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19<br />
LUDWIG EMIL GRIMM<br />
1790 Hanau - Kassel 1863<br />
Bildnis eines vierzehnjährigen Mädchens<br />
Bleistift auf Papier.<br />
Rechts unten mit Bleistift bezeichnet: geb. 1824. zu Cassel / <strong>de</strong>l. ad viv Octob. 1838. / Cassel.<br />
Alte Montierung auf grauem Papier.<br />
155 x 135 mm<br />
Provenienz: Nachlass <strong>de</strong>s Künstlers – Maria von Eschwege (Urenkelin <strong>de</strong>s Künstlers) und General<br />
Otto Viktor Kühne – Privatsammlung, Hessen<br />
Die Zeichnung zeigt das Brustbild eines jungen Mädchens im Halbprofil nach links. Während <strong>de</strong>r Kopf<br />
und das Haar sehr sorgfältig mit feinen Schraffuren ausgearbeitet wur<strong>de</strong>n, sind Körper und Arme<br />
nur ange<strong>de</strong>utet. Dennoch erkennt man am ausgeschnittenen Kleid eine Bordüre, <strong>de</strong>n gekrausten<br />
Ärmelansatz und am Kopf eine Krone und die An<strong>de</strong>utung eines Schleiers. Das Mädchen hat das Haar<br />
in <strong>de</strong>r Mitte gescheitelt, zwei Haarsträhnen sind seitlich zu Zöpfen geflochten, die bogenförmig<br />
unter das Ohr gelegt und dahinter festgesteckt sind. Das übrige Haar ist zu einem Haarkranz geflochten,<br />
<strong>de</strong>r am Hinterkopf hochgesteckt ist.<br />
Auch ohne Signatur lässt sich das Blatt aufgrund stilistischer Merkmale, <strong>de</strong>s autographischen Befun<strong>de</strong>s<br />
und <strong>de</strong>r alten Montierung (durch <strong>de</strong>n Ehemann <strong>de</strong>r Urenkelin <strong>de</strong>s Künstlers, General Otto Viktor<br />
Kühne) zweifelsfrei als eine eigenhändige Zeichnung von Ludwig Emil Grimm (1790-1863) bestimmen.<br />
Das unbekannte junge Mädchen, das 1824 in Kassel geboren wur<strong>de</strong>, zeichnete Grimm offensichtlich<br />
im Hinblick auf seine historische Komposition Die Mohrentaufe von 1841 [Fig. 1] (heute: Brü<strong>de</strong>r Grimm-<br />
Museum Kassel, WV 1, S. 404-07, Ö 52). Abweichend von einer frühen Entwurfszeichnung von 1838<br />
(WV 1, 1990, S. 270, H 151) führte Grimm in späteren Entwurfsvarianten die Figur <strong>de</strong>r Taufpatin ein, einer<br />
Prinzessin, die ihre Hand auf <strong>de</strong>n Rücken <strong>de</strong>s knien<strong>de</strong>n Afrikaners legt. Für diese Figur hat wohl auch<br />
das Mädchen <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Zeichnung posiert, worauf Krone und Schleier hinzu<strong>de</strong>uten scheinen.<br />
Es existieren noch weitere Studien zur Figur <strong>de</strong>r Prinzessin nach an<strong>de</strong>ren weiblichen Mo<strong>de</strong>llen (WV 1,<br />
1990, S. 279, H 181-184), darunter eine, die laut Beschriftung ein Bildnis <strong>de</strong>r Hedwig von Scholley, geb.<br />
von Münchhausen zeigt (1822-1889). Aufgrund <strong>de</strong>s abweichen<strong>de</strong>n Geburtsdatums und an<strong>de</strong>rer Physiognomie<br />
kann sie nicht mit <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>ll i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Bisher konnte noch keine<br />
Vermutung geäußert wer<strong>de</strong>n, wen Grimm hier porträtiert hat, zumal die Informationen in <strong>de</strong>n Briefen<br />
und in <strong>de</strong>n Lebenserinnerungen für das Jahres 1838 sehr mager sind.<br />
Dr. Vera Leuschner<br />
Fig. 1: Mohrentaufe, Öl auf Leinwand,<br />
118 x 164 cm, Brü<strong>de</strong>r-Grimm-Museum,<br />
Kassel.