Gasthaus & Pension - Hörselberg-Bote

Zum 200. Geburtstag von
Heinrich Schwerdt – ein Thüringer
mit Herz und Verstand / Teil 1
Sabine Zerbst
Als ich vor einigen Jahren begann, die einzelnen
Archivbestände im Waltershäuser Pfarrhaus zu
ordnen und zu registrieren, fi el mir eine etwas
ramponierte Pappschatulle in die
Hände. Überrascht war ich, als ich
darin eine, in violettem Samt
gebundene Mappe mit der in
Gold geprägten Aufschrift
„Zum 50. Amtsjubiläum am
8. Juli 1883“ vorfand. Die
Mappe beinhaltete: je ein
Gratulationsschreiben der
Ephoren des Herzogtums
Gotha, der Geistlichen der
Ephorie Tenneberg, der Cantoren
und Organisten der Ephorie
Tenneberg, des Waltershäuser
Gewerbe vereins, dazu noch das Original
der Ernennungsurkunde zum Ehrendoktor
der Universität Jena sowie einen Brief von Laura
Schwerdt aus Eisenach vom 16. Januar 1919. In
diesem, an den Amtsnachfolger ihres Vaters gerichteten
Schreiben, begründet sie das Überlassen
der Mappe für das Archiv damit, dass die Familie
keine Verwendung dafür hätte. Bei dem Jubilar
handelte es sich um Kirchenrat Dr. theol. h.c.
Heinrich Schwerdt (1810 - 1888).
Mir, als einer Zugezogenen, sagte der Name
Heinrich Schwerdt zu diesem Zeitpunkt wenig.
Ich kannte zwar die Heinrich-Schwerdt-Straße
im unteren Teil der Stadt und hatte im Bildband
gelesen, den der Waltershäuser Geschichtsverein
1993 über das alte Waltershausen herausgegeben
hatte, dass die Bepfl anzung der Bahnhofstraße
beiderseitig mit Linden auf die Initiative von
Heinrich Schwerdt zurückzuführen sei. Um so
erstaunlicher war ich, als ich nun die Biographie
im Pfarrbuch des Herzogtums Gotha für eine Ausstellung
abschrieb. Denn da las ich, dass er nicht
nur Pfarrer bzw. Superintendent war, sondern auch
Volksschriftsteller, Politiker, Pädagoge und Volksfürsorger.
Der Titel eines Kirchenrates war ihm
Hörselberg-Bote Nr. 83 / 2010
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vom Gothaer Herzog und der Ehrendoktor von
der Universität Jena zuerkannt worden. Solche
Zusätze sind im Pfarrbuch selten vermerkt.
Inzwischen habe ich mich mit der Person Heinrich
Schwerdts sehr intensiv beschäftigt und ich kann
sagen, dass diese Titel- und Tätigkeitsbezeichnungen
in keiner Weise die Vielseitigkeit dieses
Mannes darstellen. Er war umfassend begabt und
seine Talente versuchte er stets zum Gemeinwohl
einzusetzen. Er galt als ein
guter Initiator und Organisator. Seine organisatorischen
Fähigkeiten setzte er in
vielen Bereichen des gesellschaftlichen,
gemeinnützigen und sozialen Lebens in
den ihm anvertrauten Gemeinden und
für seine Thüringer Heimat ein. Trotz
der umfangreichen pfarramtlichen Aufgaben
widmete er sich in seinen freien
Stunden sehr engagiert diesen Betätigungsfeldern.
Auch das öffentliche
Leben in Waltershausen und der Umgebung
hat er entscheidend mitgeprägt.
Aus seiner Biographie...
Johann Georg Heinrich Christian Schwerdt wurde
am 7. Januar 1810 in Neukirchen bei Eisenach
als Pfarrerssohn geboren. Nach dem Besuch des
Pfarrhaus in Neukirchen
Geburtshaus von Heinrich Schwerdt
Gymnasiums in Gotha und Eisenach studierte er
Theologie und Philologie in Jena und Leipzig.
1833 kehrte er nach seiner Ordination in Gotha in
seinen Heimatort Neukirchen zurück, um dort sei-