Jo sin die dann beklopp?
Jo sin die dann beklopp?
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FOTOs: RHeiniscHes BilDaRcHiV.<br />
Jahre regelmäßig erschienen und<br />
großen Anklang fanden. So lasen<br />
<strong>die</strong> Kölner Bürger unter anderem<br />
<strong>die</strong> Artikelserie »Et Köbesche<br />
schriev...« mit wachsender Begeisterung,<br />
doch wer sich tatsächlich<br />
dahinter verbarg, klärte sich erst<br />
Jahre später. Lis Böh le galt als eine<br />
der beliebtesten und bekanntesten<br />
Mundartautorinnen, doch sie<br />
bevorzugte ihr stilles, zurückgezogenes<br />
Leben.<br />
Sie arbeitete freiberuflich für den<br />
Rundfunk, schrieb Hörspiele und<br />
machte sich einen Namen als erste<br />
Mundartsprecherin des WDR. Als<br />
ihrem Mann 1933 von den Nationalsozialisten<br />
Schreibverbot erteilt<br />
wurde, sorgte Lis Böhle für den Unterhalt<br />
der Familie. 1937 erschien ihr<br />
Hein PaFFRaTH: ecH KölscH DiRecK us DeR BleiFeDDeR<br />
Hein(z) Paffrath wurde am 23. März 1901 im Kölner Eigelsteinviertel geboren.<br />
Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Über sein Leben ist wenig<br />
bekannt, nur dass er seit Ende der 1930er Jahre bei der Kölner Niederlassung<br />
der Firma Siemens arbeitete. Anscheinend war er sozial sehr engagiert, denn<br />
er wurde zum Betriebsratsmitglied gewählt, später sogar zum Vorsitzenden.<br />
Bereits als Schuljunge begann er,<br />
Mundarttexte zu verfassen. Mit 15<br />
Jahren schrieb er das Gedicht »Ömmerspillcher«,<br />
das in der Zeit schrift<br />
»Jung-Köln« abgedruckt wurde.<br />
1949 erschien <strong>die</strong> erste Auflage seiner<br />
Ge dichtsammlung »Ech Kölsch<br />
direck vum Faaß« (Weiteres zu<br />
<strong>die</strong>sem Buch S. 24ff). Hein Paffrath<br />
engagierte sich sehr im Heimatverein<br />
Alt-Köln. So erklärte man<br />
ihn 1970 zum Ehren mitglied und<br />
feierte 1971 seinen 70. Geburtstag<br />
im großen Rahmen. Zu <strong>die</strong>ser Feierlichkeit<br />
ließ es sich Hein Paffrath<br />
nicht nehmen, seine Gedichte selbst<br />
vorzutragen, wie er es immer am<br />
liebsten getan hatte. Einige Jahre<br />
später war er aus gesund heitlichen<br />
Gründen dazu nicht mehr in der<br />
Lage. Im Alter von 78 Jahren starb<br />
Hein Paffrath am 1. Mai 1979.<br />
Lis Böhle erstes Buch »Himmel und Äd“. Weitere<br />
Hein Paffrath, Zeichnung aus der<br />
folgen: »Schwatz op wieß« (1940),<br />
2. Auflage von »Ech Kölsch«<br />
»Zwesche Ring un Rhing« (1947), »Jeck op Kölle« (1955), »Kölsche Saison«<br />
(1963), »Kölle, ming Welt« (1979) und »Levve un levve loße« (1981).<br />
Familie Böhle-Schmitt lebte von 1942 bis 1945 in Oberstdorf. Zum<br />
ersten und letzten Male verließ Lis Böhle für so lange Zeit ihre Heimatstadt<br />
Köln. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich fast völlig aus dem<br />
juPP scHMiTz: VOM KOnzeRTPianisTen zuM<br />
sTiM MunGssänGeR<br />
öffentlichen Leben zurück. Bedingt durch ihre schlechte gesundheitliche<br />
Es gibt alte kölsche Lieder, <strong>die</strong> <strong>sin</strong>d so berühmt, dass sie heute noch jedes<br />
Verfassung schrieb sie nur noch selten. Mit ihrer Tochter Sonja lebte sie<br />
Kind kennt. »Wer soll das bezahlen?«, »Wir kommen alle in den Himmel«<br />
gemeinsam in Köln bis zu deren Tod im Februar 1990. Nur wenige Monate<br />
oder »Am Aschermittwoch ist alles vorbei« – <strong>die</strong>se drei gehören auf jeden<br />
später, am 29. Oktober 1990, starb auch Lis Böhle.<br />
Fall dazu. Die Melo<strong>die</strong>n stammen aus der Feder von Jupp Schmitz, der am<br />
15. Februar 1901 geboren wurde. Jupp Schmitz, von den Kölnern liebevoll<br />
»der Schnäuzer« genannt, ist einer der bekanntesten Kölner Karnevalsstars<br />
der Nachkriegszeit, obwohl er seine Karriere als klassischer Pianist<br />
begonnen hatte. Seit seiner Kindheit bekam er Klavierunterricht und ließ<br />
sich anschließend am Konserva to rium zum Konzertpianisten aus bilden.<br />
Danach spielte er in Kaffee häusern oder machte Musik in Stum mfilmkinos.<br />
Obwohl er Mitte der 20er Jahre Willi Ostermann auf dessen Wunsch hin bei<br />
Auftritten und Tourneen begleitete, dauerte es noch einige Zeit, bis Jupp<br />
Schmitz seine karnevalistische Veranlagung entdecken sollte.<br />
Zunächst arbeitete er als Komponist: Sein erstes Lied entstand, als er über<br />
seine Tätigkeit als freier Mitarbeiter beim Reichssender Köln während der<br />
30er Jahre Kurt Feltz kennenlernte und <strong>die</strong>ser ihn bat, einen seiner Texte<br />
zu vertonen: »Gib’ acht auf dein Herz Margarethe«. In der folgenden Zeit<br />
kamen zahlreiche weitere Vertonungen und selbstgetextete Lieder hinzu.<br />
KaRneValisTiscHes unTeRHalTunGsTalenT<br />
Während des Zweiten Weltkriegs trat Jupp Schmitz bei Unterhaltungsabenden<br />
für <strong>die</strong> Soldaten der Wehrmacht auf und entdeckte sein Potenzial,<br />
<strong>die</strong> Menschen von der Bühne aus zu begeistern. Gleich nach seiner Rück -<br />
kehr nach Köln wandte sich der »Schnäuzer« dem Karneval zu und hatte<br />
1948 mit dem Nonsens-Lied »Fitzlafutzlakaja« und mit »Ich fahr’ mit<br />
16 klaaf Stadtkultur<br />
Stadtkultur<br />
klaaf 17