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Kinder besser vor Gewalt schützen - Weisser Ring e.V.

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30 Jahre WEISSER RING<br />

Bundeskanzlerin<br />

Merkel würdigt<br />

den Verein<br />

Delegiertenversammlung<br />

Prof. Dr. Böttcher:<br />

Anspruchsvolle Ziele<br />

für die Zukunft<br />

Krimi-Quiz<br />

Gewiefte Fälscher:<br />

„Blüten“ in immer<br />

<strong>besser</strong>er Qualität<br />

Forum Jugend<br />

30. Jahrgang 1/2007 G 4266<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>vor</strong><br />

<strong>Gewalt</strong> <strong>schützen</strong>


Foto: Ingrid Weber<br />

Justizminister Goll:<br />

Rechtsstaat muss<br />

Opfer verhindern<br />

Wir versuchen im Rechtsstaat alles, um Opfer zu verhindern. Das ist der erste Auftrag des<br />

Rechtsstaates“, erklärte Baden-Württembergs Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll zur Eröffnung<br />

der Ausstellung „Opfer“ im Amtsgericht Karlsruhe.<br />

Opfer erleben, so Goll, einen Verlust an Vertrauen in ihre Umgebung, in ihre Mitmenschen. Sie<br />

leiden unter Ängsten, die viel langsamer heilen als körperliche Wunden. Schlimmer noch ist der<br />

Verlust an Selbstvertrauen und der Tatsache, dass sich Opfer häufig selbst Vorwürfe machen: „Sie<br />

schämen sich und werden von ihrer Umgebung auch oft noch darin unterstützt, wenn sie sich einen<br />

Teil selbst Schuld zuschreiben“, sagte Goll. Umso <strong>besser</strong> sei es, wenn andere Opfer eine offensive<br />

Rolle übernehmen, wie Richard Oetker dies aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des WEISSEN<br />

RINGS getan hat, wie Jan Philipp Reemtsma oder auch Natascha Kampusch in Wien. Sicher seien<br />

sie eher die Ausnahme, die meisten Opfer könnten dies nicht. Die meisten anderen brauchen Mitmenschen,<br />

die zu ihnen halten, die finden sie im WEISSEN RING.<br />

Dass Opfer überhaupt ins Blickfeld kommen, ist dem WEISSEN RING und seinen vielen<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitern zu danken. Dazu rechnet der Justizminister letztlich die Ausstellung<br />

„Opfer“ mit Bildern, die unter die Haut gehen. Dass einige Exponate auch schockieren, muss in dieser<br />

schnelllebigen Zeit mit ihren vielen Reizen wohl so sein, wenn man für Opfer und ihre Schicksale<br />

sensibilisieren will, erklärte der Minister, der in seiner Festansprache die Verdienste des WEIS-<br />

SEN RINGS über drei Jahrzehnte würdigte.<br />

Das tat auch Polizeipräsidentin Hildegard Gerecke, deren Mitgliedsausweis die Nummer 59<br />

trägt. Sie war <strong>vor</strong> 30 Jahren von der Initiative so begeistert, dass sie gleich beitrat, als sie als junge<br />

Referendarin ihr erstes Geld selbst verdient hatte. Auch Harald Denecken, Bürgermeister für Jugend<br />

und Soziales, Schule und Sport der Stadt Karlsruhe und Alexander Riedel, Präsident des Amtsgerichts<br />

und Gastgeber der Ausstellung, wissen die Arbeit des Vereins für die Opfer und in der Kriminalitäts<strong>vor</strong>beugung<br />

zu schätzen.<br />

WR-Außenstellenleiter Berthold Schäufele zeigte sich erfreut über das große Echo, das die Ausstellung<br />

beim Publikum und in den Medien fand. Die Hilfsorganisationen in der Stadt unterstützten<br />

die Ausstellung und präsentierten ihre eigene Arbeit in dieser Zeit. Schäufele dankte ihnen wie<br />

auch den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Außenstelle, allen <strong>vor</strong>an Antje<br />

Henge für ihren organisatorischen Einsatz. Das Bläser-Ensemble des Polizeimusikkorps Karlsruhe<br />

gestaltete die Eröffnung musikalisch.<br />

Justizminister Prof.<br />

Dr. Ulrich Goll (M.) eröffnete<br />

die Ausstellung<br />

„Opfer“ im Amtsgericht<br />

Karlsruhe mit WR-Außenstellenleiter<br />

Berthold<br />

Schäufele (l.) und dem<br />

Präsidenten des Amtsgerichts,<br />

Alexander Riedel<br />

Opfer.<br />

Opfer. Der Katalog zur Ausstellung.<br />

Schutzgebühr 10 Euro.<br />

Zu bestellen:<br />

WEISSER RING, Info-Service,<br />

Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />

info@weisser-ring.de.<br />

Termine<br />

Ausstellung „Opfer“<br />

Die Ausstellung „Opfer“ wird demnächst<br />

in folgenden Städten zu sehen sein:<br />

j 8. bis 26. Januar: Sömmerda,<br />

Polizeiinspektion<br />

j 10. bis 19. Januar: Osterode,<br />

Forum der Kreisvolkshochschule<br />

j 16. bis 24. Januar: Oberursel,<br />

Rathaus<br />

j 4. bis 26. Februar: Greiz, Heimatmuseum<br />

Unteres Schloss<br />

j 8. bis 17. Februar: Straubing,<br />

Stadtbibliothek im Salzstadel<br />

j 8. bis 23. Februar: Bielefeld,<br />

Polizeipräsidium<br />

j 5. bis 25. März: Rudolstadt,<br />

Stadtschloss Ludwigsburg<br />

j 7. bis 23. März: Neustadt a. d.<br />

Weinstraße, Rathaus, Marktplatz 1<br />

Näheres zu den Ausstellungsterminen<br />

entnehmen Sie bitte der Tagespresse<br />

oder unserer Homepage<br />

www.weisser-ring.de.<br />

Inhalt<br />

AUSGABE 1/2007 Titelthema Forum Jugend<br />

Familie ist für <strong>Kinder</strong> wichtig.<br />

Kindesmisshandlungen sind<br />

laut Unicef oft mit Armut,<br />

Stress und Isolation der Eltern<br />

verbunden. Trotz aller Gefahren<br />

gilt: Die Familie ist die „natürliche<br />

Umgebung für Wachstum<br />

und Wohlergehen der <strong>Kinder</strong>“.<br />

Das gilt auch für das Kind auf<br />

unserem Titelbild.<br />

6/I<br />

Foto: event-photo.biz<br />

40<br />

Jeder dritte Einbruch<br />

scheitert. Gute Sicherungssysteme<br />

haben ihren Wert<br />

– das beweist die Statistik.<br />

In Deutschland wird alle<br />

zwei Minuten in einen Privathaushalt<br />

eingebrochen,<br />

besonders häufig in den<br />

Wintermonaten. Doch man<br />

kann sich <strong>schützen</strong>.<br />

Foto: Günter Santjer<br />

Bundeskanzlerin<br />

Merkel würdigt die<br />

Arbeit des WEIS-<br />

SEN RINGS. Im<br />

Paul-Löbe-Haus<br />

hielt sie die Festrede.<br />

Links Franz<br />

X. Wanninger, Vorstandsmitglied<br />

und Schatzmeister<br />

des WEISSEN<br />

RINGS.<br />

29<br />

Godewind ist Botschafter<br />

des WEISSEN RINGS<br />

Die beliebte norddeutsche<br />

Band hat auf ihrer Tournee<br />

den WEISSEN RING mit<br />

dabei. Die Band hat eigens<br />

eine CD mit drei Liedern<br />

aufgelegt, deren Erlös<br />

der Arbeit für die Opfer<br />

von Kriminalität zu Gute<br />

kommt.<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

Foto: Nicht-bei-mir.de<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>vor</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>schützen</strong>:<br />

In Deutschland sterben jede Woche<br />

zwei <strong>Kinder</strong> an den Folgen von Misshandlung<br />

und Vernachlässigung.<br />

Doch spektakuläre Todesfälle sind nur<br />

die Spitze des Eisbergs alltäglicher<br />

<strong>Gewalt</strong> gegen <strong>Kinder</strong>. Die Bundesregierung<br />

will gegensteuern. 10<br />

Akademie für Rechtspädagogik<br />

in Cottbus gegründet 11<br />

Einmal im Mittelpunkt:<br />

Das jugendliche Opfer 12<br />

Trotz leerer Kassen mutig gegen<br />

<strong>Gewalt</strong> in der Schule angehen 13<br />

30 30 Jahre Jahre WEISSER WEISSER RING RING<br />

Bundeskanzlerin Merkel würdigt<br />

die Arbeit des Vereins 6<br />

30 Jahre Schutz und Hilfe für Opfer I<br />

Chronik des Vereins<br />

Bauhaus-Studenten erhielten<br />

II<br />

den WR-Ehrenpreis<br />

Vereinsgründern die Ehrenmit-<br />

VII<br />

gliedschaft verliehen VIII<br />

Anderen zu helfen kann richtig<br />

glücklich machen 16<br />

„Ein Schritt, den ich bis heute<br />

nicht bereut habe“ 25<br />

Delegiertenversammlung<br />

Prof. Dr. Böttcher: Anspruchsvolle<br />

Ziele für die Zukunft 8<br />

Opferhilfe Opferhilfe<br />

Vater tötet Kind durch Schütteln:<br />

Hirnlähmung 14<br />

Kontrollsüchtiger Ehemann<br />

treibt seine Frau in den Ruin 15<br />

Schmerzensgeld nach<br />

Vergewaltigung einer 13-Jährigen 26<br />

Vorbeugung Vorbeugung<br />

Jeder 3. Einbruch scheitert<br />

an guten Sicherheitssystemen 29<br />

Krimi-Quiz: „Blüten“ in immer<br />

<strong>besser</strong>er Qualität 30<br />

Rubriken Rubriken<br />

Magazin 4<br />

Menschen im Verein 32<br />

Intern 36<br />

Kraft gegen <strong>Gewalt</strong> 38<br />

Impressum 39<br />

WEISSER RING 1/07<br />

3


Magazin<br />

AKTUELL<br />

Noch kein<br />

Schlussstrich<br />

in Sicht<br />

Das Drama, das für die<br />

inzwischen 14-jährige<br />

Stephanie aus Dresden<br />

mit ihrer Entführung<br />

am 11. Januar begann,<br />

scheint kein Ende zu<br />

nehmen.<br />

S<br />

tephanie war 35 Tage in der<br />

<strong>Gewalt</strong> von Mario M., der<br />

sie an jedem dieser 35 Tage mehrfach<br />

vergewaltigte und mit seinen<br />

Drohungen in ungeheure Ängste<br />

versetzte. Ängste, die das junge<br />

Opfer noch immer verfolgen. Der<br />

wegen schweren Kindesmissbrauchs<br />

Vorbestrafte hatte sie<br />

nach wochenlanger Beobachtung<br />

gezielt als sein Opfer ausgesucht<br />

und ihr immer wieder die<br />

schrecklichsten Folgen im Falle<br />

seiner Entdeckung aufgezeigt.<br />

Dennoch wagte die Schülerin<br />

es, Hilferufe mit der Adresse des<br />

Täters auf Zettel zu schreiben und<br />

diese auf der Straße fallen zu lassen,<br />

wenn er im Schutze der Dunkelheit<br />

mit ihr spazierenging.<br />

Dank eines solchen Papierfetzens<br />

konnte sie schließlich befreit werden<br />

aus seiner Wohnung, die nur<br />

300 Meter entfernt von ihrem<br />

Elternhaus liegt.<br />

Danach kamen nach und<br />

nach die Ermittlungspannen der<br />

Dresdner Polizei ans Licht, die<br />

schließlich von Justizpannen abgelöst<br />

wurden. Die große Sorge<br />

von Stephanie und ihrer Familie:<br />

Der Täter könnte irgendwann<br />

wieder auf freien Fuß kommen –<br />

und seine Drohungen wahr machen.<br />

Deshalb wollte das Opfer<br />

im Verfahren aussagen. Sie wollte<br />

deutlich machen, dass er sie nicht<br />

30 Mal vergewaltigt hat, wie es in<br />

der Anklage heißt, sondern dass<br />

es über 100 Taten gewesen sind.<br />

Am Strafmaß würde das vermut-<br />

4 WEISSER RING 1/07<br />

lich nichts ändern. Es wird allgemein<br />

davon ausgegangen, dass<br />

M. mit der Höchststrafe von 15<br />

Jahren und anschließender Sicherungsverwahrung<br />

rechnen muss.<br />

Aber für das Opfer und die Verarbeitung<br />

der seelischen Pein macht<br />

es sicher einen Unterschied, ob<br />

der Täter nur für einen Bruchteil<br />

oder für jede einzelne Tat haftbar<br />

gemacht wird. Stephanie zog ihren<br />

Wunsch, auszusagen, zurück.<br />

Ein Erfolg des Täters, der vom<br />

ersten Verhandlungstag an gezeigt<br />

hat, dass noch von ihm zu<br />

hören sein wird.<br />

Neuer Schock,<br />

alte Angst<br />

Damals hatte er eine Unterbrechung<br />

herbeigeführt. Dann flüchtete<br />

er <strong>vor</strong> dem zweiten Prozesstag<br />

vom Hofgang auf das Gefängnisdach<br />

und entzog sich dem<br />

Zugriff von Vollzugs- und Polizeibeamten<br />

für diesen Tag und<br />

E<br />

in Martyrium ohnegleichen<br />

erlebte der junge Häftling in<br />

der Jugendhaftanstalt Siegburg.<br />

Drei Zellengenossen quälten ihn<br />

über viele Stunden ohne Unterlass<br />

mit unsäglichen Methoden<br />

und zwangen ihn schließlich,<br />

sich selbst zu strangulieren. Sie<br />

wollten einen Menschen sterben<br />

sehen.<br />

Das Alarmsystem der Strafanstalt,<br />

das der 20-Jährige noch<br />

in Gang setzen konnte, hätte<br />

seine Rettung ermöglichen können.<br />

Doch die Täter erklärten<br />

dem Wachdienst über die Gegensprechanlage,<br />

sie hätten den<br />

Knopf versehentlich gedrückt.<br />

Und die Beschwerden der Häftlinge<br />

in den benachbarten Zellen<br />

halfen dem Opfer ebensowenig,<br />

obwohl sich ein Beamter an den<br />

Foto: picture alliance<br />

Stephanies Vater<br />

Joachim R. voller Sorge<br />

um seine Tochter<br />

Häftling in der Zelle<br />

gequält und getötet<br />

fast die gesamte folgende Nacht.<br />

Am nächsten Tag wurde er zwar<br />

in Hand- und Fußfesseln von vermummten<br />

Beamten <strong>vor</strong>geführt,<br />

aber dann vom Arzt für verhandlungsunfähig<br />

erklärt.<br />

Für sein Opfer bedeutet jede<br />

dieser spektakulären Handlungen<br />

einen neuen Schock, alte Ängste<br />

werden wieder wach. M.s Verteidiger<br />

setzte schließlich mit einem<br />

Befangenheitsantrag gegen Richter<br />

Tom Maciejewski noch eins<br />

obendrauf: Die Vorführung mit<br />

Fesseln durch vermummte Einsatzkräfte<br />

verstieß nach seiner<br />

Meinung gegen die Würde des<br />

Angeklagten. Mario M. hat es<br />

geschafft, dass viele Beobachter<br />

damit rechnen, dass dies womöglich<br />

noch nicht das Ende der Fahnenstange<br />

war. j<br />

Ort des schrecklichen Geschehens<br />

begab. Die Täter hatten ihr<br />

Opfer jedoch ins Bett gelegt, dem<br />

Vollzugsbeamten schien es, als<br />

schlafe der Schwerverletzte. Spuren<br />

der Taten hat er wohl nicht<br />

wahrgenommen. Das Opfer sollte<br />

eine sechsmonatige Jugendstrafe<br />

absitzen und war wegen<br />

Entzugsproblemen in die Gemeinschaftszelle<br />

verlegt worden.<br />

Die Belegung mit mehr als zwei<br />

Häftlingen hat Justizministerin<br />

Roswitha Müller-Piepenkötter<br />

wenig später aufgehoben, den<br />

unter schwerer Kritik stehenden<br />

Anstaltsleiter hat sie versetzt.<br />

Ehemalige Häftlinge hatten berichtet,<br />

in der Siegburger Anstalt<br />

herrsche das Faustrecht. Die<br />

Täter gestanden ihre Tat weitgehend.<br />

j<br />

18-Jähriger schießt in<br />

Schule um sich<br />

H<br />

eute“, schreibt Spiegel Online<br />

am 21. November,<br />

„sollte Sebastian B. <strong>vor</strong> dem<br />

Jugendgericht erscheinen – zur<br />

Hauptverhandlung wegen unerlaubten<br />

Besitzes einer Walther<br />

P38-Pistole. Stattdessen wird<br />

heute sein Leichnam von Rechtsmedizinern<br />

obduziert.“ Sebastian<br />

B. hatte am Vortag die Geschwister-Scholl-Schule<br />

in Emsdetten<br />

(Bild oben) im Münsterland gestürmt,<br />

um sich an denen zu rächen,<br />

von denen er sich gedemütigt<br />

fühlte. 37 Verletzte, drei von<br />

ihnen schwerverletzt, forderte<br />

sein Amoklauf.<br />

Zweimal hatten sie ihn sitzenbleiben<br />

lassen, im Juni 2006 hatte<br />

er schließlich seinen Realschul-<br />

Abschluss ordentlich geschafft.<br />

Und dennoch war der 18-Jährige<br />

vollends frustriert, verzweifelt,<br />

vereinsamt – und voller Hass. So<br />

plante er über einen langen Zeitraum<br />

seine Rache. Über das Vorhaben<br />

berichtete er über Jahre<br />

hinweg auf seiner Homepage.<br />

Wie Robert Steinhäuser, der<br />

am 26. April 2002 am Gutenberg-<br />

Gymnasium in Erfurt Amok lief,<br />

hatte sich auch Sebastian B. in<br />

eine virtuelle Welt zurückgezogen<br />

und sich immer wieder über Stunden<br />

hinweg mit dem Killerspiel<br />

„Counterstrike“ beschäftigt. Da-<br />

bei fiel B. schon durch die äußere<br />

Erscheinung auf, meist in schwarz<br />

gekleidet, mit einem langen Mantel<br />

oder aber in Tarnkleidung, die<br />

Augen gerne mit Sonnenbrille<br />

verdunkelt.<br />

Am Vorabend seiner Tat stellte<br />

B. vier neue Videosequenzen<br />

auf seine Homepage, unter anderem<br />

einen selbst gestalteten <strong>Gewalt</strong>-Comic.<br />

Und einen Abschiedsbrief<br />

hinterließ er dort:<br />

„Das einzigste, was ich intensiv in<br />

der Schule beigebracht bekommen<br />

habe, war, dass ich ein Verlierer<br />

bin“, schreibt er. Am nächsten<br />

Vormittag machte er sich mit<br />

Spenden<br />

helfen!<br />

Spendenkonto<br />

34 34 34<br />

Deutsche Bank Mainz<br />

BLZ 550 700 40<br />

Sparkasse Mainz<br />

BLZ 550 501 20<br />

Genossenschaftsbank<br />

Mainz<br />

BLZ 550 606 11<br />

Commerzbank Mainz<br />

BLZ 550 400 22<br />

Foto: picture alliance<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

das war ein guter Tag für die Opfer von <strong>Gewalt</strong> und Kriminalität:<br />

Sie stehen selten im Mittelpunkt, umso mehr Aufmerksamkeit<br />

fanden sie am Tag der 30-Jahr-Feier des WEISSEN<br />

RINGS in Berlin. Die Bundeskanzlerin persönlich machte<br />

Opfer und ihr Schicksal zum Thema: Sie hielt die Festansprache<br />

im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages. Dr.<br />

Angela Merkel stellte klar heraus: „Opferschutz geht <strong>vor</strong> Täterschutz.“<br />

Die Bundeskanzlerin versicherte den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern: „Wir brauchen Menschen wie Sie. Und wir<br />

danken Ihnen herzlich für das, was Sie tun.“<br />

Opfer in den Mittelpunkt hatten auch die 15 Studentinnen und<br />

Studenten der Weimarer Bauhaus-Universität gestellt. Für die<br />

Ausstellung „Opfer“, die der WEISSE RING schon in über<br />

50 Städten gezeigt hat und die bis ins Jahr 2008 ausgebucht ist,<br />

bekamen sie und ihre Hochschullehrer den Ehrenpreis des<br />

WEISSEN RINGS. Ihr Engagement für die Sache der Opfer<br />

ist einfach preiswürdig.<br />

In diesem Sinne Ihre Redaktion<br />

seinem schwarzen Mantel und bis<br />

an die Zähne bewaffnet auf in die<br />

Schule, um wahllos um sich zu<br />

schießen.<br />

Schneller Zugriff<br />

Ehe er seinem Leben selbst ein<br />

Ende setzte, schoss der 18-Jährige<br />

eine Lehrerin an und verletzte<br />

zwei Schüler sowie den Hausmeister,<br />

der der Lehrerin zu Hilfe<br />

eilte, schwer. Die psychischen<br />

Folgen für Schüler und Lehrer<br />

sind noch völlig unabsehbar. Der<br />

WEISSE RING unterstützt die<br />

Opfer. Der Täter hatte nicht nur<br />

vier Gewehre dabei, die er offen-<br />

Alte Forderungen ohne Folgen<br />

sichtlich über das Internet erworben<br />

hatte, sondern auch ein gutes<br />

Dutzend selbstgebauter Rohrbomben<br />

im Rucksack, die er zum Teil<br />

im Gebäude versteckte. Die Einsatzkräfte<br />

der Polizei waren sehr<br />

schnell <strong>vor</strong> Ort und griffen ein.<br />

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers<br />

erklärte: „Es hat sich bewährt,<br />

dass die Polizei in Nordrhein-<br />

Westfalen solche Situationen geübt<br />

hat, dass es ein spezielles Einsatzkonzept<br />

für solche Amokläufe<br />

in Schulen gibt.“ Was außerdem<br />

zu denken geben muss: Zum<br />

ersten Mal hatte ein Schulattentäter<br />

Sprengstoff dabei. j<br />

Aufgelebt ist nach dem Amoklauf in Emsdetten wieder einmal die<br />

Diskussion um Killerspiele, die immer dann – und nur dann – in der<br />

Politik geführt wird, wenn bekannt wird, dass ein Täter sich damit<br />

intensiv beschäftigt hatte.<br />

Neu aufgegriffen haben Experten die Forderung, mehr Schulpsychologen<br />

einzusetzen. In Deutschland kommt ein Schulpsychologe auf<br />

12.500 Schüler. In Skandinavien liegt das Verhältnis bei 1:1000. Im<br />

Vergleich der OECD-Staaten (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung) liegt Deutschland damit <strong>vor</strong> Malta an <strong>vor</strong>letzter<br />

Stelle. Diese Forderung war auch nach dem Amoklauf in Erfurt<br />

erhoben worden. Sie wurde allerdings nicht umgesetzt. Andere teurere<br />

Präventionsmaßnahmen wie mehr Personal und kleinere Klassen<br />

blieben ebenfalls aus.<br />

WEISSER RING 1/07<br />

5


30 Jahre WR<br />

FESTVERSAMMLUNG<br />

Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel<br />

würdigt den<br />

WEISSEN RING<br />

D<br />

er WEISSE RING kann mit Fug und<br />

Recht stolz sein: Auf die Gründer, die<br />

sich 1976 mit Weitblick und Engagement auf<br />

den Weg begaben, um den Opfern von <strong>Gewalt</strong><br />

mehr Hilfe und Schutz zu verschaffen und<br />

denen dafür nun die Ehrenmitgliedschaft verliehen<br />

wurde. Auf die vielen tausend Ehrenamtlichen,<br />

die sich den Opfern zuwenden,<br />

ihnen Zeit, menschliche Wärme, Rat und<br />

Unterstützung boten und bieten. Auf seine<br />

Mitglieder und Förderer, die durch ihre Beiträge<br />

und Spenden diese Arbeit erst ermöglichen.<br />

Sie alle sind es, denen Anerkennung gebührt,<br />

mit der die Gäste zum 30-jährigen Bestehen<br />

nicht sparten, allen <strong>vor</strong>an Bundeskanzlerin Dr.<br />

Angela Merkel.<br />

„Das Parlament und die Bundesregierung<br />

stehen an der Seite des WEISSEN RINGS“,<br />

hob die Kanzlerin her<strong>vor</strong>. Sie schätzt die größte<br />

deutsche Opferhilfeorganisation seit vielen<br />

Jahren. Nicht zuletzt der Einsatz des Vereins<br />

in den neuen Bundesländern, der sogleich<br />

nach der Wiedervereinigung mit dem Aufbau<br />

von Außenstellen begann, überzeugte sie,<br />

schon 1992 selbst dem WEISSEN RING beizutreten.<br />

Angela Merkel schätzt die konkrete Hilfe<br />

ebenso wie die Lobbyarbeit für die Opfer, aber<br />

auch den Einsatz in der Kriminalitäts<strong>vor</strong>beugung.<br />

Ihre Festansprache lesen Sie in leicht<br />

gekürzter Fassung ab Seite 16. Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Prof. Dr. Reinhard Böttcher erinnerte<br />

Justizministerin<br />

Brigitte Zypries,<br />

Bundesgeschäftsführerin<br />

Gabriele<br />

Holthaus und<br />

Dr. Jürgen Witt<br />

daran, dass der WEISSE RING ein durch das<br />

Ehrenamt geprägter Verein ist: „Über 2800<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter sind es heute, die in<br />

420 Außenstellen des WEISSEN RINGS den<br />

Opfern von Kriminalität Beistand und praktische<br />

Hilfe leisten und sich öffentlich für eine<br />

Stärkung der Opferrechte und für die Verbrechensverhütung<br />

engagieren. Eine ganze Anzahl<br />

dieser Mitarbeiter sind heute hier. Darunter<br />

sind Frauen und Männer, die diesen Dienst<br />

über viele, viele Jahre geleistet haben und<br />

leisten. Gestatten Sie mir, meine Damen und<br />

Herren, diesen besonders verdienten Mitarbeitern<br />

im Angesicht höchster Repräsentanten<br />

unseres Staates dafür zu danken, dass sie so<br />

viel Zeit und Kraft für Opferhilfe und Opferschutz<br />

eingesetzt haben“, sagte der Vorsitzen-<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela<br />

Merkel im Gespräch mit Dr.<br />

Jürgen Witt, Stellvertretender<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender, und Bundestagsvizepräsidentin<br />

Petra<br />

Pau. Im Hintergrund Dr.<br />

Gabriele Stauner (l.) , MdEP,<br />

und Siegfried Kauder, MdB<br />

de. Der Schwerpunkt der Arbeit des WEIS-<br />

SEN RINGS liegt bei der Opferhilfe im Einzelfall<br />

und hier wiederum bei der Beratung<br />

und Begleitung des Opfers im Umgang mit<br />

den Behörden und bei der Organisation von<br />

Hilfe, <strong>vor</strong> allem aber in menschlichem Beistand,<br />

der von den Opfern manchmal über<br />

lange Zeit gesucht und vielfach besonders<br />

dankbar aufgenommen wird. Der WEISSE<br />

RING leistet aber auch materielle Hilfe zur<br />

Überbrückung straftatbedingter Notlagen.<br />

Über vier Millionen Euro kann er dafür jährlich<br />

zur Verfügung stellen, dank, in erster<br />

Linie, Spenden und testamentarischer Zuwendungen<br />

durch Mitbürger, die selbst nicht selten<br />

in bescheidenen Verhältnissen leben, dank<br />

sodann der Beiträge unserer knapp 60 000<br />

Mitglieder und dank auch einer, freilich eher<br />

bescheidenen Berücksichtigung bei der Verteilung<br />

von Geldbußen durch die Gerichte und<br />

Staatsanwaltschaften. Auch ihnen allen gilt<br />

Dank.“<br />

Ungezählte Zeit haben die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter in den vergangenen 30 Jahren auf<br />

Fotos: Ingrid Weber<br />

die Beratung und Betreuung von Kriminalitätsopfern<br />

verwandt, fast 100 Millionen<br />

Euro wurden für materielle Leistungen an<br />

Opfer ausgegeben. Prof. Böttcher: „Aber das<br />

ist nur die eine Seite der Erfolgsgeschichte.<br />

Als der WEISSE RING 1976 gegründet<br />

wurde, war das Wort Opferschutz, war erst<br />

recht die damit bezeichnete Sache in weiten<br />

Bereichen unserer Staats- und Gesellschaftsordnung<br />

unbekannt. Das Opferentschädigungsgesetz<br />

war soeben in Kraft getreten,<br />

trotz seiner damals sehr engen Fassung ein<br />

großer Fortschritt. Im Strafprozess aber war<br />

die Stellung des Verbrechensopfers damals so<br />

miserabel, dass wir uns das heute kaum mehr<br />

<strong>vor</strong>stellen können. Das Opfer wurde als<br />

Beweismittel zur Überführung des Täters<br />

benutzt, und das war es dann auch. Noch keine<br />

Rede war davon, dass im Verfahren gegen den<br />

Täter eine zweite Viktimisierung des Opfers<br />

vermieden werden muss, seine Persönlichkeitssphäre<br />

zu <strong>schützen</strong> ist, es eine gesicherte<br />

Rechtsposition und in vielen Fällen anwaltliche<br />

Unterstützung benötigt, alles Postulate,<br />

die uns heute selbstverständlich sind.<br />

Es war ein langer Weg, der über das<br />

Opferschutzgesetz von 1986, das Zeugenschutzgesetz<br />

von 1998, das <strong>Gewalt</strong>schutzgesetz<br />

von 2002 und das Opferrechtsreformgesetz<br />

von 2004, um nur die wichtigsten gesetz-<br />

Paul-Löbe-Haus<br />

Das Paul-Löbe-Haus mit seiner offenen<br />

Architektur bildete einen ganz besonderen<br />

Rahmen für die 30-Jahr-Feier des WEISSEN<br />

RINGS. Zwischen August 1997 und November<br />

2000 erbaut, gibt es den Arbeitsbereichen<br />

Ausschüsse, Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Zentrale Besucherbetreuung des Deutschen<br />

Bundestages Raum. Das Haus ist Teil des<br />

sogenannten Band des Bundes, einer Kette<br />

von Bundestagsgebäuden, die die Spree<br />

zweimal überquert und vom Kanzleramt bis<br />

zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus führt.<br />

Namensgeber Paul Löbe, der 1875 geborene<br />

Schriftsetzer und Sozialdemokrat, gilt als<br />

Symbol der ersten deutschen Republik: Er<br />

war von 1920 bis 1933 der letzte demokratische<br />

Präsident des Reichstags und eröffnete<br />

am 7. September 1949 als Alterspräsident<br />

die erste Sitzung des 1. Deutschen<br />

Bundestages.<br />

Initiator und langjähriger<br />

Gründungs<strong>vor</strong>sitzender<br />

Eduard Zimmermann mit<br />

Prof. Dr. Böttcher<br />

lichen Schritte zu nennen, zum heutigen<br />

Rechtszustand geführt hat.“<br />

Der Vorsitzende weiter: „Als Fürsprecher<br />

der Opferinteressen können wir mit dem<br />

erreichten Zustand und den sich derzeit<br />

abzeichnenden weiteren Ver<strong>besser</strong>ungen noch<br />

nicht zufrieden sein. Wir erkennen aber dankbar<br />

an, dass Ihre Regierung, Frau Bundeskanzlerin,<br />

die Schaffung eines Straftatbestandes<br />

gegen das Stalking unterstützt und mit<br />

dem <strong>vor</strong> kurzem beschlossenen Entwurf eines<br />

2. Justizmodernisierungsgesetzes wichtige<br />

Ver<strong>besser</strong>ungen des Opferschutzes im Jugendstrafverfahren<br />

<strong>vor</strong>schlägt. Damit wird Forde-<br />

Klaus Hübner erhielt die<br />

Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft<br />

als Mitbegründer<br />

des WEISSEN RINGS<br />

rungen des WEISSEN RINGS entsprochen.<br />

Wir haben weitergehende Anliegen, die sich<br />

auf die Gesetzgebung wie auf die Rechtspraxis<br />

beziehen. Sie darzulegen ist heute nicht<br />

die Stunde. Wir feiern Geburtstag. Wir blicken<br />

zurück auf 30 Jahre WEISSER RING und<br />

freuen uns darüber, was in dieser Zeit für die<br />

Opfer von Kriminalität erreicht wurde, an Ver<strong>besser</strong>ungen<br />

der Rechtslage und der Praxis,<br />

aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

der Opferbelange durch Politik und Medien.<br />

Der WEISSE RING hat daran einen großen<br />

Anteil“, sagte Prof. Dr. Reinhard Böttcher. j<br />

Bewiesen 1976<br />

Weitsicht: Die Mitbegründer<br />

des Vereins<br />

Dr. Kurt Wöhler,<br />

Prof. Dr. Manfred<br />

Schreiber und<br />

Dr. Alfred Stümper<br />

mit Dr. Elfriede<br />

Schreiber<br />

Mitglieder des<br />

Bundes<strong>vor</strong>standes<br />

im Paul-Löbe-Haus<br />

des Deutschen<br />

Bundestages<br />

6 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 7


Bilanz und Ausblick<br />

DELEGIERTENVERSAMMLUNG<br />

Prof. Dr.<br />

Böttcher:<br />

Anspruchsvolle<br />

Ziele für die<br />

Zukunft<br />

Im November 2005 gab die<br />

außerordentliche Delegiertenversammlung<br />

Prof. Dr. Reinhard<br />

Böttcher bei seiner Wahl zum<br />

neuen Vorsitzenden des WEISSEN<br />

RINGS ein dickes Arbeitspaket<br />

mit auf den Weg, mit der Vorbereitung<br />

des 30-jährigen Bestehens<br />

als Schwerpunkt.<br />

N<br />

ach arbeitsreichen ersten elf Monaten,<br />

nur wenige Tage nach der herausragenden<br />

Jubiläumsveranstaltung in Berlin, bestätigten<br />

die Delegierten Prof. Böttcher einmütig<br />

in seinem Amt.<br />

Zu<strong>vor</strong> hatte er ausführlich Rechenschaft<br />

abgelegt und die Aufgaben für die Zukunft<br />

dargestellt. Ganz normale, erfolgreiche Jahre<br />

hat der WEISSE RING hinter sich: „Wir<br />

konnten wie in den Jahren da<strong>vor</strong> einer großen<br />

Zahl von Kriminalitätsopfern wirksam helfen,<br />

in der bewährten Weise durch Anteilnahme,<br />

Beratung, Begleitung und Betreuung und, wo<br />

veranlasst, auch durch materielle Unterstützung.<br />

Wir hatten in ausreichender, stetig stei-<br />

Blumen für Anneliese<br />

Fischer zum Abschied aus<br />

dem Geschäftsführenden<br />

Bundes<strong>vor</strong>stand<br />

gender Zahl engagierte ehrenamtliche Mitarbeiter,<br />

die in den bewährten Seminaren für<br />

ihre Tätigkeit qualifiziert worden sind.<br />

Die Arbeit unserer Mitarbeiter wurde von<br />

den Opfern, die den Weg zu uns fanden, wie<br />

in der Vergangenheit überaus positiv aufgenommen.<br />

Unser Ansehen in der Öffentlichkeit<br />

ist unverändert hoch“, erklärte der Bundes<strong>vor</strong>sitzende.<br />

Mit der Politik im Gespräch<br />

Zur rechtspolitischen Lobbyarbeit berichtete<br />

Prof. Dr. Böttcher von seinen Gesprächen mit<br />

Politikern über die Forderungen des WEIS-<br />

SEN RINGS an den Gesetzgeber. Böttcher<br />

und Bundesgeschäftsführerin Gabriele Holthaus<br />

führten Gespräche mit Bundesjustizministerin<br />

Brigitte Zypries und, begleitet von den<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzenden, mit dem schleswig-holsteinischen<br />

Ministerpräsidenten Peter Harry<br />

Carstensen, der bisherigen Berliner Bürgermeisterin<br />

und Justizsenatorin Karin Schubert<br />

und den bayerischen Ministern Dr. Beate<br />

Merk (Justiz), Dr. Günther Beckstein (Innen)<br />

und Christa Stewens (Soziales). Weitere Gespräche<br />

auf Länderebene sowie mit der<br />

Bundesjustizministerin sind geplant.<br />

Prof. Dr. Böttcher erinnerte an die eindrucksvollen<br />

Festveranstaltungen zum 30jährigen<br />

Bestehen des Vereins im ganzen<br />

Land. Herausragend waren die Veranstaltungen<br />

mit Richard Oetker, der aus Anlass des<br />

30-jährigen Bestehens des WEISSEN RINGS<br />

erstmals sein Schweigen über das eigene<br />

Opferschicksal gebrochen und über die Entführung<br />

1976 und die Folgen öffentlich ge-<br />

Neu im Geschäftsführenden<br />

Bundes<strong>vor</strong>stand: Dr. Helgard<br />

van Hüllen mit dem<br />

Stellvertretenden Vorsitzenden<br />

Dr. Jürgen Witt, dem<br />

Vorsitzenden Prof. Dr. Reinhard<br />

Böttcher, Schatzmeister<br />

Franz X. Wanninger<br />

und Siegfried Kauder (v.r.)<br />

sprochen hatte. Prof. Böttcher: „Einen <strong>besser</strong>en<br />

Botschafter kann der WEISSE RING nicht<br />

finden!“<br />

Der Bundes<strong>vor</strong>sitzende zog das Fazit:<br />

„Das Jubiläumsjahr zeigt, welches Potential<br />

im WEISSEN RING steckt, im Engagement<br />

und der Kreativität der Ehrenamtlichen und in<br />

der unterstützenden Kompetenz unserer Professionals.<br />

Wir können zuversichtlich in die<br />

nächsten Jahre gehen. Wir dürfen uns anspruchsvolle<br />

Ziele setzen.“<br />

Ziele zum Wohl der Opfer<br />

Prof. Böttcher formulierte abschließend einige<br />

dieser Ziele: „Wir wollen ...<br />

● noch mehr Opfer mit unseren Hilfen erreichen<br />

und unsere Hilfe am Bedarf orientieren,<br />

● Menschen gewinnen, die sich bei uns engagieren<br />

und uns unterstützen, als Mitarbeiter,<br />

Mitglieder, Sponsoren, Botschafter,<br />

● unsere Ehrenamtlichen gut qualifizieren<br />

für ihre Arbeit,<br />

● unsere politische Lobbyarbeit verstärken<br />

und zu diesem Zweck unter anderem auch im<br />

European Forum For Victim Services intensiver<br />

mitarbeiten,<br />

WR-Journalistenpreis<br />

Es geschieht noch nicht oft, dass Medien<br />

das Opfer in den Mittelpunkt stellen. Der<br />

WEISSE RING fördert die sensible und aufklärende<br />

Darstellung von Verbrechen mit<br />

einem Journalisten-Preis, der künftig alle<br />

zwei Jahre vergeben wird. Im Juni 2007 –<br />

dann jährt sich die erste Pressekonferenz<br />

zum 30. Mal – wird die erste Preisverleihung<br />

erfolgen. Mehr Informationen für<br />

Journalisten unter www.weisser-ring.de<br />

oder 06131/830342.<br />

● im Bereich der Prävention einen unverwechselbaren,<br />

wirksamen Beitrag leisten,<br />

● eine Öffentlichkeitsarbeit betreiben, die für<br />

Opferhilfe, Opferschutz und Prävention wirbt<br />

und zugleich uns, den WEISSEN RING, als<br />

glaubwürdigen kompetenten Fürsprecher dieser<br />

Anliegen erkennen lässt.“<br />

Die Delegierten bestätigten anschließend<br />

nicht nur Prof. Böttcher, sondern auch den<br />

stellvertretenden Bundes<strong>vor</strong>sitzenden Dr. Jürgen<br />

Witt, Schatzmeister Franz Xaver Wanninger<br />

sowie Siegfried Kauder als weiteres Mitglied<br />

im Geschäftsführenden Bundes<strong>vor</strong>stand.<br />

Juristin Dr. Helgard van Hüllen wurde ebenfalls<br />

in den Geschäftsführenden Bundes<strong>vor</strong>stand<br />

gewählt. Sie tritt die Nachfolge von<br />

Anneliese Fischer an, die nicht mehr kandidierte.<br />

Für den Bundes<strong>vor</strong>stand, dem die Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />

des Vereins angehören, die in<br />

ihren Landesverbänden gewählt werden, wurden<br />

die Beisitzer Prof. Dr. Günther Deegener,<br />

Richard Oetker, Prof. Dr. Heinz Schöch und<br />

Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind bestätigt. Zu<br />

neuen Beisitzern wurden Dr. Ute Kehr und<br />

Günter Klott gewählt. Als Rechnungsprüfer<br />

wählten die Delegierten Erwin Miller und<br />

erneut Magdalena Weiß. j<br />

ine der wichtigsten Aufgaben unserer<br />

staatlichen Gemeinschaft ist es, die Bürgerinnen<br />

und Bürger <strong>vor</strong> Kriminalität zu<br />

<strong>schützen</strong>. Wir alle wissen aber, dass dieser<br />

Schutz trotz aller Anstrengungen nicht immer<br />

gelingen kann. Deshalb müssen wir den<br />

Opfern von Straftaten umfassende Hilfe<br />

zukommen lassen. Kriminalitätsopfer brauchen<br />

<strong>vor</strong> allem rasche und effektive Hilfe – die<br />

wir mit der staatlichen Opferentschädigung<br />

leisten“, erklärte Bayerns Sozialministerin<br />

Christa Stewens als Ehrengast der Delegiertenversammlung<br />

des WEISSEN RINGS in<br />

Bad Kissingen.<br />

Das Opferentschädigungsgesetz wird in Bayern<br />

vom Zentrum Bayern Familie und Soziales<br />

vollzogen, unter dessen Dach 2005 neben<br />

der Versorgungsbehörde die Familienförderung<br />

und die Hauptfürsorgestellen zusammengeführt<br />

wurden. Von dieser Konzentration verspricht<br />

sich das Land Effizienzsteigerung,<br />

noch mehr Bürgernähe und Dienstleistungsorientierung.<br />

Zwar könne der Staat den Leis-<br />

8 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 9<br />

Fotos: Ingrid Weber<br />

E<br />

Seit Juli 2006 Stalkinggesetz in Österreich<br />

Ministerin Stewens würdigt die<br />

Arbeit des WEISSEN RINGS<br />

Seit dem 1. Juli 2006 gibt es in Österreich ein Stalkinggesetz – bis Mitte Oktober wurden bereits 1400<br />

Stalkingfälle angezeigt. Prof. Dr. Udo Jesionek, Präsident des WEISSEN RINGS Österreich, berichtete<br />

der Delegiertenversammlung in Bad Kissingen über weitere Neuregelungen und ihre Auswirkungen in<br />

Nachbarland. So sind seit dem 1. Januar 2006 Opfer im Rahmen des Strafprozesses über alle Verfahrensschritte<br />

zu informieren. Das gilt auch für Entschädigungs- und Hilfeleistungen. Gefragt werden<br />

Opfer auch, ob sie damit einverstanden sind, dass Hilfeorganisationen informiert werden, die sie dann<br />

aufsuchen werden. Die aufsuchende Hilfe hat sich, so Prof. Jesionek, bewährt, weil die Opfer oft nicht<br />

in der Lage sind, von sich aus Hilfe zu suchen. Mit Dr. Theresia Höynck vom Kriminologischen Forschungsinstitut<br />

Niedersachsen (KFN) hat Prof. Jesionek den Beitrag „Die Rolle des Opfers im Strafverfahren<br />

in Deutschland und Österreich nach den jüngsten opferbezogenen Reformen des Strafverfahrensrechts:<br />

Österreich als Modell?“ publiziert. Der Fachartikel ist in der Monatsschrift für Kriminologie<br />

und Strafrechtsreform (2/06, ISSN 0026-9301, Carl Heymanns Verlag) erschienen.<br />

Ministerin Christa<br />

Stewens (M.) mit<br />

Prof. Dr. Reinhard<br />

Böttcher und<br />

Ulrike Lemaire,<br />

Leiterin der<br />

Außenstelle Bad<br />

Kissingen<br />

tungsrahmen für Opfer von <strong>Gewalt</strong>taten festsetzen<br />

und die dafür notwendigen finanziellen<br />

Mittel zur Verfügung stellen, für die oftmals<br />

so dringend benötigte Zuwendung, den<br />

menschlichen Beistand und die persönliche<br />

Hilfe brauche er aber Menschen, die mit der<br />

nötigen Fachkompetenz und einem hohen<br />

Maß an Einfühlungsvermögen auch die emotionalen<br />

Bedürfnisse der Opfer abdeckten.<br />

„Hier setzt der WEISSE RING an, dem ich für<br />

seine unermüdliche Arbeit herzlich danke“,<br />

erklärte Ministerin Stewens. „Über die unmittelbare,<br />

unbürokratische, persönliche und<br />

menschliche Begleitung für Hunderttausende<br />

von Geschädigten und deren Angehörigen<br />

hinaus hat der WEISSE RING zu einem tiefgreifenden<br />

Bewusstseinswandel in Politik und<br />

Gesellschaft beigetragen. Ihm ist es zu verdanken,<br />

dass die Opfer, ihre Leiden, ihre<br />

berechtigten Bedürfnisse und Interessen überhaupt<br />

wahrgenommen wurden und einen<br />

immer stärkeren Platz in der Gesetzgebung<br />

gefunden haben“, sagte die Ministerin. j<br />

Prof. Dr. Udo Jesionek,<br />

Präsident des WR Österreich


Forum Jugend<br />

FRÜHWARNSYSTEM GEGEN MISSHANDLUNG<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong><br />

und frühzeitig<br />

<strong>vor</strong> <strong>Gewalt</strong><br />

<strong>schützen</strong><br />

Was bleibt, sind ihre Namen,<br />

verbunden mit dem Ort, an dem<br />

sie gequält, misshandelt, vernachlässigt<br />

wurden bis zum Tode:<br />

Jessica in Hamburg, Dennis in<br />

Cottbus, Kevin in Bremen, zuletzt<br />

Nadine in Gifhorn – das Kind,<br />

für das die Eltern „Ersatz“<br />

zeugten, um seinen Tod zu<br />

verheimlichen.<br />

A<br />

lles Einzelfälle heißt es gemeinhin,<br />

wenn wieder ein Kind durch seine<br />

Eltern grausam zu Tode gekommen ist. Doch<br />

die alltägliche <strong>Gewalt</strong> findet im Verborgenen<br />

statt, berichtet Unicef, das <strong>Kinder</strong>hilfswerk<br />

der Vereinten Nationen: Die <strong>Kinder</strong> und Heranwachsenden<br />

selbst – und auch Zeugen –<br />

schweigen meist, zum Beispiel aus Angst <strong>vor</strong><br />

Rache oder wegen des Stigmas, das für Opfer<br />

und Täter damit verbunden ist. Viele der<br />

betroffenen <strong>Kinder</strong> nehmen <strong>Gewalt</strong> als einen<br />

unvermeidlichen Teil ihres Lebens hin, weil es<br />

niemanden gibt, dem sie sich anvertrauen können.<br />

Zwar beschreibt die UN-Konvention über<br />

die Rechte des Kindes die Familien als natürliche<br />

Umgebung für das Wachstum und Wohlergehen<br />

der <strong>Kinder</strong>. „Trotzdem“, sagt Unicef,<br />

„ist die Familie für Millionen <strong>Kinder</strong> der<br />

‘gefährlichste Ort’.“<br />

Allein in den OECD-Ländern sterben laut<br />

Unicef jedes Jahr 3500 <strong>Kinder</strong> an den Folgen<br />

von Missandlung und Vernachlässigung. In<br />

Deutschland sind es jede Woche zwei, ebenso<br />

wie in England. In Frankreich sind es drei, in<br />

Japan vier und in den USA 27. Man könnte<br />

noch von Einzelfällen sprechen angesichts<br />

von 11,7 Millionen <strong>Kinder</strong>n bis 15 Jahren in<br />

Deutschland, wenn man denn Grausamkeit<br />

verharmlosen wollte.<br />

Doch spektakuläre Todesfälle sind ohnehin<br />

nur die Spitze des Eisbergs alltäglicher<br />

<strong>Gewalt</strong> gegen <strong>Kinder</strong>. So kommen nach einer<br />

Untersuchung in Australien auf einen Fall von<br />

Kindestötung 150 belegte Fälle schwerer<br />

Misshandlungen. Eine weitere Untersuchung<br />

in Frankreich geht von einem Verhältnis von<br />

1 zu 300 aus, eine andere Studie in Kanada<br />

sogar von 1 zu 1000.<br />

Kindesmisshandlungen sind sehr häufig<br />

mit Armut, Stress und Isolation der Eltern,<br />

verstärkt durch Alkohol- und Drogenmissbrauch<br />

verbunden. Gleichzeitig weist Unicef<br />

darauf hin, dass das Risiko für Misshandlungen<br />

auch mit der allgemeinen Verbreitung von<br />

<strong>Gewalt</strong> in der Gesellschaft zusammenhängt.<br />

So verzeichnen die Länder mit den wenigsten<br />

Kindestötungen auch die wenigsten Morde<br />

unter Erwachsenen. „Die meisten Fälle von<br />

<strong>Gewalt</strong> in Familien sind nicht tödlich und verursachen<br />

keine sichtbaren schweren Verletzungen.<br />

Gleichwohl sterben immer wieder<br />

gerade sehr junge <strong>Kinder</strong> an Misshandlungen<br />

und Vernachlässigungen oder tragen dauerhafte<br />

Schäden davon“, sagt Unicef.<br />

Regierung plant frühe Hilfen<br />

Die Bundesregierung hat inzwischen Maßnahmen<br />

in die Wege geleitet, um <strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> zu<br />

<strong>schützen</strong>. So startete Familienministerin Ursula<br />

von der Leyen ein Frühwarnsystem für vernachlässigte<br />

oder misshandelte <strong>Kinder</strong>: „Wir<br />

haben die staatlichen Institutionen, die <strong>Kinder</strong>n<br />

wie Kevin helfen können – aber die Vernetzung<br />

und Kommunikation der Behörden<br />

muss viel <strong>besser</strong> werden. Und auch die einzelnen<br />

Verantwortlichen <strong>vor</strong> Ort müssen ihre<br />

Verantwortung wahrnehmen. Um hier einen<br />

entscheidenden Schritt <strong>vor</strong>an zu kommen,<br />

investiert das Bundesfamilienministerium 10<br />

Millionen Euro in ein Frühwarnsystem.“<br />

„Familien, die mit der <strong>Kinder</strong>erziehung<br />

völlig überfordert sind, müssen wir von<br />

Anfang an helfen“, sagt die Bundesministerin.<br />

In Modellprojekten, die mit Ländern und<br />

Kommunen entwickelt werden, sollen diese<br />

Familien von der Geburt des Kindes an oder<br />

auch schon <strong>vor</strong>her intensiv begleitet werden.<br />

„Die Ärzte und Hebammen sind die ersten, die<br />

Kontakt zu allen Eltern haben, sie können am<br />

besten einschätzen, wer Hilfe braucht und so<br />

eine Kette an Unterstützung in Zusammenarbeit<br />

mit Jugendämtern und Familienhelfern<br />

auslösen“, sagt von der Leyen. Das erste Projekt<br />

fördert die Regierung im Süden: Baden-<br />

Württemberg arbeitet länderübergreifend mit<br />

Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen zusammen,<br />

um stark belastete Eltern zu unterstützen.<br />

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries<br />

will die Familiengerichte stärker einbinden.<br />

Gut genährt und gut<br />

gelaunt, geborgen in der<br />

Familie: Die Schwestern<br />

Patzi (9) und Lulu (3)<br />

Sie sind einzuschalten, wenn die Eltern nicht<br />

mit dem Jugendamt kooperieren und in die<br />

elterliche Sorge eingegriffen werden muss, um<br />

eine Gefährdung des Kindeswohles abzuwenden.<br />

Leider, sagt die Ministerin, werden in der<br />

Praxis die Familiengerichte oft zu spät angerufen.<br />

Ihr Ziel ist es, durch Gesetzesänderungen<br />

gefährdete <strong>Kinder</strong> frühestmöglich zu<br />

<strong>schützen</strong>, zumal Familiengerichte anders als<br />

Jugendämter verpflichtend auf die Eltern einwirken<br />

können. Sie sollen <strong>Kinder</strong>gartenbetreuung<br />

und Arztbesuche durchsetzen ebenso<br />

wie etwa die Teilnahme der Eltern an Anti-<br />

<strong>Gewalt</strong>-Trainingskursen. Die Vorschläge, zu<br />

denen auch das „Erziehungsgepräch“ mit den<br />

Eltern sowie schnellere Gerichtsverfahren<br />

gehören, wurden von der Arbeitsgruppe „Familiengerichtliche<br />

Maßnahmen bei Gefährdung<br />

des Kindeswohls“ erarbeitet.<br />

Ingrid Weber<br />

Information finden Sie unter www.unicef.de<br />

sowie www.bmfsfj.de (z.B. Pressemitteilungen:<br />

Bundesministerin von der Leyen:<br />

Frühwarnsystem läuft mit erstem Projekt vom<br />

19.10.2006 an) und unter www. bmj.bund.de.<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

Akademie für<br />

Rechtspädagogik<br />

in Cottbus<br />

gegründet<br />

Rechtspädagogik, ein geschützter<br />

Begriff, ist die „Wissenschaft darüber,<br />

wie dem Menschen die Prinzipien<br />

und die davon abzuleitenden<br />

Regelungen des Zusammenlebens<br />

am effektivsten vermittelt<br />

und er motiviert werden kann,<br />

diese freiwillig einzuhalten.“<br />

s geht darum, Achtung <strong>vor</strong> den Anderen,<br />

Mündigkeit, Verantwortung, Toleranz<br />

und Empathie zu vermitteln – in einem Netzwerk<br />

von Elternhaus, <strong>Kinder</strong>garten, Schule,<br />

Jugendhilfe, Ausbildung, Justiz und Jugendrechtshaus.<br />

In Cottbus wurde die erste Akademie<br />

für Rechtskultur und Rechtspädagogik<br />

gegründet im Bundesverband der Jugendrechtshäuser<br />

e.V. Initiatorin und Motor der<br />

Akademie ist Richterin Sigrun von Hasseln,<br />

die auch die Jugendrechtshausbewegung seit<br />

Mitte der 90-er Jahre begründet und unermüdlich<br />

bundesweit verbreitet hat. Die neue Einrichtung<br />

will die Rolle des Rechts im Gesellschafts-,<br />

Wirtschafts- und Arbeitsleben deutlich<br />

machen sowie Rechtskenntnisse und<br />

Rechtskultur vermitteln. Sie will mit Recht als<br />

Bildungs- und Erziehungsansatz für ein friedliches<br />

Zusammenleben wirken.<br />

In Brandenburg hat der Jugendrechtshausverband<br />

seit Jahren ein wirkungsvolles Bündnis<br />

von Bildung und Justiz geschmiedet.<br />

Justizministerin Beate Blechinger verwies<br />

darauf, dass die Jugendkriminalität auf hohem<br />

Niveau stagniert, in Brandenburg noch um<br />

einige Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt.<br />

Sie ist sich zwar bewusst, dass<br />

diese Phase für viele Jugendliche nur eine<br />

kurze Episode mit weniger schweren Delikten<br />

ist. Sorgen bereiten ihr allerdings Mehrfachtäter<br />

und Rechtsextremisten. Die Ministerin<br />

begrüßte <strong>vor</strong> diesem Hintergrund die neue<br />

Akademie, die ihren Beitrag leisten wird zur<br />

Prävention gegen Kriminalität durch Wertevermittlung.<br />

Nur wer Rechte kennt, kann sie<br />

achten und wahrnehmen<br />

Blechinger betonte, dass 75 Prozent der <strong>Gewalt</strong>straftäter<br />

in ihren Familien <strong>Gewalt</strong> erlebt<br />

haben und fragte: „Wie soll ein Mensch<br />

Selbstwertgefühl entwickeln und lernen, sich<br />

in andere hinein zu versetzen, wenn er selbst<br />

Empathie nie erfahren hat?“ Das Ziel der Akademie,<br />

junge Menschen mit Demokratie- und<br />

Werteschulung zu erziehen, sei nicht utopisch,<br />

wenn auch nie alle zu erreichen sein werden.<br />

Denn nur wer Verständnis für unser Rechtssystem<br />

erlangt hat, kann eigene Rechte sinnvoll<br />

wahrnehmen und die Rechte anderer achten.<br />

Heute, so die Ministerin weiter, würden in der<br />

Familie nicht mehr selbstverständlich die<br />

grundlegenden Normen für das Zusammenleben<br />

in der Gesellschaft vermittelt. Wenn aber<br />

Menschen die elementaren Werte und Regeln<br />

des Gemeinschaftslebens verinnerlicht haben,<br />

ist das Risiko geringer, von diesen abzuweichen<br />

und straffällig zu werden. Blechinger:<br />

10 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 11<br />

E<br />

Das Team der Akademie<br />

für Rechtskultur und<br />

Rechtspädagogik<br />

Justizministerin Beate Blechinger<br />

und Sigrun von Hasseln,<br />

Initiatorin und Motor der<br />

Jugendrechtshausbewegung<br />

„Aus diesem Grund unterstütze ich nachdrücklich<br />

den Ansatz der Rechtspädagogik,<br />

Jugendlichen Rechte und Pflichten zu vermitteln,<br />

der in beachtenswerter Weise bereits in<br />

den Jugendrechtshäusern umgesetzt wird.“<br />

Die Akademie richtet ihr Angebot an<br />

Menschen, die „an Schaltstellen der Kommunikation“<br />

arbeiten, etwa in Medien, im Sozialund<br />

Gesundheitswesen, in Wirtschaft, Forschung<br />

und Politik, an Verantwortungsträger,<br />

die privat und beruflich mit <strong>Kinder</strong>n und<br />

Jugendlichen zu tun haben wie Eltern, Erzieher,<br />

Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Jugendamtsmitarbeiter,<br />

Ärzte, Polizei und Juristen, aber<br />

auch an Schüler, Auszubildende und Studenten<br />

sowie an alle, „die bereit sind, sich am<br />

grundlegenden Werte- und Orientierungsdiskurs<br />

über die Prinzipien unseres Zusammenlebens<br />

des 21. Jahrhundert zu beteiligen.“ j<br />

Mehr Informationen ...<br />

... erhalten Sie unter: Akademie für Rechtskultur<br />

und Rechtspädagogik, Michael Grimm,<br />

Soziokulturelles Zentrum, Zielona-Gora-Straße<br />

16, 03048 Cottbus, Telefon 0355/2892100, Fax<br />

0355/2892102 oder AfRR@lausitz.net; zum<br />

Thema Jugendrechtshäuser unter www.jugendrechtshaus.<br />

de oder per Post: Bundesverband<br />

der Jugendrechtshäuser Deutschland<br />

e. V., Chausseestraße 29, 10115 Berlin, Telefon<br />

030/ 28017441.<br />

Fotos: Ingrid Weber


Forum Jugend<br />

DAS JUNGE OPFER<br />

Einmal im<br />

Mittelpunkt<br />

stehen:<br />

Das jugendliche<br />

Opfer<br />

„Du Opfer!“ ist durchaus ein<br />

gängiges Schimpfwort an Berliner<br />

Schulen, stellte Thomas Härtel,<br />

Staatssekretär für Bildung,<br />

Jugend und Sport fest. „Das<br />

jugendliche Opfer“ stand<br />

im Mittelpunkt einer Tagung<br />

zur Jugenddelinquenz in der<br />

Akademie der Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung.<br />

D<br />

ie Landeskommission Berlin gegen <strong>Gewalt</strong>,<br />

die Opferschutzbeauftragte des<br />

Landeskriminalamtes, die Opferhilfe Berlin<br />

und der WEISSE RING hatten zu der Veranstaltung<br />

Pädagogen, Schulpsychologen, Sozialarbeiter<br />

und Opferbetreuer eingeladen. Sabine<br />

Hartwig, Landes<strong>vor</strong>sitzende des WEISSEN<br />

RINGS, moderierte die Tagung und stellte<br />

fest, dass die Rechte des Opfers durchweg<br />

Antragsrechte sind: „Den Opfern wird nichts<br />

offeriert, von ihnen wird verlangt, dass sie sich<br />

selbst um alles bemühen.“ Sie wies auch darauf<br />

hin, dass die Mitarbeiter des WEISSEN<br />

RINGS die Opfer in der Vorbereitung auf das<br />

Verfahren begleiten.<br />

Staatssekretär Härtel berichtete, dass in<br />

den Berliner Schulen Handlungsanweisungen<br />

– „Hinsehen und Handeln“ – als Notfallordner<br />

<strong>vor</strong>liegen, die den Schulen aufzeigen, wie sie<br />

im Falle von <strong>Gewalt</strong><strong>vor</strong>fällen handeln müssen.<br />

Junge Opfer von <strong>Gewalt</strong> entwickeln<br />

Empfindungen wie Scham, Angst und Hilflosigkeit.<br />

Bekommen sie keine Hilfe, so Härtel<br />

weiter, könnten Gefühle der Rache entstehen<br />

und so aus Opfern auch Täter werden.<br />

„Wir bemerken immer mehr, dass Jugendliche<br />

sich im Gerichtssaal benehmen wie bei<br />

Frau Salesch“, berichtete Rechtsanwalt Sven<br />

Peitzner, der als Strafverteidiger und als<br />

Opferbeistand arbeitet. Die Opfer, sagte er,<br />

fühlen sich oft sehr alleine, sie müssen sogar<br />

damit rechnen, womöglich im Gerichtsflur<br />

neben dem Täter zu sitzen.<br />

„Schon die sehr eigene Sprache der Juristen<br />

ist für ein Opfer kaum zu verstehen“, sagte<br />

der Anwalt. Deshalb sei es sinnvoll, wenn das<br />

Opfer durch einen Helfer oder Anwalt in den<br />

Gerichtssaal begleitet wird. Denn das Opfer<br />

fühlt sich sicherer, wenn eine Vertrauensperson<br />

neben ihm sitzt. Doch Vertrauenspersonen<br />

können auch als Zeuge vernommen werden.<br />

Deshalb riet der Anwalt seinen Zuhörern, sich<br />

das Tatgeschehen nicht so genau erzählen zu<br />

Rechtsanwalt Sven Peitzner<br />

informierte darüber,<br />

was jugendliche Opfer im<br />

Gerichtssaal erwartet<br />

lassen – und die Geschichte schon gar nicht<br />

aufzuschreiben.<br />

Peitzner klärte auch über die Unterschiede<br />

auf, wenn ein Anwalt als Zeugenbeistand oder<br />

als Nebenkläger auftritt. Schon äußerlich wird<br />

dies deutlich: Als Zeugenbeistand darf er<br />

keine Robe tragen. Inhaltlich darf er nur Fragen<br />

beanstanden, selbst fragen darf er nicht. In<br />

der Nebenklage ist er mit umfassender Beteiligungsbefugnis<br />

ausgestattet: Er hat das Recht<br />

zur Anwesenheit während der gesamten Verhandlung,<br />

kann den Richter ablehnen, hat Fragerecht,<br />

was besonders bei Zweifeln an den<br />

Entlastungszeugen dienlich ist. Er kann<br />

Erklärungen abgeben und sich an den Schluss<strong>vor</strong>trägen,<br />

den Plädoyers, beteiligen – wenngleich<br />

die zur Urteilsfindung weit weniger<br />

beitragen, als Beobachter zuweilen glauben,<br />

erklärte der Anwalt.<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

Die Nebenklage ist allerdings bisher in<br />

Verfahren gegen Jugendliche nicht zugelassen<br />

sondern nur gegen Heranwachsende. Das war<br />

im Jugendgerichtsgesetz von 1923 noch<br />

anders, erinnerte der Anwalt. Die Nebenklage<br />

wurde erst 1943 für unzulässig erklärt. Rechtsanwalt<br />

Peitzner: „Der Führer im Gerichtssaal<br />

war der Richter, da sollte nicht noch einer<br />

rumreden.“<br />

„Wir können nur die<br />

Spitze abfangen“<br />

„Die Schule ist ein Löwenkäfig. Rein kommen<br />

alle mal, die Frage ist, wie kommen sie<br />

wieder raus?“ fragte Ria Uhle, Schulpsychologin<br />

für <strong>Gewalt</strong>prävention und Krisenintervention.<br />

Der <strong>Gewalt</strong>bericht der Senatsverwaltung<br />

sieht bei <strong>Gewalt</strong>meldungen aus den Schulen<br />

einen Zuwachs von 60 Prozent. Zwei von<br />

1000 Schülern werden als Opfer aktenkundig.<br />

Der Schwerpunkt liegt bei Tätern und Opfern<br />

bei den männlichen Jugendlichen der Sekundarstufe<br />

I, das sind die 7. bis 10. Klassen. Drei<br />

Viertel der Fälle spielen sich schulintern ab,<br />

das heißt, Täter und Opfer begegnen sich täglich<br />

in der Schule. Uhle verwies auf ein Dunkelfeld<br />

insbesondere im Bereich psychische<br />

<strong>Gewalt</strong> und Mobbing, in Berlin ein meldepflichtiges<br />

Delikt. Uhle begrüßt es, wenn<br />

Schulleiter Mobbing frühzeitig ansprechen,<br />

schon ehe es zu einem meldepflichtigen Delikt<br />

ausgewachsen ist. Die Schule, sagte sie,<br />

müsse Hilfe bieten: „Schulleitung und Lehrer<br />

müssen fit gemacht werden, um selbst handeln<br />

zu können.“ Denn es fehlt an Schulpsychologen.<br />

Uhle: „Wir tun unser Bestes, aber wir<br />

können nur die Spitze abfangen.“ Sie selbst<br />

betreut mit einer Kollegin in Teilzeit 76 Schulen,<br />

in Skandinavien gibt es an jeder Schule<br />

einen eigenen Schulpsychologen.<br />

Jugendlichen Opfern fällt es schwer, zur<br />

Opferberatung zu gehen. Hemmungen und<br />

Scham hindern sie daran. Sie fordern selten<br />

Hilfe ein, sondern versuchen, selbst eine<br />

Lösung zu finden. Und wenn ihnen dies nicht<br />

gelingt, treten sie den Rückzug an, berichtet<br />

Astrid Gutzeit, Geschäftsführerin der Opferhilfe<br />

Berlin e.V. Gutzeit: „Es muss ein neues<br />

Opferbild entstehen. Es muss als Stärke angesehen<br />

werden, wenn sich Menschen in dieser<br />

Situation Beratung holen.“ Das interessante<br />

Fachpublikum war sich darin einig, dass die<br />

Rechtsansprüche des Opfers anders geregelt<br />

werden müssen und nicht länger nur auf<br />

Antrag gewährt werden. Ingrid Weber<br />

Trotz leerer<br />

Kassen mutig<br />

gegen <strong>Gewalt</strong><br />

in der Schule<br />

angehen<br />

Pax, das lateinische Wort für<br />

Frieden, kombinierten engagierte<br />

Pädagogen in Berlin zu einem<br />

griffigen Namen ihrer Arbeitsgruppe:<br />

nennt sich die<br />

AG <strong>Gewalt</strong>freie Schulkultur im<br />

Landesinstitut für Schule und<br />

Medien (LISUM). Kernprojekt<br />

der Arbeitsgruppe ist die Mediation<br />

mit Konfliktlotsen, die ihr<br />

Ehrenmitglied Ortrud Hagedorn<br />

begründet hat.<br />

chon früh arbeitete mit dem<br />

WEISSEN RING Berlin zusammen, um<br />

möglichst viele der rund 1000 Schulen in der<br />

Hauptstadt für den Einsatz von Schülern als<br />

Streitschlichter zu gewinnen. Aufgrund der<br />

jahrelangen guten Zusammenarbeit mit dem<br />

WEISSEN RING, mit der Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />

Sabine Hartwig und der Landesbüro-Mitarbeiterin<br />

Tina Wiedenhoff sowie der finanziellen<br />

Unterstützung im Rahmen eines Modellprojektes<br />

erklärte schließlich ihre<br />

Mitgliedschaft im WEISSEN RING. Dies<br />

auch, weil „wir die großartige Tätigkeit der<br />

Opferhilfe honorieren wollten.“<br />

4600 Schüler wurden bisher an etwa 300<br />

Schulen als Konfliktlotsen ausgebildet, <strong>vor</strong><br />

allem an Gesamt- und Hauptschulen. Zu den<br />

weiteren Schwerpunkten bei zählen<br />

die Fortbildung von Lehrern und Erziehern in<br />

den Bereichen <strong>Gewalt</strong>prävention, Intervention<br />

und Zivilcourage, Deeskalation und Täter-<br />

Opfer-Ausgleich in der Schule. Daneben wird<br />

zudem Praxisbegleitung und Supervision<br />

angeboten. Das Arbeiten für gewaltfreie Schulen<br />

wird schwieriger, weil die Sparbemühungen<br />

der öffentlichen Hand auch die Bildungseinrichtungen<br />

bedrängen: Es fehlen nicht nur<br />

Lehrer und Erzieher an den Schulen, sondern<br />

auch räumlich wird es enger, berichten Hannah<br />

Wennekers und Birthe Rasmussen-Bonne<br />

von . So ist in Berlin seit 2005 der<br />

gesamte Hortbereich den Grundschulen – die,<br />

anders als in den meisten Bundesländern, die<br />

ersten sechs Schuljahre umfassen – zugeord-<br />

net. An sehr vielen Grundschulen nimmt die<br />

Anzahl der Hortkinder massiv zu. Deshalb<br />

werden häufig Klassenräume als Hort eingerichtet,<br />

die zum Teil am Vormittag dem Unterricht<br />

dienen. Die Schulen klagen, dass<br />

dadurch Unruhe und Konfliktbereitschaft<br />

unter den Schülern deutlich zugenommen<br />

haben. „Das führt zur Verschlechterung des<br />

Schulklimas. Sparen produziert <strong>Gewalt</strong>“, stellen<br />

die Pädagoginnen fest. Die beiden arbeiten<br />

zudem in Spezialgebieten. Rasmussen-Bonne<br />

zum Beispiel entwickelte Elternkurse nach<br />

dem australischen Programm Triple P, ein<br />

Ansatz, aber noch viel zu wenig verbreitet.<br />

Wichtig ist ihr <strong>vor</strong> allem, dass Eltern nicht das<br />

Gefühl vermittelt wird, einen Makel zu haben,<br />

sondern erfahren, dass sie Lösungen für<br />

bestimmte Fragestellungen finden.<br />

Wennekers hat eine weitere Idee von<br />

Ortrud Hagedorn in die Praxis umgesetzt:<br />

„Trenner und Tröster“ in der Grundschule.<br />

Ausgehend von der Frage: Was braucht ein<br />

Kind, das ein Kümmernis hat?, wird in der<br />

Klasse morgens ein Kind aus denen, die sich<br />

freiwillig melden, als Tröster bestimmt und<br />

mit einer großen Plakette kenntlich gemacht.<br />

Der Tröster oder die Trösterin achtet auf<br />

bekümmerte <strong>Kinder</strong> und bietet Trost und<br />

Unterstützung an. Gewählt wird auch ein<br />

Trenner, für Streitfälle. Flammt irgendwo in<br />

der Klasse ein Zwist auf, dann rufen die Mitschüler<br />

„Trenner und Tröster bitte kommen!“<br />

Dann walten die beiden ihres Amtes, beenden<br />

die Auseinandersetzung und lassen die Streitenden<br />

nacheinander möglichst sachlich und<br />

ohne Wertung erzählen, wiederholen die Aussagen<br />

in eigenen Worten. So wird dem Angreifer<br />

deutlich gemacht, wie sich das angegriffene<br />

Kind fühlt, dem Angegriffenen, wodurch<br />

12 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 13<br />

S<br />

Arbeiten eng zusammen:<br />

Sabine Hartwig (l.) und<br />

Hannah Wennekers<br />

der Streit womöglich entstanden sein könnte.<br />

Die Entwicklung der <strong>Kinder</strong> ist enorm: „Sie<br />

erfahren dadurch einen frappierenden Sprachzuwachs,<br />

das gilt auch für Migrantenkinder“,<br />

erzählt Wennekers. Als Sonderpädagogin<br />

weiß sie auch, dass entwicklungsverzögerte<br />

<strong>Kinder</strong> mehr Konflikte erleben als <strong>Kinder</strong> mit<br />

der Funktion aller Sinne. Gehörlose etwa, die<br />

nicht bemerken, dass und von wo jemand auf<br />

sie zukommt, fühlen sich so überrascht, dass<br />

sie losschlagen. Im September hat sie die erste<br />

„<strong>Gewalt</strong>prävention für Gehörlose“ in Berlin<br />

organisiert, finanziell unterstützt von der WR-<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzenden Sabine Hartwig.<br />

Manchmal fragen sich Rasmussen-Bonne<br />

und Wennekers, die nur noch einige Jahre<br />

bis zur Pensionierung im Amt sind, wie sich<br />

die gewaltfreie Schulkultur angesichts der<br />

schwierigen Bedingungen durch leere Kassen<br />

und große Klassen mit immenser Vielsprachigkeit<br />

weiter entwickeln kann. Für sie ist<br />

klar, dass Pädagogen früh eingreifen müssen,<br />

schon auf chauvinistische Ausfälle, die handfeste<br />

Beleidigungen sind. Sie machen den jungen<br />

Machos ganz klar: Das ist eine Straftat.<br />

Dafür kannst Du belangt werden. „Das darf<br />

man nicht bagatellisieren“, sagen sie.<br />

Ingrid Weber<br />

Mehr Informationen ...<br />

Mehr Informationen zu >pax an!< unter<br />

http://bebis.cidsnet.de/faecher/feld/paxan/,<br />

zum Elternprogramm unter der E-Mail-<br />

Adresse birabo@t-online.de und zum Streitschlichterprogramm<br />

Mediate des WEISSEN<br />

RINGS unter www.weisser-ring.de<br />

Foto: Ingrid Weber


Opferhilfe<br />

SO HILFT DER WEISSE RING<br />

Vater tötet Kind<br />

durch Schütteln:<br />

Hirnlähmung<br />

Nur ein bisschen ausspannen,<br />

das hatte sich Tina R. <strong>vor</strong>genommen,<br />

als sie ihr Baby beim Vater<br />

ließ. Der inzwischen von ihr<br />

getrennt lebende Mann wollte ein<br />

Wochenende lang auf seine vier<br />

Monate alte Tochter aufpassen.<br />

D<br />

och aus den erholsamen Tagen wurde<br />

nichts. Der Aufenthalt beim Kindsvater<br />

entwickelte sich zur Tragödie, die Tina R. ihr<br />

ganzes Leben lang nicht vergessen wird. Denn<br />

Anja, ihr Baby, starb nach dramatischen Stunden<br />

in einer Notfallklinik.<br />

„Das ist die schlimmste Erfahrung, die<br />

man machen kann“, sagt Tina R. In ihren<br />

Augen schimmern Tränen, und ihre Stimme<br />

stockt, wenn die Erinnerungen kommen. Als<br />

die Mutter ihre Tochter zum Exfreund bringt,<br />

bleibt sie noch einen Tag, damit sich das Kind<br />

<strong>besser</strong> eingewöhnt. Die Eltern telefonieren<br />

später miteinander. Das Kind sei unruhig, sagt<br />

der Vater. „Es war sicher ungewohnt für Anja,<br />

allein bei ihrem Vater zu bleiben“, meint Tina<br />

R. Aber Grund zur Sorge sah die junge Frau<br />

zunächst nicht, sie vertraute dem Vater voll<br />

und ganz.<br />

Den nächsten Anruf erhält Tina R. jedoch<br />

aus der Notfallklinik. „Anja hat sich irgendwie<br />

komisch verhalten, nicht mehr richtig geatmet“,<br />

informiert sie der Exfreund nur knapp.<br />

Sie sagt: „Ich habe überhaupt nicht verstanden,<br />

was passiert ist, das Gespräch war so<br />

schnell beendet.“ Die junge Mutter ist unruhig,<br />

ruft eine Freundin an, die sie in die Klinik<br />

bringt.<br />

Dort wird Tina R. mit dem Schlimmsten<br />

konfrontiert, was einer Mutter widerfahren<br />

kann. Die Ärzte hatten ihre kleine Tochter eine<br />

dreiviertel Stunde lang reanimiert und alles<br />

getan, damit die Kleine wieder atmet. Aber die<br />

Mediziner verlieren den Kampf. Das vier<br />

Monate alte Baby stirbt infolge einer schweren<br />

Hirnverletzung.<br />

Der Vater kann sich den Tod seiner Tochter<br />

nicht erklären. Er habe nur mit ihr gespielt,<br />

versichert er immer wieder. „Ich konnte mir<br />

auch nicht <strong>vor</strong>stellen, dass er der Kleinen<br />

<strong>Gewalt</strong> angetan hatte“, meint die Mutter. Er<br />

14 WEISSER RING 1/07<br />

Foto: Martina Schäfer<br />

sei ein ruhiger Typ gewesen, der nicht zu<br />

<strong>Gewalt</strong>ausbrüchen neigte. Tina R. ist völlig<br />

verzweifelt, denn die Ärzte können zunächst<br />

keine genaue Ursache feststellen. „Ich habe<br />

selbst Medizinbücher gewälzt“, erzählt sie.<br />

Dem Exfreund glaubt sie seine Beteuerungen,<br />

er habe dem Kind keine <strong>Gewalt</strong> angetan.<br />

Das Mädchen, so erzählt er, sei völlig in Ordnung<br />

gewesen, bis es sich merkwürdig verhalten<br />

habe und plötzlich Atmungsprobleme aufgetreten<br />

seien. Doch der Mann verstrickt sich<br />

zunehmend in Widersprüche. Die Ergebnisse<br />

der Rechtsmedizin sind eindeutig. Die kleine<br />

Anja starb an einer Hirnlähmung infolge eines<br />

Schütteltraumas. Der Vater wird angeklagt.<br />

„Dazu ist doch kein<br />

normaler Mensch fähig“<br />

Tina R. ist am Boden zerstört. „Ich brauchte<br />

eine Weile, um mit der Situation fertig zu werden“,<br />

berichtet sie. „Ich habe das einfach nicht<br />

glauben können, dass mein Exfreund meine<br />

Kleine getötet hat. Dazu ist doch kein normaler<br />

Mensch fähig.“<br />

Unterstützung findet die junge Frau beim<br />

WEISSEN RING. Rechtsanwalt Dr. Bernhard<br />

Weiner, WR-Landes<strong>vor</strong>sitzender in Niedersachsen,<br />

nimmt sich des Falles an und steht<br />

Tina R. zur Seite. „Ich habe mich gleich gut<br />

aufgehoben gefühlt, Dr. Weiner ist ein guter<br />

Zuhörer und hat mich über alles informiert“,<br />

lobt Tina R. ihren Rechtsbeistand.<br />

Vor Gericht tritt die junge Frau als<br />

Nebenklägerin auf. Sie will im Wege eines<br />

Adhäsionsverfahrens auch ihre Schadensansprüche<br />

im Strafverfahren geltend machen.<br />

„Ich weiß, dass kein Geld der Welt meine<br />

Tochter wieder lebendig machen kann“, sagt<br />

Tina R. Aber, und da wird sie von ihrem<br />

Anwalt unterstützt, es könne nicht angehen,<br />

dass sich der Täter der kompletten Verantwortung<br />

entziehe. „Ich will mich nicht bereichern,<br />

aber mein Exfreund soll spüren, wie sehr er<br />

mir Schmerzen zugefügt hat.“<br />

In dem Strafprozess <strong>vor</strong> dem Landgericht<br />

wird der Vater wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.<br />

Ein <strong>vor</strong>sätzliches Handeln sei dem<br />

Angeklagten nicht nachzuweisen, so die<br />

Ansicht des Gerichtes.<br />

Damit läuft das zivilrechtliche Verfahren<br />

nicht im Sinne der Nebenklägerin, die 5000<br />

Euro Schmerzensgeld gefordert hatte. Den<br />

Streitwert setzt das Gericht aber auf 1000<br />

Euro fest, der Angeklagte muss lediglich 500<br />

Euro zahlen, und Tina R. bekommt auch noch<br />

die Kosten des Verfahrens aufgebürdet.<br />

Rechtsanwalt Dr. Weiner findet deutliche<br />

Worte: „Das Urteil des Gerichtes ist falsch und<br />

Rechtsanwalt<br />

Dr. Weiner<br />

im Gespräch<br />

mit der Mutter<br />

der getöteten<br />

Anja<br />

bedeutet einen Schlag ins Gesicht des Opfers“.<br />

Gegen den Verlauf des Strafprozesses gebe es<br />

keine Vorbehalte, sehr wohl aber gegen den<br />

zivilrechtlichen Fall.<br />

„Obwohl der Mann verurteilt ist, soll die<br />

Mutter alle Kosten übernehmen. Da hat das<br />

Gericht versäumt, angemessen zu reagieren.“<br />

Der Rechtsanwalt legte Rechtsmittel gegen<br />

das Urteil ein, mit dem Ziel, dass noch einmal<br />

über den zivilrechtlichen Teil neu verhandelt<br />

wird. Das Gericht, so lautet die Argumentation<br />

des Anwalts, habe ein Grundurteil gefällt und<br />

zwar ohne einen Hinweis darauf zu geben,<br />

dass die zu erwartende Höhe des Schmerzensgeldes<br />

deutlich unter dem Antrag der<br />

Nebenklägerin liegt. Martina Schäfer<br />

Kontrollsüchtiger<br />

Ehemann treibt<br />

Frau in den Ruin<br />

Die Geschichte der Birgit M.<br />

klingt unglaublich und sie<br />

scheint mit gängigen Rechtsauffassungen<br />

nicht vereinbar<br />

zu sein. Dabei wirkte <strong>vor</strong><br />

ein paar Jahren noch alles<br />

perfekt.<br />

S<br />

ie hatte einen beliebten Mann, zwei nette<br />

<strong>Kinder</strong> und einen erfüllenden Job als<br />

<strong>Kinder</strong>garten-Leiterin. Ihr gehörte ein neues<br />

Haus und die komplette Ausstattung. Doch sie<br />

kann in dem Haus nicht wohnen und ihren<br />

Besitz nicht nutzen, hatte einen Nervenzusammenbruch<br />

und steht <strong>vor</strong> der Insolvenz. Schuld<br />

daran ist ihr Mann.<br />

Nach der Hochzeit fühlte sie sich glücklich:<br />

Er war fürsorglich und charmant, ständig<br />

bekam sie Blumen. Dass der selbstständige<br />

Architekt, der viel unterwegs war, bis zu<br />

20 mal am Tag anrief, störte sie nicht. Doch<br />

nachdem sie nach dem Erziehungsurlaub wieder<br />

arbeiten ging und die Familie von den<br />

Eltern weg in das neugebaute Haus zog,<br />

glaubte er, sie nicht mehr unter Kontrolle zu<br />

haben. Sein Verhalten wurde zur Tyrannei –<br />

sobald er sie demütigen konnte und sie verzweifelt<br />

wirkte, begannen seine Augen zu<br />

leuchten. Er kontrollierte sie ständig, nach<br />

Dienstschluss hatte sie sofort zu Hause zu<br />

sein, nicht mal zum Einkaufen ließ er ihr Zeit.<br />

Nach Treffen mit Freunden gab es stundenlangen<br />

Streit, weil er <strong>vor</strong>schreiben wollte, was sie<br />

sagte, und schließlich verfolgte er sie sogar im<br />

Haus auf Schritt und Tritt.<br />

Das Arbeiten wurde durch seine ständigen<br />

Anrufe immer schwerer, und als er auch noch<br />

ihr Handy und ihre Telefonrechnung überwachte,<br />

steigerte sich ihre Angst. Dafür sorgten<br />

außerdem seine ständigen Hinweise, dass<br />

er sehr christlich sei und sie seine Ehefrau<br />

bleibe, bis dass der Tod sie scheide.<br />

Gleichzeitig mimte er den liebevollen<br />

Ehemann, der ihr Kaffee ans Bett brachte und<br />

sie beschenkte. „Ich tue alles für euch, das<br />

macht kein Mann sonst“, war sein Standardsatz.<br />

Nach außen prahlte er ebenfalls mit seiner<br />

Fürsorge, und so bekam niemand etwas<br />

von seiner Eifersucht mit. Im Gegenteil: Den<br />

als Selbstdarsteller geübten Mann fanden alle<br />

sympathisch. Deshalb konnte sich Birgit M.<br />

niemandem anvertrauen, sie nahm an, dass ihr<br />

keiner glauben würde. Sie hatte sich manchmal<br />

sogar gewünscht, dass er mal zuschlägt,<br />

um einen Beweis für seinen Terror zu haben.<br />

Die 37-Jährige versteht bis heute nicht,<br />

warum sie sich so lange quälen ließ: „Ich bin<br />

eigentlich eine resolute Frau“, sagt sie. Aber<br />

sie dachte an die <strong>Kinder</strong> und die Schulden, an<br />

den Beruf bei der Kirche, den sie als Geschiedene<br />

verlieren könnte. Also ließ sie sich<br />

immer mehr isolieren. Bald fühlte sie sich psychisch<br />

am Ende, konnte nichts mehr essen,<br />

hatte schlaflose Nächte. Außerdem musste sie<br />

feststellen, dass er mit einer ergaunerten<br />

Unterschrift ihren Bausparvertrag geräubert<br />

hatte, um seine Firma zu sanieren. Auf ihre<br />

Beschwerden reagierte er mit Drohungen, und<br />

sie bekam Todesangst. „Ich dachte, der bringt<br />

uns alle um“, erinnert sie sich.<br />

Nach einem Nervenzusammenbruch<br />

nahm Birgit M. schließlich alle Kraft zusammen<br />

und floh zu ihren Eltern – ausgestattet nur<br />

mit dem, was sie am Leibe trug. Dabei ist der<br />

Hausstand ihr Eigentum: „Er hat nicht einen<br />

Teller mit gebracht“, sagt sie. Auch das Haus<br />

lief auf ihren Namen. Trotzdem durfte er laut<br />

Gerichtsbeschluss mietfrei darin leben, und sie<br />

musste alle Kosten wie Kredit, Steuer und<br />

Müllabfuhr zahlen sowie seine Schulden tilgen.<br />

Sie hätte nach ihrem Auszug sofort klagen<br />

müssen, so das Argument der Richterin.<br />

Aber damals war die Gepeinigte mit den Nerven<br />

am Ende gewesen und völlig gelähmt.<br />

Unterhalt für die <strong>Kinder</strong> zahlte ihr Mann auch<br />

nicht. Den Terror durch Anrufe bei Tag und<br />

Nacht setzte er munter fort. Das Klingeln<br />

eines Telefons ließ Birgit M. am ganzen Körper<br />

zittern und sogar bei Anrufen im Fernsehen<br />

bekam sie Herzrasen. Anzeigen bei der<br />

Der Ehemann verfolgt<br />

und quält Birgit M.<br />

Polizei blieben erfolglos, da er sie nicht körperlich<br />

quälte, und auch sonst fühlte sie sich<br />

völlig allein gelassen.<br />

Mittlerweile lebt Birgit M. mit ihren <strong>Kinder</strong>n<br />

im fünften Jahr ohne ihren Besitz auf 70<br />

Quadratmetern, während es sich ihr Mann auf<br />

230 Quadratmetern gut gehen ließ. Zwar hat<br />

sie jetzt in einem Vergleich erreicht, dass sie<br />

ihre Sachen holen darf, aber er lässt alle Termine<br />

platzen. Sie hat nicht einmal eine<br />

Waschmaschine, „ohne meine Eltern käme<br />

ich gar nicht klar“, sagt die 37-Jährige. Ihr<br />

Mann, der einen Offenbarungseid abgelegt<br />

und sogar die <strong>Kinder</strong>-Sparbücher leer geräumt<br />

hat, fordert Unterhalt von ihr – sie vermutet,<br />

dass er sein Leben mit Schwarzgeld<br />

finanziert. Die Scheidung zögert er hinaus,<br />

indem er Unterlagen verweigert. Inzwischen<br />

ist das Haus versteigert und sie muss vermutlich<br />

Insolvenz anmelden. Birgit M.: „Er ruiniert<br />

mein ganzes Leben – genau wie er es<br />

immer angedroht hat.“ Einen Ausweg weiß<br />

sie nicht. Susanne Sobko<br />

Hilfe vom Weissen <strong>Ring</strong><br />

An den WEISSEN RING hat sich Birgit M.<br />

erst spät gewendet, weil sie glaubte, nur<br />

<strong>Gewalt</strong>opfer werden betreut. Der Kontakt<br />

zur Außenstelle war ihr erster Lichtblick.<br />

Sie ist sehr dankbar für die vielfältige<br />

Hilfe, beispielsweise beim Organisieren<br />

und Finanzieren von Umzug und Kur oder<br />

beim Verhandeln mit Krankenkasse und<br />

Anwalt. „Ich hatte dazu keine Kraft mehr“,<br />

erinnert sie sich. Besonders lobt sie „die<br />

ständige menschliche Hilfe“ – es war ihr<br />

am Wichtigsten, „dass einem endlich mal<br />

jemand zuhört“.<br />

WEISSER RING 1/07<br />

15<br />

Foto: Feldmann


30 Jahre WR<br />

UNSERE EHRENAMTLICHEN<br />

Anderen zu<br />

helfen kann<br />

richtig glücklich<br />

machen<br />

Sein Mitgliedsausweis weist<br />

Volker Pfitzner noch als DDR-<br />

Bürger aus. In diesem Jahr feierte<br />

er als Außenstellenleiter mit<br />

seinem achtköpfigen Team das<br />

15-jährige Bestehen der Außenstelle<br />

Torgau-Oschatz.<br />

I<br />

ch hatte das Glück, 1990 mit einer Delegation<br />

der Stadt Torgau in die Partnerstadt<br />

Sindelfingen zu fahren“, erinnert sich der 50-<br />

Jährige. Dort führte der Kriminalkommissar<br />

Gespräche mit Kollegen und hörte die<br />

Geschichte eines vergewaltigten Opfers, dem<br />

der WEISSE RING geholfen hatte. Diese bis<br />

dahin un<strong>vor</strong>stellbare Hilfe für ein Verbrechensopfer<br />

beeindruckte Pfitzner so, dass er<br />

gleich nach seiner Rückkehr in der Bundesgeschäftsstelle<br />

in Mainz anrief, um sich weiter<br />

zu informieren und seine Mitgliedschaft zu<br />

erklären – als einer der ersten DDR-Bürger<br />

überhaupt. Sein Mitgliedsausweis datiert vom<br />

1. September 1990, erst seit dem 3. Oktober<br />

1990 gehört auch Sachsen zur Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Wenig später traf sich eine Handvoll interessierter<br />

Mitglieder zu Gesprächen in Berlin,<br />

dann wurde der Aufbau des Vereins in den<br />

neuen Ländern angegangen. Pfitzner arbeitete<br />

in Sachsen mit der damaligen Landesbüroleiterin<br />

Ingrid Heering daran, Mitglieder und<br />

Mitarbeiter zu werben und Außenstellen einzurichten.<br />

Das erste Opfer, das Pfitzner betreute,<br />

noch ehe er eingehend geschult war, wohnte<br />

200 Kilometer entfernt. Der Mann war durch<br />

einen Stich in den Rücken verletzt worden und<br />

querschnittgelähmt. Das Verbrechen passierte,<br />

nachdem Bundesinnenminister Wolfgang<br />

Schäuble ebenfalls ein solches Attentat überlebt<br />

hatte. Das Opfer aus Sachsen schrieb in<br />

seiner Verzweiflung einen Brief an Schäuble,<br />

der ihn in seiner Antwort auf die Hilfsangebote<br />

des WEISSEN RINGS hinwies. Gemeinsam<br />

mit einer Mitarbeiterin, die im sozialen<br />

Bereich arbeitete und wusste, welche Hilfsmittel<br />

das Opfer benötigte, sorgte Pfitzner<br />

dafür, dass dem Mann geholfen wurde. Das<br />

war auch nötig. Denn das Opfer war zu DDR-<br />

Zeiten als Regimegegner geführt worden und<br />

in der Übergangszeit wurden ihm Hilfsmittel<br />

von staatlicher Seite durch noch existierende<br />

alte Seilschaften versagt. „Erst mit Hilfe des<br />

WEISSEN RINGS und einem Anwalt aus<br />

Mainz gab es Hilfe für den Mann“, erinnert<br />

sich Pfitzner. Nicht nur, dass er sich freute<br />

über das, was erreicht werden kann. Er merkte<br />

sehr bald, dass die Kälte der Gesellschaft<br />

zunahm und dass Kriminalitätsopfer dringend<br />

jemanden brauchen, der sich für sie einsetzt.<br />

Dass die Opfer diesen Einsatz zu schätzen<br />

wissen, zeigen die vielen Schreiben, mit denen<br />

sie ihren Dank ausdrücken.<br />

Beruflich ist Pfitzner seit der Wende im<br />

Bereich Vorbeugung tätig. Im <strong>vor</strong>igen Jahr<br />

ernannte ihn der Polizeipräsident für Westsachsen<br />

zum ersten Opferschutzbeauftragten<br />

im Land, noch ehe die Vorschrift dazu überhaupt<br />

erlassen war. Und so gibt es im Bereich<br />

Volker Pfitzner war<br />

schon zu DDR-Zeiten<br />

Mitglied geworden<br />

der Außenstellen nun ein Netzwerk für<br />

Prävention und Opferhilfe, in dem der WEIS-<br />

SE RING eine wichtige Rolle spielt. Seine<br />

eigene Arbeit als Außenstellenleiter – und seit<br />

einigen Jahren auch als Stellvertretender Landes<strong>vor</strong>sitzender<br />

– bedeutet ihm viel: „Das sind<br />

nun schon 16 Jahre, aber ich habe noch keine<br />

Sekunde bereut“, erzählt der Vater einer<br />

erwachsenen Tochter.<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

In seiner Freizeit steht der Sport im Mittelpunkt.<br />

Früher war er in der Fecht-Nationalmannschaft.<br />

Heute geht er joggen oder fährt<br />

Rennrad. Der Höhepunkt ist jedes Jahr die<br />

Teilnahme am „Großglockner Cup“ in Österreich.<br />

Am ersten Juniwochenende quälen sich<br />

3000 Radsportler den zwölf Kilometer langen<br />

Aufstieg hinauf. Ein großes Erlebnis. „Ohne<br />

Sport könnte ich nicht leben“, sagt Pfitzner.<br />

„Der Sport hilft bei der Bewältigung und beim<br />

Abbau von Stress. Ich fühle mich unwohl,<br />

wenn ich länger nichts getan habe“, sagt er.<br />

So wichtig wie der Sport ist es aber auch,<br />

zu erfahren, wie gut die Hilfe ankommt, die<br />

man leistet. Bei der Veranstaltung zum 15jährigen<br />

Bestehen der Außenstelle und zum<br />

30-Jährigen des Vereins stand plötzlich eine<br />

junge Frau auf und ging ans Rednerpult. Da<br />

erst erkannte Pfitzner sie: Sie war <strong>vor</strong> Jahren<br />

betreut worden nach einer Vergewaltigung<br />

und hatte in der Zeitung von der be<strong>vor</strong>stehen-<br />

30 Jahre WEISSER RING<br />

30 Jahre wird der WEISSE RING in diesem<br />

Jahr. Das sind 30 Jahre zum Wohle der<br />

Opfer von Kriminalität und <strong>Gewalt</strong>.<br />

Beharrlich hat der Verein in diesen drei Jahrzehnten<br />

für <strong>besser</strong>e Gesetzgebung gekämpft,<br />

um die Situation der Opfer zu erleichtern<br />

– und dies mit großem Erfolg.<br />

Die Betreuung der Opfer leisten die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die im direkten Gespräch und in der Begleitung<br />

den einzelnen Betroffenen zur Seite<br />

stehen.<br />

Im Jubiläumsjahr stellen wir Ihnen einige<br />

von ihnen <strong>vor</strong>.<br />

den Feierstunde gelesen. Sie hielt es für wichtig,<br />

zu sagen, was der WEISSE RING für sie<br />

getan hatte. Sie erzählte vom Umgang der<br />

Behörden mit ihr, dem Opfer, von der Kühle,<br />

die ihr die Gesellschaft entgegen brachte und<br />

sagte: Ohne den WEISSEN RING hätte ich<br />

nicht ins Leben zurück gefunden.<br />

Für die ehrenamtlich tätigen Helferinnen<br />

und Helfer eine ganz besondere Würdigung.<br />

Außenstellenleiter Pfitzner zitiert in dem<br />

Zusammenhang ein Wort von Alexander<br />

Dumas, das ihm als Wahlspruch gilt: Glücklicher<br />

als glücklich ist der, der andere glücklich<br />

macht. j<br />

Schutz und Hilfe für Opfer:<br />

Heute so wichtig wie damals<br />

as Parlament und die Bundesregierung<br />

stehen an der Seite des WEISSEN<br />

RINGS“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

zum 30-jährigen Bestehen des Vereins. Im<br />

Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages<br />

unterstrich die Bundeskanzlerin mit ihrer Festansprache<br />

die Bedeutung des WEISSEN<br />

RINGS als größter Opferschutz-Organisation<br />

in Deutschland.<br />

Die Wertschätzung des WEISSEN RINGS<br />

zeigten auch die hochrangigen Gäste der Festversammlung,<br />

von Bundestagsvizepräsidentin<br />

Petra Pau und Bundsjustizministerin Brigitte<br />

Zypries über zahlreiche Abgeordnete des<br />

Deutschen Bundestages, unter ihnen der ehemalige<br />

Innenminister Otto Schily, der CDU-<br />

Fraktions<strong>vor</strong>sitzende Volker Kauder sowie der<br />

Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-<br />

Fraktion im Bundestag, Jörg van Essen, Hamburgs<br />

Innensenator Udo Nagel und Berlins<br />

Justiz-Staatssekretär Christoph Flügge, Botschafter<br />

und Diplomaten, Repräsentanten von<br />

Bundes- und Landesbehörden, insbesondere<br />

der Polizei und der Justiz sowie der Versor-<br />

gungsverwaltung und auch die „Botschafter“<br />

des WEISEN RINGS wie Fernsehmoderatorin<br />

Baronin Birgit von Derschau und die Schauspielerinnen<br />

Ute Freudenberg und Petra<br />

Kleinert. Unter den rund 850 Gästen waren<br />

zudem die Gründungsmitglieder des Vereins,<br />

die ihm noch heute verbunden sind und für<br />

WR-Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />

ihre Weitsicht und ihre Leistungen über viele<br />

Jahre hinweg im Dienste der Opfer mit der<br />

Ehrenmitgliedschaft des Vereins ausgezeichnet<br />

wurden.<br />

„Wir freuen uns darüber, was in diesen<br />

30 Jahren seit der Gründung des Vereins für<br />

die Opfer von Kriminalität erreicht wurde, an<br />

Ver<strong>besser</strong>ungen der Rechtslage und der<br />

Praxis, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

der Opferbelange durch Politik und<br />

Medien. Der WEISSE RING hat daran<br />

einen großen Anteil“, stellte Prof. Dr. Reinhard<br />

Böttcher, Bundes<strong>vor</strong>sitzender des Vereins,<br />

heraus.<br />

Doch das ist nur die eine Seite der Erfolgsgeschichte.<br />

Ungezählte Zeit haben die<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter des WEISSEN<br />

RINGS in den drei Jahrzehnten auf die Beratung<br />

und Betreuung von Kriminalitätsopfern<br />

verwandt, fast 100 Millionen Euro wurden für<br />

materielle Leistungen an Opfer ausgegeben,<br />

berichtete der Vorsitzende. Lesen Sie auf den<br />

folgenden Seiten die leicht gekürzte Festansprache<br />

der Bundeskanzlerin. c<br />

16 WEISSER RING 1/07 30 Jahre WEISSER RING I<br />

D<br />

Blick auf<br />

30 Jahre<br />

OPFERHILFE<br />

Fotos: photo-event.biz


Schutz und Hilfe für Opfer<br />

CHRONIK<br />

Fotos (3): photo-event.biz<br />

30 Jahre WEISSER RING:<br />

Wir helfen Kriminalitätsopfern.<br />

Stichworte zur Entwicklung des<br />

gemeinnützigen Vereins<br />

September 1976 Mainz<br />

Geburtsstunde des Vereins: Eintragung ins<br />

Vereinsregister am 24.9.1976.<br />

Juni 1977 Frankfurt/M.<br />

17 Gründungsmitglieder stellen Satzungsziele<br />

erstmals der Öffentlichkeit <strong>vor</strong>. Die praktische<br />

Opferarbeit hat begonnen.<br />

Dezember 1977 Berlin<br />

Erste Außenstelle des WEISSEN RINGS eingerichtet.<br />

Februar 1978 Mainz<br />

Der WEISSE RING gibt sich ein Sprachrohr.<br />

Erste Ausgabe der Mitgliederzeitschrift erscheint.<br />

Februar 1978 Wien<br />

In Österreich gründet sich eine gemeinnützige<br />

Gesellschaft für Kriminalitätsopfer. Die rechtlich<br />

eigenständige Schwesterorganisation gibt<br />

sich den Namen WEISSER RING.<br />

Februar 1979 Mainz<br />

Satzungsziel Vorbeugung wird aktiviert: Vorstand<br />

richtet eigenes Referat in der Geschäftsstelle<br />

ein.<br />

Juni 1979 Luxemburg<br />

Die Opferhilfsidee weitet sich aus: WÄISSE<br />

RANK Letzebourg gegründet<br />

Januar 1980 Mainz<br />

Schon über 100 WR-Anlaufstellen für Opfer.<br />

September 1980 München<br />

Sonderprogramm zur Hilfe für die Opfer des<br />

Wiesn-Attentates auf dem Oktoberfest angelaufen.<br />

Mai 1981 Mainz<br />

WEISSER RING startet bundesweite Verbreitung<br />

der Unterrichtsmappe „Jugendkriminalität<br />

– Wir diskutieren“<br />

II<br />

30 JAHRE WEISSER RING<br />

30 Jahre WEISSER RING<br />

Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel mit Siegfried Kauder,<br />

MdB und Mitglied des<br />

Geschäftsführenden Bundes<strong>vor</strong>stands<br />

des WEISSEN<br />

RINGS<br />

I<br />

ch freue mich sehr, heute bei Ihnen zu<br />

sein, wenn Sie auf 30 Jahre WEISSER<br />

RING zurückblicken. Ich gratuliere Ihnen zu<br />

diesem Jubiläum ganz herzlich. Denn 30 Jahre<br />

WEISSER RING bedeuten 30 Jahre bürgerschaftliches<br />

Engagement für Opfer von Kriminalität<br />

und <strong>Gewalt</strong>. Das sind 30 Jahre ganz<br />

konkrete Hilfe von Menschen für Menschen,<br />

die mitten aus einem unbeschwerten Alltag<br />

heraus Opfer von Kriminalität geworden sind.<br />

Wenn ich Ihre Mitgliederzeitschrift lese,<br />

wird einem immer wieder schmerzlich bewusst,<br />

wie schnell leider jeder von uns Opfer<br />

von <strong>Gewalt</strong> werden kann und wie wichtig es<br />

ist, dass es dann konkrete Hilfsangebote gibt.<br />

Deshalb möchte ich auch den Gründern des<br />

Vereins meinen Dank und meine Anerkennung<br />

für ihre bahnbrechende Initiative aussprechen.<br />

Sie haben damit eine Vision von<br />

Mitmenschlichkeit, von Solidarität in unserer<br />

Gesellschaft umgesetzt, und das über Jahrzehnte<br />

hinweg. Deshalb auch mein ganz herzliches<br />

Dankeschön im Namen der Bundesregierung.<br />

Ihrer einzigartigen Arbeit ist es zu verdanken,<br />

dass der WEISSE RING von Mainz<br />

kommend inzwischen fast allen Bürgerinnen<br />

und Bürgern in der Bundesrepublik ein Begriff<br />

ist und auch weit über die Grenzen<br />

Deutschlands hinaus anerkannt und geschätzt<br />

wird. Praktische, konkrete, schnelle und<br />

unbürokratische Hilfe ist Ihr Markenzeichen.<br />

Die besondere Situation von Opfern und deren<br />

Familien ist das, was Sie im Blick haben. Sie<br />

leisten persönlichen Beistand, Beratung und<br />

Begleitung bis hin zu finanzieller Unterstützung<br />

in Notsituationen.<br />

Jeder weiß, dass dies alles ohne die Mitwirkung<br />

von vielen, vielen ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht möglich<br />

wäre. Deshalb richte ich an Sie alle, die<br />

Sie ehrenamtlich im WEISSEN RING mithelfen,<br />

meinen herzlichen Dank, gerade weil Sie<br />

Zeit geben. Zeit ist vielleicht in unserer sich<br />

beschleunigenden Lebenswelt das kostbarste<br />

Gut. Viele unterstützen die Arbeit des WEIS-<br />

SEN RINGS auch finanziell. Deshalb glaube<br />

ich, dass der WEISSE RING beispielhaft für<br />

das steht, was wir zivile Bürgergesellschaft<br />

nennen, in der Menschen bereit sind, über ihr<br />

eigenes Schicksal hinaus sich anderen Menschen<br />

zuzuwenden. Eine solche Bürgergesellschaft<br />

kann nicht verordnet werden. Sie kann<br />

rechtstechnisch nicht befohlen werden, sondern<br />

sie lebt von denen, die sich dafür entscheiden.<br />

Ich glaube, dass ehrenamtliche<br />

Tätigkeiten, die Bereitschaft, sich mit dem<br />

Schicksal anderer zu befassen, etwas mit der<br />

Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft zu tun<br />

haben. Deshalb bin ich heute sehr gerne hierher<br />

gekommen, um mit Ihnen diese Feierstunde<br />

gemeinsam zu verbringen.<br />

Ehrenamtliches Engagement<br />

ist unerlässlich<br />

Es gibt in Deutschland 23 Millionen Menschen,<br />

die ehrenamtlich tätig sind, für die bürgerschaftliches<br />

Engagement Teil ihres Ver-<br />

WR-Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />

dankt der Bundeskanzlerin<br />

für die Festansprache<br />

Bundesjustizministerin Brigitte<br />

Zypries mit Dr. Helgard van<br />

Hüllen, Nachfolgerin von Anneliese<br />

Fischer im Geschäftsführenden<br />

Bundes<strong>vor</strong>stand und Schatzmeister<br />

Franz X. Wanninger<br />

ständnisses unseres gemeinsamen demokratischen<br />

Gemeinwesens ist, die wissen, dass der<br />

Staat vieles regeln muss, aber nicht alles<br />

regeln kann. Er kann nicht alle Ansprüche<br />

befriedigen. Wenn ich das sage, dann sage ich<br />

das nicht, weil ich glaube, dass der Staat aus<br />

der Verantwortung entlassen werden kann.<br />

Aber ich glaube, dass ein überreguliertes<br />

Gemeinwesen nicht den Ansprüchen der Menschen<br />

entspricht und deshalb ehrenamtliches<br />

Engagement unerlässlich ist.<br />

Opfer eines Verbrechens zu werden,<br />

gehört zu den Ängsten jedes Menschen. Insgesamt<br />

können wir verglichen mit anderen Ländern<br />

in der Welt froh darüber sein, in einem<br />

vergleichsweise sicheren Land zu arbeiten und<br />

zu leben. Wir haben eine her<strong>vor</strong>ragende Polizei<br />

in Bund und Ländern. Das alles ist keines-<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

Bundeskanzlerin<br />

Dr. Angela Merkel,<br />

Stellvertretender<br />

WR-Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Dr. Jürgen<br />

Witt, Bundestagsvizepräsidentin<br />

Petra Pau als Gastgeberin<br />

und CDU-<br />

Fraktionschef<br />

Volker Kauder<br />

wegs eine Selbstverständlichkeit. Daher müssen<br />

wir immer wieder wachsam sein und alles<br />

tun, um den Anfängen von Kriminalität einen<br />

Riegel <strong>vor</strong>zuschieben. Deshalb ist die Verstärkung<br />

der Kriminalprävention ein Schwerpunktthema<br />

gerade auch in der Arbeit der<br />

Bundesregierung. Kriminalprävention ist aber<br />

nicht nur eine Aufgabe von Politik und Polizei<br />

in Bund und Ländern, sondern sie richtet sich<br />

wiederum an die gesamte Gesellschaft, an alle<br />

nichtstaatlichen Stellen, an die Wirtschaft, an<br />

die Medien und an jedes einzelne Mitglied<br />

unserer Gesellschaft. Denn wir wissen aus<br />

langjähriger Erfahrung, dass die Sicherheitskräfte<br />

in unserem Land Partner brauchen: Bürgerinnen<br />

und Bürger, die nicht wegschauen,<br />

sondern den Mut haben, sich den Dingen zu<br />

stellen. Denn wenn es dem Einzelnen gleichgültig<br />

ist, ob beim Nachbarn eingebrochen<br />

wird oder auch nur eine frisch getünchte<br />

Hauswand wieder verschmiert wird, dann<br />

müssen auch noch so ehrgeizige Vorsorgeprojekte<br />

scheitern. Der Erfolg der Sicherheitskräfte<br />

hängt auch davon ab, dass es so etwas<br />

wie ein Gemeinschaftsgefühl von Zivilcourage<br />

in unserem Lande gibt.<br />

Entscheidende Weichen werden<br />

in der Kindheit gestellt<br />

Menschlichkeit und Sozialbewusstsein wachsen<br />

letztlich nur im Alltag, in der Familie, im<br />

Freundes- und Bekanntenkreis, in der Schule<br />

und im beruflichen Umfeld. Ich glaube, wir<br />

sind uns in diesem Raum hier alle einig, dass<br />

die entscheidenden Weichen für Menschen<br />

und ihre Fähigkeiten, sich zu engagieren, und<br />

für ihre Entwicklung sozialer Kompetenzen<br />

bereits in der Kindheit gestellt werden – in der<br />

Juni 1982 Mainz<br />

Mitgliederzahl steigt auf 15.000 an.<br />

September 1983 Heidelberg<br />

6. Mitgliederversammlung beschließt spezielle<br />

WR-Jugendmitgliedschaft.<br />

Juni 1984 Mainz<br />

Dreistufiges Seminarprogramm zur Aus- und<br />

Weiterbildung läuft an. Erste mehrtägige Schulung<br />

auf der Schönburg in Oberwesel (Kolpingwerk).<br />

Juni 1984 Zürich<br />

Eine Idee setzt sich durch: WEISSER RING<br />

Schweiz gegründet.<br />

Januar 1985 Mainz<br />

WR-Lernspiel „Vorbeugen und Helfen“ will <strong>Kinder</strong><br />

<strong>vor</strong> kriminellen Gefahren <strong>schützen</strong>.<br />

Juli 1985 Mainz<br />

Gedanke der Opferhilfe findet Eingang in Schulbücher.<br />

WEISSER RING wird um Mitarbeit gebeten.<br />

Januar 1986 Bonn<br />

Eduard Zimmermann übergibt Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl die WR-Dokumentation „Schuldlos<br />

im Abseits“. Die Auswertung von mehr als<br />

3000 Einzelschicksalen gibt einen in der deutschen<br />

Rechtsgeschichte bisher einmaligen<br />

repräsentativen Einblick in die Lebensumstände<br />

der Opfer nach der Tat.<br />

April 1986 Berlin<br />

Bombenanschlag auf die Diskothek „La Belle“<br />

fordert 3 Tote und über 200 zum Teil Schwerverletzte.<br />

Hilfsprogramm des WEISSEN RINGS<br />

läuft unverzüglich an.<br />

August 1986 Mainz<br />

WEISSER RING wird Mitglied im Deutschen<br />

Paritätischen Wohlfahrtsverband.<br />

April 1987 Bonn<br />

Das Opferschutzgesetz tritt in Kraft. Neue Ära<br />

in der Rechtspflege stärkt die Rolle des Opferzeugen<br />

im Strafverfahren.<br />

Juli 1987 Mainz<br />

WEISSER RING verstärkt Rechtsschutz für Kriminalitätsopfer.<br />

WR-Beratungsscheck ermöglicht<br />

kostenlose Erstberatung bei einem frei<br />

gewählten Anwalt.<br />

30 Jahre WEISSER RING<br />

III<br />

CHRONIK


Schutz und Hilfe für Opfer<br />

CHRONIK<br />

IV 30 Jahre WEISSER RING<br />

30 JAHRE WEISSER RING<br />

August 1988 Mainz<br />

WR startet gemeinsam mit der Polizei die bundesweite<br />

Warnschild-Aktion „Stopp dem Diebstahl“.<br />

Juni 1989 Bonn<br />

WEISSER RING informiert Bürger und Politiker<br />

bei Großveranstaltungen zum 40-jährigen<br />

Bestehen der Bundesrepublik Deutschland über<br />

seine Arbeit.<br />

Oktober 1989 Mainz<br />

1. Mainzer Opferforum findet in Fachkreisen<br />

starke Beachtung. Bundesweite Expertentagung<br />

befasst sich mit Fragen der Opferentschädigung<br />

und des Opferschutzes.<br />

Dezember 1989 Budapest<br />

In Ungarn gründet sich unter dem Namen<br />

FEHER GYÜRÜ (WEISSER RING) eine Opferhilfsorganisation.<br />

August 1990 Berlin<br />

Bei einer viel beachteten Pressekonferenz fällt<br />

der Startschuss für die Ausweitung der Opferarbeit<br />

des WEISSEN RINGS auf ganz Deutschland.<br />

Februar 1991 Mainz<br />

Veranstaltungen vom WEISSEN RING zum erstmals<br />

ausgerufenen „Tag der Kriminalitätsopfer“<br />

finden bundesweites Echo.<br />

November 1991 Prag<br />

Jetzt auch in der CSFR Opferhilfsorganisation<br />

unter dem Namen WEISSER RING gegründet.<br />

Januar 1992 Mainz<br />

Schulungs-Programm umfasst inzwischen<br />

30 Seminare zu verschiedenen Schwerpunkten<br />

der Vereinsarbeit.<br />

November 1993 Darmstadt<br />

Wissenschaftliche Studie bestätigt: Schwere<br />

psychische Folgeschäden für Opfer von Wohnungseinbrüchen<br />

blieben viel zu lange unbeachtet.<br />

Februar 1994 Bonn<br />

WR-Fotoausstellung „Der <strong>Gewalt</strong> begegnen“<br />

aus Anlass des „Tags des Kriminalitätsopfers“<br />

zu Gast im Bundeshaus. Bundestagspräsidentin<br />

Rita Süssmuth übernimmt Schirmherrschaft.<br />

Familie, im <strong>Kinder</strong>garten, in der Schule. Deshalb<br />

ist es, wenn wir über Prävention sprechen,<br />

auch so wichtig, dass wir uns gerade der<br />

frühkindlichen Entwicklung mit aller Macht<br />

und mit allem Engagement zuwenden.<br />

Für eine Kultur der Sicherheit trägt also<br />

jeder ein kleines Stück Verantwortung. Jeder<br />

kann mit seinem Tun und seinen Fähigkeiten<br />

auch einen Beitrag zur Vorbeugung von Kriminalität<br />

leisten. Das gilt nicht zuletzt auch für<br />

das Thema extremistisch motivierte <strong>Gewalt</strong>.<br />

Jede verhinderte Straftat ist<br />

etwas ganz, ganz Wichtiges<br />

Der WEISSE RING leistet auf dem Gebiet der<br />

Vorbeugung von Straftaten eine wichtige und<br />

entscheidende Arbeit. Erhebliche Mittel werden<br />

hierzu eingesetzt. Ich halte das auch für<br />

absolut richtig. Jede Straftat, die verhindert<br />

worden ist, ist etwas ganz, ganz Wichtiges. Sie<br />

kann zwar niemals statistisch bewiesen werden,<br />

aber ermöglicht uns, dass wir uns nicht<br />

um ihre Opfer, nicht um ihre Folgen kümmern<br />

müssen.<br />

Ich finde auch, dass die aktive Mitwirkung<br />

des WEISSEN RINGS als Stifter im Deutschen<br />

Forum für Kriminalprävention ein ganz,<br />

ganz wichtiges Zeichen ist. Aus meiner Sicht<br />

sind ebenso die Programme des WEISSEN<br />

RINGS zur Streitschlichtung und Konfliktbewältigung<br />

an Schulen ein ganz wichtiger Baustein<br />

Ihrer Arbeit. Das führt uns wieder auf den<br />

Punkt zurück, dass gerade junge Menschen lernen<br />

können und müssen, wie man Konflikte<br />

nicht eskalieren lässt, sondern friedlich löst.<br />

Weil wir aber auch immer wieder hören, dass<br />

im Umgang mit <strong>Gewalt</strong> unter den Schülerinnen<br />

und Schülern allein innerhalb der Schulen<br />

oft keine Lösung gefunden wird, ist man auch<br />

auf Hilfe von außen angewiesen.<br />

Gründer des WEISSEN<br />

RINGS. (v.r.): Dr. Kurt<br />

Wöhler, Eduard Zimmermann<br />

mit Tochter Sabine,<br />

Dr. Alfred Stümper und<br />

Reglindis Böhm mit Sohn<br />

Peter in Vertretung ihres<br />

verstorbenen Mannes Prof.<br />

Dr. Alexander Böhm<br />

<strong>Gewalt</strong> ist keine Lösung. Das ist Ihr Motto.<br />

Für diese Einsicht kämpfen Sie. Sie ermutigen<br />

junge Menschen in den Schulen, Verantwortung<br />

zu übernehmen und sich dafür einzusetzen,<br />

dass <strong>Gewalt</strong> an ihren Schulen keinen Platz<br />

hat. Wenn man sich einmal damit befasst hat,<br />

wie die Machtmechanismen an Schulen funktionieren,<br />

dann weiß man, dass man die, die<br />

gegen <strong>Gewalt</strong> eintreten, stützen und <strong>schützen</strong><br />

muss, um ihnen hierzu auch die Kraft und das<br />

nötige Selbstbewusstsein zu geben.<br />

Meine Damen und Herren, trotz aller <strong>vor</strong>beugenden<br />

Maßnahmen sind Straftaten nicht<br />

vollständig zu verhindern. Auch das ist die<br />

Realität. Sie sind zum Teil mit erheblichen<br />

körperlichen, seelischen und auch wirtschaftlichen<br />

Folgen für die Opfer verbunden. Ich sage<br />

ganz eindeutig: Jede <strong>Gewalt</strong>tat in Deutschland<br />

ist eine zu viel. Das muss unser gemeinsames<br />

Verständnis sein. Deshalb brauchen wir wirksame<br />

Gesetze, eine effektive und schnelle<br />

Strafverfolgung und einen konsequenten<br />

Umgang mit Straftätern.<br />

Der Leitsatz heißt: Opferschutz<br />

geht <strong>vor</strong> Täterschutz<br />

Wenn es um den konsequenten Umgang mit<br />

Straftätern geht, dann darf uns dabei der<br />

Schutz der Opfer nicht aus dem Sinn gehen.<br />

Opferschutz ist im Zusammenhang mit Straftaten<br />

wichtig. Deshalb muss der Leitsatz auch<br />

Fotos: photo-event.biz<br />

heißen: Opferschutz geht <strong>vor</strong> Täterschutz.<br />

Wenn es um den konsequenten Umgang mit<br />

Straftätern geht, dann darf uns dabei der<br />

Schutz der Opfer nicht aus dem Sinn gehen.<br />

Opferschutz ist im Zusammenhang mit<br />

Straftaten wichtig. Deshalb muss der Leitsatz<br />

auch heißen: Opferschutz geht <strong>vor</strong> Täterschutz.<br />

Daraus ergeben sich natürlich auch<br />

immer wieder komplizierte Diskussionen. Ich<br />

halte die Möglichkeit zur Anordnung einer<br />

nachträglichen Sicherungsverwahrung auch<br />

bei Jugendlichen für gerechtfertigt, die wegen<br />

schwerster <strong>Gewalt</strong>taten verurteilt wurden und<br />

bei denen man eben Zweifel hat, ob sie, wenn<br />

sie wieder frei herumlaufen, nicht wieder zu<br />

<strong>Gewalt</strong>tätern werden. Es ist ein umstrittenes<br />

Thema. Aber ich habe hier eine sehr eindeutige<br />

Position.<br />

Der WEISSE RING hat immer wieder die<br />

rechtspolitische Diskussion gefördert, eingefordert<br />

und <strong>vor</strong>angebracht. Ich glaube, Sie<br />

haben damit in diesen 30 Jahren Ihrer Existenz<br />

auch einen Beitrag zur Fortentwicklung unseres<br />

Rechtsstaats geleistet. Es ist gut zu wissen,<br />

dass Opfer mit dem WEISSEN RING eine<br />

starke Lobby haben.<br />

Meine Damen und Herren, 30 Jahre<br />

WEISSER RING sind auch 30 Jahre Opferentschädigungsgesetz.<br />

Als einer der ersten<br />

Staaten der Welt hat Deutschland 1976 einen<br />

Opferentschädigungsanspruch gesetzlich verankert.<br />

Dieser ist in seinem Umfang im Vergleich<br />

mit ausländischen Regelungen bisher<br />

unübertroffen. Ich glaube, darauf können wir<br />

gemeinsam stolz sein. Ziel ist es, die gesundheitlichen<br />

Schäden und die daraus resultierenden<br />

wirtschaftlichen Folgen von <strong>Gewalt</strong>taten<br />

auszugleichen. Viele von Ihnen werden aus<br />

Ihrer Arbeit wissen, dass das nicht ausreicht.<br />

Aber trotzdem ist es ein Rechtsschutz. Wenn<br />

es dem Staat trotz aller Anstrengungen nicht<br />

gelingt, <strong>Gewalt</strong>taten zu verhindern, so ist dies<br />

ein Signal, dass wir die Sorgen und Nöte der<br />

Opfer ernst nehmen. Das ist der Leitgedanke<br />

des Opferentschädigungsgesetzes. Es wurde<br />

in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt<br />

und an veränderte Gegebenheiten<br />

angepasst.<br />

Das Opferentschädigungsgesetz<br />

ist eine bedeutende<br />

Errungenschaft<br />

Dabei hat der WEISSE RING immer wieder<br />

eine entscheidende Rolle gespielt. Durch Ihre<br />

praktische Erfahrung und durch das, was Sie<br />

in Ihren ehrenamtlichen Arbeiten erleben,<br />

Anneliese Fischer, bisheriges<br />

Mitglied im Geschäftsführenden<br />

Bundes<strong>vor</strong>stand<br />

mit dem Bundestagsabgeordneten<br />

Otto Schily<br />

haben Sie die notwendigen Gesetzesanpassungen<br />

immer mit großer Sachkunde begleitet.<br />

Wir wissen, dass wir nicht immer sofort jeder<br />

Ihrer Erwartungen gerecht werden können.<br />

Aber das Opferentschädigungsgesetz – ich<br />

glaube, das können wir gemeinsam sagen – ist<br />

eine bedeutende rechts- und sozialpolitische<br />

Errungenschaft und soll es auch bleiben.<br />

Rund 850 Gäste<br />

waren zur 30-<br />

Jahr-Feier des<br />

WEISSEN RINGS<br />

gekommen, auch<br />

verdiente Ehrenamtliche<br />

sowie<br />

langjährige Mitglieder.<br />

Die Veranstaltung<br />

fand<br />

zudem ein enormes<br />

Medienecho<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

Oktober 1995 Kassel<br />

WEISSER RING erkämpft weiteren Erfolg für<br />

die Opfer: Bundessozialgericht verpflichtet Versorgungsverwaltung<br />

zur grundsätzlichen Anerkennung<br />

psychischer Folgeschäden nach<br />

Sexualdelikten.<br />

September 1996 Mainz<br />

Präventionskampagne „Kraft gegen <strong>Gewalt</strong> –<br />

Sportler setzen Zeichen“ gestartet. Ziel der<br />

Aktion: „Jugendkriminalität <strong>vor</strong>beugen, Opferschutz<br />

stärken“.<br />

Mai 1997 Mainz<br />

Bei „Wormser Prozessen“ erfolgt Vernehmung<br />

von kindlichen Opferzeugen erstmals per Video-<br />

Technik (Mainzer Modell). WEISSER RING<br />

würdigt mutige Entscheidung der Richter<br />

und Schöffen mit Verleihung seines Ehrenpreises.<br />

Dezember 1997 Mainz<br />

WEISSER RING geht Online: Informationen zu<br />

Opferschutz und Prävention im Internet.<br />

Juli 1998 Bonn<br />

Bundestag verabschiedet Opferanspruchs-<br />

Sicherungsgesetz (OASG). Gesetzliches Forderungspfandrecht<br />

sichert künftig Schmerzensgeld-<br />

und Schadensersatzansprüche der<br />

Opfer bei gewinnbringender Vermarktung von<br />

Täterstories.<br />

August 1998 Bonn<br />

Bundespräsident Roman Herzog empfängt Vorstandsmitglieder<br />

des WEISSEN RINGS zu<br />

einem Informationsgespräch zu den Themen<br />

„Opferschutz“ und „Mangelnde Zivilcourage“.<br />

November 1998 Bonn<br />

Opferanwalt auf Staatskosten gesetzlich verankert:<br />

Langjährige Forderung des WEISSEN<br />

RINGS wird endlich Realität.<br />

März 1999 Mainz<br />

WEISSER RING legt Bilanz der staatlichen<br />

Opferentschädigung <strong>vor</strong>. Beschämendes Fazit:<br />

Nur wenige Opfer erhalten Leistungen nach<br />

dem viel zu wenig bekannten Opferentschädigungsgesetz.<br />

Juni 1999 Mainz<br />

WEISSER RING startet bundesweite Info-Kampagne<br />

„Stoppt das Vogel-Strauß-Syndrom –<br />

Zeigt Zivilcourage“.<br />

30 Jahre WEISSER RING<br />

V<br />

CHRONIK


Schutz und Hilfe für Opfer<br />

CHRONIK<br />

VI 30 Jahre WEISSER RING<br />

30 JAHRE WEISSER RING<br />

März 2000 Bochum<br />

Zum Thema „<strong>Gewalt</strong> an der Schule“ erscheint<br />

in Ergänzung einer wissenschaftlichen Untersuchung<br />

ein aktueller Überblick über die gängigsten<br />

Schulpräventionsprogramme. Verfasser:<br />

der Bochumer Kriminologie-Professor Dr. Hans-<br />

Dieter Schwind.<br />

April 2000 Bielefeld<br />

EMNID-Spendenmonitor bescheinigt WEIS-<br />

SEM RING hohe Anerkennung in der Bevölkerung.<br />

Repräsentative Umfrage ergibt: Der Verein<br />

leistet effektive Arbeit, geht sorgfältig mit<br />

Spenden um, trifft die richtigen Themen, ist<br />

kompetent und modern, arbeitet professionell<br />

und weit blickend.<br />

September 2000 Hannover<br />

WEISSER RING präsentiert sich auf der EXPO<br />

2000. Großes Interesse an WR-Konzept zur<br />

Bekämpfung der Jugendkriminalität.<br />

März 2001 Brüssel<br />

WEISSER RING begrüßt europäische Opferschutzinitiative.<br />

Rat der Europäischen Union<br />

verabschiedet Rahmenbeschluss zur Ver<strong>besser</strong>ung<br />

des Opferschutzes und verpflichtet Mitgliedsstaaten<br />

zum Handeln.<br />

September 2001 Berlin<br />

Bundespräsident Johannes Rau empfängt Vorstand<br />

des WEISSEN RINGS im Schloss Bellevue<br />

und würdigt 25 Jahre Einsatz für Kriminalitätsopfer<br />

als besonderes Beispiel humanitärer<br />

Verantwortung für das Gemeinwesen.<br />

Januar 2002 Berlin<br />

Mit dem auch vom WEISSEN RING lange geforderten<br />

<strong>Gewalt</strong>schutzgesetz wird ein wichtiger<br />

Meilenstein für mehr Opferschutz geschaffen.<br />

Unter der Prämisse „Wer schlägt, der geht“ ist<br />

es jetzt möglich, <strong>Gewalt</strong>täter aus der eigenen<br />

Wohnung zu weisen.<br />

April 2002 Erfurt<br />

Der Rachefeldzug eines ehemaligen Schülers<br />

des Gutenberg-Gymnasiums fordert 17 Menschenleben.<br />

Erschüttert und hilflos erleben<br />

Schüler, Lehrer und Eltern das unfassbare<br />

Geschehen. Der WEISSE RING steht den<br />

Betroffenen des Amoklaufs sofort mit Rat und<br />

Tat zur Seite.<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

Menschliche Wärme kann<br />

der Staat nicht geben<br />

Meine Damen und Herren, finanzielle Unterstützung<br />

ist zwar wichtig, um die wirtschaftlichen<br />

Folgen gesundheitlicher Schäden auszugleichen,<br />

die von <strong>Gewalt</strong>taten herrühren. Aber<br />

wir wissen auch, dass Geld allein keine Wunden<br />

heilen kann. Opfer benötigen in diesen<br />

schwierigen Momenten ihres persönlichen<br />

Lebens <strong>vor</strong> allen Dingen auch menschliche<br />

Zuwendung. Wir wissen auch, dass es nicht<br />

reicht, wenn dies schnell und kurzfristig erfolgt.<br />

Vieles dauert lange und für manche sogar<br />

lebenslang. Die menschliche Begleitung,<br />

menschliche Wärme ist etwas, was der Staat<br />

per se nicht leisten kann. Deshalb ist es so<br />

wichtig, dass es Menschen wie Sie gibt, die<br />

dem WEISSEN RING verbunden sind und die<br />

diese Leistungen erbringen. Sie sind diejenigen,<br />

die anderen Menschen die Hand reichen, wenn<br />

sie Hilfe und Zuwendung brauchen. Ich glaube,<br />

das ist gar nicht hoch genug zu schätzen.<br />

Im Zuge der deutschen Einheit haben Sie<br />

nicht gesagt, dass Sie in den neuen Bundesländern<br />

noch nicht tätig waren. Sie haben sich<br />

stattdessen sofort der Aufgabe gestellt und<br />

haben Außenstellen in den neuen Bundesländern<br />

aufgebaut. Deshalb war die Arbeit im<br />

WEISSEN RING auch eine Möglichkeit, dass<br />

Menschen aus Ost und West in einer gemeinsamen<br />

Aufgabenstellung zueinander gefunden<br />

haben. Deshalb ist der WEISSE RING für<br />

mich, als ich ihn im Zuge der Deutschen Einheit<br />

kennen lernte, auch ein Stück Symbol für<br />

Gemeinschaft, Solidarität und Nächstenliebe<br />

gleichermaßen in Ost und West geworden.<br />

Sie haben in den letzten 30 Jahren immer<br />

wieder gezeigt, dass Ihr Denken davon geprägt<br />

war, was möglich ist. Ich bin überzeugt,<br />

Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel würdigt<br />

die Arbeit des WEISSEN<br />

RINGS<br />

dass diese Tradition, kommend von den Gründervätern<br />

und Gründerpersönlichkeiten des<br />

WEISSEN RINGS, Sie auch in den nächsten<br />

30 Jahren leiten wird. Wir von der Politik können<br />

helfen, Ihnen günstige Rahmenbedingungen<br />

zu setzen. Wir können Ihnen zeigen, dass<br />

wir Organisationen wie den WEISSEN RING<br />

brauchen. Wir wollen das auch tun. Wir sind<br />

auf Ihren Ratschlag, auf Ihre mahnenden<br />

Worte und manchmal sicherlich auch auf<br />

Ihren bohrenden Druck angewiesen. Die Tatsache,<br />

dass etliche Abgeordnete aus dem<br />

Deutschen Bundestag hier heute anwesend<br />

sind, und auch der Ort, an dem diese Feier<br />

stattfindet, zeigen: Das Parlament und die<br />

Bundesregierung stehen an der Seite des<br />

WEISSEN RINGS. Wir brauchen Menschen<br />

wie Sie. Und wir danken Ihnen herzlich für<br />

das, was Sie tun. j<br />

Kompetenz in<br />

Kriminalprävention:<br />

Bundes<strong>vor</strong>standsmitglied<br />

Prof.<br />

Dr. Hans-Dieter<br />

Schwind, Vorsitzender<br />

des FachbeiratsVorbeugung,<br />

mit den<br />

Beiratsmitgliedern<br />

Dr. Wiebke Steffen<br />

und Prof. Dr. Wolfgang<br />

Melzer (r.)<br />

Foto: photo-event.biz<br />

Foto: photo-event.biz<br />

Bauhaus-Studenten erhielten<br />

den WR-Ehrenpreis<br />

D<br />

em WEISSEN RING wurde große<br />

Anerkennung für seine Arbeit zuteil,<br />

von Bundeskanzlerin Angela Merkel und vielen<br />

anderen Gästen. Doch seit Jahren schon<br />

erteilt die größte deutsche Opferschutzorganisation<br />

auch selbst Anerkennung: Seit 1978<br />

verleiht der Verein seinen Ehrenpreis – dies<br />

zum 11. Mal.<br />

Im festlichen Rahmen der 30-Jahr-Feier<br />

im Paul-Löbe-Haus in Berlin würdigte WR-<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />

Studenten und Lehrer der Bauhaus-Universität<br />

Weimar, die im Rahmen eines Studienprojektes<br />

Werbemittel für den WEISSEN<br />

RING entworfen haben, die in der Ausstellung<br />

„Opfer“ deutschlandweit gezeigt werden. In<br />

der Fakultät Gestaltung/Visuelle Kommunikation<br />

entwarfen 15 Studentinnen und Studenten<br />

unter Leitung von Prof. Werner Holzwarth<br />

und Hochschuldozent Peter Gamper nach eingehender<br />

Vorbereitung Plakate, Fotos und<br />

Kampagnen gegen häusliche <strong>Gewalt</strong> und<br />

sexuellen Missbrauch, die auf die alltägliche,<br />

oft im Verborgenen stattfindende Kriminalität<br />

aufmerksam machen. Die Ausstellung, die<br />

inzwischen in über 50 Städten gezeigt wurde,<br />

vereint Aufmerksamkeit, Solidarität und<br />

gesellschaftliche Verantwortung für die geschädigten<br />

Menschen zu einem eindringlichen,<br />

unbequemen und auch provokanten Projekt,<br />

das Bewusstsein schaffen und vertiefen<br />

will.<br />

Der WEISSE RING würdigt das beispielhafte<br />

Engagement junger Menschen für den<br />

Opferhilfe-Gedanken mit Respekt und Dankbarkeit<br />

durch die Verleihung seines Ehrenpreises<br />

an Fabian Braun, René Gebhardt, Stefan<br />

Hopf, Cissy Hecht, Franziska Jähnke, Björn<br />

Kernspeckt, Beate Krüger, Andreas Leithäuser,<br />

Thomas Opitz, Matthias Preuß, Christina<br />

Schmid, Aline Stephan, Dörte Wächter, Philipp<br />

von Werther, Felix Wilhelm sowie Peter<br />

Gamper und Werner Holzwarth.<br />

Zu den früheren Preisträgern gehören<br />

unter anderem Hanns-Eberhard Schleyer, eine<br />

Spenderin, die unerkannt bleiben will, Stifter<br />

Hans-Werner Lehmann, das Humboldt-Gymnasium<br />

Karlsruhe und die Nordelbische Evangelisch-Lutherische<br />

Kirche, die den Verein<br />

maßgeblich unterstützt haben. Das gilt auch<br />

für die Preisträger von 1992, das Forum Photographie<br />

Design. 15 Fotografen hatten damals<br />

Themen wie Angst, Spuren der <strong>Gewalt</strong><br />

und Folgen der Kriminalität in Bilder umgesetzt,<br />

die bis 1996 als Foto-Wanderausstellung<br />

in mehr als 150 Städten zu sehen waren. j<br />

Die Medaille<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Prof. Dr.<br />

Reinhard Böttcher<br />

freute sich,<br />

den Ehrenpreis<br />

an die jungen<br />

Studierenden der<br />

Bauhaus-Universität<br />

Weimar zu<br />

übergeben<br />

Der Ehrenpreis des<br />

WEISSEN RINGS<br />

besteht aus einer<br />

Urkunde und einer<br />

Bronze-Medaille,<br />

geschaffen von Bildhauer<br />

Gregor Dittmer.<br />

Die Bronze stellt zwei Menschen im Spiegelbild<br />

dar und symbolisiert den Rollentausch<br />

zwischen „Hilfe geben“ und „Hilfe<br />

benötigen“. Eingefasst ist das Relief mit<br />

dem ringförmigen Schriftzug eines Zitats von<br />

Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist,<br />

wächst das Rettende auch.“<br />

Foto: Günter Kockelmann<br />

Juni 2002 Erfurt<br />

Elton John spendet den Erlös seines Konzerts in<br />

Erfurt den Opfern und Hinterbliebenen des<br />

Erfurter Schulmassakers.<br />

März 2003 Berlin<br />

Bundeskanzler Gerhard Schröder dankt am Tag<br />

der Kriminalitätsopfer dem WEISSEN RING für<br />

seinen „gelebten Gemeinsinn“ und seine „praktizierte<br />

Solidarität“.<br />

März 2004 Weimar/Erfurt<br />

16 Studentinnen und Studenten der Weimarer<br />

Bauhaus-Universität haben mit ihren Hochschullehrern<br />

Werner Holzwarth und Peter Gamper<br />

eine viel beachtete Ausstellung konzipiert,<br />

in deren Mittelpunkt Opfer von häuslicher<br />

<strong>Gewalt</strong> und Missbrauch stehen. Die Ausstellung<br />

ist nach Ihrer Premiere in Erfurt in ganz<br />

Deutschland auf Wanderschaft.<br />

November 2005 Bad Kissingen<br />

Mit einem frischeren optischen Auftritt<br />

startet der WEISSE RING in das Jubiläumsjahr<br />

(30 Jahre Opferhilfe). Das Logo erhält die Aussage<br />

„Wir helfen Kriminalitätsopfern.“<br />

März 2006 Mainz<br />

Zum „Tag der Kriminalitätsopfer“ (22. März)<br />

fordert der WEISSE RING eine übergreifende<br />

Verpflichtung staatlicher Stellen zur Information<br />

über Opferansprüche und Opferrechte.<br />

Mai 2006 Berlin<br />

30 Jahre Opferentschädigungsgesetz. Seine<br />

Entstehung ging wesentlich auf Initiative des<br />

Verbandes zur Verhütung und Wiedergutmachung<br />

von Straftaten und dessen Initiator Wilhelm<br />

Schulz, Waldkirch, zurück.<br />

Oktober 2006 Berlin<br />

Bei einem Festakt im Deutschen Bundestag<br />

(Paul-Löbe-Haus) aus Anlass des 30jährigen<br />

Bestehens des WEISSEN RINGS würdigt Bundeskanzlerin<br />

Dr. Angela Merkel, selbst Mitglied<br />

im WEISSEN RING, den Einsatz für Kriminalitätsopfer.<br />

Ein Kernsatz aus ihrer Rede: Opferschutz<br />

geht <strong>vor</strong> Täterschutz.<br />

Eine ausführliche Fassung der Chronik<br />

30 Jahre WEISSER RING ist im Internet<br />

(www.weisser-ring.de) abrufbar oder kann<br />

angefordert werden bei: WR-Infoservice,<br />

Weberstraße 16, 55130 Mainz.<br />

30 Jahre WEISSER RING VII<br />

CHRONIK


1/07<br />

Schutz und Hilfe für Opfer<br />

30 JAHRE WEISSER RING<br />

Ehrenmitgliedschaft<br />

für<br />

Vereinsgründer<br />

S<br />

eine Dankbarkeit gegenüber den Gründungsmitgliedern,<br />

die dem WEISSEN<br />

RING auch heute als Mitglieder verbunden<br />

sind, drückte der Verein aus Anlass seines 30jährigen<br />

Bestehens aus: Ihnen wurde aufgrund<br />

richtungweisender Verdienste die Ehrenmitgliedschaft<br />

im Verein verliehen.<br />

Fernsehjournalist Eduard Zimmermann,<br />

der Initiator der Opferschutzorganisation, und<br />

seine Mitstreiter Klaus Hübner, Polizeipräsident<br />

a. D. in Berlin, Prof. Dr. Manfred<br />

Schreiber, Polizeipräsident a. D. in München,<br />

Dr. Alfred Stümper, Landespolizeipräsident<br />

Baden-Württemberg a. D., Dr. Kurt Wöhler,<br />

Staatssekretär a. D. im Justizministerium in<br />

Düsseldorf sowie Prof. Dr. Alexander Böhm,<br />

Strafrechtsprofessor an der Universität Mainz,<br />

der nach Einleitung des Ernennungsverfahrens<br />

tödlich verunglückt ist, wurden in Berlin ausgezeichnet.<br />

Reglindis Böhm nahm die Urkunde<br />

für ihren verstorbenen Mann entgegen.<br />

„Die herausragenden Verdienste von<br />

Eduard Zimmermann um den WEISSEN<br />

RING, den er 18 Jahre lang geleitet und nach-<br />

SERVICE-COUPON<br />

Bitte schicken Sie mir kostenfrei<br />

❏ Informationen zur Aufgabenstellung und<br />

praktischen Arbeit des WEISSEN RINGS<br />

❏ Broschüre „Wichtige Opferrechte im Überblick”<br />

❏ Ich möchte Mitglied im WEISSEN RING<br />

werden. Meinen Beitrag lege ich fest<br />

auf monatlich:<br />

❍ 2,50 e ❍ 5,00 e ❍_____e<br />

❍ 3,75 e für Ehepaare<br />

❍ 1,25 e für Jugendliche<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

Postleitzahl, Ort<br />

Datum, Unterschrift<br />

WEISSER RING e.V., Bundesgeschäftsstelle<br />

Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />

haltig geprägt hat, sind im allgemeinen Bewusstsein<br />

fest verankert. Mit ihm haben auch<br />

die anderen Gründungsmitglieder in her<strong>vor</strong>ragender<br />

Weise Weitblick und humanitäres<br />

Engagement gezeigt. Sie haben sich um die<br />

Opfer von Kriminalität und zugleich um die<br />

richtige Ordnung des Gemeinwesens verdient<br />

gemacht. Ohne Übertreibung kann man sagen,<br />

dass sie Rechts- und Sozialgeschichte<br />

geschrieben haben. Der WEISSE RING, das<br />

wollen wir mit der Ehrung ausdrücken, ist<br />

stolz auf seine Gründer und identifiziert sich<br />

mit ihnen“, erklärte Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof.<br />

Dr. Reinhard Böttcher. Er zitierte Alexander<br />

Böhm, der einmal gesagt hat: „Vielleicht lag<br />

Helfen Sie uns helfen!<br />

Immer mehr Menschen erleiden als Opfer von<br />

Kriminalität und <strong>Gewalt</strong> seelische, körperliche<br />

und materielle Schäden. Sie werden<br />

bedroht, überfallen, beraubt, misshandelt,<br />

sexuell missbraucht oder gar getötet. Bei derzeit<br />

jährlich mehr als 6 Millionen registrierten<br />

Straftaten liegen insbesondere <strong>Gewalt</strong>kriminalität<br />

und Rohheitsdelikte auf einem hohen<br />

Niveau (nahezu 700.000 Fälle im Jahr).<br />

Millionen von Bürgerinnen und Bürgern<br />

werden von Dieben, Einbrechern und Betrügern<br />

um ihr Hab und Gut gebracht. Die Opfer<br />

allzu oft verharmloster Eigentumsdelikte müssen<br />

nicht selten die bittere Erfahrung machen,<br />

dass sie von der Gesellschaft nicht ernst<br />

genommen werden. Das öffentliche Interesse<br />

gilt meist nur dem Tatgeschehen, der Persönlichkeit<br />

des Täters, seiner Verfolgung und Verurteilung.<br />

An das betroffene Opfer und seine<br />

Situation nach der Tat wird noch immer zu<br />

wenig gedacht.<br />

Dies zu ändern ist Ziel und Aufgabe der<br />

Opferschutzorganisation WEISSER RING,<br />

Initiator und langjähriger<br />

Gründungs<strong>vor</strong>sitzender<br />

Eduard Zimmermnn,<br />

Reglindis Böhm, Dr.<br />

Alfred Stümper, Prof. Dr.<br />

Manfred Schreiber, Dr.<br />

Kurt Wöhler. Ebenfalls<br />

zum Ehrenmitglied<br />

ernannt: Klaus Hübner<br />

die Sache damals in der Luft. Aber da läge sie<br />

noch, wenn sich nicht ein Mann, nämlich<br />

Eduard Zimmermann, ihrer mit ganzer Kraft<br />

angenommen hätte.“ Und, so fügte Böttcher<br />

hinzu, wenn er dabei nicht so treffliche Mitstreiter<br />

gehabt hätte. j<br />

des gemeinnützigen Vereins zur Unterstützung<br />

von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung<br />

von Straftaten e.V. Seit seiner Gründung im<br />

Jahr 1976 hat der WEISSE RING überall in<br />

Deutschland ein flächendeckendes Hilfsnetz<br />

für in Not geratene Kriminalitätsopfer mit<br />

rund 420 Außenstellen und nahezu 3.000<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

aufbauen können. Die Mittel für seine<br />

wichtige Arbeit erhält der gemeinnützige Verein<br />

durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, testamentarische<br />

Verfügungen und Zuweisungen<br />

von Geldbußen. Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />

sind steuerlich absetzbar.<br />

Jede Unterstützung der Opferhilfe zählt,<br />

ob durch die Mitgliedschaft oder mit einer<br />

Spende. Im Namen der Opfer herzlichen<br />

Dank.<br />

Spendenkonto:<br />

WEISSER RING e.V.<br />

34 34 34 Deutsche Bank Mainz<br />

BLZ 550 700 40<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

„Ein Schritt,<br />

den ich bis heute<br />

nicht bereue“<br />

Dass sie selbst einmal Opfer eines<br />

Einbruchs werden könnte, hätte<br />

Gudrun Schulz nie in Betracht<br />

gezogen. Als sie es 1996 wurde,<br />

fühlte sie sich beim WEISSEN<br />

RING in guten Händen. Zwei Jahre<br />

später begann sie selbst als<br />

Mitarbeiterin der Außenstelle<br />

Magdeburg Kriminalitätsopfer zu<br />

betreuen.<br />

D<br />

en WEISSEN RING kannte sie damals<br />

zwar, aber nur aus dem Fernsehen<br />

durch Eduard Zimmermann und seine Sendung<br />

„Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Zur<br />

eigenen Opfersituation sagt sie: „Bemerkenswert<br />

war, dass ich bei der Polizei eine Nummer<br />

hatte, bei der Staatsanwaltschaft ein<br />

Aktenzeichen, beim WEISSEN RING jedoch<br />

einen Namen.“ Es hat sie damals sehr beeindruckt,<br />

dass es Menschen und einen Verein<br />

gibt, die Opfer in ihrer schwierigen Situation<br />

nicht alleine lassen: „Ich fühlte mich wertgeschätzt!“<br />

Karriere durch Weiterbildung<br />

Zu dem Zeitpunkt war Gudrun Schulz bereits<br />

in Invalidenrente, wie es einst hieß. 1948 in<br />

Magdeburg geboren, hatte sie nach der Schule<br />

„Fachverkäuferin für Waren des täglichen<br />

Bedarfs“, also Lebensmittel, gelernt. Getreu<br />

ihrem Motto: „Ein Tag, an dem ich nichts<br />

Neues dazu gelernt habe, ist ein verlorener<br />

Tag.“ bildete sie sich regelmäßig weiter. Sie<br />

qualifizierte sich als Buchhalterin und „Meister<br />

des Einzelhandels“. Mit diesem Titel war<br />

sie berechtigt, ein Kollektiv mit bis zu 25 Mitarbeitern<br />

im Handel zu leiten und Lehrlinge<br />

auszubilden.<br />

Für ihre anerkannt gute Arbeit erhielt sie<br />

auch Auszeichnungen, einmal sogar einen<br />

FDGB-Ferienplatz in der Saison in einem<br />

Ferienheim – darüber, meint sie, „lacht ja<br />

heute jeder nur, aber ich habe mich damals<br />

gefreut!“ Aus gesundheitlichen Gründen<br />

musste Gudrun Schulz 1991 in die Frührente<br />

gehen. Nach ihrer Opfererfahrung und ihrem<br />

ersten Kontakt zum WEISSEN RING veränderte<br />

sich ihr Privatleben zusehends, die bei-<br />

den erwachsenen <strong>Kinder</strong> verließen das Haus<br />

und sie suchte nach einer sinnvollen Beschäftigung:<br />

„Da kam eines zum anderen – und ich<br />

zum WEISSEN RING. Ein Schritt, den ich bis<br />

heute nicht bereue.“<br />

„Wir brauchen mehr Mitglieder“<br />

Weitergebildet hat sich Gudrun Schulz dann<br />

auch im Ehrenamt, seit zwei Jahren leitet sie<br />

nun die Außenstelle Magdeburg. Neben der<br />

Betreuung der Opfer sieht sie wichtige Aufgaben<br />

in der Öffentlichkeitsarbeit: Sie will das<br />

Ansehen und den Bekanntheitsgrad des Vereins<br />

in ihrem Wirkungsfeld weiter erhöhen.<br />

Und sie möchte weitere Mitglieder und Mitarbeiter<br />

gewinnen.<br />

Gudrun Schulz mit<br />

dem Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />

für Sachsen-Anhalt,<br />

Wolfgang Kummerländer<br />

Einen wichtigen Meilenstein hat sie in<br />

diesem Jahr mit einer Pressekonferenz erreicht,<br />

in der das 30-jährige Bestehen des Vereins<br />

und das 15-jährige der Außenstelle gewürdigt<br />

wurde. Ein weiterer Meilenstein wird<br />

die Ausstellung „Opfer“ sein: Sie wird im<br />

Frühjahr in Magdeburg gezeigt.<br />

Als zupackende Ehrenamtliche des WEIS-<br />

SEN RINGS erlebt sie immer wieder, wie hilfreich<br />

die Zuwendung für Opfer von Kriminalität<br />

wirkt und wie dankbar sie angenommen<br />

wird. Aber es gibt natürlich auch Schicksale,<br />

wo alle Hilfe nicht ausreicht für eine Wende<br />

zum Guten.<br />

So betreute Gudrun Schulz über lange Zeit<br />

eine junge Frau und Mutter, die häusliche<br />

<strong>Gewalt</strong> erlitt, selbst während der Betreuungszeit<br />

von ihrem Mann bedrängt, bedroht, verletzt<br />

und verfolgt wurde. Gudrun Schulz<br />

musste einmal einen Auftritt des gewalttätigen<br />

Partners miterleben. Trotz vielfältiger Hilfe,<br />

die der jungen Frau zuteil wurde, konnte ihr<br />

Tod nicht verhindert werden. Das tragische<br />

Ende belastete die Außenstellenleiterin noch<br />

lange, sie musste selbst Hilfe in Anspruch nehmen.<br />

In der Supervision lernte sie, mit dem<br />

fatalen Erlebnis umzugehen. Sie hat gelernt,<br />

aus der Überwindung schwieriger Situationen<br />

Kraft zu schöpfen. Und so sagt sie selbstbewusst:<br />

„Ich kann die Welt nicht verändern,<br />

aber ich kann dazu beitragen, dass sie manchmal<br />

etwas schöner und gerechter wird.“<br />

Spannende Erfahrung<br />

Für die resolute Außenstellenleiterin birgt ihr<br />

Ehrenamt viele bereichernde Momente. Sie<br />

sagt, und das gilt für ihr gesamtes Leben: „Das<br />

spannendste am Leben ist der Kontakt zu den<br />

Menschen mit den unterschiedlichen Geschichten,<br />

Ansichten und Erfahrungen, Können,<br />

Wissen und auch Schwächen!“ j<br />

WEISSER RING 1/07<br />

25<br />

Foto: Ingrid Weber


Opferhilfe<br />

SO HILFT DER WEISSE RING<br />

Schmerzensgeld<br />

nach der<br />

Vergewaltigung<br />

einer 13-Jährigen<br />

Noch immer ist die heute<br />

16-jährige Sabrina von den<br />

Ereignissen <strong>vor</strong> drei Jahren so<br />

traumatisiert, dass sie nicht<br />

darüber sprechen will. Sie will<br />

nicht mehr daran rühren, will<br />

einfach vergessen. Deshalb<br />

sprechen ihre Mutter und Ingrid<br />

Riedelsheimer, Außenstellenleiterin<br />

des WEISSEN RINGS<br />

für die Jugendliche, die vergewaltigt<br />

worden war.<br />

26 WEISSER RING 1/07<br />

D<br />

er Täter stammt aus demselben Ort wie<br />

das Mädchen. Er ist der damals 21-jährige<br />

Bruder einer Schulkameradin und stellte<br />

ihr schon eine ganze Weile nach. Immer wieder<br />

bedrängte er sie per SMS, auf die Sabrina<br />

aber nicht reagierte. Als er eines Nachts an ihr<br />

Fenster klopfte, öffnete sie ihm, weil sie fürchtete,<br />

er könnte das ganze Haus aufwecken. Er<br />

wolle mit ihr reden, sagte er. Doch er wollte<br />

nicht reden, sondern wurde schnell zudringlich.<br />

Als sie sich wehrte, hielt er sie fest – „er<br />

nutzte die körperliche Macht aus, die er über<br />

sie hatte,“ so Ingrid Riedelsheimer.<br />

Erst vier Wochen später hat Sabrinas<br />

Familie von der Tat erfahren. Per Zufall.<br />

„Sabrina kam eines Tages mit einer blutigen<br />

Lippe nach Hause“, berichtet die Mutter. „Die<br />

Schwester des Täters hatte sie geschlagen.<br />

Warum, wissen wir bis heute nicht genau.<br />

Foto: dpa/Heiko Wolfraum<br />

Verletzt, traurig,<br />

das Leben erscheint<br />

vielen Opfern kaum<br />

noch lebenswert<br />

Sabrina hatte sich ihrer Freundin anvertraut<br />

und irgendwie scheint die Schwester Wind<br />

davon bekommen zu haben. Der Täter hat daraufhin<br />

Sabrina gedroht, er tue ihr etwas an,<br />

wenn sie die Sache weitererzähle. Seine<br />

Schwester hat sich jedenfalls die ganze Zeit<br />

über massiv für ihn eingesetzt und behauptet,<br />

es würde alles nicht stimmen.“<br />

Die Schwester hatte Sabrina schon früher<br />

gerne schikaniert, berichtet die Mutter. Doch<br />

Sabrina war noch nie der Typ, der sich sonderlich<br />

wehrt. Sie habe die Beleidigungen stets<br />

ignoriert und der Schulkameradin nur gesagt,<br />

sie solle damit aufhören. Sabrinas Mutter<br />

wundert sich nicht sonderlich darüber, dass<br />

sich ihre Tochter ihr nicht anvertraut hat: „Ich<br />

denke, das ist ganz normal, dass man so reagiert.<br />

Sie hat sich ja auch in Grund und Boden<br />

geschämt. Ich kann das verstehen.“<br />

Ein kleines Dorf, wo jeder jeden kennt.<br />

Man redet. Man lästert und man kann sich<br />

nicht aus dem Weg gehen. Auch der Täter<br />

konnte sich nicht zurückhalten. Überall erzählte<br />

er herum, dass er nie etwas mit Sabrina<br />

„gehabt hätte“ und dass er es nicht nötig habe,<br />

sich an einer Dreizehnjährigen zu vergreifen.<br />

Dann hatte er auch noch versucht, sich Zeugen<br />

zu beschaffen, die ihm ein Alibi geben.<br />

In dieser Zeit hat sich Sabrina in ihrem<br />

völlig abgedunkelten Zimmer verkrochen. Sie<br />

konnte nicht mehr richtig schlafen und in der<br />

Schule sanken ihre Leistungen drastisch. Panische<br />

Anfälle plagten das Mädchen. Eine Zeit<br />

lang mussten die Eltern Sabrina morgens zur<br />

Schule bringen und danach wieder abholen.<br />

„Als ich dann auch noch schwerkrank wurde,<br />

waren Sabrina und die ganze Familie am Tiefpunkt.<br />

Sabrina begann dann auch noch, sich<br />

zu ritzen. Mein Mann und ich waren so verzweifelt.<br />

Wir wussten nicht, wie es weitergehen<br />

soll“, sagt die Mutter mit brüchiger Stimme.<br />

In dieser Krisenzeit stand Ingrid Riedelsheimer<br />

der Familie zur Seite. Unmittelbar<br />

nach der Anzeige bei der Kripo kam die Helferin<br />

zur Familie nach Hause. Sie half nicht<br />

nur bei all den bürokratischen und organisatorischen<br />

Dingen, wie Ausfüllen von Anträgen,<br />

Anwalts- und Therapeutensuche. Sie hatte<br />

auch immer ein offenes Ohr. Und das nicht nur<br />

werktags von 8 bis 12 Uhr. „Wir wussten gar<br />

nicht, dass es so etwas gibt,“ sagt die Mutter<br />

dankbar. „Von uns aus hätten wir Jemanden<br />

wie Frau Riedelsheimer nie gefunden. Sie war<br />

eine sehr große Hilfe. Und sie war auch<br />

eine Art seelischer Beistand. Wenn es ganz<br />

schlimm war, konnte ich auch mal abends<br />

oder am Wochenende anrufen.“<br />

Das Gerede im Dorf, der quälende Zustand<br />

von Sabrina, die Krankheit der Mutter – all das<br />

hat die Familie an den Rand der Belastbarkeit<br />

getrieben. „Ich habe meinen Mann in 20 Jahren<br />

nie weinen sehen, aber das Unglück von<br />

Sabrina hat ihn völlig erschüttert. Es gab kaum<br />

eine Phase, wo man das Gefühl hatte, jetzt<br />

geht es aufwärts. Immer wieder kam ein Tiefschlag.<br />

Dann dieses Ohnmachtgefühl. Man<br />

konnte ja nicht helfen und den Schmerz wegnehmen.<br />

Das alles hat tiefe Narben hinterlassen“,<br />

sagt die Mutter unter Tränen.<br />

Hinzu kam das ewige Warten auf die Verhandlung.<br />

Die Tat war 2004, der Prozess fand<br />

im Mai 2006 statt. Gutachten mussten beigebracht<br />

werden, der Täter wechselte zwischendurch<br />

den Anwalt, immer wieder wurde<br />

der Termin verschoben. Und dann die Ungewissheit:<br />

Wie wird es ausgehen? Wird man<br />

womöglich dem Täter glauben? Schließlich<br />

war Sabrina allein mit ihm gewesen und hatte<br />

keine Zeugen.<br />

Zwei Tage <strong>vor</strong> der Verhandlung kam dann<br />

der rettende Anruf. Die Anwältin teilte Sabrina<br />

mit, dass der Täter ein Geständnis abgelegt<br />

hätte. In diesem Moment sei etwas wie ein<br />

Stein von ihr abgefallen. Jetzt hatte sie die<br />

Hoffnung, dass der Prozess gut ausgehen<br />

werde. „Bei Vergewaltigungen wird den Opfern<br />

oft Misstrauen entgegengebracht und besonders<br />

Auf der Flucht <strong>vor</strong> der <strong>Gewalt</strong> des Ehemanns<br />

gründlich und oft nachgefragt“, erklärt Riedelsheimer,<br />

die schon viele Opfer zum Prozess<br />

begleitet hat. „Die Frauen fühlen sich dann<br />

sogar als Verdächtige und können es oft schwer<br />

nachvollziehen, dass das Recht auf ihrer Seite<br />

steht. Wenn ihnen dann bei der Urteilsbegründung<br />

das erfahrene Unrecht dokumentiert wird,<br />

fällt beim Opfer die Last ab. Das ist immer wieder<br />

festzustellen“, sagt sie.<br />

Schlimm war für Sabrina allerdings noch<br />

die erste Begegnung mit dem Täter im Gerichtssaal.<br />

Auf engem Raum musste sie ihm in<br />

die Augen schauen. „Das war heftig,“ sagt die<br />

Mutter. „Als er aus dem Auto ausgestiegen ist,<br />

flossen bei Sabrina die Tränen. Sie war wie<br />

versteinert und kriegte kaum Luft.“ Das Urteil:<br />

Zwei Jahre auf Bewährung und 11.000<br />

Euro Schmerzensgeld. Wegen seines Geständnisses<br />

und seiner gefestigten sozialen Situation<br />

war das Urteil relativ milde ausgefallen.<br />

Erst nach dem Prozess ging es mit Sabrina<br />

sichtbar aufwärts. Jetzt hat sie einen neuen<br />

Freundeskreis außerhalb ihres Dorfes, in der<br />

Schule läuft es wieder gut, sie hat verständnisvolle<br />

Lehrer, ein Berufsziel und den Kopf frei<br />

für Dinge, die sie sich <strong>vor</strong>genommen hat.<br />

Auch in der Familie haben sich die Wogen<br />

etwas geglättet. „Aber das wagt man gar nicht,<br />

allzu laut zu sagen“, so die Mutter immer noch<br />

zweifelnd, ob der Spuk auch wirklich <strong>vor</strong>bei<br />

ist. Dennoch ist sie sicher: „Es war ein langer,<br />

schwerer Weg, der sehr viel Kraft gekostet hat.<br />

Doch es hat sich gelohnt und ich kann jedem<br />

Betroffenen nur raten, diesen Weg zu gehen,<br />

damit die Gerechtigkeit siegen kann.“<br />

Christa Eder<br />

Aus Angst <strong>vor</strong> ihrem Ehemann und seiner <strong>Gewalt</strong> floh Annemarie T. aus dem Haus. Drei Monate<br />

lang versteckte sie sich bei Freunden und in kleinen Pensionen und zehrte alle Ersparnisse auf.<br />

Schließlich stellte sie sich der Gegenwart, zeigte ihren Mann an und reichte die Scheidung ein.<br />

WR-Außenstellenleiterin Jutta Burgard steht ihr in dieser schweren Zeit zur Seite, gibt Rat und<br />

Hilfe und sorgte auch für eine finanzielle Unterstützung. Denn Annemarie T. musste eine eigene<br />

kleine Wohnung einrichten, der Mann nutzt sein Wohnrecht im gemeinsamen Haus. Dem WEIS-<br />

SEN RING ist sie dankbar für die Hilfe. Sie schreibt: „Ich habe mich sehr gefreut über die finanzielle<br />

Unterstützung. Ich konnte nur noch weinen <strong>vor</strong> Freude, denn das hatte ich nicht erwartet. Frau<br />

Burgard hat mir sehr geholfen, sie begleitet mich auch zum Prozess und sie hat dafür gesorgt, dass<br />

ich jetzt endlich einen Therapieplatz habe. Ich bin ihr unendlich dankbar für die Hilfe, die mir vieles<br />

leichter macht und sehr froh darüber, dass es Einrichtungen wie die Ihre gibt.“ Annemarie T. fügt<br />

ihrem Brief ein tröstliches Wort von William Shakespeare an: Wer einsam duldet, fühlt die tiefste<br />

Pein. / Fern jeder Lust trägt er den Schmerz allein. / Doch kann das Herz viel Leiden überwinden, /<br />

wenn sich in Qual und Not noch Freunde finden.<br />

Hier hilft der WEISSE RING<br />

j Maja ist 12 Jahre alt. Über einen<br />

Zeitraum von acht Jahren wurde sie von<br />

ihrem Bruder immer wieder sexuell<br />

missbraucht.<br />

j Immer wieder geschlagen, bedroht<br />

und eingesperrt wurde Karin F. (51) von<br />

ihrem Ehemann. Nach der letzten<br />

Tat hat sie sich von ihm getrennt.<br />

j Der Großvater der heute dreijährigen<br />

Elisa missbrauchte das Mädchen.<br />

j Janina H. (33) wurde die Handtasche<br />

von zwei bisher unbekannten Tätern<br />

geraubt.<br />

j Opfer eines bewaffneten Raubüberfalles<br />

wurde Kerstin W. während ihrer<br />

Tätigkeit als Verkäuferin.<br />

j Über einen längeren Zeitraum wurde<br />

die 17-jährige Sofie von ihrem damaligen<br />

Freund und dessen Schwester massiv<br />

bedroht.<br />

j Markus B. (48) wurde von zwei<br />

inzwischen gefassten Tätern so brutal<br />

zusammen geschlagen, dass er schwerste<br />

Verletzungen erlitt und seitdem im<br />

Koma liegt.<br />

j Vom Lebensgefährten seiner Mutter<br />

wurde der heute siebenjährige Klaus<br />

über einen längeren Zeitraum misshandelt.<br />

Inzwischen lebt er bei seinen<br />

Großeltern.<br />

j Die 18-jährige geistig behinderte<br />

Elena O. wurde Opfer einer versuchten<br />

Vergewaltigung.<br />

j Auf offener Straße wurde Peter S. (24)<br />

überfallen und verletzt. Der Täter bedrohte<br />

ihn, schleppte ihn in seine<br />

Wohnung und vergewaltigte ihn dort.<br />

j Gudrun T. (64) wurde von ihrem Sohn<br />

beleidigt und bedroht. Außerdem demolierte<br />

er das gesamte Mobiliar.<br />

j Opfer eines Diebstahls wurde die<br />

86-jährige Rentnerin Erna C.<br />

j Fünf Jahre lang wurde die heute<br />

zwölfjährige Anna von ihrem Lehrer immer<br />

wieder sexuell missbraucht.<br />

j Ein Bekannter vergewaltigte<br />

Alexandra I. (24) in ihrer Wohnung.<br />

j Mandy M. war schwanger, als sie<br />

Opfer häuslicher <strong>Gewalt</strong> wurde. Sie<br />

flüchtete in ein Frauenhaus und zieht<br />

jetzt mit ihren <strong>Kinder</strong>n in eine andere<br />

Stadt.<br />

WEISSER RING 1/07<br />

27


Studie<br />

IM BLICK<br />

Studie über unsoziales<br />

Verhalten in Europa<br />

Sorge um die soziale Kompetenz junger<br />

Menschen wächst. ADT Security Deutschland<br />

legt europaweit einzigartige „Studie über<br />

unsoziales Verhalten in Europa“ <strong>vor</strong>.<br />

A<br />

uch Angst wächst global.<br />

Die vermehrt zu beobachtende<br />

Bereitschaft von Personen<br />

zu Vandalismus, Mobbing,<br />

schlechtem Benehmen, Lärmstörungen<br />

oder Alkohohlgenuss<br />

in öffentlichen Bereichen werden<br />

von Bürgern unterschiedlicher<br />

Länder in Europa gleichsam als<br />

zunehmendes Problem registriert.<br />

Wie einzelne Länder respektive<br />

deren Bevölkerung auf derartige<br />

Verhaltensweisen reagieren, welche<br />

Ursachen Bürger hierfür nennen<br />

und wie sich die genannten<br />

Probleme lösen lassen – diese<br />

Aspekte lassen sich in der europaweit<br />

ersten „Studie über unsoziales<br />

Verhalten in Europa“ nachlesen.<br />

Die 32 Seiten umfassende,<br />

fachlich fundierte Untersuchung<br />

wurde von dem weltweit tätigen<br />

Marktforschungsunternehmen<br />

TNS durchgeführt. TNS Infratest<br />

(eine Gesellschaft von Taylor<br />

Nelson Sofres in London) zählt<br />

zu den weltweit führenden<br />

Marktforschern mit 14.000 Mitarbeitern<br />

in mehr als 70 Ländern<br />

auf allen Kontinenten. Auftraggeber<br />

war ADT Europe, eine Organisationseinheit<br />

des weltweit<br />

agierenden Tyco-Konzerns, zu<br />

der auch die ADT Security<br />

Deutschland GmbH in Essen gehört.<br />

Als Anbieter intelligenter<br />

Sicherheitslösungen und Schutzkonzeptionen<br />

engagiert sich ADT<br />

traditionell auf dem Gebiet der<br />

Schadensprävention durch ausgefeilte<br />

Sicherheitstechnologien<br />

und ergänzende Dienstleistungen.<br />

Neben technischem Know-how<br />

bieten die Essener privaten Kunden<br />

wie Geschäftskunden ausführliche<br />

Beratungen rund um<br />

28 WEISSER RING 1/07<br />

das Thema Sicherheit. „In dem<br />

wir verstehen, wie die Menschen<br />

ein Phänomen wie antisoziales<br />

Verhalten wahrnehmen, können<br />

wir erfolgreichere Strategien entwickeln,<br />

um damit umzugehen“,<br />

erklärt Adrian Casey, Geschäftsführer<br />

ADT Europe & South<br />

Africa, in dem Vorwort einen<br />

der wesentlichen Gründe für die<br />

Durchführung der Studie.<br />

Ein wachsendes ernstes<br />

Problem<br />

Befragt wurden über 7.000 ausgewählte<br />

Teilnehmer in Deutschland,<br />

Frankreich, Großbritannien,<br />

Italien, den Niederlanden und in<br />

Spanien. Die im Online-Verfahren<br />

Befragten waren in der Regel<br />

zwischen 16 und 64 Jahre alt. Im<br />

Fokus standen die Wahrnehmung<br />

von unsozialem Verhalten in dem<br />

jeweiligen Land und in Europa<br />

sowie die generelle Einstellung<br />

dazu. Kommentiert werden die<br />

Ergebnisse in einem gesonderten<br />

Kapitel von Professor Gloria<br />

Laycock vom Jill Dando Institut<br />

für Verbrechenswissenschaft am<br />

University College London<br />

(UCL). Das UCL ist weltweit das<br />

einzige, welches sich mit Verbrechensbekämpfung<br />

und neuen<br />

Wegen daraus beschäftigt. Entsprechend<br />

interessant sind auch<br />

die Ergebnisse:<br />

Die ADT Studie zeigt, dass in<br />

den jeweiligen Ländern die<br />

befragten Teilnehmer durchaus<br />

unterschiedlich energisch oder<br />

nachgiebiger auf unsoziales Verhalten<br />

reagieren. Dennoch werden<br />

Vandalismus, rüdes Benehmen<br />

oder anderes unkontrolliertes<br />

Verhalten in Deutschland,<br />

Frankreich, den Niederlanden<br />

und Spanien als ein wachsendes<br />

ernstes Problem wahrgenommen.<br />

So meinen 84 % der Deutschen,<br />

dass asoziales Verhalten in ihrem<br />

Land zunimmt, gefolgt von Großbritannien<br />

(83 %), den Niederlanden<br />

(81 %), Spanien (80 %) und<br />

Frankreich (78 %). Bei der Frage<br />

nach dem Schweregrad des Problems<br />

steht Großbritannien mit<br />

76 % oben auf der Skala, die<br />

befragten Niederländer betrachten<br />

mit 44 % das Problem nicht so<br />

gravierend. schwierig. Brennpunkte<br />

des unsozialen Verhaltens<br />

sind in Frankreich und Italien<br />

Wohnsiedlungen und Vorstädte.<br />

In Deutschland, Großbritannien<br />

und Spanien kristallisieren sich<br />

Bahnhöfe mit Bars und Gaststätten<br />

sowie Nachtclubs zu problematischen<br />

Orten. Lediglich die<br />

Niederländer sehen ausschließlich<br />

in den Einkaufsgebieten eine<br />

Gefahr, mit schlechtem Benehmen<br />

konfrontiert zu werden.<br />

Ein zentrales Kapitel in der<br />

ADT Studie beschäftigt sich mit<br />

der Äußerung von unsozialem<br />

Verhalten und den Ursachen.<br />

Europaweit halten 70 % aller Be-<br />

fragten Vandalismus für ein ernstes<br />

Thema, danach kommen<br />

rowdyhaftes Benehmen und Unhöflichkeit<br />

sowie Mobbing. Interessant<br />

auch die Gründe für das<br />

Benehmen: Das Gros der Befragten<br />

bringt zunächst junge Menschen<br />

mit dem Phänomen in<br />

Verbindung. In allen Ländern,<br />

ausgenommen Deutschland, wird<br />

Disziplinmangel als Grund angesehen.<br />

In Deutschland wird die<br />

hohe Arbeitslosigkeit als ein<br />

wesentlicher Grund genannt.<br />

Mehr als ein Drittel sind europaweit<br />

der Ansicht, dass fehlende<br />

positive Vorbilder ebenfalls zu<br />

dem Problem beitragen. Alkohol<br />

wird in allen Ländern nahezu einstimmig<br />

als wesentlicher Faktor<br />

genannt. Zu Fragen nach effektiven<br />

Gegenmaßnahmen sind sich<br />

nahezu alle Befragten einig: Neben<br />

strengeren Strafen sollten <strong>vor</strong><br />

allem ein Verbot von Alkohol in<br />

der Öffentlichkeit als effektives<br />

Mittel gegen unsoziales Verhalten<br />

angedacht werden.<br />

Die komplette Studie finden<br />

Sie im Internet unter www.adtdeutschland.de.<br />

Jeder 3. Einbruch<br />

scheitert an guten<br />

Sicherheitssystemen<br />

Etwa alle zwei Minuten wird in Deutschland in<br />

einen Privathaushalt eingebrochen. Besonders<br />

häufig geschieht dies in den dunklen Wintermonaten.<br />

Während sich der jährliche Sachschaden<br />

durch private Wohnungseinbrüche auf<br />

über 280 Millionen Euro beziffern lässt, sind<br />

die weitaus schwerwiegenderen psychischen<br />

Folgen nicht messbar.<br />

D<br />

ie meisten Einbrüche werden<br />

in den Monaten November<br />

bis März begangen. Denn<br />

in diesen Monaten wird es früh<br />

dunkel – das Risiko, entdeckt zu<br />

werden, ist für die Täter geringer<br />

als in den hellen Tagesstunden.<br />

Zudem ist es für Spontantäter<br />

leichter, ein Objekt auszuwählen –<br />

ein unbeleuchtetes Haus in der<br />

Dämmerung ist meist ein Indiz<br />

dafür, dass die Bewohner nicht zu<br />

Hause sind. Belegt werden diese<br />

Aussagen aus der polizeilichen<br />

Untersuchung „Wohnungseinbruch<br />

im Rhein-Erft-Kreis 2002“<br />

durch die aktuelle Kriminalstatistik<br />

des Bundeskriminalamtes: Auf<br />

den Tageswohnungseinbruch –<br />

definiert als Einbruch in der Zeit<br />

zwischen 6 und 21 Uhr – entfallen<br />

rund 35 Prozent der Einbrüche.<br />

Die restlichen Einbrüche erfolgen<br />

also in der Zeit nach<br />

21 Uhr. Um dieser Gefahr aus dem<br />

Weg zu gehen, sollte man für<br />

ein korrekt abgesichertes Heim<br />

sorgen.<br />

Experten auf dem Gebiet der<br />

nachrüstbaren Sicherheitstechnik<br />

wie die Firma ABUS bieten für<br />

nahezu alle potentiellen Einstiegswege<br />

von Einbrechern geeignete<br />

Produkte an.<br />

Absichern gegen<br />

Einbruch wirkt<br />

Zusatzsicherungen für Fenster und<br />

Türen sorgen für ein Höchstmaß<br />

an Sicherheit. Denn je länger der<br />

Einbruchsversuch dauert, desto<br />

mehr steigt das Risiko, entdeckt zu<br />

werden. Auch Profis scheitern an<br />

hochwertigen Sicherungen – mit<br />

der Folge, dass sie sich ein anderes<br />

Objekt suchen. Deutlich belegt<br />

wird der Nutzen von Sicherungselementen<br />

durch die aktuelle<br />

Kriminalstatistik: Der Versuchs-<br />

Ein Einbruch<br />

schreckt auf. Allerdings:<br />

Jeder dritte<br />

Einbruch scheitert,<br />

auch dank mechanischer<br />

Sicherungen<br />

Vorbeugung<br />

SICHER WOHNEN<br />

anteil bei Wohnungseinbrüchen<br />

liegt inzwischen bei 36,6 Prozent.<br />

Kurz gesagt: Mehr als jeder dritte<br />

Einbruchsversuch scheitert! Experten<br />

des Bundeskriminalamtes sehen<br />

diese Tatsache als Folge einer<br />

ver<strong>besser</strong>ten Sicherung der Wohnungen.<br />

Neben der mechanischen Absicherung<br />

gibt es aber auch Verhaltenstipps,<br />

wie Sie einem Einbruch<br />

<strong>vor</strong>beugen können – nicht nur in<br />

der dunklen Jahreszeit:<br />

j Achten Sie darauf, dass in der<br />

Dämmerung das Licht eingeschaltet<br />

ist oder mittels einer Zeitschaltuhr<br />

an- und ausgeschaltet<br />

wird. So entsteht der Eindruck,<br />

dass jemand zu Hause ist.<br />

j Eine gute und aufmerksame<br />

Nachbarschaft kann das Einbruchrisiko<br />

mindern. Achten auch Sie<br />

auf fremde Personen und bieten<br />

Sie Hilfe an!<br />

j Nutzen Sie <strong>vor</strong>handene Sicherungen!<br />

Schließen Sie Türen und<br />

Fenster ab, machen Sie von <strong>vor</strong>handenen<br />

Zusatzsicherungen Gebrauch.<br />

Und: Ein auf Kipp stehen-<br />

Foto: Feldmann<br />

des Fenster ist ein offenes Fenster<br />

– sowohl für den Einbrecher als<br />

auch für die Versicherung.<br />

j Achten Sie darauf, Kletterhilfen<br />

wie Leitern oder Mülltonnen wegzuräumen<br />

bzw. gegen unbefugte<br />

Nutzung zu sichern!<br />

Informationen zu diesem Thema<br />

erhalten Sie im Fachhandel<br />

und im Internet unterwww.abus.de<br />

sowie bei der Hersteller-Initiative<br />

www.nichtbeimir.de. j<br />

Auch das noch!<br />

„Auf welche Ideen der Handel<br />

so kommt“, wundert sich<br />

Helga Wandrei über einen Ratgeber-Artikel<br />

aus Frau und<br />

Heute. Der Tipp, den Sie eher<br />

nicht verfolgen sollten: Auf die<br />

Frage, wo man denn draußen<br />

„sicher“ einen Ersatzschlüssel<br />

deponieren könne, kam der<br />

Rat, einen speziellen hohlen<br />

Stein für 12,50 Euro zu kaufen.<br />

Den könne man im Vorgarten,<br />

auf der Fensterbank oder<br />

neben der Fußmatte drapieren.<br />

Tun Sie’s bitte nicht. Denn da<br />

sucht der Einbrecher ganz<br />

bestimmt zuerst. Einen Zweitschlüssel,<br />

meint Helga Wandrei,<br />

könnte man vertrauenswürdigen<br />

Nachbarn geben.<br />

WEISSER RING 1/07<br />

29


Krimi-Quiz<br />

VORSICHT FALSCHGELD<br />

Fälscher sind<br />

gewieft: Immer<br />

<strong>besser</strong>e Qualität<br />

Fälschungssicher sollte er sein.<br />

Doch seit der Euro <strong>vor</strong> vier Jahren<br />

die D-Mark und andere Landeswährungen<br />

ersetzte, kommt<br />

immer wieder Falschgeld in<br />

Umlauf, und dies in steigender<br />

Qualität.<br />

I<br />

m ersten Halbjahr 2006 wurden insgesamt<br />

300.000 gefälschte Euro-Noten aus dem<br />

Verkehr gezogen – überwiegend 20- und 50-<br />

Euro-Scheine. Allein in Deutschland wurden<br />

25.000 „Blüten“ entdeckt, mit einer Schadenssumme<br />

von 1,7 Millionen Euro. Bis Ende<br />

2005 waren die „falschen Fuffziger“ am meisten<br />

verbreitet. In der ersten Hälfte dieses Jahres<br />

stieg allerdings der Anteil der gefälschten<br />

20-Euro-Scheine. Zusammen machen diese<br />

beiden Noten 80 Prozent des aufgedeckten<br />

Falschgeldumlaufs aus. Nach Auskunft der<br />

Europäischen Zentralbank (EZB) ist der<br />

„Falschgeldanfall“ seit mehr als zwei Jahren<br />

„stabil“ geblieben.<br />

Wachsam bleiben<br />

Dennoch rät das Eurosystem – die EZB und<br />

die zwölf nationalen Zentralbanken des Eurogebietes<br />

– weiterhin zu Wachsamkeit. Banknoten,<br />

die man entgegennimmt, kann man<br />

schnell auf ihre Echtheit prüfen nach dem<br />

Prinzip fühlen (die erhabene Oberfläche),<br />

sehen (gegen das Licht gehalten werden Wasserzeichen,<br />

Sicherheitsfaden und die unvollständige<br />

Zahl komplett sichtbar) sowie kippen<br />

(im Hologramm auf der Vorderseite erscheinen<br />

je nach Winkel wechselnde Motive, auf<br />

der Rückseite wird bis zu den 20-Euro-Scheinen<br />

der Glanzstreifen, bei den höheren die<br />

Zahl mit Farbwechsel sichtbar).<br />

Experten gehen davon aus, dass Geldfälscher<br />

neue Wege und Mittel erproben, da im<br />

Handel die 50-Euro-Noten an den Kassen<br />

genau kontrolliert werden. Die EZB bereitet<br />

zudem eine neue Banknotenserie <strong>vor</strong>, die bis<br />

2010 auf den Markt kommen soll. Welche<br />

zusätzlichen Sicherheitsmerkmale eingebaut<br />

werden, will man solange als möglich geheim<br />

halten, um einen Vorsprung <strong>vor</strong> den Fälschern<br />

zu behalten. Denn alles, was Menschen herstellen<br />

können, können Menschen nachma-<br />

30 WEISSER RING 1/07<br />

Foto: picture alliance<br />

chen. Weitere Informationen gibt es im Internet<br />

unter http://www.ecb.int.<br />

Die Polizei-Beratung listet auf Ihrer<br />

Homepage www.polizei-beratung.de noch<br />

einmal ausführlich die Sicherheitsmerkmale<br />

auf, mit denen man die Echtheit prüfen kann.<br />

Denn, so heißt es auf der Website: „Der wichtigste<br />

Komplize vieler Geldbetrüger ist die<br />

Leichtgläubigkeit ihrer Opfer.“ Deshalb sollte<br />

man rechtzeitig seinen Blick schärfen, zumal<br />

manche „Blüten“ teuer werden können. Wenn<br />

Sie Falschgeld entgegennehmen und dies zu<br />

spät bemerken, bekommen Sie keine Entschädigung<br />

und machen sich – wenn Sie das<br />

Falschgeld weitergeben – überdies sogar noch<br />

strafbar.<br />

Für jene, die gerne ganz genau prüfen<br />

möchten, ob ihr Geld „sauber“ ist, stellen wir<br />

hier noch einmal alle Sicherheitsmerkmale <strong>vor</strong>:<br />

Stichtiefdruck<br />

Die Abkürzungen der Europäischen Zentralbank,<br />

die Wertzahl und die Abbildungen der<br />

Fenster bzw. Tore heben sich deutlich fühlbar<br />

von der Oberfläche ab.<br />

Sicherheitsfaden<br />

Die Banknoten verfügen über einen Sicherheitsfaden,<br />

der etwa in der Mitte der Noten in<br />

das Papier eingebettet und im Gegenlicht<br />

Echt oder unecht? Jedenfalls<br />

nicht zerbröselt!<br />

Kennen Sie sich aus in den<br />

Sicherheitsmerkmalen?<br />

sichtbar ist: Eine dunkle Linie verläuft über<br />

die gesamte Breite der Banknote. Bei genauer<br />

Betrachtung des Fadens im Gegenlicht erscheinen<br />

das Wort „EURO“ und die Wertzahl<br />

(wechselweise seitenrichtig und seitenverkehrt<br />

lesbar).<br />

Wasserzeichen<br />

Wird die Banknote im Gegenlicht betrachtet,<br />

so erscheinen das Architekturmotiv und die<br />

Wertzahl als Wasserzeichen im druckbildfreien<br />

Teil.<br />

Durchsichtsregister<br />

Beim Durchsichtsregister handelt es sich um<br />

ein Merkmal in der linken oberen Ecke auf der<br />

Vorderseite der Banknote. Unregelmäßige<br />

Zeichen, die auf die Vorder- und die Rückseite<br />

gedruckt sind, bilden im Gegenlicht die vollständige<br />

Wertzahl.<br />

UV-Eigenschaften<br />

Im Papier der Noten befinden sich Fasern, die<br />

unter UV-Licht in den Farben Rot, Grün und<br />

Blau hell leuchten. Die Europaflagge fluoresziert<br />

in zwei Farben auf der Noten<strong>vor</strong>derseite.<br />

Alle weiteren fluoreszierenden Bildteile der<br />

Noten<strong>vor</strong>derseite sind von Stückelung zu<br />

Stückelung unterschiedlich und ergeben sich<br />

aus dem Design bzw. der Druckfarbenwahl.<br />

Mikroschrift<br />

An einigen Stellen auf der Vorder- und Rückseite<br />

der Banknote sind winzige, nur mit Hilfe<br />

einer Lupe erkennbare Schriftzeichen aufgebracht.<br />

Selbst der kleinste Aufdruck auf einer<br />

echten Banknote sollte gestochen scharf und<br />

nicht verschwommen sein.<br />

Spezialfolienstreifen<br />

Im rechten Teil der Vorderseite befindet sich<br />

ein Spezialfolienstreifen. Bewegt man die<br />

Banknote, werden, je nach Betrachtungswinkel,<br />

das Euro-Symbol oder die Wertzahl in<br />

wechselnden Farben als Hologramm sichtbar.<br />

Im Gegenlicht ist bei genauer Betrachtung des<br />

Folienstreifens außerdem ein aus Perforationen<br />

in der Folie bestehendes Euro-Symbol zu<br />

erkennen.<br />

Perlglanzstreifen<br />

Auf der Rückseite der Banknote ist jeweils<br />

mittig, neben dem Sicherheitsfaden, ein Perlglanzstreifen<br />

(Iriodinstreifen) aufgebracht.<br />

Der Streifen glänzt beim Kippen der Banknote<br />

gegen eine gute Lichtquelle von hellgelb bis<br />

goldgelb und weist als Aussparungen das<br />

Euro-Symbol und die Wertzahl auf. j<br />

Wenn sich das<br />

Geld in nichts<br />

auflöst<br />

D<br />

ass sich Geld, das man eben noch in Händen<br />

hielt, allzu schnell in „nichts“ auflöst,<br />

das kennen wir (fast) alle. Und meinen<br />

doch etwas anderes, als das, was in den letzten<br />

Monaten manche Menschen mit ihrem Geld<br />

erlebten: Die Scheine, die sie eben noch in<br />

Händen hielten, zerbröselten <strong>vor</strong> ihren Augen.<br />

Vor allem 50-Euro-Scheine zeigten die<br />

merkwürdigen Auflösungserscheinungen. So<br />

merkwürdig wie diese Erscheinungen, so unklar<br />

die Ursachen dafür. Vermutet wurde, dass<br />

die Noten mit einem Stoff „gepudert“ waren,<br />

der sich in Verbindung mit Feuchtigkeit zur<br />

Säure entwickelte, spekuliert wurde auch über<br />

eine Party-Droge, da Geldscheine gerne als<br />

Unterlage zum Vorbereiten der Droge genutzt<br />

werden.<br />

Am 21. Juni war die erste Auflösung dokumentiert<br />

worden, als in Berlin ein zerstörter 20-<br />

Euro-Schein bei der Landesbank abgegeben<br />

wurde. Dann sollen <strong>vor</strong> allem in der Umgebung<br />

von Berlin und Potsdam immer wieder zerbröselte<br />

Scheine aufgetaucht sein. Das Phänomen<br />

hat sich schließlich bundesweit verbreitet, mit<br />

weit über 1000 Scheinen. j<br />

Machen Sie mit!<br />

Hier sind die Regeln<br />

Wenn Sie den nebenstehenden Text aufmerksam<br />

gelesen haben, können Sie unsere<br />

Fragen leicht beantworten. Das Lösungswort<br />

ergibt sich im her<strong>vor</strong>gehobenen<br />

Feld. Übertragen Sie das Lösungswort –<br />

und bitte nicht das gesamte Rätsel! – auf<br />

eine Postkarte und schicken Sie diese an:<br />

WEISSER RING<br />

Redaktion<br />

Weberstraße 16<br />

55130 Mainz<br />

Sie können uns das Lösungswort auch<br />

per E-Mail übersenden<br />

Ratespiel@weisser-ring.de<br />

Kommt mehr in Umlauf<br />

Wurden gefälscht<br />

Ist erforderlich<br />

Gibt mehr Informationen<br />

Lässt sich prüfen<br />

Müssen Sie befühlen,<br />

ansehen, kippen<br />

Praktische Preise für Sie<br />

A<br />

5Kataloge zur Ausstellung „Opfer“: Der<br />

Katalog, inzwischen in der zweiten<br />

Auflage erschienen, präsentiert die eindrucksvollen<br />

Arbeiten, die Weimarer Bauhausstudenten<br />

für den WEISSEN RING entworfen<br />

haben. Wenn Sie keinen Katalog<br />

gewinnen, können Sie ihn gegen eine Schutzgebühr<br />

von 10 Euro bestellen: WEISSER<br />

RING, Info-Service, Weberstraße 16, 55130<br />

Mainz oder unter info@weisser-ring.de.<br />

3MP3-Player – praktisch und leistungsfähig,<br />

256 MB und Radio im Kopfhörer<br />

integriert.<br />

1Pencam – jeder Chat macht mehr Spaß,<br />

wenn man sich nicht nur gedanklich<br />

austauschen kann, sondern sich gleichzeitig<br />

mit dem Gesprächspartner, der Gesprächspartnerin<br />

Aug’ in Aug’ verständigen<br />

kann.<br />

C<br />

R<br />

N<br />

Einsendeschluss:<br />

15. März 2007<br />

Angestellte des Vereins dürfen nicht teilnehmen.<br />

Teilnehmer können sich nur mit einer Einsendung<br />

beteiligen. Ihre Adresse wird für<br />

vereinsinterne Zwecke gespeichert. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner<br />

werden per Post benachrichtigt.<br />

L L<br />

O<br />

M<br />

N<br />

5Abdeckblenden für Geldautomaten,<br />

von Mirko Schwarz entwickelt. Sie<br />

dienen dem Schutz <strong>vor</strong> Spähern, die<br />

Ihre PIN-Nummer ausspionieren möchten,<br />

wenn Sie den Geldautomaten nutzen.<br />

WEISSER RING 1/07<br />

31


Menschen<br />

IM VEREIN<br />

Wechsel in Mainz: Weber<br />

kommt, Kirchberger geht<br />

D<br />

ie Verbundenheit der Stadt<br />

Mainz mit dem WEISSEN<br />

RING sah Oberbürgermeister<br />

Jens Beutel beim Stabwechsel im<br />

Landes<strong>vor</strong>sitz der Opferhilfsorganisation<br />

erneut unter Beweis<br />

gestellt: Nach acht Jahren Engagement<br />

schied Polizeipräsident<br />

Franz Kirchberger aus seinem<br />

Ehrenamt und übergab die Leitung<br />

des WR-Landesverbandes<br />

an Karl-Heinz Weber, den ständigen<br />

Vertreter des Präsidenten des<br />

Landeskriminalamtes Rheinland-<br />

Pfalz.<br />

Gastgeber Beutel hob im Sitzungssaal<br />

des Rathauses die Bedeutung<br />

des WEISSEN RINGS<br />

auch für die Kriminalprävention<br />

in der Landeshauptstadt her<strong>vor</strong><br />

und verwies darauf, dass der<br />

WEISSE RING ein offener und<br />

zuverlässiger Ansprechpartner ist.<br />

Die Opferhilfe, so der ehemalige<br />

Richter, ist aufgrund des Engage-<br />

ments des Vereins heute kein<br />

Randthema mehr. Immer mehr<br />

Menschen erkennen auch, dass<br />

sie selbst jederzeit Opfer werden<br />

können.<br />

Der Innenminister Karl-Peter<br />

Bruch dankte allen Ehrenamtlichen<br />

des WEISSEN RINGS für<br />

ihre Arbeit mit den Betroffenen,<br />

sie leisteten genau das, was diese<br />

Menschen brauchen. Der WEIS-<br />

SE RING könnte nicht so erfolgreich<br />

sein, wenn er nicht in einem<br />

von Vertrauen geprägten Verhältnis<br />

zu anderen, etwa der Polizei<br />

und auch der Medien stehe,<br />

erklärte Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof.<br />

Dr. Reinhard Böttcher. Als Kirchberger<br />

sein Amt 1998 antrat, war<br />

er, so Böttcher, allseits als herausragende<br />

Führungspersönlichkeit<br />

anerkannt, als langjähriger Leiter<br />

der Polizeischule, als Polizeipräsident<br />

in Trier und schließlich in<br />

Mainz. „Sie waren ein Glücksfall<br />

Wilhelm Lentner,<br />

Prof. Dr. Böttcher,<br />

Karl-Heinz Braun,<br />

Günter Schulze<br />

Blasum<br />

Innenminister Bruch,<br />

Franz Kirchberger,<br />

Karl-Heinz Weber, WR-<br />

Vorsitzender Prof. Dr.<br />

Böttcher<br />

für den WEISSEN RING“, sagte<br />

Prof. Böttcher. Kirchberger habe<br />

es verstanden, die ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter zu motivieren und im<br />

Vorstand des Vereins als kluger,<br />

besonnener und ausgleichender<br />

Ratgeber aufzutreten. Böttcher<br />

freute sich, dass mit dem Leitenden<br />

Kriminaldirektor Karl-Heinz<br />

Weber erneut ein hoher Repräsentant<br />

der Polizei an der Spitze des<br />

Landesverbands steht. Weber<br />

brauche nach der 30-jährigen erfolgreichen<br />

Arbeit des WEISSEN<br />

RINGS für die Opfer und allen<br />

erreichten Ver<strong>besser</strong>ungen für<br />

Opferschutz und Opferhilfe allerdings<br />

nicht zu fürchten, dass auf<br />

ihn in diesem Ehrenamt keine Herausforderungen<br />

mehr warteten.j<br />

Westfalen-Lippe:<br />

Braun löst Lentner ab<br />

I<br />

n der Rüstkammer des Münsteraner<br />

Rathauses vollzog sich<br />

der Wechsel an der Spitze im<br />

WR-Landesverband NRW/Westfalen-Lippe:<br />

Polizeidirektor a.D.<br />

Karl-Heinz Braun tritt die Nachfolge<br />

von Wilhelm Lentner an,<br />

ebenfalls Polizeidirektor a.D.<br />

Mit der Wahl in das Ehrenamt<br />

kümmert sich Braun nun gemeinsam<br />

mit 211 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in<br />

28 Außenstellen um die Kriminalitätsopfer<br />

in Westfalen-Lippe.<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof. Dr.<br />

Reinhard Böttcher zollte dem<br />

scheidenden Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />

Respekt: „Wir werden Ihre Geradlinigkeit<br />

und Ihre Sachkenntnis<br />

vermissen“, erklärte er. Lentner<br />

stellte fest: Dieses Amt hat mein<br />

Leben bereichert, und ich bin auch<br />

ein kleines bisschen stolz auf das<br />

Geleistete. Ein bisschen Wehmut<br />

hatte ihn durchaus beschlichen<br />

beim Abschied und Rückblick.<br />

Immerhin war er 16 Jahre lang<br />

ehrenamtlich im WEISSEN RING<br />

tätig, die letzten zwölf Jahre davon<br />

an der Spitze des Landesverbandes.<br />

Seinem Nachfolger<br />

wünschte Lentner die nötige Kraft<br />

und Schaffensfreude für die be<strong>vor</strong>stehende<br />

Arbeit. Wünsche, denen<br />

sich auch Bürgermeister Günter<br />

Schulze Blasum in Vertretung<br />

von Oberbürgermeister Dr. Berthold<br />

Tillmann anschloss. Er gab<br />

auch seiner Freude Ausdruck, dass<br />

mit Karl-Heinz Braun nun ein<br />

Münsteraner dem Landesverband<br />

Westfalen-Lippe <strong>vor</strong>steht. j<br />

Zwei Jubiläen in einem in<br />

Düsseldorf gefeiert<br />

unter dem Motto 60 Jahre<br />

NRW – 30 Jahre WR beteiligte<br />

sich der WEISSE RING<br />

am Jubiläum des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

in Düsseldorf.<br />

Organisiert von der Leiterin<br />

des Landesbüros Rheinland,<br />

Eva-Maria Eschbach, standen<br />

an einem Infostand im Innenministerium<br />

und einem weiteren<br />

am Rheinufer unter dem Zeltdach<br />

des Landeskriminalamtes<br />

40 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter über zwei<br />

Tage den zahlreichen Besuchern<br />

der drei Kilometer langen Festmeile<br />

Rede und Antwort zur<br />

Arbeit des WEISSEN RINGS.<br />

Unter den interessierten Gästen<br />

as Sächsische Polizeiorchester<br />

gestaltete zur Festveranstaltung<br />

anlässlich des 30jährigen<br />

Bestehens des WEIS-<br />

SEN RINGS im Plenarsaal des<br />

Dresdner Rathauses ein Benefizkonzert.<br />

Innenminister Dr. Albrecht<br />

Buttolo hatte die Schirmherrschaft<br />

der Veranstaltung inne.<br />

Eingeladen waren neben den<br />

Bürgern der Stadt Vertreter des<br />

öffentlichen Lebens sowie die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des WEISSEN RINGS. Prof. Dr.<br />

Reinhard Böttcher skizzierte als<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender die Entwicklung<br />

des Vereins in den drei Jahrzehnten<br />

seit seiner Gründung und<br />

hob die Verdienste der Menschen<br />

der ersten Stunde besonders her<strong>vor</strong>.<br />

Geert Mackenroth, Justizminister<br />

des Landes Sachsen sowie<br />

Tobias Kogge, Bürgermeister<br />

und Beigeordneter für Soziales in<br />

Dresden, würdigten die Verdienste<br />

des Vereins für die Opfer von<br />

Kriminalität. Ohne die erfolg-<br />

waren auch die Größen aus der<br />

Politik.<br />

Das Land selbst präsentierte<br />

sich unter dem Tenor Land mit<br />

Visionen und Traditionen, das<br />

Rahmenprogramm reichte von<br />

<strong>Kinder</strong>belustigung über Hip<br />

Hop bis zu Netzwerken aus<br />

Wirtschaft, Politik und Vereinen<br />

und Verbänden.<br />

Ein Highlight für die Ehrenamtlichen<br />

des WEISSEN RINGS<br />

war zweifelsohne der Besuch<br />

von Innenminister Dr. Ingo Wolf<br />

und Ministerpräsident Dr. Jürgen<br />

Rüttgers am Stand.<br />

Der Innenminister erklärte<br />

zur Freude des Standpersonals<br />

seinen Eintritt in den WEISSEN<br />

reiche Arbeit des WEISSEN<br />

RINGS gäbe es die zahlreichen<br />

Ver<strong>besser</strong>ungen der Situation der<br />

Opfer <strong>vor</strong> allem im Strafverfahren<br />

nicht, betonten sie.<br />

Eine gelungene Veranstaltung,<br />

die dem WEISSEN RING<br />

viele neue Sympathien und vielleicht<br />

auch neue Mitglieder beschert<br />

hat, zog Landes<strong>vor</strong>sitzen-<br />

RING. Landes<strong>vor</strong>sitzender Rudi<br />

Justen freute sich ebenfalls über<br />

die Würdigung des Vereins durch<br />

die beiden führenden Landespolitiker.<br />

j<br />

Innenminister Wolf,<br />

Landesbüroleiterin<br />

Eschbach, Ministerpräsident<br />

Rüttgers,<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Justen (v.l.)<br />

Gute Kontakte<br />

Zum Tag der offenen Tür des<br />

Bielefelder Polizeipräsidiums<br />

konnte der WEISSE RING als<br />

einzige externe Organisation<br />

seine Arbeit an einem Infostand<br />

präsentieren. Viele der<br />

über 10.000 Besucher nutzten<br />

die Gelegenheit, mit den WR-<br />

Mitarbeitern über die Opferhilfe<br />

ins Gespräch zu kommen<br />

und zeigten auch großes Interesse<br />

an den Broschüren des<br />

Vereins. Die gute und vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit mit<br />

der Polizei zeigt sich auch<br />

darin, dass im Februar die<br />

Ausstellung Opfer im Polizeipräsidium<br />

zu sehen sein wird.<br />

32 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 33<br />

U<br />

Benefizkonzert in Dresden<br />

zum 30-jährigen Bestehen<br />

D<br />

Bürgermeister Kogge,<br />

Justizminister Mackenroth,<br />

Prof. Dr. Böttcher,<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Haußmann (v.r.)<br />

der Dieter Haußmann Bilanz. Eine<br />

spontane Spendenaktion erbrachte<br />

zudem 262 Euro für die Opferarbeit.<br />

j<br />

Foto: Lothar Schmidt<br />

zur Polizei


Menschen<br />

IM VEREIN<br />

Medienpreis für TV-Film<br />

D<br />

ie Dokumentarfilmautorin<br />

Liz Wieskerstrauch, Bremen,<br />

erhielt den diesjährigen<br />

Tönissteiner Medienpreis für ihre<br />

TV-Dokumentation „Stiller Schrei<br />

– Leben nach dem Albtraum“. Der<br />

Beitrag erschien im März 2006<br />

erstmals im NDR-Fernsehen.<br />

„Frau Wieskerstrauch setzt sich in<br />

<strong>vor</strong>bildlicher Weise mit posttraumatischen<br />

Belastungsstörungen<br />

auseinander. Sie schildert einfühlsam<br />

und sachlich zugleich, was<br />

Patienten durchmachen und welche<br />

Therapieformen Abhilfe<br />

schaffen können. Sie leistet damit<br />

ein Stück Aufklärungsarbeit in der<br />

Öffentlichkeit“, würdigte Laudator<br />

Professor Günter Seidler die<br />

Journalistin im Rahmen der Preis-<br />

verleihung. Seidler ist Leiter der<br />

Psychotraumatologie des Universitätsklinikums<br />

Heidelberg und<br />

Mitglied des Fachbeirates Medizin<br />

und Psychologie des WEIS-<br />

SEN RINGS. In der 75-minütigen<br />

TV-Dokumentation werden die<br />

Schicksale dreier Menschen, deren<br />

Leben infolge eines traumatisierenden<br />

Ereignisses aus den Fugen<br />

geraten ist, erzählt. „Mit dem<br />

Film möchte ich einerseits zeigen,<br />

was <strong>Gewalt</strong> und andere traumatisierende<br />

Ereignisse mit Menschen<br />

anrichten können. Andererseits ist<br />

es mir wichtig darzustellen, dass<br />

es Therapien gibt, die diesen Patienten<br />

helfen können“, erläutert<br />

Liz Wieskerstrauch ihre Motivation.<br />

j<br />

Vodafone spendet 3000 Euro für<br />

die Opferarbeit<br />

Vodafone unterstützt den WEISSEN RING<br />

mit einer Spende von 3000 Euro. „Vodafone<br />

legt großen Wert auf verantwortungsbewusstes<br />

Handeln und soziales Engagement“,<br />

betonte Margarete Steinhart, Pressesprecherin<br />

des Unternehmens bei der Übergabe des Schecks. Pate der<br />

Spende ist ein Vodafone-Mitarbeiter, der über ein befreundetes Opfer<br />

die Arbeit des WEISSEN RINGS direkt kennenlernte.<br />

Die im Rahmen eines Sommerfestes für Vodafone-Mitarbeiter veranstaltete<br />

Tombola brachte die stattliche Spendensumme ein. „Wir haben<br />

es uns zum Ziel gesetzt, das soziale Engagement unserer Mitarbeiter zu<br />

unterstützen und deren Projekte <strong>vor</strong>rangig zu fördern“, erläuterte Steinhart.<br />

Jörg Hafner, der seit 2001 die Außenstelle Stuttgart des WEISSEN<br />

RINGS leitet, freute sich über die Unterstützung.<br />

Ingrid Bosert: Engagiert<br />

und kompetent seit<br />

25 Jahren in der<br />

Opferbetreuung tätig<br />

Ehrenamtspreis<br />

im Sauerland für die<br />

WR-Außenstelle<br />

Clemens Wiese, Leiter der<br />

WR-Außenstelle Hochsauerlandkreis,<br />

dankte im Namen seiner<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter für die Auszeich-<br />

lichen Engagements: „Gutes tun<br />

tut gut.“ Neben Wiese engagieren<br />

sich im Hochsauerlandkreis Heinrich<br />

Gerke, Hans Gaertig, Albert<br />

Baumeister, Franz Drinhaus, Mar-<br />

Ingrid Bosert als Ehrengast<br />

bei der Festversammlung<br />

zum 30-jährigen<br />

Bestehen in Berlin<br />

er Anerkennungspreis für<br />

D das Ehrenamt im Hochsauerlandkreis<br />

ist den Ehrenamtlichen<br />

des WEISSEN RINGS verliehen<br />

worden. „Sie helfen Opfern<br />

Anerkennungspreis als Zeichen<br />

spürbarer Wertschätzung vergeben.<br />

Das Ehrenamt sei alles andere<br />

als verstaubt, sondern aktueller<br />

denn je. Vergeben wird der Preis<br />

nung. „Dies ist eine hohe Motivation<br />

zur Fortsetzung unserer Arbeit“,<br />

stellte er fest. „Mit klarem<br />

Kopf und viel Herz“ helfen die<br />

Ehrenamtlichen den Opfern von<br />

<strong>Gewalt</strong>taten schnell und unbütha<br />

Völlmecke, Isolde Vogel,<br />

Joachim Schlinkmann, Dorothee<br />

Richter, Wilhelm Hücking, Annette<br />

Pape und Manfred Doercks in<br />

der Betreung der Kriminalitätsopfer.<br />

Dank richtete der Landrat<br />

enige Tage, be<strong>vor</strong> sie ihr<br />

W 84. Lebensjahr vollendete,<br />

lud Ingrid Bosert zu einem<br />

Vortrag über die Arbeit des<br />

der, desto größer die politische<br />

Durchschlagskraft!“<br />

Ihr Ehrenamt hatte Ingrid<br />

Bosert seinerzeit eher spontan<br />

Gute<br />

Kontakte zur<br />

Polizei<br />

auf vielfältige Weise“, würdigte<br />

Landrat Dr. Karl Schneider deren<br />

Arbeit. „Die Bürgerinnen und<br />

alle zwei Jahre, bisher zum vierten<br />

Male.<br />

rokratisch, betonte der Außenstellenleiter.<br />

Sein Fazit des ehrenamtauch<br />

an den ehemaligen Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />

Wilhelm Lentner. j<br />

WEISSEN RINGS in ihr Wohnstift<br />

Augustinum in Mölln. Es<br />

wurde eine erfolgreiche Veran-<br />

aufgenommen, als sie an einem<br />

Infostand der Außenstelle Kiel<br />

erfuhr, dass dringend ehrenamtli-<br />

um Tag der offenen Tür des<br />

Z Bielefelder Polizeipräsidi-<br />

Bürger sehen im WEISSEN<br />

staltung für den Verein und die che Helfer benötigt wurden.<br />

ums konnte der WEISSE RING<br />

RING die gesellschaftliche Kraft,<br />

seit fast 25 Jahren engagierte Schon kurze Zeit später hatte sie<br />

als einzige externe Organisation<br />

die ihrer Solidarität gegenüber<br />

Mitarbeiterin: Die pensionierte die Leitung der Außenstelle inne.<br />

seine Arbeit an einem Infostand<br />

den Opfern von Kriminalität und<br />

Realschullehrerin konnte an die- Viele Opfer konnte sie mit finan-<br />

präsentieren.<br />

<strong>Gewalt</strong> sichtbar Ausdruck versem<br />

Tag zwölf neue Mitglieder ziellen Zuwendungen des WEIS-<br />

Viele der über 10.000 Besuleiht“,<br />

erklärte Schneider. „Sie<br />

für den WEISSEN RING gewin- SEN RINGS helfen, doch schon<br />

cher nutzten die Gelegenheit, mit<br />

widmen den Opfern Zeit und<br />

nen. Das Augustinum ist der früh hat sie erfahren, dass dies<br />

den Mitarbeitern des WEISSEN<br />

echte Hilfe. Viele verzweifelte<br />

Diakonie angeschlossen und nicht das Wichtigste für die<br />

RINGS über die Opferhilfe ins<br />

Opfer fanden durch Ihre Beratung<br />

unterhält 21 Stifte in Deutsch- betroffenen Menschen ist: „Viele<br />

Gespräch zu kommen und zeigten<br />

wieder Mut und neue Hoffnung.<br />

land. Ausschlaggebend für die Verbrechensopfer wollen sich Als Ingrid Bosert <strong>vor</strong> fünf auch großes Interesse an den Bro-<br />

Deshalb ist der Anerkennungs-<br />

Damen des Wohnstifts war das hinterher einfach mal ausspre- Jahren von Kiel nach Mölln zog, schüren des Vereins. Die gute und<br />

preis 2006 bei Ihnen an der rich-<br />

Argument von Ingrid Bosert: chen. Manche schaffen es nicht, meldete sie sich gleich bei Rainer vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

tigen Adresse.“ Der WEISSE<br />

„Für einen Verein wie den unse- sich ihrer Familie anzuvertrauen, Kaefert, dem Leiter der Außen- mit der Polizei zeigt sich auch<br />

RING, so der Landrat weiter, sei<br />

ren ist es wichtig, eine Vielzahl sondern können mit einem stelle Herzogtum Lauenburg, der darin, dass im Februar 2007 die<br />

ein würdiger Vertreter für alle, die<br />

an Menschen hinter sich zu Außenstehenden viel unbefange- sich über die kompetente Unter- Ausstellung „Opfer“ in den Räu-<br />

sich ehrenamtlich engagieren. Der<br />

haben, die gemeinsam für die ner reden!“ sagt die erfahrene stützung durch die erfahrene Mitmen des Polizeipräsidiums zu se-<br />

Kreis werde auch in Zukunft den<br />

Ziele eintreten. Je mehr Mitglie- Helferin.<br />

arbeiterin freute. j hen sein wird. j<br />

Ausgezeichnet: Die<br />

ehrenamtlichen Opferhelfer<br />

im Hochsauerlandkreis<br />

34 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 35<br />

Foto: Ingrid Weber


Intern<br />

IM BLICK<br />

er WEISSE RING begrüßt,<br />

dass die Opferbetreuung<br />

neben Strafverfolgung und Prävention<br />

in Bayern als dritte Säule<br />

des Sicherheitskonzeptes anerkannt<br />

ist.<br />

Es ist wichtig, die Information<br />

über Opferhilfe und Opferschutz<br />

gesetzlich verbindlich zu<br />

regeln, um sicherzustellen, dass<br />

Opfer über ihre Rechte informiert<br />

werden, stellte Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />

Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />

bei einem Gespräch mit Bayerns<br />

Innenminister Dr. Günther Beckstein<br />

fest. Begleitet wurde er vom<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzenden Bayern-Süd,<br />

Franz J. Pabst, und dem stellvertretenden<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />

Bayern-Nord, Siegfried Rhein,<br />

sowie Bundesgeschäftsführerin<br />

Gabriele Holthaus.<br />

Japanische Juristen<br />

informieren sich in Mainz<br />

über Opferarbeit<br />

R<br />

egelmäßig sind die Kontakte<br />

zwischen japanischen<br />

Regierungsdelegationen und dem<br />

WEISSEN RING. Für den Aufbau<br />

einer wirkungsvollen Opferhilfe<br />

in Japan kommen regelmäßig<br />

Vertreter des Landes zu<br />

Informationsgesprächen in die<br />

Bundesgeschäftsstelle in Mainz.<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof. Dr.<br />

Reinhard Böttcher und Vorstandsmitglied<br />

Prof. Dr. Heinz Schöch<br />

standen Satoko Izumi vom Japanischen<br />

Kabinettsamt, Norio Hirai<br />

von der Präfektur Shiga sowie<br />

Masao Okumura von der Präfektur<br />

Kyoto und Vorstandsmitglied<br />

der Japanischen Gesellschaft für<br />

Viktimologie Rede und Antwort,<br />

zum Beispiel über das System der<br />

Opferhilfe in Deutschland und zur<br />

Zusammenarbeit mit weiteren<br />

Institutionen.<br />

Gespräche führen Vertreter<br />

des WEISSEN RINGS auch mit<br />

privaten japanischen Organisationen.<br />

Prof. Schöch und der Hessische<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzende Horst<br />

Cerny referierten <strong>vor</strong> Rechtsanwälten,<br />

die sich zusammengeschlossen<br />

haben mit dem Ziel, die<br />

Todesstrafe in Japan abzuschaffen.<br />

Cerny informierte als Gastredner<br />

inzwischen auch bei einer<br />

Die Vertreter des<br />

WEISSEN RINGS<br />

mit Innenminister<br />

Beckstein<br />

Beckstein unterstützt Forderungen<br />

des WEISSEN RINGS<br />

D<br />

Beckstein unterstützt die Forderung<br />

des WEISSEN RINGS,<br />

eine Belehrung der Opfer über<br />

die Entschädigung nach dem<br />

Opferentschädigungsgesetz und<br />

die Rechte nach dem <strong>Gewalt</strong>schutzgesetz<br />

gesetzlich <strong>vor</strong>zuschreiben.<br />

Der WEISSE RING fordert<br />

eine weitere Ausweitung des<br />

Opferanwaltes auf Staatskosten<br />

Fachtagung in Yokohama. Diesen<br />

Beitrag nahm die japanische<br />

Organisation zum Anlass, Hilfsorganiationen<br />

für Kriminalitätsopfer<br />

aktiv zu unterstützen, berichtet<br />

Horst Cerny. j<br />

bei schweren Straftaten, insbesondere<br />

bei Fällen der schweren<br />

Körperverletzung. Innenminister<br />

Beckstein ermunterte den WEIS-<br />

SEN RING, seine Forderungen<br />

nachhaltig zu vertreten. Er vertritt<br />

die Auffassung, dass <strong>vor</strong> dem<br />

Hintergrund der Regelungen zur<br />

Pflichtverteidigung für Straftäter<br />

über einen Opferanwalt auf<br />

Staatskosten nachgedacht werden<br />

sollte. Es sei notwendig, bei Opferschutz<br />

und Opferrechten einen<br />

weiteren qualitativen Sprung zu<br />

erzielen. Die Justiz müsse, so<br />

Beckstein weiter, noch stärker auf<br />

die Sorgen und Nöte der Opfer<br />

ausgerichtet werden. Professor<br />

Dr. Böttcher wies darauf hin, dass<br />

das gesetzlich <strong>vor</strong>gesehene Adhäsionsverfahren<br />

(Zivilklage im<br />

Strafverfahren) sich leider immer<br />

noch nicht durchgesetzt habe.<br />

Innenminister Dr. Beckstein,<br />

selbst Mitglied im WEISSEN<br />

RING, wirbt zur Freude seiner<br />

Besucher um Unterstützung für<br />

den Verein: Es sollte auch für<br />

Juristen zum guten Ton gehören,<br />

Mitglied im WEISSEN RING zu<br />

sein. j<br />

Prof. Dr. Böttcher (M.)<br />

und Prof. Dr. Schöch (r.)<br />

mit den japanischen<br />

Gästen<br />

Foto: Ingrid Weber<br />

Fallschirmspringer<br />

mit Herz für die Opfer<br />

ie Mitglieder des EuropäischenMilitärfallschirmsprungverbandes<br />

(E.M.F.V.) bedachten<br />

die Opfer von Kriminalität<br />

in Deutschland mit einer<br />

Spende. Für Anton Gröber, den<br />

Leiter der WR-Außenstelle Rosenheim,<br />

gestaltete sich die Entgegennahme<br />

des Spendenschecks<br />

über 2500 Euro zu einem ganz<br />

besonderen Erlebnis. Als Gast<br />

des Verbandes, dessen Vizepräsident<br />

Adelbert Schömer aus Rosenheim<br />

stammt, nahm er am 1.<br />

Internationalen E.M.F.V. Benefiz-Polizei-Springen<br />

in Stribro in<br />

Tschechien teil, dessen Reinerlös<br />

über den WEISSEN RING nun<br />

den Opfern von <strong>Gewalt</strong> zugute<br />

kommen wird. Gröber reiste mit<br />

einem Teilnehmer aus Rosenheim<br />

an und begleitete die aus mehreren<br />

europäischen Staaten stammenden<br />

Militär- und Polizeiangehörigen<br />

während ihres Wettbewerbs.<br />

„Ich durfte auch in einem<br />

alten Doppeldecker zusammen<br />

mit den Springern in die Luft<br />

gehen und von der offenen Absprung-Luke<br />

aus 3000 Meter<br />

Höhe das durchaus kribbelnde<br />

Feeling erleben“, berichtet Anton<br />

Gröber. Beim anschließenden<br />

Kameradschaftsabend erläuterte<br />

er den Teilnehmern dann auch die<br />

Arbeit des WEISSEN RINGS. j<br />

Martin Koch erbat<br />

Spenden statt Geschenke<br />

36 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 37<br />

D<br />

S<br />

eit zehn Jahren engagiert<br />

sich Martin Koch aus Höchberg<br />

im WEISSEN RING für die<br />

Opfer von Kriminalität, seit vier<br />

Jahren als Leiter der Außenstelle<br />

Würzburg. Als der pensionierte<br />

Polizeibeamte seinen 70. Geburtstag<br />

feierte, bat er seine Familie,<br />

Freunde und Gäste, statt<br />

persönlicher Geschenke Spenden<br />

für den WEISSEN RING mitzu-<br />

bringen. 1300 Euro kamen zusammen,<br />

die Martin Koch dem<br />

Landes<strong>vor</strong>sitzenden für Bayern-<br />

Nord, Dieter Trottmann, überreichte.<br />

Verwendet werden soll<br />

das Geld für die Ausgestaltung<br />

des Rahmenprogramms zu der<br />

Ausstellung „Opfer“, die im<br />

nächsten Jahr im Würzburger<br />

Rathaus zu sehen sein wird. j<br />

Anton Gröber, Revierinspektor<br />

Werner Tobisch<br />

aus Wien, Offizierstellvertreter<br />

Christian Huber und<br />

Adelbert Schömer (v.r.)<br />

„Täubchen“ spenden<br />

Ihr Sommerfest feierten die Kölner<br />

Karnevalistinnen der Colombina<br />

Colonia mit 500 Gästen<br />

unter dem Motto „Wilde Zeiten“.<br />

Es waren <strong>vor</strong> allem gute<br />

Zeiten, denn gefeiert wurde für<br />

gute Zwecke. Spenden in Höhe<br />

von 16.500 Euro wurden unter<br />

dem WEISSEN RING und drei<br />

Schulen für geistig Behinderte<br />

aufgeteilt. Spenden ist in bei<br />

den „Täubchen“, die seit ihrer<br />

Gründung 1999 bereits über<br />

120.000 Euro zusammen gebracht<br />

und verteilt haben.<br />

Z<br />

um 2. Mal veranstalteten<br />

Geschäftsleute aus Neutraubling<br />

unter Leitung von Michael<br />

Melcher, Inhaber von Optik<br />

Melcher, den Seh-Lauf-Neutraubling<br />

zugunsten des WEISSEN<br />

RINGS. Bei schönem Wetter gingen<br />

360 Läufer und Walker auf die<br />

Strecke. Im Start- und Zielbereich<br />

fanden Grillgut und Getränke<br />

reißenden Absatz. Den Erlös der<br />

Metal-<br />

Konzert-Erlös<br />

für Opfer<br />

Z<br />

um 4. Mal schon spendete<br />

der MOSH-Club Kolmberg<br />

den Erlös des – inzwischen 17. –<br />

Metal-Konzerts am „Moshberg“<br />

für die Opfer von rechtsextremer<br />

<strong>Gewalt</strong>. Viele Besucher hatten<br />

freiwillige Spenden gegeben, den<br />

Rest zur 500-Euro-Spende steuerte<br />

der Club bei. Hauptsponsor der<br />

Veranstaltung ist seit fünf Jahren<br />

die Sparkasse Cham. MOSH-Vorsitzender<br />

Markus Gschwendtner<br />

und seine Vorstandskollegen Hans<br />

Fenzl, Albert Huger, Kathrin Leipold,<br />

Thomas Roider und Festleiter<br />

Tobias Babl übergaben den<br />

Scheck an die WR-Ehrenamtlichen<br />

Edda Meier, Ramona Hapke<br />

und Werner Schecklmann. j<br />

2. Seh-Lauf-Neutraubling<br />

zugunsten der Opfer<br />

Veranstaltung in Höhe von 1300<br />

Euro und eine zusätzliche Spende<br />

der Firma Hofmann-Personal-Leasing<br />

über 200 Euro nahm WR-Mitarbeiter<br />

Hans Woike (auf dem Foto<br />

links) entgegen. Woike ist neben<br />

Melcher mit Jürgen Adler und<br />

Alex Müller im Organisationsteam<br />

für die Veranstaltung verantwortlich.<br />

Bereits 2005 erhielt der WR<br />

den Überschuss. j


Kraft gegen <strong>Gewalt</strong><br />

SPORTLER SETZEN ZEICHEN<br />

Schüler lernten Frust<br />

in Sport umzusetzen<br />

anstatt in <strong>Gewalt</strong><br />

P<br />

rävention durch Sport: In<br />

der Südpfalz organisierte<br />

der WEISSE RING mit einem<br />

Lehrerteam der Alfred-Grosser-<br />

Schule in Bad Bergzabern eine<br />

besondere Sportveranstaltung im<br />

Rahmen der Aktion „Kraft gegen<br />

<strong>Gewalt</strong>“. „Wir wollen unserer<br />

Jugend eine vernünftige Alternative<br />

zur <strong>Gewalt</strong>anwendung anbieten:<br />

den fair betriebenen Sport“,<br />

erläuterte Prof. Dr. Hans-Jürgen<br />

Sack, Leiter der Außenstellen in<br />

der Südpfalz. Prof Dr. Sack war<br />

es gelungen, mehrere interessante<br />

Sportgruppen zu gewinnen, die<br />

Neue Tore für den<br />

Bolzplatz in Forchheim<br />

Z D<br />

wei Fußballtore erhielt der<br />

neue Bolzplatz an der Skaterbahn<br />

in Forchheim Nord. Im<br />

Rahmen der Aktion „Kraft gegen<br />

<strong>Gewalt</strong>“ wurden 1300 Euro bereitgestellt.<br />

Beim Nikolaus-Budo-<br />

Lehrgang nimmt der Kampfsportverein<br />

Warriors alljährlich statt<br />

Teilnehmergebühren Spenden für<br />

die Aktion. Wie Außenstellenleiterin<br />

Monika Vieth berichtet,<br />

sammelte sie mit ihrem ehrenamtlichen<br />

Team in diesem Jahr<br />

insgesamt bereits 13.600 Euro<br />

Spenden ein. „Das Geld wurde<br />

für Schulhofumgestaltungen,<br />

Sportgeräte und Kletterwände im<br />

Kreis verwendet.“ Oberbürgermeister<br />

Franz Stumpf dankte<br />

Monika Vieth bei der Übergabe<br />

der Tore für die Unterstützung<br />

durch den WEISSEN RING. j<br />

den Schülerinnen und Schülern<br />

ihre Disziplin <strong>vor</strong>führten und mit<br />

ihnen erprobten und anschließend<br />

auch diskutierten: eine Karategruppe<br />

aus Wörth, eine Selbstverteidigungsgruppe<br />

aus Landau,<br />

eine Trampolingruppe und ein<br />

Capoeira-Tanzteam aus Bad<br />

Bergzabern.<br />

In zwei Gruppen konnten die<br />

30 Jugendlichen direkt Erfahrungen<br />

sammeln, nicht nur durch<br />

Zusehen, sondern auch durch<br />

Ausprobieren von Sportarten, die<br />

Skaterplatz<br />

eingeweiht<br />

ie <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />

in Liebenburg freuen<br />

sich über einen neuen Skaterplatz,<br />

den die Außenstelle Goslar<br />

des WEISSEN RINGS dank vieler<br />

ehrenamtlicher Helfer, dem<br />

kommunalen Bauhof sowie den<br />

Spendern im Rahmen des Projektes<br />

„Kraft gegen <strong>Gewalt</strong>“ eingerichtet<br />

hat. j<br />

sie noch nie gemacht hatten.<br />

„Wenn man Karate macht oder<br />

Trampolin springt, kann man alle<br />

Probleme vergessen und seine<br />

Aggressionen loswerden“, zitiert<br />

die Rheinpfalz die Siebtklässlerin<br />

Christina. Die Erfahrungen und<br />

Eindrücke der Jugendlichen wurden<br />

nach den Sportübungen in<br />

kleinen Runden unter pädagogischer<br />

Leitung diskutiert und aufbereitet.<br />

Den abschließenden Höhepunkt<br />

bildete die Capoeira-Tanzgruppe<br />

aus Bad Bergzabern. Zu<br />

rhythmischer Musik führten die<br />

Sportler die brasilianische Kampfkunst<br />

<strong>vor</strong>. Die akrobatischen Bewegungen<br />

stießen auf großes Interesse<br />

und verstärkten noch einmal<br />

die Botschaft des Projekts,<br />

dass Aggression auch in Sport<br />

umgesetzt werden kann, anstatt in<br />

<strong>Gewalt</strong>. j<br />

Nicht nur zusehen,<br />

sondern selbst<br />

neue Sportarten erproben<br />

brachte den<br />

Schülern in Bad Bergzabern<br />

Spaß und<br />

neue Erkenntnisse<br />

Fußballbenefizspiel<br />

Zugunsten der WR-Aktion<br />

„Kraft gegen <strong>Gewalt</strong>“ traten<br />

der VfB Artern 1919 e.V. und<br />

die Lizenzmannschaft des FC<br />

Rot-Weiß Erfurt zu einem<br />

Benefizspiel an. 805 Zuschauer<br />

sahen ein spannendes Fußballspiel<br />

im Artener Stadion im<br />

Salinenpark. 2330 Euro Erlös<br />

nahm der Leiter der Außenstelle<br />

Kyffhäuserkreis, Manfred<br />

Gerboth, später dankbar<br />

vom VfB-Vorsitzenden Martin<br />

Scholz entgegen. In der Spende<br />

enthalten ist neben dem<br />

Einnahmeüberschuss die von<br />

Schiedsrichter Micheal Wilske<br />

gespendete Schiedsrichterentschädigung.<br />

Jubiläum der WR-Aktion<br />

„Kraft gegen <strong>Gewalt</strong>“<br />

raft gegen <strong>Gewalt</strong> – Sportler<br />

setzen Zeichen“: Eine<br />

Aktion des WEISSEN RINGS,<br />

die <strong>vor</strong> zehn Jahren in Mainz<br />

ihren Anfang nahm. Seither verbreitete<br />

sie sich über das ganze<br />

Land und machte sich als Präventionsprogramm<br />

einen guten<br />

Namen. Den Schwerpunkt hat<br />

die Initiative nach wie <strong>vor</strong> im<br />

Harz unter stetem Einsatz des<br />

WR-Außenstellenleiters Günter<br />

Koschig in Goslar.<br />

Mit Hilfe von Sponsoren<br />

werden Mittel <strong>vor</strong> Ort eingeworben,<br />

um Möglichkeiten für Jugendliche<br />

zu schaffen, ihre Freizeit<br />

sinnvoll und mit Fairplay zu<br />

gestalten, Sport zu treiben statt<br />

perspektivenlos durch Frust und<br />

Langeweile in die Kriminalität<br />

abzugleiten. Die WR-Ehrenamtlichen<br />

tragen das Projekt auch in<br />

Schulen und Vereine. Hinzu<br />

kommen Treffen mit prominenten<br />

Sportlern aus allen Disziplinen.<br />

Die Außenstelle Goslar beging<br />

das zehnjährige Bestehen<br />

der Initiative mit einer dreitägigen<br />

Veranstaltung in Langelsheim,<br />

unterstützt wie die gesamte<br />

Aktion von Anbeginn von der<br />

Gewerkschaft der Polizei (GdP).<br />

Musik und Tanz standen im Mittelpunkt,<br />

als besonderer Gast<br />

kam Uschi Disl, eine der erfolgreichsten<br />

Biathletinnen der Welt.<br />

Sport macht Freude, das zeigte<br />

die Veranstaltung, das zeigten<br />

die Gäste und das betonte Konrad<br />

Freiberg, Bundes<strong>vor</strong>sitzender der<br />

GdP: „Wo Freude ist, da ist keine<br />

<strong>Gewalt</strong>, und da haben auch<br />

Rechtsradikale keine Chance“,<br />

sagte er. Auch Prof. Dr. Hans-<br />

Dieter Schwind, Kriminologe<br />

und Vorsitzender des Fachbeirates<br />

Prävention im WEISSEN<br />

RING, verwies auf die positiven<br />

Effekte des Sports wie Selbstbeherrschung,<br />

Disziplin, Frustrationstoleranz<br />

und das Lernen von<br />

Regeln. Schwind betonte, wie<br />

wichtig eine treibende Kraft für<br />

ein solches Projekt ist: „Günter<br />

Koschig ist der Motor des Programms.“<br />

Koschig vermeldete zum Abschluss<br />

der Jubiläumsveranstaltung<br />

dann auch gleich ein positi-<br />

Impressum<br />

Die Zeitschrift WEISSER RING ist<br />

das offizielle Organ des Gemeinnützigen<br />

Vereins zur Unterstützung von<br />

Kriminalitätsopfern und zur<br />

Verhütung von Straftaten e. V.<br />

Sie erscheint viermal im Jahr.<br />

Der Bezugspreis ist im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Herausgeber<br />

WEISSER RING e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />

Telefon 0 61 31 – 8 30 30<br />

Telefax 0 61 31 – 83 03 45<br />

E-Mail: info@weisser-ring.de<br />

Internet: http://www.weisser-ring.de<br />

Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />

Verlag<br />

WEISSER RING Verlags-GmbH<br />

Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />

Verantwortlich<br />

Helmut K. Rüster<br />

Redaktion<br />

Ingrid Weber (Leitung)<br />

Postfach 26 13 55, 55059 Mainz<br />

Telefon 0 61 31 – 83 03 51<br />

Telefax 0 61 31 – 83 03 60<br />

Mitarbeit<br />

Christa Eder, Martina Schäfer,<br />

Susanne Sobko<br />

Gesamtherstellung/Anzeigen<br />

Fink Medien AG<br />

Geschäftsstelle Deutschland<br />

Zeppelinstraße 29-32<br />

73760 Ostfildern/Kemnat<br />

Anzeigenberatung<br />

Elisabeth Mörs<br />

Telefon 0 61 32 – 43 44 36<br />

E-Mail: moerser@freenet.de<br />

Nachdruck<br />

Auf Anfrage und gegen<br />

Belegexemplar erwünscht.<br />

Die Namen von Opfern werden<br />

aus Schutzgründen verändert.<br />

Ihr heißer Draht:<br />

Ihre Adresse hat sich geändert?<br />

Sie bekommen mehrere Zeitschriften,<br />

weil mehrere Angehörige<br />

Mitglied sind und wünschen nur eine?<br />

Sie haben kein Interesse<br />

an der Zeitschrift oder gar nicht<br />

genügend Zeit, sie zu lesen<br />

und wir können das Porto in<br />

Ihrem Fall sparen? Kein Problem:<br />

Informieren Sie uns einfach<br />

unter:<br />

redaktion@weisser-ring.de<br />

0 61 31 – 83 03 51<br />

Für alle anderen Fragen und Wünsche<br />

wählen Sie bitte<br />

info@weisser-ring.de<br />

0 61 31 – 8 30 30<br />

38 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 39<br />

K<br />

Training am Boxsack für geistig behinderte Schüler<br />

ves Ergebnis: 1000 Euro aus dem<br />

Erlös fließen über die Aktion in<br />

Langelsheimer Jugendprojekte.<br />

Ein weiterer Erfolg für Koschig:<br />

Die Idee mit Fitnessboxpaketen<br />

gegen <strong>Gewalt</strong> in Schulen anzugehen,<br />

das Polizei und WEISSER<br />

RING im Bereich der Außenstelle<br />

über ein Jahr erfolgreich erprobt<br />

haben, führte dazu, dass das Kul-<br />

Gold-Olympionikin<br />

Uschi Disl war<br />

Stargast beim<br />

Zehnjährigen der<br />

Aktion „Kraft gegen<br />

<strong>Gewalt</strong> – Sportler<br />

setzen Zeichen“<br />

tusministerium in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landessportbund<br />

und dem Boxsportverband Niedersachsen<br />

Boxtraining als zusätzliches<br />

außerschulisches Sportangebot<br />

an zehn Schulen erproben<br />

wird. j<br />

Ein besonderes Präsent übergaben die Leiterin der Außenstelle Cuxhaven, Silvia Martin Troyano und ihre Mitarbeiterin<br />

Inge Liesch der Schule für geistig Behinderte am Schillerzentrum: Ein Boxsack soll dazu beitragen,<br />

dass die Schüler lernen, im Sport Aggressionen abzubauen und neues Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein<br />

aufzubauen. „Wir sehen das Training als Beitrag zur Vorbeugung gegen <strong>Gewalt</strong> und zur Förderung der Selbstdisziplin“,<br />

erklärte Martin Troyano. Die Jugendlichen stellten ihre Freude mit sofortigem Trainingsbeginn unter<br />

Beweis.<br />

Foto: Koschig


BOTSCHAFTER DES WEISSEN RINGS<br />

Godewind steht<br />

an der Seite<br />

der <strong>Gewalt</strong>opfer<br />

G<br />

odewind: Ihre Fans hat die norddeutsche<br />

Band nicht nur im Norden. Die traditionelle<br />

Weihnachtstournee führte sie auch in den<br />

Harz, ins Ruhrgebiet und bis nach Frankfurt.<br />

Und über Fernsehauftritte kommen sie im<br />

ganzen Land in die Wohnstuben. Wer eines<br />

der Konzerte von Godewind besucht, sieht<br />

ein ungewohntes Symbol bei den beliebten<br />

Musikern: den WEISSEN RING.<br />

Denn die Band, die für norddeutsches<br />

Gefühlsleben und Gemütlichkeit steht, versteht<br />

sich nicht nur als Botschafter der eigenen<br />

Heimat, sondern auch als Botschafter der<br />

größten deutschen Opferhilfeorganisation.<br />

„Wir haben uns für dieses Ehrenamt entschieden,<br />

weil wir Kriminalitätsopfer unterstützen<br />

wollen“, sagt Bandleader Larry Evers<br />

(Foto oben rechts). Godewind will außerdem<br />

helfen, den Bekanntheitsgrad des WEISSEN<br />

RINGS noch weiter zu erhöhen. Und so können<br />

die Fans eben nicht nur Fanartikel und<br />

CDs, <strong>vor</strong> allem die aktuellen „Richtung Norden“<br />

und „Nordische Weihnacht“ im Shop<br />

unter www.godewind.de bestellen oder beim<br />

Konzert kaufen, sondern auch eine CD mit<br />

drei Titeln, deren Erlös dem WEISSEN RING<br />

zu Gute kommt. An den Verkaufsständen bei<br />

den Auftritten der Band – häufig auch in Kir-<br />

40 WEISSER RING 1/07<br />

chen und Clubs – werden außerdem Informationsmaterialien<br />

des Vereins verteilt.<br />

Godewind ist im übrigen nicht viel jünger<br />

als der WR: Seit 27 Jahren besteht die Gruppe<br />

schon. Bandleader Evers, Sängerin Annegret<br />

Siemen und Shanger Ohl, Keyboarder und<br />

Gitarrist, gehören zu den Gründungsmitgliedern.<br />

Im Laufe der Zeit fanden Schlagzeuger<br />

Heiko Reese, Bassist Stephan Bork sowie<br />

Annegret Siemen (l.)<br />

und Anja Bublitz<br />

mit dem Banner, das<br />

die Zusammenarbeit<br />

deutlich repräsentiert,<br />

ebenos wie das <strong>Ring</strong>-<br />

Symbol<br />

Sängerin Anja Bublitz hinzu. Bei aller romantischen,<br />

gefühlsbetonten Musik für entspannende<br />

Stunden wissen die Bandmitglieder<br />

sehr wohl, dass unsere Welt nicht nur heil ist.<br />

„Umso mehr sind die Gemeinschaft und jeder<br />

Einzelne gefragt“, begründen sie ihr Engagement:<br />

„Opfer stehen oft allein. Seelischer Beistand<br />

und praktische Hilfe sind dann das<br />

Wichtigste.“ Das machen sie auch in ihren<br />

Begegnungen mit Publikum und Freunden<br />

deutlich.<br />

„Ein beispielhaftes humanitäres Engagement<br />

für Menschen in Not, das Respekt und<br />

Anerkennung verdient“, so Helmut K. Rüster,<br />

Pressesprecher des WEISSEN RINGS. j<br />

Benefiz-CD zugunsten des<br />

WEISSEN RINGS<br />

Die Godewind-Benefiz-CD mit drei Titeln<br />

unterstützt die Arbeit des WEISSEN RINGS.<br />

Gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro können<br />

Sie die CD auch direkt bestellen bei:<br />

WEISSER RING, Info-Service, Weberstraße<br />

16, 55130 Mainz oder unter<br />

info@weisser-ring.de.<br />

Fotos: Günter Santjer

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