LK Physik 12 Klassische Elektrodynamik - am Werdenfels-Gymnasium
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<strong>LK</strong> <strong>Physik</strong> <strong>12</strong><br />
<strong>Klassische</strong> <strong>Elektrodyn<strong>am</strong>ik</strong><br />
Richard Reindl<br />
1995-1999
Kapitel 1<br />
Grundlagen<br />
1.1 Grundgrößen<br />
1. Basisgröße: Die Zeit (t)<br />
Die Einheiten der Basisgrößen der <strong>Physik</strong> müssen durch präzise Messverfahren festgelegt werden.<br />
1960 wurde von der 11. Generalkonferenz für Maß und Gewicht das Internationale Einhei-<br />
tensystem (SI) eingeführt. Seit 1967 gilt für dir Einheit der Zeit:<br />
Eine Sekunde (1 s) ist das 9 192 631 770 fache der Periodendauer der beim<br />
Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzu-<br />
standes von Atomen des Nuklids 133 Cs entstehenden Strahlung.<br />
(1.1.1)<br />
Die frühere Definition der Sekunde als der 86400ste Teil der Dauer einer Erdrotation ist nicht<br />
brauchbar, da die Erdrotation nicht konstant ist (z.B. wegen der Gezeitenreibung).<br />
Die Umsetzung der Sekundendefinition geschieht mit Atomuhren:<br />
Die Frequenz f der vom Sender ausge-<br />
strahlten Welle ist im Idealfall gleich der<br />
Eigenfrequenz f0 = 9192631770 Hz der<br />
Cs-Atome. In diesem Fall wird die Strah-<br />
lung von den Cs-Atomen völlig absor-<br />
biert. Weicht f von f0 ab, dann erreicht<br />
ein Teil der Strahlung den Empfänger.<br />
In Abhängigkeit von der empfangenen In-<br />
tensität wird über einen elektronischen<br />
Mechanismus f solange reguliert, bis <strong>am</strong><br />
Empfänger wieder nichts mehr ankommt,<br />
d.h. bis f wieder exakt gleich f0 ist.<br />
Zähler<br />
. . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . <br />
. . . . . . . . . .<br />
. ....<br />
Sender Empfänger<br />
Cs-Atome<br />
......<br />
.... ..<br />
.<br />
...<br />
.<br />
.<br />
Abb.1.1.1 Atomuhr<br />
. . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . .<br />
Regel-Elektronik<br />
Ein Teil der Welle wird vor den Cs-Atomen von einer Antenne aufgenommen und zu einem<br />
schnellen elektronischen Zähler geleitet. Die kleinste messbare Zeit beträgt ungefähr eine Periodenlänge<br />
1 ≈ 0,1 ns. Bei der Messung von längeren Zeiten wird eine Genauigkeit von<br />
f0<br />
∆t<br />
t ≈ 10−14 erreicht, was einer Gangungenauigkeit von 1 s in circa 3 · 106 Jahren entspricht!<br />
( Siehe <strong>Physik</strong> in unserer Zeit, 6/77 (8,5 · 10−14 ) und Die SI-Basiseinheiten, <strong>Physik</strong>alisch Tech-<br />
1<br />
.............
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 2<br />
nische Bundesanstalt, 1990 (1,5 · 10 −14 ))<br />
Neben der Sekunde werden noch folgende Zeiteinheiten verwendet:<br />
1 min = 60 s, 1 h = 3600 s, 1 d = 24 h, 1 a ≈ 365,25 d<br />
1 ms = 10 −3 s (Milli), 1 µs = 10 −6 s (Mikro), 1 ns = 10 −9 s (Nano), 1 ps = 10 −<strong>12</strong> s (Pico).<br />
2. Basisgröße: Die Länge (x, s)<br />
Seit 1983 gilt für die Einheit der Länge:<br />
Ein Meter (1 m) ist die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum in der<br />
Zeit ∆t =<br />
1<br />
299792458 s zurücklegt.<br />
Aus (1.1.2) folgt für die Lichtgeschwindigkeit der exakte Wert<br />
c = 299792458 m<br />
s<br />
(1.1.2)<br />
(1.1.3)<br />
Die frühere Definition des Meters als der 40 000 000ste Teil des Erdumfangs ist zu ungenau und<br />
messtechnisch schwer umsetzbar.<br />
Für große Entfernungen wird die Längeneinheit<br />
1 Lichtjahr = 1 LJ = c · 1 a ≈ 299792458 m<br />
s · 3600 · 24 · 365,25 s = 9,4607 · 1015 m (1.1.4)<br />
verwendet.<br />
3. Basisgröße: Die Masse (m)<br />
Für die Einheit der Masse gilt seit 1901:<br />
Ein Kilogr<strong>am</strong>m (1 kg) ist die Masse des Internationalen Kilogr<strong>am</strong>mprototyps. (1.1.5)<br />
Wägungen durch Vergleich mit dem Kilogr<strong>am</strong>mprototyp sind mit einer relativen Genauigkeit<br />
von ca. 10 −9 möglich. Die Kilogr<strong>am</strong>mdefinition als bestimmtes Vielfaches einer Atommasse (z.B.<br />
<strong>12</strong> C) ist zur Zeit noch um zwei Größenordnungen ungenauer als die mit dem Prototyp.<br />
1.2 Messfehler<br />
Da die Messung einer physikalischen Größe B immer mit Fehlern behaftet ist, wird zur ge-<br />
nauen Bestimmung von B eine Messreihe durchgeführt. B1, B2, ..... , Bn seien die n Werte einer<br />
Messreihe.<br />
Als genauesten Wert von B nimmt man den Mittelwert [B] der einzelnen Messwerte:<br />
[B] = B1 + B2 + .... + Bn<br />
n<br />
Die Abweichungen der einzelnen Messwerte vom Mittelwert sind<br />
(1.2.1)<br />
∆B1 = B1 − [B], ∆B2 = B2 − [B], ..... , ∆Bn = Bn − [B] (1.2.2)
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 3<br />
Der Betrag der größten Abweichung vom Mittelwert (absoluter Fehler) ist<br />
Der relative oder prozentuale Fehler der Messung ist<br />
∆B = max(|∆B1|, |∆B2|, ..... , |∆Bn|) (1.2.3)<br />
δrel = ∆B<br />
[B]<br />
= ∆B<br />
[B]<br />
Eine ungenaue Größe (z.B. einen Messwert) schreibt man in der Form<br />
· 100% (1.2.4)<br />
B = [B] ± ∆B (1.2.5)<br />
Wir betrachten zwei ungenaue Größen A = [A] ± ∆A und B = [B] ± ∆B. Für die Summe<br />
S = A + B gilt<br />
D<strong>am</strong>it gilt<br />
Smin = Amin + Bmin = [A] − ∆A + [B] − ∆B = [A] + [B] − (∆A + ∆B) (1.2.6)<br />
Smax = Amax + Bmax = [A] + ∆A + [B] + ∆B = [A] + [B] + (∆A + ∆B) (1.2.7)<br />
S = [S] ± ∆S mit [S] = [A] + [B] und ∆S = ∆A + ∆B (1.2.8)<br />
Analog zeigt man für D = A − B:<br />
D = [D] ± ∆D mit [D] = [A] − [B] und ∆D = ∆A + ∆B (1.2.9)<br />
Der absolute Fehler von Summen und Differenzen ungenauer Größen<br />
ist die Summe der absoluten Fehler der Summanden.<br />
Es lässt sich zeigen (siehe Aufgaben)<br />
Der relative Fehler von Produkten und Quotienten ungenauer Größen<br />
ist ungefähr gleich der Summe der relativen Fehler der Faktoren.<br />
(1.2.10)<br />
(1.2.11)<br />
In der Praxis wird nicht der maximale absolute Fehler (siehe 1.2.3), sondern der mittlere Fehler<br />
<br />
<br />
<br />
∆Bm = 1<br />
n<br />
(∆Bν)<br />
n<br />
2 (1.2.<strong>12</strong>)<br />
verwendet. Die Größe G = f(B1, ...., , Bn) sei eine Funktion der gemessenen Größen B1, ..... , Bn<br />
mit den mittleren Fehlern ∆Bm,1, ..... , ∆Bm,n. Nach Gauß gilt für den mittleren Fehler von G<br />
ν=1<br />
<br />
<br />
<br />
∆Gm = n <br />
<br />
∂G<br />
∂Bν<br />
ν=1<br />
· ∆Bm,ν<br />
2<br />
(1.2.13)<br />
Dabei bedeutet ∂G<br />
∂Bν die Ableitung von G nach Bν unter Konstanthaltung der anderen B ′ s<br />
(partielle Ableitung). Ein Verständnis der beiden letzten Formeln setzt Kenntnisse der Wahr-<br />
scheinlichkeitsrechnung und Statistik voraus (siehe z.B. Strubecker IV, S.508).<br />
Die Formeln 1.2.<strong>12</strong> und 1.2.13 sind für experimentelle Facharbeiten von Interesse, müssen aber<br />
nicht für Klausuren gelernt werden!
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 4<br />
1.3 Messung linearer Zus<strong>am</strong>menhänge<br />
Es ist bekannt, dass die Größe y linear von<br />
der Größe x abhängt, d.h.<br />
y = g(x) = a x + b (1.3.1)<br />
Zur Bestimmung von a und b werden die<br />
n Wertepaare (x1|y1), ..... , (xn|yn) gemes-<br />
sen. Wegen der Messfehler weichen die yk<br />
um dk von den wahren Werten g(xk) ab:<br />
dk = yk − g(xk) (1.3.2)<br />
Mit S bezeichnen wir die Summe der Qua-<br />
drate aller Abweichungen dk.<br />
PSfrag replacements<br />
y<br />
y1<br />
b<br />
x1<br />
d1<br />
g(x1)<br />
x2<br />
Abb.1.3.1 Ausgleichsgerade<br />
Nach Gauß ist die beste Gerade durch die n Messpunkte diejenige, für die<br />
n<br />
S =<br />
k=1<br />
minimal ist. Mit (1.3.1) und (1.3.2) folgt aus (1.3.3)<br />
n<br />
S = S(a, b) = (yk − a xk − b) 2<br />
k=1<br />
d 2 k<br />
xn<br />
g<br />
dn<br />
yn<br />
x<br />
(1.3.3)<br />
(1.3.4)<br />
S kann nur dann extremal sein, wenn die partiellen Ableitungen von S nach a und nach b Null<br />
sind:<br />
∂S<br />
= 0<br />
∂a<br />
und<br />
∂S<br />
= 0<br />
∂b<br />
(1.3.5)<br />
Setzt man (1.3.4) in die beiden Gleichungen (1.3.5) ein, dann erhält man zwei Gleichungen,<br />
aus denen die beiden Unbekannten a und b der Ausgleichsgeraden g(x) berechnet wer-<br />
den können. Die etwas länglichen Rechnungen lassen wir vom Computeralgebrasystem (CAS)<br />
MAPLE ausführen und erhalten als Ergebnis:<br />
n<br />
n<br />
a =<br />
b =<br />
k=1<br />
n<br />
k=1<br />
n<br />
xk yk −<br />
n<br />
k=1<br />
xk ·<br />
n<br />
x 2 k −<br />
<br />
n<br />
k=1<br />
yk ·<br />
n<br />
n<br />
x 2 k −<br />
k=1<br />
k=1<br />
n<br />
k=1<br />
xk<br />
n<br />
k=1<br />
2 xk ·<br />
n<br />
x 2 k −<br />
<br />
n<br />
k=1<br />
k=1<br />
xk<br />
yk<br />
n<br />
k=1<br />
2 xk yk<br />
(1.3.6)<br />
(1.3.7)<br />
Weise (eventuell mit MAPLE) nach, dass für die Ausgleichsgerade<br />
n<br />
dk = 0 (1.3.8)<br />
gilt!<br />
k=1
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 5<br />
1.4 Wiederholung Elektrizität<br />
1.4.1 Der Teilchenbaukasten<br />
Jeder chemische Stoff besteht aus kleinsten Teilchen mit der gleichen chemischen Eigenschaft,<br />
den Molekülen. Die Moleküle wiederum bestehen aus Atomen, von denen 92 verschiedene in<br />
der Natur vorkommen. Der N<strong>am</strong>e Atom kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie<br />
” unteilbares Teilchen“. Es hat sich aber herausgestellt, dass die Atome noch nicht die kleinsten<br />
Bausteine der Materie sind, sondern aus einem Atomkern und einer Hülle aus Elektronen<br />
(e − ) bestehen. Die meiste Masse des Atoms (ca. 99,95 %) steckt im Kern, der aber nur einen<br />
winzigen Bruchteil des Atomvolumens einnimmt. Der Atomkern ist aus Protonen (p + ) und<br />
Neutronen (n) aufgebaut. Die Protonen und Neutronen bestehen letztendlich aus den nach<br />
heutiger Sicht elementaren Quarks.<br />
Zwei Protonen, die nicht zu nahe beieinander sind, stoßen sich gegenseitig ab, genauso zwei<br />
Elektronen, ein Proton und ein Elektron dagegen ziehen sich an. Um diese Kräfte zwischen den<br />
Teilchen zu beschreiben, hat man den Begriff der elektrischen Ladung eingeführt.<br />
Es gibt positiv und negativ geladene Teilchen. Gleichn<strong>am</strong>ige<br />
Ladungen (gleiches Vorzeichen) stoßen sich ab, ungleichn<strong>am</strong>ige<br />
Ladungen (verschiedene Vorzeichen) ziehen sich an.<br />
Die Ladung eines Protons wird Ele-<br />
mentarladung genannt und mit<br />
e bezeichnet. Die Kräfte zwischen<br />
zwei Elektronen sind genauso groß<br />
wie die Kräfte zwischen zwei Proto-<br />
nen in der gleichen Entfernung, d.h.<br />
der Betrag der Elektronenladung ist<br />
gleich dem Betrag der Protonenla-<br />
Elementare Teilchen<br />
(1.4.1)<br />
Teilchen u-Quark d-Quark Elektron Photon<br />
Zeichen u d e − γ<br />
Ladung + 2<br />
1<br />
3 e − 3 e −e 0<br />
Tab.1.4.1 Elementare Teilchen<br />
dung. Da sich ein Elektron und ein Proton aber anziehen, müssen ihre Ladungen umgekehrte<br />
Vorzeichen tragen, d.h. die Ladung des Elektrons ist −e. Das Photon ist das Lichtteilchen,<br />
dessen Farbe von der Energie des Teilchens abhängt.<br />
Neben dem u- und d-Quark (Up und Down) gibt<br />
es noch vier weiter Quarks (Charme (c), Top<br />
(t), Strange (s) und Bottom (b)). Das Elektron<br />
gehört zur F<strong>am</strong>ilie der Leptonen, der noch das<br />
Myon (µ) und das Tauon (τ) sowie drei Neutri-<br />
nos angehören. Zu jedem der sechs Quarks und<br />
sechs Leptonen gibt es noch das entsprechen-<br />
de Antiteilchen mit entgegengesetzter Ladung<br />
aber gleicher Masse. Trifft ein Teilchen mit sei-<br />
nem Antiteilchen zus<strong>am</strong>men, verwandeln sich<br />
Zus<strong>am</strong>mengesetzte Teilchen<br />
Teilchen Proton Neutron<br />
Zeichen p + n<br />
Ladung +e 0<br />
Zus<strong>am</strong>mensetzung uud udd<br />
Tab.1.4.2 Zus<strong>am</strong>mengesetzte Teilchen<br />
die beiden Teilchen in Photonen (Zerstrahlung). Für das Verständnis der Elektrizitätslehre und
frag replacements<br />
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 6<br />
der Chemie genügt die Kenntnis der in Tab.1.4.1 und Tab.1.4.2 aufgeführten Teilchen.<br />
Aufbau der Nukleonen<br />
(Kernbausteine) aus Quarks<br />
u u d d<br />
d<br />
Proton Neutron<br />
Abb.1.4.1 Aufbau der Materie<br />
u<br />
Aufbau der Kerne aus Nukleonen<br />
n<br />
p<br />
p<br />
n<br />
p<br />
n<br />
p<br />
n<br />
n<br />
p<br />
n<br />
p<br />
n<br />
Sauerstoffkern<br />
n<br />
p<br />
p<br />
Aufbau der Atome aus Kern<br />
und Elektronenhülle<br />
-<br />
- +<br />
-<br />
-<br />
-<br />
- -<br />
--<br />
Aufbau eines Moleküls<br />
aus Atomen<br />
Atome enthalten im Normalzustand (neutrale Atome) genausoviele Elektronen wie Protonen,<br />
d.h. die Ges<strong>am</strong>tladung eines neutralen Atoms ist Null.<br />
Die Radien der Atome liegen im Bereich von ungefähr 10 −10 m bis 10 −9 m, die der Kerne von<br />
10 −15 m bis 10 −14 m.<br />
Die Massen der wichtigsten Teilchen<br />
Teilchen p + n e −<br />
H<br />
O<br />
H2O<br />
Masse 1,67265 · 10 −27 kg 1,67495 · 10 −27 kg 9,1095 · 10 −31 kg<br />
Tab.1.4.3 Massen der Elementarteilchen<br />
Der Aufbau einiger Atome<br />
N<strong>am</strong>e Wasserstoff Sauerstoff Eisen Uran<br />
Symbol H O Fe U<br />
Zahl der Protonen 1 8 26 92<br />
Zahl der Neutronen 0 8 30 146<br />
Tab.1.4.4 Aufbau einiger Atome<br />
H
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 7<br />
1.4.2 Ladung und Strom<br />
Als sinnvollste Definition der Ladungseinheit drängt sich zunächst die Elementarladung e auf.<br />
Um sich aber in das System der schon bestehenden Grundgrößen mit den Einheiten s, m und kg<br />
logisch einzufügen, ist folgende Definition der Ladungseinheit sinnvoll, deren Zustandekommen<br />
wir aber an dieser Stelle noch nicht verstehen:<br />
D<strong>am</strong>it hat die Elementarladung den Wert<br />
e =<br />
1 C = 1 Coulomb = 6,24150636 · 10 18 e (1.4.2)<br />
1 C<br />
6,24150636 · 10 18 = 1,60217733 · 10−19 C (1.4.3)<br />
Ist ∆Q die Ladung, die in der Zeit ∆t durch die Querschnittsfläche eines Leiters fließt, dann<br />
nennt man<br />
die Stromstärke im Leiter. Die Einheit der Stromstärke ist<br />
Aus (1.4.4) folgt<br />
∆Q dQ<br />
I = lim =<br />
∆t→0 ∆t dt = ˙ Q (1.4.4)<br />
1 A = 1 Ampère = 1 C<br />
s<br />
∆Q =<br />
t2<br />
t1<br />
=⇒ 1 C = 1 As (1.4.5)<br />
I(t) dt (1.4.6)<br />
Zur Veranschaulichung der Stromstärke die Definition des ” Verkehrsstroms“: Ein Beobachter auf<br />
einer Brücke über eine Autobahn zählt in der Zeit ∆t die Zahl ∆N von unter ihm durchfahrenden<br />
Autos:<br />
Verkehrsstrom = ∆N<br />
∆t<br />
(1.4.7)<br />
Wir betrachten eine Kreuzung mehrerer Straßen. Wenn sich auf der Kreuzung weder ein Auto-<br />
friedhof noch eine Autofabrik befinden, dann muss die Zahl der pro Zeiteinheit in die Kreuzung<br />
hineinfahrenden Autos gleich der Zahl der pro Zeiteinheit aus der Kreuzung herausfahrenden<br />
Autos sein. Da sich der Kreuzungspunkt mehrerer Leiter (Knoten) in einer elektrischen Schal-<br />
tung erfahrungsgemäß nicht auflädt (Abstoßung gleichn<strong>am</strong>iger Ladungen!), gilt das Gleiche für<br />
den elektrischen Strom (siehe Aufgaben):<br />
Die Summe der in einen Knoten P hineinfließenden Ströme<br />
ist gleich der Summe der von P abfließenden Ströme!<br />
(1. Kirchhoff’sche Regel)<br />
PSfrag replacements<br />
Ein Strommessgerät (Drehspulmessgerät, basierend auf der<br />
magnetischen Wirkung des Stromes) muss vom gleichen<br />
Strom durchflossen werden wie der Verbraucher, dessen<br />
Stromstärke man messen will:<br />
Strommessgerät und Verbraucher liegen hinter-<br />
einander (in Reihe) im Stromkreis!!<br />
Verbraucher<br />
I<br />
+<br />
−<br />
A<br />
I<br />
(1.4.8)<br />
Abb.1.4.2 Strommessung
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 8<br />
1.4.3 Die Spannung<br />
Durch ein Leiterstück der Länge s fließt der<br />
Strom I. Die Elektronen stoßen auf die Leiter-<br />
atome und übertragen dabei Energie (Wärme)<br />
auf den Leiter. Diese Energie erhalten die Elek-<br />
tronen von der Stromquelle. v ist die Driftge-<br />
schwindigkeit der Elektronen und t = s<br />
v die Zeit,<br />
in der die ges<strong>am</strong>te frei bewegliche Ladung Q des<br />
Leiterstücks durch die Querschnittsfläche F tritt<br />
d.h. die Strecke s zurücklegt.<br />
W = Energie, um Q um die Strecke s zu bewegen<br />
.<br />
. . .<br />
.<br />
.<br />
I<br />
e<br />
v<br />
−<br />
.<br />
− . . . . . A .<br />
.. B<br />
F<br />
+ <br />
. . ..............<br />
Abb.1.4.3 Leiterstück<br />
= von der Stromquelle in der Zeit t gelieferte Energie<br />
Die Leistung der Stromquelle ist<br />
Die Größe<br />
P = W<br />
t<br />
= Q<br />
t<br />
· W<br />
Q<br />
U = W<br />
Q<br />
= I · W<br />
Q<br />
heißt Spannung zwischen A und B bzw. Spannung der Stromquelle.<br />
Aus (1.4.9) und (1.4.10) folgt<br />
P = U · I bzw. U = P<br />
I<br />
Für die Einheit der Spannung folgt aus (1.4.10)<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
Gleichung (1.4.10) besagt in Worten:<br />
1 V = 1 Volt = 1 J<br />
C<br />
s<br />
.<br />
.<br />
. ............. ...... .<br />
(1.4.9)<br />
(1.4.10)<br />
(1.4.11)<br />
(1.4.<strong>12</strong>)<br />
1 VA = 1 V · 1 A = 1 J JA J<br />
· 1 A = 1 = 1 = 1 W<br />
C As s<br />
(1.4.13)<br />
1 VA = 1 W = 1 Watt (1.4.14)<br />
Bewegt sich eine Ladung Q vom Punkt A zum Punkt B und<br />
herrscht zwischen A und B die Spannung U, dann wird an Q<br />
die Arbeit W = Q · U verrichtet.<br />
Die Interpretation von Gleichung (1.4.11) lautet:<br />
Liegt an einem Leiter die Spannung U und fließt durch den Leiter<br />
der Strom I, dann wird im Leiter die Leistung P = U ·I umgesetzt.<br />
(1.4.15)<br />
(1.4.16)<br />
Der Verbrauch von elektrischer Energie im Haushalt wird in der Einheit kWh (Kilowattstunde)<br />
gemessen. 1 kWh ist die Energie, die bei der Leistung 1 kW in einer Stunde geliefert wird:<br />
1 kWh = 1 kW · 1 h = 1000 J<br />
s · 3600 s = 3,6 · 106 J = 3,6 MJ (1.4.17)
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 9<br />
1.4.4 Das Ohm’sche Gesetz<br />
Bisher haben wir folgendes einfache Modell eines stromdurchflossenen Leiters betrachtet:<br />
Die Elektronen bewegen sich alle mit der gleichen Driftge-<br />
schwindigkeit v parallel zur Stromrichtung.<br />
Die Wirklichkeit ist etwas komplizierter:<br />
Die Elektronen bewegen sich im Leiter wie ein Gas in alle Richtungen<br />
und mit den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten. Das ganze Elektro-<br />
nengas bewegt sich mit der Driftgeschwindigkeit v parallel zur Strom-<br />
richtung durch das Gitter der Leiteratome.<br />
(1.4.18)<br />
(1.4.19)<br />
Vergleicht man das Elektronengas mit einem uns sehr vertrauten Gas, nämlich mit Luft, und die<br />
Leiteratome mit den Bäumen eines Waldes, dann entspricht der Driftgeschwindigkeit der Elek-<br />
tronen die Geschwindigkeit, mit der die Luft durch die Bäume pfeift, und das ist nichts anderes<br />
als die Windgeschwindigkeit. Für kleine Windgeschwindigkeiten erfährt die Luft an den Bäumen<br />
eine Reibungskraft, die proportional zur Windgeschwindigkeit ist. Da die Driftgeschwindigkeit<br />
der Elektronen auch sehr klein ist (siehe Aufgaben), gilt für die Reibungskraft F , die auf ein<br />
Elektron wirkt:<br />
A = Querschnittsfläche des Leiters<br />
M = Masse eines Leiteratoms<br />
ϱ = Dichte des Leitermaterials<br />
n = Zahl der freien Elektr. pro Leiteratom<br />
N = Zahl der freien Elektr. pro Länge s<br />
Q = N · e = bewegliche Ladung pro Länge s<br />
t = Zeit, in der Q durch A tritt<br />
Die Masse des Leiterstücks der Länge s ist<br />
Die Zahl der Leiteratome in dem Stück der Länge s ist dann<br />
F = µ · v (1.4.20)<br />
.<br />
. . .<br />
.<br />
.<br />
I<br />
e −<br />
<br />
<br />
. <br />
<br />
.<br />
. <br />
..<br />
. <br />
.. . . <br />
. ...<br />
B C<br />
− . . . . .<br />
. +<br />
.<br />
A<br />
. . ..............<br />
Abb.1.4.4 Leiterstück<br />
m = ϱ · V = ϱ · A · s (1.4.21)<br />
NAtom = m<br />
M<br />
= ϱ · A · s<br />
M<br />
Daraus folgt für die Zahl der freien Elektronen in unserem Leiterstück<br />
Für die Stromstärke erhält man<br />
oder<br />
I = Q<br />
t<br />
N = n · NAtom =<br />
= N e<br />
t<br />
= n ϱ A e<br />
M<br />
n ϱ A s<br />
M<br />
· s<br />
t<br />
= n ϱ A e<br />
M<br />
s<br />
.<br />
.<br />
. ............. ...... .<br />
(1.4.22)<br />
(1.4.23)<br />
· v (1.4.24)<br />
v = M<br />
· I (1.4.25)<br />
n ϱ A e
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 10<br />
In der Zeit t verrichten alle Elektronen zus<strong>am</strong>men die Reibungsarbeit<br />
und somit gilt für die Stromleistung<br />
W = N · F · s = N · µ · v · s (1.4.26)<br />
P = W<br />
t<br />
= N µ v s<br />
t<br />
Einsetzen von (1.4.23) und (1.4.25) in (1.4.27) ergibt<br />
Die Größe<br />
P =<br />
n ϱ A s<br />
M<br />
· µ ·<br />
= N µ v2<br />
2 M<br />
· I =<br />
n ϱ A e µ M<br />
R =<br />
µ M s<br />
·<br />
ϱ n e2 A<br />
s<br />
· · I2<br />
ϱ n e2 A<br />
(1.4.27)<br />
(1.4.28)<br />
(1.4.29)<br />
heißt Widerstand des Leiterstücks. Der Widerstand setzt sich aus einem materialabhängigen<br />
Faktor<br />
σ =<br />
und dem Geometriefaktor s<br />
A zus<strong>am</strong>men:<br />
Aus (1.4.28) und (1.4.29) folgt<br />
µ M<br />
ϱ n e 2 (spezifischer Widerstand) (1.4.30)<br />
R = σ · s<br />
A<br />
P = R · I 2<br />
Mit der Spannung U zwischen den Enden B und C des Leiters gilt<br />
und nach Kürzen durch I<br />
Die Einheit des Widerstandes ist nach (1.4.34)<br />
P = U · I = R · I 2<br />
U = R · I bzw. R = U<br />
I<br />
1 Ohm = 1 Ω = 1 V<br />
A<br />
(1.4.31)<br />
(1.4.32)<br />
(1.4.33)<br />
(1.4.34)<br />
(1.4.35)<br />
In der Definitionsgleichung (1.4.29) des Widerstandes R sind die Größen M, ϱ, e, s und A,<br />
bis auf kleine Schwankungen wegen der Wärmeausdehnung, konstant. Die Reibungszahl µ für<br />
die Bewegung des Elektronengases durch den Leiter und die Zahl n der freien Elektronen pro<br />
Leiteratom sind dagegen empfindlich von der Temperatur T des Leiters abhängig, d.h. sie sind<br />
Funktionen von T : µ = µ(T ) und n = n(T ).<br />
Mit steigender Temperatur schwingen die Leiteratome stärker hin und her und bilden daher für<br />
die Elektronen eine größere Angriffsfläche: die Reibungszahl µ wird größer!<br />
Andererseits können bei einer größeren Temperatur die noch an Atome gebundenen Elektronen
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 11<br />
leichter ihren angest<strong>am</strong>mten Platz verlassen und zu freien Elektronen werden: n wird größer.<br />
In normalen metallischen Leitern (z.B. Eisen, Kupfer, Aluminium, Gold, Silber) ist n(T ) nahezu<br />
konstant, µ(T ) aber monoton steigend. D<strong>am</strong>it ist R(T ) eine monoton steigende Funktion, d.h.<br />
der Widerstand eines metallischen Leiters wird mit wachsender Temperatur größer!<br />
Bei den sogenannten Halbleitern (z.B. Silizium, Germanium), den Grundstoffen der modernen<br />
Elektronik, steigt n(T ) viel stärker an als µ(T ); da n(T ) im Nenner und µ(T ) im Zähler von R<br />
vorkommt, ist R(T ) eine fallende Funktion, d.h. bei den Halbleitern sinkt der Widerstand mit<br />
wachsender Temperatur.<br />
Bei bestimmten Legierungen (Mischungen verschiedener Metalle), wie z.B. Konstantan, halten<br />
sich die temperaturabhängigen Veränderungen von µ und n so die Waage, dass R(T ) in einem<br />
gewissen Temperaturintervall konstant bleibt. Für alle Materialien gilt:<br />
oder<br />
Bei konstanter Temperatur ist der Widerstand eines Leiters konstant. (1.4.36)<br />
R = U<br />
I<br />
= konst. für T = konst. (1.4.37)<br />
(Ohm’sches Gesetz)<br />
Spannungen misst man mit einem Strommessgerät<br />
PSfrag replacements<br />
und einem<br />
vorgeschalteten Präzisionswiderstand R0. Nach dem<br />
Ohm’schen Gesetz berechnet sich dann die Spannung zwi-<br />
schen den Messpunkten A und B aus U = R0 · I. In der<br />
Praxis sind die Skalen der Spannungsmesser natürlich in V<br />
geeicht.<br />
Abb.1.4.6 zeigt die Schaltung zur Messung der SpannungPSfrag an einem replacements<br />
Widerstand und des Stromes durch den Widerstand. Das Schalt-<br />
symbol des Spannungsmessers (erkenntlich an dem Buchstaben<br />
V) beinhaltet den für die Spannungsmessung notwendigen Wider-<br />
stand R0.<br />
R0<br />
A B<br />
Abb.1.4.5 Spannungsmesser<br />
I<br />
R A<br />
V<br />
Abb.1.4.6
KAPITEL 1. GRUNDLAGEN <strong>12</strong><br />
Die folgenden Abbildungen zeigen die Funktionen R(T ) und U(I) (U-I-Kennlinie) für verschie-<br />
dene Leiter:<br />
Konstantan:<br />
R = konst. =⇒<br />
Der Graf von U(I) = R · I ist eine<br />
Gerade durch den Ursprung. Dieser<br />
lineare Zus<strong>am</strong>menhang zwischen U<br />
und I gilt immer dann, wenn das<br />
Ohm’sche Gesetz erfüllt ist, insbe-<br />
sondere für alle Leiter bei konstan-<br />
ter Temperatur.<br />
Metallischer Leiter:<br />
Wenn I größer wird, dann wird der<br />
Leiter wärmer und somit auch R<br />
größer!<br />
Halbleiter:<br />
Wenn I größer wird, dann wird der<br />
Leiter wärmer und somit R kleiner!<br />
R<br />
O<br />
.<br />
T<br />
Abb.1.4.7 Konstantan<br />
R<br />
O<br />
Abb.1.4.9 Metall<br />
R<br />
O<br />
Abb.1.4.11 Halbleiter<br />
.<br />
.<br />
T<br />
T<br />
U<br />
O<br />
Abb.1.4.8 Konstantan<br />
U<br />
O<br />
Abb.1.4.10 Metall<br />
U<br />
O<br />
.... .. .<br />
Abb.1.4.<strong>12</strong> Halbleiter<br />
.<br />
.<br />
I<br />
I<br />
I
Kapitel 2<br />
Elektrostatik<br />
2.1 Das elektrische Feld<br />
Experimente zeigen, dass die Kräfte zwischen<br />
zwei Ladungen zur Verbindungsgerade der<br />
beiden Ladungen parallel sind. Weiter zeigen<br />
Versuche, dass sich Kräfte zwischen Ladungen<br />
vektoriell addieren.<br />
PSfrag replacements<br />
1. experimentelles Fund<strong>am</strong>entalgesetz:<br />
Die Ladung Qν <strong>am</strong> Ort rν bewirkt auf q <strong>am</strong><br />
Ort r die Kraft<br />
Fν = ±| Fν| ·<br />
r − rν<br />
|r − rν|<br />
, (2.1.1)<br />
wenn außer Qν keine andere Ladung vorhanden<br />
ist. Befinden sich alle Ladungen Qν mit ν ∈<br />
{1, ... , n} gleichzeitig an den Orten rν, dann<br />
ist die Ges<strong>am</strong>tkraft auf q gegeben durch<br />
F =<br />
n<br />
Fν<br />
ν=1<br />
(Superpositionsprinzip)<br />
(2.1.2)<br />
Q<br />
Q1 > 0<br />
Q2 < 0<br />
rν<br />
F2<br />
r − rν<br />
O<br />
q > 0<br />
Abb.2.1.1 Superposition<br />
F<br />
r<br />
q<br />
F1<br />
Fνr − rν<br />
Sind die Abmessungen von zwei Ladungsverteilungen Q1 und Q2 sehr klein zu ihrem gegenseiti-<br />
gen Abstand, dann dürfen Q1 und Q2 als ” Punktladungen“ angesehen werden. Q1 bestehe aus<br />
n Elektronen und Q2 aus m Protonen. Die Kräfte eines Elektrons aus Q1 auf ein Proton aus Q2<br />
sind dann praktisch alle parallel und gleich groß.<br />
13<br />
Fν
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 14<br />
Kraft von einem e − aus Q1 auf ein p + aus Q2 : F0<br />
Kraft von allen e − aus Q1 auf ein p + aus Q2 : n · F0<br />
Kraft von allen e − aus Q1 auf alle p + aus Q2 : n · m · F0<br />
|Q1| = n · e und |Q2| = m · e =⇒ n · m = |Q1||Q2|<br />
e 2<br />
D<strong>am</strong>it gilt für den Betrag der Ges<strong>am</strong>tkraft zwischen den beiden Ladungen Q1 und Q2<br />
(2.1.3)<br />
F = n · m · F0 = F0<br />
e 2 · |Q1| · |Q2| = C · |Q1| · |Q2| (2.1.4)<br />
mit einer nur von der Lage der beiden Ladungen abhängigen Größe C. Aus (2.1.1) und (2.1.4)<br />
folgt dann für die Kraft einer Punktladung Qν auf eine andere Punktladung q in vektorieller<br />
Schreibweise<br />
Fν = Cν · Qν · q ·<br />
r − rν<br />
|r − rν|<br />
, (2.1.5)<br />
wobei jedes Cν eine Funktion der Entfernung dν = |r − rν| ist. Weise durch Ausprobieren aller<br />
vier Möglichkeiten für die Ladungsvorzeichen nach, dass die Cν positiv sind! Mit<br />
Cν = Cν(dν) ·<br />
r − rν<br />
|r − rν|<br />
(2.1.6)<br />
folgt aus (2.1.2) für die Ges<strong>am</strong>tkraft F der Ladungen Q1, ... , Qn auf unsere Testladung q<br />
n<br />
<br />
n<br />
<br />
F = Cν · Qν · q = Cν · Qν · q (2.1.7)<br />
ν=1<br />
F ist also proportional zu q. Die Größe<br />
E = E(r) :=<br />
n<br />
Cν · Qν =<br />
ν=1<br />
ν=1<br />
ν=1<br />
n r − rν<br />
Cν(dν) · · Qν<br />
(2.1.8)<br />
|r − rν|<br />
nennt man elektrische Feldstärke <strong>am</strong> Ort r der Probeladung q.<br />
E ist durch die Ladungsverteilung (Qν <strong>am</strong> Ort rν) eindeutig bestimmt, sofern man die Entfer-<br />
nungsabhängigkeit C(d) der Kraft zwischen Punktladungen kennt. Die Funktion C(d) werden<br />
wir im nächsten Kapitel bestimmen. Wegen (2.1.7) gilt<br />
oder<br />
F = q · E (2.1.9)<br />
E = F<br />
q<br />
Die von den Ladungen Qν erzeugte elektrische Feldstärke E <strong>am</strong> Ort r<br />
ist gleich der Kraft F auf eine Probeladung q <strong>am</strong> Ort r geteilt durch q.<br />
E(r) hängt nur von den Qν und rν, nicht aber von q ab! E ist als Funktion des Ortes<br />
r =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
x<br />
y<br />
z<br />
⎞<br />
(2.1.10)<br />
(2.1.11)<br />
⎟<br />
⎠ (2.1.<strong>12</strong>)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 15<br />
eine Eigenschaft des die Ladungen Qν umgebenden Raumes.<br />
Die Einheit der elektrischen Feldstärke ist<br />
[E] = 1 N N N m W V<br />
= 1 = 1 = 1 = 1<br />
C A s A s m A m m<br />
Anschauliche Deutung des Feldstärkevektors E(r):<br />
Die Richtung der Kraft F auf eine positive (negative) Probeladung q<br />
<strong>am</strong> Ort r ist gleich der (entgegengesetzt zur) Richtung von E(r).<br />
Der Betrag von F ist F = | F | = |q| · | E| = |q| · E.<br />
Abb.2.1.2 Vektorfeld<br />
Abb.2.1.3 Feldlinien<br />
E<br />
(2.1.13)<br />
(2.1.14)<br />
Abbildung 2.1.2 zeigt das Vektorfeld der elektrischen Feldstärke zweier Punktladungen (links<br />
positiv, rechts negativ). Elektrische Feldlinien sind Kurven, deren Tangente an einem beliebigen<br />
Ort r parallel zu E(r) ist (siehe Abb. 2.1.3).<br />
Elektrische Feldlinien zeigen von Plus nach Minus! (2.1.15)<br />
PSfrag replacements<br />
Stehen Feldlinien nicht senkrecht auf Leiteroberflächen,<br />
dann wirkt auf die Leitungselektronen an der Oberfläche ei-<br />
ne Kraftkomponente parallel zur Oberfläche und es fließt ein<br />
Strom. Genauso erzeugen Felder im Leiter einen Stromfluss.<br />
Dieser Strom bricht aber nach kurzer Zeit zus<strong>am</strong>men und es<br />
stellt sich ein Ladungsgleichgewicht ein; in diesem Gleichge-<br />
wichtszustand, der in der Elektrostatik untersucht wird,<br />
stehen die Feldlinien senkrecht auf den Leiteroberflächen,<br />
die Ladungen sind in Ruhe und die Feldstärke im Leiter ist<br />
Elektron<br />
Null.<br />
Wenn sich zwei Feldlinien schneiden würden, dann gäbe es im Schnittpunkt zwei unterschiedliche<br />
F<br />
F <br />
Leiter<br />
Feldlinie<br />
Abb.2.1.4 e − an der Leiteroberfläche<br />
Kraftrichtungen auf eine Probeladung. Da die Kraft auf die Ladung aber eindeutig ist (die<br />
Ladung kann sich nicht in zwei verschiedene Richtungen gleichzeitig bewegen), kann es keine
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 16<br />
Schnittpunkte von Feldlinien geben.<br />
Zus<strong>am</strong>menfassung:<br />
1. Feldlinien geben in jedem Raumpunkt die Richtung<br />
des Feldes an.<br />
2. Feldlinien beginnen bei positiven und enden bei nega-<br />
tiven Ladungen.<br />
3. Feldlinien schneiden sich nicht.<br />
PSfrag replacements<br />
4. Feldlinien beginnen oder enden senkrecht auf Leitero-<br />
berflächen.<br />
5. Im Inneren von Leitern gilt E = 0 und j = 0.<br />
Gilt E(r) = konst. in einem Raumgebiet V , dann heißt E in<br />
V homogen. Ein in V homogenes Feld hat in jedem Punkt<br />
von V die gleiche Richtung und den gleichen Betrag.<br />
Das Feld im Innenraum eines Plattenkondensators ist<br />
annähernd homogen.<br />
2.2 Das Coulombsche Gesetz<br />
Zwei leitend verbundene Alukugeln, deren eine direkt auf<br />
einem Elektroskop sitzt, dienen als Nachweisgerät für elek-<br />
trische Felder (siehe Abb.2.2.1). Mit diesem Gerät weisen<br />
wir das elektrische Feld in der Umgebung einer geladenen<br />
Metallkugel nach. Wird das Gerät von einem Drahtkäfig<br />
PSfrag replacements<br />
umgeben (Faraday-Käfig), dann kann trotz der geladenen<br />
Metallkugel kein Feld mehr nachgewiesen werden. Exaktere<br />
Versuche (z.B. von Willi<strong>am</strong>s, Faller und Hill, 1971) ergeben:<br />
2. experimentelles Fund<strong>am</strong>entalgesetz:<br />
-<br />
+ + + + + +<br />
E = 0 im Leiter<br />
-<br />
-<br />
- -<br />
Abb.2.1.5 Leiter im Feld<br />
+<br />
Abb.2.1.6 Plattenkondensator<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Enthält ein Raumgebiet, das von einer geschlossenen Leiterfläche be-<br />
grenzt wird, keine Ladungen, dann ist in diesem Raumgebiet E = 0.<br />
-<br />
-<br />
+<br />
+<br />
- +<br />
E<br />
Elektroskop<br />
Abb.2.2.1 Feldnachweisgerät<br />
(2.2.1)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 17<br />
Die Erklärung für das Verschwinden von<br />
E liegt in der Ausbildung von Influenz-<br />
ladungen auf der Leiteroberfläche. Diese<br />
Influenzladungen verteilen sich genau so,<br />
dass sich im ladungsfreien Raumgebiet das<br />
ursprüngliche Feld Eu und das Feld Ei<br />
PSfrag replacements<br />
der Influenzladungen kompensieren (siehe<br />
Abb.2.2.2):<br />
E = Eu + Ei = 0 (2.2.2)<br />
+<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
Leiter<br />
E = 0<br />
+ + +<br />
+<br />
Abb.2.2.2 Abschirmung durch geschlossene Leiterflächen<br />
Für den Betrag der Kraft zwischen zwei Ladungen Q1 und Q2 an den Orten r1 und r2 haben<br />
wir die Beziehung (siehe (2.1.4))<br />
mit einer nur von der Entfernung<br />
F = C · |Q1| · |Q2| = f(r) · |Q1| · |Q2| (2.2.3)<br />
r = |r1 − r2| (2.2.4)<br />
abhängigen Größe C = f(r) gefunden. C hängt z.B. nicht von der Zeit, der Temperatur, der<br />
Masse oder der Richtung von r1 −r2 ab. Genauso hat C an jedem beliebigen Ort des Universums<br />
denselben Wert.<br />
Die Ortsfunktion f(r) der elektrostatischen Kraft kann im Prinzip durch Messung von F , Q1,<br />
Q2 und r ermittelt werden. Da F und auch die Ladungen sehr klein sind, steht die Genauigkeit<br />
dieses Verfahrens in einem schlechten Verhältnis zum experimentellen Aufwand.<br />
Man kann aber f(r) aus der experimentell sehr genau abgesicherten Aus-<br />
sage (2.2.1) theoretisch herleiten!<br />
Dazu betrachten wir eine geladene Leiterkugel mit Ra-<br />
dius R, die sehr weit von anderen Leitern und Ladun-<br />
gen entfernt ist, d<strong>am</strong>it keine Influenzladungen auftre-<br />
ten. Aus der Symmetrie der Kugel folgt, PSfrag dass replacements<br />
sich die<br />
Ladung Q der Kugel gleichmäßig über die ganze Ober-<br />
fläche A verteilt, d.h. für die Flächenladungsdichte σ<br />
gilt<br />
σ = dQ Q Q<br />
= = = konst. (2.2.5)<br />
dA A 4 π R2 Wir betrachten eine kleine Probeladung q an einem<br />
beliebigen Punkt P im Inneren der Kugel.<br />
dA1<br />
r1<br />
+<br />
+<br />
P<br />
q<br />
r2<br />
-<br />
dA2<br />
Abb.2.2.3 Herleitung des Coulombschen<br />
Gesetzes
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 18<br />
Wir denken und einen sehr schmalen Doppelkegel mit der Spitze in P. Dieser Doppelkegel schnei-<br />
det aus der Kugeloberfläche die Flächen dA1 und dA2 aus. Die Ladungen auf diesen Flächen<br />
sind<br />
dQ1 = σ · dA1 und dQ2 = σ · dA2<br />
Diese beiden Ladungen üben auf q Kräfte mit den Beträgen dF1 und dF2 aus.<br />
Annahme: Die beiden Kräfte dF1 und dF2 heben sich für<br />
alle möglichen Doppelkegel gegenseitig auf.<br />
(2.2.6)<br />
(2.2.7)<br />
Aus der Annahme (2.2.7) folgt, dass die Ges<strong>am</strong>tkraft aller Ladungen der Kugeloberfläche auf q<br />
gleich Null ist, d.h. (2.2.1) ist erfüllt. Da sich die Flächen dA1 und dA2 wie die Quadrate der<br />
Entfernungen r1 und r2 verhalten, folgt für die Abstandsfunktion f(r) aus (2.2.3) und (2.2.6):<br />
(2.2.10) besagt<br />
oder<br />
dF1 = f(r1) · dQ1 · q = f(r2) · dQ2 · q = dF2<br />
f(r1) · σ · dA1 = f(r2) · σ · dA2<br />
f(r1) · r 2 1 = f(r2) · r 2 2<br />
(2.2.8)<br />
(2.2.9)<br />
(2.2.10)<br />
f(r) · r 2 = k = konst. (2.2.11)<br />
f(r) = k<br />
r2 mit k = konst. (2.2.<strong>12</strong>)<br />
(2.2.<strong>12</strong>) ist mit erheblich mehr mathematischem Aufwand auch ohne die Annahme (2.2.7) be-<br />
weisbar. Aus (2.2.3) folgt für den Betrag der Kraft zwischen zwei Punktladungen Q1 und Q2 in<br />
der gegenseitigen Entfernung r das Coulomb’sche Gesetz<br />
F = k · |Q1| · |Q2|<br />
r 2<br />
Die Konstante k schreibt man aus erst später ersichtlichen Gründen in der Form<br />
k = 1<br />
4 π ε0<br />
(2.2.13)<br />
(2.2.14)<br />
ε0 heißt elektrische Feldkonstante oder absolute Dielektrizitätskonstante. Im Kapitel<br />
über die elektromagnetischen Schwingungen lernen wir folgenden Zus<strong>am</strong>menhang zwischen ε0,<br />
der magnetischen Feldkonstanten<br />
und der Lichtgeschwindigkeit c kennen:<br />
−7 V s<br />
µ0 = 4 π · 10<br />
A m<br />
c =<br />
1<br />
√ ε0 µ0<br />
Da µ0 und c exakt bekannt sind, ist auch ε0 exakt:<br />
ε0 = 1<br />
=<br />
µ0 c2 1<br />
4 π · 10 −7 V s<br />
A m · 2997924582 m 2<br />
s 2<br />
−<strong>12</strong> A s<br />
= 8,85418781762.... · 10<br />
V m<br />
(2.2.15)<br />
(2.2.16)<br />
(2.2.17)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 19<br />
Somit lautet das Coulombsche Gesetz in endgültiger Form<br />
oder<br />
mit<br />
F = 1<br />
·<br />
4 π ε0<br />
|Q1| · |Q2|<br />
r2 −<strong>12</strong> A s<br />
mit ε0 ≈ 8,854189 · 10<br />
V m<br />
k = 1<br />
4 π ε0<br />
F = k · |Q1| · |Q2|<br />
r 2<br />
9 V m<br />
≈ 8,98755 · 10<br />
A s<br />
≈ 9,0 · 109 V m<br />
A s<br />
Bezeichnet F<strong>12</strong> die Kraft, die von Q1 auf Q2 ausgeübt wird und ist<br />
r<strong>12</strong> = r2 − r1<br />
(2.2.18)<br />
(2.2.19)<br />
(2.2.20)<br />
(2.2.21)<br />
der Vektor, der von Q1 nach Q2 zeigt, dann lautet das Coulombsche Gesetz in vektorieller Form<br />
F<strong>12</strong> = F · r<strong>12</strong><br />
|r<strong>12</strong>| = k · Q1 · Q2<br />
|r<strong>12</strong>| 3 · r<strong>12</strong> (2.2.22)<br />
Das 3. experimentelle Fund<strong>am</strong>entalgesetz ist so genau nachgewiesen, dass die Abweichung vom<br />
Exponenten 2 kleiner als 3 · 10 −16 ist, d.h.<br />
f(r) = k<br />
mit |ε| < 3 · 10−16<br />
r2+ε 2.3 Das Feld von Punktladungen<br />
(2.2.23)<br />
Die Kraft F , die von einer Ladung Qν <strong>am</strong> Ort rν auf eine Probeladung q <strong>am</strong> Ort r ausgeübt<br />
wird, ist nach Coulomb<br />
Die Ladung Qν erzeugt also <strong>am</strong> Ort r die elektrische Feldstärke<br />
mit dem Betrag<br />
F = k · Qν q<br />
|r − rν| 3 · (r − rν) (2.3.1)<br />
E = F<br />
q<br />
= k ·<br />
Qν<br />
E = | E| = k ·<br />
Mit dem Superpositionsprinzip folgt aus (2.3.2):<br />
|r − rν| 3 · (r − rν) (2.3.2)<br />
Qν<br />
|r − rν| 2<br />
Die Punktladungen Q1, ... , Qn an den Orten r1, ... , rn erzeugen<br />
<strong>am</strong> Ort r das Feld<br />
mit<br />
E = E(r) =<br />
n<br />
ν=1<br />
k Qν<br />
· (r − rν)<br />
|r − rν| 3<br />
k = 1<br />
4 πε0<br />
(2.3.3)<br />
(2.3.4)<br />
(2.3.4) ist die Zus<strong>am</strong>menfassung von Coulombschem Gesetz, Superpositionsprinzip und Feldde-<br />
finition.
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 20<br />
In (2.3.4) und der Felddefinition F = q E steckt die ges<strong>am</strong>te Elektrostatik, da jede Ladungs-<br />
verteilung aus Punktladungen (Elektronen, Protonen usw.) besteht!<br />
Die Grundaufgaben der Elektrostatik sind:<br />
1. Berechnung von E bei gegebener Ladungsverteilung (mit (2.3.4) oder für große Ladungen<br />
mit einer etwas abgewandelten Methode; siehe weiter unten!)<br />
2. Berechnung der Ladungsverteilung bei gegebenen Leiteranordnungen; hier kommen für<br />
uns nur einfachste Fälle in Betracht, da die Lösung dieser Aufgabe mathematisch sehr<br />
anspruchsvoll ist.<br />
3. Untersuchung der Bewegung von Ladungen in vorgegebenen elektrischen Feldern.<br />
Ist n in (2.3.4) sehr groß, dann ist die Feldberechnung mit (2.3.4) praktisch nicht mehr durchführ-<br />
bar. So besteht z.B. die Ladung Q = 1 C aus n = 6,25 · 10 18 Elementarladungen. Ein Computer,<br />
der in einer Sekunde eine Million Terme in (2.3.4) berechnen könnte, würde für die Auswertung<br />
der ganzen Summe immer noch t = 6,25 · 10 <strong>12</strong> s ≈ 2 · 10 5 a brauchen. Für sehr großes n wird<br />
die Ladungsverteilung angenähert durch die Ladungsdichte ρ( ξ) = dQ<br />
dV<br />
dann in ein Integral über:<br />
2.4 Der Gauß’sche Satz<br />
E(r) = 1<br />
4 π ε0<br />
<br />
V<br />
beschrieben. (2.3.4) geht<br />
r − ξ<br />
|r − ξ| 3 · ρ( ξ) dV (2.3.5)<br />
Wir betrachten eine ebene Fläche mit dem Inhalt dA, die so klein ist, dass die elektrische<br />
Feldstärke E auf jedem Punkt der Fläche praktisch den gleichen Wert hat. Der Vektor da, der<br />
senkrecht auf der Fläche steht und dessen Betrag gleich dA ist, heißt Flächenvektor. Die Kom-<br />
ponente von E, die senkrecht auf der Fläche steht und somit parallel zu da ist, nennen wir E⊥:<br />
Die Größe<br />
| E⊥| = | E| · | cos ϕ| PSfrag replacements (2.4.1)<br />
dΦ = | E| · |da| · cos ϕ = | E| · dA · cos ϕ = E da (2.4.2)<br />
heißt Fluss des Feldes durch dA.<br />
|dΦ| = dA · | E| · | cos ϕ| = dA · | E⊥| (2.4.3)<br />
dA<br />
E cos ϕ<br />
da<br />
ϕ<br />
Abb.2.4.1 Flächenvektor<br />
E
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 21<br />
Wir berechnen den Fluss Φ des Feldes einer Punktladung Q<br />
durch eine Kugelfläche mit Radius r um Q; dabei wählen wir<br />
die Orientierung von da so, dass da immer nach außen (vom<br />
Kugelmittelpunkt weg) zeigt. Für jede kleine Teilfläche dA<br />
ist der Winkel ϕ zwischen E und da gleich 0◦ PSfrag replacements<br />
, d.h. der Fluss<br />
durch dA ist<br />
dΦ = E da = | E| · dA · cos 0 ◦ = E dA (2.4.4)<br />
Addiert man alle dΦ’s, dann erhält man wegen E = konst.<br />
<br />
Φ =<br />
Radius r ist für alle Radien gleich!<br />
A<br />
<br />
E da =<br />
A<br />
E dA = E · A = E · 4 π r 2<br />
r<br />
Abb.2.4.2<br />
da<br />
E<br />
da<br />
Q E<br />
(2.4.5)<br />
oder mit<br />
k Q Q<br />
E = =<br />
r2 4 π ε0 r2 (2.4.6)<br />
Q<br />
Φ =<br />
4 π ε0r2 · 4 π r2 = Q<br />
g replacements<br />
ε0<br />
(2.4.7)<br />
Der Fluss des Feldes einer Punktladung durch eine zur Ladung konzentrische Kugelfläche mit<br />
A0<br />
Q<br />
r0<br />
Abb.2.4.3 Q innerhalb von A<br />
r<br />
da<br />
dA0<br />
dA<br />
r<br />
E(r0) <br />
A<br />
Q<br />
E<br />
r0<br />
dA0<br />
ϕ<br />
dA∗ A sei jetzt eine beliebige geschlossene Fläche, die eine Punktladung Q einschließt und A0 eine<br />
zu Q konzentrische Kugelfläche mit Radius r0. Für den Fluss durch eine kleine Teilfläche dA<br />
erhält man (siehe Abb.2.4.3)<br />
dΦ = E · dA · cos ϕ = E · dA ∗ =<br />
k Q<br />
r 2 · dA0 r 2<br />
r 2 0<br />
= k Q<br />
r 2 0<br />
· dA0<br />
dA<br />
E(r)<br />
ϕ<br />
da<br />
(2.4.8)<br />
Der Fluss durch dA ist also genauso groß wie der Fluss durch die Teilfläche dA0 von A0. Daher<br />
muss auch der ges<strong>am</strong>te Fluss ΦA durch A genauso groß sein wie der ges<strong>am</strong>te Fluss ΦA0 durch<br />
A0. Letzterer ist aber nach (2.4.7) gleich Q<br />
. Somit haben wir bewiesen:<br />
ε0<br />
Der Fluss ΦA des elektrischen Feldes einer Punktladung Q durch eine<br />
beliebige geschlossene Fläche A, die Q einschließt, ist<br />
ΦA = Q<br />
ε0<br />
(2.4.9)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 22<br />
Da sich die Felder von mehreren Punktladungen addieren, addieren sich auch die Flüsse dieser<br />
Felder zu einem Ges<strong>am</strong>tfluss durch eine Fläche. (2.4.9) gilt also nicht nur für eine Punktladung,<br />
sondern für eine beliebige Ladung Q innerhalb der geschlossenen Fläche A.<br />
Wir wollen jetzt den Fluss<br />
des Feldes einer PSfrag Punktladung replacements<br />
Q durch eine geschlossene<br />
Fläche A berechnen, die Q<br />
nicht umschließt. Zu jeder<br />
Teilfläche dA1 gibt es nach<br />
Abb.2.4.4 eine entsprechende<br />
Teilfläche dA2 auf der ” ande-<br />
ren“ Seite von A. A0 sei wie-<br />
der eine zu Q konzentrische<br />
Kugelfläche. Für die Winkel<br />
ϕ1 und ϕ2 zwischen den Flä-<br />
Q<br />
dA0<br />
da2<br />
Abb.2.4.4 Q außerhalb von A<br />
chenvektoren da1 bzw. da2 und den Feldvektoren E1 bzw. E2 gilt<br />
0 ≤ ϕ1 ≤ 90 ◦ bzw. 90 ◦ ≤ ϕ2 ≤ 180 ◦<br />
A<br />
E2<br />
da1<br />
ϕ1<br />
E1<br />
(2.4.10)<br />
Wie wir weiter oben gezeigt haben (Gleichung (2.4.8)), sind die Flüsse dΦ1 und dΦ2 durch dA1<br />
und dA2 betragsmäßig gleich dem Fluss dΦ0 durch dA0. Wegen (2.4.10) und den Eigenschaften<br />
des Kosinus haben dΦ1 und dΦ2 aber verschiedene Vorzeichen, so dass<br />
dΦ1 + dΦ2 = 0 (2.4.11)<br />
gilt. Aufsummieren aller Teilflüsse ergibt, dass der Ges<strong>am</strong>tfluss ΦA gleich Null ist. Wie oben kann<br />
man auch hier von einer Punktladung auf eine beliebige Ladung verallgemeinern und erhält:<br />
Der Fluss einer beliebigen Ladungsverteilung Q durch eine ge-<br />
schlossene Fläche A ist Null, wenn Q außerhalb von A liegt.<br />
Die Zus<strong>am</strong>menfassung der bisherigen Ergebnisse liefert den Gauß’schen Satz:<br />
Der Fluss ΦA durch eine beliebige geschlossene Fläche A ist<br />
ΦA = Q<br />
wobei Q die ges<strong>am</strong>te von A eingeschlossene Ladung ist.<br />
ε0<br />
,<br />
(2.4.<strong>12</strong>)<br />
Für eine radialsymmetrisch verteilte Ladung ist auch das von ihr erzeugte Feld radialsymmetrisch<br />
(Zentralfeld), d.h. E(r) zeigt an jedem Ort r zum Zentrum Z der Ladungsverteilung und der<br />
Betrag E von E ist nur von r = |r|, nicht aber von der Richtung abhängig. Für eine Kugelfläche<br />
mit dem Mittelpunkt Z und dem Radius r haben wir somit die gleichen Verhältnisse wie in<br />
Abb.2.4.2 und genauso wie Gleichung (2.4.5) folgt<br />
ΦA = E(r) · 4 π r 2<br />
(2.4.14)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 23<br />
Kombiniert mit dem Gauß’schen Satz folgt, wenn Q(r) die ges<strong>am</strong>te Ladung innerhalb der Kugel<br />
vom Radius r bezeichnet<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
Aus (2.4.16) folgt:<br />
Q(r)<br />
= E(r) · 4 π r 2<br />
ε0<br />
E(r) =<br />
k Q(r) Q(r)<br />
=<br />
r2 4 π ε0 r2 (Feldstärke im radialsymmetrischen Feld)<br />
Befindet man sich außerhalb einer radialsymmetrischen Ladungsverteilung,<br />
dann herrscht dort das gleiche Feld, das von einer Punktladung gleicher Größe<br />
im Zentrum der Ladungsverteilung erzeugt würde!<br />
(2.4.15)<br />
(2.4.16)<br />
(2.4.17)<br />
Bei einer radialsymmetrischen Ladungsverteilung ist die Ladungsdichte ρ(r) auf einer Kugel-<br />
fläche um das Zentrum Z konstant. D<strong>am</strong>it ist die Ladung, die sich in einer dünnen Kugelschale<br />
mit Radius r und der Dicke dr befindet durch<br />
dQ = ρ(r) · dV = ρ(r) · 4 π r 2 dr (2.4.18)<br />
gegeben. Die Ges<strong>am</strong>tladung Q(r) innerhalb der Kugel mit Radius r ist demnach<br />
Q(r) = 4 π<br />
r<br />
0<br />
ρ(x) · x 2 dx (2.4.19)<br />
Die Integrationsvariable wird hier mit x bezeichnet, da r die obere Grenze des Integrals ist.<br />
Als Beispiel betrachten wir die radialsymmetrische Ladungsverteilung<br />
<br />
α · r<br />
ρ(r) =<br />
2<br />
0<br />
für<br />
für<br />
0 ≤ r ≤ R<br />
r > R<br />
Mit (2.4.19) erhalten wir für die Ladung innerhalb einer Kugel mit Radius r<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
r<br />
4πα · x<br />
Q(r) =<br />
0<br />
4 dx = 4πα<br />
· r5<br />
5<br />
für 0 ≤ r ≤ R<br />
Mit (2.4.16) folgt für den Betrag der Feldstärke<br />
⎪⎩<br />
Q(R) = 4πα<br />
5 · R5 = konst. für r > R<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
α<br />
5 ε0<br />
· r<br />
E(r) =<br />
⎪⎩<br />
3<br />
für 0 ≤ r ≤ R<br />
α<br />
5 ε0<br />
· R5<br />
r2 für r > R<br />
(2.4.20)<br />
(2.4.21)<br />
(2.4.22)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 24<br />
Zum Zeichnen von E(r) führt man zweckmäßigerweise die neue Variable x mit r = x · R ein.<br />
D<strong>am</strong>it schreibt sich (2.4.22):<br />
E(r) = E ∗ ⎧<br />
⎪⎨<br />
A · x<br />
(x) =<br />
⎪⎩<br />
3<br />
für 0 ≤ x ≤ 1<br />
A<br />
x2 für x > 1<br />
Zeichne jetzt E(r) = E ∗ (x) mit x = 1 = 2 cm und E = A = 4 cm!<br />
Als weitere Anwendung des Gauß’schen Satzes berech-<br />
nen wir das Feld an der Oberfläche eines Leiters. Als<br />
geschlossene Gauß’sche Fläche wählenPSfrag wir einen replacements kleinen,<br />
flachen Quader, dessen Deckfläche parallel zur<br />
Leiteroberfläche liegt. Da E senkrecht auf der Lei-<br />
teroberfläche steht, ist E parallel zu den Seitenflächen<br />
des Quaders; der Fluss durch die Seitenflächen ist also<br />
Null. Da im Leiter E = 0 gilt, ist der Fluss durch die<br />
Bodenfläche des Quaders ebenfalls Null. Der Quader<br />
mit A =<br />
+ + +<br />
Leiter<br />
α R3<br />
5 ε0<br />
da<br />
E<br />
+ + + + +<br />
E = 0<br />
Abb.2.4.5 Feld an Leiteroberfläche<br />
(2.4.23)<br />
wird so klein gewählt, dass E im ganzen Bereich des Quaders praktisch konstant ist, d.h. der<br />
Fluss durch die Deckfläche und d<strong>am</strong>it der ges<strong>am</strong>te Fluss durch die Quaderoberfläche ist<br />
Φ = E · dA (2.4.24)<br />
Die Ladung innerhalb des Quaders ist dQ = σ · dA, wobei σ die Flächenladungsdichte <strong>am</strong> Ort<br />
des Quaders ist. Nach dem Gauß’schen Satz gilt<br />
Φ = E · dA = dQ<br />
= σ dA<br />
ε0<br />
ε0<br />
(2.4.25)<br />
D<strong>am</strong>it haben wir den Zus<strong>am</strong>menhang zwischen dem Betrag der Feldstärke und der Flächenla-<br />
dungsdichte an einer Leiteroberfläche gefunden:<br />
E = σ<br />
2.5 Arbeit im elektrischen Feld<br />
Eine Ladung q wird in einem elektrischen Feld PSfrag E langs<strong>am</strong> replacements<br />
und ohne Beschleunigung ( quasistatisch“) auf der Kurve K<br />
”<br />
von A nach B befördert. Die vom Feld auf q wirkende Kraft<br />
F = q· E muss dabei von einer äußeren Kraft F ∗ = − F kom-<br />
pensiert werden. Von F ∗ wird dabei die Überführungsar-<br />
beit<br />
<br />
WAB =<br />
K<br />
F ∗ <br />
ds = −<br />
K<br />
<br />
F ds = −q ·<br />
K<br />
ε0<br />
E ds (2.5.1)<br />
verrichtet. WAB ist die potentielle Energie von q in B<br />
bezüglich A.<br />
E<br />
F<br />
K<br />
A<br />
q<br />
B<br />
(2.4.26)<br />
F ∗<br />
Abb.2.5.1 Ladungstransport
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 25<br />
Q<br />
Im radialsymmetrischen Feld E(r) = einer Punkt-<br />
4 πε0 r2 ladung Q gilt (siehe Abb.2.5.3) PSfrag replacements<br />
Eds = E dr und d<strong>am</strong>it<br />
r2<br />
r2<br />
q Q dr<br />
WAB = −q · E(r) dr = − · =<br />
4 πε0 r2 r1<br />
r1<br />
<br />
q Q<br />
= − · −<br />
4 πε0<br />
1<br />
r2 =<br />
r r1<br />
q Q<br />
<br />
1<br />
· −<br />
4 πε0 r2<br />
1<br />
A<br />
r2<br />
r1<br />
Q<br />
<br />
(2.5.2)<br />
r1<br />
Abb.2.5.2 Punktladung Q<br />
q Q<br />
WAB =<br />
4 πε0<br />
<br />
1<br />
·<br />
r2<br />
− 1<br />
PSfrag replacements<br />
<br />
r1<br />
(2.5.3)<br />
E<br />
(Überführungsarbeit im Feld der Punktladung Q)<br />
Die Überführungsarbeit im Feld einer Punktladung ist we-<br />
gunabhängig, d.h. sie ist nur vom Anfangsradius r1 und<br />
vom Endradius r2, nicht aber von der Wahl der Kurve K<br />
abhängig. Wird die Ladung q auf einer geschlossenen Kurve<br />
K von A nach A gebracht, dann gilt (der Kreis im Integral-<br />
zeichen symbolisiert, dass K eine geschlossene Kurve ist)<br />
<br />
WAA = −q · E ds = 0 (2.5.4)<br />
K<br />
und es folgt für eine beliebige geschlossene Kurve PSfrag K im replacements Feld<br />
einer Punktladung <br />
E ds = 0 (2.5.5)<br />
K<br />
O<br />
r<br />
K<br />
dr<br />
P<br />
q<br />
ϕ<br />
S<br />
ds<br />
Abb.2.5.3 Zentralkraft<br />
K<br />
A<br />
q<br />
Q<br />
Abb.2.5.4 Geschlossene Kurve<br />
Da jedes beliebige elektrische Feld E der Elektrostatik von Punktladungen Q1, . . . , Qn erzeugt<br />
wird, folgt aus dem Superpositionsprinzip und (2.5.5)<br />
<br />
E ds =<br />
<br />
n<br />
<br />
Eν ds =<br />
K<br />
K<br />
ν=1<br />
Für jedes beliebige elektrostatische Feld gilt also<br />
<br />
K<br />
n<br />
<br />
ν=1<br />
K<br />
Eν ds = 0 (2.5.6)<br />
<br />
0<br />
E ds = 0 (2.5.7)<br />
(Energiesatz der Elektrostatik)<br />
B
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 26<br />
(2.5.7) besagt unter anderem, dass mit Hilfe eines elektrischen Feldes kein Perpetuum Mobile<br />
PSfrag replacements<br />
gebaut werden kann.<br />
Wir betrachten den Spezialfall eines homogenen Feldes E<br />
etwas genauer: Die Überführungsarbeit ist jetzt<br />
WAB = F ∗ · ∆s = −q · E ∆s (2.5.8)<br />
Mit E = | E|, ∆s = |∆s| und dem Winkel ϕ zwischen E und<br />
∆s gilt<br />
WAB = −q E ∆s cos ϕ (2.5.9)<br />
Wenn möglich, wählen wir im Fall eines homogenen Fel-<br />
PSfrag replacements<br />
des das Koordinatensystem so, dass das Feld parallel zu<br />
einer Koordinatenachse ist, z.B. zur y-Achse. Abb.2.5.6 ent-<br />
nimmt man<br />
und d<strong>am</strong>it mit (2.5.9)<br />
∆s cos ϕ = ∆y (2.5.10)<br />
WAB = −q E ∆y (2.5.11)<br />
Das Vorzeichen von ∆y ist gleich dem Vorzeichen von cos ϕ:<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
+1 für 0 ≦ ϕ ≦ 90<br />
sgn(∆y) =<br />
⎪⎩<br />
◦<br />
0 für ϕ = 90◦ −1 für 90◦ < ϕ ≦ 180◦ E<br />
A<br />
ϕ<br />
α<br />
F ∗ = −q · E<br />
∆s<br />
Abb.2.5.5 Homogenes Feld<br />
y<br />
∆y<br />
E<br />
A<br />
ϕ<br />
q<br />
∆s<br />
Abb.2.5.6 Homogenes Feld<br />
B<br />
B<br />
x<br />
(2.5.<strong>12</strong>)<br />
Eine positive Überführungsarbeit bedeutet, dass Arbeit von außen in das System Feld-Ladung<br />
hineingesteckt wird, die potentielle Energie des Systems wird erhöht. Ist WAB dagegen negativ,<br />
dann wird die Arbeit vom Feld verrichtet, es wird Energie frei, die potentielle Energie des<br />
Systems wird kleiner (z.B. in kinetische Energie verwandelt).
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 27<br />
2.6 Das Potential des elektrischen Feldes<br />
Ist WP0P die Überführungsarbeit für eine Punktladung q im<br />
elektrischen Feld E, dann nennt man<br />
ϕ(P) = ϕ(r) = WP0P<br />
q<br />
das Potential in P bezüglich P0. Aus (2.5.1) folgt<br />
<br />
ϕ(r) = −<br />
K<br />
<br />
E ds = −<br />
P0<br />
P<br />
PSfrag replacements<br />
(2.6.1)<br />
E ds (2.6.2)<br />
q<br />
K<br />
P<br />
r0<br />
r0 = −→<br />
P0<br />
OP0<br />
r<br />
E<br />
O<br />
r = −→<br />
OP<br />
Abb.2.6.1 Definition von ϕ(r)<br />
Da die Überführungsarbeit wegunabhängig ist, ist ϕ(r) durch (2.6.2) eindeutig bestimmt.<br />
WP0P ist nichts anderes als die potentielle Energie der Ladung q in P bezüglich P0:<br />
Für die Einheit des Potentials gilt<br />
Wegen der Wegunabhängigkeit der Überführungsarbeit gilt<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
oder<br />
W01 + W<strong>12</strong> = W02<br />
Wpot(P) = WP0P = q · ϕ(r) (2.6.3)<br />
[ϕ] = [E] · [s] = V<br />
· m = 1 V (2.6.4)<br />
m<br />
(2.6.5)<br />
W<strong>12</strong> = W02 − W01 = q · ϕ(P2) − q · ϕ(P1) (2.6.6)<br />
W<strong>12</strong> = q · [ϕ(P2) − ϕ(P1)] = −q ·<br />
P2<br />
P1<br />
PSfrag replacements<br />
E ds (2.6.7)<br />
P2<br />
P0<br />
Abb.2.6.2 Überführungsarbeit<br />
Da die Überführungsarbeit W<strong>12</strong> eindeutig bestimmt ist, ist die Potentialdifferenz<br />
<br />
∆ϕ = ϕ(P2) − ϕ(P1) = −<br />
P1<br />
P2<br />
E ds = W<strong>12</strong><br />
q<br />
unabhängig von der Wahl des Bezugspunktes P0 des Potentials.<br />
P1<br />
(2.6.8)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 28<br />
Ein Vergleich von (1.4.10) mit (2.6.1) führt uns auf die exakte Definition der elektrischen Span-<br />
nung im Punkt P2 bezüglich des Punktes P1:<br />
Aus (2.6.9) folgt<br />
<br />
U<strong>12</strong> = ϕ(P2) − ϕ(P1) = −<br />
P1<br />
P2<br />
E ds = W<strong>12</strong><br />
q<br />
(Spannung = Potentialdifferenz)<br />
U21 = −U<strong>12</strong><br />
Im Spezialfall des homogenen Feldes folgt aus (2.5.8)<br />
U<strong>12</strong> = − E −−−→<br />
PSfrag replacements<br />
P1P2<br />
(2.6.11)<br />
Ist E parallel zur y-Achse (siehe Abb.2.6.3), dann gilt<br />
<br />
<br />
|U<strong>12</strong>| = E · |∆y| mit ∆y = −−−→<br />
<br />
<br />
· cos ϕ (2.6.<strong>12</strong>)<br />
P1P2<br />
y<br />
∆y<br />
E<br />
P1<br />
ϕ<br />
∆s<br />
Abb.2.6.3 Homogenes Feld<br />
(2.6.9)<br />
(2.6.10)<br />
Wir betrachten das Feld einer Punktladung Q im Ursprung. Wählt man als Bezugspunkt P0<br />
mit OP0 = r0, dann folgt für das Potential in einem Punkt P mit OP = r aus (2.5.3) und (2.6.1)<br />
ϕ(r) = Q<br />
<br />
1 1<br />
− (2.6.13)<br />
4 πε0 r r0<br />
Da r0 im Nenner eines Bruches steht, kann der Ursprung nicht als Bezugspunkt P0 gewählt<br />
werden. Die Formel für das Potential wird <strong>am</strong> einfachsten, wenn man einen unendlich fernen<br />
1<br />
Punkt (r0 → ∞) als Bezugspunkt wählt. Wegen lim = 0 gilt dann<br />
r0→∞<br />
Positive Ladungen ” rollen“<br />
im Potentialgebirge (rϕ-<br />
Diagr<strong>am</strong>m) abwärts, negative<br />
aufwärts!<br />
PSfrag replacements<br />
ϕ<br />
ϕ(r) = Q<br />
4 πε0 r<br />
r0<br />
r<br />
ϕ<br />
Q > 0 Q < 0<br />
P2<br />
x<br />
(2.6.14)<br />
Abb.2.6.4 Potential einer Punktladung Q für Q > 0 und Q < 0<br />
r
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 29<br />
Wir betrachten eine Fläche A mit folgender Eigenschaft:<br />
In jedem Punkt von A gilt E⊥A.<br />
P1 und P2 seien zwei Punkte der Fläche A und K ist ei-<br />
ne Kurve mit den Endpunkten P1 und P2, die ganz in A<br />
verläuft. Für jeden Vektor ds, der in der Fläche A liegt, gilt<br />
E⊥ds, d.h. E ds = 0. D<strong>am</strong>it gilt<br />
<br />
PSfrag replacements<br />
ϕ(P2) − ϕ(P1) = − E ds = 0 (2.6.15)<br />
d.h. ϕ(P1) = ϕ(P2). D<strong>am</strong>it haben wir gezeigt, dass überall<br />
auf A das gleiche Potential herrscht, A ist eine Äquipoten-<br />
tialfläche.<br />
K<br />
Flächen, die überall senkrecht auf den elektrischen Feldlinien<br />
stehen, sind Äquipotentialflächen!<br />
Da Feldlinien auf Leiteroberflächen senkrecht stehen, gilt<br />
Abb.2.6.3 zeigt die dreidimensiona-<br />
le Darstellung eines zweidimensio-<br />
nalen Potentials, genauer die Funk-<br />
tion ϕ(x, y) (die ” Höhe des Gebir-<br />
ges“ <strong>am</strong> Ort (x, y) ist der Wert von<br />
ϕ(x, y)).<br />
Dem Potentialgebirge aus Abb.2.6.6<br />
liegt folgende Ladungsverteilung zu<br />
Grunde:<br />
1 C im Punkt (1|1)<br />
1 C im Punkt (−1|1)<br />
1 C im Punkt (1| − 1)<br />
1 C im Punkt (−1| − 1)<br />
−2 C im Punkt (0|0)<br />
A<br />
ds<br />
Abb.2.6.5 Äquipotentialfläche<br />
E<br />
(2.6.16)<br />
Leiteroberflächen sind Äquipotentialflächen! (2.6.17)<br />
Abb.2.6.6 Potentialgebirge
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 30<br />
2.7 Gegenüberstellung von Elektrostatik und Gravitation<br />
Kraft zwischen den Punktladungen Q1 und Q2:<br />
k = 1<br />
4 π ε0<br />
F = k · Q1 · Q2<br />
r 2<br />
9 V m<br />
≈ 8,98755 · 10<br />
A s<br />
Ist F die Kraft auf eine Punktladung q <strong>am</strong> Ort<br />
r, dann herrscht in r das elektrische Feld<br />
E = F<br />
q<br />
Potential in P bezüglich P0:<br />
<br />
ϕ(P) = −<br />
P0<br />
P<br />
E ds<br />
Potentielle Energie von q in P bezüglich P0:<br />
Wpot(P) = q · ϕ(P)<br />
Überführungsarbeit der Ladung q:<br />
WAB = q · (ϕ(B) − ϕ(A)) = −q ·<br />
B<br />
A<br />
E ds<br />
Feld einer radialsymmetrischen Ladungs-<br />
verteilung (Q(r) ist die Ladung innerhalb einer<br />
Kugel mit Radius r):<br />
E(r) =<br />
k · Q(r)<br />
r 2<br />
Potential einer Punktladung Q im Ursprung:<br />
ϕ(r) = k · Q<br />
r<br />
Überführungsarbeit der Ladung q im homo-<br />
genen Feld, das in Richtung der negativen<br />
y-Achse zeigt:<br />
W = q · E · ∆y<br />
Kraft zwischen den Punktmassen m1 und m2:<br />
F = γ · m1 · m2<br />
r 2<br />
−11 m3<br />
γ ≈ 6,67259 · 10<br />
kg s2 Ist F die Kraft auf eine Punktmasse m dann<br />
herrscht in r das Gravitationsfeld<br />
g = F<br />
m<br />
Potential in P bezüglich P0:<br />
P<br />
ϕ(P) = − g ds<br />
P0<br />
Potentielle Energie in P bezüglich P0:<br />
Wpot(P) = m · ϕ(P)<br />
Überführungsarbeit der Masse m:<br />
WAB = m · (ϕ(B) − ϕ(A)) = −m ·<br />
B<br />
A<br />
g ds<br />
Feld einer radialsymmetrischen Massenver-<br />
teilung (M(r) ist die Masse innerhalb einer Ku-<br />
gel mit Radius r):<br />
g(r) =<br />
γ · M(r)<br />
r 2<br />
Potential einer Punktmasse M im Ursprung:<br />
ϕ(r) = γ · M<br />
r<br />
Überführungsarbeit der Masse m im homoge-<br />
nen Feld, das in Richtung der negativen y-<br />
Achse zeigt:<br />
W = m · g · ∆y
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 31<br />
2.8 Zus<strong>am</strong>menhänge zwischen E, ϕ und ϱ<br />
Zunächst betrachten wir ein elektrisches Feld,<br />
das nur in x-Richtung zeigt und das nur von x,<br />
nicht aber von y und z abhängt. Das Feld ist also<br />
auf einer Ebene senkrecht zur x-Achse konstant.<br />
⎛ ⎞<br />
E(x)<br />
E<br />
⎜ ⎟<br />
= ⎝ 0 ⎠ (2.8.1)<br />
Wir betrachten weiter einen sehr flachen Quader<br />
mit den Deckflächen A und der Dicke dx. dx ist<br />
so klein, dass die Ladungsdichte ϱ im Intervall<br />
0<br />
PSfrag replacements<br />
y<br />
z<br />
da<br />
dQ<br />
A<br />
E(x) E(x + dx)<br />
dx<br />
x<br />
x + dx<br />
Abb.2.8.1 Zur Herleitung<br />
zwischen x und x + dx praktisch als konstant angesehen werden kann. Die Ladung in unserem<br />
Quader ist dann<br />
Aus dem Gauß’schen Satz folgt dann<br />
oder<br />
Im Grenzübergang dx → 0 folgt dann<br />
Für die Änderung des Potentials gilt<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
dQ = ϱ(x) dV = ϱ(x) A dx (2.8.2)<br />
E(x + dx) · A − E(x) · A = dQ<br />
= ϱ(x) A dx<br />
E(x + dx) − E(x)<br />
dx<br />
dE<br />
dx<br />
Die Kombination von (2.8.5) und (2.8.7) ergibt<br />
= ϱ(x)<br />
ε0<br />
ε0<br />
= ϱ(x)<br />
ε0<br />
ε0<br />
da<br />
x<br />
(2.8.3)<br />
(2.8.4)<br />
(2.8.5)<br />
dϕ = ϕ(x + dx) − ϕ(x) = −E dx (2.8.6)<br />
E(x) = − dϕ<br />
dx<br />
d2ϕ = −ϱ(x)<br />
dx2 ε0<br />
(2.8.7)<br />
(2.8.8)<br />
Im allgemeinen Fall ist E eine Funktion von allen drei Ortskoordinaten:<br />
E = ⎛ ⎞<br />
Ex(x, y, z)<br />
⎜ ⎟<br />
E(r) = ⎝Ey(x,<br />
y, z) ⎠ (2.8.9)<br />
Ez(x, y, z)<br />
Mit dem runden Differentiationssymbol ∂ wird die partielle Ableitung einer Funktion meherer<br />
Veränderlicher bezeichnet. ∂Ex<br />
∂x bedeutet z.B. die Ableitung von Ex(x, y, z) nach x, wobei
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 32<br />
y und z als konstant betrachtet werden. Wie im eindimensionalen Fall, nur mit dreifachem<br />
Schreibaufwand, leitet man die Verallgemeinerungen von (2.8.5), (2.8.7) und (2.8.8) her:<br />
Mit den Abkürzungen<br />
und<br />
folgt<br />
∂Ex<br />
∂x<br />
+ ∂Ey<br />
∂y<br />
E<br />
⎜<br />
= − ⎝<br />
∂ 2 ϕ<br />
∂x 2 + ∂2 ϕ<br />
div E = ∂Ex<br />
∂x<br />
+ ∂Ez<br />
∂z<br />
⎛<br />
∂ϕ<br />
∂x<br />
∂ϕ<br />
∂y<br />
∂ϕ<br />
∂z<br />
⎞<br />
= ϱ<br />
ε0<br />
∂y2 + ∂2ϕ ϱ<br />
= −<br />
∂z2 ⎜<br />
grad ϕ = ⎝<br />
(2.8.10)<br />
⎟<br />
⎠ (2.8.11)<br />
ε0<br />
∂Ey ∂Ez<br />
+ +<br />
∂y ∂z<br />
⎛ ⎞<br />
∂ϕ<br />
∂x<br />
∂ϕ<br />
∂y<br />
∂ϕ<br />
∂z<br />
∆ϕ = ∂2ϕ ∂x2 + ∂2ϕ ∂y2 + ∂2ϕ ∂z2 div E = ϱ<br />
ε0<br />
(2.8.<strong>12</strong>)<br />
(2.8.13)<br />
⎟<br />
⎠ (2.8.14)<br />
(2.8.15)<br />
(2.8.16)<br />
E = −grad ϕ (2.8.17)<br />
∆ϕ = − ϱ<br />
ε0<br />
(2.8.18)<br />
(2.8.<strong>12</strong>) bzw. (2.8.18) heißt Poisson-Gleichung. Im ladungsfreien Raum, z.B. zwischen geladenen<br />
Leitern, ist ϱ = 0 und aus der Poisson-Gleichung folgt die Laplace-Gleichung<br />
2.9 Kondensatoren<br />
Eine Anordnung von zwei isoliert zueinander aufgestellten<br />
Leitern heißt Kondensator. Ist das System, das aus den<br />
beiden Leitern und der Spannungsquelle besteht, vollkom-<br />
men von anderen Körpern isoliert und ist die Ges<strong>am</strong>tladung<br />
des Systems Null, dann gilt<br />
Q1 = −Q2<br />
∆ϕ = ∂2ϕ ∂x2 + ∂2ϕ ∂y2 + ∂2ϕ = 0 (2.8.19)<br />
∂z2 PSfrag replacements<br />
(2.9.1)<br />
Wählt man irgend eine Kurve K, die im Punkt R an der<br />
Oberfläche von Leiter <br />
1 beginnt und im Punkt S an der<br />
Oberfläche von Leiter <br />
2 endet, dann gilt<br />
A<br />
R<br />
Q1 = Q<br />
U<br />
+ −<br />
E<br />
S<br />
Q2 =<br />
−Q<br />
Abb.2.9.1 Beliebiger Kondensator
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 33<br />
<br />
U =<br />
K<br />
E ds (2.9.2)<br />
Wird die Feldstärke zwischen den Leiter mit n multipliziert (die Geometrie des Feldes bleibt<br />
also erhalten, E ′ = n · E), dann ist die Spannung zwischen den Leitern<br />
U ′ <br />
= E ′ <br />
ds = n · E ds = n · U (2.9.3)<br />
K<br />
Umgekehrt kann mit der sogenannten Laplacegleichung gezeigt werden, dass sich die Feldgeo-<br />
metrie tatsächlich nicht ändert, wenn man die Spannung ändert, d.h.<br />
K<br />
U ′ = n · U =⇒ E ′ = n · E (2.9.4)<br />
Aus dem Gauß’schen Satz folgt dann für die Ladung Q ′ auf Leiter 1 :<br />
Q ′ <br />
= ε0 · E ′ <br />
da = n · ε0 · E da = n · Q (2.9.5)<br />
Aus (2.9.3) und (2.9.5) folgt<br />
d.h. Q ist proportional zu U:<br />
A<br />
A<br />
Q ′ n · Q Q<br />
= =<br />
U ′ n · U U<br />
Der Proportionalitätsfaktor C heißt Kapazität des Kondensators.<br />
Ist der Abstand d zwischen den Platten eines Plattenkon-<br />
densators klein gegen die linearen Abmessungen der Plat-<br />
ten (d ≪ √ A, A = Fläche einer Platte), dann ist das<br />
Feld zwischen den Platten annähernd homogen. Aus dem<br />
Gauß’schen Satz folgt (siehe (2.4.26))<br />
E = σ<br />
ε0<br />
= Q<br />
ε0 A<br />
Q<br />
U<br />
(2.9.6)<br />
= C = konst. (2.9.7)<br />
PSfrag replacements<br />
(2.9.8)<br />
D<strong>am</strong>it folgt für die Spannung zwischen den Kondensatorplatten<br />
U = E · d =<br />
Q d<br />
ε0 A<br />
und endgültig für die Kapazität des Plattenkondensators (d ≪ √ A)<br />
Die Einheit der Kapazität ist<br />
C = Q<br />
U = ε0 A<br />
d<br />
[C] = 1 F = 1 Farad = 1 C A s<br />
= 1<br />
V V<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
A<br />
Q<br />
+ +<br />
− − − − − − − − −<br />
−Q<br />
Abb.2.9.2 Plattenkondensator<br />
E<br />
+<br />
+<br />
+<br />
d<br />
(2.9.9)<br />
(2.9.10)<br />
(2.9.11)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 34<br />
Bei der Parallelschaltung von zwei Kondensatoren liegen beide Kon-<br />
densatoren an derselben Spannung U. Die Ges<strong>am</strong>tladung Q auf beiden<br />
Kondensatoren ist dann<br />
Q = Q1 + Q2 = C1 U + C2 U = (C1 + C2) U (2.9.<strong>12</strong>)<br />
D<strong>am</strong>it ist die Ges<strong>am</strong>tkapazität der Parallelschaltung<br />
PSfrag replacements<br />
C = Q<br />
U = C1 + C2<br />
(2.9.13)<br />
PSfrag replacements<br />
Bei der Reihenschaltung gilt wegen der Ladungserhaltung:<br />
−Q1 + Q2 = 0 =⇒ Q1 = Q2 =: Q (2.9.14)<br />
Q ist dabei die von der Stromquelle auf die ges<strong>am</strong>te Schal-<br />
tung transportierte Ladung. Für die Ges<strong>am</strong>tspannung U gilt<br />
dann mit der Ges<strong>am</strong>tkapazität C<br />
Q<br />
C = U = U1 + U2 = Q1<br />
+<br />
C1<br />
Q2<br />
C2<br />
= Q<br />
+<br />
C1<br />
Q<br />
C2<br />
(2.9.15)<br />
Nach Division durch Q erhält man für die Kapazität C der Reihenschaltung<br />
1<br />
C<br />
1<br />
= +<br />
C1<br />
1<br />
C2<br />
Die Verallgemeinerung auf mehrere Kondensatoren lautet:<br />
C = Q<br />
U = C1 + C2 + . . . + Cn<br />
1<br />
C<br />
(Parallelschaltung)<br />
1<br />
= +<br />
C1<br />
1<br />
+ . . . +<br />
C2<br />
1<br />
Cn<br />
(Reihenschaltung)<br />
U1<br />
Q1<br />
Q2<br />
C1<br />
C2<br />
U<br />
Abb.2.9.3 Parallelschaltung<br />
Q1 −Q1 Q2<br />
C1<br />
U<br />
U2<br />
C2<br />
Abb.2.9.4 Reihenschaltung<br />
(2.9.16)<br />
(2.9.17)<br />
(2.9.18)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 35<br />
Als weiteres Beispiel betrachten wir den Kugel-<br />
kondensator, zwei konzentrische Kugelschalen,<br />
deren innere den Radius ri und deren äußere den<br />
Radius ra hat. Zwischen den Schalen, die die La-<br />
dungen Q bzw. −Q tragen, herrscht das Feld<br />
E =<br />
Q<br />
, (2.9.19)<br />
4 π ε0 r2 sonst ist E = 0. Die Spannung zwischen den<br />
Kugelschalen ist dann<br />
U = ϕi − ϕa = Q<br />
4 π ε0<br />
1<br />
ri<br />
− 1<br />
<br />
ra<br />
(2.9.20)<br />
Für die Kapazität des Kugelkondensators erhält<br />
man<br />
PSfrag replacements<br />
C = Q<br />
U<br />
Mit dem Grenzübergang ra → ∞ erhält man aus<br />
(2.9.21) die Kapazität einer freistehenden Kugel<br />
(ri = r):<br />
C = 4 π ε0 r (2.9.22)<br />
= 4 π ε0<br />
1<br />
ri<br />
− 1<br />
ra<br />
PSfrag replacements<br />
U<br />
+ −<br />
E =<br />
ϕi<br />
ri<br />
E = 0<br />
Q<br />
4πε0r 2<br />
ra<br />
ϕa<br />
E<br />
Q<br />
Abb.2.9.5 Kugelkondensator<br />
r<br />
Abb.2.9.6 Alleinstehende Kugel<br />
+<br />
U<br />
−<br />
−Q<br />
E = 0<br />
(2.9.21)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 36<br />
2.10 Die Energie des elektrischen Feldes<br />
Wir wollen die Energie berechnen, um einen beliebigen Kon-<br />
densator der Kapazität C aufzuladen. Zu der Zeit, zu der der<br />
Kondensator die Ladung Q ∗ trägt, ist die Spannung zwi-<br />
schen den Kondensatorteilen<br />
U(Q ∗ ) = Q∗<br />
C<br />
(2.10.1)<br />
Wird jetzt die Ladung dQ ∗ vom einen zum anderen Kon-<br />
denstorteil transportiert, muss dazu die Arbeit<br />
PSfrag replacements<br />
dW = U(Q ∗ ) · dQ ∗ = 1<br />
Q ∗<br />
+<br />
dQ<br />
E<br />
−Q ∗<br />
−<br />
Abb.2.10.1 Beliebiger Kondensator<br />
C · Q∗ dQ ∗<br />
(2.10.2)<br />
verrichtet werden. Beginnt man mit einem ungeladenen Kondensator und transportiert man<br />
nach und nach kleine Ladungunsmengen von einer zur anderen Hälfte bis der Endzustand mit<br />
der Ladung Q erreicht ist, dann hat man die Arbeit<br />
W =<br />
Q<br />
0<br />
1<br />
C · Q∗ dQ ∗ = Q2<br />
2 C<br />
(2.10.3)<br />
verrichtet. Diese Arbeit ist jetzt im elektrischen Feld zwischen den Kondensatorhälften gespei-<br />
chert. Zus<strong>am</strong>menfassend halten wir fest:<br />
Trägt ein Kondensator der Kapazität C die Ladung Q, dann<br />
ist im Kondensatorfeld die Energie<br />
gespeichert.<br />
We = Q2<br />
2 C<br />
1 2<br />
= C U<br />
2<br />
Das homogene Feld eines Plattenkondensators enthält die Energie<br />
We = 1<br />
2 C U 2 = 1 ε0 A<br />
2 d (d E)2 = 1<br />
2 ε0 E 2 · A · d (2.10.5)<br />
Das vom Feld erfüllte Volumen ist V = A · d. D<strong>am</strong>it gilt für die Energiedichte des elektrischen<br />
Feldes<br />
we = We<br />
V<br />
Für beliebige (auch nichthomogene) Felder gilt:<br />
we = dWe<br />
dV<br />
= 1<br />
2 ε0 E 2<br />
= 1<br />
2 ε0 E 2<br />
Die elektrische Feldenergie in einem Raumgebiet V ist dann<br />
<br />
We =<br />
V<br />
we dV = 1<br />
2 ε0<br />
<br />
V<br />
(2.10.6)<br />
(2.10.7)<br />
E 2 dV (2.10.8)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 37<br />
Als Anwendung von (2.10.6) berechnen wir PSfrag die replacements<br />
Kraft F ,<br />
mit der sich die beiden Platten eines geladenen Kondensa-<br />
tors anziehen. Vergrößert man den Plattenabstand um dx,<br />
dann vergrößert sich die Feldenergie um we dV . Diese Ener-<br />
gie st<strong>am</strong>mt von der Arbeit F dx, die beim Vergrößern des<br />
Plattenabstandes verrichtet wird:<br />
Aus (siehe (2.9.8))<br />
und (2.10.9) folgt<br />
F dx = we dV = 1<br />
2 ε0 E 2 · A dx (2.10.9)<br />
E = σ<br />
ε0<br />
= Q<br />
ε0 A<br />
(2.10.10)<br />
A<br />
dV<br />
dx<br />
Q −Q<br />
Abb.2.10.2 Kraft auf Kondensatorplatte<br />
F = 1<br />
2 ε0 E 2 · A = 1<br />
2 ε0 · Q<br />
1<br />
· A · E = Q · E (2.10.11)<br />
ε0 A 2<br />
Wir betrachten ein einfaches Modell des Elektrons: Die La-<br />
dung e ist gleichmäßig über die Oberfläche einer Kugel mit<br />
Radius R verteilt. Zur Berechnung der Energie des vom<br />
PSfrag replacements<br />
Elektron erzeugten elektrischen Feldes verwenden wir als Vo-<br />
lumenelement eine dünne Kugelschale mit dem Innenradius<br />
r und der Dicke dr:<br />
dV = 4 π r 2 dr (2.10.13)<br />
Da das Feld im Inneren der Kugel mit Radius R Null ist,<br />
berechnet sich die ges<strong>am</strong>te Feldenergie zu<br />
We =<br />
∞<br />
R<br />
∞<br />
<br />
=<br />
R<br />
we dV =<br />
∞<br />
R<br />
e2 e2<br />
dr = ·<br />
8 πε0 r2 8 πε0<br />
F = 1<br />
Q · E (2.10.<strong>12</strong>)<br />
2<br />
1<br />
2 ε0 E 2 · 4 π r 2 dr =<br />
∞<br />
R<br />
1<br />
2 ε0<br />
<br />
− 1<br />
∞ =<br />
r R<br />
e2<br />
8 πε0 R<br />
<br />
e<br />
r<br />
F<br />
Abb.2.10.3 Elektron<br />
e<br />
4 πε0 r 2<br />
2<br />
· 4 π r 2 dr =<br />
dV<br />
R dr<br />
(2.10.14)<br />
Nach Einsteins Relativitätstheorie entspricht jeder Energie W die Masse m = W<br />
c 2 . Wir berechnen<br />
den Radius R des Elektrons unter der Annahme, dass die ges<strong>am</strong>te Elektronenmasse von der<br />
Feldenergie st<strong>am</strong>mt:<br />
R =<br />
We = e2<br />
8 πε0 R = me c 2<br />
(2.10.15)<br />
e 2<br />
8 πε0 me c 2 = 1,4 · 10−15 m (klassischer Elektronenradius) (2.10.16)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 38<br />
2.11 Bewegung geladener Teilchen im elektrischen Feld<br />
2.11.1 Berechnung der Geschwindigkeit in einem beliebigen Feld<br />
Ein Teilchen mit der Ladung q und der Masse m bewegt sich<br />
in einem beliebigen elektrischen Feld <br />
PSfrag replacements<br />
E( )r mit dem Potential<br />
ϕ(r). Das Teilchen startet mit dem Geschwindigkeitsbetrag<br />
v0 <strong>am</strong> Punkt P0 mit ϕ(P0) = ϕ0. Der Betrag der Geschwin-<br />
digkeit des Teilchens <strong>am</strong> Ort P mit ϕ(P) = ϕ sei v. Der<br />
Energiesatz<br />
Wkin(P0) + Wpot(P0) = Wkin(P) + Wpot(P) (2.11.1)<br />
lautet in unserem Fall<br />
Auflösen nach v:<br />
ϕ0<br />
P0<br />
q<br />
ϕ<br />
v0<br />
Abb.2.11.1 Beliebiges Feld<br />
m<br />
2 v2 0 + q · ϕ0 = m<br />
2 v2 + q · ϕ (2.11.2)<br />
v =<br />
<br />
v 2 0<br />
+ 2 q<br />
m (ϕ0 − ϕ) (2.11.3)<br />
Mit der Spannung U = ϕ0 − ϕ im Punkt P0 bezüglich P lautet (2.11.3):<br />
v =<br />
<br />
v 2 0<br />
+ 2 q U<br />
m<br />
P<br />
v<br />
(2.11.4)<br />
Die Energie, die ein Elektron beim Durchlaufen der Spannung 1 Volt gewinnt, nennt man ein<br />
Elektronenvolt (1 eV):<br />
1 eV = e · 1 V = 1,602 · 10 −19 J 1 J = 6,242 · 10 18 eV (2.11.5)<br />
Beispiel: Ein Elektron verlässt einen sehr heißen Glühdraht mit der Geschwindigkeit<br />
v0 = 1,50 · 105 m<br />
s und wird anschließend von der Spannung U = 1,00 V auf die<br />
Geschwindigkeit v beschleunigt:<br />
<br />
v = v2 2 e U<br />
0 +<br />
me<br />
<br />
<br />
m<br />
2 = 1,5 · 105 +<br />
s<br />
2 · 1,602 · 10−19As · 1V<br />
9,109 · 10−31 5 m<br />
= 6,<strong>12</strong> · 10<br />
kg<br />
s<br />
Beispiel: Zwei Protonen ruhen im Abstand r = 5,00 · 10 −15 m voneinander. Welche<br />
Geschwindigkeit v haben die Protonen, wenn sie weit voneinander entfernt<br />
sind?<br />
e 2<br />
4 π ε0 r<br />
v =<br />
<br />
= 2 · mp<br />
2 v2 + Wpot(∞)<br />
<br />
0<br />
e 2<br />
4 π ε0 mp r<br />
= 5,25 · 106 m<br />
s
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 39<br />
2.11.2 Bewegung im homogenen Feld (vollständige Lösung)<br />
Ein Teilchen mit der Ladung q und der Masse m bewegt sich in dem homogenen Feld<br />
⎛ ⎞<br />
E =<br />
⎜<br />
⎝<br />
Ex<br />
Ey<br />
Ez<br />
⎟<br />
⎠ = konst. (2.11.6)<br />
Der Anfangsort sei r0 = r(0) und die Anfangsgeschwindigkeit v0 = v(0). Das Teilchen erfährt<br />
die konstante Beschleunigung<br />
a = ˙ v = q<br />
m · E (2.11.7)<br />
Zweimalige Integration liefert unter Berücksichtigung der Anfangsbedingungen<br />
und<br />
v(t) = ˙ r(t) = v0 + q<br />
m · E · t (2.11.8)<br />
r(t) = r0 + v0 · t + q<br />
2 m · E · t 2<br />
(2.11.9)<br />
Wählt man das Koordinatensystem so, dass die z-Achse senkrecht auf v0 und senkrecht auf E<br />
steht, dann ist v0 parallel zur xy-Ebene PSfrag undreplacements es wirkt keine Beschleunigung in z-Richtung, d.h.<br />
die ganze Bewegung verläuft in der xy-Ebene. Dreht man das Koordinatensystem schließlich<br />
noch so, dass E parallel zur y-Achse ist, dann gilt<br />
E =<br />
<br />
0<br />
E<br />
<br />
und mit den Anfangsbedingungen<br />
<br />
r0 =<br />
x0<br />
y0<br />
= konst. (2.11.10)<br />
; v0 =<br />
folgt aus (2.11.8) und (2.11.9)<br />
und<br />
v(t) =<br />
<br />
vy0 +<br />
r(t) =<br />
vx0<br />
vy0<br />
<br />
vx0<br />
q E<br />
m t<br />
<br />
x(t)<br />
y(t)<br />
oder die Komponenten getrennt geschrieben<br />
Berechnet man t aus (2.11.14)<br />
<br />
<br />
=<br />
(2.11.11)<br />
d.h.<br />
<br />
q<br />
y<br />
y0<br />
vy0<br />
x0<br />
v0<br />
ϕ<br />
vx0<br />
Abb.2.11.2 E y − Achse<br />
vx(t) = vx0 = konst.<br />
vy(t) = vy0 +<br />
x0 + vx0 t<br />
y0 + vy0 t +<br />
q E<br />
2 m t2<br />
<br />
q E<br />
m t<br />
q > 0<br />
E<br />
x<br />
(2.11.<strong>12</strong>)<br />
(2.11.13)<br />
x(t) = x0 + vx0 t (2.11.14)<br />
y(t) = y0 + vy0 t +<br />
x − x0<br />
t =<br />
vx0<br />
q E<br />
2 m t2<br />
(2.11.15)<br />
(2.11.16)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 40<br />
und setzt in (2.11.15) ein, dann erhält man die Bahngleichung<br />
q E<br />
y = · (x − x0) 2 + vy0<br />
PSfrag replacements<br />
· (x − x0) + y0<br />
2 m v 2 x0<br />
y ist eine quadratische Funktion von x, d.h. die Bahnkurve ist eine Parabel.<br />
vx0<br />
(2.11.17)<br />
Die Bewegung eines geladenen Teilchens im homogenen elektrischen Feld ist natürlich vollkom-<br />
men analog zur Bewegung einer Punktmasse im homogenen Gravitationsfeld. Ersetzt man in<br />
den Gleichungen (2.11.<strong>12</strong>) bis (2.11.17) q durch m und E durch g, dann hat man die entspre-<br />
chenden Formeln für die Bewegung im Gravitationsfeld (schiefer Wurf).<br />
Als Beispiel betrachten wir ein Elek-<br />
tron, das mit der Geschwindigkeit<br />
v0 unter dem Winkel ϕ gegen die<br />
x-Achse in das homogene Feld ei-<br />
nes Plattenkondensators (Spannung<br />
U, Plattenabstand d) eintritt. Ge-<br />
sucht sind die Koordinate y1 des<br />
Austrittspunktes aus dem Konden-<br />
satorfeld und die Austrittsgeschwin-<br />
digkeit v1 nebst Austrittswinkel ϕ1.<br />
Eintritt in das Kondensatorfeld zur<br />
Zeit Null, Austritt zur Zeit t1.<br />
y<br />
vy0<br />
−<br />
+<br />
ϕ<br />
v0<br />
−<br />
vx0<br />
+<br />
−<br />
+<br />
L<br />
Abb.2.11.3 Zum Beispiel<br />
E<br />
−<br />
+<br />
−<br />
+<br />
y1<br />
L<br />
U = 100 V<br />
d = 10 cm<br />
v0 = 5,0 · 106 m<br />
s<br />
ϕ = 30◦ L = 10 cm<br />
vx0 = v0 cos ϕ , vy0 = v0 sin ϕ , E = U<br />
d<br />
, x0 = y0 = 0 , q = −e (2.11.18)<br />
t1 = L L<br />
=<br />
v0 cos ϕ = 2,31 · 10−8 s (2.11.19)<br />
vx0<br />
(2.11.15) =⇒ y1 = y(t1) = L tan ϕ −<br />
e U L 2<br />
2 m d v 2 0 cos2 ϕ<br />
<br />
cos ϕ<br />
(2.11.<strong>12</strong>) =⇒ v1 = v0 ·<br />
e U L<br />
sin ϕ −<br />
m d v2 <br />
4,33 · 10<br />
=<br />
0 cos ϕ<br />
6<br />
−1,56 · 106 <br />
<br />
v1y <br />
tan ϕ1 = <br />
= 0,361 =⇒ ϕ1 = 19,8 ◦<br />
v1x<br />
y ist maximal, wenn vy(tmax) = 0 =⇒ tmax = 1,42 · 10 −8 s =⇒ ymax = 1,78 cm<br />
2.<strong>12</strong> Die Elementarladung<br />
ϕ1<br />
v1<br />
= 1,08 cm (2.11.20)<br />
m<br />
s<br />
x<br />
(2.11.21)<br />
(2.11.22)<br />
Mit der ” Röntgenstrukturanalyse“ (siehe K13) können atomare Abstände sehr genau gemes-<br />
sen werden, d.h. man kann das pro Atom bzw. Molekül beanspruchte Volumen V in einem<br />
bestimmten Material bestimmen. Aus der Dichte ϱ berechnet sich daraus die Atom- bzw. Mo-<br />
lekülmasse zu m = ϱ · V . Als Masseneinheit im atomaren Bereich verwendet man die atomare<br />
Masseneinheit<br />
u = 1<br />
<strong>12</strong> · Masse des <strong>12</strong> C-Atoms = 1,66054021 · 10 −27 kg (2.<strong>12</strong>.1)
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 41<br />
Die Einheit der Stoffmenge ist 1 kmol (1 Kilomol). 1 kmol eines Stoffes enthält genau so viele<br />
Atome bzw. Moleküle wie <strong>12</strong> kg des Kohlenstoffisotops <strong>12</strong> C.<br />
Definitionen:<br />
relative Molekül- bzw. Atommasse : Mr = m<br />
u<br />
Zahl der Atome in <strong>12</strong> kg <strong>12</strong> C : NA ′ =<br />
Avogadrokonstante : NA =<br />
1 kg<br />
u<br />
= 6,0221367 · 1026<br />
1 kg<br />
u kmol = 6,0221367 · 1026 1<br />
kmol<br />
Masse eines Kilomols (molare Masse) : Mm = NA · m = NA · u · Mr = Mr · 1 kg<br />
kmol<br />
Die Faraday’schen Gesetze der Elektrolyse lauten:<br />
1. Die Masse ma der bei der Elektrolyse abgeschiedenen Materie ist zur transportierten La-<br />
dung Q proportional:<br />
ma = Ä · Q<br />
Den Proportionalitätsfaktor Ä nennt man das elektrochemische Äquivalent.<br />
2. Bei der Abscheidung von n kmol eines z-wertigen Stoffes wird die Ladung Q = z · n · F<br />
transportiert. Die Konstante<br />
heißt Faradaykonstante.<br />
F = 96485309<br />
A s<br />
kmol<br />
Unter der Annahme, dass alle N Moleküle bei der Elektrolyse die gleiche Ladung q tragen, folgt<br />
aus den Faradaygesetzen:<br />
q = Q<br />
N<br />
= z · n · F<br />
n · NA<br />
= z · F<br />
NA<br />
Da ein z-wertiges Ion z Elementarladungen trägt, folgt<br />
= z · 1,60217733 · 10 −19 A s (2.<strong>12</strong>.2)<br />
e = 1,60217733 · 10 −19 A s (2.<strong>12</strong>.3)<br />
Die Existenz und der Wert der Elementarladung folgt aus den Faradaygesetzen nur unter der<br />
Annahme, dass alle Ionen die gleiche Ladung tragen. Diese Annahme hat Millikan 1916 an der<br />
University of Chicago experimentell nachgewiesen.
KAPITEL 2. ELEKTROSTATIK 42<br />
Wir betrachten hier nur ein stark vereinfachtes Experiment<br />
(Schwebemethode): Feine Öltröpfchen werden von radio-<br />
PSfrag replacements<br />
aktiver Strahlung geladen und im elektrischen Feld eines<br />
kleinen Plattenkondensators zum Schweben gebracht. Die<br />
Teilchen werden von der Seite her beleuchtet und mit ei-<br />
nem Mikroskop beobachtet. Aus der Kondensatorspannung<br />
U, die im Schwebefall abgelesen wird, lässt sich bei bekann-<br />
ter Masse m eines beobachteten Tröpfchens über die Gleich-<br />
gewichtsbedingung Fe = G die Ladung q des Tröpfchens be-<br />
rechnen. In das Mikroskop ist eine Skala eingearbeitet, mit<br />
deren Hilfe man den Durchmesser eines Öltröpfchens und<br />
daraus mit der bekannten Dichte auch seine Masse bestim-<br />
men kann.<br />
Nachteile der Schwebemethode:<br />
−<br />
U<br />
+<br />
Fe<br />
G<br />
Abb.2.<strong>12</strong>.1 Schwebemethode<br />
• Beugungseffekte verhindern eine genaue Messung des Tröpfchenradiuses<br />
• Kleine Luftströmungen verfälschen die Messung<br />
• Zitterbewegung des Tröpfchens durch Molekülstöße (Brown)<br />
Die Nachteile der Schwebemethode umgeht man mit der Gleichfeldmethode: Man lässt das<br />
Tröpfchen steigen und nach Umpolung des Feldes sinken. Wegen des Luftwiderstandes stellt<br />
sich eine konstante Steig- und eine konstante Sinkgeschwindigkeit ein. Man erhält dann zwei<br />
Gleichungen mit den Unbekannten q (Tröpfchenladung) und R (Tröpfchenradius), d.h. R muss<br />
nicht mehr direkt gemessen werden.<br />
Ergebnis des Millikanversuchs:<br />
Alle gemessenen Tröpfchenladungen sind Vielfache der Elementarladung!<br />
Obwohl Quarks drittelzahlige Elementarladungen tragen, gibt es keine freien Teilchen mit nicht-<br />
ganzen Vielfachen der Elementarladung, da Quarks nicht als freie Teilchen, sondern nur als<br />
Bausteine von Elementarteilchen existieren.<br />
d
Kapitel 3<br />
<strong>Elektrodyn<strong>am</strong>ik</strong><br />
3.1 Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter<br />
3.1.1 Wiederholung Magnetismus<br />
Magnetpole treten nur paarweise auf, ungleichn<strong>am</strong>ige PSfrag replacements Pole<br />
ziehen sich an, gleichn<strong>am</strong>ige stoßen sich ab. Die Kräfte zwi-<br />
schen Magneten werden durch magnetische Feldlinien be-<br />
schrieben.<br />
• Magnetische Feldlinien zeigen vom magnetischen<br />
Nordpol zum magnetischen Südpol.<br />
• In einem Magnetfeld B wirkt auf einen Nordpol eine<br />
Kraft in Richtung der Feldlinien, auf einen Südpol in<br />
entgegengesetzter Richtung.<br />
Ströme erzeugen Magnetfelder, deren Richtung mit<br />
der ” Korkenzieherregel“ bestimmt wird:<br />
Die Spitze des Korkenziehers<br />
PSfrag<br />
zeigt<br />
replacements<br />
in<br />
PSfrag replacements<br />
Stromrichtung, die Drehrichtung gibt die<br />
Orientierung des Magnetfeldes B an.<br />
Auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld wirkt<br />
eine Kraft, deren Richtung man mit der UVW-Regel (Rechte-<br />
Hand-Regel) bestimmt (Ursache-Vermittlung-Wirkung):<br />
Ursache ist der Strom, Vermittlung das Magnetfeld und die Wir-<br />
kung ist die Kraft. I, B und F bilden in dieser Reihenfolge ein<br />
Rechtssystem. Es gilt<br />
F ⊥ I und F ⊥ B (3.1.1)<br />
43<br />
N<br />
N S<br />
S<br />
Abb.3.1.1 Magnetische Feldlinien<br />
B<br />
I<br />
Abb.3.1.2 Korkenzieherregel<br />
Zeigefinger<br />
B<br />
V<br />
ϕ<br />
B<br />
B<br />
I<br />
F<br />
I<br />
Daumen<br />
U<br />
Mittelfinger<br />
Abb.3.1.3 UVW-Regel<br />
W
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 44<br />
Misst man die Kraft F auf einen vom Strom I durchflossenen Leiter der Länge l für verschiedene<br />
Ströme und verschiedene Leiterlängen in immer dem gleichen Magnetfeld, dann stellt man fest,<br />
F<br />
dass<br />
I l sin ϕ konstant ist. Diese Konstante nennt man magnetische Flussdichte B. B ist ein<br />
Vektor mit dem Betrag B, der in Richtung der magnetischen Feldlinien zeigt.<br />
B =<br />
F<br />
I l sin ϕ<br />
ϕ ist dabei der Winkel zwischen B und I. Aus (3.1.2) folgt<br />
F = l I B sin ϕ = l I B⊥<br />
Zus<strong>am</strong>menfassend halten wir fest:<br />
PSfrag replacements<br />
(3.1.3)<br />
Auf einen vom Strom I durchflossenen Leiter der Länge l in<br />
einem Magnetfeld B wirkt die Kraft F mit<br />
F = | F | = l I B sin ϕ = l I B⊥<br />
(3.1.4)<br />
F ⊥ I und F ⊥ B (3.1.5)<br />
I, B und F bilden ein Rechtssystem. PSfrag replacements<br />
(3.1.6)<br />
Abkürzend schreibt man für die Gleichungen (3.1.4), (3.1.5)<br />
und (3.1.6)<br />
F = l · I × B (3.1.7)<br />
I<br />
Abb.3.1.4 B⊥<br />
B<br />
F = l · I × B<br />
ϕ<br />
Abb.3.1.5 Kraft auf Leiter<br />
I × B nennt man das Kreuzprodukt oder das Vektorprodukt von I und B.<br />
Aus (3.1.2) folgt für die Einheit der Kraftflussdichte<br />
[B] = 1 N<br />
A m<br />
3.2 Der magnetische Fluss<br />
Den magnetischen Fluss durch eine Fläche A definiert man<br />
genauso wie den elektrischen Fluss:<br />
<br />
Φ =<br />
A<br />
<br />
B da =<br />
A<br />
B cos ϕ<br />
<br />
B⊥<br />
ϕ<br />
I<br />
(3.1.2)<br />
V s<br />
= 1 = 1 T = 1 Tesla (3.1.8)<br />
m2 da (3.2.1)<br />
B⊥ ist die Komponente von B, die senkrecht auf der Fläche<br />
steht.<br />
PSfrag replacements<br />
da<br />
da<br />
B⊥<br />
Abb.3.2.1 Magnetischer Fluss<br />
ϕ<br />
B<br />
B
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 45<br />
Für eine ebene Fläche A und ein homogenes PSfrag Magnetfeld replacements<br />
( B = konst.) gilt<br />
Φ = B A = A B cos ϕ = A B sin α = A · B⊥<br />
α ist der Neigungswinkel des Vektors B zur Fläche A.<br />
Die Einheit des magnetischen Flusses ist<br />
(3.2.2)<br />
[Φ] = 1 T m 2 = 1 V s = 1 Weber (3.2.3)<br />
A<br />
A<br />
ϕ α<br />
Abb.3.2.2 Ebene Fläche<br />
Da Magnetpole nur paarweise auftreten, bestimmt man die Kräfte zwischen Magnetpolen über<br />
die Messung von Drehmomenten. Versuche ergeben, dass für die Kräfte zwischen Magnetpolen,<br />
wie für die Kräfte zwischen Ladungen, ein 1<br />
r 2 -Gesetz gilt:<br />
F ∼ 1<br />
r 2<br />
B<br />
B⊥<br />
(3.2.4)<br />
D<strong>am</strong>it gilt auch für Magnetfelder der Gauß’sche Satz<br />
<br />
B da = Konstante · magn. Ladung“ innerhalb von A (3.2.5)<br />
”<br />
Ageschlossen<br />
Da magnetische Pole nur paarweise auftreten, ist die magnetische Ges<strong>am</strong>tladung innerhalb von<br />
A stets Null, d.h.<br />
Φ =<br />
<br />
Ageschlossen<br />
B da = 0 (3.2.6)<br />
Der magnetische Fluss durch eine geschlossene Fläche ist Null!<br />
(3.2.6) bedeutet, dass es keine Quellen des magnetischen Feldes gibt (die Quellen des elektrischen<br />
Feldes sind die Ladungen), z.B. gibt es kein radialsymmetrisches Magnetfeld. Einige Theorien<br />
der Elementarteilchenphysik fordern die Existenz von magnetischen Monopolen, sie sind aber<br />
noch nicht experimentell nachgewiesen worden.<br />
3.3 Die Lorentzkraft<br />
PSfrag replacements<br />
Der Strom I, d.h. die bewegten Elektronen, sind<br />
die Ursache für die Kraft F auf einen strom-<br />
durchlossenen Leiter im Magnetfeld. Wir neh-<br />
men an, dass alle Elektronen die gleiche Ge-<br />
schwindigkeit v besitzen und somit auf jedes<br />
Elektron die gleiche Kraft F ∗ wirkt. n sei die<br />
Anzahl der frei beweglichen Elektronen im Vo-<br />
lumen V = A l und t die Zeit, in der die Elek-<br />
tronen die Strecke l zurücklegen. Mit der Dichte<br />
ϱ der frei beweglichen Ladungen gilt dann<br />
A<br />
l<br />
I<br />
v<br />
B<br />
α<br />
Abb.3.3.1 Herleitung der Lorentzkraft<br />
v<br />
ϕ<br />
v<br />
F<br />
F ∗
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 46<br />
oder vektoriell<br />
I = Q<br />
t<br />
Q = −n e = ϱ V = ϱ A l (3.3.1)<br />
= ϱ A l<br />
t<br />
= ϱ A v = −n e<br />
l<br />
· v (3.3.2)<br />
I<br />
n e<br />
= − · v (3.3.3)<br />
l<br />
Für die Ges<strong>am</strong>tkraft auf das Leiterstück der Länge l gilt dann<br />
und es folgt für die Kraft auf ein Elektron<br />
F = n · F ∗ = l · I × B = −n e · v × B (3.3.4)<br />
Die Verallgemeinerung von (3.3.5) auf beliebige Teilchen lie-<br />
fert:<br />
Auf ein Teilchen der Ladung q und mit der<br />
Geschwindigkeit v wirkt im Magnetfeld B<br />
die Lorentzkraft<br />
F = q · v × B<br />
Der Betrag der Lorentzkraft ist<br />
F = | F | = q · v · B · sin ϕ (3.3.7)<br />
Für die Extremwerte der Lorentzkraft gilt<br />
F ∗ = (−e) · v × B (3.3.5)<br />
PSfrag replacements<br />
F = 0 ⇐⇒ v B (3.3.8)<br />
F maximal ⇐⇒ v ⊥ B (3.3.9)<br />
3.4 Die Bewegungsinduktion<br />
3.4.1 Gerader Leiter, v ⊥ Leiter und B ⊥ Leiter<br />
Bewegt sich ein gerader Leiter der Länge l mit<br />
der Geschwindigkeit v durch ein Magnetfeld B<br />
und steht der Leiter senkrecht auf B und v, dann<br />
wirkt auf jedes freie Elektron im Leiter die Lorentzkraft<br />
F = −e · v × PSfrag replacements<br />
B (3.4.1)<br />
mit<br />
F = | F | = e v B sin ϕ (3.4.2)<br />
F<br />
q<br />
F<br />
(q > 0)<br />
(q < 0)<br />
ϕ<br />
Abb.3.3.2 Lorentzkraft<br />
Abb.3.4.1 Bewegter Leiter<br />
F<br />
l<br />
ϕ<br />
v<br />
B<br />
F<br />
B<br />
v
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 47<br />
Durch die Verschiebung der Elektronen auf-<br />
grund der Kraft F lädt sich ein Leiterende po-<br />
sitiv und das andere negativ auf, d.h. im Leiter<br />
entsteht ein elektrisches Feld E mit PSfrag demreplacements Betrag<br />
E. Achtung, wir sind nicht mehr in der Elek-<br />
trostatik, in der die elektrische Feldstärke in<br />
Leitern immer Null ist! Die Elektronen bewegen<br />
sich solange, bis sich Lorentzkraft und elektri-<br />
sche Kraft auf die Elektronen aufheben (Gleich-<br />
gewicht):<br />
Fe = F =⇒ e · E = e v B sin ϕ (3.4.3)<br />
+ +<br />
+<br />
Fe<br />
Abb.3.4.2 Kräftegleichgewicht<br />
Da v an jedem Ort des Leiters gleich ist, herrscht somit im Leiter das homogene Feld<br />
U<br />
F<br />
E<br />
−<br />
E = v B sin ϕ (3.4.4)<br />
Zwischen den Leiterenden liegt dann eine Spannung mit dem Betrag<br />
U = E · l = l v B sin ϕ (3.4.5)<br />
(Induktionsspannung)<br />
∆A sei die Fläche, die der Leiter in der Zeit ∆t überstreicht.<br />
Der magnetische Fluss durch ∆A ist dann<br />
oder<br />
PSfrag replacements<br />
∆Φ = B · ∆A · sin ϕ = B l v sin ϕ · ∆t (3.4.6)<br />
U = ∆Φ<br />
∆t<br />
3.4.2 Allgemeiner Fall<br />
für B homogen (3.4.7)<br />
Durch geeignete Grenzbetrachtungen lässt sich allgemein beweisen:<br />
Überstreicht ein beliebig geformter Leiter die Fläche A(t) in<br />
einem zeitlich konstanten aber sonst beliebigen PSfrag (alsoreplacements nicht<br />
notwendig homogenen) Magnetfeld B und ist Φ(t) der ma-<br />
gnetische Fluss durch A(t), dann gilt für den Betrag der<br />
Induktionsspannung zwischen den Leiterenden<br />
|U| = | ˙ <br />
<br />
Φ| = <br />
dΦ<br />
<br />
dt <br />
(3.4.8)<br />
l<br />
v · ∆t<br />
∆A = l · v · ∆t<br />
v · ∆t<br />
Abb.3.4.3 Fluss durch Fläche<br />
A(t)<br />
+<br />
Abb.3.4.4 Allgemeiner Fall<br />
Die Polung von U ermittelt man über die Richtung der Lorentzkraft auf die Leiterelektronen.<br />
B<br />
v<br />
−<br />
v
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 48<br />
3.4.3 Bewegung einer Leiterschleife<br />
Abb.3.4.5 zeigt eine rechteckige Leiterschleife zu<br />
zwei kurz aufeinanderfolgenden Zeiten. PSfrag replacements<br />
In den<br />
Leiterstücken parallel zu v wird keine Spannung<br />
induziert, da sie die Fläche Null überstreichen.<br />
UAB = dΦ1<br />
dt<br />
und UCD = dΦ2<br />
dt<br />
(3.4.9)<br />
Der Betrag der Spannung U zwischen den Lei-<br />
terenden ist dann<br />
|U| = |UAB + UDC| = |UAB − UCD| =<br />
<br />
<br />
dΦ1<br />
dΦ2 <br />
= <br />
− <br />
dt dt =<br />
<br />
dΦ1<br />
= <br />
− dΦ2 <br />
<br />
dt <br />
(3.4.10)<br />
dΦ1<br />
t1<br />
A<br />
B<br />
Φ ∗<br />
Abb.3.4.5 Leiterschleife<br />
Der Fluss durch die Ges<strong>am</strong>tfläche der Leiterschleife sei Φ. Es gilt dann<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
Aus (3.4.10) und (3.4.<strong>12</strong>) folgt dann<br />
U<br />
D<br />
C<br />
dΦ2<br />
t2 = t1 + dt<br />
Φ(t1) = Φ ∗ + dΦ1 und Φ(t2) = Φ ∗ + dΦ2 (3.4.11)<br />
dΦ = Φ(t2) − Φ(t1) = dΦ2 − dΦ1<br />
Bewegt sich eine Leiterschleife in einem zeitlich konstanten Magnetfeld<br />
B und ist Φ(t) der magnetische Fluss durch die Leiterschleife, dann wird<br />
an den Enden der Schleife die Spannung U induziert mit<br />
<br />
<br />
|U| = <br />
dΦ<br />
<br />
dt = | ˙ Φ|<br />
v<br />
(3.4.<strong>12</strong>)<br />
Jetzt müssen wir uns noch um die Polung der Induktionsspannung kümmern. Die Leiterschleife<br />
wird als Stromquelle betrachtet, d.h. der Induktionsstrom fließt außerhalb der Leiterschleife<br />
von <br />
+ nach − .
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 49<br />
Als Beispiel betrachten wir ein scharf begrenztes Ma-<br />
gnetfeld wie in Abb.3.4.6. Die Leiterschleife wird ein-<br />
mal aus dem Feld gezogen und das andere Mal in das<br />
Feld geschoben. Die Richtung des Induktionsstroms<br />
ermittelt man über die Lorenzkraft auf die Leiterelek-<br />
tronen. Der Induktionsstrom I erzeugt selbst ein Magnetfeld,<br />
das wir mit Bi bezeichnen. Wird PSfrag die replacements<br />
Schleife<br />
aus dem Feld gezogen, dann wird der Fluss Φ durch<br />
die Schleife kleiner. Der Abbildung entnimmt man,<br />
dass Bi in diesem Fall innerhalb der Schleife in die<br />
Richtung von B zeigt, d.h. Bi wirkt der Schwächung<br />
von Φ entgegen. Wird die Schleife in das Feld gescho-<br />
ben, dann wird der Fluss Φ durch die Schleife größer.<br />
Bi zeigt in diesem Fall innerhalb der Schleife entge-<br />
gen der Richtung von B, d.h. Bi wirkt dem Größer-<br />
werden von Φ entgegen.<br />
Allgemein gilt:<br />
B<br />
v<br />
I<br />
I<br />
Bi<br />
Bi<br />
Abb.3.4.6 Lenz’sche Regel<br />
Das vom Induktionsstrom erzeugte Magnetfeld Bi ist innerhalb der<br />
Leiterschleife so gerichtet, dass es der Flussänderung durch die Schleife<br />
entgegen wirkt. (Lenz’sche Regel).<br />
v<br />
+<br />
−<br />
−<br />
+<br />
I<br />
(3.4.14)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 50<br />
3.5 Das Induktionsgesetz<br />
Die bisher erarbeiteten Gesetze zur Induktion werden durch eine Versuchsreihe überprüft. Wir<br />
experimentieren mit dem ziemlich homogenen Magnetfeld zwischen den Polschuhen eines Elek-<br />
tromagneten.<br />
Versuch 1<br />
Mit der Stromwaage wird die Kraft F auf<br />
einen stromdurchflossenen Leiter PSfragder replacements Länge l<br />
gemessen. Dazu wird die Waage zunächst bei<br />
I = 0 ins Gleichgewicht gebracht. Nach Auf-<br />
legen eines 10 g-Stücks auf den Leiter wird<br />
der Strom I durch den Leiter solange erhöht,<br />
bis die Waage wieder im Gleichgewicht ist.<br />
Die auf den Leiter wirkende Kraft F ist dann<br />
gleich der Gewichtskraft des 10 g-Stücks. Mit<br />
dem Messwert I = 4,25 A erhält man<br />
B = F<br />
I l<br />
Versuch 2<br />
= 0,01 kg · 9,81 m<br />
s 2<br />
4,25 A · 0,1 m<br />
≈ 0,23 T (3.5.1)<br />
−<br />
300<br />
_<br />
+<br />
I0 = 3 A<br />
Eine Induktionsspule mit n = 3 Windungen und der Fläche<br />
A wird ganz aus dem Feld des Elektromagneten gezogen.<br />
Der dabei auftretende Spannungsstoß<br />
t2<br />
t1<br />
U(t) dt (3.5.2)<br />
wird mit einem ballistischen Galvanometer gemessen.<br />
10 g<br />
+<br />
I<br />
_<br />
B<br />
Waage<br />
l = 10 cm<br />
Abb.3.5.1 Feld über Kraft auf Leiter<br />
PSfrag replacements n = 3<br />
Der maximale Ausschlag a des Galvanometers (Stossausschlag)<br />
ist proportional zum Kraftstoß PSfrag replacements<br />
∆p =<br />
t2<br />
t1<br />
F (t) dt , (3.5.3)<br />
der auf das Zeigersystem des Galvanometers wirkt (Be-<br />
weis!!). Wegen der Proportionalität von F und I bzw. I und<br />
U ist a proportional zum Spannungsstoß. Wegen<br />
<br />
<br />
|U| = n · <br />
dΦ<br />
<br />
dt <br />
gilt<br />
<br />
<br />
n · |∆Φ| = <br />
<br />
t2<br />
t1<br />
A = 6,37 cm 2<br />
Abb.3.5.2 Spule<br />
U<br />
t1<br />
Abb.3.5.3 Spannung<br />
300<br />
t2<br />
t<br />
(3.5.4)<br />
<br />
<br />
U(t) dt<br />
= cut · a (3.5.5)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 51<br />
mit der ballistischen Spannungsstosskonstanten cut. Da die Spule ganz aus dem Feld gezogen<br />
wird, ist Φnachher = 0 und d<strong>am</strong>it<br />
Aus (3.5.5) und (3.5.6) folgt<br />
|∆Φ| = |Φnachher − Φ| = |Φ| = B · A (3.5.6)<br />
B = cut<br />
· a (3.5.7)<br />
n · A<br />
Mit cut = 1,<strong>12</strong> · 10−4 V s<br />
Skt für unser Spiegelgalvanometer (Skt steht für Skalenteile“) und dem<br />
”<br />
Messwert a = 3,9 Skt erhält man<br />
B =<br />
V s<br />
1,<strong>12</strong> · 10−4<br />
Skt · 3,9 Skt<br />
3 · 6,37 · 10−4 m2 ≈ 0,23 T (3.5.8)<br />
Die Übereinstimmung der Messwerte von Versuch 1 und Versuch 2 zeigt, dass unser theoretisch<br />
abgeleitetes Gesetz U = −n · ˙ Φ und dessen Grundlage F = q · v × B experimentell abgesichert<br />
sind.<br />
Versuch 3<br />
In diesem Versuch wird die Induktionsspule nicht aus dem Feld gezogen, sondern das Feld<br />
des Elektromagneten wird abgeschaltet. Das Galvanometer zeigt den gleichen Ausschlag wie<br />
beim Versuch 2!! Da auch der Endzustand (Φnachher = 0) der gleiche ist, sind die Gleichungen<br />
(3.5.5) und (3.5.4) auch beim Ausschalten des Feldes gültig, obwohl keine Bewegung der<br />
Spule relativ zum Feld stattgefunden hat!! Die Gleichung U = −n ˙ Φ gilt also nicht nur für die<br />
Bewegungsinduktion, sondern bei jeder beliebigen Änderung des Flusses Φ durch die Spule.<br />
Versuch 4<br />
Zur Kontrolle wird das Magnetfeld zwischen den Polschu-<br />
hen des Elektromagneten mit einer Hallsonde gemessen.<br />
Dabei wird die Sonde im Feld in alle möglichen Richtungen<br />
PSfrag replacements<br />
gedreht und die verstärkte Hallspannung mit einem Com-<br />
puter aufgezeichnet. Die Werte Umax und Umin erhält man,<br />
wenn B senkrecht zur Sonde steht. Die effektive Hallspannung<br />
ist dann UH = 1<br />
2 (Umax − Umin). Mit dieser Methode<br />
werden auch Nullpunktsverschiebungen des Verstärkers<br />
ausgeglichen.<br />
Versuch 5<br />
Umax<br />
Umin<br />
UH<br />
Abb.3.5.4 Hallspannung<br />
Zur weiteren Kontrolle wird der Spannungsstoss in den Versuchen 2 und 3 nicht mit dem Spiegel-<br />
galvanometer gemessen, sondern U(t) mit einem Computer aufgezeichnet. Ist ∆t die Messdauer<br />
für einen Spannungswert und liegen n Messwerte U1 bis Un vor, dann kann der Spannungsstoss<br />
automatisch mit t2<br />
U(t) dt = ∆t · (U1 + ... + Un) (3.5.9)<br />
t1<br />
t
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 52<br />
berechnet werden. Die Zus<strong>am</strong>menfassung aller Versuchsergebnisse ist unser 5. experimentelles<br />
Grundgesetz, das Induktionsgesetz:<br />
Eine Spule mit n Windungen berandet die Fläche A und<br />
<br />
Φ = B da<br />
A<br />
ist der magnetische Fluss durch A. Die an den Spulenenden induzierte<br />
Spannung hat den Betrag<br />
|U| = n · | ˙ <br />
<br />
Φ| = n · <br />
dΦ<br />
<br />
dt <br />
Die Richtung des Induktionsstromes bzw. die Polung von U folgt aus<br />
der Lenz’schen Regel.<br />
PSfrag replacements<br />
Bilden da und die positive Stromrichtung ein Rechtssystem (Kor-<br />
kenzieher!), dann gilt<br />
U = −n · ˙ Φ (3.5.11)<br />
Die Richtung von da wird willkürlich festgelegt. Die Richtung ei-<br />
nes positiven Stromes folgt dann mit der Korkenzieherregel. U ist<br />
definitionsgemäß positiv, wenn I > 0 ist, d.h. wenn der Pol der Lei-<br />
I<br />
B<br />
da<br />
Abb.3.5.5 U = −n ˙ Φ<br />
terschleife, der vom positiven Richtungspfeil des Stromes getroffen wird, positiv ist.<br />
In Abb.3.5.5 ist U > 0 (P ist der positive Pol der ” Stromquelle“ Leiterschleife). Bei der angege-<br />
benen Richtung von B gilt Φ > 0 und ˙ Φ < 0 =⇒ | B| wird kleiner.<br />
In einem (räumlich) homogenen Magnetfeld B und bei einer ebenen Fläche A gilt<br />
und d<strong>am</strong>it wegen der Produktregel<br />
Also gilt<br />
Φ = B · A = BxAx + ByAy + BzAz<br />
˙Φ = ˙ BxAx + ˙ ByAy + ˙ BzAz + Bx ˙<br />
Ax + By ˙<br />
Ay + Bz ˙<br />
Az = ˙ B · A + B ·<br />
U = −n · ˙ Φ = −n · ( ˙ B · A + B ·<br />
B zeitlich konstant =⇒ U = −n · ˙ Φ = −n · B ·<br />
P<br />
Q<br />
(3.5.<strong>12</strong>)<br />
˙A (3.5.13)<br />
˙A) (3.5.14)<br />
˙A (3.5.15)<br />
A zeitlich konstant =⇒ U = −n · ˙ ˙B Φ = −n · · A (3.5.16)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 53<br />
3.6 Wirbelfelder und Wirbelströme<br />
Bei der Bewegungsinduktion ist die Ursache für den Induktions-<br />
strom die Lorentzkraft auf die Leiterelektronen. Bei einer ruhen-<br />
den Leiterschleife und einem zeitlich veränderlichen Magnetfeld ist<br />
aber keine Lorentzkraft vorhanden. Die Kraft auf<br />
PSfrag<br />
die Elektronen<br />
replacements<br />
des Leiters rührt in diesem Fall von einem elektrischen Wirbel-<br />
feld E her, das sich in geschlossenen Feldlinien um jedes sich<br />
mit der Zeit ändernde Magnetfeld aufbaut. Das elektrische<br />
Wirbelfeld existiert ohne das Vorhandensein von Ladungen. In-<br />
duktion tritt sogar dann auf, wenn das veränderliche Magnetfeld<br />
die Leiterschleife an keiner Stelle berührt.<br />
L<br />
B<br />
da<br />
Abb.3.6.1 Leiterschleife<br />
Ein Leiter liege entlang der geschlossenen Kurve L. An einem Elektron, das die volle Leiterschleife<br />
L durchläuft, wird die Arbeit<br />
<br />
W =<br />
L<br />
<br />
F ds = −e · E ds = −e · U (3.6.1)<br />
L<br />
geleistet. Entlang von L wird also die Umlaufspannung<br />
<br />
U = E ds (3.6.2)<br />
induziert. Mit dem Induktionsgesetz folgt daraus<br />
<br />
U =<br />
Dabei gilt für den Umlaufsinn von L und da die Korkenzieherregel<br />
(U ist positiv, wenn E den gleichen Umlaufsinn wie L hat). Die<br />
Orientierung von E ist dieselbe wie die eines fiktiven Induktions-<br />
L<br />
L<br />
E ds = − ˙ Φ = − ∂<br />
<br />
B da (3.6.3)<br />
∂t A<br />
stroms in einem Leiter, den man sich entlang der Feldlinie denkt.<br />
In Abb.3.6.2 nimmt der Betrag von PSfrag replacements<br />
B ab.<br />
Wir betrachten den Spezialfall eines axialsymmetrischen (zy-<br />
lindersymmetrischen) Magnetfeldes:<br />
Aus Symmetriegründen sind die Beträge Et und Er der Tangen-<br />
tialkomponente und der Radialkomponente des Wirbelfeldes PSfrag replacements auf<br />
einem Zylindermantel mit Radius r konstant. Der Gauß’sche Satz,<br />
der für jedes elektrische Feld gilt, verlangt Er = 0, d.h. E(r) ⊥ r<br />
und E = Et =konst. D<strong>am</strong>it sind die Feldlinien von E konzentri-<br />
sche Kreise.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
E ds <br />
= 2 r π · |E| = | ˙Φ| =⇒ |E| = | ˙ Φ|<br />
2 r π<br />
(3.6.4)<br />
E<br />
B<br />
da<br />
Abb.3.6.2 Umlaufsinn<br />
Et<br />
Er<br />
B<br />
Abb.3.6.3 axialsymm.<br />
r<br />
E
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 54<br />
3.7 Bewegung geladener Teilchen im Magnetfeld<br />
Ein Teilchen der Masse m und der Ladung q hat im<br />
Feld B die Geschwindigkeit v. Auf das Teilchen wirkt<br />
die Lorentzkraft<br />
D<strong>am</strong>it gilt<br />
F = m · a = m · ˙ v = q · v × B (3.7.1)<br />
˙v = q<br />
m · v × B (3.7.2)<br />
B sei homogen, konstant und zeige in Richtung der<br />
z-Achse, d.h.<br />
v × B =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
Aus (3.7.2) und (3.7.4) folgt<br />
oder<br />
vx<br />
vy<br />
vz<br />
PSfrag replacements<br />
v0<br />
x0<br />
y<br />
x<br />
r<br />
y<br />
ω t<br />
O<br />
Abb.3.7.1 positives Teilchen<br />
B<br />
q > 0<br />
⎛<br />
B<br />
⎜<br />
= ⎝<br />
0<br />
0<br />
B<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.7.3)<br />
⎞ ⎛<br />
0<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ × ⎝ 0<br />
B<br />
⎞ <br />
<br />
ex<br />
⎟ <br />
⎠ = vx<br />
<br />
0<br />
ey<br />
vy<br />
0<br />
ez<br />
vz<br />
B<br />
⎛<br />
<br />
vy B<br />
⎜<br />
= ⎝ −vx B<br />
<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.7.4)<br />
⎛<br />
˙v<br />
q B<br />
=<br />
m ·<br />
⎜<br />
⎝<br />
vy<br />
−vx<br />
0<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ = ω · ⎝<br />
vy<br />
−vx<br />
0<br />
mit<br />
q B<br />
ω =<br />
m<br />
Zunächst suchen wir eine Lösung für die Anfangsbedingungen<br />
v(0) =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
vx(0)<br />
vy(0)<br />
vz(0)<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ = ⎝<br />
0<br />
v0<br />
0<br />
⎞<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.7.5)<br />
˙vx = ω vy (3.7.6)<br />
˙vy = −ω vx (3.7.7)<br />
˙vz = 0 (3.7.8)<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎜<br />
⎠ , r(0) = ⎝<br />
x(0)<br />
y(0)<br />
z(0)<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ = ⎝<br />
x0<br />
0<br />
0<br />
⎞<br />
x<br />
(3.7.9)<br />
⎟<br />
⎠ (3.7.10)<br />
Aus (3.7.8) und vz(0) = 0 folgt vz(t) = 0 für alle t und d<strong>am</strong>it wegen ˙z = vz = 0 und z(0) = 0<br />
auch z(t) = 0 für alle t, d.h. die Bewegung des Teilchens erfolgt in der xy-Ebene.<br />
Differenzieren von (3.7.6) ergibt<br />
und d<strong>am</strong>it folgt aus (3.7.7)<br />
¨vx = ω · ˙vy<br />
¨vx = −ω 2 · vx<br />
(3.7.11)<br />
(3.7.<strong>12</strong>)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 55<br />
Die allgemeine Lösung von (3.7.<strong>12</strong>), der sogenannten Schwingungsgleichung, ist<br />
Wegen vx(0) = C · sin(ϕ) = 0 folgt ϕ = 0 und somit<br />
Aus (3.7.6) und (3.7.14) folgt<br />
Aus vy(0) = C · cos 0 = C = v0 folgt endgültig<br />
und wegen sin 2 ωt + cos 2 ωt = 1<br />
Integration von (3.7.16) ergibt<br />
vx(t) = C · sin(ωt + ϕ) (3.7.13)<br />
vx(t) = C · sin ωt (3.7.14)<br />
vy(t) = 1<br />
ω · ˙vx = C<br />
· ω cos ωt = C · cos ωt (3.7.15)<br />
ω<br />
v(t) =<br />
r(t) =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
vx(t)<br />
vy(t)<br />
vz(t)<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ = v0 · ⎝<br />
sin ωt<br />
cos ωt<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.7.16)<br />
v(t) = |v(t)| = v0 = konst. (3.7.17)<br />
x(t)<br />
y(t)<br />
z(t)<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ = ⎝<br />
− v0<br />
ω<br />
v0<br />
ω<br />
cos ωt + Cx<br />
sin ωt + Cy<br />
Cz<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.7.18)<br />
Anpassung an die Anfangsbedingungen mit der speziellen Wahl x0 = − v0<br />
ω liefert<br />
mit<br />
r(t) =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
x(t)<br />
y(t)<br />
z(t)<br />
r = v0<br />
ω<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ = ⎝<br />
= v<br />
ω<br />
−r cos ωt<br />
= v m<br />
q B<br />
r sin ωt<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.7.19)<br />
(3.7.20)<br />
Wegen |r(t)| = r =konst. beschreibt das Teilchen also eine Kreisbahn mit Radius r. Nachdem<br />
man weiß, dass das Teilchen eine Kreisbahn beschreibt, rechnet man in der Praxis mit dem<br />
Ansatz<br />
oder<br />
FLorentz = Fzentripetal<br />
|q| · v · B = m · v2<br />
r<br />
=⇒ r =<br />
m v<br />
|q| B<br />
(3.7.21)<br />
(3.7.22)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 56<br />
Zus<strong>am</strong>menfassung:<br />
Ein Teilchen mit der Ladung q und der Masse m beschreibt in einem<br />
homogenen und konstanten Magnetfeld B eine Kreisbahn, wenn v ⊥ B<br />
gilt. Den Radius r der Kreisbahn erhält man aus<br />
Steht die Geschwindigkeit des Teilchens nicht<br />
FLorentz = Fzentripetal<br />
senkrecht auf B, dann ist vz(0) = vz0 = 0<br />
und aus (3.7.8) folgt vz(t) = vz0 =konst. bzw.<br />
z(t) = vz0 · t. D<strong>am</strong>it ist<br />
r =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
−r cos ωt<br />
r sin ωt<br />
vz0 · t<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ , (3.7.23)<br />
die Teilchenbahn ist eine Schraubenlinie. Die<br />
Entfernung von zwei Punkten r1 = r(t) und<br />
r2 = r(t + T ) mit der Umlaufdauer T =<br />
2 π<br />
ω<br />
0.1<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
0<br />
-0.04 -0.02<br />
0 0.02 0.04<br />
Abb.3.7.2 vz = 0<br />
0.1<br />
0<br />
0.02<br />
0.04<br />
0.06<br />
0.08<br />
nennt man die Ganghöhe der Schraubenlinie. Die Ganghöhe ist also die Strecke, die das Teilchen<br />
während eines Umlaufs in z-Richtung zurücklegt.<br />
Messung der spezifischen Ladung<br />
des Elektrons:<br />
PSfrag replacements<br />
Die von der Glühkathode emittier-<br />
ten Elektronen werden von der An-<br />
odenspannung U beschleunigt. Das<br />
ziemlich homogene Magnetfeld des<br />
Helmholtz-Spulenpaares zwingt<br />
die Elektronen auf eine Kreisbahn<br />
mit Radius r. Das Rohr ist mit ei-<br />
nem verdünnten Gas gefüllt, das von<br />
den Elektronen zum Leuchten ange-<br />
regt wird.<br />
Helmholtz-Spulenpaar<br />
B<br />
Q<br />
a<br />
HS<br />
r<br />
M<br />
Abb.3.7.3 Fadenstrahlrohr<br />
m<br />
2 v2 = e U =⇒ v 2 2 e U<br />
=<br />
m<br />
e v B = m v2<br />
r =⇒ v2 =<br />
e B r<br />
m<br />
2<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
a<br />
+<br />
Q<br />
_<br />
U<br />
2 e U<br />
m = e2 B2 r2 m2 A<br />
K<br />
r<br />
B<br />
6,3 V (Heizspannung)<br />
(3.7.24)<br />
e 2 U<br />
=<br />
m B2 r2 (spez. Ladung) (3.7.25)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 57<br />
Für das Magnetfeld B0 im Mittelpunkt M des Rohres gilt<br />
B0 =<br />
3<br />
4 2<br />
·<br />
5<br />
n µ0 I<br />
a<br />
(3.7.26)<br />
Dabei ist I der Strom durch die Spulen, n die Windungszahl pro Spule und µ0 = 4 π · 10−7 T m<br />
A .<br />
Die Feldstärke auf der Mittelebene zwischen den Spulen entnimmt man folgender Tabelle:<br />
r 0 0,1 a 0,2 a 0,3 a 0,4 a 0,5 a<br />
B<br />
B0<br />
1 0,999958 0,999301 0,99624 0,98731 0,96668<br />
Für unsere Anordnung gilt n = 130 und a = 0,15 m. Mit den Messwerten<br />
I = 1,70 A, U = 165 V und r = 3,25 cm (3.7.27)<br />
erhält man B durch lineare Interpolation der Tabellenwerte:<br />
Mit<br />
folgt<br />
B − 0,999301<br />
B0<br />
0,217 − 0,2<br />
r = 3,25 cm = 0,217 · a (3.7.28)<br />
= 0,99624 − 0,999301<br />
0,3 − 0,2<br />
B0 = 130 · 4 · π · 10−7 · 1,7<br />
0,15<br />
·<br />
=⇒ B = 0,9988 · B0 (3.7.29)<br />
3/2 4<br />
T = 1,325 · 10<br />
5<br />
−3 T (3.7.30)<br />
B = 0,9988 · 1,325 · 10 −3 T = 1,323 · 10 −3 T (3.7.31)<br />
Einsetzen in (3.7.25) liefert für die spezifische Ladung des Elektrons<br />
e<br />
m =<br />
Der heute (1996) beste Wert für e<br />
m<br />
Mit der Elementarladung<br />
folgt für die Masse des Elektrons<br />
2 · 165 V<br />
(1,323 · 10 −3 T) 2 · (0,0325 m)<br />
(gültig seit 1986) ist<br />
e<br />
A s<br />
= 1,75881962 · 1011<br />
m kg<br />
kg<br />
2 = 1,78 · 1011 C<br />
(3.7.32)<br />
(3.7.33)<br />
e = 1,60217733 · 10 −19 A s (3.7.34)<br />
me = 9,1093897 · 10 −31 kg (3.7.35)
PSfrag replacements<br />
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 58<br />
3.8 Bewegung in kombinierten elektrischen und magnetischen<br />
Feldern<br />
3.8.1 Der Massenspektrograf nach Thomson (1907)<br />
Ein Strahl von Teilchen (La-<br />
dung q, Masse m) tritt mit der<br />
⎛ ⎞<br />
v0<br />
⎜ ⎟<br />
Geschwindigkeit v0 = ⎝ 0 ⎠<br />
0<br />
<strong>am</strong> Ort O(0|0|0) in ein Raum-<br />
gebiet ein, in dem die homogenen<br />
Felder ⎛ ⎞<br />
0<br />
⎜ ⎟<br />
E = ⎝ 0 ⎠ und<br />
E<br />
B =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
0<br />
−B<br />
⎞<br />
v0<br />
O<br />
Abb.3.8.1 Massenspektrograf nach Thomson<br />
B<br />
l<br />
E<br />
P<br />
v1<br />
a<br />
z<br />
Z<br />
X = l + a<br />
⎟<br />
⎠ herrschen. Am Ort P(x1|y1|z1) (x1 = l) verlassen die Teilchen den Feldraum<br />
mit der Geschwindigkeit v1 =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
vx1<br />
vy1<br />
vz1<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ und fliegen geradlinig zu einer zur yz-Ebene parallelen<br />
Fotoplatte, die sie bei Q(X|Y |Z) treffen. Im Feldraum wirkt auf ein Teilchen die Kraft<br />
F = q · ( E + v × ⎛⎛<br />
⎜⎜<br />
B) = q · ⎝⎝<br />
0<br />
0<br />
⎞ ⎛<br />
vx<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ + ⎝<br />
⎞ ⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ × ⎝<br />
⎞⎞<br />
⎛<br />
0<br />
−vy · B<br />
⎟⎟<br />
⎜<br />
0 ⎠⎠<br />
= q · ⎝ +vx · B<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.8.1)<br />
und die Bewegungsgleichungen lauten<br />
mit den Anfangsbedingungen<br />
E<br />
x(0) =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
vy<br />
vz<br />
¨x =<br />
q B<br />
−<br />
m<br />
¨y =<br />
q B<br />
¨z =<br />
0<br />
0<br />
0<br />
⎞<br />
m<br />
q E<br />
m<br />
−B<br />
˙y (3.8.2)<br />
˙x (3.8.3)<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎜<br />
⎠ und v(0) = ⎝<br />
v0<br />
0<br />
0<br />
⎞<br />
E<br />
Y<br />
Q<br />
x<br />
y<br />
(3.8.4)<br />
⎟<br />
⎠ (3.8.5)<br />
Die Gleichung für die z-Koordinate ist von den anderen beiden Gleichungen entkoppelt (sie<br />
enthält weder x noch y), d.h. die Projektion der Bewegung in die xy-Ebene ist nur durch B und<br />
die Bewegung in z-Richtung nur durch E bestimmt. Ähnlich wie in Kapitel 3.7 folgt die Lösung<br />
x(t) = r sin ω t (3.8.6)<br />
y(t) = r − r cos ω t (3.8.7)<br />
z(t) =<br />
q E<br />
2 m t2<br />
(3.8.8)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 59<br />
mit<br />
r =<br />
m v0<br />
q B<br />
und<br />
q B<br />
ω =<br />
m<br />
Das Teilchen verläßt den Feldraum zur Zeit t1 mit<br />
x(t1) = r sin ω t1 = l =⇒ t1 = 1<br />
ω<br />
q E<br />
m<br />
arcsin l<br />
r<br />
(3.8.9)<br />
(3.8.10)<br />
(3.8.11)<br />
Für 0 ≤ t ≤ t1 hat das Teilchen die Geschwindigkeit<br />
⎛<br />
⎞<br />
r ω cos ω t<br />
⎜<br />
⎟<br />
v = ⎝ r ω sin ω t ⎠ (3.8.<strong>12</strong>)<br />
· t<br />
Wählt man l klein und v0 und d<strong>am</strong>it r groß, dann gelten wegen l<br />
r<br />
arcsin l l<br />
≈<br />
r r ,<br />
<br />
1 − l2 l2<br />
≈ 1 −<br />
r2 2 r2 und<br />
1<br />
<br />
1 − l2<br />
r2 Die Koordinaten des Austrittspunktes P aus dem Feldraum sind<br />
≪ 1 die Näherungen<br />
≈ 1 + l2<br />
2 r 2<br />
(3.8.13)<br />
x1 = x(t1)<br />
y1 = y(t1)<br />
=<br />
=<br />
l<br />
<br />
r − r 1 −<br />
(3.8.14)<br />
l2 l2<br />
≈<br />
r2 2 r<br />
(3.8.15)<br />
z1 = z(t1) =<br />
q E l m E l<br />
arcsin2 = arcsin2 ≈<br />
2 m ω2 r 2 q B2 r<br />
m E l2<br />
2 q B2 r2 (3.8.16)<br />
und die Austrittsgeschwindigkeit v1 hat die Koordinaten<br />
vx1 = vx(t1) =<br />
<br />
r ω 1 − l2<br />
<br />
≈ r ω 1 −<br />
r2 l2<br />
2 r2 <br />
(3.8.17)<br />
vy1 = vy(t1) = l ω (3.8.18)<br />
vz1 = vz(t1) =<br />
q E<br />
m ω<br />
Die Zeit für den Flug von P zur Fotoplatte ist<br />
t2 = a<br />
vx1<br />
l E<br />
arcsin =<br />
r B<br />
≈ a<br />
r ω ·<br />
<br />
1 + l2<br />
2 r2 <br />
arcsin l<br />
r<br />
≈ E l<br />
B r<br />
(3.8.19)<br />
(3.8.20)<br />
D<strong>am</strong>it errechnen sich die Koordinaten des Auftreffpunktes Q unter Vernachlässigung der Terme<br />
mit l3<br />
zu<br />
r3 und es gilt<br />
Y = y1 + vy1 · t2 ≈ l2 a l<br />
+<br />
2 r r<br />
Z = z1 + vz1 · t2 =<br />
a l3 l2<br />
+ ≈<br />
2 r3 2 r<br />
m E l2<br />
2 q B2 E l a<br />
+<br />
r2 B r2 ω ·<br />
Z ≈<br />
a l l<br />
+ =<br />
r r<br />
<br />
1 + l2<br />
2 r2 <br />
≈<br />
E m<br />
q B2 l a + l<br />
· Y<br />
2<br />
2<br />
<br />
a + l<br />
<br />
2<br />
E l m<br />
q B2 ·<br />
r2 <br />
a + l<br />
<br />
2<br />
(3.8.21)<br />
(3.8.22)<br />
(3.8.23)
PSfrag replacements<br />
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 60<br />
3.8.2 Das Wienfilter<br />
Eine Kombination aus einem<br />
homogenen elektrischen Feld<br />
E und einem darauf senkrecht<br />
stehenden homogenen Magnet-<br />
feld B mit einer Eintritts- und<br />
einer Austrittsblende nennt<br />
man ein Wienfilter. Die Fel-<br />
der müssen dabei so orientiert<br />
sein, dass die Lorentzkraft auf<br />
m<br />
q<br />
v0<br />
Abb.3.8.2 Wienfilter<br />
y<br />
v < E<br />
B<br />
FE<br />
O B<br />
v ><br />
x<br />
FB<br />
E<br />
B<br />
ein in Durchlassrichtung fliegendes Teilchen der elektrischen Kraft entgegen gerichtet ist. Für<br />
geladene Teilchen, die geradlinig durch das Wienfilter fliegen, gilt FB = FE, d.h.<br />
oder<br />
q · E = q · v · B (3.8.24)<br />
v = E<br />
B<br />
E<br />
(3.8.25)<br />
Wir analysieren die Bewegung eines Teilchens im Wienfilter genauer. Da keine Kraft in z-<br />
Richtung auf das Teilchen wirkt, verläuft die Bahn des Teilchens vollständig in der xy-Ebene.<br />
Mit<br />
E =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
E<br />
0<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎠ , B ⎜<br />
= ⎝<br />
folgt für die Ges<strong>am</strong>tkraft auf das Teilchen<br />
0<br />
0<br />
B<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ , v0 = ⎝<br />
v0<br />
0<br />
0<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎜<br />
⎠ und v = ⎝<br />
vy B<br />
F = q · E + q · v × ⎜<br />
B = q · ⎝ E − vx B<br />
0<br />
⎞<br />
vx<br />
vy<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.8.26)<br />
⎟<br />
⎠ (3.8.27)<br />
Aus der Bewegungsgleichung m ¨ r = F folgen dann die beiden Differentialgleichungen<br />
q B<br />
¨x = ˙y<br />
m<br />
(3.8.28)<br />
¨y = q q B<br />
E − ˙x<br />
m m<br />
(3.8.29)<br />
Die Lösung dieses Gleichungssystems mit den Anfangsbedingungen<br />
⎛<br />
v0<br />
⎜<br />
v(0) = ⎝ 0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ und<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
⎜ ⎟<br />
r(0) = ⎝ 0 ⎠ (3.8.30)<br />
0<br />
0<br />
lautet (mit MAPLE berechnen oder direkter Beweis durch Einsetzen)<br />
x(t) = m<br />
q B2 (v0B<br />
<br />
q B<br />
− E) sin<br />
m t<br />
<br />
+ E<br />
t (3.8.31)<br />
B<br />
y(t) = m<br />
q B2 (v0B<br />
<br />
q B<br />
− E) cos<br />
m t<br />
<br />
− 1<br />
(3.8.32)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 61<br />
Mit<br />
lautet die Lösung<br />
ω =<br />
q B<br />
m<br />
(3.8.33)<br />
x(t) = 1<br />
<br />
v0 −<br />
ω<br />
E<br />
<br />
sin ω t +<br />
B<br />
E<br />
t (3.8.34)<br />
B<br />
y(t) = 1<br />
<br />
v0 −<br />
ω<br />
E<br />
<br />
(cos ω t − 1) (3.8.35)<br />
B<br />
Durch Differenzieren erhält man die Geschwindigkeitskomponenten<br />
<br />
vx(t) = v0 − E<br />
<br />
cos ω t +<br />
B<br />
E<br />
(3.8.36)<br />
B<br />
<br />
vy(t) = − v0 − E<br />
<br />
sin ω t (3.8.37)<br />
B<br />
Die Bahnkurve ist periodisch mit der Periodendauer<br />
T =<br />
Die Länge einer Periode auf der x-Achse ist<br />
und es gilt<br />
2 π<br />
ω<br />
λ = x(T ) =<br />
= 2 π m<br />
q B<br />
2 π m E<br />
q B 2<br />
(3.8.38)<br />
(3.8.39)<br />
y(T ) = 0 (3.8.40)<br />
λ ist unabhängig von v0, d.h. die Bahn eines jeden Teilchens (beliebiges v0) geht durch die<br />
Punkte Pn( nλ | 0 ). Die Geschwindigkeit in den Punkten Pn ist<br />
⎛<br />
v0<br />
⎜<br />
v(T ) = ⎝ 0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.8.41)<br />
Ist die Länge des Kondensators zufällig gleich einem Vielfachen von λ, dann gehen Teilchen mit<br />
beliebiger Geschwindigkeit durch das Wienfilter. In allen anderen Fällen lässt das Wienfilter nur<br />
Teilchen mit<br />
durch.<br />
Abb.3.8.3 zeigt Bahnkurven eines<br />
Elektrons für E = 10000 V<br />
m<br />
und B = 0,001 T. Geradliniger<br />
Durchgang für v0 = 1 · 107 m<br />
s .<br />
v01 = 0 m<br />
PSfrag replacements<br />
s<br />
v02 = 5 · 106 m<br />
s<br />
v03 = 1,5 · 107 m<br />
s<br />
v04 = 2 · 107 m<br />
v05 = 3 · 10<br />
s<br />
7 m<br />
s<br />
0.1<br />
0.05<br />
0<br />
-0.05<br />
-0.1<br />
-0.15<br />
-0.2<br />
v0 = E<br />
B<br />
0<br />
v01<br />
v02<br />
0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7<br />
v03<br />
λ<br />
v04<br />
v05<br />
Abb.3.8.3 Bahnen im Wienfilter für verschiedene v0<br />
(3.8.42)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 62<br />
3.8.3 Das Zyklotron<br />
Abb.3.8.4 zeigt den schematischen<br />
PSfrag<br />
Aufbau<br />
replacements<br />
eines<br />
Zyklotrons. Ein Strahl von Teilchen mit der La-<br />
dung q (Elektronen, Protonen, Ionen,...) wird im<br />
elektrischen Feld zwischen den beiden Duan-<br />
den (Leiter in der Form einer flachen, auseinan-<br />
dergeschnittenen Konservendose) beschleunigt.<br />
In den Duanden herrscht kein elektrisches Feld<br />
(Faraday-Käfig). Die ganze Anordnung befindet<br />
sich im Vakuum und ist von einem Magnetfeld<br />
B durchsetzt. In einem Duanden wirkt nur die<br />
Lorentzkraft auf die Teilchen:<br />
m v 2<br />
r<br />
= q v B =⇒ r<br />
v<br />
= m<br />
q B<br />
Die Zeit für einen halben Umlauf ist dann<br />
T<br />
2<br />
= r π<br />
v<br />
= m π<br />
q B<br />
(3.8.43)<br />
(3.8.44)<br />
d.h. sie ist unabhängig vom momentanen Bahnradius<br />
r. Wenn ein positives Teilchen PSfrag zur replacements Zeit<br />
Null die Teilchenquelle verlässt, dann muss zu<br />
diesem Zeitpunkt der untere Duand positiv und<br />
der obere negativ sein. Zur Zeit T<br />
2 ,wenn das Teil-<br />
PSfrag replacements<br />
chen in der linken Hälfte das Beschleu-<br />
nigungsfeld durchquert, muss die Span-<br />
nung an den Duanden gerade umgepolt<br />
sein. Die Frequenz f der Wechselspannung<br />
U(t) = U0 cos ωt an den Duanden muss al-<br />
so gleich der Umlauffrequenz<br />
f = 1<br />
T<br />
U<br />
U0<br />
Duand<br />
Beschleunigungsfeld<br />
Abb.3.8.4 Zyklotron<br />
Abb.3.8.5 Duand<br />
Duand<br />
B<br />
Vakuum<br />
Teilchenquelle<br />
r0<br />
Beschleunigungsphasen<br />
Abb.3.8.6 Beschleunigungsphasen<br />
= q B<br />
2 π m<br />
∼ U<br />
t<br />
(3.8.45)<br />
der Teilchen sein. f nennt man die Zyklotronfrequenz. Abb.3.8.6 entnimmt man, dass während<br />
der Beschleunigungsphasen |U(t)| ≈ U0 gilt. Pro Umlauf wird die kinetische Energie eines Teil-<br />
chens also um 2 q U0 vergrößert. Die Endenergie Wmax der Teilchen ist durch den Radius r0 des<br />
Zyklotrons begrenzt. Aus (3.8.43) folgt<br />
und daraus<br />
vmax = r0 q B<br />
m<br />
Wkin,max = m<br />
2 v2 max = r2 0 q2 B2 2 m<br />
(3.8.46)<br />
(3.8.47)
PSfrag replacements<br />
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 63<br />
3.9 Das Ampèrsche Durchflutungsgesetz<br />
Der magnetische Spannungsmesser (Rogowski-Spirale) ist eine flexible, zweilagig gewickelte In-<br />
duktionsspule, deren Anschlüsse dicht beieinander liegen.<br />
(a) (b)<br />
(c)<br />
A<br />
A<br />
K<br />
Abb.3.9.1 Magnetischer Spannungsmesser (Rogowski-Spirale)<br />
Mit dem magnetische Spannungsmesser misst man die Summe aller magnetischen Flussände-<br />
rungen ∆Φν durch die Flächen Aν der einzelnen Windungen und nicht die Flussänderung durch<br />
die von der ganzen Spirale umschlossene Fläche A ∗ (siehe Abb.3.9.1.b)). Mit der Länge l der<br />
Spirale und der Windungszahl n folgt für den Abstand zweier benachbarter Windungen<br />
(d)<br />
∆sν<br />
ν − 1<br />
∆sν = ∆s = l<br />
. (3.9.1)<br />
n<br />
Mit der konstanten Querschnittsfläche Aν = | Aν| = A folgt für den ν-ten Flächenvektor<br />
Aν = A<br />
· ∆sν<br />
(3.9.2)<br />
∆s<br />
Beim Ausschalten des Magnetfeldes wird in der ν-ten Windung der Spannungsstoß<br />
<br />
Uν dt = ∆Φν = Aν · Bν = A<br />
∆s · A · n<br />
Bν · ∆sν = ·<br />
l<br />
Bν · ∆sν<br />
induziert. Der in der ganzen Spirale induzierte Spannungsstoß ist demnach<br />
<br />
U dt =<br />
n<br />
<br />
ν=1<br />
Uν dt =<br />
<br />
K<br />
A · n<br />
l<br />
·<br />
n<br />
Bν · ∆sν ≈<br />
ν=1<br />
B ds = l<br />
A n<br />
<br />
A · n<br />
l<br />
<br />
·<br />
K<br />
A ∗<br />
ν<br />
Bν<br />
Aν<br />
(3.9.3)<br />
B ds (3.9.4)<br />
U dt (3.9.5)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 64<br />
Den Spannungsstoß messen wir mit dem ballistischen Galvanometer:<br />
<br />
U dt = cut · a, (3.9.6)<br />
wobei a der Zeigerausschlag in Skalenteilen (Skt) ist. Mit dem ballistischen Galvanometer an<br />
der Rogowski-Spirale misst man also so etwas Ähnliches wie eine magnetische Spannung (siehe<br />
weiter unten):<br />
Die Daten unserer Versuchsanordnung sind<br />
woraus<br />
folgt.<br />
<br />
K<br />
B ds = C · a mit C =<br />
l cut<br />
n A<br />
l = 0,5 m, n = 2600, A = 2,5 cm 2 −4 V s<br />
und cut = 1,<strong>12</strong> · 10<br />
Skt ,<br />
C =<br />
l cut<br />
n A<br />
= 8,6 · 10−5 V s<br />
m Skt<br />
Durch eine Spule mit n Windungen, die vom Strom I<br />
durchflossen wird, wird eine Rogowski-Spirale gelegt<br />
(siehe Abb.3.9.2). Der Ges<strong>am</strong>tstrom durch die von der<br />
Spirale berandete Fläche A∗ PSfrag replacements<br />
ist<br />
a<br />
Iges<br />
Iges = n · I . (3.9.9)<br />
n 300 300 900 900<br />
I 1 A 3 A 1 A 0,5 A<br />
Iges 300 A 900 A 900 A 450 A<br />
a 4,25 Skt 13,0 Skt 13,0 Skt 6,2 Skt<br />
· A<br />
Skt<br />
0,014 0,014 0,014<br />
PSfrag<br />
0,014<br />
replacements<br />
Die Versuche ergeben, dass der gemessene Spannungs-<br />
stoß und somit auch die magnetische Spannung ent-<br />
lang der Kurve K proportional zu Iges ist. D<strong>am</strong>it haben<br />
wir das 6. experimentelle Grundgesetz gefunden:<br />
<br />
K<br />
B ds = µ0 · Iges<br />
(Ampèrsches Durchflutungsgesetz)<br />
Dabei ist Iges der Strom durch die von der geschlos-<br />
senen Kurve K berandete Fläche A ∗ (j ist die Strom-<br />
dichte):<br />
<br />
Iges = j da (3.9.11)<br />
A ∗<br />
A ∗<br />
Abb.3.9.3 Versuch 2<br />
(3.9.10)<br />
PSfrag replacements<br />
K<br />
Abb.3.9.2 Versuch 1<br />
K<br />
Iges = 0<br />
A ∗<br />
I<br />
(3.9.7)<br />
(3.9.8)<br />
Auch beim Ausschalten von I ist a = 0!!<br />
K<br />
I −I<br />
A ∗<br />
a<br />
a<br />
Iges = I + (−I) = 0<br />
Auch beim Ausschalten von I ist a = 0!!<br />
Abb.3.9.4 Versuch 3<br />
a
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 65<br />
Die magnetischen Feldlinien eines unendlich langen, geraden Lei-<br />
ters sind konzentrische Kreise. Für r = konst. ist aus Symmetrie-<br />
gründen sicher auch B = | B| = konst. und mit dem Durchflu-<br />
tungsgesetz folgt:<br />
<br />
B ds =<br />
Kreis<br />
<br />
Kreis<br />
PSfrag replacements<br />
B ds = 2 r π B = µ0 I (3.9.<strong>12</strong>)<br />
B = µo I<br />
2 r π<br />
(3.9.13)<br />
(Magnetfeld des unendlich langen, geraden Leiters)<br />
Ampèredefinition:<br />
Im unendlich langen Paralleldrahtsystem mit dem Ab-<br />
stand a = 1 m ist I = 1 A, wenn die Kraft F auf ein<br />
Leiterstück der Länge l = 1 m genau 2·10−7 N beträgt.<br />
PSfrag replacements<br />
Mit der Ampèredefinition ist die magnetische Feldkonstante<br />
µ0 festgelegt:<br />
µ0 =<br />
F = l · I · B = l · I · µ0 I<br />
2 r π = l µ0 I2 2 r π<br />
2 r π F<br />
l I 2<br />
= 2 m · π · 2 · 10−7 N<br />
1 m · 1 A2 −7 N<br />
= 4 π · 10<br />
A2 −7 N<br />
µ0 = 4 π · 10<br />
A<br />
(3.9.14)<br />
(3.9.15)<br />
A m<br />
2 = 4 π · 10−7 V s<br />
(magnetische Feldkonstante)<br />
Aus unseren Messwerten (siehe Tabelle) folgt für µ0:<br />
µ0 =<br />
l · cut<br />
n · A<br />
· a<br />
Iges<br />
= 0,5 m · 1,<strong>12</strong> · 10−4 A s<br />
Skt<br />
2600 · 2,5 · 10−4 Skt<br />
· 0,014<br />
m2 A<br />
Abb.3.9.5 unendlicher gerader<br />
Leiter<br />
I<br />
F<br />
I<br />
1 m<br />
Abb.3.9.6 Ampère-Definition<br />
= 1,24 · 10−6 V s<br />
A m<br />
in sehr guter Übereinstimmung mit dem exakten Wert µ0 = 1,256637.... · 10−6 V s<br />
A m .<br />
Der Vollständigkeit halber seien noch zwei Definitionen erwähnt:<br />
H = B<br />
µ0<br />
(magnetischeFeldstärke)<br />
Q<br />
P<br />
H ds = 1<br />
µ0<br />
Q<br />
P<br />
B ds<br />
(magnetische Spannung zwischen P und Q)<br />
D<strong>am</strong>it ist der N<strong>am</strong>e magnetischer Spannungsmesser für die Rogowski-Spirale geklärt.<br />
Wie für elektrische Felder gilt auch für stationäre (zeitlich konstante) Magnet-<br />
felder das Superpositionsprinzip (vektorielle Addition).<br />
(7. experimentelles Grundgesetz)<br />
r<br />
B<br />
B<br />
I<br />
(3.9.16)<br />
(3.9.17)<br />
(3.9.18)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 66<br />
3.10 Berechnung von Magnetfeldern<br />
3.10.1 Die langgestreckte Spule (Solenoid)<br />
PSfrag replacements<br />
2 R<br />
l<br />
n Wdg.<br />
Abb.3.10.1 Versuche mit der Rogowski-Spirale<br />
a1<br />
a4<br />
Mit einem magnetischen Spannungsmesser wird das Feld einer Spule vermessen. Die folgende<br />
Tabelle zeigt die ballistischen Ausschläge beim Ausschalten<br />
PSfrag replacements<br />
des Spulenfeldes:<br />
a1 a2 a3 a4<br />
15 Skt 0,5 Skt 0,5 Skt 15,5 Skt<br />
Der Tabelle entnimmt man, dass sich der Hauptteil des Spulenfel-<br />
des im Spuleninneren befindet. Unter der Annahme eines homo-<br />
genen Feldes im Spuleninneren folgt aus dem Ampèrschen Durch-<br />
flutungsgesetz:<br />
µ0 n I =<br />
<br />
K1+K2<br />
<br />
B ds =<br />
K1<br />
3.10.2 Die Ringspule (Toroid)<br />
<br />
B ds +<br />
K2<br />
<br />
B ds ≈<br />
B ≈ µ0 n I<br />
l<br />
K1<br />
B ds ≈<br />
l<br />
(Feld im Spuleninneren für l ≫ R)<br />
Aus Symmetriegründen ist B = | B| auf Kreisen um<br />
die Mittelachse des Toroids konstant. Mit der Win-<br />
dungszahl n folgt aus dem Durchflutungsgesetz:<br />
<br />
B ds = 2 r π B = µ0 n I<br />
PSfrag replacements<br />
(3.10.3)<br />
K<br />
B = µ0 n I<br />
2 r π<br />
(im Inneren des Toroids)<br />
(3.10.4)<br />
0<br />
a3<br />
a2<br />
K2<br />
A C<br />
K1<br />
I<br />
Abb.3.10.2<br />
B ds = B · l (3.10.1)<br />
ri<br />
Abb.3.10.3 Toroid<br />
ds<br />
r<br />
K<br />
B<br />
ra<br />
(3.10.2)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 67<br />
3.10.3 Das Magnetfeld einer beliebigen Stromverteilung<br />
Ein Leiter wird vom Strom I durchflossen. d B ist das<br />
vom Leiterelement ds <strong>am</strong> Ort P erzeugte PSfrag Magnetfeld, replacements<br />
x ist der Vektor vom Leiterelement nach P. Nach der<br />
Korkenzieherregel steht d B senkrecht auf ds und x,<br />
d.h.<br />
d B ds × x (3.10.5)<br />
Vermutung: dB ∼ ds und dB ∼ 1<br />
x 2 (3.10.6)<br />
Aus (3.10.5) und (3.10.6) folgt<br />
d ds × x<br />
B = k ·<br />
x3 (3.10.7)<br />
Um (3.10.7) zu bestätigen und den Wert der Proportionalitäts-<br />
konstanten k zu bestimmen, berechnen wir mit (3.10.7) das<br />
Feld eines unendlich langen geraden Leiters und PSfrag vergleichen replacements<br />
das Ergebnis mit (3.9.13):<br />
dB = |d B| = k ·<br />
B =<br />
|ds × x| = ds · x · sin ϕ = r ds (3.10.8)<br />
+∞<br />
−∞<br />
(3.10.7) stimmt also für<br />
d.h.<br />
x sin ϕ ds<br />
x 3<br />
dB = k r ·<br />
= k ·<br />
+∞<br />
−∞<br />
s<br />
= = 2 k r ·<br />
r2 √ r2 + s2 <br />
<br />
<br />
<br />
r ds<br />
(r 2 + s 2 ) 3<br />
2<br />
ds<br />
(r 2 + s 2 ) 3<br />
2<br />
+∞<br />
0<br />
= 2 k<br />
K<br />
(3.10.9)<br />
Beweis!<br />
= k r ·<br />
r<br />
k = µ0 I<br />
4 π<br />
d B = µ0 I<br />
4 π<br />
· lim<br />
s→∞<br />
· ds × x<br />
x 3<br />
I<br />
ds<br />
Q<br />
Abb.3.10.4 Beliebiger Strom<br />
I<br />
ds<br />
s<br />
s<br />
r2 √ r2 + s2 <br />
<br />
<br />
<br />
1<br />
<br />
1 + r2<br />
s 2<br />
(Gesetz von Biot-Savart)<br />
= 2 k<br />
ϕ<br />
x<br />
r<br />
x<br />
P<br />
d B<br />
Abb.3.10.5 Gerader Leiter<br />
r<br />
+∞<br />
−∞<br />
=<br />
(3.9.13)<br />
= µ0 I<br />
2 r π<br />
d B<br />
(3.10.10)<br />
(3.10.11)<br />
(3.10.<strong>12</strong>)<br />
Fließt der Strom I entlang der Kurve K, dann ist das von diesem Strom im Punkt P erzeugte<br />
Magnetfeld (x = −→<br />
QP, Q durchläuft die Kurve K, siehe Abb.3.10.4):<br />
B = µ0 I<br />
4 π ·<br />
<br />
K<br />
ds × x<br />
x 3<br />
(3.10.13)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 68<br />
3.11 Induktivität und magnetische Feldenergie<br />
Durch eine Spule oder eine einzelne Leiterschleife fließt der Strom I. Nach dem Gesetz von<br />
Biot-Savart (3.10.13) ist das von der Spule erzeugte Magnetfeld überall proportional zu I. Da-<br />
mit ist der ges<strong>am</strong>te magnetische Fluss Φges durch die Spule ebenfalls proportional zu I. Die<br />
Proportionalitätskonstante L heißt Induktivität der Leiteranordnung:<br />
L := Φges<br />
I<br />
(3.11.1)<br />
Die Einheit der Induktivität wird nach dem US <strong>Physik</strong>er Joseph Henry (1797 - 1878) benannt:<br />
V s<br />
[L] = 1 = 1 H = 1 Henry (3.11.2)<br />
A<br />
Für eine langgestreckte Spule (Solenoid mit n Windungen, Länge l, Querschnittsfläche A) gilt:<br />
Φges = n · A · B (3.10.2)<br />
= n A · µ0 n I<br />
l = µ0 A n2 · I = L · I (3.11.3)<br />
l<br />
L = µ0 A n 2<br />
l<br />
(Induktivität eines Solenoids PSfrag replacements ohne Eisenkern)<br />
Wird der Strom durch die Spule größer, dann wird auch Φges<br />
größer und nach der Lenz’schen Regel wird eine Spannung Ui<br />
an den Spulenenden induziert, die der angelegten Spannung<br />
Ue entgegenwirkt:<br />
Ui = − ˙ Φges = −L · ˙<br />
I (3.11.5)<br />
Die Ges<strong>am</strong>tspannung an der Spule ist dann<br />
U = R · I = Ue + Ui = Ue − L · ˙<br />
I (3.11.6)<br />
(3.11.4)<br />
und für den Strom gilt die Differentialgleichung<br />
I ˙ + R Ue<br />
· I = (3.11.7)<br />
L L<br />
Die Lösung dieser Gleichung für eine konstante angelegte Spannung Ue lautet (Beweis!):<br />
I(t) = Ue<br />
R<br />
+ C · e− R<br />
L ·t<br />
Einschalten des Stromes zur Zeit Null liefert mit<br />
<br />
0<br />
Ue =<br />
U<br />
für<br />
für<br />
t < 0<br />
t ≥ 0<br />
PSfrag replacements<br />
(3.11.9)<br />
I(0) = U<br />
+ C = 0 =⇒ C = −U<br />
R R<br />
(3.11.10)<br />
UR<br />
Ue<br />
Ue<br />
Ui<br />
I n L R<br />
Abb.3.11.1<br />
U<br />
U<br />
R<br />
Ue<br />
I<br />
Abb.3.11.2 Einschalten<br />
A<br />
(3.11.8)<br />
t<br />
t
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 69<br />
Für den Einschaltstrom gilt also<br />
I(t) = U<br />
<br />
R<br />
−<br />
1 − e L<br />
R<br />
·t<br />
Ausschalten des Stromes zur Zeit Null liefert mit (3.11.8),<br />
PSfrag replacements<br />
<br />
Ue =<br />
U<br />
0<br />
für<br />
für<br />
t < 0<br />
t ≥ 0<br />
(3.11.<strong>12</strong>)<br />
und der Anfangsbedingung I(0) = I0:<br />
Der Ausschaltstrom ist also<br />
R<br />
−<br />
I(t) = C · e L ·t<br />
I(0) = C = I0<br />
R<br />
−<br />
I(t) = I0 · e L ·t<br />
(3.11.13)<br />
(3.11.14)<br />
(3.11.15)<br />
R1<br />
R = R1 + R2<br />
S<br />
I0<br />
R2<br />
L<br />
Abb.3.11.3 Ausschalten<br />
Der Induktionsstrom (3.11.15) nach dem Ausschalten wird von der Induktionsspannung<br />
Ui = −L · ˙<br />
I angetrieben. Die Leistung des Induktionsstromes ist somit<br />
P = Ui · I = −L ˙<br />
I I = −L I dI<br />
dt<br />
Die vom Induktionsstrom nach dem Ausschalten verrichtete Arbeit ist dann<br />
W =<br />
∞<br />
0<br />
<br />
P dt = −<br />
0<br />
∞<br />
L I dI<br />
dt<br />
<br />
dt = −L<br />
I0<br />
0<br />
<br />
I2 I dI = −L<br />
2<br />
0<br />
I0<br />
= L<br />
2 · I2 0<br />
(3.11.11)<br />
Ue<br />
I<br />
t<br />
(3.11.16)<br />
(3.11.17)<br />
W kann nur vom Magnetfeld st<strong>am</strong>men, das von I0 erzeugt wurde. Im Magnetfeld einer Leiter-<br />
anordnung der Induktivität L, die vom Strom I durchflossen wird, steckt also die Energie<br />
Wm = L<br />
2<br />
Die Energie des Magnetfeldes einer langen Spule ist wegen (3.11.4) und (3.10.2)<br />
· I2<br />
Wm = L<br />
2 · I2 = 1<br />
2 · µ0 n2 A<br />
·<br />
l<br />
l2 B2 n2 µ 2 0<br />
und d<strong>am</strong>it gilt für die Energiedichte des Magnetfeldes:<br />
wm =<br />
d Wm<br />
d V<br />
= B2<br />
2 µ0<br />
Die Energie eines Magnetfeldes im Volumen V ist<br />
Wm = 1<br />
<br />
2 µ0<br />
V<br />
B 2 dV = 1<br />
<br />
2<br />
V<br />
(3.11.18)<br />
= B2<br />
· V (3.11.19)<br />
2 µ0<br />
= 1<br />
H B (3.11.20)<br />
2<br />
H B dV (3.11.21)
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 70<br />
3.<strong>12</strong> Netzwerke<br />
Für jeden Zweig eines Netzwerkes wird ein Zählpfeil (Z.P.) festgelegt, der die positive Stromrich-<br />
tung definiert. Ströme in Richtung des Zählpfeils sind also positiv, Ströme in entgegengesetzter<br />
Richtung zum Zählpfeil negativ.<br />
3.<strong>12</strong>.1 Stromquellen<br />
Ue heißt Urspannung oder EMK (Elektro-Motorische-<br />
Kraft) der Stromquelle.<br />
Die Urspannung Ue ist positiv, wenn der von Ue außerhalb<br />
der Stromquelle erzeugte Strom positiv ist.<br />
Eine reale Stromquelle mit dem Innenwiderstand Ri denkt<br />
man sich als Hintereinanderschaltung einer idealen Strom-<br />
quelle mit dem Widerstand Ri.<br />
3.<strong>12</strong>.2 Ohmsche Widerstände<br />
PSfrag replacements<br />
Z.P.<br />
Ue<br />
+ −<br />
Ue<br />
+ −<br />
Ue > 0<br />
Ue < 0<br />
ideale Stromquellen<br />
Ue<br />
Ri<br />
reale Stromquelle<br />
Z.P.<br />
Abb.3.<strong>12</strong>.1 Stromquellen<br />
Der Spannungsabfall an einem ohmschen Widerstand R, der vom Strom I durchflossen wird, ist<br />
Das Vorzeichen von UR ist gleich dem Vorzeichen von I.<br />
Beispiel: Reale Stromquelle und Verbraucher PSfrag mitreplacements Wider-<br />
stand R:<br />
Ue ist gleich der Summe der Spannungsabfälle:<br />
3.<strong>12</strong>.3 Kapazitäten<br />
Ue = I · R + I · Ri<br />
UR = I · R = Ue · R<br />
R + Ri<br />
(Klemmspannung)<br />
Q ist die Ladung auf der vom Zählpfeil zuerst getroffenen<br />
Platte.<br />
Der Spannungsabfall <strong>am</strong> Kondensator ist<br />
UC = Q<br />
C mit I = ˙ Q (3.<strong>12</strong>.2)<br />
Das Vorzeichen von UC ist gleich dem Vorzeichen von Q.<br />
UR = R · I (3.<strong>12</strong>.1)<br />
+<br />
Ue<br />
I<br />
R<br />
Ri<br />
Z.P.<br />
PSfrag replacementsAbb.3.<strong>12</strong>.2<br />
derstände<br />
Ohmsche Wi-<br />
Ri<br />
Q > 0 Q < 0<br />
+<br />
Z.P.<br />
−<br />
UC > 0<br />
−<br />
Abb.3.<strong>12</strong>.3 Kapazitäten<br />
−<br />
Z.P.<br />
+<br />
UC < 0
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK PSfrag replacements<br />
71<br />
3.<strong>12</strong>.4 Induktivitäten<br />
UL ist der Teil der EMK, der an der Spule liegt (Spannungs-<br />
abfall an der Spule). Die Ges<strong>am</strong>tspannung an der Spule ist<br />
RL · I = UL + Uind = UL − L · ˙<br />
I<br />
PSfrag replacements<br />
UL = RL · I + L · ˙<br />
I (3.<strong>12</strong>.3)<br />
3.<strong>12</strong>.5 Maschenregel und Knotenregel<br />
I<br />
RL<br />
L<br />
Z.P.<br />
Abb.3.<strong>12</strong>.4 Induktivitäten<br />
Eine Masche ist eine geschlossene Leiterschleife in einem Netzwerk. Der Maschenpfeil legt einen<br />
Umlaufsinn der Masche fest.<br />
In einer Masche ist die Summe al-<br />
ler Spannungsabfälle gleich der Sum-<br />
me aller EMK’s. Dabei erhalten Span-<br />
nungen, deren Zählpfeil zum Maschen-<br />
pfeil entgegengesetzt ist, ein zusätz-<br />
liches Minuszeichen. (Kirchhoff’sche<br />
Maschenregel)<br />
Ein Knoten ist ein Verzweigungspunkt im<br />
Netzwerk.<br />
R1<br />
I1<br />
RL1<br />
Z.P.<br />
Ue1<br />
L1<br />
Abb.3.<strong>12</strong>.5 Beispiel<br />
Z.P.<br />
I4<br />
Z.P.<br />
I2<br />
Q1<br />
C1<br />
Ue3<br />
R2<br />
I5<br />
RL2<br />
R3<br />
Q2 C2<br />
L2<br />
Maschenpfeil<br />
Die Summe aller in einen Knoten hineinfließenden Ströme ist Null. Dabei werden<br />
Ströme, deren Zählpfeil vom Knoten wegzeigt, mit einem zusätzlichen Minuszeichen<br />
versehen. (Kirchhoff’sche Knotenregel)<br />
Maschengleichungen mit Kapazitäten werden durch Differenzieren in Gleichungen verwandelt,<br />
die als Unbekannte nur noch Ströme enthalten ( ˙ Q = I, die Urspannungen sind bekannte Funk-<br />
tionen der Zeit).<br />
Zum Beispiel gilt in Abb.3.<strong>12</strong>.5 (alle Maschenpfeile im Uhrzeigersinn):<br />
<br />
<br />
= Ue1 + Ue3 <br />
d<br />
dt<br />
R1 I1 + RL1 I1 + L1 ˙<br />
I1 + Q1<br />
C1<br />
R1 ˙<br />
I1 + RL1 ˙<br />
I1 + L1 Ï1 + I4<br />
C1<br />
R3 I3 + RL2 I5 + L2 ˙<br />
I5 − Q1<br />
C1<br />
Z.P.<br />
Z.P.<br />
Z.P.<br />
Z.P.<br />
I3<br />
Ue2<br />
(3.<strong>12</strong>.4)<br />
= ˙ Ue1 + ˙ Ue3 (3.<strong>12</strong>.5)<br />
<br />
<br />
= Ue2 − Ue3<br />
<br />
<br />
d<br />
dt<br />
(3.<strong>12</strong>.6)<br />
R3 ˙ I3 + RL2 ˙ I5 + L2 Ï5 − I4<br />
C1<br />
= ˙ Ue2 − ˙ Ue3 (3.<strong>12</strong>.7)<br />
I1 − I2 − I4 − I5 = 0 (3.<strong>12</strong>.8)<br />
I4 − I1 + I3 = 0 u.s.w. (3.<strong>12</strong>.9)<br />
Insges<strong>am</strong>t muss man genausoviele unabhängige Gleichungen finden wie unbekannte Ströme vor-<br />
handen sind. Die Lösung dieses Differentialgleichssystems kann ganz schön kompliziert sein.
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 72<br />
3.13 Die Maxwell’schen Gleichungen<br />
Die bisher gefundenen Grundgesetze der <strong>Elektrodyn<strong>am</strong>ik</strong> sind der Gauß’sche Satz für elektrische<br />
und magnetische Felder, das Induktionsgesetz und das Durchflutungsgesetz:<br />
<br />
A<br />
E da = Q<br />
ε0<br />
= 1<br />
<br />
<br />
ε0<br />
V<br />
ϱ dV (3.13.1)<br />
B da = 0 (3.13.2)<br />
Der Inhalt des Induktionsgesetzes PSfrag (3.13.3) replacements be-<br />
sagt, dass ein sich änderndes Magnetfeld von<br />
einem elektrischen Feld umgeben ist. Es fin-<br />
det sich aber nichts Gleichwertiges für ein sich<br />
änderndes elektrisches Feld in den bisherigen<br />
Gesetzen. J.C. Maxwell gefiel diese Asymmetrie<br />
nicht und er forderte die Existenz eines Feldes<br />
B ′ = B in einer Anordnung wie in Abb.3.13.1.<br />
Das Feld im Kondensator ist<br />
A<br />
<br />
K<br />
<br />
K<br />
E ds = − ˙ Φ = − ∂<br />
<br />
∂t<br />
A<br />
<br />
B da (3.13.3)<br />
B ds = µ0 I = µ0 j da (3.13.4)<br />
A<br />
B<br />
I<br />
Q<br />
B ′<br />
Abb.3.13.1 Maxwells Überlegung<br />
E<br />
A I<br />
E = Q<br />
ε0 A =⇒ Q = ε0 A E =⇒ I = ˙ Q = ε0 A ˙ E (3.13.5)<br />
<br />
B ds = µ0 I = ε0 µ0 A ˙ <br />
∂<br />
E = ε0 µ0<br />
E da (3.13.6)<br />
∂t<br />
K<br />
Ein elektrisches Feld E(t) ist also von einem Magnetfeld B umgeben, das (3.13.6) erfüllt.<br />
Zus<strong>am</strong>menfassend lauten die Grundgleichungen des elektromagnetischen Feldes:<br />
<br />
A<br />
<br />
A<br />
<br />
K<br />
<br />
K<br />
E da = Q<br />
ε0<br />
= 1<br />
<br />
ε0<br />
V<br />
A<br />
ϱ dV (3.13.7)<br />
B da = 0 (3.13.8)<br />
E ds = − ˙ Φ = − ∂<br />
<br />
∂t<br />
B da (3.13.9)<br />
B ds =<br />
A<br />
<br />
∂<br />
µ0 I = ε0 µ0<br />
∂t<br />
<br />
E da + µ0 j da (3.13.10)<br />
Maxwell’sche Gleichungen, 1873<br />
In den Maxwellgleichungen steckt die ges<strong>am</strong>te <strong>Elektrodyn<strong>am</strong>ik</strong> und d<strong>am</strong>it auch die Optik!!<br />
A<br />
A<br />
B
KAPITEL 3. ELEKTRODYNAMIK 73<br />
Die Maxwell’schen Gleichungen können auch in Differentialform geschrieben werden (ohne Be-<br />
weis):<br />
Dabei ist<br />
und<br />
rot<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
Ax<br />
Ay<br />
Az<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ :=<br />
div<br />
div E = ϱ<br />
ε0<br />
(3.13.11)<br />
div B = 0 (3.13.<strong>12</strong>)<br />
rot E = − ∂ B<br />
∂t<br />
rot B = ε0 µ0<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
Ax<br />
Ay<br />
Az<br />
∂<br />
∂x<br />
∂<br />
∂y<br />
∂<br />
∂z<br />
⎞<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ × ⎝<br />
(3.13.13)<br />
∂ E<br />
∂t + µ0 j (3.13.14)<br />
Ax<br />
Ay<br />
Az<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟ ⎜<br />
⎠ = ⎝<br />
⎟<br />
⎠ := ∂Ax ∂Ay ∂Az<br />
+ +<br />
∂x ∂y ∂z<br />
Im Vakuum (ϱ = 0 und j = 0) lauten die Maxwellgleichungen:<br />
Aus (3.13.19) und (3.13.20) folgt<br />
rot rot E = −rot ∂ B<br />
∂t<br />
∂Az ∂Ay<br />
∂y − ∂z<br />
∂Ax ∂Az<br />
∂z − ∂x<br />
∂Ay ∂Ax<br />
∂x − ∂y<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.13.15)<br />
(3.13.16)<br />
div E = 0 (3.13.17)<br />
div B = 0 (3.13.18)<br />
rot E = − ∂ B<br />
∂t<br />
rot B = ε0 µ0<br />
∂ E<br />
∂t<br />
∂<br />
= −<br />
∂t rot ∂<br />
B = −ε0 µ0<br />
2E ∂t2 Andererseits folgt aus den Definitionen von rot und div und aus (3.13.17)<br />
rot rot E =<br />
⎛<br />
⎜<br />
rot ⎝<br />
⎞ ⎛<br />
∂Ez ∂Ey<br />
∂y − ∂z<br />
∂Ex ∂Ez ⎟ ⎜<br />
∂z − ∂x ⎠ = ⎜<br />
⎝<br />
∂Ey ∂Ex<br />
∂x − ∂y<br />
∂2Ey ∂x∂y − ∂2Ex ∂y2 − ∂2Ex ∂z2 + ∂2Ez ∂x∂z<br />
∂2Ez ∂y∂z − ∂2Ey ∂z2 − ∂2Ey ∂x2 + ∂2Ex ∂y∂x<br />
∂2Ex ∂z∂x − ∂2Ez ∂x2 − ∂2Ez ∂y2 + ∂2 ⎛<br />
<br />
Ey<br />
∂z∂y<br />
⎞<br />
=<br />
⎜<br />
⎝<br />
<br />
∂ ∂Ey<br />
∂x ∂y<br />
<br />
∂ ∂Ex<br />
∂y ∂x<br />
∂ ∂Ex<br />
∂z ∂x<br />
+ ∂Ez<br />
∂z<br />
∂Ez + ∂z<br />
∂Ey<br />
+ ∂y<br />
− ∂2Ex ∂y2 − ∂2Ex ∂z2 ∂<br />
− 2Ey ∂x2 − ∂2Ey ∂z2 <br />
− ∂2Ez ∂x2 − ∂2Ez ∂y2 ⎟<br />
⎠ = −∂2 E<br />
∂x 2 − ∂2 E<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ =<br />
∂y2 − ∂2E ∂z<br />
Aus (3.13.21) und (3.13.22) folgt die sogenannte Wellengleichung im Vakuum:<br />
∂2E ∂x2 + ∂2E ∂y2 + ∂2E ∂z2 = ε0<br />
∂<br />
µ0<br />
2E ∂t2 (3.13.19)<br />
(3.13.20)<br />
(3.13.21)<br />
2 (3.13.22)<br />
(3.13.23)
Kapitel 4<br />
Elektromagnetische Schwingungen<br />
und Wellen<br />
4.1 Wechselströme<br />
Rotierende Spulen in einem homogenen Magnet-<br />
feld erzeugen eine sinusförmige Wechselspan-<br />
nung<br />
U(t) = U0 · sin ωt (4.1.1)<br />
mit der Scheitelspannung U0, der Schwin-<br />
gungsdauer T und der Frequenz f:<br />
PSfrag replacements<br />
T =<br />
2 π<br />
ω<br />
, f = 1<br />
T<br />
Die Frequenz unserer Netzspannung ist f = 50 Hz.<br />
U0<br />
−U0<br />
U<br />
T<br />
2<br />
Abb.4.1.1 U = U0 sin ωt<br />
= ω<br />
2 π<br />
T<br />
t<br />
(4.1.2)<br />
Liegt an einem Ohm’schen Widerstand R die Wechselspannung U = U0 ·sin ωt, dann fließt durch<br />
R der Wechselstrom<br />
I(t) = U<br />
R = I0 · sin ωt mit dem Scheitelstrom I0 = U0<br />
R<br />
Die Momentane Leistung eines Wechselstromes ist<br />
(4.1.3)<br />
P (t) = U(t) · I(t) = U0 I0 · sin 2 ωt = R I 2 0 · sin2 ωt = U 2 0<br />
R · sin2 ωt (4.1.4)<br />
Die mittlere Leistung ist gleich der Ges<strong>am</strong>tenergie in der Zeit T geteilt durch T :<br />
P = 1<br />
T ·<br />
T<br />
0<br />
= I0 U0<br />
T<br />
= I0 U0<br />
2<br />
P (t) dt = I0 U0<br />
T<br />
· 1<br />
<br />
t −<br />
2<br />
1<br />
sin 2ωt<br />
2 ω<br />
T<br />
· sin 2 PSfrag replacements<br />
ωt dt =<br />
0<br />
T 0<br />
=<br />
(4.1.5)<br />
74<br />
U0 I0<br />
P<br />
T<br />
2<br />
Abb.4.1.2 P = U0 I0 sin 2 ωt<br />
T t
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 75<br />
P = 1<br />
2 I0 U0 = 1<br />
2 R I2 1<br />
0 =<br />
2 · U 2 0<br />
R<br />
Eine Gleichspannung Ug an einem Widerstand R setzt in R die Leistung Pg = U 2 g<br />
(4.1.6)<br />
um. Eine<br />
R<br />
gedachte Gleichspannung Ueff, die in R die gleiche Leistung umsetzt wie eine Wechselspannung<br />
U = U0 · sin ωt, heißt effektive Spannung von U:<br />
U 2 eff<br />
R<br />
1<br />
= P =<br />
2 · U 2 0<br />
R<br />
=⇒ Ueff = U0<br />
√2<br />
(4.1.7)<br />
Ein Gleichstrom Ig durch einen Widerstand R setzt in R die Leistung Pg = R · I 2 g um. Ein<br />
gedachter Gleichstrom Ieff, der in R die gleiche Leistung umsetzt wie ein Wechselstrom I =<br />
I0 · sin ωt, heißt effektiver Strom von I:<br />
R · I 2 eff<br />
Aus (4.1.6), (4.1.7) und (4.1.8) folgt<br />
= P = 1<br />
2 · R I2 0 =⇒ Ieff = I0<br />
√2<br />
P = Ueff · Ieff<br />
Unsere Netzspannung mit Ueff = 230 V hat die Scheitelspannung U0 = 230 V · √ 2 ≈ 325 V.<br />
4.2 Kondensatoren und Spulen im Wechselstromkreis<br />
4.2.1 Ideale Kapazität (kein Ohm’scher Widerstand)<br />
An einen Kondensator mit der Kapazität C wird die Wech-<br />
selspannung Ue(t) = U0 ·sin ωt gelegt. Aus der Maschenregel<br />
PSfrag replacements<br />
folgt UC = Ue und d<strong>am</strong>it<br />
Differenzieren ergibt<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
Mit cos x = sin x + π<br />
<br />
2 folgt dann<br />
Q<br />
C = U0 · sin ωt (4.2.1)<br />
˙Q<br />
C = U0 ω · cos ωt (4.2.2)<br />
I<br />
Q<br />
C<br />
~<br />
Ue<br />
Abb.4.2.1 Ue = U0 sin ωt<br />
(4.1.8)<br />
(4.1.9)<br />
I = ˙ Q = C U0 ω · cos ωt (4.2.3)<br />
UC = Ue = U0 <br />
· sin ωt<br />
I = I0 · sin ωt + π<br />
<br />
2<br />
mit I0 = ω C U0<br />
(4.2.4)<br />
Der Quotient ZC aus der Effektivspannung an C und dem Effektivstrom durch C heißt Wech-<br />
selstromwiderstand oder Impedanz des Kondensators:<br />
ZC = UC eff<br />
Ieff<br />
=<br />
U0<br />
√ 2<br />
I0<br />
√ 2<br />
= U0<br />
I0<br />
= 1<br />
ω C<br />
(4.2.5)
g replacements<br />
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 76<br />
U<br />
I<br />
Abb.4.2.2 tU-, tI- und Zeigerdiagr<strong>am</strong>m<br />
I<br />
T<br />
UC = Ue<br />
Die Phasenverschiebung zwischen UC(t) und I(t) ist π , d.h. der Strom eilt der Spannung um<br />
π<br />
2<br />
voraus. Sehr schön sieht man die Phasenverschiebung im<br />
Zeigerdiagr<strong>am</strong>m: Einer sinusförmig von der Zeit abhängigen Größe A(t) = A0 · sin ωt wird<br />
t<br />
2<br />
ein Vektor (Zeiger) zugeordnet, dessen Betrag gleich dem Scheitelwert<br />
A0 der Größe ist. Dieser Vektor rotiert mit der Winkelgeschwindigkeit<br />
PSfrag replacements<br />
ω im Gegenuhrzeigersinn um den Ursprung eines xy-Systems. Die y-<br />
Koordinate dieses Vektors ist dann genau unsere Größe A(t).<br />
Den großen Vorteil von Zeigerdiagr<strong>am</strong>men sieht man im nächsten Abschnitt:<br />
4.2.2 Reale Kapazität (mit Ohm’schem Widerstand)<br />
Wir behandeln die Reihenschaltung<br />
von Ohm’schem Widerstand und Kon-<br />
densator unter der Annahme, dass ne-<br />
ben Ue auch UC und I sinusförmi-<br />
ge Größen sind. Diese Annahme ist<br />
durch Aufstellen und Lösen der Dif-<br />
ferentialgleichungen exakt beweisbar<br />
(MAPLE!). D<strong>am</strong>it sind die Größen Ue,<br />
UC und UR = R · I als Zeiger darstell-<br />
bar. Aus dem letzten Abschnitt wissen<br />
I<br />
R<br />
~<br />
Ue<br />
Q<br />
C<br />
Abb.4.2.3 RC-Kreis<br />
wir, dass I und d<strong>am</strong>it auch UR = R · I senkrecht auf UC steht. Aus (4.2.4) folgt mit UC0 statt<br />
U0<br />
Aus der Maschenregel folgt<br />
I0 = ω C UC0 oder UR0 = ω R C UC0 (4.2.6)<br />
Ue = UR + UC<br />
Da sich Vektoren komponentenweise addieren, ist (4.2.7) sicher erfüllt, wenn<br />
Ue = UR + UC<br />
gilt (siehe Abb.4.2.3). Mit dem Pythagoras ergibt sich dann<br />
ω 2 R 2 C 2 U 2 C0 + U 2 C0 = U 2 0<br />
I<br />
I<br />
R I<br />
y<br />
ωt<br />
ϕR<br />
UC<br />
ϕC<br />
Ue<br />
ω<br />
U0<br />
UC<br />
UC0<br />
UC<br />
x<br />
(4.2.7)<br />
(4.2.8)<br />
(4.2.9)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 77<br />
Zus<strong>am</strong>menfassend erhält man<br />
sowie<br />
ZRC = Ue eff<br />
Ieff<br />
= U0<br />
I0<br />
UC0 =<br />
I0 =<br />
UC = UC0 · sin(ωt + ϕC) mit<br />
U0<br />
√ 1 + ω 2 R 2 C 2<br />
und tan ϕC = −ω R C<br />
I = I0 · sin(ωt + ϕR) mit<br />
ω C U0<br />
√ 1 + ω 2 R 2 C 2<br />
und tan ϕR = 1<br />
ω R C<br />
(4.2.10)<br />
(4.2.11)<br />
Die Impedanz der RC-Schaltung ist<br />
<br />
= R2 + 1<br />
ω2 <br />
1<br />
= R · 1 +<br />
C2 ω2 R2 1<br />
=<br />
C2 ω C · 1 + ω2 R2 C2 (4.2.<strong>12</strong>)<br />
und es gilt<br />
lim<br />
ω→0 ZRC = ∞ b.z.w. lim<br />
ω→∞ ZRC = R (4.2.13)<br />
4.2.3 Ideale Spule (kein Ohm’scher Widerstand)<br />
An eine Spule mit der Induktivität L wird die Wechselspan-<br />
nung Ue(t) = U0 · sin ωt gelegt. Aus der Maschenregel folgt<br />
PSfrag replacements<br />
UL = Ue und d<strong>am</strong>it<br />
Integrieren ergibt<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
I = U0<br />
L<br />
<br />
UL = Ue = U0 · sin ωt<br />
<br />
I = I0 · sin ωt − π<br />
<br />
2<br />
L · ˙<br />
I = U0 · sin ωt (4.2.14)<br />
sin ωt dt = − U0<br />
· cos ωt (4.2.15)<br />
L ω<br />
Der Strom eilt der Spannung um π<br />
2 hinterher.<br />
Die Impedanz der idealen Spule ist<br />
ZL = UL eff<br />
Ieff<br />
mit I0 = U0<br />
PSfrag replacements<br />
L ω<br />
(4.2.16)<br />
= U0<br />
I0<br />
= L ω (4.2.17)<br />
I<br />
L<br />
∼<br />
Ue<br />
Abb.4.2.4 Ue = U0 sin ωt<br />
U<br />
I<br />
I<br />
I<br />
T<br />
UL = Ue<br />
UL = Ue<br />
ω<br />
Abb.4.2.5 ideale Spule<br />
t
PSfrag replacements<br />
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 78<br />
4.2.4 Reale Spule (mit Ohm’schem Widerstand)<br />
Wir behandeln die Reihenschaltung<br />
von Ohm’schem Widerstand und Spule<br />
wieder unter der Annahme, dass neben<br />
Ue auch UL und I sinusförmige Größen<br />
sind. Diese Annahme ist durch Aufstel-<br />
len und Lösen der Differentialgleichun-<br />
gen exakt beweisbar (MAPLE!). D<strong>am</strong>it<br />
sind die Größen Ue, UL und UR = R · I<br />
als Zeiger darstellbar. Aus dem letzten<br />
Abschnitt wissen wir, dass I und d<strong>am</strong>it<br />
Q<br />
I<br />
R<br />
~<br />
Ue<br />
Abb.4.2.6 RL-Kreis<br />
auch UR = R · I senkrecht auf UL steht. Aus (4.2.16) folgt mit UL0 statt U0<br />
Aus der Maschenregel folgt<br />
I0 = UL0<br />
ω L oder UR0 = UL0 · R<br />
ω L<br />
Ue = UR + UL<br />
Mit dem Pythagoras ergibt sich dann (siehe Abb.4.2.6)<br />
Zus<strong>am</strong>menfassend erhält man<br />
sowie<br />
UL0 =<br />
I0 =<br />
Die Impedanz der RL-Schaltung ist<br />
L<br />
R I<br />
ϕR<br />
ϕL<br />
Ue<br />
UL<br />
UL0<br />
U0<br />
ω<br />
(4.2.18)<br />
(4.2.19)<br />
U 2 L0 R2<br />
ω 2 L 2 + U 2 L0 = U 2 0 (4.2.20)<br />
UL = UL0 · sin(ωt + ϕL) mit<br />
U0<br />
<br />
1 + R2<br />
ω 2 L 2<br />
und tan ϕL = R<br />
ω L<br />
I = I0 · sin(ωt + ϕR) mit<br />
U0<br />
√ R 2 + ω 2 L 2<br />
ZRL = Ue eff<br />
Ieff<br />
= U0<br />
I0<br />
ω L<br />
und tan ϕR = −<br />
R<br />
(4.2.21)<br />
(4.2.22)<br />
= R 2 + ω 2 L 2 (4.2.23)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 79<br />
4.3 Der elektrische Schwingkreis<br />
4.3.1 Der ideale Schwingkreis (kein Ohm’scher Widerstand)<br />
Der ideale Schwingkreis besteht aus einem Kondensator mit<br />
der Kapazität C und einer Spule mit der Induktivität L,<br />
der Ohm’sche Widerstand der Schaltung ist Null. Aus der<br />
Maschenregel folgt UL + UC = 0 und d<strong>am</strong>it<br />
L ˙<br />
I + Q<br />
C<br />
Differenzieren und Division durch L ergibt<br />
oder<br />
PSfrag replacements<br />
= 0 (4.3.1)<br />
Ï + 1<br />
· I = 0 (4.3.2)<br />
L C<br />
Ï + ω 2 · I = 0 mit ω =<br />
1<br />
L C<br />
(4.3.3)<br />
Wir betrachten ein Beispiel aus der Mechanik:<br />
Eine Masse m bewegt sich reibungsfrei unter PSfrag dem Einfluss replacements<br />
einer Federkraft F = −D · x. Nach Newton2 gilt<br />
oder<br />
m · ¨x = −D · x (4.3.4)<br />
¨x + ω 2 · x = 0 mit ω =<br />
D<br />
m<br />
(4.3.5)<br />
(4.3.3) und (4.3.5) genügen derselben Differentialgleichung<br />
I<br />
L<br />
C<br />
Abb.4.3.1 Schwingkreis<br />
0<br />
0<br />
m<br />
Abb.4.3.2 Feder<br />
¨y + ω 2 · y = 0 , (4.3.6)<br />
(Schwingungsgleichung)<br />
wobei einmal I und einmal x den Platz von y einnimmt.<br />
Die allgemeine Lösung der Schwingungsgleichung ist<br />
mit der Amplitude A, der Kreisfrequenz ω und der Phase ϕ.<br />
Zum Beweis setzen wir (4.3.7) in (4.3.6) ein:<br />
y(t) = A · sin(ωt + ϕ) (4.3.7)<br />
¨y + ω 2 · y = A · d2<br />
dt 2 sin(ωt + ϕ) + ω2 · A sin(ωt + ϕ) =<br />
= A · d<br />
dt (ω cos(ωt + ϕ)) + ω2 · A sin(ωt + ϕ) =<br />
= Aω · (−ω sin(ωt + ϕ)) + ω 2 · A sin(ωt + ϕ) = 0 q.e.d.<br />
Der Schwingungsdauer T entspricht eine volle Periode der Schwingung, d.h. ω T = 2 π:<br />
T =<br />
2 π<br />
ω<br />
f = 1<br />
T<br />
= ω<br />
2 π<br />
(Frequenz) (4.3.8)<br />
x<br />
F<br />
m<br />
x<br />
x
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 80<br />
Die allgemeine Lösung (4.3.7)<br />
PSfrag<br />
der<br />
replacements<br />
Schwin-<br />
gungsgleichung schreibt man um, d<strong>am</strong>it man<br />
die Bedeutung der Phase ϕ erkennt:<br />
y(t) =<br />
<br />
A · sin ω t + ϕ<br />
=<br />
<br />
<br />
ω<br />
A · sin ω t + ϕ<br />
<br />
· T<br />
2π<br />
(4.3.9)<br />
A<br />
−A<br />
− ϕ<br />
ω<br />
Abb.4.3.3 y(t) = A · sin(ωt + ϕ)<br />
T<br />
ω T = 2 π<br />
Die Kreisfrequenz ω ist durch die Schwingungsgleichung eindeutig vorgegeben, die Amplitude A<br />
und die Phase ϕ sind erst durch zwei Anfangsbedingungen festgelegt. Als Anfangsbedingungen<br />
wählt man oft die Werte von y und ˙y zur Zeit Null:<br />
y(0) = A · sin ϕ = y0 und ˙y(0) = A ω · cos ϕ = b0 (4.3.10)<br />
Durch Addieren der Quadrate beider Gleichungen bzw. durch Division der Gleichungen erhält<br />
man<br />
A =<br />
<br />
y 2 0 + b2 0<br />
ω 2 bzw. tan ϕ =<br />
ω y0<br />
b0<br />
t<br />
(4.3.11)<br />
Kehren wir zu unserem Schwingkreis zurück. Wir suchen die Lösung von (4.3.3) mit I(0) = 0<br />
und UC(0) = U0:<br />
I(t) = I0 · sin(ωt + ϕ) (4.3.<strong>12</strong>)<br />
I(0) = I0 · sin ϕ = 0 =⇒ ϕ = 0 (einfachste Lösung) (4.3.13)<br />
Wegen UC + UL = 0 und d<strong>am</strong>it L ˙<br />
I = −UC liefert die zweite Anfangsbedingung<br />
und somit<br />
˙<br />
I(0) = I0 ω · cos 0 = I0 ω = − U0<br />
L<br />
I0 = − U0<br />
L ω = −U0 ω C = −U0 ·<br />
Die endgültige Lösung lautet also<br />
und<br />
C<br />
L<br />
(4.3.14)<br />
(4.3.15)<br />
I(t) = I0 · sin ωt (4.3.16)<br />
UC(t) = −L · ˙<br />
I = −L I0 ω cos ωt = U0 cos ωt (4.3.17)<br />
Für die Schwingungsdauer und die Frequenz des LC-Kreises erhält man aus (4.3.3) und (4.3.8)<br />
T = 2 π √ 1<br />
L C und f =<br />
2 π √ L C<br />
(4.3.18)<br />
Die Frequenz f nennt man aus später ersichtlichen Gründen auch Resonanzfrequenz oder<br />
Eigenfrequenz.<br />
Für die Ges<strong>am</strong>tenergie der Schwingung gilt wegen (4.3.15)<br />
Wges = WC + WL = C<br />
2 U 2 C + L<br />
2 I2 = C U 2 0<br />
2<br />
= C U 2 0<br />
2<br />
cos 2 ωt + L I2 0<br />
2<br />
sin 2 ωt<br />
· (cos 2 ωt + sin 2 ωt) = 1<br />
2 C U 2 0 = 1<br />
2 L I2 0 = konst. (4.3.19)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 81<br />
4.3.2 Der reale Schwingkreis (R = 0)<br />
Der reale Schwingkreis besteht aus einem Kondensator mit<br />
der Kapazität C, einer Spule mit der Induktivität<br />
PSfrag replacements<br />
L und<br />
einem Ohm’schen Widerstand R. Aus der Maschenregel folgt<br />
UL + UR + UC = 0 und d<strong>am</strong>it<br />
L ˙ I + R I + Q<br />
= 0 (4.3.20)<br />
C<br />
Differenzieren und Division durch L ergibt<br />
oder<br />
Ï + R<br />
· I ˙ +<br />
L 1<br />
· I = 0 (4.3.21)<br />
L C<br />
I<br />
R L<br />
C<br />
Abb.4.3.4 LCR-Kreis<br />
Ï + 2 q · ˙ I + ω 2 R<br />
0 · I = 0 mit q =<br />
2 L und ω0<br />
<br />
1<br />
=<br />
L C<br />
Die allgemeine Lösung von (4.3.22) für<br />
R < 2<br />
mit<br />
L<br />
C<br />
(schwache Dämpfung) lautet<br />
I(t) = I0 · e −q t · sin(ωt + ϕ) (4.3.23)<br />
ω =<br />
(Beweis durch Einsetzen!)<br />
<br />
ω 2 0 − q2 (4.3.24)<br />
Wegen | sin(ωt + ϕ)| ≤ 1 gilt<br />
|I(t)| ≤ |I0 · e −q t | (4.3.25)<br />
Die beiden Funktionen E1(t) = I0 · e−q t<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
10 20 30 40 50<br />
t<br />
Abb.4.3.5 gedämpfte Schwingung<br />
und E2(t) = −I0 · e −q t nennt man die Einhüllenden von I(t).<br />
(4.3.22)<br />
Die Konstanten I0 und ϕ sind wieder durch zwei Anfangsbedingungen festgelegt. Wir betrachten<br />
als Beispiel die Lösung mit<br />
Aus der ersten Bedingung folgt ϕ = 0 und d<strong>am</strong>it<br />
und<br />
Aus<br />
folgt nach kurzer Rechnung (Aufgabe!)<br />
I(0) = 0 und UC(0) = UC0 (4.3.26)<br />
I(t) = I0 · e −q t · sin(ωt) (4.3.27)<br />
˙<br />
I(t) = I0 · e −q t · [−q sin(ωt) + ω cos ωt] (4.3.28)<br />
UC(0) + UL(0) + UR(0) = UC0 + L ˙<br />
I(0) + R I(0) = 0 (4.3.29)<br />
I(t) = −<br />
UC0<br />
<br />
1 R2<br />
L L C − 4 L2 R<br />
· e<br />
− 2 L t <br />
1<br />
· sin<br />
L C<br />
<br />
R2<br />
− · t<br />
4 L2 (4.3.30)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 82<br />
4.4 Resonanz<br />
Wir betrachten ein gedämpftes schwingungsfähiges<br />
PSfrag replacements<br />
System<br />
unter dem Einfluss einer periodischen Anregung. Ein Bei-<br />
spiel dazu ist ein Schwingkreis, der in Reihe mit einer si-<br />
nusförmigen EMK Ue = U0 sin ωt liegt (Serienschwingkreis,<br />
siehe Abb.4.4.1). Mit der Maschenregel folgt<br />
oder nach dem Differenzieren<br />
L ˙<br />
I + R I + Q<br />
C = U0 sin ωt (4.4.1)<br />
Ï + R<br />
L ˙ I + 1<br />
L C I = U0 ω<br />
L<br />
I<br />
R L<br />
Ue<br />
C<br />
Abb.4.4.1 Schwingkreis<br />
cos ωt (4.4.2)<br />
Ein anderes Beispiel ist eine Masse m an einer Feder der Richtgröße D mit der Reibungskraft<br />
R = −α v und einer von außen auf m wirkenden Kraft Fa = F0 · cos ωt:<br />
m ¨x = −D x − α ˙x + F0 cos ωt (4.4.3)<br />
oder<br />
¨x + α D F0<br />
˙x + x = cos ωt<br />
m m m<br />
(4.4.4)<br />
Die Gleichungen (4.4.2) und (4.4.4) haben dieselbe Form<br />
mit<br />
p = R<br />
L<br />
für den Serienschwingkreis und<br />
für die schwingende Masse.<br />
p = α<br />
m<br />
¨y + p ˙y + q y = f0 cos ωt (4.4.5)<br />
1<br />
, q =<br />
L C und f0 = U0 ω<br />
L<br />
D<br />
, q =<br />
m und f0 = F0<br />
m<br />
(4.4.6)<br />
(4.4.7)<br />
Wir wählen den Zeitnullpunkt so, dass y(0) = 0 gilt. Die Lösung von (4.4.5) mit den Anfangs-<br />
bedingungen<br />
läßt sich in der Form (Genaueres siehe MAPLE-Blatt!):<br />
darstellen mit<br />
und<br />
Die Kreisfrequenzen sind<br />
y(0) = 0 ; ˙y(0) = b (4.4.8)<br />
y1(t) =<br />
y(t) = y1(t) + y2(t) (4.4.9)<br />
f0 cos(ωt + ϕ)<br />
(ω 2 − ω 2 0 ) 2 + p 2 ω 2<br />
p<br />
−<br />
y2(t) = B(ω, p, q, f0, b) · cos(ω1t + ψ) · e 2 t<br />
ω0 = √ q und ω1 =<br />
<br />
q − p2<br />
4 =<br />
<br />
ω 2 0<br />
(4.4.10)<br />
(4.4.11)<br />
p2<br />
− , (4.4.<strong>12</strong>)<br />
4
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 83<br />
die Phase in (4.4.10) genügt der Gleichung<br />
tan ϕ = −<br />
ω p<br />
ω2 0 − ω2<br />
(4.4.13)<br />
Nach einer Einschwingzeit, die genügend groß gegen 2<br />
p ist, ist der Einschwingterm y2 praktisch<br />
gleich Null und die Lösung lautet<br />
y(t) = A · cos(ωt + ϕ) (4.4.14)<br />
mit der von ω abhängigen Amplitude<br />
A(ω) =<br />
f0<br />
(ω 2 − ω 2 0 ) 2 + p 2 ω 2<br />
(4.4.15)<br />
Nach dem Einschwingvorgang schwingt das Sy-<br />
stem also mit der Erregerfrequenz ω. Die genaue<br />
Lage ω∗ PSfrag replacements<br />
des Maximums der Resonanzkurve<br />
A(ω) hängt davon ab, ob f0 noch ω enthält (wie<br />
beim Serienschwingkreis) oder nicht (wie bei der<br />
schwingenden Masse).<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
2000 4000 6000 8000 10000 <strong>12</strong>000 14000<br />
Abb.4.4.2 Resonanzkurve<br />
Nach kurzer Rechnung (Übung!) erhält man für die Resonanzfrequenz des Serienschwingkreises<br />
ω ∗ = 1<br />
√ L C = ω0<br />
ω<br />
(4.4.16)<br />
und für die schwingende Masse<br />
ω ∗ <br />
D α2<br />
= −<br />
m 2 m2 (4.4.17)<br />
Ist die Amplitude A(ω) der Schwingung groß, d.h. liegt ω nahe bei der Resonanzfrequenz ω ∗ ,<br />
dann sagt man, ” es tritt Resonanz auf“ oder ” das System befindet sich in Resonanz“.<br />
In komplexeren Systemen (z.B. mehrere durch Federn verbundene Massen, gekoppelte elektri-<br />
sche Schwingkreise, Festkörper wie Musikinstrumente oder Gebäude) gibt es mehrere Resonanz-<br />
frequenzen. Die Resonanzkurve A(ω) (siehe Abb.4.4.3) nennt man auch das Spektrum der<br />
Resonanz.<br />
Viele physikalische Geräte und Effekte beruhen<br />
auf der Resonanz, wie Empfänger PSfrag replacements von<br />
elektromagnetischen Wellen (Radio, Fernse-<br />
A<br />
hen), Emission und Absorption von Licht,<br />
Musikinstrumente und raffiniert konstruierte<br />
Messinstrumente (Mößbauereffekt, Kernspinto-<br />
mografie u.s.w.).<br />
Unerwünschte Resonanzeffekte sind z.B.<br />
Schwingungen von Hochhäusern und Brücken,<br />
die bis zum Einsturz führen können (Reso-<br />
nanzkatastrophe, Soldaten sollen nicht im<br />
Gleichschritt über eine Brücke marschieren).<br />
ω1 ω2 ω3 ω4<br />
Abb.4.4.3 Resonanzkurve<br />
ω
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 84<br />
Es wird auch von Motoradunfällen, bedingt durch Resonanz an äquidistanten Bodenwellen, be-<br />
richtet. Epileptische Anfälle können, resonanzbedingt, durch periodische optische oder akustische<br />
Reize ausgelöst werden.<br />
4.5 Die Dreipunktschaltung<br />
Ein Verstärker ist eine steuerbare Span-<br />
nungsquelle; die Ausgangsspannung Ue PSfrag replacements ist<br />
zur Eingangsspannung U1 proportional:<br />
Ue = A · U1<br />
(4.5.1)<br />
A heißt Verstärkungsfaktor oder kurz<br />
Verstärkung. Der Eingangswiderstand<br />
RE eines modernen Verstärkers ist sehr<br />
hoch (einige GΩ und höher), d.h. der<br />
PSfrag replacements<br />
Abb.4.5.1 Verstärker<br />
Strom durch RE ist fast Null und die Steu-<br />
erung des Verstärkers erfolgt praktisch leistungsfrei.<br />
Um eine ungedämpfte elektrische Schwingung zu er-<br />
zeugen, wird ein Teil der Spannung eines Schwingkrei-<br />
ses abgezapft, verstärkt und dem Schwingkreis wieder<br />
zugeführt (Rückkopplung). Als Beispiel betrachten<br />
wir die sogenannte Dreipunktschaltung (I1 ≈ 0,<br />
RC ≈ 0):<br />
<br />
U1 = k · UL = k · R IL + L ˙<br />
<br />
IL<br />
Ue = A · U1 = A k ·<br />
<br />
R IL + L ˙<br />
<br />
IL<br />
Aus der Maschenregel folgt einmal<br />
d.h.<br />
U1<br />
(4.5.2)<br />
(4.5.3)<br />
RE<br />
Ue<br />
Verstärker Energieversorgung<br />
Ue<br />
Ri · I + UL = Ri(IL + IC) + UL = Ue<br />
Ri<br />
I1<br />
U1<br />
I<br />
IL<br />
L<br />
R<br />
Ri<br />
Abb.4.5.2 Dreipunktschaltung<br />
<br />
<br />
Ri · (IL + IC) + L IL ˙ + R IL = A k · R IL + L IL ˙<br />
und zum anderen UL = UC = Q<br />
C und d<strong>am</strong>it ˙ UL = ˙ UC:<br />
IC<br />
RC<br />
C<br />
(4.5.4)<br />
(4.5.5)<br />
L ÏL + R ˙ IL = IC<br />
C<br />
(4.5.6)<br />
(4.5.5) wird nach IC aufgelöst und das Ergebnis in (4.5.6) eingesetzt:<br />
<br />
R A k − 1<br />
ÏL + − IL<br />
˙ +<br />
L C Ri<br />
R + Ri − A k R<br />
· IL = 0<br />
L C Ri<br />
(4.5.7)<br />
(4.5.7) ist die Gleichung einer freien Schwingung, wenn der Koeffizient von ˙ IL gleich Null ist,<br />
d.h. für<br />
A k = 1 + Ri R C<br />
L<br />
(4.5.8)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 85<br />
In diesem Fall ist die Kreisfrequenz der Schwingung<br />
ω =<br />
R + Ri − A k R<br />
C Ri<br />
(4.5.8)<br />
=<br />
<br />
1<br />
√ · 1 −<br />
L C R2 C<br />
L<br />
(4.5.9)<br />
Das Problem des exakten Einstellens von A, der Fall einer realistischen Verstärkerkennlinie und<br />
ausführliche Beispiele werden mit MAPLE untersucht.<br />
4.6 Die Wellengleichung<br />
Ist u(x, t) die Auslenkung einer Saite aus<br />
die Masse der Saite pro<br />
PSfrag replacements<br />
Länge und S die Spannkraft, dann gilt die<br />
der Ruhelage, ρ<br />
l<br />
Gleichung<br />
∂2u ρ<br />
=<br />
∂x2 S · ∂2u ∂t2 (4.6.1)<br />
Allgemein heißt eine Gleichung der Form<br />
∂2u 1<br />
=<br />
∂x2 c2 · ∂2u u<br />
Abb.4.6.1 Schwingende Saite<br />
∂t2 oder u ′′ = 1<br />
c<br />
(eindimensionale) Wellengleichung. Die allgemeinste Lösung von (4.6.2) ist<br />
2 · ü (4.6.2)<br />
u(x, t) = f(x − c t) + g(x + c t) , (4.6.3)<br />
wobei f und g beliebige zweimal differenzierbare Funktionen sind (Beweis als Aufgabe!).<br />
f(x − c t) ist die um c t nach PSfrag rechts replacements ver-<br />
schobene Funktion f(x), d.h. f(x − c t)<br />
beschreibt einen Zustand, der sich mit<br />
der Geschwindigkeit c nach rechts be-<br />
wegt (Welle nach rechts!). Genauso be-<br />
schreibt g(x+c t) eine Welle nach links!<br />
Für die Wellengeschwindigkeit auf einer<br />
Saite bzw. auf einem Seil erhält man aus<br />
(4.6.1) und (4.6.2)<br />
c =<br />
u<br />
0<br />
t = 0<br />
c t<br />
Abb.4.6.2 Welle nach rechts<br />
<br />
S<br />
ρ<br />
S<br />
t<br />
x<br />
x<br />
(4.6.4)<br />
Die allgemeinste Lösung der Wellengleichung ist also durch die Überlagerung von zwei gegenläufi-<br />
gen Wellen gegeben. Um die konkrete Lösung von (4.6.2) für eine eindeutig festgelegte physikali-<br />
sche Gegebenheit zu finden, müssen noch zusätzliche Informationen, die sogenannten Anfangs-<br />
und Nebenbedingungen, gegeben sein. Uns interessieren zwei Spezialfälle, nämlich die von<br />
einem Sender ausgehende fortlaufende Welle und die stehende Welle.
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 86<br />
4.6.1 Die fortlaufende Welle<br />
Die Wirkung des Senders, der sich bei x = 0 befinden soll, beschreiben wir durch die Sender-<br />
funktion<br />
u(0, t) = s(t) (4.6.5)<br />
Für x > 0 läuft die vom Sender ausgehende Welle nach rechts, wenn sie auf kein Hindernis trifft<br />
und somit nicht reflektiert wird. Daher können wir in diesem Fall g(x + c t) = 0 setzen:<br />
u(x, t) = f(x − c t) (4.6.6)<br />
Da sich die Welle mit der Geschwindigkeit c ausbreitet, ist u <strong>am</strong> Ort x zur Zeit t genauso groß<br />
wie <strong>am</strong> Ort 0 zur Zeit t − x<br />
c , d.h.<br />
<br />
u(x, t) = s t − x<br />
<br />
c<br />
(4.6.7)<br />
Die Formfunktion f der vom Sender ausgehenden Welle erhält man wie folgt:<br />
<br />
f(x − c t) = u(x, t) = s t − x<br />
<br />
c t − x<br />
= s<br />
c c<br />
(4.6.8)<br />
Mit der Substitution ξ = x − c t folgt<br />
f(ξ) = s<br />
<br />
−ξ<br />
c<br />
In den meisten Anwendungsfällen schwingt der Sender harmonisch:<br />
Mit (4.6.7) folgt dann<br />
oder<br />
mit der Wellenzahl<br />
(4.6.9)<br />
s(t) = −A · sin ωt (4.6.10)<br />
<br />
u(x, t) = s t − x<br />
<br />
ω(c t − x)<br />
= −A · sin<br />
c<br />
c<br />
(4.6.11)<br />
u(x, t) = A · sin (k (x − c t)) = A · sin(k x − ωt) (4.6.<strong>12</strong>)<br />
k = ω<br />
c<br />
(4.6.13)<br />
(4.6.<strong>12</strong>) beschreibt diejenige Funktion, die zur Zeit t = 0 durch A sin ωt gegeben ist und sich<br />
mit der Geschwindigkeit c nach rechts bewegt.
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 87<br />
Die räumliche Periodenlänge λ von u(x, t) heißt<br />
Wellenlänge:<br />
λ =<br />
2 π<br />
k<br />
(4.6.14)<br />
An einem festen Ort x0 (d.h. x = x0 =konst.) be-<br />
schreibt (4.6.<strong>12</strong>) eine harmonische Schwingung mit der<br />
Frequenz<br />
f = ω<br />
PSfrag replacements<br />
(4.6.15)<br />
2 π<br />
und der Schwingungsdauer<br />
T = 1<br />
f<br />
= 2 π<br />
ω<br />
Aus (4.6.13), (4.6.14) und (4.6.15) folgt<br />
ω<br />
k<br />
(4.6.16)<br />
= c und λ · f = c (4.6.17)<br />
4.6.2 Stehende Wellen<br />
u<br />
u<br />
u<br />
u<br />
x0<br />
λ<br />
t =<br />
t = 0<br />
c<br />
3 T<br />
4<br />
t = T<br />
4<br />
Abb.4.6.3 Momentaufnahmen<br />
t = T<br />
2<br />
Genügt eine physikalische Größe u der Wellengleichung (4.6.2) und sind die Nebenbedingungen<br />
u(0, t) = 0 und u(a, t) = 0 ∀t (4.6.18)<br />
erfüllt (z.B. eine bei x = 0 und x = a eingespannte Saite), dann ist mit<br />
u(x, t) = A · sin k x · sin ωt (4.6.19)<br />
eine Lösung von (4.6.2) gegeben (Beweis als Aufgabe!), die sicher u(0, t) = 0 erfüllt.<br />
Aus u(a, t) = 0 ∀t folgt<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 88<br />
A · sin k a · sin ωt = 0 (4.6.20)<br />
PSfrag replacements<br />
Da diese Beziehung für alle t erfüllt sein soll, ergibt<br />
sich sin k a = 0 und somit wegen (4.6.14)<br />
k a =<br />
2 π<br />
λ<br />
· a = n π mitn ∈<br />
Es sind also nur die Wellenlängen<br />
λn =<br />
2 a<br />
n<br />
und wegen (4.6.17) die Frequenzen<br />
fn = c<br />
λn<br />
= n · c<br />
2 a<br />
(4.6.21)<br />
(4.6.22)<br />
(4.6.23)<br />
möglich (Eigenfrequenzen oder Resonanzfre-<br />
quenzen).<br />
u<br />
u<br />
n = 1<br />
a<br />
1. Hauptschwingung<br />
n = 2<br />
λ1 = 2 a<br />
λ2 = a<br />
2. Hauptschwingung, 1. Oberschwingung<br />
u<br />
n = 3<br />
λ3 = 2<br />
3 a<br />
3. Hauptschwingung, 2. Oberschwingung<br />
Abb.4.6.4 Stehende Wellen<br />
Als letztes Problem suchen wir noch die Lösung von (4.6.2) mit den Bedingungen<br />
u(0, t) = −A0 sin ωt, PSfrag u(a, replacements<br />
t) = 0 ∀t und ω = n ·<br />
(z.B. eine bei x = a eingespannte Saite, die bei x = 0<br />
zu einer harmonischen Schwingung angeregt wird, de-<br />
ren Frequenz keine Eigenfrequenz der Saite ist.) Wir<br />
suchen die Lösung mit dem Ansatz<br />
Mit<br />
folgt aus (4.6.2)<br />
u(x, t) = f(x) · sin ωt (4.6.25)<br />
A0<br />
−A0<br />
u<br />
A<br />
c π<br />
a<br />
Abb.4.6.5 Erzwungene Schwingung<br />
x<br />
x<br />
x<br />
(4.6.24)<br />
∂ 2 u<br />
∂x 2 = f ′′ (x) · sin ωt und ∂2 u<br />
∂t 2 = −ω2 f(x) sin ωt (4.6.26)<br />
f ′′ (x) · sin ωt = − 1<br />
c 2 ω2 f(x) sin ωt<br />
Die Lösung von (4.6.27) (Schwingungsgleichung!!) ist<br />
mit<br />
Aus (4.6.24) und (4.6.25) folgt<br />
und<br />
f ′′ (x) = − ω2<br />
c 2 f(x) = −k2 f(x) (4.6.27)<br />
f(x) = b sin(k x + ϕ) (4.6.28)<br />
k = ω<br />
c<br />
a<br />
x<br />
(4.6.29)<br />
f(a) = 0 (4.6.30)<br />
f(0) = −A0<br />
(4.6.31)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 89<br />
woraus mit (4.6.28)<br />
und somit<br />
bzw.<br />
und somit<br />
sin(k a + ϕ) = 0 (4.6.32)<br />
ϕ = −k a (4.6.33)<br />
b sin ϕ = b sin(−k a) = −A0<br />
b = A0<br />
sin k a<br />
folgt. Die gesuchte Lösung von (4.6.2) mit den Nebenbedingungen (4.6.24) ist also<br />
Da wir in unserem idealisierten Fall kei-<br />
ne Reibung berücksichtigt haben, geht für<br />
k →<br />
n π<br />
a<br />
der Betrag der Amplitude<br />
<br />
A0 <br />
|A| = <br />
sin<br />
k a<br />
(4.6.37)<br />
gegen unendlich. Aus<br />
kn =<br />
n π<br />
a<br />
erhalten wir die Resonanzfrequenzen<br />
oder<br />
ωn = c · kn =<br />
wie in (4.6.23).<br />
n c π<br />
a<br />
(4.6.34)<br />
(4.6.35)<br />
u(x, t) = A0<br />
sin PSfrag<br />
· sin(k x − k a) · sin ωt (4.6.36)<br />
k a replacements<br />
(4.6.38)<br />
(4.6.39)<br />
fn = ωn<br />
2 π<br />
= n · c<br />
2 a<br />
|A|<br />
A0<br />
ideal<br />
f1 f2 f3 f4<br />
Abb.4.6.6 Resonanzkurve<br />
real<br />
(4.6.40)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 90<br />
4.7 Wellen auf Leitern<br />
4.7.1 Die Oszillatorkette<br />
Ue<br />
I<br />
L L L<br />
L<br />
L<br />
I<br />
C<br />
C<br />
C<br />
C<br />
C<br />
′ Q0<br />
0<br />
I ′ I<br />
1<br />
′ n−1<br />
I ′ I<br />
n<br />
′ Q1 Qn−1 Qn Qn+1<br />
n+1<br />
I ∗ 0<br />
A<br />
B<br />
Abb.4.7.1 Oszillatorkette<br />
Aus der Knotenregel in A und in B folgt<br />
I1<br />
I ∗ 1<br />
Genauso folgt dann I2 = I ∗ 2<br />
In−1<br />
I ∗ n−1<br />
In<br />
I ∗ n<br />
In+1<br />
I ∗ n+1<br />
I = I1 + I ′ 0 = I ∗ 0 =⇒ I1 = I ∗ 1 (4.7.1)<br />
u.s.w., d.h.<br />
In = I ∗ n , I ′ n−1 = In−1 − In , I ′ n = In − In+1 (4.7.2)<br />
Differenzieren von Un = Qn<br />
C liefert mit ˙ Qn = I ′ n und (4.7.2)<br />
Aus der Maschenregel folgt<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
˙Un = − In+1 − In<br />
C<br />
(4.7.3)<br />
L ˙<br />
In + Un − Un−1 = 0 (4.7.4)<br />
In<br />
˙ = − Un − Un−1<br />
PSfrag replacements<br />
L<br />
4.7.2 Das Paralleldrahtsystem (Lechersystem)<br />
Im Paralleldrahtsystem bezeichnen wir mit Γ die Ka-<br />
pazität pro Länge und mit Λ die Induktivität pro<br />
Länge. Sind C bzw. L die Kapazität bzw. die Induk-<br />
tivität eines Stücks der Länge dx, dann gilt<br />
C = Γ dx und L = Λ dx (4.7.6)<br />
Das Lechersystem kann als Oszillatorkette aufgefasst<br />
werden, wenn man folgende Bezeichnungen vornimmt<br />
Ue<br />
dx<br />
L<br />
Abb.4.7.2 Lechersystem<br />
C U(x)<br />
I(x)<br />
(4.7.5)<br />
L<br />
C<br />
x<br />
x − dx x + dx<br />
U(x) = Un , U(x − dx) = Un−1 , I(x) = In , I(x + dx) = In+1 (4.7.7)<br />
und dx gegen Null gehen lässt:<br />
˙U(x) = ˙ Un<br />
I(x) ˙ = ˙ In<br />
(4.7.3) I(x + dx) − I(x)<br />
= − = −<br />
Γ dx<br />
1 ∂I<br />
·<br />
Γ ∂x<br />
(4.7.5) U(x) − U(x − dx)<br />
= − = −<br />
Λ dx<br />
1 ∂U<br />
·<br />
Λ ∂x<br />
(4.7.8)<br />
(4.7.9)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 91<br />
∂I ∂U<br />
= −Γ ·<br />
∂x ∂t<br />
∂U<br />
∂x<br />
Mit (4.7.10) und (4.7.11) finden wir<br />
= −Λ · ∂I<br />
∂t<br />
U ′′ = ∂2U ∂<br />
=<br />
∂x2 ∂x (U ′ ) (4.7.11)<br />
= −Λ · ∂<br />
∂x ˙ I = −Λ ∂2I ∂<br />
= −Λ ·<br />
∂x ∂t ∂t<br />
Genauso folgt (Aufgabe!):<br />
oder I ′ = −Γ ˙ U (4.7.10)<br />
oder U ′ = −Λ ˙<br />
I (4.7.11)<br />
∂2U ∂x2 = Λ Γ · ∂2U ∂t2 ∂2I ∂x2 = Λ Γ · ∂2I ∂t2 U und I erfüllen also die Wellengleichung (4.6.2) mit<br />
<br />
∂I (4.7.10)<br />
= −Λ ·<br />
∂x<br />
∂<br />
∂t (−Γ ˙ U)<br />
(4.7.<strong>12</strong>)<br />
(4.7.13)<br />
(4.7.14)<br />
1<br />
= Λ · Γ (4.7.15)<br />
c2 Auf einem Leitersystem mit Λ = konst. und Γ = konst. breiten sich Strom und Spannung also<br />
wellenförmig aus mit der Geschwindigkeit<br />
c =<br />
1<br />
√ Λ · Γ<br />
(4.7.16)<br />
In einem Paralleldrahtsystem mit dem Drahtradius r und dem Abstand a der Drahtachsen ist<br />
nach Gauß das elektrische Feld E(x) zwischen den Drähten (Q ist die Ladung auf einem Draht<br />
der Länge s, Vakuum zwischen den Leitern)<br />
E(x) = Q<br />
2 π ε0 s ·<br />
Für die Spannung zwischen den Drähten gilt dann<br />
U =<br />
a−r<br />
und somit für die Kapazität pro Länge<br />
<br />
r<br />
<br />
1 1<br />
+<br />
x a − x<br />
E(x) dx = Q a − r<br />
· ln<br />
π ε0 s r<br />
Γ = C<br />
s<br />
= Q<br />
U s<br />
= πε0<br />
ln a−r<br />
r<br />
In den Aufgaben haben wir die Induktivität pro Länge berechnet:<br />
D<strong>am</strong>it ist Λ · Γ = ε0 · µ0 und<br />
c =<br />
Λ = µ0<br />
π<br />
1<br />
√ ε0 µ0<br />
· ln a − r<br />
r<br />
= 299792458 m<br />
s<br />
(Lichtgeschwindigkeit)<br />
(4.7.17)<br />
(4.7.18)<br />
(4.7.19)<br />
(4.7.20)<br />
(4.7.21)<br />
Es sei daran erinnert, dass der Zahlenwert von c nach Definition exakt ist, genauso wie der Wert<br />
von µ0 = 4 π · 10−7 Vs<br />
Am . D<strong>am</strong>it ist auch ε0 exakt bestimmt:<br />
ε0 = 1<br />
As<br />
= 8,85418781762.... · 10−<strong>12</strong><br />
µ0 · c2 Vm<br />
(4.7.22)
Sfrag replacements<br />
g replacements<br />
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 92<br />
4.7.3 Einseitig unendliches Lechersystem<br />
U<br />
I<br />
E<br />
I<br />
Momentanaufnahme der<br />
Welle<br />
B<br />
Die Strom- und Spannungskurven, die Feldstärke- und Stromvektoren sowie<br />
die Ladungsverteilung, alles bewegt sich mit der Geschwindigkeit c nach rechts<br />
(aber nicht die Elektronen selbst, die schwingen nur um ihre Ruhelage!)<br />
Abb.4.7.3 Sinuswelle auf dem einseitig unendlichen Lechersystem<br />
λ<br />
zur Zeit t = T<br />
4<br />
Als Beispiel betrachten wir eine Welle, die sich auf einem einseitig unendlichen Lechersystem<br />
ausbreitet. Die ” Senderfunktion“ bei x = 0 sei<br />
U(0, t) = Ue(t) = U0 · sin ωt (4.7.23)<br />
D<strong>am</strong>it lautet die Gleichung der Spannungswelle nach (4.6.7)<br />
<br />
U(x, t) = Ue t − x<br />
<br />
= −U0 · sin(kx − ωt) (4.7.24)<br />
c<br />
Für die Stromwelle folgt aus (4.7.10) und c = ω<br />
k<br />
I ′ = −Γ · ˙ <br />
I(x, t) = −Γ ω U0<br />
U = −Γ ω U0 cos(kx − ωt)<br />
Γ ω U0<br />
cos(kx − ωt) dx = − sin(kx − ωt) = Γ c · U(x, t)<br />
k<br />
(4.7.25)<br />
(4.7.26)<br />
Strom und Spannung sind also gleichphasig!<br />
Aus Q = C · U, Q = σ · dx und C = Γ · dx folgt für die Längenladungsdichte auf einem der Leiter<br />
4.7.4 Endliches Lechersystem<br />
σ(x, t) = Γ · U(x, t) (4.7.27)<br />
beidseitig geschlossen einseitig offen beidseitig offen<br />
Abb.4.7.4 Verschiedene Arten von Lechersystemen<br />
2 λ<br />
x
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 93<br />
Das Ende eines endlichen Lechersystems kann leitend überbrückt sein (geschlossenes Ende) oder<br />
nicht (offenes Ende). Die Ladungen können über das offene Ende nicht hinaus, d.h. <strong>am</strong> offenen<br />
Ende (z.B. bei x = a) ist der Strom Null:<br />
I(a, t) = 0 ∀t<br />
(4.7.11)<br />
=⇒<br />
∂U<br />
<br />
<br />
<br />
∂x<br />
= −Λ ·<br />
x=a<br />
∂I(a, t)<br />
∂t<br />
= 0 =⇒ |U(a, t)| maximal (4.7.28)<br />
Am geschlossenen Ende dagegen ist wegen der leitenden Verbindung die Spannung Null:<br />
U(a, t) = 0 ∀t<br />
(4.7.10)<br />
=⇒<br />
<br />
∂I <br />
<br />
∂x<br />
∂U(a, t)<br />
= −Γ · = 0<br />
∂t<br />
=⇒ |I(a, t)| maximal (4.7.29)<br />
x=a<br />
Zus<strong>am</strong>menfassend gelten also die Randbedingungen:<br />
offenes Ende: I = 0 ⇐⇒ U ′ = 0 ⇐⇒ |U| maximal<br />
geschlossenes Ende: U = 0 ⇐⇒ I ′ = 0 ⇐⇒ |I| maximal<br />
(4.7.30)<br />
Aus den Randbedingungen folgen die möglichen Wellenlängen λn und d<strong>am</strong>it wegen λn · fn = c<br />
die Resonanzfrequenzen fn der möglichen stehenden Wellen auf dem System (siehe Kap.4.6.2).<br />
Als Beispiel betrachten wir ein einseitig offenes Lechersystem der Länge a:<br />
Eine Lösung der Wellengleichung, die die Rand-<br />
bedingung bei x = 0 erfüllt, ist<br />
U(x, t) = U0 · sin kx sin ωt (4.7.31)<br />
PSfrag replacements<br />
(siehe (4.6.19)). Um die Randbedingung bei x =<br />
a zu erfüllen, muss folgendes gelten:<br />
a = λ1<br />
4 ; λ1 = 4 a ; f1 = c<br />
4 a<br />
a =<br />
a =<br />
3 λ2<br />
4 ; λ2 = 4<br />
3 a ; f2 =<br />
5 λ3<br />
4 ; λ3 = 4<br />
5 a ; f3 =<br />
7 λ4 a = 4 ; λ4 = 4<br />
7 a ; f4 =<br />
... ... ... ... ...<br />
Für die n-te Hauptschwingung gilt<br />
a =<br />
(2n − 1) λn<br />
4<br />
4.7.5 Das Koaxialkabel<br />
; λn =<br />
3 c<br />
4 a = 3 · f1<br />
5 c<br />
4 a = 5 · f1<br />
7 c<br />
4 a = 7 · f1<br />
4 a<br />
2n − 1<br />
; fn =<br />
U<br />
U<br />
U<br />
U<br />
n = 1<br />
n = 3<br />
n = 4<br />
n = 2<br />
Abb.4.7.5 einseitig offen<br />
(2n − 1) c<br />
4 a<br />
= (2n − 1) · f1<br />
a<br />
a<br />
a<br />
a<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x<br />
(4.7.32)<br />
In einem Koaxialkabel mit dem Innenradius a und dem Außenradius b ist nach Gauß das elektri-<br />
sche Feld E(r) zwischen den Leitern (Q ist die Ladung auf einem Teilstück des inneren Drahtes<br />
der Länge s, Vakuum zwischen den Leitern)<br />
E(r) = Q 1<br />
·<br />
2 π ε0 s r<br />
(4.7.33)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 94<br />
Für die Spannung zwischen dem Innen- und Außenleiter gilt dann<br />
U =<br />
b<br />
und somit für die Kapazität pro Länge<br />
a<br />
E(r) dr = Q b<br />
· ln<br />
2 π ε0 s a<br />
Γ = C<br />
s<br />
= Q<br />
U s<br />
= 2 πε0<br />
ln b<br />
a<br />
In den Aufgaben haben wir die Induktivität pro Länge berechnet:<br />
Λ = µ0 b<br />
· ln<br />
2 π a<br />
(4.7.34)<br />
(4.7.35)<br />
(4.7.36)<br />
D<strong>am</strong>it ist Λ · Γ = ε0 · µ0 und die Wellengeschwindigkeit auf dem Koaxialkabel ist wieder die<br />
Lichtgeschwindigkeit<br />
c =<br />
1<br />
√ ε0 µ0<br />
Allgemein gilt: Auf idealen, homogenen Zweileitersystemen (kein Ohm’scher<br />
Widerstand, Γ und Λ konstant) im Vakuum breiten sich Strom-<br />
und Spannungswellen mit Lichtgeschwindigkeit aus!<br />
4.7.6 Wellen auf geraden Leitern - der Dipol<br />
(4.7.37)<br />
Läßt man im Koaxialkabel den Mantelradius b gegen Unendlich gehen, erhält man Γ und Λ eines<br />
unendlich langen, geraden Leiters im Vakuum:<br />
2 πε0<br />
lim Γ = lim<br />
b→∞ b→∞ ln b<br />
a<br />
= 0 + und lim<br />
b→∞ Λ = lim<br />
b→∞<br />
Für das Produkt aus Γ und Λ gilt aber<br />
<br />
lim (Γ · Λ) = lim<br />
b→∞ b→∞<br />
2 πε0<br />
ln b<br />
a<br />
· µ0<br />
<br />
b<br />
· ln<br />
2 π a<br />
= ε0 · µ0<br />
<br />
µ0 b<br />
· ln = +∞ (4.7.38)<br />
2 π a<br />
Strom- und Spannungswellen breiten sich auf einem geraden<br />
Leiter im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit aus!<br />
(4.7.39)<br />
Ist der Feldraum um die Leiter mit einem Nichtleiter (Dielektrikum) gefüllt, dann muss ε0 we-<br />
gen der Polarisation der Atome durch ε = εr ·ε0 mit der relativen Dielektrizitätskonstanten<br />
εr > 1 ersetzt werden. D<strong>am</strong>it gilt für die Wellengeschwindigkeit<br />
c =<br />
mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit c0.<br />
1<br />
√ εr ε0 µ0<br />
= c0<br />
√εr<br />
< c0<br />
(4.7.40)
Sfrag replacements<br />
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN<br />
PSfrag replacements<br />
95<br />
Einen geraden Leiter der endlichen Länge a<br />
nennt man einen Dipol. An den Enden des Lei-<br />
ters gelten die Randbedingungen<br />
I(0, t) = I(a, t) = 0 (4.7.41)<br />
I<br />
Abb.4.7.6 λ<br />
2 -Dipol<br />
Der schwingende Dipol verhält sich also wie eine bei x = 0 und x = a eingespannte Saite. Bei<br />
n = 1<br />
einer sinusförmigen Anregung bilden sich auf dem Dipol stehende Wellen aus mit<br />
und den Wellenlängen und Resonanzfrequenzen<br />
E<br />
E<br />
λn =<br />
2 a<br />
n<br />
= λ1<br />
n<br />
t = 0 t = T<br />
4<br />
Abb.4.7.7 Dipolschwingungen<br />
B<br />
I(x, t) = I0 · sin kx · sin ωt (4.7.42)<br />
B<br />
bzw. fn = c<br />
λn<br />
1. Hauptschwingung<br />
2. Hauptschwingung<br />
= n · c<br />
= n · f1<br />
(4.7.43)<br />
2 a<br />
t = T<br />
2<br />
t =<br />
3 T<br />
4<br />
a<br />
x<br />
Da der gerade Leiter in der Grundschwingung genau eine halbe Wellenlänge lang ist, nennt<br />
man ihn auch λ<br />
2 -Dipol. Der Dipol ist die einfachste Form eines elektrischen Schwingkreises. Im<br />
geschlossenen Schwingkreis, bestehend aus einer Spule und einem Plattenkondensator, sind die<br />
E- und B-Felder fast ausschließlich auf den Innenraum der Bauteile beschränkt. Beim Dipol<br />
dagegen erstrecken sich die Felder weit in den umgebenden Raum. Der Dipol wirkt als Antenne<br />
zur Abstrahlung elektromagnetischer Felder.<br />
Die Ankopplung eines Dipols an einen Hochfrequenzgenera-<br />
tor ( Sender“) geschieht meist induktiv wie in Abb.4.7.8.<br />
”<br />
PSfrag replacements<br />
Da ein Sender meistens nur eine feste Frequenz benützt,<br />
kann die Dipollänge optimal abgestimmt werden (eben eine<br />
halbe Wellenlänge). Die Dipollänge eines Empfängers, der<br />
Sender mit Frequenzen aus einem größeren Bereich empfan-<br />
gen soll (z.B. UKW), ist immer ein Kompromiss.<br />
λ<br />
2<br />
Generator<br />
I<br />
IGen<br />
Abb.4.7.8 Ind. Kopplung
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 96<br />
4.8 Elektromagnetische Wellen im Vakuum oder Dielektrikum<br />
4.8.1 Eigenschaften elektromagnetischer Wellen<br />
PSfrag replacements<br />
Im Volumen V , das den Koor-<br />
dinatenursprung enthält, be-<br />
finden sich beschleunigte La-<br />
dungen, außerhalb von V ist<br />
die Ladungsdichte Null. Wir<br />
betrachten die von den La-<br />
dungen in V erzeugten Felder<br />
z<br />
y<br />
V<br />
Abb.4.8.1 Welle in großer Entfernung zur Quelle<br />
A<br />
x x<br />
auf einer kleinen Fläche A, die senkrecht auf der x−Achse steht und deren x−Koordinate groß<br />
gegen die Abmessungen von V ist. Auf A sind die Felder dann näherungsweise konstant, d.h.<br />
∂ E<br />
∂y<br />
≈ 0 ,<br />
∂ E<br />
∂z<br />
≈ 0 ,<br />
∂2E ∂y2 ≈ 0 und ∂2E ≈ 0 (4.8.1)<br />
∂z2 Eine Welle, deren Größen in einer Fläche senkrecht zur Ausbreitungsrichtung konstant sind,<br />
heißt ebene Welle.<br />
Die im Kapitel über die Maxwellgleichungen für das Vakuum hergeleitete Wellengleichung<br />
∂2E ∂x2 + ∂2E ∂y2 + ∂2E ∂z2 = ε0 µ0 · ∂2E ∂t2 geht wegen (4.8.1) über in die eindimensionale Wellengleichung<br />
∂2E ∂x2 = ε0 µ0 · ∂2E ∂t2 d.h. im Vakuum breiten sich elektromagnetische Wellen mit der Lichtgeschwindigkeit<br />
c =<br />
1<br />
√ ε0 µ0<br />
aus. In einem Dielektrikum muss ε0 durch εr · ε0 ersetzt werden:<br />
c =<br />
1<br />
√ εr ε0 µ0<br />
= c0<br />
√εr<br />
(4.8.2)<br />
(4.8.3)<br />
(4.8.4)<br />
(4.8.5)<br />
Wegen εr,Luft = 1,00059 ≈ 1 ist die Lichtgeschwindigkeit in Luft fast gleich der Vakuumge-<br />
schwindigkeit.<br />
PSfrag replacements<br />
Eine genaue Analyse der Max-<br />
well’schen Gleichungen liefert für<br />
große Entfernungen zu den fel-<br />
derzeugenden Ladungen folgen-<br />
de Beziehungen, die zum Teil für<br />
einen Dipol im Ursprung sofort<br />
einsichtig sind:<br />
z<br />
y<br />
B<br />
Abb.4.8.2 Welle auf der x-Achse<br />
E⊥c , B⊥c , E⊥ B , B = c × E<br />
c 2<br />
E<br />
= √ εr · c0 × E<br />
c 2 0<br />
B<br />
E<br />
c<br />
x<br />
(4.8.6)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 97<br />
Das B−Feld schwingt also gleichphasig mit dem E−Feld.<br />
Da c in alle Richtungen den gleichen<br />
Betrag hat, geht, im Großen gesehen,<br />
vom Sender eine Kugelwelle aus. Die Ku-<br />
gelschalen sind z.B. Punkte gleichzeitiger<br />
Maxima der Felder.<br />
Ein harmonisch schwingender Dipol<br />
strahlt sinusförmige Wellen PSfragab. replacements Die<br />
Wellenlänge ist<br />
λ = c<br />
f<br />
1<br />
= √ ·<br />
εr<br />
c0<br />
f<br />
1<br />
= √ · λVak<br />
εr<br />
(4.8.7)<br />
Der Abstand der Kugelschalen in<br />
Abb.4.8.3 ist gerade eine Wellenlänge.<br />
x<br />
y<br />
z<br />
c<br />
B<br />
E<br />
Abb.4.8.3 Kugelwelle im Großen<br />
V<br />
ebene Welle im<br />
Eine Welle heißt linear polarisiert, wenn die schwingende Größe ein Vektor ist, der immer in<br />
der gleichen Ebene liegt. Ein Dipol strahlt eine linear polarisierte Welle ab (siehe Abb.4.8.4)!<br />
g replacements x<br />
y<br />
y<br />
B<br />
B<br />
E<br />
PSfrag replacements<br />
Abb.4.8.4 Felder eines schwingenden Dipols<br />
E<br />
x<br />
x<br />
UC<br />
UR<br />
UC<br />
Diode<br />
UR<br />
Abb.4.8.5 Detektorempfänger<br />
R<br />
Lautsprecher<br />
UM<br />
Kleinen<br />
t<br />
t
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 98<br />
Der Dipol eines Empfängers wird durch das E−Feld der Welle angeregt:<br />
Maximaler Empfang, wenn Dipolachse E, kein Empfang, wenn Dipolachse ⊥ E<br />
Um Nachrichten mit elektromagnetischen Wellen zu übertragen, wird der hochfrequenten Träger-<br />
schwingung eine niederfrequente Modulationsspannung überlagert: U(t) = U0 · sin ωt · UM(t) .<br />
Die Lautsprechermembrane können der hochfrequenten Schwingung der Trägerfrequenz nicht fol-<br />
gen. Durch die Diode (Gleichrichter) liegt <strong>am</strong> Lautsprecher eine Gleichspannung und er schwingt<br />
mit der Frequenz der Modulationsspannung.<br />
4.8.2 Energietransport mit elektromagnetischen Wellen<br />
A sei eine Fläche, die senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung einer Welle steht und T die Schwin-<br />
gungsdauer der (sinusförmigen) Welle. Die Intensität J der Welle <strong>am</strong> Ort der Fläche A ist<br />
definiert durch<br />
J =<br />
Energie, die in der Zeit T durch A tritt<br />
T · A<br />
Die Energiedichte eines elektrischen Feldes im Dielektrikum ist<br />
we = εr · ε0<br />
2<br />
· E 2<br />
D<strong>am</strong>it folgt für die Energiedichte einer elektromagnetischen Welle<br />
Mit<br />
folgt aus (4.8.6)<br />
w = we + wm = εr · ε0<br />
2<br />
· E 2 + 1<br />
· B<br />
2 µ0<br />
2<br />
(4.8.8)<br />
(4.8.9)<br />
(4.8.10)<br />
E = E(x, t) = E0 · sin(kx − ωt) (4.8.11)<br />
B = B(x, t) = B0 · sin(kx − ωt) mit B0 = E0<br />
c = √ εr · E0<br />
Eingesetzt in (4.8.10) erhält man<br />
<br />
εr · ε0<br />
w =<br />
2<br />
oder vereinfacht<br />
c0<br />
(4.8.<strong>12</strong>)<br />
· E 2 0 + 1<br />
·<br />
2 µ0<br />
εr<br />
c2 · E<br />
0<br />
2 <br />
0 · sin 2 (kx − ωt) (4.8.13)<br />
w = εr · ε0 · E 2 0 · sin 2 (kx − ωt) (4.8.14)<br />
Die Energie W , die in der Zeit T durch A fließt, erhalten wir durch<br />
Integration über eine Wellenlänge:<br />
PSfrag replacements<br />
W =<br />
<br />
V<br />
w dV =<br />
= εr ε0 A E 2 0 ·<br />
λ<br />
0<br />
w A dx = εr ε0 A E 2 <br />
0 ·<br />
<br />
x 1<br />
− · sin(kx − ωt)<br />
2 4 k<br />
λ<br />
0<br />
λ 0<br />
sin 2 (kx − ωt) dx =<br />
Wegen 2 k λ = 4 π ist sin(2 k λ − ωt) = sin(−ωt) und es gilt<br />
W = εr ε0 A E 2 0 · λ<br />
2<br />
(4.8.15)<br />
λ<br />
V<br />
Abb.4.8.6<br />
A<br />
x<br />
(4.8.16)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 99<br />
Aus<br />
folgt dann<br />
T = 1<br />
f<br />
J = W<br />
A T<br />
Von einem Sender S geht eine Welle aus.<br />
Die Energie, die von der Welle in der<br />
PSfrag replacements<br />
Zeit T durch die Fläche A transportiert<br />
wird, muss gleich der Energie sein, die<br />
in der gleichen Zeit durch A ′ geht (siehe<br />
Abb.4.8.7):<br />
A · J = A ′ · J ′<br />
J ′<br />
J<br />
A r2<br />
= =<br />
A ′ r ′2<br />
Aus (4.8.18) und (4.8.21) folgt<br />
λ<br />
=<br />
c =<br />
√<br />
εr λ<br />
c0<br />
1√<br />
= εr · ε0 · c0 · E<br />
2<br />
2 0<br />
Intensität einer Sinuswelle<br />
(4.8.19)<br />
(4.8.20)<br />
J⊥(r) sei die Intensität der Strahlung ei-<br />
nes Dipols in der Entfernung r vom Di-<br />
J(r ′ )<br />
J(r)<br />
E0(r ′ )<br />
E0(r)<br />
polmittelpunkt, gemessen in einer Ebene<br />
durch den Mittelpunkt PSfrag des Dipols replacements und<br />
senkrecht zur Dipolachse. Ohne Herlei-<br />
tung sei folgende Formel für die Winkel-<br />
verteilung der Dipolstrahlung angegeben:<br />
J(r, ϕ) = J⊥(r) · sin 2 ϕ (4.8.23)<br />
S<br />
r<br />
Abb.4.8.7 Abnahme der Intensität<br />
= r2<br />
r ′2<br />
= r<br />
r ′<br />
Intensitätsverteilung<br />
A<br />
r ′<br />
Dipolachse<br />
Abb.4.8.8 Polardiagr<strong>am</strong>m<br />
ϕ<br />
J(r, ϕ)<br />
J(r, 90 ◦ ) = J⊥(r)<br />
(4.8.17)<br />
(4.8.18)<br />
A ′<br />
(4.8.21)<br />
(4.8.22)<br />
In der Ebene senkrecht zur Dipolachse ist die Winkelverteilung isotrop, d.h. J(ψ) = konstant<br />
(siehe Abb.4.8.9).
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 100<br />
Mit Hilfe von Abb.4.8.9 berechnen wir die Ges<strong>am</strong>tlei-<br />
stung P , die vom Dipol abgestrahlt wird. Zunächst ist<br />
die Leistung dP , die durch die Fläche da geht, gleich<br />
dP = J(r, ϕ) · da (4.8.23)<br />
= J⊥ sin 2 ϕ · r 2 sin ϕ dϕ dψ =<br />
= J⊥ r 2 sin 3 ϕ dϕ dψ (4.8.24)<br />
Integration über die ges<strong>am</strong>te Kugelfläche liefert:<br />
P = J⊥ r 2<br />
⎡<br />
2<br />
π π<br />
⎣ sin 3 ⎤<br />
ϕ dϕ⎦<br />
dψ = 2 π r 2 π<br />
J⊥ · sin 3 ϕ dϕ<br />
0<br />
0<br />
Mit der Integralformel (Beweis!!)<br />
P =<br />
π<br />
0<br />
8 π<br />
3 J⊥(r) · r 2<br />
4.9 Reflexion und Brechung<br />
PSfrag replacements<br />
0<br />
sin 3 ϕ dϕ =<br />
ϕ<br />
ψ<br />
r<br />
r sin ϕ<br />
dϕ<br />
dψ<br />
da<br />
Abb.4.8.9 Herleitung von P<br />
<br />
1<br />
3 cos3 π ϕ − cos ϕ =<br />
0<br />
4<br />
3<br />
und d<strong>am</strong>it J(r, ϕ) = 3<br />
8 π · P · sin2 ϕ<br />
r2 Die Menge aller zus<strong>am</strong>menhängenden Maxima einer Welle nennen<br />
wir eine Wellenfront. Die Wellenfronten einer ebenen Welle sind<br />
parallele Ebenen im Abstand je einer Wellenlänge, die Wellenfron-<br />
ten einer Kugelwelle sind Kugelschalen, deren Radien sich je um eine<br />
Wellenlänge unterscheiden. Trifft eine Welle auf eine sehr kleine Öff-<br />
nung in einer für die Welle undurchlässigen Wand, dann geht von der<br />
Öffnung eine kugelförmige ” Elementarwelle“ aus.<br />
Christian Huygens (1629 - 1695) hat diese Tatsache verallgemeinert:<br />
ebene<br />
Welle<br />
folgt<br />
Abb.4.9.1<br />
Von jedem Punkt eines beliebigen Wellenfeldes geht eine kugelförmige<br />
Elementarwelle aus. Die Einhüllende aller von einer Wellenfront ausge-<br />
henden Elementarwellen bildet eine neue Wellenfront.<br />
(Huygens’sches Prinzip)<br />
r dϕ<br />
r sin ϕ dψ<br />
(4.8.25)<br />
Wellenfront<br />
Die Ableitung des Huygens’schen Prinzips aus den Maxwellgleichungen gelang Gustav Kirchhoff<br />
(1824 - 1887).
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 101<br />
Abb.4.9.2 zeigt <strong>am</strong> Beispiel einer ebe-<br />
nen Welle und einer Kugelwelle die Ent-<br />
stehung neuer Wellenfronten nach dem<br />
Huygens’schen Prinzip. Seine volle Be-<br />
deutung erlangt das Huygens’sche Prinzip<br />
erst dann, wenn eine Welle auf Hindernisse<br />
trifft. Als Beispiel PSfrag replacements<br />
betrachten wir die<br />
Ableitung des Brechungsgesetzes:<br />
Eine ebene Welle breitet sich in einem Me-<br />
dium mit der Geschwindigkeit c1 aus und<br />
trifft auf die ebene Grenzfläche zu einem<br />
anderen Medium mit der Wel-<br />
lengeschwindigkeit c2. Die einfallende<br />
Wellenfront <br />
1 in<br />
Abb.4.9.3 trifft zur Zeit t = 0<br />
im Punkt A auf die Grenzfläche.<br />
Zur Zeit T = λ1<br />
c1<br />
trifft <br />
1 in<br />
B und 2 in A auf die Grenzfläche<br />
u.s.w. Überall dort, wo ei-<br />
ne Wellenfront auf die Grenz-<br />
fläche trifft, geht vom Auftreff-<br />
punkt eine Elementarwelle aus.<br />
Abb.4.9.3 zeigt die Elementar-<br />
wellen, die von den Wellenfronten<br />
1 , 2 und 3 zu den Zeiten<br />
0, T und 2 T erzeugt wurden.<br />
c2 < c1<br />
c1<br />
c2<br />
Elementarwellen<br />
Abb.4.9.2 Wellenfronten<br />
1<br />
Momentaufnahme zur Zeit 3T<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1<br />
2<br />
neue Wellenfronten<br />
Einfallende Welle<br />
ϕ1 A B C<br />
λ2<br />
3λ2<br />
Abb.4.9.3 Zum Brechungsgesetz<br />
c2<br />
1<br />
c1<br />
3λ1<br />
n1<br />
n2<br />
D<br />
ϕ2<br />
3<br />
λ1<br />
2<br />
ϕ1 ϕ∗ 1<br />
1<br />
Einfallslot<br />
Ist c die Vakuumlichtgeschwindigkeit und sind εr1 und εr2 die relativen Dielektrizitätskonstanten<br />
der beiden Medien, dann gilt<br />
c1 = c<br />
√ εr1<br />
Mit der Definition des Brechungsindexes<br />
eines Stoffes folgt<br />
c1 = c<br />
n1<br />
und c2 = c<br />
√ εr2<br />
n = √ εr<br />
und c2 = c<br />
Abb.4.9.3 entnimmt man für den Einfallswinkel ϕ1 und den Ausfallswinkel ϕ2<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
sin ϕ1 =<br />
n2<br />
3 λ1<br />
AD , sin ϕ2<br />
3 λ2<br />
=<br />
AD<br />
sin ϕ1<br />
sin ϕ2<br />
= c1<br />
c2<br />
= n2<br />
n1<br />
(Brechungsgesetz)<br />
ϕ2<br />
(4.9.1)<br />
(4.9.2)<br />
(4.9.3)<br />
(4.9.4)<br />
(4.9.5)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 102<br />
Zeichnet man die Elementarwellen in Abb.4.9.3 auch nach oben ein, dann folgt (siehe Aufgaben)<br />
das Reflexionsgesetz:<br />
Aus dem Brechungsgesetz folgt<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
n1<br />
n2<br />
ϕ1 = ϕ ∗ 1<br />
· sin ϕ1 = sin ϕ2 ≤ 1 (4.9.7)<br />
sin ϕ1 ≤ n2<br />
n1<br />
(4.9.8)<br />
(4.9.8) ist immer erfüllt, wenn n2 > n1, d.h. wenn<br />
das Medium 2 optisch dichter ist als das Medium<br />
<br />
PSfrag replacements<br />
1 . Beim Übergang vom optisch dichteren<br />
ins optisch dünnere Medium (z.B. von Wasser in<br />
Luft) tritt Brechung nur dann auf, wenn der Ein-<br />
fallswinkel ϕ1 kleiner ist als der Grenzwinkel ϕg<br />
mit<br />
sin ϕg = n2<br />
n1<br />
(4.9.9)<br />
3<br />
n1<br />
n2<br />
1 1<br />
2 2<br />
ϕg<br />
Abb.4.9.4 Totalreflexion<br />
2<br />
1<br />
(4.9.6)<br />
Für ϕ1 > ϕg gibt es keine gebrochene Welle, d.h. die ganze Energie der einfallenden Welle findet<br />
sich in der reflektierten Welle wieder (Totalreflexion).<br />
n1 < n2 ∧ 0 < ϕ1 < 90 ◦ =⇒ Reflexion und Brechung gleichzeitig<br />
n1 > n2 ∧ 0 < ϕ1 < ϕg =⇒ Reflexion und Brechung gleichzeitig<br />
n1 > n2 ∧ ϕ1 > ϕg =⇒ Totalreflexion<br />
Totalreflexion in Glasprismen wird z.B. verwendet, um Lichtstrahlen in optischen Geräten ver-<br />
lustfrei umzulenken.<br />
3
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 103<br />
4.10 Polarisation<br />
4.10.1 Polarisation mit Polfiltern<br />
Eine elektromagnetische Welle heißt li-<br />
near polarisiert, wenn der Feldstärke-<br />
vektor E seine Schwingungsrichtung nicht<br />
ändert. Die Strahlung eines Dipols ist z.B.<br />
linear polarisiert.<br />
Ein Polarisationsfilter (Polfilter) PSfrag replacements<br />
besteht<br />
aus einem Material, in dem die Elektronen<br />
nur in eine Richtung schwingen können,<br />
d.h. er besteht aus lauter kleinen Dipo-<br />
len. Liegt die Länge dieser Dipole in der<br />
Größenordnung der Wellenlänge der ein-<br />
fallenden Strahlung, dann werden die Di-<br />
pole von der zur Dipolachse parallelen<br />
Komponente E der einfallenden Welle<br />
zum Mitschwingen angeregt. E wird vom<br />
Polfilter also reflektiert (wie an einer Me-<br />
tallwand) und ist somit hinter dem Filter Abb.4.10.1 Polarisationsfilter<br />
nicht mehr vorhanden. Ein Polfilter lässt<br />
also nur den Teil E⊥ der Welle durch, der senkrecht auf den Dipolachsen steht. Die Welle nach<br />
dem Polfilter ist linear polarisiert.<br />
Ee<br />
D<br />
E⊥<br />
ϕ<br />
D<br />
Ee<br />
E <br />
Durchlassrichtung<br />
Elektron<br />
Pol-Filter<br />
Ein Polfilter für Mikrowellen (cm-Bereich) besteht aus einem Gitter von parallelen Drähten.<br />
Polfilter für Licht (400 nm bis 800 nm) werden aus Kunststoffen gefertigt, die aus langgestreckten<br />
Molekülen bestehen, die ein über das ganze Molekül frei bewegliches Elektron besitzen.<br />
Trifft eine linear polarisierte Welle Ee auf ein Polfilter und ist ϕ der Winkel zwischen Ee und der<br />
Durchlassrichtung D, dann gilt für den Betrag des Feldstärkevektors der durchgehenden Welle<br />
Ed = E⊥ = Ee · cos ϕ (4.10.1)<br />
Für die Intensität der durchgehenden Welle gilt dann wegen J ∼ E 2<br />
PSfrag replacements<br />
Natürliches Licht, das alle Polarisationsrichtungen<br />
enthält, wird durch ein Polfilter linear polarisiert. In<br />
Abb.4.10.2 trifft natürliches Licht auf ein Polfilter mit<br />
der Durchlassrichtung D. Danach ist es linear pola-<br />
risiert ( E1 D). Trifft dieses polarisierte Licht jetzt<br />
auf ein weiteres Polfilter, dessen Durchlassrichtung D ′<br />
senkrecht auf D steht, dann ist wegen cos 90 ◦ = 0 die<br />
Welle hinter dem zweiten Filter verschwunden.<br />
Jd = Je · cos 2 ϕ (4.10.2)<br />
ϕ<br />
Pol-Filter<br />
Durchlassrichtung<br />
Elektron<br />
natürliches<br />
Licht<br />
D<br />
E1<br />
Ed<br />
lin. pol.<br />
D⊥ D ′<br />
Abb.4.10.2 gekreuzte Filter<br />
E2 = 0<br />
D ′<br />
c
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN<br />
PSfrag replacements<br />
104<br />
4.10.2 Polarisation durch Reflexion<br />
Eine Welle fällt auf die Grenzfläche zwei-<br />
er Medien mit den Brechungsindizes n1<br />
bzw. n2. Die Elektronen im Medium mit<br />
n2 schwingen in Richtung des Feldstärke-<br />
vektors Ed des gebrochenen Strahls. Diese<br />
schwingenden Elektronen sind kleine Dipo-<br />
le und somit die Ursache für die reflektier-<br />
te Welle. Für einen bestimmten Einfallswin-<br />
kel ϕe = ϕB, den sogenannten Brewster-<br />
Winkel, sind die Achsen dieser Dipole par-<br />
allel zur Richtung der reflektierten Welle<br />
(cd ⊥cr). Da die Intensität der Dipolstrah-<br />
lung in Richtung der Dipolachse Null ist,<br />
gibt es in diesem Fall keine reflektierte Welle.<br />
n1<br />
n2<br />
ce<br />
Ee<br />
Im gezeichneten Fall ist<br />
cr⊥cd, d.h. ϕe = ϕB<br />
ϕe<br />
ϕr<br />
ϕd<br />
cd<br />
Abb.4.10.3 Zum Brewster-Winkel<br />
Aus dem Reflexionsgesetz ϕe = ϕr und Abb.4.10.3 folgt für den Brewster-Winkel<br />
oder<br />
ϕr + ϕd = ϕe + ϕd = ϕB + ϕd = 90 ◦ =⇒ ϕd = 90 ◦ − ϕB (4.10.3)<br />
Aus dem Brechungsgesetz und (4.10.4) folgt<br />
oder endgültig<br />
sin ϕd = sin(90 ◦ − ϕB) = cos ϕB<br />
sin ϕd = cos ϕB = n1<br />
n2<br />
tan ϕB = n2<br />
n1<br />
· sin ϕB<br />
L<br />
Er<br />
Ed<br />
cr<br />
(4.10.4)<br />
(4.10.5)<br />
(4.10.6)<br />
Die von ce und dem Einfallslot L gebildete Ebene nennen wir die Einfallsebene. Fällt jetzt<br />
unpolarisiertes Licht (alle Polarisationsrichtungen vorhanden) unter dem Brewster-Winkel auf<br />
die Grenzfläche (d.h. ϕe = ϕB), dann werden alle zur Einfallsebene parallelen Komponenten der<br />
elektrischen Feldvektoren nicht reflektiert. Der reflektierte Strahl enthält also nur E−Vektoren,<br />
die senkrecht zur Einfallsebene und d<strong>am</strong>it parallel zur Grenzfläche sind. Der reflektierte Strahl<br />
ist also linear polarisiert.<br />
Fällt unpolarisiertes Licht unter dem Brewster-Winkel ϕB<br />
auf die Grenzfläche zweier Medien, dann ist die reflektier-<br />
te Welle linear polarisiert. Der E−Vektor der reflektierten<br />
Welle schwingt dann parallel zur Grenzfläche.
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 105<br />
4.11 Summen von Sinusfunktionen<br />
Die Grundformel für alle Arten von Schwingungsüberlagerungen ist:<br />
sin ϕ =<br />
<br />
x + y<br />
a · sin x + b · sin y = A · sin + ϕ<br />
2<br />
mit A = a 2 + b 2 + 2 a b cos(y − x) ,<br />
b − a<br />
A<br />
· sin y − x<br />
2<br />
und cos ϕ =<br />
b + a<br />
A<br />
· cos y − x<br />
2<br />
Für die Überlagerung gleichfrequenter Sinusschwingungen mit beliebigen Phasen gilt:<br />
n<br />
ak · sin(ωt + ϕk) = A · sin(ωt + Φ)<br />
k=1<br />
<br />
<br />
n<br />
mit A = <br />
sin Φ =<br />
n<br />
k=1<br />
ak sin ϕk<br />
k=1<br />
A<br />
ak sin ϕk<br />
n−1 <br />
sin<br />
sin(k ϕ) =<br />
k=0<br />
n−1 <br />
sin<br />
cos(k ϕ) =<br />
k=0<br />
2<br />
+<br />
n<br />
k=1<br />
und cos Φ =<br />
n ϕ<br />
2<br />
n ϕ<br />
2<br />
ak cos ϕk<br />
n<br />
(n − 1)ϕ<br />
· sin<br />
2<br />
sin ϕ<br />
2<br />
(n − 1)ϕ<br />
· cos<br />
2<br />
sin ϕ<br />
2<br />
2<br />
ak cos ϕk<br />
k=1<br />
A<br />
,<br />
(4.11.1)<br />
(4.11.2)<br />
(4.11.3)<br />
Für die Überlagerung gleichfrequenter Schwingungen mit gleicher Amplitude und äquidistanten<br />
Phasen ϕk = k · ϕ folgt aus (4.11.2) und (4.11.3):<br />
n−1<br />
a · sin(ωt + k ϕ) = A · sin(ωt + Φ)<br />
k=0<br />
n ϕ<br />
a sin<br />
mit A = 2<br />
sin ϕ<br />
2<br />
und Φ =<br />
(n − 1) ϕ<br />
2<br />
(4.11.4)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 106<br />
4.<strong>12</strong> Überlagerung von zwei gleichfrequenten Wellen<br />
Wir untersuchen die Überlagerung<br />
zweier gleichfrequenter Wellen<br />
und<br />
u1 = a sin(kx − PSfrag ωt) replacements<br />
(4.<strong>12</strong>.1)<br />
u2 = b sin(kx − ωt + Φ) (4.<strong>12</strong>.2)<br />
δ<br />
Abb.4.<strong>12</strong>.1 Gangunterschied<br />
mit der Phasendifferenz Φ. Da sich die Wellen mit der gleichen Geschwindigkeit ausbreiten sol-<br />
len, folgt aus der Gleichheit der Frequenzen auch die Gleichheit der Wellenlängen. Den kürzesten<br />
Abstand zweier Wellenberge nennt man den Gangunterschied der beiden Wellen.<br />
Dem Gangunterschied λ entspricht die Phasendifferenz 2π, d.h.<br />
δ Φ<br />
=<br />
λ 2π<br />
Aus (4.11.1) folgt für die Amplitude der Überlagerung u = u1 + u2<br />
(4.<strong>12</strong>.3)<br />
A = a 2 + b 2 + 2 a b cos Φ (4.<strong>12</strong>.4)<br />
Die Intensitäten der Wellen sind proportional zum Quadrat ihrer Amplituden, d.h.<br />
J1 = α · a 2<br />
Für elektromagnetische Wellen ist nach (4.8.18)<br />
, J2 = α · b 2 und J = α · A 2<br />
α = 1√<br />
εr · ε0 · c0<br />
2<br />
Mit (4.<strong>12</strong>.4) erhält man für die Intensität der resultierenden Welle<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
(4.<strong>12</strong>.5)<br />
(4.<strong>12</strong>.6)<br />
J = α · A 2 = α · a 2 + α · b 2 + 2 √ α a 2 α b 2 cosΦ (4.<strong>12</strong>.7)<br />
J = J1 + J2 + 2 J1 J2 · cos Φ (4.<strong>12</strong>.8)<br />
Für den Spezialfall zweier gleichstarker Wellen (a = b) erhält man<br />
und aus (4.<strong>12</strong>.8)<br />
A = 2 a 2 + 2 a 2 cos Φ = a √ 2 √ 1 + cos Φ = a √ 2<br />
<br />
<br />
A = 2 a <br />
Φ<br />
cos <br />
2 <br />
2 Φ<br />
J = 2 J1 + 2 J1 cos Φ = 2 J1 · 2 cos<br />
2<br />
2 Φ<br />
J = 4 J1 · cos<br />
2<br />
<br />
Φ<br />
2 cos2 2<br />
(4.<strong>12</strong>.9)<br />
(4.<strong>12</strong>.10)<br />
(4.<strong>12</strong>.11)<br />
(4.<strong>12</strong>.<strong>12</strong>)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 107<br />
PSfrag replacements<br />
4.13 Zweistrahlinterferenzen<br />
Die Überlagerung der Wellen<br />
von mehreren Sendern nennt<br />
man Interferenz. Wir betrach-<br />
ten zwei gleichphasig schwin-<br />
gende Sender an den Or-<br />
<br />
d<br />
d<br />
ten S1 0 | 2 und S2 0 | − 2 .<br />
Beide Sender sollen in der xy-<br />
Ebene in alle Richtungen gleich<br />
stark strahlen (z.B. zwei Dipole,<br />
y<br />
S1<br />
S2<br />
ϕ<br />
r1<br />
r2<br />
Abb.4.13.1 Zwei Sender<br />
deren Achsen parallel zur z-Achse sind und die vom gleichen Generator gespeist werden). Der<br />
Gangunterschied δ der beiden Wellen im Punkt P(x|y) ist<br />
<br />
δ = r2 − r1 = x2 <br />
+ y + d<br />
<br />
<br />
2<br />
− x<br />
2<br />
2 <br />
+ y − d<br />
2 2<br />
P<br />
x<br />
S1<br />
ϕ<br />
d<br />
S2<br />
ϕ<br />
δ<br />
P<br />
P<br />
(4.13.1)<br />
Ist P sehr weit von den Sendern entfernt (OP ≫ d), dann ist S1P ungefähr parallel zu S2P und<br />
es gilt δ = d · sin ϕ (4.13.2)<br />
Zeige zur Übung, dass (4.13.2) mit Hilfe der linearen Näherung aus (4.13.1) folgt!<br />
Die aus den beiden Teilwellen resultierende Welle hat maximale Intensität, wenn zwei Wellen-<br />
berge zus<strong>am</strong>mentreffen, d.h. wenn der Gangunterschied ein(4.13.2) ganzzahliges Vielfaches der<br />
Wellenlänge ist. Die Intensität ist dagegen minimal, wenn ein Wellenberg der einen Welle auf<br />
ein Tal der anderen Welle trifft, d.h. wenn der Gangunterschied ein Vielfaches einer ganzen plus<br />
einer halben Wellenlänge ist:<br />
Maximum ν-ter Ordnung = { P | δ = ν · λ ∧ ν ∈ }<br />
Minimum ν-ter Ordnung = { P | δ = ν + 1<br />
<br />
2 · λ ∧ ν ∈ }<br />
Für OP ≫ d folgt aus (4.13.2) und (4.13.3):<br />
Maximum ν-ter Ordnung : sin ϕν = ν · λ<br />
d<br />
Minimum ν-ter Ordnung :<br />
<br />
sin ϕν = ν + 1<br />
<br />
2<br />
· λ<br />
d<br />
(4.13.3)<br />
(4.13.4)<br />
Für OP ≫ d und gleich starke Sender sind die Intensitäten der beiden Einzelwellen <strong>am</strong> Ort<br />
P gleich, d.h. J1(P) = J2(P). Aus (4.<strong>12</strong>.3), (4.<strong>12</strong>.<strong>12</strong>) und (4.13.2) folgt für die Intensität der<br />
resultierenden Welle im Punkt P:<br />
J(P) = 4 J1(P) · cos 2<br />
<br />
π d sin ϕ<br />
λ<br />
(4.13.5)
g replacements<br />
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 108<br />
Doppelspalt<br />
Abb.4.13.2 Doppelspalt mit Licht<br />
Schirm<br />
Abb.4.13.2 zeigt die Realisierung von zwei gleichpha-<br />
sigen Sendern mit Licht. Das Auftreten eines Inten-<br />
sitätsmaximums im geometrischen Schattenraum bei<br />
ξ = 0 auf dem Schirm zeigt, dass sich Licht wie ei-<br />
ne Welle ausbreitet. D<strong>am</strong>it und mit der altbekannten<br />
Tatsache<br />
ξ<br />
PSfrag replacements<br />
c =<br />
J<br />
1<br />
√ ε0 µ0<br />
ν = 2<br />
ν = 1<br />
ν = 0<br />
Abb.4.13.3 Kreiswellen<br />
ν = 1<br />
ν = 2<br />
(4.13.6)<br />
ist eindeutig nachgewiesen, dass es sich bei Licht um eine elektromagnetische Welle handelt.<br />
Abb.4.13.3 zeigt, wie man die Orte maximaler Intensität bei zwei gleichphasigen Sendern kon-<br />
struieren kann. Jeder Kreis gibt die Lage der Maxima der Einzelwellen an.<br />
PSfrag replacements<br />
S1 S2<br />
ϕ = 0<br />
Abb.4.13.4 Intensität beim Doppelspalt (mit MAPLE erzeugt)<br />
Abb.4.13.4 veranschaulicht die Intensitätsverteilung von zwei gleich starken Sendern, wobei die<br />
Intensitätsabnahme, bedingt durch das 1<br />
r 2 −Gesetz, nicht berücksichtigt ist.
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 109<br />
4.14 Das optische Gitter<br />
Trifft ein paralleler Lichtstrahl (ebene Welle!) auf<br />
einen n-fach-Spalt (optisches Gitter), dann wirken<br />
die Spalte wie n gleichphasige Sender. Für OP ≫<br />
S1Sn sind die Geraden S1P bis SnP fast parallel<br />
und der Gangunterschied zwischen benachbarten<br />
Strahlen ist δ = d · sin ϕ. Der Gangunterschied des<br />
µ−ten Strahls zum nullten Strahl ist dann<br />
PSfrag replacements<br />
δµ = µ d sin ϕ = µ · δ1<br />
(4.14.1)<br />
Die Phase des µ−ten Strahls relativ zum nullten<br />
Strahl ist wegen (4.<strong>12</strong>.3)<br />
oder<br />
Φµ =<br />
2 π δµ<br />
λ<br />
Φµ = µ · Φ mit Φ =<br />
= 2 π µ d sin ϕ<br />
λ<br />
2 π d sin ϕ<br />
λ<br />
(4.14.2)<br />
(4.14.3)<br />
Unter unserer Voraussetzung OP ≫ S1Sn und der<br />
weiteren Annahme gleich starker Sender lautet die<br />
Gleichung der µ−ten Welle<br />
Eµ = a · sin(kx − ωt + Φµ) (4.14.4)<br />
S1<br />
O<br />
Sn<br />
S1<br />
d<br />
d<br />
d<br />
d<br />
Sn<br />
ϕ<br />
ϕ<br />
ϕ<br />
d sin ϕ<br />
(n − 1)d sin ϕ<br />
Abb.4.14.1 n Sender<br />
n−1 <br />
Nach (4.11.4) hat die resultierende Welle E = Eµ die Amplitude<br />
µ=0<br />
<br />
<br />
sin<br />
A = a · <br />
<br />
n Φ<br />
2<br />
sin Φ<br />
2<br />
Nehmen wir noch an, dass alle Sender isotrop strahlen, dann ist<br />
die Intensität J0 der Einzelsender auf einem Kreis mit Radius r<br />
um den Gittermittelpunkt konstant:<br />
J0 = α · a 2<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(4.14.6)<br />
Für die Intensität J(ϕ) = α · A 2 der resultierenden Welle auf dem<br />
Kreis gilt dann mit (4.14.5), (4.14.6) und (4.14.3)<br />
J(ϕ) = J0 ·<br />
n π d sin ϕ<br />
sin2 λ<br />
2 π d sin ϕ<br />
sin λ<br />
PSfrag replacements<br />
(4.14.7)<br />
ϕ<br />
Abb.4.14.2<br />
r<br />
P<br />
0<br />
1<br />
2<br />
n − 1<br />
(4.14.5)<br />
Ist der Gangunterschied zwischen benachbarten Strahlen ein ganzzahliges Vielfaches der Wel-<br />
lenlänge, dann treffen von allen Wellen die Berge aufeinander (alle Teilstrahlen gleichphasig)<br />
J(ϕ)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 110<br />
und es entsteht die maximale Intensität der resultierenden Welle:<br />
Für ϕν mit δ = d sin ϕν = ν · λ ist A(ϕν) = n · a und J(ϕν) = n 2 · J0 (4.14.8)<br />
(Hauptmaxima)<br />
J(ϕν) = n 2 · J0 folgt auch aus (4.14.7) mit der Regel von de l’Hospital.<br />
Für die Nullstellen von (4.14.7) findet man aus<br />
die Bedingung<br />
n π d sin ϕ<br />
λ<br />
d sin ϕν = ν<br />
· λ mit<br />
n<br />
= ν · π (4.14.9)<br />
(n − 1 Nullstellen zwischen zwei Hauptmaxima)<br />
ν<br />
n<br />
/∈ (4.14.10)<br />
ν darf kein ganzzahliges Vielfaches von n sein, da sich sonst die Bedingung für ein Hauptma-<br />
ximum ergäbe! Da die Intensität überall größer als Null ist, muss zwischen zwei Nullstellen ein<br />
Maximum von J(ϕ) liegen.<br />
Mit der Substitution<br />
geht (4.14.7) über in<br />
mit der Gitterfunktion<br />
Zwischen zwei Hauptmaxima gibt es n − 2 Nebenmaxima. (4.14.11)<br />
x :=<br />
π d sin ϕ<br />
λ<br />
(4.14.<strong>12</strong>)<br />
J(x) = J0 · f(x) (4.14.13)<br />
f(x) = sin2 nx<br />
sin 2 x<br />
Hauptmaxima von f bei x = ν · π, Nullstellen bei x = ν ν<br />
· π mit<br />
n n<br />
16<br />
14<br />
<strong>12</strong><br />
10<br />
y 8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
-1 0<br />
1 2<br />
x<br />
3 4<br />
Abb.4.14.3 f(x) mit n = 4<br />
100<br />
80<br />
60<br />
y<br />
40<br />
20<br />
/∈ und lim<br />
x→νπ = n2 .<br />
(4.14.14)<br />
-1 0<br />
1 2<br />
x<br />
3 4<br />
Abb.4.14.4 f(x) mit n = 10<br />
Genauere Untersuchungen der Gitterfunktion (z.B. mit MAPLE) ergeben, dass ca. 90 % der<br />
Energie in die Hauptmaxima gestreut werden.
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 111<br />
4.15 Beugung<br />
Paralleles Licht fällt auf einen Spalt der<br />
Breite a. Nach dem Huygens’schen Prin-<br />
zip kann jeder Punkt des Spalts als Aus-<br />
gangspunkt einer kugelförmigen Elemen-<br />
tarwelle angesehen werden. Von jeder zu b<br />
parallelen Strecke des Spaltes PSfraggeht replacements dann<br />
eine zylinderförmige Elementarwelle aus<br />
(Einhüllende aller von der Strecke ausge-<br />
henden Kugelwellen). Wir denken uns den<br />
Spalt in n äquidistante Sender mit dem<br />
gegenseitigen Abstand d = a<br />
n<br />
zerlegt und<br />
führen dann den Grenzübergang n → ∞<br />
aus.<br />
Das Huygens’sche Prinzip macht keine Aussage über<br />
die Intensität der Elementarwellen.<br />
d<br />
S1<br />
Sn<br />
Abb.4.15.1 Spalt<br />
J ′ = Intensität einer Elementarwelle im PSfrag Abstand replacements L<br />
J0 = Ges<strong>am</strong>tintensität für ϕ = 0 im Abstand L<br />
Unabhängig von n muss J0 konstant sein, da der Spalt<br />
ja nur gedanklich in n Sender zerlegt wird! J0 ist eine<br />
messbare Größe, J ′ nicht!<br />
Mit (4.14.8) folgt für die Intensität einer Elementarwelle<br />
J ′ = J0<br />
n 2<br />
d<br />
d<br />
a<br />
Abb.4.15.2<br />
Aus (4.14.7) und (4.15.1) folgt dann für die Ges<strong>am</strong>tintensität der n Sender<br />
Mit<br />
und der Definition<br />
folgt<br />
und<br />
Jn(ϕ) = J0<br />
n 2 · sin2 nx<br />
sin 2 x<br />
Mit der Regel von de l’Hospital folgt<br />
<br />
0<br />
lim =<br />
n→∞ 0<br />
u :=<br />
d = a<br />
n<br />
mit x =<br />
a π sin ϕ<br />
λ<br />
x = u<br />
n<br />
Jn(ϕ) = J0<br />
n2 · sin2 u<br />
2 u = J0 · sin<br />
sin 2 u ·<br />
1<br />
n<br />
sin u<br />
n<br />
n<br />
= lim<br />
n→∞<br />
− 1<br />
n 2<br />
− u<br />
n 2 · cos u<br />
n<br />
a<br />
d π sin ϕ<br />
λ<br />
<br />
1<br />
n<br />
sin u<br />
n<br />
2 = lim<br />
n→∞<br />
1<br />
u cos u<br />
n<br />
L<br />
ϕ<br />
= 1<br />
u<br />
a<br />
b<br />
J(0) = J0<br />
(4.15.1)<br />
(4.15.2)<br />
(4.15.3)<br />
(4.15.4)<br />
(4.15.5)<br />
(4.15.6)<br />
(4.15.7)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 1<strong>12</strong><br />
Aus (4.15.6) und (4.15.7) folgt dann für die Intensitätsverteilung <strong>am</strong> Spalt<br />
J(ϕ) = lim<br />
n→∞ Jn(ϕ) = J0 · sin2 u<br />
u 2<br />
mit u =<br />
J(0) ist nicht definiert, aber es gilt wegen ϕ → 0 =⇒ u → 0<br />
D<strong>am</strong>it ist endgültig<br />
⎧<br />
⎨<br />
J(ϕ) =<br />
⎩<br />
lim<br />
ϕ→0 J(ϕ) = J0<br />
<br />
· lim<br />
u→0<br />
J0 · sin2 u<br />
u 2 für ϕ = 0<br />
Für die Nullstellen ϕν von J(ϕ) gilt<br />
u = ν · π =⇒<br />
Abb.4.15.3 entnimmt man:<br />
J0 für ϕ = 0<br />
a π sin ϕν<br />
λ<br />
2 sin u<br />
= J0 · 1 = J0<br />
u<br />
mit u =<br />
a π sin ϕ<br />
λ<br />
a π sin ϕ<br />
λ<br />
= ν · π PSfrag(4.15.11) replacements<br />
a sin ϕν = ν · λ , ν = 0 (4.15.<strong>12</strong>)<br />
Bei der Beugung <strong>am</strong> Spalt ist die Intensität Null,<br />
wenn der Gangunterschied der Randstrahlen<br />
ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge ist.<br />
(4.15.13)<br />
a ϕν<br />
ϕν<br />
a sin ϕν<br />
Abb.4.15.3<br />
(4.15.8)<br />
(4.15.9)<br />
(4.15.10)<br />
Randstrahlen<br />
Zur Bestimmung der Intensitätsmaxima bei der Beugung <strong>am</strong> Spalt setzen wir die Ableitungen<br />
der Funktion<br />
gleich Null:<br />
g(u) = sin2 u<br />
u 2<br />
Aus sin u = 0 folgen die Nullstellen, d.h. die Minima<br />
von J. Für die Maxima ergibt sich<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
(4.15.14)<br />
dg 2 sin u · (u cos u − sin u)<br />
=<br />
du u3 = 0 (4.15.15)<br />
u cos u = sin u (4.15.16)<br />
PSfrag replacements<br />
tan u = u (4.15.17)<br />
(Bedingung für Maxima)<br />
Das Hauptmaximum (Maximum nullter Ordnung)<br />
liegt bei u = 0 und somit bei ϕ = 0.<br />
π<br />
1<br />
Abb.4.15.4<br />
Abb.4.15.4 entnimmt man die recht brauchbare Näherungsbedingung für die Nebenmaxima:<br />
<br />
uν ≈ ν + 1<br />
<br />
· π (4.15.18)<br />
2<br />
tan u<br />
π<br />
u<br />
u
g replacements<br />
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 113<br />
und d<strong>am</strong>it<br />
a · sin ϕν ≈<br />
<br />
ν + 1<br />
<br />
· λ (4.15.19)<br />
2<br />
(Bedingung für Nebenmaxima)<br />
Für das Maximum ν−ter Ordnung folgt aus (4.15.18)<br />
d.h. für die Höhe der Nebenmaxima gilt<br />
J1 ≈ J0<br />
22<br />
J(ϕν) = Jν ≈ J0<br />
u 2 ν<br />
, J2 ≈ J0<br />
62<br />
sin uν ≈ ±1 (4.15.20)<br />
≈<br />
J0<br />
<br />
1 2<br />
ν + 2 π2 , J3 ≈ J0<br />
<strong>12</strong>8<br />
(4.15.21)<br />
u.s.w. (4.15.22)<br />
Die Intensitätsformel (4.14.7) für das Gitter gilt nur, wenn die einzelnen Sender isotrop strah-<br />
len. In Wirklichkeit ist jeder Sender ein Spalt der Breite a und J0 in (4.14.7) muss durch die<br />
Spaltfunktion (4.15.10) ersetzt werden:<br />
Wegen u =<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
J(x) = J0 · sin2 u<br />
u 2 · sin2 nx<br />
sin 2 x<br />
0<br />
−30<br />
a x<br />
d<br />
gilt dann<br />
mit x = π d sin ϕ<br />
λ<br />
J(x) = J0 · n2 d2 a2 · sin2 <br />
ax<br />
d<br />
x2 ·<br />
<br />
B(x)<br />
sin2 nx<br />
n2 sin2 x<br />
G(x)<br />
−20<br />
−10<br />
0<br />
und u =<br />
mit x =<br />
Abb.4.15.5 Gitterintensität für n = 6, a = 0,2 mm und d = 0,9 mm<br />
10<br />
π d sin ϕ<br />
λ<br />
π a sin ϕ<br />
λ<br />
20<br />
30<br />
(4.15.23)<br />
(4.15.24)
PSfrag replacements<br />
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 114<br />
4.16 Das elektromagnetische Spektrum<br />
Spalt Linse Gitter<br />
Bogenl<strong>am</strong>pe<br />
Abb.4.16.1 Erzeugung eines Spektrums<br />
L<br />
Schirm<br />
xv1<br />
xr1<br />
weißer Fleck<br />
violett<br />
rot<br />
violett<br />
rot<br />
1. Ordnung<br />
2. Ordnung<br />
Der in Abb.4.16.1 dargestellte Versuch (das Gitter hat 570 Linien<br />
mm , L = 2,00 m) liefert für die<br />
Ränder des Spektrums 1. Ordnung xv1 = 47 cm und xr1 = 102 cm. D<strong>am</strong>it folgt aus<br />
tan ϕ = x 1 mm<br />
, d =<br />
L 570<br />
für die Wellenlängen des sichtbaren Lichts:<br />
400 nm<br />
<br />
violett<br />
<<br />
≈ λ < ≈ 800 nm rot<br />
und λ = d sin ϕ (4.16.1)<br />
Vereinigt man die Spektralfarben mit einer Linse, so entsteht wieder weißes Licht:<br />
Weißes Licht ist ein Gemisch aller Wellenlängen des sichtbaren Lichts!<br />
(4.16.2)<br />
Isolierte Atome (stark verdünnte Gase) senden Licht mit diskreten Wellenlängen aus, man erhält<br />
dann mit obiger Anordnung ein Linienspektrum. Atome mit starker Wechselwirkung zu den<br />
Nachbaratomen (dichte Gase, Festkörper) senden ein Gemisch sehr vieler Wellenlängen aus, man<br />
erhält ein kontinuierliches Spektrum.<br />
Jede beschleunigte Ladung sendet<br />
PSfrag<br />
elektroma-<br />
replacements<br />
gnetische Wellen aus. Werden sehr schnelle Elek-<br />
tronen (fast Lichtgeschwindigkeit) in Materie<br />
abgebremst, dann senden sie eine kurzwellige<br />
Strahlung aus, die sogenannte Röntgenstrah-<br />
lung. Wenn elektromagnetische Strahlung auf<br />
Materie trifft, treten komplizierte Wechselwir-<br />
kungsprozesse mit den Atomen auf, die nur mit<br />
Hilfe der Quantenmechanik beschrieben werden<br />
<strong>12</strong> V ∼<br />
Glühdraht<br />
+<br />
U<br />
(Beschleunigungsspannung)<br />
Abb.4.16.2 Röntgenröhre<br />
v<br />
Strahlung<br />
können. Im wesentlichen kann die einfallende Strahlungsenergie entweder nicht beeinflusst, ab-<br />
sorbiert (Umwandlung in Wärme) oder gestreut (kuzzeitige Absorption und anschließendes Aus-<br />
senden in eine beliebige Richtung) werden. Einen guten Überblick über das Wechselwirkungs-<br />
verhalten der Strahlung mit einem bestimmten Material liefern Resonanzkurven, in denen z.B.<br />
die absorbierte Energie in Abhängigkeit von der Wellenlänge oder Frequenz aufgetragen wird<br />
(Beispiele siehe Abb.4.16.3).
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 115<br />
Überblick über das elektromagnetische Spektrum<br />
λ<br />
m N<strong>am</strong>e Erzeugung Anwendung<br />
↑ Niederfrequenz ↑ ↑ Generatoren ↑<br />
10 4 Mikrofone<br />
10 3 Langwelle<br />
10 2 Mittelwelle Rundfunk<br />
10 1 Kurzwelle Schwingkreis<br />
10 0 UKW<br />
10 −1 Dezimeterwellen<br />
10 −2<br />
10 −3 Mikrowellen Klystron<br />
10 −4<br />
PSfrag replacements<br />
Fernsehen<br />
Radar<br />
Herd<br />
10−5 Infrarot Medizin<br />
10−6 (Temperaturstrahlung)<br />
Atome<br />
(Wärme)<br />
10−7 sichtbares Licht<br />
10−8 UV<br />
10−9 Röntgenröhre Medizin<br />
10−10 Röntgenstrahlung (Diagnostik)<br />
10−11 Beschleuniger<br />
10−<strong>12</strong> Materialprüfung<br />
Atomkerne<br />
10−13 G<strong>am</strong>mastrahlung<br />
Teilchenvernichtung<br />
10 −14 ↓ ↓ Höhenstrahlung<br />
10 −15 ↓ ↓<br />
absorbierte Energie<br />
dunstige Luft<br />
sichtbar<br />
absorbierte Energie<br />
Knochen<br />
Muskeln, Haut<br />
10 λ<br />
m<br />
−3 10−4 10−5 10−6 10−7 10−7 10−8 10−8 10−10 10−<strong>12</strong> Infrarotfotografie<br />
Röntgendiagnostik<br />
Abb.4.16.3 Resonanzkurven<br />
λ<br />
m
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 116<br />
4.17 Beugung von Röntgenstrahlen an Kristallen<br />
In Kristallen sind die Atome in einem re-<br />
gelmäßigen Gitter angeordnet. Für jeden<br />
Kristall gibt es einen Satz von drei Vektoren<br />
mit folgenden Eigenschaften:<br />
PSfrag replacements<br />
• Verschiebt man den ganzen (unendlich<br />
groß gedachten) Kristall um den Vek-<br />
tor x = ia + j b + k c mit i, j, k ∈ ,<br />
dann geht er in sich selbst über.<br />
• a , b und c sind die ” kleinsten“ Vekto-<br />
ren mit dieser Eigenschaft.<br />
c<br />
<br />
γ<br />
b<br />
β<br />
a<br />
Abb.4.17.1 Kristallgitter<br />
Den durch a , b und c aufgespannten Spat nennt man eine Elementarzelle des Gitters. Die<br />
PSfrag<br />
Struktur<br />
replacements<br />
einer Elementarzelle kann viel komplizierter sein als in Abb.4.17.1.<br />
Trifft eine elektromagnetische Welle auf den Kristall, dann schwingen die Elektronen der Atome<br />
mit und senden ihrerseits wieder eine Welle der gleichen Frequenz (und somit auch der gleichen<br />
Wellenlänge) aus. Die volle Theorie der Beugung von Röntgenstrahlen an Kristallen wurde von<br />
Max v. Laue entwickelt. Wir betrachten den vereinfachten Fall einer Atomanordnung wie in<br />
Abb.4.17.1 mit β = γ = 90 ◦ , d.h. b steht senkrecht auf a und c. Weiter betrachten wir zunächst<br />
einen Strahl, dessen Einfallsebene parallel zu der von a und c aufgespannten Ebene ist (siehe<br />
Abb.4.17.2).<br />
V<br />
c<br />
Q<br />
α<br />
a<br />
P ϕ<br />
α T<br />
Abb.4.17.2 Interferenz <strong>am</strong> Kristallgitter<br />
Der Gangunterschied von Strahl <br />
2 relativ zu Strahl 1 ist<br />
γ<br />
s<br />
ξ<br />
α<br />
V<br />
ψ<br />
R<br />
ϕ<br />
S<br />
1<br />
D<br />
d<br />
2<br />
3<br />
1. Netzebene<br />
2. Netzebene<br />
δ21 = PT · (cos α − cos ϕ) = D · (cos α − cos ϕ) (4.17.1)
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 117<br />
Würde die einfallende Welle nur an der er-<br />
sten Netzebene (oberste Atomschicht) reflek-<br />
tiert, dann hätten wir als Bedingung für Inter-<br />
ferenzmaxima<br />
cos α − cos ϕ = µ · λ<br />
D<br />
PSfrag replacements<br />
(4.17.2)<br />
Ist λ ≫ D (es genügt schon λ > 2 D), dann ist<br />
(4.17.2) nur für µ = 0 erfüllbar (warum?), d.h.<br />
es gilt das Reflexionsgesetz (ϕ = α) oder der<br />
einfallende Strahl geht geradlinig weiter. Dies<br />
µ = 1<br />
µ = 1<br />
µ = 1<br />
µ = 2<br />
α ϕ<br />
µ = 1<br />
oberste Netzebene oder Reflexionsgitter<br />
µ = 0 (ϕ = α)<br />
µ = −1<br />
µ = −2<br />
Abb.4.17.3 Reflexion an nur einer Netzebene<br />
gilt sicher für sichtbares Licht (400 nm < λ < 800 nm), da die Atomabstände in der Größenord-<br />
nung 1 nm liegen. An der ersten Netzebene wird nur ein Teil der einfallenden Welle reflektiert.<br />
Vom durchgehenden Strahl wird wieder ein Teil an der zweiten Netzebene reflektiert u.s.w. Für<br />
die Maxima der reflektierten Strahlen muss dann neben (4.17.2) auch noch der Gangunterschied<br />
zwischen den Strahlen 3 und <br />
1 ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge sein:<br />
mit s = d<br />
cos ψ<br />
δ31 = QR + RS = s · (sin γ + sin ξ) = ν · λ (4.17.3)<br />
, tan ψ = V<br />
d<br />
Mit den Additionstheoremen und (4.17.4) folgt aus (4.17.3)<br />
, γ = α + ψ und ξ = ϕ − ψ (4.17.4)<br />
2 d γ + ξ γ − ξ<br />
ν · λ = · sin · cos<br />
cos ψ 2 2 =<br />
<br />
2 d α + ϕ α − ϕ<br />
= · sin · cos + ψ =<br />
cos ψ 2<br />
2<br />
<br />
<br />
2 d α + ϕ α − ϕ<br />
α − ϕ<br />
= · sin · cos · cos ψ − sin · sin ψ =<br />
cos ψ 2<br />
2<br />
2<br />
<br />
<br />
α + ϕ α − ϕ α + ϕ α − ϕ<br />
= 2 d · sin · cos − sin · sin · tan ψ =<br />
2 2 2 2<br />
<br />
= d · sin α + sin ϕ + V<br />
<br />
· (cos α − cos ϕ) =<br />
d<br />
<br />
<br />
(4.17.2)<br />
µ λ V<br />
= d · sin α + sin ϕ +<br />
D d<br />
Aus (4.17.2) und (4.17.2) folgen somit die Bedingungen für Maxima:<br />
cos α − cos ϕ = µ · λ<br />
=: A<br />
D<br />
sin α + sin ϕ<br />
und<br />
=<br />
<br />
ν − µ · V<br />
<br />
·<br />
D<br />
λ<br />
=: B<br />
d<br />
(4.17.5)<br />
(4.17.6)<br />
Bei der Reflexion an nur einer Netzebene oder <strong>am</strong> Reflexionsgitter gibt es zu jedem Einfalls-<br />
winkel α einen oder mehrere Reflexe, da nur die eine Gleichung (4.17.2) erfüllt sein muss. Beim<br />
Kristall müssen beide Gleichungen (4.17.6) erfüllt sein und es gibt nur für einige Einfallswinkel<br />
reflektierte Strahlen.
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 118<br />
Für Reflexe mit α = ϕ (µ = 0) vereinfacht sich das<br />
System (4.17.6) zur Formel von Bragg:<br />
2 d sin ϕ = ν · λ (4.17.7)<br />
PSfrag replacements<br />
Nur für Einfallswinkel, die (4.17.7)<br />
erfüllen ( ” Glanzwinkel“) gibt es reflek-<br />
tierte Strahlen nach dem Reflexionsgesetz!<br />
Die Bragg’sche Formel folgt auch direkt aus Abb.4.17.4.<br />
Zur Lösung des Systems (4.17.6) werden beide Gleichun-<br />
gen quadriert, addiert und mit dem Pythagoras der Tri-<br />
gonometrie (sin 2 x + cos 2 x = 1) vereinfacht zu<br />
Aus (4.11.1) folgt mit cos α = sin(α + π<br />
2 )<br />
oder<br />
B sin α + A cos α = A2 + B 2<br />
sin(α + Ψ) = 1<br />
2 · A2 + B2 mit tan Ψ = A<br />
B<br />
<br />
1<br />
α = arcsin<br />
2 · A2 + B2 <br />
− arctan A<br />
B<br />
A = µ · λ<br />
D<br />
mit<br />
und B =<br />
2<br />
ϕ<br />
ϕ ϕ<br />
Abb.4.17.4 Zur Bragg’schen Formel<br />
<br />
ν − µ · V<br />
<br />
·<br />
D<br />
λ<br />
d<br />
Aus (4.17.7) folgt wegen | cos α − cos ϕ| ≤ 2 die Abschätzung<br />
2 D<br />
−<br />
λ<br />
≤ µ ≤ 2 D<br />
λ<br />
d<br />
ϕ<br />
1<br />
2<br />
(4.17.8)<br />
(4.17.9)<br />
(4.17.10)<br />
(4.17.11)<br />
Abb.4.17.2 entnimmt man δ > 0 und d<strong>am</strong>it ν ≥ 1. Aus (4.17.9) folgt A 2 + B 2 ≤ 4 und daraus<br />
nach einiger Rechnung<br />
µ V<br />
D<br />
− d ·<br />
4<br />
λ<br />
2 − µ2<br />
µ V<br />
≤ ν ≤ + d ·<br />
D2 D<br />
<br />
4 µ2<br />
−<br />
λ2 D2 Als Beispiel betrachten wir einen KCl-Kristall mit einem kubischen Gitter mit<br />
D = 0,315 nm , d = 0,315 nm , V = 0,<br />
(4.17.<strong>12</strong>)<br />
der mit Röntgenstrahlung der Wellenlänge λ = 0,15418 nm bestrahlt wird. µ liegt wegen (4.17.11)<br />
zwischen −4 und 4. Für µ = −1 folgt aus (4.17.<strong>12</strong>) −3 ≤ ν ≤ 3 und wegen der Zusatzbedingung<br />
ν ≥ 1 endgültig 1 ≤ ν ≤ 3. Da die Gleichungen (4.17.6) zur Herleitung von (4.17.10) qua-<br />
driert wurden, ging Information verloren. Nicht jeder Wert von (4.17.10) muss also Lösung von<br />
(4.17.6) sein, d.h. es ist eine Probe notwendig. Für µ = −1 und ν = 1 folgt aus (4.17.10)<br />
B = −A = 0,48946 und α = 65,249 ◦ . Aus der ersten Gleichung von (4.17.6) folgt dann<br />
ϕ = arccos(cos α − A) = 24,751 ◦ . Einsetzen von α und ϕ in die zweite Gleichung von (4.17.6)<br />
liefert einen Widerspruch (sin α + sin ϕ = 1,327 = B), d.h. keine Lösung für das Paar µ = −1,<br />
ν = 1. Ein CAS (z.B. MAPLE) kann man so progr<strong>am</strong>mieren, dass es für alle nach (4.17.11) und
KAPITEL 4. ELEKTROMAGNETISCHE SCHWINGUNGEN UND WELLEN 119<br />
(4.17.<strong>12</strong>) möglichen Wertepaare (µ, ν) die Winkel α und<br />
ϕ berechnet und nur diejenigen ausgibt, für die die Pro-<br />
be stimmt. Das Ergebnis für unseren KCl-Kristall ist in<br />
nebenstehender Tabelle zus<strong>am</strong>mengefaßt.<br />
Zur experimentellen Ermittlung der Winkel gibt es die<br />
Drehkristall- und die Pulvermethode.<br />
Bei der Drehkri-<br />
PSfrag replacements<br />
stallmethode wird<br />
der Detektor im-<br />
mer um den dop-<br />
pelten Winkel ge-<br />
dreht wie der Kri-<br />
stall. D<strong>am</strong>it wer-<br />
den nur diejeni-<br />
Röntgenquelle<br />
α<br />
Detektor<br />
α<br />
2α<br />
Kristall<br />
Abb.4.17.5 Drehkristallmethode<br />
gen Reflexe, die dem Reflexionsgesetz genügen (µ = 0),<br />
registriert. Die Einfallsebene des Strahls muss auch genau<br />
µ ν α ϕ<br />
α + ϕ<br />
2<br />
−1 2 59.74 6.610 33.18<br />
−1 3 69.14 32.27 50.71<br />
0 1 14.17 14.17 14.17<br />
0 2 29.31 29.31 29.31<br />
0 3 47.24 47.24 47.24<br />
0 4 78.21 78.21 78.21<br />
1 1 −24.75 65.25 20.25<br />
1 2 6.610 59.74 33.18<br />
1 3 32.27 69.14 50.71<br />
2 1 −30.26 96.61 33.18<br />
2 2 −1.200 88.80 43.80<br />
2 3 28.24 95.62 61.93<br />
3 1 −20.86 <strong>12</strong>2.27 50.71<br />
3 2 5.620 118.24 61.93<br />
senkrecht zu den Netzebenen stehen.<br />
Eine viel elegantere Methode ist die Pulvermethode (Debye und Scherrer). Der einfallende<br />
Strahl trifft auf ein feines Kristallpulver, dessen einzelne Kristalle regellos durcheinander liegen.<br />
Für jeden passenden Einfallswinkel gibt es einige Kristalle, die genau richtig orientiert sind.<br />
Zu jedem Paar (α, ϕ), für das es Intensitätsmaxima gibt, entstehen somit reflektierte Strahlen,<br />
die einen Kegelmantel mit dem Auftreffpunkt als Spitze bilden und einen Film schwärzen. Der<br />
Radius der Filmk<strong>am</strong>mer wird meistens so gewählt, dass der halbe Ablenkwinkel direkt in der<br />
Einheit mm abgelesen werden kann (1 ◦ = 1 mm).<br />
PSfrag replacements<br />
α+ϕ<br />
2<br />
50 60 70 80 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50<br />
E<br />
E<br />
r<br />
A<br />
Filmk<strong>am</strong>mer<br />
Abb.4.17.6 Debye-Scherrer-Aufnahme (Pulvermethode)<br />
α<br />
A<br />
Aufnahme mit KCl<br />
ϕ<br />
α + ϕ = Ablenkwinkel<br />
α + ϕ
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Grundlagen 1<br />
1.1 Grundgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />
1.2 Messfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.3 Messung linearer Zus<strong>am</strong>menhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
1.4 Wiederholung Elektrizität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.4.1 Der Teilchenbaukasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.4.2 Ladung und Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.4.3 Die Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
1.4.4 Das Ohm’sche Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2 Elektrostatik 13<br />
2.1 Das elektrische Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
2.2 Das Coulombsche Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
2.3 Das Feld von Punktladungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.4 Der Gauß’sche Satz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
2.5 Arbeit im elektrischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.6 Das Potential des elektrischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
2.7 Gegenüberstellung von Elektrostatik und Gravitation . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
2.8 Zus<strong>am</strong>menhänge zwischen E, ϕ und ϱ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
2.9 Kondensatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
2.10 Die Energie des elektrischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
2.11 Bewegung geladener Teilchen im elektrischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
2.11.1 Berechnung der Geschwindigkeit in einem beliebigen Feld . . . . . . . . . 38<br />
2.11.2 Bewegung im homogenen Feld (vollständige Lösung) . . . . . . . . . . . . 39<br />
2.<strong>12</strong> Die Elementarladung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
3 <strong>Elektrodyn<strong>am</strong>ik</strong> 43<br />
3.1 Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
3.1.1 Wiederholung Magnetismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
3.2 Der magnetische Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
3.3 Die Lorentzkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
3.4 Die Bewegungsinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
3.4.1 Gerader Leiter, v ⊥ Leiter und B ⊥ Leiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
3.4.2 Allgemeiner Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
3.4.3 Bewegung einer Leiterschleife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
<strong>12</strong>0
INHALTSVERZEICHNIS <strong>12</strong>1<br />
3.5 Das Induktionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
3.6 Wirbelfelder und Wirbelströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
3.7 Bewegung geladener Teilchen im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
3.8 Bewegung in kombinierten elektrischen und magnetischen Feldern . . . . . . . . . 58<br />
3.8.1 Der Massenspektrograf nach Thomson (1907) . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
3.8.2 Das Wienfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
3.8.3 Das Zyklotron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
3.9 Das Ampèrsche Durchflutungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
3.10 Berechnung von Magnetfeldern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
3.10.1 Die langgestreckte Spule (Solenoid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
3.10.2 Die Ringspule (Toroid) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
3.10.3 Das Magnetfeld einer beliebigen Stromverteilung . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
3.11 Induktivität und magnetische Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
3.<strong>12</strong> Netzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
3.<strong>12</strong>.1 Stromquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
3.<strong>12</strong>.2 Ohmsche Widerstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
3.<strong>12</strong>.3 Kapazitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
3.<strong>12</strong>.4 Induktivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />
3.<strong>12</strong>.5 Maschenregel und Knotenregel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />
3.13 Die Maxwell’schen Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
4 Elektromagnetische Schwingungen und Wellen 74<br />
4.1 Wechselströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
4.2 Kondensatoren und Spulen im Wechselstromkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
4.2.1 Ideale Kapazität (kein Ohm’scher Widerstand) . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
4.2.2 Reale Kapazität (mit Ohm’schem Widerstand) . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
4.2.3 Ideale Spule (kein Ohm’scher Widerstand) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />
4.2.4 Reale Spule (mit Ohm’schem Widerstand) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
4.3 Der elektrische Schwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
4.3.1 Der ideale Schwingkreis (kein Ohm’scher Widerstand) . . . . . . . . . . . 79<br />
4.3.2 Der reale Schwingkreis (R = 0) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
4.4 Resonanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
4.5 Die Dreipunktschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />
4.6 Die Wellengleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
4.6.1 Die fortlaufende Welle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
4.6.2 Stehende Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
4.7 Wellen auf Leitern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />
4.7.1 Die Oszillatorkette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />
4.7.2 Das Paralleldrahtsystem (Lechersystem) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />
4.7.3 Einseitig unendliches Lechersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
4.7.4 Endliches Lechersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
4.7.5 Das Koaxialkabel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
4.7.6 Wellen auf geraden Leitern - der Dipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
4.8 Elektromagnetische Wellen im Vakuum oder Dielektrikum . . . . . . . . . . . . . 96
INHALTSVERZEICHNIS <strong>12</strong>2<br />
4.8.1 Eigenschaften elektromagnetischer Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />
4.8.2 Energietransport mit elektromagnetischen Wellen . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
4.9 Reflexion und Brechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
4.10 Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />
4.10.1 Polarisation mit Polfiltern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />
4.10.2 Polarisation durch Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />
4.11 Summen von Sinusfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />
4.<strong>12</strong> Überlagerung von zwei gleichfrequenten Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
4.13 Zweistrahlinterferenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />
4.14 Das optische Gitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />
4.15 Beugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111<br />
4.16 Das elektromagnetische Spektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />
4.17 Beugung von Röntgenstrahlen an Kristallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
Index<br />
Äquipotentialfläche, 29<br />
Überführungsarbeit, 25<br />
Ableitung<br />
partielle, 3<br />
Amplitude, 80<br />
Ampèredefinition, 65<br />
Antiteilchen, 5<br />
Atome, 5<br />
Atomkern, 5<br />
Atommasse, relative, 41<br />
Atomuhr, 1<br />
Ausgleichsgerade, 4<br />
Basisgröße, 1<br />
Beugung, 113<br />
Bewegungsinduktion, 47<br />
Biot-Savart, Gesetz von, 67<br />
Bragg, <strong>12</strong>0<br />
Brechung, 103<br />
Brewster-Winkel, 106<br />
Coulomb, 7<br />
Coulomb’sches Gesetz, 18<br />
Debye-Scherrer, <strong>12</strong>1<br />
Dielektrikum, 96<br />
Dielektrizitätskonstante, 18<br />
Dipol, 96<br />
Drehkristallmethode, <strong>12</strong>1<br />
Dreipunktschaltung, 86<br />
Driftgeschwindigkeit, 8, 9<br />
Durchflutungsgesetz, Ampèr’sches, 64<br />
Effektivwerte, 75<br />
Eigenfrequenz, 1, 82<br />
Einheitensystem, 1<br />
Einschwingzeit, 84<br />
Elektrolyse, 41<br />
<strong>12</strong>3<br />
Elektron, 5<br />
Elektronenmasse, 37, 57<br />
Elektronenradius, 37<br />
Elektronenvolt, 38<br />
Elektrostatik, 15, 20<br />
Elementarladung, 5, 42, 57<br />
Elementarwelle, 113<br />
Elementarwellen, 103<br />
Elementarzelle, 118<br />
Energie<br />
des elektrischen Feldes, 36<br />
des Magnetfeldes, 69<br />
potentielle, 25<br />
Energiedichte, 36, 69<br />
Energietransport, 100<br />
Fadenstrahlrohr, 56<br />
Farad, 34<br />
Faraday-Käfig, 16<br />
Faradaykonstante, 41<br />
Fehler<br />
Feld<br />
absoluter, 3<br />
mittlerer, 3<br />
prozentualer, 3<br />
relativer, 3<br />
homogenes, 16, 26<br />
Feldenergie, 37<br />
Feldkonstante<br />
elektrische, 18<br />
magnetische, 18, 65<br />
Feldlinie<br />
elektrische, 15<br />
magnetische, 43<br />
Feldstärke<br />
Fluss<br />
elektrische, 14
INDEX <strong>12</strong>4<br />
elektrischer, 20<br />
magnetischer, 45<br />
Flussdichte, magnetische, 44<br />
Frequenz, 1, 81<br />
Galvanometer, ballistisches, 50<br />
Ganghöhe, 56<br />
Gangungenauigkeit, 1<br />
Gangunterschied, 108, 111, 118<br />
Gauß, 3, 4<br />
Gauß’scher Satz, 22, 45<br />
Gitter, 115<br />
Gitter, optisches, 111<br />
Gitterfunktion, 1<strong>12</strong><br />
Glanzwinkel, <strong>12</strong>0<br />
Halbleiter, 11<br />
Hallsonde, 51<br />
Hallspannung, 51<br />
Hauptmaxima, 1<strong>12</strong><br />
Helmholtz-Spulen, 56<br />
Henry, 68<br />
Huygens’sches Prinzip, 102<br />
Impedanz, 76<br />
Induktionsgesetz, 52<br />
Induktionsspannung, 47<br />
Induktionsstrom, 49<br />
Induktivität, 68, 71, 78<br />
Influenzladungen, 17<br />
Intensität, 101<br />
Interferenz, 109<br />
Kapazität, 33, 70<br />
Kilomol, 41<br />
Kilowattstunde, 9<br />
Kirchhoff, 7, 71<br />
Klemmspannung, 70<br />
Knotenregel, 71<br />
Koaxialkabel, 96<br />
Kondensator, 33, 70, 76<br />
Konstantan, 11<br />
Korkenzieherregel, 43<br />
Kraftflussdichte, 44<br />
Kraftstoß, 50<br />
Kreisbahn, 55<br />
Kreisfrequenz, 80<br />
Kreuzprodukt, 44<br />
Kristallgitter, 118<br />
Kugelkondensator, 35<br />
Ladung, 5<br />
Ladung, spezifische, 56<br />
Laplace-Gleichung, 32<br />
Laue, Max von, 118<br />
Lechersystem, 92<br />
Leistung, 8<br />
Leistung, mittlere, 74<br />
Leiter, <strong>12</strong><br />
Leiterschleife, 48<br />
Lenz’sche Regel, 49<br />
Lepton, 5<br />
Licht, sichtbares, 116<br />
Lichtgeschwindigkeit, 2, 18, 94<br />
Lichtjahr, 2<br />
Linienspektrum, 116<br />
Lorentzkraft, 46<br />
Länge, 2<br />
Magnetfeld, 43<br />
magnetischer Monopol, 45<br />
Magnetpole, 43<br />
Maschenregel, 71<br />
Masse, 2<br />
Masse, molare, 41<br />
Masseneinheit, atomare, 41<br />
Massenspektrograf, 58<br />
Maxwell, 72<br />
Maxwellgleichungen, 72<br />
Messreihe, 2<br />
Meter, 2<br />
Milikan, 42<br />
Mittelwert, 2<br />
Moleküle, 5<br />
Myon, 5<br />
Netzebene, 119<br />
Netzwerk, 70<br />
Neutrino, 5<br />
Neutron, 5
INDEX <strong>12</strong>5<br />
Ohm, 11<br />
Ohm’scher Widerstand, 70<br />
Ohm’sches Gesetz, 11<br />
Oszillatorkette, 92<br />
Paralleldrahtsystem, 92<br />
partielle Ableitung, 32<br />
Phase, 80<br />
Phasendifferenz, 108<br />
Phasenverschiebung, 76<br />
Photon, 5<br />
Plattenkondensator, 33<br />
Poisson-Gleichung, 32<br />
Polardiagr<strong>am</strong>m, 101<br />
Polarisation, 105<br />
Polfilter, 105<br />
Potential, 27<br />
Proton, 5<br />
Pulvermethode, <strong>12</strong>1<br />
Punktladung, 20<br />
Quarks, 5<br />
Randstrahlen, 114<br />
RC-Schaltung, 77<br />
Rechte-Hand-Regel, 43<br />
Rechtssystem, 43<br />
Reflexion, 104<br />
Reflexionsgitter, 119<br />
Resonanzfrequenz, 82, 85, 90<br />
Resonanzkurve, 84, 91, 116<br />
RL-Schaltung, 79<br />
Rogowski-Spirale, 63<br />
Röntgenstrahlung, 116, <strong>12</strong>0<br />
Röntgenstrukturanalyse, 41<br />
Rückkopplung, 86<br />
Scheitelspannung, 74<br />
Scheitelstrom, 74<br />
Schwingkreis<br />
idealer, 80<br />
realer, 82<br />
Schwingungsdauer, 81<br />
Schwingungsgleichung, 55, 80<br />
Schwingungsüberlagerung, 107<br />
Sekunde, 1<br />
Senderfunktion, 88<br />
Solenoid, 66<br />
Spannung, 8, 28, 47<br />
Spannungsabfall, 71<br />
Spannungsmesser, magnetischer, 63<br />
Spannungsstoß, 50<br />
Spannungsstoß, 63<br />
Spektrum, 85, 116<br />
spezifischer Widerstand, 10<br />
Spiegelgalvanometer, 51<br />
Spule, 78<br />
Stoffmenge, 41<br />
Stromquelle, 70<br />
Stromstärke, 7<br />
Stromwaage, 50<br />
Superposition, 13<br />
Superpositionsprinzip, 19<br />
Tauon, 5<br />
Tesla, 44<br />
Toroid, 66<br />
Totalreflexion, 104<br />
Umlaufspannung, 53<br />
Urspannung, 70<br />
Vektorprodukt, 44<br />
Verstärkung, 86<br />
Volt, 8<br />
Weber, 45<br />
Wechselstrom, 74<br />
Wechselstromwiderstand, 76<br />
Welle<br />
ebene, 98<br />
elektromagnetische, 98<br />
fortlaufende, 87<br />
stehende, 87<br />
Wellenfront, 102<br />
Wellengleichung, 73, 87, 93<br />
Wellenlänge, 89<br />
Wellenzahl, 88<br />
Widerstand, 10<br />
Wienfilter, 60
INDEX <strong>12</strong>6<br />
Wirbelfeld, elektrisches, 53<br />
Zeigerdiagr<strong>am</strong>m, 76<br />
Zeit, 1<br />
Zentralfeld, 22<br />
Zentripetalkraft, 55<br />
Zyklotron, 62<br />
Zählpfeil, 70