rekonstruiert er<br />

die Kämpfe am Bergisel und stellt sie in den breiteren Kontext der<br />

Entscheidungen an den großen europäischen Kriegsschauplätzen.<br />

Nüchtern fällt dabei die Bewertung der strategischen Planung<br />

und der militärischen Führung<br />

aus.<br />

Universitätsverlag<br />

Wagner<br />

ISBN 978-3-7030-0436-0<br />

Band 335<br />

292 Seiten<br />

35 Euro<br />

48<br />

Studienverlag<br />

ISBN 978-3-7065-4655-3<br />

182 Seiten<br />

19,90 Euro<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

Weltbild eines „Helden“ –<br />

Andreas Hofers schriftliche Hinterlassenschaft<br />

Andreas Ober<strong>hofer</strong><br />

Weil ich überhaups eine unleserliche Schrift mache“, wie<br />

Andreas Hofer von sich selbst behauptete, gibt es zwar nur<br />

eine kleine Anzahl an Schriften von seiner Hand, aber zahlreiche<br />

schriftliche Zeugnisse wie Laufzettel, Kundmachungen, Rundschreiben,<br />

Briefe oder Notizen aus Hofers Kanzlei. Das Buch<br />

bietet eine Edition aller greifbaren Schriftstücke und beleuchtet<br />

anhand der frühen Zeugnisse seine familiäre, berufliche und wirtschaftliche<br />

Situation.<br />

Universitätsverlag Wagner<br />

ISBN 978-3-7030-0448-3<br />

Band 342<br />

646 Seiten<br />

57 Euro<br />

Tirol unter dem bayerischen Löwen<br />

Reinhard Heydenreuter<br />

Um die jahrhundertelangen Beziehungen zwischen Tirol<br />

und Bayern geht es in „Tirol unter dem Bayerischen<br />

Löwen“ von Prof. Dr. Reinhard Heydenreuter. Von der bajuwarischen<br />

Herrschaft über Tirols Eigenständigkeit bis hin zur<br />

Herrschaft der Habsburger und schließlich der Schlacht am<br />

Bergisel, kann der Leser einen Streifzug durch die Geschichte<br />

machen. Das Buch stellt aber auch eines der wichtigsten<br />

Kapitel tirolisch-bayerischer<br />

Beziehungen in einen historischen<br />

Kontext, indem es<br />

die Jahre von 1806 bis 1814<br />

beleuchtet.<br />

Tyrolia Verlag<br />

ISBN 978-3-7022-2974-0<br />

280 Seiten<br />

27,70 Euro


Tirol 1809 – Geschichte und Erinnerung<br />

Brigitte Mazohl / Bernhard Mertelseder<br />

In „1809 Geschichte und Erinnerung“ geht es nicht nur<br />

um die Geschichte des Jahres 1809, sondern auch um die<br />

Erinnerungstradition und Gedenkarbeit. Da die komplexe historische<br />

Realität über die Zeitspanne von 200 Jahren aus unserem<br />

Blickfeld geraten ist und von Generation zu Generation<br />

die Versatzstücke des historischen Jahres 1809 zu Geschichtslegenden<br />

zusammengebaut wurden, geht es in dem Buch um die<br />

spätere Bewältigung, die bis heute tiefe Spuren in Nord- und<br />

Südtirol hinterlassen hat.<br />

Athesia Verlag<br />

ISBN 978-88-8266-546-3<br />

circa 224 Seiten<br />

circa 21,90 Euro<br />

Erscheinungstermin:<br />

April 2009<br />

1809 - Andreas Hofer auf Ansichtskarten<br />

Gaetano Sessa<br />

Dieses Buch erzählt die Geschichte Andreas Hofers auf andere<br />

Art: Anhand von zahlreichen Bildern und Ansichtskarten<br />

sowie erster, seltener Fotos möchte es den Leser mit der Welt und<br />

den Menschen vertraut machen, denen Andreas Hofer in seinem<br />

Leben begegnete: anfangs als Wirt und Kaufmann, dann als Freiheitskämpfer<br />

und Regent Tirols, bis zu seinem Heldentod in der<br />

Festung zu Mantua am 20. Februar 1810. Ein Buch nicht nur<br />

zum Lesen, sondern vielmehr zum besinnlichen Durchblättern.<br />

Arca Edizioni<br />

ISBN 88-88203-37-0<br />

circa 388 Seiten<br />

48 Euro<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

<strong>hofer</strong><br />

Gedenkjahr<br />

I bin a Südtiroler<br />

Georg Grote<br />

2009 feiert Südtirol das Hofer-Jahr und gedenkt gleichzeitig<br />

der 70. Wiederkehr der Option. Zeit, einmal nachzuforschen,<br />

was denn genau am Anfang des 21. Jahrhunderts das Südtirolersein<br />

ausmacht. Dieses Buch ist daher mehr als nur eine weitere<br />

Darstellung der Geschichte des Landes, es will vielmehr Südtirol<br />

als ein Beispiel für die Veränderung kollektiver Identität und<br />

sprachlich-ethnischer Organisation untersuchen. Anschaulich<br />

und leicht verständlich wird hier die lokale und internationale<br />

Geschichte des 20. Jahrhunderts<br />

sowie die Theorie und<br />

Praxis des Nationalismus und<br />

Regionalismus dargestellt.<br />

Athesia Verlag<br />

ISBN 978-88-8266-531-9<br />

320 Seiten<br />

18,90 Euro (Österreich)<br />

16,90 Euro (Italien)<br />

Der Aufstand der Tiroler gegen die<br />

bayerische Regierung 1809<br />

Mercedes Blaas<br />

Ein junger Priester aus dem Vinschgau unterbreitete den<br />

Franzosen im November 1809 im Auftrag Andreas Hofers<br />

ein Angebot zur Niederlegung der Waffen. Zwei Wochen später<br />

wurde er vom Sandwirt als Landesverräter zum Tode verurteilt.<br />

Josef Daney überlebte, weil die Gefängniswachen vor<br />

den einrückenden Franzosen flüchteten. Anhand seiner 1814<br />

fertig gestellten Aufzeichnungen werden die „dunklen“ Seiten<br />

des Tiroler Aufstandes ins<br />

Zentrum gerückt.<br />

Universitätsverlag Wagner<br />

ISBN 3-7030-0402-9<br />

Band 328<br />

475 Seiten<br />

50 Euro<br />

49


<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />

50<br />

Foto: TLM<br />

andreas Hofers Biografie<br />

• 1767, 22. November Andreas Hofer<br />

wird am Sandhof geboren<br />

• 1789 Übernahme des verschuldeten<br />

Sandhofes und Heirat mit Anna Ladurner<br />

aus Algund<br />

• 1796/97 Führer der Passeirer Schützen<br />

im 1. Koalitionskrieg<br />

• 1809 April 1. Berg-Isel-Schlacht: Befreiung<br />

Innsbrucks. Erneute französische<br />

Besetzung<br />

• 1809 Mai 2. Berg-Isel-Schlacht: Rückzug<br />

der Bayern und Franzosen. Oberkommandant<br />

von Tirol<br />

Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />

• 1809 August 3. siegreiche Berg-Isel-<br />

Schlacht. Einzug als Regent in die Hofburg<br />

zu Innsbruck<br />

• 1809 Oktober Friede von Schönbrunn:<br />

Österreich muss Tirol an Bayern abtreten<br />

• 1809 November/Dezember 4. Berg-<br />

Isel-Schlacht: Niederlage der Tiroler.<br />

Flucht auf die Pfandler Alm<br />

• 1810, Jänner Verrat und Verhaftung<br />

• 1810, 20. Februar Andreas Hofer wird<br />

in Mantua auf Befehl Napoleons erschossen

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