Kinder besser vor Gewalt schützen - Weisser Ring e.V.
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30 Jahre WEISSER RING<br />
Bundeskanzlerin<br />
Merkel würdigt<br />
den Verein<br />
Delegiertenversammlung<br />
Prof. Dr. Böttcher:<br />
Anspruchsvolle Ziele<br />
für die Zukunft<br />
Krimi-Quiz<br />
Gewiefte Fälscher:<br />
„Blüten“ in immer<br />
<strong>besser</strong>er Qualität<br />
Forum Jugend<br />
30. Jahrgang 1/2007 G 4266<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>vor</strong><br />
<strong>Gewalt</strong> <strong>schützen</strong>
Foto: Ingrid Weber<br />
Justizminister Goll:<br />
Rechtsstaat muss<br />
Opfer verhindern<br />
Wir versuchen im Rechtsstaat alles, um Opfer zu verhindern. Das ist der erste Auftrag des<br />
Rechtsstaates“, erklärte Baden-Württembergs Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll zur Eröffnung<br />
der Ausstellung „Opfer“ im Amtsgericht Karlsruhe.<br />
Opfer erleben, so Goll, einen Verlust an Vertrauen in ihre Umgebung, in ihre Mitmenschen. Sie<br />
leiden unter Ängsten, die viel langsamer heilen als körperliche Wunden. Schlimmer noch ist der<br />
Verlust an Selbstvertrauen und der Tatsache, dass sich Opfer häufig selbst Vorwürfe machen: „Sie<br />
schämen sich und werden von ihrer Umgebung auch oft noch darin unterstützt, wenn sie sich einen<br />
Teil selbst Schuld zuschreiben“, sagte Goll. Umso <strong>besser</strong> sei es, wenn andere Opfer eine offensive<br />
Rolle übernehmen, wie Richard Oetker dies aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des WEISSEN<br />
RINGS getan hat, wie Jan Philipp Reemtsma oder auch Natascha Kampusch in Wien. Sicher seien<br />
sie eher die Ausnahme, die meisten Opfer könnten dies nicht. Die meisten anderen brauchen Mitmenschen,<br />
die zu ihnen halten, die finden sie im WEISSEN RING.<br />
Dass Opfer überhaupt ins Blickfeld kommen, ist dem WEISSEN RING und seinen vielen<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitern zu danken. Dazu rechnet der Justizminister letztlich die Ausstellung<br />
„Opfer“ mit Bildern, die unter die Haut gehen. Dass einige Exponate auch schockieren, muss in dieser<br />
schnelllebigen Zeit mit ihren vielen Reizen wohl so sein, wenn man für Opfer und ihre Schicksale<br />
sensibilisieren will, erklärte der Minister, der in seiner Festansprache die Verdienste des WEIS-<br />
SEN RINGS über drei Jahrzehnte würdigte.<br />
Das tat auch Polizeipräsidentin Hildegard Gerecke, deren Mitgliedsausweis die Nummer 59<br />
trägt. Sie war <strong>vor</strong> 30 Jahren von der Initiative so begeistert, dass sie gleich beitrat, als sie als junge<br />
Referendarin ihr erstes Geld selbst verdient hatte. Auch Harald Denecken, Bürgermeister für Jugend<br />
und Soziales, Schule und Sport der Stadt Karlsruhe und Alexander Riedel, Präsident des Amtsgerichts<br />
und Gastgeber der Ausstellung, wissen die Arbeit des Vereins für die Opfer und in der Kriminalitäts<strong>vor</strong>beugung<br />
zu schätzen.<br />
WR-Außenstellenleiter Berthold Schäufele zeigte sich erfreut über das große Echo, das die Ausstellung<br />
beim Publikum und in den Medien fand. Die Hilfsorganisationen in der Stadt unterstützten<br />
die Ausstellung und präsentierten ihre eigene Arbeit in dieser Zeit. Schäufele dankte ihnen wie<br />
auch den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Außenstelle, allen <strong>vor</strong>an Antje<br />
Henge für ihren organisatorischen Einsatz. Das Bläser-Ensemble des Polizeimusikkorps Karlsruhe<br />
gestaltete die Eröffnung musikalisch.<br />
Justizminister Prof.<br />
Dr. Ulrich Goll (M.) eröffnete<br />
die Ausstellung<br />
„Opfer“ im Amtsgericht<br />
Karlsruhe mit WR-Außenstellenleiter<br />
Berthold<br />
Schäufele (l.) und dem<br />
Präsidenten des Amtsgerichts,<br />
Alexander Riedel<br />
Opfer.<br />
Opfer. Der Katalog zur Ausstellung.<br />
Schutzgebühr 10 Euro.<br />
Zu bestellen:<br />
WEISSER RING, Info-Service,<br />
Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />
info@weisser-ring.de.<br />
Termine<br />
Ausstellung „Opfer“<br />
Die Ausstellung „Opfer“ wird demnächst<br />
in folgenden Städten zu sehen sein:<br />
j 8. bis 26. Januar: Sömmerda,<br />
Polizeiinspektion<br />
j 10. bis 19. Januar: Osterode,<br />
Forum der Kreisvolkshochschule<br />
j 16. bis 24. Januar: Oberursel,<br />
Rathaus<br />
j 4. bis 26. Februar: Greiz, Heimatmuseum<br />
Unteres Schloss<br />
j 8. bis 17. Februar: Straubing,<br />
Stadtbibliothek im Salzstadel<br />
j 8. bis 23. Februar: Bielefeld,<br />
Polizeipräsidium<br />
j 5. bis 25. März: Rudolstadt,<br />
Stadtschloss Ludwigsburg<br />
j 7. bis 23. März: Neustadt a. d.<br />
Weinstraße, Rathaus, Marktplatz 1<br />
Näheres zu den Ausstellungsterminen<br />
entnehmen Sie bitte der Tagespresse<br />
oder unserer Homepage<br />
www.weisser-ring.de.<br />
Inhalt<br />
AUSGABE 1/2007 Titelthema Forum Jugend<br />
Familie ist für <strong>Kinder</strong> wichtig.<br />
Kindesmisshandlungen sind<br />
laut Unicef oft mit Armut,<br />
Stress und Isolation der Eltern<br />
verbunden. Trotz aller Gefahren<br />
gilt: Die Familie ist die „natürliche<br />
Umgebung für Wachstum<br />
und Wohlergehen der <strong>Kinder</strong>“.<br />
Das gilt auch für das Kind auf<br />
unserem Titelbild.<br />
6/I<br />
Foto: event-photo.biz<br />
40<br />
Jeder dritte Einbruch<br />
scheitert. Gute Sicherungssysteme<br />
haben ihren Wert<br />
– das beweist die Statistik.<br />
In Deutschland wird alle<br />
zwei Minuten in einen Privathaushalt<br />
eingebrochen,<br />
besonders häufig in den<br />
Wintermonaten. Doch man<br />
kann sich <strong>schützen</strong>.<br />
Foto: Günter Santjer<br />
Bundeskanzlerin<br />
Merkel würdigt die<br />
Arbeit des WEIS-<br />
SEN RINGS. Im<br />
Paul-Löbe-Haus<br />
hielt sie die Festrede.<br />
Links Franz<br />
X. Wanninger, Vorstandsmitglied<br />
und Schatzmeister<br />
des WEISSEN<br />
RINGS.<br />
29<br />
Godewind ist Botschafter<br />
des WEISSEN RINGS<br />
Die beliebte norddeutsche<br />
Band hat auf ihrer Tournee<br />
den WEISSEN RING mit<br />
dabei. Die Band hat eigens<br />
eine CD mit drei Liedern<br />
aufgelegt, deren Erlös<br />
der Arbeit für die Opfer<br />
von Kriminalität zu Gute<br />
kommt.<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
Foto: Nicht-bei-mir.de<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> <strong>vor</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>schützen</strong>:<br />
In Deutschland sterben jede Woche<br />
zwei <strong>Kinder</strong> an den Folgen von Misshandlung<br />
und Vernachlässigung.<br />
Doch spektakuläre Todesfälle sind nur<br />
die Spitze des Eisbergs alltäglicher<br />
<strong>Gewalt</strong> gegen <strong>Kinder</strong>. Die Bundesregierung<br />
will gegensteuern. 10<br />
Akademie für Rechtspädagogik<br />
in Cottbus gegründet 11<br />
Einmal im Mittelpunkt:<br />
Das jugendliche Opfer 12<br />
Trotz leerer Kassen mutig gegen<br />
<strong>Gewalt</strong> in der Schule angehen 13<br />
30 30 Jahre Jahre WEISSER WEISSER RING RING<br />
Bundeskanzlerin Merkel würdigt<br />
die Arbeit des Vereins 6<br />
30 Jahre Schutz und Hilfe für Opfer I<br />
Chronik des Vereins<br />
Bauhaus-Studenten erhielten<br />
II<br />
den WR-Ehrenpreis<br />
Vereinsgründern die Ehrenmit-<br />
VII<br />
gliedschaft verliehen VIII<br />
Anderen zu helfen kann richtig<br />
glücklich machen 16<br />
„Ein Schritt, den ich bis heute<br />
nicht bereut habe“ 25<br />
Delegiertenversammlung<br />
Prof. Dr. Böttcher: Anspruchsvolle<br />
Ziele für die Zukunft 8<br />
Opferhilfe Opferhilfe<br />
Vater tötet Kind durch Schütteln:<br />
Hirnlähmung 14<br />
Kontrollsüchtiger Ehemann<br />
treibt seine Frau in den Ruin 15<br />
Schmerzensgeld nach<br />
Vergewaltigung einer 13-Jährigen 26<br />
Vorbeugung Vorbeugung<br />
Jeder 3. Einbruch scheitert<br />
an guten Sicherheitssystemen 29<br />
Krimi-Quiz: „Blüten“ in immer<br />
<strong>besser</strong>er Qualität 30<br />
Rubriken Rubriken<br />
Magazin 4<br />
Menschen im Verein 32<br />
Intern 36<br />
Kraft gegen <strong>Gewalt</strong> 38<br />
Impressum 39<br />
WEISSER RING 1/07<br />
3
Magazin<br />
AKTUELL<br />
Noch kein<br />
Schlussstrich<br />
in Sicht<br />
Das Drama, das für die<br />
inzwischen 14-jährige<br />
Stephanie aus Dresden<br />
mit ihrer Entführung<br />
am 11. Januar begann,<br />
scheint kein Ende zu<br />
nehmen.<br />
S<br />
tephanie war 35 Tage in der<br />
<strong>Gewalt</strong> von Mario M., der<br />
sie an jedem dieser 35 Tage mehrfach<br />
vergewaltigte und mit seinen<br />
Drohungen in ungeheure Ängste<br />
versetzte. Ängste, die das junge<br />
Opfer noch immer verfolgen. Der<br />
wegen schweren Kindesmissbrauchs<br />
Vorbestrafte hatte sie<br />
nach wochenlanger Beobachtung<br />
gezielt als sein Opfer ausgesucht<br />
und ihr immer wieder die<br />
schrecklichsten Folgen im Falle<br />
seiner Entdeckung aufgezeigt.<br />
Dennoch wagte die Schülerin<br />
es, Hilferufe mit der Adresse des<br />
Täters auf Zettel zu schreiben und<br />
diese auf der Straße fallen zu lassen,<br />
wenn er im Schutze der Dunkelheit<br />
mit ihr spazierenging.<br />
Dank eines solchen Papierfetzens<br />
konnte sie schließlich befreit werden<br />
aus seiner Wohnung, die nur<br />
300 Meter entfernt von ihrem<br />
Elternhaus liegt.<br />
Danach kamen nach und<br />
nach die Ermittlungspannen der<br />
Dresdner Polizei ans Licht, die<br />
schließlich von Justizpannen abgelöst<br />
wurden. Die große Sorge<br />
von Stephanie und ihrer Familie:<br />
Der Täter könnte irgendwann<br />
wieder auf freien Fuß kommen –<br />
und seine Drohungen wahr machen.<br />
Deshalb wollte das Opfer<br />
im Verfahren aussagen. Sie wollte<br />
deutlich machen, dass er sie nicht<br />
30 Mal vergewaltigt hat, wie es in<br />
der Anklage heißt, sondern dass<br />
es über 100 Taten gewesen sind.<br />
Am Strafmaß würde das vermut-<br />
4 WEISSER RING 1/07<br />
lich nichts ändern. Es wird allgemein<br />
davon ausgegangen, dass<br />
M. mit der Höchststrafe von 15<br />
Jahren und anschließender Sicherungsverwahrung<br />
rechnen muss.<br />
Aber für das Opfer und die Verarbeitung<br />
der seelischen Pein macht<br />
es sicher einen Unterschied, ob<br />
der Täter nur für einen Bruchteil<br />
oder für jede einzelne Tat haftbar<br />
gemacht wird. Stephanie zog ihren<br />
Wunsch, auszusagen, zurück.<br />
Ein Erfolg des Täters, der vom<br />
ersten Verhandlungstag an gezeigt<br />
hat, dass noch von ihm zu<br />
hören sein wird.<br />
Neuer Schock,<br />
alte Angst<br />
Damals hatte er eine Unterbrechung<br />
herbeigeführt. Dann flüchtete<br />
er <strong>vor</strong> dem zweiten Prozesstag<br />
vom Hofgang auf das Gefängnisdach<br />
und entzog sich dem<br />
Zugriff von Vollzugs- und Polizeibeamten<br />
für diesen Tag und<br />
E<br />
in Martyrium ohnegleichen<br />
erlebte der junge Häftling in<br />
der Jugendhaftanstalt Siegburg.<br />
Drei Zellengenossen quälten ihn<br />
über viele Stunden ohne Unterlass<br />
mit unsäglichen Methoden<br />
und zwangen ihn schließlich,<br />
sich selbst zu strangulieren. Sie<br />
wollten einen Menschen sterben<br />
sehen.<br />
Das Alarmsystem der Strafanstalt,<br />
das der 20-Jährige noch<br />
in Gang setzen konnte, hätte<br />
seine Rettung ermöglichen können.<br />
Doch die Täter erklärten<br />
dem Wachdienst über die Gegensprechanlage,<br />
sie hätten den<br />
Knopf versehentlich gedrückt.<br />
Und die Beschwerden der Häftlinge<br />
in den benachbarten Zellen<br />
halfen dem Opfer ebensowenig,<br />
obwohl sich ein Beamter an den<br />
Foto: picture alliance<br />
Stephanies Vater<br />
Joachim R. voller Sorge<br />
um seine Tochter<br />
Häftling in der Zelle<br />
gequält und getötet<br />
fast die gesamte folgende Nacht.<br />
Am nächsten Tag wurde er zwar<br />
in Hand- und Fußfesseln von vermummten<br />
Beamten <strong>vor</strong>geführt,<br />
aber dann vom Arzt für verhandlungsunfähig<br />
erklärt.<br />
Für sein Opfer bedeutet jede<br />
dieser spektakulären Handlungen<br />
einen neuen Schock, alte Ängste<br />
werden wieder wach. M.s Verteidiger<br />
setzte schließlich mit einem<br />
Befangenheitsantrag gegen Richter<br />
Tom Maciejewski noch eins<br />
obendrauf: Die Vorführung mit<br />
Fesseln durch vermummte Einsatzkräfte<br />
verstieß nach seiner<br />
Meinung gegen die Würde des<br />
Angeklagten. Mario M. hat es<br />
geschafft, dass viele Beobachter<br />
damit rechnen, dass dies womöglich<br />
noch nicht das Ende der Fahnenstange<br />
war. j<br />
Ort des schrecklichen Geschehens<br />
begab. Die Täter hatten ihr<br />
Opfer jedoch ins Bett gelegt, dem<br />
Vollzugsbeamten schien es, als<br />
schlafe der Schwerverletzte. Spuren<br />
der Taten hat er wohl nicht<br />
wahrgenommen. Das Opfer sollte<br />
eine sechsmonatige Jugendstrafe<br />
absitzen und war wegen<br />
Entzugsproblemen in die Gemeinschaftszelle<br />
verlegt worden.<br />
Die Belegung mit mehr als zwei<br />
Häftlingen hat Justizministerin<br />
Roswitha Müller-Piepenkötter<br />
wenig später aufgehoben, den<br />
unter schwerer Kritik stehenden<br />
Anstaltsleiter hat sie versetzt.<br />
Ehemalige Häftlinge hatten berichtet,<br />
in der Siegburger Anstalt<br />
herrsche das Faustrecht. Die<br />
Täter gestanden ihre Tat weitgehend.<br />
j<br />
18-Jähriger schießt in<br />
Schule um sich<br />
H<br />
eute“, schreibt Spiegel Online<br />
am 21. November,<br />
„sollte Sebastian B. <strong>vor</strong> dem<br />
Jugendgericht erscheinen – zur<br />
Hauptverhandlung wegen unerlaubten<br />
Besitzes einer Walther<br />
P38-Pistole. Stattdessen wird<br />
heute sein Leichnam von Rechtsmedizinern<br />
obduziert.“ Sebastian<br />
B. hatte am Vortag die Geschwister-Scholl-Schule<br />
in Emsdetten<br />
(Bild oben) im Münsterland gestürmt,<br />
um sich an denen zu rächen,<br />
von denen er sich gedemütigt<br />
fühlte. 37 Verletzte, drei von<br />
ihnen schwerverletzt, forderte<br />
sein Amoklauf.<br />
Zweimal hatten sie ihn sitzenbleiben<br />
lassen, im Juni 2006 hatte<br />
er schließlich seinen Realschul-<br />
Abschluss ordentlich geschafft.<br />
Und dennoch war der 18-Jährige<br />
vollends frustriert, verzweifelt,<br />
vereinsamt – und voller Hass. So<br />
plante er über einen langen Zeitraum<br />
seine Rache. Über das Vorhaben<br />
berichtete er über Jahre<br />
hinweg auf seiner Homepage.<br />
Wie Robert Steinhäuser, der<br />
am 26. April 2002 am Gutenberg-<br />
Gymnasium in Erfurt Amok lief,<br />
hatte sich auch Sebastian B. in<br />
eine virtuelle Welt zurückgezogen<br />
und sich immer wieder über Stunden<br />
hinweg mit dem Killerspiel<br />
„Counterstrike“ beschäftigt. Da-<br />
bei fiel B. schon durch die äußere<br />
Erscheinung auf, meist in schwarz<br />
gekleidet, mit einem langen Mantel<br />
oder aber in Tarnkleidung, die<br />
Augen gerne mit Sonnenbrille<br />
verdunkelt.<br />
Am Vorabend seiner Tat stellte<br />
B. vier neue Videosequenzen<br />
auf seine Homepage, unter anderem<br />
einen selbst gestalteten <strong>Gewalt</strong>-Comic.<br />
Und einen Abschiedsbrief<br />
hinterließ er dort:<br />
„Das einzigste, was ich intensiv in<br />
der Schule beigebracht bekommen<br />
habe, war, dass ich ein Verlierer<br />
bin“, schreibt er. Am nächsten<br />
Vormittag machte er sich mit<br />
Spenden<br />
helfen!<br />
Spendenkonto<br />
34 34 34<br />
Deutsche Bank Mainz<br />
BLZ 550 700 40<br />
Sparkasse Mainz<br />
BLZ 550 501 20<br />
Genossenschaftsbank<br />
Mainz<br />
BLZ 550 606 11<br />
Commerzbank Mainz<br />
BLZ 550 400 22<br />
Foto: picture alliance<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
das war ein guter Tag für die Opfer von <strong>Gewalt</strong> und Kriminalität:<br />
Sie stehen selten im Mittelpunkt, umso mehr Aufmerksamkeit<br />
fanden sie am Tag der 30-Jahr-Feier des WEISSEN<br />
RINGS in Berlin. Die Bundeskanzlerin persönlich machte<br />
Opfer und ihr Schicksal zum Thema: Sie hielt die Festansprache<br />
im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages. Dr.<br />
Angela Merkel stellte klar heraus: „Opferschutz geht <strong>vor</strong> Täterschutz.“<br />
Die Bundeskanzlerin versicherte den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern: „Wir brauchen Menschen wie Sie. Und wir<br />
danken Ihnen herzlich für das, was Sie tun.“<br />
Opfer in den Mittelpunkt hatten auch die 15 Studentinnen und<br />
Studenten der Weimarer Bauhaus-Universität gestellt. Für die<br />
Ausstellung „Opfer“, die der WEISSE RING schon in über<br />
50 Städten gezeigt hat und die bis ins Jahr 2008 ausgebucht ist,<br />
bekamen sie und ihre Hochschullehrer den Ehrenpreis des<br />
WEISSEN RINGS. Ihr Engagement für die Sache der Opfer<br />
ist einfach preiswürdig.<br />
In diesem Sinne Ihre Redaktion<br />
seinem schwarzen Mantel und bis<br />
an die Zähne bewaffnet auf in die<br />
Schule, um wahllos um sich zu<br />
schießen.<br />
Schneller Zugriff<br />
Ehe er seinem Leben selbst ein<br />
Ende setzte, schoss der 18-Jährige<br />
eine Lehrerin an und verletzte<br />
zwei Schüler sowie den Hausmeister,<br />
der der Lehrerin zu Hilfe<br />
eilte, schwer. Die psychischen<br />
Folgen für Schüler und Lehrer<br />
sind noch völlig unabsehbar. Der<br />
WEISSE RING unterstützt die<br />
Opfer. Der Täter hatte nicht nur<br />
vier Gewehre dabei, die er offen-<br />
Alte Forderungen ohne Folgen<br />
sichtlich über das Internet erworben<br />
hatte, sondern auch ein gutes<br />
Dutzend selbstgebauter Rohrbomben<br />
im Rucksack, die er zum Teil<br />
im Gebäude versteckte. Die Einsatzkräfte<br />
der Polizei waren sehr<br />
schnell <strong>vor</strong> Ort und griffen ein.<br />
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers<br />
erklärte: „Es hat sich bewährt,<br />
dass die Polizei in Nordrhein-<br />
Westfalen solche Situationen geübt<br />
hat, dass es ein spezielles Einsatzkonzept<br />
für solche Amokläufe<br />
in Schulen gibt.“ Was außerdem<br />
zu denken geben muss: Zum<br />
ersten Mal hatte ein Schulattentäter<br />
Sprengstoff dabei. j<br />
Aufgelebt ist nach dem Amoklauf in Emsdetten wieder einmal die<br />
Diskussion um Killerspiele, die immer dann – und nur dann – in der<br />
Politik geführt wird, wenn bekannt wird, dass ein Täter sich damit<br />
intensiv beschäftigt hatte.<br />
Neu aufgegriffen haben Experten die Forderung, mehr Schulpsychologen<br />
einzusetzen. In Deutschland kommt ein Schulpsychologe auf<br />
12.500 Schüler. In Skandinavien liegt das Verhältnis bei 1:1000. Im<br />
Vergleich der OECD-Staaten (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung) liegt Deutschland damit <strong>vor</strong> Malta an <strong>vor</strong>letzter<br />
Stelle. Diese Forderung war auch nach dem Amoklauf in Erfurt<br />
erhoben worden. Sie wurde allerdings nicht umgesetzt. Andere teurere<br />
Präventionsmaßnahmen wie mehr Personal und kleinere Klassen<br />
blieben ebenfalls aus.<br />
WEISSER RING 1/07<br />
5
30 Jahre WR<br />
FESTVERSAMMLUNG<br />
Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel<br />
würdigt den<br />
WEISSEN RING<br />
D<br />
er WEISSE RING kann mit Fug und<br />
Recht stolz sein: Auf die Gründer, die<br />
sich 1976 mit Weitblick und Engagement auf<br />
den Weg begaben, um den Opfern von <strong>Gewalt</strong><br />
mehr Hilfe und Schutz zu verschaffen und<br />
denen dafür nun die Ehrenmitgliedschaft verliehen<br />
wurde. Auf die vielen tausend Ehrenamtlichen,<br />
die sich den Opfern zuwenden,<br />
ihnen Zeit, menschliche Wärme, Rat und<br />
Unterstützung boten und bieten. Auf seine<br />
Mitglieder und Förderer, die durch ihre Beiträge<br />
und Spenden diese Arbeit erst ermöglichen.<br />
Sie alle sind es, denen Anerkennung gebührt,<br />
mit der die Gäste zum 30-jährigen Bestehen<br />
nicht sparten, allen <strong>vor</strong>an Bundeskanzlerin Dr.<br />
Angela Merkel.<br />
„Das Parlament und die Bundesregierung<br />
stehen an der Seite des WEISSEN RINGS“,<br />
hob die Kanzlerin her<strong>vor</strong>. Sie schätzt die größte<br />
deutsche Opferhilfeorganisation seit vielen<br />
Jahren. Nicht zuletzt der Einsatz des Vereins<br />
in den neuen Bundesländern, der sogleich<br />
nach der Wiedervereinigung mit dem Aufbau<br />
von Außenstellen begann, überzeugte sie,<br />
schon 1992 selbst dem WEISSEN RING beizutreten.<br />
Angela Merkel schätzt die konkrete Hilfe<br />
ebenso wie die Lobbyarbeit für die Opfer, aber<br />
auch den Einsatz in der Kriminalitäts<strong>vor</strong>beugung.<br />
Ihre Festansprache lesen Sie in leicht<br />
gekürzter Fassung ab Seite 16. Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Prof. Dr. Reinhard Böttcher erinnerte<br />
Justizministerin<br />
Brigitte Zypries,<br />
Bundesgeschäftsführerin<br />
Gabriele<br />
Holthaus und<br />
Dr. Jürgen Witt<br />
daran, dass der WEISSE RING ein durch das<br />
Ehrenamt geprägter Verein ist: „Über 2800<br />
ehrenamtliche Mitarbeiter sind es heute, die in<br />
420 Außenstellen des WEISSEN RINGS den<br />
Opfern von Kriminalität Beistand und praktische<br />
Hilfe leisten und sich öffentlich für eine<br />
Stärkung der Opferrechte und für die Verbrechensverhütung<br />
engagieren. Eine ganze Anzahl<br />
dieser Mitarbeiter sind heute hier. Darunter<br />
sind Frauen und Männer, die diesen Dienst<br />
über viele, viele Jahre geleistet haben und<br />
leisten. Gestatten Sie mir, meine Damen und<br />
Herren, diesen besonders verdienten Mitarbeitern<br />
im Angesicht höchster Repräsentanten<br />
unseres Staates dafür zu danken, dass sie so<br />
viel Zeit und Kraft für Opferhilfe und Opferschutz<br />
eingesetzt haben“, sagte der Vorsitzen-<br />
Bundeskanzlerin Dr. Angela<br />
Merkel im Gespräch mit Dr.<br />
Jürgen Witt, Stellvertretender<br />
Bundes<strong>vor</strong>sitzender, und Bundestagsvizepräsidentin<br />
Petra<br />
Pau. Im Hintergrund Dr.<br />
Gabriele Stauner (l.) , MdEP,<br />
und Siegfried Kauder, MdB<br />
de. Der Schwerpunkt der Arbeit des WEIS-<br />
SEN RINGS liegt bei der Opferhilfe im Einzelfall<br />
und hier wiederum bei der Beratung<br />
und Begleitung des Opfers im Umgang mit<br />
den Behörden und bei der Organisation von<br />
Hilfe, <strong>vor</strong> allem aber in menschlichem Beistand,<br />
der von den Opfern manchmal über<br />
lange Zeit gesucht und vielfach besonders<br />
dankbar aufgenommen wird. Der WEISSE<br />
RING leistet aber auch materielle Hilfe zur<br />
Überbrückung straftatbedingter Notlagen.<br />
Über vier Millionen Euro kann er dafür jährlich<br />
zur Verfügung stellen, dank, in erster<br />
Linie, Spenden und testamentarischer Zuwendungen<br />
durch Mitbürger, die selbst nicht selten<br />
in bescheidenen Verhältnissen leben, dank<br />
sodann der Beiträge unserer knapp 60 000<br />
Mitglieder und dank auch einer, freilich eher<br />
bescheidenen Berücksichtigung bei der Verteilung<br />
von Geldbußen durch die Gerichte und<br />
Staatsanwaltschaften. Auch ihnen allen gilt<br />
Dank.“<br />
Ungezählte Zeit haben die ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter in den vergangenen 30 Jahren auf<br />
Fotos: Ingrid Weber<br />
die Beratung und Betreuung von Kriminalitätsopfern<br />
verwandt, fast 100 Millionen<br />
Euro wurden für materielle Leistungen an<br />
Opfer ausgegeben. Prof. Böttcher: „Aber das<br />
ist nur die eine Seite der Erfolgsgeschichte.<br />
Als der WEISSE RING 1976 gegründet<br />
wurde, war das Wort Opferschutz, war erst<br />
recht die damit bezeichnete Sache in weiten<br />
Bereichen unserer Staats- und Gesellschaftsordnung<br />
unbekannt. Das Opferentschädigungsgesetz<br />
war soeben in Kraft getreten,<br />
trotz seiner damals sehr engen Fassung ein<br />
großer Fortschritt. Im Strafprozess aber war<br />
die Stellung des Verbrechensopfers damals so<br />
miserabel, dass wir uns das heute kaum mehr<br />
<strong>vor</strong>stellen können. Das Opfer wurde als<br />
Beweismittel zur Überführung des Täters<br />
benutzt, und das war es dann auch. Noch keine<br />
Rede war davon, dass im Verfahren gegen den<br />
Täter eine zweite Viktimisierung des Opfers<br />
vermieden werden muss, seine Persönlichkeitssphäre<br />
zu <strong>schützen</strong> ist, es eine gesicherte<br />
Rechtsposition und in vielen Fällen anwaltliche<br />
Unterstützung benötigt, alles Postulate,<br />
die uns heute selbstverständlich sind.<br />
Es war ein langer Weg, der über das<br />
Opferschutzgesetz von 1986, das Zeugenschutzgesetz<br />
von 1998, das <strong>Gewalt</strong>schutzgesetz<br />
von 2002 und das Opferrechtsreformgesetz<br />
von 2004, um nur die wichtigsten gesetz-<br />
Paul-Löbe-Haus<br />
Das Paul-Löbe-Haus mit seiner offenen<br />
Architektur bildete einen ganz besonderen<br />
Rahmen für die 30-Jahr-Feier des WEISSEN<br />
RINGS. Zwischen August 1997 und November<br />
2000 erbaut, gibt es den Arbeitsbereichen<br />
Ausschüsse, Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Zentrale Besucherbetreuung des Deutschen<br />
Bundestages Raum. Das Haus ist Teil des<br />
sogenannten Band des Bundes, einer Kette<br />
von Bundestagsgebäuden, die die Spree<br />
zweimal überquert und vom Kanzleramt bis<br />
zum Marie-Elisabeth-Lüders-Haus führt.<br />
Namensgeber Paul Löbe, der 1875 geborene<br />
Schriftsetzer und Sozialdemokrat, gilt als<br />
Symbol der ersten deutschen Republik: Er<br />
war von 1920 bis 1933 der letzte demokratische<br />
Präsident des Reichstags und eröffnete<br />
am 7. September 1949 als Alterspräsident<br />
die erste Sitzung des 1. Deutschen<br />
Bundestages.<br />
Initiator und langjähriger<br />
Gründungs<strong>vor</strong>sitzender<br />
Eduard Zimmermann mit<br />
Prof. Dr. Böttcher<br />
lichen Schritte zu nennen, zum heutigen<br />
Rechtszustand geführt hat.“<br />
Der Vorsitzende weiter: „Als Fürsprecher<br />
der Opferinteressen können wir mit dem<br />
erreichten Zustand und den sich derzeit<br />
abzeichnenden weiteren Ver<strong>besser</strong>ungen noch<br />
nicht zufrieden sein. Wir erkennen aber dankbar<br />
an, dass Ihre Regierung, Frau Bundeskanzlerin,<br />
die Schaffung eines Straftatbestandes<br />
gegen das Stalking unterstützt und mit<br />
dem <strong>vor</strong> kurzem beschlossenen Entwurf eines<br />
2. Justizmodernisierungsgesetzes wichtige<br />
Ver<strong>besser</strong>ungen des Opferschutzes im Jugendstrafverfahren<br />
<strong>vor</strong>schlägt. Damit wird Forde-<br />
Klaus Hübner erhielt die<br />
Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft<br />
als Mitbegründer<br />
des WEISSEN RINGS<br />
rungen des WEISSEN RINGS entsprochen.<br />
Wir haben weitergehende Anliegen, die sich<br />
auf die Gesetzgebung wie auf die Rechtspraxis<br />
beziehen. Sie darzulegen ist heute nicht<br />
die Stunde. Wir feiern Geburtstag. Wir blicken<br />
zurück auf 30 Jahre WEISSER RING und<br />
freuen uns darüber, was in dieser Zeit für die<br />
Opfer von Kriminalität erreicht wurde, an Ver<strong>besser</strong>ungen<br />
der Rechtslage und der Praxis,<br />
aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
der Opferbelange durch Politik und Medien.<br />
Der WEISSE RING hat daran einen großen<br />
Anteil“, sagte Prof. Dr. Reinhard Böttcher. j<br />
Bewiesen 1976<br />
Weitsicht: Die Mitbegründer<br />
des Vereins<br />
Dr. Kurt Wöhler,<br />
Prof. Dr. Manfred<br />
Schreiber und<br />
Dr. Alfred Stümper<br />
mit Dr. Elfriede<br />
Schreiber<br />
Mitglieder des<br />
Bundes<strong>vor</strong>standes<br />
im Paul-Löbe-Haus<br />
des Deutschen<br />
Bundestages<br />
6 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 7
Bilanz und Ausblick<br />
DELEGIERTENVERSAMMLUNG<br />
Prof. Dr.<br />
Böttcher:<br />
Anspruchsvolle<br />
Ziele für die<br />
Zukunft<br />
Im November 2005 gab die<br />
außerordentliche Delegiertenversammlung<br />
Prof. Dr. Reinhard<br />
Böttcher bei seiner Wahl zum<br />
neuen Vorsitzenden des WEISSEN<br />
RINGS ein dickes Arbeitspaket<br />
mit auf den Weg, mit der Vorbereitung<br />
des 30-jährigen Bestehens<br />
als Schwerpunkt.<br />
N<br />
ach arbeitsreichen ersten elf Monaten,<br />
nur wenige Tage nach der herausragenden<br />
Jubiläumsveranstaltung in Berlin, bestätigten<br />
die Delegierten Prof. Böttcher einmütig<br />
in seinem Amt.<br />
Zu<strong>vor</strong> hatte er ausführlich Rechenschaft<br />
abgelegt und die Aufgaben für die Zukunft<br />
dargestellt. Ganz normale, erfolgreiche Jahre<br />
hat der WEISSE RING hinter sich: „Wir<br />
konnten wie in den Jahren da<strong>vor</strong> einer großen<br />
Zahl von Kriminalitätsopfern wirksam helfen,<br />
in der bewährten Weise durch Anteilnahme,<br />
Beratung, Begleitung und Betreuung und, wo<br />
veranlasst, auch durch materielle Unterstützung.<br />
Wir hatten in ausreichender, stetig stei-<br />
Blumen für Anneliese<br />
Fischer zum Abschied aus<br />
dem Geschäftsführenden<br />
Bundes<strong>vor</strong>stand<br />
gender Zahl engagierte ehrenamtliche Mitarbeiter,<br />
die in den bewährten Seminaren für<br />
ihre Tätigkeit qualifiziert worden sind.<br />
Die Arbeit unserer Mitarbeiter wurde von<br />
den Opfern, die den Weg zu uns fanden, wie<br />
in der Vergangenheit überaus positiv aufgenommen.<br />
Unser Ansehen in der Öffentlichkeit<br />
ist unverändert hoch“, erklärte der Bundes<strong>vor</strong>sitzende.<br />
Mit der Politik im Gespräch<br />
Zur rechtspolitischen Lobbyarbeit berichtete<br />
Prof. Dr. Böttcher von seinen Gesprächen mit<br />
Politikern über die Forderungen des WEIS-<br />
SEN RINGS an den Gesetzgeber. Böttcher<br />
und Bundesgeschäftsführerin Gabriele Holthaus<br />
führten Gespräche mit Bundesjustizministerin<br />
Brigitte Zypries und, begleitet von den<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzenden, mit dem schleswig-holsteinischen<br />
Ministerpräsidenten Peter Harry<br />
Carstensen, der bisherigen Berliner Bürgermeisterin<br />
und Justizsenatorin Karin Schubert<br />
und den bayerischen Ministern Dr. Beate<br />
Merk (Justiz), Dr. Günther Beckstein (Innen)<br />
und Christa Stewens (Soziales). Weitere Gespräche<br />
auf Länderebene sowie mit der<br />
Bundesjustizministerin sind geplant.<br />
Prof. Dr. Böttcher erinnerte an die eindrucksvollen<br />
Festveranstaltungen zum 30jährigen<br />
Bestehen des Vereins im ganzen<br />
Land. Herausragend waren die Veranstaltungen<br />
mit Richard Oetker, der aus Anlass des<br />
30-jährigen Bestehens des WEISSEN RINGS<br />
erstmals sein Schweigen über das eigene<br />
Opferschicksal gebrochen und über die Entführung<br />
1976 und die Folgen öffentlich ge-<br />
Neu im Geschäftsführenden<br />
Bundes<strong>vor</strong>stand: Dr. Helgard<br />
van Hüllen mit dem<br />
Stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Dr. Jürgen Witt, dem<br />
Vorsitzenden Prof. Dr. Reinhard<br />
Böttcher, Schatzmeister<br />
Franz X. Wanninger<br />
und Siegfried Kauder (v.r.)<br />
sprochen hatte. Prof. Böttcher: „Einen <strong>besser</strong>en<br />
Botschafter kann der WEISSE RING nicht<br />
finden!“<br />
Der Bundes<strong>vor</strong>sitzende zog das Fazit:<br />
„Das Jubiläumsjahr zeigt, welches Potential<br />
im WEISSEN RING steckt, im Engagement<br />
und der Kreativität der Ehrenamtlichen und in<br />
der unterstützenden Kompetenz unserer Professionals.<br />
Wir können zuversichtlich in die<br />
nächsten Jahre gehen. Wir dürfen uns anspruchsvolle<br />
Ziele setzen.“<br />
Ziele zum Wohl der Opfer<br />
Prof. Böttcher formulierte abschließend einige<br />
dieser Ziele: „Wir wollen ...<br />
● noch mehr Opfer mit unseren Hilfen erreichen<br />
und unsere Hilfe am Bedarf orientieren,<br />
● Menschen gewinnen, die sich bei uns engagieren<br />
und uns unterstützen, als Mitarbeiter,<br />
Mitglieder, Sponsoren, Botschafter,<br />
● unsere Ehrenamtlichen gut qualifizieren<br />
für ihre Arbeit,<br />
● unsere politische Lobbyarbeit verstärken<br />
und zu diesem Zweck unter anderem auch im<br />
European Forum For Victim Services intensiver<br />
mitarbeiten,<br />
WR-Journalistenpreis<br />
Es geschieht noch nicht oft, dass Medien<br />
das Opfer in den Mittelpunkt stellen. Der<br />
WEISSE RING fördert die sensible und aufklärende<br />
Darstellung von Verbrechen mit<br />
einem Journalisten-Preis, der künftig alle<br />
zwei Jahre vergeben wird. Im Juni 2007 –<br />
dann jährt sich die erste Pressekonferenz<br />
zum 30. Mal – wird die erste Preisverleihung<br />
erfolgen. Mehr Informationen für<br />
Journalisten unter www.weisser-ring.de<br />
oder 06131/830342.<br />
● im Bereich der Prävention einen unverwechselbaren,<br />
wirksamen Beitrag leisten,<br />
● eine Öffentlichkeitsarbeit betreiben, die für<br />
Opferhilfe, Opferschutz und Prävention wirbt<br />
und zugleich uns, den WEISSEN RING, als<br />
glaubwürdigen kompetenten Fürsprecher dieser<br />
Anliegen erkennen lässt.“<br />
Die Delegierten bestätigten anschließend<br />
nicht nur Prof. Böttcher, sondern auch den<br />
stellvertretenden Bundes<strong>vor</strong>sitzenden Dr. Jürgen<br />
Witt, Schatzmeister Franz Xaver Wanninger<br />
sowie Siegfried Kauder als weiteres Mitglied<br />
im Geschäftsführenden Bundes<strong>vor</strong>stand.<br />
Juristin Dr. Helgard van Hüllen wurde ebenfalls<br />
in den Geschäftsführenden Bundes<strong>vor</strong>stand<br />
gewählt. Sie tritt die Nachfolge von<br />
Anneliese Fischer an, die nicht mehr kandidierte.<br />
Für den Bundes<strong>vor</strong>stand, dem die Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />
des Vereins angehören, die in<br />
ihren Landesverbänden gewählt werden, wurden<br />
die Beisitzer Prof. Dr. Günther Deegener,<br />
Richard Oetker, Prof. Dr. Heinz Schöch und<br />
Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind bestätigt. Zu<br />
neuen Beisitzern wurden Dr. Ute Kehr und<br />
Günter Klott gewählt. Als Rechnungsprüfer<br />
wählten die Delegierten Erwin Miller und<br />
erneut Magdalena Weiß. j<br />
ine der wichtigsten Aufgaben unserer<br />
staatlichen Gemeinschaft ist es, die Bürgerinnen<br />
und Bürger <strong>vor</strong> Kriminalität zu<br />
<strong>schützen</strong>. Wir alle wissen aber, dass dieser<br />
Schutz trotz aller Anstrengungen nicht immer<br />
gelingen kann. Deshalb müssen wir den<br />
Opfern von Straftaten umfassende Hilfe<br />
zukommen lassen. Kriminalitätsopfer brauchen<br />
<strong>vor</strong> allem rasche und effektive Hilfe – die<br />
wir mit der staatlichen Opferentschädigung<br />
leisten“, erklärte Bayerns Sozialministerin<br />
Christa Stewens als Ehrengast der Delegiertenversammlung<br />
des WEISSEN RINGS in<br />
Bad Kissingen.<br />
Das Opferentschädigungsgesetz wird in Bayern<br />
vom Zentrum Bayern Familie und Soziales<br />
vollzogen, unter dessen Dach 2005 neben<br />
der Versorgungsbehörde die Familienförderung<br />
und die Hauptfürsorgestellen zusammengeführt<br />
wurden. Von dieser Konzentration verspricht<br />
sich das Land Effizienzsteigerung,<br />
noch mehr Bürgernähe und Dienstleistungsorientierung.<br />
Zwar könne der Staat den Leis-<br />
8 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 9<br />
Fotos: Ingrid Weber<br />
E<br />
Seit Juli 2006 Stalkinggesetz in Österreich<br />
Ministerin Stewens würdigt die<br />
Arbeit des WEISSEN RINGS<br />
Seit dem 1. Juli 2006 gibt es in Österreich ein Stalkinggesetz – bis Mitte Oktober wurden bereits 1400<br />
Stalkingfälle angezeigt. Prof. Dr. Udo Jesionek, Präsident des WEISSEN RINGS Österreich, berichtete<br />
der Delegiertenversammlung in Bad Kissingen über weitere Neuregelungen und ihre Auswirkungen in<br />
Nachbarland. So sind seit dem 1. Januar 2006 Opfer im Rahmen des Strafprozesses über alle Verfahrensschritte<br />
zu informieren. Das gilt auch für Entschädigungs- und Hilfeleistungen. Gefragt werden<br />
Opfer auch, ob sie damit einverstanden sind, dass Hilfeorganisationen informiert werden, die sie dann<br />
aufsuchen werden. Die aufsuchende Hilfe hat sich, so Prof. Jesionek, bewährt, weil die Opfer oft nicht<br />
in der Lage sind, von sich aus Hilfe zu suchen. Mit Dr. Theresia Höynck vom Kriminologischen Forschungsinstitut<br />
Niedersachsen (KFN) hat Prof. Jesionek den Beitrag „Die Rolle des Opfers im Strafverfahren<br />
in Deutschland und Österreich nach den jüngsten opferbezogenen Reformen des Strafverfahrensrechts:<br />
Österreich als Modell?“ publiziert. Der Fachartikel ist in der Monatsschrift für Kriminologie<br />
und Strafrechtsreform (2/06, ISSN 0026-9301, Carl Heymanns Verlag) erschienen.<br />
Ministerin Christa<br />
Stewens (M.) mit<br />
Prof. Dr. Reinhard<br />
Böttcher und<br />
Ulrike Lemaire,<br />
Leiterin der<br />
Außenstelle Bad<br />
Kissingen<br />
tungsrahmen für Opfer von <strong>Gewalt</strong>taten festsetzen<br />
und die dafür notwendigen finanziellen<br />
Mittel zur Verfügung stellen, für die oftmals<br />
so dringend benötigte Zuwendung, den<br />
menschlichen Beistand und die persönliche<br />
Hilfe brauche er aber Menschen, die mit der<br />
nötigen Fachkompetenz und einem hohen<br />
Maß an Einfühlungsvermögen auch die emotionalen<br />
Bedürfnisse der Opfer abdeckten.<br />
„Hier setzt der WEISSE RING an, dem ich für<br />
seine unermüdliche Arbeit herzlich danke“,<br />
erklärte Ministerin Stewens. „Über die unmittelbare,<br />
unbürokratische, persönliche und<br />
menschliche Begleitung für Hunderttausende<br />
von Geschädigten und deren Angehörigen<br />
hinaus hat der WEISSE RING zu einem tiefgreifenden<br />
Bewusstseinswandel in Politik und<br />
Gesellschaft beigetragen. Ihm ist es zu verdanken,<br />
dass die Opfer, ihre Leiden, ihre<br />
berechtigten Bedürfnisse und Interessen überhaupt<br />
wahrgenommen wurden und einen<br />
immer stärkeren Platz in der Gesetzgebung<br />
gefunden haben“, sagte die Ministerin. j<br />
Prof. Dr. Udo Jesionek,<br />
Präsident des WR Österreich
Forum Jugend<br />
FRÜHWARNSYSTEM GEGEN MISSHANDLUNG<br />
<strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong><br />
und frühzeitig<br />
<strong>vor</strong> <strong>Gewalt</strong><br />
<strong>schützen</strong><br />
Was bleibt, sind ihre Namen,<br />
verbunden mit dem Ort, an dem<br />
sie gequält, misshandelt, vernachlässigt<br />
wurden bis zum Tode:<br />
Jessica in Hamburg, Dennis in<br />
Cottbus, Kevin in Bremen, zuletzt<br />
Nadine in Gifhorn – das Kind,<br />
für das die Eltern „Ersatz“<br />
zeugten, um seinen Tod zu<br />
verheimlichen.<br />
A<br />
lles Einzelfälle heißt es gemeinhin,<br />
wenn wieder ein Kind durch seine<br />
Eltern grausam zu Tode gekommen ist. Doch<br />
die alltägliche <strong>Gewalt</strong> findet im Verborgenen<br />
statt, berichtet Unicef, das <strong>Kinder</strong>hilfswerk<br />
der Vereinten Nationen: Die <strong>Kinder</strong> und Heranwachsenden<br />
selbst – und auch Zeugen –<br />
schweigen meist, zum Beispiel aus Angst <strong>vor</strong><br />
Rache oder wegen des Stigmas, das für Opfer<br />
und Täter damit verbunden ist. Viele der<br />
betroffenen <strong>Kinder</strong> nehmen <strong>Gewalt</strong> als einen<br />
unvermeidlichen Teil ihres Lebens hin, weil es<br />
niemanden gibt, dem sie sich anvertrauen können.<br />
Zwar beschreibt die UN-Konvention über<br />
die Rechte des Kindes die Familien als natürliche<br />
Umgebung für das Wachstum und Wohlergehen<br />
der <strong>Kinder</strong>. „Trotzdem“, sagt Unicef,<br />
„ist die Familie für Millionen <strong>Kinder</strong> der<br />
‘gefährlichste Ort’.“<br />
Allein in den OECD-Ländern sterben laut<br />
Unicef jedes Jahr 3500 <strong>Kinder</strong> an den Folgen<br />
von Missandlung und Vernachlässigung. In<br />
Deutschland sind es jede Woche zwei, ebenso<br />
wie in England. In Frankreich sind es drei, in<br />
Japan vier und in den USA 27. Man könnte<br />
noch von Einzelfällen sprechen angesichts<br />
von 11,7 Millionen <strong>Kinder</strong>n bis 15 Jahren in<br />
Deutschland, wenn man denn Grausamkeit<br />
verharmlosen wollte.<br />
Doch spektakuläre Todesfälle sind ohnehin<br />
nur die Spitze des Eisbergs alltäglicher<br />
<strong>Gewalt</strong> gegen <strong>Kinder</strong>. So kommen nach einer<br />
Untersuchung in Australien auf einen Fall von<br />
Kindestötung 150 belegte Fälle schwerer<br />
Misshandlungen. Eine weitere Untersuchung<br />
in Frankreich geht von einem Verhältnis von<br />
1 zu 300 aus, eine andere Studie in Kanada<br />
sogar von 1 zu 1000.<br />
Kindesmisshandlungen sind sehr häufig<br />
mit Armut, Stress und Isolation der Eltern,<br />
verstärkt durch Alkohol- und Drogenmissbrauch<br />
verbunden. Gleichzeitig weist Unicef<br />
darauf hin, dass das Risiko für Misshandlungen<br />
auch mit der allgemeinen Verbreitung von<br />
<strong>Gewalt</strong> in der Gesellschaft zusammenhängt.<br />
So verzeichnen die Länder mit den wenigsten<br />
Kindestötungen auch die wenigsten Morde<br />
unter Erwachsenen. „Die meisten Fälle von<br />
<strong>Gewalt</strong> in Familien sind nicht tödlich und verursachen<br />
keine sichtbaren schweren Verletzungen.<br />
Gleichwohl sterben immer wieder<br />
gerade sehr junge <strong>Kinder</strong> an Misshandlungen<br />
und Vernachlässigungen oder tragen dauerhafte<br />
Schäden davon“, sagt Unicef.<br />
Regierung plant frühe Hilfen<br />
Die Bundesregierung hat inzwischen Maßnahmen<br />
in die Wege geleitet, um <strong>Kinder</strong> <strong>besser</strong> zu<br />
<strong>schützen</strong>. So startete Familienministerin Ursula<br />
von der Leyen ein Frühwarnsystem für vernachlässigte<br />
oder misshandelte <strong>Kinder</strong>: „Wir<br />
haben die staatlichen Institutionen, die <strong>Kinder</strong>n<br />
wie Kevin helfen können – aber die Vernetzung<br />
und Kommunikation der Behörden<br />
muss viel <strong>besser</strong> werden. Und auch die einzelnen<br />
Verantwortlichen <strong>vor</strong> Ort müssen ihre<br />
Verantwortung wahrnehmen. Um hier einen<br />
entscheidenden Schritt <strong>vor</strong>an zu kommen,<br />
investiert das Bundesfamilienministerium 10<br />
Millionen Euro in ein Frühwarnsystem.“<br />
„Familien, die mit der <strong>Kinder</strong>erziehung<br />
völlig überfordert sind, müssen wir von<br />
Anfang an helfen“, sagt die Bundesministerin.<br />
In Modellprojekten, die mit Ländern und<br />
Kommunen entwickelt werden, sollen diese<br />
Familien von der Geburt des Kindes an oder<br />
auch schon <strong>vor</strong>her intensiv begleitet werden.<br />
„Die Ärzte und Hebammen sind die ersten, die<br />
Kontakt zu allen Eltern haben, sie können am<br />
besten einschätzen, wer Hilfe braucht und so<br />
eine Kette an Unterstützung in Zusammenarbeit<br />
mit Jugendämtern und Familienhelfern<br />
auslösen“, sagt von der Leyen. Das erste Projekt<br />
fördert die Regierung im Süden: Baden-<br />
Württemberg arbeitet länderübergreifend mit<br />
Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen zusammen,<br />
um stark belastete Eltern zu unterstützen.<br />
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries<br />
will die Familiengerichte stärker einbinden.<br />
Gut genährt und gut<br />
gelaunt, geborgen in der<br />
Familie: Die Schwestern<br />
Patzi (9) und Lulu (3)<br />
Sie sind einzuschalten, wenn die Eltern nicht<br />
mit dem Jugendamt kooperieren und in die<br />
elterliche Sorge eingegriffen werden muss, um<br />
eine Gefährdung des Kindeswohles abzuwenden.<br />
Leider, sagt die Ministerin, werden in der<br />
Praxis die Familiengerichte oft zu spät angerufen.<br />
Ihr Ziel ist es, durch Gesetzesänderungen<br />
gefährdete <strong>Kinder</strong> frühestmöglich zu<br />
<strong>schützen</strong>, zumal Familiengerichte anders als<br />
Jugendämter verpflichtend auf die Eltern einwirken<br />
können. Sie sollen <strong>Kinder</strong>gartenbetreuung<br />
und Arztbesuche durchsetzen ebenso<br />
wie etwa die Teilnahme der Eltern an Anti-<br />
<strong>Gewalt</strong>-Trainingskursen. Die Vorschläge, zu<br />
denen auch das „Erziehungsgepräch“ mit den<br />
Eltern sowie schnellere Gerichtsverfahren<br />
gehören, wurden von der Arbeitsgruppe „Familiengerichtliche<br />
Maßnahmen bei Gefährdung<br />
des Kindeswohls“ erarbeitet.<br />
Ingrid Weber<br />
Information finden Sie unter www.unicef.de<br />
sowie www.bmfsfj.de (z.B. Pressemitteilungen:<br />
Bundesministerin von der Leyen:<br />
Frühwarnsystem läuft mit erstem Projekt vom<br />
19.10.2006 an) und unter www. bmj.bund.de.<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
Akademie für<br />
Rechtspädagogik<br />
in Cottbus<br />
gegründet<br />
Rechtspädagogik, ein geschützter<br />
Begriff, ist die „Wissenschaft darüber,<br />
wie dem Menschen die Prinzipien<br />
und die davon abzuleitenden<br />
Regelungen des Zusammenlebens<br />
am effektivsten vermittelt<br />
und er motiviert werden kann,<br />
diese freiwillig einzuhalten.“<br />
s geht darum, Achtung <strong>vor</strong> den Anderen,<br />
Mündigkeit, Verantwortung, Toleranz<br />
und Empathie zu vermitteln – in einem Netzwerk<br />
von Elternhaus, <strong>Kinder</strong>garten, Schule,<br />
Jugendhilfe, Ausbildung, Justiz und Jugendrechtshaus.<br />
In Cottbus wurde die erste Akademie<br />
für Rechtskultur und Rechtspädagogik<br />
gegründet im Bundesverband der Jugendrechtshäuser<br />
e.V. Initiatorin und Motor der<br />
Akademie ist Richterin Sigrun von Hasseln,<br />
die auch die Jugendrechtshausbewegung seit<br />
Mitte der 90-er Jahre begründet und unermüdlich<br />
bundesweit verbreitet hat. Die neue Einrichtung<br />
will die Rolle des Rechts im Gesellschafts-,<br />
Wirtschafts- und Arbeitsleben deutlich<br />
machen sowie Rechtskenntnisse und<br />
Rechtskultur vermitteln. Sie will mit Recht als<br />
Bildungs- und Erziehungsansatz für ein friedliches<br />
Zusammenleben wirken.<br />
In Brandenburg hat der Jugendrechtshausverband<br />
seit Jahren ein wirkungsvolles Bündnis<br />
von Bildung und Justiz geschmiedet.<br />
Justizministerin Beate Blechinger verwies<br />
darauf, dass die Jugendkriminalität auf hohem<br />
Niveau stagniert, in Brandenburg noch um<br />
einige Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt.<br />
Sie ist sich zwar bewusst, dass<br />
diese Phase für viele Jugendliche nur eine<br />
kurze Episode mit weniger schweren Delikten<br />
ist. Sorgen bereiten ihr allerdings Mehrfachtäter<br />
und Rechtsextremisten. Die Ministerin<br />
begrüßte <strong>vor</strong> diesem Hintergrund die neue<br />
Akademie, die ihren Beitrag leisten wird zur<br />
Prävention gegen Kriminalität durch Wertevermittlung.<br />
Nur wer Rechte kennt, kann sie<br />
achten und wahrnehmen<br />
Blechinger betonte, dass 75 Prozent der <strong>Gewalt</strong>straftäter<br />
in ihren Familien <strong>Gewalt</strong> erlebt<br />
haben und fragte: „Wie soll ein Mensch<br />
Selbstwertgefühl entwickeln und lernen, sich<br />
in andere hinein zu versetzen, wenn er selbst<br />
Empathie nie erfahren hat?“ Das Ziel der Akademie,<br />
junge Menschen mit Demokratie- und<br />
Werteschulung zu erziehen, sei nicht utopisch,<br />
wenn auch nie alle zu erreichen sein werden.<br />
Denn nur wer Verständnis für unser Rechtssystem<br />
erlangt hat, kann eigene Rechte sinnvoll<br />
wahrnehmen und die Rechte anderer achten.<br />
Heute, so die Ministerin weiter, würden in der<br />
Familie nicht mehr selbstverständlich die<br />
grundlegenden Normen für das Zusammenleben<br />
in der Gesellschaft vermittelt. Wenn aber<br />
Menschen die elementaren Werte und Regeln<br />
des Gemeinschaftslebens verinnerlicht haben,<br />
ist das Risiko geringer, von diesen abzuweichen<br />
und straffällig zu werden. Blechinger:<br />
10 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 11<br />
E<br />
Das Team der Akademie<br />
für Rechtskultur und<br />
Rechtspädagogik<br />
Justizministerin Beate Blechinger<br />
und Sigrun von Hasseln,<br />
Initiatorin und Motor der<br />
Jugendrechtshausbewegung<br />
„Aus diesem Grund unterstütze ich nachdrücklich<br />
den Ansatz der Rechtspädagogik,<br />
Jugendlichen Rechte und Pflichten zu vermitteln,<br />
der in beachtenswerter Weise bereits in<br />
den Jugendrechtshäusern umgesetzt wird.“<br />
Die Akademie richtet ihr Angebot an<br />
Menschen, die „an Schaltstellen der Kommunikation“<br />
arbeiten, etwa in Medien, im Sozialund<br />
Gesundheitswesen, in Wirtschaft, Forschung<br />
und Politik, an Verantwortungsträger,<br />
die privat und beruflich mit <strong>Kinder</strong>n und<br />
Jugendlichen zu tun haben wie Eltern, Erzieher,<br />
Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Jugendamtsmitarbeiter,<br />
Ärzte, Polizei und Juristen, aber<br />
auch an Schüler, Auszubildende und Studenten<br />
sowie an alle, „die bereit sind, sich am<br />
grundlegenden Werte- und Orientierungsdiskurs<br />
über die Prinzipien unseres Zusammenlebens<br />
des 21. Jahrhundert zu beteiligen.“ j<br />
Mehr Informationen ...<br />
... erhalten Sie unter: Akademie für Rechtskultur<br />
und Rechtspädagogik, Michael Grimm,<br />
Soziokulturelles Zentrum, Zielona-Gora-Straße<br />
16, 03048 Cottbus, Telefon 0355/2892100, Fax<br />
0355/2892102 oder AfRR@lausitz.net; zum<br />
Thema Jugendrechtshäuser unter www.jugendrechtshaus.<br />
de oder per Post: Bundesverband<br />
der Jugendrechtshäuser Deutschland<br />
e. V., Chausseestraße 29, 10115 Berlin, Telefon<br />
030/ 28017441.<br />
Fotos: Ingrid Weber
Forum Jugend<br />
DAS JUNGE OPFER<br />
Einmal im<br />
Mittelpunkt<br />
stehen:<br />
Das jugendliche<br />
Opfer<br />
„Du Opfer!“ ist durchaus ein<br />
gängiges Schimpfwort an Berliner<br />
Schulen, stellte Thomas Härtel,<br />
Staatssekretär für Bildung,<br />
Jugend und Sport fest. „Das<br />
jugendliche Opfer“ stand<br />
im Mittelpunkt einer Tagung<br />
zur Jugenddelinquenz in der<br />
Akademie der Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung.<br />
D<br />
ie Landeskommission Berlin gegen <strong>Gewalt</strong>,<br />
die Opferschutzbeauftragte des<br />
Landeskriminalamtes, die Opferhilfe Berlin<br />
und der WEISSE RING hatten zu der Veranstaltung<br />
Pädagogen, Schulpsychologen, Sozialarbeiter<br />
und Opferbetreuer eingeladen. Sabine<br />
Hartwig, Landes<strong>vor</strong>sitzende des WEISSEN<br />
RINGS, moderierte die Tagung und stellte<br />
fest, dass die Rechte des Opfers durchweg<br />
Antragsrechte sind: „Den Opfern wird nichts<br />
offeriert, von ihnen wird verlangt, dass sie sich<br />
selbst um alles bemühen.“ Sie wies auch darauf<br />
hin, dass die Mitarbeiter des WEISSEN<br />
RINGS die Opfer in der Vorbereitung auf das<br />
Verfahren begleiten.<br />
Staatssekretär Härtel berichtete, dass in<br />
den Berliner Schulen Handlungsanweisungen<br />
– „Hinsehen und Handeln“ – als Notfallordner<br />
<strong>vor</strong>liegen, die den Schulen aufzeigen, wie sie<br />
im Falle von <strong>Gewalt</strong><strong>vor</strong>fällen handeln müssen.<br />
Junge Opfer von <strong>Gewalt</strong> entwickeln<br />
Empfindungen wie Scham, Angst und Hilflosigkeit.<br />
Bekommen sie keine Hilfe, so Härtel<br />
weiter, könnten Gefühle der Rache entstehen<br />
und so aus Opfern auch Täter werden.<br />
„Wir bemerken immer mehr, dass Jugendliche<br />
sich im Gerichtssaal benehmen wie bei<br />
Frau Salesch“, berichtete Rechtsanwalt Sven<br />
Peitzner, der als Strafverteidiger und als<br />
Opferbeistand arbeitet. Die Opfer, sagte er,<br />
fühlen sich oft sehr alleine, sie müssen sogar<br />
damit rechnen, womöglich im Gerichtsflur<br />
neben dem Täter zu sitzen.<br />
„Schon die sehr eigene Sprache der Juristen<br />
ist für ein Opfer kaum zu verstehen“, sagte<br />
der Anwalt. Deshalb sei es sinnvoll, wenn das<br />
Opfer durch einen Helfer oder Anwalt in den<br />
Gerichtssaal begleitet wird. Denn das Opfer<br />
fühlt sich sicherer, wenn eine Vertrauensperson<br />
neben ihm sitzt. Doch Vertrauenspersonen<br />
können auch als Zeuge vernommen werden.<br />
Deshalb riet der Anwalt seinen Zuhörern, sich<br />
das Tatgeschehen nicht so genau erzählen zu<br />
Rechtsanwalt Sven Peitzner<br />
informierte darüber,<br />
was jugendliche Opfer im<br />
Gerichtssaal erwartet<br />
lassen – und die Geschichte schon gar nicht<br />
aufzuschreiben.<br />
Peitzner klärte auch über die Unterschiede<br />
auf, wenn ein Anwalt als Zeugenbeistand oder<br />
als Nebenkläger auftritt. Schon äußerlich wird<br />
dies deutlich: Als Zeugenbeistand darf er<br />
keine Robe tragen. Inhaltlich darf er nur Fragen<br />
beanstanden, selbst fragen darf er nicht. In<br />
der Nebenklage ist er mit umfassender Beteiligungsbefugnis<br />
ausgestattet: Er hat das Recht<br />
zur Anwesenheit während der gesamten Verhandlung,<br />
kann den Richter ablehnen, hat Fragerecht,<br />
was besonders bei Zweifeln an den<br />
Entlastungszeugen dienlich ist. Er kann<br />
Erklärungen abgeben und sich an den Schluss<strong>vor</strong>trägen,<br />
den Plädoyers, beteiligen – wenngleich<br />
die zur Urteilsfindung weit weniger<br />
beitragen, als Beobachter zuweilen glauben,<br />
erklärte der Anwalt.<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
Die Nebenklage ist allerdings bisher in<br />
Verfahren gegen Jugendliche nicht zugelassen<br />
sondern nur gegen Heranwachsende. Das war<br />
im Jugendgerichtsgesetz von 1923 noch<br />
anders, erinnerte der Anwalt. Die Nebenklage<br />
wurde erst 1943 für unzulässig erklärt. Rechtsanwalt<br />
Peitzner: „Der Führer im Gerichtssaal<br />
war der Richter, da sollte nicht noch einer<br />
rumreden.“<br />
„Wir können nur die<br />
Spitze abfangen“<br />
„Die Schule ist ein Löwenkäfig. Rein kommen<br />
alle mal, die Frage ist, wie kommen sie<br />
wieder raus?“ fragte Ria Uhle, Schulpsychologin<br />
für <strong>Gewalt</strong>prävention und Krisenintervention.<br />
Der <strong>Gewalt</strong>bericht der Senatsverwaltung<br />
sieht bei <strong>Gewalt</strong>meldungen aus den Schulen<br />
einen Zuwachs von 60 Prozent. Zwei von<br />
1000 Schülern werden als Opfer aktenkundig.<br />
Der Schwerpunkt liegt bei Tätern und Opfern<br />
bei den männlichen Jugendlichen der Sekundarstufe<br />
I, das sind die 7. bis 10. Klassen. Drei<br />
Viertel der Fälle spielen sich schulintern ab,<br />
das heißt, Täter und Opfer begegnen sich täglich<br />
in der Schule. Uhle verwies auf ein Dunkelfeld<br />
insbesondere im Bereich psychische<br />
<strong>Gewalt</strong> und Mobbing, in Berlin ein meldepflichtiges<br />
Delikt. Uhle begrüßt es, wenn<br />
Schulleiter Mobbing frühzeitig ansprechen,<br />
schon ehe es zu einem meldepflichtigen Delikt<br />
ausgewachsen ist. Die Schule, sagte sie,<br />
müsse Hilfe bieten: „Schulleitung und Lehrer<br />
müssen fit gemacht werden, um selbst handeln<br />
zu können.“ Denn es fehlt an Schulpsychologen.<br />
Uhle: „Wir tun unser Bestes, aber wir<br />
können nur die Spitze abfangen.“ Sie selbst<br />
betreut mit einer Kollegin in Teilzeit 76 Schulen,<br />
in Skandinavien gibt es an jeder Schule<br />
einen eigenen Schulpsychologen.<br />
Jugendlichen Opfern fällt es schwer, zur<br />
Opferberatung zu gehen. Hemmungen und<br />
Scham hindern sie daran. Sie fordern selten<br />
Hilfe ein, sondern versuchen, selbst eine<br />
Lösung zu finden. Und wenn ihnen dies nicht<br />
gelingt, treten sie den Rückzug an, berichtet<br />
Astrid Gutzeit, Geschäftsführerin der Opferhilfe<br />
Berlin e.V. Gutzeit: „Es muss ein neues<br />
Opferbild entstehen. Es muss als Stärke angesehen<br />
werden, wenn sich Menschen in dieser<br />
Situation Beratung holen.“ Das interessante<br />
Fachpublikum war sich darin einig, dass die<br />
Rechtsansprüche des Opfers anders geregelt<br />
werden müssen und nicht länger nur auf<br />
Antrag gewährt werden. Ingrid Weber<br />
Trotz leerer<br />
Kassen mutig<br />
gegen <strong>Gewalt</strong><br />
in der Schule<br />
angehen<br />
Pax, das lateinische Wort für<br />
Frieden, kombinierten engagierte<br />
Pädagogen in Berlin zu einem<br />
griffigen Namen ihrer Arbeitsgruppe:<br />
nennt sich die<br />
AG <strong>Gewalt</strong>freie Schulkultur im<br />
Landesinstitut für Schule und<br />
Medien (LISUM). Kernprojekt<br />
der Arbeitsgruppe ist die Mediation<br />
mit Konfliktlotsen, die ihr<br />
Ehrenmitglied Ortrud Hagedorn<br />
begründet hat.<br />
chon früh arbeitete mit dem<br />
WEISSEN RING Berlin zusammen, um<br />
möglichst viele der rund 1000 Schulen in der<br />
Hauptstadt für den Einsatz von Schülern als<br />
Streitschlichter zu gewinnen. Aufgrund der<br />
jahrelangen guten Zusammenarbeit mit dem<br />
WEISSEN RING, mit der Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />
Sabine Hartwig und der Landesbüro-Mitarbeiterin<br />
Tina Wiedenhoff sowie der finanziellen<br />
Unterstützung im Rahmen eines Modellprojektes<br />
erklärte schließlich ihre<br />
Mitgliedschaft im WEISSEN RING. Dies<br />
auch, weil „wir die großartige Tätigkeit der<br />
Opferhilfe honorieren wollten.“<br />
4600 Schüler wurden bisher an etwa 300<br />
Schulen als Konfliktlotsen ausgebildet, <strong>vor</strong><br />
allem an Gesamt- und Hauptschulen. Zu den<br />
weiteren Schwerpunkten bei zählen<br />
die Fortbildung von Lehrern und Erziehern in<br />
den Bereichen <strong>Gewalt</strong>prävention, Intervention<br />
und Zivilcourage, Deeskalation und Täter-<br />
Opfer-Ausgleich in der Schule. Daneben wird<br />
zudem Praxisbegleitung und Supervision<br />
angeboten. Das Arbeiten für gewaltfreie Schulen<br />
wird schwieriger, weil die Sparbemühungen<br />
der öffentlichen Hand auch die Bildungseinrichtungen<br />
bedrängen: Es fehlen nicht nur<br />
Lehrer und Erzieher an den Schulen, sondern<br />
auch räumlich wird es enger, berichten Hannah<br />
Wennekers und Birthe Rasmussen-Bonne<br />
von . So ist in Berlin seit 2005 der<br />
gesamte Hortbereich den Grundschulen – die,<br />
anders als in den meisten Bundesländern, die<br />
ersten sechs Schuljahre umfassen – zugeord-<br />
net. An sehr vielen Grundschulen nimmt die<br />
Anzahl der Hortkinder massiv zu. Deshalb<br />
werden häufig Klassenräume als Hort eingerichtet,<br />
die zum Teil am Vormittag dem Unterricht<br />
dienen. Die Schulen klagen, dass<br />
dadurch Unruhe und Konfliktbereitschaft<br />
unter den Schülern deutlich zugenommen<br />
haben. „Das führt zur Verschlechterung des<br />
Schulklimas. Sparen produziert <strong>Gewalt</strong>“, stellen<br />
die Pädagoginnen fest. Die beiden arbeiten<br />
zudem in Spezialgebieten. Rasmussen-Bonne<br />
zum Beispiel entwickelte Elternkurse nach<br />
dem australischen Programm Triple P, ein<br />
Ansatz, aber noch viel zu wenig verbreitet.<br />
Wichtig ist ihr <strong>vor</strong> allem, dass Eltern nicht das<br />
Gefühl vermittelt wird, einen Makel zu haben,<br />
sondern erfahren, dass sie Lösungen für<br />
bestimmte Fragestellungen finden.<br />
Wennekers hat eine weitere Idee von<br />
Ortrud Hagedorn in die Praxis umgesetzt:<br />
„Trenner und Tröster“ in der Grundschule.<br />
Ausgehend von der Frage: Was braucht ein<br />
Kind, das ein Kümmernis hat?, wird in der<br />
Klasse morgens ein Kind aus denen, die sich<br />
freiwillig melden, als Tröster bestimmt und<br />
mit einer großen Plakette kenntlich gemacht.<br />
Der Tröster oder die Trösterin achtet auf<br />
bekümmerte <strong>Kinder</strong> und bietet Trost und<br />
Unterstützung an. Gewählt wird auch ein<br />
Trenner, für Streitfälle. Flammt irgendwo in<br />
der Klasse ein Zwist auf, dann rufen die Mitschüler<br />
„Trenner und Tröster bitte kommen!“<br />
Dann walten die beiden ihres Amtes, beenden<br />
die Auseinandersetzung und lassen die Streitenden<br />
nacheinander möglichst sachlich und<br />
ohne Wertung erzählen, wiederholen die Aussagen<br />
in eigenen Worten. So wird dem Angreifer<br />
deutlich gemacht, wie sich das angegriffene<br />
Kind fühlt, dem Angegriffenen, wodurch<br />
12 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 13<br />
S<br />
Arbeiten eng zusammen:<br />
Sabine Hartwig (l.) und<br />
Hannah Wennekers<br />
der Streit womöglich entstanden sein könnte.<br />
Die Entwicklung der <strong>Kinder</strong> ist enorm: „Sie<br />
erfahren dadurch einen frappierenden Sprachzuwachs,<br />
das gilt auch für Migrantenkinder“,<br />
erzählt Wennekers. Als Sonderpädagogin<br />
weiß sie auch, dass entwicklungsverzögerte<br />
<strong>Kinder</strong> mehr Konflikte erleben als <strong>Kinder</strong> mit<br />
der Funktion aller Sinne. Gehörlose etwa, die<br />
nicht bemerken, dass und von wo jemand auf<br />
sie zukommt, fühlen sich so überrascht, dass<br />
sie losschlagen. Im September hat sie die erste<br />
„<strong>Gewalt</strong>prävention für Gehörlose“ in Berlin<br />
organisiert, finanziell unterstützt von der WR-<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzenden Sabine Hartwig.<br />
Manchmal fragen sich Rasmussen-Bonne<br />
und Wennekers, die nur noch einige Jahre<br />
bis zur Pensionierung im Amt sind, wie sich<br />
die gewaltfreie Schulkultur angesichts der<br />
schwierigen Bedingungen durch leere Kassen<br />
und große Klassen mit immenser Vielsprachigkeit<br />
weiter entwickeln kann. Für sie ist<br />
klar, dass Pädagogen früh eingreifen müssen,<br />
schon auf chauvinistische Ausfälle, die handfeste<br />
Beleidigungen sind. Sie machen den jungen<br />
Machos ganz klar: Das ist eine Straftat.<br />
Dafür kannst Du belangt werden. „Das darf<br />
man nicht bagatellisieren“, sagen sie.<br />
Ingrid Weber<br />
Mehr Informationen ...<br />
Mehr Informationen zu >pax an!< unter<br />
http://bebis.cidsnet.de/faecher/feld/paxan/,<br />
zum Elternprogramm unter der E-Mail-<br />
Adresse birabo@t-online.de und zum Streitschlichterprogramm<br />
Mediate des WEISSEN<br />
RINGS unter www.weisser-ring.de<br />
Foto: Ingrid Weber
Opferhilfe<br />
SO HILFT DER WEISSE RING<br />
Vater tötet Kind<br />
durch Schütteln:<br />
Hirnlähmung<br />
Nur ein bisschen ausspannen,<br />
das hatte sich Tina R. <strong>vor</strong>genommen,<br />
als sie ihr Baby beim Vater<br />
ließ. Der inzwischen von ihr<br />
getrennt lebende Mann wollte ein<br />
Wochenende lang auf seine vier<br />
Monate alte Tochter aufpassen.<br />
D<br />
och aus den erholsamen Tagen wurde<br />
nichts. Der Aufenthalt beim Kindsvater<br />
entwickelte sich zur Tragödie, die Tina R. ihr<br />
ganzes Leben lang nicht vergessen wird. Denn<br />
Anja, ihr Baby, starb nach dramatischen Stunden<br />
in einer Notfallklinik.<br />
„Das ist die schlimmste Erfahrung, die<br />
man machen kann“, sagt Tina R. In ihren<br />
Augen schimmern Tränen, und ihre Stimme<br />
stockt, wenn die Erinnerungen kommen. Als<br />
die Mutter ihre Tochter zum Exfreund bringt,<br />
bleibt sie noch einen Tag, damit sich das Kind<br />
<strong>besser</strong> eingewöhnt. Die Eltern telefonieren<br />
später miteinander. Das Kind sei unruhig, sagt<br />
der Vater. „Es war sicher ungewohnt für Anja,<br />
allein bei ihrem Vater zu bleiben“, meint Tina<br />
R. Aber Grund zur Sorge sah die junge Frau<br />
zunächst nicht, sie vertraute dem Vater voll<br />
und ganz.<br />
Den nächsten Anruf erhält Tina R. jedoch<br />
aus der Notfallklinik. „Anja hat sich irgendwie<br />
komisch verhalten, nicht mehr richtig geatmet“,<br />
informiert sie der Exfreund nur knapp.<br />
Sie sagt: „Ich habe überhaupt nicht verstanden,<br />
was passiert ist, das Gespräch war so<br />
schnell beendet.“ Die junge Mutter ist unruhig,<br />
ruft eine Freundin an, die sie in die Klinik<br />
bringt.<br />
Dort wird Tina R. mit dem Schlimmsten<br />
konfrontiert, was einer Mutter widerfahren<br />
kann. Die Ärzte hatten ihre kleine Tochter eine<br />
dreiviertel Stunde lang reanimiert und alles<br />
getan, damit die Kleine wieder atmet. Aber die<br />
Mediziner verlieren den Kampf. Das vier<br />
Monate alte Baby stirbt infolge einer schweren<br />
Hirnverletzung.<br />
Der Vater kann sich den Tod seiner Tochter<br />
nicht erklären. Er habe nur mit ihr gespielt,<br />
versichert er immer wieder. „Ich konnte mir<br />
auch nicht <strong>vor</strong>stellen, dass er der Kleinen<br />
<strong>Gewalt</strong> angetan hatte“, meint die Mutter. Er<br />
14 WEISSER RING 1/07<br />
Foto: Martina Schäfer<br />
sei ein ruhiger Typ gewesen, der nicht zu<br />
<strong>Gewalt</strong>ausbrüchen neigte. Tina R. ist völlig<br />
verzweifelt, denn die Ärzte können zunächst<br />
keine genaue Ursache feststellen. „Ich habe<br />
selbst Medizinbücher gewälzt“, erzählt sie.<br />
Dem Exfreund glaubt sie seine Beteuerungen,<br />
er habe dem Kind keine <strong>Gewalt</strong> angetan.<br />
Das Mädchen, so erzählt er, sei völlig in Ordnung<br />
gewesen, bis es sich merkwürdig verhalten<br />
habe und plötzlich Atmungsprobleme aufgetreten<br />
seien. Doch der Mann verstrickt sich<br />
zunehmend in Widersprüche. Die Ergebnisse<br />
der Rechtsmedizin sind eindeutig. Die kleine<br />
Anja starb an einer Hirnlähmung infolge eines<br />
Schütteltraumas. Der Vater wird angeklagt.<br />
„Dazu ist doch kein<br />
normaler Mensch fähig“<br />
Tina R. ist am Boden zerstört. „Ich brauchte<br />
eine Weile, um mit der Situation fertig zu werden“,<br />
berichtet sie. „Ich habe das einfach nicht<br />
glauben können, dass mein Exfreund meine<br />
Kleine getötet hat. Dazu ist doch kein normaler<br />
Mensch fähig.“<br />
Unterstützung findet die junge Frau beim<br />
WEISSEN RING. Rechtsanwalt Dr. Bernhard<br />
Weiner, WR-Landes<strong>vor</strong>sitzender in Niedersachsen,<br />
nimmt sich des Falles an und steht<br />
Tina R. zur Seite. „Ich habe mich gleich gut<br />
aufgehoben gefühlt, Dr. Weiner ist ein guter<br />
Zuhörer und hat mich über alles informiert“,<br />
lobt Tina R. ihren Rechtsbeistand.<br />
Vor Gericht tritt die junge Frau als<br />
Nebenklägerin auf. Sie will im Wege eines<br />
Adhäsionsverfahrens auch ihre Schadensansprüche<br />
im Strafverfahren geltend machen.<br />
„Ich weiß, dass kein Geld der Welt meine<br />
Tochter wieder lebendig machen kann“, sagt<br />
Tina R. Aber, und da wird sie von ihrem<br />
Anwalt unterstützt, es könne nicht angehen,<br />
dass sich der Täter der kompletten Verantwortung<br />
entziehe. „Ich will mich nicht bereichern,<br />
aber mein Exfreund soll spüren, wie sehr er<br />
mir Schmerzen zugefügt hat.“<br />
In dem Strafprozess <strong>vor</strong> dem Landgericht<br />
wird der Vater wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.<br />
Ein <strong>vor</strong>sätzliches Handeln sei dem<br />
Angeklagten nicht nachzuweisen, so die<br />
Ansicht des Gerichtes.<br />
Damit läuft das zivilrechtliche Verfahren<br />
nicht im Sinne der Nebenklägerin, die 5000<br />
Euro Schmerzensgeld gefordert hatte. Den<br />
Streitwert setzt das Gericht aber auf 1000<br />
Euro fest, der Angeklagte muss lediglich 500<br />
Euro zahlen, und Tina R. bekommt auch noch<br />
die Kosten des Verfahrens aufgebürdet.<br />
Rechtsanwalt Dr. Weiner findet deutliche<br />
Worte: „Das Urteil des Gerichtes ist falsch und<br />
Rechtsanwalt<br />
Dr. Weiner<br />
im Gespräch<br />
mit der Mutter<br />
der getöteten<br />
Anja<br />
bedeutet einen Schlag ins Gesicht des Opfers“.<br />
Gegen den Verlauf des Strafprozesses gebe es<br />
keine Vorbehalte, sehr wohl aber gegen den<br />
zivilrechtlichen Fall.<br />
„Obwohl der Mann verurteilt ist, soll die<br />
Mutter alle Kosten übernehmen. Da hat das<br />
Gericht versäumt, angemessen zu reagieren.“<br />
Der Rechtsanwalt legte Rechtsmittel gegen<br />
das Urteil ein, mit dem Ziel, dass noch einmal<br />
über den zivilrechtlichen Teil neu verhandelt<br />
wird. Das Gericht, so lautet die Argumentation<br />
des Anwalts, habe ein Grundurteil gefällt und<br />
zwar ohne einen Hinweis darauf zu geben,<br />
dass die zu erwartende Höhe des Schmerzensgeldes<br />
deutlich unter dem Antrag der<br />
Nebenklägerin liegt. Martina Schäfer<br />
Kontrollsüchtiger<br />
Ehemann treibt<br />
Frau in den Ruin<br />
Die Geschichte der Birgit M.<br />
klingt unglaublich und sie<br />
scheint mit gängigen Rechtsauffassungen<br />
nicht vereinbar<br />
zu sein. Dabei wirkte <strong>vor</strong><br />
ein paar Jahren noch alles<br />
perfekt.<br />
S<br />
ie hatte einen beliebten Mann, zwei nette<br />
<strong>Kinder</strong> und einen erfüllenden Job als<br />
<strong>Kinder</strong>garten-Leiterin. Ihr gehörte ein neues<br />
Haus und die komplette Ausstattung. Doch sie<br />
kann in dem Haus nicht wohnen und ihren<br />
Besitz nicht nutzen, hatte einen Nervenzusammenbruch<br />
und steht <strong>vor</strong> der Insolvenz. Schuld<br />
daran ist ihr Mann.<br />
Nach der Hochzeit fühlte sie sich glücklich:<br />
Er war fürsorglich und charmant, ständig<br />
bekam sie Blumen. Dass der selbstständige<br />
Architekt, der viel unterwegs war, bis zu<br />
20 mal am Tag anrief, störte sie nicht. Doch<br />
nachdem sie nach dem Erziehungsurlaub wieder<br />
arbeiten ging und die Familie von den<br />
Eltern weg in das neugebaute Haus zog,<br />
glaubte er, sie nicht mehr unter Kontrolle zu<br />
haben. Sein Verhalten wurde zur Tyrannei –<br />
sobald er sie demütigen konnte und sie verzweifelt<br />
wirkte, begannen seine Augen zu<br />
leuchten. Er kontrollierte sie ständig, nach<br />
Dienstschluss hatte sie sofort zu Hause zu<br />
sein, nicht mal zum Einkaufen ließ er ihr Zeit.<br />
Nach Treffen mit Freunden gab es stundenlangen<br />
Streit, weil er <strong>vor</strong>schreiben wollte, was sie<br />
sagte, und schließlich verfolgte er sie sogar im<br />
Haus auf Schritt und Tritt.<br />
Das Arbeiten wurde durch seine ständigen<br />
Anrufe immer schwerer, und als er auch noch<br />
ihr Handy und ihre Telefonrechnung überwachte,<br />
steigerte sich ihre Angst. Dafür sorgten<br />
außerdem seine ständigen Hinweise, dass<br />
er sehr christlich sei und sie seine Ehefrau<br />
bleibe, bis dass der Tod sie scheide.<br />
Gleichzeitig mimte er den liebevollen<br />
Ehemann, der ihr Kaffee ans Bett brachte und<br />
sie beschenkte. „Ich tue alles für euch, das<br />
macht kein Mann sonst“, war sein Standardsatz.<br />
Nach außen prahlte er ebenfalls mit seiner<br />
Fürsorge, und so bekam niemand etwas<br />
von seiner Eifersucht mit. Im Gegenteil: Den<br />
als Selbstdarsteller geübten Mann fanden alle<br />
sympathisch. Deshalb konnte sich Birgit M.<br />
niemandem anvertrauen, sie nahm an, dass ihr<br />
keiner glauben würde. Sie hatte sich manchmal<br />
sogar gewünscht, dass er mal zuschlägt,<br />
um einen Beweis für seinen Terror zu haben.<br />
Die 37-Jährige versteht bis heute nicht,<br />
warum sie sich so lange quälen ließ: „Ich bin<br />
eigentlich eine resolute Frau“, sagt sie. Aber<br />
sie dachte an die <strong>Kinder</strong> und die Schulden, an<br />
den Beruf bei der Kirche, den sie als Geschiedene<br />
verlieren könnte. Also ließ sie sich<br />
immer mehr isolieren. Bald fühlte sie sich psychisch<br />
am Ende, konnte nichts mehr essen,<br />
hatte schlaflose Nächte. Außerdem musste sie<br />
feststellen, dass er mit einer ergaunerten<br />
Unterschrift ihren Bausparvertrag geräubert<br />
hatte, um seine Firma zu sanieren. Auf ihre<br />
Beschwerden reagierte er mit Drohungen, und<br />
sie bekam Todesangst. „Ich dachte, der bringt<br />
uns alle um“, erinnert sie sich.<br />
Nach einem Nervenzusammenbruch<br />
nahm Birgit M. schließlich alle Kraft zusammen<br />
und floh zu ihren Eltern – ausgestattet nur<br />
mit dem, was sie am Leibe trug. Dabei ist der<br />
Hausstand ihr Eigentum: „Er hat nicht einen<br />
Teller mit gebracht“, sagt sie. Auch das Haus<br />
lief auf ihren Namen. Trotzdem durfte er laut<br />
Gerichtsbeschluss mietfrei darin leben, und sie<br />
musste alle Kosten wie Kredit, Steuer und<br />
Müllabfuhr zahlen sowie seine Schulden tilgen.<br />
Sie hätte nach ihrem Auszug sofort klagen<br />
müssen, so das Argument der Richterin.<br />
Aber damals war die Gepeinigte mit den Nerven<br />
am Ende gewesen und völlig gelähmt.<br />
Unterhalt für die <strong>Kinder</strong> zahlte ihr Mann auch<br />
nicht. Den Terror durch Anrufe bei Tag und<br />
Nacht setzte er munter fort. Das Klingeln<br />
eines Telefons ließ Birgit M. am ganzen Körper<br />
zittern und sogar bei Anrufen im Fernsehen<br />
bekam sie Herzrasen. Anzeigen bei der<br />
Der Ehemann verfolgt<br />
und quält Birgit M.<br />
Polizei blieben erfolglos, da er sie nicht körperlich<br />
quälte, und auch sonst fühlte sie sich<br />
völlig allein gelassen.<br />
Mittlerweile lebt Birgit M. mit ihren <strong>Kinder</strong>n<br />
im fünften Jahr ohne ihren Besitz auf 70<br />
Quadratmetern, während es sich ihr Mann auf<br />
230 Quadratmetern gut gehen ließ. Zwar hat<br />
sie jetzt in einem Vergleich erreicht, dass sie<br />
ihre Sachen holen darf, aber er lässt alle Termine<br />
platzen. Sie hat nicht einmal eine<br />
Waschmaschine, „ohne meine Eltern käme<br />
ich gar nicht klar“, sagt die 37-Jährige. Ihr<br />
Mann, der einen Offenbarungseid abgelegt<br />
und sogar die <strong>Kinder</strong>-Sparbücher leer geräumt<br />
hat, fordert Unterhalt von ihr – sie vermutet,<br />
dass er sein Leben mit Schwarzgeld<br />
finanziert. Die Scheidung zögert er hinaus,<br />
indem er Unterlagen verweigert. Inzwischen<br />
ist das Haus versteigert und sie muss vermutlich<br />
Insolvenz anmelden. Birgit M.: „Er ruiniert<br />
mein ganzes Leben – genau wie er es<br />
immer angedroht hat.“ Einen Ausweg weiß<br />
sie nicht. Susanne Sobko<br />
Hilfe vom Weissen <strong>Ring</strong><br />
An den WEISSEN RING hat sich Birgit M.<br />
erst spät gewendet, weil sie glaubte, nur<br />
<strong>Gewalt</strong>opfer werden betreut. Der Kontakt<br />
zur Außenstelle war ihr erster Lichtblick.<br />
Sie ist sehr dankbar für die vielfältige<br />
Hilfe, beispielsweise beim Organisieren<br />
und Finanzieren von Umzug und Kur oder<br />
beim Verhandeln mit Krankenkasse und<br />
Anwalt. „Ich hatte dazu keine Kraft mehr“,<br />
erinnert sie sich. Besonders lobt sie „die<br />
ständige menschliche Hilfe“ – es war ihr<br />
am Wichtigsten, „dass einem endlich mal<br />
jemand zuhört“.<br />
WEISSER RING 1/07<br />
15<br />
Foto: Feldmann
30 Jahre WR<br />
UNSERE EHRENAMTLICHEN<br />
Anderen zu<br />
helfen kann<br />
richtig glücklich<br />
machen<br />
Sein Mitgliedsausweis weist<br />
Volker Pfitzner noch als DDR-<br />
Bürger aus. In diesem Jahr feierte<br />
er als Außenstellenleiter mit<br />
seinem achtköpfigen Team das<br />
15-jährige Bestehen der Außenstelle<br />
Torgau-Oschatz.<br />
I<br />
ch hatte das Glück, 1990 mit einer Delegation<br />
der Stadt Torgau in die Partnerstadt<br />
Sindelfingen zu fahren“, erinnert sich der 50-<br />
Jährige. Dort führte der Kriminalkommissar<br />
Gespräche mit Kollegen und hörte die<br />
Geschichte eines vergewaltigten Opfers, dem<br />
der WEISSE RING geholfen hatte. Diese bis<br />
dahin un<strong>vor</strong>stellbare Hilfe für ein Verbrechensopfer<br />
beeindruckte Pfitzner so, dass er<br />
gleich nach seiner Rückkehr in der Bundesgeschäftsstelle<br />
in Mainz anrief, um sich weiter<br />
zu informieren und seine Mitgliedschaft zu<br />
erklären – als einer der ersten DDR-Bürger<br />
überhaupt. Sein Mitgliedsausweis datiert vom<br />
1. September 1990, erst seit dem 3. Oktober<br />
1990 gehört auch Sachsen zur Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Wenig später traf sich eine Handvoll interessierter<br />
Mitglieder zu Gesprächen in Berlin,<br />
dann wurde der Aufbau des Vereins in den<br />
neuen Ländern angegangen. Pfitzner arbeitete<br />
in Sachsen mit der damaligen Landesbüroleiterin<br />
Ingrid Heering daran, Mitglieder und<br />
Mitarbeiter zu werben und Außenstellen einzurichten.<br />
Das erste Opfer, das Pfitzner betreute,<br />
noch ehe er eingehend geschult war, wohnte<br />
200 Kilometer entfernt. Der Mann war durch<br />
einen Stich in den Rücken verletzt worden und<br />
querschnittgelähmt. Das Verbrechen passierte,<br />
nachdem Bundesinnenminister Wolfgang<br />
Schäuble ebenfalls ein solches Attentat überlebt<br />
hatte. Das Opfer aus Sachsen schrieb in<br />
seiner Verzweiflung einen Brief an Schäuble,<br />
der ihn in seiner Antwort auf die Hilfsangebote<br />
des WEISSEN RINGS hinwies. Gemeinsam<br />
mit einer Mitarbeiterin, die im sozialen<br />
Bereich arbeitete und wusste, welche Hilfsmittel<br />
das Opfer benötigte, sorgte Pfitzner<br />
dafür, dass dem Mann geholfen wurde. Das<br />
war auch nötig. Denn das Opfer war zu DDR-<br />
Zeiten als Regimegegner geführt worden und<br />
in der Übergangszeit wurden ihm Hilfsmittel<br />
von staatlicher Seite durch noch existierende<br />
alte Seilschaften versagt. „Erst mit Hilfe des<br />
WEISSEN RINGS und einem Anwalt aus<br />
Mainz gab es Hilfe für den Mann“, erinnert<br />
sich Pfitzner. Nicht nur, dass er sich freute<br />
über das, was erreicht werden kann. Er merkte<br />
sehr bald, dass die Kälte der Gesellschaft<br />
zunahm und dass Kriminalitätsopfer dringend<br />
jemanden brauchen, der sich für sie einsetzt.<br />
Dass die Opfer diesen Einsatz zu schätzen<br />
wissen, zeigen die vielen Schreiben, mit denen<br />
sie ihren Dank ausdrücken.<br />
Beruflich ist Pfitzner seit der Wende im<br />
Bereich Vorbeugung tätig. Im <strong>vor</strong>igen Jahr<br />
ernannte ihn der Polizeipräsident für Westsachsen<br />
zum ersten Opferschutzbeauftragten<br />
im Land, noch ehe die Vorschrift dazu überhaupt<br />
erlassen war. Und so gibt es im Bereich<br />
Volker Pfitzner war<br />
schon zu DDR-Zeiten<br />
Mitglied geworden<br />
der Außenstellen nun ein Netzwerk für<br />
Prävention und Opferhilfe, in dem der WEIS-<br />
SE RING eine wichtige Rolle spielt. Seine<br />
eigene Arbeit als Außenstellenleiter – und seit<br />
einigen Jahren auch als Stellvertretender Landes<strong>vor</strong>sitzender<br />
– bedeutet ihm viel: „Das sind<br />
nun schon 16 Jahre, aber ich habe noch keine<br />
Sekunde bereut“, erzählt der Vater einer<br />
erwachsenen Tochter.<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
In seiner Freizeit steht der Sport im Mittelpunkt.<br />
Früher war er in der Fecht-Nationalmannschaft.<br />
Heute geht er joggen oder fährt<br />
Rennrad. Der Höhepunkt ist jedes Jahr die<br />
Teilnahme am „Großglockner Cup“ in Österreich.<br />
Am ersten Juniwochenende quälen sich<br />
3000 Radsportler den zwölf Kilometer langen<br />
Aufstieg hinauf. Ein großes Erlebnis. „Ohne<br />
Sport könnte ich nicht leben“, sagt Pfitzner.<br />
„Der Sport hilft bei der Bewältigung und beim<br />
Abbau von Stress. Ich fühle mich unwohl,<br />
wenn ich länger nichts getan habe“, sagt er.<br />
So wichtig wie der Sport ist es aber auch,<br />
zu erfahren, wie gut die Hilfe ankommt, die<br />
man leistet. Bei der Veranstaltung zum 15jährigen<br />
Bestehen der Außenstelle und zum<br />
30-Jährigen des Vereins stand plötzlich eine<br />
junge Frau auf und ging ans Rednerpult. Da<br />
erst erkannte Pfitzner sie: Sie war <strong>vor</strong> Jahren<br />
betreut worden nach einer Vergewaltigung<br />
und hatte in der Zeitung von der be<strong>vor</strong>stehen-<br />
30 Jahre WEISSER RING<br />
30 Jahre wird der WEISSE RING in diesem<br />
Jahr. Das sind 30 Jahre zum Wohle der<br />
Opfer von Kriminalität und <strong>Gewalt</strong>.<br />
Beharrlich hat der Verein in diesen drei Jahrzehnten<br />
für <strong>besser</strong>e Gesetzgebung gekämpft,<br />
um die Situation der Opfer zu erleichtern<br />
– und dies mit großem Erfolg.<br />
Die Betreuung der Opfer leisten die ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
die im direkten Gespräch und in der Begleitung<br />
den einzelnen Betroffenen zur Seite<br />
stehen.<br />
Im Jubiläumsjahr stellen wir Ihnen einige<br />
von ihnen <strong>vor</strong>.<br />
den Feierstunde gelesen. Sie hielt es für wichtig,<br />
zu sagen, was der WEISSE RING für sie<br />
getan hatte. Sie erzählte vom Umgang der<br />
Behörden mit ihr, dem Opfer, von der Kühle,<br />
die ihr die Gesellschaft entgegen brachte und<br />
sagte: Ohne den WEISSEN RING hätte ich<br />
nicht ins Leben zurück gefunden.<br />
Für die ehrenamtlich tätigen Helferinnen<br />
und Helfer eine ganz besondere Würdigung.<br />
Außenstellenleiter Pfitzner zitiert in dem<br />
Zusammenhang ein Wort von Alexander<br />
Dumas, das ihm als Wahlspruch gilt: Glücklicher<br />
als glücklich ist der, der andere glücklich<br />
macht. j<br />
Schutz und Hilfe für Opfer:<br />
Heute so wichtig wie damals<br />
as Parlament und die Bundesregierung<br />
stehen an der Seite des WEISSEN<br />
RINGS“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
zum 30-jährigen Bestehen des Vereins. Im<br />
Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages<br />
unterstrich die Bundeskanzlerin mit ihrer Festansprache<br />
die Bedeutung des WEISSEN<br />
RINGS als größter Opferschutz-Organisation<br />
in Deutschland.<br />
Die Wertschätzung des WEISSEN RINGS<br />
zeigten auch die hochrangigen Gäste der Festversammlung,<br />
von Bundestagsvizepräsidentin<br />
Petra Pau und Bundsjustizministerin Brigitte<br />
Zypries über zahlreiche Abgeordnete des<br />
Deutschen Bundestages, unter ihnen der ehemalige<br />
Innenminister Otto Schily, der CDU-<br />
Fraktions<strong>vor</strong>sitzende Volker Kauder sowie der<br />
Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-<br />
Fraktion im Bundestag, Jörg van Essen, Hamburgs<br />
Innensenator Udo Nagel und Berlins<br />
Justiz-Staatssekretär Christoph Flügge, Botschafter<br />
und Diplomaten, Repräsentanten von<br />
Bundes- und Landesbehörden, insbesondere<br />
der Polizei und der Justiz sowie der Versor-<br />
gungsverwaltung und auch die „Botschafter“<br />
des WEISEN RINGS wie Fernsehmoderatorin<br />
Baronin Birgit von Derschau und die Schauspielerinnen<br />
Ute Freudenberg und Petra<br />
Kleinert. Unter den rund 850 Gästen waren<br />
zudem die Gründungsmitglieder des Vereins,<br />
die ihm noch heute verbunden sind und für<br />
WR-Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />
ihre Weitsicht und ihre Leistungen über viele<br />
Jahre hinweg im Dienste der Opfer mit der<br />
Ehrenmitgliedschaft des Vereins ausgezeichnet<br />
wurden.<br />
„Wir freuen uns darüber, was in diesen<br />
30 Jahren seit der Gründung des Vereins für<br />
die Opfer von Kriminalität erreicht wurde, an<br />
Ver<strong>besser</strong>ungen der Rechtslage und der<br />
Praxis, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
der Opferbelange durch Politik und<br />
Medien. Der WEISSE RING hat daran<br />
einen großen Anteil“, stellte Prof. Dr. Reinhard<br />
Böttcher, Bundes<strong>vor</strong>sitzender des Vereins,<br />
heraus.<br />
Doch das ist nur die eine Seite der Erfolgsgeschichte.<br />
Ungezählte Zeit haben die<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter des WEISSEN<br />
RINGS in den drei Jahrzehnten auf die Beratung<br />
und Betreuung von Kriminalitätsopfern<br />
verwandt, fast 100 Millionen Euro wurden für<br />
materielle Leistungen an Opfer ausgegeben,<br />
berichtete der Vorsitzende. Lesen Sie auf den<br />
folgenden Seiten die leicht gekürzte Festansprache<br />
der Bundeskanzlerin. c<br />
16 WEISSER RING 1/07 30 Jahre WEISSER RING I<br />
D<br />
Blick auf<br />
30 Jahre<br />
OPFERHILFE<br />
Fotos: photo-event.biz
Schutz und Hilfe für Opfer<br />
CHRONIK<br />
Fotos (3): photo-event.biz<br />
30 Jahre WEISSER RING:<br />
Wir helfen Kriminalitätsopfern.<br />
Stichworte zur Entwicklung des<br />
gemeinnützigen Vereins<br />
September 1976 Mainz<br />
Geburtsstunde des Vereins: Eintragung ins<br />
Vereinsregister am 24.9.1976.<br />
Juni 1977 Frankfurt/M.<br />
17 Gründungsmitglieder stellen Satzungsziele<br />
erstmals der Öffentlichkeit <strong>vor</strong>. Die praktische<br />
Opferarbeit hat begonnen.<br />
Dezember 1977 Berlin<br />
Erste Außenstelle des WEISSEN RINGS eingerichtet.<br />
Februar 1978 Mainz<br />
Der WEISSE RING gibt sich ein Sprachrohr.<br />
Erste Ausgabe der Mitgliederzeitschrift erscheint.<br />
Februar 1978 Wien<br />
In Österreich gründet sich eine gemeinnützige<br />
Gesellschaft für Kriminalitätsopfer. Die rechtlich<br />
eigenständige Schwesterorganisation gibt<br />
sich den Namen WEISSER RING.<br />
Februar 1979 Mainz<br />
Satzungsziel Vorbeugung wird aktiviert: Vorstand<br />
richtet eigenes Referat in der Geschäftsstelle<br />
ein.<br />
Juni 1979 Luxemburg<br />
Die Opferhilfsidee weitet sich aus: WÄISSE<br />
RANK Letzebourg gegründet<br />
Januar 1980 Mainz<br />
Schon über 100 WR-Anlaufstellen für Opfer.<br />
September 1980 München<br />
Sonderprogramm zur Hilfe für die Opfer des<br />
Wiesn-Attentates auf dem Oktoberfest angelaufen.<br />
Mai 1981 Mainz<br />
WEISSER RING startet bundesweite Verbreitung<br />
der Unterrichtsmappe „Jugendkriminalität<br />
– Wir diskutieren“<br />
II<br />
30 JAHRE WEISSER RING<br />
30 Jahre WEISSER RING<br />
Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel mit Siegfried Kauder,<br />
MdB und Mitglied des<br />
Geschäftsführenden Bundes<strong>vor</strong>stands<br />
des WEISSEN<br />
RINGS<br />
I<br />
ch freue mich sehr, heute bei Ihnen zu<br />
sein, wenn Sie auf 30 Jahre WEISSER<br />
RING zurückblicken. Ich gratuliere Ihnen zu<br />
diesem Jubiläum ganz herzlich. Denn 30 Jahre<br />
WEISSER RING bedeuten 30 Jahre bürgerschaftliches<br />
Engagement für Opfer von Kriminalität<br />
und <strong>Gewalt</strong>. Das sind 30 Jahre ganz<br />
konkrete Hilfe von Menschen für Menschen,<br />
die mitten aus einem unbeschwerten Alltag<br />
heraus Opfer von Kriminalität geworden sind.<br />
Wenn ich Ihre Mitgliederzeitschrift lese,<br />
wird einem immer wieder schmerzlich bewusst,<br />
wie schnell leider jeder von uns Opfer<br />
von <strong>Gewalt</strong> werden kann und wie wichtig es<br />
ist, dass es dann konkrete Hilfsangebote gibt.<br />
Deshalb möchte ich auch den Gründern des<br />
Vereins meinen Dank und meine Anerkennung<br />
für ihre bahnbrechende Initiative aussprechen.<br />
Sie haben damit eine Vision von<br />
Mitmenschlichkeit, von Solidarität in unserer<br />
Gesellschaft umgesetzt, und das über Jahrzehnte<br />
hinweg. Deshalb auch mein ganz herzliches<br />
Dankeschön im Namen der Bundesregierung.<br />
Ihrer einzigartigen Arbeit ist es zu verdanken,<br />
dass der WEISSE RING von Mainz<br />
kommend inzwischen fast allen Bürgerinnen<br />
und Bürgern in der Bundesrepublik ein Begriff<br />
ist und auch weit über die Grenzen<br />
Deutschlands hinaus anerkannt und geschätzt<br />
wird. Praktische, konkrete, schnelle und<br />
unbürokratische Hilfe ist Ihr Markenzeichen.<br />
Die besondere Situation von Opfern und deren<br />
Familien ist das, was Sie im Blick haben. Sie<br />
leisten persönlichen Beistand, Beratung und<br />
Begleitung bis hin zu finanzieller Unterstützung<br />
in Notsituationen.<br />
Jeder weiß, dass dies alles ohne die Mitwirkung<br />
von vielen, vielen ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht möglich<br />
wäre. Deshalb richte ich an Sie alle, die<br />
Sie ehrenamtlich im WEISSEN RING mithelfen,<br />
meinen herzlichen Dank, gerade weil Sie<br />
Zeit geben. Zeit ist vielleicht in unserer sich<br />
beschleunigenden Lebenswelt das kostbarste<br />
Gut. Viele unterstützen die Arbeit des WEIS-<br />
SEN RINGS auch finanziell. Deshalb glaube<br />
ich, dass der WEISSE RING beispielhaft für<br />
das steht, was wir zivile Bürgergesellschaft<br />
nennen, in der Menschen bereit sind, über ihr<br />
eigenes Schicksal hinaus sich anderen Menschen<br />
zuzuwenden. Eine solche Bürgergesellschaft<br />
kann nicht verordnet werden. Sie kann<br />
rechtstechnisch nicht befohlen werden, sondern<br />
sie lebt von denen, die sich dafür entscheiden.<br />
Ich glaube, dass ehrenamtliche<br />
Tätigkeiten, die Bereitschaft, sich mit dem<br />
Schicksal anderer zu befassen, etwas mit der<br />
Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft zu tun<br />
haben. Deshalb bin ich heute sehr gerne hierher<br />
gekommen, um mit Ihnen diese Feierstunde<br />
gemeinsam zu verbringen.<br />
Ehrenamtliches Engagement<br />
ist unerlässlich<br />
Es gibt in Deutschland 23 Millionen Menschen,<br />
die ehrenamtlich tätig sind, für die bürgerschaftliches<br />
Engagement Teil ihres Ver-<br />
WR-Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />
dankt der Bundeskanzlerin<br />
für die Festansprache<br />
Bundesjustizministerin Brigitte<br />
Zypries mit Dr. Helgard van<br />
Hüllen, Nachfolgerin von Anneliese<br />
Fischer im Geschäftsführenden<br />
Bundes<strong>vor</strong>stand und Schatzmeister<br />
Franz X. Wanninger<br />
ständnisses unseres gemeinsamen demokratischen<br />
Gemeinwesens ist, die wissen, dass der<br />
Staat vieles regeln muss, aber nicht alles<br />
regeln kann. Er kann nicht alle Ansprüche<br />
befriedigen. Wenn ich das sage, dann sage ich<br />
das nicht, weil ich glaube, dass der Staat aus<br />
der Verantwortung entlassen werden kann.<br />
Aber ich glaube, dass ein überreguliertes<br />
Gemeinwesen nicht den Ansprüchen der Menschen<br />
entspricht und deshalb ehrenamtliches<br />
Engagement unerlässlich ist.<br />
Opfer eines Verbrechens zu werden,<br />
gehört zu den Ängsten jedes Menschen. Insgesamt<br />
können wir verglichen mit anderen Ländern<br />
in der Welt froh darüber sein, in einem<br />
vergleichsweise sicheren Land zu arbeiten und<br />
zu leben. Wir haben eine her<strong>vor</strong>ragende Polizei<br />
in Bund und Ländern. Das alles ist keines-<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
Bundeskanzlerin<br />
Dr. Angela Merkel,<br />
Stellvertretender<br />
WR-Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Dr. Jürgen<br />
Witt, Bundestagsvizepräsidentin<br />
Petra Pau als Gastgeberin<br />
und CDU-<br />
Fraktionschef<br />
Volker Kauder<br />
wegs eine Selbstverständlichkeit. Daher müssen<br />
wir immer wieder wachsam sein und alles<br />
tun, um den Anfängen von Kriminalität einen<br />
Riegel <strong>vor</strong>zuschieben. Deshalb ist die Verstärkung<br />
der Kriminalprävention ein Schwerpunktthema<br />
gerade auch in der Arbeit der<br />
Bundesregierung. Kriminalprävention ist aber<br />
nicht nur eine Aufgabe von Politik und Polizei<br />
in Bund und Ländern, sondern sie richtet sich<br />
wiederum an die gesamte Gesellschaft, an alle<br />
nichtstaatlichen Stellen, an die Wirtschaft, an<br />
die Medien und an jedes einzelne Mitglied<br />
unserer Gesellschaft. Denn wir wissen aus<br />
langjähriger Erfahrung, dass die Sicherheitskräfte<br />
in unserem Land Partner brauchen: Bürgerinnen<br />
und Bürger, die nicht wegschauen,<br />
sondern den Mut haben, sich den Dingen zu<br />
stellen. Denn wenn es dem Einzelnen gleichgültig<br />
ist, ob beim Nachbarn eingebrochen<br />
wird oder auch nur eine frisch getünchte<br />
Hauswand wieder verschmiert wird, dann<br />
müssen auch noch so ehrgeizige Vorsorgeprojekte<br />
scheitern. Der Erfolg der Sicherheitskräfte<br />
hängt auch davon ab, dass es so etwas<br />
wie ein Gemeinschaftsgefühl von Zivilcourage<br />
in unserem Lande gibt.<br />
Entscheidende Weichen werden<br />
in der Kindheit gestellt<br />
Menschlichkeit und Sozialbewusstsein wachsen<br />
letztlich nur im Alltag, in der Familie, im<br />
Freundes- und Bekanntenkreis, in der Schule<br />
und im beruflichen Umfeld. Ich glaube, wir<br />
sind uns in diesem Raum hier alle einig, dass<br />
die entscheidenden Weichen für Menschen<br />
und ihre Fähigkeiten, sich zu engagieren, und<br />
für ihre Entwicklung sozialer Kompetenzen<br />
bereits in der Kindheit gestellt werden – in der<br />
Juni 1982 Mainz<br />
Mitgliederzahl steigt auf 15.000 an.<br />
September 1983 Heidelberg<br />
6. Mitgliederversammlung beschließt spezielle<br />
WR-Jugendmitgliedschaft.<br />
Juni 1984 Mainz<br />
Dreistufiges Seminarprogramm zur Aus- und<br />
Weiterbildung läuft an. Erste mehrtägige Schulung<br />
auf der Schönburg in Oberwesel (Kolpingwerk).<br />
Juni 1984 Zürich<br />
Eine Idee setzt sich durch: WEISSER RING<br />
Schweiz gegründet.<br />
Januar 1985 Mainz<br />
WR-Lernspiel „Vorbeugen und Helfen“ will <strong>Kinder</strong><br />
<strong>vor</strong> kriminellen Gefahren <strong>schützen</strong>.<br />
Juli 1985 Mainz<br />
Gedanke der Opferhilfe findet Eingang in Schulbücher.<br />
WEISSER RING wird um Mitarbeit gebeten.<br />
Januar 1986 Bonn<br />
Eduard Zimmermann übergibt Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl die WR-Dokumentation „Schuldlos<br />
im Abseits“. Die Auswertung von mehr als<br />
3000 Einzelschicksalen gibt einen in der deutschen<br />
Rechtsgeschichte bisher einmaligen<br />
repräsentativen Einblick in die Lebensumstände<br />
der Opfer nach der Tat.<br />
April 1986 Berlin<br />
Bombenanschlag auf die Diskothek „La Belle“<br />
fordert 3 Tote und über 200 zum Teil Schwerverletzte.<br />
Hilfsprogramm des WEISSEN RINGS<br />
läuft unverzüglich an.<br />
August 1986 Mainz<br />
WEISSER RING wird Mitglied im Deutschen<br />
Paritätischen Wohlfahrtsverband.<br />
April 1987 Bonn<br />
Das Opferschutzgesetz tritt in Kraft. Neue Ära<br />
in der Rechtspflege stärkt die Rolle des Opferzeugen<br />
im Strafverfahren.<br />
Juli 1987 Mainz<br />
WEISSER RING verstärkt Rechtsschutz für Kriminalitätsopfer.<br />
WR-Beratungsscheck ermöglicht<br />
kostenlose Erstberatung bei einem frei<br />
gewählten Anwalt.<br />
30 Jahre WEISSER RING<br />
III<br />
CHRONIK
Schutz und Hilfe für Opfer<br />
CHRONIK<br />
IV 30 Jahre WEISSER RING<br />
30 JAHRE WEISSER RING<br />
August 1988 Mainz<br />
WR startet gemeinsam mit der Polizei die bundesweite<br />
Warnschild-Aktion „Stopp dem Diebstahl“.<br />
Juni 1989 Bonn<br />
WEISSER RING informiert Bürger und Politiker<br />
bei Großveranstaltungen zum 40-jährigen<br />
Bestehen der Bundesrepublik Deutschland über<br />
seine Arbeit.<br />
Oktober 1989 Mainz<br />
1. Mainzer Opferforum findet in Fachkreisen<br />
starke Beachtung. Bundesweite Expertentagung<br />
befasst sich mit Fragen der Opferentschädigung<br />
und des Opferschutzes.<br />
Dezember 1989 Budapest<br />
In Ungarn gründet sich unter dem Namen<br />
FEHER GYÜRÜ (WEISSER RING) eine Opferhilfsorganisation.<br />
August 1990 Berlin<br />
Bei einer viel beachteten Pressekonferenz fällt<br />
der Startschuss für die Ausweitung der Opferarbeit<br />
des WEISSEN RINGS auf ganz Deutschland.<br />
Februar 1991 Mainz<br />
Veranstaltungen vom WEISSEN RING zum erstmals<br />
ausgerufenen „Tag der Kriminalitätsopfer“<br />
finden bundesweites Echo.<br />
November 1991 Prag<br />
Jetzt auch in der CSFR Opferhilfsorganisation<br />
unter dem Namen WEISSER RING gegründet.<br />
Januar 1992 Mainz<br />
Schulungs-Programm umfasst inzwischen<br />
30 Seminare zu verschiedenen Schwerpunkten<br />
der Vereinsarbeit.<br />
November 1993 Darmstadt<br />
Wissenschaftliche Studie bestätigt: Schwere<br />
psychische Folgeschäden für Opfer von Wohnungseinbrüchen<br />
blieben viel zu lange unbeachtet.<br />
Februar 1994 Bonn<br />
WR-Fotoausstellung „Der <strong>Gewalt</strong> begegnen“<br />
aus Anlass des „Tags des Kriminalitätsopfers“<br />
zu Gast im Bundeshaus. Bundestagspräsidentin<br />
Rita Süssmuth übernimmt Schirmherrschaft.<br />
Familie, im <strong>Kinder</strong>garten, in der Schule. Deshalb<br />
ist es, wenn wir über Prävention sprechen,<br />
auch so wichtig, dass wir uns gerade der<br />
frühkindlichen Entwicklung mit aller Macht<br />
und mit allem Engagement zuwenden.<br />
Für eine Kultur der Sicherheit trägt also<br />
jeder ein kleines Stück Verantwortung. Jeder<br />
kann mit seinem Tun und seinen Fähigkeiten<br />
auch einen Beitrag zur Vorbeugung von Kriminalität<br />
leisten. Das gilt nicht zuletzt auch für<br />
das Thema extremistisch motivierte <strong>Gewalt</strong>.<br />
Jede verhinderte Straftat ist<br />
etwas ganz, ganz Wichtiges<br />
Der WEISSE RING leistet auf dem Gebiet der<br />
Vorbeugung von Straftaten eine wichtige und<br />
entscheidende Arbeit. Erhebliche Mittel werden<br />
hierzu eingesetzt. Ich halte das auch für<br />
absolut richtig. Jede Straftat, die verhindert<br />
worden ist, ist etwas ganz, ganz Wichtiges. Sie<br />
kann zwar niemals statistisch bewiesen werden,<br />
aber ermöglicht uns, dass wir uns nicht<br />
um ihre Opfer, nicht um ihre Folgen kümmern<br />
müssen.<br />
Ich finde auch, dass die aktive Mitwirkung<br />
des WEISSEN RINGS als Stifter im Deutschen<br />
Forum für Kriminalprävention ein ganz,<br />
ganz wichtiges Zeichen ist. Aus meiner Sicht<br />
sind ebenso die Programme des WEISSEN<br />
RINGS zur Streitschlichtung und Konfliktbewältigung<br />
an Schulen ein ganz wichtiger Baustein<br />
Ihrer Arbeit. Das führt uns wieder auf den<br />
Punkt zurück, dass gerade junge Menschen lernen<br />
können und müssen, wie man Konflikte<br />
nicht eskalieren lässt, sondern friedlich löst.<br />
Weil wir aber auch immer wieder hören, dass<br />
im Umgang mit <strong>Gewalt</strong> unter den Schülerinnen<br />
und Schülern allein innerhalb der Schulen<br />
oft keine Lösung gefunden wird, ist man auch<br />
auf Hilfe von außen angewiesen.<br />
Gründer des WEISSEN<br />
RINGS. (v.r.): Dr. Kurt<br />
Wöhler, Eduard Zimmermann<br />
mit Tochter Sabine,<br />
Dr. Alfred Stümper und<br />
Reglindis Böhm mit Sohn<br />
Peter in Vertretung ihres<br />
verstorbenen Mannes Prof.<br />
Dr. Alexander Böhm<br />
<strong>Gewalt</strong> ist keine Lösung. Das ist Ihr Motto.<br />
Für diese Einsicht kämpfen Sie. Sie ermutigen<br />
junge Menschen in den Schulen, Verantwortung<br />
zu übernehmen und sich dafür einzusetzen,<br />
dass <strong>Gewalt</strong> an ihren Schulen keinen Platz<br />
hat. Wenn man sich einmal damit befasst hat,<br />
wie die Machtmechanismen an Schulen funktionieren,<br />
dann weiß man, dass man die, die<br />
gegen <strong>Gewalt</strong> eintreten, stützen und <strong>schützen</strong><br />
muss, um ihnen hierzu auch die Kraft und das<br />
nötige Selbstbewusstsein zu geben.<br />
Meine Damen und Herren, trotz aller <strong>vor</strong>beugenden<br />
Maßnahmen sind Straftaten nicht<br />
vollständig zu verhindern. Auch das ist die<br />
Realität. Sie sind zum Teil mit erheblichen<br />
körperlichen, seelischen und auch wirtschaftlichen<br />
Folgen für die Opfer verbunden. Ich sage<br />
ganz eindeutig: Jede <strong>Gewalt</strong>tat in Deutschland<br />
ist eine zu viel. Das muss unser gemeinsames<br />
Verständnis sein. Deshalb brauchen wir wirksame<br />
Gesetze, eine effektive und schnelle<br />
Strafverfolgung und einen konsequenten<br />
Umgang mit Straftätern.<br />
Der Leitsatz heißt: Opferschutz<br />
geht <strong>vor</strong> Täterschutz<br />
Wenn es um den konsequenten Umgang mit<br />
Straftätern geht, dann darf uns dabei der<br />
Schutz der Opfer nicht aus dem Sinn gehen.<br />
Opferschutz ist im Zusammenhang mit Straftaten<br />
wichtig. Deshalb muss der Leitsatz auch<br />
Fotos: photo-event.biz<br />
heißen: Opferschutz geht <strong>vor</strong> Täterschutz.<br />
Wenn es um den konsequenten Umgang mit<br />
Straftätern geht, dann darf uns dabei der<br />
Schutz der Opfer nicht aus dem Sinn gehen.<br />
Opferschutz ist im Zusammenhang mit<br />
Straftaten wichtig. Deshalb muss der Leitsatz<br />
auch heißen: Opferschutz geht <strong>vor</strong> Täterschutz.<br />
Daraus ergeben sich natürlich auch<br />
immer wieder komplizierte Diskussionen. Ich<br />
halte die Möglichkeit zur Anordnung einer<br />
nachträglichen Sicherungsverwahrung auch<br />
bei Jugendlichen für gerechtfertigt, die wegen<br />
schwerster <strong>Gewalt</strong>taten verurteilt wurden und<br />
bei denen man eben Zweifel hat, ob sie, wenn<br />
sie wieder frei herumlaufen, nicht wieder zu<br />
<strong>Gewalt</strong>tätern werden. Es ist ein umstrittenes<br />
Thema. Aber ich habe hier eine sehr eindeutige<br />
Position.<br />
Der WEISSE RING hat immer wieder die<br />
rechtspolitische Diskussion gefördert, eingefordert<br />
und <strong>vor</strong>angebracht. Ich glaube, Sie<br />
haben damit in diesen 30 Jahren Ihrer Existenz<br />
auch einen Beitrag zur Fortentwicklung unseres<br />
Rechtsstaats geleistet. Es ist gut zu wissen,<br />
dass Opfer mit dem WEISSEN RING eine<br />
starke Lobby haben.<br />
Meine Damen und Herren, 30 Jahre<br />
WEISSER RING sind auch 30 Jahre Opferentschädigungsgesetz.<br />
Als einer der ersten<br />
Staaten der Welt hat Deutschland 1976 einen<br />
Opferentschädigungsanspruch gesetzlich verankert.<br />
Dieser ist in seinem Umfang im Vergleich<br />
mit ausländischen Regelungen bisher<br />
unübertroffen. Ich glaube, darauf können wir<br />
gemeinsam stolz sein. Ziel ist es, die gesundheitlichen<br />
Schäden und die daraus resultierenden<br />
wirtschaftlichen Folgen von <strong>Gewalt</strong>taten<br />
auszugleichen. Viele von Ihnen werden aus<br />
Ihrer Arbeit wissen, dass das nicht ausreicht.<br />
Aber trotzdem ist es ein Rechtsschutz. Wenn<br />
es dem Staat trotz aller Anstrengungen nicht<br />
gelingt, <strong>Gewalt</strong>taten zu verhindern, so ist dies<br />
ein Signal, dass wir die Sorgen und Nöte der<br />
Opfer ernst nehmen. Das ist der Leitgedanke<br />
des Opferentschädigungsgesetzes. Es wurde<br />
in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt<br />
und an veränderte Gegebenheiten<br />
angepasst.<br />
Das Opferentschädigungsgesetz<br />
ist eine bedeutende<br />
Errungenschaft<br />
Dabei hat der WEISSE RING immer wieder<br />
eine entscheidende Rolle gespielt. Durch Ihre<br />
praktische Erfahrung und durch das, was Sie<br />
in Ihren ehrenamtlichen Arbeiten erleben,<br />
Anneliese Fischer, bisheriges<br />
Mitglied im Geschäftsführenden<br />
Bundes<strong>vor</strong>stand<br />
mit dem Bundestagsabgeordneten<br />
Otto Schily<br />
haben Sie die notwendigen Gesetzesanpassungen<br />
immer mit großer Sachkunde begleitet.<br />
Wir wissen, dass wir nicht immer sofort jeder<br />
Ihrer Erwartungen gerecht werden können.<br />
Aber das Opferentschädigungsgesetz – ich<br />
glaube, das können wir gemeinsam sagen – ist<br />
eine bedeutende rechts- und sozialpolitische<br />
Errungenschaft und soll es auch bleiben.<br />
Rund 850 Gäste<br />
waren zur 30-<br />
Jahr-Feier des<br />
WEISSEN RINGS<br />
gekommen, auch<br />
verdiente Ehrenamtliche<br />
sowie<br />
langjährige Mitglieder.<br />
Die Veranstaltung<br />
fand<br />
zudem ein enormes<br />
Medienecho<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
Oktober 1995 Kassel<br />
WEISSER RING erkämpft weiteren Erfolg für<br />
die Opfer: Bundessozialgericht verpflichtet Versorgungsverwaltung<br />
zur grundsätzlichen Anerkennung<br />
psychischer Folgeschäden nach<br />
Sexualdelikten.<br />
September 1996 Mainz<br />
Präventionskampagne „Kraft gegen <strong>Gewalt</strong> –<br />
Sportler setzen Zeichen“ gestartet. Ziel der<br />
Aktion: „Jugendkriminalität <strong>vor</strong>beugen, Opferschutz<br />
stärken“.<br />
Mai 1997 Mainz<br />
Bei „Wormser Prozessen“ erfolgt Vernehmung<br />
von kindlichen Opferzeugen erstmals per Video-<br />
Technik (Mainzer Modell). WEISSER RING<br />
würdigt mutige Entscheidung der Richter<br />
und Schöffen mit Verleihung seines Ehrenpreises.<br />
Dezember 1997 Mainz<br />
WEISSER RING geht Online: Informationen zu<br />
Opferschutz und Prävention im Internet.<br />
Juli 1998 Bonn<br />
Bundestag verabschiedet Opferanspruchs-<br />
Sicherungsgesetz (OASG). Gesetzliches Forderungspfandrecht<br />
sichert künftig Schmerzensgeld-<br />
und Schadensersatzansprüche der<br />
Opfer bei gewinnbringender Vermarktung von<br />
Täterstories.<br />
August 1998 Bonn<br />
Bundespräsident Roman Herzog empfängt Vorstandsmitglieder<br />
des WEISSEN RINGS zu<br />
einem Informationsgespräch zu den Themen<br />
„Opferschutz“ und „Mangelnde Zivilcourage“.<br />
November 1998 Bonn<br />
Opferanwalt auf Staatskosten gesetzlich verankert:<br />
Langjährige Forderung des WEISSEN<br />
RINGS wird endlich Realität.<br />
März 1999 Mainz<br />
WEISSER RING legt Bilanz der staatlichen<br />
Opferentschädigung <strong>vor</strong>. Beschämendes Fazit:<br />
Nur wenige Opfer erhalten Leistungen nach<br />
dem viel zu wenig bekannten Opferentschädigungsgesetz.<br />
Juni 1999 Mainz<br />
WEISSER RING startet bundesweite Info-Kampagne<br />
„Stoppt das Vogel-Strauß-Syndrom –<br />
Zeigt Zivilcourage“.<br />
30 Jahre WEISSER RING<br />
V<br />
CHRONIK
Schutz und Hilfe für Opfer<br />
CHRONIK<br />
VI 30 Jahre WEISSER RING<br />
30 JAHRE WEISSER RING<br />
März 2000 Bochum<br />
Zum Thema „<strong>Gewalt</strong> an der Schule“ erscheint<br />
in Ergänzung einer wissenschaftlichen Untersuchung<br />
ein aktueller Überblick über die gängigsten<br />
Schulpräventionsprogramme. Verfasser:<br />
der Bochumer Kriminologie-Professor Dr. Hans-<br />
Dieter Schwind.<br />
April 2000 Bielefeld<br />
EMNID-Spendenmonitor bescheinigt WEIS-<br />
SEM RING hohe Anerkennung in der Bevölkerung.<br />
Repräsentative Umfrage ergibt: Der Verein<br />
leistet effektive Arbeit, geht sorgfältig mit<br />
Spenden um, trifft die richtigen Themen, ist<br />
kompetent und modern, arbeitet professionell<br />
und weit blickend.<br />
September 2000 Hannover<br />
WEISSER RING präsentiert sich auf der EXPO<br />
2000. Großes Interesse an WR-Konzept zur<br />
Bekämpfung der Jugendkriminalität.<br />
März 2001 Brüssel<br />
WEISSER RING begrüßt europäische Opferschutzinitiative.<br />
Rat der Europäischen Union<br />
verabschiedet Rahmenbeschluss zur Ver<strong>besser</strong>ung<br />
des Opferschutzes und verpflichtet Mitgliedsstaaten<br />
zum Handeln.<br />
September 2001 Berlin<br />
Bundespräsident Johannes Rau empfängt Vorstand<br />
des WEISSEN RINGS im Schloss Bellevue<br />
und würdigt 25 Jahre Einsatz für Kriminalitätsopfer<br />
als besonderes Beispiel humanitärer<br />
Verantwortung für das Gemeinwesen.<br />
Januar 2002 Berlin<br />
Mit dem auch vom WEISSEN RING lange geforderten<br />
<strong>Gewalt</strong>schutzgesetz wird ein wichtiger<br />
Meilenstein für mehr Opferschutz geschaffen.<br />
Unter der Prämisse „Wer schlägt, der geht“ ist<br />
es jetzt möglich, <strong>Gewalt</strong>täter aus der eigenen<br />
Wohnung zu weisen.<br />
April 2002 Erfurt<br />
Der Rachefeldzug eines ehemaligen Schülers<br />
des Gutenberg-Gymnasiums fordert 17 Menschenleben.<br />
Erschüttert und hilflos erleben<br />
Schüler, Lehrer und Eltern das unfassbare<br />
Geschehen. Der WEISSE RING steht den<br />
Betroffenen des Amoklaufs sofort mit Rat und<br />
Tat zur Seite.<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
Menschliche Wärme kann<br />
der Staat nicht geben<br />
Meine Damen und Herren, finanzielle Unterstützung<br />
ist zwar wichtig, um die wirtschaftlichen<br />
Folgen gesundheitlicher Schäden auszugleichen,<br />
die von <strong>Gewalt</strong>taten herrühren. Aber<br />
wir wissen auch, dass Geld allein keine Wunden<br />
heilen kann. Opfer benötigen in diesen<br />
schwierigen Momenten ihres persönlichen<br />
Lebens <strong>vor</strong> allen Dingen auch menschliche<br />
Zuwendung. Wir wissen auch, dass es nicht<br />
reicht, wenn dies schnell und kurzfristig erfolgt.<br />
Vieles dauert lange und für manche sogar<br />
lebenslang. Die menschliche Begleitung,<br />
menschliche Wärme ist etwas, was der Staat<br />
per se nicht leisten kann. Deshalb ist es so<br />
wichtig, dass es Menschen wie Sie gibt, die<br />
dem WEISSEN RING verbunden sind und die<br />
diese Leistungen erbringen. Sie sind diejenigen,<br />
die anderen Menschen die Hand reichen, wenn<br />
sie Hilfe und Zuwendung brauchen. Ich glaube,<br />
das ist gar nicht hoch genug zu schätzen.<br />
Im Zuge der deutschen Einheit haben Sie<br />
nicht gesagt, dass Sie in den neuen Bundesländern<br />
noch nicht tätig waren. Sie haben sich<br />
stattdessen sofort der Aufgabe gestellt und<br />
haben Außenstellen in den neuen Bundesländern<br />
aufgebaut. Deshalb war die Arbeit im<br />
WEISSEN RING auch eine Möglichkeit, dass<br />
Menschen aus Ost und West in einer gemeinsamen<br />
Aufgabenstellung zueinander gefunden<br />
haben. Deshalb ist der WEISSE RING für<br />
mich, als ich ihn im Zuge der Deutschen Einheit<br />
kennen lernte, auch ein Stück Symbol für<br />
Gemeinschaft, Solidarität und Nächstenliebe<br />
gleichermaßen in Ost und West geworden.<br />
Sie haben in den letzten 30 Jahren immer<br />
wieder gezeigt, dass Ihr Denken davon geprägt<br />
war, was möglich ist. Ich bin überzeugt,<br />
Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel würdigt<br />
die Arbeit des WEISSEN<br />
RINGS<br />
dass diese Tradition, kommend von den Gründervätern<br />
und Gründerpersönlichkeiten des<br />
WEISSEN RINGS, Sie auch in den nächsten<br />
30 Jahren leiten wird. Wir von der Politik können<br />
helfen, Ihnen günstige Rahmenbedingungen<br />
zu setzen. Wir können Ihnen zeigen, dass<br />
wir Organisationen wie den WEISSEN RING<br />
brauchen. Wir wollen das auch tun. Wir sind<br />
auf Ihren Ratschlag, auf Ihre mahnenden<br />
Worte und manchmal sicherlich auch auf<br />
Ihren bohrenden Druck angewiesen. Die Tatsache,<br />
dass etliche Abgeordnete aus dem<br />
Deutschen Bundestag hier heute anwesend<br />
sind, und auch der Ort, an dem diese Feier<br />
stattfindet, zeigen: Das Parlament und die<br />
Bundesregierung stehen an der Seite des<br />
WEISSEN RINGS. Wir brauchen Menschen<br />
wie Sie. Und wir danken Ihnen herzlich für<br />
das, was Sie tun. j<br />
Kompetenz in<br />
Kriminalprävention:<br />
Bundes<strong>vor</strong>standsmitglied<br />
Prof.<br />
Dr. Hans-Dieter<br />
Schwind, Vorsitzender<br />
des FachbeiratsVorbeugung,<br />
mit den<br />
Beiratsmitgliedern<br />
Dr. Wiebke Steffen<br />
und Prof. Dr. Wolfgang<br />
Melzer (r.)<br />
Foto: photo-event.biz<br />
Foto: photo-event.biz<br />
Bauhaus-Studenten erhielten<br />
den WR-Ehrenpreis<br />
D<br />
em WEISSEN RING wurde große<br />
Anerkennung für seine Arbeit zuteil,<br />
von Bundeskanzlerin Angela Merkel und vielen<br />
anderen Gästen. Doch seit Jahren schon<br />
erteilt die größte deutsche Opferschutzorganisation<br />
auch selbst Anerkennung: Seit 1978<br />
verleiht der Verein seinen Ehrenpreis – dies<br />
zum 11. Mal.<br />
Im festlichen Rahmen der 30-Jahr-Feier<br />
im Paul-Löbe-Haus in Berlin würdigte WR-<br />
Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />
Studenten und Lehrer der Bauhaus-Universität<br />
Weimar, die im Rahmen eines Studienprojektes<br />
Werbemittel für den WEISSEN<br />
RING entworfen haben, die in der Ausstellung<br />
„Opfer“ deutschlandweit gezeigt werden. In<br />
der Fakultät Gestaltung/Visuelle Kommunikation<br />
entwarfen 15 Studentinnen und Studenten<br />
unter Leitung von Prof. Werner Holzwarth<br />
und Hochschuldozent Peter Gamper nach eingehender<br />
Vorbereitung Plakate, Fotos und<br />
Kampagnen gegen häusliche <strong>Gewalt</strong> und<br />
sexuellen Missbrauch, die auf die alltägliche,<br />
oft im Verborgenen stattfindende Kriminalität<br />
aufmerksam machen. Die Ausstellung, die<br />
inzwischen in über 50 Städten gezeigt wurde,<br />
vereint Aufmerksamkeit, Solidarität und<br />
gesellschaftliche Verantwortung für die geschädigten<br />
Menschen zu einem eindringlichen,<br />
unbequemen und auch provokanten Projekt,<br />
das Bewusstsein schaffen und vertiefen<br />
will.<br />
Der WEISSE RING würdigt das beispielhafte<br />
Engagement junger Menschen für den<br />
Opferhilfe-Gedanken mit Respekt und Dankbarkeit<br />
durch die Verleihung seines Ehrenpreises<br />
an Fabian Braun, René Gebhardt, Stefan<br />
Hopf, Cissy Hecht, Franziska Jähnke, Björn<br />
Kernspeckt, Beate Krüger, Andreas Leithäuser,<br />
Thomas Opitz, Matthias Preuß, Christina<br />
Schmid, Aline Stephan, Dörte Wächter, Philipp<br />
von Werther, Felix Wilhelm sowie Peter<br />
Gamper und Werner Holzwarth.<br />
Zu den früheren Preisträgern gehören<br />
unter anderem Hanns-Eberhard Schleyer, eine<br />
Spenderin, die unerkannt bleiben will, Stifter<br />
Hans-Werner Lehmann, das Humboldt-Gymnasium<br />
Karlsruhe und die Nordelbische Evangelisch-Lutherische<br />
Kirche, die den Verein<br />
maßgeblich unterstützt haben. Das gilt auch<br />
für die Preisträger von 1992, das Forum Photographie<br />
Design. 15 Fotografen hatten damals<br />
Themen wie Angst, Spuren der <strong>Gewalt</strong><br />
und Folgen der Kriminalität in Bilder umgesetzt,<br />
die bis 1996 als Foto-Wanderausstellung<br />
in mehr als 150 Städten zu sehen waren. j<br />
Die Medaille<br />
Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Prof. Dr.<br />
Reinhard Böttcher<br />
freute sich,<br />
den Ehrenpreis<br />
an die jungen<br />
Studierenden der<br />
Bauhaus-Universität<br />
Weimar zu<br />
übergeben<br />
Der Ehrenpreis des<br />
WEISSEN RINGS<br />
besteht aus einer<br />
Urkunde und einer<br />
Bronze-Medaille,<br />
geschaffen von Bildhauer<br />
Gregor Dittmer.<br />
Die Bronze stellt zwei Menschen im Spiegelbild<br />
dar und symbolisiert den Rollentausch<br />
zwischen „Hilfe geben“ und „Hilfe<br />
benötigen“. Eingefasst ist das Relief mit<br />
dem ringförmigen Schriftzug eines Zitats von<br />
Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist,<br />
wächst das Rettende auch.“<br />
Foto: Günter Kockelmann<br />
Juni 2002 Erfurt<br />
Elton John spendet den Erlös seines Konzerts in<br />
Erfurt den Opfern und Hinterbliebenen des<br />
Erfurter Schulmassakers.<br />
März 2003 Berlin<br />
Bundeskanzler Gerhard Schröder dankt am Tag<br />
der Kriminalitätsopfer dem WEISSEN RING für<br />
seinen „gelebten Gemeinsinn“ und seine „praktizierte<br />
Solidarität“.<br />
März 2004 Weimar/Erfurt<br />
16 Studentinnen und Studenten der Weimarer<br />
Bauhaus-Universität haben mit ihren Hochschullehrern<br />
Werner Holzwarth und Peter Gamper<br />
eine viel beachtete Ausstellung konzipiert,<br />
in deren Mittelpunkt Opfer von häuslicher<br />
<strong>Gewalt</strong> und Missbrauch stehen. Die Ausstellung<br />
ist nach Ihrer Premiere in Erfurt in ganz<br />
Deutschland auf Wanderschaft.<br />
November 2005 Bad Kissingen<br />
Mit einem frischeren optischen Auftritt<br />
startet der WEISSE RING in das Jubiläumsjahr<br />
(30 Jahre Opferhilfe). Das Logo erhält die Aussage<br />
„Wir helfen Kriminalitätsopfern.“<br />
März 2006 Mainz<br />
Zum „Tag der Kriminalitätsopfer“ (22. März)<br />
fordert der WEISSE RING eine übergreifende<br />
Verpflichtung staatlicher Stellen zur Information<br />
über Opferansprüche und Opferrechte.<br />
Mai 2006 Berlin<br />
30 Jahre Opferentschädigungsgesetz. Seine<br />
Entstehung ging wesentlich auf Initiative des<br />
Verbandes zur Verhütung und Wiedergutmachung<br />
von Straftaten und dessen Initiator Wilhelm<br />
Schulz, Waldkirch, zurück.<br />
Oktober 2006 Berlin<br />
Bei einem Festakt im Deutschen Bundestag<br />
(Paul-Löbe-Haus) aus Anlass des 30jährigen<br />
Bestehens des WEISSEN RINGS würdigt Bundeskanzlerin<br />
Dr. Angela Merkel, selbst Mitglied<br />
im WEISSEN RING, den Einsatz für Kriminalitätsopfer.<br />
Ein Kernsatz aus ihrer Rede: Opferschutz<br />
geht <strong>vor</strong> Täterschutz.<br />
Eine ausführliche Fassung der Chronik<br />
30 Jahre WEISSER RING ist im Internet<br />
(www.weisser-ring.de) abrufbar oder kann<br />
angefordert werden bei: WR-Infoservice,<br />
Weberstraße 16, 55130 Mainz.<br />
30 Jahre WEISSER RING VII<br />
CHRONIK
1/07<br />
Schutz und Hilfe für Opfer<br />
30 JAHRE WEISSER RING<br />
Ehrenmitgliedschaft<br />
für<br />
Vereinsgründer<br />
S<br />
eine Dankbarkeit gegenüber den Gründungsmitgliedern,<br />
die dem WEISSEN<br />
RING auch heute als Mitglieder verbunden<br />
sind, drückte der Verein aus Anlass seines 30jährigen<br />
Bestehens aus: Ihnen wurde aufgrund<br />
richtungweisender Verdienste die Ehrenmitgliedschaft<br />
im Verein verliehen.<br />
Fernsehjournalist Eduard Zimmermann,<br />
der Initiator der Opferschutzorganisation, und<br />
seine Mitstreiter Klaus Hübner, Polizeipräsident<br />
a. D. in Berlin, Prof. Dr. Manfred<br />
Schreiber, Polizeipräsident a. D. in München,<br />
Dr. Alfred Stümper, Landespolizeipräsident<br />
Baden-Württemberg a. D., Dr. Kurt Wöhler,<br />
Staatssekretär a. D. im Justizministerium in<br />
Düsseldorf sowie Prof. Dr. Alexander Böhm,<br />
Strafrechtsprofessor an der Universität Mainz,<br />
der nach Einleitung des Ernennungsverfahrens<br />
tödlich verunglückt ist, wurden in Berlin ausgezeichnet.<br />
Reglindis Böhm nahm die Urkunde<br />
für ihren verstorbenen Mann entgegen.<br />
„Die herausragenden Verdienste von<br />
Eduard Zimmermann um den WEISSEN<br />
RING, den er 18 Jahre lang geleitet und nach-<br />
SERVICE-COUPON<br />
Bitte schicken Sie mir kostenfrei<br />
❏ Informationen zur Aufgabenstellung und<br />
praktischen Arbeit des WEISSEN RINGS<br />
❏ Broschüre „Wichtige Opferrechte im Überblick”<br />
❏ Ich möchte Mitglied im WEISSEN RING<br />
werden. Meinen Beitrag lege ich fest<br />
auf monatlich:<br />
❍ 2,50 e ❍ 5,00 e ❍_____e<br />
❍ 3,75 e für Ehepaare<br />
❍ 1,25 e für Jugendliche<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
Postleitzahl, Ort<br />
Datum, Unterschrift<br />
WEISSER RING e.V., Bundesgeschäftsstelle<br />
Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />
haltig geprägt hat, sind im allgemeinen Bewusstsein<br />
fest verankert. Mit ihm haben auch<br />
die anderen Gründungsmitglieder in her<strong>vor</strong>ragender<br />
Weise Weitblick und humanitäres<br />
Engagement gezeigt. Sie haben sich um die<br />
Opfer von Kriminalität und zugleich um die<br />
richtige Ordnung des Gemeinwesens verdient<br />
gemacht. Ohne Übertreibung kann man sagen,<br />
dass sie Rechts- und Sozialgeschichte<br />
geschrieben haben. Der WEISSE RING, das<br />
wollen wir mit der Ehrung ausdrücken, ist<br />
stolz auf seine Gründer und identifiziert sich<br />
mit ihnen“, erklärte Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof.<br />
Dr. Reinhard Böttcher. Er zitierte Alexander<br />
Böhm, der einmal gesagt hat: „Vielleicht lag<br />
Helfen Sie uns helfen!<br />
Immer mehr Menschen erleiden als Opfer von<br />
Kriminalität und <strong>Gewalt</strong> seelische, körperliche<br />
und materielle Schäden. Sie werden<br />
bedroht, überfallen, beraubt, misshandelt,<br />
sexuell missbraucht oder gar getötet. Bei derzeit<br />
jährlich mehr als 6 Millionen registrierten<br />
Straftaten liegen insbesondere <strong>Gewalt</strong>kriminalität<br />
und Rohheitsdelikte auf einem hohen<br />
Niveau (nahezu 700.000 Fälle im Jahr).<br />
Millionen von Bürgerinnen und Bürgern<br />
werden von Dieben, Einbrechern und Betrügern<br />
um ihr Hab und Gut gebracht. Die Opfer<br />
allzu oft verharmloster Eigentumsdelikte müssen<br />
nicht selten die bittere Erfahrung machen,<br />
dass sie von der Gesellschaft nicht ernst<br />
genommen werden. Das öffentliche Interesse<br />
gilt meist nur dem Tatgeschehen, der Persönlichkeit<br />
des Täters, seiner Verfolgung und Verurteilung.<br />
An das betroffene Opfer und seine<br />
Situation nach der Tat wird noch immer zu<br />
wenig gedacht.<br />
Dies zu ändern ist Ziel und Aufgabe der<br />
Opferschutzorganisation WEISSER RING,<br />
Initiator und langjähriger<br />
Gründungs<strong>vor</strong>sitzender<br />
Eduard Zimmermnn,<br />
Reglindis Böhm, Dr.<br />
Alfred Stümper, Prof. Dr.<br />
Manfred Schreiber, Dr.<br />
Kurt Wöhler. Ebenfalls<br />
zum Ehrenmitglied<br />
ernannt: Klaus Hübner<br />
die Sache damals in der Luft. Aber da läge sie<br />
noch, wenn sich nicht ein Mann, nämlich<br />
Eduard Zimmermann, ihrer mit ganzer Kraft<br />
angenommen hätte.“ Und, so fügte Böttcher<br />
hinzu, wenn er dabei nicht so treffliche Mitstreiter<br />
gehabt hätte. j<br />
des gemeinnützigen Vereins zur Unterstützung<br />
von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung<br />
von Straftaten e.V. Seit seiner Gründung im<br />
Jahr 1976 hat der WEISSE RING überall in<br />
Deutschland ein flächendeckendes Hilfsnetz<br />
für in Not geratene Kriminalitätsopfer mit<br />
rund 420 Außenstellen und nahezu 3.000<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
aufbauen können. Die Mittel für seine<br />
wichtige Arbeit erhält der gemeinnützige Verein<br />
durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, testamentarische<br />
Verfügungen und Zuweisungen<br />
von Geldbußen. Mitgliedsbeiträge und Spenden<br />
sind steuerlich absetzbar.<br />
Jede Unterstützung der Opferhilfe zählt,<br />
ob durch die Mitgliedschaft oder mit einer<br />
Spende. Im Namen der Opfer herzlichen<br />
Dank.<br />
Spendenkonto:<br />
WEISSER RING e.V.<br />
34 34 34 Deutsche Bank Mainz<br />
BLZ 550 700 40<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
„Ein Schritt,<br />
den ich bis heute<br />
nicht bereue“<br />
Dass sie selbst einmal Opfer eines<br />
Einbruchs werden könnte, hätte<br />
Gudrun Schulz nie in Betracht<br />
gezogen. Als sie es 1996 wurde,<br />
fühlte sie sich beim WEISSEN<br />
RING in guten Händen. Zwei Jahre<br />
später begann sie selbst als<br />
Mitarbeiterin der Außenstelle<br />
Magdeburg Kriminalitätsopfer zu<br />
betreuen.<br />
D<br />
en WEISSEN RING kannte sie damals<br />
zwar, aber nur aus dem Fernsehen<br />
durch Eduard Zimmermann und seine Sendung<br />
„Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Zur<br />
eigenen Opfersituation sagt sie: „Bemerkenswert<br />
war, dass ich bei der Polizei eine Nummer<br />
hatte, bei der Staatsanwaltschaft ein<br />
Aktenzeichen, beim WEISSEN RING jedoch<br />
einen Namen.“ Es hat sie damals sehr beeindruckt,<br />
dass es Menschen und einen Verein<br />
gibt, die Opfer in ihrer schwierigen Situation<br />
nicht alleine lassen: „Ich fühlte mich wertgeschätzt!“<br />
Karriere durch Weiterbildung<br />
Zu dem Zeitpunkt war Gudrun Schulz bereits<br />
in Invalidenrente, wie es einst hieß. 1948 in<br />
Magdeburg geboren, hatte sie nach der Schule<br />
„Fachverkäuferin für Waren des täglichen<br />
Bedarfs“, also Lebensmittel, gelernt. Getreu<br />
ihrem Motto: „Ein Tag, an dem ich nichts<br />
Neues dazu gelernt habe, ist ein verlorener<br />
Tag.“ bildete sie sich regelmäßig weiter. Sie<br />
qualifizierte sich als Buchhalterin und „Meister<br />
des Einzelhandels“. Mit diesem Titel war<br />
sie berechtigt, ein Kollektiv mit bis zu 25 Mitarbeitern<br />
im Handel zu leiten und Lehrlinge<br />
auszubilden.<br />
Für ihre anerkannt gute Arbeit erhielt sie<br />
auch Auszeichnungen, einmal sogar einen<br />
FDGB-Ferienplatz in der Saison in einem<br />
Ferienheim – darüber, meint sie, „lacht ja<br />
heute jeder nur, aber ich habe mich damals<br />
gefreut!“ Aus gesundheitlichen Gründen<br />
musste Gudrun Schulz 1991 in die Frührente<br />
gehen. Nach ihrer Opfererfahrung und ihrem<br />
ersten Kontakt zum WEISSEN RING veränderte<br />
sich ihr Privatleben zusehends, die bei-<br />
den erwachsenen <strong>Kinder</strong> verließen das Haus<br />
und sie suchte nach einer sinnvollen Beschäftigung:<br />
„Da kam eines zum anderen – und ich<br />
zum WEISSEN RING. Ein Schritt, den ich bis<br />
heute nicht bereue.“<br />
„Wir brauchen mehr Mitglieder“<br />
Weitergebildet hat sich Gudrun Schulz dann<br />
auch im Ehrenamt, seit zwei Jahren leitet sie<br />
nun die Außenstelle Magdeburg. Neben der<br />
Betreuung der Opfer sieht sie wichtige Aufgaben<br />
in der Öffentlichkeitsarbeit: Sie will das<br />
Ansehen und den Bekanntheitsgrad des Vereins<br />
in ihrem Wirkungsfeld weiter erhöhen.<br />
Und sie möchte weitere Mitglieder und Mitarbeiter<br />
gewinnen.<br />
Gudrun Schulz mit<br />
dem Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />
für Sachsen-Anhalt,<br />
Wolfgang Kummerländer<br />
Einen wichtigen Meilenstein hat sie in<br />
diesem Jahr mit einer Pressekonferenz erreicht,<br />
in der das 30-jährige Bestehen des Vereins<br />
und das 15-jährige der Außenstelle gewürdigt<br />
wurde. Ein weiterer Meilenstein wird<br />
die Ausstellung „Opfer“ sein: Sie wird im<br />
Frühjahr in Magdeburg gezeigt.<br />
Als zupackende Ehrenamtliche des WEIS-<br />
SEN RINGS erlebt sie immer wieder, wie hilfreich<br />
die Zuwendung für Opfer von Kriminalität<br />
wirkt und wie dankbar sie angenommen<br />
wird. Aber es gibt natürlich auch Schicksale,<br />
wo alle Hilfe nicht ausreicht für eine Wende<br />
zum Guten.<br />
So betreute Gudrun Schulz über lange Zeit<br />
eine junge Frau und Mutter, die häusliche<br />
<strong>Gewalt</strong> erlitt, selbst während der Betreuungszeit<br />
von ihrem Mann bedrängt, bedroht, verletzt<br />
und verfolgt wurde. Gudrun Schulz<br />
musste einmal einen Auftritt des gewalttätigen<br />
Partners miterleben. Trotz vielfältiger Hilfe,<br />
die der jungen Frau zuteil wurde, konnte ihr<br />
Tod nicht verhindert werden. Das tragische<br />
Ende belastete die Außenstellenleiterin noch<br />
lange, sie musste selbst Hilfe in Anspruch nehmen.<br />
In der Supervision lernte sie, mit dem<br />
fatalen Erlebnis umzugehen. Sie hat gelernt,<br />
aus der Überwindung schwieriger Situationen<br />
Kraft zu schöpfen. Und so sagt sie selbstbewusst:<br />
„Ich kann die Welt nicht verändern,<br />
aber ich kann dazu beitragen, dass sie manchmal<br />
etwas schöner und gerechter wird.“<br />
Spannende Erfahrung<br />
Für die resolute Außenstellenleiterin birgt ihr<br />
Ehrenamt viele bereichernde Momente. Sie<br />
sagt, und das gilt für ihr gesamtes Leben: „Das<br />
spannendste am Leben ist der Kontakt zu den<br />
Menschen mit den unterschiedlichen Geschichten,<br />
Ansichten und Erfahrungen, Können,<br />
Wissen und auch Schwächen!“ j<br />
WEISSER RING 1/07<br />
25<br />
Foto: Ingrid Weber
Opferhilfe<br />
SO HILFT DER WEISSE RING<br />
Schmerzensgeld<br />
nach der<br />
Vergewaltigung<br />
einer 13-Jährigen<br />
Noch immer ist die heute<br />
16-jährige Sabrina von den<br />
Ereignissen <strong>vor</strong> drei Jahren so<br />
traumatisiert, dass sie nicht<br />
darüber sprechen will. Sie will<br />
nicht mehr daran rühren, will<br />
einfach vergessen. Deshalb<br />
sprechen ihre Mutter und Ingrid<br />
Riedelsheimer, Außenstellenleiterin<br />
des WEISSEN RINGS<br />
für die Jugendliche, die vergewaltigt<br />
worden war.<br />
26 WEISSER RING 1/07<br />
D<br />
er Täter stammt aus demselben Ort wie<br />
das Mädchen. Er ist der damals 21-jährige<br />
Bruder einer Schulkameradin und stellte<br />
ihr schon eine ganze Weile nach. Immer wieder<br />
bedrängte er sie per SMS, auf die Sabrina<br />
aber nicht reagierte. Als er eines Nachts an ihr<br />
Fenster klopfte, öffnete sie ihm, weil sie fürchtete,<br />
er könnte das ganze Haus aufwecken. Er<br />
wolle mit ihr reden, sagte er. Doch er wollte<br />
nicht reden, sondern wurde schnell zudringlich.<br />
Als sie sich wehrte, hielt er sie fest – „er<br />
nutzte die körperliche Macht aus, die er über<br />
sie hatte,“ so Ingrid Riedelsheimer.<br />
Erst vier Wochen später hat Sabrinas<br />
Familie von der Tat erfahren. Per Zufall.<br />
„Sabrina kam eines Tages mit einer blutigen<br />
Lippe nach Hause“, berichtet die Mutter. „Die<br />
Schwester des Täters hatte sie geschlagen.<br />
Warum, wissen wir bis heute nicht genau.<br />
Foto: dpa/Heiko Wolfraum<br />
Verletzt, traurig,<br />
das Leben erscheint<br />
vielen Opfern kaum<br />
noch lebenswert<br />
Sabrina hatte sich ihrer Freundin anvertraut<br />
und irgendwie scheint die Schwester Wind<br />
davon bekommen zu haben. Der Täter hat daraufhin<br />
Sabrina gedroht, er tue ihr etwas an,<br />
wenn sie die Sache weitererzähle. Seine<br />
Schwester hat sich jedenfalls die ganze Zeit<br />
über massiv für ihn eingesetzt und behauptet,<br />
es würde alles nicht stimmen.“<br />
Die Schwester hatte Sabrina schon früher<br />
gerne schikaniert, berichtet die Mutter. Doch<br />
Sabrina war noch nie der Typ, der sich sonderlich<br />
wehrt. Sie habe die Beleidigungen stets<br />
ignoriert und der Schulkameradin nur gesagt,<br />
sie solle damit aufhören. Sabrinas Mutter<br />
wundert sich nicht sonderlich darüber, dass<br />
sich ihre Tochter ihr nicht anvertraut hat: „Ich<br />
denke, das ist ganz normal, dass man so reagiert.<br />
Sie hat sich ja auch in Grund und Boden<br />
geschämt. Ich kann das verstehen.“<br />
Ein kleines Dorf, wo jeder jeden kennt.<br />
Man redet. Man lästert und man kann sich<br />
nicht aus dem Weg gehen. Auch der Täter<br />
konnte sich nicht zurückhalten. Überall erzählte<br />
er herum, dass er nie etwas mit Sabrina<br />
„gehabt hätte“ und dass er es nicht nötig habe,<br />
sich an einer Dreizehnjährigen zu vergreifen.<br />
Dann hatte er auch noch versucht, sich Zeugen<br />
zu beschaffen, die ihm ein Alibi geben.<br />
In dieser Zeit hat sich Sabrina in ihrem<br />
völlig abgedunkelten Zimmer verkrochen. Sie<br />
konnte nicht mehr richtig schlafen und in der<br />
Schule sanken ihre Leistungen drastisch. Panische<br />
Anfälle plagten das Mädchen. Eine Zeit<br />
lang mussten die Eltern Sabrina morgens zur<br />
Schule bringen und danach wieder abholen.<br />
„Als ich dann auch noch schwerkrank wurde,<br />
waren Sabrina und die ganze Familie am Tiefpunkt.<br />
Sabrina begann dann auch noch, sich<br />
zu ritzen. Mein Mann und ich waren so verzweifelt.<br />
Wir wussten nicht, wie es weitergehen<br />
soll“, sagt die Mutter mit brüchiger Stimme.<br />
In dieser Krisenzeit stand Ingrid Riedelsheimer<br />
der Familie zur Seite. Unmittelbar<br />
nach der Anzeige bei der Kripo kam die Helferin<br />
zur Familie nach Hause. Sie half nicht<br />
nur bei all den bürokratischen und organisatorischen<br />
Dingen, wie Ausfüllen von Anträgen,<br />
Anwalts- und Therapeutensuche. Sie hatte<br />
auch immer ein offenes Ohr. Und das nicht nur<br />
werktags von 8 bis 12 Uhr. „Wir wussten gar<br />
nicht, dass es so etwas gibt,“ sagt die Mutter<br />
dankbar. „Von uns aus hätten wir Jemanden<br />
wie Frau Riedelsheimer nie gefunden. Sie war<br />
eine sehr große Hilfe. Und sie war auch<br />
eine Art seelischer Beistand. Wenn es ganz<br />
schlimm war, konnte ich auch mal abends<br />
oder am Wochenende anrufen.“<br />
Das Gerede im Dorf, der quälende Zustand<br />
von Sabrina, die Krankheit der Mutter – all das<br />
hat die Familie an den Rand der Belastbarkeit<br />
getrieben. „Ich habe meinen Mann in 20 Jahren<br />
nie weinen sehen, aber das Unglück von<br />
Sabrina hat ihn völlig erschüttert. Es gab kaum<br />
eine Phase, wo man das Gefühl hatte, jetzt<br />
geht es aufwärts. Immer wieder kam ein Tiefschlag.<br />
Dann dieses Ohnmachtgefühl. Man<br />
konnte ja nicht helfen und den Schmerz wegnehmen.<br />
Das alles hat tiefe Narben hinterlassen“,<br />
sagt die Mutter unter Tränen.<br />
Hinzu kam das ewige Warten auf die Verhandlung.<br />
Die Tat war 2004, der Prozess fand<br />
im Mai 2006 statt. Gutachten mussten beigebracht<br />
werden, der Täter wechselte zwischendurch<br />
den Anwalt, immer wieder wurde<br />
der Termin verschoben. Und dann die Ungewissheit:<br />
Wie wird es ausgehen? Wird man<br />
womöglich dem Täter glauben? Schließlich<br />
war Sabrina allein mit ihm gewesen und hatte<br />
keine Zeugen.<br />
Zwei Tage <strong>vor</strong> der Verhandlung kam dann<br />
der rettende Anruf. Die Anwältin teilte Sabrina<br />
mit, dass der Täter ein Geständnis abgelegt<br />
hätte. In diesem Moment sei etwas wie ein<br />
Stein von ihr abgefallen. Jetzt hatte sie die<br />
Hoffnung, dass der Prozess gut ausgehen<br />
werde. „Bei Vergewaltigungen wird den Opfern<br />
oft Misstrauen entgegengebracht und besonders<br />
Auf der Flucht <strong>vor</strong> der <strong>Gewalt</strong> des Ehemanns<br />
gründlich und oft nachgefragt“, erklärt Riedelsheimer,<br />
die schon viele Opfer zum Prozess<br />
begleitet hat. „Die Frauen fühlen sich dann<br />
sogar als Verdächtige und können es oft schwer<br />
nachvollziehen, dass das Recht auf ihrer Seite<br />
steht. Wenn ihnen dann bei der Urteilsbegründung<br />
das erfahrene Unrecht dokumentiert wird,<br />
fällt beim Opfer die Last ab. Das ist immer wieder<br />
festzustellen“, sagt sie.<br />
Schlimm war für Sabrina allerdings noch<br />
die erste Begegnung mit dem Täter im Gerichtssaal.<br />
Auf engem Raum musste sie ihm in<br />
die Augen schauen. „Das war heftig,“ sagt die<br />
Mutter. „Als er aus dem Auto ausgestiegen ist,<br />
flossen bei Sabrina die Tränen. Sie war wie<br />
versteinert und kriegte kaum Luft.“ Das Urteil:<br />
Zwei Jahre auf Bewährung und 11.000<br />
Euro Schmerzensgeld. Wegen seines Geständnisses<br />
und seiner gefestigten sozialen Situation<br />
war das Urteil relativ milde ausgefallen.<br />
Erst nach dem Prozess ging es mit Sabrina<br />
sichtbar aufwärts. Jetzt hat sie einen neuen<br />
Freundeskreis außerhalb ihres Dorfes, in der<br />
Schule läuft es wieder gut, sie hat verständnisvolle<br />
Lehrer, ein Berufsziel und den Kopf frei<br />
für Dinge, die sie sich <strong>vor</strong>genommen hat.<br />
Auch in der Familie haben sich die Wogen<br />
etwas geglättet. „Aber das wagt man gar nicht,<br />
allzu laut zu sagen“, so die Mutter immer noch<br />
zweifelnd, ob der Spuk auch wirklich <strong>vor</strong>bei<br />
ist. Dennoch ist sie sicher: „Es war ein langer,<br />
schwerer Weg, der sehr viel Kraft gekostet hat.<br />
Doch es hat sich gelohnt und ich kann jedem<br />
Betroffenen nur raten, diesen Weg zu gehen,<br />
damit die Gerechtigkeit siegen kann.“<br />
Christa Eder<br />
Aus Angst <strong>vor</strong> ihrem Ehemann und seiner <strong>Gewalt</strong> floh Annemarie T. aus dem Haus. Drei Monate<br />
lang versteckte sie sich bei Freunden und in kleinen Pensionen und zehrte alle Ersparnisse auf.<br />
Schließlich stellte sie sich der Gegenwart, zeigte ihren Mann an und reichte die Scheidung ein.<br />
WR-Außenstellenleiterin Jutta Burgard steht ihr in dieser schweren Zeit zur Seite, gibt Rat und<br />
Hilfe und sorgte auch für eine finanzielle Unterstützung. Denn Annemarie T. musste eine eigene<br />
kleine Wohnung einrichten, der Mann nutzt sein Wohnrecht im gemeinsamen Haus. Dem WEIS-<br />
SEN RING ist sie dankbar für die Hilfe. Sie schreibt: „Ich habe mich sehr gefreut über die finanzielle<br />
Unterstützung. Ich konnte nur noch weinen <strong>vor</strong> Freude, denn das hatte ich nicht erwartet. Frau<br />
Burgard hat mir sehr geholfen, sie begleitet mich auch zum Prozess und sie hat dafür gesorgt, dass<br />
ich jetzt endlich einen Therapieplatz habe. Ich bin ihr unendlich dankbar für die Hilfe, die mir vieles<br />
leichter macht und sehr froh darüber, dass es Einrichtungen wie die Ihre gibt.“ Annemarie T. fügt<br />
ihrem Brief ein tröstliches Wort von William Shakespeare an: Wer einsam duldet, fühlt die tiefste<br />
Pein. / Fern jeder Lust trägt er den Schmerz allein. / Doch kann das Herz viel Leiden überwinden, /<br />
wenn sich in Qual und Not noch Freunde finden.<br />
Hier hilft der WEISSE RING<br />
j Maja ist 12 Jahre alt. Über einen<br />
Zeitraum von acht Jahren wurde sie von<br />
ihrem Bruder immer wieder sexuell<br />
missbraucht.<br />
j Immer wieder geschlagen, bedroht<br />
und eingesperrt wurde Karin F. (51) von<br />
ihrem Ehemann. Nach der letzten<br />
Tat hat sie sich von ihm getrennt.<br />
j Der Großvater der heute dreijährigen<br />
Elisa missbrauchte das Mädchen.<br />
j Janina H. (33) wurde die Handtasche<br />
von zwei bisher unbekannten Tätern<br />
geraubt.<br />
j Opfer eines bewaffneten Raubüberfalles<br />
wurde Kerstin W. während ihrer<br />
Tätigkeit als Verkäuferin.<br />
j Über einen längeren Zeitraum wurde<br />
die 17-jährige Sofie von ihrem damaligen<br />
Freund und dessen Schwester massiv<br />
bedroht.<br />
j Markus B. (48) wurde von zwei<br />
inzwischen gefassten Tätern so brutal<br />
zusammen geschlagen, dass er schwerste<br />
Verletzungen erlitt und seitdem im<br />
Koma liegt.<br />
j Vom Lebensgefährten seiner Mutter<br />
wurde der heute siebenjährige Klaus<br />
über einen längeren Zeitraum misshandelt.<br />
Inzwischen lebt er bei seinen<br />
Großeltern.<br />
j Die 18-jährige geistig behinderte<br />
Elena O. wurde Opfer einer versuchten<br />
Vergewaltigung.<br />
j Auf offener Straße wurde Peter S. (24)<br />
überfallen und verletzt. Der Täter bedrohte<br />
ihn, schleppte ihn in seine<br />
Wohnung und vergewaltigte ihn dort.<br />
j Gudrun T. (64) wurde von ihrem Sohn<br />
beleidigt und bedroht. Außerdem demolierte<br />
er das gesamte Mobiliar.<br />
j Opfer eines Diebstahls wurde die<br />
86-jährige Rentnerin Erna C.<br />
j Fünf Jahre lang wurde die heute<br />
zwölfjährige Anna von ihrem Lehrer immer<br />
wieder sexuell missbraucht.<br />
j Ein Bekannter vergewaltigte<br />
Alexandra I. (24) in ihrer Wohnung.<br />
j Mandy M. war schwanger, als sie<br />
Opfer häuslicher <strong>Gewalt</strong> wurde. Sie<br />
flüchtete in ein Frauenhaus und zieht<br />
jetzt mit ihren <strong>Kinder</strong>n in eine andere<br />
Stadt.<br />
WEISSER RING 1/07<br />
27
Studie<br />
IM BLICK<br />
Studie über unsoziales<br />
Verhalten in Europa<br />
Sorge um die soziale Kompetenz junger<br />
Menschen wächst. ADT Security Deutschland<br />
legt europaweit einzigartige „Studie über<br />
unsoziales Verhalten in Europa“ <strong>vor</strong>.<br />
A<br />
uch Angst wächst global.<br />
Die vermehrt zu beobachtende<br />
Bereitschaft von Personen<br />
zu Vandalismus, Mobbing,<br />
schlechtem Benehmen, Lärmstörungen<br />
oder Alkohohlgenuss<br />
in öffentlichen Bereichen werden<br />
von Bürgern unterschiedlicher<br />
Länder in Europa gleichsam als<br />
zunehmendes Problem registriert.<br />
Wie einzelne Länder respektive<br />
deren Bevölkerung auf derartige<br />
Verhaltensweisen reagieren, welche<br />
Ursachen Bürger hierfür nennen<br />
und wie sich die genannten<br />
Probleme lösen lassen – diese<br />
Aspekte lassen sich in der europaweit<br />
ersten „Studie über unsoziales<br />
Verhalten in Europa“ nachlesen.<br />
Die 32 Seiten umfassende,<br />
fachlich fundierte Untersuchung<br />
wurde von dem weltweit tätigen<br />
Marktforschungsunternehmen<br />
TNS durchgeführt. TNS Infratest<br />
(eine Gesellschaft von Taylor<br />
Nelson Sofres in London) zählt<br />
zu den weltweit führenden<br />
Marktforschern mit 14.000 Mitarbeitern<br />
in mehr als 70 Ländern<br />
auf allen Kontinenten. Auftraggeber<br />
war ADT Europe, eine Organisationseinheit<br />
des weltweit<br />
agierenden Tyco-Konzerns, zu<br />
der auch die ADT Security<br />
Deutschland GmbH in Essen gehört.<br />
Als Anbieter intelligenter<br />
Sicherheitslösungen und Schutzkonzeptionen<br />
engagiert sich ADT<br />
traditionell auf dem Gebiet der<br />
Schadensprävention durch ausgefeilte<br />
Sicherheitstechnologien<br />
und ergänzende Dienstleistungen.<br />
Neben technischem Know-how<br />
bieten die Essener privaten Kunden<br />
wie Geschäftskunden ausführliche<br />
Beratungen rund um<br />
28 WEISSER RING 1/07<br />
das Thema Sicherheit. „In dem<br />
wir verstehen, wie die Menschen<br />
ein Phänomen wie antisoziales<br />
Verhalten wahrnehmen, können<br />
wir erfolgreichere Strategien entwickeln,<br />
um damit umzugehen“,<br />
erklärt Adrian Casey, Geschäftsführer<br />
ADT Europe & South<br />
Africa, in dem Vorwort einen<br />
der wesentlichen Gründe für die<br />
Durchführung der Studie.<br />
Ein wachsendes ernstes<br />
Problem<br />
Befragt wurden über 7.000 ausgewählte<br />
Teilnehmer in Deutschland,<br />
Frankreich, Großbritannien,<br />
Italien, den Niederlanden und in<br />
Spanien. Die im Online-Verfahren<br />
Befragten waren in der Regel<br />
zwischen 16 und 64 Jahre alt. Im<br />
Fokus standen die Wahrnehmung<br />
von unsozialem Verhalten in dem<br />
jeweiligen Land und in Europa<br />
sowie die generelle Einstellung<br />
dazu. Kommentiert werden die<br />
Ergebnisse in einem gesonderten<br />
Kapitel von Professor Gloria<br />
Laycock vom Jill Dando Institut<br />
für Verbrechenswissenschaft am<br />
University College London<br />
(UCL). Das UCL ist weltweit das<br />
einzige, welches sich mit Verbrechensbekämpfung<br />
und neuen<br />
Wegen daraus beschäftigt. Entsprechend<br />
interessant sind auch<br />
die Ergebnisse:<br />
Die ADT Studie zeigt, dass in<br />
den jeweiligen Ländern die<br />
befragten Teilnehmer durchaus<br />
unterschiedlich energisch oder<br />
nachgiebiger auf unsoziales Verhalten<br />
reagieren. Dennoch werden<br />
Vandalismus, rüdes Benehmen<br />
oder anderes unkontrolliertes<br />
Verhalten in Deutschland,<br />
Frankreich, den Niederlanden<br />
und Spanien als ein wachsendes<br />
ernstes Problem wahrgenommen.<br />
So meinen 84 % der Deutschen,<br />
dass asoziales Verhalten in ihrem<br />
Land zunimmt, gefolgt von Großbritannien<br />
(83 %), den Niederlanden<br />
(81 %), Spanien (80 %) und<br />
Frankreich (78 %). Bei der Frage<br />
nach dem Schweregrad des Problems<br />
steht Großbritannien mit<br />
76 % oben auf der Skala, die<br />
befragten Niederländer betrachten<br />
mit 44 % das Problem nicht so<br />
gravierend. schwierig. Brennpunkte<br />
des unsozialen Verhaltens<br />
sind in Frankreich und Italien<br />
Wohnsiedlungen und Vorstädte.<br />
In Deutschland, Großbritannien<br />
und Spanien kristallisieren sich<br />
Bahnhöfe mit Bars und Gaststätten<br />
sowie Nachtclubs zu problematischen<br />
Orten. Lediglich die<br />
Niederländer sehen ausschließlich<br />
in den Einkaufsgebieten eine<br />
Gefahr, mit schlechtem Benehmen<br />
konfrontiert zu werden.<br />
Ein zentrales Kapitel in der<br />
ADT Studie beschäftigt sich mit<br />
der Äußerung von unsozialem<br />
Verhalten und den Ursachen.<br />
Europaweit halten 70 % aller Be-<br />
fragten Vandalismus für ein ernstes<br />
Thema, danach kommen<br />
rowdyhaftes Benehmen und Unhöflichkeit<br />
sowie Mobbing. Interessant<br />
auch die Gründe für das<br />
Benehmen: Das Gros der Befragten<br />
bringt zunächst junge Menschen<br />
mit dem Phänomen in<br />
Verbindung. In allen Ländern,<br />
ausgenommen Deutschland, wird<br />
Disziplinmangel als Grund angesehen.<br />
In Deutschland wird die<br />
hohe Arbeitslosigkeit als ein<br />
wesentlicher Grund genannt.<br />
Mehr als ein Drittel sind europaweit<br />
der Ansicht, dass fehlende<br />
positive Vorbilder ebenfalls zu<br />
dem Problem beitragen. Alkohol<br />
wird in allen Ländern nahezu einstimmig<br />
als wesentlicher Faktor<br />
genannt. Zu Fragen nach effektiven<br />
Gegenmaßnahmen sind sich<br />
nahezu alle Befragten einig: Neben<br />
strengeren Strafen sollten <strong>vor</strong><br />
allem ein Verbot von Alkohol in<br />
der Öffentlichkeit als effektives<br />
Mittel gegen unsoziales Verhalten<br />
angedacht werden.<br />
Die komplette Studie finden<br />
Sie im Internet unter www.adtdeutschland.de.<br />
Jeder 3. Einbruch<br />
scheitert an guten<br />
Sicherheitssystemen<br />
Etwa alle zwei Minuten wird in Deutschland in<br />
einen Privathaushalt eingebrochen. Besonders<br />
häufig geschieht dies in den dunklen Wintermonaten.<br />
Während sich der jährliche Sachschaden<br />
durch private Wohnungseinbrüche auf<br />
über 280 Millionen Euro beziffern lässt, sind<br />
die weitaus schwerwiegenderen psychischen<br />
Folgen nicht messbar.<br />
D<br />
ie meisten Einbrüche werden<br />
in den Monaten November<br />
bis März begangen. Denn<br />
in diesen Monaten wird es früh<br />
dunkel – das Risiko, entdeckt zu<br />
werden, ist für die Täter geringer<br />
als in den hellen Tagesstunden.<br />
Zudem ist es für Spontantäter<br />
leichter, ein Objekt auszuwählen –<br />
ein unbeleuchtetes Haus in der<br />
Dämmerung ist meist ein Indiz<br />
dafür, dass die Bewohner nicht zu<br />
Hause sind. Belegt werden diese<br />
Aussagen aus der polizeilichen<br />
Untersuchung „Wohnungseinbruch<br />
im Rhein-Erft-Kreis 2002“<br />
durch die aktuelle Kriminalstatistik<br />
des Bundeskriminalamtes: Auf<br />
den Tageswohnungseinbruch –<br />
definiert als Einbruch in der Zeit<br />
zwischen 6 und 21 Uhr – entfallen<br />
rund 35 Prozent der Einbrüche.<br />
Die restlichen Einbrüche erfolgen<br />
also in der Zeit nach<br />
21 Uhr. Um dieser Gefahr aus dem<br />
Weg zu gehen, sollte man für<br />
ein korrekt abgesichertes Heim<br />
sorgen.<br />
Experten auf dem Gebiet der<br />
nachrüstbaren Sicherheitstechnik<br />
wie die Firma ABUS bieten für<br />
nahezu alle potentiellen Einstiegswege<br />
von Einbrechern geeignete<br />
Produkte an.<br />
Absichern gegen<br />
Einbruch wirkt<br />
Zusatzsicherungen für Fenster und<br />
Türen sorgen für ein Höchstmaß<br />
an Sicherheit. Denn je länger der<br />
Einbruchsversuch dauert, desto<br />
mehr steigt das Risiko, entdeckt zu<br />
werden. Auch Profis scheitern an<br />
hochwertigen Sicherungen – mit<br />
der Folge, dass sie sich ein anderes<br />
Objekt suchen. Deutlich belegt<br />
wird der Nutzen von Sicherungselementen<br />
durch die aktuelle<br />
Kriminalstatistik: Der Versuchs-<br />
Ein Einbruch<br />
schreckt auf. Allerdings:<br />
Jeder dritte<br />
Einbruch scheitert,<br />
auch dank mechanischer<br />
Sicherungen<br />
Vorbeugung<br />
SICHER WOHNEN<br />
anteil bei Wohnungseinbrüchen<br />
liegt inzwischen bei 36,6 Prozent.<br />
Kurz gesagt: Mehr als jeder dritte<br />
Einbruchsversuch scheitert! Experten<br />
des Bundeskriminalamtes sehen<br />
diese Tatsache als Folge einer<br />
ver<strong>besser</strong>ten Sicherung der Wohnungen.<br />
Neben der mechanischen Absicherung<br />
gibt es aber auch Verhaltenstipps,<br />
wie Sie einem Einbruch<br />
<strong>vor</strong>beugen können – nicht nur in<br />
der dunklen Jahreszeit:<br />
j Achten Sie darauf, dass in der<br />
Dämmerung das Licht eingeschaltet<br />
ist oder mittels einer Zeitschaltuhr<br />
an- und ausgeschaltet<br />
wird. So entsteht der Eindruck,<br />
dass jemand zu Hause ist.<br />
j Eine gute und aufmerksame<br />
Nachbarschaft kann das Einbruchrisiko<br />
mindern. Achten auch Sie<br />
auf fremde Personen und bieten<br />
Sie Hilfe an!<br />
j Nutzen Sie <strong>vor</strong>handene Sicherungen!<br />
Schließen Sie Türen und<br />
Fenster ab, machen Sie von <strong>vor</strong>handenen<br />
Zusatzsicherungen Gebrauch.<br />
Und: Ein auf Kipp stehen-<br />
Foto: Feldmann<br />
des Fenster ist ein offenes Fenster<br />
– sowohl für den Einbrecher als<br />
auch für die Versicherung.<br />
j Achten Sie darauf, Kletterhilfen<br />
wie Leitern oder Mülltonnen wegzuräumen<br />
bzw. gegen unbefugte<br />
Nutzung zu sichern!<br />
Informationen zu diesem Thema<br />
erhalten Sie im Fachhandel<br />
und im Internet unterwww.abus.de<br />
sowie bei der Hersteller-Initiative<br />
www.nichtbeimir.de. j<br />
Auch das noch!<br />
„Auf welche Ideen der Handel<br />
so kommt“, wundert sich<br />
Helga Wandrei über einen Ratgeber-Artikel<br />
aus Frau und<br />
Heute. Der Tipp, den Sie eher<br />
nicht verfolgen sollten: Auf die<br />
Frage, wo man denn draußen<br />
„sicher“ einen Ersatzschlüssel<br />
deponieren könne, kam der<br />
Rat, einen speziellen hohlen<br />
Stein für 12,50 Euro zu kaufen.<br />
Den könne man im Vorgarten,<br />
auf der Fensterbank oder<br />
neben der Fußmatte drapieren.<br />
Tun Sie’s bitte nicht. Denn da<br />
sucht der Einbrecher ganz<br />
bestimmt zuerst. Einen Zweitschlüssel,<br />
meint Helga Wandrei,<br />
könnte man vertrauenswürdigen<br />
Nachbarn geben.<br />
WEISSER RING 1/07<br />
29
Krimi-Quiz<br />
VORSICHT FALSCHGELD<br />
Fälscher sind<br />
gewieft: Immer<br />
<strong>besser</strong>e Qualität<br />
Fälschungssicher sollte er sein.<br />
Doch seit der Euro <strong>vor</strong> vier Jahren<br />
die D-Mark und andere Landeswährungen<br />
ersetzte, kommt<br />
immer wieder Falschgeld in<br />
Umlauf, und dies in steigender<br />
Qualität.<br />
I<br />
m ersten Halbjahr 2006 wurden insgesamt<br />
300.000 gefälschte Euro-Noten aus dem<br />
Verkehr gezogen – überwiegend 20- und 50-<br />
Euro-Scheine. Allein in Deutschland wurden<br />
25.000 „Blüten“ entdeckt, mit einer Schadenssumme<br />
von 1,7 Millionen Euro. Bis Ende<br />
2005 waren die „falschen Fuffziger“ am meisten<br />
verbreitet. In der ersten Hälfte dieses Jahres<br />
stieg allerdings der Anteil der gefälschten<br />
20-Euro-Scheine. Zusammen machen diese<br />
beiden Noten 80 Prozent des aufgedeckten<br />
Falschgeldumlaufs aus. Nach Auskunft der<br />
Europäischen Zentralbank (EZB) ist der<br />
„Falschgeldanfall“ seit mehr als zwei Jahren<br />
„stabil“ geblieben.<br />
Wachsam bleiben<br />
Dennoch rät das Eurosystem – die EZB und<br />
die zwölf nationalen Zentralbanken des Eurogebietes<br />
– weiterhin zu Wachsamkeit. Banknoten,<br />
die man entgegennimmt, kann man<br />
schnell auf ihre Echtheit prüfen nach dem<br />
Prinzip fühlen (die erhabene Oberfläche),<br />
sehen (gegen das Licht gehalten werden Wasserzeichen,<br />
Sicherheitsfaden und die unvollständige<br />
Zahl komplett sichtbar) sowie kippen<br />
(im Hologramm auf der Vorderseite erscheinen<br />
je nach Winkel wechselnde Motive, auf<br />
der Rückseite wird bis zu den 20-Euro-Scheinen<br />
der Glanzstreifen, bei den höheren die<br />
Zahl mit Farbwechsel sichtbar).<br />
Experten gehen davon aus, dass Geldfälscher<br />
neue Wege und Mittel erproben, da im<br />
Handel die 50-Euro-Noten an den Kassen<br />
genau kontrolliert werden. Die EZB bereitet<br />
zudem eine neue Banknotenserie <strong>vor</strong>, die bis<br />
2010 auf den Markt kommen soll. Welche<br />
zusätzlichen Sicherheitsmerkmale eingebaut<br />
werden, will man solange als möglich geheim<br />
halten, um einen Vorsprung <strong>vor</strong> den Fälschern<br />
zu behalten. Denn alles, was Menschen herstellen<br />
können, können Menschen nachma-<br />
30 WEISSER RING 1/07<br />
Foto: picture alliance<br />
chen. Weitere Informationen gibt es im Internet<br />
unter http://www.ecb.int.<br />
Die Polizei-Beratung listet auf Ihrer<br />
Homepage www.polizei-beratung.de noch<br />
einmal ausführlich die Sicherheitsmerkmale<br />
auf, mit denen man die Echtheit prüfen kann.<br />
Denn, so heißt es auf der Website: „Der wichtigste<br />
Komplize vieler Geldbetrüger ist die<br />
Leichtgläubigkeit ihrer Opfer.“ Deshalb sollte<br />
man rechtzeitig seinen Blick schärfen, zumal<br />
manche „Blüten“ teuer werden können. Wenn<br />
Sie Falschgeld entgegennehmen und dies zu<br />
spät bemerken, bekommen Sie keine Entschädigung<br />
und machen sich – wenn Sie das<br />
Falschgeld weitergeben – überdies sogar noch<br />
strafbar.<br />
Für jene, die gerne ganz genau prüfen<br />
möchten, ob ihr Geld „sauber“ ist, stellen wir<br />
hier noch einmal alle Sicherheitsmerkmale <strong>vor</strong>:<br />
Stichtiefdruck<br />
Die Abkürzungen der Europäischen Zentralbank,<br />
die Wertzahl und die Abbildungen der<br />
Fenster bzw. Tore heben sich deutlich fühlbar<br />
von der Oberfläche ab.<br />
Sicherheitsfaden<br />
Die Banknoten verfügen über einen Sicherheitsfaden,<br />
der etwa in der Mitte der Noten in<br />
das Papier eingebettet und im Gegenlicht<br />
Echt oder unecht? Jedenfalls<br />
nicht zerbröselt!<br />
Kennen Sie sich aus in den<br />
Sicherheitsmerkmalen?<br />
sichtbar ist: Eine dunkle Linie verläuft über<br />
die gesamte Breite der Banknote. Bei genauer<br />
Betrachtung des Fadens im Gegenlicht erscheinen<br />
das Wort „EURO“ und die Wertzahl<br />
(wechselweise seitenrichtig und seitenverkehrt<br />
lesbar).<br />
Wasserzeichen<br />
Wird die Banknote im Gegenlicht betrachtet,<br />
so erscheinen das Architekturmotiv und die<br />
Wertzahl als Wasserzeichen im druckbildfreien<br />
Teil.<br />
Durchsichtsregister<br />
Beim Durchsichtsregister handelt es sich um<br />
ein Merkmal in der linken oberen Ecke auf der<br />
Vorderseite der Banknote. Unregelmäßige<br />
Zeichen, die auf die Vorder- und die Rückseite<br />
gedruckt sind, bilden im Gegenlicht die vollständige<br />
Wertzahl.<br />
UV-Eigenschaften<br />
Im Papier der Noten befinden sich Fasern, die<br />
unter UV-Licht in den Farben Rot, Grün und<br />
Blau hell leuchten. Die Europaflagge fluoresziert<br />
in zwei Farben auf der Noten<strong>vor</strong>derseite.<br />
Alle weiteren fluoreszierenden Bildteile der<br />
Noten<strong>vor</strong>derseite sind von Stückelung zu<br />
Stückelung unterschiedlich und ergeben sich<br />
aus dem Design bzw. der Druckfarbenwahl.<br />
Mikroschrift<br />
An einigen Stellen auf der Vorder- und Rückseite<br />
der Banknote sind winzige, nur mit Hilfe<br />
einer Lupe erkennbare Schriftzeichen aufgebracht.<br />
Selbst der kleinste Aufdruck auf einer<br />
echten Banknote sollte gestochen scharf und<br />
nicht verschwommen sein.<br />
Spezialfolienstreifen<br />
Im rechten Teil der Vorderseite befindet sich<br />
ein Spezialfolienstreifen. Bewegt man die<br />
Banknote, werden, je nach Betrachtungswinkel,<br />
das Euro-Symbol oder die Wertzahl in<br />
wechselnden Farben als Hologramm sichtbar.<br />
Im Gegenlicht ist bei genauer Betrachtung des<br />
Folienstreifens außerdem ein aus Perforationen<br />
in der Folie bestehendes Euro-Symbol zu<br />
erkennen.<br />
Perlglanzstreifen<br />
Auf der Rückseite der Banknote ist jeweils<br />
mittig, neben dem Sicherheitsfaden, ein Perlglanzstreifen<br />
(Iriodinstreifen) aufgebracht.<br />
Der Streifen glänzt beim Kippen der Banknote<br />
gegen eine gute Lichtquelle von hellgelb bis<br />
goldgelb und weist als Aussparungen das<br />
Euro-Symbol und die Wertzahl auf. j<br />
Wenn sich das<br />
Geld in nichts<br />
auflöst<br />
D<br />
ass sich Geld, das man eben noch in Händen<br />
hielt, allzu schnell in „nichts“ auflöst,<br />
das kennen wir (fast) alle. Und meinen<br />
doch etwas anderes, als das, was in den letzten<br />
Monaten manche Menschen mit ihrem Geld<br />
erlebten: Die Scheine, die sie eben noch in<br />
Händen hielten, zerbröselten <strong>vor</strong> ihren Augen.<br />
Vor allem 50-Euro-Scheine zeigten die<br />
merkwürdigen Auflösungserscheinungen. So<br />
merkwürdig wie diese Erscheinungen, so unklar<br />
die Ursachen dafür. Vermutet wurde, dass<br />
die Noten mit einem Stoff „gepudert“ waren,<br />
der sich in Verbindung mit Feuchtigkeit zur<br />
Säure entwickelte, spekuliert wurde auch über<br />
eine Party-Droge, da Geldscheine gerne als<br />
Unterlage zum Vorbereiten der Droge genutzt<br />
werden.<br />
Am 21. Juni war die erste Auflösung dokumentiert<br />
worden, als in Berlin ein zerstörter 20-<br />
Euro-Schein bei der Landesbank abgegeben<br />
wurde. Dann sollen <strong>vor</strong> allem in der Umgebung<br />
von Berlin und Potsdam immer wieder zerbröselte<br />
Scheine aufgetaucht sein. Das Phänomen<br />
hat sich schließlich bundesweit verbreitet, mit<br />
weit über 1000 Scheinen. j<br />
Machen Sie mit!<br />
Hier sind die Regeln<br />
Wenn Sie den nebenstehenden Text aufmerksam<br />
gelesen haben, können Sie unsere<br />
Fragen leicht beantworten. Das Lösungswort<br />
ergibt sich im her<strong>vor</strong>gehobenen<br />
Feld. Übertragen Sie das Lösungswort –<br />
und bitte nicht das gesamte Rätsel! – auf<br />
eine Postkarte und schicken Sie diese an:<br />
WEISSER RING<br />
Redaktion<br />
Weberstraße 16<br />
55130 Mainz<br />
Sie können uns das Lösungswort auch<br />
per E-Mail übersenden<br />
Ratespiel@weisser-ring.de<br />
Kommt mehr in Umlauf<br />
Wurden gefälscht<br />
Ist erforderlich<br />
Gibt mehr Informationen<br />
Lässt sich prüfen<br />
Müssen Sie befühlen,<br />
ansehen, kippen<br />
Praktische Preise für Sie<br />
A<br />
5Kataloge zur Ausstellung „Opfer“: Der<br />
Katalog, inzwischen in der zweiten<br />
Auflage erschienen, präsentiert die eindrucksvollen<br />
Arbeiten, die Weimarer Bauhausstudenten<br />
für den WEISSEN RING entworfen<br />
haben. Wenn Sie keinen Katalog<br />
gewinnen, können Sie ihn gegen eine Schutzgebühr<br />
von 10 Euro bestellen: WEISSER<br />
RING, Info-Service, Weberstraße 16, 55130<br />
Mainz oder unter info@weisser-ring.de.<br />
3MP3-Player – praktisch und leistungsfähig,<br />
256 MB und Radio im Kopfhörer<br />
integriert.<br />
1Pencam – jeder Chat macht mehr Spaß,<br />
wenn man sich nicht nur gedanklich<br />
austauschen kann, sondern sich gleichzeitig<br />
mit dem Gesprächspartner, der Gesprächspartnerin<br />
Aug’ in Aug’ verständigen<br />
kann.<br />
C<br />
R<br />
N<br />
Einsendeschluss:<br />
15. März 2007<br />
Angestellte des Vereins dürfen nicht teilnehmen.<br />
Teilnehmer können sich nur mit einer Einsendung<br />
beteiligen. Ihre Adresse wird für<br />
vereinsinterne Zwecke gespeichert. Der<br />
Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner<br />
werden per Post benachrichtigt.<br />
L L<br />
O<br />
M<br />
N<br />
5Abdeckblenden für Geldautomaten,<br />
von Mirko Schwarz entwickelt. Sie<br />
dienen dem Schutz <strong>vor</strong> Spähern, die<br />
Ihre PIN-Nummer ausspionieren möchten,<br />
wenn Sie den Geldautomaten nutzen.<br />
WEISSER RING 1/07<br />
31
Menschen<br />
IM VEREIN<br />
Wechsel in Mainz: Weber<br />
kommt, Kirchberger geht<br />
D<br />
ie Verbundenheit der Stadt<br />
Mainz mit dem WEISSEN<br />
RING sah Oberbürgermeister<br />
Jens Beutel beim Stabwechsel im<br />
Landes<strong>vor</strong>sitz der Opferhilfsorganisation<br />
erneut unter Beweis<br />
gestellt: Nach acht Jahren Engagement<br />
schied Polizeipräsident<br />
Franz Kirchberger aus seinem<br />
Ehrenamt und übergab die Leitung<br />
des WR-Landesverbandes<br />
an Karl-Heinz Weber, den ständigen<br />
Vertreter des Präsidenten des<br />
Landeskriminalamtes Rheinland-<br />
Pfalz.<br />
Gastgeber Beutel hob im Sitzungssaal<br />
des Rathauses die Bedeutung<br />
des WEISSEN RINGS<br />
auch für die Kriminalprävention<br />
in der Landeshauptstadt her<strong>vor</strong><br />
und verwies darauf, dass der<br />
WEISSE RING ein offener und<br />
zuverlässiger Ansprechpartner ist.<br />
Die Opferhilfe, so der ehemalige<br />
Richter, ist aufgrund des Engage-<br />
ments des Vereins heute kein<br />
Randthema mehr. Immer mehr<br />
Menschen erkennen auch, dass<br />
sie selbst jederzeit Opfer werden<br />
können.<br />
Der Innenminister Karl-Peter<br />
Bruch dankte allen Ehrenamtlichen<br />
des WEISSEN RINGS für<br />
ihre Arbeit mit den Betroffenen,<br />
sie leisteten genau das, was diese<br />
Menschen brauchen. Der WEIS-<br />
SE RING könnte nicht so erfolgreich<br />
sein, wenn er nicht in einem<br />
von Vertrauen geprägten Verhältnis<br />
zu anderen, etwa der Polizei<br />
und auch der Medien stehe,<br />
erklärte Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof.<br />
Dr. Reinhard Böttcher. Als Kirchberger<br />
sein Amt 1998 antrat, war<br />
er, so Böttcher, allseits als herausragende<br />
Führungspersönlichkeit<br />
anerkannt, als langjähriger Leiter<br />
der Polizeischule, als Polizeipräsident<br />
in Trier und schließlich in<br />
Mainz. „Sie waren ein Glücksfall<br />
Wilhelm Lentner,<br />
Prof. Dr. Böttcher,<br />
Karl-Heinz Braun,<br />
Günter Schulze<br />
Blasum<br />
Innenminister Bruch,<br />
Franz Kirchberger,<br />
Karl-Heinz Weber, WR-<br />
Vorsitzender Prof. Dr.<br />
Böttcher<br />
für den WEISSEN RING“, sagte<br />
Prof. Böttcher. Kirchberger habe<br />
es verstanden, die ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter zu motivieren und im<br />
Vorstand des Vereins als kluger,<br />
besonnener und ausgleichender<br />
Ratgeber aufzutreten. Böttcher<br />
freute sich, dass mit dem Leitenden<br />
Kriminaldirektor Karl-Heinz<br />
Weber erneut ein hoher Repräsentant<br />
der Polizei an der Spitze des<br />
Landesverbands steht. Weber<br />
brauche nach der 30-jährigen erfolgreichen<br />
Arbeit des WEISSEN<br />
RINGS für die Opfer und allen<br />
erreichten Ver<strong>besser</strong>ungen für<br />
Opferschutz und Opferhilfe allerdings<br />
nicht zu fürchten, dass auf<br />
ihn in diesem Ehrenamt keine Herausforderungen<br />
mehr warteten.j<br />
Westfalen-Lippe:<br />
Braun löst Lentner ab<br />
I<br />
n der Rüstkammer des Münsteraner<br />
Rathauses vollzog sich<br />
der Wechsel an der Spitze im<br />
WR-Landesverband NRW/Westfalen-Lippe:<br />
Polizeidirektor a.D.<br />
Karl-Heinz Braun tritt die Nachfolge<br />
von Wilhelm Lentner an,<br />
ebenfalls Polizeidirektor a.D.<br />
Mit der Wahl in das Ehrenamt<br />
kümmert sich Braun nun gemeinsam<br />
mit 211 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern in<br />
28 Außenstellen um die Kriminalitätsopfer<br />
in Westfalen-Lippe.<br />
Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof. Dr.<br />
Reinhard Böttcher zollte dem<br />
scheidenden Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />
Respekt: „Wir werden Ihre Geradlinigkeit<br />
und Ihre Sachkenntnis<br />
vermissen“, erklärte er. Lentner<br />
stellte fest: Dieses Amt hat mein<br />
Leben bereichert, und ich bin auch<br />
ein kleines bisschen stolz auf das<br />
Geleistete. Ein bisschen Wehmut<br />
hatte ihn durchaus beschlichen<br />
beim Abschied und Rückblick.<br />
Immerhin war er 16 Jahre lang<br />
ehrenamtlich im WEISSEN RING<br />
tätig, die letzten zwölf Jahre davon<br />
an der Spitze des Landesverbandes.<br />
Seinem Nachfolger<br />
wünschte Lentner die nötige Kraft<br />
und Schaffensfreude für die be<strong>vor</strong>stehende<br />
Arbeit. Wünsche, denen<br />
sich auch Bürgermeister Günter<br />
Schulze Blasum in Vertretung<br />
von Oberbürgermeister Dr. Berthold<br />
Tillmann anschloss. Er gab<br />
auch seiner Freude Ausdruck, dass<br />
mit Karl-Heinz Braun nun ein<br />
Münsteraner dem Landesverband<br />
Westfalen-Lippe <strong>vor</strong>steht. j<br />
Zwei Jubiläen in einem in<br />
Düsseldorf gefeiert<br />
unter dem Motto 60 Jahre<br />
NRW – 30 Jahre WR beteiligte<br />
sich der WEISSE RING<br />
am Jubiläum des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
in Düsseldorf.<br />
Organisiert von der Leiterin<br />
des Landesbüros Rheinland,<br />
Eva-Maria Eschbach, standen<br />
an einem Infostand im Innenministerium<br />
und einem weiteren<br />
am Rheinufer unter dem Zeltdach<br />
des Landeskriminalamtes<br />
40 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter über zwei<br />
Tage den zahlreichen Besuchern<br />
der drei Kilometer langen Festmeile<br />
Rede und Antwort zur<br />
Arbeit des WEISSEN RINGS.<br />
Unter den interessierten Gästen<br />
as Sächsische Polizeiorchester<br />
gestaltete zur Festveranstaltung<br />
anlässlich des 30jährigen<br />
Bestehens des WEIS-<br />
SEN RINGS im Plenarsaal des<br />
Dresdner Rathauses ein Benefizkonzert.<br />
Innenminister Dr. Albrecht<br />
Buttolo hatte die Schirmherrschaft<br />
der Veranstaltung inne.<br />
Eingeladen waren neben den<br />
Bürgern der Stadt Vertreter des<br />
öffentlichen Lebens sowie die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des WEISSEN RINGS. Prof. Dr.<br />
Reinhard Böttcher skizzierte als<br />
Bundes<strong>vor</strong>sitzender die Entwicklung<br />
des Vereins in den drei Jahrzehnten<br />
seit seiner Gründung und<br />
hob die Verdienste der Menschen<br />
der ersten Stunde besonders her<strong>vor</strong>.<br />
Geert Mackenroth, Justizminister<br />
des Landes Sachsen sowie<br />
Tobias Kogge, Bürgermeister<br />
und Beigeordneter für Soziales in<br />
Dresden, würdigten die Verdienste<br />
des Vereins für die Opfer von<br />
Kriminalität. Ohne die erfolg-<br />
waren auch die Größen aus der<br />
Politik.<br />
Das Land selbst präsentierte<br />
sich unter dem Tenor Land mit<br />
Visionen und Traditionen, das<br />
Rahmenprogramm reichte von<br />
<strong>Kinder</strong>belustigung über Hip<br />
Hop bis zu Netzwerken aus<br />
Wirtschaft, Politik und Vereinen<br />
und Verbänden.<br />
Ein Highlight für die Ehrenamtlichen<br />
des WEISSEN RINGS<br />
war zweifelsohne der Besuch<br />
von Innenminister Dr. Ingo Wolf<br />
und Ministerpräsident Dr. Jürgen<br />
Rüttgers am Stand.<br />
Der Innenminister erklärte<br />
zur Freude des Standpersonals<br />
seinen Eintritt in den WEISSEN<br />
reiche Arbeit des WEISSEN<br />
RINGS gäbe es die zahlreichen<br />
Ver<strong>besser</strong>ungen der Situation der<br />
Opfer <strong>vor</strong> allem im Strafverfahren<br />
nicht, betonten sie.<br />
Eine gelungene Veranstaltung,<br />
die dem WEISSEN RING<br />
viele neue Sympathien und vielleicht<br />
auch neue Mitglieder beschert<br />
hat, zog Landes<strong>vor</strong>sitzen-<br />
RING. Landes<strong>vor</strong>sitzender Rudi<br />
Justen freute sich ebenfalls über<br />
die Würdigung des Vereins durch<br />
die beiden führenden Landespolitiker.<br />
j<br />
Innenminister Wolf,<br />
Landesbüroleiterin<br />
Eschbach, Ministerpräsident<br />
Rüttgers,<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Justen (v.l.)<br />
Gute Kontakte<br />
Zum Tag der offenen Tür des<br />
Bielefelder Polizeipräsidiums<br />
konnte der WEISSE RING als<br />
einzige externe Organisation<br />
seine Arbeit an einem Infostand<br />
präsentieren. Viele der<br />
über 10.000 Besucher nutzten<br />
die Gelegenheit, mit den WR-<br />
Mitarbeitern über die Opferhilfe<br />
ins Gespräch zu kommen<br />
und zeigten auch großes Interesse<br />
an den Broschüren des<br />
Vereins. Die gute und vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit mit<br />
der Polizei zeigt sich auch<br />
darin, dass im Februar die<br />
Ausstellung Opfer im Polizeipräsidium<br />
zu sehen sein wird.<br />
32 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 33<br />
U<br />
Benefizkonzert in Dresden<br />
zum 30-jährigen Bestehen<br />
D<br />
Bürgermeister Kogge,<br />
Justizminister Mackenroth,<br />
Prof. Dr. Böttcher,<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Haußmann (v.r.)<br />
der Dieter Haußmann Bilanz. Eine<br />
spontane Spendenaktion erbrachte<br />
zudem 262 Euro für die Opferarbeit.<br />
j<br />
Foto: Lothar Schmidt<br />
zur Polizei
Menschen<br />
IM VEREIN<br />
Medienpreis für TV-Film<br />
D<br />
ie Dokumentarfilmautorin<br />
Liz Wieskerstrauch, Bremen,<br />
erhielt den diesjährigen<br />
Tönissteiner Medienpreis für ihre<br />
TV-Dokumentation „Stiller Schrei<br />
– Leben nach dem Albtraum“. Der<br />
Beitrag erschien im März 2006<br />
erstmals im NDR-Fernsehen.<br />
„Frau Wieskerstrauch setzt sich in<br />
<strong>vor</strong>bildlicher Weise mit posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen<br />
auseinander. Sie schildert einfühlsam<br />
und sachlich zugleich, was<br />
Patienten durchmachen und welche<br />
Therapieformen Abhilfe<br />
schaffen können. Sie leistet damit<br />
ein Stück Aufklärungsarbeit in der<br />
Öffentlichkeit“, würdigte Laudator<br />
Professor Günter Seidler die<br />
Journalistin im Rahmen der Preis-<br />
verleihung. Seidler ist Leiter der<br />
Psychotraumatologie des Universitätsklinikums<br />
Heidelberg und<br />
Mitglied des Fachbeirates Medizin<br />
und Psychologie des WEIS-<br />
SEN RINGS. In der 75-minütigen<br />
TV-Dokumentation werden die<br />
Schicksale dreier Menschen, deren<br />
Leben infolge eines traumatisierenden<br />
Ereignisses aus den Fugen<br />
geraten ist, erzählt. „Mit dem<br />
Film möchte ich einerseits zeigen,<br />
was <strong>Gewalt</strong> und andere traumatisierende<br />
Ereignisse mit Menschen<br />
anrichten können. Andererseits ist<br />
es mir wichtig darzustellen, dass<br />
es Therapien gibt, die diesen Patienten<br />
helfen können“, erläutert<br />
Liz Wieskerstrauch ihre Motivation.<br />
j<br />
Vodafone spendet 3000 Euro für<br />
die Opferarbeit<br />
Vodafone unterstützt den WEISSEN RING<br />
mit einer Spende von 3000 Euro. „Vodafone<br />
legt großen Wert auf verantwortungsbewusstes<br />
Handeln und soziales Engagement“,<br />
betonte Margarete Steinhart, Pressesprecherin<br />
des Unternehmens bei der Übergabe des Schecks. Pate der<br />
Spende ist ein Vodafone-Mitarbeiter, der über ein befreundetes Opfer<br />
die Arbeit des WEISSEN RINGS direkt kennenlernte.<br />
Die im Rahmen eines Sommerfestes für Vodafone-Mitarbeiter veranstaltete<br />
Tombola brachte die stattliche Spendensumme ein. „Wir haben<br />
es uns zum Ziel gesetzt, das soziale Engagement unserer Mitarbeiter zu<br />
unterstützen und deren Projekte <strong>vor</strong>rangig zu fördern“, erläuterte Steinhart.<br />
Jörg Hafner, der seit 2001 die Außenstelle Stuttgart des WEISSEN<br />
RINGS leitet, freute sich über die Unterstützung.<br />
Ingrid Bosert: Engagiert<br />
und kompetent seit<br />
25 Jahren in der<br />
Opferbetreuung tätig<br />
Ehrenamtspreis<br />
im Sauerland für die<br />
WR-Außenstelle<br />
Clemens Wiese, Leiter der<br />
WR-Außenstelle Hochsauerlandkreis,<br />
dankte im Namen seiner<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter für die Auszeich-<br />
lichen Engagements: „Gutes tun<br />
tut gut.“ Neben Wiese engagieren<br />
sich im Hochsauerlandkreis Heinrich<br />
Gerke, Hans Gaertig, Albert<br />
Baumeister, Franz Drinhaus, Mar-<br />
Ingrid Bosert als Ehrengast<br />
bei der Festversammlung<br />
zum 30-jährigen<br />
Bestehen in Berlin<br />
er Anerkennungspreis für<br />
D das Ehrenamt im Hochsauerlandkreis<br />
ist den Ehrenamtlichen<br />
des WEISSEN RINGS verliehen<br />
worden. „Sie helfen Opfern<br />
Anerkennungspreis als Zeichen<br />
spürbarer Wertschätzung vergeben.<br />
Das Ehrenamt sei alles andere<br />
als verstaubt, sondern aktueller<br />
denn je. Vergeben wird der Preis<br />
nung. „Dies ist eine hohe Motivation<br />
zur Fortsetzung unserer Arbeit“,<br />
stellte er fest. „Mit klarem<br />
Kopf und viel Herz“ helfen die<br />
Ehrenamtlichen den Opfern von<br />
<strong>Gewalt</strong>taten schnell und unbütha<br />
Völlmecke, Isolde Vogel,<br />
Joachim Schlinkmann, Dorothee<br />
Richter, Wilhelm Hücking, Annette<br />
Pape und Manfred Doercks in<br />
der Betreung der Kriminalitätsopfer.<br />
Dank richtete der Landrat<br />
enige Tage, be<strong>vor</strong> sie ihr<br />
W 84. Lebensjahr vollendete,<br />
lud Ingrid Bosert zu einem<br />
Vortrag über die Arbeit des<br />
der, desto größer die politische<br />
Durchschlagskraft!“<br />
Ihr Ehrenamt hatte Ingrid<br />
Bosert seinerzeit eher spontan<br />
Gute<br />
Kontakte zur<br />
Polizei<br />
auf vielfältige Weise“, würdigte<br />
Landrat Dr. Karl Schneider deren<br />
Arbeit. „Die Bürgerinnen und<br />
alle zwei Jahre, bisher zum vierten<br />
Male.<br />
rokratisch, betonte der Außenstellenleiter.<br />
Sein Fazit des ehrenamtauch<br />
an den ehemaligen Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />
Wilhelm Lentner. j<br />
WEISSEN RINGS in ihr Wohnstift<br />
Augustinum in Mölln. Es<br />
wurde eine erfolgreiche Veran-<br />
aufgenommen, als sie an einem<br />
Infostand der Außenstelle Kiel<br />
erfuhr, dass dringend ehrenamtli-<br />
um Tag der offenen Tür des<br />
Z Bielefelder Polizeipräsidi-<br />
Bürger sehen im WEISSEN<br />
staltung für den Verein und die che Helfer benötigt wurden.<br />
ums konnte der WEISSE RING<br />
RING die gesellschaftliche Kraft,<br />
seit fast 25 Jahren engagierte Schon kurze Zeit später hatte sie<br />
als einzige externe Organisation<br />
die ihrer Solidarität gegenüber<br />
Mitarbeiterin: Die pensionierte die Leitung der Außenstelle inne.<br />
seine Arbeit an einem Infostand<br />
den Opfern von Kriminalität und<br />
Realschullehrerin konnte an die- Viele Opfer konnte sie mit finan-<br />
präsentieren.<br />
<strong>Gewalt</strong> sichtbar Ausdruck versem<br />
Tag zwölf neue Mitglieder ziellen Zuwendungen des WEIS-<br />
Viele der über 10.000 Besuleiht“,<br />
erklärte Schneider. „Sie<br />
für den WEISSEN RING gewin- SEN RINGS helfen, doch schon<br />
cher nutzten die Gelegenheit, mit<br />
widmen den Opfern Zeit und<br />
nen. Das Augustinum ist der früh hat sie erfahren, dass dies<br />
den Mitarbeitern des WEISSEN<br />
echte Hilfe. Viele verzweifelte<br />
Diakonie angeschlossen und nicht das Wichtigste für die<br />
RINGS über die Opferhilfe ins<br />
Opfer fanden durch Ihre Beratung<br />
unterhält 21 Stifte in Deutsch- betroffenen Menschen ist: „Viele<br />
Gespräch zu kommen und zeigten<br />
wieder Mut und neue Hoffnung.<br />
land. Ausschlaggebend für die Verbrechensopfer wollen sich Als Ingrid Bosert <strong>vor</strong> fünf auch großes Interesse an den Bro-<br />
Deshalb ist der Anerkennungs-<br />
Damen des Wohnstifts war das hinterher einfach mal ausspre- Jahren von Kiel nach Mölln zog, schüren des Vereins. Die gute und<br />
preis 2006 bei Ihnen an der rich-<br />
Argument von Ingrid Bosert: chen. Manche schaffen es nicht, meldete sie sich gleich bei Rainer vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
tigen Adresse.“ Der WEISSE<br />
„Für einen Verein wie den unse- sich ihrer Familie anzuvertrauen, Kaefert, dem Leiter der Außen- mit der Polizei zeigt sich auch<br />
RING, so der Landrat weiter, sei<br />
ren ist es wichtig, eine Vielzahl sondern können mit einem stelle Herzogtum Lauenburg, der darin, dass im Februar 2007 die<br />
ein würdiger Vertreter für alle, die<br />
an Menschen hinter sich zu Außenstehenden viel unbefange- sich über die kompetente Unter- Ausstellung „Opfer“ in den Räu-<br />
sich ehrenamtlich engagieren. Der<br />
haben, die gemeinsam für die ner reden!“ sagt die erfahrene stützung durch die erfahrene Mitmen des Polizeipräsidiums zu se-<br />
Kreis werde auch in Zukunft den<br />
Ziele eintreten. Je mehr Mitglie- Helferin.<br />
arbeiterin freute. j hen sein wird. j<br />
Ausgezeichnet: Die<br />
ehrenamtlichen Opferhelfer<br />
im Hochsauerlandkreis<br />
34 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 35<br />
Foto: Ingrid Weber
Intern<br />
IM BLICK<br />
er WEISSE RING begrüßt,<br />
dass die Opferbetreuung<br />
neben Strafverfolgung und Prävention<br />
in Bayern als dritte Säule<br />
des Sicherheitskonzeptes anerkannt<br />
ist.<br />
Es ist wichtig, die Information<br />
über Opferhilfe und Opferschutz<br />
gesetzlich verbindlich zu<br />
regeln, um sicherzustellen, dass<br />
Opfer über ihre Rechte informiert<br />
werden, stellte Bundes<strong>vor</strong>sitzender<br />
Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />
bei einem Gespräch mit Bayerns<br />
Innenminister Dr. Günther Beckstein<br />
fest. Begleitet wurde er vom<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzenden Bayern-Süd,<br />
Franz J. Pabst, und dem stellvertretenden<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzenden<br />
Bayern-Nord, Siegfried Rhein,<br />
sowie Bundesgeschäftsführerin<br />
Gabriele Holthaus.<br />
Japanische Juristen<br />
informieren sich in Mainz<br />
über Opferarbeit<br />
R<br />
egelmäßig sind die Kontakte<br />
zwischen japanischen<br />
Regierungsdelegationen und dem<br />
WEISSEN RING. Für den Aufbau<br />
einer wirkungsvollen Opferhilfe<br />
in Japan kommen regelmäßig<br />
Vertreter des Landes zu<br />
Informationsgesprächen in die<br />
Bundesgeschäftsstelle in Mainz.<br />
Bundes<strong>vor</strong>sitzender Prof. Dr.<br />
Reinhard Böttcher und Vorstandsmitglied<br />
Prof. Dr. Heinz Schöch<br />
standen Satoko Izumi vom Japanischen<br />
Kabinettsamt, Norio Hirai<br />
von der Präfektur Shiga sowie<br />
Masao Okumura von der Präfektur<br />
Kyoto und Vorstandsmitglied<br />
der Japanischen Gesellschaft für<br />
Viktimologie Rede und Antwort,<br />
zum Beispiel über das System der<br />
Opferhilfe in Deutschland und zur<br />
Zusammenarbeit mit weiteren<br />
Institutionen.<br />
Gespräche führen Vertreter<br />
des WEISSEN RINGS auch mit<br />
privaten japanischen Organisationen.<br />
Prof. Schöch und der Hessische<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzende Horst<br />
Cerny referierten <strong>vor</strong> Rechtsanwälten,<br />
die sich zusammengeschlossen<br />
haben mit dem Ziel, die<br />
Todesstrafe in Japan abzuschaffen.<br />
Cerny informierte als Gastredner<br />
inzwischen auch bei einer<br />
Die Vertreter des<br />
WEISSEN RINGS<br />
mit Innenminister<br />
Beckstein<br />
Beckstein unterstützt Forderungen<br />
des WEISSEN RINGS<br />
D<br />
Beckstein unterstützt die Forderung<br />
des WEISSEN RINGS,<br />
eine Belehrung der Opfer über<br />
die Entschädigung nach dem<br />
Opferentschädigungsgesetz und<br />
die Rechte nach dem <strong>Gewalt</strong>schutzgesetz<br />
gesetzlich <strong>vor</strong>zuschreiben.<br />
Der WEISSE RING fordert<br />
eine weitere Ausweitung des<br />
Opferanwaltes auf Staatskosten<br />
Fachtagung in Yokohama. Diesen<br />
Beitrag nahm die japanische<br />
Organisation zum Anlass, Hilfsorganiationen<br />
für Kriminalitätsopfer<br />
aktiv zu unterstützen, berichtet<br />
Horst Cerny. j<br />
bei schweren Straftaten, insbesondere<br />
bei Fällen der schweren<br />
Körperverletzung. Innenminister<br />
Beckstein ermunterte den WEIS-<br />
SEN RING, seine Forderungen<br />
nachhaltig zu vertreten. Er vertritt<br />
die Auffassung, dass <strong>vor</strong> dem<br />
Hintergrund der Regelungen zur<br />
Pflichtverteidigung für Straftäter<br />
über einen Opferanwalt auf<br />
Staatskosten nachgedacht werden<br />
sollte. Es sei notwendig, bei Opferschutz<br />
und Opferrechten einen<br />
weiteren qualitativen Sprung zu<br />
erzielen. Die Justiz müsse, so<br />
Beckstein weiter, noch stärker auf<br />
die Sorgen und Nöte der Opfer<br />
ausgerichtet werden. Professor<br />
Dr. Böttcher wies darauf hin, dass<br />
das gesetzlich <strong>vor</strong>gesehene Adhäsionsverfahren<br />
(Zivilklage im<br />
Strafverfahren) sich leider immer<br />
noch nicht durchgesetzt habe.<br />
Innenminister Dr. Beckstein,<br />
selbst Mitglied im WEISSEN<br />
RING, wirbt zur Freude seiner<br />
Besucher um Unterstützung für<br />
den Verein: Es sollte auch für<br />
Juristen zum guten Ton gehören,<br />
Mitglied im WEISSEN RING zu<br />
sein. j<br />
Prof. Dr. Böttcher (M.)<br />
und Prof. Dr. Schöch (r.)<br />
mit den japanischen<br />
Gästen<br />
Foto: Ingrid Weber<br />
Fallschirmspringer<br />
mit Herz für die Opfer<br />
ie Mitglieder des EuropäischenMilitärfallschirmsprungverbandes<br />
(E.M.F.V.) bedachten<br />
die Opfer von Kriminalität<br />
in Deutschland mit einer<br />
Spende. Für Anton Gröber, den<br />
Leiter der WR-Außenstelle Rosenheim,<br />
gestaltete sich die Entgegennahme<br />
des Spendenschecks<br />
über 2500 Euro zu einem ganz<br />
besonderen Erlebnis. Als Gast<br />
des Verbandes, dessen Vizepräsident<br />
Adelbert Schömer aus Rosenheim<br />
stammt, nahm er am 1.<br />
Internationalen E.M.F.V. Benefiz-Polizei-Springen<br />
in Stribro in<br />
Tschechien teil, dessen Reinerlös<br />
über den WEISSEN RING nun<br />
den Opfern von <strong>Gewalt</strong> zugute<br />
kommen wird. Gröber reiste mit<br />
einem Teilnehmer aus Rosenheim<br />
an und begleitete die aus mehreren<br />
europäischen Staaten stammenden<br />
Militär- und Polizeiangehörigen<br />
während ihres Wettbewerbs.<br />
„Ich durfte auch in einem<br />
alten Doppeldecker zusammen<br />
mit den Springern in die Luft<br />
gehen und von der offenen Absprung-Luke<br />
aus 3000 Meter<br />
Höhe das durchaus kribbelnde<br />
Feeling erleben“, berichtet Anton<br />
Gröber. Beim anschließenden<br />
Kameradschaftsabend erläuterte<br />
er den Teilnehmern dann auch die<br />
Arbeit des WEISSEN RINGS. j<br />
Martin Koch erbat<br />
Spenden statt Geschenke<br />
36 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 37<br />
D<br />
S<br />
eit zehn Jahren engagiert<br />
sich Martin Koch aus Höchberg<br />
im WEISSEN RING für die<br />
Opfer von Kriminalität, seit vier<br />
Jahren als Leiter der Außenstelle<br />
Würzburg. Als der pensionierte<br />
Polizeibeamte seinen 70. Geburtstag<br />
feierte, bat er seine Familie,<br />
Freunde und Gäste, statt<br />
persönlicher Geschenke Spenden<br />
für den WEISSEN RING mitzu-<br />
bringen. 1300 Euro kamen zusammen,<br />
die Martin Koch dem<br />
Landes<strong>vor</strong>sitzenden für Bayern-<br />
Nord, Dieter Trottmann, überreichte.<br />
Verwendet werden soll<br />
das Geld für die Ausgestaltung<br />
des Rahmenprogramms zu der<br />
Ausstellung „Opfer“, die im<br />
nächsten Jahr im Würzburger<br />
Rathaus zu sehen sein wird. j<br />
Anton Gröber, Revierinspektor<br />
Werner Tobisch<br />
aus Wien, Offizierstellvertreter<br />
Christian Huber und<br />
Adelbert Schömer (v.r.)<br />
„Täubchen“ spenden<br />
Ihr Sommerfest feierten die Kölner<br />
Karnevalistinnen der Colombina<br />
Colonia mit 500 Gästen<br />
unter dem Motto „Wilde Zeiten“.<br />
Es waren <strong>vor</strong> allem gute<br />
Zeiten, denn gefeiert wurde für<br />
gute Zwecke. Spenden in Höhe<br />
von 16.500 Euro wurden unter<br />
dem WEISSEN RING und drei<br />
Schulen für geistig Behinderte<br />
aufgeteilt. Spenden ist in bei<br />
den „Täubchen“, die seit ihrer<br />
Gründung 1999 bereits über<br />
120.000 Euro zusammen gebracht<br />
und verteilt haben.<br />
Z<br />
um 2. Mal veranstalteten<br />
Geschäftsleute aus Neutraubling<br />
unter Leitung von Michael<br />
Melcher, Inhaber von Optik<br />
Melcher, den Seh-Lauf-Neutraubling<br />
zugunsten des WEISSEN<br />
RINGS. Bei schönem Wetter gingen<br />
360 Läufer und Walker auf die<br />
Strecke. Im Start- und Zielbereich<br />
fanden Grillgut und Getränke<br />
reißenden Absatz. Den Erlös der<br />
Metal-<br />
Konzert-Erlös<br />
für Opfer<br />
Z<br />
um 4. Mal schon spendete<br />
der MOSH-Club Kolmberg<br />
den Erlös des – inzwischen 17. –<br />
Metal-Konzerts am „Moshberg“<br />
für die Opfer von rechtsextremer<br />
<strong>Gewalt</strong>. Viele Besucher hatten<br />
freiwillige Spenden gegeben, den<br />
Rest zur 500-Euro-Spende steuerte<br />
der Club bei. Hauptsponsor der<br />
Veranstaltung ist seit fünf Jahren<br />
die Sparkasse Cham. MOSH-Vorsitzender<br />
Markus Gschwendtner<br />
und seine Vorstandskollegen Hans<br />
Fenzl, Albert Huger, Kathrin Leipold,<br />
Thomas Roider und Festleiter<br />
Tobias Babl übergaben den<br />
Scheck an die WR-Ehrenamtlichen<br />
Edda Meier, Ramona Hapke<br />
und Werner Schecklmann. j<br />
2. Seh-Lauf-Neutraubling<br />
zugunsten der Opfer<br />
Veranstaltung in Höhe von 1300<br />
Euro und eine zusätzliche Spende<br />
der Firma Hofmann-Personal-Leasing<br />
über 200 Euro nahm WR-Mitarbeiter<br />
Hans Woike (auf dem Foto<br />
links) entgegen. Woike ist neben<br />
Melcher mit Jürgen Adler und<br />
Alex Müller im Organisationsteam<br />
für die Veranstaltung verantwortlich.<br />
Bereits 2005 erhielt der WR<br />
den Überschuss. j
Kraft gegen <strong>Gewalt</strong><br />
SPORTLER SETZEN ZEICHEN<br />
Schüler lernten Frust<br />
in Sport umzusetzen<br />
anstatt in <strong>Gewalt</strong><br />
P<br />
rävention durch Sport: In<br />
der Südpfalz organisierte<br />
der WEISSE RING mit einem<br />
Lehrerteam der Alfred-Grosser-<br />
Schule in Bad Bergzabern eine<br />
besondere Sportveranstaltung im<br />
Rahmen der Aktion „Kraft gegen<br />
<strong>Gewalt</strong>“. „Wir wollen unserer<br />
Jugend eine vernünftige Alternative<br />
zur <strong>Gewalt</strong>anwendung anbieten:<br />
den fair betriebenen Sport“,<br />
erläuterte Prof. Dr. Hans-Jürgen<br />
Sack, Leiter der Außenstellen in<br />
der Südpfalz. Prof Dr. Sack war<br />
es gelungen, mehrere interessante<br />
Sportgruppen zu gewinnen, die<br />
Neue Tore für den<br />
Bolzplatz in Forchheim<br />
Z D<br />
wei Fußballtore erhielt der<br />
neue Bolzplatz an der Skaterbahn<br />
in Forchheim Nord. Im<br />
Rahmen der Aktion „Kraft gegen<br />
<strong>Gewalt</strong>“ wurden 1300 Euro bereitgestellt.<br />
Beim Nikolaus-Budo-<br />
Lehrgang nimmt der Kampfsportverein<br />
Warriors alljährlich statt<br />
Teilnehmergebühren Spenden für<br />
die Aktion. Wie Außenstellenleiterin<br />
Monika Vieth berichtet,<br />
sammelte sie mit ihrem ehrenamtlichen<br />
Team in diesem Jahr<br />
insgesamt bereits 13.600 Euro<br />
Spenden ein. „Das Geld wurde<br />
für Schulhofumgestaltungen,<br />
Sportgeräte und Kletterwände im<br />
Kreis verwendet.“ Oberbürgermeister<br />
Franz Stumpf dankte<br />
Monika Vieth bei der Übergabe<br />
der Tore für die Unterstützung<br />
durch den WEISSEN RING. j<br />
den Schülerinnen und Schülern<br />
ihre Disziplin <strong>vor</strong>führten und mit<br />
ihnen erprobten und anschließend<br />
auch diskutierten: eine Karategruppe<br />
aus Wörth, eine Selbstverteidigungsgruppe<br />
aus Landau,<br />
eine Trampolingruppe und ein<br />
Capoeira-Tanzteam aus Bad<br />
Bergzabern.<br />
In zwei Gruppen konnten die<br />
30 Jugendlichen direkt Erfahrungen<br />
sammeln, nicht nur durch<br />
Zusehen, sondern auch durch<br />
Ausprobieren von Sportarten, die<br />
Skaterplatz<br />
eingeweiht<br />
ie <strong>Kinder</strong> und Jugendlichen<br />
in Liebenburg freuen<br />
sich über einen neuen Skaterplatz,<br />
den die Außenstelle Goslar<br />
des WEISSEN RINGS dank vieler<br />
ehrenamtlicher Helfer, dem<br />
kommunalen Bauhof sowie den<br />
Spendern im Rahmen des Projektes<br />
„Kraft gegen <strong>Gewalt</strong>“ eingerichtet<br />
hat. j<br />
sie noch nie gemacht hatten.<br />
„Wenn man Karate macht oder<br />
Trampolin springt, kann man alle<br />
Probleme vergessen und seine<br />
Aggressionen loswerden“, zitiert<br />
die Rheinpfalz die Siebtklässlerin<br />
Christina. Die Erfahrungen und<br />
Eindrücke der Jugendlichen wurden<br />
nach den Sportübungen in<br />
kleinen Runden unter pädagogischer<br />
Leitung diskutiert und aufbereitet.<br />
Den abschließenden Höhepunkt<br />
bildete die Capoeira-Tanzgruppe<br />
aus Bad Bergzabern. Zu<br />
rhythmischer Musik führten die<br />
Sportler die brasilianische Kampfkunst<br />
<strong>vor</strong>. Die akrobatischen Bewegungen<br />
stießen auf großes Interesse<br />
und verstärkten noch einmal<br />
die Botschaft des Projekts,<br />
dass Aggression auch in Sport<br />
umgesetzt werden kann, anstatt in<br />
<strong>Gewalt</strong>. j<br />
Nicht nur zusehen,<br />
sondern selbst<br />
neue Sportarten erproben<br />
brachte den<br />
Schülern in Bad Bergzabern<br />
Spaß und<br />
neue Erkenntnisse<br />
Fußballbenefizspiel<br />
Zugunsten der WR-Aktion<br />
„Kraft gegen <strong>Gewalt</strong>“ traten<br />
der VfB Artern 1919 e.V. und<br />
die Lizenzmannschaft des FC<br />
Rot-Weiß Erfurt zu einem<br />
Benefizspiel an. 805 Zuschauer<br />
sahen ein spannendes Fußballspiel<br />
im Artener Stadion im<br />
Salinenpark. 2330 Euro Erlös<br />
nahm der Leiter der Außenstelle<br />
Kyffhäuserkreis, Manfred<br />
Gerboth, später dankbar<br />
vom VfB-Vorsitzenden Martin<br />
Scholz entgegen. In der Spende<br />
enthalten ist neben dem<br />
Einnahmeüberschuss die von<br />
Schiedsrichter Micheal Wilske<br />
gespendete Schiedsrichterentschädigung.<br />
Jubiläum der WR-Aktion<br />
„Kraft gegen <strong>Gewalt</strong>“<br />
raft gegen <strong>Gewalt</strong> – Sportler<br />
setzen Zeichen“: Eine<br />
Aktion des WEISSEN RINGS,<br />
die <strong>vor</strong> zehn Jahren in Mainz<br />
ihren Anfang nahm. Seither verbreitete<br />
sie sich über das ganze<br />
Land und machte sich als Präventionsprogramm<br />
einen guten<br />
Namen. Den Schwerpunkt hat<br />
die Initiative nach wie <strong>vor</strong> im<br />
Harz unter stetem Einsatz des<br />
WR-Außenstellenleiters Günter<br />
Koschig in Goslar.<br />
Mit Hilfe von Sponsoren<br />
werden Mittel <strong>vor</strong> Ort eingeworben,<br />
um Möglichkeiten für Jugendliche<br />
zu schaffen, ihre Freizeit<br />
sinnvoll und mit Fairplay zu<br />
gestalten, Sport zu treiben statt<br />
perspektivenlos durch Frust und<br />
Langeweile in die Kriminalität<br />
abzugleiten. Die WR-Ehrenamtlichen<br />
tragen das Projekt auch in<br />
Schulen und Vereine. Hinzu<br />
kommen Treffen mit prominenten<br />
Sportlern aus allen Disziplinen.<br />
Die Außenstelle Goslar beging<br />
das zehnjährige Bestehen<br />
der Initiative mit einer dreitägigen<br />
Veranstaltung in Langelsheim,<br />
unterstützt wie die gesamte<br />
Aktion von Anbeginn von der<br />
Gewerkschaft der Polizei (GdP).<br />
Musik und Tanz standen im Mittelpunkt,<br />
als besonderer Gast<br />
kam Uschi Disl, eine der erfolgreichsten<br />
Biathletinnen der Welt.<br />
Sport macht Freude, das zeigte<br />
die Veranstaltung, das zeigten<br />
die Gäste und das betonte Konrad<br />
Freiberg, Bundes<strong>vor</strong>sitzender der<br />
GdP: „Wo Freude ist, da ist keine<br />
<strong>Gewalt</strong>, und da haben auch<br />
Rechtsradikale keine Chance“,<br />
sagte er. Auch Prof. Dr. Hans-<br />
Dieter Schwind, Kriminologe<br />
und Vorsitzender des Fachbeirates<br />
Prävention im WEISSEN<br />
RING, verwies auf die positiven<br />
Effekte des Sports wie Selbstbeherrschung,<br />
Disziplin, Frustrationstoleranz<br />
und das Lernen von<br />
Regeln. Schwind betonte, wie<br />
wichtig eine treibende Kraft für<br />
ein solches Projekt ist: „Günter<br />
Koschig ist der Motor des Programms.“<br />
Koschig vermeldete zum Abschluss<br />
der Jubiläumsveranstaltung<br />
dann auch gleich ein positi-<br />
Impressum<br />
Die Zeitschrift WEISSER RING ist<br />
das offizielle Organ des Gemeinnützigen<br />
Vereins zur Unterstützung von<br />
Kriminalitätsopfern und zur<br />
Verhütung von Straftaten e. V.<br />
Sie erscheint viermal im Jahr.<br />
Der Bezugspreis ist im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Herausgeber<br />
WEISSER RING e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />
Telefon 0 61 31 – 8 30 30<br />
Telefax 0 61 31 – 83 03 45<br />
E-Mail: info@weisser-ring.de<br />
Internet: http://www.weisser-ring.de<br />
Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Reinhard Böttcher<br />
Verlag<br />
WEISSER RING Verlags-GmbH<br />
Weberstraße 16, 55130 Mainz<br />
Verantwortlich<br />
Helmut K. Rüster<br />
Redaktion<br />
Ingrid Weber (Leitung)<br />
Postfach 26 13 55, 55059 Mainz<br />
Telefon 0 61 31 – 83 03 51<br />
Telefax 0 61 31 – 83 03 60<br />
Mitarbeit<br />
Christa Eder, Martina Schäfer,<br />
Susanne Sobko<br />
Gesamtherstellung/Anzeigen<br />
Fink Medien AG<br />
Geschäftsstelle Deutschland<br />
Zeppelinstraße 29-32<br />
73760 Ostfildern/Kemnat<br />
Anzeigenberatung<br />
Elisabeth Mörs<br />
Telefon 0 61 32 – 43 44 36<br />
E-Mail: moerser@freenet.de<br />
Nachdruck<br />
Auf Anfrage und gegen<br />
Belegexemplar erwünscht.<br />
Die Namen von Opfern werden<br />
aus Schutzgründen verändert.<br />
Ihr heißer Draht:<br />
Ihre Adresse hat sich geändert?<br />
Sie bekommen mehrere Zeitschriften,<br />
weil mehrere Angehörige<br />
Mitglied sind und wünschen nur eine?<br />
Sie haben kein Interesse<br />
an der Zeitschrift oder gar nicht<br />
genügend Zeit, sie zu lesen<br />
und wir können das Porto in<br />
Ihrem Fall sparen? Kein Problem:<br />
Informieren Sie uns einfach<br />
unter:<br />
redaktion@weisser-ring.de<br />
0 61 31 – 83 03 51<br />
Für alle anderen Fragen und Wünsche<br />
wählen Sie bitte<br />
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38 WEISSER RING 1/07 WEISSER RING 1/07 39<br />
K<br />
Training am Boxsack für geistig behinderte Schüler<br />
ves Ergebnis: 1000 Euro aus dem<br />
Erlös fließen über die Aktion in<br />
Langelsheimer Jugendprojekte.<br />
Ein weiterer Erfolg für Koschig:<br />
Die Idee mit Fitnessboxpaketen<br />
gegen <strong>Gewalt</strong> in Schulen anzugehen,<br />
das Polizei und WEISSER<br />
RING im Bereich der Außenstelle<br />
über ein Jahr erfolgreich erprobt<br />
haben, führte dazu, dass das Kul-<br />
Gold-Olympionikin<br />
Uschi Disl war<br />
Stargast beim<br />
Zehnjährigen der<br />
Aktion „Kraft gegen<br />
<strong>Gewalt</strong> – Sportler<br />
setzen Zeichen“<br />
tusministerium in Zusammenarbeit<br />
mit dem Landessportbund<br />
und dem Boxsportverband Niedersachsen<br />
Boxtraining als zusätzliches<br />
außerschulisches Sportangebot<br />
an zehn Schulen erproben<br />
wird. j<br />
Ein besonderes Präsent übergaben die Leiterin der Außenstelle Cuxhaven, Silvia Martin Troyano und ihre Mitarbeiterin<br />
Inge Liesch der Schule für geistig Behinderte am Schillerzentrum: Ein Boxsack soll dazu beitragen,<br />
dass die Schüler lernen, im Sport Aggressionen abzubauen und neues Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein<br />
aufzubauen. „Wir sehen das Training als Beitrag zur Vorbeugung gegen <strong>Gewalt</strong> und zur Förderung der Selbstdisziplin“,<br />
erklärte Martin Troyano. Die Jugendlichen stellten ihre Freude mit sofortigem Trainingsbeginn unter<br />
Beweis.<br />
Foto: Koschig
BOTSCHAFTER DES WEISSEN RINGS<br />
Godewind steht<br />
an der Seite<br />
der <strong>Gewalt</strong>opfer<br />
G<br />
odewind: Ihre Fans hat die norddeutsche<br />
Band nicht nur im Norden. Die traditionelle<br />
Weihnachtstournee führte sie auch in den<br />
Harz, ins Ruhrgebiet und bis nach Frankfurt.<br />
Und über Fernsehauftritte kommen sie im<br />
ganzen Land in die Wohnstuben. Wer eines<br />
der Konzerte von Godewind besucht, sieht<br />
ein ungewohntes Symbol bei den beliebten<br />
Musikern: den WEISSEN RING.<br />
Denn die Band, die für norddeutsches<br />
Gefühlsleben und Gemütlichkeit steht, versteht<br />
sich nicht nur als Botschafter der eigenen<br />
Heimat, sondern auch als Botschafter der<br />
größten deutschen Opferhilfeorganisation.<br />
„Wir haben uns für dieses Ehrenamt entschieden,<br />
weil wir Kriminalitätsopfer unterstützen<br />
wollen“, sagt Bandleader Larry Evers<br />
(Foto oben rechts). Godewind will außerdem<br />
helfen, den Bekanntheitsgrad des WEISSEN<br />
RINGS noch weiter zu erhöhen. Und so können<br />
die Fans eben nicht nur Fanartikel und<br />
CDs, <strong>vor</strong> allem die aktuellen „Richtung Norden“<br />
und „Nordische Weihnacht“ im Shop<br />
unter www.godewind.de bestellen oder beim<br />
Konzert kaufen, sondern auch eine CD mit<br />
drei Titeln, deren Erlös dem WEISSEN RING<br />
zu Gute kommt. An den Verkaufsständen bei<br />
den Auftritten der Band – häufig auch in Kir-<br />
40 WEISSER RING 1/07<br />
chen und Clubs – werden außerdem Informationsmaterialien<br />
des Vereins verteilt.<br />
Godewind ist im übrigen nicht viel jünger<br />
als der WR: Seit 27 Jahren besteht die Gruppe<br />
schon. Bandleader Evers, Sängerin Annegret<br />
Siemen und Shanger Ohl, Keyboarder und<br />
Gitarrist, gehören zu den Gründungsmitgliedern.<br />
Im Laufe der Zeit fanden Schlagzeuger<br />
Heiko Reese, Bassist Stephan Bork sowie<br />
Annegret Siemen (l.)<br />
und Anja Bublitz<br />
mit dem Banner, das<br />
die Zusammenarbeit<br />
deutlich repräsentiert,<br />
ebenos wie das <strong>Ring</strong>-<br />
Symbol<br />
Sängerin Anja Bublitz hinzu. Bei aller romantischen,<br />
gefühlsbetonten Musik für entspannende<br />
Stunden wissen die Bandmitglieder<br />
sehr wohl, dass unsere Welt nicht nur heil ist.<br />
„Umso mehr sind die Gemeinschaft und jeder<br />
Einzelne gefragt“, begründen sie ihr Engagement:<br />
„Opfer stehen oft allein. Seelischer Beistand<br />
und praktische Hilfe sind dann das<br />
Wichtigste.“ Das machen sie auch in ihren<br />
Begegnungen mit Publikum und Freunden<br />
deutlich.<br />
„Ein beispielhaftes humanitäres Engagement<br />
für Menschen in Not, das Respekt und<br />
Anerkennung verdient“, so Helmut K. Rüster,<br />
Pressesprecher des WEISSEN RINGS. j<br />
Benefiz-CD zugunsten des<br />
WEISSEN RINGS<br />
Die Godewind-Benefiz-CD mit drei Titeln<br />
unterstützt die Arbeit des WEISSEN RINGS.<br />
Gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro können<br />
Sie die CD auch direkt bestellen bei:<br />
WEISSER RING, Info-Service, Weberstraße<br />
16, 55130 Mainz oder unter<br />
info@weisser-ring.de.<br />
Fotos: Günter Santjer