hofer gedenkjahr - wia
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Titelthema. Dass <strong>wia</strong> dem Tiroler Genkjahr ein<br />
Sonderheft widmet, liegt auf der Hand. Denn kein<br />
Medium des Landes – weder im Süden noch im<br />
Norden – räumt der Gesamttiroler Perspektive so<br />
viel Platz ein. Das unterstreichen inzwischen hunderte<br />
erschienene Artikel, die nicht nur die Wirtschaft<br />
in den Landesteilen, sondern auch die kulturellen<br />
Aktivitäten im Gesamttiroler Lebensraum<br />
unter Einschluss des Trentino zum Inhalt haben.<br />
Diese geistige Landeseinheit muss sich jede Generation<br />
wohl immer wieder neu erarbeiten. Abseits<br />
von Vorurteilen kann die Besinnung darauf<br />
durchaus befruchtend wirken und mehr auf den<br />
Weg bringen als eine dumpfbackige Beweihräucherung<br />
oder ebensolche Ablehnung der gemeinsamen<br />
Wurzeln.<br />
Um die Bedeutung des Themas für unseren Verlag auch personell klarzulegen,<br />
kommt es auch nicht von ungefähr, dass ein Nord-Südtiroler Chefredaktionsduo<br />
die Blattlinie vorgibt. Die Zusammenarbeit Innsbruck-Bozen fördert den Blick auf<br />
die Landeseinheit, auch wenn die unterschiedliche Entwicklung seit der Abtrennung<br />
Südtirols 1919 nicht wegzudiskutieren ist. Das erklärt auch vieles, was heute als teilweise<br />
trennend oder zumindest als störend empfunden wird. Die Geschichte von den verarmten<br />
Brüdern und Schwestern aus dem Süden, die von der Geschichte hart geprüft<br />
wurden, gehört der Vergangenheit an. Allerdings wäre die Erfolgsstory Südtirols auch<br />
nicht ohne die Unterstützung Österreichs möglich gewesen. Denn erst die zugestandene<br />
Autonomie durch Rom, auf die Wien und Innsbruck nachdrücklich pochten, sicherte<br />
der österreichischen Minderheit in Italien ihr kulturelles und wirtschaftliches Überleben.<br />
Dass heute die Südtiroler ihre finanziellen Beiträge für das Gesundheits- und Universitätswesen<br />
in Österreich leisten, kommt daher nicht von ungefähr. Tatsächlich sind sie<br />
zu einem wichtigen Bestandteil der öffentlichen Finanzierung in Tirol geworden, wie<br />
umgekehrt auch gilt, dass wesentliche Infrastrukturen nördlich des Brenners für die Südtiroler<br />
unverzichtbar sind.<br />
Die Besinnung auf die gemeinsame Geschichte öffnet den Blick, dass es auch heute<br />
noch bei weitem mehr Verbindendes als Trennendes gibt. Dass die Vision, die vor Jahren<br />
als „Tiroler Nation“ formuliert wurde, ihre Grenzen im nationalen und internationalen<br />
Rechtsrahmen findet, ist heute durch eine Vielzahl von (vor allem wirtschaftlichen<br />
und bildungspolitischen) Aktivitäten relativiert worden. Und es wäre sicherlich mehr<br />
möglich, wenn die Politik gestützt durch die Bevölkerung mehr Interesse daran zeigen<br />
würde.<br />
Aber auch ohne dieses Kalkül wurde eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der Verkehrsfrage<br />
(Brenner Basistunnel Errichtungsgesellschaft, Rail Traction Company etc.),<br />
der Energie (gemeinsame Gasgesellschaft) oder der Vertretung der Gesamttiroler Interessen<br />
mit einem gemeinsamen Haus in Brüssel auf die Reihe gebracht. Inzwischen wird<br />
sogar auf Initiative von <strong>wia</strong> Südtiroler Wein, der viel besser als sein Ruf in Nordtirol ist,<br />
(zumindest zum Teil) bei Landeseinladungen angeboten.<br />
Natürlich kann noch vieles verbessert werden. Inzwischen haben auch viele Unternehmen<br />
erkannt, dass sich Aufträge leichter im Tiroler Umfeld akquirieren lassen als sonst<br />
irgendwo auf der Welt. Als Ansiedelungserfolge gelten heute vor allem große Betriebe<br />
aus Südtirol, die die Chancen der Kooperation innerhalb der Landesteile zu nützen verstanden<br />
haben. Wie die Redaktion von <strong>wia</strong> feststellt, werden es immer mehr Unternehmen,<br />
die die Chancen nutzen wollen. Diesen Weg mit fundierter Information aus allen<br />
Landesteilen zu begleiten, hat sich <strong>wia</strong> zum Ziel gesetzt. Dass er erfolgreich sein kann,<br />
unterstreichen wir selbst jeden Monat aufs Neue.<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Editorial<br />
Uns ist<br />
kein Fall zu<br />
verworren!<br />
Standort Innsbruck<br />
TIVOLI office Olympiastraße 17<br />
6020 Innsbruck<br />
Tel: +43 512 33 411 - 4021<br />
Fax: +43 512 33 411 - 7<br />
innsbruck@prodinger.at
von Oliver Pohl<br />
Meinung<br />
Es isch wieder Zeit!<br />
Wenn das Gedenkjahr 2009 einen Sinn macht, der über das<br />
Beschwören der gemeinsamen Heimat hinausweist, dann kann es<br />
aktuell nur der gegenseitige Beistand in der größten Wirtschaftskrise<br />
seit Jahrzehnten sein.<br />
Damit würde man in der Politik auch jenen großen Themen<br />
folgen, welche in sämtlichen alle 25 Jahre wiederkehrenden<br />
Erinnerungsauffrischungen mit Massenteilnahme bisher berührt<br />
wurden. Über die Sinnhaftigkeit der Themen kann man streiten<br />
(Einschwören auf die Weltkriege, unwiederbringliche Landeseinheit<br />
mit oder ohne Blumenschmuck auf der heute verzichtbaren Dornenkrone),<br />
dass es aber immer ein Thema für die Elite des Volkes war, lässt<br />
sich nicht wegdiskutieren.<br />
Die jeweilige politische Führung des Landes in Nord und Süd wusste,<br />
dass die Spitzen der Gesellschaft auf jene Landesthemen kollektiv<br />
einzuschwören sind, die die vitalen Interessen Tirols berühren. Das<br />
entspricht auch dem Geist des Landlibell von 1511, das wesentlich für<br />
die Entwicklung der Tiroler Identität war und ist. Die Tiroler haben<br />
zu allen Zeiten ihre Heimat verteidigt und 1809 durch ihren Aufstand<br />
gegen einen übermächtigen Feind bewiesen, dass sich Völker<br />
nicht einfach so in Geiselhaft nehmen lassen. Dieses Thema ist heute<br />
so aktuell wie damals, wenn man nur an Tibet denkt oder sich die<br />
Intifada der Palästinenser in Erinnerung ruft, die jeden Tag die weltweiten<br />
Nachrichtensendungen mitbestimmt.<br />
Folgt man den Argumentationslinien mancher Gruppen in Tirol,<br />
die sich mit ihrer Anti-Genkjahr-Haltung und Andreas-Hofer-Demontage<br />
politisch profilieren wollen, hätten auch diese Völker nie<br />
das Recht gehabt, gegen die Aggressoren von außen aufzustehen, um<br />
ihre Kultur zu bewahren oder ihren Lebensraum zurückzugewinnen.<br />
Was dort Freiheitskämpfer sind, mutiert hierzulande zu einem<br />
Terroristenaufstand auch noch nach 200 Jahren durch politisch Andersdenkende.<br />
Ob Völker Vorbilder aus den eigenen Reihen brauchen, die als Helden<br />
gefeiert werden, hat die Geschichte selbst beantwortet. Che Guevara,<br />
dessen politische Botschaft die meisten gar nicht verstanden haben,<br />
die sein Konterfei heute noch auf T-Shirts, Mützen oder anderswo<br />
platziert spazieren tragen, ist zu einem Mythos geworden. Dazu gehört<br />
der Heldentod im Dschungel. Erschossen durch regimetreue<br />
Soldaten, weil sich das kollektive Bewusstsein wohl sonst kaum an<br />
ihn derart erinnert hätte. Dafür könnte man jede Menge anderer<br />
Beispiele anführen. Denn es gibt wahrscheinlich kein Volk auf der<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Welt, das nicht herausragende Persönlichkeiten zur Inkarnation der<br />
eigenen, edlen Wesensbeschaffenheit hochstilisierte.<br />
Dass genau jene Volkshelden eine Hochkonjunktur erleben, wenn<br />
die Zeiten schlecht sind, liegt auf der Hand. Denn dann müssen die<br />
sich selbst zugeschriebenen positiven Eigenschaften des Volkes für<br />
die Überwindung der Krise in besonderer Weise mobilisiert werden.<br />
Und natürlich allem voran zu jenen Zeitpunkten, wenn Opfer zu<br />
erwarten sind. Die modernen Kriege in einer gar nicht friedlichen<br />
globalisierten Wirtschaftswelt zwischen zivilisierten Völkern werden<br />
längst nicht mehr auf Schlachtfeldern Mann gegen Mann, sondern<br />
ökonomisch und kulturell geführt.<br />
Es sind keine Zufälle, dass Englisch und nicht Deutsch Weltsprache<br />
ist, die europäischen Bildungssysteme heute kritiklos dem angelsächsischem<br />
System untergeordnet werden (Bachelor und Master Degrees<br />
sind der drittwichtigste Exportartikel der USA) und der Dollar<br />
trotz starkem Euro Weltwährung bleibt. Nicht umsonst wurde die<br />
„Die regionale Kooperation in der Europaregion kann<br />
das Wirtschaftswachstum spürbar beflügeln.“<br />
europäische Bankenwelt durch den Basel Akkord (Basel II) nachhaltig<br />
geschwächt, wo die Amerikaner nicht einmal im Traum daran<br />
dachten, sich daran zu halten. Die Folge ist eine Weltwirtschaftskrise,<br />
die hauptsächlich die Europäer bezahlen, auch wenn uns Präsident<br />
Obama das Gegenteil einreden möchte.<br />
Diese akute Bedrohung der vitalen Lebensader des Landes gilt es jetzt<br />
zu bekämpfen. Den Widerstand gegen die Weltwirtschaftskrise mögen<br />
manche so lächerlich finden, wie seinerzeit den Aufstand gegen<br />
die Militärmacht der Franzosen und Bayern. Praktisch ist es jedoch<br />
die einzige Chance des Volkes, nicht in Massenarbeitslosigkeit und<br />
wirtschaftlichen Ruin abzurutschen. Dazu braucht es eine Gesamttiroler<br />
Kraftanstrengung, um alle positiven Kräfte zu mobilisieren.<br />
Und die Chancen stehen in einem vereinten Europa dafür gar nicht<br />
so schlecht, wie manche meinen mögen. Denn die wieder gewonnene<br />
Möglichkeit der Zusammenarbeit der beiden Landesteile kann<br />
Wachstumsimpulse auslösen. Eine aktuell in Auftrag gegeben Studie<br />
an den Universitäten in Innsbruck und Bozen wird das bestätigen,<br />
was Forschungsergebnisse schon vorher belegten. Die regionale<br />
Kooperation beflügelt das Wirtschaftswachstum. Denn im internationalen<br />
Wirtschaftskrieg gilt wie einst: Mander, es isch Zeit!
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009
Foto: Felix Mitterer<br />
Fotowettbewerb<br />
Sonnenaufgang Mutspitz.<br />
Drei Länder, drei Sprachen,<br />
eine Zukunft: Das ist die<br />
Europaregion Tirol.“ Unter<br />
diesem Motto wurde der Startschuss<br />
zu einem grenzüberschreitenden<br />
Fotowettbewerb<br />
zum Gedenkjahr mit dem Titel<br />
„Halt die Zukunft fest“ gegeben.<br />
Bis 29. September können<br />
Hobbyfotografen aus Tirol,<br />
Südtirol und dem Trentino ihre<br />
Bilder auf die Gedenkjahr-<br />
Homepage www.1809-2009.<br />
eu laden. Die besten Bilder<br />
werden von einer Fachjury ermittelt,<br />
die Preisverleihung findet<br />
im November statt.<br />
Ausstellungsbuch<br />
Naupp, LRin Palfrader, Reiter.<br />
Über 35.000 Interessierte<br />
besuchten bereits die<br />
Wanderausstellung „Tirol 1809<br />
- 2009: vom Freiheitskampf<br />
zum Kassenschlager. Aufgrund<br />
des großen Erfolges der Schau<br />
gibt es alles Wissenswerte darüber<br />
nun auch zum Nachlesen.<br />
Pater Thomas Naupp und Ausstellungskurator<br />
Martin Reier<br />
stellten die Inhalte nun in<br />
einem Buch zur Wanderausstellung<br />
zusammen, erschienen im<br />
Verlag Edition Tirol. 192 Seiten<br />
und 442 Farbbilder dokumentieren<br />
den wichtigen Abschnitt<br />
der Tiroler Geschichte.<br />
Top ausgebildet: „tyrolian guides“<br />
LT-Präs. van Staa, WK-Dir. Geiger und Frenzel beim Zeugnisverleihen.<br />
Die WK Tirol hat alle Tiroler<br />
Fremdenführer zu einer<br />
Sonderausbildung eingeladen.<br />
Neben historischen<br />
Hintergründen zum Aufstand<br />
1809 standen der Mythos und<br />
die Biografie Hofers auf dem<br />
Programm. 46 Fremdenführer<br />
absolvierten die schriftliche<br />
Prüfung. Darüber hinaus unterstützt<br />
die WK Hofer-Führungen<br />
in Innsbruck, die sich<br />
speziell an die Tiroler Bevölke-<br />
Freiheitskampf und Altes Testament<br />
Projektleiter Andreas Pronegg initiiert Alte Testament-Lesungen.<br />
Einen Brückenschlag zwischen<br />
der Bibel und dem<br />
Freiheitskampf 1809 initiiert<br />
das Projekt „FREI: Altes Testament“.<br />
An drei Wochenenden<br />
im Juni wird in den Gemeinden<br />
Reutte (5. bis 7.), Thiersee<br />
(12. bis 14.) und Dölsach (19.<br />
bis 21.) das Alte Testament gelesen.<br />
„Es gilt für das Gedenkjahr<br />
andere Wege zu beschreiten.<br />
Den Ausgangspunkt dafür markiert<br />
ein Text, der von einem<br />
Befreiungskampf zeugt und für<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
rung richten. „Wir sind nicht<br />
nur ‚Fremden‘- bzw. ‚Gäste‘-<br />
Führer, wir sind auch ‚Tiroler‘-<br />
Führer“, so Monika Frenzel,<br />
Sprecherin der Tiroler Fremdenführer.<br />
Die Führungen<br />
„Anno Neun – Auf den Spuren<br />
der Tiroler Freiheitskriege“<br />
finden von 20. Februar bis 13.<br />
November jeden Freitag von<br />
16 Uhr 30 bis 18 Uhr statt.<br />
Treffpunkt: Innsbruck-Information,<br />
Burggraben 3.<br />
unsere Kultur von grundlegender<br />
Bedeutung ist“, so Projektleiter<br />
Andreas Pronegg Jeder<br />
ist zur Teilnahme am Lesen<br />
eingeladen: Christen, Juden,<br />
Muslime, Heiden und Atheisten,<br />
Alt und Jung. Die Lesungen<br />
werden als Grundlage für interkulturelle<br />
Feste verwendet. Das<br />
Interesse liegt im gemeinsamen<br />
Lesen und Hören unterschiedlicher<br />
Stimmen – ein theatrales<br />
Ereignis in Zusammenarbeit<br />
mit der Bevölkerung.<br />
Hofer-Bus tourt<br />
Der Andreas-Hofer-Bus.<br />
Der Andreas-Hofer-Bus,<br />
bestückt mit Infomaterial<br />
zum Thema Andreas Hofer,<br />
wird bis zum 20. Februar 2010<br />
auf den Spuren des Sandwirts<br />
durch die Lande ziehen, um<br />
„Geschichte auf Rädern“ unter<br />
die Menschen zu bringen. Es<br />
werden jene Orte angefahren,<br />
an denen sich Hofer vor 200<br />
Jahren aufgehalten hat. „Vorwiegend<br />
wird der Bus in Südtirol<br />
unterwegs sein, die historische<br />
Route schließt aber auch<br />
Stationen in Nord- und<br />
Welschtirol ein“, so Albin<br />
Pixner vom MuseumPasseier.<br />
Wanderausstellung<br />
Mit der<br />
G e -<br />
schichte und<br />
der Figur Andreas<br />
Hofers<br />
setzt sich die<br />
Wanderauss<br />
t e l l u n g<br />
„Trotz Triumph<br />
Trauma eines Tirolers“<br />
auseinander. Die Schau wurde<br />
von den Autoren des Andreas-<br />
Hofer-Comic-Bands Jochen<br />
Gasser und Norbert Parschalk<br />
im Auftrag des Südtiroler Landesamts<br />
für Weiterbildung gestaltet<br />
und soll zum Nachdenken<br />
über Identität anregen.<br />
Schulen, Bildungsausschüsse<br />
und Kulturorganisationen haben<br />
ab 23. April die Möglichkeit,<br />
mit Hilfe der Ausstellung<br />
Einblick in das Leben des Sandwirts<br />
und die Tiroler Freiheitskämpfe<br />
zu geben. Weitere Informationen<br />
unter: www.<br />
provinz.bz.it/aktionstage.
Verlängert<br />
2009 gefragt: Kreativität.<br />
Aufgrund der großen Nachfrage<br />
verlängert das Land<br />
Tirol den Einsendeschluss zum<br />
„Kreativwettbewerb 2009“.<br />
Anfang März lagen bereits über<br />
200 Anmeldungen für den<br />
Contest unter dem Motto „Geschichte<br />
trifft Zukunft“ vor, der<br />
Jugendliche einlädt, das Gedenkjahr<br />
mit Einreichungen in<br />
den fünf Kategorien Musik, Literatur,<br />
Bildnerisches Gestalten,<br />
Fotografie und Kurzfilm aktiv<br />
mitzugestalten. Workshops in<br />
ausgewählten Schulen bringen<br />
zusätzlich den Jugendlichen<br />
die Tiroler Historie näher.<br />
Bildgeschichte<br />
Neu aufgelegt<br />
hat der SüdtirolerSchützenbund<br />
das<br />
im Jahre 1959<br />
erstmals veröffentlichte<br />
Buch „Andreas Hofer und der<br />
Tiroler Freiheitskampf“, nun<br />
koloriert und mit wissenschaftlichen<br />
Anmerkungen ergänzt.<br />
Die Zeichnungen von Georg<br />
Trevisan und der Text von Hans<br />
Seiwer geben die Geschehnisse<br />
jener Zeit als Bildgeschichte<br />
wieder. Das 232 Seiten umfassende<br />
Werk soll vor allem jene<br />
Leserschicht ansprechen, die für<br />
herkömmliche Geschichtsbücher<br />
nicht so leicht zu gewinnen<br />
ist. „Mögen möglichst viele<br />
Menschen - jung und alt - dadurch<br />
ihre Liebe zur Heimat<br />
entdecken und Geschichte auf<br />
bekömmliche Weise neu erleben“,<br />
so der Schützenbund.<br />
hofEr<br />
Flic lädt zum Gedenkjahrspiel im Internet<br />
Prämierung beim spielerischen Historien-Wissenstest.<br />
Die „Generation Internet“<br />
spricht das länderübergreifende<br />
Projekt „Syndrome<br />
09“ an. Seit Oktober letzten<br />
Jahres können sich Kinder und<br />
Jugendliche mit der Landesgeschichte<br />
und -geografie auf<br />
spielerische Art auseinander<br />
setzen. In dem Internetspiel<br />
saugt ein Virus die Gedanken<br />
der Menschen ein. Einzig ein<br />
alter Baum leistet Widerstand.<br />
Mantua gedenkt Andreas Hofer<br />
Kranzniederlegung in Mantua am Denkmal im Andreas-Hofer-Park.<br />
Auch Mantua, die Stadt in<br />
der Andreas Hofer im Februar<br />
2010 auf Anordnung Napoleons<br />
erschossen wurde, steht<br />
2009 im Zeichen des Gedenkjahres.<br />
Zum Auftakt erinnerten<br />
anlässlich der Andreas Hofer<br />
Gedenkfeier am 20. Februar erschieneneSchützenabordnungen<br />
aus Nord-, Süd- und<br />
Osttirol und dem Trentino an<br />
den Tiroler Volkshelden. Sie versammelten<br />
sich bei der Porta<br />
Giulia im Viertel Cittadella, um<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
GEdEnkjahr<br />
Seine Äste treiben die Knospen<br />
des Wissens aus: die oflashBacks.<br />
Sie sind die Herausforderungen,<br />
die es zu lösen gilt. Das vorlaute<br />
Eichhörnchen Flic steht als<br />
Hilfe bereit. Jede gelöste Aufgabe<br />
öffnet eine Knospe und<br />
bringt die oflashBacks zum<br />
Blühen. Ziel ist es, den Baum<br />
zum Blühen zu bringen und<br />
das wahre Leben zurückzuholen.<br />
www.syndrome09.net.<br />
von dort zum 1984 nach Andreas<br />
Hofer benannten Park zu<br />
marschieren. Nach der Kranzniederlegung<br />
am Andreas Hofer<br />
Denkmal wurde eine Messe gelesen.<br />
Anschließend wurde eine<br />
weltliche Feier im Palazzo<br />
d’Arco abgehalten, wo Hofer<br />
seinerzeit von den Franzosen<br />
der Prozess gemacht wurde. Dabei<br />
erinnerte die Festgemeinde<br />
daran, dass 1810 die Mantovaner<br />
5.000 scudi für die Befreiung<br />
Hofers gesammelt hatten.<br />
Authentisch<br />
Volksschauspiel<br />
in Algund<br />
Demokratie<br />
Neu bearbeitet<br />
und vom<br />
Innsbrucker<br />
H i s t o r i ke r<br />
Michael Forcher<br />
auf seine<br />
Authentizität<br />
ü b e r p r ü f t<br />
bringt das<br />
große Volksschauspiel „Andreas<br />
Hofer“ von Carl Wolf in Algund<br />
auf die Bühne. Die Aufführungen<br />
vom 15. Mai bis 28. Juni<br />
stellen Andreas Hofer nicht nur<br />
als mystifizierte Gestalt dar,<br />
sondern auch als Menschen mit<br />
all seinen Schwächen. Neben<br />
den Südtiroler Laienschauspielern<br />
beteiligen sich auch 350<br />
Statisten, unter anderem aus<br />
dem Burggrafenamt und dem<br />
Vinschgau sowie mehrere Vereine<br />
daran. Regie bei dem<br />
1892 uraufgeführten Volksschauspiel<br />
führt zum dritten<br />
Mal Erich Innerebner.<br />
Präsentation Forumtheater.<br />
Interaktives Theater mit pädagogisch-politischem<br />
Ansatz<br />
bringt das Forumtheater für<br />
Südtirol zum Thema Gedenkjahr<br />
2009 auf die Bühne. Das<br />
Forumtheater hebt die Grenzen<br />
zwischen Bühnen und Zuschauerraum<br />
auf, das Publikum<br />
kann auf das Bühnengeschehen<br />
einwirken und Szenen verändern.<br />
Bei der ersten Produktion<br />
„Forumtheater A.H.“ geht es<br />
um Schwarzgeldzahlen bei<br />
Mietwohnungen, die Kommunikation<br />
mit sterbenden Kranken<br />
und den Einsatz des Vaters<br />
in der Schule seines Sohnes.
hofEr GEdEnkjahr<br />
GEDEnKJAHr 2009: START AuF ScHLOSS TiROL uND iM PASSeieRTAL<br />
Gemeinsame Geschichte<br />
und der Held Hofer<br />
Zum Auftakt des Gedenkjahres fand auf Schloss Tirol die gemeinsame<br />
Sitzung der drei Landesregierungen von Tirol, Südtirol und dem Trentino statt.<br />
im Anschluss eröffneten die Landeshauptleute Platter, Durnwalder und Dellai<br />
im MuseumPasseier die neue Dauerausstellung „Helden & Hofer”.<br />
von Monika Pichler und Judith Inner<strong>hofer</strong><br />
Es war ein politisches Großaufgebot<br />
der Sonderklasse. Nicht nur an<br />
Personen, sondern auch an Worten.<br />
Um an historischer Stätte über das Gedenkjahr,<br />
aber insbesondere über die gemeinsame<br />
Zukunft zu diskutieren, trafen<br />
sich die drei Landeshauptleute von Tirol,<br />
Südtirol und dem Trentino, Günther Platter,<br />
Luis Durnwalder und Lorenzo Dellai,<br />
Demonstrierten bei der Dreierregierungssitzung Einigkeit (v.l.): die Landeshauptleute<br />
Lorenzo Dellai (Trient), Luis Durnwalder (Südtirol) und Günther Platter (Tirol).<br />
mit ihrer jeweiligen Regierungsmannschaft<br />
am 21. Februar auf Schloss Tirol.<br />
„Einen nachhaltigen Denkprozess“ einleiten<br />
wollen die drei Landesregierungen<br />
mit dem Gedenkjahr 2009. Dabei stünden,<br />
wie die drei Landeshauptleute betonten,<br />
drei Fragen im Mittelpunkt: Woher kommen<br />
wir? Wo stehen wir? Wo wollen wir<br />
- gemeinsam - hin?<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
„Tirol ist zwar nichts Besseres, sehr wohl<br />
aber etwas Besonderes“, stellte Landeshauptmann<br />
Luis Durnwalder gleich zum<br />
Auftakt der gemeinsamen Regierungssitzung<br />
klar. Die Frage nach dem Woher<br />
sei gleichzeitig auch eine Frage nach dem<br />
Tiroler Charakter, pflichtete sein Tiroler<br />
Amtskollege Günther Platter bei. „Tiroler<br />
Charakterzüge sind die Freiheitsliebe,
Fotos: Land Tirol/Andreas Fischer<br />
das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit“,<br />
so Platter. Auch der Tiroler Freiheitskampf<br />
von 1809 sei Ausdruck dieser<br />
Charaktereigenschaften gewesen. Das Gedenkjahr<br />
09 biete den Anlass, sich diesen<br />
Freiheitskampf in Erinnerung zu rufen.<br />
Lorenzo Dellai, Landeshauptmann des<br />
Trentino, forderte ebenso ein neues Aufbegehren,<br />
200 Jahre nach der Tiroler<br />
Volkserhebung. „Das Aufbegehren richtet<br />
sich heute gegen Gleichmacherei, gegen<br />
Zentralisierung und letztendlich gegen<br />
den Verlust unserer Identität“, so Dellai.<br />
Denn: „Unsere Identität steht nicht zur<br />
Disposition, stattdessen werden wir sie<br />
– auch in diesem Gedenkjahr – gemeinsam<br />
pflegen“, erklärte der Trentiner Landeshauptmann.<br />
Die Zukunft liegt in der Europaregion.<br />
Die zweite zentrale Frage, jene<br />
nach dem Status quo, nutzte Durnwalder,<br />
um auf den Wohlstand zu verweisen, den<br />
Tirol erreicht habe. „Tirol war nie ein<br />
reiches Land, durch Einsatz und Fleiß ist<br />
es uns aber gelungen, ein blühendes Land<br />
in der Mitte Europas zu schaffen.“ Womit<br />
man auch bereits bei der Frage nach<br />
der gemeinsamen Zukunft angelangt war.<br />
Gemeinsam wollen die drei Landesregierungen<br />
künftig die verschiedensten Themen<br />
angehen: die Unterstützung kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen, die Energie,<br />
den Verkehr, die Berglandwirtschaft, Forschung<br />
und Entwicklung, Bildung und<br />
Kultur. „Und nicht zuletzt die ländliche<br />
Entwicklung, das vielleicht zentralste Thema“,<br />
waren sich Dellai, Durnwalder und<br />
Platter einig. Und weiter: „Wir müssen dafür<br />
sorgen, dass der Übergang von einem<br />
Land ins andere, von einem Sprachraum in<br />
den anderen so harmonisch wie möglich<br />
erfolgen kann. Dies ist unsere europäische<br />
Aufgabe.“<br />
Letztendlich habe man ein übergeordnetes<br />
Ziel, betonte Durnwalder zum Abschluss<br />
der gemeinsamen Sitzung der Landesregierungen:<br />
„Wir haben eine lange<br />
gemeinsame Geschichte und wollen auch<br />
eine gemeinsame Zukunft haben. Eine<br />
Zukunft, die durch eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen den drei Landesteilen charakterisiert<br />
sein soll.” In diesem Sinne sei<br />
die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino<br />
ein Vorzeigemodell europäischen Zusammenlebens<br />
und der grenzüberschreitenden<br />
Kooperation. Als Beispiele führte Landeshauptmann<br />
Platter den Dreier-Landtag,<br />
gemeinsame Regierungssitzungen, das gemeinsame<br />
Vertretungsbüro in Brüssel und<br />
gemeinsame Initiativen in europäischen<br />
Gremien an. „Um gemeinsame Anliegen<br />
und Interessen durchzusetzen und zu behaupten,<br />
sind verlässliche Partner und Allianzen<br />
unabdingbar.“<br />
Dauerhaftes Nachdenken. Gedanken<br />
über die Tiroler Geschichte, über das<br />
Heute und die Zukunft sollen sich auch<br />
die Besucher der neuen Dauerausstellung<br />
„Helden & Hofer” im MuseumPasseier<br />
machen. Zur Eröffnung des von Josef<br />
Rohrer konzipierten Museumsparcours<br />
am Nachmittag des 21. Februars fanden<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
GEdEnkjahr<br />
Landeshauptleute und Kulturlandesräte auf Schloss Tirol (v. l.): Lr Franco<br />
Panizza, LH Lorenzo Dellai (Trient), LH Luis Durnwalder (Südtirol), Lrin Beate<br />
Palfrader, LH Günther Platter (beide Tirol), Lrin Sabina Kasslatter Mur (Südtirol).<br />
sich sehr zur Freude von Konrad Pfitscher,<br />
Bürgermeister von St. Leonhard in Passeier,<br />
politische und kulturelle Vertreter aus<br />
allen Teilen des historischen Tirols beim<br />
Sandwirt ein. In seiner Eröffnungsrede<br />
betonte der Südtiroler Landeshauptmann<br />
Luis Durnwalder den bleibenden Wert<br />
der Einrichtung: „Wenn wir nicht nur<br />
kurzfristige Initiativen zum Gedenkjahr<br />
starten, sondern ein dauerhaftes Nachdenken<br />
anregen wollen, dann braucht es auch<br />
bleibende Einrichtungen, wie es dieses<br />
Museum ist.“ Die beständige Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Geschichte<br />
solle sich vor allem an die Jugend richten.<br />
In der Tat ist es dem MuseumPasseier<br />
durch ein frisches, innovatives Museumskonzept<br />
gelungen, Andreas Hofer von sei-<br />
nen häufig verstaubten und festgefahrenen<br />
Darstellungen zu lösen. „Tradition mit<br />
Neuem zu verbinden war der Anspruch,<br />
den wir mit diesem Vorzeigeprojekt für<br />
das Gedenkjahr 2009 an uns selbst gestellt<br />
hatten”, erklärte der Obmann des Museums,<br />
Albin Pixner, sichtlich stolz vor der<br />
versammelten Festgemeinde. Der Tiroler<br />
Landeshauptmann ortete die Bedeutung<br />
der Figur Andreas Hofer in seiner Rede<br />
vor allem in den transportierten Werten.<br />
Dass Hofer die Gemeinschaft über das eigene<br />
Schicksal gestellt habe und mit dem<br />
Glauben an Gott und Vaterland handelte,<br />
darin ließen sich jene Grundwerte finden,<br />
die die Tiroler auch heute ausmachten, so<br />
Günther Platter. Eine stärker politische<br />
Interpretation der Geschehnisse von 1809<br />
nahm hingegen der Trentiner Landeshauptmann<br />
Lorenzo Dellai vor. „Kennzeichnend<br />
für den Tiroler Freiheitskampf<br />
von 1809 und kennzeichnend für das gesamte<br />
Tirol im Jahr 2009 ist das Streben<br />
nach Unabhängigkeit, der Wunsch nach<br />
Autonomie.” Deshalb biete die Vertiefung<br />
der Zusammenarbeit zwischen den drei<br />
Landesteilen heute die große Chance, die<br />
Autonomie weiter zu stärken – auch gegenüber<br />
Rom, Wien und Brüssel.<br />
Lebendiger Museumsparcours. Mit<br />
dem Ausbau der Ausstellungsfläche von<br />
100 auf 500 Quadratmeter - das Grundstück<br />
wurde vom Tiroler Adelsmatrikel
Foto: LPA/Pertl<br />
hofEr GEdEnkjahr<br />
zur Verfügung gestellt – entstand im MuseumPasseier<br />
ein vielfältiger und unterhaltsamer<br />
Parcours. Geschichtliche Fakten<br />
und internationale Zusammenhänge<br />
werden locker näher gebracht, gleichzeitig<br />
wird der Besucher<br />
aber auch<br />
zu kritischen<br />
Überlegungen<br />
angeregt.<br />
Für den Autor<br />
der Ausstellung, dem Meraner Josef Rohrer,<br />
ist der offene Zugang zu einem auch<br />
kontroversen historischen Charakter das<br />
Resultat einer intensiven, langfristigen<br />
Auseinandersetzung mit der Thematik:<br />
„Mit der Zeit habe ich eine wirkliche Be-<br />
ziehung zu Andreas Hofer aufbauen können,<br />
habe sogar Zwiegespräche mit ihm<br />
geführt“, so Rohrer. „Dies hat mir erst die<br />
Möglichkeit gegeben, seiner Figur und der<br />
damit verbundenen Geschichte gerecht zu<br />
werden.“<br />
Eingestimmt auf die neue Dauerausstellung<br />
zu Andreas Hofer werden die<br />
Besucher mit einem 15-minütigen Dokumentarfilm,<br />
der die wichtigsten Stationen<br />
im Leben Andreas Hofers skizziert.<br />
Er zeigt dessen Laufbahn vom Wirt und<br />
Viehhändler zum Landesregenten Tirols<br />
– bis hin zum Verzweifelten, der schließlich<br />
in Mantua erschossen wird. Am Ende<br />
steht die Frage: „Was, hätte sich Napoleon<br />
nicht ausgerechnet Hofer ausgesucht, den<br />
Anführer der Tiroler Aufstände, um mit<br />
seiner Hinrichtung ein Exempel zu statuieren<br />
und weitere regionale Aufstände<br />
in den zahlreichen europäischen Kriegswirren<br />
um 1810 zu unterbinden? Was,<br />
10<br />
wenn er Gnade hätte walten lassen?“<br />
Vom Filmraum führt der durchwegs viersprachig<br />
gehaltene Museumsparcours<br />
(deutsch, italienisch, englisch, französisch)<br />
über die Stube Hofers direkt ins Zentrum<br />
„Das Gedenkjahr gibt uns die Möglichkeit,<br />
das Einende vor das Trennende zu stellen.“<br />
Geehrt: Die drei Landeshauptleute Dellai, Durnwalder und Platter<br />
mit der Andreas Hofer Medaille der Gemeinde St. Leonhard.<br />
der großen europäischen Politik. Die Dominanz<br />
der Habsburger geht zu Ende,<br />
Napoleon zeichnet die Landkarte Europas<br />
neu. Als Tirol unter Bayern kommt,<br />
das einen modernen, zentral verwalteten<br />
Staat aufbauen will, prallen zwei Welten<br />
Foto: Land Tirol/Fischer<br />
aufeinander. Ohne Patriotismus und aus<br />
wechselnder Perspektive wird gezeigt, was<br />
die Tiroler dazu bewogen hat, gegen die<br />
Fremdherrschaft einen offenen Aufstand<br />
zu wagen. Nach dem Einzug Andreas Hofers<br />
als Landesregent in die Innsbrucker<br />
Hofburg folgen labyrinthartige Einblicke<br />
in die Überlegungen, vor allem aber in die<br />
innere Zerrissenheit des Sandwirtes. Er<br />
ist gefangen in der Geschichte und wird<br />
schließlich in Mantua erschossen. Ein<br />
Blick aus der Zelle auf Hofers „Letzten<br />
Brief“ und auf Defreggers Gemälde „Der<br />
letzte Gang“ zeichnen das Ende nach.<br />
Gerade im Anblick der ständigen Konflikte,<br />
Fehden und Notlagen, unter denen<br />
die europäische Bevölkerung vor 200<br />
Jahren zu leiden hatte, weiß der Trentiner<br />
Landeshauptmann Lorenzo Dellai die Gegenwart<br />
besonders zu schätzen: „Glücklicherweise<br />
haben wir die Ära der Nationalismen<br />
hinter uns gelassen und können<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
nun gemeinsam nach vorne blicken.“<br />
Heldenfabrik & Heldenhimmel. Der<br />
Tod Andreas Hofers allein, so wird im<br />
Museum deutlich, hat ihn noch nicht zum<br />
Helden gemacht. Erst die Instrumentalisierung<br />
seiner<br />
Figur brachte<br />
jenes Bild<br />
des aufrechten,<br />
f u r c h t l o s e n<br />
und vor allem<br />
radikal-patriotischen Volkshelden hervor,<br />
das in den vergangenen Jahrzehnten<br />
sein Image vorrangig prägte. Helden, so<br />
macht der letzte Abschnitt des Parcours<br />
deutlich, sind vielseitig verwendbar. Von<br />
Werbeträgern bis hin zur politischen<br />
LH Günther Platter bei der Eröffnung des MuseumPasseier: „Die<br />
Bedeutung Hofers liegt in den von ihm transportierten Werten.“<br />
Mobilisierung der Öffentlichkeit lassen sie<br />
sich überall dort einsetzen, wo eine Gesellschaft<br />
beeinflusst werden soll. „Unser<br />
Anspruch war es, nicht nur Hofer und die<br />
Geschehnisse von 1809 zu dokumentieren.<br />
Vielmehr haben wir versucht, sie in<br />
einem größeren, zeitgenössischen Kontext<br />
zu zeigen“, erklärt Josef Rohrer die<br />
Perspektive der Ausstellung. „Heldentum<br />
ist ein zeitloses Thema. Schon die Frage,<br />
warum wir Helden brauchen, setzt voraus,<br />
dass es Helden gibt.“ Damit unterstreicht<br />
der Museumsautor noch einmal, was im<br />
MuseumPasseier deutlich wird: Andreas<br />
Hofer ist ein Held, weil ihn sein Publikum<br />
als solchen wahrnimmt.<br />
Hätte sich Napoleon aber gnädig gezeigt,<br />
wäre Andreas Hofer zurückgekehrt auf<br />
seinen Hof und hätte weiter als Händler,<br />
Bauer und Familienoberhaupt seine Tage<br />
verbracht - dann gäbe es ohne den Helden<br />
aber wohl auch dieses Museum nicht.
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
GEDEnKJAHr-AUFTAKT: TiROL-ReGiON iM VORDeRGRuND<br />
Vorzeigemodell Europaregion Tirol<br />
Ein starkes Zeichen der Einheit<br />
wollten die Länder Tirol, Südtirol<br />
und Trentino zum Auftakt der<br />
Landes-Gedenkfeiern 2009 setzen: So<br />
schritten bei der traditionellen Kranzniederlegung<br />
am Andreas-Hofer-Todestag,<br />
dem 20. Februar, die Landeshauptleute<br />
Günther Platter, Luis Durnwalder und<br />
der Trentiner Kulturlandesrat Franco Panizza<br />
in Vertretung von Landeshauptmann<br />
Lorenzo Dellai gemeinsam zum Andreas-<br />
Hofer-Denkmal am Bergisel, um dem<br />
Volkshelden Ehrentribut zu zollen. Auch<br />
die Kulturlandesrätinnen sowie die Traditionsverbände<br />
zeigten ein Bild der Einheit,<br />
die sich wie ein roter Faden durch die<br />
Festveranstaltungen zieht. Ebenso wie das<br />
Bekenntnis zur Europaregion, in der Freiheit<br />
und Unabhängigkeit zu den höchsten<br />
Werten gehört, wie Diözesanbischof<br />
Scheuer beim anschließenden „Gottesdienst<br />
für die Heimat“ betonte. Auch die<br />
Messe zelebrierten Kirchenmänner aus<br />
der Europaregion, neben dem Innsbrucker<br />
Bischof standen unter anderem der<br />
Administrator der Diözese Bozen-Brixen,<br />
Josef Matzneller, und Prälat Martin Walch<strong>hofer</strong><br />
von der Erzdiözese Salzburg an der<br />
Kanzel. Ganz zum Gedenkjahr passend<br />
predigte Scheuer zum Thema „Freiheit<br />
und Glaube“: „Es ist ein Wert, sich für die<br />
Freiheit und Unabhängigkeit zu entscheiden<br />
und dafür auch zu kämpfen. Freiheit<br />
schließt Unabhängigkeit von fremden<br />
Machthabern ebenso ein wie innere Freiheit<br />
von herrschenden Meinungen und<br />
von den Zwängen der Strukturen.“<br />
Heimat als Hoffnungsträger. Auch<br />
bei der anschließenden Ehrenzeichen-<br />
Verleihung des Landes Tirol im Congress<br />
Innsbruck standen Werte im Vordergrund.<br />
Erstmals wurden heuer zu den aktuellen<br />
elf Geehrten auch Ehrenzeichenträger der<br />
früheren Jahre eingeladen und die Landeshauptleute<br />
Südtirols und des Trentino, um<br />
ein Fest über die Landesgrenzen hinaus<br />
GEdEnkjahr<br />
Freiheit, Heimat, Sicherheit und ein Modell der europäischen Zusammenarbeit von Tirol, Südtirol<br />
und dem Trentino standen im Mittelpunkt der offiziellen Startveranstaltungen im Gedenkjahr 2009.<br />
von Gloria Staud<br />
Vertreter der Europaregion: Bei der Kranzniederlegung am Bergisel demonstrierten LH Luis<br />
Durnwalder, Kulturlandesrat Franco Panizza und LH Günther Platter die Einheit der region.<br />
zu gestalten. LH Günther<br />
Platter betonte bei seiner<br />
Festrede die Möglichkeiten<br />
des Begriffes Heimat: „Ich<br />
wünsche mir Tirol als Heimat,<br />
die ihre Vergangenheit<br />
kennt, sich selbstbewusst in<br />
der Gegenwart erfährt und<br />
auch in der Zukunft der Ort<br />
sein will, an dem wir die<br />
Chance auf die Verwirklichung<br />
unserer Hoffnungen<br />
sehen – Heimat gibt Sicherheit,<br />
Selbstbewusstsein.<br />
Hier leben Solidarität, Gemeinschaft<br />
und Hoffnung.“<br />
Gleichzeitig sieht der Tiroler<br />
Landeshauptmann im Miteinander<br />
der Landesteile<br />
eine Chance, die Europaregion<br />
Tirol-Südtirol-Trentino<br />
als erfolgreichen Zukunftsraum,<br />
als Wirtschafts-, Kultur-<br />
und Lebensraum weiterzuentwickeln.<br />
„Wir sind<br />
einer der spannendsten Kultur-<br />
und stärksten Wirtschaftsräume Europas.<br />
Schon vor 200 Jahren haben wir gezeigt,<br />
dass wir gemeinsam auch gegen eine<br />
scheinbare Übermacht bestehen können.“<br />
Die Herausforderungen der heutigen Zeit<br />
bestünden darin, die gemeinsamen Projekte<br />
und die Europaregion Tirol auch der<br />
Bevölkerung näher zu bringen. „Wenn<br />
es uns gelingt, neben dem Brennerbasistunnel<br />
auch im Bereich der Energie und<br />
Ausbildung, im Technologietransfer und<br />
vielen anderen Politikerfeldern die Zusammenarbeit<br />
zu intensivieren und sehr<br />
konkrete Fortschritte für die Menschen<br />
spürbar zu machen, dann wird dieses Thema<br />
auch von den Köpfen der Menschen<br />
wieder in ihre Herzen vordringen.“<br />
Unter diesem Motto sollen die Veranstaltungen<br />
und Gespräche im Gedenkjahr<br />
2009 weitergeführt werden. Nach dem<br />
Nordtiroler Auftakt setzten die Landeshauptleute<br />
am 21. Februar in Südtirol die<br />
offiziellen Auftritte fort.<br />
11
Fotos: MuseumPasseier<br />
hofEr GEdEnkjahr<br />
JOSEF rOHrEr: DeR AuTOR DeR NeueN AuSSTeLLuNG iM MuSeuMPASSeieR<br />
„Heldentum hat wieder Konjunktur”<br />
Andreas Hofer und sein heutiger Stellenwert in Tirol machen es einem Museumsautor gewiss<br />
nicht ganz einfach, ihn einem möglichst breiten Publikum zu präsentieren. Josef Rohrer über<br />
seinen persönlichen Ansporn und über eine mögliche Bilanz nach ende des Gedenkjahres 2009.<br />
<strong>wia</strong>: Herr Rohrer, die Eröffnung des<br />
neuen Ausstellungsbereichs im MuseumPasseier<br />
ist nun erfolgreich bewältigt.<br />
Sind Sie zufrieden mit dem<br />
Resultat Ihrer Arbeit?<br />
Josef Rohrer: Vollkommen zufrieden ist<br />
man eigentlich nie, zumindest ich nicht.<br />
Natürlich überlegt man immer noch<br />
weiter, was besser hätte sein können. Im<br />
Großen und Ganzen aber denke ich, dass<br />
das Ergebnis doch gut ausgefallen ist.<br />
Bei Andreas Hofer handelt es sich ja<br />
nicht um einen unumstrittenen historischen<br />
Charakter. Wie haben Sie<br />
reagiert, als man die Konzipierung<br />
der Ausstellung an Sie herangetragen<br />
hat?<br />
12<br />
von Judith Inner<strong>hofer</strong><br />
Im ersten Moment bin ich eigentlich erschrocken.<br />
Andreas Hofer ist sicher eine<br />
schwierige Figur, eine Figur, unter der<br />
man auch gelitten hat. Vielen wurde eine<br />
Überdosis an Patriotismus verabreicht,<br />
deshalb war mein erster Gedanke eigentlich:<br />
schon wieder Hofer?<br />
Hatten Sie nie Angst davor, den heroischen,<br />
mutigen, patriotischen Hofer<br />
seinen vielen Anhängern nüchtern zu<br />
zeigen, ihn vielleicht sogar von seinem<br />
hohen Ross herunter zu holen?<br />
Angst hatte ich eigentlich nicht. Vielmehr<br />
waren es meine beiden Kinder, die entsetzt<br />
reagierten, als sie von diesem Projekt<br />
erfuhren. Ihre Ablehnung aber wurde für<br />
mich zu meinem persönlichen Ansporn.<br />
Ich wollte ihnen das Gegenteil beweisen,<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
ihnen zeigen, dass man auch einem Andreas<br />
Hofer auf interessante Weise begegnen<br />
kann.<br />
Der Parcours überlässt es dem einzelnen<br />
Besucher, sich ein Bild von<br />
Hofer zu machen und einen persönlichen<br />
Zugang zum Heldentum zu<br />
finden. Wie schwierig war es, dabei<br />
Ihre eigene Position zu relativieren?<br />
Damit hatte ich eigentlich keine Schwierigkeiten.<br />
Im Zuge der langen Auseinandersetzung<br />
mit Andreas Hofer habe ich<br />
eine Art persönlicher Beziehung zu ihm<br />
aufgebaut, die so weit geht, dass ich zuweilen<br />
sogar Zwiegespräche mit ihm führe!<br />
Dieser intensive Bezug hat mir dann die<br />
Möglichkeit gegeben, mich der Thematik<br />
unvoreingenommen zu nähern.
Was hat Sie dazu bewegt, ein bislang<br />
sehr stark regional interpretiertes historisches<br />
Geschehen von einem breiteren,<br />
internationalen Kontext aus zu<br />
beleuchten?<br />
Um Andreas Hofer gerecht zu werden,<br />
konnten wir es nicht nur bei der Darstellung<br />
seiner Figur und der Geschehnisse<br />
um 1809 belassen. Meine Mitarbeiterin<br />
bei der Planung, Marina Morard-Gremaud<br />
aus der französischen Schweiz, hat<br />
mir vor allem dabei geholfen, die Konzep-<br />
tion eines Tiroler Volkshelden von außen<br />
besser zu verstehen – die Schweizer scheinen<br />
schließlich mit Wilhelm Tell ein ganz<br />
ähnliches Problem zu haben.<br />
Heldentum, ein generell zeitloses Thema,<br />
hat gerade heute wieder Konjunktur. So<br />
stellten wir uns die Frage: Wieso brauchen<br />
wir Helden? In diesem Moment wird<br />
bereits klar, dass es Helden gibt. Deshalb<br />
geht es im MuseumPasseier nicht darum,<br />
ob Hofer ein Held ist – er hat sein Publikum<br />
und ist damit unbestreitbar ein ernst<br />
zu nehmender Held.<br />
Im heurigen Gedenkjahr sind Andreas<br />
Hofer und die Tiroler Freiheitskämpfe<br />
omnipräsent. Kann die<br />
Debatte auch über die unzähligen<br />
Initiativen dieses Jahres hinaus angeregt<br />
werden?<br />
Dazu stehe ich eher zwiespältig: Ich glaube,<br />
dass den Menschen im Gedenkjahr<br />
2009 fast zu viel Andreas Hofer verabreicht<br />
wird. In meinem Bekanntenkreis<br />
beispielsweise sind jetzt schon einige des<br />
Themas überdrüssig. Deshalb befürchte<br />
„Die lange Auseinandersetzung mit Andreas Hofer<br />
hat dazu geführt, dass ich zuweilen sogar<br />
Zwiegespräche mit ihm führe.“<br />
ich, dass der extreme Fokus auf 1809 zu<br />
eng gesetzt ist und mit der Zeit ermüdend<br />
wirkt, womit eigentlich genau das<br />
Gegenteil dessen erreicht wird, was man<br />
ursprünglich wollte. Indem das Museum-<br />
Passeier den Hofer wiederum loslöst vom<br />
Gedenkjahr und ihn in einen größeren<br />
Kontext stellt, der auch in zehn Jahren<br />
noch aktuell sein wird, denke ich allerdings<br />
schon, dass die Debatte damit langfristig<br />
angeregt werden kann.<br />
Danke für das Gespräch.<br />
Albin Pixner, Albert Pinggera und Josef rohrer (v.l.): „Das Museum relativiert<br />
Hofers heroischen Status und zeichnet ein zeitgemäßes Bild des Volkshelden.“<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
GEdEnkjahr<br />
1
hofEr GEdEnkjahr<br />
GEDEnKJAHr 2009: HeiMAT uNBeLASTeT DeFiNieReN<br />
Die Chancen einer<br />
region ohne Grenzen<br />
einen kritischen Blick auf die Geschichtsschreibung wünscht sich die Tiroler<br />
Bildungs- und Kulturlandesrätin Dr. Beate Palfrader. Das Gedenkjahr gebe die<br />
Möglichkeit, Antworten auf Fragen der Gegenwart und der Zukunft der europaregion<br />
Tirol zu finden. Durch die einbindung der Jugend in die Aktivitäten<br />
erhofft sich die oberste Kulturverantwortliche nachhaltige Bewusstseinsarbeit.<br />
Foto: Land Tirol<br />
1<br />
von Gloria Staud<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>wia</strong>: Frau LRin Dr. Beate Palfrader,<br />
bei der Eröffnung des Museums im<br />
Passeiertal bezeichneten Sie das Gedenkjahr<br />
2009 als „Gelegenheit für einen<br />
Rückblick in die Geschichte, eine<br />
aktuelle Standortbestimmung sowie<br />
einen Ausblick in die Zukunft.“ Wie<br />
definieren Sie diese drei Punkte?<br />
LRin Dr. Beate Palfrader: Bei dem<br />
Rückblick geht es um eine gemeinsame<br />
Rückbesinnung, mit der die Region Tirol<br />
Antworten auf Fragen der Gegenwart<br />
und Zukunft finden kann. Wir wünschen<br />
uns eine intensive Auseinandersetzung mit<br />
der Geschichte, die ja einen wesentlichen<br />
Bestandteil unserer Identität ausmacht.<br />
Wichtig ist dabei jedoch, die Historie mit<br />
einem gewissen Abstand zu betrachten.<br />
Mythen und Fakten müssen auseinander<br />
gehalten werden. Jedes Volk braucht Mythen.<br />
Doch wir müssen genau hinsehen:<br />
Wir hatten auch Niederlagen und Tiefen.<br />
Wenn man in Mythen verhaftet bleibt,<br />
fehlt der Blick für die Realität. Unsere<br />
Aufgabe ist es, herauszufiltern was uns erfolgreich<br />
bzw. auch erfolglos gemacht hat.<br />
Sie wünschen sich, dass im Gedenkjahr<br />
nicht die Heldenverehrung und<br />
Festkultur im Vordergrund stehen,<br />
sondern dass ein breiter gesellschaftlicher<br />
Prozess ausgelöst wird, der<br />
sich mit der Frage auseinander setzt,<br />
welche Erkenntnisse aus den historischen<br />
Konfliktmustern und ihren
Symbolfiguren für die Zukunft gewonnen<br />
werden können. Wie kann<br />
dieser Prozess vonstatten gehen?<br />
Das Gedenkjahr bietet uns einen Anlass,<br />
unseren Stolz als Europa-Region zu definieren.<br />
Die Frage ist: „Was bedeutet Tirolerin,<br />
Tiroler sein“? Bis in die 1980er Jahre<br />
wurden die Figur Andreas Hofer und die<br />
Ereignisse von 1809, die natürlich das Tiroler<br />
Bewusstsein sehr stark geprägt haben,<br />
stets mit der Teilung Tirols nach dem Ersten<br />
Weltkrieg verknüpft. Zum Glück hat<br />
sich das heute geändert, sowohl aufgrund<br />
der Autonomiebewegung in Südtirol, aber<br />
auch durch den Beitritt zur EU. Die positive<br />
Entwicklung der Europaregion Tirol<br />
trägt wesentlich zu dieser Entflechtung<br />
bei. Für uns ergeben sich heute besondere<br />
Chancen in einem der interessantesten<br />
Kulturräume Europas. Geblieben ist<br />
jedoch das Bekenntnis zur gemeinsamen<br />
Geschichte. Ich finde, wir haben heuer<br />
wirklich Grund zum Feiern. Schließlich<br />
leben wir in Tirol seit Jahrzehnten in Frieden.<br />
Inwieweit hat die 2008 gewählte neue<br />
Landesregierung ein Konzept von<br />
der vorherigen Regierung geerbt? Es<br />
gab ja bereits die Kampagne „Tirol<br />
steckt in dir“.<br />
Die alte Landesregierung hatte einige<br />
Grundzüge des Konzeptes festgelegt. Die<br />
Kampagne „Tirol steckt in dir“ war als<br />
Motivationskonzept im Vorfeld gedacht<br />
und hat sich auf Tirol beschränkt. Sie wurde<br />
im Herbst letzten<br />
Jahres in das Programm<br />
„Geschichte trifft Zu-<br />
kunft“ integriert, das<br />
alle Regionen umfasst.<br />
Wie sehen Sie die<br />
Rolle Andreas Hofers?<br />
Andreas Hofer war ein<br />
Mensch, der für seine<br />
Überzeugung eingetreten<br />
ist. Für seine Überzeugung nutzte er<br />
die Mittel seiner Zeit. Er kämpfte für die<br />
Freiheit aber auch für die kulturellen Eigenheiten<br />
des Landes, was ihn sicher zum<br />
Helden macht. Gleichzeitig müssen wir<br />
aber akzeptieren, dass er genau wie jeder<br />
andere ein Mensch mit Fehlern war.<br />
Kulturprojekte, politische Diskussi<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
GEdEnkjahr<br />
Museumseröffnung im Passeier: Für Tirols Kulturlandesrätin Dr. Beate Palfrader<br />
ist das Gedenkjahr eine Gelegenheit für eine Standortbestimmung Tirols.<br />
onen, Traditionsverbände: Es scheint,<br />
als ob sich auch heuer wieder nur<br />
jene Kreise mit der Geschichte auseinander<br />
setzen, die es bisher schon<br />
gemacht haben.<br />
Ich denke, Tirol bietet heuer ein sehr<br />
breites Programm, das nicht nur die traditionellen<br />
Zielgruppen anspricht. Natürlich<br />
setzen sich zahlreiche Kulturprogramme<br />
mit dem Geschehen von 1809<br />
auseinander, über 100 Projekte wurden<br />
allein in die Förderung des Landes Tirol<br />
aufgenommen, dazu gibt es noch zahlreiche<br />
weitere Veranstaltungen in den Be-<br />
„Mein persönlicher Begriff von ‚Heimat‘ ist ein<br />
Gefühl der Sicherheit, ‚Heimat‘ sind für mich auch<br />
die Menschen, die mir etwas bedeuten.“<br />
zirken. Ich denke, es ist auch ein Spiegel<br />
der Gesellschaft, wer sich wie mit dem<br />
Gedenkjahr beschäftigt.<br />
Besonders junge Menschen setzen<br />
sich kritisch mit Politik auseinander.<br />
Wie spricht das Gedenkjahrprogramm<br />
2009 die Jugend an?<br />
Die Jugend kann an die Thematik weit-<br />
aus unbelasteter herangehen. Die jungen<br />
Leute sind bereit, die Chancen der Europaregion<br />
zu nutzen. Durch die Einbindung<br />
der Jugend kann uns nachhaltige Bewusstseinsarbeit<br />
gelingen. Mit drei großen<br />
Projekten sollen die jungen Menschen<br />
angeregt werden: Ein Kreativwettbewerb<br />
lädt alle Jugendlichen zwischen zehn und<br />
20 Jahren ein, sich mit „Zukunft und Geschichte“<br />
auseinander zu setzen. Bisher<br />
sind rund 200 Einreichungen eingelangt,<br />
auf Bitte einiger Schulen haben wir die<br />
Einreichfrist bis 13. März verlängert. Der<br />
zweite große Schwerpunkt ist das Onlinequiz<br />
“syndrome09“,<br />
das in Zusammenarbeit<br />
mit Südtirol<br />
und dem Trentino<br />
läuft. Und schließlich<br />
gibt es noch einen<br />
Fotowettbewerb.<br />
Ich denke, die Einbindung<br />
der Jugend<br />
unterscheidet die<br />
heurigen Initiativen<br />
von den früheren<br />
Gedenkjahren. Mit neuen Anstößen aktivieren<br />
wir neue Multiplikatoren. Natürlich<br />
passiert auch im schulischen Bereich<br />
einiges, wir haben vor allem die Volksschulen<br />
angeschrieben und gebeten, dem<br />
Gedenkjahr einen besonderen Stellenwert<br />
einzuräumen. Schließlich steht die<br />
Geschichte Tirols auf dem Lehrplan der<br />
vierten Volksschulklasse. Der Fokus auf die<br />
1
hofEr GEdEnkjahr<br />
Foto: Land Tirol/Fischer<br />
Ein Held, aber auch ein Mensch mit Schwächen: Für Lrin Palfrader muss<br />
man Andreas Hofer in seiner Ganzheit sehen, im historischen Kontext.<br />
Jugend ist übrigens länderübergreifend,<br />
auch in Südtirol und im Trentino laufen<br />
zahlreiche Projekte für junge Menschen.<br />
Den zweiten Höhepunkt nach dem<br />
Todestag von Andreas Hofer am 20.<br />
Februar bildet der Festumzug im<br />
September. Warum wurde dieser<br />
Zeitpunkt gewählt?<br />
Der Festumzug findet traditionell um diese<br />
Zeit statt. Heuer setzt ein dreitägiges<br />
Festprogramm vom 18. bis 20. September<br />
einen besonderen Akzent. Ganz im Zeichen<br />
der Jugend steht der 19. September<br />
mit dem großen Jugendtag im Congress,<br />
der von Jugendlichen mit Jugendlichen<br />
für Jugendliche gestaltet wird. Bei dieser<br />
Veranstaltung findet auch die Prämierung<br />
der SiegerInnen des Kreativwettbewerbes<br />
statt. Auch beim traditionellen Festumzug<br />
am 20. September gibt es einen Fokus auf<br />
junge Menschen mit eigenen Jugendformationen<br />
der Traditionsverbände. Insgesamt<br />
erwarten wir rund 25.000 Teilnehmer.<br />
Begleitet wird das offizielle Programm des<br />
Landes Tirol von verschiedenen Aktivitäten<br />
des Stadtmarketing Innsbruck.<br />
Ein – wenn auch ziemlich untergeordneter<br />
– Themenkreis dreht sich<br />
heuer um Frauen im Jahr 1809. Gehen<br />
Ihrer Meinung nach die Frauen in<br />
der Geschichtsschreibung, aber auch<br />
in der aktuellen Würdigung unter?<br />
1<br />
Es gibt heuer einige Projekte zum Thema<br />
Frauen, etwa die Vortragsreihe des<br />
Juff-Frauenreferates, die Ausstellung in der<br />
Hofburg, ein Stück im Kellertheater oder<br />
den Roman von Jeannine Meighörner.<br />
In den Kämpfen von 1809 ging es um<br />
„Heimat“ und „Freiheit“. Wie definieren<br />
Sie heute diese Begriffe?<br />
Wie schon gesagt, wir haben heuer die<br />
einmalige Chance, Teil einer Region ohne<br />
Grenzen zu sein. Wesentlich ist es, die<br />
Grenzen in den Köpfen abzubauen. Wir<br />
müssen das Verbindende aufbauen und<br />
nicht das Trennende betonen. Mit dieser<br />
Einstellung können wir erfolgreich sein<br />
und es ist sicherlich Aufgabe des Gedenkjahres,<br />
dies aufzuzeigen. Auf den ersten<br />
Blick erscheinen Begriffe wie „Patriotismus“<br />
oder „Heimatliebe“ veraltet, doch<br />
sie sind heute brandaktuell. Für mich soll<br />
„Heimat“ nicht durch die Abgrenzung des<br />
Fremden definiert werden, sondern durch<br />
das Gefühl, irgendwo dazuzugehören.<br />
Mein persönlicher Begriff von „Heimat“<br />
ist ein Gefühl der Sicherheit, „Heimat“<br />
sind für mich auch die Menschen, die mir<br />
etwas bedeuten. Ich finde die Worte von<br />
Altbischof Reinhold Stecher sehr treffend:<br />
„Wenn man etwas hat, wie ein kleines<br />
Stück Welt, das von Liebe durchformt ist,<br />
dann hat man Heimat.“ Es ist ein Gefühl<br />
der Verbundenheit zur Gegend, aber auch<br />
zur Kultur, die schließlich einen Teil un-<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Die Jugend steht im Gedenkjahr 2009 im<br />
Zentrum: „Geschichte trifft Zukunft.“<br />
serer Identität ausmacht. Nicht umsonst<br />
sagt man auf Tirolerisch „es heimelet“.<br />
Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit<br />
mit Südtirol und dem Trentino?<br />
Ausgezeichnet! Mit meiner Südtiroler<br />
Kollegin Dr. Sabina Kasslatter Mur besteht<br />
ein intensiver Kontakt. Besonders in den<br />
Bereichen Kultur und Jugend arbeiten<br />
wir wirklich länderübergreifend. Bewusst<br />
haben bei den Auftaktveranstaltungen am<br />
Bergisel bzw. auf Schloss Tirol und im<br />
Passeiertal sowohl alle drei Landeshauptmänner<br />
als auch alle drei Kulturlandesräte<br />
teilgenommen. Mit dem Trentino kooperieren<br />
wir vor allem auf musikalischer<br />
Ebene und bei Bildungsprojekten, etwa<br />
mit einem Lehreraustausch-Projekt. Wir<br />
hoffen, dass sich diese Kontakte über das<br />
Gedenkjahr hinaus stetig weiterentwickeln.<br />
Wo liegt Ihr ganz persönlicher Berührungspunkt<br />
zum Gedenkjahr 1809?<br />
Wenn ich Zeit finde, darüber nachzudenken,<br />
stelle ich fest, dass die Werte, die<br />
damals wichtig waren, auch heute noch<br />
gültig sind: Freiheit, Unabhängigkeit, eine<br />
tiefe Verwurzelung zum Land, zu den Bergen<br />
und zur Tradition. Und dann spüre ich<br />
in mir einen starken Glauben an die Zukunft<br />
dieses Landes im Herzen Europas.<br />
Danke für das Gespräch.
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
GEdEnkjahr<br />
1
Foto: Marketinggesellschaft Meran<br />
hofEr GEdEnkjahr<br />
GEDEnKJAHr 2009: SüDTiROL WiLL BLeiBeNDeS ScHAFFeN<br />
neue Blicke auf Hofer<br />
2009 wiederholt sich zum 200. Mal das jährliche Gedenken an die Freiheitskämpfe<br />
am Bergisel. Dr. Sabina Kasslatter Mur, Landesrätin für die deutsche<br />
Kultur in Südtirol, will keine blinde Heldenverehrung, sondern in die Köpfe<br />
investieren und ist stolz, dass viel „von unten“ kommt.<br />
<strong>wia</strong>: Frau Landesrätin, wie stellt sich<br />
Sinn und Zweck des Gedenkjahres<br />
2009 aus Südtiroler Sicht dar?<br />
LR Dr. Sabina Kasslatter Mur: Im<br />
Gedenkjahr 2009 soll nicht die Heldenverehrung<br />
und Festkultur im Vordergrund<br />
stehen. Vielmehr geht es darum, sich produktiv<br />
mit der Vergangenheit, mit historischen<br />
Mustern und herausragenden<br />
Persönlichkeiten auseinander zu setzen.<br />
Am Beispiel Andreas Hofer sieht man,<br />
wie sehr Kultur und Politik miteinander<br />
1<br />
von Monika Pichler<br />
verwoben sind. 2009 wird sich die Kultur<br />
in verschiedenen Disziplinen mit einem<br />
politischen Prozess der Vergangenheit auseinander<br />
setzen. Diese Auseinandersetzung<br />
gelingt in der Gegenwart nicht immer<br />
bzw. sie ist nicht akzeptiert. Mein Wunsch<br />
ist, dass dies auch den Blick auf die Gegenwart<br />
schärft und uns zeigt, wie wir mit<br />
konfliktreichen Situationen besser umgehen<br />
können. Insofern soll die Beschäftigung<br />
mit Geschichte auch Gelegenheit<br />
zu einer Standortbestimmung sein und<br />
Fragen zur künftigen Entwicklung Südti-<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
rols in den Bereichen Kultur, Gesellschaft,<br />
Politik und Wirtschaft aufwerfen. Getreu<br />
dem Motto des Gedenkjahres: „Geschichte<br />
trifft Zukunft“.<br />
Welche Rolle spielt darin Andreas<br />
Hofer?<br />
Andreas Hofer spielte als Anführer der<br />
Freiheitskämpfe eine zentrale Rolle. Mit<br />
den Daten seiner Person hat das Gedenkjahr<br />
direkt nichts zu tun. Er selbst wurde<br />
am 22. November 1767 geboren und am<br />
20. Februar 1810 hingerichtet. Die Figur
Andreas Hofer steht aus historischer Sicht<br />
insofern im Mittelpunkt, da sie nach wie<br />
vor eine Symbolfigur ist. Wir sollten jedoch<br />
versuchen, Hofer mehr als handelnde<br />
Person seiner Zeit zu sehen. Welche<br />
waren die gesellschaftspolitischen und sozialhistorischen<br />
Voraussetzungen, die seine<br />
Entscheidungen bewegten? Wie wurde er<br />
im Laufe der Jahrhunderte zum Mythos<br />
stilisiert? Wie veränderte sich im Lauf der<br />
Zeit der Blick auf ihn? Ist Andreas Hofer<br />
heute noch ein Vorbild? Auf alle Fälle soll<br />
nicht allein der Rückblick auf Hofer und<br />
die Ereignisse seiner Zeit im Fokus stehen,<br />
sondern sie sollen Ausgangspunkt für eine<br />
Reflexion über Gegenwart, Zukunft und<br />
uns selbst in diesem Land sein.<br />
Welche Schwerpunkte setzt Südtirol<br />
im Gedenkjahr 2009? Und wie viele<br />
Mittel stehen dafür zur Verfügung?<br />
In Südtirol stehen die Initiativen und Vorhaben<br />
der zahlreichen Kulturträger des<br />
Landes im Vordergrund. Darauf, dass viel<br />
„von unten“ kommt, bin ich besonders<br />
stolz. So werden nicht nur diverse Vorhaben<br />
von landeseigenen Abteilungen und<br />
Körperschaften wie den Landesmuseen,<br />
dem Landesarchiv, der Landesbibliothek<br />
usw. umgesetzt, sondern auch die unterschiedlichsten<br />
Projekte von Traditionsverbänden,<br />
Kulturorganisationen, Vereinen<br />
und Einzelpersonen. Rund 90 Projekte<br />
davon werden mit einem Gesamtbudget<br />
von vier Millionen Euro vom Land gefördert.<br />
Welche Zielgruppen will man damit<br />
ansprechen?<br />
Es wird für jeden etwas dabei sein und diese<br />
Breite ist mir sehr wichtig. Hinweisen<br />
möchte ich insbesondere auf den Andreas-<br />
Hofer-Bus als „moderne Geschichtsvermittlung“:<br />
Der Bus mit Materialien über<br />
Andreas Hofer ist im Jänner 2009 beim<br />
Sandhof gestartet und fährt bis Feber 2010<br />
verschiedene Orte in Südtirol, Tirol, Trentino<br />
und Mantua an – all jene Stationen,<br />
an denen sich Andreas Hofer vor 200 Jahren<br />
aufgehalten hat. So kann Geschichte<br />
lebendig vermittelt und auch an Orte<br />
gebracht werden, in denen sonst keine<br />
besonderen Initiativen in Verbindung mit<br />
dem Gedenkjahr stattfinden. Und die Bevölkerung<br />
vor Ort wird angeregt, sich mit<br />
diesem interessanten Abschnitt der Tiroler<br />
Geschichte näher zu befassen.<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
Das Gedenkjahr wird nicht nur in<br />
Südtirol, sondern auch in Tirol und<br />
im Trentino mit zahlreichen Initiativen<br />
und Veranstaltungen begangen.<br />
Welches sind die Höhepunkte?<br />
Den offiziellen Auftakt zum Gedenkjahr<br />
bildet die gemeinsame Sitzung der drei<br />
Landesregierungen von Tirol, Südtirol und<br />
dem Trentino am 21. Februar auf Schloss<br />
Tirol. Im Juni wird die Herz-Jesu-Feier in<br />
Bozen und in allen Gemeinden Südtirols<br />
begangen, bei der ein gemeinsamer Hirtenbrief<br />
der vier Bischöfe von Südtirol, des<br />
Trentino, Tirols und Salzburgs vorgelesen<br />
Kulturlandesrätin<br />
Dr. Sabina Kasslatter Mur:<br />
„Das Gedenkjahr soll im<br />
Bewusstsein der Menschen<br />
etwas ändern, es soll<br />
nachhaltig wirken.“<br />
Foto: land Südtirol<br />
wird. 1796 legten die Tiroler Landstände<br />
nämlich angesichts der immer näher rückenden<br />
Truppen Napoleons ein Gelöbnis<br />
ab, künftig das Fest des Heiligsten Herzens<br />
Jesu alljährlich im ganzen Lande mit feierlichen<br />
Gottesdiensten zu halten. Am 13.<br />
und 14. Juni treten am Wiener Rathausplatz<br />
nach dem Motto „Tirol und Südtirol<br />
grüßen Wien“ die Regionen erstmals<br />
gemeinsam als Wirtschafts-, Forschungs-<br />
und Bildungsstandort auf. Einen weiteren<br />
Höhepunkt des Gedenkjahres bildet der<br />
große Landesfestumzug am 20. September,<br />
bei dem nicht weniger als 23.000<br />
Teilnehmer durch Innsbrucks Straßen ziehen<br />
werden. Der Tag davor hingegen steht<br />
ganz im Zeichen der Jugend.<br />
Wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />
zwischen Tirol, Südtirol und<br />
dem Trentino?<br />
Wir stehen im guten Einvernehmen und<br />
Kontakt mit Tirol und mit dem Trentino.<br />
Jeder Landesteil hat eigene Veranstaltungen<br />
und darüber hinaus gibt es verschiedene<br />
gemeinsame Veranstaltungen. Dazu<br />
zählen insbesondere die gerade genannten.<br />
Darüber hinaus gibt es zahlreiche<br />
GEdEnkjahr<br />
Vereine, vor allem die Traditionsverbände,<br />
die grenzüberschreitende Initiativen<br />
durchführen werden. Das sind gelebte<br />
Vorhaben, die mit Überzeugung von unten<br />
kommen und nicht von oben gelenkt<br />
sind. Um Doppelgleisigkeiten – inhaltliche<br />
wie zeitliche – zu vermeiden, haben<br />
wir auf der gemeinsamen Homepage der<br />
Länder Tirol, Trentino und Südtirol unter<br />
www.1809-2009.eu einen Veranstaltungskalender<br />
mit allen wichtigen Terminen<br />
zum Gedenkjahr eingerichtet. Wir werden<br />
auf eine territoriale und auf eine thematische<br />
Verteilung achten, damit den Men-<br />
schen das Gedenkjahr 2009 nicht schon<br />
im April zum Hals hinaushängt.<br />
Sowohl in Tirol als auch in Südtirol<br />
entstehen aus Anlass des Gedenkjahres<br />
neue Museen.<br />
Das Gedenkjahr ist nicht dazu da, schöne<br />
Reden zu schwingen, sondern um etwas<br />
Bleibendes zu schaffen. Neben der Koordination<br />
und der finanziellen Förderung der<br />
Initiativen übernehmen wir als Land im<br />
Gedenkjahr auch die Aufgabe, in Mauern<br />
und in Köpfe zu investieren. Mit Mauern<br />
meine ich die Erweiterung des Museums<br />
Passeier beim Sandwirt, das mit rund 2,2<br />
Millionen Euro eine unserer Hauptinvestitionen<br />
im Gedenkjahr darstellt.<br />
Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?<br />
Bisher ging es vor allem um das Leben<br />
Andreas Hofers und um die Tiroler Sicht<br />
der Dinge. Nun wird ein europäischer<br />
Blick auf Andreas Hofer möglich gemacht.<br />
Es geht also auch um eine Außensicht der<br />
Ereignisse und der Figur Hofers: Wie sahen<br />
ihn, außer den Tirolern und den Passeiern,<br />
die Engländer, die Franzosen, die<br />
1
hofEr GEdEnkjahr<br />
Bayern, die Preußen, die Österreicher und<br />
die Italiener? Das Museum Passeier löst die<br />
Rebellion von 1809 aus der gewohnten<br />
Innenschau und stellt sie in einen weiter<br />
gefassten, europäischen Kontext. In dieser<br />
veränderten Optik wird Hofer „zurechtgerückt“<br />
und von übertriebenem Patriotismus<br />
und blinder Heldenverehrung<br />
befreit.<br />
Sie haben auch von Investitionen in<br />
die Köpfe gesprochen. Woran denken<br />
Sie dabei?<br />
Was die restlichen Gelder betrifft waren<br />
wir darauf bedacht, in die Köpfe und<br />
nicht in die Mauern zu investieren. Kon-<br />
20<br />
kret bedeutet das den Start für die Institutionalisierung<br />
der Geschichtsforschung<br />
in Südtirol, die weniger weit gediehen ist<br />
als in Tirol und im Trentino. Es wird ein<br />
gemeinsames Geschichtsbuch für alle drei<br />
Sprachgruppen und unter der Leitung der<br />
Schulämter Tirols, Südtirols und des Trentino<br />
erscheinen. Aber es wird auch noch<br />
zahlreiche andere Publikationen, Vorträge<br />
und Diskussionsrunden geben, die darauf<br />
abzielen, das historische Wissen über<br />
Andreas Hofer und seine Zeit, das nicht<br />
immer besonders groß ist, in der Bevölkerung<br />
zu erweitern. Das Gedenkjahr soll in<br />
unserem Bewusstsein etwas ändern, es soll<br />
nachhaltig wirken.<br />
Andreas-Hofer-Denkmal in Meran: „Im Gedenkjahr haben wir die Chance, Vorurteile<br />
aus dem Weg zu räumen, und zwar bei allen drei Südtiroler Sprachgruppen.“<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Sinn des Gedenkjahres 2009 ist es<br />
auch, die Identifikation mit dem<br />
eigenen Land zu stärken. Wie kann<br />
das in Südtirol, wo drei verschiedene<br />
Sprachgruppen zusammen leben,<br />
passieren?<br />
Einer unserer Ansprüche ist gerade der,<br />
die gesamte Bevölkerung Südtirols miteinzubeziehen.<br />
Das Thema um Andreas<br />
Hofer und die Freiheitskämpfe soll nicht<br />
exklusiv der deutschen Sprachgruppe vorbehalten<br />
sein. Wenn es auch ein Thema ist,<br />
dass besonders von der deutschen Sprachgruppe<br />
„gefühlt“ wird. Doch auch für<br />
die ladinische Sprachgruppe – einschließlich<br />
der Gebiete des Fassatals, Ampezzos<br />
und Buchensteins, die damals noch Teil<br />
des historischen Tirols waren – sind die<br />
Freiheitskämpfe Teil ihrer Geschichte. Im<br />
Trentino hat sich die italienischsprachige<br />
Bevölkerung an der Verteidigung Tirols<br />
mit 18.000 Mann beteiligt. Diesbezüglich<br />
sehe ich für dieses Gedenkjahr die Pflege<br />
des gemeinsamen Kulturraumes, das Festigen<br />
von bereits bestehenden Beziehungen<br />
als zentrale Themen.<br />
Und wie sieht es mit den Italienern<br />
in Südtirol aus?<br />
Für die italienischsprachige Bevölkerung<br />
Südtirols soll das Gedenkjahr ebenfalls<br />
ein Anlass sein, sich mit der Geschichte<br />
unseres Landes zu befassen. Ich bin überzeugt,<br />
dass auch heute noch bei vielen die<br />
falsche Meinung herrscht, Andreas Hofer<br />
hätte gegen die Italiener gekämpft und<br />
sei von Italienern hingerichtet worden. In<br />
diesem Gedenkjahr haben wir die Chance<br />
und die Aufgabe, solche Vorurteile aus<br />
dem Weg zu räumen, und zwar bei allen<br />
drei Sprachgruppen. Wir sollten aber auch<br />
über die Grenzen des historischen Tirols<br />
hinausschauen, um unseren gemeinsamen<br />
europäischen Geist zu stärken.<br />
Was assoziieren Sie persönlich mit<br />
der Figur Andreas Hofer?<br />
Mir fallen zu Andreas Hofer Adjektive<br />
wie mutig, glaubwürdig, freiheitsliebend<br />
und aufrichtig ein. Ich sehe ihn als einen<br />
Menschen, der sowohl Stärken als auch<br />
Schwächen hatte, als einen, der zu seinen<br />
Fehlern gestanden ist – und der im Lauf<br />
der Geschichte auch oft missbraucht worden<br />
ist.<br />
Danke für das Gespräch.
Foto: Schloss Tirol<br />
Erstmals wird ab 13. März in einer<br />
Porträtausstellung auf Schloss Tirol<br />
eine Auswahl der Werke des<br />
in Vergessenheit geratenen Künstlers Leo<br />
Sebastian Humer der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht. Als einer der wichtigsten<br />
Vertreter der Neuen Sachlichkeit im<br />
Südtirol der zwanziger Jahre überrascht<br />
der Maler durch seine Vielfältigkeit.<br />
Der gebürtige Brixner studierte an der<br />
Akademie der Bildenden Künste in München,<br />
wo der Maler und Architekt Wilhelm<br />
Nicolaus Prachensky zu seinen Studienfreunden<br />
zählte, über den er auch regen<br />
Kontakt zur zeitgenössischen Kunstszene<br />
in Tirol pflegte. Die Jahre 1923 bis 1925<br />
verbrachte er im Künstlerumfeld seines<br />
Freundes Robert Du Park in Südtirol, auf<br />
Schloss Rubein in Obermais. Seine Porträtmalerei<br />
konzentrierte sich auf die Darstellung<br />
von lokalen sowie internationalen<br />
Vertretern des öffentlichen Lebens. Die<br />
neusachlichen Damenporträts, lieblichen<br />
Kinderporträts und aussagekräftigen Herrenporträts<br />
werden in der Ausstellung<br />
durch Archivalien, Zeitungsartikel und<br />
andere Raritäten aus Privatbesitz ergänzt.<br />
Dynamisches von Eduard Habicher.<br />
„Rosen aus Feilstaub: er-Findungen“<br />
nennt sich die Ausstellung von Eduard<br />
Habicher, die am 8. April eröffnet wird.<br />
Elegant schweben Eduard Habichers<br />
Stahlbänder im Raum, wie Stoffbänder im<br />
Wind. Dabei ist Stahl oder Eisen schwer,<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
SCHLOSS TIrOL: LANDeSMuSeuM FüR KuLTuR- uND LANDeSGeScHicHTe<br />
Persönlichkeiten auf Schloss Tirol<br />
aber unter der Hand des Künstlers gewinnen<br />
die Materialien Leichtigkeit und<br />
Eleganz. Habichers Welt vermittelt Bewegung,<br />
Veränderung, Dynamik. Seine Welt<br />
ist auch innerlich bewegt. Die Ausstellung<br />
ist in zwei Teile gegliedert: Die Modelle<br />
im Turm sind gestaltete Denkvorgänge, die<br />
vor Ort vielleicht Veränderungen erfahren,<br />
um mit der Umgebung in ein Zwiegespräch<br />
zu treten. Die große, umfassende<br />
Arbeit im Keller des Mushauses wurde eigens<br />
für diesen Raum entwickelt und ist<br />
Bestandteil der großen Sonderausstellung<br />
über zwei berühmte Tiroler Emigranten:<br />
den Orientalisten Jakob Philipp Fallmerayer<br />
und den Freiheitskämpfer und Lehrer<br />
des Tiermagnetismus Joseph Ennemoser.<br />
Ennemoser und Fallmerayer. Der<br />
Startschuss für die große Sonderausstellung<br />
„Für Freiheit, Wahrheit und Recht!“<br />
fällt am 27. Juni. Im Mittelpunkt steht die<br />
ereignisreiche Zeit in Tirol von 1809 bis<br />
1848/49. Verläuft die Kindheit Joseph Ennemosers<br />
(1787-1854) und Jakob Philipp<br />
Fallmerayers (1790-1861) noch in traditionellen<br />
Bahnen, brechen beide aus diesem<br />
vorgegebenen Muster aus: Sie verlassen<br />
Tirol, dem sie sich jedoch weiterhin verbunden<br />
fühlen. Ennemoser nimmt an der<br />
Seite Hofers an den Tiroler Freiheitskriegen<br />
teil. Als Arzt verschreibt er sich der<br />
Schule des Magnetismus. Zudem zeichnet<br />
er sich durch sein Engagement als Herausgeber<br />
der liberal gesinnten „Innsbrucker<br />
GEdEnkjahr<br />
im Blickpunkt des vielfältigen Ausstellungsprogramms 2009 steht der Südtiroler Künstler Leo<br />
Sebastian Humer ebenso wie die Mitstreiter Andreas Hofers Joseph ennemoser und Jakob Philipp<br />
Fallmerayer. Daneben gibt es Skulpturen von eduard Habicher zu sehen.<br />
von Monika Pichler<br />
Zeitung“ aus, mit deren Hilfe er den<br />
Kampf „Für Freiheit, Wahrheit und<br />
Recht!“ führt. Anders verläuft Fallmerayers<br />
Leben: Er beteiligt sich nicht am Freiheitskampf<br />
1809, sondern beginnt in diesem<br />
Jahr in Salzburg seine Studien. Sein ganzes<br />
Interesse gilt dem Orient, den er wiederholt<br />
bereist. Er ist ein kritischer, liberal gesinnter<br />
Zeitgenosse, der seine Meinungen<br />
pointiert in Zeitungsartikeln äußert. Beide<br />
verbringen maßgebliche Jahre ihres Lebens<br />
in München. Das erlaubt ihnen eine<br />
Sicht von außen auf Tirol. Was sie dabei<br />
zwischen 1809 und 1848/49 beobachtet<br />
haben, ist Thema der Ausstellung.<br />
Sonderaustellungen 2009<br />
Leo Sebastian Humer<br />
Die Wiederentdeckung eines<br />
Unbekannten<br />
vom 13. März bis 17. Mai 2009<br />
Rosen aus Feilstaub: erFindungen<br />
Habicher auf Schloss Tirol<br />
vom 8. April bis 30. Oktober 2009<br />
„Für Freiheit, Wahrheit und Recht!“<br />
Joseph Ennemoser und<br />
Jakob Philipp Fallmerayer<br />
vom 27. Juni bis 29. November 2009<br />
„Verbrannte Visionen?<br />
Die Hutterer“<br />
vom 3. September bis 29. November<br />
Öffnungszeiten:<br />
Vom 13. März bis 29. November 2009,<br />
von 10 Uhr bis 17 Uhr (im August bis<br />
18 Uhr); Montag Ruhetag;<br />
Sonderöffnungszeiten: Ostermontag,<br />
13. April und Pfingstmontag, 1. Juni<br />
Schloss Tirol<br />
Tel. +39 0473 220221<br />
info@schlosstirol.it<br />
www.schlosstirol.it<br />
21
Foto: <strong>wia</strong><br />
hofEr GEdEnkjahr<br />
GEDEnKJAHr 2009: DAS TReNTiNO AuF DeN SPuReN HOFeRS<br />
„Wir blicken<br />
richtung norden“<br />
Für Dr. Franco Panizza, Landesrat für Kultur, europäische Beziehungen und<br />
Zusammenarbeit der Autonomen Provinz Trient, ist das Gedenkjahr 2009 der<br />
Anlass, die europaregion zu stärken und Gemeinsamkeiten zu unterstreichen.<br />
Die Öffnung dem Trentino gegenüber ist für ihn Ansporn und Andreas Hofer<br />
ein Symbol für Heimatliebe.<br />
22<br />
von Monika Pichler<br />
Kulturlandesrat Dr. Franco Panizza: „Wir müssen verstärkt auf die Zusammenarbeit<br />
innerhalb der Europaregion setzen, auch um unsere Autonomie zu betonen.“<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>wia</strong>: Herr Landesrat, seit Sie im<br />
Herbst 2008 das Amt des Kulturlandesrates<br />
übernommen haben, hat<br />
man den Eindruck, dass die Initiativen<br />
zum Gedenkjahr 2009 auch im<br />
Trentino Schwung aufgenommen<br />
haben.<br />
LR Dr. Franco Panizza: Für mich hat<br />
sich mit der Übernahme des Kulturressorts<br />
ein lang gehegter Wunsch erfüllt. Während<br />
davor ausschließlich die Autonomisten die<br />
Sache vorangetrieben haben, gibt es heute<br />
im Trentino für Gesamttiroler Anliegen<br />
eine breitere Basis, allen voran mit der Unterstützung<br />
von Landeshauptmann Lorenzo<br />
Dellai. Das Trentino, Südtirol und Tirol<br />
glauben an die Europaregion. Eine Öffnung<br />
gegenüber dem Trentino ist spürbar.<br />
Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist<br />
gegeben, was früher nicht immer oder nur<br />
halbherzig der Fall war. Das ist das wirklich<br />
Neue. Südtirol stellt das Bindeglied<br />
zwischen Tirol und dem Trentino dar. Der<br />
Einrichtung „Europaregion“ wird mittlerweile<br />
mehr Gewicht gegeben. Ziel ist<br />
eine starke Region innerhalb Europas, die<br />
in den wichtigsten Themen wie Energie,<br />
Verkehr, Tourismus und Landwirtschaft<br />
mit einer Stimme spricht. Als Landesrat<br />
für Kultur, Europäische Beziehungen und<br />
Zusammenarbeit möchte ich auch die<br />
Bedeutung des Tirol-Hauses in Brüssel<br />
stärken. Es soll auch ein politisches Büro<br />
sein, ein Haus, in dem die Aktivitäten der<br />
drei Landesteile abgestimmt werden. Ich<br />
bin überzeugt, dass in puncto gemein-
same Strategie bereits große Fortschritte<br />
gemacht wurden. In Zukunft müssen die<br />
Möglichkeiten der Kooperation noch erhöht<br />
werden.<br />
Woran denken Sie dabei konkret?<br />
Konkret denke ich dabei an den Jugendaustausch,<br />
an Sprachkurse, an gemeinsame<br />
kulturelle Initiativen. Man muss die Sprache<br />
des anderen beherrschen, um sich begegnen<br />
zu können, man muss sich kennen,<br />
um gemeinsam etwas aufbauen zu können.<br />
Einen wichtigen Termin stellt zudem<br />
der Dreierlandtag dar, der Ende Oktober<br />
in San Michele all’Adige stattfinden wird.<br />
Wir müssen verstärkt auf die Zusammenarbeit<br />
innerhalb der Europaregion setzen,<br />
auch um unsere Autonomie zu rechtfertigen.<br />
Denn die Attacken aus Rom gegen<br />
den Föderalismus haben letzthin wieder<br />
zugenommen. Dem Zentralstaat muss klar<br />
gemacht werden, dass unser Land nicht<br />
umsonst über eine weitreichende Autonomie<br />
verfügt. Die Europaregion gilt es<br />
weiters zu stärken, um zu unterstreichen,<br />
dass wir uns von anderen Regionen unterscheiden.<br />
Daher ist für das Trentino klar:<br />
Unser Blick schaut in Richtung Norden.<br />
Die Bevölkerung des Trentino fühlt sich<br />
viel tirolerischer als man glauben möchte.<br />
Davon zeugen nicht nur viele Gebäude<br />
aus der Zeit der Monarchie und die Zeugnisse<br />
des Ersten Weltkriegs, sondern auch<br />
die Spuren, die Kaiser Maximilian I. und<br />
natürlich auch Andreas Hofer im Trentino<br />
hinterlassen haben.<br />
Wie ist es um das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
in der Europaregion<br />
bestellt?<br />
Wir müssen noch mehr in das Gefühl<br />
investieren, zu einer gemeinsamen Region<br />
zu gehören und Gemeinsamkeiten<br />
unterstreichen. Letztlich muss es so sein,<br />
dass wir uns alle im Trentino, in Südtirol<br />
und in Tirol wie zuhause fühlen. Gemeinsame<br />
Projekte sollen dazu dienen, eine<br />
gemeinsame Identität aufzubauen. Dazu<br />
gehören der Geschichteunterricht, aber<br />
auch gemeinsame Veranstaltungen und das<br />
Andreas Hofer im Trentino: „2009 wollen wir verstehen, was 1809 passiert ist und<br />
wessen wir gedenken. 2010 geht es um reflexion und den Ausblick in die Zukunft.“<br />
Kennenlernen des jeweils anderen Landesteils.<br />
In diesem Zusammenhang schlage<br />
ich vor, dass bei der Ehrenzeichenverleihung<br />
künftig auch verdiente Trentiner<br />
Persönlichkeiten ausgezeichnet werden.<br />
Über diesen Vorschlag möchte ich noch<br />
mit Landeshauptmann Günther Platter<br />
sprechen. Das wäre meiner Meinung nach<br />
eine Initiative mit Gewicht.<br />
„Andreas Hofer ist Symbol für viele Werte,<br />
die heute noch aktuell sind.“<br />
Ist der Umgang zwischen Tirolern,<br />
Südtirolern und Trentinern ungezwungener<br />
geworden?<br />
Ja. Diese Stimmung konnte ich bereits bei<br />
den Auftaktveranstaltungen zum Gedenkjahr<br />
im Februar in Innsbruck und im Passeiertal<br />
orten. Da waren alle drei Landesteile<br />
vertreten und so soll es auch am 19.<br />
April bei der Gedächtnisfeier der Wallfahrt<br />
von Andreas Hofer nach Sanzeno in die<br />
Kirche des Hl. Romedius sein. Wenn alle<br />
drei Landesteile vertreten sind, bedeutet<br />
das aber auch, dass wir die Europaregion<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
als zweisprachige Region sehen müssen.<br />
Heute ist es selbstverständlich, dass bei allen<br />
Gedenkjahr-Veranstaltungen nicht nur<br />
Vertreter aus Tirol und Südtirol, sondern<br />
auch aus dem Trentino präsent sind. Das<br />
Trentino wird als gleichwertiger Partner<br />
gesehen. Gewisse Ressentiments sind<br />
überwunden. Wir kennen uns mehr, wir<br />
trauen uns mehr, die Feinde befinden sich<br />
nicht mehr in der Nachbarschaft,<br />
sondern da draußen: in Rom, Wien,<br />
Brüssel, in der Globalisierung. Die<br />
Globalisierung zwingt uns, uns von<br />
den anderen zu unterscheiden. Sie<br />
fördert die Verwurzelung mit dem<br />
eigenen Territorium.<br />
Erhält der Begriff „Heimat“ im<br />
Gedenkjahr 2009 ein neues Gewicht?<br />
Das Jubiläumsjahr 1809-2009 bietet Gelegenheit,<br />
den Patriotismus zu stärken. In<br />
diesem Zusammenhang gefällt mir der<br />
Slogan „Tirol unser Land“ besonders gut.<br />
Die Tiroler sind stolz, diesem „Land im<br />
Gebirg’ anzugehören. Ein Land, das seit<br />
dem Landlibell von Kaiser Maximilian I.<br />
1511 das Recht zur Selbstverteidigung<br />
hat. Die Trentiner können sich von diesem<br />
Selbstverständnis noch eine Scheibe<br />
abschneiden.<br />
2
hofEr GEdEnkjahr<br />
Auch im Trentino werden aus Anlass<br />
des Gedenkjahres zahlreiche Veranstaltungen<br />
organisiert. Welches Ziel<br />
wird damit verfolgt?<br />
Das Motto des Gedenkjahres lautet „Geschichte<br />
trifft Zukunft“. Das heißt, dass<br />
das Gedenkjahr auch über das Jahr 2009<br />
hinaus eine nachhaltige Wirkung entfalten<br />
soll. Es müssen nicht viele Veranstaltungen<br />
sein, es kommt auf die Qualität an. Besonders<br />
hervorheben möchte ich die Gedenkfeier<br />
am 19. April im Wallfahrtsort St.<br />
Romedius mit einer Videoinstallation über<br />
die Wallfahrt Andreas Hofers und die beiden<br />
Versammlungen der Schützenkompanien<br />
in Bresimo am 26. April und am Ballino-Pass<br />
am 26. Juli. Schließlich handelt<br />
es sich für das Trentino eigentlich um zwei<br />
Gedenkjahre, 2009 und 2010. 2009 wollen<br />
wir versuchen zu verstehen, was 1809 eigentlich<br />
genau passiert ist und wessen wir<br />
gedenken. 2010 hingegen geht es um die<br />
Reflexion, um die Vertiefung und schließlich<br />
um den Ausblick in die Zukunft.<br />
Worin liegt die Bedeutung der Beschäftigung<br />
mit dem Volkshelden<br />
Hofer?<br />
Andreas Hofer hat zwei Gesichter: ein<br />
historisches und ein politisches. Historisch<br />
betrachtet steht die Erhebung des Tiroler<br />
Volkes 1809 im Mittelpunkt. Hier gibt es<br />
ein großes Studienfeld, in dem noch viel<br />
Arbeit auf die Historiker wartet. Politisch<br />
geht es um das Schützenwesen, um die<br />
Selbstverteidigung, den Kampf um die<br />
Freiheit und das Streben nach Autonomie.<br />
Der Begriff Freiheit ist ein großes Thema<br />
im Rahmen der 200-Jahr-Feierlichkeiten.<br />
Vor einigen Jahren wäre das in Italien noch<br />
eine Provokation gewesen. Heute kann es<br />
funktionieren.<br />
Für welche Werte steht Andreas Hofer<br />
in Ihrer persönlichen Sicht?<br />
Andreas Hofer ist ein Symbol für viele<br />
Werte, die heute noch aktuell sind. Für<br />
mich persönlich war Andreas Hofer einer,<br />
der an seine Heimat geglaubt hat und der<br />
bereit war, sein Leben dafür hinzugeben.<br />
Er besaß ein großes Charisma und war<br />
von einer tiefen Überzeugung getragen.<br />
Die Verteidigung der eigenen Heimat war<br />
sein höchstes Prinzip.<br />
Danke für das Gespräch.<br />
2<br />
Veranstaltungen vorgestellt<br />
„Trentiner sollen im Gedenkjahr ihre Geschichte kennen lernen“: Claudio Martinelli,<br />
Gianni Faustini, Lr Franco Panizza, Giuseppe Ferrandi und Alessandro Campera (v.l.).<br />
Das Gedenkjahr ist eine gute Gelegenheit,<br />
um die Zusammenarbeit<br />
zwischen Tirol, Südtirol und<br />
dem Trentino zu stärken und unsere Geschichte<br />
besser kennen zu lernen“, betonte<br />
Kulturlandesrat Franco Panizza Mitte Februar<br />
in Trient anlässlich der Pressekonferenz<br />
zu den Andreas Hofer Feierlichkeiten<br />
im Trentino. „Die Bevölkerung des Trentino<br />
soll verstehen, was sich damals ereignet<br />
hat und welche Auswirkungen diese Geschehnisse<br />
auf ihre Heimat hatten.“ Ein<br />
wissenschaftlicher Beirat bestehend aus<br />
je drei Historikern aus dem Trentino und<br />
Tirol unter dem Vorsitz von Monsignor<br />
Iginio Rogger und koordiniert vom Direktor<br />
der Stiftung „Museo Storico del<br />
Trentino“, Giuseppe Ferrandi, wurde von<br />
der Trentiner Landesregierung dafür bereits<br />
eingesetzt. „Unsere Aufgabe ist es,<br />
einerseits die historische Forschungstätigkeit<br />
und andererseits eine Reihe von Veranstaltungen<br />
zur Wissensvermittlung über<br />
diesen Abschnitt der Geschichte zu koordinieren“,<br />
betonte Ferrandi. Der Journalist<br />
und Historiker Gianni Faustini berichtete<br />
über die Einordnung Hofers in die italienische<br />
Geschichtsschreibung und die Bildung<br />
des Hofer-Mythos.<br />
Hofer im Trentino. In der Tat wird es<br />
auf Gemeinde- und Vereinsebene im Trentino<br />
zahlreiche Veranstaltungen zu Andreas<br />
Hofer und den Freiheitskämpfen von<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
1809 geben. „Andreas Hofer, der das Trentino<br />
und seine Bevölkerung gut kannte,<br />
kann uns mit seinen Werten als Bezugsperson<br />
dienen“, so Landesrat Panizza. Das<br />
Buch „Andreas Hofer Trentino“ von Graziano<br />
Riccadonna zeichnet die Aufenthalte<br />
Hofers in Welschtirol nach. Die<br />
wichtigsten Stationen waren Cles, Ballino,<br />
Fiavè, Ala und Mezzocorona. Zudem soll<br />
das Buch von Andreas Ober<strong>hofer</strong> „Weltbild<br />
eines ‚Helden‘ – Andreas Hofers<br />
schriftliche Hinterlassenschaft“ ins Italienische<br />
übertragen werden. Das Gedenkjahr<br />
bietet darüber hinaus Gelegenheit zur<br />
Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mantua.<br />
Dort wird Hofer alljährlich an seinem<br />
Todestag im Andreas Hofer Park gedacht.<br />
Laut Alessandro Campera, Präsident der<br />
„Circoscrizione Nord“, soll in naher Zukunft<br />
zudem ein Andreas-Hofer-Denkmal<br />
sowie eine permanente Andreas-Hofer-<br />
Ausstellung eingerichtet werden. Auch im<br />
Trentino ist die Umbenennung mehrerer<br />
Plätze in Andreas-Hofer-Platz geplant,<br />
unter anderem in Ballino am 26. Juli. „Geschichte<br />
braucht auch Zeichen“, so Panizza.<br />
„Wir möchten im Gedenkjahr einen<br />
starken Schwerpunkt auf die Geschichtsvermittlung<br />
legen, auf die Geschichte der<br />
Schützen und jene der Autonomie. Die<br />
Trentiner sollen verstehen, dass die Autonomie<br />
das Erbe aller ist“, schloss der Kulturlandesrat<br />
seine Ausführungen.
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
hofEr<br />
DAS GEDEnKJAHr 2009 IM TrEnTInO<br />
im Rahmen des Gedenkjahres organisiert das Trentino eine Reihe von Veranstaltungen.<br />
Andreas Hofer ist für<br />
viele Menschen ein<br />
Volksheld, wie auch<br />
der Tiroler Aufstand von<br />
1809 ein Volksaufstand war.<br />
Aus diesem Grunde haben<br />
auch die Feierlichkeiten, die<br />
zweihundert Jahre später in<br />
seinem Namen im Trentino<br />
organisiert werden, einen<br />
volkstümlichen Zuschnitt.<br />
Ohne dass es deshalb den<br />
historischen Debatten und<br />
Studienprojekten an der<br />
notwendigen wissenschaftlichen<br />
Strenge fehlen wird.<br />
Für uns ist das Gedenkjahr<br />
in zweifacher Hinsicht eine<br />
wichtige Gelegenheit: einerseits<br />
zur Erweiterung der Kenntnisse, vor<br />
allem der jungen Menschen, andererseits<br />
zur Stärkung des gemeinsamen Weges in<br />
einer Europaregion mit Südtirol und Tirol,<br />
mit denen wir das Projekt Geschichte<br />
Freitag, 27. März, ab 9.30 Uhr<br />
Politische Konflikte und gesellschaftlicher<br />
Wandel: die Hintergründe des<br />
Jahres 1809. Tagung koordiniert durch<br />
Marco Bellabarba und Brigitte Mazohl<br />
Ort: Stiftung Bruno Kessler – Trient<br />
Sonntag, 19. April<br />
Videoinstallation über die Wallfahrt<br />
von Andreas Hofer nach San Romedio.<br />
Durchgeführt von der Autonomen<br />
Provinz Trient, Stiftung Museo Storico<br />
del Trentino, Comprensorio Valle di Non<br />
und Padri Francescani Santuario San Romedio.<br />
Ort: Wallfahrtsort San Romedio<br />
Sonntag, 19. April<br />
Gedächtnisfeier anlässlich der Wallfahrt<br />
von Andreas Hofer nach San<br />
Romedio<br />
14 Uhr - Einzug der Schützenkompanien<br />
aus Alttirol und Bayern<br />
14.30 Uhr - Heilige Messe<br />
Ort: Wallfahrtsort San Romedio<br />
Bild aus „1809 - Andreas Hofer<br />
auf Ansichtskarten“ von<br />
Gaetano Sessa, Arca, 2008.<br />
Cover des Buchs „Andreas<br />
Hofer Trentino“ von Graziano<br />
riccadonna, Aut. Prov. Trient.<br />
trifft Zukunft teilen“: Mit diesen Worten<br />
präsentiert Franco Panizza, Landesrat<br />
für Kultur, Europäische Beziehungen<br />
und Zusammenarbeit sowie Koordinator<br />
der von der Autonomen Provinz Trient<br />
Samstag, 25. April, 20 Uhr<br />
Fachtagung zum Thema „Die Rolle<br />
der Bevölkerung und der Gemeinden<br />
im Aufstand von 1809“<br />
Teilnehmer: Alberto Mosca, Lorenzo<br />
Baratter.<br />
Ort: Gemeindehalle Bevia di Bresimo<br />
Samstag, 25. April, 21.30 Uhr<br />
Präsentation des Buches „La difesa<br />
territoriale nel distretto di Vezzano”<br />
von Osvaldo Tonina und Silvio Girardi<br />
Ort: Gemeindehalle Bevia di Bresimo<br />
Sonntag, 26. April<br />
MarcoPozzattiGedenkfeier<br />
9.30 Uhr Versammlung der Schützenkompanien<br />
aus Welschtirol<br />
10 Uhr Einzug der Schützenkompanien<br />
und der Musikkapelle<br />
10.30 Uhr Heilige Messe mit dem Chor<br />
„Viadana“<br />
11.30 Uhr Kranzniederlegung am Gefallenendenkmal<br />
Ort: Bevia di Bresimo<br />
GEdEnkjahr<br />
geförderten Veranstaltungen,<br />
das Programm für das Andreas-Hofer-Gedenkjahr<br />
2009.<br />
Die zahlreichen Termine auf<br />
einen Blick finden sich unter:<br />
www.1809-2009.eu.<br />
Besonders hervorzuheben sind<br />
die Termine am 19. April in<br />
San Romedio mit einer Videoinstallation<br />
und die beiden<br />
Versammlungen der Schützenkompanien<br />
in Bresimo (26.<br />
April) und am Ballinopass (26.<br />
Juli), den Orten, die für den<br />
Zug des Sandwirts von Passeier<br />
durch das Trentino von Bedeutung<br />
waren.<br />
4. – 26. Juli<br />
Ausstellung „Anno Nove: Andreas Hofer<br />
a Cles e nelle Valli del Noce 1809<br />
2009”, Gemeinde Cles<br />
Ort: Palazzo Assessorile – Cles<br />
Sonntag, 5. Juli<br />
AndreasHoferBus in Cles<br />
24. Juli 2009 bis 10. Januar 2010<br />
Ausstellung „Im Hoferjahr: Bevölkerung<br />
und Gesellschaft im Fleimstal“<br />
Ort: Palazzo Riccabona - Cavalese<br />
Sonntag, 26. Juli<br />
AndreasHoferBus in Fiavè/Ballino-<br />
Pass<br />
Sonntag, 26. Juli<br />
Benennung des Platzes in Ballino<br />
nach Andreas Hofer<br />
unter Teilnahme der Schützenkompanien<br />
aus Alttirol und Bayern<br />
2
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr Promotion<br />
HyPo Tirol Bank: KonjunKTuriniTiaTivEn<br />
kapital für Tirol<br />
Mit insgesamt 300 Millionen Euro leistet die Hypo Tirol Bank einen wichtigen Beitrag<br />
zur regionalen Konjunkturbelebung.<br />
Foto: Hypo<br />
landeshauptmann Günther Platter und Hypo Vorstand Hannes Gruber setzen<br />
sich gemeinsam für Tirols Wirtschaft ein.<br />
Gerade in Zeiten wirtschaftlicher<br />
Unsicherheiten braucht es Engagement<br />
und die Bereitschaft,<br />
neue Wege zu gehen. Als Bank des Landes<br />
unterstützt die Hypo Tirol Bank die Tiroler<br />
Bevölkerung und regionale Wirtschaft<br />
aktiv mit einer eigenen Wohnbauinitiative<br />
von 200 Millionen Euro und einem Kapitalpaket<br />
von 100 Millionen Euro für die Tiroler<br />
mittelständische Wirtschaft und den<br />
Tourismus. Mit diesen zwei Initiativen setzen<br />
wir als Landesbank genau dort an, wo<br />
am meisten bewirkt werden kann“, betont<br />
Vorstandsvorsitzender Dr. Hannes Gruber.<br />
„Als verlässlicher Partner der Wirtschaft<br />
und erfahrene Bank für Wohnraumfinanzierung<br />
sehen wir in diesen Bereichen den<br />
besten Weg, unseren Beitrag zur Konjunkturstärkung<br />
zu leisten“, so Gruber weiter.<br />
Auch Landeshauptmann Günther Platter<br />
begrüßt diesen Beitrag: „Tirol hat als<br />
eines der ersten Bundesländer bereits im<br />
Herbst ein umfassendes Konjunkturpaket<br />
geschnürt. Für das heurige Jahr stehen<br />
insgesamt 100 Millionen Euro zusätzlich<br />
bereit, um die Wirtschaft und den privaten<br />
Konsum im Land anzukurbeln. Gerade in<br />
26<br />
diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig,<br />
starke Impulse zu setzen. Wir wollen eine<br />
positive Stimmung fördern, die unsere<br />
Unternehmen weiterhin zu Investitionen<br />
ermutigt und den Konsum aufrechterhält.<br />
Insofern begrüße ich auch die Initiativen<br />
unserer Landesbank. Zielgerichtete Finanzierungsinstrumente<br />
sind ein wichtiger<br />
Beitrag für die Konjunkturbelebung im<br />
Land.“<br />
Geld für 2.000 private Wohnbau- und<br />
Sanierungsprojekte. Mit einer eigenen<br />
Wohnbauinitiative reagiert die Hypo<br />
proaktiv auf die Änderungen der Wohnbauförderung<br />
per 1. April 2009 und auf<br />
den Bedarf an günstigen und sicheren<br />
Finanzierungsmöglichkeiten zur Wohnraumschaffung<br />
und -sanierung. Insgesamt<br />
stellt die Hypo dafür 200 Millionen Euro<br />
bis 2010 zur Verfügung – ein Betrag, der<br />
gut 2.000 neue private Bau- bzw. Sanierungsprojekte<br />
ermöglicht. Aber nicht nur<br />
für Neubauten ist dieses Kapital gedacht,<br />
auch die Sanierung von Wohngebäuden<br />
soll damit unterstützt werden. Immerhin<br />
weisen 60 Prozent der bestehenden Objekte<br />
einen schlechten Baustandard gemäß<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
den Energieausweiskategorien auf.<br />
Günstigste Zinsobergrenze von<br />
5,25 Prozent. Obwohl aufgrund der<br />
aktuellen Wirtschaftslage von einem<br />
zurückhaltenden Investitionsverhalten<br />
ausgegangen wird, will die Hypo Tirol<br />
Bank gerade im Bereich des Wohnbaus<br />
ihren Marktanteil nicht nur halten,<br />
sondern sogar noch ausbauen. Dieses<br />
hochgesteckte Ziel soll mit attraktiven<br />
Finanzierungsprodukten zum Beispiel<br />
mit der günstigsten Zinsobergrenze<br />
am Markt und schnellen Entscheidungswegen<br />
erreicht werden. Dank<br />
dieser konkurrenzlosen Zinsobergrenze<br />
erhält der Kreditnehmer die Sicherheit,<br />
die maximal zu erwartenden Kreditkosten<br />
über die gesamte Laufzeit zu<br />
kennen. Daneben punktet die Bank<br />
mit einem flächendeckenden Netz aus<br />
bestens ausgebildeten Wohnbauspezialisten,<br />
die in allen 20 Geschäftsstellen<br />
Tirols ihr Know-how anbieten. Neben<br />
leistbaren Krediten bietet die Hypo Tirol<br />
Bank mit einer eigenen Informationstour<br />
gemeinsam mit dem Land Tirol umfassende<br />
Informationen zur Wohnbauförderung.<br />
Diese Informationstour startete am<br />
17. März und führt bis Mitte April durch<br />
alle neun Bezirke.<br />
„Fitnessprämie“ für Unternehmer<br />
und ihre Firmen. Unter dem Motto<br />
„Fit für die Zukunft“ werden zwei Leistungsschwerpunkte<br />
angeboten, die auf Investitionen<br />
im Bereich Energieeffizienz<br />
einerseits und Modernisierung andererseits<br />
abgestimmt sind. Aber nicht nur Firmen<br />
werden fit für die Zukunft gemacht,<br />
auch die Unternehmer selbst profitieren<br />
von diesem Angebot. Denn bei Finanzierungsprojekten<br />
ab 100.000 Euro umfasst<br />
dieses auch ein individuelles Fitnesspaket<br />
als Investitionsprämie für jeden Unternehmer,<br />
sich jetzt bestens für die Herausforderungen<br />
zu rüsten. Unterstützt wird diese<br />
Konjunkturinitiative für Firmenkunden<br />
zusätzlich von regionalen Informationsveranstaltungen,<br />
die am 31. März in Innsbruck<br />
starten und auch im Ober- und<br />
Unterland Halt machen.
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Gedenkjahr<br />
27
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
28<br />
Hofers frau: DiE wEiBlicHE SEiTE von 1809<br />
starkmutes Weib in<br />
andres schatten<br />
als historischen Skandal empfindet die Historikerin und journalistin jeannine<br />
Meighörner die Tatsache, dass bis heute kaum etwas über anna Hofer, geborene<br />
ladurner, die Frau des andreas Hofer bekannt ist. ihr roman „Starkmut“<br />
soll der starken „Hoferin“ ein Denkmal setzen. auch die Brixner Theatergruppe<br />
Dekadenz stellt heuer die Frau an Hofers Seite ins rampenlicht.<br />
von Gloria Staud<br />
Sandhof im Passeier, im Frühling<br />
1810. „Kurz vor ihrem fünfundvierzigsten<br />
Geburtstag beschloss Anna<br />
zu leben. Wirklich zu leben. Sonst könnte<br />
sie verharren auf ihrem Totenbett. So unbequem<br />
war das Sterben nicht. Andre<br />
hatte Recht gehabt. Doch sie würde sich<br />
nicht länger in ihr Schicksal fügen ... Sie<br />
würde dem Kaiser die Stirn bieten.“ Und<br />
so bestieg Anna Hofer, geborene Ladurner,<br />
die Witwe des Tiroler Oberkommandanten<br />
und vor einigen Wochen als Rebell<br />
in Mantua erschossenen Andreas Hofer,<br />
eine Kutsche und reiste nach Wien, um<br />
vom Kaiser Geld, Adelstitel, Würde und<br />
eine Art Rehabilitation zu ertrotzen. Für<br />
sich, für ihre Kinder und auch für den Andreas<br />
Hofer, der zwei Jahrhunderte später<br />
im Rampenlicht der Tiroler Öffentlichkeit<br />
steht. Doch wer kennt Anna Hofer?<br />
Wo sind die Zeugnisse über eine starke<br />
Frau, die bekanntlich immer hinter einem<br />
starken Mann steht; wo sind die Denkmäler<br />
für die 1765 im Etschtal geborene<br />
„Hoferin“? Über 60 Jahre lang lag sie in<br />
einem namenlosen Grab, dann „zierten“<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
ihr Grabmal bis 1998 ein schlichter Grabstein,<br />
auf dem nicht einmal ihr Adelstitel<br />
verzeichnet war, und jede Menge Unkraut.<br />
Ein historischer Skandal, befand die<br />
deutsche Journalistin und Historikerin mit<br />
Abschlüssen in Germanistik, Medienwissenschaft<br />
und Amerikanistik Dr. Jeannine<br />
Meighörner. Daher setzte sich die Frau<br />
des neuen Direktors der Tiroler Landesmuseen<br />
Gesellschaft vor gut zwei Jahren<br />
mitten im Umzug der vierköpfigen Familie<br />
zwischen Kofferauspacken und halbeingeräumter<br />
Wohnung in Innsbruck hin, um
dieser Anna Hofer ein Denkmal zu setzen.<br />
In literarischer Form: mit einem Roman<br />
über ein „Frauenleben zwischen Familie<br />
und Freiheitskampf“. Auf gut 200 Seiten<br />
bereitet sie der „starkmutigen“ Anna Hofer<br />
eine Bühne und stellt dem männlichdominierten<br />
Heldenbild der damaligen<br />
Zeit die weibliche Sicht des Kriegsgeschehens<br />
gegenüber. Jenseits von Mythos<br />
und Männlichkeitsriten. Fast aus<br />
Zorn darüber, dass Andreas Hofer<br />
auch im Ausland beinahe so<br />
bekannt und prominent ist wie<br />
Wilhelm Tell, doch die Frau an<br />
seiner Seite nicht. „Anna Hofer<br />
stand stets im Schatten. Marginale<br />
Erwähnungen schildern sie<br />
als keusches, treusorgendes Weib.<br />
Doch wenn Andreas Hofer unterwegs<br />
war – als Handlungsreisender<br />
und später im Kriegsgeschehen,<br />
leitete sie den Sandhof.<br />
Sie legte die Basis für Hofers<br />
Erfolge“, bewunderte Jeannine<br />
Meighörner von Anfang an die<br />
„Hoferin“ oder „Ladurnerin“.<br />
Der weibliche Teil der Geschichte<br />
wird zugedeckt.<br />
Voller Empörung schildert die<br />
geschichtsbegeisterte und –kundige<br />
Autorin, warum sie sich für<br />
einen Roman entschied: „Frauenleben<br />
war in jener Zeit nicht<br />
dokumentationswürdig. Es gibt<br />
nur Fragmente über das Leben<br />
der Hoferin, ein Teil der Aufzeichnungen<br />
dürfte auch vernichtet worden sein. Als<br />
Historikerin hat mich entsetzt, dass es kein<br />
Buch, keine Biografie über Anna Hofer<br />
gibt. Doch mit dem Material, das ich in<br />
Passeiertal, im Museum im Sandwirt, alten<br />
Zeitungen und Dokumenten aus dem<br />
Innsbrucker Ferdinandeum und anderen<br />
Unterlagen an historischen Belegen zusammengetragen<br />
habe, hätte ich maximal<br />
zehn bis zwanzig Seiten einer Biografie<br />
füllen können.“ So wählte Jeannine Meighörner<br />
die Romanform und weist im Vorwort<br />
ihres Buches darauf hin, dass sie Teile<br />
der Geschichte auf Vermutungen aufbaut<br />
– schließlich fehlen in der historischen<br />
Dokumentation oftmals Jahre. Der Roman<br />
„Starkmut. Das Leben der Anna Hofer“<br />
beginnt mit einer für die „Hoferin“<br />
sehr bezeichnenden Szene: Die Sandwirtin<br />
ist bereits eine alte Dame, als der Maler<br />
Friedrich Wasmann aus Deutschland, wo<br />
Foto: G.Hofer<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
die Andreas-Hofer-Mythologisierung ab<br />
den 1830er Jahren bereits voranschreitet,<br />
ins Passeier reist, um mit der Gattin des<br />
berühmten Kämpfers zu sprechen. Doch<br />
als der in schwarzer altdeutscher Tracht<br />
gekleidete Unbekannte die Hoferin mit<br />
hanseatischem Akzent anspricht, würdigt<br />
sie ihn keines Blickes und lässt ihn vom<br />
Hof werfen - hält sie ihn doch für einen<br />
protestantischen Missionar. Stolz, alt, widerborstig,<br />
so lässt Jeannine Meighörner<br />
die Sandwirtin dann auf ihr Leben zurückblicken.<br />
Starke Frau aus gutem Hause. Für die<br />
Autorin stellt sich zunächst die Frage: Wer<br />
ist diese Anna Ladurner? Warum heiratet<br />
sie den drei Jahre jüngeren Andreas Hofer,<br />
damals Sandwirt, Handelsreisender und<br />
Weinhändler auf einem völlig heruntergewirtschafteten<br />
Hof in St. Leonhard, der regelmäßig<br />
vom nahen Fluss überschwemmt<br />
wird? Anna Ladurner stammt aus einer<br />
alten, wohlhabenden Familie. Bis ins 12.<br />
Jahrhundert lässt sich der Stammbaum der<br />
Familie, die im Etschtal ansässig ist, rückverfolgen.<br />
Am Plonerhof in Algund wächst<br />
Anna mit 12 Geschwistern auf, die Familie<br />
lebt wohlhabend vom Weingut und dem<br />
Obstanbau. Wieso folgt die hübsche junge<br />
Frau ihm ins kalte, verschattete, verregnete<br />
Passeier auf einen verschuldeten Hof? Es<br />
muss wohl Liebe gewesen sein, meint die<br />
Autorin. „Andreas Hofer war, so kann man<br />
allen Quellen entnehmen, ein sehr schöner,<br />
charismatischer, humorvoller Mann.<br />
Durch seine Aufenthalte in Italien hatte er<br />
die ,bona figura’, das Fröhliche, Legere der<br />
italienischen Lebensart angenommen. Sicherlich<br />
gefiel Anna dieser redegewandte<br />
junge Mann, der seine Umgebung zu<br />
überzeugen wusste.“ Doch auch umgekehrt,<br />
so ist sich Jeannine Meighörner sicher,<br />
suchte sich der Sandwirt eine starke,<br />
reiche, ansprechende Frau zum Heiraten.<br />
Dass die Ehe mit einem Handelsreisenden<br />
kein Honiglecken bedeutete, spürt<br />
Anna in Jeannine Meighörners Buch bald:<br />
Der Ehemann ist gern und ständig unterwegs,<br />
als Handelsreisender sieht er oft<br />
wochenlang seine Heimat nicht. Während<br />
seiner Abwesenheit führt Anna das Wirtshaus,<br />
die Landwirtschaft und die Säumerei.<br />
Hier zeigt sich ihre Stärke, schließlich<br />
muss sie mit Lieferanten verhandeln, Gäste<br />
bewirten, sie versucht den heruntergekommenen<br />
Hof zu sanieren. Anna arbeitet<br />
hart! Sie gebiert sieben Kinder, von denen<br />
Gedenkjahr<br />
zwei noch im Babyalter sterben.<br />
Der Krieg trifft die Frauen immer<br />
noch brutaler. Mit dem Krieg steigt<br />
die Not am Sandhof. Andreas Hofer zieht<br />
auch noch die Knechte ab. Die Hoferin<br />
muss nicht nur um ihren Mann bangen,<br />
sondern auch um ihren Sohn, der eingezogen<br />
werden könnte. Durchwegs kritisch<br />
steht die Sandwirtin in dem Roman<br />
den Kämpfen gegenüber, schließlich sieht<br />
sie als Daheimgebliebene die negativen<br />
Folgen der Kampfhandlungen. Jeannine<br />
Meighörner zitiert die Friedensnobelpreisträgerin<br />
Alona Kimhi: „Wenn man unterdrückte<br />
Völker, bitterarme Gesellschaften<br />
ansieht: Immer geht es den Frauen noch<br />
schlechter als den Männern. Immer werden<br />
die Frauen noch brutaler ausgebeutet.<br />
Das Patriarchat sitzt tief. Und die Frauen<br />
nehmen es hin und tragen noch mehr. So<br />
sind wir Frauen.“ Besonders diesen Aspekt<br />
streicht die Romanautorin hervor:<br />
„Gerade im Gedenkjahr muss man auch<br />
die weibliche Seite der Freiheitskämpfe<br />
betrachten. Was bedeutet Krieg, wenn er<br />
in die Familie kommt? Er macht alles kaputt,<br />
was die Frauen bewahren wollen: Sie<br />
verlieren die Männer, die Söhne, oftmals<br />
Hab und Gut.“ Unter großen Entbehrungen<br />
schaffen die Frauen die Basis für<br />
die Männer: Sie halten die Wirtschaft aufrecht,<br />
bestellen die Felder, erhalten in diesen<br />
Zeiten die Familien. „Und wenn der<br />
Krieg vorbei ist, bauen sie die Wirtschaft<br />
und die Männer wieder auf. Es ist Zeit,<br />
die Geschichte so zu reflektieren, dass die<br />
Seite der Daheimgebliebenen, der Frauen<br />
endlich gewürdigt wird.“ Im Roman setzt<br />
sich Anna Hofer stark mit ihrem Mann<br />
und der Politik auseinander. Als zutiefst<br />
Gläubige verficht sie mit ihrem Mann die<br />
Idee, dass die Kirche und das Vaterland<br />
nicht durch die Franzosen reglementiert<br />
werden sollen. Doch die Hoferin sieht<br />
auch die falschen Einflüsterer, die Kriesgshetzer<br />
an Andreas Hofers Seite und warnt<br />
ihn – vergeblich.<br />
In den schwärzesten Stunden an<br />
Hofers Seite. Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten<br />
steht Anna Hofer zu<br />
ihrem Mann, ein weiterer Beweis für<br />
Jeannine Meighörner für die Stärke und<br />
Treue der Hoferin „Als Gefährtin eines<br />
Anführers war ihr Los schwerer als das anderer<br />
,Kriegsfrauen’. Von seinem Triumph<br />
fiel kein Glanz auf sie. Seine schwärzeste<br />
Stunde – die der Verhaftung – teilte sie<br />
29
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
mit ihm.“ Dramatisch schildert der Roman<br />
die Entscheidung Anna Hofers, ihrem<br />
Mann beizustehen. „Man muss sich<br />
vorstellen, dass die Hoferin freiwillig mit<br />
ihrem Gatten in Gefangenschaft ging. Im<br />
November 1809 kämpfte Andreas Hofer<br />
die letzten Schlachten direkt im Passeier.<br />
Als die Franzosen über den Jaufen<br />
kamen, flüchteten alle. Anna brachte ihre<br />
kleineren Kinder wahrscheinlich zu Hofers<br />
Schwester in Sicherheit und ging dann<br />
mit ihrem Sohn zu den Männern auf die<br />
Pfandler Alm – freiwillig. Im Roman stelle<br />
ich die Begebenheit sogar als ,Wandlung’<br />
dar, die Liebe kehrt zu Anna zurück und<br />
sie will ihrem Mann beistehen. Obwohl<br />
sich schon viele gegen ihn gewandt haben.<br />
Sie erlebt seine Verhaftung mit, sieht<br />
wie er gefoltert wird, schließlich trennen<br />
die Franzosen das Paar.“ Anna kommt in<br />
Haft nach Bozen, ihr Sohn ins Militärspital.<br />
Dank dem Einsatz von Bozner Bürgerinnen<br />
werden die Hoferin und ihr Sohn<br />
freigelassen. Andreas Hofer bringen die<br />
Franzosen nach Mantua, wo ihm der Prozess<br />
gemacht wird. Anna kehrt krank zum<br />
Sandhof zurück. „Nur der Gedanke, dass<br />
sie für ihre Kinder da sein muss, hält sie<br />
am Leben“, schildert die Buchautorin. Von<br />
der Erschießung ihres Mannes berichten<br />
ihr erst Wochen später Reisende – der<br />
Wiener Hof hatte es nicht für notwendig<br />
gehalten, sie zu informieren.<br />
Mutiges Aufbegehren und seine Spätfolgen.<br />
Dieser Affront bildet in Jeannine<br />
Meighörners Roman den Wendepunkt in<br />
Anna Hofers Leben. „Starkmutig“ begehrt<br />
die Hoferin auf: „Der Kaiser würde ihr den<br />
Tod ihres Mannes und die Zukunft ihrer<br />
Kinder teuer bezahlen müssen. Sie würde<br />
sich vom Seelenvernichter Krieg nicht ruinieren<br />
lassen! Aus der Dulderin war eine<br />
Jägerin geworden“, können die Leser im<br />
30<br />
Roman eine zweite Wandlung miterleben.<br />
Die deutsche Autorin schildert die<br />
Beweggründe, warum eine einfache Frau<br />
aus dem hintersten Passeier es wagt, dem<br />
Kaiser die Stirn zu bieten: „Die finanzielle<br />
Lage am Sandhof spitzte sich zu. Der Hof<br />
sollte gepfändet werden. Gleichzeitig änderte<br />
sich der politische Tenor an der Landesspitze.<br />
Kaiser Franz verheiratete seine<br />
Tochter mit dem Erzfeind. Für die Tiroler<br />
erschien dieser politische Schachzug<br />
sicher völlig absurd. Tief erschüttert vom<br />
Tod ihres Mannes, der wirtschaftlichen Situation<br />
und dem neuen politischen Klima<br />
sagte Anna Hofer: ,Es reicht’.“ So reiste<br />
die Rebellengattin, begleitet von Schützenmajor<br />
Josef von Morandell, nach<br />
Wien. Durchwegs in dem Bewusstsein,<br />
Jeannine Meighörner,<br />
Historikerin und romanautorin,<br />
setzt anna Hofer in<br />
ihrem roman „starkmut“<br />
ein literarisches Denkmal:<br />
„es ist ein historischer<br />
skandal, dass die Geschichtsschreibung<br />
diese<br />
frau nicht beachtet.“<br />
Foto: löwenzahn<br />
dass sie auf dem glatten politischen<br />
Parkett leicht ausrutschen konnte, ertrotzte<br />
sie sich eine Audienz beim Kaiser. „Anna<br />
hatte einen einzigen Trumpf: ihre auffällige<br />
Passeier Tracht. Tatsächlich zog die<br />
hohe blaue Fatzlhaube alle Blicke auf sich.<br />
Schon am ersten Tag heftete sich die Geheimpolizei<br />
auf ihre Fersen“, schildert der<br />
Roman den Auftritt der Hoferin in Wien.<br />
Der Kaiser empfängt sie rasch, muss er<br />
doch fürchten, dass auch die französischen<br />
Spione in der Stadt die selbstbewusste<br />
Sandwirtin entdecken, was zu herben Unstimmigkeiten<br />
mit dem neuen Friedenspartner<br />
führen könnte. Bei der Begegnung<br />
mit Kaiser Franz unterstreicht Roman-<br />
Autorin Jeannine Meighörner wieder den<br />
Mut der einfachen Passeier Wirtin: Kühl<br />
und knapp antwortet die Hoferin dem<br />
Staatsoberhaupt, schlägt das Angebot eines<br />
Hofes in Oberösterreich aus und ertrotzt<br />
sich eine zweite Begegnung. Auch wenn<br />
der Kaiser die Begegnungen nicht protokollieren<br />
lässt, die Frau als „Kuriosität“<br />
empfindet und die Audienzen als „zur<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Wissenschaft dienend“ abtut, Anna Hofer<br />
erhält letztlich was sie verlangt: jährliche<br />
Unterstützung für sich und ihre Kinder,<br />
die Absicherung der Ausbildung aller ihrer<br />
Sprösslinge sowie für alle den Adelstitel<br />
„Edle von Hofer“. Zufrieden reist die<br />
Ladurnerin zurück ins Passeier, führt dort<br />
den Sandhof weiter und verlässt nie wieder<br />
das Tal.<br />
Schon bald, so berichtet Historikerin<br />
Meighörner, beginnt Anna Hofer damit,<br />
Dinge ihres Gatten zu sammeln. So übergibt<br />
sie 1823 dem Tiroler Landesmuseum<br />
Unterlagen und Besitztümer von Andreas<br />
Hofer wie die berühmten grünen Damasthosenträger.<br />
Von ihr selbst waren bisher im<br />
Museum Passeier nur<br />
eine Fatzlhaube<br />
und ein Lesepult<br />
zu sehen.<br />
Systematisch,<br />
so meint JeannineMeighörner,<br />
wurde Anna<br />
ignoriert: „Die<br />
Rolle Andreas<br />
Hofers wurde<br />
im Passeiertal zunächst<br />
sehr kritisch<br />
betrachtet.<br />
So galt seine Frau<br />
sicher bei vielen<br />
als Verrätersgattin.<br />
Durch den Gang nach Wien hatte<br />
sich Anna ein bescheidenes Vermögen<br />
erstritten, das sicherlich viele der ‚Staudenvinschgerin‘<br />
neideten.“ Anna Hofer<br />
überlebte alle ihre Töchter, die Schwiegersöhne<br />
heirateten wieder. Wahrscheinlich<br />
deshalb erhielt die Hoferin nach<br />
ihrem Tod am Nikolaustag 1836 nur ein<br />
namenloses Grab am Friedhof von St. Leonhard.<br />
Dafür stand schon hier, sie war ein<br />
„starkmut“ Weib. Erst 1909 spendete das<br />
Land Tirol einen Marmorgrabstein mit<br />
der Aufschrift „Anna Ladurner, Andreas<br />
Hofers Weib“, ohne Adelstitel. Mit ihrem<br />
Roman möchte Jeannine Meighörner<br />
Anna Hofer im öffentlichen Bewusstsein<br />
verankern. „Die Frauen im 18. Jahrhundert<br />
haben gelebt wie die Viecher. Es gibt<br />
kein Denkmal, kein Orden. Ich hoffe, dass<br />
Anna Hofer und all die Frauen jener Zeit<br />
ab jetzt in ,Freiheit’ gewürdigt werden“.<br />
Anna Hofers Reflexionen. Die Erfahrung,<br />
dass die Frauen selbst im Gedenkjahr<br />
2009 weit hinten rangieren, machte
auch das Theater „Dekadenz“ im Südtiroler<br />
Brixen. Als der Südtiroler Theaterverband<br />
einen Autorenwettbewerb zum Gedenkjahr<br />
2009 ausschrieb, langte gerade<br />
einmal ein Stück über ein Frauenthema<br />
ein. Das Brixner Theater Dekadenz mit<br />
Regisseurin Ingrid Porzner suchte dieses<br />
Anna-Hofer-Stück von der Schriftstellerin<br />
Christine Plieger aus, um es als Eigenproduktion<br />
im heurige Jahr an den Mann/die<br />
Frau zu bringen. „Fein hätten wir’s haben<br />
können“, sinniert Schauspielerin<br />
Ingrid Maria Lechner als Anna<br />
Ladurner gemäß dem Titel in<br />
dem Stück des Brixners Theater<br />
Dekadenz. Die ursprüngliche<br />
Geschichte von Autorin Plieger<br />
versah die Theatergruppe mit<br />
einem zeitgenössischen Rahmen:<br />
Eine Journalistin gestaltet<br />
eine Radiosendung über Anna<br />
Ladurner. Damit schalten sich<br />
moderne Elemente wie Radioaufzeichnungen,Live-Aufnahmen<br />
von heute lebenden Frauen<br />
und zusätzliche Fundstücke, wie<br />
Briefe aus der Ladurnerzeit oder<br />
Arbeiten mit dem Laptop zur<br />
eigentlichen historischen Handlung<br />
hinzu. Die Theaterdarstellung<br />
setzt nach der Rückkehr<br />
Anna Ladurners aus Wien ein.<br />
Die Herausforderung für Regie<br />
und Schauspiel lag darin, den<br />
Rückblick Annas nicht als Jammerei<br />
darzustellen, sie aber auch<br />
nicht als Emanze falsch zu interpretieren.<br />
„Anna Ladurner war<br />
eine Unternehmerin, sicherlich<br />
eine starke, strukturierte und<br />
sehr intelligente Frau. Sie wollte<br />
das Unternehmen, also den Sandhof<br />
weiterführen und machte dabei Dinge,<br />
die aus heutiger Sicht manchmal schwer<br />
verständlich sind. Sie handelte sehr gerade,<br />
herb, nicht an der Vergangenheit hängend.<br />
Etwa als sie Fahnen zerschnitt und Teile<br />
verkaufte: Sie handelte aus der puren Not<br />
heraus“, erklärt Regisseurin Ingrid Porzner<br />
den Charakter der Hoferin.<br />
Zwiespältige Haltung zu Hofer. „Es<br />
war spannend, die Figur von Anna Ladurner<br />
eindeutig dramaturgisch zu gestalten.<br />
Etwa die Frage, warum heiratete die<br />
Algunderin den Hofer? Sicherlich gab es<br />
eine große Zuneigung, Anna war wohl<br />
auch fasziniert von der Stärke und dem<br />
Foto: SVP-Frauenbewegung<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
weltmännischen Auftreten des jungen<br />
Mannes“, berichtet die Regisseurin. „Im<br />
Stück zeigt Anna auch, wie stolz sie ist,<br />
so einen ,tollen Typen’, einen mächtigen<br />
Mann zu haben“, ergänzt Schauspielerin<br />
Ingrid Maria Lechner. Anna Ladurner<br />
dürfte eine sehr sesshafte, ruhige Person<br />
gewesen sein. Dennoch schwappt die Lebendigkeit<br />
von Andreas Hofer auf sie über.<br />
„Sie lädt ihre Schatten bei ihm auf“, charakterisiert<br />
Ingrid Porzner die Beziehung<br />
neu aufgelegt: Postkarte von anna und andreas Hofer.<br />
zwischen Anna und Andreas Hofer, die<br />
sich ihrer Meinung nach gut ergänzten.<br />
„Auch der gemeinsame starke Glauben<br />
verband die beiden“. Doch nach dem Tod<br />
ihres Mannes entfernt sich Anna gefühlsmäßig<br />
immer weiter von ihm, schildert das<br />
Stück. Hauptgrund dafür ist in der Theatergeschichte<br />
die – historisch nicht belegte<br />
– Geliebte von Andreas Hofer. „Während<br />
sich der Gemahl mit seiner Freundin in<br />
der Hofburg in Innsbruck als Landesregent<br />
ein schönes Leben machte, litt Anna<br />
im Sandhof unter den Kriegswirren und<br />
finanzieller Not“, schildert Regisseurin<br />
Ingrid Porzner. Schließlich klagt Ingrid<br />
Maria Lechner als Anna Ladurner Andreas<br />
Gedenkjahr<br />
Hofer an, dass er alles kaputt gemacht hat<br />
– das Land ebenso wie ihre persönliche<br />
Beziehung. „Wo hast du nur hingeschaut,<br />
wo hast du dein Herz gehabt? Deinen Verstand<br />
hast du dir mit dem vielen Schnaps<br />
weggesoffen. Aber dein Herz? Nichts ist<br />
uns geblieben“.<br />
Wie viel kostet eine Idee? „Die äußeren<br />
Umstände zwangen Anna Ladurner dazu,<br />
zu handeln und vom Kaiser Unterstützung<br />
zu ertrotzen. Bei aller Stärke zeichnen wir<br />
die Hoferin in durchaus widersprüchlichen<br />
Stimmungen. Die<br />
Zeit war auch so widersprüchlich<br />
und die Menschen wussten<br />
nicht, was sie glauben und denken<br />
sollten. Ständig änderten<br />
sich die politischen Situationen“,<br />
umfasst die Schauspielerin<br />
das Dilemma der damaligen<br />
Zeit. Für die Darstellerin der<br />
Anna Ladurner bietet sich damit<br />
die Möglichkeit, „verschiedene<br />
Seinszustände“ der Hoferin in<br />
theatralischer Form darzustellen<br />
und dabei auch Gemeinsamkeiten<br />
mit der Frau aus dem 19.<br />
Jahrhundert zu entdecken. „Damals<br />
setzen die äußeren Umstände,<br />
die Berge, die Religion,<br />
die sozialen Verhältnisse Grenzen<br />
für die Persönlichkeit. Heute<br />
liegen viele Beschränkungen in<br />
uns selbst und dem Kollektiv.“<br />
Anna Ladurner trägt im Stück<br />
die Ereignisse sehr schicksalsergeben,<br />
jedoch nicht wehmütig.<br />
Der Titel „Fein hätten wir’s haben<br />
können“ weist darauf hin,<br />
dass es auch anders sein hätte<br />
können. „Es ist ein Anstoß, darüber<br />
nachzudenken, dass wir gewisse Dinge<br />
jetzt tun sollten, statt sie auf später zu<br />
verschieben“, mahnt Ingrid Porzner den<br />
aktuellen Bezug ein.<br />
Die Gruppe Dekadenz ebenso wie Jeannine<br />
Meighörner wollen auf die andere,<br />
die weibliche Seite der Ereignisse im Jahr<br />
1809 hinweisen. „Letztlich geht es auch<br />
darum, zu fragen ,Was kostet eine Idee’“,<br />
fasst Anna-Darstellerin Ingrid Maria<br />
Lechner das Projekt zusammen.<br />
Mit diesen Ansätzen darf die Gestalt Anna<br />
Ladurner wohl langsam aus dem Schatten<br />
ihres Mannes heraustreten. Ob sich ihre<br />
Geschichte ebenso in den Köpfen der Bevölkerung<br />
festsetzt, bleibt abzuwarten.<br />
31
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
frauen 1809: ZwiScHEn MyTHEn unD wirKlicHKEiT<br />
spurensuche nach<br />
den stillen Heldinnen<br />
in den Tiroler Freiheitskriegen sollen sogar Frauen zu den waffen gegriffen<br />
haben. Doch Historiker und eine ausstellung in der Hofburg zeigen, dass der<br />
Großteil der Frauen vor allem gegen armut und Kriegselend kämpften.<br />
So manche „Heldenfrauen“Geschichte stellt sich als Mythos heraus.<br />
32<br />
von Gloria Staud<br />
Wenn dieses Land schon solche<br />
Frauen hat, wie müssen dann<br />
seine Männer sein? Dieses<br />
Zitat von Oberst Motolegiors, mit dem<br />
er 1809 aus Innsbruck an General Lefèbvre<br />
von den mutigen Landsleuten in Tirol<br />
berichtete, stellt Romanautorin Jeannine<br />
Meighörner in den Anfang ihres Romans<br />
„Starkmut“ über Anna Hofer. Im Gedenkjahr<br />
2009 brechen so manche Mythen und<br />
althergebrachte Einstellungen auf. Und so<br />
haben sich zahlreiche Wissenschaftler, Autoren,<br />
Schauspieler und auch Ämter vorgenommen,<br />
die Ereignisse von 1809 nicht<br />
aus der männlichen Perspektive zu reflek-<br />
tieren, sondern sich auch die Rolle der<br />
Frauen in jener Umbruchszeit zu vergegenwärtigen.<br />
Auch wenn zunächst scheint,<br />
dass die Frauen in der Geschichtsschreibung<br />
gänzlich vergessen wurden, gibt es<br />
beim genaueren Hinsehen doch einige<br />
„Geschichten“ von Frauen im Krieg.<br />
Wehrhafte Frauen von Adel bis zum<br />
Bauernstand. Eine dieser Historien fand<br />
sogar in dem neuen Kinderbuch „Als ich<br />
Ander Hofer traf“ von Sonja Ortner und<br />
Verena Wolf Eingang. „Sechster Traum,<br />
Sterzing 11. April 1809, die Bayern stehen<br />
vor Sterzing: ,Da wurden drei große<br />
Heuwägern herbeigezogen. Auch wenn<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
sonst überall Männer waren, wurden<br />
diese von Frauen gezogen. Sie fuhren<br />
direkt auf die Bayern zu.’“ Die Geschichte<br />
von den „Heumädchen von<br />
Sterzing“ findet sich auch in anderen<br />
Unterlagen, etwa auf der Homepage<br />
des Südtiroler Schützenbundes, die<br />
den „Frauen im Krieg“ ein eigenes<br />
Kapitel widmet. „Krieg ist Männersache<br />
– heißt es. Aber nicht in Tirol,<br />
denn das Wissen um die Pflicht der<br />
Verteidigung von Recht und Freiheit<br />
des Landes existierte nicht nur in den<br />
Köpfen der Männer, auch die Frauen<br />
beteiligten sich immer wieder aktiv“,<br />
kann man hier lesen. Die Homepage<br />
nennt auch als Namen der „drei mutigen<br />
Mädchen“: Elisabeth Gogl, Anna<br />
Zoderer und Maria Hofer. Sogar bildlich<br />
dargestellt wird Katharina Lanz,<br />
das „Mädchen von Spinges“, die 1797<br />
im Brixner Talkessel mit den Tiroler<br />
Schützen gegen die französischen<br />
Kampfverbände gekämpft haben soll.<br />
Auch aus den besser gestellten Kreisen,<br />
so berichtet die Schützen-Homepage,<br />
setzten sich Frauen für das Tiroler Vaterland<br />
ein. Baronin Therese von Sternbach<br />
habe durch „Wort und Schrift die eher<br />
gefügige Innsbrucker Bevölkerung unermüdlich<br />
zum Widerstand gegen die<br />
Bayern aufgerufen“. Dafür landete sie im<br />
August 1809 im Gefängnis in München,<br />
dies ist historisch belegt. Außerdem stellen<br />
die Schützen noch die Trentiner Gutsbesitzertochter<br />
Josephine Negrelli vor, über<br />
die laut der Homepage in einem Bericht<br />
an den k. und k. Intendanten Baron Hormayr<br />
geschrieben wurde: „Eine gewisse<br />
Josephine Negrelli, 18 Jahre alt, ist in
Mannskleidern mit den Schützen ausgezogen<br />
und die Weiber nahmen selbst eine<br />
Position, um Steine auf den Feind herabzurollen<br />
...“.<br />
Mythenbildung als Mobilisierungsstrategie.<br />
„Vieles Kriegspropaganda“,<br />
spricht Doz. DDr. Martin Schennach<br />
manchen dieser „Geschichten“ den Wahrheitsgehalt<br />
ab. Laut dem habilitierten und<br />
promovierten Mitarbeiter des Tiroler<br />
Landesarchives, der seit drei Jahren die<br />
historischen Nachlassquellen im Landesarchiv<br />
sowie das bayrische und französische<br />
Schriftgut durchforscht, um die<br />
„Revolte in der Region. Die Tiroler<br />
Erhebung 1809“ anhand der vorliegenden<br />
Unterlagen in einem gleichnamigen<br />
Buch zu dokumentieren,<br />
sind aufgrund der Aufzeichnungen<br />
in erster Linie unter anderem Josefine<br />
Negrelli und Therese von Sternbach<br />
und Katharina Lanz wirklich<br />
historisch belegt. „Die Geschichten<br />
von Frauen als Kämpferinnen müssen<br />
sehr kritisch betrachtet werden.<br />
Am Beispiel der ,Sterzinger Amazonen’<br />
kann man mitverfolgen, wie ein<br />
Mythos entstand. In den zahlreichen<br />
zeitgenössischen Unterlagen von<br />
1809 zu diesem Gefecht sind keinerlei<br />
Hinweise auf Frauenbeteiligung<br />
zu finden. Erst ab 1852 wird die<br />
Episode mit einer Frauenbeteiligung<br />
tradiert, wobei zunächst von einer,<br />
dann von zwei, schließlich von drei<br />
Kämpferinnen die Rede ist. Später<br />
erhalten die drei erhielten sogar<br />
Namen, die jedoch in den verschiedenen<br />
Unterlagen voneinander abweichen.“<br />
Nach Doz. DDr. Schennachs<br />
Aussagen würden kämpfende<br />
oder zumindest stark für den Aufstand<br />
engagierte Frauen sofort jedoch auch<br />
in den Aufzeichnungen der Bayern aufscheinendokumentiert<br />
sein. „Es gab militante<br />
einzelne Frauen wie Therese von<br />
Sternbach, die sowohl in den bayerischen<br />
bzw. französischen als auch im tirolischösterreichischen<br />
Schriftgut aufscheinen.<br />
So hat der österreichische Hofkommissär<br />
in den Unterlagen der Besatzer als auch in<br />
den Schriften von Hofkomissär Josef von<br />
Hormayr die Geschichte der Josefine Negrelli<br />
gefunden, und hat diese Geschichten<br />
sofort in seinen Proklamationen verbreitete.<br />
Das Bild der kämpfenden Frauen muss<br />
man dabei auch als taktischen Zug der<br />
Foto: Südtiroler Schützenbund<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Kriegsparteien sehen: Auf tirolisch-österreichischer<br />
Seite wird so vermittelt: Wenn<br />
sich schon Frauen am Krieg beteiligen,<br />
dann müssen ja die Männer erst recht zu<br />
den Waffen greifen. Es handelt sich also<br />
um eine Mobilisierungsstrategie.“ Der<br />
ehrenrührige Kontext zwinge die Männer<br />
quasi zum Kampf: „Wehrhaftigkeit wurde<br />
damals als ein wesentliches Element, ein<br />
Konstitutiv von Männlichkeit dargestellt.“<br />
Da die Mobilisierung bei den Tirolern<br />
zeitweilig nicht wirklich fruchtete, wurden<br />
ihnen die Frauen als Vorbild vor die Nase<br />
gehalten, um sie zu bewegen, ihr Vaterland<br />
Das „Mädchen von spinges“: katharina lanz.<br />
zu verteidigen. Auch die feindlichen Truppen,<br />
so berichtet der Historiker, setzten<br />
Mythen in Umlauf, dass selbst Frauen angreifen<br />
oder sogar furchtbare Gräueltaten<br />
begehen würden um das Männlichkeitsbewusstsein<br />
und damit den Kampfeswillen<br />
der Truppen neu anzufachen und um so<br />
die Wildheit der Aufständischen und die<br />
Entmenschlichung und Regellosigkeit der<br />
Kriegführung in Tirol zu illustrieren.<br />
Rückprojektion der „fürsorglichen<br />
Frau“. Selbstzeugnisse von Frauen im<br />
Krieg gibt es nur von Therese von Sternbach,<br />
ansonsten berichten einige Männer<br />
Gedenkjahr<br />
recht allgemein, etwa über die weibliche<br />
Mithilfe bei Steinlawinen oder Schanzarbeiten.<br />
Im Wesentlichen, so berichtet Doz.<br />
DDr. Schennach, kommen die Frauen<br />
in der späteren Geschichtsschreibung zu<br />
1809 vor allem. in drei Zusammenhängen<br />
vor: als „Helden-Frauen“ entweder als<br />
die Gattinnen von Kriegshelden wie etwa<br />
Anna Ladurner oder als selbst kämpfende<br />
Frauen wie Theresa von Sternbach und<br />
Josefine Negrelli, dann als Verwundeten-<br />
Versorgerinnen und als Personen, die die<br />
Aufgebote der Tiroler mit Lebensmittel<br />
versorgten. Diese vermeintlichen „Marketenderinnen“<br />
und Heilerinnen<br />
könne man jedoch gleich wieder ins<br />
Reich der Legenden verweisen, führt<br />
der Historiker aufgrund der Belege,<br />
die ihm vorliegen, aus. „Die medizinische<br />
Versorgung oblag männlichen<br />
Ärzten, Landbadern sowie den Militär-<br />
und Zivilversorgern in Spitälern.<br />
Marketender gab es ebenfalls nur in<br />
männlicher Form, es waren Wirte,<br />
Bäcker, Metzger und andere, die professionell<br />
die Truppen mit Nahrung<br />
versorgten.“ Das Bild der „fürsorglichen<br />
Frauen“ um 1809 entstand<br />
laut Dr. Schennach erst aufgrund<br />
von Rückprojektionen zu Ende des<br />
19. Jahrhunderts.<br />
„Für die Zeit um 1809 gibt es kein<br />
einheitliches Frauenbild. Wir finden<br />
hier ganz unterschiedliche Rollen<br />
und Interessenlagen der Frauen,<br />
je nach Stand. Adlige, Bäuerinnen,<br />
Mägde oder Taglöhnerfrauen erlebten<br />
gänzlich unterschiedliche Lebenssituationen<br />
und finanzielle Bedingungen“,<br />
umfasst der Mitarbeiter<br />
des Landesarchives die damalige<br />
„Frauenzeit.“ Natürlich hätten viele<br />
Frauen auf ihre Männer eingewirkt,<br />
nicht in den Krieg zu ziehen. Überlieferungsbedingt<br />
gäbe es darüber nur wenige<br />
Schriftquellen. Doch es gäbe wenig<br />
wie zum Beispiel private Briefe zwischen<br />
Eheleuten, Belege darüber, ebenso<br />
davon, dass die Frauen die Wirtschaften<br />
weiterführten. „Die prekären Lebenssituationen<br />
schildern allerdings zahlreiche<br />
Bittschriften von Frauen, deren Männer<br />
in Gefangenschaft waren. Hier liegen uns<br />
genügend Dokumente vor, beispielsweise<br />
Briefe an den König. Die supplizierenden<br />
Frauen stießen bei den Bayern auf offene<br />
Ohren und erwirkten die Freilassungen<br />
33
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
ihrer Männer.“<br />
Forschungsprojekte zu Einzelpersonen.<br />
Während der Großteil der Frauenschicksale<br />
somit undokumentiert blieb,<br />
würde sich die historische Forschung,<br />
so Doz. DDr. Schennach wiederum auf<br />
Einzelpersonen konzentrieren. Womit er<br />
sicherlich Recht hat. So setzen sich vier<br />
Forscherinnen mit den Biografien von<br />
Frauen im Freiheitskrieg auseinander, die<br />
bereits bekannt sind: Dr. Margareth Lanzinger<br />
und Dr. Raffaella Sarti arbeiten<br />
zu Katharina Lanz, dem „Mädchen von<br />
Spinges“. Über Giuseppina Negrelli, der<br />
kämpfenden Frau in Männerkleidung,<br />
forscht Prof. Dr. Cecilia Nubola, während<br />
Dr. Christine Roilo und Mag. Siglinde<br />
Clementi Material über Anna von Menz,<br />
die „Franzosenbraut“, zusammentragen.<br />
Die Innsbrucker Historiker Dr. Maria<br />
Heidegger nimmt die Adlige Therese von<br />
Sternbach ins Visier.<br />
Der Rolle zweier Adeliger bei den Geschehnissen<br />
um 1809 widmet das Südtiroler<br />
Schloss Wolfsthurn eine Sonderausstellung.<br />
Therese von Sternbach aus Mühlau<br />
bei Innsbruck, die 1820 von Kaiser Franz<br />
I für ihren mutigen Einsatz die goldene<br />
Ehrenmedaille erhielt, steht mit dem Offizier<br />
und Kaiserjäger Eduard von<br />
Sternbach, der 1823 bei der Überführung<br />
der Gebeine Andreas Hofers von<br />
Mantua nach Innsbruck beteiligt war,<br />
im Mittelpunkt.<br />
Die Rolle der „Marketenderinnen.<br />
Frauen in Traditionsvereinen“, die<br />
Historiker Schennach bereits angesprochen<br />
hat, hinterfragt das Südtiroler<br />
Forschungsprojekt der Historikerinnen<br />
Dr. Astrid von Schlachta<br />
und Dr. Ellinor Forster sowie der<br />
Ethnologin Dr. Elisabeth Tauber. Das<br />
Projekt kombiniert die historischen<br />
34<br />
Recherchen mit einer Feldforschung zur<br />
aktuellen Situation in Südtirol. Dabei geht<br />
es um gegenwärtige Praktiken in Schützenvereinen<br />
und die historische Praxis, die<br />
Rolle von Frauen im frühneuzeitlichen<br />
Söldnerwesen sowie die Beteiligung der<br />
Frauen an den antinapoleonischen Aufständen.<br />
entkräftet einige Mythen<br />
über die kämpfenden frauen,<br />
Dr. Martin schennach vom<br />
Tiroler landesarchiv: „einige<br />
Geschichten waren reine<br />
kriegspropanda, um die Männer<br />
zum kampf zu motivieren.“<br />
Foto: <strong>wia</strong><br />
Die Frauen im Hintergrund. Nicht<br />
nur das Frauenleben um 1809, sondern<br />
rund 200 Jahre weibliches Schicksal beleuchtet<br />
ab Juni die Ausstellung „Helden-<br />
Frauen - FrauenHelden. Kunst, Kultur<br />
und Geschichten von Frauen in Tirol“ in<br />
der Innsbrucker Hofburg. Kuratoriumsmitglied<br />
Dr. Petra Streng umreißt das Projekt,<br />
das sich um die drei Schwerpunkte<br />
Kunst, Literatur und Kulturgeschichte<br />
dreht: „Dem Ausstellungsteam war wichtig,<br />
einen Gegenpol zur Heldenverehrung<br />
und dem Männlichkeitsakzent zu setzen.<br />
Die über 1000 Quadratmeter große Ausstellung<br />
lädt zu einem Streifzug durch<br />
200 Jahre Frauenleben in Tirol ein. Dabei<br />
behandeln wir unterschiedliche Themenbereiche,<br />
durchwegs mit modernen Querverweisen:<br />
etwa das ,hässliche Frauenzimmer’,<br />
Schönheitsüberhöhung, Ankämpfen<br />
wider Norm und Alter. Gerade in diesem<br />
„frauenHelden - Heldenfrauen“in der innsbrucker<br />
Hofburg: 200 Jahre frauengeschichte.<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Bereich gibt es viel moderne Literatur,<br />
die sich stark mit der Körperlichkeit auseinander<br />
setzt. Das Phänomen Kleidung<br />
als Bedeutungsträger führt natürlich zum<br />
,Kampf um die Hosen’ und dem Mieder,<br />
das die Frauen einschnürte.“ Zugleich will<br />
die Ausstellung weggehen von den „Parade-Frauen“<br />
und zeigen, was die Frauen im<br />
Hintergrund machten. Die Kuratorinnen<br />
wünschen sich hier eine Ent-Mystifizierung<br />
der „kriegsbegeisterten“ Frauen,<br />
womit sich der Bogen wiederum über<br />
die napoleonische Zeit hinaus spannt bis<br />
hin zu Beispielen im Ersten und Zweiten<br />
Weltkrieg: „Die Kriegsproblematik soll<br />
in all ihren Facetten gezeigt werden“, so<br />
Dr. Streng. Überhaupt stellt das Jahr 1809<br />
nur einen Teilbereich der Ausstellung dar.<br />
Fragen wie Heiratspolitik, Unterdrückung<br />
der Frauen und Befreiungsschläge ziehen<br />
sich schließlich bis in die heutige Zeit<br />
herauf. Durchgängig stellt die Ausstellung<br />
zudem die Frage „Warum gibt es keine<br />
Heldenfrauen?“ und beleuchtet Alltagsleben<br />
ebenso Religion, Bildung, Sozialpolitik<br />
und Arbeitswelten der Frauen in den<br />
letzten 200 Jahren.<br />
Auch das offizielle Tirol nimmt sich des<br />
Frauenthemas heuer verstärkt an. Mit<br />
einem Vortrags- und Diskussionsprogramm<br />
widmet das Juff-Frauenreferat den<br />
stillen weiblichen Heldinnen heuer einen<br />
Schwerpunkt. Die Reihe „Geschichte<br />
trifft Zukunft. 1809 – 2009.FRAUEN.<br />
SICHTEN“ lädt zu Fachreferaten und<br />
Mitsprechen über Themen wie Männerbilder<br />
und Männerkrisen, Frauenrechten,<br />
der Frage warum die Zukunft weiblich<br />
ist, zu einer Stadtführung mit Per Pedes,<br />
der Besichtigung der Ausstellung „Hofer<br />
wanted!“ und vielem mehr ein. Das detaillierte<br />
Programm kann auf der Homepage<br />
unter www.tirol.gv.at/frauen abgefragt<br />
werden.<br />
Wie die Initiatorinnen der Ausstellung<br />
„HeldenFrauen-FrauenHelden“<br />
erklären, die Projekte, die sich mit<br />
dem Thema „Frauen um 1809“ auseinander<br />
setzen, wollen nicht nur historische<br />
Fakten auflisten und die<br />
weibliche Seite jener Zeit präsentieren.<br />
Sie möchten auch „gegen den<br />
Strich lesen, hinter die Spiegel schauen,<br />
quer zu den Rollen aufrollen.“<br />
Spannende Aussichten also für alle,<br />
die heuer das Motto „Geschichte trifft<br />
Zukunft“ wirklich ernst nehmen.
Foto: Holy<br />
Promotion<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Gedenkjahr<br />
VolksBank Tirol innsBruck-scHWaz aG – Der sTarke finanzParTner, GeraDe in scHWieriGen zeiTen:<br />
krisenfest & kerngesund<br />
Mit einem Kernkapital von rund 18 % ist die Volksbank Tirol<br />
Innsbruck-Schwaz AG nicht nur „kerngesund“, sondern<br />
auch für die Zukunft als krisenfeste und unabhängige Tiroler<br />
Regionalbank bestens gerüstet. Im Bild v.l.n.r.: Das erfahrene Volksbank-<br />
Vorstandstrio Mag. Anton Fuchs, KR Dr. Gerhard Schwaiger und Mag.<br />
Markus Hörmann.<br />
Durchschnittlich verfügen Österreichs Banken über eine Kernkapitalquote<br />
von rund 7 Prozent, wobei gesetzlich 4 Prozent vorgeschrieben<br />
sind. Während alle europäischen und österreichischen<br />
Großbanken versuchen, ihr Kernkapital mit Staatshilfe auf 9 Prozent<br />
zu erhöhen, um so wettbewerbsfähig zu bleiben, verfolgt die<br />
Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz AG als erfolgreiche Tiroler<br />
Regionalbank eine ganz andere Strategie.<br />
kerngesund<br />
Dazu Volksbank-Vorstand Mag. Anton Fuchs: „Unsere Kernkapitalquote<br />
liegt per 31. 12. 2008 bereits bei rund 18 Prozent. Das<br />
schafft Unabhängigkeit, Sicherheit und auch Freiraum, den wir<br />
ganz bewusst im Interesse unserer Kunden nutzen – für attraktive<br />
Angebote zum Anlegen und Finanzieren.“<br />
Sicherheit zählt<br />
Speziell für Firmenkunden wurde daher jetzt eine sicherheitsorientierte<br />
Finanzierungsform geschaffen, die neben einer langfristig<br />
- bis zu 20 Jahre - garantierten Zinsobergrenze auch absolute<br />
Top-Konditionen bietet. Dieser so genannte „Cap-Floor-Kredit“<br />
der Volksbank zählt damit sicherlich zu den besten und sichersten<br />
Finanzierungsinstrumenten, die der Tiroler Kreditmarkt derzeit<br />
Unternehmern zu bieten hat.<br />
Besten Konditionen<br />
Die variablen Kreditzinsen selbst sind dabei an einen Zinsindikator<br />
gebunden, wodurch gewährleistet wird, dass der Zinssatz auch<br />
während der gesamten Laufzeit attraktiv bleibt. Gehen die Zinsen<br />
nämlich - wie allgemein erwartet wird - weiter nach unten, nimmt<br />
man den Vorteil bis zur definierten Zinsuntergrenze voll mit.<br />
Maximal 5,5 Prozent<br />
Bei steigenden Zinsen greift bereits ab 5,5 Prozent die vereinbarte<br />
Zinsobergrenze. Dadurch hat man als Unternehmer eine fixe<br />
Kalkulationsbasis und kennt die maximale Ratenbelastung für die<br />
gesamte Kreditlaufzeit. Die maximale Effektivverzinsung für z. B.<br />
100.000 Euro bei 20 Jahren Laufzeit beträgt 6,1 Prozent pro Jahr.<br />
Zertifizierte Beratung<br />
Alle Firmenkunden-BetreuerInnen der Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz<br />
AG unterziehen sich übrigens jedes Jahr einer freiwilligen<br />
Prüfung, um ihre fachliche Beratungskompetenz immer<br />
wieder aufs Neue unter Beweis zu stellen. Volksbank-Vorstand<br />
seit vielen Jahren verfolgt die Volksbank Tirol innsbruck-schwaz aG eine qualitäts-<br />
und risikoorientierte Wachstumsstrategie. Vorstands-Vorsitzender kr Dr. Gerhard<br />
schwaiger bringt das Volksbank-erfolgsrezept auf den Punkt: „Vorort investieren,<br />
statt international spekulieren - die einlagen unserer kunden bleiben in Tirol und<br />
sichern vor ort arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum. Wir finanzieren damit ausschließlich<br />
kleine und mittlere unternehmen sowie den privaten Wohnbau in Tirol.“<br />
Mag. Markus Hörmann ist stolz auf diesen hohen Beratungsstandard<br />
in der Volksbank: „Diese Zertifizierung ist gleichzeitig ein<br />
Qualitätsversprechen und somit quasi eine Garantie für unsere<br />
Kunden, dass deren Investitionsprojekte nicht zu finanziellen Albträumen<br />
werden.“<br />
Top-Angebot<br />
Besondere Zeiten verlangen eben besondere Maßnahmen. Damit<br />
Tiroler Unternehmen auch 2009 ihre Projekte und Investitionen<br />
planmäßig realisieren können, setzt die Volksbank Tirol Innsbruck-<br />
Schwaz AG in Zeiten der globalen Finanzkrise und Konjunkturflaute<br />
mit diesem Top-Angebot ein starkes Zeichen am Tiroler<br />
Kreditmarkt. Nähere Informationen dazu gibt’s in allen Geschäftsstellen<br />
der Volksbank Tirol Innsbruck-Schwaz AG, unter der kostenfreien<br />
Business-Hotline 0800 / 82 84 765 oder bei Ihrem<br />
persönlichen Volksbank-Firmenkunden-Betreuer.<br />
35
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
anDreas Hofer: FrEiHEiTSKäMPFEr unD wErBEFiGur<br />
Vom feigenkaffee bis zum<br />
Jubiläumskäse<br />
andreas Hofer wurde immer wieder für werbezwecke vereinnahmt. Gerade im Gedenkjahr ziert<br />
das markante Gesicht des bekannten Tirolers wieder so manches Produkt. Dabei wird deutlich:<br />
Ein Markenartikel ist er heute vor allem noch für das Passeiertal, selten darüber hinaus.<br />
von Monika Pichler<br />
Foto: Tirol Milch<br />
Andreas Hofer war und ist eine Figur,<br />
die immer wieder für touristische<br />
Werbezwecke vereinnahmt<br />
wurde“, erklärt Thomas Ohnewein, Historiker<br />
und wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im „Touriseum“. Das in Schloss Trauttmansdorff<br />
bei Meran beheimatete Tourismusmuseum<br />
hatte bereits im Herbst<br />
2008 dem Thema „Andreas Hofer – ein<br />
Tourismusheld?“ eine eigene Tagung unter<br />
der wissenschaftlichen Leitung von<br />
Konrad Köstlin gewidmet. „Wir wollten<br />
nicht den klassischen, historischen Helden<br />
Hofer zeigen, sondern die ‚Werbefigur’<br />
Andreas Hofer untersuchen und die Auswirkungen<br />
ermitteln, die diese auf den<br />
heimischen Tourismus hatte und auch<br />
heute noch hat“, so Ohnewein. „Die Palette<br />
der abgehandelten Themen reichte<br />
36<br />
Die Tirol Milch hat 2009 den<br />
andreas Hofer käse lanciert.<br />
vom Andreas-Hofer-Bild in den Reiseführern,<br />
über Hofer in Film, Theater, Hofer<br />
als Souvenir, dem Schlachtentourismus<br />
Anno Neun bis hin zur aktuellen Rolle<br />
des touristischen Andreas Hofer.“<br />
Dass dieser nicht ganz ausgestorben ist,<br />
zeigen im angebrochenen Gedenkjahr<br />
2009 einige Beispiele, die exemplarisch<br />
für andere stehen: Ende März eröffnet im<br />
Passeiertal das Fünf Sterne Golf & Spa Resort<br />
„Andreus“ der Familie Fink-Dorfer,<br />
das nicht nur dem Namen nach auf Andreas<br />
Hofer anspielt. Auch auf der Homepage<br />
wird der Hotelstandort St. Leonhard mit<br />
dem „Geburtsort von Andreas Hofer“ näher<br />
definiert und Ausflüge auf die Pfandleralm<br />
und zum Sandwirt angeboten. Mit<br />
dem „Freiheitskämpfer Andreas Hofer“<br />
wirbt seit März auch die Tirol Milch. Ob-<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
jekt der Begierde, für das der „Held, der in<br />
den Befreiungskriegen von 1809 die Tiroler<br />
drei Mal siegreich zum Kampf gegen<br />
die Truppen Napoleons führte“, seinen<br />
Kopf hinhalten muss, ist eine fein-würzige,<br />
traditionelle Käsespezialität, der „Andreas<br />
Hofer Jubiläumskäse 1809-2009“. Aber<br />
auch ein Andreas Hofer Wein darf natürlich<br />
nicht fehlen. Aus diesem Grund hat<br />
die Burggräfler Kellerei zum Gedenkjahr<br />
eine Sonderabfüllung des „Meraner Schickenburg<br />
2007“ mit dem Abbild Andreas<br />
Hofers auf dem Etikett auf den Markt gebracht.<br />
Der dazu passende „Andreas Hofer<br />
Weinkäse“ stammt von der Passeirer<br />
Biokäserei, während die Feinbäckerei<br />
Kobler aus St. Leonhard für ihre süßen<br />
„Andreas Hofer Kugeln“ den berühmtesten<br />
Sohn des Tales als Namensgeber<br />
auserkoren hat.<br />
Dabei wird deutlich: Bis<br />
auf den Andreas Hofer<br />
Jubiläumskäse der Tirol<br />
Milch entstammen alle<br />
Initiativen der näheren<br />
Umgebung des Sandwirts,<br />
wohl um das<br />
Gedenkjahr touristisch<br />
Hofer als zinnsoldat: aus den souvenirläden<br />
ist der Volksheld verschwunden.<br />
Fotos: Touriseum
schlachtfeldtourismus: 1909 lockten<br />
die historischen stätten viele an.<br />
nicht ganz ungenutzt vorüberziehen zu<br />
lassen.<br />
69 Prozent der Touristen kennen Hofer.<br />
„Die Vermarktung Hofers fing nicht<br />
erst vor kurzem an, sondern begann schon<br />
am Ende des 19. Jahrhunderts“, weiß die<br />
Volkskundlerin und Kunsthistorikerin<br />
Barbara Stocker. „In einer Zeit, in der<br />
sich die Werbung an historischen Persönlichkeiten<br />
orientierte, entdeckte die<br />
Werbeindustrie auch Andreas Hofer.“ So<br />
kam Ende des 19. Jahrhunderts der Andreas<br />
Hofer Feigenkaffee auf den Markt,<br />
der das Bildnis des Sandwirts als<br />
Markenzeichen nutzte.<br />
Er wurde von einer<br />
österreichischen Firma<br />
aus Salzburg mit<br />
Hauptsitz in Freilassing<br />
hergestellt und fand vor<br />
allem in den Ländern<br />
der Donaumonarchie<br />
große Verbreitung. Erst<br />
1960 wurde die Produktion<br />
unter diesem<br />
Namen eingestellt. „In<br />
der zweiten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts nahmen<br />
die Produkte rund<br />
um Andreas Hofer ab,<br />
obwohl es immer wieder<br />
Anlässe gab, in denen der<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Volksheld wiederentdeckt wurde“, berichtet<br />
Stocker. „Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
werden Hofer Werbeartikel nur<br />
noch dort zum Verkauf angeboten, wo der<br />
Freiheitskämpfer touristisch vermarktet<br />
wird, wie zum Beispiel im Passeiertal.“<br />
Weder in Innsbruck noch in Meran, so<br />
habe ihre Befragung sämtlicher Souvenirläden<br />
im August 2008 ergeben, sei Andreas<br />
Hofer im Warenangebot enthalten. Hinzu<br />
kommt: Die Tourismuswerbung in Südtirol<br />
habe nie mit dem Wirt a u s<br />
dem Passeiertal geworben.<br />
Kennen die Südtirol-Touristen<br />
Andreas Hofer<br />
also überhaupt noch?<br />
Mit dieser Frage hat<br />
sich im Sommer<br />
2008 eine Umfrage<br />
von Brigitte<br />
Strauß und<br />
Thomas Ohnewein<br />
unter 167 Gästen in<br />
St. Leonhard in Passeier,<br />
Hafling, Brixen und im<br />
Ahrntal auseinander gesetzt. Das Ergebnis:<br />
94 Prozent der Urlaubsgäste<br />
aus Deutschland, 86 Prozent der Gäste aus<br />
Österreich sowie 54 Prozent der Gäste aus<br />
der Schweiz und der übrigen EU kennen<br />
Andreas Hofer. Bei der Gesamtheit aller<br />
Südtirol-Urlauber ergibt sich ein Bekanntheitsgrad<br />
von immerhin 69 Prozent.<br />
„Während Hofer den Urlaubern aus dem<br />
deutschsprachigen Ausland zu großen Teilen<br />
ein Begriff ist, haben nur 16 Prozent<br />
der Italiener je vom Passeirer Sandwirt<br />
gehört“, erklärt Thomas Ohnewein. „Interessant<br />
ist auch, dass ihn 52,4 Prozent der<br />
deutschsprachigen<br />
und 66,4 Prozent<br />
der italienischsprachigen<br />
befragten<br />
Hofer-Kenner als<br />
ausgesprochen positiv<br />
besetzten Akteur<br />
einstufen. Begriffe<br />
wie freiheitsliebend,<br />
gerecht, mutig und<br />
gläubig waren die<br />
am häufigsten genannten<br />
Attribute.“<br />
Markenartikel für<br />
das Passeiertal.<br />
Nicht nur bekannt,<br />
sondern auch positiv<br />
besetzt: Unter diesen<br />
Gedenkjahr<br />
Voraussetzungen würde einer Verwendung<br />
von Andreas Hofer als Werbeträger für den<br />
Tourismus nichts im Wege stehen. Dazu<br />
Frieda Raich, wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Institut für Regionalwirtschaft<br />
und Standortmanagement der Europäischen<br />
Akademie Bozen, die eine Fallstudie<br />
im Passeiertal durchgeführt hat: „Die<br />
Figur Andreas Hofer hat eine große Strahlkraft<br />
auch für den Tourismus. Allerdings ist<br />
er ein Markenartikel vor allem für seine<br />
engere Heimat. Für ganz Südtirol kann<br />
Andreas Hofer nicht als Werbeträger<br />
dienen. Im Passeiertal ist er<br />
hingegen ein Botschafter des<br />
Tales, ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
mit dem sich das Tal<br />
von anderen Urlaubszielen abheben<br />
kann.“<br />
Tiroler spielkarten:<br />
unter den historischen<br />
Motiven<br />
findet sich auch<br />
andreas Hofer.<br />
Hofer und der Tourismus<br />
Bereits während der Tiroler Erhebung<br />
von 1809 schauten insbesondere die<br />
Feinde Napoleons nach Tirol und beobachteten<br />
mit Respekt das „aufrührerische<br />
Völkchen“ in den Bergen. Der<br />
Widerstand des Bergvolks hat Großbritannien<br />
so sehr imponiert, dass einige<br />
Jahre später, 1820, in London sogar die<br />
englischsprachige Biographie „Memoirs<br />
of the life of Andrew Hofer“ von<br />
Charles Henry Hall erschien, die im<br />
Museum im Zeughaus in Innsbruck zu<br />
sehen ist. Auch hat der englische Poet<br />
William Wordsworth verschiedene Gedichte<br />
über den „Tyrolean Champion“<br />
geschrieben und auf diese Weise dazu<br />
beigetragen, Tirol bekannt zu machen.<br />
Doch damit nicht genug: Ungefähr zur<br />
selben Zeit machten sich die ersten<br />
Engländer auf, um sich dieses heldenhafte<br />
Volk einmal aus der Nähe anzusehen.<br />
Dass sie damit die ersten Touristen<br />
in Tirol waren und den Auslöser für die<br />
Entstehung eines der bedeutendsten<br />
Wirtschaftszweige des Landes darstellten,<br />
wissen nur wenige.<br />
37
Foto: Tiroler Sparkasse<br />
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr Promotion<br />
Tiroler sParkasse: älTESTE BanK DES lanDES SiEHT GrünDunGSauFTraG So aKTuEll wiE 1822<br />
Von Tirolern für Tiroler<br />
<strong>wia</strong> sprach mit Sparkassenvorstand Mag. Karl obenosterer über die historischen wurzeln und die<br />
Bedeutung der Geschichte für die Geschäftspolitik des Hauses noch heute. Der gebürtige lienzner<br />
sieht sich am Markt mit erstaunlichen Zuwachsraten bestätigt, was für die gelebten werte spricht.<br />
von Oliver Pohl<br />
Mag. karl obernosterer: „Wir wollen<br />
Hilfe zur selbsthilfe ermöglichen.“<br />
<strong>wia</strong>: Die Sparkasse Innsbruck-Hall,<br />
die im Volksmund „Tiroler Sparkasse“<br />
genannt wird, obwohl es sich<br />
dabei um die Summe aller Sparkassen<br />
in Tirol handelt, die im Landesverband<br />
zusammengeschlossen sind,<br />
ist mit dem Gründungsjahr 1822 das<br />
älteste Bankinstitut des Landes und<br />
ins Leben gerufen worden, als Tirol<br />
nach dem Aufstand 1809 wirtschaftlich<br />
sehr schlechte Zeiten erlebte. Was<br />
waren damals die Gründe, überhaupt<br />
eine Bank zu gründen?<br />
Mag. Karl Obernosterer: Die Gründer,<br />
allen voran Landesgouverneur Graf Chotek<br />
und der Innsbrucker Bürgermeister<br />
Dr. Riccabona, sammelten wohlhabende<br />
Gleichgesinnte um sich, um der Bevölkerung<br />
das zu ermöglichen, was später<br />
als „Spare in der Zeit, so hast Du in der<br />
Not“ zum geflügelten Wort der Sparkassen<br />
wurde. In den Texten zur Gründung<br />
steht, dass man „dem Fabriksarbeiter, dem<br />
Handwerker, dem Taglöhner, dem Dienstboten,<br />
dem Landmanne oder sonst einer<br />
gewerbfleißigen oder sparsamen minder-<br />
oder großjährigen Person die Mittel<br />
38<br />
an die Hand gibt, von ihrem mühsamen<br />
Erwerb oder ihren Ersparnissen von Zeit<br />
zu Zeit ein kleines Kapital zurücklegt, solches<br />
in späteren Tagen zur Begründung<br />
einer besseren Versorgung, zur Aussteuer,<br />
zur Aushilfe in Krankheit, im Alter oder<br />
zur Erreichung eines löblichen Zweckes<br />
zu verwenden“.<br />
Das klingt auch heute noch aktuell.<br />
Sparen und Vorsorgen, Förderung der<br />
Wirtschaft und die Gemeinnützigkeit sind<br />
unverändert unsere Anliegen seit fast 200<br />
Jahren. Diesen Werten fühlen wir uns verpflichtet<br />
und deshalb mitverantwortlich<br />
für unsere Region, dem Großraum Innsbruck.<br />
Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe<br />
ermöglichen. Deshalb sehen wir unsere<br />
Aufgabe darin, den Gewinn zu optimieren<br />
und nicht zu maximieren, was seinen Niederschlag<br />
auch in der gemeinnützigen Tätigkeit<br />
wie zum Beispiel im Bau der Innsbrucker<br />
Handelsakademie fand und heute<br />
im Kultursponsoring oder der Gestaltung<br />
des Sparkassenplatzes als Eislaufplatz für<br />
die Bevölkerung findet. Gute Werke zu<br />
tun, ist die Aufgabe der Stiftung Tiroler<br />
Sparkasse, die unser Eigentümer ist. Die<br />
Mitarbeiter der Sparkasse erwirtschaften<br />
die Gewinne, um das tun zu können.<br />
Der Gründungsidee entspricht auch<br />
die 2. Österreichische Sparkasse?<br />
Ja, hier stellen wir Menschen, die sonst keine<br />
Bankverbindung haben können, weil<br />
sie in Not geraten sind, unsere Dienste<br />
gratis zur Verfügung. Dieses gelebte soziale<br />
Engagement unterstreicht auch, dass unsere<br />
Mitarbeiter dort kostenlos arbeiten, um<br />
der Stigmatisierung, kein Konto zu haben,<br />
entgegenzuarbeiten. Wir machen das ganz<br />
bewusst, weil es die Marke Tiroler Sparkasse<br />
stärkt und unterstreicht, dass für uns<br />
der Mensch mehr zählt als der Werbegag.<br />
Wie definieren Sie in der heute krisenhaften<br />
Situation, wo laufend von<br />
Kreditklemme die Rede ist, ihre Po-<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Gründervater der sparkasse: landesgouverneur<br />
Graf karl chotek, 1783-1868.<br />
sition als Tiroler Sparkasse?<br />
Wir tun uns wahrscheinlich leichter, weil<br />
wir immer schon Geld für die Tiroler zur<br />
Verfügung gestellt haben. Dabei hilft uns<br />
die jahrzehntelange Erfahrung im Retailgeschäft.<br />
Durch unser Geschäftsmodell<br />
haben wir weniger Refinanzierungsprobleme,<br />
weil die Einlagen der Sparer die<br />
Basis der Kredite unserer Kunden bilden.<br />
Wie ist die Tiroler Sparkasse heute<br />
aufgestellt?<br />
Fast jedes zweites Tiroler Klein- oder<br />
Mittelunternehmen hat eine Verbindung<br />
zu uns und wir verzeichnen schöne Zuwachsraten.<br />
Seit 2002 haben wir in der<br />
Kundenzufriedenheit zugelegt, was zu 2,7<br />
Prozent mehr Kunden führte. Bei den 14-<br />
bis 17-Jährigen verfügen wir heute über<br />
einen Marktanteil von 50 Prozent. Aber<br />
natürlich liegen uns auch ältere Mitbürger<br />
am Herzen. Deshalb wollen wir weiter<br />
flächendeckend mit unseren Filialen<br />
vertreten sein und unser Netz ausbauen.<br />
Wir glauben an den persönlichen Kontakt.<br />
Dieser Service wird honoriert.<br />
Danke für das Gespräch.
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Gedenkjahr<br />
39
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
Marke Tirol: HErSTEllEr ruDErn iM TouriSMuSBooT<br />
Tirol isch nit lei oans<br />
wer Tirol hört, denkt unweigerlich an Berge. und dass man Berge in Form von<br />
Speck essen kann oder als Strickmütze oder rodelhelm aufsetzen kann, dafür<br />
ist das offizielle Tirol logo da. als oberste Gralshüterin des rotweißen Schriftzuges<br />
wacht die Tirol werbung darüber, dass das kostbare Tirolimage echt<br />
und unverwässert bleibt. viele Produzenten haben das Markenpotential schon<br />
angezapft – zur absatzförderung.<br />
40<br />
von Andrea Salzburger<br />
Saugut verkauft sich unser Helm.“<br />
Oliver Schneider, Geschäftsführer<br />
des Sportartikelherstellers Salewa,<br />
findet einprägsame Worte, wenn er nach<br />
dem Absatz des neuesten Sporthelm im<br />
Programm gefragt wird. Ausgeklügelt ist<br />
er, dieser Kopfschutz. Entstanden ist der<br />
Multi-use Helm in Allianz mit Peter Veider<br />
von der Bergrettung Tirol. Ob fürs Skifah-<br />
ren, Klettern, Biken oder eben Rodeln –<br />
der Helm kommt in jedem Einsatzgebiet<br />
zum Tragen. Geziert wird der Alleskönner<br />
auch vom Tirol Logo. Für ein „bisschen<br />
Lizenzgebühr, fast homöopathisch“, sagt<br />
Schneider. Ob sich der Rodelhelm gerade<br />
dadurch besser verkauft, vermag der Salewa-Chef<br />
hingegen nicht zu sagen. Jedenfalls<br />
wäre das Erzeugnis (Salewa/ Dynafit)<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
damit in guter Gesellschaft: Im Jahre 2006<br />
wurden mehr als 100.000 Produkte mit<br />
dem Tirol Logo verkauft, heißt es bei der<br />
Tirol Werbung.<br />
Fest steht, dass dem Kopfschutz durch den<br />
Brückenschlag zur Bergrettung und weiter<br />
zur Tirol Werbung fast automatisch<br />
ein kostenloser, zusätzlicher Markenauftritt<br />
samt Werbewert beschert wird. So
posierte schon die halbe Landesregierung<br />
freudig mit dem Rodelhelm. Synergie hin<br />
oder her - die gesteigerte Funktionalität<br />
schlägt sich klarerweise im Preis nieder.<br />
Stolz auf Tirol zeigt sich mit Solon Hilber,<br />
Solarkraftwerkbauer aus Stainach,<br />
aber auch die Tiroler Industrie. Nicht<br />
umsonst prangt auf dem jüngst aufgestellten<br />
Solon Mover in Wörgl ein Tirol<br />
Logo an prominenter Stelle. Hier nicht<br />
als Produktlizenz, sondern lediglich als<br />
Promotionslizenz fürs schiere Marketing.<br />
„Wenn schon einmal ausgerechnet<br />
in Tirol ein Mover aufgestellt wird, dann<br />
wollen wir zeigen, dass er in Tirol hergestellt<br />
wurde“, sagt Manfred Heidegger,<br />
Geschäftsführer des Weltmarkführers<br />
für die beweglichen Solarschilde, die<br />
zu 99,9 Prozent für den Export gemacht<br />
sind.<br />
Ähnlich heißt es beim Sportartikler Zanier,<br />
der schon seit 2006 eine Kooperation<br />
mit der Tirol Werbung unterhält. „Ich<br />
wüsste keinen, der als Tiroler nicht gern<br />
mit der Tirol Werbung zusammenarbeiten<br />
würde“, erklärt Junior-Chef Markus<br />
Zanier. Zumal: Die Produkte seien ja immer<br />
schon „Kult“ gewesen.<br />
Tirol gibt Dir Marke. Das Tirol Logo:<br />
Rot und weiß, den Landesfarben nachempfunden,<br />
scharfkantig der Schriftzug,<br />
der wie von Arthur Zelger anno 1973 erdacht,<br />
seither unverändert blieb. Eine Marke,<br />
die zieht. Beispielsweise jährlich acht<br />
Millionen Gäste. Allein rund 60 Millionen<br />
Deutschen leuchten Pulverschnee, kristallklare<br />
Bergluft und herbstliche Ahornböden<br />
vor dem inneren Auge auf, wenn<br />
sie dieses Logo sehen. Soviel beweisen die<br />
Marktstudien. Damit die geschützte Wort-<br />
Bild-Marke unverfälscht bleibt, darüber<br />
wacht die Tirol Werbung, mithin ist sie ja<br />
auch die Inhaberin der Markenrechte.<br />
Ein Team um Roger Aerni und Michael<br />
Brandl, dem Architekten der Standortmarke,<br />
soll Image, Bekanntheitsgrad und<br />
die Positionierung im internationalen<br />
Wettbewerb kontinuierlich steigern. Das<br />
geschieht auch: Aktuell verzeichnet die<br />
Tirol Werbung knapp 30 Lizenznehmer,<br />
weiß Aerni. Etwa 200 unterschiedliche<br />
Produkte sind mit dem offiziellen Tirol<br />
Logo gebrandet. Drei Ausprägungen der<br />
Produktlizenz sind möglich: es beginnt<br />
„light“ bei der Herkunftsmarke, geht<br />
„medium“ zum Co-Branding und gipfelt<br />
schließlich im Mono-Branding, wo außer<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Gedenkjahr<br />
Tragen den Multi-use Helm auf Händen: Bergrettungs-chef Peter Veider,<br />
lHstv. anton steixner und Michael Brandl, Prokurist Tirol Werbung.<br />
Tirol nichts mehr draufstehen darf.<br />
Wesentlich bei der Auswahl der Lizenznehmer,<br />
die nach einem präzisen Kriterienkatalog<br />
eingeordnet werden, ist die „Tirolität“,<br />
wie Aerni sagt. Das Produkt müsse<br />
zu Tirol passen. Jedes Lizenzprodukt soll<br />
auf den Markenkern, der Zukunft und<br />
Tradition verbürgt, passen wie eine handgenähte<br />
Tiroler Tracht. Ausgezeichnete<br />
Werte erreichte bezüglich Tirol-Bezug<br />
kürzlich, gerade rechtzeitig zum Start in<br />
die Wintersaison, eine junge Designerin.<br />
Tiroler Bergschaf gibt Kuhbussi.<br />
Denn seit Herbst letzten Jahres wandern<br />
über die Ladentische der Tirol<br />
Shops in Innsbruck und Lienz<br />
Kinderleiberln der Kollektion<br />
„Kuhbussi“. Kreiiert<br />
wurde die Motivpalette<br />
alpiner Tiere<br />
von Viola Hofer:<br />
Ihrem Einfallsreichtumentsprangen<br />
Dessins<br />
vom Tiroler Bergschaf,<br />
geschoren, genauso<br />
wie Illustrationen vom<br />
heimischen Grauvieh oder gar<br />
vom scheuen Schneehasen, der<br />
sich dem Betrachter nur selten zeigt.<br />
Bereits seit fünf Jahren ist die Künstlerin<br />
mit ihrem Handwerksbetrieb Kontaktil<br />
am Markt ist. Ausgerechnet während ihres<br />
Australien-Jahres wurde der Innsbruckerin<br />
klar, wie viele charakteristische Motive<br />
Tirol eigentlich zu bieten hat. Die 33-Jährige<br />
legt dabei viel Sendungsbewusstsein<br />
an den Tag. Egal ob mit einem bedruckten<br />
T-Shirt oder einem gestalteten Bierdeckel-<br />
Memory sei es „auf harmlose Art möglich,<br />
ein Stück Tirol – samt Identität, Kultur<br />
und Natur - weiterzugeben.“ Sofort war<br />
davon auch die Tirol Werbung überzeugt,<br />
sodass sie das Logo gerne auf den Karton-<br />
Anhängern der Kuhbussi-Leiberln sieht.<br />
Für den im Verhältnis zur eigentlichen<br />
Marke kleineren Aufdruck wird lediglich<br />
eine Schutzgebühr kassiert.<br />
Eine ebenso verschwindend geringe<br />
Pauschale berappt die Innsbrucker<br />
Konditorei Peintner.<br />
Hier ist wiederum die<br />
Lebkuchenlinie mit<br />
Tirol gebrandet:<br />
Denn<br />
handwerk-<br />
Tiroler knödel: süße kampfansage an<br />
die salzburger Mozartkugel.<br />
41
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
Miniaturtiegel von stauds Marmeladen als Werbebotschafter: kunstwerke<br />
von albertina, Belvedere & kHM künden vom urlaub in Wien.<br />
liches Know-how, das nicht minder gut zu<br />
Tirol passt, fließt bei Alt-Konditoreimeister<br />
Peintner in die Herstellung des traditionellen<br />
Lebkuchenteiges. Juniorchefin<br />
Helga Peintner sieht die Kooperation,<br />
die heuer schon die zweite Wintersaison<br />
über lief „auf alle Fälle als Vorteil.“ Sogar<br />
in München und Verona werde die Tiroler<br />
Lebkuchenbox vertrieben. „Urlauber,<br />
die den Lebkuchen in Seefeld oder Innsbruck<br />
gekauft haben, lassen ihn sich auch<br />
nach Hause schicken.“ Dabei wecke das<br />
Logo gerade bei Leuten, die in Tirol Ferien<br />
machen, starke Assoziationen. Beliebt<br />
ist die Bäckerei vor allem als leckeres Mitbringsel,<br />
aber auch beim Selberessen am<br />
Urlaubsdomizil kommt garantiert Tirol-<br />
Feeling auf.<br />
Mannigfaltiger Tirol-Bezug. Tirol isch<br />
also nit lei oans. Zumindest dann nicht,<br />
wenn man den Streifzug durch die heimische<br />
Firmenwelt zu Ende geht. Zu den<br />
Firmen, die mit dem offiziellen Tirol Logo<br />
schon demnächst um Käufer buhlen, gehört<br />
nämlich auch der Bürsten und Besenhersteller<br />
Masta, ansässig in Vompo.<br />
Tamara Stadler vom Traditionsbetrieb<br />
bereitet sich auf das neue Branding vor:<br />
„Wir wollen darauf hinweisen, dass der<br />
Kunde ein Produkt kauft, das in Tirol<br />
hergestellt wurde.“ Das sei im Non-Food<br />
Bereich, wo „das meiste aus China importiert<br />
wird“, schon etwas Besonderes.<br />
Doch auch große heimische Nahrungsmittelproduzenten<br />
wie Handl Tyrol, Darbo<br />
oder Recheis kooperieren immer wieder<br />
mit der Tirol Werbung. So will Teigwaren-<br />
42<br />
hersteller Stefan Recheis auf Anfrage von<br />
<strong>wia</strong> überdenken, ob für ein neues Exportprodukt<br />
ein Co-Branding in Frage käme.<br />
„Am heimischen Markt haben wir bei einer<br />
Bekanntheit von über 90 Prozent aber<br />
kein weiteres Zugpferd notwendig.“<br />
Teuer, aber saugut? Auch Therese Fiegl,<br />
die Erfinderin von Bauernkiste und „Tiroler<br />
Edle“ Schokolade, hat sich intensiv<br />
mit der Marke ihrer Produkte beschäftigt.<br />
„Bei markentechnischen Änderungen<br />
muss man sehr vorsichtig vorgehen. Sie<br />
fürchtet sich davor, mit vielen anderen<br />
Produkten in einem Topf zu sein. „Aber es<br />
bringt etwas, wenn man nach Japan oder<br />
China exportieren will.“<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
lebkuchen nach traditionellem rezept:<br />
auch so schmeckt urlaub in Tirol.<br />
Dennoch, was viele Produzenten echt<br />
nachdenklich stimmt: Wenn der Werbenutzen<br />
ohnehin gegenseitig ist, warum soll<br />
man dann dafür zahlen müssen.<br />
Trotzdem auch schon öfters über Tirol-Branding<br />
nachgedacht hat etwa auch<br />
Beatrix Rettenbacher, die mit Heidi Sutterlüty<br />
in ihrer gemeinsamen Agentur<br />
Weiberwirtschaft, hierzulande bedruckte<br />
und verarbeitete T-Shirts mit zweideutigen<br />
Textbotschaften fabriziert. Was das Designerduo<br />
vor dem Tirol Logo zurückschrecken<br />
ließ: Im Kontext eines Messeauftritts<br />
Wien fürchtet keine Verwässerung: „Wenn der Wien-Bezug da ist, passt das<br />
logo genauso gut auf Maresi wie auf Pop-Geiger andré rieux.“
in Deutschland erschien die Kooperation<br />
dann doch zu teuer. „Natürlich hat die<br />
Marke Tirol Zugkraft. Aber wir verstehen<br />
uns auch selber als Zugpferd.“<br />
Doch nur beim größeren Co-Branding<br />
lässt sich die Tirol Werbung nach einem<br />
Umsatzschlüssel beteiligen. Für den langjährigen<br />
Lizenznehmer Hermann Brunner,<br />
Konditor aus Kufstein, eine mehr als<br />
lohnende Sache. Weil die Touristen seine<br />
„Süssen Tiroler Knödel“ eben genau deshalb<br />
kaufen, weil entsprechend groß Tirol<br />
draufsteht. Für ihn ist die Partnerschaft<br />
richtiggehend „ein Glücksfall“.<br />
Assoziationen mit Berge, Skifahren und<br />
die fleißige, ehrliche Bevölkerung - das<br />
sind Klischees, die, in diesem Fall - glücklicherweise,<br />
krisenfest sind. „Der Tirol<br />
Tourismus wird alpenweit als Benchmark<br />
herangezogen“, erklärt der Markenexper-<br />
„Über 200 unterschiedliche<br />
Produkte sind mit dem offiziellen<br />
Tirol-logo gebrandet.“<br />
te Robert Trasser. „Derartige Vorurteile<br />
sind so stabil, dass sie auch in Krisen nicht<br />
ins Wanken geraten. Tiroler Unternehmen<br />
sind also gut beraten, wenn sie ihre Angebote<br />
im Ausland mit solchen positiven,<br />
für sie günstigen Vorurteilsstrukturen<br />
verknüpfen.“ Wien kennt kaum Berührungsängste.<br />
Wo die Tirol Werbung<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
indes vorsichtige Zurückhaltung bei der<br />
Vergabe übt, prangt das touristische Wien<br />
Logo auf Staud-Marmeladen genauso<br />
wie auf Nestlé. Die Tourismuswerbung<br />
der Bundeshauptstadt kennt hier wenig<br />
Berührungsängste, wie Verena Schweder,<br />
Sprecherin von Wien Tourismus, bestätigt.<br />
Auf Anfrage schüttet sie ein ganzes<br />
Füllhorn an Kooperationsprojekten aus:<br />
„Ob Kika oder Erste Bank, da steht in<br />
erster Linie die Bewerbung der Destination,<br />
weniger das authentische Produkt<br />
im Vordergrund. Insofern freut man sich<br />
bei der Wien Werbung über internationale<br />
Konsumgüterhersteller genauso wie über<br />
Dienstleister wie Banken oder Versicherungen.<br />
Lanciert Nestlé etwa eine Wiener<br />
Markantes rot-Weiß der offiziellen Marke Tirol: alljährlich werden über 100.000<br />
Produkte unter dem Tirol-logo verkauft.<br />
Gedenkjahr<br />
nature Watch: in der co-Produktion zwischen swarovski optik und Tirol Werbung<br />
wird fernglas mit urlaub verquickt und lenkt neue Gästeschichten nach Tirol.<br />
Melange taugen die adretten Packungen<br />
ebensogut als Banner für eine Wien-Bewerbung,<br />
wie eine ausgiebige Australien-<br />
Tournee von Pop-Geiger André Rieux,<br />
der unter dem Titel „A Romatic Night in<br />
Vienna“ die Massen in Bann schlug.<br />
Große Namen sollen die Tourismusdestination<br />
mitziehen: Dies wünschte sich einst<br />
auch der Tiroler Altlandeshauptmann Herwig<br />
van Staa auch von Tiroler Leitbetrieben<br />
wie Plansee oder Swarovski, als die<br />
Marke Tirol 2005 zur Standortmarke ausgeweitet<br />
wurde. Bislang sind davon schon<br />
einige Blitzlichter zu sehen: So brillieren<br />
im Tirol Shop in der Sommerkollektion<br />
wieder Crystallized – Swarovski Elements,<br />
mit denen gewöhnliche T-Shirts veredelt<br />
werden. Noch viel weiter geht indes die<br />
Kooperation mit Swarovski Optik, wo im<br />
Projekt Nature Watch ein Fernglas mit<br />
Urlaub verquickt wurde. Naturbeobachtung<br />
– Fauna wie Flora – zieht Gäste an.<br />
Diese Botschaft brachten Hermann Fercher,<br />
Projektleiter von Nature Watch bei<br />
Swarovski Optik, und Josef Margreiter,<br />
Chef der Tirol Werbung, auch wieder auf<br />
der Tourismusmesse ITB in Berlin unter<br />
die Leute. Seit Sommer können Hotelgäste<br />
ein abgerundetes Package buchen. So<br />
garantiert eine geführte Wanderung durch<br />
die Lechauen oder in der Obergurgler<br />
Gletscherwelt ein noch intensiveres Tirol-<br />
Erlebnis. Dass sich die Marke Tirol in die<br />
Köpfe der Feriengäste einbrennt, tut wiederum<br />
der all jenen Produzenten gut, die<br />
in irgendeiner Weise Tirol im Namen<br />
führen. Und erinnert werden wollen.<br />
43
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
Marke Hofer: FrEiHEiTSHElD DiEnT DEM ProDuKTDESiGn<br />
Galionsfigur zum freien Gebrauch<br />
vom wein über Kaffee bis zu Speck – was gab es nicht schon alles mit dem Konterfei des<br />
Freiheitshelden. im Gedenkjahr erfährt der reigen an Produkten eine kräftige Belebung. auszugsweise<br />
verköstigte <strong>wia</strong> Gedenkschokolade und probte im „Tirol1809“ TShirt den aufstand.<br />
44<br />
von Andrea Salzburger<br />
Glaubt man den Schokoladenmachern des „Edlen Tirolers“,<br />
Therese Fiegl und Konditor Hansjörg Haag, glänzte Andreas<br />
Hofer vor allen durch Willensstärke und Selbstbewusstsein. Attribute,<br />
die den heimischen Produzenten von Grauviehrahm in mindestens<br />
gleichem Maße zukommen. Was lag da näher als Beide, den Hofer<br />
und die Bauern, marketinglustig zu verquicken und zwei Schokotäfelchen<br />
zu kreiieren. Im Gedenkjahr lebt der Bauernführer Hofer nun<br />
als Reklameheld also verstärkt auf. Im Gedenkjahr lässt sich der „Edle<br />
Tiroler“ buchstäblich vernaschen. Ob die aufgefrischte Popularität<br />
des zuletzt tragisch gescheiterten Anführers ausreicht, die Absätze<br />
anzukurbeln? Spar, die Handelskette, ist davon jedenfalls überzeugt.<br />
15.000 Tafeln, eine jede zu verzehrbequemen 50 Gramm,<br />
wurden geordert. Stolz wie ganz Tirol bleibt freilich der<br />
Preis. Laut Therese Fiegl war dies eine zentrale Bedingung,<br />
die Sonderedition überhaupt zu machen.<br />
Andernfalls wären die langjährigen Fachhändler, in<br />
deren Regalen sich die Gourmetschokolade unter<br />
ihrem eingeführten Markennamen „Tiroler<br />
Edle“ stapelt, unter Garantie auf die Barrikaden<br />
gestiegen. Doch Spar hatte sich vom herzen darum<br />
bemüht eine eigene Gedenkschokolade ins<br />
Sortiment zu bekommen. Und so ziert sowohl<br />
die frisch-grüne (Südtiroler Apfel) als auch die<br />
sandfarbene (Gebirgshonig-Vanille) Kartonverpackung<br />
eine Bleistiftzeichnung des Ander Hofer,<br />
wie er von unverbrüchlichen Fans nur allzu<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
im Gedenkjahr wird Hofer<br />
marketinglustig mit Produkten<br />
verquickt.<br />
gerne erinnert wird. Stattlich zuvorderst und<br />
angetan im Ornat des Landsturms, als traditioneller<br />
Flaggenträger.<br />
Im Vergleich zum Gespann Fiegl & Haag ist<br />
Hansjörg Brunner, findiger Konditor aus Kufstein,<br />
ein alter Hase im Traditionssegment. Seit<br />
jeher bereitete ihm die weltumspannende Prominenz<br />
der Salzburger Mozartkugel Kopfzerbrechen<br />
und schlimmes Bauchgrimmen. Bis er<br />
„Tirol Sweets“, was natürlich für Süßigkeiten<br />
mit Lokalkolorit steht, aus der Taufe hob. Bestens<br />
dazu geeignet von Touristen in aller Herren
Therese fiegl mit christoph Holzer (spar):<br />
edler Tiroler zum Vernaschen.<br />
Ländern exportiert zu werden. Folgerichtig<br />
sind darunter Naschereien zu finden,<br />
auf denen nicht Mozart, sondern eben<br />
Hofer prangt: etwa auf einem, fünf Zentimeter<br />
großen, Nougat-Taler, dem Andreas-Hofer-Gulden.<br />
Das goldige Stanniol<br />
bietet Platz genug für ein ebenfalls traditionelles<br />
Konterfei des Helden.<br />
Sendungsbewusstsein im T-Shirt.<br />
Ausdrücklich mit der Tradition „nicht<br />
brechen“ will Hansjörg Steixner, der die<br />
Ikone überarbeitet und in Leipzig auf T-<br />
Shirts drucken lässt. Obzwar selbst aktives<br />
Mitglied einer Schützenkompanie, fängt<br />
er mit dem „verstaubten Image“ trotzdem<br />
überaus wenig an. „Da ist kein Pfeffer<br />
drin“, befindet er. So sollte dem erwartbaren<br />
Hype des Gedenkjahres ein „cooler<br />
Hofer, der nicht nur zeitgemäß, sondern<br />
auch sexy ist, entgegengestellt werden.“<br />
Hansjörg steixner:<br />
„nicht mit der Tradition<br />
brechen, sondern kräftig<br />
entstauben.“<br />
Foto: Petra Micheler<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Steixner, der auch das klassische Hofer-Image<br />
einer Überarbeitung unterwerfen<br />
ließ, fing damit rechtzeitig<br />
an, nämlich 2007.<br />
Dass „sein“ Hofer bei Hüttenwirten<br />
wie Skatern, bei Verbänden wie Individualisten<br />
gleichermaßen gut ankommt,<br />
ist ihm Beweis genug, dass<br />
der Relaunch geklappt hat. Denn<br />
vom politisch verzerrten Hofer, ob<br />
von rechts als Garant für den Heimatkampf<br />
oder von links als fundamentalistisches<br />
Emblem, wollte<br />
Steixner vor allem ideologischen<br />
Ballast abräumen. „Hofer ist Teil<br />
unserer Geschichte, er steht für die<br />
Tiroler Wesensart, zum Beispiel für<br />
Geradlinigkeit und Handschlagqualität.“<br />
Das war’s, und das soll bleiben.<br />
Zumindest wenn es nach dem Kopf<br />
des Absamers geht, der sich auch vor<br />
Stammtischdiskussionen über seine<br />
Sweat Shirts keineswegs scheut. „Die<br />
Ähnlichkeit des Andreas Hofer-Motivs<br />
mit dem Revolutionsführer Che Guevara<br />
ist nicht zufällig“, auch das gibt Steixner,<br />
der im Zivilberuf am Wifi Meisterprüfungen<br />
abnimmt, unumwunden zu.<br />
Wie zum Trotz haben auch die Schützen<br />
schon Leiberln geordert und sich weiters,<br />
ganz wagemutig, Schürzen bedrucken lassen.<br />
Dass die Tirol-1809-Shirts, die ausschließlich<br />
im Internet geordert werden<br />
können, aber beileibe nicht nur in Nordtirol<br />
Absatz finden, zeigt schon die Verkaufsstatistik.<br />
Denn ein Viertel aller Kleidungsstücke<br />
wandert ins restliche<br />
Österreich, ein weiteres Viertel gar ins benachbarte<br />
Ausland – etwa Deutschland<br />
und Italien. Einzig die Südtiroler verspüren<br />
offenbar weit weniger Lust dazu, mit<br />
der Marke Hofer auf der Brust ein selbstironisches<br />
Statement abzugeben.<br />
Gedenkjahr<br />
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Die nächste ausgabe erscheint am:<br />
24. 04. 2009<br />
anzeigenschluss:<br />
14. 04. 2009<br />
45
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
1809 europäisch / europeo<br />
Geschichte und Region / Storia e regione<br />
Hans Heiss, Mauro Nequirito (Hrsg.)<br />
Zum Anlass der 200-Jahr-Feier geht Hans Heiss im aktuellen<br />
Band von „Geschichte und Region/Storia e regione“<br />
der wissenschaftlichen Aufbereitung des Tiroler „Nationalmythos“<br />
und seines geschichtlichen Hintergrundes nach. In<br />
einer umfassenden historiografischen Revision dieser Grundjahre<br />
der Tiroler Geschichte und Identität liefert der Band Ansätze<br />
zu einer Neubewertung<br />
von 1809 in regionaler Perspektive<br />
und erweitert diese<br />
um einige europäische Sichtfenster.<br />
Tirol - Notizen einer Reise durch die Landeseinheit<br />
Hans Karl Peterlini<br />
Bis Borghetto reichte einst das Land Tirol – von dort aus begibt<br />
sich Hans Karl Peterlini auf eine politisch-literarische<br />
Erkundungsreise: von Borghetto bis Kufstein und zurück. Die<br />
Frage, die Peterlini dabei begleitet: Ist ein gemeinsames Tirol nur<br />
Vergangenheit oder hat die Idee der Landeseinheit noch Zukunft?<br />
Die Antwort darauf geben die Menschen und Orte, die früher<br />
Tirol waren und jetzt so etwas wie Tirol sein könnten. Die Erkundungsreise<br />
ist zugleich eine<br />
kritische Liebeserklärung an ein<br />
Tirol, dessen Identität gerade in<br />
seiner Vielfalt und Spannbreite<br />
liegt.<br />
Haymon Verlag<br />
ISBN 978-3-85218-575-0<br />
200 Seiten<br />
17,90 Euro<br />
46<br />
Studien Verlag<br />
ISSN 1121-0303<br />
Band 16/2 (07)<br />
260 Seiten<br />
23,90 Euro<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Andreas Hofer / Seine Zeit – sein Leben – sein Mythos<br />
Meinrad Pizzinini<br />
Der Historiker Dr. Meinrad Pizzinini, der sich seit Jahrzehnten<br />
mit Andreas Hofer auseinander setzt, schrieb ein<br />
Buch über den Kopf der Aufstandsbewegung, in dem er historische<br />
Hintergründe nachzeichnet und so der Persönlichkeit auf<br />
den Grund geht. In „Andreas Hofer – Seine Zeit, sein Leben, sein<br />
Mythos“ spürt er auch der Popularität Hofers nach und widmet<br />
sich der stark ambivalenten Hofer-Rezeption. Das Buch ist mit<br />
Quellen und Abbildungen aus den Beständen des Ferdinandeums<br />
ausgestattet.<br />
Athesia Verlag<br />
Tyrolia Verlag<br />
ISBN-978-3-7022-<br />
2973-3<br />
372 Seiten<br />
39,95 Euro<br />
Anno Neun /<br />
Der Freiheitskampf von 1809 unter Andreas Hofer<br />
Michael Forcher<br />
War das Jahr 1809 mit dem Freiheitskampf der Tiroler<br />
gegen Bayern und Franzosen ein „Heldenjahr“, ein<br />
„Schicksalsjahr“? Oder war „Anno Neun“ der Aufstand hinterwäldlerischer<br />
Reaktionäre gegen moderne Entwicklungen?<br />
War Andreas Hofer ein erzkonservativer, dem Trunke nicht<br />
abgeneigter religiöser Fanatiker? Oder wird er zu Recht als<br />
Freiheitsheld gefeiert? Michael Forcher gibt in seinem Buch<br />
nicht nur Antworten auf<br />
solche Fragen, er durchleuchtet<br />
auch Vorgeschichte,<br />
Hintergründe und Nachwirkungen.<br />
Haymon Verlag<br />
ISBN 978-3-85218-582-8<br />
136 Seiten<br />
9,90 Euro
Mythos: Andreas Hofer<br />
Grüne Bildungswerkstatt Tirol (Hg.)<br />
2009 jährt sich die 200. Wiederkehr der Kämpfe am Bergisel<br />
und damit des Versuches, das Land Tirol von der bayerischen<br />
Besatzung zu befreien. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe<br />
der Grünen Bildungswerkstatt Tirol nahmen namhafte Historiker<br />
die Lebensumstände von Andreas Hofer genauer unter<br />
die Lupe. Das Ergebnis ist ein etwas zurechtgerückter, wenn<br />
auch nicht gestürzter Mythos um den Tiroler Freiheitskämpfer,<br />
der nun mit diesem Buch einer breiteren Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht wird.<br />
„Mythos: Andreas Hofer“<br />
mit Beiträgen von Hans<br />
Heiss, Johann Holzner,<br />
Brigitte Mazohl, Andreas<br />
Ober<strong>hofer</strong> und Uschi<br />
Schwarzl.<br />
planetVerlag<br />
ISBN 978-3-902555-<br />
14-4<br />
104 Seiten<br />
8 Euro<br />
Andreas Hofer / Eine illustrierte Geschichte<br />
Jochen Gasser / Norbert Parschalk<br />
Zum 241. Geburtstag des Andreas Hofer erscheint „Andreas<br />
Hofer – Eine illustrierte Geschichte“ von Jochen Gasser<br />
und Norbert Parschalk. Auf humorvolle Weise wird der Werdegang<br />
des Wirt-, Vieh- und Weinhändlers aus dem Passeiertal erzählt<br />
und illustriert. Anhand von Originalzitaten und auf historischen<br />
Anekdoten basierend, wird das Leben Hofers mit einem<br />
Augenzwinkern im wahrsten Sinne des Wortes „nachgezeichnet“:<br />
Bereits als Baby schreit der Ander angesichts der vollen Windel:<br />
„Mamma, es isch Zeit!“<br />
Edition Raetia<br />
ISBN 978-88-7283-334-6<br />
80 Seiten<br />
13,50 Euro<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Gedenkjahr<br />
Die Insurgenten – Widerstand wider Willen<br />
Friedrich Stepanek / Christian Opperer /<br />
Martin Bodner<br />
Das Buch handelt von drei Tirolern, die im Gegensatz zu<br />
den sonst so ruhmreichen und mutigen Kämpfern, nichts<br />
unversucht lassen, um den Auseinandersetzungen zu entrinnen,<br />
und zeigt mit einem Augenzwinkern, dass die Geschichte nicht<br />
immer nur todernst betrachtet werden muss. Einen gemütlichen<br />
Bürgermeister, einen grantigen Müller und einen neunmalklugen<br />
Mesner verschlägt es in die unterschiedlichsten Episoden der Tiroler<br />
Freiheitskriege, wo sie<br />
ungewollt selbst am Rad der<br />
Geschichte drehen.<br />
Verlag Edition Tirol<br />
ISBN 13 978-3-85361-<br />
141-5<br />
64 Seiten<br />
9,90 Euro<br />
Erscheinungstermin:<br />
September 2009<br />
Als ich Ander Hofer traf<br />
Sonja Ortner & Verena Wolf<br />
Als ich Ander Hofer traf“ ist das erste Kinderbuch zur Person<br />
Andreas Hofers. Ein historisches „Lese- und Erlebnisbuch“,<br />
das nicht nur das Leben des Sandwirts beschreibt,<br />
sondern auch die politischen Zusammenhänge der damaligen<br />
Zeit erklärt und das soziokulturelle Umfeld beleuchtet. Ein<br />
Kind der Gegenwart erlebt Andreas Hofer in wichtigen Phasen<br />
seines Lebens von der Kindheit bis zu den großen historischen<br />
Ereignissen um 1809. Dies wird in sieben Träumen, die<br />
vom Kind als real erlebt werden, aufbereitet. Auf spielerische<br />
Weise werden die Inhalte in Form von Rätseln, Anmalbildern<br />
und Suchspielen am Ende jedes Kapitels vertieft.<br />
INNspiriert<br />
ISBN 3-902199-05-9<br />
144 Seiten<br />
14,90 Euro<br />
ab 9 Jahre<br />
47
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
Politik in Tirol – Jahrbuch 2009<br />
Ferdinand Karl<strong>hofer</strong>/Günther Pallaver<br />
Mit einem Blick auf die fortschreitende Europäisierung<br />
der Regionen und Bundesländer befasst sich das Buch<br />
mit den prägenden politischen Ereignissen des Jahres 2008 und<br />
bietet zugleich einen Ausblick auf das Gedenkjahr 2009. In<br />
ausführlichen Analysen werden die Verwerfungen im Tiroler<br />
Parteisystem sowie die damit einhergehenden Langzeiteffekte<br />
für die Politikkultur des Landes beleuchtet. In einem eigenen<br />
Beitrag wird die Wahl vergangenen Jahres in Südtirol analysiert.<br />
Der Tiroler Freiheitskrieg 1809 –<br />
Eine militärhistorische Darstellung<br />
Viktor Schemfil<br />
Der 1960 verstorbene Militärhistoriker zeichnet in diesem<br />
Buch die Ereignisse des Aufstandjahres 1809 akribisch nach<br />
und unterscheidet sich dabei von den anderen frühen Arbeiten<br />
zur Thematik. Anhand von militärischen Skizzen rekonstruiert er<br />
die Kämpfe am Bergisel und stellt sie in den breiteren Kontext der<br />
Entscheidungen an den großen europäischen Kriegsschauplätzen.<br />
Nüchtern fällt dabei die Bewertung der strategischen Planung<br />
und der militärischen Führung<br />
aus.<br />
Universitätsverlag<br />
Wagner<br />
ISBN 978-3-7030-0436-0<br />
Band 335<br />
292 Seiten<br />
35 Euro<br />
48<br />
Studienverlag<br />
ISBN 978-3-7065-4655-3<br />
182 Seiten<br />
19,90 Euro<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
Weltbild eines „Helden“ –<br />
Andreas Hofers schriftliche Hinterlassenschaft<br />
Andreas Ober<strong>hofer</strong><br />
Weil ich überhaups eine unleserliche Schrift mache“, wie<br />
Andreas Hofer von sich selbst behauptete, gibt es zwar nur<br />
eine kleine Anzahl an Schriften von seiner Hand, aber zahlreiche<br />
schriftliche Zeugnisse wie Laufzettel, Kundmachungen, Rundschreiben,<br />
Briefe oder Notizen aus Hofers Kanzlei. Das Buch<br />
bietet eine Edition aller greifbaren Schriftstücke und beleuchtet<br />
anhand der frühen Zeugnisse seine familiäre, berufliche und wirtschaftliche<br />
Situation.<br />
Universitätsverlag Wagner<br />
ISBN 978-3-7030-0448-3<br />
Band 342<br />
646 Seiten<br />
57 Euro<br />
Tirol unter dem bayerischen Löwen<br />
Reinhard Heydenreuter<br />
Um die jahrhundertelangen Beziehungen zwischen Tirol<br />
und Bayern geht es in „Tirol unter dem Bayerischen<br />
Löwen“ von Prof. Dr. Reinhard Heydenreuter. Von der bajuwarischen<br />
Herrschaft über Tirols Eigenständigkeit bis hin zur<br />
Herrschaft der Habsburger und schließlich der Schlacht am<br />
Bergisel, kann der Leser einen Streifzug durch die Geschichte<br />
machen. Das Buch stellt aber auch eines der wichtigsten<br />
Kapitel tirolisch-bayerischer<br />
Beziehungen in einen historischen<br />
Kontext, indem es<br />
die Jahre von 1806 bis 1814<br />
beleuchtet.<br />
Tyrolia Verlag<br />
ISBN 978-3-7022-2974-0<br />
280 Seiten<br />
27,70 Euro
Tirol 1809 – Geschichte und Erinnerung<br />
Brigitte Mazohl / Bernhard Mertelseder<br />
In „1809 Geschichte und Erinnerung“ geht es nicht nur<br />
um die Geschichte des Jahres 1809, sondern auch um die<br />
Erinnerungstradition und Gedenkarbeit. Da die komplexe historische<br />
Realität über die Zeitspanne von 200 Jahren aus unserem<br />
Blickfeld geraten ist und von Generation zu Generation<br />
die Versatzstücke des historischen Jahres 1809 zu Geschichtslegenden<br />
zusammengebaut wurden, geht es in dem Buch um die<br />
spätere Bewältigung, die bis heute tiefe Spuren in Nord- und<br />
Südtirol hinterlassen hat.<br />
Athesia Verlag<br />
ISBN 978-88-8266-546-3<br />
circa 224 Seiten<br />
circa 21,90 Euro<br />
Erscheinungstermin:<br />
April 2009<br />
1809 - Andreas Hofer auf Ansichtskarten<br />
Gaetano Sessa<br />
Dieses Buch erzählt die Geschichte Andreas Hofers auf andere<br />
Art: Anhand von zahlreichen Bildern und Ansichtskarten<br />
sowie erster, seltener Fotos möchte es den Leser mit der Welt und<br />
den Menschen vertraut machen, denen Andreas Hofer in seinem<br />
Leben begegnete: anfangs als Wirt und Kaufmann, dann als Freiheitskämpfer<br />
und Regent Tirols, bis zu seinem Heldentod in der<br />
Festung zu Mantua am 20. Februar 1810. Ein Buch nicht nur<br />
zum Lesen, sondern vielmehr zum besinnlichen Durchblättern.<br />
Arca Edizioni<br />
ISBN 88-88203-37-0<br />
circa 388 Seiten<br />
48 Euro<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
<strong>hofer</strong><br />
Gedenkjahr<br />
I bin a Südtiroler<br />
Georg Grote<br />
2009 feiert Südtirol das Hofer-Jahr und gedenkt gleichzeitig<br />
der 70. Wiederkehr der Option. Zeit, einmal nachzuforschen,<br />
was denn genau am Anfang des 21. Jahrhunderts das Südtirolersein<br />
ausmacht. Dieses Buch ist daher mehr als nur eine weitere<br />
Darstellung der Geschichte des Landes, es will vielmehr Südtirol<br />
als ein Beispiel für die Veränderung kollektiver Identität und<br />
sprachlich-ethnischer Organisation untersuchen. Anschaulich<br />
und leicht verständlich wird hier die lokale und internationale<br />
Geschichte des 20. Jahrhunderts<br />
sowie die Theorie und<br />
Praxis des Nationalismus und<br />
Regionalismus dargestellt.<br />
Athesia Verlag<br />
ISBN 978-88-8266-531-9<br />
320 Seiten<br />
18,90 Euro (Österreich)<br />
16,90 Euro (Italien)<br />
Der Aufstand der Tiroler gegen die<br />
bayerische Regierung 1809<br />
Mercedes Blaas<br />
Ein junger Priester aus dem Vinschgau unterbreitete den<br />
Franzosen im November 1809 im Auftrag Andreas Hofers<br />
ein Angebot zur Niederlegung der Waffen. Zwei Wochen später<br />
wurde er vom Sandwirt als Landesverräter zum Tode verurteilt.<br />
Josef Daney überlebte, weil die Gefängniswachen vor<br />
den einrückenden Franzosen flüchteten. Anhand seiner 1814<br />
fertig gestellten Aufzeichnungen werden die „dunklen“ Seiten<br />
des Tiroler Aufstandes ins<br />
Zentrum gerückt.<br />
Universitätsverlag Wagner<br />
ISBN 3-7030-0402-9<br />
Band 328<br />
475 Seiten<br />
50 Euro<br />
49
<strong>hofer</strong> Gedenkjahr<br />
50<br />
Foto: TLM<br />
andreas Hofers Biografie<br />
• 1767, 22. November Andreas Hofer<br />
wird am Sandhof geboren<br />
• 1789 Übernahme des verschuldeten<br />
Sandhofes und Heirat mit Anna Ladurner<br />
aus Algund<br />
• 1796/97 Führer der Passeirer Schützen<br />
im 1. Koalitionskrieg<br />
• 1809 April 1. Berg-Isel-Schlacht: Befreiung<br />
Innsbrucks. Erneute französische<br />
Besetzung<br />
• 1809 Mai 2. Berg-Isel-Schlacht: Rückzug<br />
der Bayern und Franzosen. Oberkommandant<br />
von Tirol<br />
Wirtschaft im Alpenraum • März 2009<br />
• 1809 August 3. siegreiche Berg-Isel-<br />
Schlacht. Einzug als Regent in die Hofburg<br />
zu Innsbruck<br />
• 1809 Oktober Friede von Schönbrunn:<br />
Österreich muss Tirol an Bayern abtreten<br />
• 1809 November/Dezember 4. Berg-<br />
Isel-Schlacht: Niederlage der Tiroler.<br />
Flucht auf die Pfandler Alm<br />
• 1810, Jänner Verrat und Verhaftung<br />
• 1810, 20. Februar Andreas Hofer wird<br />
in Mantua auf Befehl Napoleons erschossen