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Volksbund Ein Tag wie kein anderer - Volksbund Deutsche ...

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<strong>Volksbund</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> Kriegsgräberfürsorge e.V.<br />

Sie sind hier: Startseite <strong>Volksbund</strong> Meldungen<br />

<strong>Ein</strong> <strong>Tag</strong> <strong>wie</strong> <strong>kein</strong> <strong>anderer</strong><br />

50 Jahre Kriegsgräberstätte Andilly<br />

10. September 2012<br />

Über 600 Gäste kommen<br />

zur Gedenkveranstaltung<br />

des <strong>Volksbund</strong>es anlässlich<br />

des 50-jährigen Bestehens<br />

der deutschen<br />

Kriegsgräberstätte im<br />

französischen Andilly.<br />

(Fotos: Maurice Bonkat)<br />

Hartmut Teuffel ist einer von den Guten. Als er vor 55 Jahren das erste Mal mit seiner<br />

Pfadfindergruppe nach Frankreich reist, hat er dennoch böse Vorahnungen: Wie würde der<br />

ehemalige Feind reagieren? Schließlich bestehen die guten Taten seiner Pfadfinder-Gruppe<br />

vornehmlich darin, hier in Frankreich die deutschen Toten des Zweiten Weltkrieges zu suchen.<br />

Doch was er findet, sind nicht nur die Gebeine der Verstorbenen, sondern auch die Freundschaft<br />

der Franzosen. Daran erinnern er und über 600 weitere Gäste am 8. September 2012 anlässlich<br />

des 50-jährigen Bestehens der deutschen Kriegsgräberstätte im französischen Andilly<br />

(Departement Meurthe-et-Moselle).


Über 33 000 deutsche Soldaten ruhen hier und eine Frau: Klara Engl. Wer mehr über sie<br />

erfahren möchte, fragt den <strong>Volksbund</strong>-Mitarbeiter Frank Salomon. Direkt vor dem kunstvollen<br />

<strong>Ein</strong>gangsgebäude der Kriegsgräberstätte Andilly hat er seinen Infostand aufgebaut. Den besucht<br />

auch die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Petra Merkel.<br />

Neben dem deutschen Verteidigungsattaché Brigadegeneral Werner Weisenburger und dem<br />

eingangs erwähnten Hartmut Teuffel ist sie eine der Hauptrednerinnen in Andilly. Über den <strong>Ein</strong>trag<br />

im Namenbuch am <strong>Volksbund</strong>-Informationsstand erkundigt sich Petra Merkel, wo genau das Grab<br />

von Clara Engl liegt. Später sieht man sie im Block 14, Reihe 9 am Grab 671 eine stille Andacht<br />

halten. Es ist ein stellvertretendes Innehalten für alle, die hier vom <strong>Volksbund</strong> würdig bestattet<br />

wurden.<br />

Für die Kameraden<br />

Ganz ähnlich geht auch Dr. Carl Maier vor. Der 90-Jährige hält eine lange Liste mit Namen in<br />

seinen Händen. Sie alle waren seine Kameraden. Auch sein Vorgesetzter, Hauptmann Reinhold<br />

Vogt, ist hier begraben. Nachdem einer seiner Unteroffiziere völlig zu unrecht durch ein deutsches<br />

Standgericht verurteilt und dann erschossen wurde, suchte auch der im Zivilberuf als Pfarrer tätige<br />

Kompanieführer den Tod. Ohne jegliche Deckung lief er in den gegnerischen Kugelhagel. Er<br />

hatte die Geschehnisse nicht verkraftet. Sie alle haben ein tragisches Ende gefunden , sagt Carl<br />

Maier. Später hat er dessen Witwe häufig besucht, bekam sogar zeitweise einen Schlafplatz auf<br />

dem Sofa im Wohnzimmer, als der damals mittellose Student noch nicht einmal eine Bude hatte.<br />

Heute steht er während der offiziellen Gedenkreden in Andilly abseits der Besucherbänke über<br />

Stunden allein im gleißenden Sonnenlicht. Der 90-Jährige ist der letzte Überlebende seiner<br />

<strong>Ein</strong>heit. <strong>Ein</strong>sam nimmt er Abschied von seinen guten Kameraden. Zuvor sorgt er dafür, dass an<br />

jedem einzelnen ihrer Gräber ein Blumenstrauß steht.


Unglaublich schön<br />

Für die vielen Unbekannten, an deren Gräbern sonst nie Blumen niedergelegt werden, sorgt<br />

dagegen der <strong>Volksbund</strong> mit einer Neuauflage seiner bekannten Blumenaktion. Die kommt bei den<br />

Besuchern der Gedenkveranstaltung ebenso gut an, <strong>wie</strong> die gesamte Arbeit des <strong>Volksbund</strong>es:<br />

Was der <strong>Volksbund</strong> mit den Spendengeldern macht, ist wirklich enorm und sehr<br />

anerkennenswert. Das muss man wirklich mal sagen , meint auch Günther Holzenkämpfer. Er ist<br />

mit seinem Enkel Florian angereist und besucht das Grab seines Bruders Benno. Er selbst hatte<br />

Glück könnte man fast sagen. Das Schicksal wollte es so, dass er als 16-Jähriger ohne direkten<br />

Kriegseinsatz lediglich in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Das Fatale dabei war, dass<br />

seine Mutter ein Jahr lang nichts davon wusste, ihn womöglich für sogar tot hielt. Zudem war der<br />

Vater einen <strong>Tag</strong> vor Kriegsende durch einen Bombenangriff ums Leben gekommen. Wie die<br />

Familie dies alles bewältigt hat, ist kaum zu begreifen. Dann aber wurde Günther Holzenkämpfer<br />

entlassen und machte sich auf den Heimweg. Als er dann in die Küche der Mutter trat, hatte diese<br />

gerade ihren Kopf für einige Minuten Erholung im Unterarm vergraben. Als sie Geräusche<br />

vernahm, blickte sie leicht verschlafen auf und konnte ihren Augen kaum glauben. Der Sohn war<br />

endlich <strong>wie</strong>der zuhause! Was sich dabei in den Herzen dieser Familie ereignete, ist wahrscheinlich<br />

ebenfalls nicht zu beschreiben. Es war einfach nur unglaublich schön , sagt Günther<br />

Holzenkämpfer in Andilly.<br />

Glücklicherweise werden die meisten der jungen französischen und deutschen Soldaten, die heute<br />

ebenfalls auf der Kriegsgräberstätte sind, solche Erfahrungen kaum verarbeiten müssen. Sie sind<br />

Vertreter des heutigen, des friedlichen Europas und der deutsch-französischen Freundschaft. Dies<br />

zeigen schon die beiden Ehrenzüge der 3. Kompanie des Jägerbataillons 291 aus Illkirch und des<br />

französischen Train-Regimentes 516 aus Toul, die hier Seite an Seite stehen. Musikalisch<br />

unterstützt wird der <strong>Volksbund</strong> zudem zum <strong>wie</strong>derholten Male vom Männergesangverein<br />

Leichlingen-Oberschmitte. Zuvor hatten die Soldaten des Nachschubbataillons 462 aus Diez in<br />

einem freiwilligen Arbeitseinsatz ganze Arbeit geleistet. In wochenlanger Fleißarbeit hatten sie den<br />

Rasen gemäht und zahllose Kreuze geschrubbt so<strong>wie</strong> deren Inschriften leserlich nachgezeichnet.<br />

Für viele Angehörige war dies besonders wichtig und ein bedeutendes Zeichen der Ehrerbietung.<br />

Der goldene Ring<br />

Das Grab von Heinrich Schlagheck profitiert ebenfalls von der Pflege durch die fleißigen Helfer in<br />

Uniform. Das registriert seine gesamte Familie. Denn neben den Kindern Monika (heute:


Das Grab von Heinrich Schlagheck profitiert ebenfalls von der Pflege durch die fleißigen Helfer in<br />

Uniform. Das registriert seine gesamte Familie. Denn neben den Kindern Monika (heute:<br />

Ordensschwester Bonifatie) und Mechthild samt Sch<strong>wie</strong>gersohn Günther ist auch dessen Ehefrau<br />

Maria angereist. Die 92-Jährige war gemeinsam mit Tochter Mechthild schon bei der <strong>Ein</strong>weihung<br />

vor 50 Jahren dabei. Damals waren mehrere tausend Angehörige hier, die mit der Bahn, Bussen<br />

und zahllosen Autos angereist sind. Ich bin froh, dass ich auch heute noch einmal hier sein darf ,<br />

sagt Maria Schlagheck und betrachtet liebevoll den Ehering an ihrer Hand. Der gehörte eigentlich<br />

ihrem Mann und wurde ihr damals von der <strong>Deutsche</strong>n Dienststelle in Berlin übergeben. Den<br />

Ehering ihres Mannes trägt sie seither anstelle ihres eigenen. So ist ihr verstorbener Mann immer<br />

bei ihr.<br />

Auch Karl Mohr ist jemand, der immer für andere da ist. Der ehemalige Jugendreferent und<br />

spätere Bezirksgeschäftsführer aus Karlsruhe organisiert bereits seit über 30 Jahren zahlreiche<br />

Angehörigenreisen. Andilly liegt ihm dabei besonders am Herzen. Das wissen auch seine<br />

Mitreisenden, die sich Jahr für Jahr auf die Reisen mit Karl Mohr freuen. <strong>Ein</strong>e seiner treuesten<br />

Begleiterinnen ist Thusnelde Rupp. Wir haben Herrn Mohr sehr viel zu verdanken , sagt die<br />

94-Jährige, die zugleich die älteste Teilnehmerin ist. Auch <strong>Volksbund</strong>-Präsident Reinhard Führer<br />

lobt den Ehrenamtler: Engagierte Menschen <strong>wie</strong> Karl Mohr und seine Reiseteilnehmer sind das<br />

Kernstück unserer Gedenkveranstaltungen. Durch ihre Besuche gewinnen die Kriegsgräberstätten<br />

an Bedeutung und werden so zu wichtigen Orten der Erinnerung und Mahnung.<br />

Am Ende dieses bewegenden <strong>Tag</strong>es hat sich der <strong>Volksbund</strong>-Beauftragte für Frankreich, Julien<br />

Hauser, noch etwas ganz Besonderes ausgedacht. In monatelanger Vorbereitung organisiert er in<br />

Metz ein gut besuchtes Benefizkonzert mit dem Luftwaffenmusikkorps II der Bundeswehr aus<br />

Karlsruhe und dem Musikkorps der französischen Marineinfanterie aus Versailles, die zuvor schon<br />

auf der Kriegsgräberstätte Andilly eine Kost- oder besser Hörprobe ihres Könnens gegeben haben.<br />

In der imposanten Kirche Sainte-Thérèse-de-l'Enfant-Jésus lauscht neben dem<br />

<strong>Volksbund</strong>-Präsidenten Reinhard Führer, der Bundestagsabgeordneten Petra Merkel und Konsul<br />

Hubertus Legge ein bunt gemischtes deutsch-französisches Publikum den meisterhaft<br />

vorgetragenen Musikstücken von Bach bis Wagner. Musik verbindet Freunde <strong>wie</strong> kaum ein<br />

anderes Medium über alle Grenzen hinweg. So endet dieser bewegende <strong>Tag</strong>, der wohl allen<br />

Beteiligten <strong>wie</strong> <strong>kein</strong> <strong>anderer</strong> in Erinnerung bleiben wird.<br />

Maurice Bonkat<br />

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<strong>Volksbund</strong> <strong>Deutsche</strong> Kriegsgräberfürsorge e.V.<br />

Spendentelefon: 0561 700?90<br />

Spendenkonto: 3?222?999<br />

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